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    dorli Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 13. Februar 2018
    "Hilfreich"-Bewertungen: 24
    273 Rezensionen
    Nordseenebel Heike Denzau
    Nordseenebel (Buch)
    07.10.2019

    Nordseenebel

    Der Flensburger Kaffeekönig Hans-Joachim Freersen hat die Faxen dicke und beendet das Schmarotzerleben seines Sohnes Raphael, indem er ihm endgültig den Geldhahn zudreht. Raphael bleibt nichts anderes übrig, als das Erbe seines kürzlich verstorbenen Onkels anzutreten: eine stark renovierungsbedürftige Doppelhaushälfte auf Föhr samt dazugehöriger Detektei.

    Raphael hat nicht vor, Detektiv zu spielen und stöbert eher gelangweilt als interessiert durch die noch offenen Fälle seines Onkels. Dabei stößt er auf den Fall der spurlos verschwundenen Dalika Gordon. Seine Neugierde ist geweckt und da er gerade nichts Besseres zu tun hat, will er ein wenig nachforschen, stellt sich dabei allerdings alles andere als geschickt an…

    In dem ersten Band ihrer neuen Krimireihe um den Privatdetektiv Raphael Freersen zeigt Heike Denzau einmal mehr, dass sie ein überaus gutes Händchen für außergewöhnliche Figuren hat. Mit dem 32-jährigen Raphael schickt die Autorin eine Hauptfigur ins Rennen, die auf den ersten Blick alles andere als sympathisch wirkt – der bisherige Lebemann ist ein ausgesprochener Flegel, der ohne Rücksicht auf die Gefühle seiner Mitmenschen ausspricht, was er denkt. Dass er mit dieser direkten Art überall aneckt, stört ihn dabei kaum bis gar nicht. Damit sein ungehobeltes Benehmen nicht überhandnimmt, hat Heike Denzau Raphael ein paar Wegbegleiter zur Seite gestellt, die ihm Paroli bieten. Besonders seine nicht auf den Mund gefallene Assistentin Imme stutzt den Jung-Detektiv immer wieder zurecht. Und auch die 83-jährige Putzfrau Mommsen weiß sich schlagfertig zu behaupten.

    Es ist Heike Denzau ganz hervorragend gelungen, Humor und Spannung miteinander zu verknüpfen. Situationskomik und fesselnde Krimihandlung sorgen durchweg für ein kurzweiliges Lesevergnügen und bieten zudem viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln. Es macht einfach Spaß, das Ermittlerteam der Friesendetektei zu begleiten und ihnen bei ihren Nachforschungen wie auch bei ihren privaten Angelegenheiten über die Schultern zu schauen.

    Punkten kann die Autorin auch mit einer großen Portion Lokalkolorit – ich konnte mir die Schauplätze auf Föhr alle sehr gut vorstellen und wurde schnell von der Nordseeküsten-Atmosphäre eingefangen.

    „Nordseenebel“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger Krimi, der mit lebhaften Charakteren und einer spannenden Handlung zu überzeugen weiß.

    Kärntner Kesseltrieb Alexandra Bleyer
    Kärntner Kesseltrieb (Buch)
    07.10.2019

    Kärntner Kesseltrieb

    Im normalerweise beschaulichen Mölltal geht es wieder drunter und drüber – der kauzige Aufsichtsjäger Sepp Flattacher hat einmal mehr alle Hände voll zu tun, in seinem Revier für Ordnung zu sorgen. Nervige Touristen, die seinen Hochsitz besetzt haben, eine Cannabisplantage in seinem Wald, ein neuerdings florierender Drogenhandel und eine Schlangeninvasion machen Sepp das Leben schwer. Damit nicht genug, auch der immerwährende Zwist mit seinem Nachbarn Heinrich Belten geht in die nächste Runde…

    „Kärntner Kesseltrieb“ ist bereits der vierte Fall für Sepp Flattacher, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

    Alexandra Bleyer zeigt auch in diesem Flattacher-Abenteuer wieder, dass sie ein gutes Händchen für amüsante Krimiunterhaltung hat. Neben ganz viel Situationskomik sind es vor allen Dingen Sepps lockere Sprüche und seine bissigen Kommentare in Mundart, die die Ermittlungen zu einem großartigen Lesevergnügen werden lassen.

    Obwohl Sepp wieder einmal beweist, dass er ein Querkopf ist und Charme und Liebenswürdigkeit nicht zu seinen herausragenden Eigenschaften gehören, zeigt sich doch, dass er sein Herz am rechten Fleck trägt - um Jungjäger Reini vor dem Absturz in die Drogenhölle zu bewahren, legt er sich nicht nur mit einer üblen Verbrecherbande, sondern auch mit einer ganzen Horde Klapperschlangen an.

    Wortwitzig, schwarzhumorig, situationskomisch - „Kärntner Kesseltrieb“ bietet durchweg kurzweilige Unterhaltung.
    Die Schwestern vom Ku'damm Die Schwestern vom Ku'damm (Buch)
    01.10.2019

    Wunderbare Zeiten

    In ihrer großen 50er-Jahre-Trilogie „Die Schwestern vom Ku'damm“ nimmt Brigitte Riebe den Leser mit auf eine spannende Zeitreise in das Nachkriegsjahrzehnt nach Berlin. Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Wohlstand prägen den Alltag, die vom Krieg gezeichnete Stadt blüht auf, das Leben ist wieder bunter – zumindest im Westteil der Stadt.

    „Wunderbare Zeiten“ ist der zweite Band der Trilogie und spielt in den Jahren 1952 bis 1957. Da die Ereignisse in diesem Band auf die Geschehnisse des ersten Teils aufbauen, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Nach Rike steht diesmal mit der 29-jährigen Silvie die mittlere der Thalheim-Schwestern im Zentrum des Geschehens.

    Die im ersten Teil noch sehr sprunghafte Silvie hat ihren Platz im Berufsleben gefunden - allerdings nicht im familieneigenen Modekaufhaus, sondern beim Rundfunk. Silvie ist als Redakteurin und Moderatorin mit ihrer neuen Sendung beim RIAS äußerst erfolgreich. Während es mit der Karriere steil bergauf geht, sieht es im Privatleben der lebenslustigen Silvie etwas anders aus. Besonders die Sorgen um ihren Zwillingsbruder Oskar, der körperlich und psychisch versehrt aus langjähriger Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist, reißen nicht ab. Außerdem wird ihr Wunsch nach einer eigenen Familie immer lauter, Silvie sehnt sich nach einem Mann an ihrer Seite, nach einem Kind und einem behaglichen Zuhause…

    Schon nach wenigen Seiten hat mich die Welt der Thalheims wieder gefangen genommen. Brigitte Riebe lässt ihre Protagonistinnen auch in diesem Band viele Höhen und Tiefen durchmachen. Während das Kaufhaus große Erfolge feiert, bringen herbe Schicksalsschläge Silvie und ihre Lieben immer wieder ins Straucheln – die kleinen und großen Katastrophen wirken dabei genauso wie die Glücksmomente echt und wie aus dem Leben gegriffen und lassen den Leser Seite um Seite mit den Akteuren mitleiden und mitfiebern.

    Brigitte Riebe hat das Leben und den Alltag der Thalheims eng mit dem historischen Geschehen der 50er Jahre und der Entwicklung Berlins verflochten. Unzählige Details aus allen Lebensbereichen sorgen für Authentizität und lassen ein vielschichtiges Bild von Ort und Zeit vor den Augen des Lesers entstehen. Nicht nur große Ereignisse wie Berlinale, Arbeiteraufstand und Fußballweltmeisterschaft lässt die Autorin ihre Akteure miterleben, die Thalheims agieren auch an vielen bekannten Stätten und begegnen zahlreichen Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Kultur.

    „Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten“ hat mir sehr gut gefallen. Eine gut ausbalancierte Mischung aus Familiengeschichte und spannender Historie, die mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß - ein durchweg mitreißendes Leseerlebnis.
    Weil du mich hältst Weil du mich hältst (Buch)
    30.09.2019

    Weil du mich hältst

    In ihrer Orphan-Train-Serie erzählt Jody Hedlund die Geschichte der Waisenzugbewegung der 1853 gegründeten Children's Aid Society - eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, benachteiligte Kinder und Jugendliche aus New York in den Mittleren Westen umzusiedeln, um ihnen so eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

    „Weil du mich hältst“ spielt im Herbst 1859 und ist der dritte und abschließende Teil der Serie um die aus Deutschland stammenden Neumann-Schwestern, der Roman ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände gut verständlich. In diesem Buch steht mit der 17-jährigen Sophie die jüngste der drei Schwestern im Mittelpunkt des Geschehens.

