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    amena25 Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 04. Juli 2016
    "Hilfreich"-Bewertungen: 4
    83 Rezensionen
    Der einsame Bote Der einsame Bote (Buch)
    17.06.2018

    Nur für Kenner der Reihe


    Um diesen dritten Band um den norwegischen Kommissar Tommy Bergmann richtig erfassen zu können, sollte man unbedingt den Vorgänger ,,Teufelskälte“ gelesen haben. Ansonsten tut man sich schwer, Tommy Bergmanns Verhalten, seine Alleingänge, aber auch seine Erinnerungen einzuordnen.
    Schon in den vorherigen Bänden war Tommy Bergmann bei seinen Kollegen nicht gerade beliebt. Außer seiner Kollegin Susanne Bech kam niemand mit ihm und seiner düsteren Stimmung zurecht. Seit Monaten sucht Bergmann die 13-jährige Amanda, von der es bis heute keine Spur gibt. Der Mörder wurde angeblich beerdigt und der Fall für abgeschlossen erklärt. Doch Tommy Bergmann zweifelt daran, dass der wahre Täter gefasst wurde. Er verbeißt sich weiter in den alten Fall und ihm droht sogar die Suspendierung. Als er auf Postkarten mit geheimnisvollen Nachrichten aus Litauen stößt, lässt er sich krank schreiben und ermittelt auf eigene Faust. Dabei stößt er auf eine merkwürdige Sekte, die glaubt, dass ein Mörder erlöst werden kann, wenn ein junges Mädchen geboren im Sternzeichen des Widders verstümmelt wird.
    Düstere Spannung ist garantiert, allerdings ist der Fall komplex und Tommy Bergmann auch für den Leser nicht unbedingt ein Sympathieträger. Man würde ihm zwar etwas mehr Lebensfreude und Kontakte gönnen, allerdings weist das Ende nicht gerade auf eine positive Fortsetzung hin. Lesenwert, aber nur für Kenner der Reihe.
    Sommernachtstod Sommernachtstod (Buch)
    17.06.2018

    Überraschende Wendungen

    Als der vierjährige Billy Nilsson aus dem elterlichen Garten spurlos verschwindet und auch die Polizei trotz mehrtägiger Suche keine Spur von ihm findet, zerbricht die Familie an dem Verlust. Die Mutter nimmt sich später das Leben, die älteren Geschwister Vera und Mattias haben nur noch wenig Kontakt. Vera ist inzwischen Therapeutin und kehrt nach Jahren in den kleinen schwedischen Ort zurück. Ein Patient hat ihr eine merkwürdige Geschichte erzählt und sie vermutet, dass Billy vielleicht noch lebt. Doch im Dorf stößt sie auf hartnäckiges Schweigen, selbst ihr Vater und ihr Bruder Mattias, die immer noch im Ort leben, wollen nichts von dieser Sache wissen. Je mehr Vera in der Vergangenheit stöbert, desto mehr merkwürdige Dinge passieren und ihr Leben ist in Gefahr.
    Der Krimi baut zunächst langsam Spannung auf. Man lernt Vera, die sich inzwischen Veronica nennt, bei ihrem Job als Therapeutin kennen und merkt, dass sie nach einem Zusammenbruch erst allmählich wieder auf die Beine kommt. Dazu muss sie sich auch bei ihrem Kollegen beweisen und sein Vertrauen erkämpfen, was ihr aber nur schwer gelingt. So hat man auch als Leser bald den Eindruck, dass mit Vera etwas nicht stimmt und man ihrer Sichtweise nicht unbedingt vertrauen darf. Die Spannung steigt, als Vera in ihr Heimatdorf zurückkehrt und sich zeigt, dass kaum jemand das ist, wofür er sich ausgibt.
    Ein teils gruseliges Lesevergnügen mit einigen überraschenden Wendungen.

    Zu nah Zu nah (Buch)
    09.06.2018

    Zu distanziert


    Detective Frankie Sheehan ist noch sehr gezeichnet von ihrem letzten Fall, bei dem sie einen Mörder auf frischer Tat ertappt hatte und selbst schwer verletzt wurde. Nach wie vor hat sie unter Flashbacks und Panikattacken zu leiden, dennoch will sie unbedingt in den Polizeidienst im Dubliner Police Department zurückkehren.
    Als die angesehene Wissenschaftlerin Eleanor Costello erhängt in ihrem Schlafzimmer aufgefunden wird, weist zwar einiges auf Selbstmord hin. Doch Frankie glaubt nicht daran und findet Hinweise, dass jemand bei Eleanor Costello war, als sie starb. Schon bald gibt es Hinweise, dass Costello häufig im Darknet unterwegs war und spezielle Vorlieben hatte.
    Zu Beginn ist man als Leser etwas irritiert, da Frankie Sheehans Vorgeschichte so stark thematisiert wird, dass man glaubt, es müsse einen Vorgängerband geben. Den gibt es aber nicht! Und so versucht man, Frankies Verhalten, aber auch die Reaktion ihrer Kollegen nachvollziehen zu können, was allerdings der Konzentration auf den eigentlichen Fall, und leider auch der Spannung, abträglich ist. Frankie Sheehan bleibt einem eher fremd. Trotz der Ich-Perspektive und der dadurch unmittelbaren Darstellung ihrer Gedanken und Gefühle bleibt sie distanziert. Das Ende bietet zwar Dynamik und Spannung. Merkwürdig finde ich aber, dass sie, trotz ihrer Erfahrung, in solch eine Falle tappt.
    Der Fall spielt zwar in Irland, allerdings wird dies außer durch trübes Wetter und häufige Pub-Besuche der Kollegen kaum spürbar. Schade, dass hier nicht mehr Landestypisches erkennbar wird. Für mich ist ,,Zu nah“ ein Thriller, den man lesen kann, aber nicht muss.
    Der Kreidemann Der Kreidemann (Buch)
    27.05.2018

    Subtile Spannung


    Bei einem Jahrmarktsbesuch muss der 12-jährige Eddie mitansehen, wie ein bildhübsches Mädchen durch ein herumfliegendes Karussellteil schwer verletzt wird. Mr. Halloran, ein Albino, der an Eddies Schule unterrichtet, rettet mit Hilfe von Eddie das Mädchen vor dem Verbluten. Doch einige Zeit später wird das Mädchen zerstückelt im Wald gefunden, allerdings fehlt ihr Kopf. Ausgerechnet Eddie und seine Freunde waren durch Kreidezeichen, ihre gemeinsame Geheimsprache, zu den Leichenteilen im Wald gelockt worden. Doch keiner von ihnen hatte offenbar die Kreidemännchen gemalt. Mr. Halloran, der ,,Bleiche Mann“, der sich nach dem Unfall sehr um das verunglückte Mädchen gekümmert hat, gerät in Verdacht. Hat er sie zerstückelt? Ist er der Kreidemann? In einer Kleinstadt kommt solch ein Verdacht einem Todesurteil gleich.
    Dreißig Jahre später lebt Eddie wieder in seinem Elternhaus. Nun ist er ein einsamer, etwas schrulliger Lehrer geworden, der außer zu ein paar seiner alten Kumpels kaum soziale Kontakte pflegt. Für seine etwas bizarre Untermieterin Chloe hegt Eddie Gefühle, da sie aber deutlich jünger ist als er, zeigt er ihr dies nicht. Als Eddie einen Brief erhält, der die Zeichnung eines Kreidemännchens und ein Stück Kreide enthält, kehrt die Vergangenheit zurück und Eddie muss sich schmerzhaften und rätselhaften Erinnerungen stellen.
    ,,Der Kreidemann“ ist kein Thriller im eigentlichen Sinne. Relativ unblutig, bis auf den Beginn, mit vielen erzählenden Passagen, baut sich die Spannung allmählich und eher subtil auf. Erst nach und nach wird einem als Leser bewusst, dass Eddie ein überaus unzuverlässiger Erzähler ist, der nur einen Teil der Geschichte preisgibt. Auch alle anderen Beteiligten sind für den Leser schwer einzuschätzen, da man alles aus Eddies Perspektive erfährt und sich, wie er, von ihnen täuschen lässt.
    Der Wechsel zwischen den Zeitebenen mit dem jungen und dem erwachsenen Eddie steigern die Spannung stetig, bis zum überraschenden und etwas gruseligen Ende.
    Ein äußerst lesenwerter Roman, wenn man keinen reißerischen Thriller erwartet.
    Eyssen, R: Grab unter Zedern Eyssen, R: Grab unter Zedern (Buch)
    11.05.2018

    Le Lavandou in Aufruhr

    Dies ist der 4. Fall um Dr. Leon Ritter, Rechtsmediziner aus Deutschland, der seine zweite Heimat im beschaulichen Städtchen Le Lavandou im Süden Frankreichs gefunden hat. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin, Capitaine Isabelle Morell von der Gendarmerie Nationale, ermittelt Leon Ritter mit teils unkonventionellen Methoden.
    Als ein vermeintlicher Kindermörder vorzeitig aus der Haft entlassen wird, sind die rechtschaffenen Bürger Le Lavandous in Aufruhr. Die meisten glauben, Paul Simon habe seine damals zehnjährige Tochter Amélie getötet. Doch die Leiche von Amélie wurde nie gefunden. Und Paul Simon wurde nun vom Berufungsgericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Doch Simon kann seine Freiheit in Le Lavandou nicht genießen. Eine Art Bürgerwehr belagert sein Haus und einige Männer drangsalieren ihn sogar. Doch Simon ist auf der Suche nach dem wahren Täter. Als kurz darauf ein Toter am Strand gefunden wird, glaubt Leon Ritter nicht an einen Unfall. Seine Nachforschungen führen ihn nach Porquerolles, was zu sehr interessanten Schilderungen der Inselbewohner und der besonderen Atmosphäre auf der (fast) autofreien Insel führt. Allerdings hat Dr. Leon Ritter nicht nur an seinem eigenen Arbeitsplatz mit einem missgünstigen Chef und einem neuen Kollegen, der ihn womöglich verdrängen will, zu kämpfen. Auch die Polizei, allen voran Commandant Zerna, aber auch die strenge Kommissarin Lapierre aus Toulon, nehmen Leon Ritters Ermittlungen nicht gerade begeistert auf. Immerhin pfuscht er ihnen damit ziemlich ins Handwerk.
    Dr. Leon Ritter, der zu Beginn der Reihe noch allzu brav und stets bedächtig und sympathisch war, darf nun etwas mehr Charakter und auch mal schlechte Laune zeigen. Allerdings ist auch hier nur Dr. Ritter, mit Hilfe seiner Partnerin Isabelle Morell, in der Lage, den Fall zu lösen, was etwas übertrieben wirkt.
    Zum Ende gibt es eine erstaunliche Wendung, die die Spannung deutlich hochtreibt. Die Auflösung erfolgt dann aber leider recht schnell und wirkt etwas zu konstruiert.
    Wofür der Autor wohl nichts kann, was ich aber sehr störend finde, sind die teils falsch geschriebenen französischen Wörter und Wendungen. Entweder richtig oder gleich weglassen!
    Kluftinger: Kriminalroman Kluftinger: Kriminalroman (Buch)
    04.05.2018

    Kluftinger in Lebensgefahr

    Wem Kluftinger ein Begriff ist, der weiß, was ihn als Leser erwartet: spannende Unterhaltung mit viel Regional- und Lokalkolorit, Einblicke in die tiefste Allgäuer Seele und sehr viel zu lachen, ohne zu sehr ins Klamaukhafte abzudriften.
    Doch dieser Fall geht Kluftinger besonders an die Nieren, denn es geht um ihn höchstpersönlich! Trifft er doch an Allerheiligen auf dem Friedhof auf eine Menschenmenge um ein frisches Grab. Auf dem provisorischen Holzkreuz steht sein Name! Nicht nur, dass er sich nun mit schrägen Blicken der Gemeinde und saublöden Sprüchen seiner Kollegen herumärgern muss. Ihn trifft die Geschichte dann doch mehr, als er sich anmerken lassen will. Als dann auch noch eine Todesanzeige in der Zeitung mit seinem Namen auftaucht, muss Kluftinger sich seiner Vergangenheit stellen. Und da gibt es, man traut es ihm ja kaum zu, doch die eine oder andere nicht ganz hasenreine Geschichte. Tiefe Einblicke in Kluftingers Jugendzeit, aber auch seine ersten Schritte bei der Polizei, begleitet von seinem wohlmeinenden und immer alles besser wissenden Vater vermitteln dem Leser eine neue Seite des grantigen Kommissars. Dabei behalten die Autoren geschickt die Balance zwischen Spannung und Komik.
    Doch auch innerhalb des Kommissariats gibt es Probleme. Wie immer menschelt es zwischen den Kollegen, es erhärtet sich aber auch der Verdacht, dass es einen Maulwurf in den eigenen Reihen gibt, der die Ermittlungen erschwert.
    Für Kluftinger-Fans ein Muss: Der Kommissar als Opa mit seinem geliebten Butzele, Langhammers neueste Errungenschaft: der Hund Wittgenstein, der Kluftinger ein besserer Weggefährte wird als sein Herrchen, Maier beim Undercover-Einsatz auf dem Traktor mit Bschütt-Fass.... den Autoren gehen die skurrilen Einfälle hoffentlich noch nicht so bald aus.
    Bingül, B: Riskante Manöver Bingül, B: Riskante Manöver (Buch)
    18.04.2018

    Die Wahrheit?


    Mats Holm ist der Meister der Krisen. Seine Aufgabe – und seine Berufung besteht darin, Prominente vor einem Skandal, Minister aus dem Kreuzfeuer der Medien oder, wie hier, einen Pharmakonzern vor einem Aktiencrash zu schützen. Mit seiner Mitarbeiterin Laura May betreibt er dieses einträgliche Geschäft in Berlin. Mats Holm, der ,,Master of desaster“, liebt seinen Beruf besonders dann, wenn es am heißesten wird. Das ist auch der Fall, als er von Wenner Pharma angeheuert wird. Mehrere Kinder sind nach der Einnahme des Schmerzmittels Validolor schwer erkrankt, ein Mädchen stirbt sogar. Holm und seine Mitarbeiterin sollen den Pharmariesen vor dem Schlimmsten bewahren. Das einzige, was Holm fordert, ist ,,Die Wahrheit, zu jedem Zeitpunkt“. Dass er diese allerdings nicht oder nur scheibchenweise von den Konzernchefs, aber auch von den Mitarbeitern bekommt, wird Holm sehr schnell klar. Als dann auch noch eine Mitarbeiterin verschwindet und ein weiterer Wenner-Angestellter tot aufgefunden wird, ermittelt Holm teilweise auch ohne Wissen des Konzerns.
    Mats Holm und Laura May sind an sich sympathische Charaktere, die durch ihr Metier allerdings in die Nähe der unsauberen Machenschaften des Pharmakonzern rücken. Immerhin verdienen sie ihr Geld ja damit, PR-Schaden von Wenner abzuwenden, obwohl diese die Krise ja offensichtlich selbst verschuldet haben.
    Etwas Einblick bekommt man in Holms Privatleben, allerdings eher in kleinen Häppchen und Andeutungen. Offenbar hält er es privat mit der Wahrheit auch nicht so hundertprozentig genau. Seiner Tochter verschweigt er seit Jahren die Hintergründe, die zum Tod ihrer Mutter geführt haben. Hier lässt der Autor offensichtlich noch Raum für einen Folgeband.
    Die Handlung ist spannend, aus einer interessanten und originellen Sichtweise erzählt. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen. Besonders das Ende hat es nochmals in sich.

