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    julemaus94 Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 08. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 37
    431 Rezensionen
    Papyrus Irene Vallejo
    Papyrus (Buch)
    27.05.2022

    Etwas zerfleddert

    Welcher Büchernarr, der etwas auf sich hält, könnte an einem Buch über die Geschichte des Buches vorüber gehen, ohne nicht wenigstens einen klitzekleinen Blick hinein zu werfen? Selbst wenn dieses Buch über 700 Seiten fasst.

    Die wunderschöne Aufmachung lenkt von der hohen Seitenanzahl ab und lädt zum Schmökern ein. Und schon auf der ersten Seite taucht man tief in die griechische Geschichte und die Anfänge des Schreibens ein.

    Fans der Antike werden hier auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, setzt die Autorin ihre Schwerpunkte doch auf Griechenland und Rom. Und dank der offensichtlich sehr ausführlichen Recherchearbeit bietet sie dem Leser auch eine unheimliche Fülle an Informationen.

    Allerdings verliert nicht nur der Leser schnell den Überblick. Bei so vielen detailreichen Erzählungen verschwindet schnell der rote Faden im Nirvana und dafür tauchen des Öfteren Wiederholungen auf.

    Es ist einfach zu viel: zuviel Fließtext, zu viele Abschweifungen in die Neuzeit. Dafür zu wenig Struktur und Absätze; die Überschriften passen nicht immer zum Inhalt der Kapitel. Dem Buch hätten radikale Kürzungen wirklich gut getan und das, obwohl es eigentlich wirklich informativ ist. Es kostet nur leider zu viel Kraft, diese Informationen aus dem Wust des ganzen Beiwerks herauszufiltern.
    Die Gezeiten gehören uns Vendela Vida
    Die Gezeiten gehören uns (Buch)
    13.05.2022

    Weil ich ein Mädchen bin

    Wie ist es wohl, als junges Mädchen aus betuchtem Haus in den 80er Jahren an der Westküste in San Francisco aufzuwachsen? Wenn man den Schilderungen von Eulabee folgt, ist es gar nicht so anders als überall sonst auch.

    Eulabee wächst eigentlich recht behütet auf. Sie und ihre drei Freundinnen gehen auf eine Privatschule im Viertel, verbringen ihre Freizeit am Strand über Felsen kletternd und schnappen hier und da die spannendsten Gerüchte über die Nachbarn auf. Bis eines Tages eine winzige Meinungsverschiedenheit ihre Clique zerrüttet.

    Eulabee ist ein ganz normales Mädchen, das mit ganz normalen Mädchenproblemen zu kämpfen hat. Und doch ärgere ich mich, noch während ich diese Rezension schreibe, dass ich ihre Probleme als normal bezeichne. Denn Vendela Vida zeichnet ein ziemlich ernüchterndes Frauenbild. Sexuelle Übergriffe und die Herabwürdigung der Mädchen und Frauen tauchen in beinahe jedem Kapitel auf die eine oder andere Art und Weise auf. Das sollte nicht als normal und gegeben hingenommen werden, wird in diesem Roman aber ohne Aufregung normalisiert.

    Dadurch entsteht eine Coming-of-Age Geschichte, die mich zeitweise ziemlich wütend macht, ohne das sie sonderlich viel Spannung aufbaut. Man könnte fast sagen, dass der rote Faden manchmal verschwimmt. Wenn man aber genauer hinschaut ist es eben der immer wieder aufblitzende Blick auf das Frauenbild, was einen durch die Geschichte führt.
    Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße Maxim Leo
    Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße (Buch)
    06.05.2022

    Wie man eine Geschichte erzählt

    Geschichte schreibt sich leider nicht von selbst. Wie sehr sie im Nachhinein verfälscht wird oder wie ihr Grundtenor klingt, hängt immer von demjenigen ab, der sie niederschreibt.

    Diese Erfahrung macht auch Hartung, als ein Journalist bei ihm auftaucht und ihn über einen bestimmten Abend vor der Wende interviewen möchte. Den Abend, an dem Hartung einen Bolzen an der Weiche im Stellwerk Friedrichstraße abbrach und so einem Zug voller Menschen die Flucht in den Westen ermöglichte.

    Was als Unfall begann wird dank eines Zeitungsartikels plötzlich zur organisierten Massenflucht und Hartung ungewollt zum Helden. Der macht das beste aus der Situation...

    Maxim Leo greift in seinem Roman so manche Themen auf, Geschichtsfälschung und Interpretation von Zeitdokumenten, modernes Heldentum und streut sogar ein bisschen Liebe dazu.

    Allem voran konzentriert er sich aber auf das Thema Ost-West, mit all seinen Vorurteilen. Viele davon kennt man, mit einigen ist man aufgewachsen, manche davon bekommt man heute noch zu hören. Das wird auf die Dauer vielleicht ein wenig ermüdend.

    Mit Hartung hat der Autor aber gleichzeitig einen Helden auf Augenhöhe geschaffen. Der Mann hatte nicht immer Glück im Leben, ist aber auch kein Vollversager. Eigentlich ist er sogar ziemlich klug und dazu noch nicht vollkommen gewissenlos, hat aber nie wirklich etwas aus sich machen können. Das macht ihn nahbar und seine Erlebnisse und Entscheidungen nachvollziehbar, wenn auch nicht immer sympathisch.

    Insgesamt liest sich das Buch flott, macht ein Stückchen Geschichte erlebbar und lässt einen auch einen winzigen Blick hinter deutsche Politikkulissen werfen.
    Dschinns Fatma Aydemir
    Dschinns (Buch)
    29.04.2022

    Komplexe Familiengeschichte

    In jeder Familie gibt es dunkle Geheimnisse, jeder Mensch lebt mit Erfahrungen, über die er mit niemandem reden kann. Fatma Aydemir zeichnet das Bild einer Familie, die von ihren Dschinns beherrscht wird.

    Als Hüseyin endlich sein Ruhestand genießen will und eine Eigentumswohnung in Istanbul kauft, stirbt er plötzlich an einem Herzinfarkt. Während seine Familie anreist um die Beerdigung vorzubereiten und sich zu verabschieden, kämpft jeder für sich mit seinen Dämonen oder Dschinns, wie es in ihrer Kultur heißt.

    "Dschinns" besteht aus sechs verschiedenen Episoden, jede verleiht einem anderen Familienmitglied eine Stimme und offenbart dabei sechs vollkommen unterschiedliche Schicksale.

    Dabei werden ganz unterschiedliche Themen angesprochen, von unerfüllter Liebe über Rassismus, Integrationsprobleme bis zu Generationenkonflikte und Ungleichberechtigung von Mann und Frau. Teilweise wird man von der Flut an Konflikten beinahe überwältigt, es fällt schwer die Fülle an Problemen in einer Familie zu verarbeiten.

    Und doch macht das Buch auch Mut, sieht man doch, dass man Probleme auch aufarbeiten kann, wenn man sich anvertraut und darüber spricht.

    Die Figuren sind sehr stark gezeichnet, man erhält aufgrund der Erzählweise einen guten Einblick in die jeweilige Gedanken- und Gefühlswelt.

    Insgesamt entseht so ein komplexes, tiefgründiges Familiendrama, das überzeugt.
    Oxen. Noctis Oxen. Noctis (Buch)
    29.04.2022

    Etwas schwächelnd

    Um dieses Buch in voller Länge genießen zu können, sollte man die ersten vier Bände über den Kriegsveteranen Niels Oxen gelesen haben.

    Dieses Mal wird er als Berater zu einer Mordserie hinzugezogen, bei der ein Heckenschütze sieben Kriegsveteranen erschossen hat. Gemeinsam mit Margrethe Franck sucht er nach einer Verbindung zwischen den Männern und gerät dabei selbst in die Schusslinie.

    Dieser Band ist insofern eine Neuerung für die Reihe, weil dieses Mal Franck im Vordergrund steht und beweisen kann, was sie drauf hat. Oxen und Mossman agieren eher im Hintergrund. Ich finde es zwar großartig, dass diesesmal die weiblichen Figuren mehr Spielraum bekommen, hätte mich aber auch über etwas mehr Oxen gefreut.

    Die Story an sich fängt stark an, bekommt aber vor allem im Mittelteil ein paar Längen, die nicht hätten sein müssen. Das Ende ist etwas offen gestaltet und lässt meine Hoffnung blühen, dass es bald ein Wiedersehen mit meinem dänischen Lieblings-Veteranen geben wird.
    Die Wächterinnen von New York N. K. Jemisin
    Die Wächterinnen von New York (Buch)
    25.04.2022

    Die Seele eingefangen

    New York, New York! Wie gerne lese ich etwas über diese Stadt, wenn die Sehnsucht zu groß wird. Für mich lebt und atmet sie ein ganz besonderes Lebensgefühl. Und genau diesem Lebensgefühl hat N. K. Jemisin nun ein Denkmal geschrieben.

    Ihr Buch ist ein Gedankenexperiment, was passiert,wenn eine Stadt so viel Charakter entwickelt hat, dass sie lebendig wird. Sie bekommt einen Avatar, der sie beschützen soll. Aber New York ist natürlich so großartig, dass sie zusätzlich noch fünf Wächterinnen zur Unterstützung bekommt. Deren Hilfe ist auch bitter nötig, denn bereits während ihrer Geburt wird sie angegriffen und droht zu sterben. Und das wäre nicht nur für die Stadt selbst in Todesurteil.

    Wie schon beworben, hat Frau Jemisin einen wirklich einmaligen Schreibstil. Ihre Art der Urban Fantasy ist abstrakt, etwas abgehoben und vermischt sich dank ihre wissenschaftlichen Theorien etwas mit der Science Fiction. Aber diese Mischung ist großartig auf ihre Weise, zumindest wenn man sich darauf einlässt. Die Vergleiche zu Lovecraft kommen mit Sicherheit nicht von ungefähr.

    Doch abseits von der etwas schwierigen Genre-Zuordnung ist dieses Buch einfach eine ganz große Liebeserklärung an eine tolle Stadt. Dabei kommen hier nicht Mal die typischen Touristenattraktionen zum Zuge, sondern das was New York groß gemacht hat: die Arbeiterviertel von Queens, die Street Art aus Brooklyn und das Bankertum Manhattans. Die Wächterinnen fangen die Seele ihrer Viertel perfekt ein. Das lässt sie zwar manchmal etwas Stereotyp wirken,aber genau so ist es in diesem Falle ja perfekt. Es liest sich ein wenig wie Sightseeing mit einem residual.

    Und auch die Themen, die angesprochen werden, sind typisch New York: Feminismus, Empowerment, Rassismus ebenso wie die Integration von Einwanderern und Obdachlosen. Starke Themen, die nichts wie aufgedrückt, sondern sehr authentisch eingebunden wirken.

    Insgesamt ein tolles Buch, aus dem man viel mitnimmt und sich trotzdem gut unterhalten fühlt. Ich bin überaus froh, dass es eine Fortsetzung geben wird!
    Das Fundbüro der verlorenen Träume Helen Frances Paris
    Das Fundbüro der verlorenen Träume (Buch)
    25.04.2022

    Tiefgründiger als erwartet

    Das Äußere zeigt nicht immer, wie es innen drin aussieht. Das trifft sowohl auf Menschen als auch auf Bücher zu. Zugegeben, das Cover hat mich angezogen, habe ich doch auf eine locker-leichte Unterhaltungslektüre gehofft. Frau Paris hat dann aber doch ein wenig mehr abgeliefert.

    Dot arbeitet im Fundbüro, gehört anders als das ständig wechselnde Personal zum festen Stamm und geht in ihrem Job auf. Sachen sortieren, katalogisieren und mit ihren Besitzern zusammenbringen, das macht sie glücklich. Oder zumindest bietet es ihr Sicherheit und Halt in ihrer kleinen, gut organisierten und strukturierten Welt. Doch dann geschehen auf einmal mehrere Dinge gleichzeitig, die ihr kleines Kartenhaus zusammenstürzen lassen.

    Man muss ganz klar sagen, dass es in diesem Buch weniger um das Fundbüro als um die gute Seele desselben geht. Denn Dot steht ganz klar im Mittelpunkt der Erzählung. Auch wenn Fundsachen und die damit verbundenen Erinnerungen und Träume eine große Rolle spielen, so steht doch alles im Zusammenhang mit der innerlich gebrochenen Frau und ihrer unverarbeiteten Vergangenheit.

    Dot ist eine großartig gezeichnete Hauptfigur, ihr Denken und Fühlen wird auf eindringliche Art und Weise dargestellt und man fiebert förmlich mit ihr mit. Auch die Nebenfiguren haben mir gefallen, wenn auch nicht alle unbedingt sympathisch wirkten.

    Leider entstehen vor allem im Mittelteil gewisse Längen, dafür hat mich das überraschende Ende dann aber doch noch entschädigen können.

