jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite
  • Portofrei ab 20 Euro
  • Portofrei bestellen ab 20 Euro
  • Portofrei innerhalb Deutschlands Vinyl und Bücher und alles ab 20 Euro
0
EUR
00,00*
Warenkorb EUR 00,00 *
Anmelden
Konto anlegen
Filter
    Erweiterte Suche
    Anmelden Konto anlegen
    1. Startseite
    2. Alle Rezensionen von dorli bei jpc.de

    dorli Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 13. Februar 2018
    "Hilfreich"-Bewertungen: 24
    272 Rezensionen
    Düsteres Watt Sabine Weiß
    Düsteres Watt (Buch)
    25.04.2022

    Ertrunken in den Dünen

    Sylt im August. Kommissarin Liv Lammers und ihr Freund Sebastian genießen gerade ihren ersten gemeinsamen Urlaub, als die lauschige Ferienstimmung durch einen Leichenfund in den Wanderdünen bei List abrupt beendet wird. Bei dem Toten handelt es sich um Karl von Raboisen. Erste Erkenntnisse stellen die Ermittler vor ein Rätsel, denn der Spross eines alten holsteinischen Adelsgeschlechts scheint mitten in der Dünenlandschaft ertrunken zu sein…

    Neben der Suche nach Karls Mörder hält auch das Verschwinden einer jungen Frau die Kommissare in Atem – Michelle Müller war mit ihrer Drohne in den Dünen unterwegs, hat beim Filmen des malerischen Sonnenaufgangs den Toten entdeckt und anonym bei der Polizei gemeldet. Seit dem ist sie spurlos verschwunden…

    „Düsteres Watt“ ist bereits Liv Lammers sechster Fall - auch diesmal erwartet den Leser ein fesselnder Krimi mit einer abwechslungsreichen Handlung und vielschichtigen Figuren. Sabine Weiß kann vortrefflich erzählen. Sie versteht es ausgezeichnet, Situationen und Emotionen mitreißend darzustellen, so dass es mir ganz leicht gefallen ist, in die Handlung einzutauchen und mit den Akteuren mitzufiebern und mitzufühlen.

    Im Fokus dieses Krimis steht die Familie von Raboisen. Alteingesessener Adel, hoch angesehen und steinreich. Doch der schöne Schein trügt – zwar geben sich die Herren von Raboisen nach außen edel und honorig, doch hinter der schillernden Fassade weht ein ganz anderer Wind: Familienpatriarch Eduard strotzt nur so vor Arroganz. Er herrscht mit harter Hand und drangsaliert sowohl Angestellte wie auch Familienangehörige. Auch Karl schreckte vor Gewalt nicht zurück und hat vor seinem Tod seine Frau Charlotte und seine Töchter Jennifer und Sophia erniedrigt, gegängelt und ausspioniert.

    Nicht nur die wie eine Dunstglocke über der Insel hängende Hitze droht Liv und ihren Kollegen von der Kripo Flensburg die Energie zu rauben, auch die Ermittlungen im Hause Raboisen erweisen sich als äußerst anstrengend, denn irgendwie scheint fast jeder aus Karls Umfeld - ob nun geschäftlich oder privat - einen Grund gehabt zu haben, ihm den Garaus zu machen. Auch das unwirsche Verhalten Eduards, ein Sommerfest mit über einhundert Gästen aus Politik und Gesellschaft am Vorabend des Mordes sowie das öffentliche Interesse - handelt es sich doch bei den Raboisens um eine allseits bekannte Familie und bei Charlotte um eine aufstrebende Politikerin - machen den Fall für die Ermittler zu einer äußerst verzwickten Aufgabe. Falsche Fährten, mehrere Verdächtige und immer neue Hinweise halten die Handlung durchweg lebendig und laden den Leser zum Miträtseln und Mitgrübeln ein.

    Besonders gut gefallen hat mir, dass neben der Ermittlungsarbeit auch die privaten Angelegenheiten der Kommissare wieder eine Rolle spielen. Die zum Teil dramatischen Entwicklungen verleihen dem ohnehin schon lebhaften Geschehen zusätzliche Spannung.

    Abgerundet wird die Krimihandlung durch allerlei Wissenswertes rund um Sylts einzigartige Natur und Kultur - genau die richtige Dosis Lokalkolorit, die ein Regionalkrimi braucht.

    „Düsteres Watt“ punktet mit einer genauso spannenden wie abwechslungsreichen Handlung und hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.
    Engel des Todes Thomas Ziebula
    Engel des Todes (Buch)
    03.04.2022

    Mörderjagd inmitten politischer Unruhen

    In seinem historischen Kriminalroman „Engel des Todes“ nimmt Thomas Ziebula den Leser mit in einen brisanten Abschnitt der deutschen Geschichte. Die Krimihandlung spielt zwischen dem 13. und 19. März 1920 in Leipzig - der erste große Aufstand gegen die Weimarer Republik, der sog. Kapp-Putsch, führt in vielen deutschen Regionen und ganz besonders in Leipzig zu Demonstrationen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen, zahlreiche Tote und viele Verletzte sind zu beklagen. Mittendrin in diesem brodelnden Hexenkessel versucht Kriminalinspektor Paul Stainer gemeinsam mit seinen Kollegen seinen dritten Fall zu lösen und einen bestialisch mordenden Serientäter zur Strecke zu bringen - kein leichtes Unterfangen, denn der Aufenthalt in Leipzigs Straßen ist auch für die ermittelnden Kommissare lebensgefährlich.

    Anders als in den beiden vorhergehenden Bänden rund um den erst vor kurzem aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Stainer steht in diesem Krimi die politische Lage mit den Auswirkungen des Putsches und den unterschiedlichen Intentionen der einzelnen Gruppierungen im Vordergrund. Zudem ist der Täter dem Leser diesmal von Anfang an bekannt – man bekommt Einblick in seine Psyche, erfährt, was ihn antreibt und erlebt seine grausigen Taten mit.

    Thomas Ziebula versteht es ganz ausgezeichnet, dem Leser den Zeitgeist und die Lebensart der 1920er Jahre zu vermitteln. Der Autor hat das Schicksal seiner Protagonisten eng mit den damaligen Ereignissen verwoben - die Nachwirkungen des Krieges, die politischen Unruhen, der ganz normale Alltag in der so turbulenten Zeit und auch das langsam wieder aufblühende gesellschaftliche Leben werden greifbar dargestellt und sorgen für eine genauso abwechslungsreiche wie authentische Handlung.

    Die Mischung aus politischem Zeitgeschehen und spannender Kriminalgeschichte hat mir sehr gut gefallen - „Engel des Todes“ wird fesselnd erzählt und kann mit stimmigem Zeitkolorit und interessanten Charakteren überzeugen.
    Tote tanzen keinen Walzer Lotte Minck
    Tote tanzen keinen Walzer (Buch)
    23.03.2022

    Loretta schwingt das Tanzbein

    Bärbel und Frank wollen heiraten und wünschen sich von ihren Freunden etwas ganz Besonderes: da auf einer richtigen Hochzeit auch ordentlich getanzt werden muss, soll ein gemeinsamer Tanzkurs für die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten sorgen - alle sind begeistert, nur Loretta missfällt die Idee, da sie fürs Tanzen so gar nichts übrig hat. Aber das Brautpaar enttäuschen geht natürlich nicht, also ist ab sofort immer freitags schwofen angesagt.

    Niemals hätte Loretta für möglich gehalten, dass es ihr sogar Spaß macht, das Tanzbein zu schwingen; genauso wie sie es niemals für möglich gehalten hätte, das mitten in der Tanzstunde quasi vor aller Augen einer ihrer Tanzmitschüler erschossen wird.

    Kommissarin Küpper rückt mit ihrer Truppe an und nimmt die polizeilichen Ermittlungen auf, was Loretta und ihre Freunde nicht davon abhält, eigene Nachforschungen anzustellen. „Hornbrillen-Girl“ und „Minipli-Man“ nehmen das Umfeld des Opfers und auch das Umfeld der anderen Tanzschüler sowie der Tanzlehrer genauer unter die Lupe, doch vom Täter fehlt jede Spur. Das Motiv bleibt unklar und selbst die Frage, ob der Mörder es überhaupt auf Christian abgesehen hatte, kann lange nicht beantwortet werden. Loretta & Co. geben im großen Finale dieser Krimi-Reihe noch einmal alles - doch wie so oft bei ihren Ermittlungen scheinen die Dinge mit jedem neuen Hinweis verworrener und undurchsichtiger zu werden. Aber aufgeben kommt für die Spürnasen selbstverständlich nicht infrage…

    Auch in Lorettas mittlerweile fünfzehnten - und voraussichtlich letzten - Fall erwarten den Leser wieder eine abwechslungsreiche Handlung, spannende Ermittlungen und wortwitzige Dialoge. Die muntere Hobbydetektivin hat mich dabei mit ihrer Spurensuche und der Art, wie sie aus ihrem Alltag erzählt, wieder bestens unterhalten. Wer amüsante Krimis mit genauso originellen wie warmherzigen Figuren mag, kommt in „Tote tanzen keinen Walzer“ genau wie in allen vorherigen Bänden der Reihe voll auf seine Kosten.