    Nachtwild Nachtwild (Buch)
    16.04.2018

    Eher enttäuschend


    Joan und ihr vierjähriger Sohn Lincoln sind nach einem erfüllten Tag im Zoo gerade auf dem Heimweg. Doch als sie in Richtung Ausgang gehen, fallen Schüsse und es gibt Tote. Joan reagiert instinktiv und versteckt sich mit ihrem Sohn in einem Tiergehege. Zunächst bekommt sie per Handy über ihren Mann, der sich außerhalb des Zoos befindet, noch ein paar Informationen. Doch aus Sicherheitsgründen wirft sie das Handy bald weg und ist dann nur noch auf sich allein gestellt. Ihren vierjährigen Sohn ruhig zu stellen, ohne ihm allzu viel Angst einzujagen, ist eine besondere Herausforderung für die Mutter.
    Die Handlung beginnt viel versprechend, ein Zoo als Schauplatz eines Verbrechens bietet interessante Umsetzungsmöglichkeiten für die Geschichte. Leider wird man als Leser aber seitenweise mit Joans Gedanken und Erinnerungen oder mit den Heldenspielchen ihres Sohnes gelangweilt. Zwischendurch kommt nochmals etwas Dynamik auf, als weitere Personen, auch einer der Täter, ins Spiel kommen. Doch auch dies flacht leider zu schnell wieder ab.
    Zwar kann man Joans Lage, ihre Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen, doch fesseln konnte mich der ,,Thriller“ dadurch nicht besonders. Schade, dass die Chancen, die das Zoo-Setting bieten, nicht besser genutzt wurden.
    Spreewaldrache Christiane Dieckerhoff
    Spreewaldrache (Buch)
    12.04.2018

    Schuld und Rache


    Wursten als teambildende Maßnahme? Eine originelle Idee, die aber nicht allen bei der Kripo Lübbenau wirklich gefällt. Und so wünscht sich Kriminalobermeisterin Klaudia Wagner schon bald, doch lieber ermitteln zu können – was sie kurz darauf auch darf bzw. muss. Ein Junge wird blutüberströmt auf einer kleinen Spreewaldinsel aufgefunden. Er wurde brutal niedergeschlagen und kann sich an nichts erinnern. Oder verheimlicht er etwas? Bald finden Klaudia und ihre Kollegen heraus, dass eine alte Familienfehde, die schon Jahrzehnte zurückreicht, eine Rolle spielt. Zwei alteingesessene Fähr-Familien sind eng miteinander verflochten durch eine heimliche Liebesbeziehung, ein uneheliches Kind und ein Unglück, für das sich die Familien bis heute gegenseitig die Schuld zuweisen.
    Als kurz darauf die Leiche eines Obdachlosen in einer Datsche gefunden wird, deutet alles darauf hin, dass auch er irgendwie in die Familiengeschichte verwickelt ist.
    Der Spreewald wird hier in einer melancholischen, düsteren und geheimnisvollen Atmosphäre präsentiert. Das Geschehen findet häufig nachts, im Nebel statt, wo sich so mancher Beteiligte auch der Wasser- und Schleichwege bedient, um ungesehen von einem Ort zum anderen zu kommen. Das erschwert natürlich auch die Ermittlungen der Kripo Lübbenau. Dennoch ergibt sich aus den einzelnen Puzzleteilen nach und nach ein Gesamtbild, das eine tragische Geschichte voller düsterer Familiengeheimnisse, verdrängter Schuld und unerfüllter Hoffnungen zeigt.
    Klaudia Wagner eckt durch ihr manchmal undiplomatisches Verhalten gelegentlich an, bei den Kollegen, aber auch beim Leser, der ihre Entscheidungen und ihre Art nicht immer nachvollziehen kann. Hilfreich ist, wenn man Klaudia Wagner und ihre Vorgeschichte, die sie in den Spreewald geführt hat, aus den Vorgängerbänden kennt.
    Lied der Weite Lied der Weite (Buch)
    05.04.2018

    Melancholisch und poetisch


    Als die siebzehnjährige, schwangere Victoria Roubideaux von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt wird, nimmt sie ihre Lehrerin Maggie Jones zunächst bei sich auf. Doch Maggie hat auch ihren demenzkranken Vater zu pflegen, und so überredet sie die beiden alten Brüder McPheron, Victoria auf ihrer Farm aufzunehmen. Für die beiden über Siebzigjährigen eine echte Herausforderung, haben sie doch immer nur zusammen, ohne Frau im Haushalt gelebt und kennen sich auch besser mit Vieh als mit Menschen aus.
    Der leider 2014 verstorbene Autor Kent Haruf erzählt geradlinig, unprätentiös, fast schon sachlich. Doch hinter dem scheinbar einfachen Erzählstil offenbart sich eine ganz eigene Poesie. Die Menschen in Kent Harufs Roman wirken oft einsam, melancholisch. Dennoch funkeln immer wieder hoffnungsfrohe und komische Momente auf.
    Herzzerreißend, gerade durch die nüchterne Sachlichkeit, wirkt z.B. der Moment, als Victoria nach der Schule nach Hause kommt und ihre Mutter ihr einfach die Tür nicht mehr öffnet. Großartig dagegen der Moment, als die Brüder McPheron mit dem schwangeren Mädchen über Getreide und Schweinebäuche sprechen, nur um Konversation zu betreiben und ihr – auf ihre Art - Geborgenheit zu vermitteln.
    Tom Guthrie, Lehrerkollege von Maggie Jones, lebt allein mit seinen zwei Söhnen, nachdem die schwer depressive Mutter die Familie verlassen hat. Ergreifend wird in kleinen Szenen geschildert, wie die beiden neun- und zehnjährigen Jungen mit diesem Verlassenwerden umgehen. Während Maggie Jones und Tom Guthrie sich näher kommen, lernt Victoria behutsam, ihren eigenen Weg zu gehen.
    Die kurzen, episodenhaften Kapitel, die jeweils andere Figuren ins Zentrum rücken, wirken wie Ausschnitte aus einem Mosaik, das erst nach und nach zu einem bedeutsamen Ganzen zusammenwächst. Ein stiller, oft traurig-melancholischer Roman, der bewegend und poetisch von Menschlichkeit, Güte, Freundschaft und Liebe erzählt.

    Wolfswut Andreas Gößling
    Wolfswut (Buch)
    01.04.2018

    Beinharter Thriller


    Als Lotte Soltau den Nachlass ihres Vaters sichtet, stößt sie in einem Lagerraum auf eine Anzahl Fässer, in denen sich Körperteile ermordeter Frauen befinden. Wie kommt ihr allseits beliebter, sozial engagierter, geselliger und musisch begabter Vater, Alex Soltau, der ,,beste Paps der Welt“ für Lotte, zu solchen Fässern? Die Ermittlungen ergeben, dass die Frauen bei lebendigem Leib brutal zerstückelt wurden. Offenbar handelt es sich bei allen um einen ähnlichen, dunkelhaarigen, südländischen Frauentyp.
    Hauptkommissarin Kira Hallstein und ihr neuer Kollege Max Lohmeyer ermitteln und stoßen auf erste Spuren im Prostituiertenmilieu. KHK Kira Hallstein ist eine interessante, aber sehr schwierige Persönlichkeit, die es nicht nur ihren Kollegen, sondern auch dem Leser schwer macht, Sympathie aufzubauen. Vor fast 20 Jahren ist ihr Bruder spurlos verschwunden und sie gibt sich bis heute die Schuld daran. Aus diesem Grund verbeißt sie sich auch extrem in jeden Fall, der mit verschwundenen Personen zu tun hat. Max Lohmeyer, ein noch junger Kollege, der aus Bayern zum LKA Berlin gekommen ist, bewundert seine Vorgesetzte, beißt sich aber auch immer wieder an ihrer harschen Art die Zähne aus.
    Der Fall selbst ist rasant und sehr spannend, allerdings werden manche Szenen auch so detailreich und grausam geschildert, dass es für mich die Grenze des Erträglichen weit überschritten hat. Ich muss gestehen, dass ich manche Seiten nur noch überflogen habe, um mir nicht jede brutale Einzelheit der Taten allzu bildlich vorstellen zu müssen.
    Auch wenn mir das Ende etwas zu konstruiert erscheint, handelt es sich insgesamt um einen wirklich spannenden Thriller, der auf einem echten Fall beruht. Und man darf auf eine Fortsetzung mit Kira Hallstein und ihrem Kollegen Max Lohmeyer gespannt sein.
    Aber Achtung: nichts für schwache Nerven!

    Krokodilwächter Krokodilwächter (Buch)
    28.03.2018

    Packend!


    Schon allein das Cover, weiß mit Schlitzen, durch die der blutrote Hintergrund hervorschimmert, hebt das Buch aus der Krimi-Masse heraus.
    Doch auch die Figuren und die Krimihandlung selbst, die in Kopenhagen spielt, hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck.

    Esther de Laurenti, ehemalige Literaturprofessorin, ist froh, dem Universitätsbetrieb entkommen zu sein. Sie genießt ihr neues, freies Leben mit ihren zwei Hunden, gibt ausschweifende Feiern für ihre Freunde, lässt sich von ihrem jungen Gesangslehrer Kristoffer bekochen und schreibt nebenher an einem Krimi. In ihrem Haus vermietet sie Wohnungen, unter anderem an zwei junge Studentinnen. Als eine davon grausam ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden wird, ist Esther geschockt. Das Mädchen wurde auf fast dieselbe Weise umgebracht, wie es Esther in ihrem Manuskript schildert. Dem Mädchen wurde mit einem Messer ein rätselhaftes Muster ins Gesicht geschnitten. Doch wer kennt das unveröffentlichte Manuskript und wer will Esther de Laurenti schaden? Oder ist womöglich sie selbst die Täterin? Die beiden Ermittler der Kopenhagener Polizei Jeppe Kørner und Anette Kerner halten zwar nicht unbedingt die emeritierte Professorin für die Täterin, gehen aber von jemandem aus ihrem direkten Umfeld aus.
    Die Autorin Katrine Engberg zeichnet ihre Figuren mit großer Empathie und Detailfreudigkeit. So begleitet man Esther de Laurenti in ihrer Trauer, ihren Zweifeln, aber auch ihrem Bemühen, dem wahren Täter auf die Spur zu kommen. Im Mittelpunkt steht auch Jeppe Kørner als sympathischer, aber etwas frustrierter Ermittler, der noch nicht ganz verkraftet hat, dass seine Frau ihn für einen anderen Mann verlassen hat. Ihm bieten die Ermittlungen einen möglichen Weg aus der Resignation.
    Interessante und originelle Figuren, ein ansprechender sprachlicher Stil und Spannung ziehen den Leser auf über 500 Seiten bis zum Schluss in ihren Bann.
    Hangman. Das Spiel des Mörders Hangman. Das Spiel des Mörders (Buch)
    25.03.2018

    Zu viel


    Bevor man sich diesen 2. Band von Daniel Cole zu Gemüte führt, sollte man wohl den 1. Band ,,Ragdoll" gelesen haben, da man sich sonst etwas schwer tut, die Verwicklungen und Andeutungen voll zu durchschauen.
    Als in New York auf der Brooklyn Bridge ein Toter gefunden wird, in dessen Brust das Wort ,,Köder“ geritzt wurde, gehen FBI und CIA davon aus, dass ein Killer den Londoner Ragdoll-Fall imitiert. Aus diesem Grund wird Chief Inspector Emily Baxter von New Scotland Yard nach New York geholt, um die dortigen Ermittlungen zu unterstützen.

    Der zunächst geheimnisvolle Prolog, der eigentlich eher ein Epilog darstellt, da er fünf Wochen nach dem Fund der Leiche an der Brooklyn Bridge spielt, zeigt eine sowohl physisch als auch psychisch gezeichnete Emily Baxter im Verhör.
    Baxter selbst ist eine schwierige Figur: hart, jähzornig, äußerst undiplomatisch und zwischenmenschlichen eine wahre Herausforderung. Dennoch führt sie eine Beziehung, allerdings auf Distanz und ohne tiefergehendes Vertrauen ihrerseits. Dies versteht man eventuell besser, wenn man den 1. Band gelesen hat. Ihr zur Seite gestellt wird der Special Agent Damien Rouche, auch er eine etwas bizarre, aber durchaus witzige Persönlichkeit. Doch auch bei ihm ahnt man bald, dass er so einiges verbirgt. Auch ihm vertraut Emily Baxter natürlich nicht, was zumindest für Spannung sorgt.
    Allerdings scheinen alle Ermittler ziemliche Macken zu haben, keiner führt ein ,,normales“ Leben, und dennoch bleiben einem die Figuren fremd, da man zu wenig über ihr Innenleben erfährt. Ein Leichenfund nach dem anderen, die Wechsel zwischen New York und London treiben das Tempo und auch die Spannung hoch. Mit der Zeit empfand ich dies aber eher als reißerische Action mit zu wenig Tiefgang: zu viele Beteiligte, zu viele Leichen, zu viel Blut!
    Nur für Liebhaber blutrünstiger Thriller zu empfehlen.
    Das Lied der toten Mädchen Linus Geschke
    Das Lied der toten Mädchen (Buch)
    22.03.2018

    Schatten der Vergangenheit


    Die Journalisten Jan Römer und Stefanie Schneider, genannt Mütze, sind spezialisiert auf alte, ungelöste Kriminalfälle, die sie wieder aufgreifen, neu recherchieren und den Lesern ihrer Zeitung nahe bringen.
    Als sie den Fall der im Jahr 1997 ermordeten Sonja Risse aufgreifen, die im Wald mit einem Messerstich getötet und mit einer Spieluhr wie eine Schlafende in Szene gesetzt wurde, stoßen sie bei deren Mutter und ihren damaligen Freundinnen auf beharrliches Schweigen. Offenbar haben alle Beteiligten etwas zu verbergen, oder Angst? Sonja und ihre Freundinnen hatten damals in einem Haus am Wilzenberg gearbeitet, wo sie für geheimnisvolle Gäste sorgen sollten. Diese Arbeit hatte das Leben aller Mädchen verändert, doch heute will keine der noch Lebenden darüber sprechen. Als einzige Informationen erfahren die Journalisten den Namen Viktor – ein Gast, mit dem Sonja offenbar eine nähere Beziehung eingegangen ist. Doch von diesem Viktor fehlt jegliche Spur. Als plötzlich der Verfassungsschutz bei Römer auf der Matte steht, ist klar, dass sie es mit etwas weitaus Größerem zu tun haben.
    Als es während Römers und Mützes Recherchen erneut ein Opfer gibt und auch am dortigen Tatort eine Spieluhr gefunden wird, wird klar, dass der Täter auch zwanzig Jahre später nicht ruht.
    Der Krimi hebt sich insofern etwas ab, dass die ,,Ermittler“ keine Polizisten, sondern Journalisten sind, die niemanden verhören, sondern nur interviewen dürfen. Dabei gehen sie allerdings auch nicht immer zimperlich vor, um zu einem Gespräch zu kommen. Unterstützt werden sie von Jan Römers schlagkräftigem und unerschrockenem Freund Arslan, der als ehemaliger Spitzenboxer den beiden in brenzligen Situationen zur Seite steht. Doch trotz Einblick in ihr Privatleben bleiben einem die Figuren, vor allem Römers Kollegin Mütze, eher fremd.
    Der Krimi ist unterhaltsam, stellenweise aber etwas dialoglastig und ausschweifend, was etwas auf Kosten der Spannung geht.
    Höllenjazz in New Orleans Höllenjazz in New Orleans (Buch)
    17.03.2018

    Kaleidoskop der Sinne


    New Orleans: Die Stadt am Wasser, geprägt von ihrer wechselhaften Geschichte, hat auch heute noch eine ganz eigene Atmosphäre. Der Autor Ray Celestin lässt in ,,Höllenjazz“ nun das New Orleans des beginnenden 20.Jahrhunderts wieder aufleben – in einer phantastischen, bunten Mischung aus Jazzmusik und Mafia, Voodo, Religion, Schwarzen, Weißen, Kreolen, Armut, Prostitution, Verbrechen, aber auch lebensbejahender. In einer äußerst bildhaften, ausdruckstarken Sprache schildert der Autor eine spannende und hochkomplexe Geschichte und lässt den Leser nebenbei das feuchte Klima, die verrauchten Kneipen oder die geheimnisvolle Atmosphäre der Sumpfwelt hautnah nachempfinden.

    The axeman, ein mysteriöser Mörder, der seine Opfer mit einer Axt hinrichtet, versetzt die Menschen in New Orleans im Jahr 1919 in Angst und Schrecken. Bei seinen meist italienischstämmigen Opfern hinterlässt der Axtmann Tarotkarten. Hat die die Mafia ihre Hände im Spiel? Dem ermittelnden Detective Michael Talbot ist der Mörder immer ein paar Schritte voraus. Doch dann richtet sich der Axtmann mit einem Brief an die Öffentlichkeit, in dem er seine nächste Tat ankündigt. Nur diejenigen sollen verschont werden, in deren Haus in dieser Nacht eine Jazzband spielt.
    Neben Michael Talbot ermittelt auch noch der ehemalige Detective Luca d’Andrea, der früher Michaels Mentor war und aufgrund dessen Aussage für Jahre im Gefängnis war. Soeben entlassen, wird d’Andrea vom obersten Mafiaboss Carlo Matranga angeheuert, um den Axtmann zu fassen, der durch seine Morde auch die Mafia unter Druck setzt.
    Ida Davis, Sekretärin in Pinkertons Detektivagentur, langweilt sich bei ihrer Arbeit und macht sich mit ihrem Freund, dem aufstrebenden Jazzmusiker Lewis Armstrong, auch auf die Suche nach dem Axtmann. So wird der Fall auf drei Ebenen und auf völlig unterschiedliche Art und Weise bearbeitet. Nebenher erfährt man sehr viel über den Hintergrund der Figuren, aber auch generell über das Leben in ,,Big Easy“. Angesichts der zahlreichen Figuren und komplexen Zusammenhänge muss man sich sehr konzentrieren, um nicht den Faden zu verlieren. Erleichtert wird der Überblick etwas durch das vierseitige (!) Personenregister und ein Glossar im Anhang, das typische Namen, spezielle oder veraltete Begriffe erklärt.
    Ein starker Roman, der den Leser mit allen Sinnen ins New Orleans des beginnenden 20. Jahrhunderts eintauchen lässt.
    Bierach, B: Schweigegelübde Bierach, B: Schweigegelübde (Buch)
    13.03.2018

    Nicht ganz rund


    Emma Vaughan, Inspector bei der Mordkommission im irischen Sligo, protestantisch und alleinerziehende Mutter eines 15-jährigen Jungen, plagen nicht nur die Sorgen um ihren Exmann, dem ein Prozess als IRA-Terrorist droht. Zwar weint sie ihm keine Träne nach, da ihm auch ihr gegenüber öfter mal die Hand ausrutschte, aber immerhin ist er der Vater ihres einzigen Kindes. Ein weiteres Problem ist ihre Medikamentenabhängigkeit. Nach einem schweren Autounfall, den ihr Exmann verursacht hat, leidet sie immer noch unter massiven Schmerzen. Nun schickt ihr Chef sie zu einem Drogenscreening, da auch ihm ihr Tablettenkonsum nicht verborgen geblieben ist. Im Krankenhaus bittet der Chefarzt Emma, den auffällig vielen Todesfällen der letzten Wochen nachzugehen. Offenbar geht ein ,,Todesengel“ in der Klinik um.
    Etwas irritierend ist, dass dieser Fall schon nach etwa zwei Dritteln des Buches gelöst ist und sich recht vorhersehbar entwickelt. Eigentlich viel interessanter ist ein alter, ungelöster Fall, der Emma Vaughan noch immer keine Ruhe lässt. Im ersten Band ,,Lügenmauer“ hat Emma eine Täterin bewusst entkommen lassen, da es sich um ein lebenslanges Missbrauchsopfer handelt. Diese ,,Frau mit dem roten Zopf“ verfolgt die Inspectorin nun immer noch bis in ihre Träume. Während im früheren Umfeld dieser Frau immer wieder Personen eines unnatürlichen Todes sterben, muss Emma Vaughan sich fragen, ob sie einer Serientäterin Tür und Tor geöffnet hat.
    Der zweite Band um Emma Vaughan bietet solide Unterhaltung. Mit von der Partie ist wieder ihr Kollege, die ,,Nervensäge“ James, der sich aber mehr für die attraktive Rezeptionistin als für seine Kollegin Emma interessiert. Dafür lernt Emma in dem Anwalt ihres Mannes einen interessanten Mann kennen. Im Vergleich zum ersten Band fällt der zweite aber etwas ab. Die Spannung, die erfrischenden Dialoge, die interessanten Hintergrundgeschichten aus ,,Lügenmauer“ finden sich eher abgeschwächt in ,,Schweigegelübde“, die unausgewogene Mischung aus neuem und altem Fall ergeben für mich keine runde Geschichte. Schade, da Emma eine sympathische Ermittlerin in einer interessanten Region darstellt. Aber vielleicht darf sie das ja in einem dritten Band unter Beweis stellen.
    Sylter Blut Ben Kryst Tomasson
    Sylter Blut (Buch)
    11.03.2018

    Kari Blom und die Häkelmafia


    Bei ,,Sylter Blut“ handelt es sich um den dritten Band, in dem Karoline Dahl alias Kari Blom undercover auf Sylt ermittelt. Dennoch kann man diesen dritten Teil auch sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen.
    Auf Sylt häufen sich Einbrüche in Villen, obwohl diese eigentlich durch Alarmanlagen gut gesichert sind. Der letzte Einbruch geschieht ausgerechnet bei Fanny Riepenhusen, einer älteren Witwe aus dem Kreis der ,,Häkeldamen“. Als sie mit ihren Freundinnen von einer ornithologischen Wanderung nach Hause kommt, findet sie neben Einbruchsspuren auch noch den Einbrecher selbst. Allerdings liegt dieser erschossen im Hausflur. Wurde er von einem Komplizen, der nicht teilen wollte, erschossen? Und wieso wurde die Alarmanlage nicht ausgelöst? Die Sicherheitsfirma ,,Sylt Guard“ gerät natürlich sofort in den Fokus der ermittelnden Sylter Polizei, Jonas Voss und seine Kollegin Hannah Behrends. Unterstützt werden sie durch das LKA Kiel, das eine Beamtin zur undercover-Ermittlung schickt. Dabei handelt es sich ausgerechnet um Kari Blom, die, wie man erfährt, vor einiger Zeit schon als ,,Schriftstellerin mit Schreibblockade“ auf der Insel gewohnt und als Tatverdächtige in einem Mordfall gegolten hat. Zwischen Kari Blom und Jonas Voss hat es damals schon ziemlich gefunkt, doch ihr verdeckter Einsatz steht einer Beziehung natürlich im Wege. Während Kari Blom als neue Kollegin bei ,,Sylt Guard“ eingeschleust wird und dort den Eigentümern und Angestellten hinterherspioniert, gerät Jonas Voss völlig aus der Balance durch Kari Bloms erneutes Auftauchen auf Sylt. Hannah Behrends dagegen ist überhaupt nicht erfreut über Karis Einsatz, hat sie doch selbst ein Auge auf Jonas Voss geworfen. Während sich die Tätersuche recht schnell auf die Firma ,,Sylt Guard“ konzentriert und zwar fast alle, sowohl Chefs als auch Mitarbeiter, als Täter in Frage kommen, ahnt man doch recht schnell, wer’s war. Allerdings gibt es weitere Spannung durch Karis und Jonas Gefühlsachterbahn. Und durch die älteren Damen der ,,Häkelmafia“, die Kari unter ihre Fittiche genommen haben, ergeben sich reichliche Szenen zum Schmunzeln.
    Ein unterhaltsamer, wenig blutiger Wohlfühlkrimi mit sympathischen Figuren.
    Kühn hat Ärger Kühn hat Ärger (Buch)
    02.03.2018

    Unterhaltsame Bauchnabelschau



    Als der 17-jährige Amir, Sohn libanesischer Einwanderer, erschlagen an einer Trambahnhaltestelle gefunden wird, ermitteln Kommissar Martin Kühn und seine Kollegen von der Kripo. Kurz vor seinem Tod befand Amir sich bei seiner Freundin Julia, Tochter einer mehr als wohlhabenden Familie in der noblen Münchner Wohngegend Grünwald. Wie passt der aus mehr als prekären Verhältnissen stammende und kleinkriminelle Amir in die Familie van Hauten, die sich nur über Bonsai-Parkett oder Austern-Frühstücke den Kopf zerbrechen müssen?
    Die Krimihandlung selbst bildet allerdings nur den Rahmen oder eher noch den Hintergrund dieser Geschichte. Eigentliche Hauptperson ist Martin Kühn, der, wie der Titel ja verrät, Ärger hat. Nachdem er erst kürzlich nach einem Burnout und erfolgreicher Reha wieder ins Arbeitsleben eingestiegen ist, beschäftigen ihn sehr viele Dinge. Da ist einmal die Veränderung seiner Frau Susanne, die neuerdings ins Yoga geht, Martin Kühn aber bald einen Liebhaber dahinter vermutet. Außerdem versucht er die Diagnose einer Prostata-Erkrankung zu verdrängen, was ihm aber mehr schlecht als recht gelingt. Und so testet er seinen Marktwert bei jüngeren Kolleginnen, ärgert sich über die Nachbarschaft und die verseuchte Erde in seinem Wohngebiet, wundert sich über Worte wie ,,Achtsamkeit“ und die van Hautens, die trotz ihres Reichtums nett und sympathisch sind. Das Ganze wirkt etwas wie die Bauchnabelschau des sensiblen Martin Kühns, die ausschweifend-essayistisch, aber durchaus sehr unterhaltsam und in einer interessanten Sprache erzählt wird.
    Lesens- und empfehlenswert, wenn man beachtet, dass es sich in erster Linie um einen Roman und erst in zweiter Linie um einen Krimi handelt.

    Totenweg Totenweg (Buch)
    27.02.2018

    Tod in der Elbmarsch


    Frida Paulsen, Polizistin in Hamburg, wird von ihrer Mutter in ihr Heimatdorf gerufen. Mit ihren Eltern hat sie seit Jahren nur noch sporadisch Kontakt. Doch jetzt wurde ihr Vater niedergeschlagen und wird im Krankenhaus operiert. Es ist nicht klar, ob er durchkommen wird. Mit äußerst gemischten Gefühlen fährt sie nach Deichgraben in der Elbmarsch.
    Vor fast zwanzig Jahren wurde hier ihre beste Freundin Marit Ott ermordet - und Frida weiß, wer der Mörder ist! Doch dieses Geheimnis hat sie nie verraten und sie trägt bis heute schwer an dieser Schuld.
    Für die Ermittlungen wird ausgerechnet der Kommissar Bjarne Haverkorn beauftragt, der schon damals im Fall von Marit - erfolglos - ermittelt hat. Auch ihn beschäftigt der alte und ungelöste Fall bis heute. Als die beiden aufeinander treffen, wissen beide, dass es nicht nur um den aktuellen, sondern auch um den alten, ungelösten Fall geht.
    Für Frida bedeutet dies, dass sie sich ihren Erinnerungen, ihrem Konflikt mit den Eltern, aber auch ihrer Schuld stellen muss. Außerdem muss sie überlegen, ob sie den Hof ihrer Eltern vor dem finanziellen Ruin retten kann. Für Haverkamp ist der Fall eine Chance, das alte Rätsel um den Tod Marits kurz vor seiner Pensionierung doch noch zu lösen.
    Haverkamp gibt einen sehr sympathischen und emphatischen Kommissar ab, der Frida nach anfänglichen Schwierigkeiten fast wie eine eigene Tochter behandelt. In seinem Privatleben läuft es allerdings alles andere als rund, seine Frau pflegt ihre Depression und macht damit seine Ehe zur Hölle. Frida hingegen ist ein schwieriger Charakter, der auch dem Leser nicht so schnell ans Herz wächst. Ihre ruppige und abweisende Art macht es nicht nur ihren Eltern oder ihrem aktuellen Freund schwer. Hinzu kommt, dass sie sich als schlechte Menschenkennerin erweist, offensichtliche Zusammenhänge im Fall spät erkennt und noch später an erst Haverkamp weitergibt.
    Der Fall ist spannend aufgebaut, mit einigen überraschenden Wendungen, vielen möglichen Verdächtigen, bis die Wahrheit in einem rasanten Showdown ans Licht kommt.
    Lesenswert!
    Der Mann, der nicht mitspielt Der Mann, der nicht mitspielt (Buch)
    13.02.2018

    Großes Kino auf über 600 Seiten


    ,,Als ich an einem Sonntagnachmittag Anfang September nach Hause kam, stolperte ich auf der Treppe über eine scharfe Rothaarige." So beginnt Christof Weigolds Detektivroman, der zu Beginn der Zwanziger Jahren in Hollywood spielt. Reinhard, genannt Hardy Engel verdingt sich mehr schlecht als recht als Privatdetektiv, da es zu einer Karriere als Schauspieler bisher nicht gereicht hat. Die ,,scharfe Rothaarige", passenderweise mit dem Namen Pepper Murphy, beauftragt Hardy Engel, ihre Mitbewohnerin zu finden. Die verschwundene Virginia Rappe werde von ihrem Verlobten vermisst. Hardy lässt sich von Peppers Charme und Geld bezirzen, doch als er sich auf die Suche nach Virginia Rappe macht, bemerkt er schnell, dass diese kein Kind von Traurigkeit war, und mitnichten Peppers Mitbewohnerin! Virginia Rappe stirbt, kurz nachdem sie eine rauschende Party des Filmstars und Komikers Fatty Arbuckle besucht hat. Er soll die junge Frau vergewaltigt und brutal mit einer Flasche verletzt haben. Während sich der Fall zu einem Skandal für Arbuckle und damit für die ganze Filmbrache entwickelt, wendet sich das Blatt für Hardy Engel. Vom deutschen Gründer der Universal-Filmstudios Carl Laemmle persönlich wird er engagiert, für Ermittlungen und Aufträge jeder Art. Hardy Engel spielt zunächst mit, obwohl er weiß, dass er mit diesem Job und dem finanziellen Segen gekauft werden soll. Außerdem wird ihm auch noch die reizende Pepper als Sekretärin zur Seite gestellt.
    Hardy Engel, Deutscher, der nach dem 1. Weltkrieg sein Glück in Amerika sucht, erinnert an alte, verrauchte Detektivfilme mit Humphrey Bogart: Der einsame, etwas zerknautsche Held, der niemandem trauen kann, nicht einmal sich selbst, zuviel trinkt und zu wenig schläft, aber eigentlich doch zu den Guten gehört.
    Der Roman ist einerseits ein spannender Krimi, andererseits ein Zeitroman, der den Ruhm und den Glanz der Zwanziger Jahre, aber auch deren rabenschwarze Kehrseite zeigt. Der historische ,,Fall Arbuckle" wird gekonnt mit Fiktion verknüpft und damit zu großem Kino für den Leser. Dieser sollte sich allerdings auf Über-Spielfilmlänge einstellen, angesichts der 629 Seiten.
    Schlüssel 17 Schlüssel 17 (Buch)
    08.02.2018

    Komplex und spannend



    In der Kuppel des Berliner Doms hängt die Dompfarrerin, Dr. Brigitte Riss. Sie wurde grausam zugerichtet und um ihren Hals hängt ein Schlüssel, in den die Zahl 17 eingeritzt wurde.
    Tom Babylon vom LKA kennt die Pfarrerin schon aus seiner Jugendzeit in Stahnsdorf. Doch auch den Schlüssel erkennt er sofort. Als vor neunzehn Jahren seine kleine Schwester Viola spurlos verschwand, trug sie genau diesen Schlüssel!
    Toms Interesse an dem Fall ist also viel mehr als nur professioneller Natur. Das Verschwinden seiner damals zehnjährigen Schwester lässt ihn bis heute nicht los, ja er kommuniziert sogar mit ihr! Der Schlüssel ist mit einem Ereignis in Toms Vergangenheit verknüpft, das er unbedingt bedeckt halten will. Bis heute lebt er mit Schuldgefühlen, doch die Vergangenheit holt ihn ein.
    Als Partnerin wird ihm die eigenwillige Psychologin Sita Johanns zur Seite gestellt. Sie durchschaut Tom und seine Beweggründe, sich in den Fall zu verbeißen, recht schnell. Allerdings unterstützt sie ihn und deckt sogar teilweise seine Alleingänge. Sita Johanns eine interessante, außergewöhnliche Figur, mit einer Vergangenheit, die nur hin und wieder angedeutet wird. Offenbar führt die private Sita Johanns auch ein gänzlich anderes Leben als die offizielle Dr. Johanns, doch darüber erfährt man noch recht wenig.
    Der Fall führt die Ermittler in die DDR-Vergangenheit, zu Stasi und Zwangsadoptionen. Doch auch in den eigenen Reihen haben Tom Babylon und Sita Johanns mit Widerständen zu kämpfen.
    Neben den vielschichtigen Figuren und ihren teils undurchsichtigen Verflechtungen sind es auch die Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitebenen (1998 und 2017), die den Leser immer wieder in die Irre führen und dem Krimi einen außergewöhnlichen Charakter verleihen. Der Fall ist hochspannend und wird zum Ende hin rasant, actionreich und zunehmend komplex. Allerdings bleiben zum Schluss einige lose Enden, sodass der Leser nicht beruhigt aufatmen und das Buch einfach zur Seite legen kann, sondern ungeduldig auf den nächsten Fall mit Tom Babylon warten muss.

    Sauer, B: Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée Sauer, B: Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Buch)
    17.01.2018

    Suche nach Gerechtigkeit

    Im Winter 1947 kämpfen die Menschen in den Ruinen ums Überleben. Friederike Matthée arbeitet als Polizeiassistentenanwärterin bei der Weiblichen Polizei in Köln. Für diesen Beruf ist sie eigentlich zu sensibel und zartbesaitet, im Grunde interessiert sie sich auch viel mehr für Kunst und Malerei. Allerdings kann sie mit ihrer Stelle sich und ihre kränkliche Mutter ernähren und hat dadurch Anspruch auf ein Zimmer.
    Ihre Vorgesetzte, die Kriminalkommissarin Gesine Langen, hält wenig von ihr und versucht, sie möglichst schnell loszuwerden. Doch Friederike spricht gut englisch, und sie kann gut mit Kindern umgehen. Als die britische Militärpolizei sie anfordert, um einen Jungen zu vernehmen, ist das ihre Chance, sich zu beweisen.
    In einem kleinen Dorf in der Eifel ist ein bekannter Schwarzhändler erschlagen worden. Einziger Zeuge des Verbrechens ist der kleine Peter Assmuß, der aber seitdem schweigt.
    Lieutenant Richard Davies von der britischen Militärpolizei ist für diese Ermittlung der Vorgesetzte von Friederike Matthée. Die beiden haben zunächst einige Schwierigkeiten, vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Friederike hat die schrecklichen Erlebnisse auf der Flucht aus Ostpreußen noch nicht verarbeitet. Doch auch Richard Davies trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Ganz allmählich entwickelt sich Sympathie und Vertrauen zwischen den beiden, was aber immer wieder auf eine harte Probe gestellt wird.
    Der Kriminalfall selbst ist zwar spannend, die Auflösung aber zu konstruiert.
    Überzeugen kann der Roman vielmehr durch die eindrückliche Schilderung des historischen Hintergrunds. Das Leben der Menschen, die gerade einen Krieg überlebt haben, nun unter Hunger und Elend zu leiden haben, sich gegenseitig misstrauen und Schuld zuweisen, wird anschaulich und authentisch geschildert.
    Friederike in ihrer Unsicherheit, aber auch ihrer Neugier und ihrem Willen, für Gerechtigkeit zu sorgen, fand ich interessant und überzeugend charakterisiert.
    Für mich ist ,,Echo der Toten“ mehr Roman als Krimi, aber sehr empfehlenswert, wenn man sich für den geschichtlichen Hintergrund interessiert.
    Leere Herzen Juli Zeh
    Leere Herzen (Buch)
    02.01.2018

    It’s a Suicide World



    Deutschland im Jahr 2025: die BBB – Besorgte-Bürger-Bewegung unter Regula Freyer hat schon vor Jahren Angela Merkel abgelöst. Das ,,bedingungslose Grundeinkommen“ und verschiedene Effizienzpakete stellen die Menschen zufrieden und ruhig.
    Trump und Putin haben den Syrienkrieg beendet, außer Brexit gibts noch den Frexit und den Spexit.... Doch Polititk interessiert eigentlich sowieso niemanden mehr. Politik findet statt, wie das Wetter, egal ob man zusieht, etwas tut oder nicht. Diese illusionslose, gleichgültige Haltung vertritt auch Britta. Sie hat das Interesse an Politik und generell an Diskussionen schon vor langer Zeit verloren, privat möchte sie sich über solche Themen nicht mehr unterhalten müssen. Sie wohnt mit ihrem Mann Richard und der siebenjährigen Tochter Vera in Braunschweig in einem Betonwürfel mit viel Glas, praktisch, geräumig, geradlinig. So emotionslos, wie Britta ihre Wohnsituation sieht, erscheint sie auch dem Leser. Der zu Beginn der Handlung geschilderte Abend mit einer befreundeten Familie wirkt ebenso nüchtern und distanziert. Janina und Kurt, die auf dem Land ein altes Haus, ihr Traumhaus, gefunden haben, werden von Britta als naiv und anachronistisch empfunden. Dennoch überlegt sie sich, den beiden eine finanzielle Anschubhilfe für den Hauskauf zu geben. Immerhin verdient Britta mit ihrer Arbeit bei der ,,Brücke“ so viel Geld, dass sie sich hin und wieder auch um die Finanzhygiene kümmern muss.
    Die ,,Brücke“ ist vordergründig eine Psychotherapiepraxis, die sich vor allem um suizidgefährdete Patienten kümmert. Tatsächlich rekrutieren Britta und ihr Geschäftspartner Babak aber Selbstmordattentäter und vermitteln diese an Organisationen, die sich die Anschläge für ihre Zwecke einiges kosten lassen. Als plötzlich Konkurrenz auf dem ,,Markt“ auftaucht, bekommen Britta und Babak es mit einem sehr gefährlichen Gegner zu tun.
    Die Idee des Buches ist originell, die Handlung beklemmend und stellenweise auch wirklich spannend. Dennoch bleibt man als Leser immer in einer distanzierten Beobachterrolle. Zu keiner der Figuren findet man wirklich einen Zugang. Selbst Britta, aus deren Sicht das Geschehen geschildert wird, bleibt zynisch, fremd und unnahbar. Auch keine der anderen Personen wirkt sympathisch. Selbst die Figuren untereinander verbindet, trotz langjähriger Freundschaft, keine tiefergehende Beziehung. Sogar zwischen Britta und ihr Ehemann Richard herrscht eine sehr nüchterne Atmosphäre. Richard weiß erstaunlich wenig über die ,,Tätigkeit“ seiner Frau, es scheint ihn aber auch nicht weiter zu interessieren. Nicht einmal, als sie für mehrere Tage ,,geschäftlich“ verreisen muss, fragt er nach, sei es aus Respekt oder aus Gleichgültigkeit.
    Vermutlich ist das von der Autorin so gewollt, mich lässt es allerdings unzufrieden und etwas ratlos zurück.
    Der gefährlichste Ort der Welt Der gefährlichste Ort der Welt (Buch)
    22.12.2017

    Im goldenen Käfig


    In Mill Valley, einem kleinen Städtchen in der Bucht von San Fransisco, gibt es nur Wohlhabende oder Reiche. Die Stadt ist ein kleines Paradies der Sorglosigkeit, doch die Idylle trügt. Erzählt wird aus der Sicht verschiedener Jugendlicher vom Gruppenzwang, Unsicherheit, erster Liebe, ersten Erfahrungen. Die Eltern haben viel Geld und hohe Erwartungen, aber wenig Zeit und wenig Verständnis für ihre Kinder.
    Als der etwas eigenartige Tristan Bloch in der 8. Klasse der hübschen Calista Broderick einen Liebesbrief schreibt, zeigt sie ihn zunächst ihrer Freundin Abigail, dann dem coolen Ryan, dem angesagten Schwarm aller Mädchen. Dieser ,,kümmert“ sich um das ,,Problem“, indem er den Brief ins Internet stellt und Tristan von da an keine ruhige Minute mehr hat. Eines Morgens radelt er zur Golden Gate Bridge und setzt seinem Leben ein Ende.
    Drei Jahre später ist Tristans Tod scheinbar von allen vergessen, doch die Schuldgefühle wurden nur mehr oder weniger gut verdrängt. Die einzelnen Kapitel stellen je eine Figur in den Mittelpunkt, aus deren Sicht die Geschichte erzählt und weitergeführt wird. So hat z.B. Abigail inzwischen ein Verhältnis mit ihrem Lehrer, die Freundschaft zu Cally ist merklich abgekühlt, Dave Chu kann den hohen Erwartungen seiner Eltern nicht gerecht werden und lässt den schlauen Nick Brickston einen Test unter seinem Namen schreiben. Doch keine der Figuren ist so, wie sie von den anderen wahrgenommen wird. Jede führt eine Art Doppelleben, zeigt nur bestimmte Eigenschaften und Gefühle vor den anderen. Schein und Sein lassen sich aber auch nicht eindeutig voneinander unterscheiden. So gibt Nick sich z.B. in San Fransisco als Student aus, erobert die gläubige Sarah. Doch in dem einzigen Moment, in dem er offen und ehrlich zu ihr ist, lässt sie ihn fallen. Die schöne Elisabeth Avarine wird von allen als unnahbar und arrogant wahrgenommen, dagegen ist sie in Wahrheit lieber für sich, unsicher und eine Einzelgängerin. Keine der Figuren weckt wirklich Sympathien beim Leser, höchstens Mitleid. Einzig Calista schafft es am Ende, sich der Schuld zu stellen, die sie wegen Tristan Bloch unbewusst immer empfunden hat. Sie schreibt darüber und zeigt insofern immerhin eine Entwicklung.
    Die Geschichte berührt und macht es dem Leser nicht leicht. Dennoch finde ich Johnsons Roman unbedingt lesenswert!
    Oxen. Das erste Opfer Oxen. Das erste Opfer (Buch)
    02.12.2017

    Freund oder Feind?

    Der ehemalige Elitesoldat Niels Oxen lebt am Rande der dänischen Gesellschaft, versteckt in einer Kellerwohnung und ernährt sich von dem, was die Wohlstandsgesellschaft wegwirft.
    Seine Einsätze auf dem Balkan und in Afghanistan haben ihm hohe Auszeichnungen für sein heldenhaftes Verhalten und seinen Einsatz für Kameraden eingebracht – aber auch schwere Traumata. Der ,,tapferste Kriegsheld der Nation“ hat sich von allen sozialen Kontakten distanziert und aus dem gesellschaftlichen System ausgeklinkt. Niemand weiß, wo und wie er wohnt. Doch seine inneren Dämonen suchen ihn Nacht für Nacht heim, und so zieht er sich mit seinem Hund in ein großes, abgelegenes Waldgebiet zurück, um zur Ruhe zu kommen. Doch seine Neugierde beschert ihm das Gegenteil. Bei einem nächtlichen Besuch in einem Schlosspark hinterlässt er Spuren und wird so zum Hauptverdächtigen in einem Mordfall. Der Schlossbesitzer Hans-Otto Corfitzen, ehemaliger Botschafter Dänemarks, wurde in seinem Arbeitszimmer ermordet. Außerdem wurde Corfitzens Hund erhängt aufgefunden.
    Oxen wird zwar verdächtigt und mehrmals verhört, allerdings wird ihm vom Chef des dänischen Geheimdienstes PET, Axel Mossmann, auch eine Art Undercover-Job angeboten. Oxen soll im Geheimen, mit allen legalen und illegalen Mitteln und natürlich auf eigenes Risiko für Mossmann ermitteln.
    Zur Seite steht ihm die Geheimdienstmitarbeiterin Margrethe Franck, die aber ähnlich misstrauisch veranlagt ist wie Niels Oxen. Nur sehr zögerlich arbeiten die beiden zusammen und fassen allmählich Vertrauen zueinander, als sie merken, dass Mossmann vermutlich ein doppeltes Spiel mit ihnen spielt. Wem können sie vertrauen, wer ist Freund und wer ist Feind?
    Sehr eindrücklich werden Oxens alptraumhafte Erinnerungen an seine Kriegserlebnisse geschildert, die ihn dazu gebracht haben, alle Brücken hinter sich abzubrechen. Oxen selbst, aber auch Margrethe Franck, sind nicht unbedingt sympathische, aber ungewöhnliche und interessante Figuren. Die Handlung ist sehr verwickelt, aber hochspannend und mitreißend erzählt. Da dies der erste Teil einer Trilogie ist, bleibt das Ende natürlich so offen, dass noch Luft für Band zwei und drei bleibt. Definitiv lesenswert!
    1 bis 25 von 83 Rezensionen
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