    Ja, in gewisser Weise ist es ein Wohlfühlroman, da es einen zuletzt mit einem wohligen Gefühl in der Brust verabschiedet. Bis dahin muss man aber einige emotionale Tiefen überwinden.
    Zusammenkunft Zusammenkunft (Buch)
    24.03.2022

    Zu experimentell

    Frauen eine Stimme zu geben ist wichtig, sie muss aber auch gehört werden. Ob das mit diesem Buch so unbedingt klappt, wage ich zu bezweifeln.

    In einer Erzählung mit sehr autobiografischen Zügen präsentiert uns Natasha Brown die Geschichte einer jungen weiblichen PoC im Finanzwesen Londons. Ihre alltäglichen Erfahungen sind von Sexismus und Misogynie bestimmt, selbst ihre Beziehung zu einem jungen weißen Mann sind nicht frei von Rassismus. Lediglich in einem Bereich ihres Lebens kann sie vollkommen selbstbestimmt entscheiden.

    Die Themen sind hart, wie hart sie wirklich sind, kann man als weiße, privilegierte Leserin wohl kaum erahnen. Aber die als Gedankenkonstrukt gestaltete Geschichte gibt schon einen vage aufschlussreichen Einblick.

    Allerdings ist mir das Ganze in der Gestaltung leider zu experimentell und abstrakt geraten. Selbst auf den wenigen (knapp 100) Seiten fällt es mir schwer bei der Sache zu bleiben und hinter die vielen Andeutungen und unausgesprochenen Dinge zu blicken. Um eine wirkliche Beziehung zu der Protagonistin aufbauen zu können, fehlt das Füllmaterial.

    Die Themen sollen doch eigentlich wütend oder zumindest nachdenklich stimmen. Wenn aber selbst bei der Protagonistin keinerlei Emotionen erkennbar sind, wie soll der Leser sich denn dann beeinflusst fühlen?

    Ich habe wirklich viele Hoffnungen in dieses Buch gesetzt, nicht zuletzt, weil es so hochgelobt und prämiert ist. Diese Hoffnungen und die Realität kommen leider nicht zusammen.
    Tell Joachim B. Schmidt
    Tell (Buch)
    24.03.2022

    Der Mensch hinter der Legende

    Ich habs ja sonst nicht so mit Nationalhelden und muss gestehen, dass ich weder die Schweizer Legende noch das Drama von Schiller kannte. Unterbewusst habe ich den Namen Tell zwar schon mal aufgeschnappt und mir ist auch vage bewusst, dass es da um irgendwas mit nem Apfel ging, der Rest aber versinkt im Dunkeln. Umso besser, dass sich Joachim B. Schmidt nun dieses Stoffes angenommen hat und ihn in eine spannende, gut lesbare Form gegossen hat.

    Es geht also um Wilhelm Tell, der mit Frau, Kindern und Schwieger- sowie eigener Mutter auf einem abgelegenen Hof lebt. Es ist eine harte Zeit, die Schweizer Bergbauern werden von Habsburger Soldaten drangsaliert. Und mittendrin der unangepasste Tell...

    Das Buch macht wirklich großen Eindruck, jedes kurze Kapitel (manchmal nicht länger als zwei/ drei Seiten) ist aus Sicht eines anderen Beteiligten geschildert, jeder kommt zu Wort und hat etwas über diesen sturen Tell zu sagen. Nur Tell selbst bleibt stumm. Und trotzdem ist die Erzählung emotional aufgeladen, schwingen starke Gefühle mit und bieten einen tiefen Einblick in dieses harte Leben, diese unerträglich grausame Zeit.

    Würde jede historische Erzählung so geschrieben, jeder historischen Figur ein solches Denkmal gesetzt werden, man wäre wesentlich gebildeter. Das Buch weckt Interesse an dem Nationalhelden Wilhelm Tell und vor allem an weiteren Büchern von Joachim B. Schmidt.
    Das Loft Das Loft (Buch)
    24.03.2022

    Bis einer stirbt

    Dreiecksbeziehungen funktionieren in den seltensten Fällen. "Das Loft" stellt diese Theorie auf eine etwas agressivere Art unter Beweis.

    Das Pärchen Sarah und Marc bewohnen mit seinem besten Freund Henning ein edles Loft in Hamburg. Alles ist scheinbar in bester Ordnung, bis Henning eines Tages verschwunden ist und eine Menge Blut in der Wohnung gefunden wird. Was ist geschehen und wo steckt Henning?

    Die Geschichte beginnt wirklich stark, die Spannung wird durch die Erzählung aus Sicht von Sarah, Marc und der ermittelnden Komissarin in die Höhe getrieben. Leider kann der Autor diese Stimmung nicht über das ganze Buch hinweg halten. Gerade der Mittelteil bietet eine lange und langatmige Durststrecke, bevor es zum Ende hin noch einmal spannend wird und in einem überraschenden Finale gipfelt.

    Zudem können die Figuren keinerlei Sympathie gewinnen. Alle vier (die Ermittlerin mit einbezogen) haben erheblich unschöne Charakterzüge und gerade das Trio bietet ein paar ziemlich offensichtliche Klischees. Allerdings sind die Figuren auch gar nicht darauf ausgelegt, freundliche Gefühle im Leser zu wecken.

    Insgesamt war das Buch ganz nett für Zwischendurch (ich höre Thriller gerne während längerer Autofahrten), aber Nichts was mich vom Anhalten abgehalten hätte.
    Papier & Blut Kevin Hearne
    Papier & Blut (Buch)
    24.03.2022

    Mehr Spin-off als Fortsetzung

    Ich habe mich unheimlich auf die Fortsetzung von Tinte & Siegel gefreut, endlich etwas neues aus den schottischen Gefilden und ihren magischen Bewohnern. Allerdings war ich auch froh, mittlerweile die gesamte Reihe über den Eisernen Druiden gelesen zu haben, denn hier ist unbedingt Vorwissen gefragt.

    Der Siegelmagier Al ist immer noch auf der Suche nach demjenigen, der ihn vor 11 Jahren verflucht hat, als in Australien plötzlich Kolleginnen von ihm verschwinden. Gemeinsam mit seinem Hobgoblin Buck Foi macht er sich auf den Weg, dem nachzugehen und trifft in Melbounre auf unerwartete Unterstützung in Gestalt eines einarmigen Druiden und seiner zwei Hunde.