    Das Ende einer vergnüglichen Reise in 15 Etappen ist nun also erreicht. Fürwahr ein gelungener Ausklang. Ich habe Loretta über die Jahre hinweg gerne bei ihren abwechslungsreichen Abenteuern begleitet, das Mitfiebern und Miträtseln hat immer wieder Spaß gemacht. Und irgendwie hoffe ich, dass dieses Finale kein endgültiger Abschied ist und es irgendwann ein Wiederlesen mit Loretta und ihrer lebhaften Einsatztruppe geben wird. Denn mal ehrlich: Loretta in Ermittler-Rente? Das ist nur schwer vorstellbar.
    Das verschlossene Zimmer Das verschlossene Zimmer (Buch)
    04.03.2022

    Kann man lesen, muss man aber nicht

    Polen im Frühjahr 1939. Die 17-jährige Marie lebt gemeinsam mit ihrem Vater Dominik in Krakau. An ihre Mutter, die spurlos verschwand, als Marie ein Kleinkind war, hat die Schülerin keine Erinnerung, kennt nicht einmal deren Namen. Da Dominik beharrlich über den Verbleib ihrer Mutter schweigt und nicht bereit ist, auch nur eine Frage zu beantworten, macht sich Marie daran, das Geheimnis rund um das Verschwinden ihrer Mutter zu lösen…

    Klappentext und Leseprobe haben mich wahnsinnig neugierig auf diesen Roman gemacht. Ich habe eine Geschichte voller Zeit- und Lokalkolorit erwartet, in der ich eine junge Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln begleite. In der ich mit ihr Puzzleteil für Puzzleteil umdrehe und schließlich gemeinsam mit ihr Licht in das Dunkel um die Ereignisse bringe, die ungefähr 15 Jahre zuvor geschehen sind. Bekommen habe ich eine ganz andere Geschichte.

    Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen während der Zwischenkriegszeit – überwiegend 1939 sowie in einigen Kapiteln zu Beginn der 1920er Jahre. Rachel Givney stellt nicht Maries Nachforschungen in den Fokus, sondern wartet mit einer Vielzahl zum Teil recht gewichtiger Themen auf, die die Menschen damals bewegt haben. Neben dem damaligen medizinischen Standard mit Meilensteinen wie Penicillin und Aspirin geht es zum Beispiel um die Judenverfolgung in Polen, die politische Situation mit der Bedrohung durch den herannahenden Zweiten Weltkrieg, die Rolle der Frau in der Gesellschaft oder auch um Kriegsneurosen heimkehrender Soldaten nach dem Großen Krieg. Der Autorin gelingt es leider nicht, all diese interessanten Aspekte in Einklang zu bringen. Alles wirkt auf mich oberflächlich und irgendwie unausgegoren.

    Auch die Darstellung von Marie hat mir nicht gefallen - mal ist sie eine intelligente junge Frau mit einem starken Willen, dann wieder wirkt sie so naiv, dass ich Zweifel hatte, ob sie in der Lage ist, auf eigenen Füßen zu stehen. Marie trifft bei ihrer Suche nach Antworten auf Ben Rosen, ihren Freund aus Kindertagen. Sie verliebt sich in ihn und konvertiert zum Judentum, um ihn heiraten zu können. Da Maries Entwicklung so gut wie gar nicht erkennbar ist, konnte ich ihr Handeln besonders in diesem Punkt nicht nachvollziehen und es ist mir entsprechend schwer gefallen, mit ihr mitzufiebern. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie überhaupt nicht begreift, was für ein Drama da auf sie zurollt.

    Der Part, der kurz nach dem Ersten Weltkrieg in Lemberg spielt, hat mir ein wenig besser gefallen, wenn auch die Höhen und vor allen Dingen die Tiefen, die Maries Mutter Helena durchmachen musste und die Wege, die sie deshalb gegangen ist, ins Unglaubwürdige abdriften.

    Auch wenn ich schon recht früh eine Ahnung hatte, welches Geheimnis Dominik verbirgt und mich das Ende schließlich nicht wirklich überzeugt hat, fand ich die Idee hinter der Geschichte spannend. Daher zwei Sterne und das Fazit: „Kann man lesen, muss man aber nicht“.

    Es muss nicht immer Labskaus sein Christiane Franke
    Es muss nicht immer Labskaus sein (Buch)
    21.02.2022

    Mord auf Spiekeroog – Rosa, Rudi und Henner ermitteln

    Ostfriesland im Januar. Dorfpolizist Rudi Bakker vertritt einen Kollegen auf Spiekeroog. Während einer Joggingrunde entdeckt er am Strand einen toten Pottwal. Der mächtige Kadaver sorgt natürlich schnell für Aufsehen, so dass die Mitglieder der Umweltschutzgruppe EGA eine Walwache organisieren, um Schaulustige auf Abstand zu halten. Als Rudis Sohn Sven in den frühen Morgenstunden seine Schicht antreten will, findet er den Lehrer und EGA-Mitstreiter Martin Junghans erstochen neben dem Wal liegend auf. Die Kripo Wittmund rückt an und befragt die Anwesenden. Geertje Michelsen ist nicht nur völlig durch den Wind, weil ihr Freund ermordet wurde, die junge Frau hat auch entdeckt, dass dem Wal mehrere Zähne fehlen. Hat Martin Walzahndiebe überrascht und musste deshalb sterben? Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf. Kurz darauf ist Geertje spurlos verschwunden…

    Christiane Franke und Cornelia Kuhnert zeigen auch im neunten Abenteuer ihrer drei Neuharlingersieler Spürnasen, dass sie ein Händchen für eine gut ausbalancierte Mischung aus frischem Humor und spannender Krimihandlung haben und dass sie es zudem ganz ausgezeichnet verstehen, ihr Personal echt und lebensnah darzustellen. Die Akteure, die dieser Krimiserie mit ihren Eigenarten und Marotten die besondere Note geben, überzeugen dabei einmal mehr mit einem unterhaltsamen Zusammenspiel. Es macht einfach Spaß, Rosa, Rudi, Henner und die anderen Dorfbewohner während der Ermittlungen zu begleiten und ihnen bei ihren persönlichen Angelegenheiten über die Schultern zu schauen. Für den einen oder anderen Aufreger sorgt wie gehabt Rudis Kollege Helmut Schnepel - der Oberkommissar schießt mit seinen fadenscheinigen Anschuldigungen und Vermutungen wiederholt über das Ziel hinaus und stapft so munter von einem Fettnapf zum nächsten.

    Ganz hervorragend gelungen ist den Autorinnen auch wieder das Lokalkolorit - neben den Besonderheiten der Region, dem facettenreichen Alltagsgeschehen in und um Neuharlingersiel sowie dem Naturell und den Gewohnheiten der Küstenbewohner darf der Leser sich auch wieder auf einige Spezialitäten und Leckereien aus der ostfriesischen Küche freuen. Die entsprechenden Rezepte gibt es wie immer im Anhang.

    „Es muss nicht immer Labskaus sein“ hat mir sehr gut gefallen. Ein Krimi, der kurzweilige Unterhaltung bietet und zum Miträtseln einlädt - ein tolles Lesevergnügen.

    Die Brücke der Ewigkeit Wolf Hector
    Die Brücke der Ewigkeit (Buch)
    03.01.2022

    Fesselnde Geschichte rund um den Bau der Karlsbrücke

    In seinem historischen Roman „Die Brücke der Ewigkeit“ nimmt Wolf Hector den Leser mit in das 14. Jahrhundert nach Prag und erzählt vom Bau der Karlsbrücke, die die Prager Altstadt mit der Kleinseite verbindet.

    Wolf Hector erzeugt allein schon dadurch Spannung, dass er diesen Roman auf zwei Zeitebenen spielen lässt und mit dem Ende beginnt. Dieses Ende ist Teil einer Rahmenhandlung, in der der ältere Jan Otlin seinem Schwiegervater Mathias von Nürnberg zu erklären versucht, warum dessen Tochter Maria-Magdalena sich im Gefängnis befindet und auf ihre Hinrichtung wartet. Was Otlin zu erzählen hat, bildet die Haupthandlung und ist nicht nur eine Antwort für Mathias, sondern beinhaltet Otlins Werdegang und damit die Geschichte rund um die Erbauung der Brücke.

    Bei dem Steinmetz Jan Otlin handelt es sich um eine historische Figur. Erst seit wenigen Jahren geht man davon aus, dass er - und nicht wie bisher angenommen der Dombaumeister Peter Parler - der Architekt der Karlsbrücke gewesen ist. Wolf Hector hat die wenigen Daten, die über das Leben Otlins bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Handlung verknüpft und diesen Roman damit zu einer kurzweiligen Zeitreise werden lassen.

    Die Haupthandlung beginnt am 3. Februar 1342 – eine stürmische Gewitternacht, in der die Judithbrücke durch ein Hochwasser zerstört wird. Der 12-jährige Jan Otlin versucht, seine Mutter aus den reißenden Fluten der Moldau zu retten und schwört in seiner Not, eine neue, stabilere Brücke zu bauen, wenn Gott ihn und seine Mutter verschont. Tatsächlich überleben beide die schreckliche Nacht und Jahre später bekommt Otlin die Chance, sein Versprechen wahr zu machen. Doch er hat einen unerbittlichen Konkurrenten: der Steinmetz Rudolph von Straßburg lässt nichts unversucht, um Otlin den Posten des Baumeisters streitig zu machen…

    Wolf Hector erzählt sehr anschaulich. Mit viel Liebe zum Detail zeichnet er ein umfassendes, vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit und versteht es ausgezeichnet, die historischen Fakten durch mitreißende Schilderungen mit Leben zu füllen. Schon nach wenigen Seiten hat mich die Welt des jungen Baumeisters gefangen genommen und ich habe gespannt verfolgt, wie Jan Otlin sich gegen alle Widrigkeiten - ob nun Naturgewalten oder die hinterlistigen Attacken seines Gegners - stemmt.

    Neben Rudolphs Intrigen bringen auch die undurchsichtigen Machenschaften von Ricarda Scorpio eine große Portion Spannung ins Geschehen. Die Sternendeuterin, Heilerin und Frauenwirtin hat eher ihre persönlichen Ziele im Blick, als dass sie Ratsuchenden verlässliche Hilfe bietet. Und auch ein Straßenmädchen, das sich Max nennt, sorgt mit ihren vielfältigen Erlebnissen für packende Momente.

    „Die Brücke der Ewigkeit“ hat mir sehr gut gefallen - eine mit vielen historischen Fakten verwobene Geschichte, die anschaulich und lebendig erzählt wird und dabei schnell einen Sog entwickelt, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.
    Gold und Ehre Sabine Weiß
    Gold und Ehre (Buch)
    02.01.2022

    Amsterdam und Hamburg im Goldenen Zeitalter

    In ihrem historischen Roman „Gold und Ehre“ nimmt Sabine Weiß den Leser mit in die Mitte des 17. Jahrhundert nach Amsterdam und Hamburg und wartet mit facettenreichen Einblicken in die Lebens- und Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit auf. Die Niederlande befinden sich auf dem Höhepunkt ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit; in der Hamburger Neustadt haben die Bauarbeiten an der St. Michaelis-Kirche begonnen.

