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    julemaus94 Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 08. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 37
    431 Rezensionen
    Weit weg von Verona Jane Gardam
    Weit weg von Verona (Buch)
    30.08.2018

    England ist nicht Verona

    Jane Gardam macht uns in ihrem allerersten Roman mit Jessica Vye bekannt, einem dreizehnjährigen Mädchen aus England. Jessica ist aufgeweckt und ziemlich selbstsicher, sie weiß genau, was sie später mal werden möchte: Schriftstellerin! Dass sich ihr dabei diverse Hindernisse in den Weg stellen, wie ihre Mitschülerinnen (denen Jessica irgendwie nicht viel abgewinnen kann), Lehrerinnen, die sie einfach nicht verstehen und nicht zuletzt der Krieg.

    Die Geschichte wird komplett aus Jessicas Sicht erzählt und erhält so einen erfrischenden Stil: leicht, etwas kindlich und trotzdem sehr realistisch. Er entspricht eben genau einem jungen Mädchen, das versucht, die aus den Fugen geratene Welt zu verstehen und sich vor allem auch den Erwachsenen gegenüber verständlich zu machen (was oft nicht so ganz gelingt). Man erlebt viel Humor, aber auch die Wirren und Rückschläge des Krieges. Das Leben zu Jessicas Zeit ist nunmal nicht leicht, die Kindheit von Hunger, Kälte und Einschränkungen bestimmt.

    Aber zu sehen, wie dieses junge Mädchen mit all dem umgeht, stark bleibt, ohne sich zu verbiegen, hat eine unheimlich lebensbejahende Wirkung.

    Wenn Jessica das schafft, kann ich das, wo ich es doch so viel leichter habe, auch!

    Fazit: Dieses Buch ist ein wenig wie das typisch englische Wetter: meist diesig und etwas trübsinnig, aber wenn die Sonne rauskommt, strahlend schön!
    Die Gesichter Die Gesichter (Buch)
    30.08.2018

    Wer definiert Kunst?

    Was oder wer beeinflusst uns mehr und dauerhafter, als die Liebe und Zuneigung unserer eigenen Eltern? Auch wenn wir als erwachsene Menschen gerne denken, vollkommen unabhängig und losgelöst von ihnen zu leben, so sehnen wir uns doch insgeheim immer nach ihrer Anerkennung und Beachtung.

    Wie sehr dieser Wunsch das Leben und die Entscheidungen eines Menschen beeinflussen kann, zeigt "Die Gesichter" wirklich überdeutlich am Beispiel von Charles Bavinski, der Zeit seines Lebens im Schatten des übergroßen, berühmten Maler-Vaters gelebt und nach dessen Anerkennung gestrebt hat.

    Der große Maler Bear Bavinski, der sich selbst ständig nach der Akzeptanz der Künstlerwelt sehnt, und dabei die Herzen seiner unzähligen Frauen und Kinder hinter sich zurücklässt, hat keine Ahnung, was er mit seinem unbedachten Urteil dem Gemälde seines Lieblingssohnes gegenüber in dessen Innerem angerichtet hat. Der setzt die Anerkennung seines künstlerischen Talents mit der Liebe des Vaters gleich; sieht einen Weg in dessen Herz nur über seine Gemälde.

    Das aus der Sicht von Charles, kurz Pinch genannt, erzählte Buch beschreibt ein glückloses, unzufriedenes Leben; ein Mensch auf der Suche nach Zugehörigkeit und einem Lebensziel, der sich doch nicht von seinem stets präsenten Vater zu lösen vermag.

    Diese Einblicke in Pinchs Leben wirken teilweise sehr eindringlich und man weiß als Leser selten, ob man ihn nun bemittleiden, bedauern, beglückwünschen oder heftig schütteln sollte.
    Man fühlt sich nicht wohl, eher wie ein Eindringling.

    Dabei liest sich der Text nicht immer wirklich flüssig. Man hat eher das Gefühl, Bruchstücke eines wenig aufregenden Lebens zu erfahren. Manche sind wirklich interessant zu lesen, werden aber oft durch weniger spannende Passagen verknüpft.

    Fazit:
    Letztendlich ist dieses Buch wie eines von Bears Kunstwerken: Der Ausschnitt eines größeren Ganzen, der einen mitten ins Herz trifft, wenn man es mit dem Herzen betrachtet.
    Whitehouse, D: Blumensammler Whitehouse, D: Blumensammler (Buch)
    30.08.2018

    Eine Reise ins Ungewisse

    "Der Blumensammler" erzählt aus dem Leben dreier Männer, deren Wege scheinbar keinerlei Berührungspunkte haben und sich doch in mancher Hinsicht ähneln.

    Peter findet eines Tages in einem alten Wälzer in der Bibliothek einen Liebesbrief, der die Angebetete mit seltenen Blumen vergleicht.

    Dove erlebt die Erinnerungen eines Fremden, der um die habe Welt reist, immer auf der Suche nach seltenen Pflanzen.

    Und Cole entdeckt den Flugschreiber eines lange verschollenen Flugzeugs im Bauch eines Wals.

    Was diese Geschichten miteinander verbindet erfährt man erst im Laufe des Buches.
    Bis dahin erlebt man drei Männer, die irgendwie fehl am Platze in der Gesellschaft wirken: sie haben Probleme, sich anderen Menschen zu nähern, ihre Gefühle auszudrücken und Kontakte zu knüpfen. Alle drei scheinen ihren sozialen Defiziten auszuweichen , indem sie sich in fremde Welten stürzen (seien es Forschungen, die welt der Blumen oder eine fremde Gedankenwelt).

    Als kleiner Biologe war ich natürlich zu allererst von diesem bezaubernden Cover und dem Klappentext gefesselt- seltene Blumen zu entdecken klingt aber auch unheilich spannend!

    Dass es aber eher eine Geschichte über die seltsamen und ungewöhnlichen Wege der Liebe ist, macht das Buch nur umso schöner.

    Der Schreibstil trägt sein übriges dazu bei, dass dieses Buch zum puren Lesevergnügen wird. Er ist etwas skuril und kurios, enthält aber bezaubernde Metaphern, die den Blumen die schönsten Eigenschaften zuschreiben.

    Fazit:
    Man muss sich auf dieses Abenteuer einlassen, denn das Buch ist stellenweise nicht gerade leichte Kost. Man kann es eher wie ein Abenteuer sehen: wenn man den Mut aufbringt, ins Ungewisse zu starten, findet man am Ende die schönsten Überraschungen!
    Wilson, C: Guten Morgen, Genosse Elefant Wilson, C: Guten Morgen, Genosse Elefant (Buch)
    30.08.2018

    Tragikomisch

    Christopher Wilson hat mit Juri eine berührend lustige, einfache Figur geschaffen, die einem die Gräuel der sowjetischen Diktatur auf eine ganz besondere Weise nahe bringt.

    Juri ist ein 12-jähriger Junge, der mit seinem Vater im Zoo lebt und seit einem Unfall geistig etwas beeinträchtigt ist. Als Vorkoster für Stalin erlebt er dessen letzte Tage im Dunstkreise seiner engsten Vertrauten und weiß doch nie, wem er trauen kann.

    Die Geschichte wird komplett aus Sicht des jungen Juri erzählt. Seine naive, gutgläubige Art und sein Unvermögen, die Hintergedanken und Wortspiele seiner Mitmenschen zu verstehen, machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem. Sie schildern das Leben in der Sowjetunion aus Sicht eines hilflosen, gestrandeten Kindes und machen die Erlebnisse damit umso reeler und unabwendbarer.

    Für mich wurde das Lesevergnügen (denn das ist es trotz des ernsten Themas wirklich) dadurch umso eindringlicher, erfährt man doch die Machtlosigkeit und Tristesse durch Juris Augen umso schonungsloser.

    Christopher Wilson gelingt dabei ein sehr unterhaltsames Spiel mit Worten und Metaphern, allein die vielen Namen, die er Stalin verpasst, ohne auch nur einmal seinen richtigen Namen zu nennen, machen wirklich Spaß. Man merkt, dass er ein Meister des humorösen Metiers ist und es weiß, dessen Wirkung gezielt einzusetzen.

    Fazit:
    Ein Buch, das unbedingt gelesen werden will und ein Protagonist, dem mit Leichtigkeit das Vertrauen und das Herz des Lesers zufliegt.
    Benjamin, A: Wahrheit über Dinge, die einfach passieren Benjamin, A: Wahrheit über Dinge, die einfach passieren (Buch)
    30.08.2018

    Alle 5 Sekunden...

    ...stirbt jemand durch eine Qualle. 412 Millionen mal hat das Herz geschlagen, wenn man 12 Jahre alt ist.

    Genau das Alter, in dem Suzys beste Freundin im Sommerurlaub ertrinkt. In diesem Sommer und dem darauf folgenden Jahr wird Suzy versuchen, Frannys Tod zu verarbeiten und zu verstehen, wie Franny ertrinken konnte, obwohl sie doch so eine gute Schwimmerin war. Die Erklärung ihrer Mutter: "Manchmal passieren Dinge einfach", kann sie so nicht akzeptieren und sucht nach einer anderen Ursache- bis sie auf die Irukandji stößt, eine winzig kleine, unscheinbare und doch tödliche Quallenart.

    Dieses Buch lässt den Leser kopfüber in den Kopf eines zwölfjährigen Mädchens tauchen, das versucht, den ersten großen Verlust in ihrem Leben zu verarbeiten. Es ist herzerweichend schön und traurig zugleich, etwas bizarr und doch eigenartig erwachsen, wie Suzy mit der Situation umgeht. Ich zumindest konnte soviel von meinem früheren Ich in ihr wiederentdecken: die Unsicherheit anderen Kindern gegenüber, der Wissensdurst, die Unbeholfenheit, das zögerliche Erwachsenwerden und vor allem die Veränderungen der Freundschaften, die damit einher gehen; bis man zu dem Schluss kommt:

    Es braucht gar nicht den Tod, um Freundschaften zu trennen, manchmal reicht schon die Pubertät.

    Der Weg, den Suzy zurücklegt, um diese Veränderungen zuzulassen und das Unaufhaltsame zu akzeptieren, ist nicht leicht, doch wir müssen ihn alle irgendwann einmal gehen. Und sie auf diesem Weg zu begleiten, ist überaus lesenswert!
    Miss Gladys und ihr Astronaut Miss Gladys und ihr Astronaut (Buch)
    27.08.2018

    Herzerwärmend

    Ich bin ein geborenes Kind der 90er, auch wenn ich innerlich eher den 80ern verbunden bin. D.h. Star Wars und David Bowie haben schon in meiner Kindheit eine große Rolle gespielt- da sag nochmal einer, dass der Geschmack der Eltern nicht Einfluss auf die Kinder hat ;)

    Allein aus diesem Grund ist "Miss Gladys und ihr Astronaut" ein wahrer Volltreffer und hatte mich spätestens bei dem Satz "Ground Control to Major Tom!"!

    Thomas Major wird in einer Single man-Mission der britischen Space Agency auf einen Flug ohne Wiederkehr zum Mars geschickt; er soll die Besiedelung vorbereiten. In einem Anflug von Torschlusspanik versucht er, von seinem Raumschiff aus Exfrau Janet anzurufen- und landet bei Gladys, einer dementen, aber rüstigen Rentnerin, die straff auf die 71 zugeht und sich alleine um ihre beiden Enkel Ellie und James kümmern soll, bis deren Vater aus dem gefängnis entlassen wird. Der Beginn einer wundervoll schrullig-skurilen Geschichte voller Anspielungen auf popkulturelle Hinterlassenschaften. Und ganz nebenbei eine grandiose Geschichte über Freundschaft und das Nicht-aufgeben!

    David M. Barett ist eine tolle Story gelungen voll Herz und Witz, bei der die Seiten nur so dahinfliegen. Man fiebert mit Familie Ormerod mit und lernt, ebenso wie sie, langsam die freundliche Seite des knurrigen Spacecowboys Tom kennen.

    Allgemein lebt das Buch von seinen Figuren. Alle ein wenig sonderbar, schließt man sie doch sehr gerne und sehr schnell in sein Herz- und weiß doch bis zum Schluss nicht mit Sicherheit, ob man auf ein Happy End zusteuert und wenn ja, wie dieses aussehen wird.

    Fazit:
    Unbedingte Leseempfehlung, mehr Worte sind bei diesem Buch nicht nötig!
    Truly Madly Guilty Liane Moriarty
    Truly Madly Guilty (Buch)
    20.06.2018

    Gewohnt spannend

    Liane Moriarty hat die Gabe, aus alltäglichen Geschichten gannze Dramen zu schreiben und sie dabei spannungsgeladen wie einen Thriller klingen zu lassen.

    Was sie für mich in Tausend kleine Lügen geschafft hat, hat sie auch hier größtenteils wiederholt. Sie schafft es, den alltäglichen Wahnsinn perfekt einzufangen, die Höhen und Tiefen, die jede Ehe und Freundschaft durchläuft. Den Makel hinter den scheinbar perfekten Fassaden zu zeigen.

    Dieses Mal geht es um drei befreundete Ehepaare, die einen gemütlichen Grillabend miteinander verbringen. Und hinterher ist nichts mehr so wie vorher.

    Was überhaupt geschehen ist, wird natürlich erst gegen Ende des Buches enthüllt. Das Buch ist in zwei Zeitsträngen aufgebaut, dem Davor und dem Danach. Neben dem eigentlichen Ereignis (und dessen Auswirkungen) werden aber nach und nach auch viele andere Problemchen und alte Geschichten ausgepackt, die diese sechs Menschen und ihre Kinder offensichtlich nachhaltig geprägt haben.

    Auch wenn das Buch leider nicht mehr ganz die Stärke seines Vorgängers erreicht, ist Frau Moriarty doch wieder eine unnachahmliche Gesellschaftskritik gelungen, die den Finger in die kleinen, verborgenen Wunden unserer übersättigten Welt legt.
    Stille Feinde Stille Feinde (Buch)
    20.06.2018

    Zu ausschweifend

    "Stille Feinde" ist das zweite Buch über den Ermittler Isaiah Quintabe, kurz IQ, der in den rauheren Gegenden LAs ermittelt.

    Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen, die sich örtlich und zeitlich unterscheiden (bis ich das aber begriffen hatte, war schon die Hälfte des Buches gelesen).
    Einerseits ermittelt er im Jahre zurückliegenden Unfalltod seines Bruders Marcus, der sich als Mord mit Fahrerflucht herausstellt. Außerdem wird er von dessen früherer Flamme Sarita um Hilfe für ihre Halbschwester Janine gebeten, die sich mit ihrem Freund in Las Vegas heillos in Spielschulden verrannt hat und nun mit dem Leben bedroht wird.

    Beide Geschichten hätten eigentlich viel Potential, zumal die dort jeweils herrschende Gewalt, ausgeübt durch Gangs, Banden und Kredithaie, eine gute Hilfestellung für Gewalt und rasante Action bietet.

    Stattdessen plätschert die Erzählung etwas langsam dahin, immer wieder unterbrochen von ausschweifenden Rückblenden über (eher unwichtige) Randfiguren. Man kann nur schwer differenzieren, was davon für die Handlung wichtig ist und was nicht.

    Allerdings hatte ich so auch keinerlei Probleme, in die Handlung hinein zu finden, obwohl ich den ersten Band über IQ nicht kannte.

    Fazit: Das Buch als kurzweilig zu bezeichnen, wäre eine Lüge, aber unterhaltsam war es trotzdem.
    Der Zopf Der Zopf (Buch)
    20.06.2018

    Starke Frauen

    Dieses Buch beleuchtet bruchstückahft das Leben dreier Frauen, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Während Sarah sich in Amerika mit den typischen Diskriminierungproblemen einer berufstätigen, alleinerziehenden Frau herumschlagen muss, sehen sich Giulia und Smita mit Problemen konfrontiert, die gefühlt aus einer vergangenen Zeit stammen könnten (und es eigentlich auch sollten).

    Wie stark und ungebeugt alle drei darauf reagieren und gegen ihre widrigen Umstände ankämpfen ist beeindruckend. Umso schrecklicher empfinde ich es als Leser, dass solche Probleme, wie Zwangsehe, Diskriminierung aufgrund von Glauben oder Geschlecht und vor allem das Kastensystem in Indien auch heute noch existieren und gelebt werden.

    Das Buch offenbart die Umstände der drei Frauen schonungslos und beschönigt nichts. Der Schreibstil ist schnörkellos und geradlinig, was die Geschichte umso eindringlicher wirken lässt.

    Ein kleines Manko ist die relative Kürze des Romans: Die vielen wichtigen themen, die hier angeschnitten werden, hätten locker noch ein paar hundert Seiten mehr vertragen. Ich hätte auch gerne die drei Frauen noch weiter auf ihrem Weg begleitet. So ist es eben nur ein Ausschnitt aus ihrem Leben, eindringlich und nachdenklich stimmend, aber eben nur eine Momentaufnahme.

    Fazit:
    Jede Frau sollte dieses Buch lesen. Es lässt einen demütig über das Glück nachdenken, dass man selbst hat, so behütet aufgewachsen sein zu dürfen!
    Wenn Martha tanzt Wenn Martha tanzt (Buch)
    09.06.2018

    Erlebte Geschichte

    Als Jenenser-Kind mit Großeltern, die in Weimar leben, und Eltern die an eben dieser Uni studiert haben, bin ich natürlich mit den Geschichten über die Bauhaus-Universität groß geworden. Und Geschichten über die Heimat faszinieren mich ja sowieso. Also kam ich an "Wenn Martha tanzt" praktisch gar nicht vorbei.

    Und meine Erwartungen wurden auch voll erfüllt. Das Buch spielt zwar nur zu einem Teil in Thüringen und es macht auch mehr die Personen hinter der Institution zum Thema als den Ort an sich, aber es fühlt sich trotzdem wie ein Stück Heimat an.

    Heimat, die in den 1930er Jahren einiges erlebt hat. Einen Wandel, der über ganz Europa hinweggefegt ist.

    Tom Saller erzählt auf unglaublich knappe, nichtsdestotrotz intensive Art, wie seine Hauptfigur den Aufstieg der Nationalsozialisten und den Krieg, aber auch eine unheimlich kreative Welt im Bauhaus erlebt hat. Da die Geschichte auf einem (fiktiven) wiederentdeckten Tagebuch basiert, sind auch die Kapitel extrem knapp und aus kurzen Sätzen oder Wortgruppen bestehend aufgebaut. Die Informationen wirken geballt, aber teilweise auch lückenhaft. Das lässt dem Leser viel Spielraum für Interpretationen, aber auch, um die Bilder im Kopf lebendig werden zu lassen.

    Der Schreibstil ist teilweise sehr bildhaft, voller Metaphern und an manchen Stellen fast poetisch.

    Fazit:
    Eine Geschichte, die man sicherlich schon öfter gelesen hat, wenn auch nie in dieser Form. Eindringlich, emotional und unbedingt lesenswert!
    Lehnberg, S: Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln) Lehnberg, S: Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln) (Buch)
    07.06.2018

    Stimme aus der Vergangenheit

    In Frankfurt werden zwei Stadträte ermordet und auch der sehr veehrte Goethe muss kurze Zeit später um sein Leben bangen. Eine Verschwörung internationalen Ausmaßes droht, das Land in einen Krieg zu stürzen. Goethe und Schiller werden gebeten, diskret zu ermittlen...