    Sophie hat sich die letzten zwei Jahre in Boston mehr schlecht als recht durchs Leben geschlagen, sich aber trotz der widrigen Umstände liebevoll um die Waisenkinder Olivia und Nicholas gekümmert. Zurück in New York werden Sophie und ihre Freundin Anna Zeugen eines Mordes und müssen untertauchen. Sie beschließen, mit einem Waisenzug gen Westen zu fahren und hoffen, in Illinois ein gutes Zuhause für sich und die beiden Kleinen zu finden…

    Jody Hedlund gelingt es ganz hervorragend, die schwierigen Lebensumständen der Menschen im 19. Jahrhundert in New York mit wenigen Worten anschaulich zu beschreiben. Sehr mitreißend schildert die Autorin, dass Arbeitslosigkeit und Armut den Alltag besonders für ledige Mütter zu einem stetigen Überlebenskampf gemacht haben und Kriminalität und Prostitution oft die einzigen Wege war, sich und ihre Kinder zu versorgen.

    Zudem thematisiert Jody Hedlund, dass das Bestreben der Children's Aid Society, den Waisenkindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen, nicht immer von Erfolg gekrönt war – neben den vielen Fällen, in denen Kinder ein fürsorgliches Zuhause gefunden haben gibt es genauso viele, in denen die Kinder viel Leid erfahren haben, von ihren Geschwistern getrennt aufwachsen mussten, als billige Arbeitskräfte ausgenutzt oder sogar misshandelt wurden.

    Für Sophie wird die Reise in den Westen zu einer weiteren Bewährungsprobe – ihre einzige Sorge gilt Olivia und Nicholas, doch ihr Wunsch, sich weiterhin um die Kinder zu kümmern, lässt sich nicht so einfach realisieren, wie sie gehofft hat. Des Weiteren kämpft Sophie mit starken Schuldgefühlen; sie sieht nur ihre Fehler und Defizite und hält sich für eine Versagerin. Bis auch sie wie ihre Schwestern ihr persönliches Glück finden kann, gilt es daher, zahlreiche Herausforderungen zu meistern.

    „Weil du mich hältst“ hat mir sehr gut gefallen. Wie schon die vorhergehenden Bände liest sich auch dieses Buch trotz der ernsten Themen angenehm zügig. Jody Hedlund hat mir mit ihren facettenreichen Schilderungen einen interessanten Einblick in die Arbeit der Children's Aid Society ermöglicht und mich zudem mit ihrer lebendigen Erzählweise bestens unterhalten. Es hat Spaß gemacht, die drei Neumann-Schwestern kennenzulernen und sie auf ihren Wegen zu begleiten.
    Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle Stuart Turton
    Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle (Buch)
    10.09.2019

    Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle

    Die Familie Hardcastle hat zu einem Maskenball nach Blackheath House eingeladen. Blackheath ist ein abgelegenes, vernachlässigt wirkendes Anwesen inmitten eines Waldes. Auch Aiden Bishop ist dort, allerdings nicht als er selbst - er erwacht im Körper des Gastes Sebastian Bell und hat zudem sein Gedächtnis verloren. Dass etwas ganz und gar nicht stimmt, erkennt Aiden, als er am zweiten Tag die Ereignisse des Vortages in einem anderen Körper und damit aus einer anderen Perspektive noch einmal erlebt.

    Am dritten Tag bekommt Aiden von einem Mann in einem Pestdoktorkostüm seine Aufgabe und den weiteren Ablauf erklärt – Aiden soll den Mord an Evelyn Hardcastle, der Tochter des Hauses, aufklären. Er wird dafür acht Tage Zeit haben und in acht unterschiedliche Personen schlüpfen. Nur wenn er das Rätsel in der vorgegebenen Zeit löst, darf er Blackheath wieder verlassen. Ansonsten beginnt alles von vorn…

    Stuart Turton erzählt diese Geschichte sehr anschaulich und wartet mit einer Fülle von Details auf. Der Autor schafft mit seinen Beschreibungen eine tolle Atmosphäre, ich fühle mich direkt auf dieses englische Landgut katapultiert, mitten hinein in eine illustre Gesellschaft. Schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt von Aidens Erlebnissen und habe gespannt das Geschehen verfolgt.

    Der Roman besticht vor allen Dingen durch seine abwechslungsreiche, vielschichtige Handlung. Neben dem stetigen Wechsel von einer Person zur nächsten - Aiden erlebt manchmal nur Bruchstücke eines Tages in einem Wirt und wechselt daher mehrfach zwischen den einzelnen Personen hin und her - halten zahlreiche Ereignisse, immer neue Anhaltspunkte, aufgedeckte Hintergründe, stutzig machende Widersprüche und überraschende Wendungen sowie auch die unterschiedlichen Eigenheiten der Wirte, die Aiden sich nach und nach sehr geschickt zunutze macht, das Geschehen lebendig. Damit seinem Protagonisten nicht langweilig wird, hat der Autor die Suche nach dem Mörder noch ein wenig aufgepeppt: es gibt Rivalen, die das gleiche Ziel verfolgen wie Aiden. Ein Wettstreit, den am Ende nur einer gewinnen kann.

    Obwohl der Ablauf der Dinge eigentlich jeden Tag der gleiche ist, bekommt der Leser immer wieder eine neue Geschichte präsentiert, weil sich der Blickwinkel auf die Ereignisse ständig ändert. Daraus ergibt sich ein faszinierendes Verwirrspiel, das Stuart Turton ganz hervorragend konstruiert und ausgeklügelt hat – jeder einzelne Handlungsfaden wurde äußerst sorgsam verwoben, so dass der gesamte Verlauf der Handlung stimmig ist und am Ende keine Fragen offen bleiben. Trotz der unzähligen Details habe ich zu keiner Zeit den Überblick über die Geschehnisse verloren, wobei ich allerdings zugeben muss, dass ich sehr konzentriert lesen musste. Kein Krimi, den man mal so eben nebenbei liest.

    „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ hat mir sehr gut gefallen - ein außergewöhnlicher Kriminalroman, der mit einer verzwickten Handlung, zahlreichen Wendungen und einer nicht vorhersehbaren Auflösung zu überzeugen weiß.

    Tod an der Seebrücke Gerd Kramer
    Tod an der Seebrücke (Buch)
    27.08.2019

    Tod an der Seebrücke

    Husum. Die Kommissare Flottmann und Hilgersen werden an einen Tatort in einer Schobüller Nobelvilla gerufen. Die Spurenlage und das Video aus einer Überwachungskamera lassen den Mord an dem 25-jährigen Sohn des Villenbesitzers Wilhelm Küster vermuten, doch von dem offenbar erstochenen Alexander fehlt jede Spur…

    Zur gleichen Zeit entdeckt die Ärztin Lena Abendroth in einer vor einem Laden für Geschenkartikel ausgestellten Skulptur aus Strandgut einen menschlichen Oberarmknochen. Als Lena sich die Figur nach einer Stöberrunde im Laden noch einmal genauer ansehen will, wurde diese bereits verkauft. Lenas Spürsinn ist geweckt…

    „Tod an der Seebrücke“ ist bereits der dritte Fall für den aus dem Rheinland stammenden Hauptkommissar Waldemar Flottmann und dem Husumer Kommissar Gustav Hilgersen, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

    Gerd Kramer beginnt diesen Krimi mit einem genauso spannenden wie grausamen Prolog: Sabrina erwacht aus tiefer Bewusstlosigkeit. Die schwer verletzte Frau liegt in einem Boot und sieht zwei Gestalten vor sich. Statt Sabrina zu helfen, holt einer der Männer mit einem Metallrohr aus und schlägt zu – mehr erfährt der Leser an dieser Stelle nicht. Ob der Mann tatsächlich Sabrina erschlagen oder womöglich seinen Kumpel niedergestreckt hat, bleibt zunächst einmal offen.

    Im Folgenden erwartet den Leser ein raffiniert gestrickter Krimi – der vermeintliche Mord in der Küster-Villa und mehrere Todesfälle werfen im Handlungsverlauf immer neue Fragen auf, die dem Leser reichlich Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Hintergründe, mögliche Zusammenhänge und die Identität des Täters geben. Mehrere Handlungsstränge, unterschiedliche Schauplätze und häufige Perspektivewechsel sorgen zudem für ein lebhaftes und abwechslungsreiches Geschehen.

    Neben Flottmann und Hilgersen, deren frotzelnde Wortgefechte durchweg für gute Unterhaltung sorgen, ist auch der hochsensible Musiker Leon Gerber wieder mit von der Partie und unterstützt die Kommissare bei ihren Ermittlungen. Außerdem gibt es bei der Kripo Husum einen Neuzugang: Rita Förster. Rita ist Spurensicherungskraft und wurde vom Autor mit einem eigenwilligen Charakter ausgestattet. Auch wenn Flottmann glaubt, dass sie und er keine Freunde werden, passt die resolute Vierzigjährige prima ins Team.

    Gerd Kramer kann auch mit einer großen Portion Lokalkolorit punkten. Viele in die Handlung eingeflochtene Besonderheiten Nordfrieslands sorgen für eine herrliche Nordseeküstenatmosphäre und runden das Geschehen in diesem Küstenkrimi prima ab.

    „Tod an der Seebrücke“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger Krimi, der mit einer fesselnden Handlung und einem typisch norddeutschen Humor punkten kann.
    Verrückt nach Karten Verrückt nach Karten (Buch)
    06.08.2019

    Verrückt nach Karten

    „Verrückt nach Karten“ ist eine Kartensammlung, die den Leser/Betrachter auf eine abenteuerliche Reise quer durch Literatur und Historie mitnimmt. Der Atlas ist wie eine Expedition in unterschiedliche Fantasielandschaften – es geht nach Mittelerde, Oz, Nimmerland, Narnia, Asgard, in die Scheibenwelt, auf die Schatzinsel und in viele weitere literarische Welten.

    Die abgebildeten Karten haben mich Seite um Seite fasziniert. Von farbenprächtig gestalteten Karten über eine Doppelseite und historischen Weltansichten bis hin zu kleinen Handskizzen auf liniertem Papier ist alles dabei. An manchen Illustrationen kann man sich gar nicht sattsehen, so detailreich und kunstvoll sind sie gezeichnet.

    Auch die begleitenden Texte sind interessant und haben mich sehr gut unterhalten. Neben Huw Lewis-Jones selbst erzählen Autoren, Illustratoren, Journalisten und Grafikern davon, welche Bedeutung Karten für sie persönlich haben. Sie berichten von ihren ersten Berührungen mit Karten, lassen den Leser an ihren Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebnissen mit Karten teilhaben und schildern, wie bestehende Karten und deren Geschichten ihre eigenen Arbeiten beeinflusst haben.

    „Verrückt nach Karten“ ist ein Buch zum immer wieder anschauen, weil man auf den Karten immer wieder etwas Neues entdeckt. Ein großartiges Nachschlagewerk für alle Freunde von Literatur und fantastischen Geschichten.
    Ohle, B: Aller toten Dinge sind drei Ohle, B: Aller toten Dinge sind drei (Buch)
    05.08.2019

    Aller toten Dinge sind drei

    Elsa van Graaf - seit wenigen Wochen die Assistentin von Astrid Stegmeier, der Präsidentin des Landfrauenverbands - fährt gemeinsam mit ihrer Chefin anlässlich der Eröffnung des alljährlichen Herbstmarktes nach Uplengen in Ostfriesland.

    Das friedliche Landleben entpuppt sich schnell als trügerisch, denn am Morgen vor dem Herbstmarkt finden drei Männer vor ihrer jeweiligen Hautür ein sogenanntes Totenheck - ein längliches Holzbrett, auf dem ihr Name sowie ihr Geburts- und Todestag eingraviert sind, wobei letzteres auf den kommenden Tag datiert ist. Schnell ist allen klar, dass es sich hier nur um eine Morddrohung handeln kann…

    „Aller toten Dinge sind drei“ ist ein humorvoller Krimi, der nicht nur spannende Unterhaltung bietet und zum Mitraten und Miträtseln einlädt, sondern in dem man ganz nebenbei auch etwas über die vielfältigen Aktivitäten der Landfrauen erfährt.

    Elsa ist eine Protagonistin, der man gerne folgt. Die Mittdreißigerin agiert furchtlos und legt dabei diese besondere Neugierde an den Tag, die nur Hobbyermittler innehaben. Sie hört sich um und fragt sich durch, sammelt Hinweise und kombiniert messerscharf. Ihre Ermittlungen wirken dabei durchweg echt und natürlich, weil sie stets im Rahmen ihrer Möglichkeiten bleibt und auch mal etwas Unsinniges macht, wie zum Beispiel einem Dodge Pick-up mit einem Fleischhammer hinterhersprinten.

    „Aller toten Dinge sind drei“ hat mir sehr gut gefallen. Der Krimi kommt zwar nicht mit nervenaufreibender Höchstspannung daher, kann dafür aber mit einer liebenswerten Ermittlerin, viel Humor und einer großen Portion Lokalkolorit punkten.
    Ufer der Erinnerung Ufer der Erinnerung (Buch)
    05.08.2019

    Ufer der Erinnerung

    Chicago, 1897. Anna Nicholson wird in wenigen Monaten den Bankierssohn William Wilkinson heiraten, obwohl sie sich seit dem Kurzbesuch bei ihrer Großmutter Geesje in Holland/Michigan zu dem angehenden Pastor Derk hingezogen fühlt. Doch Annas Adoptivvater steckt in finanziellen Schwierigkeiten und die Hochzeit mit William ist der einzige Weg, die Nicholsons vor dem sicheren Ruin zu bewahren.

    Anna möchte ihr Leben nach der Bibel ausrichten, doch das ist leichter gesagt als getan, denn zum einen lassen ihr die gesellschaftlichen Verpflichtungen und Aktivitäten kaum Zeit, sich mit Gottes Wort zu beschäftigen, und zum anderen lehnen sowohl ihre Adoptiveltern wie auch William Gespräche über geistliche Themen ab.

    Der Aufenthalt in Michigan hat Annas Wunsch bestärkt, Licht in das Dunkel um ihre leiblichen Eltern zu bringen – eine Spurensuche, die der High-Society nicht verborgen bleibt und die Gerüchteküche zum Brodeln bringt…

    Ein zweiter Handlungsstrang spielt in Michigan. Die 17-jährige Cornelia ist mit ihrem Großvater aus den Niederlanden ausgewandert und findet bei Geesje eine Bleibe. Cornelia hat Furchtbares erlebt und bräuchte dringend Hilfe, doch Geesje findet nur schwer Zugang zu dem Mädchen…

    „Ufer der Erinnerung“ ist die Fortsetzung von „Töchter der Küste“ – obwohl ich den ersten Band nicht gelesen habe, konnte ich dem Geschehen bestens folgen und war schnell mit den Akteuren vertraut. Beide Handlungsstränge werden von der Autorin sehr mitreißend erzählt. Man fiebert mit Anna mit, ob sie mehr über ihre Wurzeln herausfindet; genauso leidet man mit Cornelia mit und hofft, dass sie Heilung finden wird.

    Lynn Austin stellt ein wichtiges Thema in den Mittelpunkt ihrer Geschichte - es geht um Klatsch und Tratsch, um üble Nachrede, um das Verbreiten von Gerüchten bis hin zum Mobbing. Um zu verdeutlichen, welche zerstörerische Kraft in Gerüchten steckt, hat Lynn Austin das Thema auf vielfältige Weise in die Handlung eingebaut.

    So darf Anna weder ihren Glauben ausleben, noch kann sie sich für ein soziales Projekt engagieren, weil befürchtet wird, dass es Gerede gibt und damit Williams Ansehen und Karriere schaden nehmen könnte.
    Williams Ex-Freundin Clarice verbreitet Gerüchte, um sie als Instrument für ihren Racheplan zu nutzen.
    Aus Angst vor Klatsch und Tratsch verbietet Großvater Marinus Cornelia, sich ihren Kummer von der Seele zu reden und nimmt dabei in Kauf, dass Cornelia ihre furchtbaren Erlebnisse nicht verarbeiten kann und ihren Lebenswillen verliert.
    Annas Freundinnen lästern über eine Bekannte, deren Vater in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist und schließen sie aus der Gemeinschaft aus.

    Am Ende sind es ihre innere Stärke und vor allen Dingen ihr gewachsener Glaube, die Anna trotz aller Unwegsamkeiten die richtigen Entscheidungen treffen und ihr Glück finden lassen.

    „Ufer der Erinnerung“ hat mir sehr gut gefallen – eine Geschichte, die aufzeigt, dass man seinen eigenen Weg gehen und sich nicht von den Ansichten und dem Gerede anderer ausbremsen lassen sollte.



    Sterbenstörtchen Beate Ferchländer
    Sterbenstörtchen (Buch)
    30.07.2019

    Sterbenstörtchen

    Ein kleiner Ort in Österreich nahe der tschechischen Grenze. Hier führt Hanna Stadler seit vielen Jahren die einträgliche Gastwirtschaft der Familie und hofft, dass ihre schwer kranke Mutter ihr den Betrieb in Kürze überschreiben wird. Doch weit gefehlt - die 80-jährige Dolores hat anderes im Sinn. Sie informiert ihre Töchter Hanna, Gerda und Paula über eine besondere Klausel in ihrem Testament, die besagt, dass nur die Tochter erbt, die ihren nichtsnutzigen Ehemann vor Dolores Ableben loswird. Egal wie.

    Nach dieser überraschenden Verkündung beraten die Schwestern über ihr weiteres Vorgehen, denn so ganz Unrecht hat Dolores mit ihren Behauptungen über ihre Schwiegersöhne nicht. Willi ist ein wilder Schürzenjäger, Reinhold ein weltentrückter Alt-Hippie und Alex ein arroganter Schläger. Da für langwierige Scheidungen die Zeit fehlt, muss eine schnellere Lösung her: Gattenmord. Im betrunkenen Zustand klügeln die Schwestern scherzhaft einen Plan aus – und schon kurze Zeit später ist der erste Taugenichts tot…

    Beate Ferchländer versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann dieses schwarzhumorigen Krimis zu ziehen. Ein mörderisches Familiendrama, das einmal begonnen, nicht mehr zu stoppen ist.

    Die Geschichte wird aus Sicht der mittleren Schwester Hanna erzählt. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erfährt nach und nach von den rücksichtslosen Aktivitäten der Ehemänner und dem bisher tatenlosen Erdulden der Bosheiten durch die Schwestern. Als Leser neigt man zur Schadenfreude, als ein Nichtsnutz nach dem anderen sein Leben lassen muss, denn Dolores hatte Recht, die Kerle sind die reinste Plage. Wer allerdings für die plötzlichen Todesfälle verantwortlich ist, ist nicht so offensichtlich, wie man auf den ersten Blick vermuten mag, auch wenn der engstirnige Chefinspektor Hartinger die Schwestern natürlich fest im Visier hat.

    Auch die locker in die Handlung eingeflochtenen alten Briefe von Frieda S., einer zur lieben Freundin gewordenen Kurbekanntschaft von Dolores, haben mich immer wieder schmunzeln lassen. Frieda versorgt Dolores nicht nur mit leckeren Rezepten, sondern erklärt auch ganz nebenbei, wie sie die Männer in ihrem Umfeld „pflegt“.

    Jeder der zahlreichen Akteure bekommt schnell ein Gesicht und bringt mit seinen Eigenarten, Besonderheiten und Macken eine Menge Schwung in die Handlung, so dass bis zum dramatischen Finale für beste Unterhaltung gesorgt ist. Am Ende offenbaren sich mehr Lügen und Geheimnisse, als allen Beteiligten lieb ist, aber man ist nach den jüngsten Ereignissen als Familie zusammengewachsen und erträgt diese Unwuchten des Lebens gemeinsam.

    „Sterbenstörtchen“ hat mir sehr gut gefallen – ein herrlich schwarzhumoriges Lesevergnügen.
    Zeit aus Glas Ulrike Renk
    Zeit aus Glas (Buch)
    26.07.2019

    Zeit aus Glas

    In ihrer auf wahren Begebenheiten beruhenden Seidenstadt-Saga erzählt Ulrike Renk von den dramatischen Erlebnissen der jüdischen Familie Meyer während der NS-Zeit.

    „Zeit aus Glas“ ist der zweite Band der Saga und knüpft direkt an die Geschehnisse des ersten Teils an. Ich halte es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da man so das Leben und das Schicksal der Meyers besser nachempfinden kann.

    Ruth ist mittlerweile 17 Jahre alt und das Leben, wie sie es gekannt hat, zerbricht immer mehr. Nach der Reichspogromnacht im November 1938 haben die Meyers ihr Zuhause verloren. Die Anfeindungen und Diskriminierungen gegenüber Juden werden mit jedem Tag massiver. Als die Lage sich für die Meyers bedrohlich zuspitzt, beschließt Ruth, sich für eine Stelle als Haushaltshilfe in England zu bewerben…

    Ulrike Renk schildert in diesem Band sehr ausführlich, wie sich das Leben der Meyers nach dem Verlust ihres Hauses verändert. Wie sehr die vielen Einschränkungen alle belasten. Wie Angst und Verzweiflung immer größer werden und die Hoffnung schwindet, dass sich doch noch alles zum Guten wendet. Wie Ruth ihre Emotionen beiseite schiebt und sich bemüht, mit alltäglicher Routine in der Spur zu bleiben und gleichzeitig nach einem Ausweg für ihre Familie sucht. Wie ihre Mutter unter der Last der Ereignisse zusammenbricht und ihr Vater zumindest Teile des ehemaligen Vermögens zu retten versucht. Mir hat die detaillierte Darstellung der Geschehnisse sehr gut gefallen, weil dadurch deutlich wird, was die Menschen in dieser schrecklichen Zeit durchmachen mussten und wie die wachsende Bedrohung den Einzelnen innerhalb weniger Monate verändert hat.

    Auch der zweite Band der Seidenstadt-Saga hat mir sehr gut gefallen - eine mitreißende Mischung aus realer Lebensgeschichte und fiktiver Handlung, die anschaulich und eindringlich erzählt wird und den Leser intensiv an dem Schicksal einer jüdischen Familie teilhaben lässt.
    Manche mögen's tot Tatjana Kruse
    Manche mögen's tot (Buch)
    24.07.2019

    Manche mögen's tot

    In der Krimikomödie „Manche mögen's tot“ - dem dritten Fall für die ungleichen 60plus-Zwillingsschwestern Konny und Kriemhild - erwartet den Leser neben turbulenten Mordermittlungen wieder eine geballte Ladung Kruse-Humor.

    Kriemhild verlässt im Morgengrauen die kleine Frühstückspension der Schwestern, um in der nahe gelegenen Schleifbachklinge nach Pilzen zu suchen. Plötzlich durchbrechen Schüsse und der Schrei einer Frau die morgendliche Stille. Neugierig schleicht Kriemhild in Richtung Lärmursprung und beobachtet, wie ein Mann sich bemüht, die Leiche einer Frau in den Kofferraum seiner Limousine zu bugsieren. Ein ungeschickter Tritt auf einen trockenen Zweig entlarvt die heimliche Beobachterin, weitere Schüsse krachen und strecken Kriemhild nieder…

    Kriemhild überlebt dieses fiese Attentat nicht nur, sie hat auch erkannt, wer da am frühen Morgen sein Unwesen getrieben hat: Kurt Giesing, eine lokale Berühmtheit. Da die Polizei sich dem Fall nur zögerlich annimmt, beschließt Kriemhild, ihren Tod vorzutäuschen, um den Killer in Sicherheit zu wiegen, während sie auf eigene Faust Ermittlungen anstellt – und damit nimmt das Drama seinen Lauf…

    Tatjana Kruse zeigt auch in diesem Schnüffelschwestern-Abenteuer wieder, dass sie ein Händchen für spaßige Krimiunterhaltung hat. Auch wenn der Kriminalfall nicht mit atemloser Höchstspannung daherkommt, sorgen eine riesige Portion Wortwitz und ganz viel Situationskomik für eine schwungvolle Handlung und lassen die chaotischen Mordermittlungen damit zu einem großartigen Lesevergnügen werden.

    Der Clou in diesem Krimi sind ganz eindeutig die herrlichen und zum Teil recht skurrilen Figuren. Neben der hageren Kriemhild und der drallen Konny begegnet man nicht nur vielen alten Bekannten, sondern trifft auch auf ein paar Neuzugänge, die mit ihren Eigenarten und Macken die Welt der K & K-Schwestern bereichern: den patenten Concierge Lambert habe ich ebenso schnell ins Herz geschlossen wie das jüngste Mitglied der illustren Pensionsgästeschar– über den 5-jährigen Wilmer und seinen grenzenlosen Forscherdrang kann man sich prächtig amüsieren. Auch Graupapagei Chuck Norris und Nacktkater Amenhotep sind auch wieder mit von der Partie und tragen mit frechen Sprüchen bzw. eigensinnigen Gehabe ihren Teil zur Unterhaltung bei.

    „Manche mögen's tot“ hat mich rundum begeistert – der einzigartige Kruse-Humor garantiert ein effektives Training der Lachmuskulatur.
    Fuchs, K: Zwei Handvoll Leben Fuchs, K: Zwei Handvoll Leben (Buch)
    15.07.2019

    Zwei Handvoll Leben

    In ihrem Roman „Zwei Handvoll Leben“ erzählt Katharina Fuchs aus den Leben ihrer Großmütter Anna Tannenberg und Charlotte Feltin, beide geboren im Oktober 1899. Anna und Charlotte wachsen in ganz unterschiedlichen Verhältnissen auf - Anna mit fünf Geschwistern in einem ärmlichen Haushalt inmitten des Spreewalds; Charlotte als einziges Kind eines Gutbesitzers auf einem Gut in der Nähe von Chemnitz.

    Schon nach wenigen Seiten zeigt sich, dass Katharina Fuchs nicht nur intensiv in ihrer Familiengeschichte recherchiert hat, sondern auch in der Lage ist, ihr gesammeltes Wissen mitreißend an den Leser weiterzugeben. Die Autorin schildert die Erlebnisse ihrer beiden Protagonistinnen so echt und wie aus dem Leben gegriffen, dass ich beim Lesen oft die Stimmen meiner eigenen Großmütter im Ohr hatte, die damals zwar andere, aber doch irgendwie ähnliche Dinge erlebt haben.

    Im stetigen Wechsel begleitet man Anna und Charlotte zu den wichtigen Stationen in ihrem Leben und erfährt in den zahlreichen Episoden, wie sie ihren Alltag meistern. Anna, die zunächst eine Schneiderlehre macht und dann in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten das große Glück hat, eine Stelle als Verkäuferin im Berliner Kaufhaus KaDeWe zu ergattern; und Charlotte, die sich darauf vorbereitet, einmal das väterliche Gut zu übernehmen und in die Leipziger Gesellschaft eingeführt wird. Unzählige Details sorgen nicht nur für Authentizität, sondern vor allen Dingen für eine lebhafte Handlung und lassen damit ein sehr vielschichtiges Bild der damaligen Zeit vor den Augen des Lesers entstehen.

    Im Verlauf der Handlung erfährt man, wie die beiden Frauen Weltkriege, Wirtschaftskrise und Inflation überstanden haben. Was sie erreicht haben. Welche Fehler sie gemacht haben. Welches Leid sie erdulden mussten. Wie sie mit Veränderungen umgegangen und an Herausforderungen gewachsen sind. Und wie sie ihre große Liebe verloren und dennoch ihr persönliches Glück gefunden haben.

    Anna und Charlotte begegnen sich am Ende des Buches im Nachkriegs-Berlin anlässlich der Hochzeit ihrer Kinder zum ersten Mal – zwei ungleiche Frauen, die so viel Unterschiedliches erlebt haben und doch durch ein ähnliches Schicksal miteinander verbunden sind.

    „Zwei Handvoll Leben“ hat mich durchweg begeistert. Es war interessant und mitreißend, Anna und Charlotte kennenzulernen, sie auf ihren Wegen durch eine ereignisreiche, aufwühlende Zeit zu begleiten und Kummer und Furcht, aber auch Glück und Freude mit ihnen zu teilen.
    Franke, T: Area 3 Franke, T: Area 3 (Buch)
    10.07.2019

    Area 3

    In seinem Jugendthriller „Area 3“ entführt Thomas Franke den Leser ungefähr 30 Jahre in die Zukunft. Die Welt, wie wir sie heute kennen, hat sich im technischen Bereich auf eine realistische Weise kontinuierlich weiterentwickelt. Mitte des 21. Jahrhunderts ist jeder mit jedem vernetzt, digitale Assistenten regeln persönliche Belange und den Haushalt, der Straßenverkehr wurde automatisiert.

    Berlin. Der 16-jährige Tad ist begeisterter VR-Gamer. Ausgerüstet mit einem Cyberhelm und einem Anzug, der virtuelle Welten auch fühlbar macht, ist er mit seinen Freunden Thor, JB und der geheimnisvollen Ms Violet in dem Onlinegame „Area 3“ unterwegs. Eines Tages führt eine Aufgabe im Spiel Tad durch ein Tor in eine Welt, die nicht nur um ein Vielfaches realer wirkt, als alle virtuellen Welten, die Tad bisher kennengelernt hat, sondern die auch auf eine erschreckende Art und Weise mit der realen Welt verknüpft zu sein scheint. Gleichzeitig kommt es auch in Tads realem Leben zu merkwürdigen Ereignissen – Menschen sind plötzlich nicht mehr erreichbar und die intelligente Haustechnik spielt verrückt. Tad und seine Freunde wollen herausfinden, was hinter allem steckt und bekommen es dabei mit einem mächtigen Gegner zu tun…

    Thomas Franke hat einen flüssig zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich mittendrin in einer Welt, in der intelligente Software in vielen Bereichen des Lebens die Regie übernommen hat und habe gespannt das Geschehen verfolgt und mit den Akteuren mitgefiebert.

    Besonders gut gefallen hat mir, dass Tad und seine Freunde nicht nur actionreiche Abenteuer und rasante Verfolgungsjagden erleben und dabei mit den Gefahren und Problemen, die mit der Digitalisierung des Alltags einhergehen, konfrontiert werden, sondern dass sie darüber hinaus im Verlauf der Handlung auch interessante Gespräche über Unrecht, Schuld und Gerechtigkeit führen und erkennen, wie wichtig es ist, Menschlichkeit und Nächstenliebe nicht aus den Augen zu verlieren.

    Auch der Humor kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Besonders amüsiert habe ich mich über Tinkerbell. Tinkerbell ist Tads Assistenzsoftware, die als kleines Elfen-Hologramm aufpoppt und ihm mit Rat und Tat zur Seite steht. Sie hat einen etwas eigenwilligen Charakter und sorgt mit frechen Sprüchen und ihrer manchmal etwas schnippischen Art für gute Unterhaltung.

    Unvorhersehbare Ereignisse und Wendungen sorgen zudem dafür, dass die Spannung in diesem so realitätsnahen Zukunftsszenario auf einem hohen Niveau bleibt und die Sogwirkung bis zur letzten Seite nicht abreißt.

    „Area 3“ hat mir sehr gut gefallen. Ein großartiges Leseerlebnis – spannend, unterhaltsam und mit einem Thema, über das man aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung unseres Alltags unbedingt nachdenken sollte.


    Sahler, M: Zarin und der Philosoph Sahler, M: Zarin und der Philosoph (Buch)
    17.06.2019

    Die Zarin und der Philosoph

    In ihrem historischen Roman „Die Zarin und der Philosoph“ nimmt Martina Sahler den Leser mit auf eine spannende Reise in das 18. Jahrhundert nach St. Petersburg und erzählt aus dem Leben von Katharina der Großen.

    Für diesen zweiten Teil ihrer St. Petersburg-Reihe - der auch ohne Kenntnis des ersten Bandes bestens verständlich ist - hat Martina Sahler die historischen Ereignisse zwischen 1762 und dem Jahr 1775 mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und ein vielschichtiges und glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierten Schilderungen der Ereignisse haben mich eine Welt aus Lug und Trug, Intrigen und Verrat aber auch aus Liebe und Leidenschaft miterleben lassen.

    Katharina II. ist eine intelligente, temperamentvolle Frau, die sich nach einem Staatsstreich im Juli 1762 zur Zarin ausrufen lässt. Sie will ihrem Land eine neue Struktur geben und das Reich nach Westen öffnen. Ihr fortschrittliches Denken setzt sie allerdings nicht in allen Bereichen konsequent um, die Leibeigenschaft bleibt Bestandteil der gesellschaftlichen Ordnung. Widerstand und Rebellion lassen nicht lange auf sich warten…

    Der Philosoph Stephan Mervier reist gemeinsam mit seiner Frau Johanna im Auftrag Friedrich des Großen nach St. Petersburg. Er soll Katharinas Vertrauen gewinnen und dem preußischen König über ihre Pläne und Vorhaben berichten. In St. Petersburg lernt Stephan den Journalisten Lorenz Hermann kennen und lässt sich von dessen Absicht, für die Freiheit und Selbstbestimmung aller Menschen zu kämpfen, mitreißen…

    Martina Sahler hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil und erzählt sehr anschaulich von Katharinas Art zu leben und zu herrschen. Das St. Petersburg des 18. Jahrhunderts wird facettenreich und farbenprächtig dargestellt - alles, was die Menschen damals beschäftigt und bewegt hat, findet man in der Handlung wieder. Alltag, Politik und gesellschaftliche Gepflogenheiten fließen genauso in die Handlung ein, wie die Privilegien des Adels und das Elend der Armen.

    „Die Zarin und der Philosoph“ hat mir sehr gut gefallen - eine spannende, mit vielen historischen Fakten verwobene Geschichte. Es war interessant, das vielfältige Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten und damit einen Einblick in die Historie Russlands zu bekommen.

    Die Alpen sehen und sterben Isabella Archan
    Die Alpen sehen und sterben (Buch)
    13.06.2019

    Die Alpen sehen und sterben

    Maria „Mitzi“ Schlager macht ein paar Tage Urlaub in Kufstein. Während eines nächtlichen Spaziergangs wird sie Zeugin eines Mordes – ein Mann wird über ein Brückengeländer in den Inn geworfen. Der Täter bemerkt Mitzi und verschwindet. Doch schon am nächsten Tag begegnen die beiden sich wieder…

    „Die Alpen sehen und sterben“ ist ein Kriminalroman der besonderen Art, denn der Mörder wird dem Leser bereits auf den ersten Seiten vorgestellt. Über Täter und Motiv miträtseln und mitgrübeln - ein Detail, das mir bei Krimis eigentlich sehr wichtig ist - fällt hier also weg. Dennoch hat mich MörderMitzis erster Fall durchweg gefesselt. Grund dafür war zum einen die ungewöhnliche Hauptfigur und zum anderen das eigentümliche Zusammenspiel der Akteure.

    Mitzi ist seit einem tragischen Ereignis in ihrer Kindheit traumatisiert und wirkt auf den ersten Blick naiv und verträumt. Wenn sie etwas erzählt, schweift sie oft ab und vermischt Realität und Fantasie. Mit ihrer Andersartigkeit hat sie nicht nur mich schnell in ihren Bann gezogen, auch der Auftragskiller Sam ist von ihrer Erscheinung hingerissen. Nach ihrer ersten Begegnung auf der Brücke provoziert er weitere Treffen und schon bald entwickelt sich zwischen den beiden eine seltsame Vertrautheit. Mitzi fühlt sich mehr und mehr zu Sam hingezogen, sie ist fasziniert von dem Mann, hat aber gleichzeitig Angst vor ihm und ist entsetzt, wie kaltblütig er seine Aufträge ausführt.

    Während die ehrgeizige Agnes Kirschnagel von der Polizeiinspektion Kufstein und der vorübergehend dienstuntauglich geschriebene Frankfurter Hauptkommissar Heinz Baldur versuchen, den Mörder zur Strecke zu bringen, begreift Mitzi, dass Sam ein Serientäter ist und gestoppt werden muss. Dennoch kann sie sich nicht dazu durchringen, den polizeilichen Ermittlern den entscheidenden Hinweis zu geben. Ihre Gefühle fahren immer schneller Achterbahn – um die rasante Fahrt zu stoppen, entschließt sie sich zu einer dramatischen Aktion…

    „Die Alpen sehen und sterben“ hat mir sehr gut gefallen – ein spannender, tiefgründiger Krimi, der mit einer originellen Protagonistin und einer guten Prise Humor punkten kann.
    Voll aufs Maul Voll aufs Maul (Buch)
    11.06.2019

    Voll aufs Maul

    In seinem Erstlingswerk „Voll aufs Maul“ schickt Florian Göttler den Jung-Literaten Paul Schmerz hinaus in die weite Welt – Geschichtenerzähler Paul geht auf Lesereise und macht u. a. halt in Zwickau, Greifswald, Paderborn und Tuttlingen und hat mit seinen Texten tatsächlich so etwas wie Erfolg. Neue Geschichten müssen her und auf der Suche nach Inspiration urlaubt Paul in Ägypten, reist nach Thailand und verbringt einige Zeit im indischen Goa. Göttler hat dabei wenig Mitleid mit seinem Protagonisten und lässt Paul von einer vertrackten Situation in die nächste stolpern…

    Florian Göttler wartet in diesem Büchlein mit allerlei skurrilen Kurzgeschichten auf, die er in eine unterhaltsame Rahmenhandlung eingebettet hat. Die ganz unterschiedlichen Episoden lassen den Leser immer wieder Schmunzeln, ab und an den Kopf schütteln und manchmal auch nachdenklich werden, denn hinter derben Sprüchen, kuriosen Begebenheiten und reichlich Situationskomik versteckt sich eine große Portion Gesellschaftskritik.

    Es hat Spaß gemacht, Paul auf seinen Reisen zu begleiten und die vielfältigen Erlebnisse und Erfahrungen mit ihm zu teilen – also, auf zu neuen Abenteuern Paul Schmerz! Auf nach Brooklyn! Es gibt sicherlich noch viele schräge Geschichten, die erzählt werden wollen.
    Das Handelshaus Axel S. Meyer
    Das Handelshaus (Buch)
    11.06.2019

    Das Handelshaus

    In seinem historischen Roman „Das Handelshaus“ entführt Axel S. Meyer den Leser in die 1560er Jahre und erzählt die Geschichte vom Untergang des Handelshauses der Familie Loytz – eine im 15. und 16. Jahrhundert in Stettin ansässige Kaufmannsfamilie, deren Mitglieder es mit dem Herings-, Getreide- und Salzhandel und ihren Bankgeschäften zu großem Reichtum gebracht hatten und zeitweise sogar als „Fugger des Nordens“ bezeichnet wurden. Axel S. Meyer hat die historischen Ereignisse der Region und die Fakten, die über das Leben der Loytz bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Handlung verknüpft und diesen Roman damit zu einer interessanten, kurzweiligen Zeitreise werden lassen.

    Axel S. Meyer hat einen flüssig zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich mittendrin in einem Gerangel um Geld und Macht und habe gespannt das umtriebige Geschehen verfolgt.

    Während Michael Loytz als ältester dreier Brüder nach dem Tod des Familienpatriarchen die Leitung des Handelshauses übernommen hat, hat Stephan einige Jahre in Italien studiert und strebt jetzt eine Beteiligung im Familienunternehmen an. Simon hat die tragischen Umstände rund um den Tod seines Vaters nie verarbeiten können und ist dem Alkohol verfallen. Zwischen Michael und Stephan kommt es zu einigen Zwistigkeiten – neben dem Kampf um die Führung des Handelshauses und dem Umgang mit Simons Schicksal entzweit auch die Liebe zu der Kaufmannstochter Leni die beiden Brüder.

    Die Akteure wirken allesamt echt und glaubwürdig, sie haben Ausstrahlung, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten. Besonders gut gefallen hat mir das Zusammenspiel von fiktiven und historischen Figuren. Das Leben und Wirken der historischen Persönlichkeiten wird einleuchtend mit der Romanhandlung verwoben, so dass ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit entsteht. Vor allem der für seine verschwenderische Hofhaltung bekannte Kurfürst Joachim II. von Brandenburg agiert überzeugend und bereichert mit seinen Machenschaften die Szenerie.

    „Das Handelshaus“ hat mir sehr gut gefallen. Die lebendig erzählte Geschichte rund um den Niedergang einer Kaufmannsdynastie hat mir nicht nur kurzweilige Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in ein Stückchen nordeuropäischer Historie ermöglicht.
    Rache am Ammersee Inga Persson
    Rache am Ammersee (Buch)
    21.05.2019

    Rache am Ammersee

    Dießen am Ammersee. Carola Witt – Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro des Bundestagsabgeordneten Johannes Ludwig - hat eine im Gasthaus Sailerwirt stattfindende Bürgerversammlung organisiert. Grund der Veranstaltung ist der Neubau einer Gastronomie in Seenähe. Wer Pächter der neuen Wirtschaft wird, soll durch einen Wettbewerb entschieden werden. Die während der Zusammenkunft aufbrandende Diskussion über diese Neuigkeit findet ein jähes Ende, als bekannt wird, dass das Gemeinderatsmitglied Ruprecht Prestel mit seinem Gleitschirm abgestürzt ist…

    „Rache am Ammersee“ ist bereits der zweite Fall für die aus Schleswig-Holstein stammende Carola Witt - dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des vorherigen Bandes verständlich.

    Inga Persson hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und wartet mit einer großen Portion Lokalkolorit auf. Neben intensiven Landschaftsbeschreibungen steht vor allen Dingen die lokale Politik im Mittelpunkt des Geschehens, denn das geplante Gastronomieprojekt schlägt hohe Wellen und sorgt für reichlich Unmut in der Bevölkerung.

    Die eigentliche Krimihandlung will allerdings nicht in Schwung kommen. Dabei ist der Start noch recht vielversprechend, denn man ist als Leser dabei, als der Täter seinen mörderischen Plan umsetzt und Ruprecht Pretzel auf raffinierte Art und Weise den Garaus macht. Danach gibt es jedoch keine wirklichen Höhen und Tiefen mehr, keine Überraschungen oder unvorhersehbaren Wendungen und irgendwie auch keine Ermittlungen, da der stets übellaunige Kommissar Meisinger und sein Kollege Pollinger fast bis zum Schluss von einem tragischen Unglück ausgehen und Carola, die laut Klappentext das kriminalistische Tun des Mörders aufdecken will, meist mit anderen Dingen beschäftigt ist. Zu allem Überfluss ist dann auch die Identität des Mörders am Ende keine Überraschung mehr, da man sich schon früh zusammenreimen kann, wer hier der Bösewicht ist.

    „Rache am Ammersee“ konnte meine Erwartungen nicht erfüllen. Zuviel Drumherum drängt das Krimigeschehen in den Hintergrund, so dass einfach keine Spannung aufkommen will.
    Avanzini, L: Am Ende nur ein kalter Hauch Avanzini, L: Am Ende nur ein kalter Hauch (Buch)
    16.05.2019

    Am Ende nur ein kalter Hauch

    Carla Bukowski, Gruppeninspektorin beim LKA Wien, steckt mitten in einem Mordfall mit einer Leiche, die dem Aussehen nach ihre Doppelgängerin hätte sein können, als sie die Nachricht vom Tod ihrer geliebten Großmutter Rosalba erhält. Auch wenn Carla eigentlich nicht der Sinn nach einem Zusammentreffen mit ihrer leidigen Verwandtschaft steht, fährt die Ermittlerin unverzüglich in ihr Heimatdorf Prumbach. Als sie sich zwei Tage später auf dem Rückweg nach Wien befindet, erreicht sie ein Anruf ihres Bruders Sebastian – er bittet Carla um Hilfe, denn sein 20-jähriger Sohn Daniel wurde entführt…

    „Am Ende nur ein kalter Hauch“ ist bereits der dritte Fall für Carla Bukowski - dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände bestens verständlich.

    Lena Avanzini versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihres Kriminalromans zu ziehen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt nicht nur Carlas Ermittlungen hautnah mit, sondern erfährt zudem in mehreren Rückblenden einiges aus ihrer Vergangenheit - dramatische Ereignisse, die während ihrer Teenagerzeit stattgefunden haben und die in dem aktuellen Fall eine nicht unerhebliche Rolle spielen.

    Falsche Fährten, mehrere Verdächtige sowie immer neue Hinweise, Indizien und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und haben mir genauso wie die zahlreichen im Handlungsverlauf auftauchenden Fragen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv und Identität des Täters gegeben. Überraschungen und Wendungen sorgen zudem dafür, dass die Sogwirkung des Krimis bis zur letzten Seite nicht abreißt.

    „Am Ende nur ein kalter Hauch“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger Krimi, der neben einer fesselnden Handlung ganz besonders mit einer eigenwilligen Ermittlerin punkten kann.
    Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Buch)
    15.05.2019

    Golden Cage

    Stockholm. Faye und Jack lernen sich 2001 während ihrer Studienzeit an der Handelshochschule kennen und lieben. Die beiden bauen gemeinsam ein Unternehmen auf, sind damit äußerst erfolgreich und führen ein luxuriöses Leben. Nach der Geburt ihrer Tochter Julienne redet Jack Faye ein, dass es für alle am besten wäre, wenn sie der Familie zuliebe das Unternehmen verlassen würde. Zur Hausfrau degradiert, besteht Fayes Alltag nur noch aus langweiligen Treffen mit anderen Frauen aus der Oberschicht und dem fieberhaften Bemühen, Jack weiterhin zu gefallen…

    Camilla Läckberg verwendet viel Zeit darauf, den Leser mit Faye und ihrem Umfeld vertraut zu machen. Sowohl Fayes derzeitiges Leben inmitten der nur auf Äußerlichkeiten bedachten High Society wie auch ihre Ziele und Träume, die sie als junge Frau hatte, als sie – mit einem dunklen Geheimnis im Gepäck – nach Stockholm gekommen ist, werden ausführlich geschildert.

    Mehrere Rückblicke in das Jahr 2001 zeigen Faye als eine Frau, die stark ist. Die sich weder ausnutzen noch schikanieren lässt. Die einen unerschütterlichen Ehrgeiz an den Tag legt und die, wenn sie es für notwendig hält, auch kaltblütig agiert. Da will das Bild der verheirateten Faye, die sich zunehmend selbst verliert und Jacks wachsende Verachtung und seine Demütigungen nicht wahrnimmt bzw. einfach hinnimmt, so gar nicht passen. Zumindest fällt es schwer, ihre Wandlung nachzuvollziehen und ich habe mich gefragt, warum eine so intelligente, zielstrebige Frau sich derart von ihrem Mann unterbuttern lässt. Als Faye Jack in flagranti mit einer jüngeren Frau erwischt, erwacht ihr Kampfgeist plötzlich zu neuem Leben und sie schmiedet einen Racheplan… der Camilla Läckberg leider in Art, Umfang und Durchführung genauso unglaubwürdig geraten ist, wie die gegensätzliche Verhaltensweise ihrer Protagonistin.

    Ich mag den Schreibstil von Camilla Läckberg sehr und war bisher immer begeistert von ihren Fjällbacka-Krimis, aber mit „Golden Cage“ hat mich die Autorin nicht überzeugen können. Kurzbeschreibung und Leseprobe hatten mich eine fesselnde, mitreißende Geschichte erwarten lassen, doch dort, wo ich das Besondere erwartet habe, habe ich nur Durchschnitt und unglaubwürdige Handlung bekommen und bin entsprechend ein wenig enttäuscht (2,5/5).
    Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben Marie Lacrosse
    Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben (Buch)
    08.05.2019

    Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben

    In ihrem historischen Roman „Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben“ entführt Marie Lacrosse den Leser in die 1870er Jahre in die Pfalz und ins Elsass und zeichnet ein eindrucksvolles Bild der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche historische Fakten und Gegebenheiten wurden mit einer spannenden fiktiven Handlung verwoben und ermöglichen dem Leser einen umfassenden und facettenreichen Blick auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen zur damaligen Zeit.

    „Aufbruch in ein neues Leben“ ist der zweite Band der mitreißenden Familiensaga rund um die Weinhändler-Familie Gerban und knüpft direkt an die Geschehnisse des ersten Teils an. Ich halte es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannenden Fortsetzung noch erhöht.

    Marie Lacrosse hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder mit den Akteuren vertraut und habe gespannt das Geschehen verfolgt. Die Geschichte beginnt im Februar 1871 und wird in mehreren Handlungssträngen erzählt.

    Der Krieg ist zu Ende und Franz Gerban versucht, seinen Platz im Leben zu finden. Gar nicht so leicht für den beinamputierten knapp 21-Jährigen, denn sein Vater Wilhelm versucht ihn mit hinterhältigen Machenschaften zu gängeln. Franz Mutter Pauline – sie wurde auf Wilhelms Veranlassung wegen ihrer Laudanum-Sucht in die Irrenanstalt Klingenmünster eingewiesen – verweigert mittlerweile jeglichen Kontakt zu ihm. Außerdem ist seine große Liebe Irene spurlos verschwunden.

    Pauline erholt sich zunächst und versucht einen Ausweg aus ihrer Verwahrung zu finden, wird aber mit Medikamenten ruhiggestellt. Erst als in der Anstalt eine Pocken-Epidemie ausbricht, wendet sich das Blatt für sie.

    Irene ist mittlerweile Mutter eines Sohnes und versucht, den Lebensunterhalt für sich und den kleinen Fränzel als Textilarbeiterin in einer Tuchfabrik zu verdienen. Sie arbeitet bis zur völligen Erschöpfung und hat dennoch kaum genug zum Leben. Als sie den Arbeiterführer Josef kennenlernt, hofft sie auf eine bessere Zukunft.

    Marie Lacrosse wartet mit einer Fülle spannender Themen auf, die die Menschen damals bewegt und beschäftigt haben. Neben der Produktion von Wein geht es um die katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Fabriken und die ersten Versuche der Arbeiter, die Zustände zu verbessern. Es geht um Kinderarbeit, Unfallschutz und gerechtere Löhne. Außerdem werden die unwürdigen Verhältnisse in der Psychiatrie sowie damals anerkannte Heilmethoden beleuchtet. Und auch die Probleme bezüglich der politischen Zugehörigkeit Elsass-Lothringens nach dem Deutsch-Französischen-Krieg spart die Autorin nicht aus.

    „Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben“ hat mir sehr gut gefallen – eine spannende, mit vielen historischen Fakten verwobene Familiengeschichte, die anschaulich und lebendig erzählt wird.



    Die Tote vom Titlis Die Tote vom Titlis (Buch)
    07.05.2019

    Die Tote vom Titlis

    In ihrem Kriminalroman „Die Tote vom Titlis“ nimmt Monika Mansour den Leser mit in die faszinierende Gletscherwelt der Schweizer Alpen. Es geht hoch hinauf auf die Bergstation des Titlis. Eigentlich ein atemberaubendes Erlebnis - doch weder die zwanzig Gäste einer in der Gletschergrotte stattfindenden Hochzeit noch der Luzerner Ermittler Cem Cengiz und die Staatsanwältin Eva Roos, die ihr Flitter-Wochenende in Engelberg mit einem Besuch auf dem Gipfel des Titlis abrunden wollen, können das Alpenidyll mit den schneebedeckten Bergen genießen, denn ein Schuss setzt der Beschaulichkeit ein jähes Ende. Die Braut wurde während der Zeremonie in der Grotte ermordet! Damit nicht genug, ein gewaltiger Schneesturm macht die Anwesenden - unter ihnen natürlich auch der Mörder - zu Gefangenen auf dem Berggipfel. Ein von der Autorin großartig ausgeklügeltes Verwirrspiel beginnt, das die Ermittler in höchstem Maße fordert und den Leser zum Miträtseln einlädt.

    Monika Mansour hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Schon nach wenigen Seiten entwickelt die Handlung einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann. Es ist spannend und sehr unterhaltsam, das Miteinander und Gegeneinander der illustren Hochzeitsgäste in dieser für sie extremen Situation zu beobachten. Nicht nur, dass jeder Einzelne seine Eigenheiten und Macken hat, auch die Beziehungen und Verwicklungen zwischen den Familienangehörigen, Trauzeugen sowie Freunden und Bekannten des Brautpaares sind mehr als explosiv und geben dem Verwirrspiel rund um den Mord immer wieder neuen Zündstoff. Der Täter nutzt dies raffiniert aus und scheint Cem und Eva bis zur überraschenden Auflösung immer einen Schritt voraus zu sein.

    „Die Tote vom Titlis“ hat mir sehr gut gefallen – ein Krimi, der mit seinen zahlreichen Überraschungen und Wendungen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen lässt. Ein absolut spannendes Leseerlebnis.
    Weiß, S: Perlenfischerin Weiß, S: Perlenfischerin (Buch)
    01.05.2019

    Die Perlenfischerin

    In ihrem Roman „Die Perlenfischerin“ nimmt Sabine Weiß den Leser mit auf eine Reise ins mittelalterliche Norddeutschland und wartet mit einer lebendig erzählten Mischung aus Historie, Familiengeschichte, Spannung und Romantik auf. Die Autorin hat die historischen Ereignisse rund um die Wende zum 13. Jahrhundert mit einer facettenreichen fiktiven Geschichte verknüpft und damit ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit gezeichnet.

    Sabine Weiß hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich mit den Figuren vertraut und habe gespannt das Geschehen verfolgt. Die Autorin erzählt sehr anschaulich, so dass ich mir nicht nur die Handlungsorte und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte, ich habe auch Seite um Seite mit den Akteuren gelebt und gelitten.

    Die Handlung beginnt Ende Oktober 1189 – Heinrich der Löwe hat mit seinen Truppen nach kurzer Belagerungszeit die Handelsstadt Bardowick zerstört und damit auch das Schicksal der Familie Ostmann neu bestimmt. Die Familie wird in den Wirren des Überfalls getrennt – während es Baumeister Gerold mit seiner Frau Magda und dem 8-jährigen Sohn Bendix nach Lübeck verschlägt, wird die schwer verletzte 6-jährige Ida von der Einsiedlerin Neslin am Ufer der Ilmenau gefunden. Ida, die jegliche Erinnerung an ihr bisheriges Leben verloren hat, wächst in Neslins Hütte im Wald nahe dem Fluss auf und entwickelt sich zu einer hervorragenden Perlenfischerin. Als Ida viele Jahre später Hinweise über ihre Abstammung erhält, macht sie sich auf die Suche nach ihrer Familie…

    Die Ostmanns durchleben über vierzig Jahre hinweg viele Höhen und Tiefen und müssen nicht nur ihren Alltag meistern, sondern werden im Verlauf der Handlung auch mit den Dingen konfrontiert, die die Menschen damals beschäftigt und bewegt haben. Sowohl die politische Lage, das Machtgerangel und die zahlreichen Fehden der Herrschenden, die Christianisierung der Slawen, die Entwicklung von Adel und Ritterschaft, die Stadtgeschichte Lübecks und der Salzhandel in Lüneburg wie auch die Gefahren, mit denen die Kaufleute und Seefahrer zu kämpfen hatten, sind Thema in diesem Roman. Nicht zu vergessen natürlich die Geschichte und Geschichten rund um die Flussperlen.

    „Die Perlenfischerin“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Es hat Spaß gemacht, die Familie Ostmann und ihre Weggefährten durch eine für sie sehr aufregende Zeit zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.
    Versuchung à la Provence Andreas Heineke
    Versuchung à la Provence (Buch)
    30.04.2019

    Versuchung à la Provence

    Luberon/Provence im Frühjahr. Ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass Pascal Chevrier Paris den Rücken gekehrt und seine Tätigkeit als Dorfgendarm in dem kleinen Ort Lucasson aufgenommen hat. Er genießt den ruhigen Arbeitsalltag nach dem jahrelange Trubel in der Großstadt – nicht ahnend, dass sein zweiter großer Mordfall bereits die Finger nach ihm ausstreckt! Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn abgetrennte menschliche Finger in Fleischlieferungen versetzen die Sterneköche der Region in Angst und Schrecken. Da die Finger nachweislich von einem Toten stammen, wird Pascal mit der Suche nach der Leiche beauftragt und befindet sich plötzlich mittendrin in den Auseinandersetzungen zwischen radikalen Tierschützern und einer alten Gourmet-Bruderschaft, die mit ihren barbarisch zubereiteten Menüs für reichlich Zündstoff sorgt.

    Neben den Ermittlungen spielen auch die privaten Angelegenheiten des sympathischen Gendarmen eine große Rolle. Der Leser kann an all den Dingen teilhaben, die dem passionierten Hobbykoch abgesehen von seinem Polizeialltag wichtig sind – seine Leidenschaft für Wein und gutes Essen, seine Familie, seine Begeisterung für die Landschaft um ihn herum oder auch die Renovierung seines Hauses. Außerdem geht es in diesem Krimi um uralte Kochbücher und Delikatessen aus der Zeit des Mittelalters, die nach den ursprünglichen Rezepten zubereitet werden.

    Ganz besonders punkten kann Andreas Heineke mit einer großen Portion Lokalkolorit. Dank der ausführlichen Beschreibungen konnte ich mir die Schauplätze inmitten der beeindruckenden Natur des Luberon sehr gut vorstellen. Die Besonderheiten des beschaulichen Landstriches werden hervorgehoben und sowohl die lokalen Begebenheiten als auch die Eigenarten der Einheimischen fließen in die Handlung ein.

    Andreas Heineke erzählt sehr anschaulich - das hat mich begeistert, wenn es um die Beschreibungen der Landschaft ging und hat mich ein ums andere Mal schaudern lassen, wenn die traditionellen Zubereitungsmethoden der „Feuerköche“ geschildert wurden, denn die Gourmet-Bruderschaft bewegt sich mit ihren Kreationen am Rande der Legalität und überschreitet skrupellos die Grenzen der Ethik.

    „Versuchung à la Provence“ hat mir sehr gut gefallen – ein Krimi, der mit ganz viel provenzalischem Flair daherkommt und mir interessante Einblicke in die Historie der Kochkunst ermöglicht hat.
    151 bis 175 von 273 Rezensionen
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