    Die Geschichte beginnt im Sommer 1650 und wird in mehreren Handlungssträngen erzählt. Für den 19-jährigen Benjamin Aard - talentierter Spross einer Amsterdamer Architektenfamilie - und seinem Cousin Theo hat eine kleine Unachtsamkeit bei einem wissenschaftlichen Experiment einschneidende Folgen: Während der medizinisch interessierte Theo zu einer Lehre bei einem Schiffsarzt gezwungen wird und auf große Fahrt gehen muss, wird Benjamin von seinem Vater Michiel nach Hamburg strafversetzt und soll dort den Bau des Hauses eines in der Hansestadt ansässigen Niederländers übernehmen.

    Nach einem denkbar schlechten Start in Hamburg – Benjamin wird belogen, verprügelt und ausgeraubt - lernt er die junge Steinhändlerin Lucia kennen und verliebt sich in sie. Kaum hat Benjamin in Hamburg einigermaßen Fuß gefasst, wird er jedoch von seinem Vater nach Amsterdam zurückbeordert. Michiel will seine politische Karriere vorantreiben und braucht Benjamin und sein Können im Familienunternehmen. Lucia bleibt zurück…

    Sabine Weiß erzählt diese Geschichte sehr unterhaltsam, jede Szene wirkt lebendig und ist fesselnd, so dass ich nicht nur ruckzuck mittendrin im Geschehen war und mir die Handlungsorte und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte, ich wurde auch von den Höhen und Tiefen, die Benjamin, Lucia und Theo durchstehen mussten, mitgerissen und war stets neugierig darauf, was wohl als nächstes passieren wird.

    Die Autorin hat das Leben und das Schicksal ihrer Protagonisten eng mit den historischen Umständen und den Herausforderungen der damaligen Zeit verflochten. Man bekommt nicht nur einen guten Einblick in die sozialen Strukturen des 17. Jahrhunderts und lernt die unterschiedlichen Gepflogenheiten und Werte der Menschen kennen, es werden auch viele reale Ereignisse der Zeit sehr eindringlich geschildert.

    Zentrales Thema ist die Baukunst der damaligen Zeit. Neben der Errichtung des Hamburger Michels und des Amsterdamer Stadhuis werden die unterschiedlichsten Bereiche des Bauhandwerkes beschrieben. Es geht um Baustile, Fassadengestaltung, die Herstellung von künstlichem Marmor und vieles mehr.
    Auch der Fernhandel, der Alltag auf See einschließlich der vielen Widrigkeiten, die die Seefahrt mit sich brachte, die Arbeit eines Schiffsarztes und die Gräuel des Sklavenhandels werden beleuchtet.
    Zudem spielt die politische Lage eine große Rolle. Diplomatische Verwicklungen, die Intrigen und Ränkespiele der Reichen und Mächtigen und die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Niederlanden und England sind genauso Teil der Handlung wie das gesellschaftliche Leben und das Miteinander bzw. Gegeneinander der religiösen Gemeinschaften.

    Besonders begeistert hat mich das stimmige Bild, das Sabine Weiß zeichnet. Das Zusammenspiel zwischen den zahlreichen historischen Persönlichkeiten und fiktiven Figuren funktioniert reibungslos; reale Ereignisse und Romanhandlung werden zu einer Einheit. Alles passt zusammen und wirkt durchweg echt und glaubwürdig – ein historischer Roman ganz nach meinem Geschmack.


    In ewiger Freundschaft In ewiger Freundschaft (Buch)
    13.12.2021

    Ein vielschichtig konstruierter Krimi mit Sogwirkung

    Frankfurt/Bad Soden am Taunus. Heike Wersch, einflussreiche Persönlichkeit in der deutschen Literaturszene und langjährige Mitarbeiterin im renommierten Winterscheid-Verlag, hat nach über 30 Jahren ihre Kündigung erhalten. Wenig später wird die als unbequem und streitlustig bekannte Programmleiterin vermisst und kurz darauf tot aufgefunden…

    Nele Neuhaus beginnt diesen bereits zehnten Fall für ihr Ermittler-Duo Pia Sander und Oliver von Bodenstein mit einem kurzen Prolog, der 35 Jahre vor den aktuellen Ereignissen auf der französischen Atlantikinsel Noirmoutier spielt und dem Leser einen kleinen Blick auf eine Gruppe von befreundeten Jugendlichen werfen lässt, die hier ihren Urlaub verbringt. Obwohl auf diesen ersten zwei Seiten nichts Außergewöhnliches geschieht, spürt man doch, dass innerhalb der Clique nicht alles rund läuft…

    Im Folgenden erwartet den Leser dann ein vielschichtig angelegter Krimi - mehrere Handlungsstränge, unterschiedliche Schauplätze und häufige Perspektivewechsel sorgen für eine lebhafte und abwechslungsreiche Handlung. Wie man es von Nele Neuhaus kennt, trifft man auch in diesem Krimi auf eine Vielzahl von Personen, die alle irgendwie - im Guten oder auch im Bösen - miteinander verbunden sind.

    Im Fokus der Handlung stehen die Freunde von damals, die heute alle auf die eine oder andere Weise in der Welt der Bücher bzw. im Verlagswesen beschäftigt sind. Im Verlauf der Geschichte kommt heraus, dass die jungen Leute seinerzeit den Pakt geschlossen hatten, über ein schwerwiegendes Ereignis Stillschweigen zu bewahren. Nach Jahren voller Geheimnisse, Lügen und Intrigen wird die Wahrheit rund um die „ewige Freundschaft“ jetzt mit mörderischer Kraft ans Licht gezerrt und fordert nach Heike Wersch noch weitere Opfer…

    Die Ermittlungsarbeit ist spannend und wird durch immer neue Hinweise und Ereignisse lebendig gehalten. Es hat mir sehr gut gefallen, wie die Autorin mich hinter die Fassaden ihrer zahlreichen Akteure blicken lässt. Geschickt lenkt Nele Neuhaus meine Augen während der Spurensuche von einem Verdächtigen zum nächsten, so dass ich bis zum Schluss prima über Motiv, Hintergründe und die Identität des Mörders miträtseln und mitgrübeln konnte.

    Neben den spannenden Ermittlungen geht es auch im Privatleben der Kommissare – diesmal besonders im dem von Oliver von Bodenstein – recht turbulent zu. Außerdem animiert die Autorin ihre Protagonisten und damit auch den Leser darüber nachzudenken, was Freundschaft eigentlich ist.

    „In ewiger Freundschaft“ hat mir sehr gut gefallen - ein kurzweiliger Krimi, der mich mit spannenden Ermittlungen und einer gut durchdachten Handlung bis zur letzten Seite gefesselt hat.
    Ein Männlein liegt im Walde Lotte Minck
    Ein Männlein liegt im Walde (Buch)
    18.08.2021

    Neuer Einsatz für die pfiffige Hobbyermittlerin Loretta Luchs

    In „Ein Männlein liegt im Walde“ - dem bereits 14. Fall für die genauso sympathische wie pfiffige Hobbyermittlerin Loretta Luchs - steht Lorettas Lebensgefährte Dennis Karger im Mittelpunkt des Geschehens.

    Von dem anfänglichen Schock, dass Dennis Vater einer mittlerweile fast 20-jährigen Tochter sein soll, erholen sich sowohl Dennis selbst wie auch Loretta relativ schnell, doch dass Dennis kurze Zeit später der einzige Verdächtige in einem Mordfall ist, zieht beiden den Boden unter den Füßen weg. Wie gut, dass Loretta ein hervorragendes kriminalistisches Gespür ihr Eigen nennt und die beiden sich zudem felsenfest auf die tatkräftige Unterstützung ihrer Freunde verlassen können – denn im Gegensatz zur Polizei, die sich aufgrund der Indizienlage sicher ist, mit Dennis den richtigen Täter dingfest gemacht zu haben, sind Loretta und ihr Umfeld davon überzeugt, dass Dennis einer raffiniert ausgetüftelten Inszenierung zum Opfer gefallen ist…

    Lotte Minck beweist auch in dieser Ruhrpott-Krimödie wieder, dass sie nicht nur ein Händchen für eine gut ausbalancierte Mischung aus Humor und Spannung hat, sie versteht es auch ganz ausgezeichnet, ihr Personal echt und lebensnah darzustellen. Neben der Stammbelegschaft wirken auch alle anderen – wie zum Beispiel Dennis’ vermeintliche Tochter Miri, die dem Influencer-Wahn verfallen ist und glaubt, mit ein paar Fotos zu Ruhm und Reichtum zu kommen oder auch deren Mutter Angie, die sich selbst als Künstlerin sieht - absolut authentisch und überzeugen mit einem unterhaltsamen Zusammenspiel.

    Es hat mir wieder wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit „Hornbrillen-Girl“ und „Minipli-Man“ auf Verbrecherjagd zu gehen – „Ein Männlein liegt im Walde“ hat mich durchweg begeistert und mir ein paar vergnügliche Lesestunden beschert.


    Zu Befehl, Frau Doktor! Karen Witemeyer
    Zu Befehl, Frau Doktor! (Buch)
    01.07.2021

    Unterhaltsame Wild-West-Komödie

    Karen Witemeyer beginnt diese unterhaltsame Wild-West-Komödie mit einem grausamen Prolog – sie beschreibt das Massaker von Wounded Knee am 29. Dezember 1890. Ich habe nicht mit einem so heftigen Einstieg gerechnet, halte diesen aber für sehr gelungen, weil er nicht nur als Begründung dafür dient, warum Hauptmann Matthew Hanger und drei seiner Soldaten den Militärdienst quittiert haben, sondern auch deren starken Zusammenhalt und ihre Einstellung zu Recht und Unrecht erklärt.