    Wenn man den Erzählungen Schillers so folgt, könnte man glatt auf den Gedanken kommen, dass er mit seinem Freund Goethe diese Abenteuer wirklich erlebt hat. Wieviel davon ist Historie und wo beginnt die Fiktion?

    Mir gefällt die Reihe, deren zweiter Band "Die Affäre Carambol" ist, sehr. Nicht unbedingt aufgrund der äußert ungewöhnlichen Kriminalfälle, als mehr aufgrund der ungewöhnlichen, historisch anmutenden Wortbildung. Wieviel davon historisch gewachsen und wieviel künstlerisches Stilmittel ist, möchte ich nicht beurteilen. Es macht auf jeden Fall Spaß, es zu lesen und sorgt für ein ungewöhnliches Lesevergnügen.

    Wenn ich die beiden Protagonisten beurteilen sollte, muss ich sagen, dass mir Schiller wesentlich sympatischer erscheint, als der vollkommen von sich selbst überzeugte und sich selbst überbewertende Goethe. Schiller ist zurückhaltender, nimmt sich selbst nicht so wichtig und hält unumstößlich zu seinem Freund (an manchen Stellen hatte ich fast das Gefühl, er wäre ihm hörig). Aber auch hier stellt sich mir wieder die Frage, wie sehr die Darstellung der Charaktere auf historischen Quellen beruht und wieviel davon frei erfunden ist.

    Fazit:
    Diese ständige Rätselei hält mich beständig am Lesen und sorgt für ein schönes Leseerlebnis. Wer einen ruhigen Krimi vor historischer Kulisse sucht, ist hier genau richtig. Aber bitte erwartet keinen reißerischen Spannungsroman!
    Das Mädchen, das in der Metro las Das Mädchen, das in der Metro las (Buch)
    07.06.2018

    Französische Leichtigkeit

    Juliette tänzelt sich durchs Leben, ohne so richtig zu wissen, wohin sie gehört oder was eigentlich ihr Ziel ist. Nur in Büchern kann sie sich so richtig verlieren. Ihr ist dabei auch egal, welches Buch ihre nächste Lektüre ist, hauptsache, sie kann darin versinken.
    Ansonsten beobachtet sie auf ihrem Weg zur Arbeit heimlich die Menschen in der Metro und erfindet Geschichten zu ihnen und ihrer Lektüre...

    Die Handlung dieses kleinen Buches ist nicht besonders ausgefallen oder wendungsreich, enthält aber den diesen typisch französischen Flair, der alles so leicht und träumerisch wirken lässt. Mit Juliette hat die Geschichte eine Titelheldin, die mich sofort an einen meiner Lieblingsfilme, "Die fabelhafte Welt der Amelie" erinnert hat. Jemanden, der seinen Platz im Leben noch nicht gefunden hat und von seinen Mitmenschen meist nur müde belächelt wird, der aber mithilfe seiner Fantasie die größten Abenteuer erlebt und dadurch wesentlich freier ist als jeder andere.

    Für jeden Bücherliebhaber bedeutet der Roman zudem eine Homage an die schönsten Bücher der Weltliteratur aber auch der Gegenwartsliteratur. Über Bücher wird hier ebenso wenig geurteilt wie über die Menschen. So wird 50 Shades of Grey in einem Zug mit Größen wie Hemingway genannt, ohne zu werten.

    Aber auch abseits des Bücherreigens besticht der Roman durch seinen fast schon poetischen Schreibstil. Der Text enthält so viele wundervolle Zitate, die jedes für sich schon als Lebensmotto dienen könnten.

    Fazit:
    Ein Buch zum Träumen und Abtauchen, dass aber, ebenso wie das Leben auch, seine schönen und traurigen Momente hat.
    Der rote Swimmingpool Der rote Swimmingpool (Buch)
    07.06.2018

    Wenn zwei sich scheiden...

    ...bleibt das Kind auf der Strecke.

    Adam lebt in einer heilen Welt, in der sich seine Eltern lieben, nie streiten, er von beiden liebevoll umsorgt wird. Bis sich die beiden aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung trennen. Wie Adam damit umgeht, wird in diesem Buch unterhaltsam und rührend auf zwei Zeitebenen erzählt.

    Ein großes Plus des Romans ist die Empathie, mit der Adams Geschichte erzählt wird. Er ist ein stark pubertierender Bald-Achtzehnjähriger, der plötzlich aus seiner heilen Welt gerissen und ohne Sicherheitsnetz mit dieser unbekannten Situation allein gelassen wird.
    Wie alle beteiligten Personen damit umgehen, ist für einen Außenstehenden (den leser) natürlich vollkommen falsch, zeigt aber auch die nur allzu menschlichen, gefühslbestimmten Reaktionen. Gerade das macht es zu einem guten Buch: Man kann alle Handlungen und Reaktionen so schön nachvollziehen und mit Adam mitfühlen.

    Durch die ständig wechselnden, zeitlichen Perspektiven bleibt die Spannung konstant ansteigend, da die Handlung auf einer Ebene auf ein prägendes Erlebnis hinarbeitet, was gleichzeitig die Grundlage für die andere Erzählebene bildet.
    Im Zentrum des Buches steht also ein Wendepunkt in Adams Leben, der aber erst gegen Ende des Buches enthüllt wird.

    Fazit:
    Ein sehr einfühlsamer Roman, der einem die alltäglichen Dinge des Lebens näherbringt und einen dazu ermuntert, über sein eigenes Handeln nachzudenken.
    Alles was glänzt Alles was glänzt (Buch)
    27.05.2018

    Zutiefst enttäuschend

    Dieses Buch hatte mich allein aufgrund seines schönen Covers mit der comichaften zeichnung und seines spannend klingenden Klappentextes für sich gewonnen.

    Die Vorstellung, dass die Menschen des Dorfes am Fuße des Berges dessen Veränderung oder drohenden Zusammenbruch spüren können und darauf reagieren, versprach ein spannendes Buch.

    Die Umsetzung dieses Plots ist der Autorin allerdings leider für meinen Geschmack überhaupt nicht gelungen. Angefangen mit dem Schreibistil, der aus einfachen, kurzen Sätzen und leider viel zu vielen Wiederholungen besteht. Und fortgeführt durch den fehlenden Sinn der Erzählung: Das Buch beschreibt (wobei beschreiben schon zu viel gesagt ist) das Leben der Bewohner eines durch den wegfallenden Bergbau aussterbenden Ortes, ohne dass dabei viel passiert. Bis zum Schluss erschließt sich mir nicht so wirklich, worauf die Geschichte überhaupt hinaus will, zumindest zeigt sie aber keinen Bezug zum Klappentext.