    Grundsätzlich hat Kevin Hearne allein mit seinem ersten Kapitel einen Volltreffer gelandet. Denn zu Beginn des neuen Abenteuers fasst er noch einmal die Geschehnisse des ersten Bandes zusammen. Vielleicht hätte er aber auch noch ein paar Worte über seine Chronik des Eisernen Druiden fallen lassen sollen, denn genau diese Reihe spielt für die folgenden Handlungen eine nicht unerhebliche Rolle. Vorkenntnisse sind also erwünscht und werden dringend für gesteigertes Lesevergnügen empfohlen.

    Ansonsten geht es gewohnt humorvoll-wortgewandt weiter wie gewohnt. Die Geschichte ist spannend erzählt, hätte aber auch gerne noch ein paar Seiten mehr füllen dürfen für ein paar mehr Hintergrundinfos.

    Wie schon aus dem ersten Band bekannt, wird die Spannung durch eingeschobene Zwischenstorys erhöht und in die Länge gezogen. Jede für sich interessant und unterhaltsam, auch wenn sie nicht unbedingt viel zur Handlung beitragen.

    Es hat wirklich viel Spaß gemacht, Atticus, Oberon und einige andere mal wieder zu treffen. Trotzdem hoffe ich sehr, dass sich Al im nächsten Band endlich auf die Suche nach seinem Verfluchenden machen kann.
    Die Diplomatin Lucy Fricke
    Die Diplomatin (Buch)
    21.03.2022

    Hinter dem Vorhang der Diplomatie

    Wer wollte nicht schon immer einmal wissen, was hinter den geschlossenen Türen einer Botschaft so geschieht? Womit beschäftigen sich Angestellte des Auswärtigen Amtes so tagein tagaus? In ihrem neuen Buch bietet Lucy Fricke einen kurzen Einblick, lüftet ein wenig den schweren Vorhang- und lässt doch vermutlich ziemlich viel ungesagt.

    Fred ist erfolgreiche Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes, bekommt nach einigen Stationen den Posten als Konsulin in Montevideo und freut sich eigentlich auf diesen sicheren, ruhigen Posten. Bis ein Zwischenfall ihre Karriere beinahe zerstört und sie ins Hauptquartier zurückbeordert wird. Ein paar Jahre später reist sie als Konsulin nach Istanbul und hofft, mit ihrem politischen Einfluss etwas zu erreichen.

    Zunächst einmal: dies ist mein erster Roman von Lucy Fricke und ich bin sehr beeindruckt von ihrem flüssigen, leichten Schreibstil, der selbst ein so schwieriges Thema wie Diplomatie (bei dem kein Satz das ausdrückt, was eigentlich gemeint ist und man ständig zwischen den Zeilen lesen muss) zu einem entspannten Leseerlebnis.

    Es ist grundsätzlich auch ein interessantes Thema, Diplomaten bei der Arbeit zuzusehen, aber für meinen Geschmack wird hier zu sehr Offizielles mit Privatem vermischt und es fällt schwer, dabei die eigentliche Kernaussage abzugrenzen.

    Fred ist eine spannende Figur, der Prototyp einer erfolgreichen Geschäftsfrau, die für ihre Karriere notgedrungen auf Kind und Familie verzichtet hat. Abgegrenzt dank ihres Jobs führt sie ein sehr einsames Leben und weiß grundsätzlich nie, wem sie vertrauen kann oder wen sie an sich heran lassen kann.

    Insgesamt kann man sehr viel Spannendes und Interessantes aus diesem Buch mitnehmen, aber wie die Diplomaten selbst, muss man bei jeder Zeile sehr gut abwägen, was einem eigentlich gesagt werden soll.
    #London Whisper - Als Zofe ist man selten online Aniela Ley
    #London Whisper - Als Zofe ist man selten online (Buch)
    16.03.2022

    Moderne Zeitreise

    Willkommen in der neuesten, frischesten, hippsten Zeitreisegeschichte, präsentiert von Lifestyle-Bloggerin par excellence Zoe. Wenn du auf Glitzer, Zauber und ein Abenteuer a la Bridgerton hoffst, bist du hier genau richtig.

    Zoe ist als Austauschschülerin an eine renommierte Londoner Privatschule gereist und gerade dabei, sich unter ihren Mitschülerinnen einen Namen als legendäre Partyplanerin zu machen. Natürlich wird dabei alles auf ihrem Instagramaccount festgehalten. Doch bei einer Party blickt sie zu tief in den falschen Spiegel und erwacht am nächsten Morgen im London 1816 und findet sich als Zofe für die junge Miss Lucie wieder. Nun muss sie sich in dieser Zeit zurecht- und einen Weg zurück finden.

    Eines ist diese Story auf jeden Fall: frisch und jung, genau das richtige für ihr jugendliches Zielpublikum. Das fängt beim originellen Intro jedes Kapitels an, geht bei der kreativen optischen Gestaltung des ganzen Buches weiter und findet seinen Höhepunkt in der sprachlichen Kreativität, mit der sich Zoe durch Regency-London schlägt.

    Zoe lebt und atmet das Sinnbild der heutigen Jugend und stellt gleichzeitig eine wirklich selbstbewusste, starke junge Frau dar, die sich von nichts unterkriegen lässt, hilfsbereit ihren Mitmenschen gegenüber ist und Empowerment pur präsentiert. Auch wenn die meisten anderen Figuren recht blass bleiben, muss ich doch zumindest noch Miss Lucie lobend hervor heben, da sie im Laufe der Geschichte eine echte, positive Wandlung druchmacht.

    Leider bleibt hinter der Figurenentwicklung die eigentliche Storyline ziemlich zurück. Das Thema Zeitreise wird viel zu wenig ausgekostet. Ja, es ist ziemlich schnell offensichtlich, dass hier der Beginn einer Reihe vorbereitet wird, aber trotzdem bleiben am Ende des ersten Bandes zu viele lose Fäden übrig. Dem Grund für Zoes Zeitreise sind wir kaum einen Schritt näher gekommen, kaum zu sprechen von den Möglichkeiten ihrer Rückreise.

    Insgesamt bietet die Reihe viel Potential für eine starke, feministische Jugendromantasy, muss aber in den nächsten Teilen in Sachen Plot noch ordentlich zulegen.
    Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar Robert Thorogood
    Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar (Buch)
    16.03.2022

    Frauenpower

    Urenglische Cosy Crime-Geschichten sind offenbar gerade wieder voll im Trend! Und ich kann es den begeisterten Leser:innen nicht verdenken. Unterhaltsame Geschichten, viel Humor, wenig Blut und vor allem ein paar interessante Figuren machen das ganze doch immer wieder zu einem leicht verträglichen Lesevergnügen.

    Auch die Geschichte um die 70-jährige Judith Potts, die allein in ihrem herrschaftlichen Haus direkt an der Themse lebt, abends gerne mal nackt eine Runde schwimmen geht und dabei den Mord an ihrem Nachbarn mitbekommt, erfüllt all diese Kriterien.

    Judith und die beiden Frauen, die sie sich im Laufe der Geschichte als Unterstützung für ihre Ermittlungsarbeit heranzieht, bringen ein paar interessante Hintergrundgeschichten mit. Auch wenn die Mordermittlung im Vordergrund steht, sind doch diese drei Ladies die eigentlichen Highlights der Geschichte. Sie bringen Frauenpower, Selbstbewusstsein und ein paar skurrile Ticks mit.

    Auch der Storyplot zeigt ein paar interessante Winkelzüge, auch wenn die Originalität zum Ende in etwas auf der Strecke bleibt. Aber darum geht es im Grunde ja auch nicht.
    Butter Butter (Buch)
    16.03.2022

    Ode ans Essen

    Asiatische Literatur ist nicht unbedingt etwas, mit dem ich mich besonders gut auskenne. Allerdings habe ich in letzter Zeit vermehrt Autorinnen aus diesem Teil der Welt gelesen und glaube einige Parallelen auch in dieser Geschichte entdecken zu können.

    Die Reporterin Rika recherchiert anlässlich der bald anstehenden Gerichtsverhandlung den Fall der vermeintlichen Serienmörderin Manako Kajii, die ihre männlichen Verehrer erst beköstigt und dann auf verschiedene Arten umgebracht haben soll. Im Gefängnis wird Rika, die vollkommen dem japanischen Frauenbild entspricht, mit der dominanten, scheinbar unangepassten Manako konfrontiert und es entspinnt sich ein intellektuelles Ringen um die Rechte für ein Exklusivinterview. Dabei geht es ums Kochen ebenso wie um das Selbstbild der Frauen.

    Typisch japanisch ist dieser Roman sehr zurückhaltend und fast schon emotionslos verfasst. Die Erzählung wirkt sehr nüchtern und teilweise etwas langatmig. Einzig wenn es ums Essen oder Kochen geht, schwenkt die Autorin von knappen Sätzen zu fast schon poetischen Elegien über einzelne Zutaten, Zusammenstellungen von Rezepten oder den Geschmack der Speisen im Mund. Man sollte definitiv nicht hungrig zu diesem Buch greifen, der Apetit wird dabei auf jeden Fall angeregt.

    Für Leser, die sich wenig aus Kulinarik machen und stattdessen auf eine spannende Enthüllungsstory mit kriminalistischen Zügen hoffen, sind hier vollkommen fehl am Platz. Auch wenn Rika die Geschichte Manakos gründlich recherchiert und bis zu ihren Kindheitswurzeln zurück verfolgt, kommt dabei leider sehr wenig Spannung auf.

    Die Einblicke ins heutige Japan, das Gesellschaftsbild, das hier gezeichnet wird, und vor allem die Sicht auf die moderne japanische Frau sind unheimlich interessant und gleichzeitig auch sehr ernüchternd. Wenn eine Frau, die für ihr Leben gerne isst und dabei ein Gewicht von 70 kg halten kann, schon als fett bezeichnet wird, muss ich sehr an mich halten, um mich nicht damit zu vergleichen. Trotzdem fehlt mir auch hier ein wenig der Tiefgang. Diese Themen werden zwar angekratzt, aber der angeündigte Wandel, den vor allem Rika als Hauptfigur durchmachen soll, fehlt mir.

    "Ein universeller Roman über Genuss, Lebenskunst und die Geschichte einer weiblichen Befreiung."

    So wird das Buch beworben und in den ersten zwei Punkten kann ich auch bis zu einem gewissen Grad mitgehen. Die weibliche Befreiung habe ich allerdings nicht sehen können. Meiner Meinung nach wird den Frauen sowohl von der Gesellschaft als auch von ihnen selbst den ganzen Roman hindurch ein gewisser Zwang auferlegt.
    Die Feuer Die Feuer (Buch)
    09.03.2022

    Überfrachtetes Kammerspiel

    Ein Theaterstück von Beckett, drei ziemlich verschiedene Frauen und ringsum wüten die Buschfeuer. Klingt nach einem interessanten Plot? Ist es grundsätzlich auch, mit kleinen Abstrichen.

    Margot, Ivy und Summer befinden sich an verschiedenen Punkten in ihrem Leben. Alle drei sind aus verschiedenen Gründen im Theater, um sich abzulenken, weil sie eingeladen wurden oder weil sie dort arbeiten. Alle drei verfolgen das Stück mehr oder weniger interessiert und beginnen dabei über ihr Leben nachzudenken, bis sie zum Schluss einen Entschluss fassen.

    Soweit, so gut. Alle drei sind auf ihre Art interessante Persönlichkeiten, haben viel erlebt in ihrem Leben und müssen so einiges verarbeiten.

    Die Themen, die sie dabei anreißen, sind so vielfältig, wie ernst und wichtig. Jedes für sich würde schon locker einen Roman füllen können. So kommen sie aber mit geballter Macht auf den Leser zu, treffen ihn mitten ins Gesicht und verschwinden aber auch ebenso schnell wieder.

    Sie regen unbedingt zum Nachdenken an, bedenkt man auch die Nonchalance, mit der sie angesprochen werden. Man hat das Gefühl, dass sich die Frauen daran gewöhnt haben, mit der jeweiligen Bürde zu leben, mit den damit zusammenhängenden Gefühlen umzugehen. Teilweise wirkt es aber auch wie ein Stück im Stück. Die Emotionen kommen nicht so richtig zum Tragen, bringt man sie nicht selbst ein.

    Insgesamt fühle ich mich zum Schluss etwas erschlagen von den Themen, die Tiefe lässt aber etwas zu wünschen übrig.
    Der fürsorgliche Mr Cave Matt Haig
    Der fürsorgliche Mr Cave (Buch)
    04.03.2022

    Tragisch und beklemmend

    Wer je ein Buch von Matt Haig gelesen hat, seine Kinderbücher mal ausgenommen, weiß, dass es keine glücklichen Gute Laune-Geschichten sind. Das liegt mit Sicherheit auch an der psychischen Krankheitsgeschichte des Autors, dass sich seine Bücher immer wieder mit den tiefen der menschlichen Psyche beschäftigen. §Der fürsorgliche Mr Cave" macht da absolut keine Ausnahme.

    Mr Cave kümmert sich seit dem Tod seiner Frau um die gemeinsamen Zwillinge und den Antiquitätenladen, nur unterstützt von der Schwiegermutter. Als sein Sohn bei einem Unfall ums Leben kommt, tut er alles um seine 15-jährige Tochter vor allem Übel der Welt zu beschützen- komme was da wolle und egal, was sie davon hält.

    Diese Geschichte beginnt mit einem Unglück und wird im Laufe der Erzählung auch nicht fröhlicher. Es tut weh zu sehen, wie der Vater durch seine Handlungen die Beziehung zu seiner Familie immer mehr strapaziert, beschädigt und damit letztendlich genau das Gegenteil von dem erreicht, das er eigentlich wollte.

    Dass dieses Verhalten kein gutes Ende nehmen kann ist wohl allen von Anfang an klar. Dieses Buch ist wie ein in Seiten gefasster Autounfall- eine Katastrophe, die man einfach nicht verhindern kann, der man nur hilflos zusehen kann.

    Dabei ist das Ganze so eindrücklich geschrieben, Mr Cave legt einen absoluten Seelenstriptease hin, lässt den Leser an seinen Emotionen, an seinem Innenleben teilhaben.

    Großartig umgesetzt ist das auch dadurch, dass der gessamte Roman als Brief des vaters an seine Tochter verfasst ist. Zu Beginn hatte ich damit, um ehrlich zu sein, noch meine Probleme- diese permanente Anrede ist einfach etwas sehr Ungewöhnliches. Und doch ist es für diesen Roman genau das Richtige!

    Man muss auf dieses Thema gefasst sein, es muss einen in der richtigen Stimmung erwischen. Aber wenn es einen erwischt, dann trifft es hart und tief.
    Ancora Colin Hadler
    Ancora (Buch)
    04.03.2022

    Mysteriös und verwirrend

    Eines kann man dem Buch auf jeden Fall zugute halten: es ist keine typische Jugendfantasy und bietet diesem Genre tatsächlich mal noch etwas neues an.

    Romy nimmt sich mit ihren Freunden Jannis und Aurel im Sommer eine Auszeit, ohne Technik, ohne Handy, abseits der Zivilisation in einer zurückgezogen lebenden Dorfgemeinschaft. Von Anfang an wirken die Bewohner etwas seltsam, scheinen Geheimnisse zu haben, die vermutlich mit der tragischen Vergangenheit dieses Ortes zusammenhängen. Doch bald lassen sich die mysteriösen Vorkommnisse nicht mehr auf rationale Art erklären.

    In vielen Fantasygeschichten wird zu Beginn viel Zeit darauf verwendet, umfänglich in die Welt und ihre (Macht-)Strukturen einzuführen. Hier wird man, gemeinsam mit den Hauptfiguren, ins kalte Wasser geschubst. Man erschließt sich die Welt im Laufe der Erzählung, dadurch wird diese besondere, mystische Stimmung erzeugt. Gemeinsam mit Romy erforscht man die Geheimnisse.

    Das funktioniert lange Zeit recht gut, allerdings beginnt der Autor nicht rechtzeitig damit, Erklärungen zu liefern. Dadurch wirkt das Ganze zum Ende hin etwas zu gehetzt, die Enthüllungen kommen zu plötzlich und geballt.

    Romy erscheint mir als eine interessante, junge Frau. Und doch erfährt man nicht sonderlich viel von ihr, ebenso wie die anderen Figuren bleibt sie relativ blass, ich kann mir im Kopf kein richtiges Bild von ihr machen.

    Insgesamt freut es mich, dass die Geschichte als abgeschlossener Einzelband funktioniert. DIe Geschichte ist rund, alle losen Fäden sind zum Schluss vernäht. Hätte man sie auf zwei Bände gestreckt, wäre sie zu langatmig geworden.
    Brummps Dita Zipfel
    Brummps (Buch)
    26.02.2022

    Willkommen im Ameisenbau

    Willkommen in der Welt der Ameisen. So fühlt es sich wohl an, wenn man kopfüber vor dem Ameisenhügel landet. So wie Jonny.

    Jonny Ameise lebt bei den Ameisen, seit ihn die Königin eines Morgens vor dem Bau gefunden hat. Er ist viel größer als die anderen Ameisen und auch nicht so stark, wird von den anderen Ameisen deswegen gehänselt. Zum Glück hat er seine Freundin Butz, die immer zu ihm hält und mit der er so einiges erlebt.

    Diese Geschichte ist eine Geschichte übers Anderssein, ausgeschlossen werden. Über Freundschaft und darüber, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

    Dabei legt die Autorin einen interessanten Sprachstil an den Tag, sehr jugendlich-frisch und etwas flapsig. Das passt aber irgendwie sehr gut zur Geschichte und wird konsequent bis zum Schluss durchgezogen.

    Besonders hervorheben möchte ich auch nochmal die Illustrationen und deren Farbgebung. Das gesamte Buch ist einer Dreifarbigkeit aus Orange, Rot und Schwarz gehalten, wirkt dadurch sehr künstlerisch und modern. Gleichzeitig bezaubern die flächigen Illustrationen aber auch durch ihren handgezeichneten Stil, der zurückgenommen und gleichzeitig liebevoll gestaltet ist. Die Zeichnungen erschlagen einen nicht und doch kann man viele kleine Details entdecken.

    Insgesamt ist es eine tolle Kombination aus witziger, gefühlvoller Geschichte und außergewöhnlicher Gestaltung, die perfekt geeignet ist für ältere Kinder.
    Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2) Richard Osman
    Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2) (CD)
    26.02.2022

    Würdiger Nachfolger

    Dass Elizabeth, Ibrahim, Ron und Violet keine normalen Rentner sind weiß man spätestens seit dem Ende des ersten Bandes. Und ich in seinem zweiten Fall kann der Donnerstagsmordclub wieder vollkommen überraschen und begeistern.

    Nicht nur steht auf Elizabeths Türschwelle plötzlich ihr Ex-Kollege und -Ehemann, um sie um Hilfe zu bitten. Er hat der Mafia Daimanten geklaut und bangt nun um sein Leben. Zudem wurde Ibrahim in der Stadt überfallen, was seine Freunde zu Rachegedanken und -taten anstiftet.

    Erneut überzeugt das Buch mit liebevoll gezeichneten Figuren und einer klug konstruierten Handlung. Man weiß nie, wie es letztendlich ausgehen wird und wer es denn nun war. Nur eines weiß man sicher: die Ermittlung wird Spaß machen und ein paar unterhaltsame Finten bereit halten. Richard Osman hat einen feinen Sinn für Humor und ein gutes Gespür für Situationskomik, ohne seine Figuren dabei lächerlich zu machen oder die Stimmung durch zu viel Humor zu zerstören. Stattdessen entwickelt er ein feinfühliges Gleichgewicht aus Witz und Tiefgang.

    Aus diesem Buch nimmt man nicht nur Unterhaltung, sondern auch die ein oder andere Weisheit fürs Leben mit.
    The Maid Nita Prose
    The Maid (Buch)
    26.02.2022

    Kein Zustand der Perfektion

    Ein ermittelndes Zimmermädchen klingt doch nach einer perfekten Protagonistin für eine Cosy Crime-Geschichte. Dass bei einer solchen Grundlage doch noch so einiges schief gehen kann, beweist Nita Prose mit ihrem Buch eindrucksvoll.

    Molly arbeitet als Dienstmädchen im Regency Grand Hotel und bekommt bei ihren täglichen Rundgängen so einiges mit. Nicht zuletzt dank ihres Apsergersyndroms bemerkt sie jede noch so kleine Unstimmigkeit im Verhalten der Hotelbewohner und legt beim Rückversetzen der Zimmer in einen Zustand der Perfektion eine beinahe enervierende Genauigkeit an den Tag. Als sie den berühmtesten Gast des Hauses tot in seinem Zimmer findet, rutscht sie ungewollt in eine knifflige Schnitzeljagd hinein...

    Nun könnte man annehmen, dass sie aufgrund ihrer Beobachtungsgabe die geborene Ermittlerin wäre und den Fall innerhalb weniger Augenblicke gelöst hätte. Diese überragende Fähigkeit verträgt sich zum Leidwesen der Geschichte aber nicht mit ihrer grenzenlosen Naivität und Gutgläubigkeit, die einen im Laufe der Geschichte beinahe schmerzt.

    Dazu trägt mit Sicherheit auch die Vertonung des Hörbuches seinen Teil bei, denn Anna Thalbach lässt ihre Molly dermaßen weinerlich und jammernd wirken, dass es irgendwann weh tut.

    Zudem nimmt sich die Autorin einfach nicht genug Zeit, ihre Figuren auch nur in irgendeiner Weise zu entwickeln und ihnen Tiefe zu verleihen. Von Molly einmal abgesehen strotzen ihre Figuren vor Klischees und Blässe.

    Auch der Plott ist denkbar uninspiriert und wenig überraschend. Ich kann mir auch kaum vorstellen, wie die Rahmenhandlung in einem möglichen zweiten Band weitergeführt werden könnte. Für mich ist die Geschichte auserzählt und ich bin wenig interessiert, mehr von Molly zu lesen.
    Der Erinnerungsfälscher Abbas Khider
    Der Erinnerungsfälscher (Buch)
    26.02.2022

    Fließende Übergänge

    Als jemand, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, kann ich mich kaum in die Position von Said Al-Wahid versetzen.

    Said ist als Junge aus dem Irak geflohen und über unzählige Umwege nach Deutschland gelangt. Doch auch hier konnte er sich nie vollkommen sicher fühlen. Stattdessen hat er mit Behörden und deren Auflagen zu kämpfen, ebenso wie mit ausländerfeindlichen Anfeindungen. Wen wundert es da, dass sich seine Erinnerungen an diese traumatische Zeit langsam aber sicher verfälschen?

    Abbas Khider hat einen beeindruckend poetischen Schreibstil und schafft es bereits auf relativ wenig Seiten, viele verschiedene ernste Themen eindrücklich darzustellen. Während des Lesens bin ich abwechselnd schockiert, bedrückt und peinlich berührt. Meine Heimat durch die Augen eines auf unsere Hilfe angewiesenen Flüchtlings zu sehen schmerzt teilweise mehr als ich zugeben möchte.

    Das Buch hätte gut und gerne auch viel mehr Seiten vertragen und ich hätte gerne noc ausführlicher über einzelne Details lesen wollen, empfinde das Buch aber trotzdem als perfekt abgerundet.
    Ende in Sicht Ronja von Rönne
    Ende in Sicht (Buch)
    14.02.2022

    Zu konstruiert

    Es gibt gewisse Themen, die lassen sich mit ein wenig Humor und Feingefühl sehr viel besser vermitteln, als wenn sie einen mit der ganzen Härte und Ernsthaftigkeit treffen, die ihnen zu eigen sind. Depressionen und Selbstmordgedanken gehören definitiv in diese Kategorie.

    Dementsprechend war ich sofort interessiert als ich die Ankündigung zu diesem Buch gelesen habe:

    "Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben – doch wollen sie das zusammen auch noch? Tieftraurig, elegant und lakonisch erzählt Ronja von Rönne von zwei Frauen, denen der Tod als letzter Ausweg erscheint: ein unvorhersehbares, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen."

    Leider fehlt es dem Buch an so vielem, allem voran der Eleganz, Dramatik und Komik, die einem hier versprochen werden.

    Der alternde Schlagerstar Hella und die 15-jährige Juli treffen sich auf der Autobahn, als sich die Jugendliche von einer Brücke stürzt. Was eigentlich ihr Leben beenden sollte, ist der Startschuss zu einem unbequemen Roadtrip mit ungewollten Zwischenstopps und Umwegen.

    Ich gebe zu, die Story hat Potential, sehr viel Potential sogar. Allerdings kommen ihr sowohl sehr blasse Figuren in den Weg, zu denen man nur sehr schwer Zugang findet und deren Beweggründe vor allem im Falle der 69-jährigen Hella bis zum Schluss ziemlich im Dunklen bleiben. Auch die Chemie zwischen den Figuren vermisse ich bis zum letzten Kapitel. Wenn man erwartet, dass sich die beiden auf ihrem Trip näher kommen und aufgrund ihrer ähnlichen Ziele genügend Gesprächsstoff haben, so wird man schwer enttäuscht.

    Auch die kurzen Abschnitte und schnellen Perspektivwechsel, die die Geschichte mit Recht auflockern, verhindern es, dass bei dem Ganzen Tiefgang entsteht.

    Zudem wirken einige Szenen sehr konstruiert wenn nicht sogar deplatziert oder unnötig. Manchmal bekommt man das Gefühl, dass hier auf Zwang Komik erzeugt werden soll, die jedoch einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

    Mich enttäuscht aber vor allem die Darstellung von Depression und Todeswunsch, da man das Gefühl bekommt, hier eine recht eindimensionale Darstellung präsentiert zu bekommen. Allein das Ende der Geschichte kann mich zumindest zum Teil versöhnen.
    Unser wirkliches Leben Unser wirkliches Leben (Buch)
    14.02.2022

    Enttäuschend in mehrerer Hinsicht

    Dass Beziehungen nicht immer gut tun und man manchmal seine eigenen Wünsche über die des Partners stellen sollte, ist mit Sicherheit nichts neues und schon lange kein Geheimnis mehr.