    Die vier Männer haben nach dem Ausstieg aus der Kavallerie die „Hangers Reiter“ gegründet und ziehen als Söldner durch Texas, um Kriminelle und Gesetzlose zur Strecke zu bringen. Als bei der Verfolgung von Viehdieben einer von ihnen von einer Kugel getroffen wird, empfiehlt jemand Matt, den Verletzten nach Purgatory Springs zu Dr. Jo zu bringen. In dem beschaulichen Ort angekommen, treffen die Männer in der Arztpraxis allerdings nicht wie erwartet auf einen dicklichen älteren Herrn, sondern werden von der attraktiven, schlagfertigen und äußerst kompetenten Dr. Josephine Burkett in Empfang genommen. Obwohl Josie und Matt sich sofort zueinander hingezogen fühlen, finden beide – wie sollte es zu Beginn einer romantischen Liebesgeschichte anders sein? - ausreichend Gründe, die es ihnen unmöglich machen, ein Paar zu werden. Und so reiten die Reiter neuen Aufgaben entgegen, nachdem der verletzte Mark Wallace wieder einigermaßen hergestellt ist, während Josie in Purgatory Springs zurückbleibt. Doch dann erfährt sie, dass ihr Bruder Charlie entführt wurde und ihr Vater nicht bereit ist, auch nur einen Cent Lösegeld für seinen nichtsnutzigen Sohn zu zahlen. Josie muss schnell handeln und wer könnte ihr bei der Befreiung ihres Bruders besser behilflich sein, als Matt und seine Reiter? Sie folgt dem Quartett - und ein genauso unterhaltsames wie spannendes Abenteuer nimmt seinen Lauf…

    Karen Witemeyer hat einen frischen, humorvollen Schreibstil. Die Autorin erzählt die Geschichte im lockeren Wechsel mal aus Josies, mal aus Matts Sicht, so dass man als Leser bestens mitverfolgen kann, was beide über den jeweils anderen und die unterschiedlichen Situationen denken.

    Die Wild-West-Atmosphäre ist Karen Witemeyer hervorragend gelungen; Texas wird genauso dargestellt, wie es in meiner Vorstellung in den 1890er Jahren gewesen sein muss: Staubige Straßen, galoppierende Pferde, rauchende Colts, ratternde Eisenbahnen, übles Gesindel, das sich in einsamen Schluchten versteckt usw. Ein gutes Händchen hat die Autorin auch für ihr Personal – alle Akteure bis hin zu kleinen Randfiguren bekommen schnell ein Gesicht und handeln entsprechend den ihnen zugedachten Rollen.

    Besonders gut gefallen haben mir die stets an passender Stelle eingefügten Psalme und kleinen Gebete, die der Geschichte einen angenehmen christlichen Anstrich geben und die Handlung immer wieder bereichern.

    Der Humor ist nicht so ausgeprägt, wie man es aus anderen Romanen der Autorin kennt. Es gibt anfangs den einen oder anderen munteren Schlagabtausch zwischen den Hauptfiguren, doch die Dialoge zwischen den beiden verlieren nach und nach das neckische Geplänkel. Josie tritt zwar sowohl gegenüber Matt und seinen Reitern wie auch im Lager der Banditen selbstbewusst und wortgewandt auf, dennoch ist ihr Auftreten nicht so kommandierfreudig, wie ich es aufgrund von Titel und Klappentext erwartet hatte.

    „Zu Befehl, Frau Doktor!“ hat mir sehr gut gefallen. Eine leicht zu lesende, unterhaltsame Liebesgeschichte, eingebettet in eine herrliche Wild-West-Atmosphäre. Es hat Spaß gemacht, die Akteure auf ihren Wegen zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.
    Der Donnerstagsmordclub Richard Osman
    Der Donnerstagsmordclub (Buch)
    11.05.2021

    Gewiefte Senioren auf Verbrecherjagd

    In seinem ersten Kriminalroman „Der Donnerstagsmordclub“ nimmt Richard Osman den Leser mit nach Coopers Chase, einem ehemaligen Kloster, das zu einer luxuriösen Seniorenresidenz umgebaut wurde und ganz idyllisch inmitten der grünen Hügellandschaft der Grafschaft Kent liegt. Das Freizeitangebot für die hier lebenden Senioren ist vielfältig, für vier der Bewohner allerdings nicht spannend genug. Deshalb haben sie den Donnerstagmordclub gegründet.

    Elizabeth, die immer noch so zielgerichtet agiert, wie zu ihren Geheimdienstzeiten, Ron, der seinen Biss als ehemaliger Gewerkschaftsführer noch nicht verloren hat, Ibrahim, der früher Psychiater war und den Dingen auch heute noch gerne auf den Grund geht und Joyce, die viele Jahre als Krankenschwester gearbeitet hat und äußerst geschickt ist, wenn es darum geht, erhitzte Gemüter abzukühlen, treffen sich einmal wöchentlich, um über Akten mit unaufgeklärten Mordfällen zu brüten und nach Hinweisen zu suchen, die bei den offiziellen Ermittlungen womöglich übersehen wurden. Als der ortsansässige Bauunternehmer Tony Curran quasi direkt vor ihrer Haustür ermordet wird, gibt es für das muntere Quartett kein Halten mehr – sie stürzen sich in die Ermittlungen und legen dabei eine Raffinesse an den Tag, die ihnen niemand zugetraut hätte…

    Richard Osman lässt seine Hobbydetektive ohne Hektik und Action, dafür aber mit viel trockenem britischem Humor ermitteln. Genauso geruhsam, wie man sich das Leben im englischen Hinterland vorstellt, sind auch die Nachforschungen - Fragen stellen, Hinweisen nachgehen, beobachten, spekulieren und kombinieren, so versucht der Club nach und nach dem Täter auf die Spur zu kommen. Auch wenn der Krimi nicht mit nervenaufreibender Höchstspannung daherkommt, lädt das mit einigen Wendungen und Überraschungen gespickte Geschehen den Leser zum Mitfiebern und Miträtseln ein.

    Neben dem Kriminalfall spielen die persönlichen Belange und Befindlichkeiten sowie das Miteinander und Gegeneinander der Akteure eine große Rolle. Sowohl das Leben in und um der Seniorenresidenz mit all seinen unterschiedlichen Facetten wie auch der Alltag und die privaten Angelegenheiten der polizeilichen Ermittler sind eng mit den Ermittlungen verwoben und machen einen nicht unerheblichen Teil der Handlung aus.

    „Der Donnerstagsmordclub“ hat mir sehr gut gefallen – es hat Spaß gemacht, mit den rüstigen Senioren auf Verbrecherjagd zu gehen. Wer amüsante Krimis mit genauso originellen wie warmherzigen Figuren mag, kommt hier voll auf seine Kosten.

    Nordseegeheimnis Heike Denzau
    Nordseegeheimnis (Buch)
    04.05.2021

    Humorvoller Föhr-Krimi

    Föhr. Kaum hat Raphael Freersen den Entschluss gefasst, die geerbte Friesendetektei weiterzuführen, flattert auch schon ein Auftrag auf seinen Tisch: er soll - als Patient eingeschleust - in der Kurklinik am Kliff eine Diebstahlserie aufklären. Gleich an seinem ersten Abend schließt er sich einigen feierlustigen Patienten an. Als er sich in der Nacht angetrunken und etwas später als der Rest der Truppe durch den Keller in die Klinik zurückschleicht, rutscht er auf etwas Feuchtem aus, stürzt und kann gerade noch einen leblosen Menschen ertasten, bevor er das Bewusstsein verliert. Als er am nächsten Morgen in seinem Zimmer aufwacht, bekommt er erste Zweifel an seinem nächtlichen Erlebnis. Da es nirgendwo in der Klinik eine Spur von einem Verletzten oder gar Toten gibt und auch niemand vermisst wird, war die blutüberströmte Person wahrscheinlich nur ein mieser Traum. Dennoch bleibt ein ungutes Gefühl und Raphael beschließt, ein wenig nachzuforschen…

    „Nordseegeheimnis“ beginnt mit einem spannenden Prolog, der den Leser einen Blick auf ein 30 Jahre zurückliegendes Ereignis werfen lässt: Frederick beobachtet einen Unfall mit Fahrerflucht. Obwohl er genau weiß, wer am Steuer des Käfers saß und die 16-jährige Heidi überfahren hat, macht er eine Falschaussage…

    Heike Denzau wartet auch in ihrem zweiten Krimi mit dem Föhrer Privatdetektiv Raphael Freersen mit einer abwechslungsreichen Handlung auf. Neben den spannenden Ermittlungen in der Kurklinik – bei denen der Leser prima über Täter und Motiv miträtseln kann – spielen auch die privaten, meist recht turbulenten Aktivitäten des Jung-Detektivs eine große Rolle.

    Es sind die herrlichen Figuren, die dieser Krimiserie eine besondere Note geben. Die Akteure - allen voran natürlich Raphael selbst - beleben mit ihren Eigenarten, Macken und Besonderheiten die Szenerie und tragen mit ihrem lebhaften Zusammenspiel kräftig zur Unterhaltung bei. Raphael hat im Gegensatz zu seinem Zwillingsbruder Johannes ein ausgeprägtes Flegel-Gen. Er ist ein Mann, der Probleme frontal angeht und gerne ganz unverblümt die Wahrheit sagt. Obwohl er situativ durchaus charmant sein kann und bei Menschen, die er wirklich mag, ein mitfühlendes Herz zeigt, bestimmen machomäßige Kommentare, flapsige Antworten und ein oft ungehobeltes Benehmen sein Auftreten - dass sein Gegenüber sich dabei vor den Kopf gestoßen fühlen könnte, ist ihm schnurz. Besonders amüsant wird die Handlung immer dann, wenn der rüpelhafte Raphael Gegenwind bekommt und auf Leute trifft, die sich schlagfertig zu behaupten wissen.