    Fazit:
    Die Geschichte wird mit Sicherheit ihre Fans finden, mich hat sie aber leider nciht für sich gewinnen können.
    Marais, B: Summ, wenn du das Lied nicht kennst Marais, B: Summ, wenn du das Lied nicht kennst (Buch)
    27.05.2018

    Guter Ansatz

    Das Buch hat einen sehr interessanten Klappentext. Und der Inhalt enthält auch sehr gute Ansätze. Aber beide sind meiner Meinung nach nicht miteinander vereinbar: Wenn ich mir den Klappentext durchlese, entsteht vor meinem inneren Auge ein gänzlich anderes Bild. Die Erwartungen, die dabei entstehen, kann das Buch für mich nicht erfüllen.

    Dabei ist der Roman nicht schlecht geschrieben! Es werden viele ernste Themen angerissen: Die Apartheid, Homophobie, der Umgang und die Bewältigung des Todes geliebter Menschen (vor allem für ein kleines Mädchen wie Robin), Rassentrennung, die Überwindung von über Generationen gewachsenen Vorurteilen,...
    Allerdings werden sie immer/ meist nur oberflächlich behandelt, oft aus der Sicht eines Kindes (das die Dinge auf ihre eigene Art und Weise interpretiert und nicht selten einfach nicht verstehen kann). Dadurch wird für meinen Geschmack aber der Ernst der Situation heruntergespielt, dringt nicht ganz zum Leser durch.

    Zudem kann ich mit Robin einfach nicht warm werden. Ihre Handlungen sind oft unüberlegt (okay, sie ist ja auch ein Kind), wenn sie einen Fehler macht, lügt sie eher, als ihn zuzugeben (ohne dabei die Konsequenzen zu bedenken, die ihr Handeln für andere hat).
    Beauty hingegen mochte ich von Anfang an. Mir hätte es deshalb wesentlich besser gefallen, die Geschichte aus ihrer Sicht zu hören, zumindest hätte die Aufteilung des Buches zwischen Robins und ihrer Sicht ausgewogener sein können. Zumal Beauty als schwarze, erwachsene Frau die Hintergründe ihrer (gemeinsamen) Erlebnisse viel besser hätte erklären können.

    Die größte Enttäuschung, ohne weiter darauf eingehen zu wollen, war für mich allerdings das Ende des Buches.

    Fazit: Um das Interesse an einem solch ernsten Thema wie der Rassentrennung zu wecken (denn allzu schnell vergisst man, dass Schwarze nicht nur in Amerika zu Unrecht ausgegrenzt und als minderwertig abgestempelt wurden), ist dieses Buch genau das Richtige. Aber vielleicht will es einfach zu viel auf einmal und hätte sich eher auf ein Thema konzentrieren sollen.
    Der Mond des Vergessens (Die fünf Kriegerengel, Bd. 1) Brian Lee Durfee
    Der Mond des Vergessens (Die fünf Kriegerengel, Bd. 1) (Buch)
    27.05.2018

    Wankelmütig

    "Wankelmütig" ist für mich das Wort, welches dieses Buch am besten beschreibt!
    Es passt in so vieller Hinsicht auf den Inhalt und Aufbau, aber vor allem auf meinen Eindruck: Ich schwanke zwischen Begeisterung und Verzweiflung, Gespanntsein und Ekel; was die Figuren angeht dominiert aber vor allem Entnervtsein!

    Begeistert bin ich über die Komplexizität und Liebe zum Detail, mit der der Autor diese Welt aufgebaut hat. Ein großer Teil dieses Buches bezieht sich auf den Glauben der Menschen, der auf fünf alten Schriften basiert. Allein die Zitate aus diesen Schriften, die am Beginn jedes Kapitels stehen, zeugen von der Sorgfalt und Detailgenauigkeit, mit der Herr Durfee seine Welt erschaffen hat.
    Auch die diversen Handlungsstränge, die kapitelweise aus der Sicht verschiedener Figuren geschildert werden, lassen die Spannung nicht verebben (zumindest zu Beginn jedes Kapitels).

    Allerdings bin ich mit dem Schreibstil nicht ganz warm geworden: Allein die Seitenanzahl des Buches (880 Seiten inklusive Anhang) zeigen ja schon, dass Herr Durfee sehr ausführlich schreibt. Leider ist das für die Spannungsdichte der Handlung nicht gerade förderlich. Zu lange passiert gefühlt nicht viel. Stattdessen hält sich der Autor an Beschreibungen von Nichtigkeiten auf. Es fällt mir teilweise auch sehr schwer zu unterscheiden, was für die Handlung nun wichtig ist und was nicht. Und wenn dann wieder etwas passiert, artet es teilweise in dermaßen brutales Gemetzel aus, dass es mir schier den Magen umdreht!

    Das größte Manko des Buches sind trotz allem die Figuren: Zu keinem von ihnen konnte ich während der langen Reise durch die Seiten eine Verbindung aufbauen. Sie sind in ihren Charakteren zu wankelmütig und auch was die Beschreibung ihrer Fähigkeiten angeht, schwanken sie wie ein Rohr im Wind. Innerhalb weniger Abschnitte werden sie vom siegreichen Kämpfer zum schwachen, wehrlosen Verlierer. Der bedeutsame Held wird innerhalb weniger Seiten zum unwichtigen Nebenspieler. Die scheinbar wichtigste Figur kann ganz schnell vom Autor abgeschrieben und ins Abseits gestellt werden.

    Die Geschichte dieses High Fantasy-Romans basiert auf einer Prophezeiung, die das Schicksal der ganzen Welt verändern soll, doch auch nach über 800 Seiten ist mir noch immer nicht klar, auf wen sie eigentlich verweist. Es gibt einfach zu viele Andeutungen und auch Deutungsmöglichkeiten; ich als Leser irre so genauso ahnungslos durch die Geschichte wie die Figuren.

