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    StefanieFreigericht

    Aktiv seit: 06. Februar 2016
    "Hilfreich"-Bewertungen: 3
    22 Rezensionen
    Der Narr und seine Maschine Der Narr und seine Maschine (Buch)
    29.09.2018

    „Ein Mann in einer Bahnhofshalle, irgendein Mann in irgendeiner Bahnhofshalle.“

    Tabor Süden war Kriminalhauptkommissar in der Vermisstenstelle der Kripo, quittierte den Dienst, verschwand, kehrte zurück, arbeitete in einer Detektei, jetzt will er wieder verschwinden. Seine Chefin spürt ihn auf, setzt ihn auf einen Fall an. Ein Krimi-Autor ist verschwunden.

    „Mich würde niemand wiederfinden, dachte Tabor Süden, als er sich auf der obersten Treppenstufe von der Straße abwandte. Seine Zukunft wäre die allumfassende Unsichtbarkeit.“ S. 10 Der Satz ist typisch für den eher literarischen Stil des Buches, der mir dann doch gelegentlich zu viel wird: „Im irren Glauben, er könne ertwas erkennen, riss er die Augen auf und starrte die schäbige Wand vor sich an wie eine riesige, körnige, Horrorszenen speiende Leinwand.“ S. 22 Der Satz ist auch typisch für Tabor Süden und er könnte gleichmaßen für Cornelius „Linus“ Hallig stehen, den verschwundenen Schriftsteller. Beide sind sie aufgewachsen mit verschwindenden Vätern, können schweigen, haben ihre gewohnten Orte, wenige Bindungen, wenn überhaupt.

    Ansonsten ist das hier eher schwierig als Krimi einzuordnen, abseits des gewohnten Schemas von Mord und Leiche, dafür liegt die Stärke darin, wie die Gesprächsführung von Süden Wirkung zeigt, wie er auf das Schuldgefühl von Angehörigen einzugehen weiß, über das ich mir vorher nicht einmal bewusst war: verschwindet jemand aus meinem Umfeld, KANN ich mich nur schuldig fühlen, schließlich hätte ich doch etwas bemerken müssen. Psychologisch meisterhaft, auch in der Düsternis der Darstellung. Kein Buch für schlechte Tage, dafür komplett unproblematisch für jene, die sensibel auf Gewaltdarstellung reagieren.

    Das Buch ist der 21. (!) einer Reihe mit Tabor Süden, mein erster, ich konnte bedenkenlos einsteigen. Ich bin irgendwie beeindruckt, gleichzeitig aber nicht sehr inspiriert, weitere Bände zu lesen, dazu wirkte der Text zu desillusioniert und zu deprimierend auf mich. Die harten Brüche der Perspektivwechsel zwischen den beiden Männern hielten mich auf Distanz. Das Ende passt perfekt dazu. Jetzt bin ich ratlos und sehne mich nach einem richtig harten Thriller mit viel Gewalt oder meinem großen Teddybären oder sinniere noch ein wenig über das Buch nach oder besser später, bei Tageslicht.

    4 Sterne, 3 oder 5 hätte ich genauso gegeben.
    Mit der Faust in die Welt schlagen Mit der Faust in die Welt schlagen (Buch)
    29.09.2018

    Komplette Entmutigung

    Philipp und sein jüngerer Bruder Tobias wachsen in Sachsen auf, in Neschwitz in der Nähe von Dresden. Das Buch begleitet sie vom Vorschulalter bis sie junge Erwachsene sind, von „9/11“ bis zum Einmarsch Russlands auf der Krim.

    Das wäre die Inhaltsangabe zum Buch… was der Klappentext auf der linken inneren Klappe verheißt, mag ich nicht wiederfinden, denn nach Dresden geht es nur zu einem völlig friedlichen Fußballspiel. Ja, ohne Zweifel wird hier beschrieben, wie die Jungs sich in ziemlich nationalistischer Gesellschaft bewegen. Es wird aber mir nicht klar, wie es dazu kommt, DAS wäre interessant. Ich vermag nicht zu sagen „sie rutschen dahin ab“, wie könnte ich, wenn sie im Haushalt mit einem Vater aufwachsen, der lamentiert über „Polacken-LKW“, „unsere bescheuerten Straßen“, wenn das Umfeld die Sorben diskriminiert und in der Schule viele meinen, die USA hätten 9/11 verdient. Meine Güte, die Eltern haben Arbeit! Die Jungs haben ihre Ausbildungen!

    Zur Verortung, weil ich an der Stelle die Unterstellungen kenne: Ich bin Wessi. Mein Mann ist Ossi. Wir leben „im Westen“ – NEIN, wir leben in Hessen. Leute, das ist wirklich mehr als nur ein paar Jahre her mit dem Ende der DDR und mit einem gemeinsamen Land und ich höre immer noch diesen Müll, von wegen abgehängt. Ich komme ursprünglich aus einer Kleinstadt im (West-)Norden, inzwischen ohne Bahnhof, ohne Kino, 10 km bis zur Autobahn, 35 km bis zur nächsten größeren Stadt, keine Fachärzte, die meisten pendeln, abends ist wenig los, viele Wohnungen stehen leer. „Früher“, in den 80ern, war das auch dort noch anders. Ja, in den 80ern hatten die Menschen, Ost WIE West, Anstellungen meistens auf Lebenszeit und das hat sich geändert, sie lebten mehrheitlich dort, wo sie arbeiteten, die Schulen waren sauberer - alles gut und schön („früher gab's 'nen Kaiser“ sagte dazu meine Oma, früher).

    Im Buch bekomme ich die deprimierende Atmosphäre, aber keine Erklärung für die Entwicklung der Protagonisten – zum Phänomen der Hooligans konnte „Hool“ von Winkler mir das noch bieten, für mich völlig überraschend. Hier kann ich einfach nur passiv mit dabei sein, so passiv, wie ich die Brüder empfinde. Es heißt im Klappentext, der eine Bruder kann sich zurückziehen. Welcher das sein wird, scheint fast willkürlich, denn dabei bei den wirren Treffen waren beide irgendwann. Vielleicht ist das der Sinn des Buches: es passiert einfach? Überhaupt, wirre Treffen: rechte oder linke Extremisten als wirre Säufer dazustellen, finde ich reichlich harmlos für eine teils erschreckend gut organisierte Szene.

    Das reicht mir nicht. Dazu kommt der Schreibstil, der mit den etwas seltsamen Sätzen, oft ohne Verb, dafür Aufzählungen: „Die Musik wurde lauter mit jedem Schritt, den die Vierergruppe dem Feuer näher kam. Der Platz kreisrund. In der Mitte das Feuer. Der hintere Teil durch Bauzäune abgesperrt, wo der Steinbruch angrenzte.“ S. 70 Dazu gibt es zeitliche Sprünge, auf einer Seite ist jemand noch ein Kumpel, auf der nächsten Meth-süchtig, dem ist oft schwer zu folgen, es wirkt künstlich.

    Das Buch ließ sich fix lesen, deprimierte mich aber über alle Maße und strengte mich mit seinem Stil noch dazu an. Es rüttelt nicht auf, es bietet weder Ausblick noch Erklärungen. Es nervt mich einfach. Und das Schlimme: ich kenne ausreichend „Wessis“, für die die beschriebene Einstellung im Buch genau mit ihrem „Ost-Klischee“ zusammenpasst, während sie über die gleichen Dinge jammern. Ja, zur Zeit steht Chemnitz im Fokus. Aber es geht leider ähnliches um in Kandel und das ist nicht im Osten. DAS sollte noch mehr Angst machen.

    2 Sterne.
    Vier Tage in Kabul Vier Tage in Kabul (Buch)
    02.09.2018

    Zeitverschiebung

    23. August 2014. Die schwedische Kriminalkommissarin Amanda Lund, 35, soll in Nordafghanistan eine internationale Einsatztruppe aufbauen, als Beraterin des afghanischen Truppenkommandanten, als sie ein Anruf ihres schwedischen Chefs Bill Ekman erreicht: zwei Mitarbeiter der Botschaft sind verschwunden. Da man eine Entführung befürchtet, soll die als Sonderermittlerin und Unterhändlerin ausgebildete Amanda vor Ort in Kabul tätig werden. Doch der schwedische Botschafter Sven Leijonhufvud erschwert die Aufgabe, indem er nur spärlich mit Informationen herausrückt. Er scheint zu lügen…dann gelingt es Amanda, den Chauffeur der zwei Mitarbeiter zu finden (auch schön: angeblich zwei Menschen wurden entführt – NEIN: DREI). Parallel dazu wird in der schwedischen Heimat eine Leiche gefunden, das Justiz- und das Außenministerium mischen sich ungewöhnlich stark ein und die afghanische Polizei scheint ganz eigene Ziele zu verfolgen. Besteht für die Vermissten noch Hoffnung?

    Autorin Anna Tell ist Politologin und Kriminalkommissarin, sie hat über 20 Jahre Polizei- und Militärerfahrung in Schweden und im Ausland. Vor allem kann sie gut Charaktere beschreiben, ich konnte mir das „Personal“ des Buches gut vorstellen, mochte die Protagonisten und wollte wissen, wie es mit ihnen weitergeht; es soll dieses der Auftakt einer Reihe sein. „Vier Tage in Kabul“ übernimmt den Titel (Fyra dagar i Kabul) und das Cover des schwedischen Originals, das 2017 erschien. Der Leser ist quasi in Echtzeit bei den vier Tagen in Kabul (und Schweden) dabei. Das gefiel also. Auch das Verhalten der Politik im Sinn von „es kann nicht sein, was nicht sein darf“ erscheint leider sehr plausibel.

    Was mir missfiel: Ungereimtheiten, Überflüssiges, einiges.
    Amanda sei am 10. Juli 1980 geboren, es ist August 2014 (diverse Polizeiberichte) und sie sei 35. Ich zähle 34?
    Amanda bemerkt diverse Sicherheitslücken in der Botschaft: keine Sicherheitsübungen, Fenster werden geöffnet, Freizeitverhalten ist risikobehaftet, es wird aber kein Sicherheitstraining angeregt? In einer Gefährdungssituation?
    Amanda ist Unterhändlerin, die Serie heißt „Unterhändlerin“, aber das kommt praktisch nicht zum Tragen – sie agiert als Sonderermittlerin, wäre doch auch ein Reihentitel? Die kurzen Andeutungen in z.B. den Unterhaltungen mit dem Botschafter (wann „nett“ sein, wann Druck) machen jedoch durchaus Appetit auf mehr. Viele der Bücher von Dania Dicken setzen Verhandlungstaktiken deutlich besser in Szene.
    Da stellt eine Frau fest, sie ist schwanger, gut, denn sie wünscht sich Kinder. Dennoch lebt sie von Kaffee, Koffeintabletten, es gibt Alkohol und sie begibt sich mehrfach in Lebensgefahr.
    Recht früh gibt es ein Kapitel aus der Sicht eines lange namenlosen Afghanen, ab da weiß der Leser eigentlich fast alles zu den (meisten) Hintergründen. Warum nur? Mit dem zweiten Handlungsstrang hält sich die Autorin da zurück, aber es ist ja so modern geworden, Handlungen auch aus Opfer- und Tätersicht geschildert zu bekommen.
    Und: nicht jeder Mitarbeiter einer Botschaft ist Diplomat, die Putzfrau beispielsweise bestimmt nicht. Da weckt der Klappentext hier den falschen Eindruck.

    Bill darf Rechenschaft ablegen – und der Leser darf die Namen aller lesen, die vor ihm sitzen. Aller zehn, wobei eigentlich nur Teljer relevant ist? Ich kann mit Sätzen umgehen wie „Bill wurden alle Namen genannt“, ich will die nicht auch alle lesen.
    Überhaupt, es gibt etliche Namen, auch viele Abkürzungen, NDS (der afghanische Nachrichtendienst), IED (improvised explosive devices), FRAU (der schwedische Nachrichtendienst),…eine kurze Liste bitte, gerade auch für Nicht-Schweden. Ich lerne ja gerne etwas dazu, aber da hier nur mit Begriffen um sich geworfen wird, wäre die Liste ausreichend. Erkenntnisse über Afghanistan? Weniger. Da eher Khaled Hosseini. Aber neu war mir, wie stark das schwedische Afghanistan-Engagement ist. Das hätte gerne genauer werden können, meinetwegen als Anhang.

    Spannung naja geht so, gut zu lesen, inhaltlich teils nicht zufriedenstellend, angenehme Hauptpersonen. 3 Sterne, aber der Folgeband kommt ja auch erst in über einem Jahr.
    Kelly, E: Vier.Zwei.Eins. Kelly, E: Vier.Zwei.Eins. (Buch)
    28.08.2018

    "Selbst meine Angst hat mich im Stich gelassen"

    Für Laura und Kit ist es die große Liebe, da teilen sie auch Kits Leidenschaft, bei Sonnenfinsternissen live dabei zu sein. Doch in Cornwall 1999 findet Laura zuerst ein Portemonnaie, dann dessen Besitzerin. Auf ihr liegt ein Mann. Es war einvernehmlich, wird er später sagen. Laura ist vom Gegenteil überzeugt. „Zum ersten Mal begriff ich, dass Männer sich ebenso sehr davor fürchteten, dieser Tat bezichtigt zu werden, wie Frauen davor, sie zu erleiden.“ Was ist die Wahrheit, vor allem, was ist der Unterschied zwischen Wahrheit und Recht, was darf man tun, um jemanden zu schützen oder jemandem zu helfen? Bald werden Laura und Kit ihre Namen ändern und untertauchen. Was ist wirklich geschehen? Was war in Sambia? „Bei einer Wiederaufnahme würden wir Beth erneut begegnen. Und meine Lüge käme ans Licht. Ich weiß nicht, was schlimmer wäre.“

    Der Hype trägt bei diesem Psychodrama mit Thrillerelementen und ohne explizite Beschreibungen (für Sensible), der Fischerverlag war klug, es nicht als reinen Thriller anzubieten. Der Aufbau lässt die Handlung von damals ab 1999 langsam immer näher an die Gegenwart von 2015 heranrücken, wechselt zwischen den Zeiten und den Perspektiven von Kit und Laura, immer die verschiedenen Phasen der Sonnenfinsternis als Überschrift, quasi sogar als eine Art Motto. Der Leser erfährt den Ausgangspunkt, zumindest darf er das annehmen, er erfährt von Lauras Panikattacken, ihrem Kratzen, von Jamies PR-Kampagne, von Kits Fürsorge und von Beths Anhänglichkeit. Doch ist hier alles so, wie es scheint?

    Sprachlich empfand ich das Buch als deutlich oberhalb des Genres, jetzt weniger durch eine besonders anspruchsvolle Wortwahl oder besondere Satzkonstrukte, dafür fielen die oft treffenden Bemerkungen auf: „Ich kann die soziale Säuberung meiner Nachbarschaft und den Zustrom attraktiver, gutsituierter Mütter nicht gutheißen, obwohl ich für Außenstehende wohl genauso wie sie aussehe.“ Oder „Selbst in guten Ehen ist ein Gespräch nie wirklich neutral; auf allem, was man sagt, lastet das Gewicht aller Gespräche, die man je geführt hat.“ Nur den Titel hätte man besser wörtlich übersetzt „He Said/She Said“ also „er sagte/sie sagte“. Dafür passt für mich auch das Ende, die Auflösung, wobei nach meiner Meinung sogar die richtigen Fragen offen bleiben, die an die Meinung des Lesers. Die vielen Wendungen und Hakenschläge hielten mich endlich wieder einmal vom Schlafen ab ;-)

    5 Sterne mit nur ganz winzigen Abstrichen
    Das blaue Medaillon Das blaue Medaillon (Buch)
    02.10.2017

    Die Seite des Lichts und die Seite der Dunkelheit

    Die Seite des Lichts und die Seite der Dunkelheit bezieht sich auf S. 264

    Der „Unterricht“ lief gut – die 21jährige Alessa hat es unbemerkt geschafft, hoch an venezianischen Hauswänden und über Dächer zu klettern, ein geschlossenes Fenster und schließlich ein Schloss zu öffnen. Ihre Kletterkünste sind es, wofür der Großvater, Meisterdieb der alten Schule, sie wenig schmeichelhaft „Gecko“ nennt; sie setzt die Familientradition fort wie schon ihre früh verstorbenen Eltern. Die einzige, die aus der Familientradition ausbrach, war ihre Tante, eine Schauspielerin, die jetzt im Sterben liegt, nicht jedoch, ohne dafür zu sorgen, dass Alessa von dem Familiengeheimnis erfährt: die Eltern waren ermordet worden, weil sie bei der „Arbeit“ an kompromittierende Unterlagen gelangt waren. Der „Schlüssel“ für deren Versteck ist ein blaues Medaillon, das jetzt an die Nichte geht. Doch direkt nach der Heimkehr aus dem Trauerhaus findet die junge Frau daheim ihren Großvater vor, ermordet. Der Mörder ist noch im Haus…

    In diesem Roman über das Jahr 1676 zwischen Venedig und Celle verwebt Autorin Martha Sophie Marcus geschickt fiktives Personal mit historischen Persönlichkeiten sowie dem Brauch, zur Unterhaltung bei Hofe Künstlertruppen auftreten zu lassen und sich selbst an dem Schauspiel zu beteiligen, ehrlich gesagt das erste Mal, dass ich die Figuren der Commedia dell’arte nachvollziehbar fand. Der Roman selbst ist ein angenehmer Zwitter aus historischem und Abenteuer-Roman mit einem Schuss Romantik, bleibt jedoch weitgehend frei von Kitsch und rührseliger Melodramatik (das erste, was für mich etwas „weniger“ hätte sein dürfen, war:„…nur einen Wimperschlang später küssten sie sich, als wäre es in ihrem Gespräch nie um etwas anderes gegangen, als den richtigen Zeitpunkt für einen Kuss zu finden.“ und kommt erst auf Seite 169, also, sei’s drum). Dafür gibt es als Ausgleich sehr viele ziemlich humorvolle Stellen, herrlich die Szene mit den Hosen (man lernt gelegentlich eine mildere Version von Kempf kennen, dem man eine solche Aktion wünschte).

    Ja, die Romantik war mir (wie meistens bei Romantik) ein klein wenig vorhersehbar, viele der spannenden Wendungen so jedoch gar nicht, womit man mit diesem Buch schlicht eine breite Zielgruppe an breiter Front glücklich machen dürfte; insgesamt jedoch wohl eher ein „Frauenschmöker“, sorry Jungs, der mir Spaß gemacht hat: Allein aufgrund der weiblichen sympathischen Hauptperson, die aufgrund ihrer besonderen „Profession“ und ihrer Tarnidentität sicher über mehr Freiheiten verfügte als für Frauen der Zeit üblich. Wie häufig, ziehe ich selbst aus historischen Romanen, die in der früheren Neuzeit in Deutschland handeln, für mich persönlich meist etwas weniger das Gefühl heraus, wirklich extrem viel in das Zeitgefühl einzutauchen (das liegt aber wohl an mir, bei historischen Krimis gelingt es meist), eher sind es für mich die Details, die ich gerne aufnehme, wie hier – gut gemacht – die „echten“ Charaktere, die „mitspielen“, die aufwendigeren Reisen, die Kleidung, die Standesunterschiede, die venezianische Schauspieltradition, die aufgeführte „Wirtschaft“, die Ränkeschmiede am Hof, Wie bemerkt Alessa so schön: „Ich glaube nicht, dass jemals ein Herrscher für längere Zeit mächtig blieb, der nicht bereit war, seine Macht auch durch Erpressung und Mord zu verteidigen.“ S. 344

    Um die Einschränkung für mich zu erklären: mir fällt das Eintauchen in historische Szenarien am leichtesten, je mehr Aufwand ich dafür betreiben muss, z.B. Osmanisches Reich = fremde Region, Kultur, Religion UND Zeit. Das ist aber „Nörgeln auf hohem Niveau“, innerhalb des Genres hat das Buch definitiv sehr gute 4 von 5 Sternen und ich würde auch mehr von Martha Sophie Marcus lesen, deren blaues Medaillon für mich so eine Art Überraschungs-Ei ergab: spannend, süß (wenn auch nicht so heftig wie das Schoko-Original), und viel Spiel… in einem überraschend angenehmen Mix. Übrigens schreibt sie ihre Romane abgeschlossen, nicht als Reihen, was fast schon ein Alleinstellungsmerkmal ist, wenn – wie mich – Reihen-Zwänge gelegentlich nerven (wobei ich mir vorstellen könnte, dass Alessas „Ausbildung“ auch in einem Folgeband mit einem ganz speziellen Partner und einem ganz speziellen Auftraggeber helfen könnte, so eine Art Spionage… – nun, das möchte jeder selbst nach der Lektüre beurteilen).
    Swing Time Swing Time (Buch)
    22.09.2017

    Willkommen in der Matrix

    Hm. Den Matrix-Film mochte ich übrigens nicht, zu überzogen, zu düster – aber er wird im Buch oft zitiert, wohl als Bild dafür, dass die Ich-Erzählerin jemanden neben sich wahrnimmt, der anscheinend fast in einer Art Paralleluniversum lebt.

    Laut Klappentext erzählt Zadie Smith von der Freundschaft zweier Mädchen bis ins Erwachsenenalter, wobei Freundschaft hier „Ferrante-mäßig“ daher kommt: beide Mädchen leben unterhalb der Mittelschicht und Freundschaft bedeutet ein sehr merkwürdiges aufeinander-Bezogensein, mit Phasen der Unzertrennlichkeit, aber auch der Entzweiung, mit merkwürdiger Unterordnung der einen gegenüber der anderen; das ist der Part der mich auch schon bei Ferrantes „Genialer Freundin“ genervt hat. Auch!

    Das ist ein Buch über Träume und Hoffnungen – die beiden Mädchen lernen sich beim Ballettunterricht kennen, doch nur Traceys Talent reicht für die Akademie. Die Ich-Erzählerin hat schulische Begabung, doch wegen des Widerstandes gegen ihre ehrgeizige Mutter führt sie das nicht immer weiter. In der Realisierung von Träumen dürfte man dennoch am ehesten dieser Mutter Gewinner-Punkte zusprechen, wenn auch eher für sich selbst.

    Dies ist ein Buch über das Leben eines modernen internationalen Stars, dessen Assistentin die Ich-Erzählerin ist: Aimee reist durch die Welt für Konzerte mit einem Tross an Mitarbeitern, denen sie das Privatleben aussaugt: Dauer-Erreichbarkeit, ein goldener Gruppen-Käfig, wohltätige Projekte und ein Misstrauen gegenüber denen, die sie nur ausnutzen wollen, der „Kundschaft“, was sich auf ihr Personal überträgt (da es ja absichtlich oder ungewollt Informationen preisgeben könnte): Freunde, Partnerschaften, Kinder? Eher selten. Die Abgehobenheit dieses Lebens wird nachvollziehbar beschrieben, ja, als geradezu zwingend.

    Das ist ein Buch über irgendetwas wie schwarze Identität: Die Mutter von Tracey ist weiß, ihr meist abwesender Vater schwarz. Bei ihrer Freundin ist es „falsch herum“, wie sie sagt (irgendetwas, dazwischen). Mit Aimee reist die Ich-Erzählerin später nach Afrika: trotz des Besuchs an den Stätten des Ursprungs der Sklaverei und damit auch des Ursprungs ihrer eigenen Geschichte (die Mutter wurde auf Jamaika geboren) scheitert sie, immer wieder, an ihren Missverständnissen und Vorannahmen. Vielleicht geht es auch um Identität generell – um Ziele, um das, was einen ausmacht. Vielleicht.

    Dies ist ein Buch über die Achtziger und Neunziger Jahre in Großbritannien, erst mit den typischen Spielsachen, später mit dem Rausch des Booms der privaten TV-Sender, an dem die Ich-Erzählerin als Angestellte teilnimmt.

    Dies ist ein Buch vom Scheitern (wieder Klappentext) – die Ich-Erzählerin arbeitet sich unermüdlich mit Andeutungen darauf hin, dass es sowohl einen Bruch mit Tracey geben wird als auch einen mit Aimee. Ich hatte da mit so einigem gerechnet – die Gründe kommen so spät, dass ich eher entnervt war und auch enttäuscht ob ihrer Nichtigkeit. „Später hieß es, ich sei Aimee eine schlechte Freundin gewesen, schon immer, ich hätte die ganze Zeit nur auf die richtige Gelegenheit gewartet, sie zu verletzen, sogar zu zerstören.“ S. 281 „Sie hat mir etwas furchtbares angetan. Als wir zweiundzwanzig waren.“ S. 204

    Und entnervt trifft es insgesamt: Ich weiß nicht so recht, was für ein Buch von den vielen oben es denn nun sein soll – am ehesten über die Identität, aber dafür gibt es so verdammt viele breit ausgeführte Nebenansätze. Dann braucht zwar auch Ferrante insgesamt vier Bände für ihre Geschichte und zeigt damit Längen, für mich besonders im ersten Buch, aber auch bei Zadie Smith wurden mir die 640 Seiten oft seeehr lang (fast noch nervender, dass es zwischendurch immer wieder fesselte). Sie spricht viele aktuelle Themen an, bis zum „hintenrum“ aus Afrika ‘raus (= über Lampedusa), über die Unfähigkeit des britischen Erziehungswesens, das Kindern armer Eltern Aufsätze über Ferienerlebnisse oder Gartenprojekte aufbrummt (in Abwesenheit von Ferienfahrten und Gärten) – kratzt dabei aber nur an sehr vielen Oberflächen. Und dann diese Andeutungen im Buch zu dem, was kommen wird, das sich im kapitelweisen Wechsel durch Vergangenheit und Jetztzeit arbeitet, dabei immer und immer und immer wieder ein Stückchen vom Ohr des Kaninchens zeigt, das es letztlich aus dem Hut zieht.

    Sprachlich gelingt das durchaus immer wieder schön: „In der stetig wachsenden Lücke zwischen ihnen [meinen Eltern] spielte sich meine Kindheit ab.“ S. 33 Oder: „Sie maß die Zeit in Buchseiten. Eine halbe Stunde, das waren für sie zehn gelesene Seiten oder auch vierzehn, je nach Schriftgröße, und wenn man sich die Zeit so vorstellt, dann bleibt davon nichts übrig für irgendetwas anderes, es bleibt keine Zeit, in den Park zu gehen, oder sich ein Eis zu holen…“ S. 278 Solche Bilder sind toll, häufig wird es jedoch überzogen „Wie ist es wohl den Mädchen auf den Baumwollfeldern ergangen – oder denen in den viktorianischen Armenhäusern?“ S. 94 Nun, man vergebe mir die Plattitüde: wohl nicht gut. Auch die anscheinend ernstgemeinte Sicht der Ich-Erzählerin, ihr eigenes Leben für sehr „brav“ zu halten, während sie beschreibt, wie sie mit 15 und unter Einverständnis ihrer Mutter bis nach Mitternacht allein ausgeht, mit der Wodka-Flasche dabei, wobei sie dann mit einem völlig Unbekannten im Nebenzimmer ungeschützten Sex hat. Ja, gibt’s alles, die meisten Teenager machen Alkohol-Experimente, aber: das Selbstbild?

    Ich musste mich durch’s Buch quälen, von wenigen Passagen ausgenommen, blieb ratlos zurück. Und: warum der „Rebecca“-Touch, der die Ich-Erzählerin namenlos lässt? Warum wird das afrikanische Land für Aimees Projekt nie genannt – ich war irgendwann ganz fixiert auf die Identifikation (wohl Gambia, auf S. 303 wird dessen Hauptstadt Banjul genannt, die Beschreibung des Königs passt auf Yahya Jammeh). Nein, ich denke, dass muss man nicht lesen. Es blieb mir fern, war mir zuletzt zu viel Gejammer aus den Perspektiven von drei Protagonistinnen, denen es eigentlich doch hätte gut gehen können. Nur zwei Sterne von fünf, trotz der Sprache.

    Als Alternativbuch ist mir im Nachgang eingefallen:
    Karine-Tuil: Die Zeit der Ruhelosen
    Frankreich statt Großbritannien. Auch u.a. Einwanderer-Nachkommen, und dass man der Herkunft (nicht?) entrinnen kann. Auch Identität, auch - u.a. - schwarze Identität, wenn auch erweitert um weitere Komponenten. Das Buch ist nicht schwafelig.
    Meine Produktempfehlungen
    • Die Zeit der Ruhelosen Die Zeit der Ruhelosen (Buch)
    Sommerkind Sommerkind (Buch)
    03.08.2017

    Alles ist gut?

    Nein, manchmal gibt es diese Option nicht. „Kolja verzweifelte an den Sätzen, die mit 'wenn' begannen. Wenn wir das Haus nicht gebaut hätten…wenn wir den Teich nicht angelegt hätten…wenn wir den Hund nicht gekauft…wenn wir ihr beigebracht hätten, beim ersten Rufen zu kommen…wenn, wenn, wenn. Wenn das Kind schwimmen gelernt hätte, wäre es nicht ertrunken.“ S. 50 Koljas Schwester Malu konnte schwimmen, gut sogar. Trotzdem liegt auch sie in der Klink für Kinder mit Nerven- und Hirnschäden, viele davon lagen vorher im Wasser, oft in Gartenteichen. „Jetzt geh und schau, was du angerichtet hast.“ S. 5, das hört er von der Mutter, die ihn auf den Weg schickt, zur Schwester, in die Klinik. „Damals, sagte der Vater, als der Hund starb, hast du Rotz und Wasser geheult, warum keine Träne für Malu? Er [Kolja] wäre gerne windelweich geschlagen worden, aber ohne Schläge, dachte er, dürfe er nicht weinen, weil es für einen, der ein so großes Unglück angerichtet hatte, kein Recht auf Tränen gab.“ S. 6

    Ich könnte über dieses Buch schreiben nur mit Zitaten, in der wunderbaren Sprache von Autorin Monika Held, die berührt, bewegt, Zusammenhänge erklärt, ohne damit alle Fragen zu beantworten. Es sind Fragen, die dieses Buch stellt, die sich seine Protagonisten stellen, für die es oft keine Antworten gibt, mindestens keine leichten, oft wirklich gar keine. Es ist nicht nur die Geschichte von Kolja und seiner kleinen Schwester, von der Familie, die überfordert ist. Es ist auch die Geschichte von Ragna, die sich nicht mehr erinnert, die von Max, die… Es ist eine Geschichte vom „Vielleicht“ und von der Geduld, vom „Heim-Weh“ und von Sehnsucht. Ohne kitschig zu werden, ist das Buch berührend, melancholisch. Bitterkeit tritt es mit Wut gegenüber, Zärtlichkeit, der Härte mit Weichheit. Dadurch ist es kein trauriges Buch, oft eher tröstend.

    Die Menschen gehen unterschiedlich um mit ihrem jeweiligen Schicksal in diesem Buch; doch selbst dort, wo ich nicht im Ansatz mit ihrem Verhalten einverstanden bin, bleiben sie nachvollziehbar selbst in ihren Extremen, menschlich, individuell, situativ wie ihre Art der Bewältigung. Der Text lotet Fragen aus, wenn man möchte: Wie weit darf ich mit meinem Kummer gehen? Es ist MEIN Kummer – aber vielleicht bin ich auch Mutter, Vater, Partner. Was macht Leben aus? Was ist Heimat? Das Buch bietet fast immer alternative Verhaltensweisen, Reaktionen, Strategien – ein „Richtig“ oder „Falsch“ ergibt sich daraus nicht zwingend. Alles wird gut? Nicht notwendig. Aber doch möglicherweise, manchmal.
    Ich bin die Nacht Ethan Cross
    Ich bin die Nacht (Buch)
    08.07.2017

    Gleichzeitig fesselnd UND ziemlich überzogen

    Das ist wieder so ein Buch, das es letztlich schwer macht mit der Bewertung. Einerseits ist es ziemlich spannend geschrieben, ein Pageturner mit allem, was man sich als Thriller-Freund so erhofft: ein kranker Serientäter, packende Szenen, ein würdiger Gegenspieler und ein verzwickter Plot. Andererseits ist das ganze insofern überzogen, als dass der Serientäter wirklich SO krank ist, dass man als Leser schon ein wenig an sich selbst zweifeln darf, wenn man so extremes Zeug noch lesen mag (wobei hier dazu kommt, dass ich wie viele andere Francis Ackerman nicht unsympathisch fand, schon erschreckend) – und die Jagd ist so richtig US-Action-Movie-mäßig, mit choreographierten körperlichen Auseinandersetzungen, ausreichend Geballer und netten Explosionen.
    Das Problem: Dinge, die man zum Beispiel Bruce Willis auf der Leinwand „abkauft“, sind zwischen zwei Buchdeckeln etwas zäher; ich denke mir immer, weil der Weg über das Umblättern und Lesen wohl direkter am Gehirn vorbeigeht…Ähnlich ging mir das bei „Die Brut“ – bei beiden bestes „Popcorn“-Seitengeraschel, wenn man einfach in den Kino-Sessel-Hirnmodus zu wechseln in der Lage ist.

    Der Plot ist einfach: im Wechsel begleitet der Leser den völlig gestörten Serienmörder Francis Ackerman bei seinen Taten, mal aus der Sicht von ihm selbst, mal aus der seiner Opfer geschrieben, und den Ex-Cop Marcus Williams. Die beiden repräsentieren „Gut“ und „Böse“, wobei es da schon jeweils zwei Seiten gibt. Man versteht zwischendurch, wie der Killer so wurde, wie er ist – er wurde so aufgezogen. Das „Warum“ spielt keine Rolle für ihn. Seinen Opfern hilft das leider nicht. Und auch Marcus hat so seine dunklen Seiten, wobei darüber immer eher orakelt wird – nachvollziehbar wurde das für mich nicht wirklich.

    Der Originaltitel ist „The Shepherd“, Der Schäfer, und das Buch wartet auf mit Kapiteln namens „Die Herde“, „Der Wolf und der Hirte“, „Stecken und Stab“, „Der Wolf im Schafspelz“ – wer zum Teufel übersetzt so etwas so mit „Ich bin die Nacht“? Die biblischen Anspielungen sind im Buch recht dick aufgetragen „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. …. dein Stecken und Stab trösten mich“ sagt der 23. Psalm Davids – das dürfte für die stark evangelikal geprägten USA jedoch wohl besser funktionieren, vielen Deutschen sind leider entsprechende Zusammenhänge inzwischen fremd (als besonders christlich empfinde ich das Buch allerdings auch nicht gerade, mehr „Auge um Auge“ als „die andere Wange hinhalten“). Dafür ist die Optik und Haptik der deutschen Gestaltung um KLASSEN besser, und das sage ich, die ich nicht verstehen kann, wie jemand nach Covern kauft. Um dieses hier bin ich sooo lange geschlichen und habe es mir lange aus Prinzipientreue verboten – ich LIEBE die Gestaltung, samt erhobenen Buchstaben, glänzend Schwarz über matt schwarzem Hintergrund im wirklich komplett monochromen Titel, und farbigem Buchschnitt mit Titelwiederholung.

    Manko? Der Text trieft häufig vor Pathos „Es war, als säße Jim am Rand der Welt und blickte in ein erloschenes Universum, in dem nichts anderes mehr existierte als er selbst.“ S. 13. Die Handlung zitiert mehrere bekannte US-Film-Produktionen, einiges davon gab mir als Leser das Gefühl, am Ende einen Luftballon in der Hand zu halten, dem man die Luft herausgelassen hatte – will jemand wirklich solche Aufgaben, fragte ich mich schon bei „The Game“, dem Film. Spannend und unterhaltsam ist das allemal geschrieben, das schon. Ich kann sonst gut umgehen mit gelegentlichen Büchern, die nichts anderes sein wollen, als „Popcorn-Unterhaltung“ – zuletzt klappte das mit „Die Brut“. Leider nimmt sich „Ich bin die Nacht“ jedoch komplett ernst, weshalb ich mit der Bewertung da hinter „Die Brut“ bleiben möchte, tolle Gestaltung hin oder her, wenn auch nur sehr knapp. Never judge a book by its cover. Never.
    Die Brut - Sie sind da Ezekiel Boone
    Die Brut - Sie sind da (Buch)
    01.06.2017

    "Der Zerstörer der Welten" oder: ein cooler Horror-Film in Buchform

    "Da war es. Ein schwarzer Faden.
    Aus dem Faden wurde ein Band.
    Ein Fluss.
    Eine Flut.“ S. 242
    Das Buch hat richtig Spaß gemacht – also, bitte richtig verstehen, die Sorte Spaß, bei der man sonst in einem Kino oder sonstigem Sessel vor Bildschirm oder Leinwand sitzt, Popcorn und Limo daneben hat. Irgendwann sitzt man immer starrer, die Hand mit dem Popcorn bleibt in der Luft. Daheim zieht man die Decke hoch, faltet sich zusammen.

    In verschiedenen Regionen der Welt geht Seltsames vor sich. In China explodiert eine Atombombe. Versehentlich? Eine Expeditionsgruppe hat eine unheilvolle Begegnung und verlässt den Dschungel nicht vollzählig. Nahe der Nazca-Linien wird ein seltsames Objekt gefunden. Langsam, aber unaufhaltsam wird der Leser hineingezogen, steigt die Spannung. Und langsam kommt es näher, es…„Du sagst, sie sind wie kleine Maschinen, die nur eine bestimmte Tätigkeit ausüben können. Richtig?“ S. 272

    Das ist KEIN Buch für Leser, bei denen das Wort SPINNE nicht auftauchen darf (soviel MUSS man hier spoilern, das IST für einige ein No-Go). Ich bin jetzt kein Fan, habe aber auch keine Panik und fand das Buch daher absolut nicht eklig. Es ist irgendwie eher so geschrieben, dass man sich wie im Film fühlt – so ein Horror-Katastrophen-Weltuntergangs-Dings, Harrison Ford inmitten von Spinnen, Arachnophobia, Independence Day, Outbreak, wenn ganze Regionen abgeriegelt werden sollen und Menschen in Panik sind. Das bekommt keinen Pulitzer-Preis – aber ist sehr unterhaltsam. Da muss man dann auch nicht alles auf die Goldwaage legen – ich konnte das durchaus genießen und habe das Buch verschlungen, auch wenn einiges schon recht dick aufgetragen ist.

    Soweit hat Autor Ezekiel Boone alles richtig gemacht (ein Pseudonym – wer’s wissen will: unter theglobeandmail dot com gibt es einen Artikel dazu). Was stört? Die deutsche Übersetzung hat z.B. „Obstakel“ in den Text geschrieben – sinnvoller: Hindernis. Das Sprachniveau ist eher durchschnittlich, verlangt bei dem Genre auch nichts anderes – da wirken diese Patzer (nicht viele, doch einige) eher wie mit heißer Nadel gestrickt – das ist Jammern auf recht hohem Niveau, da die Fehler eher selten und „räumlich“ seltsam konzentriert sind (Übersetzergruppe statt des einen genannten?). Vergesst Diskussionen über die Glaubwürdigkeit; was man sich fragen muss, ist, ob man es mag, wenn man eigentlich zwingend den nächsten Band lesen muss, der im August kommt (oder gleich das Original davon lesen sollte, das gibt es schon)…ich werde es tun, gebe aber dafür einen Stern Abzug.
    Der Näher Der Näher (Buch)
    03.05.2017

    Innere Verbundenheit...

    Martin Abel, Fallanalytiker beim LKA Stuttgart, muss nach Gummersbach – zu einem vermeintlichen Cold Case. Zwei Frauen sind verschwunden, haben Abschiedsbriefe hinterlassen. Abel sieht Ungereimtheiten, stößt aber bei der lokalen Polizei auf wenig Gegenliebe. Bei dem Ehemann einer der Frauen hätte man jedes Verständnis für ihren Ausbruch aus dem bisherigen Leben – doch dann wird eine dritte Frau vermisst gemeldet. Die Suche nach ihr führt an einen Ort des Schreckens. Was mit einer einbetonierten mumifizierten Frau beginnt, die kurz zuvor entbunden hat und noch im Todeskampf versuchte, ihr Baby hoch über den Beton zu halten, kann kaum gut weitergehen…

    Autor Rainer Löffler variiert in diesem Buch die Perspektiven – wir lesen aus der Sicht von Abel und seinem Umfeld, aus der Sicht des Täters und aus der der Opfer. Reizvoll ist dabei, dass man hier nicht zu einem Erkenntnisvorsprung kommt – man kann selbst mitgrübeln, sonst eher krimitypisch, was mir gefällt. Nicht falsch verstehen: das hier IST ein Thriller, und zwar einer für die Leser, die sonst Cody McFadyen mögen, Criminal Minds, Ethan Cross oder Dania Dicken – dort wo eine Auswahl besteht, bei den krankeren Folgen…wobei es hier, soviel darf ich spoilern für die, die dabei empfindlich sind, KEIN Schwelgen in sexuellen Übergriffen gibt. Hier findet das Grauen im Kopf des Lesers statt, wenn man das Ergebnis der kranken Phantasie vor sich sieht oder die Planung des Täters verfolgt oder seine Träume (mit) analysiert.

    Ich kann Abel richtig gut leiden, auch die Informationen über seine Arbeit machen Freude. Er erklärt seine Aufgabe als Faktenvergleichen, zum Beispiel durch Dateneingabe in die Datenbank – und verstört damit zu Beginn den „Criminal Minds“-gewohnten BKA-Nachwuchs: „Und was ist mit den Erkenntnissen, die man dadurch erzielt, sich in die Gedankenwelt eines Serientäters hineinzuversetzen?“ S. 22. Er hasst diese Frage. Typische Psychologiestudenten. Mit Auszeichnung. Was denn sonst. „Wenn sie das Gefühl haben, auch stark genug für die Empfindungen der Opfer zu sein, dann können wir heute Nachmittag mit den Aspekten der Täter-Opfer-Beziehung fortfahren.“ S. 26 Abel ist schon so eine Type. Seine Freundin und Kollegin sähe ihn gerne mit etwas gesünderen Verhaltensweisen, da überlegt er dann abends: „Er könnte ja ausnahmsweise mit etwas Vegetarischem beginnen. Eine Pizza Funghi zum Beispiel oder Pommes rot-weiß.“ S. 207

    Der Fall selbst ist richtig krank – also, nicht falsch verstehen, ich lese ja sowas. Ich hätte das nur etwas leichter genommen, wenn nicht Schwangere und Babys und Tiere betroffen wären – bei DIESEN Opfern ist bei mir die Grenze, auch, wenn das megaspannend geschrieben ist und ich zugegebenermaßen an den Seiten klebte.

    Es gibt ein paar minimale Logikfehler – keine schlimmen, eher die Sorte, die vielleicht ein Lektor hätte bemerken können; so kommt man kaum nach der Arbeit (also eher werktags und abends) von Wiesbaden, Äppelallee, in zwei Stunden mit dem Auto nach Freiburg. Und wer war noch zum Ende mit der Ärztin zusammen? „Kleinvieh“ halt…keine groben Schnitzer, keine unglaubwürdigen Charakteränderungen (obwohl die des einen Opfers anfänglich so hätte erscheinen können, aber richtig gut aufgelöst wurde – von der Sorte geschickter Handlungsführung gibt es mehr, ich sage nur, Tattoos auf den Fingern, quer über das komplette Buch).

    Ich konnte das Buch ohne jegliche Vorkenntnisse der zwei Vorbände lesen – aber ich glaube, ich will mehr.
    Blutroter Tod Tetsuya Honda
    Blutroter Tod (Buch)
    27.12.2016

    Erwartungshaltung: lange eher Krimi denn Thriller – vor ungewohnter Kulisse Japans

    Reiko Himekawa ist Hauptkommissarin und Hauptfigur der in Tokyo angesiedelten Handlung – „Blutroter Tod“ ist der erste Band einer ganzen Reihe und auch der erste, der in deutscher Sprache veröffentlicht wurde; die gesamte Reihe ist ein großer Erfolg in Japan, wurde dort auch verfilmt.
    Eingewickelt in eine Plastikfolie wird eine Leiche gefunden, wenig verborgen in einem Park. Der Tote kann dank seiner Zahnabdrücke bald identifiziert werden – aber wer hat ihn ermordet? Warum fügt man jemandem, der bereits tot ist, noch einen tiefen Schnitt in der Magengegend zu? Und wie erklärt sich der Ablageort? Und was für ein Termin kann jemanden an jedem zweiten Sonntag im Monat faszinieren? Dazu kommt noch eine Parallelhandlung um eine mysteriöse Person…
    Der japanische Autor Tetsuya Honda verwendet eine ungewohnte Konstruktion, um seine Handlung voranzutreiben: der Leser begleitet wechselnde Ermittler-Kombination um Hauptfigur Reiko Himekawa bei der Arbeit, abends kommen alle zum Abliefern der Ergebnisse zusammen auf der Keishi-chō = Polizeibehörde; d.i. die Polizeibehörde im Sinne eines Polizeipräsidiums der japanischen Präfektur Tokio lt. Wikipedia (keine Sorge, sehr viel hatte ich nicht nachzuschlagen für die Lektüre). Der Beginn gewährt damit einen Einblick in die völlig andere Polizeiarbeit in Japan, in der die niederen Ränge „Untergebene“ sind, die „befehligt“ werden – die Struktur ist militärisch. Das Tempo für das Buch entspricht für die ersten 60% eher einem Krimi denn einem Thriller, man ist bei der Fußarbeit dabei, die in Tokyo oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt wird, seltener mit dem Taxi (wohl wegen des allgemeinen Verkehrschaos).
    Die Strukturen sind verkrustet: „Am Ende bekamen nutzlose Esel, die nur deshalb keine Fehler machten, weil sie absolut nichts unternahmen, bessere Noten als die Beamten, die sich den Hintern abarbeiteten, dabei aber den einen oder anderen Fehler machten.“ (S. 117) Beziehungen gelten viel für die Karriere bei der Polizei – und Frauen noch nicht sehr viel. Nachdem ich in diesem Jahr mit „Lebensgeister“ von Banana Yoshimoto mein erstes Buch mit Japan als Handlungsort seit „Shogun“ in den achtziger Jahren (!) gelesen hatte, war ich überrascht davon, wie wenig fremd mir Japan erschien. Der Effekt wurde in diesem Buch wieder etwas umgekehrt anhand der (für Deutschland) Fünfziger-Jahre-Geschlechter-Stereotypen: Das einzige, was tröstet, ist, dass das Buch mit einer weiblichen Ermittlerin ein Renner in Japan ist.
    Für den Fortschritt der Handlung muss ich dann wieder die übliche Sadisten-Warnung aussprechen für eventuell empfindliche Leser – ab da trägt dann auch der Thriller-Anteil. Mir hat der Einblick in eine für mich fremde Welt gut gefallen,ich hatte eine andere Person im Verdacht gehabt und ich fühlte mich insgesamt gut unterhalten und bin gespannt auf weitere Teile der Reihe! Gute 4 von 5 Sternen!

    Kurze Anmerkung:
    Es gibt ein Personenverzeichnis zu Beginn – da ich japanische Namen aber überhaupt nicht gewohnt bin, habe ich mir lieber ein eigenes gemalt, das die Beziehungen untereinander und kurze Charakteristika beinhaltete; danach konnte ich mich sehr gut zurechtfinden.
    Im Wald Im Wald (Buch)
    15.10.2016

    Wo Rauch ist, ist auch Feuer

    „Wo Rauch ist, ist auch Feuer“ dürfte einer der Standard-Sprüche sein zum Thema, ob sich denn hinter Gerüchten auch ein wahrer Kern verbergen könne. In Nele Neuhaus nunmehr achtem Roman (Vorkenntnisse sind nicht nötig) um ihre Kriminalpolizisten Oliver von Bodenstein und Pia Sander, vormals Kirchhoff, beginnt es mit dem Feuer. Gleich zu Beginn brennt ein Wohnwagen ab im Taunus, in den Überresten wird eine Leiche gefunden.

    Aber schon bald lesen wir besonders vom sprichwörtlichen Rauch - es geht nicht nur darum, was sich hinter so einem dörflichen Geflecht verbirgt mit seinen alten Freundschaften, Abhängigkeiten, Gerüchten, sondern vor allem auch darum, inwieweit diese Verflechtungen Ursache dafür sein können, dass Menschen zu Schaden kommen. Bodenstein stammt aus dem Dorf, aus dem auch die Eigentümerin des Wohnwagens kommt, er ist dort aufgewachsen und seine Eltern leben noch dort. Wie sich bald herausstellt: Es war nicht die letzte Leiche – und auch nicht die erste. Und Bodensteins Bezug zu den Fällen geht weit darüber hinaus, „nur“ im Ort aufgewachsen zu sein…

    Dabei hat der Ermittler doch gerade eben genug eigene Probleme: seine aktuelle Beziehung ist am Schwächeln, er fühlt sich aufgerieben zwischen längst vergangenem beruflichen Enthusiasmus und der Ernüchterung durch die Realität, seine Exfrau überlässt ihm die gemeinsame jüngste Tochter im Vorschul-Alter, ohne sich an Absprachen zu halten. So wird nicht nur sein deshalb geplantes Sabbatical zum Problem für seine Kollegin Pia Sander, sie muss auch damit klarkommen, inwieweit Oliver Bodenstein nicht nur ihr Noch-Chef ist, sondern auch noch in der Lage, persönlich objektiv zu bleiben.

    Was hat der alte Pfarrer gesehen? Was geschah wirklich in der Vergangenheit von Rosie? Und was geschah mit Artur, dem verschwundenen Kindheitsfreund von Oliver von Bodenstein?

    Die Stärke dieses Krimis liegt in der glaubwürdigen Schilderung des dörflichen Milieus, mitsamt dem Misstrauen gegenüber Zugezogenen, dem lebenslangen, teils generationsübergreifenden Beziehungsgeflecht zwischen Familie, Freundschaft, Liebe, Abhängigkeit und Neid. Das jedoch hatte die Autorin bereits mit „Schneewittchen muss sterben“ geliefert - auch dort schon handwerklich gut, jedoch bot sich dem Leser die Zuflucht, sagen zu können, dass das bei ihm im Ort ganz anders sei. Weit gefehlt, wie hier klar wird: Im aktuellen Roman erweitert Neuhaus das ganze noch um Rückblenden in die Kindheit, darum, wie es sich anfühlt, durch die Konfrontation mit den Ängsten und Freuden der frühesten Jugend wieder in das damalige Ich zurück katapultiert zu werden, wieder Teil jenes Geflechts zu sein, ob freiwillig oder nicht. Nicht nur hier ist der Roman düster, spielt mit Elementen des Psychothrillers (Stichwort: Klaustrophobie) – die gesamte Handlung ist unterlegt mit einer gewissen Melancholie. Was sonst gefiel? Man kann jeden Band der Reihe ohne die anderen lesen; ungeachtet dessen entwickeln sich die Charaktere wohltuend fort, sind Menschen mit Ecken und Kanten. In diesem Band hat man sich (endlich) entschlossen, ein Personenregister und eine Karte mitzuliefern – Frau Neuhaus neigt zu einer gewissen Personalfülle. Das wäre dann auch das einzige Manko – es sind doch wieder reichlich viele Personen… aber da ich das Buch praktisch über Nacht auslesen MUSSTE, dafür nur einen knappen halben Stern Abzug, die spannende Handlung macht es wett…4,5 Sterne aufgerundet.
    Britt-Marie war hier Britt-Marie war hier (Buch)
    14.08.2016

    Was verlangt einem Menschen mehr ab: „zu springen“, einen Neuanfang wagen – oder es sein lassen?

    „Es ist schwer, nicht den Rückweg antreten zu wollen, wenn man gemerkt hat, wie schwierig ein Neuanfang ist. Es ist schwer, sein altes Leben nicht zurückhaben zu wollen, wenn man begriffen hat, was es einem Menschen abverlangt, die Kraft für ein neues Leben aufzubringen.“ S. 235 Diese Gedanken bewegen Britt-Marie. Was sie zu Beginn der Erzählung tut, empfindet sie nicht als Neuanfang. Sie sucht so dringend eine Arbeitsstelle, dass sie die Mitarbeiterin im Arbeitsamt geradezu belagert – was ihr einen dreiwöchigen Job in Borg einbringt, einem kleinen Ort ohne Perspektive in der Provinz. Dort trifft sie auf die skurrilen Bewohner – eine Ratte mit Faible für Snickers, Männer, die mit Bart und Kappe am Tisch sitzen, Kinder die auf einem Parkplatz Fußball spielen, besondere Familien, eine Frau im Rollstuhl ohne Namen,… Allen lässt Autor Backman ihre Würde, selbst die etwas zweischneidigeren Charaktere dürfen ihre positiven Seiten haben. Dass daraus so viel mehr als Unterhaltungsliteratur wird, liegt daran, dass das Buch so mitreißend schön und gefühlvoll ist und elementare Fragen aufwirft: wer sind wir und was macht uns aus, was ist wichtig im Leben. Da ich selbst bekennender Fußball-Hasser bin – hier geht es mehr um Begeisterung (ja, für Fußball – aber sooo toll geschrieben…). Nach meiner Erfahrung Männer-Eignung besonders als Hörbuch im Auto.

    Ich finde es ganz wundervoll, dieses neueste Buch von Frederick Backman mit seinem ganz eigenen Stil, auf den man sich einlassen können muss (Backman-„Neulinge“ sind auf den ersten Seiten manchmal irritiert): Oft gibt es Wiederholungen, so führt der Autor seine Hauptfigur Britt-Marie damit ein, dass sie von sich sagt, sie verurteile niemanden oder sie habe keine Vorurteile – immer dann, wenn ihr Handeln gegenüber anderen irgendwie doch etwas anderes suggeriert. Britt-Marie wird hier gehörig an ihre Grenzen geführt werden.
    Ein weiterer Trick ist es, etwas (oft mehrfach) zu erwähnen, was vielleicht erst belanglos wirkt, und dann quasi die Auflösung zu liefern, die dem Leser gerne kurz den Atem nimmt. So lesen wir über Britt-Maries Liebe zu Blumen, erfahren dann, dass sie diese gerne irgendwo aufliest - "Also rettete Britt-Marie immer wieder heimatlose Pflanzen, um es auszuhalten, sich an eine Schwester zu erinnern, der sie nicht ein einziges Mal das Leben retten konnte." S. 104. Nicht nur dieser Satz macht nachdenklich. So kontrastiert im Buch immer der Ton zwischen Humor, Ironie und Melancholie.

    Das Ende hatte mich zuerst verwirrt - aber als ich in der Leserunde merkte, wie viel mehr an Diskussionen es bewirkte, war mir klar, wie richtig es genau so ist - diese Einladung zum eigenen Denken passt.

    Alles mehr würde zu viel verraten. Bitte unbedingt lesen! Sonst schicke ich Bank mit ihrem Stock!
    Das Leben ist ein zotteliges Ungetüm Das Leben ist ein zotteliges Ungetüm (Buch)
    16.07.2016

    Super „Gute-Laune“-Buch mit witzig-realistischem Blick auf Management-Attitüden und -Plattitüden

    Mir hat dieses Buch aber auch so richtig richtig Spaß gemacht. Das ist so ein Buch für vermutlich (fast) jeden, eines, das sich im Urlaub Mutter, Vater, Kind, Opa und Tante herumreichen können; nichts, um sich an tollen Formulierungen und Wendungen das Hirn zu verbiegen – aber auch nicht flach, die ironischen Einblicke in die Branche sind wirklich sehr gut (es gibt ein Glossar am Ende, ich bin erschreckt über mich selbst, da ich das wirklich nicht gebraucht habe). Die reinen Unterhaltungsbücher sind meist eher für Frauen, damit oft kitschig oder arg gefühlvoll – die für Männer sind meist in einer für Frauen unangenehmen Weise zotig. Krimis und Thriller sind vielen zu blutig. Der Autor schafft es hier, dass man das Buch mit einem Lächeln beiseite legt. Und, ja, natürlich ist da vieles überzeichnet, natürlich sind die Bösen böser und die Netten netter als in der Realität. Ich habe ja gesagt, U N T E R H A L T U N G. Schenken kann man das bestimmt (fast) jedem. Nein, für den griesgrämigen Onkel mit Hang dazu, nur bei der Tagesschau keine Spoiler dazwischen zu rufen, nehmen wir besser ein Sachbuch.

    Ich nutze zum Lesen die Kindle-App auf dem iPad, dabei erscheinen (nicht nur bei mir!) keine Seitenzahlen, sondern nur Prozentwerte bzw. „Positionen“ – die Titelseite ist zum Beispiel hier Pos. 1 von 3407. Zitate können sich daher nur auf diese Angaben beziehen, vielleicht wird das ja einmal etwas benutzerfreundlicher, wenn das ein Verantwortlicher liest.

    „Die Frau, mit der ich zusammenlebe, ist fantastisch. Nicht nur, dass sie umwerfend aussieht, sie ist auch noch selbstbewusst, humorvoll, tolerant und tierlieb. … Sie behauptet sich in einem der letzten echten Männerjobs und verdient mehr Geld als ich.
    …
    Die Frau, von der ich rede, heißt übrigens Carla und ist fünfundzwanzig. Der Altersunterschied? Der ließ sich nicht vermeiden. Es handelt sich schließlich um meine Tochter.“ Pos. 13/3407. …Dieser humorvolle, aber eher ironische als aufgesetzte Prolog brachte mich dazu, dieses Buch lesen zu wollen: Der Ich-Erzähler Stefan Fischer berichtet von seinem Umzug samt Hund „Amok“ zu seiner Tochter, in die Wohnung über der Autowerkstatt, in der sie arbeitet. Der Vater ist gerade etwas klamm – und arbeitslos. Der Autor schafft es auch ohne Probleme, dabei vom schnodderigen Tonfall der Tochter zu dem „Denglisch“ in einer Werbeagentur zu wechseln: „Anyway, jetzt geht es darum, unsere Performance upzugraden. Kurz gesagt, wir brauchen einen Hungry Guy, der unser kleines Team so bald als möglich verstärkt.“ S. 22 . Fischer geht zu einem Bewerbungsgespräch als Türsteher – und verlässt den Raum als DER neue Werbemann – dabei hat er eigentlich nur alle Fragen so uminterpretiert beantwortet, dass die zu seiner Branche, der Überwachung, passen: „Dann arbeiten wir in drei Schichten“, sage ich. „Rund um die Uhr. Sicherheit ist unser Thema, nicht wahr? Also machen wir die Bank sicher. So sicher, dass keiner auf die Idee kommt, Scheiße zu bauen.“ S. 24 SO viel Einsatzbereitschaft hatte der neue Chef nicht erwartet bei den üblichen markigen Sprüchen. Der Junior Partner ist noch überrascht: "Das Talent des Junior Partners besteht im Wesentlichen darin, zu durchschauen, was Brokkoli [der Chef] denkt. Und dann damit zu punkten, dass er dies ausspricht, noch bevor der Boss es tut." Pos 313.
    Aufgrund verschiedener Umstände landet Stefan Fischer also in der Werbeagentur. Seine Bewährungsprobe kommt, als die Manager eines Klienten in der „Blitz-Zeitung“ abgelichtet werden, in Begleitung spärlich bekleideter Damen und dabei, mit zu Rollen geformten Geldscheinen Pülverchen vom Tisch zu saugen – wie soll man das erklären? Fischer hat ein feucht-fröhliches Wochenende hinter sich, so ist seine Idee, was denn Leute in ausgelassener Runde da zu sich nehmen können also… Salz! Salz mit Zitrone – und Tequila. Alles gaaaanz harmlos also. Nicht nur sein Chef fragt sich bald „Ist Werbung tatsächlich ein so billiges Geschäft, dass jeder x-beliebige Schaumschläger darin mitmischen kann?“ Pos 2017/3407
    Während Fischer sich zwischenzeitig verheddert zwischen Selbstbild und Realität der Branche gerät ihm einiges außer Kontrolle, auch mit den Damen: „Theoretisch ist ein Mann in der Lage, nein zu sagen, praktisch eher weniger.“ Pos 2133/3407. So entwickelt sich bald – auch dank der himmlisch skurrilen Nebenfiguren wie Ashanti und Opa Neunziger – aus der Situation ein veritables Roadmovie, bei dem ich auch durchaus etwas für’s Leben lernen konnte für den Kauf von Gebrauchtfahrzeugen: „..du legst den dritten Gang ein, lässt die Kupplung kommen und gibst Gas. Wenn sich der Motor abwürgen lässt, ist die Kupplung in Ordnung, schleift sie, ist sie durch.“ Pos 2334/3407.
    In diesem Buch „schleift“ nix. Klasse!
    Die Eismacher Die Eismacher (Buch)
    16.07.2016

    Sinnlicher Genuss zwischen Pflicht und Liebe, der bewegt, statt einfache Lösungen aufzutischen

    „Wir wollen so viel an die nächste Generation weitergeben. Eis, Poesie, Werkzeug. Eine bestimmte Lebensweise. Nichts will man verloren gehen lassen, weil man sich sonst selbst infrage stellen müsste.“ S. 349

    Ernest van der Kwast schreibt vom Leben der Familie Talamini, aus dem Tal der Eismacher in der Region Venetien, Provinz Belluno, nord-westlich von Venedig. Er erzählt aus der Sicht des Ich-Erzählers Guiseppe über die Gegenwart der Familie, mit Rückblicken auf die Familiengeschichte ab dem Urgroßvater des Ich-Erzählers, der ebenfalls Guiseppe hieß. Dieser war der erste Talamini, der Speiseeis hergestellt hat. Mühselig musste er die Maschine dafür mit der Hand drehen („drehen, drehen, drehen“ ist eines der oft wiederholten Motive); das Eis zum Herunterkühlen der Zutaten hatte er selbst aus den Bergen geholt. Er war zuerst als Maronibräter nach Wien gegangen, bevor er seiner Faszination für die Eisherstellung nachgeben konnte. Seine Nachkommen folgen der Familientradition: der Vater des Ich-Erzählers, Beppi (natürlich auch ein Guiseppe), sah mit seinen zwei Söhnen die Nachfolge als gesichert an. Als Kinder sind die Brüder noch unzertrennlich, selbst, als sie sich beide in Sophia verlieben: „Luca und ich spielten beide eine absurde Variante des alten Ich-bin-nicht-verliebt-Spiels, und irgendwann konnte ein Dritter mit unserer Beute das Weite suchen. Doch dazu kam es nicht, es trat nie ein Dritter in Erscheinung.“ S. 134

    Stammhalter Guiseppe entscheidet sich gegen die Familientradition: er liebt die Poesie, studiert, arbeitet im Verlag, für eine Lyrikzeitung, für Lyrikfestivals. So übernimmt der jüngere Sohn Luca das Familiengeschäft. „Er [der Bruder, Luca] arbeitete sechzehn Stunden am Tag, machte Eis, verkaufte Eis, reinigte die Maschinen und fiel am späten Abend wie ein Klotz ins Bett. Seine Welt war das Eiscafé, meine begann dort, wo die Terrasse aufhörte.“ S. 180 Es ist hart, das Leben der Eismacher, mit langen Arbeitstagen in der Fremde, Wochen ohne Wochenende oder Freizeit, auch ohne die Kinder, die der Schule wegen in Italien bleiben, im Internat oder bei Verwandten. In den Sommerferien besuchen die Kinder ihre Eltern dort, wo die ihre Cafés betreiben, in Rotterdam, wie im Buch, oder in Deutschland, Österreich oder sonst in Europa.

    Der Autor beschreibt viele Welten in seinem Buch: er berichtet von Lyrik-Liebhaber Guiseppe, der Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Hotels in der ganzen Welt kennt, aber sich sonst oft als Fremder fühlt, weil er soviel unterwegs ist; er erzählt die Geschichte der Eisherstellung, vom harten Leben in Norditalien gegen Ende des 18. Jahrhunderts; er redet vom Bruch in der Familie. Das Buch spricht von Liebe und Verzicht, vom Umsetzen von Träumen und von Pflicht, von Tradition und Moderne, von Hoffnungen und davon, dass nicht alles gut werden muss, wenn diese sich erfüllen. Es spricht aber auch viel davon, was ist, wenn Wünsche nicht erfüllt werden: „Ich sah, weshalb mein Bruder aus Olivenöl Eis zu machen versuchte, warum er Melone mit Minze mischte, warum er bis tief in die Nacht über Rezepten brütete. Ich sah, warum Sophia manchmal bis halb elf im Bett blieb und den ganzen Tag auf die Pfützen starrte, in denen kleine Kinder mit ihren Stiefeln herumplantschten.“ S. 220

    Ich bin kein Poesie-Liebhaber (das Buch schreibt lange und viel über und von Poesie wie vom Eismachen), aber ich verstehe Faszination. Ich verstehe Genuss. Im Buch sagt der Vater über Sohn Luca: „Sein Vanilleeis ist so fest und unwiderstehlich wie der Hintern von Sophia Loren.“ Dazu antwortet sein Gast, jemand aus der Lyrik-Welt von Sohn Giovanni: „Jetzt weiß ich, von wem ihr Sohn seine Liebe zur Poesie hat.“ S. 190. Beides ist sinnlich, Kunst und Genuss – allerdings sieht das speziell der Vater nicht, sieht es Bruder Luca nicht – sieht es vielleicht nicht einmal Sohn Giovanni.

    Während ich im ersten Teil des Buches nur vom Erzählstil gefangen war und davon, in mehrere mir fremde Welten völlig einzutauchen, ließ mich der zweite Teil vieles überdenken. Wenn ich für die Selbstverwirklichung bin, kann das auch das Ende von Traditionen bedeuten, den Verlust von Kulturgut: viele Handwerker finden heute keine Nachfolger mehr. Wenn ich mich der Pflicht verschreibe, bin ich hingegen vielleicht irgendwann verbittert und hasse die, die sich freier entschieden oder um derentwillen ich diese Pflicht auf mich nehme. „Wir wollen so viel an die nächste Generation weitergeben. Eis, Poesie, Werkzeug. Eine bestimmte Lebensweise. Nichts will man verloren gehen lassen, weil man sich sonst selbst infrage stellen müsste.“ S. 349 Ein starkes Buch, das sich einfachen Lösungen verwehrt und lange nachhallt.
    Dark Memories - Nichts ist je vergessen Dark Memories - Nichts ist je vergessen (Buch)
    16.07.2016

    Sehr gut geschrieben, subtile Spannung! Erwartungshaltung: KEIN Thriller oder Krimi, eher …so etwas wie ein dramatisches Psychogramm?!

    Das soll heißen: Leseempfehlung. Aber: bitte nicht den Klappentext lesen. Bitte nicht den Aufkleber/Einleger „Der Thriller des Jahres“ lesen. Die werden dem Buch nicht gerecht: Wer Thriller mag, wird speziell den Beginn zwingend zu langsam, zu langatmig, zu wenig vorantreibend empfinden. Wer keine Thriller mag, wird leider leider das Buch verpassen. Aber leider leider war wieder einmal jemand bei einem Verlag der Ansicht, die Schublade „Thriller“ sei doch ganz nett – damit könne man das Buch gut verkaufen.

    Laut Wikipedia gilt: „Charakteristisch für Thriller ist das Erzeugen eines Thrills, einer Spannung, die nicht nur in kurzen Passagen, sondern während des gesamten Handlungsverlaufs präsent ist, ein beständiges Spiel zwischen Anspannung und Erleichterung.“ Nein, dieses Buch fängt sehr gemächlich an. Ja, zugrunde liegt ein Verbrechen, ein wirklich brutales, abscheuliches Verbrechen – die Vergewaltigung an der sechzehnjährigen Jenny. Jetzt würden viele das Buch meiden, weil Gewalt nicht ihr Thema ist, vielleicht speziell auch sexuelle Gewalt. Der Leser bekommt hier jedoch das Thema zuerst mit einer gewissen Distanz vermittelt, das Verbrechen ist „bereits vorher“ passiert, wir sehen nur medizinische und polizeiliche Berichte (ja, das ist explizit – aber „Zusehen/-hören/-lesen“ ist etwas ganz anderes, zumindest für meine „Mit-Ertragens-Schwelle“).

    Weiter mit Wikipedia: „In Thrillern muss sich der Held meist gegen moralische, seelische oder physische Gewalteinwirkung durch seinen Gegenspieler behaupten, während dies in Kriminalgeschichten weniger der Fall ist. Auch ist im Kriminalroman meist die Aufklärung des Verbrechens der Höhepunkt, während im Thriller erst der darauf folgende, oft sehr knappe, aber endgültige Sieg über den Widersacher den Höhepunkt darstellt, mit dem der Held sich selbst und womöglich auch andere rettet….Normalerweise wird in Thrillern viel Wert auf die Beschreibung der Handlung gelegt. Werden hingegen die Figuren und deren Psyche ebenso stark oder gar stärker betont, spricht man von einem Psychothriller. Meist ist hier ein emotionaler Konflikt zwischen mehreren Personen oder auch ein Konflikt innerhalb einer Person Thema, beispielsweise aufgrund früherer Erlebnisse. Typische Merkmale von Psychothrillern sind der Einsatz der Bewusstseinsstromtechnik, ein Erzähler oder die ausgedehnte Thematisierung einer Vorgeschichte.“ Ja, meinetwegen gibt es so einen Hauch Psychothriller („so richtig“ Psychothriller wäre eher der von mir im Original gelesene und bewertete „und morgen dein Tod“ = „Hunted“ = „What does not kill her“). Und: Nein. Auch ein Krimi ist das hier nicht, vielleicht eher etwas neues, eigenes, wie bei „Fusion-Küche“. Wir sehen zu, was ein Ereignis mit Menschen macht: wie zum Beispiel Jennys Eltern mit der Tat umgehen, mit ihr, miteinander. Dabei merken wir peu à peu, dass da schon vorher bestimmte Tendenzen vorherrschten.

    Aber Jenny ist eher nicht die Hauptperson. Und eigentlich geht es auch nicht um die Vergewaltigung, es geht – zuerst - darum, was die danach zuerst angestrebte Therapie an ihr auslöst – die Therapie, nach der sie alles vergessen soll. Das klappt zwar, aber andererseits doch nicht, denn sie fühlt sich nicht gut – kann das aber keiner Erinnerung als Auslöser zuordnen. Die Idee finde ich genial: Darf man das, sollte man das? Was ist wichtiger, den Täter zur Verantwortung ziehen zu können (eventuell, wenn man ihn findet, wenn er verurteilt würde) – oder dem Opfer keine Erinnerung an das Schreckliche zu lassen? Das allein hätte schon reichlich Stoff geboten, Autorin Wendy Walker belässt es aber nicht dabei; wie gesagt, Jenny ist meiner Meinung nach nicht die Hauptperson. Der Roman wird aus der Sicht des sie behandelnden studierten Mediziners, ihres Psycholgen, als Ich-Erzähler aufgespannt als ein komplexes Psychogramm: da gibt es noch Jennys Eltern, die Arbeit des Psychologen in einer Strafanstalt, seine Vor-Meinungen (gegen die „Vergessens-Pille“, für bestimmte andere Vorgehensweisen, beeinflusst durch weitere Erfahrungen).

    Nein, ich möchte hier nicht weiter schreiben. Ich habe viel markiert während der Lektüre, doch jeder Ausschnitt könnte zu viel verraten, es wird so einiges in den Raum geworfen; der Psychologe schreibt eindeutig im Rückblick aus einer Perspektive, in der schon mehr klar ist, und greift dadurch häufig vor – oft, vielleicht sogar immer merkt man das – aber: die Autorin beherrscht es tatsächlich, dass NICHTS davon den Leser bis zum Ende der Geschichte wirklich weiterführt: Dieses Buch hat mich durch ein Wechselbad der Gefühle gejagt. Nie wusste ich, woran ich war. Insofern war es ein Pageturner und ich musste nach und neben der Lektüre noch viel über das Buch nachdenken. Wie manipulierbar ist die Erinnerung? Wie real sind überhaupt unsere Beziehungen, unsere Selbstbild, unsere Werte? Was richten unsere besten Absichten an? Welche Konsequenzen hat jedes Handeln, jedes Unterlassen? Was verursachen unsere Erwartungen?
    Für immer in deinem Herzen Für immer in deinem Herzen (Buch)
    03.06.2016

    Gefühlvoller Frauenroman mit märchenhaftem Anklang, der zum Nachdenken und Nachempfinden anregt

    Viola Shipman ist mit „Für immer in deinem Herzen“ ein wunderbar gefühlvoller Frauenroman gelungen (nein, eher KEIN Buch für Männer) um die drei Generationen von Frauen der Familie Lindsey: Lolly, die Großmutter, Arden, deren Tochter und Mutter von Lauren, der studierenden Enkelin.

    Die Handlung spannt sich auf um einen Aufenthalt der beiden jüngeren bei Lolly, bei der eine fortschreitende Form von Vergesslichkeit festgestellt wurde, die in Demenz münden kann, aber nicht muss. Es ist KEIN Demenzbuch, vielmehr ist die Sorge um den Verlust von Erinnerungen, sei es durch Vergessen oder irgendwann durch ihren Tod, der Antriebsmotor dafür, dass Lolly diese weitergibt an die beiden nächsten Generationen. Sie selbst ist dabei Erzählerin nicht nur ihrer Geschichte, sondern auch der Geschichte anderer, die ihr Leben berührten: ihre Großmutter, die einst als Einwandererin aus Irland nach Michigan kam, ihre Mutter, die sie noch vor ihrer Jugendzeit an den Krebs verlor, ihr Vater, um den sie sich danach kümmert, ihre beste Freundin, die sie an den Brustkrebs verlor, ihr Mann, der ihre große Liebe war, ihr kleiner Ort. Der Originaltitel „The Charm Bracelet“ – altmodisch würde man Bettelarmband sagen – spielt auf das Armband an, das bei den Frauen der Familie eine Tradition ist, jeder Anhänger ist verknüpft mit einer Person, einem Ereignis oder einer bestimmten Lebensweisheit, an diese knüpfen sich die Geschichten, die Lolly erzählt. Am schönsten am Roman fand ich diese Geschichten, die zum Teil weite weite Rückblenden boten auf die Geschichte der Familie wie auf die Geschichte der Einwanderung in die USA, mit all ihren Entbehrungen, ihrer Hoffnung und ihrem Lebensmut – teils sehr emotional gezeichnet und sehr berührend – Taschentücher dürften bei vielen Leserinnen nötig werden. Kitschig fand ich gerade diese Teile dabei nicht und mir gefielen sehr die eingestreuten Lebensweisheiten, auch wenn einige davon vielleicht „ein alter Hut“ sind: Speziell die mittlere Generation, Arden, ist unglücklich, geschieden, beruflich nicht erfüllt, mit finanziellen Sorgen. Als diese sich auf ihre Tochter Lauren auswirken, sagt dazu Lolly: "Menschen sind wie Dominosteine. Sobald wir umfallen, neigen wir dazu, alle anderen mit uns zu reißen." S. 135 Ihr Rat hingegen "Unglücklich zu sein kann dich völlig auffressen, ohne dass du es überhaupt bemerkst. Glücklich zu sein ist eine bewusste Entscheidung." S. 116

    Soweit die Stärken dieses Buches, dazu muss man bemerken, dass eigentlich typische Frauen- und Liebesromane eher nicht mein Genre sind, wodurch ich vermutlich kritischer bin. Jedoch hatte mir völlig unerwartet dieses Jahr schon Lori Nelson Spielmans „Morgen kommt ein neuer Himmel“ außerordentlich gut gefallen und eben diese Autorin lobt – auch auf dem Klappentext – nun Viola Shipmans Buch. Ja, der Stil ist ähnlich, auch hier geht um Lebensziele, Mut, sich selbst zu verwirklichen, die Familie, Freundschaft – also kein reiner oberflächlichen „Kitschroman“, das Buch regt wirklich dazu an, über vieles nachzudenken in all seiner Emotionalität, gerade auch über Ziele, Beziehungen, Einstellungen.

    Die Teile im Roman, die in der Jetzt-Zeit handeln, speziell zu Arden, die eigentlich kein Vertrauen mehr hat, in nichts, in niemanden, auch und gerade nicht zu sich selbst, sind mir jedoch ein wenig zu „rosarot“ gezeichnet, zu glatt, zu vorhersehbar (im recht kurzen Schlusskapitel ist doch plötzlich selbst der Exmann bei dieser einen Sache hilfreich). Schade finde ich, dass sie eher als die „kopflastige Spaßbremse“ in den Roman eingeführt wird – sie entwickelt sich zwar tatsächlich toll, aber gerade die Beschreibung, warum sie, die Schüchterne, sich von ihrer völlig extrovertierten Mutter oft in den Schatten gestellt und vorgeführt empfand in ihrer Jugend, kommt mir ein wenig zu kurz – Lolly meinte es zwar immer und gut und sie ist liebevoll, aber viele ihrer Aktionen überforderten schlicht die Tochter.

    Insgesamt aber nur ein geringer Wermutstropfen, wenn man das Buch denn eher als wunderschönes gefühlvolles modernes Märchen einstuft, das nachdenklich macht und ermutigt, viele der angesprochenen Themen zu überdenken; insgesamt endlich wieder ein Buch auch aus diesem oft von mir vermiedenen Genre, das ich gerne behalten und auch verschenken werde. Ich empfehle ein Geschenk-Bundle mit einem kleinen Anhänger und/oder Bettelarmband – die Umsatzprovision bei diesen hätte sich die Autorin unbedingt vorher sicher sollen!!!
    Meine Produktempfehlungen
    • Morgen kommt ein neuer Himmel Lori Nelson Spielman
      Morgen kommt ein neuer Himmel (Buch)
    Schneewittchen muss sterben Schneewittchen muss sterben (Buch)
    21.05.2016

    Ein "Muss" für Fans, aber etwas zu viele Personen und Verwicklungen

    Schneewittchen muss sterben“ ist der vierte Band der Reihe von Nele Neuhaus um Kriminalhauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine Mitarbeiterin Pia Kirchhoff. Generell kann man die Bücher auch einzeln lesen.
    Tobias Sartorius wird nach zehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen und kehrt in sein Dorf Altenhain zurück. Er wurde kurz nach dem Abitur in einem Indizienprozess wegen Mordes an zwei Ex-Freundinnen aus dem Dorf verurteilt, die Leichen wurden nie gefunden, er kann sich an nichts erinnern. Das Dorf hat während seiner Haft seine Eltern quasi mit in Sippenhaft genommen, in dem kleinen Ort kennt jeder den anderen und weiß über die meisten Geheimnisse.

    Zunächst aber stellt die Autorin zu Beginn des Krimis in für sie typischer Art einige Handlungsstränge in den Raum, die so noch nicht wirklich viel Sinn ergeben und die scheinbar unabhängig voneinander stehen.
    Dabei soll es aber nicht bleiben: Glaubhaft baut die Autorin die Atmosphäre einer Dorfgemeinschaft auf, deren Stärke und Schwäche der unbedingte Zusammenhalt ist, in dem fein unterschieden wird zwischen denen, die dazugehören und anderen. Eine eifersüchtige Jugendliche erstellte Flugblätter mit dem Text „Schneewittchen muss sterben“ und die Kommissare bekommen Konkurrenz durch eine rebellische Teenagerin.
    Grandios, wie Neuhaus hier immer noch eins draufsetzt: hielt ich einiges für vorhersehbar, was dann auch so eintrat, toppte die Autorin dieses mit immer noch einer weiteren Verkettung.
    Als etwas problematisch empfand ich die doch sehr große Anzahl von Personen in diesem Buch.
    Romeo und Romy Romeo und Romy (Buch)
    21.05.2016

    Das Leben endet zwingend mit dem Tod – aber davor haben wir noch die Chance auf jede Menge Leben

    „Der Konjunktiv jedoch war das Glitzerpapier auf dem Geschenk namens Leben, und riss man es ab, um nachzusehen, was es für einen bereithielt, ahnte man, dass Gott den Wunschzettel mal wieder nicht hatte richtig entziffern können.“ S. 399

    Genau diese Chance auf die Einlösung ihres Wunschzettels ergreift die junge Romy, als sie in der Stadt gerade mit ihrem Traum, als Schauspielerin zu arbeiten, gescheitert ist, selbst in ihrem Job als Souffleuse. Sie kehrt zurück dahin, wo sie sich immer beschützt gefühlt hat, in ihr Dorf, das fast nur noch von den Alten bevölkert wird. Sie ist hier aufgewachsen, gerade ist hier ihre Großmutter gestorben. Gelegentlich ruft noch ihr ebenfalls gescheiterter Kollege Ben an.
    Im Ort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und Romy deckt ein seltsames Verhalten auf, zu dem eine bestimmte Art der Platzknappheit ihre schrullige Wahlfamilie veranlasst. Als sie in Erwägung zieht, zu bleiben, stößt sie jedoch nicht nur auf Gegenliebe "Lass uns hier, behalt uns im Herzen, genau wie wir dich immer im Herzen behalten. Aber du musst fortgehen." ..."die Zeit verbraucht nicht nur den Körper. Sie verbraucht auch den Geist. Für dich gibt es noch viel zu erleben, für uns nicht mehr." S. 79 Das Dorf ist wie so viele wortwörtlich am Aussterben.

    Dann hat sie sie, die Eingebung, die aller Leben umkrempeln soll:
    „Bau es!“ S. 107 Heraus kommt der aberwitzige Plan, ein elisabethanisches Theater aufzubauen und Romeo und Julia aufzuführen, mitten in der Provinz. Und entgegen allen Widrigkeiten. Die Erzählung ist leicht und lustig, zum Nachdenken anregend und melancholisch, traurig und fröhlich – und in jedem Falle anders, als ich selbst während der Lektüre noch erwartet hatte.

    Hier irgendetwas mehr zu schreiben, läuft Gefahr, zu viel zu verraten. Zu wenig zu schreiben hingegen könnte bedeuten, dass man diese herrlich verrückte Geschichte übersieht über die Liebe und Freundschaft, Verrat und Vertrauen, Aufgeben und Mut und den Tod und das Leben – ja, das ist viel und das störte auch einige Leser. Ich finde, dieses Buch hier „darf“ das, weil schon die Grundidee, ein ganzes Dorf, das sich verantwortlich fühlt, ein früh mutterloses Kind heranzuziehen zu einer jungen Frau und immer für sie dazu sein, gerne sein darf, nämlich einfach zu schön und viel zu selten.

    Und weil es ja schon etwas macht mit den Menschen, die so plötzlich so viel wagen und tun, fragt sich nicht nur Romy im Buch: „Wann wurde der eigene Traum zum Alptraum eines anderen?“ S.485 Ich war auch schon so weit, dem Autor dieses Gepäck, dass er ihr und uns da aufbürdet, übelzunehmen, wäre das nicht ganz einfach so leicht, so zart, so bittersüß geschrieben: „Vor Wochen noch war der Tod eine unumgängliche Gewissheit, traurig zwar, aber nicht tragisch. Jetzt jedoch hatten sie, ohne sich dessen gewahr zu werden, begonnen, sich gegen ihn zu wehren.“ S 226 Und man kann noch so sehr darüber nachdenken, was vielleicht mit der einen oder anderen Person im Buch bei einer anderen Ausgangslage passiert wäre, und hier zitiere ich meine wunderbare Oma, die Teil von meinem Dorf war – „wenn das Wörtchen wenn nicht wär….“.
    Bronsky, A: Baba Dunjas letzte Liebe Bronsky, A: Baba Dunjas letzte Liebe (Buch)
    21.05.2016

    Ich habe erst ein wenig gefremdelt mit diesem wundervollen Buch…

    "Auf kleinem Raum gelingt ihr [der Autorin Alina Bronsky] eine märchenhafte und zugleich fesselnd gegenwärtige Geschichte." so heißt es auf dem Klappentext des Schutzumschlages zu diesem ganz besonderen Büchlein. Man kann es eigentlich nicht besser zusammenfassen, es passiert gleichzeitig wenig und sehr viel im Leben der Baba Dunja. Im Alter ist die frühere medizinische Hilfsschwester in ihr Dorf zurückgekehrt, das in der sogenannten Todeszone nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl liegt. Außer ihr leben dort noch weitere Alte, manchmal nebeneinander, manchmal mit- oder sogar füreinander. In Ichform berichtet sie über dieses Leben unter mehr oder weniger skurrilen Persönlichkeiten.
    So erscheint eines Tages ein Nachbar bei ihr:
    „‘Ich werde dir was sagen‘, warnte er mich.
    ‚Ich bin ganz Ohr.‘
    ‚Du bist eine Frau.‘
    ‚Stimmt.‘
    ‚Und ich ein Mann.‘
    ‚Wenn du es sagst.‘
    ‚Lass uns heiraten, Dunja.‘
    …
    Ich kann mir genau vorstellen, was ihn auf Hochzeitsgedanken bringt. Er ist ein Mann und wäscht seine Sachen, wenn sie vor Schmutz steif sind, in einer Schüssel mit Haushaltsseife, um sie dann unausgespült im Garten zum Trocknen aufzuhängen. Zum Essen weicht er sich zweimal am Tag Haferflocken ein, mit verdünnter H-Milch, wenn er welche hat, und mit Brunnenwasser, wenn die Milch alle ist. …“ S. 37ff

    Baba Dunja verfügt über Lebens- und Altersweisheit, viele Errungenschaften der Neuzeit hingegen interessieren sie nicht („tragbares Telefon mit Bildschirm“) – sie nützen nichts in diesem Dorf ohne fließendes Wasser, in dem alles angebaut oder umständlich herangeholt werden muss.

    Der Schreibstil von Alina Bronsky ist wunderbar leicht zu lesen, oft mit leiser Ironie, liebevoll und stets voller Würde für ihre Figuren.
    Ich war traurig, als die Geschichte, eher eine Novelle, zu Ende war; ungeachtet dessen habe ich doch ein klein wenig gefremdelt mit der Geschichte, weil mir nach der Lektüre noch etwas fehlte, mehr so ein Gefühl als etwas großartig greifbares: Letztendlich stellte ich fest, dass ich den Entschluss einer so klugen und zutiefst lebensbejahenden Frau, in diese Todeszone zu ziehen, nie ganz nachvollziehen kann – ich muss mich da wirklich zwingen, an ihr hohes Alter zu denken und mit zu bedenken, wie entsetzt sie auf junge, gesunde Neuzugänge im Dorf reagiert: Baba Dunjas Tschernowo ist ein Ort derer, denen die Strahlung keinen Schaden mehr zufügen kann, weil sie so alt sind oder bereits vorher krank waren, und es ist auch der Ort derer, denen die Stadt zu laut ist, zu teuer, zu eng, zu schnell und zu wenig selbstbestimmt. Baba Dunja benötigt keinen Aufbruch mehr. Sie ist angekommen.
    Kein Sommer ohne Liebe Mary Kay Andrews
    Kein Sommer ohne Liebe (Buch)
    16.05.2016

    Etwas vorhersehbar...

    Keine gute Ausgangslage für Greer Hennessy, die als Location Scout dafür sorgt, dass im Kino die Schauspieler immer an den passendsten Orten zu sehen sind. Ihre Mutter ist vor kurzem an Krebs gestorben, ihr On-und-Off-Freund ist nur noch „off“ und ihr letztes Projekt ging aber auch so etwas von schief. Dass ihre Freundin, Stylisten CeeJay (Claudia Jean ist nicht cool genug) mit dem Regisseur-Produzenten Bryce Levy zusammenlebt, soll hoffentlich ein Glücksfall sein, auch für Greer: Bryce sucht den perfekten Ort für seinen nächsten Film „Beach Town“ – so heißt „Kein Sommer ohne Liebe“ im Original, was zumindest wesentlich weniger nichtssagend und wesentlich weniger kitschig klingt, nur am Rande. Mit Cypress Key in Florida, einer Kleinstadt, die schon deutlich bessere Tage hatte, trifft sie genau Bryce‘ Vorstellungen – leider tritt sie auch von Anfang an in so einige Fettnäpfchen, vor allem beim wichtigsten Entscheidungsträger des Ortes, Eben „Eb“ Thibideaux, Bürgermeister, Hoteleigner, Immobilienverkäufer, Werftbesitzer und Inhaber des Lebensmittelladen des Ortes (ja, der Ort ist wirklich klein und hat wirklich Geldprobleme).
    Positiv überrascht war ich vom sehr amüsanten Schreibstil von Mary Kay Andrews – die Szene, in der Eb klarstellt, was er von überkandideltem Verhalten hält, weil er eine Kakerlake unbedingt entfernen soll, aber auf GAR KEINEN Fall töten darf – herrlich. Ansonsten bot das Buch eher wenige Überraschungen – wie bei Rosamunde Pilcher – Filmen (ja, auch ich habe ältere Verwandte) weiß man von Anfang an, dass diejenigen zwingend zusammenkommen, die sich zu Beginn beharken (ich habe nicht einmal den Hauch des Gefühls, hier zu spoilern). So etwas war selbst meiner Oma zu vorhersehbar... Dazu kommt, dass ich irgendwann ab der Hälfte das Gefühl bekam, die Autorin Mary Kay Andrews wollte zuviel: Greer trifft unfreiwillig auf ihren seit ihrem fünften Lebensjahr entfremdeten Vater, erfährt eine andere Sicht der Familiengeschichte, CeeJay lernt einiges über Bryce, Eben zieht seine Nichte groß, weil deren Vater (noch) im Gefängnis sitzt, Greer hat eine schrullige Omi, Eben eine ähnliche Tante, es gibt eine Intrigantin vor Ort, für die Jugend verknallt sich Ebens 17jährige Nichte am Set in den falschen Mann,…. Das hat zwei Effekte: zum einen zieht sich die Geschichte in der Mitte deutlich, zum anderen ist es einfach „zu viel“, wovon dann einiges auch deutlich in der Schwebe bleibt, während anderes plötzlich furchtbar schnell geht – die für mich zu vielen Nebenhandlungen gegen etwas mehr Tiefe bei den Haupthandlungen zu tauschen hätte nach meiner Meinung der Geschichte besser getan. Bei der gemeinsamen Leserunde teilte sich entsprechend die Leserinnenschaft in zwei grob gleich große Hälften, die einen mochten das Buch, die anderen fanden es je nachdem zu viel (e Nebenhandlungen) oder zu wenig (Romantik, Überraschung).
    Hinten sind Rezepte drin Hinten sind Rezepte drin (Buch)
    06.02.2016

    Hinten sind (natürlich) keine Rezepte drin

    Hinten sind Rezepte drin ist der nur ironisch gemeinte Titel von Katrin Bauerfeinds neuestem Buch – der Untertitel „Geschichten, die Männern nie passieren würden“ kommt näher.
    Bauerfeind schreibt im Stil der Ansammlung von Kolumnen, was es heutzutage heißt, eine Frau zu sein – mal lustig, mal sarkastisch, mal sehr direkt (bis hin zu Verbalinjurien), aber auch nachdenklich.

    Zielgruppe dürfte am ehesten ihre eigene Altersgruppe sein – sie ist im Moment 33 Jahre alt – da sich in einer Leserunde deutlich jüngere Frauen anscheinend recht wenig mit einigen ihrer Themen identifizieren konnten (speziell Druck von außen, Kinder zu bekommen, Perfektionsmusdruck, das Gefühl, nicht mehr hip zu sein,…), wobei hingegen auch 40+ Teilnehmer/-innen sich laut der Meldungen teils weiter angesprochen fühlten. Seltsamerweise fanden die meisten von uns das Buch in Buchläden quer durch Deutschland in der Abteilung Ratgeber oder Psychologie, ordnen es jedoch – wie ich – eher dem Humor zu.

    Das Buch ist locker-launig geschrieben und lässt sich auch gut nebenbei oder kapitelweise lesen – einzelne Kapitel brachten mich sehr zum Lachen (z.B. der wunderbare Teil über Weihnachten – solche Familiengeschichten bei anderen beruhigen mich immer), mit einigen wurde ich nicht warm (das Kapitel über die Frauenreligion). Insgesamt jedoch gab es sehr viel zum Schmunzeln, einiges zum Lachen und wirklich etliches zum Nachdenken, vor allem das tolle Kapitel zur Oma.

    Was mir gleich klar war: Ein perfektes Buch für Urlaub oder zum Verschenken, wenn man nicht weiß, ob ein Liebesroman oder anspruchsvollere Literatur besser ankommen dürfte. Was mir im Laufe der Leserunde klar wurde: sicherlich auch ein prima Buch, um ein Gespräch in Gang zu bringen – unter Frauen aber auch zwischen Frauen und Männern (ähnlich ging das zuletzt mit Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken). Unter den Humor-Bücher bislang ziemlich das beste, das ich gelesen habe, allerdings passt auch der Untertitel nicht ganz, da es ja in einigen Kapiteln direkt um Männer geht. Mir war teils die Wortwahl zu deftig, aber wegen des tollen Oma-Kapitels und dank des unerwarteten tieferen Nachdenkens, gerade auch im Generationenvergleich, komme ich insgesamt auf 4 Sterne!
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