jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite
  • Portofrei ab 20 Euro
  • Portofrei bestellen ab 20 Euro
  • Portofrei innerhalb Deutschlands Vinyl und Bücher und alles ab 20 Euro
0
EUR
00,00*
Warenkorb EUR 00,00 *
Anmelden
Konto anlegen
Filter
    Erweiterte Suche
    Anmelden Konto anlegen
    1. Startseite
    2. Alle Rezensionen von TheUjulala bei jpc.de

    TheUjulala

    Aktiv seit: 22. September 2016
    "Hilfreich"-Bewertungen: 6
    45 Rezensionen
    Blutparadies Claus Hammering
    Blutparadies (Buch)
    04.10.2018

    Durchaus spannend und toller Sprachstil, aber ohne großen Nervenkitzel

    Auf der Suche nach mal einem anderen Genre, bin ich auf diesen Titel gestoßen. Früher habe ich gerne auch die heftigen - vor allem skandinavischen - Thriller gelesen. Nach einer langjährigen Pause wollte ich mich mal wieder in diesem Genre versuchen. Dies ist Claus Hammerings erste Veröffentlichung in Selbstpublikation. Erst sehr viel später habe ich nun erfahren, dass Laura Newman, eine von mir sehr geschätzte Dystopie-Autorin, hinter diesem Pseudonym steckt. Die Überraschung war natürlich riesig!

    Coverbild
    Auch für das Cover ist natürlich Laura Newman verantwortlich. Passend zu dem Genre ist es in schwarz gehalten. Der Buchtitel großformatig über einen Palmwedel verteilt. Über das gesamte Cover zieht ein einzelner Blutstropfen seine Spur. Das Bild spiegelt das Genre perfekt wieder, ohne zu viel zu verraten. Ich liebe simple aber aussagekräftige Cover. Laura Newman begeistert mich mit ihrem Grafikstil immer wieder.

    Handlung
    Auf einer karibischen Insel wird ein Luxushotel eröffnet. Leider beginnt der Start nicht so, wie sich der Hotelmanager Ethan erhofft hat. Mitarbeiter kommen nicht und nur die Hälfte des Hotelkomplexes ist fertig gestellt. Den ersten Hotelgästen, die auf eine Sonderaktion hin sich angemeldet haben, muss Ethan ein perfekt funktionierendes Luxushotel vorgaukeln. Doch dann passiert plötzlich ein Mord, auf den Weitere folgen. Und die idyllische Insel entpuppt sich als Falle, ein Albtraum für alle Anwesenden. Denn der Täter muss unter ihnen weilen und Keinem kann mehr vertraut werden.

    Buchlayout / Haptik
    Das Buch mit seinen 398 Seiten wird in 33 Kapitel eingeteilt. Die Kapitelüberschriften enthalten lediglich die Kapitelnummer und den Perspektivennamen, was jedoch durch die unterschiedliche Farbgebung und der serifenlosen Font gekonnt grafisch vom Fließtext abgesetzt wird. Die Zwischenkapitel aus Sicht des Mörders enthalten lediglich ein paar Kleckse, wahrscheinlich Blutstropfen, als Einleitung. Insgesamt ist die Gestaltung des eBooks schlicht aber professionell.

    Idee / Plot
    Da ich schon länger keinen Thriller/Krimi mehr gelesen habe, kann ich kaum sagen, ob die Idee neu oder einzigartig ist. Es erinnert mich doch stark an einen Agatha Christie. Eine buntgemischte Menschengruppe aus allen sozialen Schichten, und hier auch aus unterschiedlichen ethnischen Herkünften, trifft aufeinander und ist mit einem Mord konfrontiert, und es bleibt nicht nur bei einem Opfer. Nun wird plötzlich jeder verdächtigt und keiner hat wirklich ein Alibi. Es fehlt eigentlich nur noch der über alles erhabene Detektiv (à la Hercule Poirot). Gefallen hat mir die Idee, wie bei allen Beteiligten von Mord zu Mord die Fassade zu bröckeln beginnt und ureigene Instinkte, Ängste und Vorurteile zu Tage kommen. In Fokus geratene Verdächtige müssen sich vehement gegen den Mop wehren.

    Emotionen / Protagonisten
    Ich hatte ein wenig Probleme mit den Charakteren. Da das Buch insgesamt in 10 Perspektiven plus Mörder erzählt wird, konnte ich nicht wirklich eine Beziehung zu den einzelnen Personen aufbauen. Die Figuren bleiben daher leider oberflächlich und ich konnte teilweise nicht alle Emotionen nachempfinden. Trotzdem hat mich begeistert, wie unterschiedlich die einzelnen Charaktere gezeichnet wurden und für mich auch sehr plastisch beschrieben wurden. Dabei wurde sich zwar mit einigen Klischees bedient (der Ami, die Russin, die deutsche Familie), aber das half ganz gut, sich die einzelnen Personen passend vorstellen zu können.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen
    Ich habe leider das Gefühl, dass sich der Autor mit den vielen Perspektiven keinen Gefallen getan hat. Im Grunde finde ich die Idee richtig gut, aber durch das Hüpfen verliert man oft auch das Zeitgefühl. Es ist auch nicht immer klar, wieviel Zeit zwischen dem Perspektivenwechsel vergangen ist. Vielleicht wäre das in ein paar wenigen Perspektiven besser für mich gewesen.
    Die ersten Kapitel dienen der Einführung in die einzelnen Charakter und Umstände. Ab dem ersten Mord wird es dennoch immer spannender. Ab der Hälfte hat man ständig gerätselt, wer denn nun der Täter sein könnte, und ich hatte alle reihum schon in Verdacht. Den einen mehr oder weniger. Ein bisschen hat mir aber dann doch die große Wendung, der überraschende Moment, der alle meiner Verdächtigungen Lügen straft, gefehlt. Das finde ich ein bisschen Schade. Denn ab gut ⅔ des Buches hatte ich den Täter schon stark im Verdacht und war dann auch nicht besonders von den Socken, als die Auflösung kam.

    Szenerie / Setting
    Eine idyllische Insel in der Karibik lädt natürlich zum Träumen ein und bildet das perfekte Setting für einen solchen Schauplatz. Denn sobald man von der Außenwelt abgeschnitten ist, ist von dort kein Entrinnen mehr möglich. Einen kleinen Logikfehler gibt es leider, den ich dem Autor bereits mitgeteilt habe. Sie hatte mir dann auch geantwortet, dass sie tatsächlich vergessen hat, die Erklärung dafür einzubauen. Vielleicht wird sie das noch tun. Die Kartenschlüsselanlage an den Hotelzimmertüren funktioniert nämlich auch bei Stromausfall, da diese Vorrichtungen auch mit Not-Batterien betrieben werden.

    Sprache / Schreibstil
    Sprachlich bin ich extrem begeistert. Claus Hammering alias Laura Newman hat einen extrem flotten und flüssigen Sprachstil, mit tollen, anschaulichen Metaphern, den ich auch bereits aus ihren anderen Titeln kenne.

    “Sie will nicht mehr sehen, wie Bianca Paumann schmerzlich langsam begreift, dass ihr Mann tot ist. Wie zäh fließender Sirup zeichnet sich die Erkenntnis immer deutlicher auf dem Gesicht der Frau ab.”

    Claus Hammering, Blutparadies, Position 3289 (Kindle Edition, © 2018 Claus Hammering, Selbstpublikation)

    Alle Kapitel werden in der personalen Perspektive erzählt, passend zu dem Genre im Präsens. Lediglich die kurzen Einschübe des Mörders sind in der Ich-Perspektive.

    FAZIT
    Insgesamt ein gutes Buch und durchaus spannend. Mir hat jedoch der richtige spannende Moment und der Nervenkitzel gefehlt. Trotzdem habe ich es sehr gerne gelesen.
    GötterFunke 03 - Verlasse mich nicht! Marah Woolf
    GötterFunke 03 - Verlasse mich nicht! (Buch)
    30.03.2018

    Aufreibende Achterbahn der Gefühle - fulminanter aber würdiger Abschied aus der Götterwelt

    Was soll ich sagen. Ich bin verfallen. Verfallen allen griechischen Göttern, die Marahs Feder entsprungen sind. Auf dieses Buch habe ich sehnsüchtig gewartet und meine Geduld wurde belohnt. Und zwar mehr als reichlich! Ihr seht, ich bin hin und weg und noch ganz in der Götterwelt gefangen. Als waschechter Marah Woolf Fan war das 3. Band der GötterFunke Trilogie natürlich Pflichtlektüre für mich und bedeutete für mich den 2. Abschied von meinen Lieblingscharakteren. Zuerst Cassian aus FederLeicht und nun Cayden. Es reißt mir gerade ein tiefes Loch in mein Leserherz. Dieses Trilogie-Finale war wieder so emotional, so aufreibend und spannend, ein fulminantes Ende einer fantastischen Reise in die griechische Mythologie.

    Und glaubt mir, es ist verdammt schwer, spoilerfrei eine Rezension über dieses Trilogie-Finale zu schreiben. Aber ich will mein Bestes geben. Und ja, es ist eine doch recht voreingenommene Rezension, aber ich versuche so objektiv wie möglich meine Meinung zu dem Buch widerzuspiegeln.

    Coverbild

    Die leidige Cover-Frage. Es wird für Verlage immer wichtig sein, wie ein Cover ankommt - ist es ja eines der wichtigsten Außenwerbungsmerkmale eines Buches. Im Grunde habe ich mich daran gewöhnt. Anfangs war ich sehr skeptisch. Zumal das abgebildete Frauengesicht für mich einfach nicht Jess ist. Aber, eines muss man lassen, alle 3 Bücher so im Regal sehen schon toll aus! Das Perlmuttpapier des Schutzumschlages wirkt wertvoll und besonders. Die Cover der Trilogie sind auf jeden Fall ein besonderer Eyecatcher in den Buchhandlungen!

    Handlung

    Caydens sehnlichster Wunsch ist in Erfüllung gegangen, er ist endlich sterblich geworden. Doch Jess' Herz ist mal wieder gebrochen, und Cayden hat ihr Vertrauen endgültig verspielt. Aber dem nicht genug, lassen die Götter Jess nicht in Ruhe. Agrios fehlt nur noch der Ehrenstab, um die Macht im Olymp übernehmen zu können. Nur Jess ist es durch ihre Diafani-Fähigkeit möglich noch zwischen Mytikas und der menschlichen Welt zu wechseln. Aber sie kann keinem mehr trauen, es hat sich ein Verräter in Zeus engsten Kreis gemischt und plötzlich sind alle verdächtig.

    Buchlayout / Haptik

    Auch dieses Buch ist genauso reichlich ausgeschmückt wie seine beiden Vorgänger. Neben dem edlen Perlmuttpapier des Schutzumschlages ist auch hier in den Innenklappen ein Lageplan aufgezeichnet, diesmal von Mytikas. Jedes Kapitel ist mit einer hübschen Ranke verziert. Im Anschluss gibt es wieder ein ausführliches Glossar über die Götter und ein Stammbaum. Und natürlich nicht zu vergessen das Backrezept Heras Zitronenkuchen!

    Idee / Plot

    So hat sich Prometheus wohl die Erfüllung seines Wunsches nicht vorgestellt. Zum Einen wurde er aus dem Kreis der Götter verbannt da er nun ein Mensch ist - das war Bedingung des Wettstreits. Und zum Anderen wendet sich Jess mit gebrochenen Herzen von ihm ab, aus Angst noch einmal verletzt und enttäuscht zu werden, so wie ihre Mutter.

    Zeus, der mächtigste Gott aller olympischen Götter, entmachtet und geflüchtet in eine amerikanische Kleinstadt. Haleluja, wer hätte das geglaubt? Kein Wunder, dass Zeus schlecht drauf ist und so schnell wie möglich seine Macht wieder erlangen möchte. Denn Gaia und Agrios möchten natürlich die Chance auf die Machtergreifung nicht verpassen. Und plötzlich tummeln sich im verschlafenen Monterey lauter göttliche Gestalten, die für die Einwohner nicht eigentümlicher sein könnten. Jess will eigentlich nichts mehr mit den Göttern zu tun haben, aber sie lassen Sie nicht in Ruhe.

    Besonders spannend wird der Plot auch dadurch, dass es einen Verräter gibt, und man als Leser sich in Spekulationen ergeht, die einem bis zum Schluß den Verstand rauben. Den Verstand raubt einem auch der emotionale Eiertanz zwischen Cayden und Jess. Der am Ende noch mal durch eine harte Prüfung durchgehen muss.

    Emotionen / Protagonisten

    Oh Gott, wie habe ich mit Jess mitgelitten! Ich finde sie so stark, so tough und so emotional! Es kostet sie enorm viel Energie sich von Cayden fern zu halten, aber der Wunsch nach Geborgenheit und sich endlich fallen lassen zu können ist so präsent! Caydens Verrat lastet schwer auf ihr und sie tut sich schwer damit, Vertrauen zu ihm aufzubauen. Doch im Grunde ihres Herzens weiß sie genau, dass sie ihn liebt. Ich finde sie einen unheimlich tollen Charakter! Aber manchmal möchte ich sie schon gerne schütteln, damit sie endlich auf ihr Herz hört.

    Cayden tut mir wirklich leid. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Das menschliche Leben ist für ihn nichts wert, ohne Jess an seiner Seite. Und immer, wenn Jess etwas tut, was ihm nicht passt, ist er da. Er hat Angst um sie und er ist tierisch sauer auf sie und diejenigen, die sie in Gefahr gebracht haben. Er ist so toll und einfach nur zum dahinschmachten. Er liebt Jess, schafft es aber nicht diese "drei Worte" zu sagen und würde alles tun, nur damit sie glücklich ist. Und wenn das bedeuten würde, dass er sie mit einem anderen gehen lassen müsste. Und er bemüht sich so wahnsinnig liebevoll bemüht, wieder ihr Vertrauen zu gewinnen.

    "»Du hast was?« Langsam drehte er sich zu mir um. Seine Augen konnten immer noch Funken sprühen.
    Ich wackelte mit den Händen. »Alles noch dran«, erklärte ich. »Dieser Hund war wirklich kein erst zu nehmender Gegner.«
    Für ungefähr eine Sekunde dachte ich, er würde sich beruhigen, dann fiel sein Blick auf meine blutgetränkte Hose. Wenigstens wurde der Fleck nicht mehr größer. Leise fluchend drehte er sich zu Herakles um und rammte ihn ohne Vorwarnung die Faust direkt ins Gesicht.“

    Marah Woolf, „Götterfunke.Verlasse mich nicht“, S. 211 (Gebundene Ausgabe © 2018 Dressler Verlag GmbH)

    Auf die anderen Charktere kann ich hier an dieser Stelle nicht eingehen, das würde einfach den Rahmen dieser Rezension sprengen. Nur eines ist anzumerken, Marah hat es geschafft so viele tolle neue Personen auf der Bühne erscheinen zu lassen, und jeder hat seinen eigenen Charakter! Ich sage nur Hades, Äneas, Aphrodite,… aber lasst Euch selber überraschen!

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen

    Es ist ein Auf und Ab der Gefühle und der Spannung. Gleich zu Beginn bekommt man eine so heftige Gefühlsdusche, dass es einem den Boden wegzieht. nach langsamen aufrappeln baut sich die Spannung aber immer wieder auf. Die Gefühlsachterbahn geht auf und ab, man möchte Jess schütteln, Cayden ohrfeigen, Apoll anschmachten, und endlich wissen, wer der Verräter ist. Die Frage danach und die geschickt eingeflochtenen Überlegungen und Anmerkungen dazu, treibt Marah bis zum Schluß an, und man kann das Buch nicht aus der Hand legen. Jeder aus Zeus engen Götterkreis ist bei mir schon in Verdacht gezogen worden.

    Und dann natürlich das Hin und Her zwischen Jess und Cayden. Wer das schon in den ersten Bänden nicht so gut fand, wird hier auch nicht glücklich. Ich bin auf meine vollen Kosten gekommen. Zumal Marah dann auch noch einige Wendungen und Entscheidungen eingebaut hat, die dem ganzen noch mal eine enorme Würze verliehen haben. Ja, kurz hatte ich auch das Gefühl, dass dieser Eiertanz auch ein Tick zu viel war.

    Emotional hat mich dieses Band enorm berührt. Vor allem das Ende hat es noch mal ganz schön in sich. Aber mehr kann ich hier nicht verraten. Ich habe nur noch Rotz und Wasser geheult.

    Szenerie / Setting

    Besonders gelungen finde ich die Verflechtung der menschlichen Umgebung und die griechische Mythologie. Mytikas wird von Marah so ausreichend genug beschrieben, dass man dennoch seiner eigenen Phantasie freien Lauf geben kann. Auch finde ich es toll, wie Marah die Geschichten und Sagen der einzelnen Götter geschickt einbaut, so dass man schon ein bisschen was von den Zusammenhängen versteht, das Buch aber nicht überladen wird. So bekommt man richtig Lust, sich mehr mit der griechische Mythologie zu befassen.

    Auch diese sozialkritischen Spitzen haben mir ehr gut gefallen. Gaias Hass den Menschen gegenüber, die ihre Erde zerstören kann man sogar richtig nachvollziehen. Oder, dass die Menschen und Götter sich ähnlicher sind, als man glauben möchte.

    „»Wir mussten in diese Büchse nicht hineintun«, erklärte Zeus weiter. »Missgunst, Hass, Neid, Eifersucht, Gier und Selbstsucht - all diese Laster gab es schon immer. Sie sind nicht nur den Menschen vorbehalten. Du findest sie ebenso unter den Titanen und Göttern. Diese Laster wird es so lange geben, bis jeder einzelne - Mensch oder Gott - bereit ist, sie in sich selbst zu bekämpfen. [..]«“

    Marah Woolf, „Götterfunke.Verlasse mich nicht“, S. 217 (Gebundene Ausgabe © 2018 Dressler Verlag GmbH)

    Sprache / Schreibstil

    Wer Marah kennt, weiß, dass sie einen rasanten Schreibstil hat mit viel Witz und Charme. Viele kleine Spitzen, jugendlich und frech. Das macht das ganze Buch in sich so flott. Sie hat aber auch kein Problem uns direkt in das emotionale Ping-Pong zu schleudern - und ZACK sitze ich da und flenne wie ein kleines Mädchen. Es ist einfach nur berauschend. Keine Längen und keine ausgedehnten Erklärungen und genug Platz für die eigene Phantasie. Ich will kein Buch mehr von Marah missen.

    "Warum sollte ich mich nicht bewegen? Ich fühlte mich so wohl wie seit Langem nicht mehr. Ganz im Gegenteil und gar ausgeschlafen und entspannt. Noch einmal rekelte ich mich genüsslich.
    »Ich habe gesagt, nicht bewegen.« er klang nicht im Mindesten entspannt. »Ich bin auch nur ein Mensch.«“

    Marah Woolf, „Götterfunke.Verlasse mich nicht“, S. 296 (Gebundene Ausgabe © 2018 Dressler Verlag GmbH)

    FAZIT

    Ein unglaublich fulminantes Finale, sehr emotional und sehr nervenaufreibend. Der Abschied von Cayden und Jess fällt mir schwer. Aber es ist ein würdiger Abschluss und der Epilog hat mich glücklich zurück gelassen. Auf jeden Fall (und vor allem für Marah Fans) eine absolute Leseempfehlung. Mein Highlight 2018.
    Gembri, K: Wenn du dich traust Gembri, K: Wenn du dich traust (Buch)
    28.01.2018

    Sprachgewaltig und humorvoll mit sympathischen Charakteren, aber auch sehr berührend

    Als ich neulich mit meiner Tochter im Hugendubel war, fiel mir dieses Taschenbuch in die Hände. Ich kenne Kira Gembri schon von ihren selbstpublizierten Werken und bin von ihrem Stil und ihren Geschichten sehr begeistert. Deswegen war das für mich die Gelegenheit, auch mal ein Verlagsbuch von ihr zu lesen. Also habe ich es kurzerhand eingepackt.

    Coverbild

    Alle Cover der Verlagstitel von Kira Gembri sind in der gleichen Machart. Auf einem farbigen Hintergrund sieht man die Scherenschnitte von Personen, ein Mädchen auf einer Schaukel und ein Mann vor der Silhouette einer Großstadt. Um sie herum fliegen Herbstblätter herum. Der Buchtitel ist in einer farbigen Schreibschrift quer über das Bild gelegt. Für das Cover zeichnet sich Johannes Wiebel von punchdesign aus München verantwortlich von dem ich bewusst noch keine Arbeiten kenne. Ich mag aber diese Art der Cover, sie sind schlicht, leicht und doch zeigen sie ein bisschen von dem, was uns erwartet.

    Handlung

    Jay und Lea lernen sich in der Psychiatrie kennen. Jay muss dort Sozialstunden ableisten, Lea hat sich als Patientin dort einliefern lassen. Sie leidet unter Zwangsneurosen und hätte beinahe das Leben ihres kleinen Bruders aufs Spiel gesetzt. Ihr Zählritual erschwert ihr das Leben und sie leidet unter großen Ängsten. Als Jay wegen Geldnöten dem Chefarzt ein paar Scheine vom Tisch klauen will, wird er von Lea erwischt. Auch wenn Lea freiwillig in die Klinik gegangen ist, nutzt sie die Chance und geht mit Jay einen Deal ein. Sie zieht in die Männer-WG von Jay und seinen Freunden ein. Was natürlich unter den Kumpels nicht besonders auf Begeisterung stößt, zumal sie die Bude ganz schön mit ihren Eigenheiten auf den Kopf stellt und Jay immer wieder in die Quere kommt. Jays Freunde wollen das komische Mädchen los werden.

    Buchlayout / Haptik

    Die insgesamt 336 werden in mal größere und mal kleinere Abschnitte eingeteilt. Bei jedem Kapitel wechselt die Perspektive zwischen Jay und Lea.

    Idee / Plot

    Die Handlungsidee ist schon typisch für ein Jugendbuch. Ein Mädchen mit gewissen Problemen trifft auf einen Jungen, der sie zunächst abweist und so ganz anders ist. Zunächst wirkt er auch abgebrüht und ist ein typischer bad-boy. Doch im Laufe des Buches wird klar, dass auch er eine Vergangenheit hat und selber vieles aufarbeiten müsste. Was ich aber hier hervorheben muss ist, dass Kira Gembri das Thema von Toleranz und Akzeptanz angeht. Menschen mit Zwangsneurosen haben ein psychisches Defizit, sind aber nicht geistig behindert. In vielen direkten und indirekten Momenten kommt das sehr deutlich raus. Nur weil jemand in der Psychiatrie ist, heißt das nicht, dass er geistig oder körperlich beeinträchtigt wäre. Ihre Zwangsneurosen sind eine enorme Einschränkung für Lea, und sie leidet wohl am meisten unter den Auswirkungen in ihrem Leben. Ich finde, dass die Autorin dies unheimlich gekonnt in die Geschichte eingeflochten und trotz Lovestory ist dies der druchgehende Grundtenor. Besonders interessant finde ich, dass es eigentlich nicht um Lea geht. Für mich ist Jay die eigentliche Hauptperson. Denn nicht nur Lea hat Probleme und ihm wird durch ihre Anwesenheit einiges klar. Wer therapiert hier wen?

    Emotionen / Protagonisten

    Lea beginnt tatsächlich durch das Leben in der WG über ihren Schatten zu springen obwohl sie immer wieder von ihren Zwängen heimgesucht wird. Sie erleidet zwischendurch auch immer wieder einige und teilweise auch heftige Rückfälle. Leas Gedankengänge während eines Anfalls wirken oft abstrus und verstörend, aber auch sehr beklemmend. Denn sie ist ja nicht geistig gestört, sie bekommt ja alles mit und weiß aber auch, dass sie es einfach nicht abschalten kann. Sie ist aber trotzdem ein toughes Mädchen und wirkt für mich absolut authentisch. Manchmal ist sie aber auch ein ganz schöner Sturkopf, die aber trotz Psychosen ihren Humor und Sarkasmus nicht verloren hat.

    Jay ist frech, nach außen hin ein ganz schöner Macho und Frauenheld. Doch mit der Zeit blickt man hinter seine coole Fassade und merkt, dass auch er von seiner Vergangenheit gebeutelt wurde - auch wenn sich bei ihm daraus keine Psychose entwickelt hat. Nur dumm, dass er sich auf kriminelle Machenschaffen eingelassen hat, die ihn nur weiter in den Schlamassel ziehen. Und im Grunde ist er ein liebevoller Junge, dem sehr viel Leid zugefügt wurde und der gemerkt hat, dass Emotionen ihn nicht weiterbringen.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen

    Die Handlung an sich und das Ende sind tatsächlich ein wenig vorhersehbar. Die beiden kommen irgendwie zusammen und machen eine Wandlung durch. Bis es aber dahin kommt, müssen beide einige Stolpersteine meistern. Aber es ging auch der Autorin nicht darum, aus diesen Handlungsstrang ein Geheimnis zu machen. Es geht vielmehr um die vielen kleinen Andeutungen, um die innere Erkenntnis, die beide Protagonisten durchmachen müssen. Der Ursprung von Leas und Jays Problemen wird erst mit der Zeit stückchenweise über das Buch hinweg erklärt. Und diese Vergangenheit erschwert zunehmends die Entwicklung der Liebesbeziehung. Das zieht die Spannung natürlich stetig an. Jay merkt erst spät, wie sehr er Lea braucht weil sie ihm wie ein Spiegel seiner eigenen Vergangenheit ist.

    „Und dann, als sie mich endlich bemerkt und den Kopf hebt, brechen die letzen Jahre einfach so von mir weg. Plötzlich bin ich wieder zehn Jahre alt, nichts als Knochen und blau verfärbte Haut, und lasse meinen Vater auf mich einprügeln. Ich habe mich so lange gegen dieses Gefühl abgeschottet, dass ich erst nach einer Weile kapiere, was es ist - Hilflosigkeit.“

    Kira Gembri „Wenn du dich traust“ Seite 156 (Taschenbuch © 2017 Arena Verlag GmbH, Würzbug)

    Szenerie / Setting

    Jay und Lea leben in in der wunderschönen österreichischen Hauptstadt Wien. Da ich Wien kenne, kann ich mir die beiden da sehr gut vorstellen. Kira Gembri hat die Umgebung authentisch wiedergegeben und konnte mir alles bildhaft darstellen. Die typische Männer-WG ist mir absolut präsent und nichts wirkt überzogen. Die starken Panikattaken und zwangsneuralen Anfälle von Lea kommen unglaublich gut rüber und ich kann mir das sehr gut vorstellen und nachempfinden.


    Sprache / Schreibstil

    Absolut begeistert hat mich, wie bereits bei jedem Titel von Kira Gembri, der außerordentliche flotte, spritzige und flüssige Sprachstil. Den Perspektivenwechsel zwischen Jay und Lea aus der Ich-Perspektive im Präsens finde ich super gelungen. So bekommt man Einblick in beide Protagonisten und die unterschiedlichen Erlebnissen der Szenen. Der Leser ist nicht auf eine Sichtweise fokussiert sondern kann sich in die Emotionen Beider einfühlen.


    FAZIT

    Handlung zwar vorhersehbar, dennoch spritzig und sprachgewaltige Geschichte mit sympathischen Charakteren. Humorvoll aber auch sehr berührend. Ich bin absolut begeistert.
    Another Day in Paradise Laura Newman
    Another Day in Paradise (Buch)
    07.01.2018

    Mitreißender Sprachstil in einer außerordentlich spannenden Geschichte

    Laura Newman habe ich in ihrem dystopischen Roman „This New World“ kennen und schätzen gelernt. Sprachlich hat sie mich total überzeugt. Deswegen stand die ADIP-Dilogie auch schon länger auf meinem SuB. Ich habe auch gleich beide Bücher hintereinander gelesen, da es so spannend war.

    Coverbild
    Alle Coverbilder werden von Laura Newman selber gestaltet. Dieses Cover zeigt die Silhouette einer Großstadt vor einer Wüstenlandschaft, in dem eine einzelne Person wankend steht. Der Buchtitel ist mit fetten Lettern quer über die Seite platziert, Blutspritzer in der rechten unteren Ecke zeigen schon die Richtung des Titels an. Mir gefällt das Cover ausgesprochen gut. Plakativ und aussagekräftig. Mehr braucht es nicht und trotzdem vermittelt das Bild das Genre und die Stimmung sehr eindrucksvoll.

    Handlung
    Der Bundesstaat Texas ist zusammengebrochen, die Menschen haben sich auf mysteriöse Weise zu einer Art Zombies verwandelt und meucheln alles, was in sich ihnen in den Weg stellt. Naya und ihre Freunde Sam, Gadget und Summer versuchen in diesem Chaos zu überleben und wollen sich gemeinsam zu einem Militärstützpunkt durchschlagen, von dem sie sich Rettung erhoffen. Auf ihrem Weg treffen Sie auf drei weitere Überlebende: Jaze, Amelia und dem kleinen Billy. Trotz anfänglichem Misstrauen bleiben sie beisammen und bringen auch noch die Gefühlswelt von Naya und Summer gewaltig durcheinander.

    Buchlayout / Haptik
    Die über 400 Seiten werden in 45 recht kleine Kapitel eingeteilt, was mich anfangs etwas störte, ich aber zum Schluß hin nicht mehr bemerkt habe. Jedes Kapitel wird mit einer kräftigen Grafik aus Versalienlettern und Blutspritzern eingeleitet.

    Idee / Plot
    Bei Dystopien sind sich die Ideen oft ziemlich ähnlich. Vor allem, wenn es sich auch noch um „Zombie-Dystopien“ handelt. Irgendwelche mutierten Zombies setzen einer Minderheit an überlebenden Menschen nach und wollen diese ausrotten. So ähnlich ist es auch in diesem Buch. Dennoch ist es ein interessanter Plot, da die Seuche, die die Menschen befallen hat, einen bestimmten Ursprung und einen bestimmten Grund hat. Die verseuchten Menschen verwandeln sich auch in Wesen, die keine Gnade mehr kennen, sind aber immer noch Menschen und keine wirklich Untoten. Das gibt dem Ganzen noch einen bitteren Beigeschmack, denn die Überlebenden müssen sich mit allen Mitteln gegen die aggressiven Deadheads wehren. Nur, was macht man, wenn sich lieb gewonnene Menschen plötzlich verwandeln? Hier wird ein sehr interessantes Thema aufgegriffen: wann ist es ein bewusstes Töten eines Menschen und wann nur das Retten des eigenen Lebens vor einer wild gewordenen Bestie? Wo liegt die moralische Grenze? Abgesehen von der Motivation überhaupt diese Seuche in Umlauf zu bringen, spielt sich hier das Drama vor allem in der kleinen Gruppe der Überlebenden ab.

    Emotionen / Protagonisten
    Die kleine Gruppe um die 19 jährige Naya hat sich in dem apokalytpischen Chaos kennen zusammengetan und kämpft tagtäglich über ihr Überleben. Naya kommt bei mir sehr authentisch und sympatisch an. Sie ist tough, aber auch überlegt. Anfangs ist sie vom ruhigen, besonnen aber auch etwas grüblerischen Sam ziemlich angetan, kann die Gefühle aber auch nicht wirklich einordnen. Zumal in der dystopischen Situation Gefühle für sie fehl am Platz sind. Das ändert sich aber, als Jaze auf der Bildfläche erscheint. Der eingebrödlerische und manchmal auch aufreißerische Jaze schleicht sich langsam in Nayas Herz, wird aber zu einem harten Konkurrenten für Sam.

    Die Beziehungsgeflechte kommen sehr gut raus und ich kann Nayas Gedanken und Handlungen sehr gut nachvollziehen. Auch wie sie lernt mit den Deadheads emotionslos umzugehen. Besonders berührt haben mich die sehr emotional tiefgreifenden Szenen, in denen Entscheidungen getroffen werden mussten die einen inneren Nachhall verursachen. Ich habe Nayas Trauer förmlich spüren können. Ebenso konnte sie mir auch die Empfindungen der Gefährten feinfühlig vermitteln.

    "Und jetzt, wo die grässliche Klinge fort ist und ich das Gefühl habe, wieder mit Jaze und nicht mit einem gefährlichen Tier zu reden, bemerke ich erst, dass ihm ein paar Tränen über die Wangen kullern. Das verunsichert mich beinahe noch mehr als seine unberechenbare Art.“

    Laura Newman „Another Day in Paradies“, Pos. 1262 (ebook kindle Edition © 2015 Laura Newman)

    Sam entwickelt sich mehr zum großen Bruder, der zwar für Naya sehr tiefe Gefühle hegt, aber diese nicht über das Wohl der Gemeinschaft stellt. Das macht ihn mir sehr sympathisch. Jaze ist mehr der Draufgänger und Hitzkopf, dem auch mal seine Gefühle durch gehen. Das macht ihn aber um so authentischer und präsenter. Mir gefällt die Entwicklung zwischen Naya und Jaze. Einige sehr emotionale Momente haben tief in sein Herz blicken lassen und mir Jaze sehr nahe gebracht.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen
    Obwohl man gleich direkt in die Apokalypse hineingeworfen wird, kommt man schnell in das Buch hinein. Laura Newman hat auch gekonnt die Handlung aufgebaut und über den Plot hinweg immer wieder geschickt Rückblenden und Erklärungen eingebaut, so dass sich dem Leser die Spannung erhalten bleibt und häppchenweise tiefer in die Geschichte hineingezogen wird und sich die Zusammenhänge peu à peu erschließt. In der Mitte gibt eine unerwartete Wendung dem Ganzen noch mal eine enorme Würze und treibt die Spannung enorm voran.

    Szenerie / Setting
    Klar, dass so eine Seuche in Amerika stattfinden muss, aber ich finde das passt ganz gut und ich kann mir das gut vorstellen. Die Autorin beschreibt die Umgebung sehr bildhaft, die Handlung und die Protagonisten wirken hier auch authentisch. Auch die texanische Wüste passt gut zur apokalyptischen Situation. Ja, es gibt viel spritzendes Blut und eine gewisse Abgebrühtheit im Töten der Deadheads, aber Laura Newman schafft hier eine moralische Trennung zwischen dem Abschlachten von Monstern und dem Verlust von lieb gewonnenen Gefährten.

    Sprache / Schreibstil
    Besonders hervorheben muss ich hier der extrem spritzige, flüssige und sarkastisch pointierte Sprachstil von Laura Newman. Die Geschichte wird ausschließlich aus Nayas Perspektive als Ich-Erzähler im Präsens dargestellt, was die oft krassen Kampfszenen aber auch sehr emotionalen Situationen sehr gut unterstreicht und einen direkt vermittelt.

    FAZIT
    Absolut spannende Geschichte mit mitreißenden Sprachstil machen dieses Buch zu einem Pageturner. Es hat mich total überzeugt, auch wenn Zombie-Dystopien mit viel Splatter nicht unbedingt mein absolut bevorzugtes Genre ist. Die Story um Naya und Jaze hat mich ziemlich gepackt.
    Regnier, S: Pan-Trilogie: Die magische Pforte der Anderwelt Regnier, S: Pan-Trilogie: Die magische Pforte der Anderwelt (Buch)
    01.11.2017

    Vielversprechender Einstieg in die fantastische Elfenwelt

    Natürlich ist dieses Buch für mich, die die Pan-Trilogie über alles liebt und meine Einstiegsdroge in das Genre „Romantasy“ war, eine Pflichtlektüre. Ein Spin-off der wunderbaren und fantasievollen Welt von Leander, Cieran und Felicity, das durfte ich mir nicht entgehen lassen.
    Meine Empfehlung ist, die Pan-Trilogie zuerst zu lesen. Auch meine Rezension ist leider so geschrieben, dass ich voraussetze, dass die Pan-Bücher vorher gelesen wurden. Wer dies nicht gemacht hat, sollte hier aufhören, um sich selber für die Pan-Trilogie nicht zu spoilern.

    Coverbild
    Ein absolut gelungenes Cover. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Es passt sehr harmonisch zu den Covern der Pan-Trilogie. Im Hintergrund erkennt man ein schottisches Castle, darüber eine Drachenzeichnung, deren Flügel plastisch hervorgehoben sind.

    Handlung
    Vor nichts hat Allison Murray mehr Angst, als vor dunklen Kellern und Gängen. Aber ausgerechnet bei einen Besuch im Mary King’s Close geht etwas schief. Plötzlich taucht ein unheimlich attraktiver aber sehr bockiger junger Typ auf und zerrt Allison zurück in die geheimen Gänge. Er behauptet, sie hätte eine magische Pforte geöffnet in eine andere Welt. In dem Gang ist etwas passiert, doch können sich Finn und Allison nicht mehr daran erinnern. Finn möchte es aufklären und ist dabei auf Allisons Hilfe angewiesen.

    Buchlayout (eBook)
    Das eBook ist schlicht gesetzt. Mit seinen knappen 330 Seiten ist das eBook nicht sehr groß. Was mich gestört hat, ist, dass ich mich bei 87% so sehr darauf gefreut, noch knappe 10% lesen zu können, dann war aber bei 88% schon leider Schluß. Sowas nervt mich leider ziemlich. Das Buch ist in 2 Teile unterteilt und die einzelnen Kapitel sind in einer angenehmen Länge, die mit einem Blattsymbol und dem Titel eingeleitet werden. Die kleinen Kapitel von Finn werden in kursivem Schriftschnitt dargestellt.

    Idee / Plot
    Die Welt aus Elfen und Drachen, die Sandra Regnier mit ihrer Pan-Trilogie geschaffen hat, hatte mich sehr begeistert. In dieser Welt taucht nun 6 Jahre später ein neues Problem auf und Allsion scheint nun der Schlüssel dazu zu sein. Denn es wurde eine magische Pforte geöffnet, die Angst und Tod in die menschliche und auch in die Elfenwelt bringt. Mir gefällt vor allem sehr gut, dass man nach langer Zeit auf bekannte Figuren und Ereignisse trifft. So wie zum Beispiel, dass Elfen eine niedrigere Körpertemperatur haben, oder durch Blickkontakt Gedanken lesen können. So trifft man auf Eamon, der doch ziemlich arrogant als Oberon geworden ist. Natürlich auch auf Lee und Fay, Fynn, Liam und auch Ruby wurde kurz erwähnt. Und auch bei Finn und Allison gibt es seltsame Stromschläge, wenn sie sich berühren.

    Emotionen / Protagonisten
    Auch hier ist die Protagonistin Allison kein hübsches und beliebtes Mädchen, sondern eher untersetzt, durchschnittlich, nicht perfekt und auch tollpatschig. Aber sie ist doch recht schlagfertig und nicht auf den Mund gefallen. Sie lebt in einem Mädcheninternat als eines der wenigen Schülerinnen, die auch am Wochenende und in der Ferien dort wohnen, da ihre Eltern nur unterwegs sind. Als Leidensgenossen hat sie sich mit dem 4 Jahre jüngeren George aus dem Jungeninternat nebenan angefreundet. Sie tut mir schon leid, sie hatte als Kind einen bösen Unfall und hat seit dem Angst vor Dunkelheit. Ich finde sie ein toughes Mädchen, das sich mit ihrem Schicksal abfindet und das Beste daraus macht. Etwas zu wenig hinterfragen tut sie mir Finn am Anfang, als sie schon recht bald herausfindet, dass er ein Elf ist. Das nimmt sie mir etwas zu leichtgläubig hin.

    Finn ist ein typisch arroganter und bockiger Elf. Eigentlich so ganz das Gegenteil von Lee. Er hat wohl was ausgefressen und muss nun deswegen den Wachdienst an der Pforte schieben. Das macht ihn schon sehr geheimnisvoll und auch interessant. Aber an Arroganz steht er Eamon in nichts nach und rüttelt gewaltig an Cassians (aus Marah Woolfs FederLeicht Saga) Ruf als bockigsten Elfen in der Romantasy-Szene. Ich mag Finn trotzdem sehr, da er sich nicht nur um die Elfen- und Menschenwelt, sondern doch auch um Allison sorgt, was immer wieder in feinen Momenten durchblitzt.

    Die Freundinnen Emma und Camilla sind mir nicht so ganz zugänglich, sie scheinen mir eher etwas blass. Aber sie sind für die Handlung auch nicht so wichtig.

    Besonders gefreut hat mich, dass wir auch Lee und Fay begegnen, so wie auch Fynn, Liam und Eamon. Sie tauchten zwar nur kurz auf, aber auf das Treffen hatte ich mich schon sehr gefreut. Die Frage ist, wie oft sie noch in den Folgebänden auftauchen werden und welche Rolle sie spielen. Cieran tauchte leider nicht auf, obwohl meine Hoffnung noch groß ist, dass er den Kampf vielleicht doch überlebt hat?

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen
    Mit der Handlung fällt die Autorin gleich ins Haus, anders als beim ersten Band der Pan-Trilogie. Die Spannung wird dabei aber nur allmählich aufgebaut und gegen Ende immer höher, bis sie in einen sehr fiesen Cliffhanger mündet. Die über das Buch aufgetauchten Fragen werden nur spärlich beantwortet, vieles ist noch offen und wird erst wohl in den nächsten Bänden geklärt. Trotzdem hat mich das Buch schon von Anfang an mitgenommen.

    Es gibt jedoch so ein oder zwei kleinere Stellen, die mich etwas stutzig gemacht haben. Zum Beispiel war ich zeitlich im Herbst und eigentlich ist es zu dieser Jahreszeit nicht üblich, dass Vögel noch brüten und Küken im Nest haben. Die ganze Szene mit George und dem Küken fand ich etwas merkwürdig und hat nicht so ganz gepasst.

    Szenerie / Setting
    Diesmal sind wir in Schottland, in Edinburg. Sandra Regnier hat es sehr gut geschafft mir die Mary King's Close bildhaft darzugestellen. Auch allgemein konnte ich mich in die Umgebung gut einfühlen und das Mystische an Schottland vorstellen.

    Sprache / Schreibstil
    Sprachlich ist es wie von Sandra Regnier gewohnt sehr flüssig, spritzig und frech. Sie geht straff durch die Geschichte, ohne abgehackt zu wirken. Trotzdem hätte ich mir hier etwas mehr Beschreibungen und Details gewünscht. Und was ich ganz ungewohnt fand, sind die vielen Vergleiche mit berühmten Persönlichkeiten, anstatt die Personen direkt zu beschreiben. Da ich bestimmt 80% der Leute nicht kenne, hat mich das doch dann allmählich gestört, da ich keine Lust hatte nach diesen Namen zu googlen. Aber es lässt sich dennoch schnell lesen und ich musste immer wieder schmunzeln.


    FAZIT
    Toller Einstieg in eine vielversprechende Trilogie im gewohnt frechen Stil, aber mit neuen Charakteren. Ich hätte mir etwas mehr Spannung und Tiefe gewünscht, aber ich freue mich schon sehr auf den nächsten Teil. Es ist am Schluss sehr spannend und ich will die vielen Fragen geklärt haben.
    Pfeffer, A: Flo oder der Tag, an dem die Maus verrutschte Pfeffer, A: Flo oder der Tag, an dem die Maus verrutschte (Buch)
    08.10.2017

    Eindrucksvolle und bewegende Geschichte über Mobbing und Freundschaften

    Dieses Büchlein habe ich noch auf der Leipziger Buchmesse erworben und meine Tochter hat es mit großer Begeisterung gelesen. Seit dem legt sie mir das immer aufs Nachtkästchen und nun endlich habe ich es gelesen. Da ich von Anna Pfeffer (alias Rose Snow oder besser gesagt Ulli und Carmen) ja schon einige Bücher kenne war ich sehr neugierig auf diesen Titel.

    Coverbild
    Natürlich geht es nicht um eine echte Maus, die verrutscht. Aber das kleine putzige Tierchen auf dem Cover weckt mein Tierliebe. Es erscheint nicht in dem für Anna Pfeffer typischen „überladenen“ Wimmelbild wie die anderen Werken. Es ist wesentlich schlichter, die Schrift über das gesamte Bild verteilt und schließt mit der Maus ab. Das Cover gefällt mir sehr gut.

    Handlung

    Die sehr unselbstsichere und schüchterne Flo leidet an der Flolitis. Immer wenn sie etwas vortragen muss, oder in Disputen schlagfertig sein sollte, läuft sie nur knallrot an und es verschlägt ihr die Sprache. Natürlich auch immer dann, wenn es um das Thema Jungs geht. Als sie mitbekommt, dass ihre beste Freundin Anouk anscheinend mit ihrem Schwarm Ben geknutscht haben soll, beginnt sich Flo mit Julia darüber ziemlich aufzuregen. Gemeinsam verfassen sie einen Kummerbrief, in dem sie sich mal richtig über Anouk auslassen. Es war gar nicht geplant, diese Mail abzuschicken, doch aus einem großen Missgeschick wird die Mail veröffentlicht, und plötzlich wenden sich alle ihre Klassenkameraden und Freund gegen Flo. Sie ist dem Haß und dem Spot der Schule ausgesetzt.

    Buchlayout / Haptik
    Das mit etwas über 250 Seiten kleinformatige Buch ist in angenehme Kapitellängen aufgeteilt. Jedes Kapitel ziert die gleiche Illustration und die Kapitelnummer. Insgesamt ist es ein einfaches Buch, das Papier aus groben Umweltpapier, ohne weiteren besonderen Merkmalen.

    Idee / Plot
    Wie schnell kann es gehen, dass sich Missverständnisse aufbauen, dass man in den Fokus der Mitmenschen gerät und man sich für seine Handlungen, egal ob gewollt oder ungewollt, verantwortlich zeigen muss. Wie schnell können Freundschaften zu Feindschaften werden und wie schnell mobbt man seine Mitmenschen oder wird man zum selber zum Mobbingopfer. Ganz anschaulich haben das Autorinnenduo dieses Thema in dieser Geschichte gepackt. Wann beginnt ein harmloses Lästern zu einem denunzierendem Cybermobbing zu werden? Auch bei uns gab es damals Mobbing, Keilereien, Freundschaften und Feindschaften. Wir kennen das alle, nur das heutige Ausmaß ist uns Eltern vielleicht nicht so bewußt, alleine durch die herabgesenkte Hemmschwelle durch den Filter Internet. Für mich ein ganz wichtiges Buch für die Jugendlichen, die gerade im Zeitalter der modernen Technik mit WhatsApp und Facebook ganz schnell die Grenzen überschreiten.

    Emotionen / Protagonisten
    Die Schülerin Flo ist sehr schüchtern, möchte aber zu gerne aus sich herausgehen. Aber das kann sie nicht. Sie himmelt den Schulschwarm Ben an, ist aber nicht fähig ihn anzusprechen. Flo ist etwas älter als meine Tochter, aber ich erinnere mich noch sehr gut an meine eigene Jugend. Und ich kann mich sehr gut in Flo hineinversetzen. Wir kennen das ja auch aus unserer eigenen Vergangenheit. Sie tut mir unheimlich leid, als sie in den Fokus gerät und wünschte, sie würde mehr aus sich heraus können. Sie stellt sich tapfer ihrem Schicksal, denn was anderes bleibt ihr nicht übrig.

    Anouk ist ebenfalls Opfer der Angriffe, und teilt deswegen auch wieder aus. Im Grunde kann man es irgendwie verstehen, obwohl man als vernünftiger Mensch natürlich weiß, dass das nicht in Ordnung ist. Aber als junger Mensch handelt man doch oft sehr impulsiv. Wohingegen ich Julia absolut nicht verstehen kann. Ihr Verhalten ist sehr grenzwertig, und ich weiß nicht, ob ich an Flos Stelle die Entschuldigung so angenommen hätte.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen
    Dieses Buch benötigt keinen überdimensionalen Spannungsbogen. Die Handlung baut sich immer mehr über die Verstrickungen auf. Nach dem Streit mit Anouk und dem Kummerbrief geht für Flo das Leben auf der Schule immer mehr bergab und wird zu einer emotionalen Talfahrt für sie. Trotzdem wird der Leser direkt in den Verlauf eingesogen und leidet auch mit Flo mit. Und wünscht sich, dass Flo aus der Mobbingopferrolle irgendwie hinauskommt. Doch die Schüler, und vor allem Jesse, sind gnadenlos. Doch am Ende klären sich Missverständnisse auf und die Freundinnen bekommen endlich ihre Chance sich auszusprechen. Eine ganz wichtige Message, die dieses Buch transportieren möchte: Redet miteinander!

    Szenerie / Setting
    Natürlich muss so eine Geschichte in der Schule spielen da es sich hier um 14, 15 jährige Teenager handelt. Mobbing findet nur im sozialen Umfeld statt, deswegen ist das Setting der Schule exakt der richtige Ort. Die Autorinnen schaffen es aber, uns keinen langweiligen Schulalltag zu präsentieren sondern können uns die Umgebung bildhaft näher bringen.

    Sprache / Schreibstil
    Wie von den Autorinnen gewohnt ist der Sprachstil knackig und dem Alter angemessen. Was ich leider nicht ganz nachvollziehen kann sind die wahnsinnig vielen Klammersätze. Meiner Meinung hätten die nicht sein müssen. Ich habe auch meine Tochter gefragt, und ihr ist es ebenfalls aufgefallen.

    FAZIT
    Ein sehr interessantes und wichtiges Thema für Teenager in einer eindrücklichen Geschichte dargestellt. Dieses Buch sollte man tatsächlich im Unterricht lesen!
    New York zu verschenken New York zu verschenken (Buch)
    08.10.2017

    Spritzig freche Dialoge aber mit sanfter Handlung und sympathischen Protas

    Erstmal ein großes Dankeschön an das Autorinnenduo Ulli und Carmendafür, dass ich dieses Buch als Rezensionsexemplar geschenkt bekommen habe! Da mir „Für dich soll's tausend Tode regnen“ schon wahnsinnig gut gefallen hat, habe ich mich auf diesen Chatroman schon sehr gefreut. Zumal ich kurz vorher auch Kira Gembris „Nur einen Klick entfernt“ - ebenfalls ein Chatroman - gelesen hatte und sehr begeistert von den hervorragenden Dialogen war, und ich mir einen Chatroman im Stile von Anna Pfeffers pfeffrigen Sprachstil schon sehr gut vorstellen konnte.

    Coverbild
    Ganz im Stile von „Für dich soll’s tausend Tode regnen“ gleicht das Cover einem Wimmelbild auf pinken Hintergrund. Da tummeln sich lauter für New York typische Dinge, die die Freiheitsstatue und den Titel umrahmen. Leider wurde hier kein Blindprägedruck verwendet, aber es gefällt mir trotzdem sehr gut.

    Handlung
    Antons Freundin hat mit ihm Schluß gemacht. Nur blöd, dass er gerade 2 Flugtickets nach New York gekauft hat. Auf seinen Aufruf über Instagram, in dem er nach einer Olivia Lindemann sucht, die das übrige Ticket übernehmen soll, meldet sich nun tatsächlich eine Liv. Aber der WhatsApp Chat entwickelt sich ganz anders, als Anton wohl erwartet hätte.

    Buchlayout / Haptik
    Irgendwie habe ich eine Einteilung in Kapitel vermisst, so hatte ich keine Punkte, an denen ich immer anhalten konnte. Ich lese gerne von Kapitel zu Kapitel. Was mich aber mehr gestört hat, waren die unübersichtlichen Zeitangaben. Manchmal wurde der Tag und die Uhrzeit genannt, manchmal aber nur eine Zeitspanne. So musste ich ziemlich oft immer wieder zurückblättern, und nachsehen, an welchem Tag wir gerade sind. Das hat mich mehrfach aus meinen Fluss gebracht.

    Idee / Plot
    Schon seit Kira Gembris Chatroman bin ich begeistert von diesen Chatdialogen. Wie kann man eine Geschichte aufbauen, die nur über Dialoge erzählt wird? Wie kann man den Protagonisten Leben einhauchen, ohne eine wirkliche Handlung spielen zu lassen?

    Es gar nicht um die Reise nach New York, sondern darum, jemanden kennen zu lernen ohne ihn persönlich zu treffen. Das geschriebene Wort birgt die Gefahr den anderen misszuverstehen, denn ohne Mimik und Intonation ist es sehr schwer die Gefühle und echte Meinung hinter den Sätzen zu verstehen. Für diesen Zweck werden allzu gerne die Emoji-Smileys eingesetzt. Aber können diese auch wirklich die eigentliche Bedeutung widerspiegeln? Wie leicht fällt es doch durch den Filter des Chattes den unbekannten Gegenüber in eine Schublade zu packen und zu analysieren. Vor allem, weil man die Reaktionen seines Gegenüber ebenfalls gefiltert durch den Whatsapp-Chat erhält und man sich die Zeit nehmen kann sich die Worte zurecht zu legen.

    Emotionen / Protagonisten
    Anton ist ein sehr von sich überzeugter und sehr selbstsicherer junger Mann, vom Beruf Sohn, hat also Geld wie Heu. Aber er genießt das Leben, das Geld schert ihn nicht und er lebt mehr oder weniger spontan in seinen Alltag hinein. Er kann ein ganz schöner Macho sein, aber trotzdem blitzen da immer wieder ganz feine Momente in ihm durch. Vor allem, wenn er sich wirklich Sorgen um Liv macht. Das gefällt mir. Er ist lustig - klopft zwar manchmal heftige Machosprüche - aber ich hatte immer das Gefühl, dass er das mit einem zwinkernden Auge geschrieben hat.

    Liv ist ganz anders als Anton. Man bekommt sehr schnell mit, dass sie zu Hause große Probleme hat. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und Liv musste sehr früh Verantwortung für sich und ihre kleine Schwester Jilly übernehmen. Das macht sie zu einem sehr liebenswerten Menschen. Sie schafft es auch, Anton nachdenklich zu machen und mehr aus ihm heraus zu holen. Sie weigert sich aber stur Anton noch vor der gemeinsamen Abreise persönlich kennenzulernen.

    Anna Pfeffer haben es für mich dennoch geschafft, die digitalen Personen Anton und Liv zum Leben zu erwecken und ihnen Persönlichkeit eingehaucht, die für mich wirklich authentisch rüberkommt. Ich kann Liv in ihrer Handlung sehr gut verstehen. Aber auch Antons Reaktion ist für mich absolut nachvollziehbar.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen
    Gar nicht so einfach, eine Handlung aufzubauen nur in Dialogen. Zumal sich die Protagonisten auch nicht begegnen. Die Handlung an sich ist deswegen auch eher sanft. Es gibt keine überdimensionalen Höhepunkte, aber die Spannung spielt sich vielmehr dezent ab. Da hätte ich mir vielleicht etwas mehr erwartet, trotzdem baut sich es über das Buch immer mehr auf. Und das Ende passt dafür perfekt. Es gibt einige Leser, die gerne ein-zwei Seiten mehr gehabt hätten, aber mich hat es am Ende noch mal richtig gepackt und tatsächlich auch ergriffen. Und es passte genauso, wie es ist. Mehr will und brauche ich nicht.