    Fazit:

    Der Gedanke hinter diesem Buch hat mich dank des Klappentextes und der Leseprobe gefesselt und auch nachdem ich nun den ersten Band gelesen habe, bin ich eigentlich auch immer noch angefixt. Allerdings wüsste ich nicht, für wen ich mitfiebern sollte; welcher Charakter mich bei der Stange halten sollte, zumal es wahrscheinlich noch vier weitere Bände dieser Stärke geben wird und ich nicht weiß, wie ich das langatmige Zwischendrin überstehen soll!
    Für mich wird es also eher eine Spontanentscheidung, wenn ich den Folgeband sehe, ob ich dieser Reihe noch eine Chance gebe...
    Die drei Opale 1: Über das tiefe Meer Die drei Opale 1: Über das tiefe Meer (Buch)
    27.05.2018

    Klasse Unterhaltung

    Das Buchcover deutet ja schon darauf hin, dass das Buch eher auf Kinder und Jugendliche als Publikum abzielt. Aber auch ich als fast 30-Jährige fühle mich bestens unterhalten, wenn ich mit Maus zusammen die wildesten Abenteuer erlebe.

    Maus ist fast 13 Jahre alt und soll eines Tages als Kaiptänin das Schiff ihrer Oma übernehmen. Doch neben Terrodylen, Magiern und intrigierenden Crewmitgliedern stellen sich ihr viele Hindernisse in den Weg. Und nebenbei muss sie sich um ihren kleinen Bruder kümmern und die drei Opale finden, um die ganze Welt zu retten!

    Das Buch ist in einem angenehm einfachen, leichten Schreibstil gehalten, der wahrscheinlich das jüngere Publikum schonen soll, das Lesen so aber auch zu einem entspannten Erlebnis macht- das richtige Buch, um den Sonntag lesend auf dem Sofa zu verbringen.

    Und dabei ist die Geschichte auch noch so spannend, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Der Stoff ist frisch, hat ein paar gute, neue Ideen und fügt sich so erfreulicherweise mal nicht in Schema F ein, sondern überrascht den Leser mit seinen Wendungen.

    Fazit:
    Das Buch ist zwar leider "nur" Band 1 einer Trilogie, aber ich kann es jetzt schon kaum erwarten, bis die Geschichte von Maus, Sperling, Krähe, Tau und Donnerblitz weitergeht!
    Hologrammatica Tom Hillenbrand
    Hologrammatica (Buch)
    21.03.2018

    Was die Zukunft bringt

    Was wäre, wenn unser Leben, unsere äußere Erscheinung nicht mehr als eine künstlich per Computer optimierte Maske wäre? Wenn sich der Mensch von Maschinen abhängig gemacht und trotzdem in ständiger Angst vor deren Intelligenz leben würde?

    In einer nicht allzu weit entfernten Zukunft hat sich das Leben auf der Erde drastisch verändert: Die Klimaerwärmung durch den Treibhauseffekt und eine Virus-Epidemie haben die menschliche Population stark reduziert. Die Überlebenden haben sich mithilfe von technischen Errungenschaften ein Leben eingerichtet, umgeben von der Hologrammatica- einer Welt voll holografischer Projektionen.
    Und auch die Menschen selbst haben sich verändert. Sie optimieren ihr Aussehen entweder durch Holos oder verpflanzen ihr Bewusstsein dank künstlicher Gehirne in Ersatzkörper. Das gestaltet die Suche nach vermissten Personen für Gaöahad Singh natürlich umso schwieriger. Besonders sein aktueller Fall, Juliette Perotte, macht ihm schwer zu schaffen...

    Tom Hillenbrand hat mit diesem Buch einen großartigen SciFi-Thriller geschaffen, der dank seiner vielen eingestreuten wissenschaftlichen Erklärungen beängstigend realistisch erscheint. Die Erzählung ist mit unheimlich vielen Details gespickt, sodass man vor allem zu Beginn schier überwältigt wird. Ein wenig Licht ins Dunkel bringt da zum Glück das kleine Wörterbuch am Ende des Romans.

    Die Figuren bleiben leider, mit Ausnahme von Galahad, etwas blass, sind aber bei diesem Buch auch eher stilistisches Füllmittel. Der Star dieses Buches ist tatsächlich die Welt von morgen, die hier erschaffen wurde.

    Man wird sich bei diesem Buch mit Sicherheit nicht langweilen, so atemlos wie einen die Geschichte macht.

    Fazit:
    So hypnotisch wie der Einband aussieht, wirkt der Inhalt auch auf den Leser!
    Der Mann, der nicht mitspielt Der Mann, der nicht mitspielt (Buch)
    21.03.2018

    Die dunkle Seite der Traumfabrik

    Dass in Hollywood nicht alles so funkelnd und sauber ist, wie es nach außen hin immer scheint, haben uns nicht zuletzt die Debatten um sexuelle Belästigung und die Gleichberechtigung der Frauen gezeigt. Wenn man nun aber in "Der Mann, der nicht mitspielt" eintaucht, fragt man sich unweigerlich, wieviel davon Fiktion und wieviel verborgene, mit allen Mitteln vertuschte Realität ist.

    Hardy Engel, ein deutscher Exilant, der in den Anfängen des glänzenden Hollywoods als Schauspieler Fuß zu fassen versucht, hält sich mit Gelegenheitsjobs als Privatdetektiv über Wasser. Als er mit dem Vermisstenfall der Virginia Rappe betraut wird, ahnt er noch nicht wie tief er bald im Dreck der Traumfabrik stecken wird.

    Illusion und Verkleidung scheinen der Stoff zu sein, der die glanzvolle Fassade dieses Buisness zusammenhält. So ernüchtert ist man jedenfalls ziemlich schnell: Nichts als Lügen, Drogen, Prostitution und Bestechung sichern das Imperium der europäischen Auswanderer, die ihre hart erkämpfte Einnahmequelle mit allen Mitteln zu beschützen versuchen. Nur Hardy scheint sich nicht an die ungeschriebenen Spielregeln halten zu wollen oder können. Leider muss er sich so auch bald fragen, wem er eigentlich noch trauen kann; wer ehrlich zu ihm ist und wer einfach zu sehr in seinen Verkleidungen und Rollen aufgeht.

    Hinter diesem Erstlingswerk steckt eine imense Recherchearbeit, die Fakten sind mit so viel Sorgfalt und Liebe zum Detail zusammengetragen und verknüpft worden, dass man sich nicht selten fragt, ob es nun ein Roman oder Tatsachenbericht ist.
    Die Figuren sind in keiner Weise weichgezeichnet, man folgt ihnen ohne Filter durch diese Geschichte und lernt so die berechnende Seite Hollywoods kennen. Sogar Hardy selbst verfügt über genügend Ecken und Kanten, um sich kaum von seinen Mitmenschen abzuheben.

    Doch eine seiner größten Stärken muss ich dem Buch auch wieder als Schwäche anrechnen: Durch die Detailtreue und Fülle an Informationen kommt das Buch auf einen stattlichen Umfang von über 600 Seiten. So hat es dann doch zuviel Platz für eine Fülle an Figuren, über die man kaum den Überblick behält und schafft zwischendurch Längen, die der Spannung nicht immer gut tun.