    „Nordseegeheimnis“ hat mir sehr gut gefallen – lebhafte Charaktere, unterhaltsame Situationskomik und eine knifflige Krimihandlung sorgen für ein kurzweiliges Lesevergnügen.
    Die Wahrheit der Dinge Markus Thiele
    Die Wahrheit der Dinge (Buch)
    17.04.2021

    Ein Richter im Kreuzfeuer der Kritik

    Hamburg, 2015. Frank Petersen ist mit Leib und Seele Strafrichter. Er war bisher davon überzeugt, dass er seine Arbeit gut und richtig macht, wenn er durch sachliches und professionelles Prüfen der Fakten und Tatbestände die Wahrheit ans Licht bringt und dann entsprechend der Gesetze urteilt. Er glaubte bisher fest an die Objektivität seiner Urteile. Dass der Bundesgerichtshof in den letzten zwei Jahren vier seiner Urteile wegen mangelnder Tatsachenfeststellung aufgehoben hat, traf ihn hart. Als er jetzt mit einem weiteren umstrittenen Urteil in die Kritik gerät und sogar seine Familie sich mit den Vorwürfen, er wäre überheblich, gefühlskalt und lasse sich von Vorurteilen leiten von ihm abwendet, gerät seine Welt vollends ins Wanken. Petersen beginnt, seine Denkweise zu hinterfragen. Als Auslöser für seine Krise sieht er einen vor fünf Jahren erlittenen Schock, als er während einer Verhandlung nicht achtsam genug war…

    Corinna Maier hat durch rechtsextreme Gewalt die Liebe ihres Lebens verloren – 1990 wurde der Vater ihres damals ungeborenen Sohnes brutal zu Tode geprügelt. Damit nicht genug, Corinna musste miterleben, dass der Täter nicht als Mörder verurteilt wurde, sondern mit einer milden Strafe davonkam. Als knapp 20 Jahre später auch ihr Sohn ermordet wird, will sie kein weiteres Mal Ungerechtigkeit erleben müssen. Sie wartet das Urteil – Petersens Urteil – nicht ab, sondern erschießt den Mörder ihres Sohnes im Gerichtssaal…

    „Die Wahrheit der Dinge“ hat mich von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Der Roman über Vorurteile, Fremdenhass und Selbstjustiz wird mitreißend erzählt und besticht durch die gekonnte Verknüpfung von Realität und Fiktion. Markus Thiele hat sich von zwei wahren Rechtsfällen inspirieren lassen: dem Fall Marianne Bachmeier - Bachmeier beging 1981 Selbstjustiz und erschoss im Lübecker Landgericht den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter - sowie dem Fall Amadeu Antonio Kiowa - Kiowa wurde im Dezember 1990 in Eberswalde von einem rechten Mob brutal ermordet.

    Markus Thiele beginnt diesen Roman mit einem kurzen Prolog – dem Tag, als Corinna Maier in Petersens Gerichtssaal zur Waffe greift. Im Folgenden gibt es zwei Handlungsstränge – zum einen Petersen, sein rotierendes Gedankenkarussell und die Aufarbeitung seines Traumas und zum anderen die Erlebnisse der Medizinstudentin Corinna Maier von ihrer ersten Begegnung mit dem Gastdoktoranden Steve Otremba aus Pretoria im Jahr 1989 bis zu ihrer Haftentlassung 2015.

    Der Part, in dem Corinna Maiers Geschichte erzählt wird, hat mich besonders berührt. Ihre Trauer und ihre Wut waren für mich greifbar. Natürlich darf Selbstjustiz nicht sein – keine Frage! Dennoch konnte ich ein Stück weit Verständnis für sie aufbringen und nachvollziehen, warum sie kein Vertrauen in die Justiz hatte und es aus ihrer Sicht keinen anderen Weg gab.

    Markus Thiele zwingt den passionierten Strafrichter zum Grübeln über Schuld, Recht und Gerechtigkeit und lässt ihn reflektieren, welchen Stellenwert die Menschlichkeit bei aller Sachlichkeit hat, und ob es hinsichtlich einer Straftat wirklich immer nur die eine unumstößliche Wahrheit gibt oder ob Wahrheit nicht doch eine Frage der Perspektive ist. Gleichzeitig lädt der Autor auch den Leser ein, über diese Dinge nachzudenken und sich ein eigenes Bild zu machen.

    „Die Wahrheit der Dinge“ hat mir sehr gut gefallen – ein tiefgründiger Roman, der dem Leser einen Blick hinter die Kulissen des Richteramtes gewährt und zudem die Grauzonen unseres Rechtssystems beleuchtet.
    Bevor ich dich traf Jody Hedlund
    Bevor ich dich traf (Buch)
    12.04.2021

    Die Fahrt des Brautschiffes Tynemouth

    England, Mai 1862. Mercy Wilkins ist im Londoner Armenviertel Shoreditch aufgewachsen. In der Hoffnung, sich selbst und ihrer in einem Arbeitshaus lebenden Schwester ein besseres Leben zu ermöglichen, beschließt sie, das Angebot der Columbia-Missionsgesellschaft anzunehmen und nach British Columbia auszuwandern. Sie begibt sich an Bord der Tynemouth – dass es sich dabei um ein Brautschiff handelt und von ihr erwartet wird, nach ihrer Ankunft einen der unzähligen in der Kolonie lebenden ledigen Männer zu heiraten, erfährt Mercy erst, als sie bereits unterwegs ist…

    Lord Joseph Colville ist Arzt geworden, weil er noch nicht bereit ist, sein Erbe anzutreten und den Platz in der Gesellschaft einzunehmen, der für ihn vorgesehen ist. Als Kapitän Alfred Hellyer ihm die Möglichkeit bietet, als Schiffsarzt auf der Tynemouth anzuheuern, sagt er daher ohne zu zögern zu…

    Jody Hedlund wartet in ihrem Roman „Bevor ich dich traf“ mit einer wunderbaren Mischung aus Historie und Liebesgeschichte auf. Grundlage für diesen ersten Band ihrer Brautschiff-Saga sind die realen Begebenheiten rund um die Fahrt des Brautschiffes Tynemouth von England nach Victoria/British Columbia im Jahr 1862. Zudem widmet Jody Hedlund sich intensiv den gesellschaftlichen und sozialen Strukturen des 19. Jahrhunderts und zeigt auf, wie tief das Standesdenken in den Menschen verwurzelt war.

    Der Autorin gelingt es ganz hervorragend, die schrecklichen Lebensumstände in Londons Armenvierteln mit wenigen Worten anschaulich zu schildern. Armut, Elend, Hunger, womöglich Prostitution – angesichts solch düsterer Zukunftsaussichten kann man gut nachvollziehen, dass eine junge Frau es vorgezogen hat, eine Reise ins Ungewisse zu wagen und sowohl die grausamen Strapazen einer monatelangen Überfahrt wie auch die Verpflichtung, einen völlig fremden Mann zu heiraten, in Kauf zu nehmen.

    Die Geschichte von Mercy und Joseph wird fesselnd erzählt und steckt voller mitreißender Emotionen. Beide Protagonisten sind äußerst liebenswert – Mercy kümmert sich selbstlos um diejenigen, denen es noch schlechter geht, als ihr selbst. Sowohl in London wie auch auf dem Schiff ist sie für jeden da, der Hilfe braucht. Und Joseph legt keinen Wert auf die Privilegien seines Standes, sondern ist mit Leib und Seele Arzt und versorgt aufopfernd jeden Patienten, unabhängig davon, wer er ist und woher er kommt. Es ist faszinierend zu beobachten, wie Jody Hedlund das Band zwischen diesen beiden Menschen, die aus so gänzlich unterschiedlichen Welten kommen, immer stärker werden lässt. Das gemeinsame Pflegen und Heilen der Kranken und Verletzten auf der Tynemouth schweißt Mercy und Joseph zusammen. Sie fühlen sich mehr und mehr zueinander hingezogen. Dennoch ist beiden bewusst, dass die Standesunterschiede eine gemeinsame Zukunft unmöglich machen…

    „Bevor ich dich traf“ hat mir sehr gut gefallen - der lebendig erzählte Mix aus historischen Fakten und fiktiver Liebesgeschichte ist durchweg fesselnd und hat mich bestens unterhalten.
    Alles, was wir wissen und was nicht Alles, was wir wissen und was nicht (Buch)
    10.04.2021

    Ein großartiges Nachschlagewerk

    „Alles, was wir wissen und was nicht“ ist ein genauso informatives wie unterhaltsames Nachschlagewerk, das sich mit seinen farbenprächtig gestalteten Seiten von anderen Enzyklopädien abhebt. Herausgeber Christopher Lloyd möchte mit diesem Lexikon das Interesse an den unterschiedlichsten Themen wecken und Neugierige jeden Alters anspornen, die Welt zu erkunden.

    Acht spannende Kapitel ermöglichen dem Leser/Betrachter einen facettenreichen Einblick in die Entstehung des Universums und das Leben auf der Erde. Man erfährt allerlei Wissenswertes über die Natur und Naturgewalten. Über Menschen und Tiere. Über die Entwicklung vom Altertum bis in die heutige Zeit. Und man kann einen Blick auf die Welt von morgen werfen. Jedem Kapitel ist eine kurze, neugierig machende Einleitung vorangestellt, so dass man sofort Lust bekommt, in dem Themenbereich zu stöbern.

    Die mehr als 1000 Grafiken, Fotos, Karten und Zeichnungen sind übersichtlich angeordnet und mit prägnanten Erklärungen und Hinweisen versehen. Ergänzt werden die Abbildungen durch kurze, leicht verständliche Texte sowie Zeitleisten, Listen, erstaunliche Fakten und Kommentare von Experten. Eine großartige Vielfalt, so dass es auf keiner der fast 400 Seiten langweilig wird.

