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    amena25 Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 04. Juli 2016
    "Hilfreich"-Bewertungen: 4
    83 Rezensionen
    TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen? TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen? (Buch)
    21.11.2017

    Unnötig kompliziert

    Nicolette Farell kehrt nach 10 Jahren in ihre Heimatstadt Cooley Ridge zurück, um ihr Elternhaus instand zu setzen und es verkaufen zu können. Ihr Vater, der an Demenz leidet, lebt seit einem Jahr in einem Heim. Ihr Bruder Daniel, der mit seiner Frau Laura in Cooley Ridge lebt und sich um den Vater kümmert, drängt aus finanziellen Gründen auf den Hausverkauf.
    Nic hatte damals von einem Tag auf den anderen ihre Heimatstadt verlassen. Kurz zuvor war ihre beste Freundin Corinne spurlos verschwunden und Nic hat nach wie vor mit den Erinnerungen daran zu kämpfen.
    Zu Beginn kann man sich gut mit Nic identifizieren, die nach langer Abwesenheit und nur gelegentlichen Kurzbesuchen mit schlechtem Gewissen ihrem Vater und ihrem Bruder gegenüber zurückkehrt. Auch ihre widersprüchlichen Gefühle angesichts alter Erinnerungen, früheren Bekannten und Freunden kann man gut nachempfinden. Beim Zusammentreffen mit ihrer Jugendliebe Tyler knistert es gewaltig, obwohl Nic in Phidalephia mit dem korrekten Anwalt Everett liiert ist.
    Als kurz nach Nics Ankunft ein weiteres Mädchen verschwindet – ausgerechnet Tylers derzeitige Freundin Annaleise – setzt dies bei allen Beteiligten einiges in Gang. Allerdings wird die Handlung von da an nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern von Tag 15 an rückwärts bis zum Verschwinden Annaleises erzählt, die Motive der einzelnen Beteiligten kristallisieren sich allmählich heraus und man erfährt, was damals vor zehn Jahren mit Corinne geschah. Diese Erzählkonstruktion ist an sich originell und könnte raffiniert sein, hier hat sie sich in meinen Augen allerdings nicht bewährt. Die Spannung hat sich dadurch nicht erhöht, eher wurde der Erzählfluss unnötig verkompliziert. Zu viele Andeutungen, zu viel Reden um den heißen Brei nehmen Tempo und Spannung raus. Durch den verräterischen Untertitel weiß man auch schon von Beginn an, dass es um Lügen und Verdrängung geht, nur noch nicht, wer wen belügt. Das Ende, nun wieder chronologisch erzählt, bietet noch eine kleine Überraschung.
    Ein solider Thriller, etwas zu konstruiert, aber das Etikett ,,Megaseller“ halte ich für übertrieben.
    Dunkel Land Dunkel Land (Buch)
    12.11.2017

    Potential leider nicht ausgeschöpft


    Als Verena Hofer im Havelland ankommt, wo sie für die nächsten drei Monate einen Babysitter-Job antritt, ist sie mehr als erstaunt. Der Ort Wuthenow entpuppt sich als altehrwürdiges Gut, der Neffe der Hausherrin, um den sie sich kümmern soll, ist Mitte 30 und überaus attraktiv. Dr. Carl von Wuthenow ist Kriminalist, der erst kürzlich im Dienst angeschossen wurde und seitdem unter Störungen des Kurzzeitgedächtnisses leidet. Verena Hofer soll Carl von Wuthenow beschäftigen und ihn im Alltag begleiten. Da Verena Hofer dringen Geld braucht, nachdem sie für ihre Nichte Amelie das Sorgerecht übernommen und ihren Job an der Uni verloren hat, nimmt nach kurzem Zögern das finanziell sehr lockende Angebot an. Carl von Wuthenow nutzt Verenas Hilfe geschickt, indem er sie sofort in seine nächste Ermittlung einbezieht, die die beiden nach Berlin führt. Die übel zugerichtete Leiche eines jungen Mannes, vermutlich eines Strichers, wird gefunden und erste Hinweise deuten auf einen Täter in der rechten Szene hin.
    Das erste Drittel des Krimis liest sich durchaus spannend. Das ungleiche Ermittlerpaar bietet interessanten Zündstoff. Besonders die Szene, als Carl von Wuthenow Verena am nächsten Tag nicht mehr erkennt, da er sich ja nicht mehr an sie erinnern kann, und sie bedroht, ist wirklich originell. Auch die Konflikte, die sich mit dem zuständigen Hauptkommissar ergeben, der von außen stehenden Beratern natürlich gar nichts hält, sind zunächst unterhaltsam.
    Dann flacht die Handlung allerdings ziemlich ab. Der Fall wird zunehmend spannungsärmer und vorhersehbar, dafür rücken Verenas Gefühle ihrem Schützling gegenüber in den Vordergrund, was aber eher klischeemäßig und vorhersehbar daherkommt. Die Nichte Amelie, für die Verena Mutterersatz sein soll, ist nur noch eine Randfigur, die Dialoge mit ihr für ein Kind im Kindergartenalter dagegen doch recht ungewöhnlich. Die Konflikte mit dem Hauptkommissar lösen sich in allseitiges Wohlgefallen und harmonische Zusammenarbeit auf.
    Schade. Diesem Ermittlerduo wäre eigentlich mehr Potential zu gönnen gewesen. Wer weiß, vielleicht ist der nächste Fall ja weniger gefühlsbetont und dafür kriminalistisch interessanter.
    Niemals Andreas Pflüger
    Niemals (Buch)
    17.10.2017

    Extrem

    Wer den ersten Band ,,Endgültig“ gelesen hat, weiß, was einen erwartet: Harte Krimikost in jeglicher Hinsicht.
    Jenny Aaron ist eine ganz besondere Heldin, denn sie ist blind. Als Mitglied einer Spezialeinheit des Bundeskriminalamtes nahm sie sechs Jahre lang an höchst riskanten und meist geheimen Einsätzen teil. Ihre überragenden Fähigkeiten in physischer und psychischer Hinsicht waren ausschlaggebend dafür, dass sie als einzige Frau dieser Sondereinheit angehörte. Bei einem Einsatz wurde sie so schwer verletzt, dass sie seitdem blind ist. Doch Jenny Aaron will sich nicht mit ihrem Schicksal abfinden und kämpft darum, auch blind genauso gut zu sein wie früher.
    Während die Sondereinheit mit der neuen Chefin Inan Demirci sie nun nach fünf Jahren unbedingt zurückholen will, ist Aaron verunsichert, ob sie sich dieser Herausforderung wirklich stellen kann. Da erfährt sie, dass ihr Feind Ludger Holm, der im ersten Band eine wichtige Rolle spielt, ihr zwei Milliarden hinterlassen hat. Um an das Geld zu kommen, muss sie allerdings nach Marrakesch. Dort erwartet sie der gefährlichste Mann der Welt und Aaron muss sich ihrer Vergangenheit und ihrer größten Angst stellen.
    Andreas Pflügers Stil ist äußerst knapp, fast schon telegrammstilartig. Die Szenen wechseln rasant, die Dialoge sind oft radikal verkürzt, sodass man als Leser ständig aufs Neue herausgefordert ist. Jenny Aaron mit ihrem absoluten Willen und ihrer extremen Risikobereitschaft ist nicht unbedingt sympathisch. Dafür wirkt sie zu stark und unnahbar. Nur ganz zu Beginn, als sie an sich zweifelt, und am Ende, als sie endlich loslassen kann, kommt man ihr etwas näher.
    Die Handlung wird sehr tempo- und actionreich geschildert, dem Leser sind nur wenige Verschnaufpausen vergönnt. Allerdings verliert man angesichts der zahlreichen Figuren, die teils auch noch ein Doppelleben führen, und angesichts der vielen Verwicklungen gelegentlich etwas den Überblick, was der Spannung aber keineswegs abträglich ist.
    Ein hoch spannender Thriller, der dem Leser einiges abverlangt.
    Nachts am Brenner Lenz Koppelstätter
    Nachts am Brenner (Buch)
    05.10.2017

    Im Niemandsland


    Der dritte Fall für Commissario Grauner führt ihn und seinen neapolitanischen Kollegen Saltapepe an den Brenner, in das Niemandsland zwischen Österreich und Italien, ein Ort, an dem keiner verweilt.
    Sehr poetisch beginnt der Roman mit der Schilderung der Nacht, die alle Menschen gleich macht, die Geschehenes ungeschehen, Gesehenes ungesehen macht. Umso stärker ist dann der Kontrast zum grausigen Fund einzelner Körperteile, die wie in einer Schnitzeljagd zur Leiche führen. Der Tote ist ein 87-jähriger Mann, der allein auf seinem Hof lebte und regelmäßig mit anderen alten Männern im Dorfgasthof Karten spielte. Er wurde offenbar zu Tode geschleift. Während Grauner und Saltapepe sich erst einmal gegen die örtliche Polizei durchsetzen müssen und die ersten Befragungen stattfinden, wird ein weiterer Mann aus der Kartenspielerrunde tot aufgefunden.
    Als Grauner Hinweise findet, dass die Toten auch mit dem immer noch ungeklärten Mord an seinen Eltern zu tun haben könnten, ermittelt er in eigener Sache. Damit setzt er sich dem Zorn des Staatsanwaltes Belli aus und riskiert sogar seinen Job. Dafür kommt sein sympathischer Kollege Saltapepe etwas mehr zum Zug. Neben dem jungen Ispettore, der in Sachen Autos und Technik sehr bewandert ist, wirkt Grauner manchmal ziemlich behäbig und altmodisch. Er trauert seinem alten Fiat Panda nach und kann sich noch nicht einmal mit der Zentralverriegelung per Fernbedienung am neuen Auto anfreunden.
    Irgendwie wirkt Grauner mit seiner Vorliebe für Mahler-Symphonien und seinen ,,Viechern“ auf seinem kleinen Bauernhof etwas aus der Zeit gefallen, urig, ja fast schon schrullig, aber dennoch authentisch und sympathisch. Dass dieser Fall ihn auch sehr persönlich betrifft, trägt besonders zur Spannung bei.
    Lenz Koppelstätter beschreibt Regionaltypisches ohne ins Klischeehafte abzudriften. Seine
    bildhafte, ausdrucksstarke Sprache, die den Südtiroler Einschlag erkennen lässt, bietet neben der Spannung der Kriminalhandlung auch noch literarischen Genuss.
    Ein Krimi, für den man sich Zeit nehmen sollte.
    SOG SOG (Buch)
    18.09.2017

    Im Sog der Rache


    Wie auch der Vorgängerband ,,DNA“ werden in ,,Sog“ brutale und grausame Morde begangen, die in der Form im beschaulichen Island normalerweise nicht vorkommen. Auch hier spielt die Vergangenheit eine wichtige Rolle. In Reykjavik wird eine Zeitkapsel mit Schüleraufsätzen gehoben. Die Schüler beschrieben im Jahre 2006 darin, wie sie sich Island im Jahr 2016 vorstellen. Neben kindlichen Wünschen und Vorstellungen findet sich auch ein verstörender Text, der den Tod von 6 Personen vorhersagt. Allerdings werden nur Initialen genannt, weswegen die Polizei den Brief zunächst nicht besonders ernst nimmt. Als dann allerdings in einem Hot Tub zwei abgeschnittene Hände gefunden werden und es kurz darauf einen weiteren Toten gibt, wird die Polizei aktiv. Kommissar Huldar, der nach dem letzten Fall degradiert worden ist und nun seine frühere Kollegin Erla als Chefin hat, sieht eine Chance, sich durch diesen Fall rehabilitieren zu können. Außerdem bietet sich so für ihn die Möglichkeit, die Kinderpsychologin Freyja in den Fall einzubinden und so den Kontakt zu ihr wieder aufzunehmen. Seit dem letzten Fall zeigt sie ihm die kalte Schulter, dennoch ist Huldars Interesse an ihr nach wie vor groß.
    Die Brutalität der Morde, die auf Racheakte schließen lassen, wird etwas aufgelockert durch Huldar und Freyja, die wie Katz und Maus umeinander herumschleichen. Huldar mit all seinen Fehlern und Schwächen hat einen ganz besonderen Charme. Über seine beruflichen Misserfolge grämt er sich nicht besonders, auch seiner früheren Kollegin Erla gönnt er den Chefposten. Allerdings hat er weiterhin mit ihren Annäherungsversuchen zu kämpfen und tritt in fast jedes Fettnäpfchen, das sich irgendwo auftut. Freyja dagegen hat mit ihrem nicht existierenden Privatleben zu kämpfen und kümmert sich um ihren Bruder im Gefängnis, der allerdings nicht besonders unter dieser Situation zu leiden scheint.
    ,,Sog“ ist wie auch der Vorgängerband sehr unterhaltsam, absolut spannend und zieht den Leser in seinen Bann. Yrsa Sigurdardóttir versteht ihr Handwerk meisterhaft!
    Der Preis, den man zahlt Der Preis, den man zahlt (Buch)
    16.09.2017

    Ein Leben auf Messers Schneide

    Spanien im Jahre 1936: Der Spion Lorenzo Falcó ist ein Abenteurer und Lebemann. Sein charismatisches Wesen und sein attraktives Äußere bescheren ihm viel Erfolg bei den Frauen, seine Risikobereitschaft und Skrupellosigkeit machen ihn zu einem äußerst erfolgreichen Spion. Im spanischen Bürgerkrieg kämpft er auf seiten der nationalistischen Falangisten und erhält den Auftrag, einen hochrangigen politischen Gefangenen, den Falange-Gründer Antonio Primo de Rivera, aus dem Gefängnis in Alicante zu befreien. Dabei werden ihm drei junge Leute zur Seite gestellt, brennend vor Tatendrang und leidenschaftlich von ihrer Sache überzeugt. Eine davon ist Eva Rengel. Sie passt eigentlich nicht in Falcós Beuteschema, übt aber durch ihren rätselhaften und starken Charakter eine große Anziehungskraft auf ihn aus. Bei der riskanten Befreiungsaktion geht es um Leben und Tod, alle Beteiligten müssen sich absolut auf den anderen verlassen können. Doch keiner weiß, ob er dem anderen wirklich trauen kann. Und plötzlich ändert sich Lorenzos Auftrag.
    Lorenzo Falcó ist nicht unbedingt eine sympathische Figur. Er führt seine Aufträge befehlsgetreu und präzise, aber auch leidenschafts- und skrupellos aus. Nicht scheint sein Gewissen zu belasten. Dabei geht es sowohl um Mord als auch um Folter. Er handelt nicht aus politischer Überzeugung, er wirkt sogar eher desinteressiert an Politik. Sein Lebenselixier ist der Nervenkitzel, das Risiko, das Hochgefühl bei der Jagd. Peréz-Reverte versteht es, dieses ,,Gefühl totaler Freiheit und Ungebundenheit, ohne Vergangenheit und Zukunft“ (S. 149) dem Leser nahezubringen. Auch wenn manche Szenen sehr brutal geschildert werden, wird man als Leser von der Spannung mitgerissen. Etwas Hintergrundwissen zum Spanischen Bürgerkrieg und den beteiligten Parteien und Gruppierungen sollte man mitbringen, um sich von den vielen Abkürzungen und verschiedenen Personen nicht verwirren zu lassen.
    Allerdings schafft es der Autor, durch seine detailgenauen Schilderungen und seine bildhafte Sprache, den historischen Hintergrund vor dem inneren Auge des Lesers zum Leben zu erwecken. Auf eine Fortsetzung darf man gespannt sein.
    Borge, Ø: Kreuzschnitt Borge, Ø: Kreuzschnitt (Buch)
    06.09.2017

    Gerne mehr von Bogart Bull!


    Bogart Bull: was für ein Name! Er ist Kommissar bei der Osloer Kriminalpolizei und durchlebt nach dem Unfalltod seiner Frau und seiner kleinen Tochter eine tiefe Krise. Hinzu kommt, dass der Unfall durch einen von Bogart vor Jahren gefassten Kriminellen absichtlich verursacht wurde. Trauer und Schuld hat Bull durch Alkohol zu verdrängen versucht, bis er nun zwar endlich trocken, aber immer noch tief gezeichnet ist.
    Von seiner Chefin wird Bogart Bull zu Europol versetzt, wo er in Sainte-Maxime in Südfrankreich den Mord an dem norwegischen Unternehmer und Kunstsammler Axel Krogh aufklären soll. Kroghs Leiche weist auf dem Rücken ein mit dem Messer eingeschnittenes Kreuz auf. Ein Symbol? Obwohl die ganze Villa voller wertvoller Kunstgegenstände ist, fehlt nur ein kleines Bild, das vermutlich von Edvard Munch stammt. Nur kurze Zeit später wird eine zweite Leiche gefunden, ähnlich zugerichtet wie Axel Krogh. Doch das Vorgehen ist nicht ganz identisch. Handelt es sich also um einen oder um mehrere Täter?
    Bulls Ermittlungen, die er zusammen mit dem französischen Kollegen Jean Moulin durchführt, führen ihn in die Vergangenheit, in die Zeit der Résistance und der deutschen Besatzung Frankreichs. In eingeschobenen Kapiteln wird aus der Perspektive der damals Beteiligten erzählt, was die Vergangenheit lebendig und anschaulich vermittelt. Auch die Zeit, als das gestohlene Gemälde entstand, lässt der Autor aus Sicht der Maler bildhaft auferstehen.
    Diese Kapitel stören zwar etwas den Erzählfluss der Gegenwart, verdeutlichen aber dadurch auch die Komplexität der Handlung. Bogart Bull gibt einen überaus sympathischen Ermittler ab, der durch seine Recherchen und vielleicht auch durch die angenehme Atmosphäre an der Côte d’Azur wieder zu neuem Lebensmut zurückfindet.
    Die Auflösung des Falls erscheint mir allerdings am Ende doch etwas zu konstruiert. Hier wäre eine weniger komplexe Lösung in meinen Augen überzeugender gewesen.
    Insgesamt ist ,,Kreuzschnitt“ aber ein spannender, unterhaltsamer und empfehlenswerter Roman und Bogart Bull sollte unbedingt weiter ermitteln!
    Was man von hier aus sehen kann Mariana Leky
    Was man von hier aus sehen kann (Buch)
    02.09.2017

    Das wirkliche Leben



    Wie das merkwürdige Tier Okapi, das aussieht, als wäre es aus lauter unterschiedlichen Tieren zusammengesetzt und als würde nichts davon zusammenpassen, so sieht auch manchmal das wirklichen Leben aus. Menschen, die eigentlich nicht zusammengehören, kommen zusammen, es passieren Dinge, die eigentlich nicht geschehen sollten, zumindest nicht in dieser Kombination.
    Auf wunderbar leichte Art erzählt Mariana Leky in ihrem Roman ,,Was man von hier aus sehen kann“ vom Leben in einem kleinen Dorf im Westerwald. Hier wächst Luise auf, mit einem Vater, der immer ,,mehr Welt hereinlassen will“ und schließlich auf Reisen in ferne Länder geht, mit einer Mutter, die immer schnell wieder los muss, dem Schulfreund Martin, der einen gewalttätigen Vater hat, und ihrer Großmutter Selma, die verlässlicher Dreh- und Angelpunkt in Luises Welt, aber auch in der ganzen Geschichte ist.
    Selma erscheint hin und wieder im Traum ein Okapi, und binnen 24 Stunden stirbt jemand. Das will Selma zwar eigentlich für sich behalten, aber jeder im Dorf bemerkt Selmas Ablenkungssversuche und das ,,Geheimnis“ spricht sich sehr schnell herum. Da niemand weiß, wen der Tod ereilen wird, lassen sich die Dorfbewohner zu Handlungen oder Geständnissen hinreißen, die sie bisher ein Leben lang tunlichst vermieden haben.

    Dieser Roman erzählt in drei Teilen von Luise als zehnjährigem Mädchen, als Buchhändlerlehrling in den Zwanzigern und als Frau in den Dreißigern. Im zweiten Teil begegnet sie Frederik, der Liebe ihres Lebens. Doch dieser ist ein buddhistischer Mönch und lebt in einem Kloster in Japan.

    Lekys Sprache ist klar und scheinbar einfach, Luises Sicht wirkt gelegentlich etwas kindlich-naiv, um dann in einer plötzlichen Spitze oder verblüffenden Wendung den Leser zu überraschen. Ein äußerst lesenswertes und hinreißendes Buch, das einen zum Weinen und zum Lachen bringen kann, so wie das wirkliche Leben.
    Dem Kroisleitner sein Vater Dem Kroisleitner sein Vater (Buch)
    09.08.2017

    Crossculture-Krimi


    Frassek, Polizeiobermeister in Berlin, hat mehr als nur eine Pechsträhne. Vor kurzem ist erst die Mutter gestorben, jetzt der Vater, die Frau hat ihn verlassen und seine pubertierende Tochter findet ihn ,,sowas von alt“. Die Beerdigung des Vaters schwänzt er einfach und fährt stattdessen weiter in die Berge, wo er in dem kleinen Dorf St. Margarethen in der Steiermark landet. Zurück in Berlin muss er sich um abzuschiebende Asylanten kümmern, die auf geheimnisvolle Weise jedes Mal vorgewarnt werden und rechtzeitig verschwinden. Als Frassek und sein Kollege Sprotz versuchen, den Täter, genannt der ,,Robin Hood vom Humboldthain“, durch eine List zu fassen, blamieren sie sich grandios. Und dann erfährt Frassek auch noch, dass er als Verdächtiger in einem Mordfall in St. Margarethen gesucht wird. Der 104-jährige Alois Kroisleitner wurde ermordet, und zwar genau zu dem Zeitpunkt, als sich Frassek dort aufhielt. Da hilft nur noch die Flucht nach vorn. Frassek begibt sich samt seiner Tochter ins idyllische St. Margarethen und ermittelt selbst. Dabei kommen nicht nur lange gehütete Dorf- und Familiengeheimnisse zutage, auch die Ereignisse im und nach dem 2. Weltkrieg spielen eine Rolle.
    Die Gattung ,,Kriminalroman“ beschreibt den Charakter des Buches nur bedingt. Zwar gibt es Tote, Verdächtige und Mörder, die Spannung ergibt sich aber eher aus der Mischung von Regionalem, Historischem, allgemein Menschlichem und Witz. Klamauk ist durchaus vorhanden, wenn Berliner Schnauze auf Steiermark trifft. Doch hat das Buch weit mehr als so mancher humorige Regionalkrimi zu bieten. Wenn Frassek und der ,,junge“ Kroisleitner sich über das Sterben unterhalten, geht es schon fast ins Philosophische.
    Die häufigen Orts- und Perspektivenwechsel fordern die Aufmerksamkeit des Lesers. So einiges muss man sich wie ein Puzzle zusammensuchen, auch in die Sprache der St. Margarethener muss man sich erst einfinden. Doch gerade das macht den besonderen Reiz dieses Buches aus. Mich hat das Buch gut unterhalten, gerade weil es sich eher um eine Mischung aller möglichen Gattungen und Stile als um einen Krimi im eigentlichen Sinne handelt.
    Sieh nichts Böses Inge Löhnig
    Sieh nichts Böses (Buch)
    08.08.2017

    Sieh nichts Böses - Tu nichts Böses


    Dies ist der 8. Band um den Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort, den man aber auch ohne Vorkenntnis der Vorgänger gut lesen kann. Allerdings entgeht einem dann der Reiz des Wiedererkennens bekannter Figuren und deren Entwicklung im Laufe der Jahre.
    Konstantin Dühnfort, genannt Tino, kommt gerade mit seiner Frau Gina aus den Flitterwochen zurück und beide freuen sich sehr auf ihr erstes Kind. Kaum zu Hause angekommen, wird er auch schon zu einem Fall gerufen. Bei einer Polizeiübung mit Leichensuchhunden wird tatsächlich eine Leiche gefunden: eine halbverweste junge Frau, neben ihr die kleine Figur eines Affen, der seinen Unterleib bedeckt. Die drei weisen Äffchen (Nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sagen) sind allseits bekannt. Doch dass es einen vierten Affen gibt, mit der Bedeutung ,,Tu nichts Böses“, ist weniger bekannt. Gemeint ist damit auch ,,Habe keinen Spaß“, auch körperlicher Art. Soll diese Grabbeigabe eine Mahnung oder gar eine Rechtfertigung für den Mord sein? Bald stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um eine Frau handelt, die vor Jahren angeblich untergetaucht ist. Da sie sich im Streit von Freund und Eltern getrennt hatte, hat sie auch niemand als vermisst gemeldet. Oder hatten der Freund oder die Eltern andere Gründe, sie nicht zu suchen?
    Als eine weitere junge Frau verschwindet und es immer mehr Parallelen zum ersten Fall gibt, muss Dühnfort seine privaten Sorgen weit hintenanstellen, um dem Täter auf die Spur zu kommen.
    Der Krimi beginnt recht geruhsam und es dauert etwas, bis Dynamik ins Spiel kommt. Dühnforts Privatleben und die Sorgen um sein ungeborenes Kind nehmen viel Raum ein, was den Kommissar durchaus menschlich erscheinen lässt. Auch einige Nebenfiguren werden genau und ausführlich geschildert, was sie zwar nicht unbedingt sympathisch erscheinen lässt, aber deutlich macht, dass jeder seine eigene Wahrheit hat. Manche Personen erscheinen mir aber zu eindimensional, wie z.B. die Lindentals. Ein durchaus unterhaltsamer Krimi, der viel Raum für Nebenschauplätze bietet, was stellenweise aber die Spannung etwas beeinträchtigt.
    In tiefen Schluchten Anne Chaplet
    In tiefen Schluchten (Buch)
    01.08.2017

    Spuren der Vergangenheit



    ,,In tiefen Schluchten“ erzählt eine interessante Geschichte in einer interessanten Gegend. Die raue und wilde Landschaft des Vivarais am Fuße der Cevennen bildet den Hintergrund für das Geschehen. Die ehemalige Anwältin Victoria Godon, genannt Tori, lebt in dem Dörfchen Belleville, wo sie mit ihrem Mann Carl ein Haus gekauft hat. Seit dem Tod ihres Mannes lebt sie allein im Maison Sarrasine und versucht, mit ihrer Trauer fertig zu werden. Ihre näheren Kontakte im Dorf beschränken sich auf andere Deutsche, die mehr oder weniger lang schon dort leben. So z.B. die nun 75-jährige Eva, die als Hippie in die Gegend kam, blieb und nun ihren Lebensunterhalt als Vermieterin von Ferienappartements verdient. Als einer ihrer Feriengäste, ein holländischer Höhlenforscher, verschwindet, macht sich Tori ein wenig Sorgen. Als dann auch noch der alte Didier Thibon tot aufgefunden wird, kurz nachdem er Tori von Schätzen und Schmuggel-Verstecken in den zahlreichen Höhlen der Gegend erzählt hat, ist Tori mehr als beunruhigt und macht sich auf die Suche. Unterstützt wird sie dabei von Nico, einem ehemaligen deutschen Polizisten. Wie Eva ist auch Nico eine sympathische, aber eher blass bleibende Figur, deren Vergangenheit und deren Gründe, sich im Vivarais anzusiedeln, nur knapp angedeutet werden. Hier würde man gerne mehr erfahren. Auch die Integration in den französischen Bevölkerungsteil des Dorfes ist sicher noch ausbaufähig.
    Tori stößt bei ihren Recherchen auf die Spuren der Hugenotten, die im 18. Jahrhundert in der Gegend Zuflucht fanden. Auch die Résistance gegen die deutschen Besatzer im 2. Weltkrieg hat die Region und ihre Bewohner bis heute nachhaltig geprägt. Dieser historische Hintergrund wird recht ausführlich erklärt, dadurch wirkt die Handlung aber etwas zu überfrachtet und die Spannung leidet.
    Die Auflösung des Falls ist etwas unbefriedigend, da einige Fragen unbeantwortet bleiben. Vielleicht werden diese ja in einem Folgeband aufgegriffen? Auch die Figuren hätten das Potenzial für eine Fortsetzung.
    Eine von uns Eine von uns (Buch)
    24.07.2017

    Sehr britisch – sehr bizarr


    In einem kleinen Dorf in der englischen Provinz, wo jeder jeden zu kennen glaubt, kommt es zu merkwürdigen Einbrüchen. Dabei wird aber meist nichts gestohlen, sondern nur kleine Spuren hinterlassen oder Dinge an einen anderen Platz gestellt. Doch die Betroffenen bemerken, dass jemand in ihrem Haus oder ihrem Schlafzimmer war. Der geheimnisvolle ,,Einbrecher“, bald der ,,Fox“ genannt, bringt die Dorfbewohner dazu, sich gegenseitig zu verdächtigen und zu misstrauen. Jeder verschließt Fenster und Türen, einige bewaffnen sich, und dennoch dringt der Fox in die Häuser ein. Eines Tages verschwindet Anna, die sich jahrelang um ihre Mutter gekümmert hat. Sie ist eine unscheinbare, freundliche junge Frau, die jeder kennt, aber niemand weiß etwas Genaueres über sie. Hat der Fox Anna entführt oder sogar getötet? Die Atmosphäre im Dorf spitzt sich zu, alte Geschichten und verborgen geglaubte Geheimnisse werden durch die zunehmend aggressiver werdenden gegenseitigen Verdächtigungen ans Licht gezerrt.
    Die einzelnen Kapitel mit teils so merkwürdigen Titeln wie ,,Foto“, ,,Handschuh“ oder ,,Hautcreme“, die jeweils einen Gegenstand von Bedeutung in den Fokus stellen, werden aus der Sicht verschiedener Beteiligter erzählt. Da gibt es Deloris, die jung verheiratete und zunehmend frustrierte Ehefrau, oder Brian, der sympathische Dorfpolizist, der sich um seinen behinderten Bruder kümmert, Jim, der neue Seelsorger des Dorfes, der mit einer dunklen Vergangenheit zu kämpfen hat oder Stan, der mit Anna ein sehr privates Geheimnis geteilt hat. Diese Geschichten sind interessant, allerdings hält sich die Spannung doch eher in Grenzen, da alle Figuren sehr passiv und unentschlossen wirken. Die Spannung steigt etwas gegen Ende des Romans, als man auf Spuren von Anna stößt und sich die Schlinge um den Fox allmählich enger zieht. Die Schilderung der tiefen Abgründe der Dorfidylle ist durchaus lesenswert, allerdings sollte man keine Hitchcock-Spannung erwarten, wie im Klappentext angekündigt.
    Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf Oliver Pötzsch
    Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf (Buch)
    14.07.2017

    Geschichte hautnah


    Im Jahre 1672 reist der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl mit seiner Familie nach München. Endlich wurde er zum Rat der Zwölf eingeladen – ein Ehre, auf die er schon lange gewartet hat. Mit auf den Weg machen sich seine Töchter Barbara und Magdalena mit deren Ehemann Simon Fronwieser, dem Stadtmedicus. Auch er hat große Erwartungen in die Reise nach München, hofft er doch, dort bei einem bekannten Arzt vorsprechen und sein medizinisches Traktat über ihn veröffentlichen zu können. Für die 18-jährige, noch ledige Tochter Barbara, will Jakob Kuisl unter den Ratsmitgliedern endlich einen Ehemann finden. Doch die ansonsten lebenslustige Barbara ist ungewollt schwanger. In ihrer Verzweiflung vertraut sie sich nur ihrer Schwester Magdalena an, nicht aber ihrem Vater. Ein uneheliches Kind ist eine zu große Schande, nicht nur für Barbara, sondern für die ganze Familie Kuisl.
    Gleich am Tag ihrer Ankunft zieht Jakob Kuisl ein totes Mädchen aus dem Bach. Sie wurde offenbar ertränkt. Der Spürsinn des Schongauer Henkers erwacht, als noch mehr junge Frauen ermordet aufgefunden werden. Bei allen wird ein kleines Medaillon gefunden, und alle Morde tragen die Handschrift eines Henkers. Ist der Mörder einer aus dem Rat der Zwölf? Doch nicht nur Jakob Kuisl ,,ermittelt“ auch seine Tochter Magdalena begibt sich auf die Suche und gerät dabei in tödliche Gefahr.
    Der historische Roman verknüpft sehr anschaulich und spannend historisches Wissen mit der Suche nach einem Serienmörder. Die Schilderung der aggressiven Stimmung in den rauch- und biergeschwängerten Wirthausstuben wirkt genauso lebendig wie die pompösen Szenen am Hof. Das Schicksal aller Mitglieder der Kuisl-Familie erlebt und erleidet man hautnah mit. Besonders die Situationen, in denen die Familie als Henkersleute erkannt und als Ehrlose behandelt wird, stimmen nachdenklich und betroffen.
    Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich zunehmend spannend und rasant und endet sehr überraschend. Einzig der Schluss ist vielleicht etwas zu versöhnlich gestaltet.
    Auch wenn dies der 7. Band um die Henkersfamilie ist, kann man den Roman getrost ohne Vorkenntnis der anderen Bände lesen.
    Kidd, J: Freund der Toten Kidd, J: Freund der Toten (Buch)
    04.05.2017

    Schräg und poetisch


    Im abgelegenen irischen Dorf Mulderrig kommt im Jahr 1976 ein junger, abgerissener Kerl mit langen Haaren und Lederjacke an. Dichter oder Großmaul, denkt der Wirt, und hat damit nicht so ganz Unrecht. Mahony ist Kleinganove, Hippie und eine Art Lebenskünstler, der in seinem Geburtsort Mulderrig das Verschwinden seiner Mutter vor 26 Jahren aufklären will. Doch die Dorfbewohner sind sehr misstrauisch und reserviert und wollen die Wahrheit, die wohl so mancher ahnt, lieber unter einem fest verschlossenen Deckel halten. Wer nun meint, eine Art Krimi vor sich zu haben, wird schon auf den ersten Seiten eines Besseren belehrt. Denn Mahony sieht die Toten, und das ist nicht im übertragenen Sinn gemeint. Er sieht sie in den Ecken der Bar, im Wald oder durch die Wände schweben, manchmal verraten sie ihm etwas, manchmal auch nicht. Das macht das Buch zu einer sehr bizarren, aber auch sehr poetischen Geschichte. Eine Art modernes Märchen, in dem auch von Mord- und Totschlag detailreich erzählt wird.
    Im Dorf leben aber auch liebenswerte Gestalten, allen voran Mrs Cauley, eine exzentrische alte Schachtel, die trotz ihrer Gebrechlichkeit das Dorf fest im Griff hat. Sie ist der festen Überzeugung, dass Mahonys Mutter damals ermordet wurde und versucht mit allen Mitteln, die Wahrheit herauszufinden, um die Dorfbewohner zu ärgern und weil sie Mahony ins Herz geschlossen hat. Oder die junge Shauna, die Mahony ein Zimmer vermietet und sich Hals über Kopf in den charmanten, aber windigen Fremden verliebt.
    Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die eine spielt Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre mit der Mutter Mahonys, der rebellischen Orla Sweeney im Fokus, die andere 1976 rund um Mahony und seiner Suche nach Wahrheit. Dabei kommt es immer wieder zu sehr skurrilen Situationen und Dialogen, Abschweifungen und Nebenhandlungen, was das Buch sehr originell und andersartig macht. Allerdings muss man sich die Mühe machen, sich auf die sehr poetische Sprache und die stellenweise sehr schräge Handlung einzulassen.
    Björn Freitag - Smart Cooking Björn Freitag - Smart Cooking (Buch)
    29.04.2017

    Unkompliziert


    Unkompliziert sind sie wirklich, die 70 Rezepte in Björn Freitags neuem Kochbuch. Smart Cooking bedeutet in diesem Fall wenig Stress, wenig Aufwand, kurze Vor- und Zubereitungszeit, wenig Schnick-Schnack. Die Rezepte selbst sind übersichtlich auf je einer Seite abgedruckt, die Zutaten fett gedruckt, selbst die Angabe, wie viele Töpfe oder Backbleche man braucht (häufig nur 1) fehlt nicht. Ausreichend sind laut Björn Freitag sogar ein Zweiplattenherd und ein kleiner Backofen. Damit sind fast alle Rezepte des Buches auch camping- oder outdoor-tauglich.
    Allerdings finde ich nicht alle Rezepte besonders originell. Toast mit Ananas und Käse überbacken (Toast Hawai)? Gilt das tatsächlich als Kochen? Manches erinnert an ein Junggesellenkochbuch oder Resteverwertung (Kartoffeln, Karotten und Bratwurst) und nicht alle Fotos sehen wirklich lecker aus (z.B. Dicke Bohnen mit Kartoffelstampf). Es gibt aber auch besondere Ideen, die zum Ausprobieren einladen (z.B. Miesmuscheln mit Curry und Kokosmilch oder Zitronengarnelen). Insgesamt überwiegen allerdings Rezepte mit Fleisch.
    Im Anhang finden sich einfache Grundrezepte, z.B. für Pizzateig, selbstgemachte Maultaschen oder Pesto.
    Mich hat das Kochbuch nicht so überzeugt, da zu wenig neue und originelle Rezeptideen enthalten sind. Für Kochneulinge oder eilige Junggesellen /innen gibt es vielleicht eher etwas zu entdecken.
    Gefährliche Ernte Yann Sola
    Gefährliche Ernte (Buch)
    23.04.2017

    Der 2. Fall für den Hobbyermittler


    Perez, Restaurantbesitzer, Delikatessenschmuggler und Lebemann ermittelt in seinem 2. Fall an der Côte Vermeille im äußersten Südwesten Frankreichs.
    Im Weinberg seines Vaters Antonio wird ein Toter gefunden, gestorben an einer Überdosis Heroin. Perez kennt den Toten: vor 20 Jahren hat der Marokkaner als Ernthelfer im Weinberg seines Vaters gearbeitet. Perez kann nicht glauben, dass aus dem bescheidenen, freundlichen Mann ein Drogenabhängiger geworden ist. Pikant für Perez ist allerdings, dass die Polizei nun im Weinberg seines Vaters ermittelt, was für ihn und seine Geschäfte eine Katastrophe bedeuten könnte. Denn eine Grundlage seines wirtschaftlichen Wohlergehens gründet sich auf der geschickten Vermarktung seines Weines Creus. Dieser Wein, sehr edel, sehr teuer und sehr gefragt, wird gar nicht aus Spanien importiert, wie Perez gerne verkündet, sondern aus dem Weinberg des Vaters. Bald wird ein zweiter Toter gefunden und es stellt sich heraus, dass beide Männer Brüder waren. Perez versucht, die Ermittlungen der Polizei möglichst von sich und seinem Vater abzulenken, und ermittelt gleichzeitig in Eigenregie, unterstützt von seinem Koch und Freund Haziem und seiner Lebensgefährtin Marianne. Durch sie kommt er auch in Kontakt mit Flüchtlingen aus Nordafrika, die per Schiff an der Côte Vermeille anlanden und in primitivsten Aufnahmelagern untergebracht werden. Offenbar hat auch der Front National, die rechtsextreme Partei Frankreichs, seine Finger mit im Spiel.
    Perez ist ein sympathischer Hobbyermittler, mal aufbrausender Choleriker, mal behäbiger Genießer. Wie auch im ersten Band macht der eigentliche Kriminalfall nur einen Teil der Handlung aus. Perez weitläufiger Bekanntenkreis, seine Familie inklusive Exfrau, heiratswilliger Tochter, Lebenspartnerin, störrischem Vater usw. begleiten die Ermittlungen genauso wie die farbenfrohen Beschreibungen der Landschaft oder der Eigenheiten der Bewohner Banyuls.
    Wer einen leichten Regionalkrimi sucht, wird gut unterhalten, einen hochspannenden Thriller sollte man allerdings nicht erwarten.
    Die Grausamen Die Grausamen (Buch)
    02.04.2017

    Gefährliche Cold Cases


    Was macht man mit gescheiterten Kollegen, die man gerne loswerden will, die man aber nicht einfach so entlassen kann? Man gründet eine neue Abteilung, in die man die Versager abschiebt – in diesem Fall die Abteilung für Cold Cases, also alte, ungelöste Fälle, für die sich eh kaum jemand interessiert.
    Gabriel Dickinson hat bei einem Segelunfall seinen Schwager verloren, worauf sich seine Frau von ihm getrennt hat. Obwohl schuldlos an dem Unglück, fühlt Gabriel sich schuldig, verfällt dem Alkohol und verwahrlost zunehmend. Marta Rodriguez-Johnson hat dagegen ihren Kollegen versehentlich im Einsatz erschossen und diese Schuld bis heute nicht überwunden. Beide geben ein wahrlich famoses Gespann ab: problembeladen, unsicher und verschlossen. Nur zögerlich entwickeln sich Vertrauen und Respekt zwischen ihnen und allmählich wachsen sie zu einem wirklichen Team zusammen. Als sie auf vier 20 Jahre alte, ungelöste Fälle stoßen, fallen ihnen merkwürdige Parallelen auf. Offenbar stehen diese vier Fälle in einem Zusammenhang mit dem Verschwinden der damals 13-jährigen Tessa, das auch nie aufgeklärt wurde. Je tiefer Gabe und Marta graben, desto mehr bringen sie sich selber in Gefahr. Offensichtlich hat jemand ein sehr starkes Interesse daran, dass die ungelösten Fälle auch ungelöst bleiben.
    Der Leser taucht ein in Gabriels und Maritas problembeladene Welt, teilt ihre Gedanken und fühlt mit ihnen. Und man freut sich, dass ausgerechnet die beiden vermeintlichen Versager einem Netz aus Lügen und Vertuschungen auf die Spur kommen und damit ihrem eigenen Leben eine neue Perspektive geben.
    Ein spannender, verwickelter Krimi mit überraschenden Wendungen.

    Smith, D: Das letzte Bild der Sara de Vos Smith, D: Das letzte Bild der Sara de Vos (Buch)
    18.03.2017

    Ein Meisterwerk


    Schon das Cover und der leinwandähnliche Einband zeichnen das Buch als etwas Besonderes aus.
    1631 wird Sara de Vos als erste Malerin in die Amsterdamer Meistergilde aufgenommen. Als Frau soll sie hauptsächlich Stilleben malen, ihr Interesse gilt aber eher der Landschaftsmalerei. Doch zu der damaligen Zeit hatte eine Frau hinter ihrem Ehemann zurückzustehen und sollte ihm möglichst zuarbeiten. Als ihr einziges Kind an der Pest stirbt, malt Sara de Vos ihr, vermutlich, letztes Bild: ,,Am Saum des Waldes“.
    Genau dieses Bild hängt 1957 bei dem reichen New Yorker Anwalt Marty de Groot im Schlafzimmer. Das Gemälde befindet sich seit drei Jahrhunderten in Familienbesitz.
    Nur durch Zufall bemerkt de Groot, dass das Original gegen eine, wenn auch brillante Fälschung eingetauscht worden sein muss. Mit kriminalistischem Gespür begibt er sich auf die Suche nach dem Fälscher – und stößt auf die junge und recht isoliert lebende Kunststudentin Ellie Shipley. Sie hat, ohne von dem Diebstahl zu wissen, die Kopie angefertigt. Marty de Groot will Rache und umwirbt Ellie....
    Eine dritte Zeitebene zeigt Ellie Shipley im Jahr 2000. Sie arbeitet inzwischen als Kunstprofessorin mit Schwerpunkt ,Niederländische Malerinnen im Goldenen Zeitalter’ an der Sydney University. Als sie für die Art Gallery of New South Wales eine Ausstellung mitorganisiert, kommen sowohl das Original als auch die Kopie von ,,Am Saum des Waldes“ in Sydney an und Ellie Shipley wird von ihrer Vergangenheit eingeholt.
    Die drei Zeitebenen des Romans werden äußerst geschickt miteinander verwoben. Man fühlt mit der Malerin Sara de Vos im 17. Jahrhundert genauso wie mit der jungen Studentin oder der reifen Professorin Ellie. Sehr präzise und anschaulich werden Gemälde und Maltechniken beschrieben, sodass jedes Detail und jede Farbschattierung vor dem inneren Auge des Lesers erscheint. Der Autor Dominic Smith versteht es wirklich, mit Worten zu ,,malen“.
    Auch wenn der Grundton des Romans eher melancholisch ist, gibt es immer wieder auch amüsante Situationen und Dialoge.
    Ein besonderes und äußerst lesenswertes Buch, nicht nur für Kunstinteressierte.
    Lost in Fuseta Lost in Fuseta (Buch)
    18.03.2017

    Deutsch-portugiesische Ermittlungen


    Lost – der Name ist Programm. Als Leander Lost aus Hamburg am Flughafen von Faro von seinen Kollegen der Polícia Judiciária empfangen wird, fühlt er sich wirklich ziemlich verloren. Im Rahmen eines Austauschprogramms von Europol soll er ein Jahr in dem kleinen Städtchen Fuseta an der Algarve verbringen, während ein portugiesischer Kollege in Hamburg Erfahrungen sammeln soll. Sub-Inspektorin Graciana Rosado und ihr Kollege Carlos Esteves finden Leander Lost von der ersten Minute an merkwürdig. Nach nur wenigen Wochen Sprachkurs spricht er fast perfekt ihre Sprache, versteht aber weder Ironie noch Witze. Dies führt zu recht amüsanten Dialogen. Was sie zunächst für eine typisch deutsche Eigenheit halten, erweist sich als Asperger-Syndrom. Leander Lost besitzt ein fotografisches Gedächtnis und kann zwei Seiten eines Telefonbuchs in einer Minute auswendig lernen. Allerdings kann er die Mimik der Menschen nicht entschlüsseln, versteht keine Zwischentöne und kann vor allem nicht lügen. Damit stößt Lost seine Mitmenschen regelmäßig vor den Kopf und denunziert sogar ungewollt seine neuen Kollegen. Doch Graciana Rosado hat ein großes Herz und viel Menschenverstand. Sie erkennt Losts Schwächen, aber auch seine Stärken. Und sie hat eine Schwester, Soraia, die sich sehr für den seltsamen Deutschen erwärmen kann.
    Schon wenige Stunden nach Leander Losts Ankunft wird ein Privatdetektiv tot in seinem Boot aufgefunden und bald stellt sich heraus, dass es sich um Mord handelt. Als Rosado, Esteves und Lost das Büro des Detektivs untersuchen wollen, werden sie angegriffen und das Büro in Brand gesetzt. Die Spuren führen zu einer Firma, die die Wasserversorgung in der Region übernommen und offenbar so einiges zu verbergen hat. Und bald zeigt sich, dass das Trio auch in den eigenen Reihen ermitteln muss.
    Neben der Krimihandlung erfährt man auf anschauliche und unterhaltsame Weise viel über die Algarve und ihre Bewohner, ihre Herzlichkeit und ihre Traditionen. Aber auch der Außenseiter Lost mit seinen merkwürdigen Verhaltensweisen wird dem Leser zunehmend verständlicher und sympathischer. Die Aufdeckung des Verbrechens gerät dabei fast schon zu Nebensache, was der Unterhaltsamkeit aber keineswegs abträglich ist.
    Kein hochspannender Thriller, aber ein lesenswerter, unterhaltsamer Krimi mit interessanten Charakteren.
    So, und jetzt kommst du Arno Frank
    So, und jetzt kommst du (Buch)
    08.03.2017

    Nimm dir, was du willst!


    Dieser Roman beruht auf einer wahren Begebenheit. Der Autor Arno Frank erzählt von einer (seiner?) Kindheit in einem kleinen Ort bei Kaiserslautern in den 80er Jahren. Der Vater Jürgen ist ein Macher, der ständig irgendwelche ,,Projekte“ und kleine Geschäfte am Laufen hat. Von zu Hause aus verscherbelt er Krimskrams wie z.B. Hirschgeweihe aus Plastik, Heimtrainer, ja sogar alte Kübelwagen der Wehrmacht, bis das Geschäftsmodell scheitert, die Familie das Haus aufgeben und umziehen muss. Später arbeitet der Vater als Verkäufer von Gebrauchtwagen, wo er seine Talente als Blender voll einsetzen kann. Er erzählt den Leuten, was sie hören wollen und hat damit Erfolg. Sein Motto: ,,Du musst dir nehmen, was du willst. Niemand schenkt dir was.“ Und ganz plötzlich ist die Familie reich. Genauso plötzlich verlassen sie die Heimat für einen sehr langen Urlaub in Südfrankreich. Für die Kinder ist das Leben dort zunächst paradiesisch: in einer Villa mit Pool, mit Sportwagen.... Bis allmählich das Wasser für den Pool zu teuer ist, die Mutter kaum mehr das Haus verlässt und immer wieder merkwürdige Briefe kommen, die der Vater sofort zerreißt. Als eines Abends die Polizei vor der Tür steht, flieht die Familie Hals über Kopf nach Portugal.
    Die kindliche Perspektive des Jungen, der manches spürt und ahnt, aber erst allmählich durchschaut, dass sein Vater kein Held ist, sondern er das Geld offenbar illegal beschafft hat, ist sehr eindringlich und packend. Auch die Mutter Jutta, die immer zum Vater steht und seine Entscheidungen nie in Frage stellt, ist von der Situation so überfordert, dass sie sich oft in eine eigene Welt zurückzieht. Sie vernachlässigt die Kinder, sodass sie am Ende regelrecht verwahrlosen. Erschütternd wird geschildert, wie die vermeintliche Realisierung der elterlichen Träume verhindert, dass die Kinder eine ,,normale“ Kindheit mit Schule, Freunden und Alltag erleben dürfen.
    Während sich der Beginn des Romans noch etwas zäh gestaltet, bringt die Flucht deutliche Dynamik in die Geschichte – bis zu ihrem schlechten Ende. Erschütternd und sehr berührend.
    Olsson, M: DEMUT Olsson, M: DEMUT (Buch)
    27.02.2017

    Weniger wäre mehr


    Harry Svensson, ehemaliger Reporter einer Stockholmer Zeitung und ansonsten Privatier, mag Spanking, das heißt, er versohlt Frauen den Hintern und sie stehen drauf.
    Bei einem übers Internet zustandegekommenen Date mit der Weinhändlerin Ulrika Palmgren bekommt Svensson allerdings statt körperlicher Zuwendung einen Korb und eins auf die Nase. Bei der Rückkehr ins Hotel findet er im Nachbarzimmer den völlig zugedröhnten Sänger Tommy Sandell, der seinen Rausch neben einer Frau ausschläft – diese ist allerdings tot. Und ihr wurde offensichtlich der Hintern versohlt! Während die Polizei in den Ermittlungen kaum vorankommt, geschieht der nächste Fall. Dieses Mal trifft es einen erfolgreichen und vielversprechenden Politiker, der neben einer toten Frau im Hotelzimmer erwacht. Und diese Frau ist die Weinhändlerin Ulrika Palmgren!
    Harry Svensson beginnt nun selbst zu recherchieren, ist er doch teilweise in den Fall involviert. Und er ahnt, dass er es mit einem Serientäter zu tun hat.
    Svensson schildert in der Ich-Perspektive seine Ermittlungen, die allerdings immer wieder abschweifen. Das führt zu gewissen Längen, da es nicht wahnsinnig interessant ist, was Svensson isst und welchen Wein er dazu trinkt. Immer wieder trifft er Bekannte von früher oder lernt neue Menschen kennen, wobei sein Interesse vorzugsweise den Frauen gilt. Das führt stellenweise zu unterhaltsamen Situationen und Dialogen. Doch thrillermäßige Spannung kommt dabei nicht auf. Lediglich die eingestreuten Passagen, die das Geschehen aus der Sicht des Täters schildern und nach und nach dessen Motive ans Licht bringen, sind spannend. Erst im letzten Drittel, als Svensson dem Täter immer näher rückt und dadurch in dessen Visier gerät, kommt wirkliche Spannung auf.

    Olssons Schreibstil ist locker und unterhaltsam. Er versteht es, Personen und Stimmungen anschaulich und prägnant zu beschreiben. Hätte er sich aber statt der über 700 Seiten auf die Hälfte beschränkt und sich mehr auf die Fälle konzentriert als auf das Privatleben seines ,Helden’ Harry Svensson, wäre es eventuell ein Thriller geworden. So aber handelt es sich eher um einen unterhaltsamen Krimi mit zu vielen Abschweifungen und Längen.
    Schlaflied Schlaflied (Buch)
    18.02.2017

    Hochspannung bis zur letzten Seite

    Wer die Vorgänger-Bände kennt, wird sich freuen, neben Tom Stilton und Olivia Rönning weitere alte Bekannte wiederzutreffen. Wer sie nicht kennt, wird sie sich nach dieser Lektüre unbedingt anschaffen wollen.
    Wieder einmal greift das Autorenduo Cilla und Rolf Börjlind ein absolut aktuelles Thema auf: Flüchtlinge, insbesondere Jugendliche und Kinder, die allein auf der Flucht und damit leichte Beute für menschenverachtende Verbrecher sind. Im Zentrum steht das Flüchtlingsmädchen Folami, das sich allein in den Stockholmer Straßen durchschlägt, bis sich die selbst obdachlose und drogenabhängige Muriel ihrer annimmt. Für Muriel ist dies eine Chance, endlich einmal Verantwortung in ihrem Leben zu übernehmen und damit den Drogen – zumindest für eine Weile – zu entkommen. Sie suchen Zuflucht in einer kleinen, abgelegenen Hütte in den Wäldern. Doch bald sind sie auch dort nicht mehr sicher und Muriel bittet Tom Stilton um Hilfe.
    Stilton, früher Kriminalkommissar, bevor ihn das Leben so aus der Bahn geworfen hat, dass auch er jahrelang als Obdachloser gelebt hat, hat inzwischen wieder einen Platz im Leben gefunden. Nun will er seiner früheren Chefin Mette Olsäter und seinen Kollegen beweisen, dass er der Polizeiarbeit wieder gewachsen ist. Als die Leiche eines ermordeten Jungen in den Wäldern gefunden wird, gibt es Hinweise auf einen Pädophilenring. Weitere Spuren führen nach Bukarest. Tom und Olivia versuchen dort, der Wahrheit näher zu kommen, bringen sich dabei aber selbst in höchste Gefahr.......
    Was diese Reihe so interessant und abwechslungsreich macht, sind die authentischen Figuren, die ihre besonderen Eigenheiten, Widersprüchlichkeiten, Stärken und Schwächen haben und sich in jedem Band weiterentwickeln. Angesichts des schrecklichen Schicksals der jugendlichen Opfer bleiben Tom, Olivia und selbst Mette Olsäter trotz ihrer Professionalität nicht kühl und abgeklärt, sondern leiden mit den Opfern mit. Und Tom Stilton setzt sich verbissen und ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben für Gerechtigkeit ein.
    Brandaktuell, komplex und hochspannend bis zum Ende!

    Das geträumte Land Das geträumte Land (Buch)
    17.02.2017

    Land der Illusionen


    Jende Jonga aus Kamerun lebt seit einigen Monaten ohne Papiere in New York. Und endlich hat er es geschafft, seine Frau und seinen kleinen Sohn auch nach Amerika zu holen. Hier erhoffen sie sich Chancen, die ihnen ihre Heimat Kamerun nicht bieten kann. Während Jende eher von einem eigenen Haus, etwas Luxus und finanzieller Sicherheit träumt, will seine Frau Neni unbedingt studieren und Apothekerin werden. Nicht zuletzt wünschen sie sich für ihren Sohn Liomi eine gute Ausbildung und eine besserer Zukunft.
    Als Jende über Beziehungen den Job als Chauffeur des Bankmanagers Clark Edwards
    bekommt, schwebt er zunächst im 7. Himmel. Doch allmählich blickt Jende durch seine Tätigkeit hinter die Fassade der reichen und glücklichen Familie.
    Im Sommer wird auch Jendes Frau Neni von Mrs Edwards als Haus- und Kindermädchen engagiert. Auch sie ist zunächst geblendet vom luxuriösen und glamourösen Lebensstil der Bankerfamilie. Doch bald erkennt auch sie, wie einsam und traurig Mrs Edwards in Wahrheit ist. Als die Bankenkrise ihre Opfer fordert, verändert sich das Leben beider Familien dramatisch.
    So aktuell der Roman über Familie, Immigration, Illusionen und Träume auch ist, hat er mich doch nicht ganz überzeugen können. Zu klischeehaft werden die Edwards als reiche Schnösel mit perfekter Fassade, hinter der sich wenig verbirgt, geschildert.
    Jende und Neni dagegen wirken zwar realistisch mit ihren Träumen vom besseren Leben, gelegentlich aber auch recht naiv und blind für Amerikas Schattenseiten. Eher unsympathisch und zu ihrem Charakter unpassend empfand ich, zu welchen Mitteln Neni am Ende greift, um ihre Ziele zu erreichen. Die Dialoge wirken stellenweise etwas hölzern, was allerdings auch an der Übersetzung aus dem Amerikanischen und Afrikanischen resultieren kann.
    ,,Das geträumte Land“ ist insgesamt lesenwert, aber keine ,,unvergessliche Geschichte“.
    Macrae Burnet, G: Sein blutiges Projekt Macrae Burnet, G: Sein blutiges Projekt (Buch)
    09.02.2017

    Der einzige Ausweg


    Der grausige Titel des Buches sollte nicht von der Lektüre abschrecken. Allerdings darf man auch nicht unbedingt einen Thriller erwarten, sondern eher die kriminalpsychologische Aufarbeitung eines Dreifachmordes.

    Schottland im August 1869: Der siebzehnjährige Roderick Macrae ermordet im abgelegenen und verschlafenen Bauerndorf Culduie seinen Nachbarn, den tyrannischen Constable Lachlan Mackenzie, dessen fünfzehnjährige Tochter und den dreijährigen Sohn. Nach diesem grausamen Blutbad lässt Roderick sich widerstandslos verhaften, leugnet die Tat nicht, zeigt aber auch keine Reue. Welche Gründe und Ursachen haben zu dieser schrecklichen Tat geführt? Im Gefängnis beginnt Roddy auf Anraten seines Anwalts Mr. Sinclair, der Roderick wohlgesonnen ist, sein Leben niederzuschreiben. Dabei bemerkt man als Leser die Intelligenz und große Sprachgewandtheit des 17-Jährigen. Wie passen diese Begabungen zu dem Sohn eines armen Bauern, der für ein paar Jahre die dörfliche Schule besucht hat und ansonsten nur auf den Feldern des gepachteten Landes geschuftet hat, um die Familie mitzuernähren?
    Graeme Macrae Burnet lässt in der ersten Hälfte des Romans hauptsächlich Roderick selbst zu Wort kommen, sodass man als Leser großes Mitleid für ihn und seine Familie empfindet. Seine Schilderungen werden durch Zeugenaussagen von Nachbarn, Dorfbewohnern, dem Pfarrer und dem Schulmeister ergänzt. So wird nach und nach deutlich, warum Roderick in der Ermordung des Constables Lachlan Mackenzie den einzig möglichen Ausweg sieht.
    Im zweiten Teil werden psychologische Gutachten, Aufzeichnungen aus Gerichtsprotokollen und Zeitungsberichte über Rodericks Prozess mit fiktiven Passagen verknüpft. Interessant, aber auch schockierend sind dabei die Erkenntnisse der Kriminalpsychologen, die z.B. einen Verbrecher an seinen körperlichen Merkmalen nachweisen wollen.
    Ein interessantes und lesenswertes Buch, düster und spannend, aber in meinen Augen kein Thriller.
    Rain Dogs Adrian McKinty
    Rain Dogs (Buch)
    03.02.2017

    Ein cooler Bulle!


    Sean Duffy ist ziemlich cool und ein harter Hund. Als ,, Der katholischer Bulle“ (Band 1 der Reihe) im protestantisch geprägten Nordirland der 80er Jahre ist er an sich schon ein Exot und Außenseiter. Zu Beginn seiner Karriere in der RUC Carrickfergus musste er sich den Respekt seiner Kollegen und seiner Nachbarn in der Coronation Road zunächst hart erkämpfen. Gewalt, zahlreiche Konflikte, politische Unruhen und die tägliche Gefahr, einem Bombenanschlag zum Opfer zu fallen, prägen sein Leben. Doch Duffy stellt sich diesen Gefahren mit Zynismus und schwarzem Humor.
    In diesem Band ,,Rain Dogs“ hat Sean Duffy nun, nach einigen Jahren im Dienst der RUC Carrickfergus, seinen Platz gefunden. Er ist älter, reifer und abgeklärter, und damit leider auch ein bisschen langweiliger geworden. Zu Beginn der Handlung verlässt ihn seine um einige Jahre jüngere Freundin Beth und gibt ihm den guten Rat, sich jemanden in seinem Alter zu suchen. Daran hat Duffy ganz schön zu knabbern. Den Rat befolgt er allerdings nicht. Stattdessen muss er – schon zum zweiten Mal in seiner Karriere – in einem ,locked room mystery’ ermitteln. Im Carrickfergus Castle wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Duffy glaubt nicht an ihren Selbstmord. Doch aus dem über Nacht verschlossenen Castle kann niemand hinein und niemand hinaus. Der einzige mögliche Verdächtige leugnet standhaft und glaubwürdig. Duffy und seine Kollegen tun sich zunächst sehr schwer mit den Ermittlungen. Doch als sie auf eine Spur stoßen, die in Politik- und Wirtschaftskreise weist, werden ihnen zunehmend Steine in den Weg gelegt. Doch Sean Duffy wäre nicht Sean Duffy, wenn er nicht hartnäckig und verbissen so lange weitersuchen würde, bis er das Rätsel gelöst hat.
    Im Vergleich zu früheren Bänden zieht sich die Handlung im Mittelteil etwas. Zum Ende hin kommt allerdings nochmal richtig Spannung auf.
    Zu Nordirland und den 80er Jahren sollte man etwas Hintergrundwissen haben, da man sonst den zahlreichen Anspielungen nur bedingt folgen kann.
    26 bis 50 von 83 Rezensionen
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