    Szenerie / Setting
    Die Szenerie zu beschreiben fällt etwas schwer, da wir uns im luftleeren Raum von Bits und Bites befinden. Dass sich die Protagonisten in Hamburg aufhalten ist schnell kein Geheimnis. Und trotzdem fühlt man sich in dem Setting gleich wohl, kennt man doch selber das Chatten und weiß, wie schnell Wörter geschrieben und abgeschickt sind. Ob man sie so nun meint oder nicht.

    Sprache / Schreibstil
    Sprachlich ist es mal wieder top. Die Autorinnen Ulli und Carmen haben es verstanden spritzige, freche und sarkastische Dialoge zu schreiben. Aber auch sehr intensive und tiefgründige Passagen geben einem immer wieder zum Nachdenken.

    FAZIT
    Meine Erwartungen an das Buch wurden zum großen Teil erfüllt. Trotzdem ein gelungener Chatroman mit sanfter Handlung und passendem Ende und sympathischen Protagonisten. Etwas mehr Spannung im Mittelteil hätte ich mir gewünscht und eine klarere Einteilung in Kapitel.
    GötterFunke 02 - Hasse mich nicht! Marah Woolf
    GötterFunke 02 - Hasse mich nicht! (Buch)
    26.09.2017

    Fulminante Fortsetzung mit Herzprickel- und Emotionspingpong-Garantie

    Hach, was soll ich sagen? Ich bin hin und weg und von dem Ende mal richtig geplättet. Dieses Buch durfte ich in einer ganz intensiven Vorab-Leserunde mit Marah Woolf und der besten Lesegruppe der Welt lesen. Es wird wahrscheinlich schwer, eine komplett unvoreingenommene Rezension zu erstellen. Aber dieses Buch war für mich ein unglaubliches Erlebnis. Man sollte allerdings unbedingt vorher das erste Band "GötterFunke. Liebe mich nicht" (nochmal) lesen. Denn schon beim Reread sind mir wieder viele Dinge aufgefallen, die mir beim 1. Lesen durchgerutscht sind. Ich möchte auch den Mädels aus der Lesegruppe danken für diesen grandiosen Austausch zwischen uns und auch mit Marah. Das war eine tolle Erfahrung und ich freue mich schon sehr auf die nächste Runde. Ich danke außerdem dem Dressler Verlag, dass er uns die Rezensionsexemplare schon vor dem Erscheinungstermin zukommen lassen hat.

    Coverbild
    Nein, auch dieses Cover gefällt mir nicht. Auch aus den gleichen Gesichtspunkten wie beim 1. Band. Die Schrift ist mir zu unruhig und großflächig über das gesamte Bild angeordnet. Das Mädchen ist mir zu alt und hier mit den geschlossenen Augen viel zu stark geschminkt. Ich kann sie einfach nicht mit Jess in Verbindung bringen. Dennoch ist es in der Buchhandlung bestimmt ein absoluter Hingucker. Ich denke, der Verlag hat alleine mit der kontroversen Diskussion über die Cover dieser Reihe einen klugen Marketing-Schachzug geführt!

    Handlung
    Jess kehrt aus dem Ferien-Camp wieder und ist nicht nur mit ihrer eigentlich besten Freundin Robyn zerstritten, sondern bleibt auch mit gebrochenen Herzen zurück. Um so schlimmer ist es, dass Cayden plötzlich in der Klasse sitzt und sie ihm ständig über den Weg läuft - obwohl sie ihn ja eigentlich vergessen will. Zu allem Unglück tauchen auch Zeus und die anderen Götter auf. Robyn macht ihr auf der Schule das Leben schwer, doch zumindest scheint es in Jess’ Familie wieder bergauf zu gehen. Doch es ist nicht einfach, wenn die Götter ständig um sie herum sind und sie immer wieder für ihre Belange benutzen wollen. Aber zum Glück hat Jess ihre guten Freunde Josh und Leah, und der neue Mitschüler Mateo scheint sehr nett zu sein und Jess von den Göttern abzulenken.

    Buchlayout / Haptik
    Besonders hervorheben muss ich hier auch, wie im ersten Band, die besondere Aufmachung des Buches. Auch hier besteht der Schutzumschlag aus dem haptisch edlen Perlmuttpapier. Die Schrift ist im Blindprägedruck hervorgehoben. In den Innenklappen befindet sich auch wieder ein Lageplan, diesmal von Monterey - Jess' Heimatstadt. Hinter der Leseprobe zum 3. Band wurde ein Stammbaum der Götter abgedruckt, in dem nun auch Agrios verzeichnet ist. Die Kapitel werden immer mit einer Illustration einer wunderschönen Blattranke eingeleitet und haben eine angenehme Länge. Vor jedem Kapitel darf Hermes wieder seine Aufzeichnungen wiedergeben. Alles in Allem ein Buch, dem man anmerkt, dass die Autorin und der Verlag viel Liebe ins Detail gesteckt haben.

    Idee / Plot
    Das 2. Band schließt direkt an das Erste an. Jess versucht die Götter und die Erlebnisse im Camp zu vergessen, doch sie hat kaum Zeit zu verschnaufen. Da im ersten Band der 1. Versuch für Prometheus gescheitert ist, möchte man natürlich wissen, wie es nun weitergeht. Dabei bangt man, welches Mädchen Athene nun wählen wird. Alleine diese Situation macht die ganze Idee sehr spannend. Zumal Agrios, Zeus’ Widersacher, immer noch die göttliche Macht an sich reißen möchte. Plötzlich geht es nicht mehr nur um die Wette, sondern für die Götter steht viel mehr auf dem Spiel. Dabei wird ganz deutlich, dass die Götter ziemlich egoistisch sind und für sie ein Menschenleben nicht so viel zählt. Jess wird unweigerlich als Diafani in diesen Komplott gegen ihren Willen eingespannt. Es gefällt mir extrem gut, dass Marah Woolf nicht nur einfach den 2. Versuch der Wette beschreibt, sondern die Geschichte viel weiter treibt und viele interessante Aspekte mit einbringt, die man zunächst nicht erwartet hat.

    Emotionen / Protagonisten
    Das schlimme ist ja, dass man als Leser weiß, was die Götter für ein Spiel mit Jess treiben (zumindest die Wette), und was Jess für Gefühle hat. Und es gibt einige Stellen, an denen ich Jess und Cayden mal wieder kräftig geschüttelt hätte.

    Zurück in ihre Familie mit der Alkoholikerin als Mutter und ihrer jüngeren Schwester Phoebe, muss Jess wieder die Verantwortung übernehmen. Ihr Herz hat sie an Cayden verloren, zwingt sich aber ihm nicht hinzugeben, da sie ihre Eltern als Vorbild hat: eine Mutter, die bei jeder Enttäuschung sofort wieder das Saufen anfängt. Ich finde sie oft sehr tough und berührend, wie sie mit sich und ihren Gefühlen zu ihrer Mutter, Cayden und all den anderen kämpft, und Angst davor hat, doch wieder nur enttäuscht zu werden.

    Cayden ist mir am Anfang zu „brav“. Kaum wollte ich meckern, dass mir da zu wenig Emotions-Ping-Pong bei ihm vorkommt - so wie ich ihn aus dem 1. Band kennengelernt habe - treibt Marah Cayden wieder stark an. Und plötzlich beginnt der extreme Zwiespalt zwischen seiner Wette, seinem Gelöbnis Zeus gegenüber und seinen Gefühlen zu Jess. Und wieder beginnt das Auf und Ab zwischen Cayden und Jess, ... oh meine Güte, prickelnder und emotionaler, dass es einem unter die Haut geht! Aaaaarrgghhhhh!!!

    Der neue Schüler Mateo scheint ein netter und normaler Typ zu sein und er bemüht sich um Jess und gibt ihr sowas wie ein bisschen Normalität in ihr Leben. Ich finde ihn gut dargestellt und er gibt Cayden gegenüber noch mal einen starken Kontrast.

    Zu erwähnen sind natürlich auch Athene, Apoll, Leah und Josh. Leider kommt mir Apoll zu wenig vor. Die Gott-Geschwister tauchen mehr in Hermes Aufzeichnungen auf und treten allgemein mehr in den Hintergrund. Die Schlange Robyn hätte ich mehrfach ungespitzt in den Boden rammen können. Leah finde ich großartig, und freue mich auch, dass sie immer noch für Jess als Freundin da sein kann. Hach und Kalchas ist auch wieder mit von der Partie, darüber habe ich mich sehr gefreut.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen
    Eine Geschichte voller spannender Momente und Wendungen. Marah Woolf fällt gleich mit der Tür ins Haus und schon im 1. Kapitel geht es weiter mit den Göttern und der Wette. Die Handlung wird sofort vorangetrieben und die Spannung baut sich immer weiter auf. Es gibt sehr bewegende Momente, die mich stark berührt haben. Bis die Geschichte in einem so fulminanten Showdown mündet, in dem alles geballt passiert, so dass man mit dem Lesen gar nicht mehr hinterherkommt! Das Buch klebt an den Händen und man möchte das letzte Kapitel immer nur noch mal und noch mal lesen. Mein Herz ist stehen geblieben!

    Szenerie / Setting
    Die kleine Stadt an der Küste kann ich mir wunderbar vorstellen. Marah beschreibt die Umgebung mit dem Nötigsten, holt aber nicht zu weit aus. Trotzdem ist mir alles präsent und gut vorstellbar. Und auch wenn es das typische Highschool-Setting ist - welches wir in diesem Genre nur allzuoft begegnen - finde ich, dass Marah Woolf hier eine sehr gute ausgewogene Geschichte erzählt und uns dabei mit langatmigen Schulalltag verschont hat.

    Sprache / Schreibstil
    Marah wie man sie kennt und liebt. Kurz, knackig, ohne große Kapriolen, sondern oft direkt auf den Punkt. Jugendlich frisch, mit einigen flotten Sprüchen und sehr netten Dialogen. Manchmal wirken mir die Sätze doch etwas zu kurz, aber das tut der Geschichte insgesamt keinen Abbruch. Das Buch ist ein absoluter pageturner.

    „» Ich wüsste nicht, was dich das angeht«, erwiderte ich und stocherte nach dem Türschloss.
    »Natürlich tut es das.« Er packte meine Hand und entriss mir den Schlüssel.
    »Na gut.« Ich lehnte mich an die Hauswand. »Wir haben uns am Strand im Sand gewälzt und danach war ich ziemlich schmutzig.«
    Die Tür sprang krachend auf.

    S. 124 Marah Woolf „GötterFunke. Hasse mich nicht“ (Band 2) (Gebundene Ausgabe, © 2017 Dressler Verlag GmbH)


    FAZIT
    Voreingenommenes ein fulminantes Highlight in 2017 für mich, unvoreingenommen eine grandiose Fortsetzung des ersten Bandes. Marah hat es mal wieder verstanden aus dem Plot viel mehr rauszuholen, mir einige Herzaussetzer zu verpassen und mich in das Gefühlspingpong ihrer Protagonisten hinein zu ziehen. Auch wie beim ersten Band, muss man Marahs Stil und diesen Eiertanz mögen, dann wird man mehr als nur überrascht! Mädels, zieht euch warm an!

    Die Fortsetzung legt noch mal eine enorme Schippe drauf und zieht einen weiter in die Gefühlswelt von Jess und Cayden. Absolut lohnenswert und ein Pageturner, wie man sich ihn wünscht von Marah Woolf.
    Reed, A: Mondprinzessin Reed, A: Mondprinzessin (Buch)
    04.09.2017

    Nette Geschichte, Potenzial durch Oberflächlichkeit verschenkt

    In den Sozialen Medien und den Buchblogs ist Ava Reed und der Drachenmond Verlag sehr bekannt und kaum mehr weg zu denken, gerade wenn es um fantasievolle Geschichten geht. Und deswegen wollte ich mir unbedingt mal eine Ava Reed aus dem Drachenmond Verlag gönnen.

    Das Buch habe ich vor 3 Wochen in meinem Urlaub gelesen und ich bin erstaunt, das mir die Geschichte kaum noch hängen geblieben ist. Da muss ich leider zugeben, dass ich mehr negative Kritikpunkte behalten habe, obwohl mir meine Notizen bescheinen, dass ich die Geschichte ganz gut fand. Aber den Hype vor einigen Monaten um das Buch kann ich nicht nachvollziehen.

    Coverbild
    Ein wunderschönes, verträumtes Cover. Auf nachtblauem Himmel sieht man im Sichelmond ein Mädchen und einen Waschbären sitzen. Die Figuren leuchten wie der Mond in einem blassen weiß. Die Schrift, eine einfache Serife, ist simpel gesetzt, was das Cover auch edler erscheinen lässt. Alexander Kopainski zeichnet sich für dieses Cover aus, und nicht zu Unrecht ist er "Bester Deutschsprachiger Grafiker" beim "Deutschen Phantastik Preis 2017" geworden. Seine Cover und Bildkompositionen sind wahre Kunstwerke und mindestens genauso fantasievoll wie die Inhalte, die sie zieren.

    Handlung
    Die Vollwaise Lynn fühlt sich nur alleine auf dem Dach des Waisenhauses wohl, wenn sie den Sternen und dem Mond so nahe ist. An ihrem 17. Geburtstag aber passieren merkwürdige Sachen, die ihr Leben vollkommen durcheinander bringen: gefährliche Gestalten jagen sie durch die Stadt. Der Mondkrieger Juri rettet Lynn vor ihren Verfolgern und führt sie auf den Mond. Dort erfährt sie, dass ihre Eltern doch am Leben sind und sie dazu auch noch die verschollene und tot geglaubte Mondprinzessin ist. Zudem hängt das Schicksal des Mondreiches von der Heirat der Mondprinzessin mit einem von dreien Prinzen von verschiedenen Stern-Königreichen ab. Lynn jedoch beginnt sich in ihren Retter und Beschützer Juri zu verlieben.

    Buchlayout / eBook
    Das Buch ist mit seinen 252 Seiten recht dünn, die insgesamt 33 Kapitel sind dafür in einer angenehmen kurzen Länge. Jedes Kapitel wird mit der Kapitelnummer, ein paar Zeilen und dem Namen, aus dessen Perspektive das Kapitel geschrieben ist, eingeleitet. Komischerweise lese ich zwar solche Texte, vergesse sie aber immer, bzw. kann oft am Ende des Kapitels keinen Zusammenhang erkennen. So erging es mir auch hier.

    Idee / Plot
    Wir haben hier das typische und häufig anzutreffende Märchen-Konzept: unscheinbares, aus der unteren Gesellschaftsschicht stammendes und unbeliebtes Mädchen wird plötzlich zu einem angesehenen Mitglied der upper class, verliebt sich aber nicht in den Prinzen, sondern in ihren Beschützer. Die Crux an dem Ganzen, sie muss einen Prinzen heiraten, um das Reich ihrer Eltern zu retten. Leider auch nichts neues.

    Die Idee, dass es Leben auf unseren Trabanten oder den Sternen unseres Sonnensystem gibt ist, nicht neu. Mir fällt dabei immer die Werbung für HP Drucker ein, auf dem Aliens Bilder vom Mars ausdrucken und in die Kamera-Linse der Marsmission halten, um uns Menschen zu vertuschen, dass der Mars voll Leben ist. So ähnlich spielt es sich nun auch in diesem Plot ab. In Ava Reeds Geschichte gibt es auf dem Mond und den Sternen Leben, aber das ist von der Erde aus nicht erkennbar, bzw. die Bewohner verbergen es, da sie nicht entdeckt werden wollen.

    Emotionen / Protagonisten
    Anfangs fand ich Lynn recht sympathisch. Im Waisenhaus der Prügelknabe, hat sie sich ein dickes Fell angewöhnt und lernt Kampfsport. Doch plötzlich auf dem Mond wird sie für mich immer oberflächlicher und unauthentischer. Was würde ich als aller Erstes machen, wenn ich auf dem Mond wäre und weiß, dass hier viele Mondmenschen leben? Ich würde raus gehen, ich würde mich für meine Umwelt interessieren, würde wissen wollen, wie alles funktioniert. Was macht Lynn? Regt sich seitenweise über die 100 Tüll-Kleider in ihrem Kleiderschrank auf. Setzt keinen einzigen Fuß vor die Tür, geschweige denn möchte sie das Schloss mal erkundigen. Wo ist die Küche? Wie leben die Schlossbewohner? Nein, sie will nur im Trainingsraum mit Juri trainieren. Auch dass sie plötzlich nach 17 Jahren Waisendasein Eltern hat, wird einfach so nebenbei abgehandelt. Es gibt keinen Prozess, in dem sie sich an diesen Gedanken gewöhnt, keine Momente, wo sie mehr über sich und ihre Eltern erfahren möchte. Hier fehlen mir einfach die tiefgründigeren Gedanken, die sich Lynn hätte zwangsweise aus den ganzen Umständen machen müssen.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen
    Ziemlich aufregend ist es am Anfang, als Lynn ihre Sternzeichnung auf ihrem Unterarm entdeckt und von den vermeintlichen Mondkriegern verfolgt wird. Doch dann auf dem Mond verblasst der Spannungsaufbau erst mal und die Handlung geht in eine ganz andere Richtung. Es geht nicht darum, dass Lynn sich und ihre Welt entdeckt, sondern um die Auswahl des richtigen Bräutigams unter den drei Prinzen, um damit das Reich der Eltern zu Retten. Die Suche nach dem Verräter, der Lynn als Baby entführt hat, läuft dafür im Hintergrund - der Leser bekommt davon nichts mit - aber die Verdächtigungsmomente gegen Lynns Bruder Faras sind so offensichtlich falsch führend. Zum Schluss gibt es noch mal den großen Showdown mit einem traurigen Ende, der den Bogen noch mal anheben konnte.

    Szenerie / Setting
    Die Idee hätte so viel Potenzial, aber es bleibt insgesamt oberflächlich. Ich kann nichts über den Mond sagen, ich weiß nichts über die Umgebung, wie das Schloss ausschaut, über die Mondmenschen und deren Alltag. Deswegen hätte diese Geschichte auch gar nicht den Aufwand der verborgenen Mond- und Sternenwelt gebraucht, den die Autorin drumherum aufgebaut hat. Denn sie verfolgt und vertieft diesen Ansatz einfach nicht. Nur einmal macht Lynn einen Ausflug mit ihrer Mutter. Innerhalb eines Kapitels erklärt die Mutter dann auch nebenbei und vor allem lieblos, wie das Atmen auf dem Mond funktioniert.

    Sprache / Schreibstil
    Sprachlich ist es nett, aber nicht ausgefeilt. Ava Reed hält sich nicht mit ausholenden Erklärungen auf, sondern geht sehr flott durch die Geschichte. Da hätte ich mir mehr Bildhaftigkeit und etwas mehr Tiefgründigkeit gewünscht. Das gesamte Buch ist abwechselnd aus der Perspektive von Lynn und Juri als Ich-Erzähler geschrieben, was der Geschichte ganz gut tut, da die einseitige Erzählung nur aus Lynns Sicht das Buch eindimensionaler gemacht hätte.

    FAZIT
    Vor allem stört mich die Oberflächlichkeit, mit der Lynn auf die Mond- und Sternenwelt trifft. Ich finde es richtiggehend schade, dass die Autorin zu wenig aus der Idee gemacht hat und nur durch die Geschichte galoppiert.

    Nette Geschichte, Potenzial durch Oberflächlichkeit verschenkt

    Wir haben hier das typische und häufig anzutreffende Märchen-Konzept: unscheinbares, aus der unteren Gesellschaftsschicht stammendes und unbeliebtes Mädchen wird plötzlich zu einem angesehenen Mitglied der upper class, verliebt sich aber nicht in den Prinzen, sondern in ihren Beschützer. Die Crux an dem Ganzen, sie muss einen Prinzen heiraten, um das Reich ihrer Eltern zu retten. Leider auch nichts neues.

    Die Idee, dass es Leben auf unseren Trabanten oder den Sternen unseres Sonnensystem gibt ist, nicht neu. Mir fällt dabei immer die Werbung für HP Drucker ein, auf dem Aliens Bilder vom Mars ausdrucken und in die Kamera-Linse der Marsmission halten, um uns Menschen zu vertuschen, dass der Mars voll Leben ist. So ähnlich spielt es sich nun auch in diesem Plot ab. In Ava Reeds Geschichte gibt es auf dem Mond und den Sternen Leben, aber das ist von der Erde aus nicht erkennbar, bzw. die Bewohner verbergen es, da sie nicht entdeckt werden wollen.

    Anfangs fand ich Lynn recht sympathisch. Im Waisenhaus der Prügelknabe, hat sie sich ein dickes Fell angewöhnt und lernt Kampfsport. Doch plötzlich auf dem Mond wird sie für mich immer oberflächlicher und unauthentischer. Was würde ich als aller Erstes machen, wenn ich auf dem Mond wäre und weiß, dass hier viele Mondmenschen leben? Ich würde raus gehen, ich würde mich für meine Umwelt interessieren, würde wissen wollen, wie alles funktioniert. Was macht Lynn? Regt sich seitenweise über die 100 Tüll-Kleider in ihrem Kleiderschrank auf. Setzt keinen einzigen Fuß vor die Tür, geschweige denn möchte sie das Schloss mal erkundigen. Wo ist die Küche? Wie leben die Schlossbewohner? Nein, sie will nur im Trainingsraum mit Juri trainieren. Auch dass sie plötzlich nach 17 Jahren Waisendasein Eltern hat, wird einfach so nebenbei abgehandelt. Es gibt keinen Prozess, in dem sie sich an diesen Gedanken gewöhnt, keine Momente, wo sie mehr über sich und ihre Eltern erfahren möchte. Hier fehlen mir einfach die tiefgründigeren Gedanken, die sich Lynn hätte zwangsweise aus den ganzen Umständen machen müssen.

    Ziemlich aufregend ist es am Anfang, als Lynn ihre Sternzeichnung auf ihrem Unterarm entdeckt und von den vermeintlichen Mondkriegern verfolgt wird. Doch dann auf dem Mond verblasst der Spannungsaufbau erst mal und die Handlung geht in eine ganz andere Richtung. Es geht nicht darum, dass Lynn sich und ihre Welt entdeckt, sondern um die Auswahl des richtigen Bräutigams unter den drei Prinzen, um damit das Reich der Eltern zu Retten. Die Suche nach dem Verräter, der Lynn als Baby entführt hat, läuft dafür im Hintergrund - der Leser bekommt davon nichts mit - aber die Verdächtigungsmomente gegen Lynns Bruder Faras sind so offensichtlich falsch führend. Zum Schluss gibt es noch mal den großen Showdown mit einem traurigen Ende, der den Bogen noch mal anheben konnte.

    Die Idee hätte so viel Potenzial, aber es bleibt insgesamt oberflächlich. Ich kann nichts über den Mond sagen, ich weiß nichts über die Umgebung, wie das Schloss ausschaut, über die Mondmenschen und deren Alltag. Deswegen hätte diese Geschichte auch gar nicht den Aufwand der verborgenen Mond- und Sternenwelt gebraucht, den die Autorin drumherum aufgebaut hat. Denn sie verfolgt und vertieft diesen Ansatz einfach nicht. Nur einmal macht Lynn einen Ausflug mit ihrer Mutter. Innerhalb eines Kapitels erklärt die Mutter dann auch nebenbei und vor allem lieblos, wie das Atmen auf dem Mond funktioniert.

    Ava Reed hält sich nicht mit ausholenden Erklärungen auf, sondern geht sehr flott durch die Geschichte. Da hätte ich mir mehr Bildhaftigkeit und etwas mehr Tiefgründigkeit gewünscht.

    FAZIT
    Vor allem stört mich die Oberflächlichkeit, mit der Lynn auf die Mond- und Sternenwelt trifft. Ich finde es richtiggehend schade, dass die Autorin zu wenig aus der Idee gemacht hat und nur durch die Geschichte galoppiert.
    In der Liebe ist die Hölle los In der Liebe ist die Hölle los (Buch)
    31.07.2017

    Vielversprechender Anfang verliert zum Schluß sein Feuer

    Coverbild
    Zum Cover kann ich nur sagen, dass ich es nicht so aufregend finde. Es ist sehr simpel mit einfachen Zeichnungen. Der Schriftzug ist aber gelungen. Insgesamt ist es aber austauschbar und hat kein Alleinstellungsmerkmal. Ich glaube nicht, dass ich das Buch anhand des Covers in einer Buchhandlung in die Hand genommen hätte.

    Handlung
    Catalea ist die Tochter des Teufels, lehnt aber alles "teuflische" an ihr ab. Doch ihr Vater nötigt sie in der Firma zu arbeiten. Sie muss die verlorenen Seelen einsammeln und zum Torhaus in Köln bringen, sie ist ein Totenhändler. Aber Cataleas Fähigkeiten lassen zu wünschen übrig, sie ist etwas unbeholfen und passt so gar nicht in die "High-Society" der Firma. Als ein Auftrag missglückt muss der in der dunklen Welt geächtete Totenanwalt Timur sie aus den Fängen der Polizei befreien. Die dunkle Welt schwört Rache gegen Catalea. Sie flüchtet mit Timur und gemeinsam versuchen sie aufzuklären, wer ihr diese Falle gestellt hat.

    Buchlayout / Haptik
    Die Länge der Kapitel ist sehr angenehm und einige werden mit einem Auszug aus dem "Ratgeber für die Toten“ eingeleitet. Das handliche Format der LYX-Bücher mit der Klappbroschur ist sehr angenehmen und gefällt.

    Idee / Plot
    Die Vorstellung, dass sich die Hölle in unserer heutigen Zeit - allein durch die demographische Entwicklung und daraus resultierenden höheren Anzahl an gefallenen Seelen - inzwischen zu einem Megakonzern mit hohem Verwaltungsaufwand entwickelt hat, ist im Grunde nicht neu. Auch die Ähnlichkeit mit der Mafia.

    Trotzdem hat der Autor Benne Schröder hier eine interessante Idee aufgefasst und in einen vielversprechenden Plot gepackt. Catalea als halb Mensch und halb Dämon kämpft zunächst stark gegen ihre dunkle Seite an. Erst der Verrat und die Flucht mit Timur lässt ihren ablehnenden Panzer aufbrechen und ihre Bestie stiehlt sich ihren Weg nach außen.

    Weiter flechtet der Autor in seinen Plot ziemlich brisanten Zündstoff bezüglich Religion und Kirche ein. Das hat mir an der Idee besonders gut gefallen.

    So erfahren wir nun in einem Auszug aus dem "Ratgeber für Tote", dass zwar die Seelen aller Religionen im "Dunkel" ankommen, sich das Jenseits aber an den Glauben der Seele anpasst. Freche Spitzen peppen dieses eigentlich heikle Thema sehr gekonnt auf.
    "Muslime blättern direkt zu Kapitel3, und alle christlichen Strömungen orientieren sich in Kapitel4 bei den jeweiligen Unterpunkten. Radikal evangelische Freikirchenwarten bitte auf den Totenarbeiter.“
    S. 15, Benne Schröder: "In der Liebe ist die Hölle los" (© 2017 LYX Verlag).

    Das gipfelt im Auftritt von Judas, der durch den Verrat an Jesus in den Augen des Teufels die größte Sünde begangen hat und von ihn in der Hölle deswegen auch zum Dämon gemacht hat.
    Leider verschwindet dieser Gedanke im Laufe des Buches und wird nicht weiter intensiviert.

    Emotionen / Protagonisten
    In Catalea konnte ich mich zunächst gut einfühlen. Sie ist total sympathisch. Reflektiert und schätzt sich ganz gut ein. Ich mag es lieber, wenn die Protagonistin nicht alles perfekt kann und weiß, sondern einfach ihre Ecke und Kanten hat. Aber im Laufe der Geschichte verwehrt sich mir der Zugang durch recht viele Wiederholungen ihrer Gedanken und Grübeleien. Das wird mit der Zeit nervig. Sie verabscheut Timur und fühlt sich gleichzeitig extrem zu ihm hingezogen. Die Wandlung vom bockigen Menschen zum bestialen Dämon im Laufe der Geschichte kommt gut hervor, ist mir aber nicht eindringlich genug.

    Dabei ist mit Timur tatsächlich zu mau, er hat kaum Kanten oder Ecken. Anfangs fand ich ihn sehr mysteriös-sympatisch. Ja, er frotzelt Catalea recht häufig und gerne, doch das reicht für mich noch nicht zum Bad-Boy. Dafür ist er mit dann zu harmlos und oberflächlich. Ich kann in ihm kaum den geächteten Dämon erkennen, den der Autor mir weis machen möchte.

    Die Lovestory zwischen den beiden kann ich demnach auch mit der Zeit nicht mit empfinden. Sie fühlen sich von Anfang an zueinander angezogen, da hat mir aber das Gefühls-Ping-Pong gefehlt. Die erotische Szene lässt mich etwas unzufrieden zurück. Für einen Akt zwischen Dämonen passierte zu wenig und Benne Schröder hat sich hier in den Äußerungen viel zu bedeckt gehalten. Da hätte ich viel mehr dämonisches Feuer erwartet! Zum Ende hin wird sie sogar etwas schlonzig und kitschig.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen
    Der Spannungsbogen ist gut erdacht, doch zu wenig ausgebaut. Es gibt anfangs eine pfeffrige Kampfszene, doch die weiteren Höhepunkte, auf dem Friedhof und beim Tribunal, sind mir zu schwach. Als Showdown zu mau und ohne wirklicher Steigerung gegenüber dem Anfang. Ab Mitte des Buches häufen sich die Längen und insgesamt fällt es mit dem schwachen Spannungsverlauf zum Schluss hin zu sehr ab. Bei Dämonen hätte ich mir hier einfach mehr erwartet. Aber kein dämonischer Kampf oder unterirdische List haben den Antagonisten zu Fall gebracht, sondern eher eine Schubserei unter Jungs auf dem Pausenhof.

    Szenerie / Setting
    Ein bisschen verwirrt es mich schon, dass die 7 Häuser des Jenseits sich auf Deutschland konzentrieren. Die Zentrale, ist wie man von der Mafia erwartet, in Italien auf Sizilien. Doch ein wenig vermisse ich schon die weltumfassendere Sicht. Von dem her kann ich das Setting nur teilweise akzeptieren. Trotzdem werden die Szenerien gut beschrieben und ich kann mir die Umgebung gut vorstellen.

    Der Korridor mit den Portal-Türen erinnert mich stark an den Traumkorridor aus Kerstin Giers Trilogie „Silber“. Vielleicht könnte das die ersehnte Erklärung sein?

    Gefreut habe ich mich über die Erwähnung des Teufelsabdruck in der Frauenkirche von München. Als geborene Münchnerin ist man mit dieser Geschichte natürlich vertraut.

    Sprache / Schreibstil
    Sprachlich bin ich wirklich überrascht. Flotte Sprüche, viel Wortwitz und teilweise triefender Sarkasmus passen gut zusammen und lassen das Buch gut lesen. Benne Schröder hält sich nicht ausschweifenden Erzählungen auf. Die Sprache ist direkt, aber für mich sehr schön bildlich.

    FAZIT:
    Anfangs eine vielversprechende Story mit viel Pfeffer, die aber zum Schluß hin an Feuer verliert und mich doch eher enttäuscht hat. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich den zweiten Teil lesen möchte.
    Stormheart 01. Die Rebellin Stormheart 01. Die Rebellin (Buch)
    12.06.2017

    Eine tolle Idee die aber ihr Potenzial verschenkt hat

    Die Leseprobe dieses Romans auf Vorablesen.de hatte mich zunächst wirklich überrascht und magisch angezogen. Um so erfreuter war ich, dass ich für dieses Buch bei Vorablesen.de aus dem Lostopf gezogen wurde. Vielen Dank noch mal für die tolle Möglichkeit, dieses Buch lesen und rezensieren zu dürfen!

    Cover:
    Von Carolin Liepins kenne ich vor allem die Gestaltungen für Marah Woolfs Bücher, die eher illustrativer Natur sind und ich persönlich sehr schön finde. Hier sehen wir das Foto-Porträt der Sturmprinzessin, das mit der Edelsteinkrone und einem Umhang bestückt ist. Und wenn man genau hinsieht, sieht man auch das Photo-Composing der einzelnen Bilder. Das stört mich nicht so sehr. Was ich aber ein bisschen komisch finde, sind die "fliegenden Haare", die hinter der Prinzessin "zu Berge" stehen. Auch die kleinen Edelsteine an der Augenbraue entlang finde ich etwas merkwürdig. Ich bin von dem Cover nicht ganz überzeugt, zumal ich Gesichter auf Cover auch immer etwas problematisch finde.

    Handlung:
    Die Sturmlingsprinzessin Aurora wird ohne Sturmmagie geboren und kann ihr Volk Pavan nicht vor den zerstörerischen Stürmen schützen. Um das Gesicht und den Thron zu wahren, gaukelt die Mutter ihrem Volk seit Auroras Geburt vor, sie hätte eine sehr starke Magie. Der einzige Ausweg aus dem Lügenkonstrukt scheint die Vermählung mit dem Sturmprinzen aus dem mächtigen Reich Lock zu sein. Aurora flüchtet aber kurz vor ihrer Hochzeit in das Wildland und trifft dort auf Sturmjäger, die ihr eine vollkommen andere Sicht auf die Dinge vermitteln. Sie begreift, dass ihr bisheriges Leben nicht nur aus einer Lüge bestand und fasst den Entschluss sich die Magie anzueignen, um ihr Volk später als würdige Sturmlings-Königin beschützen zu können.

    Buchlayout / Haptik:
    Das gesamte Buchlayout ist durchdacht und einheitlich konzipiert. Eine geschnörkelte aber symmetrische Linie ziert zum einen das Cover, das Titelblatt und visualisiert innerhalb von Kapiteln einzelne Sinnabschnitte und Perspektivenwechsel. Kleine Textpassagen führen jedes Kapitel an, wobei sich mir der Zusammenhäng aus dem Inhalt dieser Texte mit dem Geschehen im Kapitel nicht ganz erschließt. Insgesamt erscheint das Buch hochwertig und mit seinen 464 Seiten doch recht dick. Mir hat die Ausführung gut gefallen.

    Idee / Plot:
    Eine fantastische Welt, in der Stürme und Naturgewalten nicht nur reine Erscheinungen und naturgegeben sind, sondern ein Herz und vielleicht auch einen eigenen Willen besitzen, hat mir sehr gut gefallen. Die bis zur Vermählung von der Außenwelt abgeschottete Aurora muss erst ihre Heimat verlassen um einen eigenen Blickwinkel auf die Stürme und Zusammenhänge zu erfassen. Und lernt dabei den von sich überzeugten Sturmjäger Lock kennen. Aurora ist gefangen zwischen ungewohnten Gefühlen und der Verzweiflung keine gute Thronerbin für ihr Volk sein zu können. Ein wirklich interessanter Ansatz einer neuen Welt mit der Mischung aus Fantasy und Romantik, wobei die Idee des "Sturmkönigs" nicht ganz neu ist.

    Emotionen / Protagonisten:
    Aurora wirkt zunächst trotzig und willensstark. Sie war mir anfangs recht sympatisch, da sie nicht nur aus purem Egoismus geflüchtet ist, sondern sich ihrem Volk sehr verbunden fühlt und einen Ausweg aus ihrer Misere gesucht hat. Ich konnte ihr gut nachempfinden und fand den Grund ihrer Flucht auch schlüssig. Im Laufe des Buches beginnt sie mich aber zu nerven. Sie wirkt immer naiver und obwohl sie sehr hart trainiert, um eine Sturmjägerin zu werden, hat sie manche Anwandlungen, die ich nicht nachvollziehen kann. Sie bleibt trotzig, aber auf eine sehr anstrengende Art und Weise.

    Der Sturmprinz Cassius ist im ersten Abschnitt stark präsent und hat mir sehr gut gefallen. Er strahlt eine unergründliche und mysteriöse Art aus, die mich gleich gefesselt hat. Er ist eher der Bad-Boy, der aber seine eigenen Geheimnisse hat, was ihn für mich wesentlich interessanter macht. Doch nach Auroras Flucht taucht Cassius so gut wie gar nicht mehr auf und verblasst leider total. Von ihm hätte ich gerne mehr gehabt. Er war auch der Magnet, der mich am Anfang angezogen hat und mir deswegen die Leseprobe auch so gut gefallen hat.

    "Er musste es herausfinden. Das war sein Fluch, der Grund, warum er so gierig auf den Nervenkitzel war, den ein Sturm auslöste. Er musste wissen, wie etwas funktionierte, musste wissen, warum. Und da war das Mädchen vor ihm keine Ausnahme. Das Bedürfnis, hinter all ihre Geheimnisse zu kommen, war um so stärker, weil sie bald ihm gehören würde. Sie zu erobern würde wahrscheinlich aufregender sein als jeder Sieg, den er je über einen Sturm errungen hatte."

    Cora Carmack: "Stormheart - Die Rebellin", S. 23 (Gebundene Ausgabe © 2017 Friedrich Oetinger Verlag)

    Hingegen wirkt der Sturmjäger Lock, der Aurora als Mentor trainiert, anfangs ebenfalls mysteriös und geheimnisvoll, ist aber dann sehr schnell aalglatt und langweilig. Da ist kaum was Überraschendes an ihm, und wirkt eher liebeskrank und ferngesteuert. Die ganze Liebesgeschichte, die sich zwischen Aurora und Lock anbahnt, empfand ich zuerst ganz nett, später aber wurde es mir zu kindisch und beide Protagonisten blieben für mich einfach oberflächlich. Lock wirkt auf mich auch ziemlich arrogant und von sich selbst sehr überzeugt. Er ist dann auch so liebesblind, dass er Auroras mehr als verdächtiges und merkwürdiges Verhalten nicht hinterfragt und nicht einmal eine gesunde Portion Skepsis aufbringt. Das ist für mich nicht authentisch.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen:
    Die Spannung hat sich über die ersten Abschnitte sanft aufgebaut und man wurde in die Handlung allmählich eingeführt. Die Mischung zwischen mystischer Fantasy und Romantik fand ich gut ausgewogen. Doch über den Verlauf des Buches konnte der Spannungsbogen nicht weiter ausgebaut werden. Die Handlung bleibt vorhersehbar ohne wirklich spürbare Wendungen, geschweige denn aufregende Plottwists. Die magischen Momente wurden immer weniger, es gab kaum Höhepunkte und erst recht keinen Showdown. Nicht einmal einen Cliffhanger (welcher bei einer Trilogie ja inzwischen schon Usus ist), haben wir erleben dürfen. Das Buch endet einfach flach, ohne dass die Handlung wirklich abgeschlossen ist. Einige Fragen sind mehr als offen geblieben und ungereimte Stellen lassen mich ziemlich unglücklich zurück.

    Szenerie / Setting:
    Cora Carmack beschreibt die Umgebung schön bildhaft und die einzelnen Szenen sind gut vorstellbar. Das schon fast dystopische Setting passt gut zu den Fantasy-Elementen mit den zerstörerischen Stürmen und der Sturmmagie. Es gab ein paar schöne magische Momente zwischen den Stürmen und den Protagonisten, die mir aber dann zu kurz abgehandelt wurden.
    Die ellenlangen Seiten mit dem Liebesgeplänkel „Fang mich doch“ ist mir dann einfach zu kindisch und zu doof. Das letzte Kapitel besteht nur noch daraus (schon fast bis hin zu sehr erotischen Beschreibungen) und die Fantasy ist für mich total verflogen. Die ganze Geschichte hat für mich deswegen auch kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Das hätte sich genauso auch in einem anderen Setting abspielen können.

    "Er zog sie noch näher zu sich und stieß ein lautes Lachen aus. »Anführer, wirklich?«
    Sie zuckte mit den Schultern, war durch seine Arme aber eingeschränkt. »Wie wäre es mit strenger Gebieter?«
    »Das geht einem ja richtig leicht über die Lippen.« Er hatte die Worte leise und neckend gesagt, aber sein Mund war so nah an ihrem Ohr, dass sie spürte, wie ihr viele kleine Schauer über den Rücken hinunter liefen. Sie wollte Spaß haben. Und obwohl sie es nur ungern zugab, fand sie die Vorstellung, mit Lock eine ganz andere Art von Spaß zu haben, sehr verlockend"

    Cora Carmack: "Stormheart - Die Rebellin", S. 399 (Gebundene Ausgabe © 2017 Friedrich Oetinger Verlag)

    Es ist weder eine prickelnde Lovestory mit ordentlichen Funkenschlag und Dramatik, noch eine mystische Fantasy-Story mit ausgefallener Magie und fesselnder Phantasie. Beides kommt mir zu kurz.

    Sprache / Schreibstil:
    Der anfängliche, für Fantasy typische Sprachstil hat mir gut gefallen. Es war flüssig und angenehm zu lesen. Obwohl ich bei dieser „gestelzten“ Sprache oft meine Probleme habe, fand ich sie hier ganz ausgewogen und nicht übertrieben. Der Schreibstil nimmt aber kontinuierlich über das Buch ab und wird zum Schluss hin doch sehr gewöhnlich. Vor allem arbeitet Cora Carmack dann vermehrt mit wörtlicher Rede, was ich immer als sehr problematisch finde, weil das immer die Geschichte langatmig wirken lässt. Viele Unterhaltungen hätte man sich sparen können.

    Cora Carmack lässt uns die Geschichte in der Multiperspektive erleben. Durch den recht häufigen Perspektivenwechsel habe ich auch den Zugang zu den Protagonisten schlecht vertiefen können. Was ich anfangs gut fand und auch passend für die Einführung in die Geschichte war, empfand ich am Ende eher als lästig. Ich musste auch immer erst ein paar Zeilen lesen, um zu kapieren, aus welcher Sicht das gerade erzählt wird. Das hat mich im Lesefluss gestört. Man hätte sich hier auf eine Hauptsicht (die von Aurora) beschränken sollen, und diese dann vielleicht auch abgesetzt zur Multiperspektive in der Ich-Perspektive erzählen können.

    In den letzten Abschnitten fand ich den Perspektivenwechsel mehr als unglücklich. Da hat sich Cora Carmack keinen Gefallen getan (oder es sich zu einfach). Denn es gab einige Stellen, die ich gerne aus der anderen Perspektive gelesen hätte. Zum Beispiel, als Aurora mit dem Nebel spricht. Das hätte eine sehr schöne magische Stelle werden können.

    Fazit:
    Mich hat die Geschichte zum Ende hin nicht mehr mitnehmen können. Die Spannung wurde über das gesamte Buch auch nicht wirklich aufgebaut. Es hat mich nicht so gefesselt und ich bin mir nicht sicher, ob mich der weitere Verlauf auch interessiert. Zu viel unglaubwürdiges und kindisches Liebesgeplänkel, und zu wenig Fantasy.
    Freitag, F: Man lernt nie aus, Frau Freitag! Freitag, F: Man lernt nie aus, Frau Freitag! (Buch)
    06.05.2017

    tzzzzz… Anfangs lustig, aber stereotypisch und Spaß schnell verpufft

    Von Frau Freitag kannte ich bisher noch kein Buch, deswegen bin ich ziemlich unvoreingenommen an dieses Büchlein rangegangen.

    Die Handlung:
    In ihrem Sabbatical-Jahr möchte Frau Freitag mit ihren über 40 Jahren endlich ihren Führerschein machen. Dazu muss die Lehrerin einer Mittelschule die Seiten wechseln und wird nun selber wieder zur Schülerin. Doch dabei sieht sie sich den typischen Vorurteilen in der Männerdomäne gegenüber und muss sich entgegen den Erwartungen ihrer Fahrlehrer besonders behaupten.

    Buchlayout / Haptik
    Das kleine Taschenbüchlein mit seinen nicht ganz 200 Seiten kommt ganz schlank daher. Der Schriftsatz ist eng, jedes Kapitel ist mit der Wochenzahl betitelt und dem Geld, den Frau Freitag bis dahin ausgegeben hat. Das finde ich eine witzige Idee.

    Idee / Plot
    Die Idee, als über 40 Jährige noch den Führerschein zu machen und sich als Lehrerin nun selber die Seiten zu wechseln und Schüler eines Fahrlehrers zu werden, fand ich ganz nett und lustig. Jeder sollte nach einer gewissen Zeit in seinem Beruf die Perspektive wechseln und damit vielleicht mal über seinen Tellerrand schauen.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen
    Zunächst geht es natürlich schon sehr witzig los, und wir begleiten Frau Freitag nach ihrer Anmeldung in der Fahrschule erst mal in den Erste Hilfe Kurs. Auch die anschließenden Fahrstunden mit ihrem ersten Fahrlehrer sind ulkig und erinnern mich sehr an meine eigene Zeit, als ich den Führerschein gemacht habe. Aber nach der ersten verpatzten Prüfung, und nachdem Frau Freitag nun schon zwei mal den Lehrer gewechselt hat, plätschert die Handlung nur noch so im gleichen Geplapper dahin. Das Ende, die Suche nach dem perfekten Auto interessiert mich dann auch schon irgendwie nicht mehr.

    Szenerie / Setting
    Frau Freitag erzählt nach ihrer Schnauze, und so werden die Personen und Fahrschulen ziemlich authentisch rüber gebracht. Auch wenn bei mir der Führerschein schon eine Weile her ist, ich habe plötzlich wieder alles exakt vor Augen. Und das Grauen, die theoretischen Stunden in dem muffigen Raum, oh Gott!

    Emotionen / Protagonisten
    Ich kann aber Frau Freitag nicht ganz so gut nachvollziehen. Sie ist ständig darauf erpicht sich ein Lob ihrer Fahrlehrer einzuholen, dass sie schon richtig besessen davon ist. Das hat mich dann im Laufe des Buches etwas gestört.

    Sprache / Schreibstil
    Wehe wenn Frau Freitag losgelassen, dann schimpft sie wie ein Rohrspatz. Amüsant beschrieben, mit ehrlicher und authentischer Sprache. Ohne große Raffinesse oder komplizierten Wortgeflechten. Es sind eher kurze Sätze, Gedankenblitze, mit denen die Situationen beschrieben wird. Das kann dann auch mal ganz schön deftig werden. Aber es passt gut zu der ganzen Geschichte und liest sich schnell und flüssig.

    Meine Meinung:
    Ihr merkt es bestimmt schon am meiner zurückhaltenden Beschreibung der einzelnen Kriterien. Es geht wirklich gut los, habe auch oft viel schmunzeln müssen und empfand es zunächst als erfrischen authentisch und lustig. Aber das geht mit der Zeit einem auch auf die Nerven, bzw. wird schon viel Humor am Anfang verpulvert und der Rest plätschert dann auch so in gleicher Manier vor sich hin und vieles wiederholt sich dann auch.

    Ich weiß nicht, ob Frau Freitag hier reale Personen beschreibt oder doch einiges aus ihrer Phantasie hinzudichtet. Aber ihre Fahrlehrer Harald und Dieter erscheinen mir doch sehr stereotypisch. Woran Frau Freitag sehr zu knabbern hat, und das glaube ich ihr auch, dass sie aufgrund ihres Alters schon gleich in die entsprechende Schublade „Alte Frauen lernen das fahren nie“ zu kämpfen hat. Neben den Klischeedenken ihrer Fahrlehrer, merkt Frau Freitag auch wie wichtig das richtige Feingefühl für die Balance zwischen motivierendem Lob und dekonstruktiver Kritik ist - und wie hauchdünn. Schön, ist, dass sie dies reflektiert und auch erkennt, dass sie eigentlich genauso zu ihren Schülern ist:

    "Ich sage doch viel öfter, was die Schüler machen sollen und was sie unterlassen sollen. Das ist nicht nur kein Loben, das ist vielleicht sogar das Gegenteil von Lob. Am Ende bin ich Harald und Dieter ähnlicher, als ich dachte. Vielleicht regen sie mich deshalb so auf."
    Frau Freitag „Man lernt nie aus, Frau Freitag!" S. 92 (Taschenbuch, © 2017 Ullstein Buchverlage GmbH)

    Fazit:
    Guter und humorvoller Start, der mich aber über das gesamte Buch nicht weiter mitreissen konnte. Gut für Zwischendurch ohne hohe literarische Ansprüche. Ein weiteres Frau Freitag Buch werde ich mir aber nicht mehr antun.
    Die Geschichte der Bienen Maja Lunde
    Die Geschichte der Bienen (Buch)
    30.04.2017

    Brisante Thematik schwach umgesetzt in zähen Geschichten

    Maja Lunde erzählt in drei Erzählsträngen (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) jeweils die Geschichte von drei Protagonisten. Nach einer schweren Depressio entwirft der Wissenschaftler William 1852 in England einen Bienenstock. 2007 besitzt George seit Generationen in Ohio eine Honigfarm und verliert durch den CCD seine Bienen. Tao kämpft 2098 in Sichuan mit den dystopischen Auswirkungen des Bienensterben. Alle Nutzpflanzen müssen per Hand bestäubt werden.

    In drei Stories werden in kleinen parallel laufenden Kapiteln erzählt. Ist die eine ruhiger, so passiert gerade was in der anderen. Den Reiz des Buches macht tatsächlich diese Form aus. Leider wirkt dieser positive Effekt sich nicht auf die einzelnen Erzählungen aus. Alle Drei wirken für mich allein betrachtet eher zäh und sind an sich unspektakulär. Die Spannung wird nur durch den Wechsel angetrieben, da die meisten Kapitel mit einem Mini-Cliffhanger enden.

    Williams Verhalten kann ich am allerwenigsten nachvollziehen. William wirkt wie ein geprügelter Knabe, der nach Aufmerksamkeit heischend seine Umwelt und Familie vergisst und ein unglaubwürdiges Verhalten an den Tag legt. Er erwischt seinen 16 jährigen Sohn beim Zechen und Herumhuren in den Gassen, und was macht er? Er läuft wie ein beleidigtes Kind in den Wald und heult sich dort aus.

    Und dafür, dass Tao als (für die Zeit) hochbegabt gilt, ist sie mir viel zu unreflektiert und handelt unüberlegt.

    Der Einzige, den ich noch am authentischsten fand, war George. Er ist zwar ein Grantler und kann mit dem Snobismus der „Gelehrten“ nichts anfangen. Seine Gefühle seinem Sohn gegenüber kann ich aber noch am meisten nachvollziehen.

    Alle 3 Protagonisten erzählen in der Ich-Perspektive im Präteritum, und auch entsprechend im Sprachstil der Handlungszeit. Bei Tao ist die Sprache abgehakt, schnörkellos und wird begleitet von kurzen Sätzen. Wilhelm hingegen hat eine altertümliche Sprache mit gestochenen, gehobenen Formulierungen. George hingegen spricht dem Jahr 2007 angemessen, direkt und ehrlich. Sprachlich ist es ansonsten insgesamt relativ einfach gehalten. Wenn ich mir da andere Werke anschaue, die mit viel mehr Raffinesse auch feine, leise Geschichten erzählen können, haut mich dieses hier nicht wirklich vom Hocker. Teilweise empfinde ich sie sogar eher berichtartig, und sehr emotionslos.

    Meine Meinung:
    Ich finde diese Unterscheidung zwischen den Zeiten und Protagonisten absolut passend und richtig ansprechend.

    Trotzdem hatte ich dann aber ständig das Gefühl nach dem direkten Zusammenhang suchen zu müssen. Bei William und George kristallisierte sich die Gemeinsamkeit relativ früh heraus, Tao passte da lange Zeit nicht hinein.

    Die Bienen-Thematik finde ich hier insgesamt viel zu mau. Erst kurz vor Schluß sitzt Tao in der Bibliothek und knallt uns anhand von Lehrfilmen die eigentliche "Geschichte der Bienen" in 2 Seiten vor den Latz, aber insgesamt so gefühllos. Da ist so viel Brennstoff drinnen, das hätte schon viel früher in Taos Geschichte und dem Leser serviert werden müssen. So wird es nur nebenbei „abgehandelt“ - schade.

    Wahrscheinlich bin ich einfach mit einer zu hohen Erwartungshaltung an dieses Buch herangegangen. Ich hatte mir viel mehr Gesellschaftskritik und Dramatik erwartet. Aber im Grunde sind es nur drei parallel laufende Geschichten von Familien, mit ihren gekränkten Eitelkeiten und zwischenmenschlichen Problemen. Am Schluß taucht zwar der gemeinsamen Nenner auf, der ist aber meines Erachtens sehr dünn. Dabei sind alle drei Geschichten in ihrer Handlung so vorhersehrbar, dass es das ganze Buch für mich tatsächlich so zäh wie Honig macht. Einzig die Hoffnung, ob Wei-Wen noch lebt, hat mich angetrieben, das Buch zu Ende zu lesen.

    Fazit:
    Für mich enttäuschend, da ich nicht das gelesen habe, was mir durch Umschlag und Titel versprochen wurde. Zu wenig Dramatik, zu zähe Geschichten, zu einfacher Sprachstil. Das brisante Thema wurde mir hier zu flach und nebenbei angekratzt.
    Die Kraft der Kräuter nutzen Irene Hager
    Die Kraft der Kräuter nutzen (Buch)
    13.04.2017

    Meisterliches, beeindruckendes Werk mit über 350 Rezepten

    Pünktlich zu Ostern und zum Frühlingsanfang möchte ich Euch ein ganz besonderes Buch vorstellen. Es ist nicht nur eine einfache Rezeptesammlung, es ist ein bombastisches Werk rund um Kräuter!


    Es ist die lang versprochene Fortsetzung des großartigen Werkes » "Südtiroler Kräuterfrauen" der gleichen Autorinnen.

    Cover:
    Das Buch gibt es in zwei Versionen, hat aber exakt den gleichen Inhalt. Ich habe die Version "Die Kraft der Kräuter nutzen", welches im Löwenzahn in der Studienverlag GmbH erschienen ist. Das gleiche Buch gibt es im Südtiroler Athesia/Tappeiner Verlag. Dort lautet der Titel "Die Kraft der Südtiroler Kräuter nutzen".


    Auf dem Cover sieht man ein Foto eines angenehmen Durcheinanders von Kräutern, Tigeln und Beeren. Der Titel ist in einer einfachen Sans-Serifen gesetzt bei der die Wörtern Kraft und Kräutern durch fette Schriftzeichen und Glanzlack akzentuiert werden.


    Buch-Layout / Haptik:
    Das Buch ist nicht nur eine einfache Sammlung, es ist ein dickes Werk mit über 455 Seiten! Der Rücken ist mit Leinen gebunden und verleiht dem Ganzen eine edle Haptik, die durch ein weinrotes Lesebändchen ergänzt wird. Es ist richtig schwer: knappe 2 Kilo wiegt es! Aber auf den Inhalt kommt es an - und der hat es neben der Dicke und dem Gewicht ebenfalls in sich!

    Jedes Rezept wird mit mindestens einem Foto begleitet. Markante Seitentitel führen ein Rezept ein. Seitlich in einer übersichtlichen Marginalspalte werden die Zutaten aufgelistet. In abgesetzten Infoboxen mit dekorativen Illustrationen kann man sofort Wissenswertes zu dem Rezept oder Kraut ablesen. Die Zubereitung wird in ordentlichen Absätzen und in klaren Sätzen angeleitet. Alles in allem ist das Layout und der Schriftsatz absolut durchdacht und aufgeräumt. Alles stimmt, die eingesetzte Schrift ist angenehmen zu lesen und durch die verschiedenen Elemente wirkt die Seite aufgeräumt.


    Der Inhalt:
    Das Buch hat einen wahnsinnig komplexen Inhalt. Ohne Inhaltsangabe am Anfang wäre man wohl aufgeschmissen. Auf die einzelnen kleineren Abschnitte einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen. Deswegen führe ich nur die vier großen Bereiche auf:

    Alles rund um Kräuter als Mittel für die Hausapotheke wie z.B.: Käutertees, aber auch Sirupe & Honige, Kräuter-Zuckerln, Tinkturen und Schnäpse, Salben, Cremes und und und.

    Produkte für Körper- und Schönheitspflege wie z.B.: Haut- und Haarpflegeprodukte, Badezusätze, Deodorants etc.

    Das größte Kapitel geht natürlich über Kräuter in der Küche. Angefangen bei Durstlöschern und Getränken, sowie Sirupe und Brote. Selbstverständlich Pestos, Aufstriche und Dips, Suppen. Aber auch ganze Gerichte mit Kräutern als Hauptzutat oder Kräuter als Würzbeilage. Natürlich darf auch der süße Gaumen nicht fehlen mit Marmeladen und Chutneys.

    Im Haus und Garten gibt es Rezepte mit Kräutern als Duftspender, Raumsprays, zum Räuchern und Putzen und als Gartenhilfsmittel.

    Es ist wirklich alles dabei und so umfangreich. Hier konnte ich wirklich nur einen kleinen Abriss vom ganzen Inhalt wiedergeben.



    Zunächst aber wird das Buch nach der Inhaltsangabe mit begleitenden Worten der Autorinnen eingeleitet, in dem sie die vier großen Bereiche erläutern, die Herkunft der gesammelten Rezepte erklären und dem Leser Informationen zur bestmöglichen Nutzung des Buches geben.

    Jeder Bereich wird mit einer ausführlichen Einführung eingeleitet und bebildert. Und jeder Unterbereich selber erhält mindestens einführende Worte.

    Nach dem riesengroßen Rezeptteil gibt es noch mal eine sehr schöne Auflistung der Kräuterfrauen, von denen die Rezepte stammen.

    Ein umfangreiches Quellenverzeichnis, Glossar, und Kräuterregister runden das perfekte Gesamtbild des Buches ab.


    Die Fotos:
    Wirklich jede Seite hat mindestens ein Foto. Alle Fotos wurden von Alice Hönigschmid geschossen und in das Layout gebracht. Es ist wahrlich eine Meisterleistung, über 1000 (!) Fotos zunächst erst mal zu erstellen und diese dann auch noch anzupassen. Technisch sind die Fotos einwandfrei, fügen sich auf jeder Seite fantastisch ein und unterstreichen diese.


    Meine Meinung:
    Wow, was für ein Buch, was für ein Werk! Es macht Lust in diesem Buch zu blättern und sofort in seinen Garten zu stürmen oder lässt einem das Wasser im Mund laufen. Jede Seite ist so liebevoll gestaltet und wird perfekt durch die ganzen Informationen und Fotos ergänzt. Die vielen zusätzlichen Informationen geben noch weiteres Hintergrundwissen ohne aber zu tief in die Thematik abzudriften. Denn das wäre tatsächlich zu viel für dieses Buch und es gibt schon sehr viele ausführliche Sammlungen, die sich nur mit der Wirkung von Kräutern beschäftigen.

    Man darf es allerdings auch nicht mit einem einfachen Büchlein für Hausmittelchen für einfache Wehwechen verwechseln! Vielmehr soll es dazu anregen sich intensiver mit Kräutern und deren möglichen Verwendung zu beschäftigen. Es gibt auch mehr Raum für ausgefallenere Kräuter, die nicht in der üblichen Hausapotheke vorhanden sind - aber vielleicht im heimischen Garten.

    Die Rezepte sind alle durchgehend einfach gehalten und für jeden schnell und problemlos nachzumachen, sofern man die Kräuter auch vorrätig und greifbar hat. Die Anleitungen sind ohne kompliziertem Schnick-Schnack klar und deutlich formuliert, dafür aber in der Gesamtheit so vielfältig.

    Fazit: Ein absolutes Must-Have für jeden Kräuterliebhaber und Kräuterkenner, der sich insbesondere mit der Verwendung für Kräuter auseinandersetzen möchte. Es regt definitiv an selber mehr auf Kräuter zu achten und in der Küche wieder vermehrt einzusetzen.

    Es gibt sonst kein Werk mit so vielen, vielfältigen Rezepten und hübschen Fotos. Es ist in seiner Art einmalig und einzigartig!

    Cover: ★★★★★ (5 von 5)
    Buchlayout / Haptik: ★★★★★ (5 von 5)
    Inhalt / Umfang: ★★★★★ (5 von 5)
    Fotos: ★★★★★ (5 von 5)
    Machbarkeit der Rezepte: ★★★★☆ (4 von 5)
    Meer Liebe auf Sylt Claudia Thesenfitz
    Meer Liebe auf Sylt (Buch)
    27.03.2017

    Enttäuschend, kitschig und voller Klischees.

    Hier geben sich Klischee und Stereotype die Hand und spazieren gemeinsam in den Sonnenuntergang.

    Mein drittes Buch aus vorablesen.de ist mal wieder eine Enttäuschung. Die Leseprobe hatte mir richtig Spaß gemacht und versprach ein amüsantes Buch über zwei middel-aged Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können. Leider haben die weiteren Kapitel meine Hoffnung nicht erfüllt.

    Das Cover:
    Das Klappenbild gefällt mir überhaupt nicht, aber es bildet das passende Pendant zu Thesenfitzs Debut-Roman „Sylt und Selter“. Das geschulte Auge sieht sofort, dass das Model in die Szenerie hineingebastelt ist. Es passt mit seiner Aufmachung zu einem typischen Sommer-Sonne-Liebe-Roman, dem man von vornherein keine tiefgründigere Thematik zutraut. Darauf hätte ich vielleicht achten sollen.

    Die Handlung:
    Die zwei Omas Henrietta, ein konsumgeiles Karriereweib, und Ulla, die Verkörperung aller Esoteriktheorien, treffen auf Sylt zwangsweise zusammen und müssen alleine auf ihre gemeinsame 2jährige Enkelin Emma aufpassen. Alex, die Tochter von Henrietta und die Mutter des Schützlings, ist nach Amerika abgehauen, um ihre Ehe zu retten. Die beiden Großmütter können sich nicht ausstehen und prallen in der romantischen Kulisse des Sylters Meer und Dunenlandschaft aufeinander. Glücklicherweise werden die beiden noch von Henriettas älteren Tochter Jana unterstützt.

    Der Sprachstil:
    Anfangs war es frech und amüsant. Mit ironischem Augenzwinkern nahm Claudia Thesenfitz die beiden unterschiedlichen Lebensanschauungen unter die Lupe. Das hatte mir sehr gut gefallen. Mit Zuname der Seiten geht aber diese anfängliche Spritzigkeit total verloren und ergeht sich nur in langweiligen Beschreibungen eines Urlaubsalltags der High-Society auf Sylt. Es wurde mehr wörtliche Rede verwendet, aber die Dialoge wurden immer stumpfer und schwacher. Allgemein ist die Sprache doch eher normal ohne besonderen Merkmalen oder herausragender Wortgewandtheit.

    Meine Meinung:
    Der Einstieg in die Geschichte ist leider etwas sehr zu plötzlich aber die ersten Kapitel haben mir dennoch richtig Spaß gemacht. Mit herrlich bissiger Zunge beschreibt Claudia Thesenfitz das erste Aufeinanderprallen der beiden Welten „Konsum" gegen „Öko". Trotzdem blieb dieser „Eklat“ zwischen den beiden Personen einfach aus. Dabei hat sich das Thema auch extrem gewandelt. Versprach der Klappentext und die Leseprobe den ironisch überspitzen Konflikt zwischen Esotante und Konsumweib, ging es plötzlich um pseudo-tiefgründige Gedanken über Kinderkriegen ab 40 und Sexualität im Alter - und das leider seitenweise. Das wollte ich eigentlich nicht lesen und wäre in meinen Augen eine glatte Themaverfehlung. Was sich anfänglich als frotzelndes Schubladenschubsen anmutete eskalierte in ein reines nervtötendes Rumreiten auf typischen Frauen-Klischees.

    In die Personen konnte ich mich von Anfang an nicht einfühlen. Obwohl mir die übertrieben gezeichneten Charaktere anfangs gut gefallen hatten, wird es nur noch kitschig und stereotypisch. Aber eine besondere Tiefe konnte ich zu keinem aufbauen. Die Persönlichkeiten waren mir zu einseitig und klischeehaft.

    Ab Mitte hatte ich das Gefühl ein anderes Buch in der Hand zu halten. Die Handlung ist von Anfang an nicht wirklich spektakulär und baut dann auch immer mehr ab. Trotz Henriettas Amüsement mit dem heißesten Flirt, kann mich die Geschichte nicht hinterm Ofen hervorlocken.

    Abhängig von den vorkommenden Personen war auch die Erzählperspektive und Länge der Kapitel sehr unterschiedlich. Zunächst beschränkte sich Claudia Thesenfitz darauf, die Kapitel auch nur in der Sicht einer Person zu schreiben. Später aber mischte sie ständig und mich hat das furchtbar gestört.

    Die letzten Seiten habe ich gar nicht mehr gelesen. Nur noch auf die letzten Seiten geguckt. Und trara!, sie haben sich ja doch alle so lieb.
    So, und jetzt kommst du Arno Frank
    So, und jetzt kommst du (Buch)
    18.03.2017

    Bildgewaltige Erzählung aus der ergreifend nüchternen Realität eines Kindes!

    Zum Cover kann ich nur sagen, absolut passend für die 80er Jahre. Polaroid, der Inbegriff der fotografischen Freiheit mit der fetten Bauhaus-Schrift passen wie die Faust aufs Auge. Kein Schnick-Schnak, keine Schnörkel, plakativ wie die Zeit damals auch war. Ob es geschmacklich meine Vorstellung trifft sei dahingestellt, es trifft auf jeden Fall den Nerv der Zeit. Ich finde es köstlich hässlich.

    In 4 Teilen begleiten wir den Jungen Arno mit seiner Familie auf einer Odysee durch Frankreich und Portugal. In der kindlichen Naivität eines kleinen Jungen erzählt er zunächst von seiner unbeschwerten und verklärten Kindheit, in der in allen Ecken und Winkeln noch die großen Wunder stecken. Er wird von seinem Vater mit Vorstadt-Weisheiten überschüttet, die der arme Junge für bare Münze nimmt. Getrieben von den betrügerischen Machenschaften des Vaters muss die Familie aber plötzlich von einem Ort zum Anderen ziehen, immer auf den Kosten der Kinder. Bis sie zum Schluß wieder da ankommen, wo alles begann. Die anfänglich unerschütterliche Liebe der Eltern bröckelt, genauso wie der Fassade des Felses in der Brandung, der haltgebende Anker für die Kinder. Bis sie sich zum Schluß nur noch verwahrlost und abgestumpft ihrem Schicksal ergeben müssen.

    Mit einer bildgewaltigen Kulisse beschreibt Arno Frank in seiner Autofiktion in sehr wortgewandter, pointierter und ironischen Sprache die Geschehnisse in der ergreifenden, sarkastischen Nüchternheit, die aus der Sicht eines Jungen entspringt. Einige Andeutungen bleiben im Raum stehen, da sie aus der Perspektive des Kindes nicht anders wahrgenommen wurden und aus seiner Erzählung heraus nicht erklärt werden können. Ein Junge, der fast bis zum Schluß den Vater auf kindlichen Charme idealisiert. Aus der Angst heraus die Eltern und die Familie zu verlieren, lassen die Kinder die Geschehnisse über sich ergehen und ziehen bedingungslos mit.
    Und bis zum Schluß klingt es fast wie eine Hommage an seinen Vater, der niemals die Familie aufgeben wollte. Es gibt keinen Vorwurf, keine Infragestellung, keine Verurteilung.

    Einige der Passagen wirken für mich trotz herausragender Erzählung etwas lang und zu viel. Es ist kein „Roadmovie" mit wilder Verfolgungsjagd, sondern bleibt von der Dramaturgie eher flach. Es ist vielmehr die subtile Erdrückung und Machtlosigkeit durch die bedingungslose Liebe der Kinder, die einem beim Lesen immer wieder das Herz zuschnüren lässt.

    Der Epilog hat mich selber dann noch mal sehr ergriffen.
    GötterFunke 01. Liebe mich nicht Marah Woolf
    GötterFunke 01. Liebe mich nicht (Buch)
    20.02.2017

    Großartig aufregende Achterbahn der Gefühle zwischen prickelnden Funken und verblüffenden Wendungen

    Zugegeben, anfangs hatte ich doch etwas Angst davor: Marah Woolfs erstes Buch, welches in einem Verlag veröffentlicht wurde. Und es wurde in den Medien ziemlich gepusht. Ich kenne alle Bücher der Autorin und bin immer wieder fasziniert davon, wie großartig raffiniert sie das Spiel des Gefühls-Ping-Pong beherrscht. Als großer Marah Woolf Fan war dieses Buch natürlich ein absolutes Muss, und was soll ich sagen - sie hat mich mal wieder total begeistert!

    Das Cover:
    Zugegeben, das Cover erschlägt mich ein bisschen. Es wurden verschiedene Schriftarten eingesetzt, und diese auch großflächig über die gesamte Seite verteilt. Außerdem liegen viele ornamentale Ebenen übereinander. Das Porträt ist hübsch, obwohl für mich das eher eine reifere Frau ist, als eine junge Erwachsene. Die Augen wären wahrscheinlich besser heraus gekommen, wenn das Wort "liebe" nicht ganz so prägnant auf der Stirn platziert wäre. Das Besondere aber an dem Cover ist, dass es aus einem geriffelten Strukturpapier besteht, und nur der Satz „liebe mich nicht“ in Blindprägung einen Glanzlack erhalten hat. Das macht das ganze Cover ziemlich edel und ich habe das Buch tatsächlich ehrfürchtig in den Händen gehalten. Ja, ich bin beeindruckt. Im Buchhandel wäre ich auf jeden Fall magnetisch angezogen worden. Und ja, ich finde es etwas zu kitschig - aber wer hat behauptet Kitsch wäre doof?

    Die Handlung:
    Die beiden besten Freundinnen Jessica und Robyn wollen ihre letzten gemeinsamen Sommerferien mit ihren Freunden Cameron und Josh in einem 6 wöchigen Feriencamp verbringen. In dem Camp lernen sie zudem Athene, Apoll und Cayden kennen, jedoch wissen sie nicht, dass die drei Götter sind. Auch nicht der Grund ihrer Anwesenheit, der Wettstreit zwischen Zeus und Prometheus, der sich auf der Erde den menschlichen Namen Cayden gegeben hat. Diese Aufgabe, die Prometheus erledigen muss, um seinen sehnlichsten Wunsch endlich sterblich zu werden, stellt die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen auf eine harte Probe. Denn erst, wenn ein von Athene gewähltes Mädchen seiner Verführung widerstehen kann, wird Zeus ihm seinen Wunsch erfüllen. Und dafür hat Prometheus nur alle 100 Jahre 3 mal die Chance. Obwohl sich Jess geschworen hat, sich nicht zu verlieben, muss sie sich eingestehen, dass sie Cayden verfallen ist. Aber sein zwiespältiges Verhalten treibt sie fast in den Wahnsinn.

    Was mir nicht so gut gefallen hat:
    Die Handlung ging mir zu Beginn ein bisschen zu zäh los. Nach nicht ganz 200 Seiten steigt die Spannung erst ein bisschen. Über die Zwischeneinschübe von Hermes bin ich mir nicht so sicher, ob sie mir wirklich gefallen. Sie verraten dann doch teilweise zu viel, was der Leser sich aber eigentlich schon denken konnte. Manchmal sind sie gut, manchmal empfinde ich sie als überflüssig.

    Was mir gut gefallen hat:
    Trotz leichten Startschwierigkeiten hat die Spannung und der Handlungsbogen dann aber stetig zugenommen. Vor allem das Wechselbad der Gefühle geht immer mehr auf Achterbahnfahrt! Ab da hatte es mich dann gepackt und ich konnte das Buch nicht mehr zur Seite legen. Grandios, wie raffiniert Marah Woolf mal wieder mit den Gefühlen der Protagonisten und des Lesers spielt! Ich bin total von den Socken. Ich liebe es, wenn das Protagonisten-Pärchen sich nicht sofort findet und sich durch den ganzen Roman schlappernd aneinander hängt.

    Ich konnte mir die Figuren wunderbar vorstellen. Josh und Apoll hatte ich sofort in mein Herz geschlossen, Leah und Athene waren mir von Anfang an sympathisch, sowie mir die heimlichen Beschützer sehr gefallen haben. Robyn mit ihrer arroganten Art konnte ich von Beginn an nicht leiden und der Verlauf der Geschichte bestätigte nur meine Meinung über sie. Sie hat einen Wandel durchgemacht, den ich nicht gehofft, aber leider erwartet hatte. Aber wer weiß, ob da nicht jemand seine Finger im Spiel hatte...

    Auch wenn man als Leser besser als Jess informiert ist, tat sie mir unheimlich leid. Nicht nur wegen Cayden, sondern auch wegen der bröckelnden Freundschaft mit Robyn. In Jess konnte ich mich immer sehr gut einfühlen. Sie war zwar manchmal etwas naiv und auch teilweise dickköpfig, aber das hat sie mir trotzdem sympathisch gemacht. Sie macht auch im Laufe der Handlung eine interessante Wandlung durch. Zunächst ist sie eher das arme Hascherl, das im Schatten ihrer Freundin Robyn steht. Von jeglichen Phobien gebeutelt und aus einem traurigen Elternhaus, vom Vater verlassen, die Mutter Alkoholikerin, beginnt sie doch immer mehr Selbstbewusstsein aufzubauen.

    Cayden - tja, der Titanensohn, der ebenso göttlich arrogant aber auch leidenschaftlich sein kann. Da sägt aber jemand gewaltig an Cassians Thron des bockigsten und launischsten Wesen in der Fantasy-Welt. Ich bin super begeistert, wie Marah das wieder geschafft hat. Ich bin mir auch sicher, dass die Autorin Cayden bewusst so ambivalent und ungreifbar erscheinen lies. Und es versüßt mir auch die Wartezeit auf FederLeicht 5. Sie schafft es auch die Figuren so bildlich auszuformen, ohne auf das „göttliche“ Aussehen herum zu reiten, und ohne ständig den "besonderen Duft" und die "harte Brust" pausenlos zu erwähnen. Auch baut sie immer wieder einige überraschende Momente ein - und kaum denkt man, "okay, jetzt ist alles klar" - ZACK - ist gleich wieder alles anders und selbst mein Herz ist dabei gebrochen. Kaum schlägt das Buch prickelnde Funken - ZACK - zerfließt man in Jess’ Verblüffung und Trauer.

    Der Schreibstil ist wie immer unglaublich leicht, flüssig aber bildhaft und vor allem auch charmant witzig. Ich habe immer wieder herzlich gelacht! Ich sage nur: „Schieb deinen Hintern doch einfach zur Seite, du blöde Tussi. Dann hat Leo auch noch Platz auf der fucking Holztür. Beim Ertrinken muss man nicht erster Klasse reisen.“ (S. 399, Gebundene Ausgabe 2017). Flotte Sprach-Scharmützel wechseln sich immer wieder mit Funken schlagenden Momenten ab, ... lasst Euch überraschen!

    Und trotzdem gibt es einige sehr schöne philosophische Stellen, die einem doch auch zu denken geben. Besonders berührt hat mich die Unterhaltung zwischen Jess und Zeus über das Gut und Böse. Da schwingt auch ganz viel Kritik an unsere heutige Zivilisation mit. Dass wir dabei sind, uns selber zu zerstören und es dafür eigentlich keine göttliche Apokalypse benötigt. Mir gefällt auch, dass Jess die Besonderheit nicht schulterzuckend annimmt, sondern sich darüber lange den Kopf zerbricht und versucht sich dafür eine realistische Erklärung zu schaffen - die gar nicht so abwegig sein könnte.

    Die Autorin flechtet auch immer sehr gekonnt und dezent die Geschichte der griechischen Mythologie ein, ohne langweilig oder belehrend zu werden. Ich konnte alles wunderbar nachvollziehen und verstehen, ohne der große Mythologie-Checker zu sein. Großartig - es hat mich sehr fasziniert!

    Mein Fazit:
    Man muss es einfach mögen, das Hin und Her, der „Eiertanz" der Gefühle, das permanenten Abreisen der Gänseblumen-Blütenblätter „Er liebt mich - er liebt mich nicht“. Ansonsten sollte man dieses Buch erst gar nicht lesen. Wer Marah Woolf kennt, und weiß, wie prickelnd sie dieses Spiel auf die Spitze treiben kann, dem wird dieses Buch gefallen. Ja, es werden die gängigen Klischees bedient, aber ansonsten bräuchte ich das Buch gar nicht lesen, wenn ich das nicht mögen würde. Und ich liebe es! Trotz Cliffhanger - der ganz schön gemein ist.
    Im Zeichen des Falken Im Zeichen des Falken (Buch)
    06.12.2016

    Schöne Passagen wechseln sich mit zu viel wörtlicher Rede ab und ziehen das Buch leider in die Länge.

    Zunächst einmal finde ich,dass Sarah Schäfle teilweise eine sehr schöne Sprache und einen guten Schreibstil hat. Einige Passagen haben mich echt umgehauen, zum Beispiel beim Videoabend bei Carlo, als sich Jan und Madeleine endlich näher kommen. Da habe ich mich selber wieder zurückversetzt, als ich als 16 jähriges Mädchen mich damals zum ersten Mal verliebt hatte.

    Ab Kapitel 5 beginnt sich die Geschichte zu ziehen, Kapitel 6 könnte man komplett streichen. Die Autorin baut ein ganzes Kapitel mit sehr detailreichen Beschreibungen über den langweiligen Schulalltag um dann nur auf eine neue Gabe zu kommen. Diese Gabe hätte man in den Kapiteln vorher während einer Schulszene schon gut einbauen können. Auch die vielen wörtlichen Reden ziehen das ganze noch mal gefühlt in die Länge. Zum Beispiel die Diskussion darüber, dass Anja noch zur Bank muss, ist eigentlich unnötig und bietet dem Leser keinen Mehrwert (S. 67-71). Auch die Szene im Chor... Oder als Anja und Maddie durch das Schulgebäude irren (S. 87). Und dann erst (Kapitel 9) findet Maddie die geheimnisvollen Dinge von ihrer Oma. Hier fand ich aber den Ausflug in die Mythologie und Sagenwelt von Ungarn sehr schön. Das war gut, kurz und knackig erzählt!

    Es gibt teilweise wunderschöne Stellen, liebevoll und bildhaft ausformuliert, aber leider wird es dann durch sehr detailreiche Darstellungen (zum Beispiel zu viele Straßennamen) und viel wörtlicher Rede zerstört. So wie zum Beispiel die Szene im Treppenhaus bei der Großtante. Das war toll und spannend! Aber leider konnte Sarah Schäfle diese Spannung dann nicht halten.

    Die Spannung im Buch beginnt dann auch erst ab ca. 80%. Ich stimme einer Vor-Rezensionistin zu, dass die ganze Vorgeschichte gut als Rückblende hätte eingebaut werden können, das Buch aber eigentlich erst wirklich ab der Flucht nach Ungarn beginnt.

    Anfangs fand ich, konnte ich mir gut die Protagonisten vorstellen, aber später wurden sie mir dann zu flach. Ich konnte mich da nicht wirklich hineinversetzen da ich irgendwie nicht wirklich einen Bezug zu den Dreien aufbauen konnte. Im Moment weiß ich nicht, ob ich Band 2 und 3 noch lesen möchte obwohl ich die Idee eigentlich ganz toll finde.
    Wir Kassettenkinder Wir Kassettenkinder (Buch)
    12.10.2016

    Wortgewandte Zeitreise in die 80er Jahre mit vielen glückseligen aber auch denkwürdigen Erinnerungen

    Ganz nach dem Stile der 80er ist das Cover grell und bunt und spiegelt das Zeitalter gekonnt wieder. Es quietscht förmlich beim Betrachten, so grell war auch das Zeitalter. Das Cover passt zum ganzen Thema und natürlich zum Titel. Denn Kassetten waren damals das non plus ultra Medium. Die einzelnen Kapitel werden durch exakt treffende Illustrationen begleitet.

    Schon in der Einleitung wird im Nähmaschinen-Stakkato das gesamte Jahrzehnt mit geballter Ladung schon fast atemlos umrissen. Hier tauchen schon viele Ereignisse auf, die das Leben uns in den 80ern sehr geprägt haben und mir ein bisschen nostalgische Tränen in die Augen getrieben haben.

    Köstlich amüsiert habe ich mich über die Beschreibungen der Geschmacksrichtung, Punker, Popper oder Rapper? So bunt wie wir damals waren, so bunt war auch die Musik und rasant hat sich die Technik entwickelt. Und mir wird bewusst, dass wir die Kinder waren, die diese Entwicklung mitgemacht haben und aufgesaugt haben wie ein trockener Schwamm. Jedes Kapitel bietet viele tolle Erinnerungen und auch einige a-ha! Momente. Wir werden mitgenommen auf unsere Zeitreise zurück in unsere Schule, in unsere verqualmten Wohnzimmer, aber auch wieder zurück an unseren ersten Fernseher mit der ersten VHS-Kassette, an unseren ersten Walkman, an unsere Ausflüge mit dem Fahrrad ins Freibad, die Erinnerung an das Auspacken unserer ersten Schallplatte und an unseren ersten PC-Monitor, der damals noch schwarz mit weißer, gelber oder grüner Schrift leuchtete.

    Auch wenn die meisten Alltagsbeschreibungen sich denen von heute gleichen, so wird einem trotzdem bewußt, dass das, was in den 80ern angefangen hat, heute um ein vielfaches schlimmer oder anders ist. Seien es die Mama-Taxis, die heute zu Helikoptern mutiert sind, oder das damals erwachende Umwelt- und Gesundheitsbewußtsein, dass heute zu ekstasischem Ausmaß angewachsen ist. Und natürlich nicht zu vergessen der Beginn der (mobilen) Technik in Form einer Kassette im Walkman.

    Es ist klar, dass nicht alle Kassettenkinder exakt das Gleiche erlebt haben, und das kann auch das Buch nicht liefern. Die Autoren haben aber in ihrer sehr ausgefeilten und pointierten Sprache versucht, alle regionalen und gesellschaftlichen Unterschiede aufzugreifen und wieder zu spiegeln. Und ich denke, man kann schon sagen, dass wir im Groben und Ganzen doch alle gemeinsam das Gleiche erlebt haben, und uns heute noch zusammen schweißt. Weil es damals auch noch nicht so eine Reizüberflutung mit den vielen verschiedenen Möglichkeiten gegeben hat. Und das wird in diesem Buch - finde ich - recht anschaulich erzählt. Ich finde es auch gut, dass nicht nur die positiven oder lustigen Erinnerungen aufgeführt wurden, sondern auch das, was nicht so toll war und uns auch bis heute noch geprägt hat, wie zum Beispiel Tschernobyl und der Krankheit AIDS. Es war nicht alles gold, was glänzte damals. Auch wenn wir alle so nostalgisch an die 80er zurückdenken. Ja, es war auch eine Zeit mit neuen Ängsten und Katastrophen, deren Ausmaß wir jetzt erst vielleicht besser begreifen können.

    Es war ein schöner, nostalgischer aber auch ein bisschen nachdenklicher Ausflug zurück in meine Kindheit und Jugend. Es war genau die Zeit, in der ich vom Kind zum jungen Mädchen wurde, zwischen 6 und 16 Jahre. Die wildesten und aufregendsten Jahre meines Lebens, in dem noch alles möglich und offen war. Danke für diese gelungene Zeitreise, ich habe mich in so gut wie allen Kapiteln und Erzählungen wieder gefunden! Und wenn Eure Kinder fragen, wie es denn damals so war als Kind, dann drückt ihnen das Buch in die Hand!

    Auch wenn ich das heutige Zeitalter, Smartphones und Vernetzung nicht verzichten möchte. Manchmal wünschte ich mir schon ein "back to the roots“. Und ich werde auch gleich mit meinen Kindern „Zurück in die Zukunft“ anschauen!
    Irgendwo im Glück Anna McPartlin
    Irgendwo im Glück (Buch)
    22.09.2016

    Sehr ergreifendes Buch über Toleranz aber auch Verzeihen können. Vor allem die letzten Seiten gehen sehr unter die Haut.

    Die ist mein erster Roman von Anna McPartlin, und ich durfte ihn im Rahmen einer Lesechallenge auf lovelyboks.de lesen. Da der Vorgänger-Roman "Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ von allen schon sehr hoch gelobt wurde, hat mich der Roman neugierig gemacht.

    Das Cover:
    Die Gestaltung der Illustratorin Felicitas Horstschäfer wirkt eher niedlich. Es lässt auch eher an einen schönen Roman denken, an eine unbeschwerte Kindheit. Die Zeichnungen sind extra im Stil von Kindermalerei mit Wachsmalstiften gehalten. Ich vermute, das könnte ein Bild sein, das Jeremy als Kind gemalt hat. Also seine Phantasie und Vorstellung, wie sein Ort des Glücks aussieht. Eine bunte Wiese mit Schmetterlingen. Voller Ruhe und Harmonie. Was Jeremy leider in seiner Kindheit nicht erleben durfte. Das Cover lässt nicht unbedingt auf das tiefgreifende Thema schließen, welches in dem Buch tatsächlich behandelt wird.

    Die Handlung:
    Maisie Bean lebt mit ihren jugendlichen Kindern bei ihrer demenzkranken Mutter, getrennt von ihrem gewalttägigen Ehemann, der plötzlich verschwunden ist. Gemeinsam mit ihren Kindern Jeremy und Valerie und ihrer besten Freundin Lynn kümmern sie sich um ihre demenzkranke Mutter. Jeremy ist ein 16 jähriger Junge mit normalen und typischen Träumen, die natürlich auch durch die Erlebnisse mit dem gewalttätigen Vater geprägt sind. Valerie ist ein 12 jähriges Mädchen, voll in der Pubertät, die ihre Provokation und Traurigkeit durch heftige Schimpfwörter Ausdruck verleiht. Die Großmutter Bridie driftet zwischen klaren Momenten und absolutem Nebel hin und her, und lässt dann die typische Aggression gegen ihre unbekannte Umwelt vor allem an Maisie aus.

    Maisie, in ihrem eintönigen und anstrengenden Alltag zwischen zwei undankbaren Jobs, Pflege der Mutter und Erziehung ihrer aufmüpfigen Tochter, beginnt sich aus ihrer alltäglichen Aufopferung zu befreien, und lässt sich das erste mal nach 17 Jahren auf ein Rendezvous mit ihrem langjährigen Bekannten Fred Brennan ein. Alles scheint für Maisie gut zu laufen, doch dann verschwindet plötzlich ihr Sohn Jeremy zusammen mit seinem besten Freund Rave, genau in einem ihrer glücklichsten Momente in ihrem Leben.

    Der Schreibstil:
    Anna McPartlin schreibt ihren Roman aus mehreren Perspektiven. Der ganze Roman geht tatsächlich nur über 5 Tage, in denen sie durch die Erinnerungen der Personen die Umstände und früheren Geschehnisse dem Leser näher bringt. Sie schreibt sehr flüssig und eingängig, bleibt aber ehrlich und authentisch mit ihren Formulierungen.

    Aber worum geht es wirklich?
    Wir sind im Januar des Jahres 1995 im erzkonservativen und hochkatholischen Irland. Irland, bekannt für Probleme mit Toleranz und Akzeptanz für Andersgläubige und Andersartige. Erinnern wir uns an die Schlagzeilen 2001, als katholische Kinder auf dem Weg zu ihrer Schule in der Nähe eines protestantischen Wohnviertels mit Steinen beworfen wurden. Ein Irland, in dem die Scheidung bis November 1995 verboten war, und 2009 das Gesetz zur Bestrafung von Blasphemie noch erhärtet wurde. Oder die Strafgesetze, in dem homosexuelle Akte (auch im Privatbereich) strafbar waren, erst 1993 abgeschafft wurden und die Prügelstrafe, das Recht der körperlichen Züchtigung von Kindern, erst 2015 (!) aus der Verfassung gestrichen und verboten wurde!

    Mit diesen Informationen im Kopf kann man einige Verhaltensweisen der Personen im Roman etwas besser nachvollziehen (aber nicht wirklich verstehen). Die Angst vor Gerede in der Nachbarschaft, man könnte Dreck am Stecken haben oder „anders“ sein, ist allgegenwärtig und diktiert ganz extrem die Handlungsweisen der Personen. Ja nicht auffallen, und ja nicht zum Gespött der Gemeinde werden.

    Es geht nicht nur um das Verschwinden von zwei Jungen, die zermürbende Suche und vor allem auf das bange Hoffen, dass sie doch lebend wieder zurückkommen. Sondern es ist auch ein Appell gegen die gesellschaftliche Intoleranz gegenüber den Mitmenschen mit anderer Gesinnung und anderer Meinung. Und es geht auch um das Verstehen, um das Verzeihen können und das einander Akzeptieren.

    Meine Meinung:
    Anna McPartlin schafft, mit diesem am Schluss sehr emotionalen Roman, eine gesellschaftskritisches Werk, dessen moralischer Appell auch ganz besonders für heutige Verhältnisse gilt.

    Es ist schön mitzuerleben, welche Verwandlung die einzelnen Personen im Laufe der 5 Tage machen, wie sie lernen den Anderen zu akzeptieren aber auch zu verzeihen. Oder auch lernen endlich jemanden die Stirn zu bieten und ehrlich die Meinung sagen zu können, und sich dadurch auch vom gesellschaftlichen Druck abheben. Diese Thematik zieht sich in allen zwischenmenschlichen Beziehungen im gesamten Buch durch.

    Alle Mitglieder der Familie Bean sind mir sehr zu Herzen gegangen. Jeder hat seine Ängste und Bedürfnisse und ich konnte mich sehr gut in jeden einfühlen. Die Schilderungen einiger Szenen haben mich sehr getroffen und manches mal konnte ich nicht nachvollziehen, warum der oder die so gehandelt haben und war auch teilweise entsetzt! Da musste ich mir dann immer vergegenwärtigen, in welchem Jahr und in welchem Land wir gerade sind.

    Der Schreibstil hat mich sehr begeistert. Auch die Perspektivenwechsel zwischen den Personen finde ich sehr gelungen! Ich finde die Rückblicke toll gelöst und stören auch nicht. Manchmal war mir aber der Wechsel zwischen Erinnerung und aktueller Handlung zu undeutlich, da hätte vielleicht eine einfache Leerzeile ausgereicht, den gedanklichen Zeitsprung zurück zu schaffen.

    In der Mitte und der Anfang des letzten Abschnittes wirken einige Passagen etwas zäh auf mich. Dafür wird es gegen Ende richtig rasant. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und hatte nur noch Tränen in den Augen. Die Autorin reizt auch die Frage, wie der arme Jeremy nun zu Tode gekommen ist, bis zur letzten Seite aus und lässt dem Leser die verschiedensten und auch wildesten Spekulationen durchleben. Der Epilog gibt dann leider auch noch eine Schippe drauf und ist dann doch etwas sehr kitschig.

    Es ist alles in allem ein sehr ergreifendes und emotionales Buch das ich auf jeden Fall zum Lesen empfehlen kann.
    26 bis 45 von 45 Rezensionen
    1
    2
    Newsletter abonnieren
    FAQ- und Hilfethemen
    • Über jpc

    • Das Unternehmen
    • Unser Blog
    • Großhandel und Partnerprogramm
    MasterCard VISA Amex PayPal
    DHL
    • AGB
    • Versandkosten
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt
    • Hinweise zur Batterierücknahme
    * Alle Preise inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten
    ** Alle durchgestrichenen Preise (z. B. EUR 12,99) beziehen sich auf die bislang in diesem Shop angegebenen Preise oder – wenn angegeben – auf einen limitierten Sonderpreis.
    © jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft mbH
    • jpc.de – Leidenschaft für Musik
    • Startseite
    • Feed
    • Pop/Rock
    • Jazz
    • Klassik
    • Vinyl
    • Filme
    • Bücher
    • Noten
    • %SALE%
    • Weitere Weitere Bereiche
      • Themenshops
      • Vom Künstler signiert
      • Zeitschriften
      • Zubehör und Technik
      • Geschenkgutscheine
    • Anmelden
    • Konto anlegen
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt