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    julemaus94 Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 08. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 38
    438 Rezensionen
    Der Tod und das dunkle Meer Stuart Turton
    Der Tod und das dunkle Meer (Buch)
    15.10.2021

    Agatha Christie hoch zehn

    Wer die kluge Detektivarbeit von Agatha Christies Miss Marple und Hercules Poirot mag, wird dieses Buch lieben. Und dabei ist es so viel mehr als eine gute Ermittlungsgeschichte.

    Jan Haan, der Gouverneur der holländischen Kolonie Batavia, tritt gemeinsam mit seiner Familie die Heimreise an, um in ein begehrtes Amt aufzusteigen. Doch bevor er und seine diversen Begleiter, unter anderem der berühmte Detektiv Samuel Pipps und sein Kompagnon Arent Hayes, ihr Schiff "Saardam" betreten können wird eine unheilvolle Prophezeiung ausgesprochen und schon bald geschehen merkwürdige Dinge, verübt im Namen des "Alten Tom". Ob sie die Heimat heil erreichen werden?

    Bricht man diese 600 Seiten auf das wesentlichste hinab, könnte man sagen, das zweite Buch von Erfolgsautor Stuart Turton sei ein Kriminalroman. Er selbst gibt zu, sich beim Schreiben in die Denkweise Sherlock Holmes hineinversetzt zu haben. Und doch ist es so viel mehr, dank einer überragenden Komplexizität, mit der schon sein Debut vor zwei Jahren die Leserschaft in zwei Lager gespalten hat.

    In gewohnter Manier überschwemmt er den Leser mit einer Detailverliebtheit, geht es um das historische Setting und die Beschreibungen des Handlungsortes. Die "Saardam" erhebt sich wie ein Geisterschiff im Nebel meiner Vorstellungskraft, tatkräftig unterstützt durch die liebevoll gestaltete Übersichtsskizze im Umschlag des Buches.

    Und auch die Figuren überzeugen mit Komplexizität und Charaktertiefe. In die, wenn auch interessante, doch trotzdem zu Beginn recht einfache Kriminalgeschichte mischen sich schnell ernstere Themen, die im Jahre 1634 ebenso aktuell sind, wie sie auch heute noch Gesprächsstoff liefern.

    Fazit:
    Man könnte mit Sicherheit darüber diskutieren, ob die doch recht umfangreiche Erzählung nicht etwas eingekürzt hätte werden können, und doch lohnt sich jede einzelne Seite. Ich zumindest habe keine einzige davon bereut.
    Dafuq Kira Jarmysch
    Dafuq (Buch)
    15.10.2021

    Nicht überzeugend

    Es gibt Bücher, über die kann man reden und reden und findet kaum ein Ende, die Rezension wächst sich zu einem halben Roman aus. Und dann gibt es die anderen, die zu denen einem so überhaupt nichts einfallen will. Nicht, weil sie schlecht geschrieben wären, sondern weil sie sich so gar nicht einordnen lassen. "DAFUQ" ist genau so eines.

    Katja hat an einer ungenehmigten Demonstration teilgenommen und landet dafür für 10 Tage im Arrest. Mit ihr in der Zelle sitzen fünf Frauen, die für ganz unterschiedliche Delikte büßen müssen. Da es ansonsten nicht viel zu tun gibt, erzählen sich die Arrestantinnen ihre Geschichte.

    Ich hatte gehofft, dass mir dieses Buch einen interessanten Einblick in die Kultur des heutigen Russlands bieten könnte. Auf eine gewisse Weise erfüllt das Buch auch diese Erwartungen. Allerdings sind die Eindrücke flüchtig, wenig nachhallend.

    Stattdessen bekommt man ein paar interessante Eindrücke, wie das Frauenbild in Russland aussehen könnte und wie das Demokratieverständnis dieses in manchen Dingen doch noch sehr rückständigen Landes ist.

    Und obwohl man mit der Zeit ein ganz gutes Bild von Anja und ihrer Geschichte bekommt, bleiben die anderen Frauen recht austauschbar. Ihre Geschichten leuchten nur bruchstückhaft auf, der Rest bleibt unscharf.

    Zudem ist der Erzählstil sehr nüchtern gehalten, was in krassem Kontrast zu den fantastischen Elementen der Erzählung steht. Was diese traumhaften Splitter zu bedeuten haben bzw welchen Sinn sie der Geschichte geben sollen, erschließt sich mir bis zum Schluss nicht so richtig.

    Insgesamt ist das Buch definitiv nicht schlecht und bietet ein paar interessante Momente, kann mich aber in seiner Gesamtheit nicht überzeugen.
    Im Reich der Schuhe Im Reich der Schuhe (Buch)
    13.08.2021

    Zu unbedarft

    Ich gebe zu, wenn ich mich plötzlich in der aufsteigenden Wirtschaftsmacht China wiederfinden würde, wäre ich wohl ähnlich aufgeschmissen wie unser Protagonist Alex.

    Der junge Jude ist aus den USA nach Foshan gekommen, um seinen Vater in der familieneigenen Schuhfabrik zu unterstützen und die Fabrik auf lange Sicht zu übernehmen. Allerdings sieht er sich schnell mit der chinesischen Politik konfrontiert und versucht, dieses ihm so fremde Land mithilfe der jungen Arbeiterin Ivy zu verstehen.

    Grundsätzlich fand ich das Setting unheimlich interessant und erfrischend neu. Das heutige China mit seinen Gegensätzen von Kultur, Glaube und Politik durch die Augen eines amerikanischen Juden zu erleben hat etwas seltsam verqueres.

    Die Geschichte setzt sich aus den Erinnerungsfetzen der beiden Hauptfiguren ebenso zusammen wie aus den aktuellen Geschehnissen in der Fabrik. Aber ich glaube, dass gerade diese Gegensätze und Risse in der Erzählung dazu führen, dass der rote Faden des Ganzen nur schwer zu erkennen ist. Es ist zudem kaum ersichtlich, worauf die Erzählung überhaupt hinaus will. Was will uns Spencer Wise mit diesen manchmal fast schon plakativen Schnipseln, die vor allem der männliche Protagonist so von sich gibt, eigentlich sagen?

    Und auch die Figuren können mich nicht wirklich überzeugen: Alex ist deutlich zu naiv und unbedarft geblieben, eine charakterliche Entwicklung ist kaum erkennbar. Nachdem er sich aus den Fängen des übertrieben egozentrischen Vaters befreit hat, bleibt er gleich darauf am Rockzipfel der undurchschaubaren Ivy hängen.
    Die chinesischen Nebenfiguren bleiben leider zu blass, mal abgesehen davon, dass sie sich kaum voneinander unterscheiden.

    Insgesamt liefert das Buch einige interessante Einblicke in eine mir fremde Kultur, kann mich aber insgesamt nicht überzeugen.
    Rosa Parks Lisbeth Kaiser
    Rosa Parks (Buch)
    13.08.2021

    Tolle Grundidee

    Ich mag diese Reihe wirklich sehr, kannte aber bisher nur die etwas ausführlicheren Bücher für Kinder ab 4 Jahren.

    Im Vergleich zu dieser "erwachseneren" Serie ist natürlich die Seitenanzahl reduziert, der Text ist sehr zurückgenommen und die Bilder stehen im Vordergrund.