    Neben der abwechslungsreichen Gestaltung haben mir die Querverweise am Ende jeder linken Seite besonders gut gefallen. Sie weisen auf verwandte Themen hin und laden zum weiteren Schmökern ein – es macht großen Spaß, durch das Buch zu „surfen“ und dabei immer wieder etwas Neues zu entdecken.
    Tödliche See Sabine Weiß
    Tödliche See (Buch)
    09.04.2021

    Mord vor Sylt

    Ein ungeklärter Todesfall auf der Versorgungsplattform eines Windparks knapp achtzig Kilometer vor der Küste Sylts wird für Liv Lammers und ihr Team zu einer besonderen Herausforderung. Nicht nur die ohnehin schon widrigen Bedingungen inmitten der tosenden Nordsee machen den Ermittlern zu schaffen, auch der Leichenfundort - der ermordete Taucher Dennis Marzen hängt im Gestänge unter der Plattform fest - erschwert die Spurensuche. Zudem ist Eile geboten, weil der turnusmäßige Wechsel der 44-köpfigen Windpark-Crew kurz bevorsteht. Während Liv und Bente sich mit Hochdruck an die Befragungen der Mitarbeiter der Offshore-Anlage machen, begibt ihr Kollege Hennes sich nach Sylt und nimmt den Firmensitz des Windparkbetreibers genauer unter die Lupe…

    „Tödliche See“ ist bereits der fünfte Fall für Liv Lammers von der Mordkommission Flensburg, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

    Ich lese gern verzweigte Geschichten und mag es, wenn ich in einem Krimi nicht nur intensiv an den Ermittlungen teilhaben kann, sondern mir auch das Drumherum ausführlich geschildert wird. So ein abwechslungsreiches Geschehen hat mir Sabine Weiß in ihrem neuen Sylt-Krimi geboten – die Autorin wartet nicht nur mit einem äußerst spannenden Fall auf und lässt mich an den privaten Angelegenheiten des Ermittler teilhaben, sie ermöglicht mir auch vielfältige Einblicke in die Windindustrie. Neben den alltäglichen Abläufen und den Schwierigkeiten, mit denen die Belegschaft eines Offshore-Windparks ständig zu kämpfen hat, wird die gefährliche Arbeit der Berufstaucher besonders hervorgehoben. Die aktuelle Forschung sowie die technischen und wirtschaftlichen Aspekte der Windbranche werden erläutert und auch die Gegner der Windkraft kommen zu Wort, so dass man im Verlauf der Handlung ein umfassendes Bild zum Thema Offshore-Windenergie erhält.

    Die Ermittlungen im Mordfall Marzen erweisen sich als äußerst knifflig und halten nicht nur Liv & Co., sondern auch mich als Leser durchweg in Atem. Warum wurde die Überwachungsanlage manipuliert? Was ist dran an den Mobbingvorwürfen gegen Marzen? Ist eine heimliche Beziehung der Grund für den Mord? Oder haben die Windkraftgegner ihre Finger im Spiel? Diese und zahlreiche weitere im Handlungsverlauf auftauchende Fragen haben mir viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv und Identität des Täters gegeben. Falsche Fährten, viele Verdächtige, überraschende Wendungen sowie immer neue Anhaltspunkte und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und sorgen dafür, dass die Sogwirkung des Krimis bis zum Schluss nicht abreißt.

    „Tödliche See“ hat mir sehr gut gefallen - ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite spannende Unterhaltung bietet.


    Finstere Havel Tim Pieper
    Finstere Havel (Buch)
    29.03.2021

    Knifflige Ermittlungen im Havelland

    Potsdam/Havelland. Am Fähranleger bei Schmergow wird ein PKW aus der Havel gezogen. Hinter dem Steuer befindet sich die Leiche einer Frau. Während schnell feststeht, dass es sich bei der Toten um die 34-jährige Melanie Berndt handelt, herrscht über die Todesumstände Unklarheit - hat die junge Frau Selbstmord begangen? Ist sie einem Unfall zum Opfer gefallen? Wurde sie ermordet? Hauptkommissar Toni Sanftleben und sein Team wurden mit den Ermittlungen betraut und nehmen das recht harsche Umfeld der toten Wissenschaftlerin unter die Lupe…

    „Finstere Havel“ ist bereits der fünfte Fall für Toni Sanftleben, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände gut verständlich.

    Den Leser erwartet auch in diesem Band wieder eine vielschichtig angelegte Geschichte – die aktuelle Handlung mit den Ermittlungen im Fall Berndt und den privaten Angelegenheiten der Kommissare wird immer wieder durch Rückblenden unterbrochen, in denen man Melanie Berndt - die aufgrund ihrer Hochsensibilität große Schwierigkeiten hatte, ein normales Leben zu führen - kennenerlernt und außerdem verfolgen kann, was die Biologin und Mutter einer kleinen Tochter in den Tagen vor ihrem Tod erlebt hat. Die unterschiedlichen Handlungsfäden wurden von dem Autor dabei sorgsam miteinander verknüpft, so dass man dem lebhaften und abwechslungsreichen Geschehen problemlos folgen kann.

    Tim Pieper versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser an der Nase herumzuführen. Die Suche nach der Wahrheit erweist sich als äußerst knifflig; immer neue Fakten und Ereignisse lassen nicht nur Toni Sanftleben, sondern auch den Leser durchweg über Zusammenhänge und Hintergründe grübeln.

    Abgerundet wird die Krimihandlung durch eine kräftige Portion Lokalkolorit. Das Havelland wird mit seiner Vielfalt und seinen Besonderheiten interessant dargestellt, so dass man schnell von der Atmosphäre der Flusslandschaft eingefangen wird und sich die unterschiedlichen Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann.

    „Finstere Havel“ hat mir sehr gut gefallen - ein kurzweiliger Krimi, der mich mit spannenden Ermittlungen und einer facettenreichen Handlung bis zur letzten Seite gefesselt hat.


    Schach mit toter Dame Lotte Minck
    Schach mit toter Dame (Buch)
    25.03.2021

    Loretta ist wieder voll in ihrem Element

    In der Seniorenresidenz „Herbstglück“ geht es nicht mit rechten Dingen zu – davon sind die fidelen Schwestern Cäcilie und Käthe fest überzeugt. Die beiden sind sich sicher, dass ihr Mitbewohner Heribert eiskalt ermordet wurde und seine wertvollen Antiquitäten gestohlen und durch billige Imitationen ersetzt wurden. Sie bitten Loretta Luchs um Hilfe. Damit Loretta Bewohner und Personal der Residenz unauffällig unter die Lupe nehmen kann, wird sie kurzerhand von Cäcilie und Käthe als Küchenhilfe eingeschleust…

    Lotte Minck wartet auch in Lorettas mittlerweile dreizehntem Fall wieder mit einer abwechslungsreichen Handlung, spannenden Ermittlungen und wortwitzigen Dialogen auf. Die Krimödie ist auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich - schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im Geschehen und kann prima mit der munteren Hobbyermittlerin mitfiebern und miträtseln.

    Loretta ist ruckzuck wieder in ihrem Element - während sie als Kaltmamsell und Servicekraft für das leibliche Wohl der Senioren sorgt, sammelt sie Hinweise, hört sich um und fragt sich durch, bringt dabei ihre hervorragende Beobachtungsgabe zum Einsatz und diskutiert und kombiniert mit ihren Co-Ermittlern Erwin, Dennis und Frank. Auch die quirligen Schwestern lassen sich das Abenteuer nicht entgehen – endlich passiert mal etwas Spannendes in ihrem ansonsten so langweiligen Seniorenheim! - und unterstützen Loretta im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

    Die Akteure haben alle ihre Eigenarten, Besonderheiten und Macken, sorgen durch ihr turbulentes Zusammenspiel für beste Unterhaltung und lassen den Roman damit zu einem kurzweiligen Lesevergnügen werden.

    Loretta und ihre Mitstreiter geben in „Schach mit toter Dame“ wieder alles – ein herrlicher Krimi, randvoll mit guter Laune.

    Wohin die Reise geht Wohin die Reise geht (Buch)
    18.03.2021

    Roadtrip in ein neues Leben

    Bremen. Der 72-jährige ehemalige Kaffeefabrikant Jakob Hüfner hat ein Problem: er kann nicht Nein sagen. Nicht, als sein Sohn ihn bittet, eine Million Euro Schwarzgeld in die Schweiz zu schmuggeln. Und auch nicht, als sein Chorkollege Matthias auf die Idee kommt, ihn auf diese vermeintliche Urlaubsreise zu begleiten. Der 40-jährige Matthias ist Polizist und schwer herzkrank. Und er glaubt, eine gute Menschenkenntnis zu haben. Deshalb wird er sofort misstrauisch, als Jakob während eines Stopps an einer Autobahnraststätte wieder einmal nicht Nein sagen konnte und zwei Anhalterinnen anschleppt – die verwirrt wirkende 67-jährige Opernsängerin Tilda und die 18-jährige Straßenmusikerin Alex, die ganz offensichtlich etwas zu verbergen hat. Das ungleiche Quartett braust in Richtung Lugano, nicht ahnend, dass diese Reise einen ganz anderen Verlauf nehmen wird, als eigentlich geplant…

    Marlies Ferber hat mich mit diesem abenteuerlichen Roadtrip von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Ich war nicht nur neugierig darauf, wie das Zusammenspiel dieser vier unterschiedlichen Menschen, deren Leben auf die eine oder andere Weise ins Trudeln geraten ist, funktionieren wird, ich wollte auch wissen, was Tilda und Alex - deren Hintergrundgeschichten abgesehen von ein paar Andeutungen erst nach und nach aufgeblättert werden - im Vorfeld widerfahren ist und habe daher gespannt die Ereignisse verfolgt.

    Was für die Reisenden als wenig spektakulärer Ausflug beginnt, wandelt sich ruckzuck zu einen nicht erwarteten Abenteuer - auf der Autobahn kommt eine Polizeisperre in Sicht und lässt die Nervosität im Auto sprunghaft ansteigen. Durch eine Kurzschlusshandlung von Alex nimmt die Geschichte ab hier einen Verlauf, der immer dramatischer wird – das Geschehen gleicht mehr und mehr einem Krimi und entwickelt dabei einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

    Marlies Ferber lässt ihre Protagonisten im Wechsel zu Wort kommen, so dass man intensiv an den Gedanken, Emotionen und Geheimnissen jedes Einzelnen teilhaben kann und dadurch versteht, was sie bewegt und wie sie ticken. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass ihre Wesen nicht so eindeutig sind, wie es auf den ersten Blick schien. Die Reise bietet jedem der Weggefährten die Möglichkeit, hinter die Fassaden der anderen zu blicken und Verborgenes aufzudecken. Es zeigt sich schließlich, dass sie zusammenhalten müssen und jeder die Unterstützung der Mitreisenden braucht, um das eigene Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.

    „Wohin die Reise geht“ ist eine humorvoll erzählte Geschichte, die voller spannender Wendungen und Überraschungen steckt und mit einigen nachdenklich machenden Passagen gespickt ist. Es hat Spaß gemacht, Jakob, Matthias, Tilda und Alex auf ihrer turbulenten Reise zu begleiten, mit ihnen mitzufiebern und am Ende gemeinsam mit ihnen zu der Erkenntnis zu gelangen, dass eine Zufallsbekanntschaft befreiend sein kann und manchmal wertvoller ist, als die eigene Familie oder langjährig Vertraute.
    Lebenssekunden Lebenssekunden (Buch)
    02.03.2021

    Lebenssekunden

    In ihren Roman „Lebenssekunden“ erzählt Katharina Fuchs aus dem Leben zweier junger Frauen, die auf ganz unterschiedliche Weise aufwachsen und sich ihren Platz im Leben erkämpfen. Die Handlung beginnt im Jahr 1956 und erstreckt sich über fünf Jahre – im stetigen Wechsel erfährt der Leser, wie es Angelika Stein und Christine Magold auf ihren Wegen ergeht, bis die beiden sich unter dramatischen Umständen 1961 in Berlin zum ersten Mal begegnen.

    Angelika wächst in Kassel in einem Künstlerhaushalt auf. Die 15-Jährige ist blitzgescheit, muss aber wegen wiederholten Schwänzens die Schule verlassen. Ohne Abschluss scheint ihr Traum, eine Ausbildung zur Fotografin zu machen, geplatzt zu sein. Doch sie hat Glück, die Begegnung mit dem Fotografen Joachim Hellmann, der ihre Leidenschaft und ihr großes Talent für die Fotografie erkennt und ihr eine Lehrstelle gibt, ebnet ihr den Weg, eine der ersten Fotojournalistinnen Deutschlands zu werden…

    Auch die ebenfalls 15-jährige Christine ist hochtalentiert. Christine lebt aber in einer ganz anderen Welt, als Angelika, und das nicht nur, weil sie in Ostdeutschland aufwächst. Christine ist Kunstturnerin und gilt als große Medaillenhoffnung der DDR bei den Olympischen Spielen. Vom Ehrgeiz ihrer Mutter und dem physischen und psychischen Druck ihres Trainers und der Funktionäre angetrieben, erbringt Christine Höchstleistungen – ihr Alltag gleicht dabei einer nicht enden wollenden Tortur aus Hunger, brutalen Trainingsmethoden und Schmerzen …

    „Lebenssekunden“ wird fesselnd erzählt und entwickelt schnell einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann. Der Roman besticht vor allen Dingen durch die überzeugende Verknüpfung von Realität und Fiktion – Katharina Fuchs hat das Erwachsenwerden und die Entwicklung ihrer Protagonistinnen eng mit der Lebensart, den gesellschaftlichen und politischen Strukturen beider deutscher Staaten und den tatsächlichen Herausforderungen und Vorgehensweisen in den 1950er Jahre verwoben. Die beiden Frauen und ihr Umfeld wirken dabei so echt und authentisch, dass man es kaum glauben mag, dass es sich um fiktive Figuren handelt.

    Anschaulich und eindringlich schildert die Autorin die vielen Höhen und Tiefen, die Angelika und Christine durchstehen müssen. Ich wurde von den Erlebnissen der beiden jungen Frauen regelrecht mitgerissen und habe durchweg mit beiden mitgefiebert – ich habe Angelika dafür gefeiert, dass sie trotz aller Widrigkeiten ihren Weg gegangen ist und sich einen Platz in einer rauen Männerdomäne erkämpft hat. Und ich habe mit Christine gelitten, wenn sie für den Ruhm und die Ehre des sozialistischen Vaterlandes bis zum Umfallen getriezt wurde und von jeglicher Individualität beraubt um den sportlichen Erfolg gerungen hat.

    „Lebenssekunden“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert - eine mitreißend erzählte Geschichte, die den Leser intensiv am Werdegang zweier mutiger junger Frauen im Nachkriegsdeutschland teilhaben lässt. Absolute Leseempfehlung!
    Wenn Wattwürmer weinen Christiane Franke
    Wenn Wattwürmer weinen (Buch)
    01.03.2021

    Wenn Wattwürmer weinen

    Neuharlingersiel. Postbote Henner Steffens hat einen Tag frei und gönnt sich am frühen Morgen eine Joggingrunde. Als ihm Neuharlingersiels neueste Touristenattraktion ins Auge fällt, beschließt er, die Gelegenheit zu nutzen und einen kurzen Blick ins Innere des riesigen Übernachtungsstrandkorbs zu werfen. Wider Erwarten ist der Strandkorb jedoch nicht leer; Tourismusmanager Ulfert Johannsen liegt darin - mausetot! Als Todesursache wird zunächst ein Herzinfarkt vermutet, doch schnell steht fest, dass Ulfert vergiftet wurde…

    Dorfpolizist Rudi Bakker macht sich gemeinsam mit Oberkommissar Helmut Schnepel von der Kripo Wittmund auf Spurensuche – die beiden haben es gleich mit mehreren Verdächtigen zu tun, denn der umtriebige Tourismuschef hat sich in seinem Umfeld nicht nur Freunde gemacht…

    Lehrerin Rosa Moll hat – ganz anders als man es von ihr gewohnt ist – anfangs so gar keinen Sinn für die Ermittlungen, denn einige Veränderungen in ihrem Privatleben erfordern ihre ganze Aufmerksamkeit…

    In „Wenn Wattwürmer weinen“ schicken Christiane Franke und Cornelia Kuhnert ihr munteres Ermittlertrio bereits zum achten Mal auf Verbrecherjagd – es hat mir wieder großen Spaß gemacht, Rosa, Henner und Rudi bei ihren Nachforschungen zu begleiten und ihnen bei ihren privaten Angelegenheiten über die Schultern zu schauen. Neben den spannenden Ermittlungen - bei denen der Leser prima über Täter und Motiv miträtseln kann - und einer guten Portion Humor spielt auch der Alltag der Dorfgemeinschaft mit vielen Dingen, die die Neuharlingersieler interessieren und bewegen, wieder eine Rolle.

    Eine Übersicht über das Stammpersonal der Serie sowie die Rezepte der Leckereien, die im Verlauf der Handlung gekocht werden, befinden sich im Anhang und runden diesen Küstenkrimi damit perfekt ab.

    „Wenn Wattwürmer weinen“ hat mir sehr gut gefallen - ein Ostfriesen-Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite vergnügliche Unterhaltung bietet.

    Abels Auferstehung Thomas Ziebula
    Abels Auferstehung (Buch)
    23.02.2021

    Abels Auferstehung

    Leipzig im Februar 1920. Kriminalinspektor Paul Stainer, dem eine Kriegsneurose und ganz besonders der gewaltsame Tod seiner Frau Edith schwer zu schaffen machen, bekommt einen neuen Fall auf den Tisch: im Hotel „Fürst Bismarck“ wurde der Maler und ehemalige Soldat Fritz Sternberg erstochen aufgefunden. Eine erste Spur führt den Ermittler zu einer schlagenden Studentenverbindung…

    Zur gleichen Zeit reist die Journalistin Marlene Wagner - die gerade eine Mensur miterleben durfte und einen abfälligen Artikel über das Erlebnis geschrieben hat - nach Basel, weil sie befürchtet, dass es sich bei einem aus dem Rhein gezogenen toten Soldaten um ihren Bruder Roland handelt. Schnell stellt sich heraus, dass der Tote ein Fremder ist. Im Besitz des unbekannten Soldaten befanden sich u. a. ein besonderes Taschenmesser sowie ein Zigarettenetui einer Leipziger Firma – beides weckt Marlenes Neugierde und sie beginnt nachzuforschen…

    „Abels Auferstehung“ ist der zweite Fall für Paul Stainer und seine Kollegen in der Wächterburg und knüpft unmittelbar an die Geschehnisse des ersten Teils an. Auch wenn es für das Verständnis der Handlung dieses Krimis nicht vonnöten ist, den ersten Band gelesen zu haben, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannenden Fortsetzung noch erhöht.

    Den Leser erwartet auch in diesem Band wieder ein vielschichtig angelegter Krimi. Mehrere Handlungsstränge, unterschiedliche Schauplätze und zahlreiche Personen - darunter neben dem Ermittlerteam bereits bekannte Akteure wie Nachtclub-Besitzerin Rosa Sonntag und Straßenbahnfahrerin Josephine König, aber auch neue Gesichter wie zum Beispiel Joseph Nürnberger, ein Spezialist für Spurensicherung - sorgen für eine lebhafte und abwechslungsreiche Handlung.

    Die Ermittlungsarbeit ist spannend und wird durch immer neue Hinweise und überraschende Ereignisse lebendig gehalten. Geschickt lenkt Thomas Ziebula den Blick des Lesers dabei in unterschiedliche Richtungen, so dass man bis zum Schluss über die Identität des Täters mitgrübeln und miträtseln kann.

    Es ist Thomas Ziebula außerdem hervorragend gelungen, das damalige Leipzig und seine Bewohner darzustellen. Die Mentalität und die Eigenarten der Menschen, die unsichere Lebens- und Arbeitswelt sowie die unbeständige politische Situation werden für den Leser greifbar - die Ereignisse des Krieges wirken in Leipzigs Straßen und Häusern nach, das spürt beim Lesen.

    „Abels Auferstehung“ hat mir sehr gut gefallen – ein historischer Kriminalroman, der mit interessanten Charakteren, stimmigem Zeitkolorit und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

    Die Kannenbäckerin Annette Spratte
    Die Kannenbäckerin (Buch)
    31.01.2021

    Zeitreise ins Kannenbäckerland

    In ihrem historischen Roman „Die Kannenbäckerin“ nimmt Annette Spratte den Leser mit in den Westerwald zur Zeit des 30-jährigen Krieges und erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich trotz aller Widrigkeiten einen Platz im Leben erkämpft.

    Johanna Hatterod ist gerade einmal 13 Jahre alt, als sie durch die Pest ihre Familie verliert. Sie verlässt daraufhin ihr Heimatdorf und macht sich – zu ihrem Schutz als Junge getarnt – auf den Weg nach Hilgert ins Kannenbäckerland, in der Hoffnung, bei einem ihr bisher unbekannten Onkel eine Bleibe zu finden. Dort angekommen, behält sie kurz entschlossen ihre Tarnung bei und findet bei dem Kannenbäcker Wilhelm Hatterod nicht nur ein neues Zuhause, sondern bekommt auch die Chance, das Töpferhandwerk zu erlernen…

    Annette Spratte hat einen angenehm zügig zu lesenden Schreibstil – schnell ist man mittendrin im Geschehen und fiebert mit Johanna mit. Die Autorin lässt ihre Protagonistin einen sehr steinigen Weg gehen – immer neue Herausforderungen und Schicksalsschläge, die harte Arbeit auf dem Hof und in der Töpferei, das nicht immer harmonische Dorfleben und auch die Missgunst der anderen Kannenbäcker machen Johanna schwer zu schaffen, lassen sie aber stetig wachsen und im Verlauf der Handlung zu einer selbstbewussten jungen Frau werden, die alles daran setzt, mit Geschick und Fleiß in einer Männerdomäne Fuß zu fassen.

    Obwohl ich eigentlich ein großer Freund von ausführlichen Schilderungen bin und besonders in historischen Romanen gerne ein umfassendes Bild von Zeit und Ort vermittelt bekomme, hat es mir hier sehr gut gefallen, dass die Autorin sich auf Johannas Werdegang und deren Erlebnisse in und um Hilgert konzentriert und die große Politik rund um den 30-jährigen Krieg außen vor gelassen hat.

    Sehr interessant sind die Einblicke in das Töpferhandwerk zur damaligen Zeit. Die vielfältigen Aufgaben von der Beschaffung des Tons bis hin zur abschließenden Salzglasur und die Schwierigkeiten, die während des Herstellungsprozesses auftreten konnten, werden eingehend beschrieben und verständlich erläutert.

    „Die Kannenbäckerin“ hat mir sehr gut gefallen – es hat Spaß gemacht, Johanna durch die für sie sehr aufregende Zeit zu begleiten und ihr Wachsen und Werden zu beobachten.


    Erinnerungen aus Glas Erinnerungen aus Glas (Buch)
    16.01.2021

    Erinnerungen aus Glas

    Amsterdam 1942. Als Eliese und Josie sich als junge Erwachsene wiederbegegnen, ist die unbeschwerte Kindheit der beiden nur noch eine blasse Erinnerung – die Welt um sie herum hat sich verändert, die Nazis haben die Niederlande mittlerweile fest im Griff. Eliese wurde vom Judenrat dazu verpflichtet, gemeinsam mit Walter Süskind in der Hollandsche Schouwburg Juden zu registrieren. Josie unterstützt derweil in einer dem Theater gegenüberliegenden Kinderkrippe die Krippenleiterin Fräulein Pimentel bei der Versorgung der Kinder. Das Schicksal der Kinder erschüttert Eliese und Josie und so schmieden die beiden einen waghalsigen Plan…

    Ein zweiter Handlungsstrang spielt in der heutigen Zeit. Ava Drake ist Mitglied der überaus reichen Kingston-Familie, gilt aber als Außenseiterin und wird nur von ihrer Großmutter Marcella akzeptiert. Marcella hat Ava zur Direktorin der Kingston-Stiftung bestimmt, eine Organisation, die weltweit gemeinnützige und wohltätige Projekte unterstützt. Avas Aufgabe ist es, Förderanträge zu überprüfen. Als sie in Uganda die Kaffeeplantage und das daran angeschlossene Kinderheim von Landon West besichtigt, wird sie unversehens mit ihrer eigenen Familiengeschichte konfrontiert. Sie beginnt nachzuforschen und bringt Unglaubliches ans Tageslicht…

    „Erinnerungen aus Glas“ beruht auf wahren Begebenheiten. Melanie Dobson hat diesen Roman in Gedenken an Henriëtte Pimentel, Walter Süskind, Johan van Hulst und die vielen Helfer, die die drei dabei unterstützt haben, hunderte Kinder aus den Fängen der Nazis zu befreien, geschrieben.

    Melanie Dobson erzählt die Geschichte sehr anschaulich und wartet mit einer Fülle von Details auf – die feine Charakterisierung der Figuren, die bildhaften Beschreibungen der Handlungsorte und die Schilderungen des abwechslungsreichen Geschehens sowohl in dem historischen wie in dem zeitgenössischen Part machen diesen Roman zu einem genauso ergreifenden wie spannenden Leseerlebnis.

    Es gelingt der Autorin ausgesprochen gut, dem Leser die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln. Man wird von den vielen Höhen und Tiefen, die Eliese, Josie und auch Ava durchstehen müssen, mitgerissen und fiebert durchweg mit ihnen und ihren Wegbegleitern mit.

    „Erinnerungen aus Glas“ hat mir sehr gut gefallen – eine tiefgründige Geschichte, die kurzweilig erzählt wird und mich auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt hat.

    Die Jüdin von Magdeburg Die Jüdin von Magdeburg (Buch)
    13.01.2021

    Die Jüdin von Magdeburg

    In seinem historischen Roman „Die Jüdin von Magdeburg“ nimmt Ruben Laurin den Leser ein weiteres Mal mit in das 13. Jahrhundert nach Magdeburg. Seit „Der Kathedrale des Lichts“ sind einige Jahre vergangen, in denen der Domneubau allerdings nicht wirklich vorangekommen ist. Die mittlerweile ergraute Mystikerin Mechthild lebt nach wie vor in der Stadt und wird von vielen für ihre Güte und Barmherzigkeit geliebt, von einigen jedoch für ihre Ansichten gehasst und als geisteskrank beschimpft.

    Die Handlung beginnt mit einem spannenden Prolog. Der Leser wird Zeuge eines grausamen Überfalls – während des Laubhüttenfestes im September 1261 lässt Erzbischof Ruprecht das Judendorf angreifen und ausplündern. Das Attentat trifft die Familie des Geldverleihers Amos besonders hart. In diesem kurzen Abschnitt lernt man nicht nur zahlreiche Akteure kennen, die im Verlauf der Handlung eine wichtige Rolle spielen, man kann auch schon erahnen, wie konfliktreich es damals in der Elbstadt zuging.

    Zeitsprung in das Jahr 1275. Wolfram von Hildesheim dient dem Ritter Adalbert von Stendal als Knappe. Wolframs Ziel ist es, einmal ein gütiger und edler Ritter zu werden – dafür bringt der junge Knappe alle nötigen Voraussetzungen mit, wie der streitlustige Markgraf Otto IV. von Brandenburg feststellt und Wolfram deshalb gerne in seinem Gefolge hätte. Doch Wolfram zögert…

    Wolfram befindet sich gerade in Magdeburg, als ein schreckliches Unglück über die Stadt hereinbricht. Während einer festlichen Prozession zu Ehren der heiligen Margareta stürzt eine Brücke ein und reißt hunderte Menschen in die Fluten der Elbe. Wolfram kann Amos Tochter Esther vor dem Ertrinken retten und verliebt sich in die junge Jüdin. Als Amos sich weigert, seine Tochter einem Christen zur Frau zu geben und Wolfram zudem nach einem heftigen Streit mit Adalbert dringend die Stadt verlassen muss, nimmt er das Angebot des brandenburgischen Markgrafen an…

    Ruben Laurin hat einen fesselnden Schreibstil und versteht es ausgezeichnet, den Leser in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im dramatischen Geschehen, wird von den Höhen und Tiefen, die Esther, Wolfram, Mechthild oder auch deren Pflegetochter Genoveva durchmachen, mitgerissen und fiebert durchweg mit allen mit.

    Ruben Laurin hat das Schicksal seiner Protagonisten eng mit den tatsächlichen Geschehnissen des 13. Jahrhunderts in und um Magdeburg verflochten. Reale Ereignisse wie der Überfall auf das Judendorf, der Brückeneinsturz oder auch das Gerangel um die Wahl des Erzbischofs und die damit einhergehenden Kampfhandlungen bereichern die spannende fiktive Handlung und lassen eine mittelalterliche Welt aus hinterhältigen Machenschaften, Machtgier, Rittertum und Minnesang vor den Augen des Lesers entstehen.

    „Die Jüdin von Magdeburg“ hat mir sehr gut gefallen - die gut ausbalancierte Mischung aus historischen Fakten, Spannung und Romantik wird anschaulich und lebendig erzählt und hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

    51 bis 75 von 272 Rezensionen
    1 2
    3
    4 5 6 7 8 9 10 11
    Newsletter abonnieren
    FAQ- und Hilfethemen
    • Über jpc

    • Das Unternehmen
    • Unser Blog
    • Großhandel und Partnerprogramm
    MasterCard VISA Amex PayPal
    DHL
    • AGB
    • Versandkosten
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt
    • Hinweise zur Batterierücknahme
    * Alle Preise inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten
    ** Alle durchgestrichenen Preise (z. B. EUR 12,99) beziehen sich auf die bislang in diesem Shop angegebenen Preise oder – wenn angegeben – auf einen limitierten Sonderpreis.
    © jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft mbH
    • jpc.de – Leidenschaft für Musik
    • Startseite
    • Feed
    • Pop/Rock
    • Jazz
    • Klassik
    • Vinyl
    • Filme
    • Bücher
    • Noten
    • %SALE%
    • Weitere Weitere Bereiche
      • Themenshops
      • Vom Künstler signiert
      • Zeitschriften
      • Zubehör und Technik
      • Geschenkgutscheine
    • Anmelden
    • Konto anlegen
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt