Nichts Halbes und nichts Ganzes
Ein eher halbgares Album mit mäßig aufgewärmten alten Sachen und einigen ganz passablen neuen Songs. Einige schöne Momente sind durchaus schon vorhanden, es sind halt leider viel zu wenige.
Gerade bei den alten Nummern wie MOCKINGBIRD wird das fragil schöne symphonische Keyboard-Arrangement von Wolstenholme in der Mitte z.B. durch ein Gitarrensolo von Lees, das ganz am Anfang klingt als würde er in dem Moment lieber Holz hacken, leider wieder zunichte gemacht.
Und dann sind da noch HYMN oder IRON MAIDEN, denen eigentlich überhaupt nichts interessantes Neues gegenüber den Originalen hinzugefügt werden konnte, was eine Neuaufnahme dieser Songs gerechtfertigt hätte (das gilt so ähnlich auch für TITLES, wo mir dann aber der ruhige Anfang mit Klavier und der fette Chor beim Refrain doch ganz gut gefielen).
Nur LOVING IS EASY klingt mit seinem akustisch-bluesigen Feeling und seinem langsamen schleppenden Tempo mal überraschend anders als das Original. Man könnte aber andererseits auch sagen, es lahmt dem Original etwas hinterher...(vergleichbar mit Claptons Akustikversion von Layla).
Bei den neuen Stücken ist der Opener FESTIVAL ganz ok und BRAVE NEW WORLD ist einfach ein unbeschwingt entspannter Song im Easy-Listening-Format.
THE DEVILS THAT I KEEP und FLOAT und vielleicht mit viel Wohlwollen auch noch STAR BRIGHT kommen am ehesten noch an die BJH aus ihrer guten Anfangszeit mit symphonischem Slow-Motion-Art-Rock heran.
Ich würde das Album trotzdem nur für echte Fans und für Sammler, die ihre BJH Sammlung komplettieren wollen, empfehlen.
"NORTH", das bis dato letzte Album von John Lees BJH von 2013, gefiel mir wieder viel besser. Dort haben mich einige Songs musikalisch sogar richtiggehend überrascht und olle Song-Kamellen wurden zum Glück auch keine mehr aufgewärmt. NORTH würde ich uneingeschränkt auch Nicht-BJH-Fans empfehlen. Leider konnte Keyboarder Woolly Wolstenholme dort nicht mehr dabei sein nach seinem tragischen Tod drei Jahre zuvor.