    Rosa Parks ist ohne Zweifel ein tolles Vorbild, von deren mutiger Geschichte jedes Kind etwas lernen kann.

    Allerdings bezweifle ich etwas, dass die Zielgruppe, die dieses kleine Büchlein ansprechen möchte, diese Erzählung wirklich schon komplett begreifen können wird. Mit manchen Wörtern wird der kleine Leser vermutlich noch kaum etwas anfangen können.

    Aber vielleicht ist es auch eher als Vorlesebuch geeignet, das die Kinder dazu anregen soll, den vorlesenden Eltern Fragen zu stellen und sich im Gespräch die Hintergründe auf individuelle, kindgerechte Weise erklären zu lassen (was natürlich voraussetzt, dass sich die Eltern bereits mit Rosa Parks und ihrem Leben beschäftigt haben).

    Nichts destotrotz besticht es mit der für die Reihe typischen bunten, kindgerechten Illustrationen, die um robuste, dicke Pappseiten ergänzt wurden, die auch den ungeübten Erstleser-Händen widerstehen können.
    Bloom Bloom (Buch)
    13.08.2021

    Die Invasion geht weiter

    Die Erde gehört nicht uns allein. Im Falle von "Bloom" teilen wir sie mit dem, was uns eine Alieninvasion aus dem Weltraum beschert hat.

    Nachdem in Teil 1 der Kampf gegen schwarzes Menschenfressendes Gras knapp gewonnen werden konnte, folgt nun die zweite Welle. Es regnet glitschige Eier vom Himmel, aus denen die verschiedensten Insekten schlüpfen, die den Menschen auch nicht wohlgesonnener sind als die vorhergehende Flora.

    Die drei Jugendlichen Anaya, Petra und Seth, die wir schon in Band 1 begleiten durften, haben aber nicht nur mit der intergalaktischen Bedrohung zu kämpfen. In diesem alles bedrohenden Krieg verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse immer mehr und bald ist nicht mehr ganz klar, wer ihnen gefährlicher werden wird, die Aliens oder die Menschen.

    Ich bin ein großer Fan dieser Reihe. Kenneth Oppel hat einen spannenden Mix aus Science Fiction und tiefgründigeren ethischen Grundsatzfragen gestrickt und in eine kindgerechte Form gepackt.

    Natürlich sind die Dialoge nicht immer hochgestochen, die Denkweisen der Kinder und ihre Aktionen nicht immer logisch, aber ich finde gerade das sehr gut getroffen. Denn die Hauptfiguren sind nunmal 15/ 16 Jahre alt und befinden sich gerade in einer Situation, in der sich sowohl die Welt , wie sie sie kennen komplett auf den Kopf gestellt befindet, als auch ihre Körper eine Wandlung durchmachen, die jeden überfordern würde.

    Dadurch, dass die Handlung abwechselnd aus Sicht der drei erzählt wird, bekommt man interessante Einblicke in ihre Gedankenwelt und erlebt dadurch alles hautnah. Toll gemacht und perfekt der Zielgruppe angepasst, kann ich da nur sagen!

    Und auch die Geschichte an sich entwickelt sich spannend weiter. Das ganze ist ja als Trilogie geplant und ich hatte anfangs die Befürchtung, dass der Autor die Spannung des ersten Teils nun etwas abflachen lässt (mittlere Bände sind ja meist die schwächsten einer Reihe), aber weit gefehlt. Herr Oppel schafft es, noch einmal einen drauf zu setzen, die Spannung hoch zu halten und der Geschichte einen ganz neuen Drall zu geben. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was er im großen Finale noch so alles auffahren wird!
    Wild Card Wild Card (Buch)
    13.08.2021

    Welcome to Africa

    Ich war noch nie in Afrika, meine Kenntnisse über dieses Land halten sich demnach in Grenzen. Nachdem ich nun aber über Weston Kogis Abenteuer gelesen habe, hält sich meine Reiselust doch sehr in Grenzen.

    Weston Kogi flieht als Kind aus seinem von Aufständen und Korruption zerrüteten Heimatland Alcacia nach London. Jahre später kehrt er für die Beerdigung seiner geliebten Tante zurück und erzählt dabei den falschen Leuten, dass er angeblich bei der Londoner Kriminalpolizei arbeitet. Ehe er sichs versieht steckt er mittendrin in einem Krieg zwischen zwei verfeindeten Rebellenfraktionen und der korrupten Regierung und soll einen Mordfall aufklären.

    Alcacia ist offensichtlich ein fiktives Land, scheint sich aber sehr an nigerianischen Umständen zu orientieren. Das Land ist dreckig, an jeder Ecke drohen Krankheiten wie Ruhr und Malaria. Und wenn die dich nicht umbringen, regeln das schon die vielen verzweifelten, gewaltbereiten Einwohner. Als Nicht-Einheimischer ist man dort sehr schnell aufgeschmissen, wenn man nicht großzügig Bestechungsgelder unter den richtigen Leuten verteilt.

    Weston Kogi ist eine interessante Figur, ein offensichtlich von der westlichen Gesellschaft verweichlichter Mann, der sich ganz schnell wieder an die heimatlichen Begebenheiten gewöhnen muss. Eigentlich ist er ziemlich intelligent, nimmt seine wiederholten Miseren mit Humor, tritt aber trotzdem mit beeindruckender Naivität in sämtliche Fettnäpfchen, die er finden kann.
    Die Nebenfiguren scheinen dagegen durchschaubar: brutal, gefühllos und nur auf ihren eigenen Erfolg bedacht.

    Der eigentliche Mordfall zieht sich zwar als roter Faden durch die Geschichte, rückt aber angesichts der politischen Probleme, mit denen sowohl das Land als auch Kogi selbst zu kämpfen hat, mehr und mehr in den Hintergrund. Die Erzählung ist spannungsgeladen, die Strippenzieher im Hintergund sorgen für einige überraschende Wendungen. Die erzählerische Sprache passt in ihrer Härte und Brutalität zu Alcacia. Hier redet man selten höflich mtieinander, das würde auch eher als Schwäche ausgelegt werden. Auf den Leser kann es aber trotzdem mitunter ziemlich abschreckend wirken.

    Fazit:
    Ebenso wenig wie Kogi weiß der Leser zu Beginn wirklich, worauf er sich mit diesem Buch einlässt. Und gerade das macht die Sache doch reizvoll, oder doch nicht?
    Der dunkle Schwarm Marie Graßhoff
    Der dunkle Schwarm (Buch)
    13.08.2021

    Nicht gut genug ausgearbeitet

    Gute, überzeugende Science Fiction zu schreiben ist schwer. Dieses Gleichgewicht aus scheinbar unnützen (Technik-)Details und genügend Spannung, um den Leser bei der Stange zu halten, ist wirklich schwierig auszutarieren.

    Marie Grasshoff hat grundsätzlich eine interessante Welt konstruiert, die aus heutiger Sicht gar nicht so unmöglich erscheint:
    In der Welt der Zukunft kommunizieren die Menschen über Implantate, sogenannte ADICs. Die Spanne zwischen Arm und Reich ist aufs Unermessliche angewachsen. In dieser Welt führt die junge Atlas ein Doppelleben: tagsüber arbeitet sie für den größten Kommunikationsproduzenten, nachts betreibt sie dank ihres außergewöhnlihen ADICs Wirtschaftsspionage.