    Wenn also Imogen Crimp eine solche toxische Beziehung in den Mittelpunkt ihres Romans rückt und dem altbekannten Schema "junge, unsichere Frau trifft auf älteren, gut betuchten Mann und lässt sich von ihm einwickeln" nichts Neues mehr abgewinnen kann, ergibt das letztlich einen sehr langen, etwas ermüdenden Roman, der mich nicht wirklich hinter dem Ofen hervorlocken kann.

    Die junge Opernstudentin Anna trifft eines Abends bei ihrem Job als Jazzsängerin in einer Bar auf Max, einen älteren, distinguierten Börsenmakler. Und obwohl er scheinbar kein gesteigertes Interesse an ihr hegt und sie von Anfang an kaum ernst zu nehmen scheint, beginnt sie "etwas" mit ihm.

    Von Anfang an schreinen alle Signale, dass dieses Kennenlernen nicht zu einer gesunden Beziehung auf Augenhöhe führen kann. Das sieht jeder, der dieses Buch liest. Warum um alles in der Welt das Anna nicht sieht und sich immer weiter in eine Beziehung hineinsteigert, die nie als Beziehung bezeichnet wird- weder von ihr noch vom ihm- wird mir auf keiner Seite des Romans klar.

    Allein dieses Nicht-verstehen-können der Handlunsgweise der beiden enttäuscht mich über die Maßen. Weder erhält man Einblicke in Max' Gefühlsleben und kann dadurch auch nur ansatzweise verstehen, warum er Anna so behandelt wie er es tut. Noch versteht man auch nur irgendwie, warum sie bei im bleibt, obwohl er sie permanent zurückstößt, ihr jegliche Bestätigung verweigert und sie am langen Arm verhungern lässt.

    Die größte Enttäuschung ist jedoch das Ende, das (ohne hier allzu viel verraten zu wollen) mich mit den größten Fragezeichen zurücklässt.

    Dazwischen stellt sich mir immer wieder die Frage, warum man eine solch nichtsagende Geschichte auf fast 500 Seiten zerren musste. Und ich spreche hier wirklich von Zerren, denn zwischendurch zieht sich das Ganze wie Kaugummi.

    Es fehlt an jeglichen Gefühlen oder wenigstens Anziehung zwischen den Figuren. Vielleicht fällt es deshalb auch so schwer, der Handlung zu folgen, weil die Beweggründe für die Handlungsweise der beiden nicht spürbar ist, nicht nachvollzieh- oder erlebbar. Man kann nicht mitfiebern, weil es kein Fieber gibt.

    Das trägt mit Sicherheit auch dazu bei, dass beide Figuren unheimlich blass bleiben und sehr schablonenhaft wirken. Über Max erfährt man weiter nichts, als das er ein manipulatives Arschloch ist, dem es gefällt seine Freundin nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, den es aber gleichzeitig auch ärgert wenn sie es tut. Und Anna wirkt mit der Zeit immer rückgratloser, ihrer Ziele und Träume beraubt (von denen man sich aber auch recht unsicher ist, ob sie sie jemals hatte).

    Insgesamt reicht das Thema einfach nicht aus, den Roman über 450 Seiten zu tragen. Fesselnder fand ich da tatsächlich die (viel zu kurz gekommenen) Schilderungen des Alltags im Opern-Showbiz.
    Reality Show Reality Show (Buch)
    19.01.2022

    Zu wirr und unübersichtlich

    Ich denke jeder hat sich ab und zu schon einmal gewünscht, die Aufsichtsräte und Vorstandsvorsitzender verschiedener Firmen und Insitutionen für ihre profitgierigen und rücksichtlosen Entscheidungen bestrafen zu können. Genau mir diesem Wunsch spielt Anne Freytag in ihrem neuen Buch.

    An Heiligabend werden alle TV-Sender von einer Show gekapert. Die "Reality Show" präsentiert dem aufmerksamen Publikum zehn Kandidaten- zehn einflussreiche Personen, die in ihrem Berufsleben besonders skrupellos gehandelt haben und dank dessen Leichen im Keller vergraben haben, die der Moderator der Show mit seinen Helfern aufdecken wollen. Das Publikum soll dann die Möglichkeit haben, über eine gerechte Bestrafung abzustimmen.

    Was dramatisch und reißerisch beginnt, mit der Entführung bzw gewaltsamen Festsetzung der Kandidaten, entwickelt sich zunächst zu einem wirklich spannenden Kammerspiel. Doch relativ schnell werden auch die Probleme und Schwierigkeiten des Thrillers offenbar.

    Da sind zum einen die wahre Flut an Figuren und Namen, mit denen der Leser quasi überschwemmt wird. Entführer, Kandidaten, Zuschauer und Ermittler werden immer wieder eingeführt, nur langsam beginnt man, diese Namen in eine logische Ordnung zu bringen. Zudem ist nicht immer ersichtlich, welche Namen für die fortlaufende Handlung noch von Bedeutung sein werden.

    Des Weiteren springt die Handlung permanent zwischen der aktuell laufenden Show und Rückblicken in die Planung des Ganzen. Dabei vermischt die Autorin auf ziemlich unglückliche Weise die Beweggründe für dieses gigantische Vorhaben mit den (für meinen Geschmack vollkommen unnötigen) romantischen Verstrickungen. Die Geschichte hätte sehr gut (vielleicht sogar besser) ohne diese funktioniert.

    Durch die Rückblicke entwickelt das Buch im Mittelteil einige Längen, verliert an Spannung und schafft es nur mit Mühe, den Spannungsbogen gegen Ende wieder aufzubauen.

    Für mich letzlich versaut hat es dann aber die "Auflösung" des ganzen Geheimnisses. Für mich schien es nicht ganz logisch oder plausibel genug erläutert.

    Insgesamt hätte es dem Buch wirklich gut getan, entweder ein paar Seiten mehr spendiert zu bekommen, die für die Erläuterungen der Hintergründe und ein paar mehr Details verwendet werden (bitte nicht noch mehr persönliches über die Strippenzieher) oder eine vernünftige Entschlackungskur für die vielen, vielen Figuren und Namen. Manchmal ist weniger eben doch mehr.
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