    Trotz allem kommt man an diesem Buch, wenn man sich für die Roaring Twenties und Hollywood zu Zeiten der Prohibition interessiert oder einfach einen gut geschriebenen Thriller sucht, nicht vorbei! In Christoph Weigold steckt ein großes Potential, das er bestimmt noch in weiteren Hardy Engel-Fällen unter beweis stellen wird.
    Wonder Woman - Kriegerin der Amazonen Leigh Bardugo
    Wonder Woman - Kriegerin der Amazonen (Buch)
    21.03.2018

    Mythologie trifft auf jugendliche Rebellion

    Seit diesem Wochenende bin ich eindeutig "Team Diana"!!!

    Das Buch hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Aber was braucht man auch mehr als Action, Drama, die erste zarte Liebe, jugendliche Rebellion und der Suche nach dem Platz im Leben und dann lernt man auch noch ganz viel unnützes Wissen über die griechische Mythologie- das Überraschungspaket Wonder Woman ist geschnürt!

    Der Roman umfasst stolze 440 Seiten, hat damit aber auch genug Platz, um seinen Figuren Tiefgang zu verleihen. Man lernt Diana und ihre neuen Bekannten in allen Lebenslagen kennen und versteht so, was hinter ihrem Alter Ego steckt bzw wie sie zu der Frau werden konnte, die man aus Comics und Filmen schon kennt.

    Es wird die Geschichte der jungen Diana erzählt, die ihren Platz in der Gemeinschaft der Amazonen noch nicht gefunden hat und mit ihrem Schicksal hadert.

    Wer jetzt allerdings denkt "Och nee, schon wieder ein Jugendroman!" sollte dem Buch allerdings noch eine Chance geben: Ja, es geht um Jugendliche. Aber die Geschichte besticht durch unerwartete Wendungen, interessante Hintergrundinfos und eine erfrischende Mischung aus Historie, Wissenschaft und Fantasie. Außerdem lässt sie auch noch genug Raum für Gefühle, ohne dabei in klischeehafte Lovestory-Bahnen dahin zu dümpeln.

    Fazit:
    Ein unterhaltsames Buch, dass einen nachdenklich und gleichzeitig adrenalingeladen zurücklässt!
    Cogman, G: Das dunkle Archiv Cogman, G: Das dunkle Archiv (Buch)
    21.03.2018

    Irene in New York

    Wer die Bücher über die Bibliothekarin Irene und ihren Lehrlinig Kai kennt, wird auch mit diesem vierten Band wieder zufrieden sein!

    Mal wieder wird die Bibliothek bedroht und es fällt Irene zu, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Dabei führt sie ihr Weg in das New York der 30er Jahre: regiert von kriminellen Banden und gezeichnet von der Prohibition.

    Was ich ja an Genevieve Cogman am meisten schätze ist es, wie sie es immer wieder schafft, ihre Heldin in gänzlich neue Welten zu schicken und ein so autentisches Ambiente zu schaffen, dass man das Gefühl hat, direkt mit drin zu stecken. Das ist ihr auch diesesmal wieder super gelungen! Mit jedem Seitenblättern habe ich gespannt darauf gewartet, plötzlich Al Capone gegenüber zu stehen.

    Allerdings hatte ich vor allem zu Beginn des Buches (welches diesmal verhältnismäßig kurz ausgefallen ist) das Gefühl, dass sich die Autorin mehr auf die Entwicklung dieser Welt konzentriert hat als auf einen spannenden Plot. Natürlich hat Irene wieder vielen Gefahren zu überwinden, aber ich fühlte mich nicht so in Atem gehalten wie bei den vorherigen Büchern. Erst im letzten Drittel des Romans wurde die Ruhe dann durch sich überschlagende Ereignisse überschattet.

    Nur die Entwicklung der Beziehung zwischen Irene und Kai (von deren Ausgang ich hier natürlich nichts verraten möchte) hat das Buch für mcih letztendlich gerettet.

    Fazit: Für alle Fans Irenes ist es mal wieder ein Muss, ich hoffe allerdings, dass sich Frau Cogman bei den Folgebänden wieder steigern kann!
    Untiefen Untiefen (Buch)
    16.02.2018

    Ursache und Folgen

    Nora Watts ist keine sympatische Frau. Sie ist auch keine attraktive Frau. Vielmehr ist sie eine, durch ihre unschöne Kindheit und ein Verbrechen gezeichnete Frau, die gelernt hat mit ihren Fehlern zu leben und in Vancouver für einen Privatermittler arbeitet. Bis ein Ehepaar auf sie zukommt, dessen Tochter verschwunden ist- ihre Adoptivtochter, deren leibliche Mutter Nora ist...

    Nora ist eine starke Hauptfigur, die es schafft, dem Roman unglaublich viel Leben einzuhauchen, ohne dabei positive Stimmungen zu verbreiten. So ist dieses Buch auch wirklich kein Wohlfühlbuch. Dafür ist es spannend, liefert realistische Einblicke in das Leben einer trockenen Alkoholikerin und wartet mit ein paar ungewöhnlichen Wendungen auf.

    Natürlich muss die Realistik zu Gunsten eines fesselnden Plots Abstriche machen, aber das nimmt man doch gerne in Kauf.

    Leider, und das ist für mich der einzige Minuspunkt des Buches, bleibt Nora die einzige interessante Figur des Buches. Alle anderen sind nur Krumen auf ihrem Weg zu einem furiosen Finale.

    Aber insgesamt hat man mit "Untiefen" einen schönen, spannenden Wirtschaftskrimi in der Hand.
    Bognanni, P: Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momen Bognanni, P: Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momen (Buch)
    13.02.2018

    Weder Hand noch Fuß

    Selten hat mich ein Buch so sehr enttäuscht wie dieses.

    Allein das Cover verspricht etwas vollkommen anderes als es enthält. Es sieht aus wie ein Jugendroman, handelt ja auch von Jugendlichen und spielt auch im Wesentlichen mit jugendlichen Problemen, aber die Spannung oder auch das Peppige, was ich mir davon versprochen habe (vielleicht auch das Kontroverse) fehlt mir völlig.

    Aufgrund des Klappentextes habe ich damit gerechnet, dass sich das Buch mit Themen wie der verschwimmenden Identität in Zeiten von Social Media oder dem Umgang mit Tod und Trauer beschäftigt.

    Aber die Kapitel sind tatsächlich einfach nur ein Haufen unvollkommener Momente: Diese ernsthaften Themen werden leider nur angerissen, auch wenn das Thema Tod eine tragende Rolle spielt, geht der Autor damit auf seltsam skurile Art und Weise um. Er spielt damit, ohne sich ernsthaft damit zu beschäftigen.
    Damit, dass man im Internet zu einer gesichtslosen Person werden und den Leuten ein gänzlich künstliches Bild seiner Selbst präsentieren kann, wird sich kaum beschäftigt. Es wird mehr oder weniger am Rande behandelt und schon nach kurzer Zeit abgehakt.

    Am schlimmsten finde ich jedoch die weibliche Hauptfigur: Ich kann ihre Handlungen weder nachvollziehen, noch finde ich sie in irgendeiner Weise sympatisch.

    Sie hat ihre große Liebe Jonah, mit dem sie in den letzten Monaten nur übers Internet Kontakt hatte verloren, da er Selbstmord begangen hat. Wie sich dann jedoch herausstellt, hat sie eigentlich mit Daniel geschrieben, der sich für seinen Mitbewohner ausgegeben hat.

    Wir haben es also mit zwei trauernden Teenagern zu tun. Aber stattdass sie sich mit ihrem Verlust auseinandersetzen und versuchen, die wahren Personen hinter ihren medialen Masken kennenzulernen, verstecken sie sich permanent hinter Jonah und nutzen ihn als Entschuldigung oder Ausrede für ihre (oft nicht nachvollziehbaren) Handlungen.

    Und selbst die erwachsenen Figuren agieren dermaßen irrational und bleiben dabei aber seltsam blass, dass ich Schwierigkeiten habe, mir das Ganze überhaupt nur vorzustellen.

    Insgesamt frage ich mich während des Lesens permanent, was mir der Autor eigentlich damit sagen möchte, was der Grundgedanke hinter diesem Buch ist.

    Fazit: Eine seltsam schablonenhafte Handlung ohne wirkliches Ende, die einen ratlos und ohne Aha-Effekt zurück lässt.
    Age of Trinity - Silbernes Schweigen Nalini Singh
    Age of Trinity - Silbernes Schweigen (Buch)
    13.02.2018

    Unverändert

    Nalini Singh schlägt mit diesem eigentlich 16. Band ihrer Gestaltwandler-Serie offiziell ein neues Kapitel auf: Ein neues Setting, neue Figuren, die in den vorherigen Bänden geknüpften Beziehungen bleiben aber die alten.

    In wiefern sich im Bezug auf die Rahmenhandlung oder wie ich es gerne nenne das "unheimlich geheime, alles leitende Gesamtkonzept dieses Universums" aber etwas ändert, ist mir nicht ersichtlich.

    Die Aufmachung der Bücher hat sich geändert, der Inhalt bleibt derselbe: Zwei Figuren (Valentin und Silver), die unterschiedlichen Spezies angehören (Bären-Gestaltwandler und Mediale) und aufgrund ihrer Vorgeschichte (das schwere Schicksal des Bärenclans), Fähigkeiten (Silvers geheime Gabe) und äußeren Umstände (Mediale und Gestaltwandler und natürlich Menschen stehen sich immer noch misstrauisch gegenüber) NIEMALS eine gemeinsame Zukunft haben können, finden inmitten von Angriffen ihrer bisher unbekannten, mysteriösen, vielzähligen Gegner zueinander.

    Natürlich schafft es Nalini Singh in gewohntem Stil eine spannende und glechzeitig heimelige Atmosphäre zu schaffen. Aber irgendwie kommt mir bei dem vielen Detailreichtum, den sie auf das Drumherum verwendet, die Romantik zwischen den beiden Hauptfiguren zu kurz. Zu leicht scheinen sich ihre Probleme ohne ihr Zutun in Luft aufzulösen, die Bedenken verschwinden einfach, ohne dagegen gekämpft zu haben.

    Dafür weiß ich nun mehr über das Leben in einem Bärenclan, als ich eigentlich wissen wollte. Spätestens nach der dritten familiären Szene mit kleinen Mini-Bären ist mir klar, was vermittelt werden soll: Kinder sind niedlich und das wichtigste Gut nicht nur in der Gestaltwandlergemeinschaft, ich habs kapiert!

    Auch hat man oft das Gefühl, dass Frau Singh die Worte ausgehen: Zu oft wiederholen sich Schlagworte und Spitznamen (die zudem für meinen Geschmack zu inflationär gebraucht werden).

    Versteht mich nicht falsch: Ich bin ein großer Fan dieser Reihe und normalerweise auch vollkommen überzeugt von Nalinis schriftstellerischem Talent, aber bei diesem Buch hat mir irgendwie der Zauber gefehlt, der ihren Büchern normalerweise anhaftet und der schon in ihren letzten Büchern langsam verblasst war.

    Was für mich ein Neuanfang bedeutet hätte fühlt sich dann doch eher wie eine nette, aber nicht unbedingt überwältigende Fortsetzung an.
    Leere Herzen Juli Zeh
    Leere Herzen (Buch)
    12.02.2018

    Deutschland, deine Zukunft

    Juli Zeh hat einen Polit- und Psychothriller geschrieben, der uns allen eine Warnung sein sollte:

    Britta führt mit Babak eine Heilpraxis für Suizidgefährdete. Doch "Die Brücke" vermittelt unter dem Deckmantel der Psychotherapie Selbstmordattentäter an politisch aktive Organisationen. Bis ein Konkurrent auf den Plan tritt und ihre heile Welt zu zerstören droht...

    Was auf den ersten Blick nach tiefstem Zynismus klingt, ist eigentlich eine Psychoanalyse der verwöhnten, in Alltagstrott und Bequemlichkeit gefangenen Mittelschicht. Mit erbarmungsloser Härte werden dem Leser ein Spiegel vorgehalten und die drohenden Konsequenzen unserer politischen Ignoranz vor Augen geführt.

    Das Buch liest sich nicht gerade leicht, es ist aber auch kein spannungsgeladener Massenaufguss, dessen Seiten nur so dahinfliegen. Der Schreibstil ist genauso wie sein Inhalt unbequem.

    Auch die Figuren wirken durchgehend unsympatisch und ihre Handlungen sind selten wirklich nachvollziehbar. Aber das müssen sie ja auch nicht. Dieses Buch soll schließlich nicht gefallen, man soll sich mit den Figuren nicht unbedingt identifizieren und im Geiste verbrüdern. Es soll erschrecken und wachrütteln.

    Bei mir hat es zumindest gewirkt!
    376 bis 400 von 431 Rezensionen
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