    Das Besondere an diesem Buch ist, dass es eine in schriftliche Form gefasste Hörspielserie ist. Aber genau daran krankt die Geschichte auch ein wenig: als Hörspiel, in kurze Episoden unterteilt, muss schnell viel Spannung aufgebaut werden, ohne dass das Tempo durch zu viele unnötige (?) Hintergrundinformationen gedrosselt wird. Was als Hörspiel aber noch funktioneirt, muss als Buch nicht logischerweise auch wirken. Hier zerstören die fehlenden Infos oft den Lesefluss, lassen zu viele Fragen offen oder werden einfach zu spät erst eingeflochten. Das lässt die Handlung etwas willkürlich wirken, man fühlt sich als Leser zu wenig mitgenommen.

    Das schlimmste ist allerdings, dass jede Wendung der Geschichte, jedes Problem, das den Figuren in den Weg fällt, immer mit Atlas überragender Fähigkeit gelöst wird (deren Ursprung/ Grund zudem nie so wirklich erklärt wird). Atlas wirkt damit auf Dauer einfach übermenschlich, ihre "Kräfte" wachsen zu wahrer Superpower an, die von nichts und niemandem gestoppt werden kann. Dadurch wirkt die Geschichte zum Ende hin unglaubwürdig.

    Und auch für die Ausgestaltung der Figuren bleibt aufgrund der Kürze der Episoden einfach zu wenig Platz. Emotionen werden nicht fühlbar, Charakterentwicklungen wenig nachvollziehbar. Zu keiner konnte ich eine wirkliche Bindung aufbauen.

    Fazit:
    Grundsätzlich gefällt mir die Idee, die Geschichte enthält so einiges an Potential. Aber für ein wirklich gutes Buch sollte die nächste Staffel des Hörspiels in der Buchfassung einfach noch etwas detailierter ausgearbeitet werden.
    Partem. Wie die Liebe so kalt Stefanie Neeb
    Partem. Wie die Liebe so kalt (Buch)
    22.07.2021

    Enttäuschend spannungsarm

    Ach ja, immer dieses Problem mit enttäuschten Erwartungen: allein der Klappentext weckt schon die Hoffnung auf eine emotionsgeladene, spannende Fantasie-Liebesgeschichte voller Magie und Mystik, die das Buch aber so überhaupt nicht erfüllen kann. Und doch verrät er mehr, als die gesamte Geschichte!

    Stattdessen rutscht die Geschichte um Xenia, die bei der Berührung anderer Menschen Geräusche hört, und Jael, der offensichtlich den Auftrag hat den Menschen ihre Liebe zu stehlen, schneller in Kitsch und Jegenddrama ab, als sie "Partem" sagen kann. Mitten im Schuljahr zieht plötzlich eine geheimnisvolle Gruppe unverschämt gutaussehender Jugendlicher in den Ort und stellt das Leben der Schüler schnell auf den Kopf. Bestehende Beziehungen zerbrechen, das emotionale Gerüst der Jugendlichen droht zu zerbrechen. Was haben wohl die Neuankömmlinge damit zu tun und was ist der Auftrag des mysteriösen Partems, für den sie arbeiten?

    Eigentlich gefiel mir das Konzept, dass neben den beiden Hauptfiguren auch andere sich anbahnende Liebespärchen zu Wort kommen, sehr gut, da es mal etwas neues darstellt und Abwechslung mit sich bringt. Doch die Autorin hat es geschafft, durch ewige Wiederholungen der gleichen Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln, auch diese Stilmittel ins Aus laufen zu lassen.

    Die Figuren wirken irgendwie stereotyp, gerade Xenia und Jael bieten auf der Emotionsschiene nichts neues an, brechen nicht aus ihren vorgeschriebenen Charakter-Mustern aus und tragen damit zur Vorhersehbarkeit und Langeweile des Romans bei. Und selbst die Erwachsenen wirken unfähiger als jeder 15-Jährige.

    Am meisten stört mich allerdings die Geschichte an sich: mir ist klar, dass sich die Autorin einige Enthüllungen für ihren zweiten Band aufheben wollte. Aber so überhaupt nichts über die Hintergründe der Gruppe oder den titelgebenden Partem zu erfahren, und das auf 480 Seiten Buch, macht nicht nur aus Fantasie ein typisches Jugendliebe-Blabla, sondern frustriert den Leser auch ungemein. Zumal der Prolog noch so vielversprechend und dramatisch wirkte, im restlichen Roman aber überhaupt nicht mehr aufgegriffen wurde. Das Buch lässt komplett die Magie vermissen.

    Weder erfährt man, was der Partem plant, noch was es mit Xenias Fähigkeiten auf sich hat. Wieso handeln die Jugendlichen wie sie es tun? Welche geheimen Ziele verfolgt Chrystal, ein Mitglied der Neuankömmlinge? Man wird so überhaupt nicht angefüttert, bleibt informationstechnisch komplett auf dem Trockenen sitzen und weiß am Ende des Buches genauso viel wie zu Beginn.

    Fazit:
    Die Lust auf eine Fortsetzung hat mir das Buch gestohlen, wie Jael einem Teenie die Liebe.
    Die Verlorenen Die Verlorenen (Buch)
    31.05.2021

    Das Ende schwächelt

    Wer ist wohl die bessere Mutter- die Frau, die das Kind zur Welt gebracht hat oder diejenige, die es aufgezogen hat? Stacey Hall hat eine interessante Fragestellung genommen und diese in ein historisches Gewand verpackt.

    Die junge Bess kommt aus ärmlichsten Verhältnissen und hält sich als Krabbenverkäuferin gerade so über Wasser, als sie 1754 ein kleines Mädchen zur Welt bringt. Den Vater hält sie geheim, alleine kann sie das Kind aber nicht ernähren. Deswegen gibt sie es schweren Herzens noch am selben Tag im Findlingsheim ab, mit dem Versprechen, es zu sich zurückzuholen, sobald sie genug Geld beisammen hat. Sechs Jahre später kehrt sie zurück und muss feststellen, dass ihre Clara bereits vor langer Zeit von einer Frau abgeholt worden ist, die sich als ihre leibliche Mutter ausgegeben hat.

    Die Geschichte wird aus der Sicht der zwei Frauen erzählt: Bess, die junge Mutter, die im heruntergekommendsten Teil Londons um ihr Überleben kämpft, und Alexandra, eine ebenso junge Frau aus gutsituierten Verhältnissen, die trotz ihres Wohlstandes mit ganz anderen Problemen umgehen muss.

    Wenn die Autorin eines wirklich gut hinbekommen hat, dann wohl das historische Setting. Bei der Beschreibung von Bess Lebensumständen bin ich ein ums andere Mal froh, in der heutigen Zeit und unter so wohlbehüteten Verhältnissen aufgewachsen zu sein. Man spürt förmlich die Verzweiflung und des Elend, dass dort in allen Ecken herrscht.

    Die Figuren sind auch recht gut gelungen. Sowohl Bess als auch Alexandra nimmt man jede Gefühlsregung zu hundert Prozent ab, allein ihre Beweggründe bleiben manchmal etwas nebulös. Gerade in Bezug auf Alexandra hätten es ruhig ein paar mehr Hintergrundinformationen sein dürfen, um ihre Handlungen und ihr Verhalten besser verstehen zu können, um eine stärkere Verbindung zu ihr aufbauen zu können.

    Ein kleiner Minuspunkt ist der teilweise etwas verworrene Plot, der mit zu vielen Zufälligkeiten arbeitet. Natürlich lebt ein Buch von seinen Überraschungsmomenten und es muss auch nicht immer voll und ganz logisch sein, dafür ist es ein Roman, in den man sich gerne ein wenig fallen lässt, solange die Geschichte ansonsten überzeugen kann.

    Allerdings fühlt sich diese Erzählung manchmal etwas holprig an, man stolpert über einzelne Geschehnisse, als würde die Reihenfolge nicht ganz stimmen. Und das Ende, so glücklich es mich einerseits auch gemacht hat, passt für mich weder zum Titel, noch zur restlichen Geschichte.

    Fazit:
    Alles in allem eine authentische Erzählung von der dem Glück abgewandten Seite Londons, die zum Schluss leider etwas an Glaubwürdigkeit verliert.
    Hard Land Hard Land (Buch)
    23.05.2021

    Genretypisch

    Was erwartet man von einem Coming of Age-Buch, in dem es um einen 15-jährigen Jungen geht, einen unvergesslichen Sommer und die erste große Liebe? Was soll da noch überraschendes kommen, wenn der Inhalt bereits mit dem ersten Satz vollständig zusammengefasst wird?

    "In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb."

    Die Geschichte um den jungen Sam, der im kleinstädtischen Missouri aufwächst bietet auf den ersten Blick wenig Überraschung, die Wendungen der Geschichte scheinen schon vollkommen vorgezeichnet. Und im großen Ganzen konnte mich das Buch auch nicht besonders überraschen.

    Die Charaktere scheinen beinahe etwas schablonenhaft. Da ist der große, schweigsame Schwarze, der mit Rassismus zu kämpfen hat; der heimlich Schwule oder zumindest sexuell Unentschlossene, der unter den Vorurteilen des Kleinstadtlebens leidet und die großspurige Blondine, die der Titelfigur den Kopf verdreht. Es hat lange gedauert, bis mich die Figuren in ihren Gesprächen und Unternehmungen wenigstens ab und zu mit ihrem Tiefgang abholen konnten.

    Und auch die Geschichte an sich plätschert über weite Strecken wenig spektakulär dahin und wirkt seltsam austauschbar. Dass sie im Amerika der 80er Jahre spielt, wird mir erst nach längerem klar. Letzten Endes sind es aber tatsächlich die popkulturellen Hinweise und die Emotionalität, die durch die Krankheit der Mutter aufkommt, die mich mit dem Buch doch noch warm werden lässt.

    Die Begeisterung, die dieser Benedict Wells bei manchen auslösen konnte, vermisse ich auch nach dem Zuklappen des Buches. Wer aber auf der Suche nach einem überzeugenden Coming of Age-Roman ist, macht mit ihm definitv nix falsch.
    So wie du mich kennst Anika Landsteiner
    So wie du mich kennst (Buch)
    29.04.2021

    Geheime Untiefen

    Egal, wie nahe sich Menschen zu sein glauben, es gibt doch immer Geheimnisse die man niemandem anvertrauen kann oder möchte.

    Die Schwestern Marie und Karla, stehen sich so nahe, wie es nur geht, und das, obwohl sie durch einen ganzen Ozean getrennt sind. Während Karla ein ruhiges Leben als Lokaljournalistin in ihrem Heimatort führt, lebt Marie als erfolgreiche Fotografin in New York. Obwohl ihr Lebensstil nicht unterschiedlicher sein könnte, halten sie engen Kontakt, telefonieren täglich und wissen alles übereinander. Zumindest glaubt das Karla. Bis ihre Schwester bei einem Unfall ums Leben kommt und Karla nach New York reist, um Maries Haushalt aufzulösen und dabei auf ein großes Geheimnis stößt.

    Auch wenn der Roman zunächst ziemlich nach Spannung und Aufregung tönt, so ist es doch eine sehr ruhig erzählte Geschichte, die vor allem von der Trauerbewältigung handelt. Der Verlust, den nicht nur Karla zu verarbeiten hat, der aber gerade sie zu manch unbedachter Handlung treibt, ist auf jeder Seite zu spüren. Karlas Schilderung der Wochen nach Maries Tod ist eine intensive Seelenschau.

    Doch das ist nur die eine Seite der Geschichte. Denn die Autorin lässt nicht nur die überlebende Schwester von dem Scherbenhaufen erzählen, den der Tod hinterlassen hat, sondern lässt auch Marie zu Wort kommen und bietet so Einblicke in ein gänzlich anderes Trauerspiel. Denn hinter der Fassade der erfolgreichen Singlefrau erleben wir hier die emotionalen Auswüchse eines dramatischen Lebenseinschnittes, den die junge Frau nie ganz verarbeitet hat. Sie berichtet von gesellschaftlichen Zwängen und Mauern, die man sich selbst setzt, die ein ganzes Leben verschatten können.

    Die Detailtreue, mit der hier verschiedene Emotionen und Gedankengänge dargestellt werden, ist wirklich große Handwerkskunst. Allein, die Spannung und der Erzählfluss bleiben dabei manches Mal und gerade gegen Ende etwas auf der Strecke. Da helfen auch die teilweise leider schon fast etwas künstlich aufgebauscht wirkenden Tempo liefernden Elemente nicht mehr. Aber das braucht dieser Roman eigentlich auch nicht, um seine Botschaft zu übermitteln.
    Darling Rose Gold Darling Rose Gold (Buch)
    29.04.2021

    Wer ist die Böse?

    Vom Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom hatte ich bisher nur sehr wenig gehört. Dass Eltern ihre Kinder zwanghaft krank pflegen, um sie stärker an sich zu binden und sich selbst gebraucht zu fühlen, hätte ich mir nur schwer vorstellen können.

    Aber Patty ist das Paradebeispiel dafür: 18 Jahre lang hat sie ihrer Tochter Rose Gold eingeredet, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden, sie so sehr gepflegt, dass das Kind im Rollstuhl saß. Die Folge davon ist, dass Rose Gold mit 18 unterernährt ist, viel zu klein für ihr Alter ist und mit brüchigen Haaren und faulen Zähnen kämpft. Patty geht dafür ins Gefängnis, Rose ist das Mitleid der ganzen Stadt sicher.
    Als die Mutter nach fünf Jahren entlassen wird, findet sie Unterschlupf bei ihrer Tochter, die ihr offensichtlich vergeben hat. Aber stimmt das wirklich?

    Gleich zu Beginn ist für den Leser klar: das Monster in dieser Beziehung ist eindeutig die Mutter. Doch im Laufe der auf mehreren Zeitebenen erzählten Geschichte wird schnell offensichtlich, dass auch in Rose Gold Abgründe schlummern. Wieviel Mutter steckt in dieser Tochter?

    Stephanie Wrobel hat für meinen Geschmack ein bedrückendes, feinfühliges Psychodrama um dieses Gespann gewoben, das einen sehr oft an seiner Wahrnehmung und Einschätzung zweifeln lässt. Was ist wahr, was nur vorgespielt? Eines aber ist zumindest für mich ganz sicher: ich möchte keiner dieser beiden Frauen je begegnen!

    Die Figuren sind die Träger dieser Geschichte, ihre Interaktionen halten die Spannung permanent hoch und machen das Buch zu einem Pageturner. Auch wenn sie ihre Fassade gut verkleiden können, so sorgen die kurzen Einblicke in ihe Gedanken immer wieder für Gänsehautmomente.

    Fazit:
    Ein wahres Familien-Psychodrama, das die Grenzen zwischen Gut und Böse sehr schnell verschwimmen lässt.
    Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt) Leslie Connor
    Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt) (Buch)
    29.04.2021

    Ode an die Außenseiter

    Dieses Buch ist für alle, die sich in der Schule nicht so aufgenommen und akzeptiert fühlen. Die sich vielleicht ab und zu allein gelassen sehen und von größeren oder stärkeren Kindern geärgert werden: ihr seid nicht allein und ihr werdet mit Sicherheit Freunde finden, die euch so akzeptieren wie ihr seid!

    Mason Buttle ist ein solches Kind. Er sticht nicht nur aufgrund seiner Größe und Legasthenie aus der Masse seiner Klassenkameraden hervor. Dank seiner einzigartigen, unverfälschten Sichtweise auf die Welt und seine Mitmenschen wird er von den Nachbarskindern gehänselt und schikaniert, nicht zuletzt, weil sein bester Freund vor zwei Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Doch als Calvin in sein Leben tritt, beginnst sich sein Alltag langsam zum Guten zu wenden.

    Ich denke, mit diesem Jungen werden sich viele Kinder identifizieren können. Nicht nur von seinen Mitschülern, die sportlicher und beliebter sind, wird er geärgert. Auch die Erwachsenen scheinen seine Denkweise einfach nicht zu verstehen oder stellen immer die falschen Fragen.

    Dieses Buch spricht unheimlich wichtige Themen an, die man auch als Erwachsener unbedingt mal aus der Sicht eines Kindes erklärt bekommen sollte. Es geht um Ausgrenzung, Anderssein unter Gleichaltrigen, aber auch darum, was Erwachsene mit ihrem Verhalten und ihren Aussagen bei Kindern anrichten können und wie wichtig es manchmal ist, ihnen einfach mal zuzuhören.

    Die Geschichte bietet eine Vielzahl interessanter Figuren, mit verschiedenen Krankheiten, Problemen oder Lebenskonzepten, ohne die jeweilige Situation zu bewerten. Aus Masons Sicht sind all diese Menschen normal und gleich beachtenswert.

    Auch erzählerisch macht das Buch einiges her: es ist einerseits eine Familiengeschichte, andereseits bringen die Rätsel um Bennys Tod auch ziemlich viel Spannung und Krimirätsel mit. Jüngere Kinder sollten die Geschichte deshalb villeicht lieber gemeinsam mit ihren Eltern lesen, um das Gelesene leichter verarbeiten zu können.

    Insgesamt finde ich diese weltoffene, bunte Geschichte einfach wundervoll und wünsche jedem einen Mason Buttle als Freund!
    Amari und die Nachtbrüder Brandon Alston
    Amari und die Nachtbrüder (Buch)
    29.04.2021

    Magisch und vielfältig

    Harry Potter trifft Men in Black trifft Black lives matter- und ergibt eine gelungene Mischung unterhaltsame Kinderfantasy.

    Die junge Amari kommt aus einem Problem-Viertel und sticht als schwarzes Mädchen mit Stipendium an ihrer Privatschule immer wieder ungewollt hervor. Als sie von ihrem vermissten Bruder eine Einladung zu einer mysteriösen Sommerakademie bekommt, nimmt sie natürlich an- nicht zuletzt, um sich auf die Suche nach Quinton machen zu können. und so taucht sie ein in die geheime Welt der Oberbehörde, die die Interaktionen der magischen Wesen mit der Menschenwelt kontrolliert, und steckt schnell im größten Abenteuer ihres Lebens.

    B.B. Alston schafft es, aus bereits bekannten Elementen eine komplexe, aufregende Welt zu erschaffen, in der man auf jeder Seite etwas neues entdecken kann. Dabei stellt er die magischen Elemente genauso überzeugend dar wie Amaris Gefühlswelt, die sich als armes, schwarzes Mädchen nirgendwo wirklich aufgenommen und ebenbürtig sieht. Die gesellschaftskritischen Passagen sind so unauffällig in die Geschichte eingewoben, dass sie vollkommen natürlich wirken und einen doch zum Nachdenken anregen.

    Die Figuren wirken überzeugend, dreidimensional, auch wenn Amari natürlich am meisten heraussticht.

    Die Geschichte wird sehr detailliert beschrieben, der Autor nimmt sich viel Zeit um die Rahmenhandlung nachvollziehbar zu erklären und zu beschreiben. Und trotzdem bleibt die Spannung dabei nicht auf der Strecke und überrascht mit einigen unerwarteten Wendungen. Lediglich der finale Showdown hätte für meinen Geschmack ein klein wenig ausführlicher ausfallen dürfen.

    Insgesamt eine absolut runde Geschichte, die dennoch genug Raum für Spekulationen über eine mögliche Fortsetzung lässt.
    Hiemer, C: Second Princess. Vulkanherz Hiemer, C: Second Princess. Vulkanherz (Buch)
    08.04.2021

    Nicht die beste Wahl

    Die Geschichte einer Prinzessin auf einer Karibikinsel mit einem mysteriösen Schicksal klingt doch eigentlich wirklich toll, könnte aber vielleicht doch nicht die beste Wahl sein.

    Saphina wächst als jüngste von drei Schwestern in einer von Frauen regierten Dynastie auf einer Karibikinsel auf. Sie führt ein überaus behütetes Leben, bis ihre liebste Schwester und beste Freundin kurz vor der Hochzeit ihrer ältesten Schwester ums Leben kommt. Plötzlich deutet alles darauf hin, dass Saphina die Erfüllung eines dunkles Schicksal geerbt hat.

    Die Geschichte bringt viel Potential mit: exotisches Setting, großes Drama, dunkle Geheimnisse und eine fantastische Bedrohung. Und doch stimmt so vieles nicht.

    Zunächst einmal ist das Setting so gar nicht ausgereift: Die Karibik spielt keine größere Rolle, der Erzählung nach könnte die Geschichte in jedem x-beliebigen Land spielen. Mir fehlten typische Stilelemente, die die Geschichte hätten lebendig wirken lassen.

    Der größte Knackpunkt war allerdings die zeitliche Einordnung. Der anfänglichen Beschreibung nach habe ich die Geschichte sofort ins viktorianische bzw in die vor-technische Ära eingeordnet. Umso verblüffter war ich, als plötzlich die Rede von Fernseher und Kameras war. Auch hier fehlte mir einfach das Feingefühl der Autorin für Beschreibungen.

    Auch die Figuren können mich nicht so ganz überzeugen. Bis auf Saphina erfährt man von allen Figuren zu wenig um sie wirklich lebendig wirken zu lassen. Sie scheinen austauschbar, schablonenhaft und zweidimensional, und verschwinden ganz schnell in der Versenkung sobald sie nicht mehr benötigt werden. Ähnlich wie der Geschichte im Ganzen, fehlen den Figuren einfach ein paar mehr beschreibende Hintergrundinfos.

    Einzig über Saphina erfährt man ein paar Details mehr, nicht dass sie das deshalb sympathischer oder nahbarer wirken würde.

    Das einzig Positive sind die Wendungen und Enthüllungen, die einen auf den letzten Seiten doch noch in Erstaunen versetzen können.

    Insgesamt gefällt mir die Idee der Geschichte wirklich gut, nur die Umsetzung ist wenig gelungen und hätte dringend ein paar Seiten mehr gebraucht, um dieser Idee Leben einzuhauchen.
    Kim Jiyoung, geboren 1982 Nam-joo Cho
    Kim Jiyoung, geboren 1982 (Buch)
    31.03.2021

    Alltagsdiskriminierung

    Cho Nam-Joo beschreibt in ihrem Buch, wie das typische Leben für eine Frau in Korea aussieht.

    Gemeinsam mit ihr tauchen wir in die Familiengeschichte von Kim Jiyoung ein, erfahren wie sich die Frauen ihrer Familie über mehrere Generationen ihr Leben gestaltet haben. Wie sie dabei täglich Rückschritte gegenüber Brüdern, Vätern und Ehemännern hinnehmen mussten, wie sie täglich von der Gesellschaft dazu gezwungen wurden, zurückzuweichen in die zweite Reihe.

    Mich hat dieses Buch unheimlich beeindruckt. Zum einen gibt es einen tieferen Einblick in die koreanische Kultur und trägt dabei sehr zur Erweiterung meines Weltbildes bei.

    Zum anderen zeigt es sehr deutlich die Alltagsdiskriminierung gegenüber Frauen, nicht nur in Korea sondern überall auf der Welt. Immer wieder kann ich Parallelen zu eigenen Erfahrungen ziehen, fühle mich bestätigt und verstanden.

    Gleichzeitig macht mich das Buch unheimlich wütend. Weil die Frauen so passiv bleiben. Keine steht auf, fängt an sich zu wehren. Sie akzeptieren scheinbar die ihnen von den Männern zugedachte Rolle. Ob das daran liegt, dass sie keinen Ausweg sehen, wird dabei nicht so ganz klar.

    Dafür bewirkt der Text bei mir selbst eine umso größere Reaktion. Ich beginne, meinen eigenen Alltag zu analysieren, Interaktionen mit Männern zu hinterfragen. Und bei unangebrachten Gesten oder Sätzen eher mal den Mund aufzumachen.

    Fazit:
    "Kim Jiyoung" ist in sofern ein unheimlich starkes Buch, da es den Leser erreicht und eine direkte Reaktion bei ihm auslöst.
    Das Flüstern der Bienen Das Flüstern der Bienen (Buch)
    31.03.2021

    Poetisches Mexiko

    Auch wenn ich bisher noch nie in Mexiko gewesen bin, konnte ich dank Sofia Segovia zumindest gedanklich dieses Land bereisen.

    Im Mexiko der 1920er Jahre wird die Bevölkerung von Landwirtschaftsreformen, Revolution und der Spanischen Grippe auf Trab gehalten. In diese aufgewühlte Zeit wird der kleine Simonopio geboren; ein Findelkind, das eine besondere Beziehung zur Natur und den Bienen zu haben scheint. Ein Kind das zu einem jungen Mann heranwächst, der im Leben seiner Ziehfamilie eine ganz besondere Rolle spielen wird.

    Den Charakter dieses Buches in Worte zu fassen, fällt mir ausnehmend schwer. Es ist eine historische Geschichte und spielt in einer kulturell sehr interessanten Zeit. Gleichzeitig ist es aber vor allem die Familiengeschichte der Familie Morales, deren Mitglieder einem im Laufe der Erzählung sehr eng ans Herz wachsen. Nicht zuletzt besitzt das Buch dank Simonopio aber auch einige fast schon mystische Elemente. Insgesamt entsteht so ein wundervoller, einzigartiger Cocktail an Erzählkunst, der durch den ganz besonderen, fast schon poetischen Erzählstil getoppt wird.

    Es gibt so viele Passagen, deren Worte einem tief ins Herz schneiden, Mut machen oder einen zum Schmunzeln bringen.

    Fazit: Ein absolutes Herzensbuch, wenn man es zulässt.
    Vati Monika Helfer
    Vati (Buch)
    24.03.2021

    Geschichte einer Familie

    Monika Helfer verarbeitet in ihren autobiografischen Romanen die zerrüttete Beziehung ihrer großen Familie. Nachdem sie in "Die Bagage" über die Kindheit ihrer Mutter geschrieben hat, widmet sie sich in "Vati" nun den spärlichen Erinnerungen an ihren Vater.

    Der Kriegsversehrte, der in einem Lazarett seine spätere Ehefrau kennenlernte, war Zeit seines Lebens ein stiller, kluger Mann, der seine Liebe in Büchern und Bibliotheken fand. Das sind zumindest die stärkesten Erinnerungen, die seine Töchter an ihn behalten.

    Die Kürze des Buches und die recht zerstreut hin und her springenden Erinnerungen, die mehr vom Rest der Familie als vom Vati selbst erzählen, zeigen schon, wie schwierig das Erinnern an geliebte Menschen fallen kann.

    Der ruhige, ohne Kitsch auskommende Erzählstil der Autorin macht die Geschichte auch nicht fühlbarer, erlebbarer. Die Liebe zu den Eltern, zur großen Familie der Bagage ist nicht offensichtlich, springt nicht gleich ins Auge. Der Vati scheint Zeit seines Lebens eine Randfigur, die immer mal wieder auftritt, sich aber sonst im Hintergrund hält. Und doch spürt man, dass er besonders zu seiner Monika eine innige Beziehung hatte, die sich auf gemeinsamen Interessen aufgebaut hat.

    Und man liest die gleichen Probleme, die jeder mit Erinnerungen an Verstorbene hat: sie verschwimmen, verblassen. Vieles, gerade Erinnerungen an die Kindheit, ist meist nur schwer interpretierbar.

    Als Leser muss man oft zwischen den Zeilen lesen. Aber so ist es nun einmal mit dem Erinnern: nur die wirklich starken Emotionen und Personen verbleiben in der Erinnerung frisch und stark.

    Fazit:
    Ein interessantes Buch in unverwechselbarem Schreibstil verfasst, wenn auch nicht ganz so stark wie sein Vorgänger.
    Die Mitternachtsbibliothek Die Mitternachtsbibliothek (Buch)
    11.03.2021

    Was wäre, wenn...

    Erfolglose Tage, die einen runter ziehen und an denen nichts so klappt, wie man sich das vorgestellt hat, kennt mit Sicherheit jeder. Momente, in denen man beginnt zu überlegen, was wäre, wenn man sich an einem gewissen Punkt in seinem Leben anders entschieden hätte.

    Nora ist an einem solchen Punkt. In kurzer Folge verliert sie ihren Job, ihre Katze und jegliche andere Anker, die sie in ihrem Leben stabilisieren. Von Depressionen geplagt entscheidet sie sich, ihr Leben zu beenden und landet in der Mitternachtsbibliothek. Ein Ort, an dem sie in jedes mögliche Leben schlüpfen kann, das sie hätte leben können, und an dem sie Entscheidungen negieren kann, die sie bereut.

    Gemeinsam mit ihr bereist der Leser die welt und testet die verschiedensten Möglichkeiten aus- und beginnt dabei unweigerlich auch, über das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen nachzudenken.

    Matt Haig hat ein sehr interessantes Thema aufgegriffen und wahrscheinlich mit eigenen Erfahrungen über Depressionen verstrickt. Zu gerne begleitet man die Hauptfigur auf ihrer Gedankenreise und folgt dabei dem locker-leichten Schreibstil des Autors. Die oftmals recht kurzen Kapitel erleichtern den Lesefluss natürlich ungemein. Die Mischung aus teilweise fast philosphischen, tiefgründigen Gedankengängen, wissenschaftlichen Überlegungen und emotionalen Interaktionen mit Noras Wegbegleitern ergibt einen angenehmen Roman mit Mehrwert für einen selbst.
    Hush (Band 1) - Verbotene Worte Dylan Farrow
    Hush (Band 1) - Verbotene Worte (Buch)
    11.03.2021

    Lückenhafter Erstling

    Wenn ich höre, dass Themen wie metoo und Fake News ind den spannenden Konext eines Fantasyromans mit feministischem Charakter eingeflochten werden, sind meine Erwartungen natürlich immens. Aktueller und wichtiger kann ein Roman ja kaum sein.

    Doch die Geschichte um Montane, in dem Worte und Tinte Gift sind und das Volk von Barden regiert wird, die den Zehnten eintreiben und gnädig mit Magie für Wasser und Wohlstand sorgen, wirkt irgendwie nicht ausgereift. Titelheldin Shae, die nach dem frühen Tod von Vater und Bruder nun auch noch den Mord an ihrer Mutter zu betrauern hat und fürchten muss, sich mit der tödlichen Fleckenkrankheit angesteckt zu haben, zeigt nur wenige feministische Charakterzüge.

    Das Buch krankt vor allem an einem: dem fehlenden, unvollständigen Worldbuilding. Bis zum Ende kann man sich die Hintergründe der Geschichte einfach nicht zusammenreimen. Was hat es denn nun mit dieser mysteriösen Krankheit auf sich, die immer mal wieder ins Spiel gebracht wird? Wie funktioniert die Magie der Barden, worauf begründet sich ihre Macht überhaupt? Das ganze System wird für mich nicht schlüssig dargestellt, und so bin ich die Hälfte des Buches damit beschäftigt, zu verstehen, warum Dinge geschehen wie sie geschehen und warum Menschen tun, was sie tun.

    Und auch der Erzählstil wirkt sehr unrund. Einerseits sehr hektisch, springt die Autorin von Szene zu Szene, ohne die Bilder "zuende zu malen". Oftmals wirkt das sehr abgehackt, führt aber auch zu einem flüssigen Lesefluss. Andereseits werden Szenen eingefügt, die für die Geschichte an sich keine Bedeutung haben. Es fühlt sich an, als hätte ein Lektor den Rotstift an den falschen Stellen angesetzt; manchmal hätten dem Buch ein paar Seiten mehr gut getan, an anderer Stelle ein paar weniger.

    Auch die Figuren wirken etwas unausgegoren. Shae soll wohl eine starke, weibliche Hauptfigur darstellen, wirkt meist aber einfach nur planlos, naiv und trotzdem vom Glück verfolgt. Die unsinnigsten, unüberlegtesten Handlungen führen öfter zum Ziel, als der Leser glauben mag. Die anderen Figuren wirken wie schmückendes Beiwerk, schablonenhaft und unwichtig. Sie werden immer mal herangezogen, wenn es für die Storyline gerade passt und verschwinden ansonsten schnell wieder in der Versenkung.

    Insgesamt merkt man dem Buch an, dass es ein erstlingswerk ist. Vieles ist unausgegoren, wirkt unfertig und man wünscht der Autorin, dass sie für den zweiten Band herausfindet, worauf sie nun eigentlich hinaus will.
    Akademie Fortuna - Wenn Wahrsagen so einfach wäre Sarah M. Kempen
    Akademie Fortuna - Wenn Wahrsagen so einfach wäre (Buch)
    11.03.2021

    Wahrsagen will gelernt sein

    Über Schulen für Zauberlehrlinge haben wir ja schon öfter gelesen, mit dem größten unter ihnen kann sich kaum eine andere Reihe messen. Sarah M. Kempen entführt uns nun in die Welt des Wahrsagens, auf die Akademie Fortuna, die fast genauso fantastisch ist wie das Schloss, dessen Namen ich hier nicht nenn möchte.

    Anniversary "Sorry" Fortune hat ihren ersten Schultag an der Akademie Fortuna, einer Schule für alle Sprösslinge der neun großen Wahrsagefamilien, und ist mächtig aufgeregt. Denn anders als der Rest ihrer Familie verfügt sie nicht über die Fähigkeit, weltbewegende Ereignisse vorherzusehen. Sie blickt eher wenige Augenblicke in die Zukunft und sieht alltägliche Pannen und Unfälle voraus- sehr zum Ärger ihrer Mutter und gleichzeitigen Schulleiterin. Und schon bald muss sie sich mit Problemen und unmöglichen Klassenkameraden herumschlagen.

    Diese Geschichte bildet den Auftakt zu einer zauberhaften Reihe mit großem Potential. Wunderschön bebildert erzählt die Autorin von alltäglichen Problemen in einer nicht alltäglichen Welt: Konkurrenz am Arbeitsplatz, der erste Schultag an einer neuen Schule, die Erwartungshaltung der Eltern ihren Kindern gegenüber und der Druck, der dadurch in ihnen anwächst.

    Die Figuren sind teilweise etwas überspitzt oder schablonenhaft gezeichnet, ohne dabei ihren Unterhaltungswert zu verlieren. Für erwachsene Leser sind die Wendungen möglicherweise etwas zu vorhersehbar. Für Kinder und junge Teenies werden die Abenteuer von Sorry und ihren neuen Freunden aber vor allem sehr unterhaltsam und auch lehrreich sein.

    Ich fand die Geschichte spannend, witzig und ein wenig herzwärmend- auf jeden Fall ein Abenteuer mit Mehrwert!
    Sprich mit mir T. C. Boyle
    Sprich mit mir (Buch)
    11.03.2021

    Tierische Untiefen

    Was unterscheidet den Menschen von seinem nächsten Verwandten, dem Menschenaffen oder wie groß ist die evolutionäre Lücke zwischen beiden überhaupt?

    T.C. Boyle nähert sich in seinem neuesten Buch dieser Fragestellung, indem er die Geschichte von Guy, Aimee und vor allem Sam erzählt. Sam ist ein Schimpanse, der von Professor Guy Schermerhorn und seinem Team von Assistenten wie ein Menschenkind aufgezogen wird, um zu beobachten, ob dieser in der so gestalteten Umgebung ein eigenes Bewusstsein entwickeln kann- so zumindest die Vorgabe, die der jungen Studentin Aimee dargelegt wird, als sie sich diesem Forschungsteam anschließt. Aimee entwickelt schnell eine enge Beziehung zu ihrem Schützling und damit fangen die Probleme an, unkontrollierbar zu werden.

    Der Roman krankt für mich an mehreren Stellen: zum einen ist der Erzählfluss ermüdend langsam, gleichzeitig bekommt man zu wenig spannungsfördernde Elemente vorgesetzt. Obwohl die gesellschaftskritische Intention offensichtlich ist, fehlt es mir, dass die unterschwellige Kritik auch mal ausgesprochen wird.

    Der Leser kann sich seine eigenen Gedanken machen, ein Urteil über die Forschungsmethoden der Wissenschaftler und die ungesunde Beziehung der jungen Frau zu ihrem Pflegling bilden. Am Ende steht er aber etwas allein gelassen da: Was wollte der Autor denn nun ausdrücken?

    Dass der Mensch sich zu sehr als Herr über Leben und Entwicklung von Tieren aufschwingt? Das sollte uns allen mittlerweile bewusst sein.
    Dass Tierversuche moralisch bedenklich sind und wir uns endlich konsequent um humane Alternativen kümmern sollten (wobei das Wort "human" in diesem Zusammenhang reichlich zynisch erscheint)? Auch diese Intention hätte deutlicher ausgedrückt werden können.

    Es sind einfach zu viele Themenfelder, die hier angeschnitten werden. Nur eines haben sie gemeinsam: der Mensch sollte schnellstens seine Überlegenheitshaltung ablegen und ein wenig Demut vor der Natur lernen, ohne sie dabei vermenschlichen zu wollen.
    Klee, J: Von riesengroß bis klitzeklein Klee, J: Von riesengroß bis klitzeklein (Buch)
    11.03.2021

    Spannend bebilderte Idee

    Als Bilderbuch funktioniert diese Idee auf jeden Fall: Auf jeder Doppelseite ist in wunderschönen, kindgerechten Illustrationen ein Bildausschnitt zu sehen, der sich in kleinerem oder größerem Format in der nächsten Bildfolge wiederfindet.

    So haben die kleinen und großen Leser viel zu gucken und zu entdecken. Nicht zuletzt die spärlich eingebauten Textbausteine deuten aber darauf hin, dass die Autorinnen mit diesem Buch auch einen tieferen Sinn bezwecken. Sie möchten auf die verschiedenen Umwelt- und Klimaprobleme unseres Planeten aufmerksam machen.

    Für kleine Leser reichen aber die kurzen Textschnipsel meiner Meinung nach aber bei weitem nicht aus, um zum Nachdenken oder überhaupt Verstehen zu führen.

    Als Vorlesebuch regt es aber dazu an, gemeinsam mit den Eltern über diese Themen zu sprechen und die Kinder damit langsam heranzuführen. Das setzt natürlich voraus, dass sich die Erwachsenen bereits damit beschäftigt haben. Für wirkliche Aufklärung reichen die Erläuterungen des Buches einfach nicht aus.

    Fazit:
    Sanfte Einführung in das Thema Naturschutz auf wunderschön illustrierte Weise.
    Tinte & Siegel Kevin Hearne
    Tinte & Siegel (Buch)
    11.03.2021

    Absolute Begeisterung

    Schamvoll muss ich gestehen, dass dies mein erster Kevin Hearne ist. Wie konnte ich diesen talentierten Fantasy-Autor bisher nur so kaltherzig ignorieren, wo er doch wirklich fantasievolle, überraschende Geschichten mit Humor und Witz erzählt?

    Al MacBarrhais ist Siegelagent. Er wirkt als Vermittler zwischen der menschlichen und den verschiedenen Feenwelten und sorgt dafür, dass sich die vielen magiebegabten Wesen bei uns auch benehmen. Eigentlich hat er einen Schüler, dem er sein gesamtes Magie- und Siegelwissen weitergeben möchte. Doch der ist nach einem Rosinen-Unfall plötzlich tot und reiht sich damit in die auffallend lange Reihe von Als Ex-Schülern ein, die alle auf seltsame Weise frühzeitig aus dem Leben geschieden sind. An Gordies Tod ist jedoch etwas anders...

    Ihr seht schon, diese Geschichte ist etwas besonderes! Wer auf schottische und irische Sagengestalten steht, ein Faible für Whiskey und Gin hat und sein Herz den schrulligsten Figuren öffnet, ist hier genau richtig.

    Allein die Beschreibungen der schottischen Kultur lassen einen im Kopf in ferne Länder reisen (und machen das Erlebnis gerade in der jetzigen Zeit zu einem Highlight). Zudem macht die Chemie zwischen den Hauptfiguren unheimlich gute Laune, die Dialoge sprühen vor Witz und zaubern einem in regelmäßigen Abständen ein Lächeln ins Gesicht.

    Und neben dem allen kommt natürlich die Spannung und vor allem die Magie nicht zu kurz. Dieses Buch hat mehr als zu Recht den Stempel "Fantasy" auf dem Buchdeckel stehen.

    Zudem enthält es für die langjährigen Fans der Druiden-Reihe des Autors ein paar nette Easter-Eggs, die aber auch einen Neuling überzeugen und definitiv nicht überfordern. Vielmehr machen sie unheimlich Lust darauf, auch in die vorherigen Werke von Herrn Hearne einzutauchen!

    Fazit:
    Definitiv ein Juwel am diesjährigen Fantasy-Himmel!
    Orangen für Dostojewskij Michael Dangl
    Orangen für Dostojewskij (Buch)
    11.03.2021

    Zu langatmig

    Was war ich auf dieses Buch gespannt! Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich mich bisher erschreckend wenig mit den russischen Schriftstellern beschäftigt habe. Einem der bekanntesten nun in einer solch lockeren Atmosphäre begegnen zu können, klang unheimlich verlockend.

    Dostojewskij trifft auf seiner Europareise zuletzt in Venedig ein und man merkt ihm von vorherein an, dass ihn nicht nur das Heimweh zurück nach Russland zieht. Die Einsamkeit und auch die Geldknappheit verleiden ihm den Aufenthalt doch sehr. Als er in einem kleinen Lokal plötzlich auf Rossini trifft ändert sich für ihn vieles.

    Zunächst einmal die positiven Aspekte:
    Die italienische Lebensfreude und die übersprudelnde Mentalität der Venezier strahlt aus jeder Seite und lässt den Roman zumindest auf dieser Ebene lebendig werden.
    Dies wird natürlich auch durch die sehr poetische Sprache des Autors unterstützt. Er schafft es sehr gut, das südeuropäische Flair einzufangen.

    Und auch auf historischer Ebene habe ich einiges Neue über diese schwimmende Stadt in der Lagune gelernt. Gerade dieser Reiz des historischen Romans (wobei man immer im Hinterkopf behalten muss, das die ganze Geschichte reines Wunschdenken ist) ist sehr schön herausgearbeitet.

    Und trotzdem schafft es dieses Buch einfach nicht, meine Aufmarksamkeit einzufangen. Zu detailiert wird der wenig aufregende Tagesablauf des Protagonisten beschrieben, zu uninteressant und unaufgeregt ist die gesamte Persönlichkeit Dostojewskij dargestellt. Bis die Handlung überhaupt den Inhalt des Klappentextes erreicht benötigt der Roman ein Viertel seines Handlungsvolumens.

    Selbst nachdem diese zwei Größen ihres Fachs aufeinandergetroffen sind, nimmt die Geschichte nicht merklich an Fahrt auf und macht es mir kaum möglich, die Seiten nicht nur zu überfliegen.

    Fazit:
    Dieses Buch mag seine Liebhaber finden, mich konnte es jedoch nicht an sich binden.
    226 bis 250 von 438 Rezensionen
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