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    HRF

    Aktiv seit: 30. August 2014
    "Hilfreich"-Bewertungen: 121
    31 Rezensionen
    Streichquartette Nr.1 & 2 Streichquartette Nr.1 & 2 (CD)
    21.05.2024
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Unbefriedigendes Hörerlebnis

    Johannes Bernardus van Bree (1801-1857) gehörte zu Lebzeiten zu den großen Anregern und Organisatoren des niederländischen Musikbetriebes. Schon bald nach seinem Tod im Jahr 1857 versank er in Vergessenheit. Er selbst spielte Geige und komponierte gefällig im Rahmen der Konventionen seiner Zeit. Die vorliegende CD bietet die beiden früheren Streichquartette 1 und 2. So verdienstvoll solche Wiederentdeckungen sind, und das ruhmreiche Label Dabringhaus & Grimm (DGM) engagiert sich hier viel und auf generell höchstem Niveau, mit dieser Veröffentlichung durch das Utrecht String Quartet wird die Wiederbelebung van Brees nicht gelingen. Zum einen ist die musikalische Substanz der Kompositionen zweifellos gefällig, aber nicht mehr. Ausgereifte Streichquartettkunst ist das nicht, für gute Amateurensembles jedoch mit Vergnügen zu spielen. Rätselhaft aber ist die musikalische Qualität der Einspielung. Vor allem im 1. Streichquartett (auf der CD an zweiter Stelle), das sehr schön stimmungsvoll beginnt, quält sich die Geige in den mittleren Sätzen durch die hohen Lagen. Das mag an der zeitgemäßen, nichttemperierten Intonation liegen (?), wirkt aber auf den heutigen Hörer schauderhaft. Wer zum Lesen oder zum Tee gern im Hintergrund unaufdringliche Klassik abspielen lässt, für den ist diese meist undramatische Musik geeignet. Wer ein Quartettkonzert genießen will, dem kann ich die CD nicht empfehlen. Wer die Utrechter von ihrer Glanzseite hören will, dem sei ihre Gesamteinspielung der Streichquartette Glasunows empfohlen.
    Meine Produktempfehlungen
    • Sämtliche Streichquartette Sämtliche Streichquartette (CD)
    Anna Zassimova - Vergessene Weisen Anna Zassimova - Vergessene Weisen (CD)
    21.10.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Konzertabend von großer erzählerischer Intensität

    Diese CD ist keine Sammlung selten gehörter, kürzerer Musikstücke russischer Komponisten. Das ist ein faszinierender Konzertabend. Ein großes Vergnügen. Oft sind solche Zusammenstellungen vieler kurzer Stücke für den Hörer ermüdend. Selten gelingt es (wie Chopin mit seinen 24 Préludes) aus vielen Miniaturen eine Einheit zu gestalten. Auch der russisch-deutschen Pianistin Anna Zassimova ist es auf dieser CD klug gelungen. Die ausgewählten Stücke schlagen einen weiten musikalischen Bogen, beleuchten einander wechselseitig, sind abwechslungsreich und führen den Hörer in die russische Musikwelt um 1900-1920. Das Thema sind also russische Kompositionen 'im Aufbruch zum 20. Jahrhundert', wie der Untertitel der CD heißt. Da ist spätromantisches Schwelgen in klangvollen Melodien, das sind aber auch raffinierte Kompositionen an der Schwelle zur Moderne. Es ist, als hörte man diese Musik nicht im Rückblick, sondern als erlebte man das tastende Suchen nach neuen Formen mit. Das Alte ist noch lebendig, aber das Neue deutet schon an, dass sich vieles verändern wird.

    Quasi als Prélude eröffnet Nikolai Medtners (1880-1951) 'Canzona Matinata' das Konzert. Eine wunderbar sangliche Melodie. Das ist ganz 19. Jahrhundert. Chopin oder Grieg scheinen nicht fern. Schon in diesem Kabinettstückchen wird Zassimovas hochsensible und sehr ausdifferenzierte Anschlagskultur hörbar. Das klingt so einfühlsam schlicht und ist doch Zeichen einer großen Musikalität und hoch entwickelten Spieltechnik. Dem Toningenieur Toomas Varna gelingt hier ein warmes, volltönendes Klangbild, das man sich für diese Musik nicht besser wünschen kann. Ein feiner Flügel tut das Seine.

    Und dann: Wenn man schon glaubt, in einen romantischen Salonabend einzutauchen, durchbricht die 'Sonata Tragica' (Medtner) mit pianistischer Urgewalt diese Idylle. Zu welch donnernder virtuoser Geste ist diese so zart erscheinende Pianistin fähig! Hellwach verfolgt man mit gespannter Aufmerksamkeit die weitere Entwicklung.

    Alexander Skrjabin (1872-1915) schließt an. Nicht klangwuchtig, sondern mit raffiniertem Spiel zwischen Harmonie und harmonischer Reibung.

    Ganz anders dann wieder Georges Catoir (1861-1929), für dessen Wiederentdeckung Anna Zassimova Bedeutendes geleistet hat. Sowohl mit ihrer Forschung und einer Biografie als auch mit zahlreichen Einspielungen seiner Kompositionen für Klavier solo und in Kammermusikbesetzung. Man ahnt also, wem man hier zuhört. Der kanadische Übervirtuose Marc-André Hamelin hat 1998 ebenfalls Catoir eingespielt. Auch die Quatre Morceaux op. 12, die wir von Zassimova hören. Vergleicht man op. 12,4, die 'Étude fantastique', muss man zugeben, Hamelin spielt diese Étude mit noch virtuoserer Geläufigkeit. Die Läufe perlen nur so dahin. Aber hat man am Ende mehr gehört als eine brillant gespielte Étude? Nichts berührt einen bei Hamelin. Zassimova hingegen macht deutlich, dass es wie bei Chopins Étuden, um eine kurze musikalische Erzählung geht (allerdings wäre eine etwas weniger satte Abmischung im Studio dienlich gewesen). Ob man sich bei Catoir für Hamelin oder Zassimova entscheidet, ist sicher auch eine Frage persönlicher Präferenzen, aber 'musikalischer' ist Zassimova.

    Abgerundet wird das Konzert von fünf Préludes des fast vollständig vergessenen Nikolai Roslavez/Roslawez (1881-1944).

    Die überaus lohnende CD trägt den Titel 'Vergessene Weisen'. Das ist die Titelübernahme von Medtners Zyklus, aus dem zwei Stücke auf dieser CD vertreten sind. Dennoch ist der Titel etwas irreführend, denn man erwartet darunter wohl ein nostalgisches Salonalbum mit melancholischen Erinnerungen an eine vergangene Zeit. Das ist nicht ganz falsch, aber eben auch nicht richtig. Dazu passiert hier viel zu viel. Leider wird der Eindruck eines Poesiealbums auch noch durch die sehr unglückliche, kitschnahe Covergestaltung der CD gefördert. Das kenntnisreiche Beiheft ist hilfreich. Zu danken ist auch dem privaten Kulturfonds Baden e.V., der die Produktion der CD im Jahr 2008 in Baden-Baden ermöglicht hat.

    Mit der CD 'Sonata Reminiscenza - Russische Klaviermusik an der Wende zum 20. Jahrhundert' setzt Anna Zassimova ihre wunderbare Entdeckungsreise fort.
    Meine Produktempfehlungen
    • Sonata-Reminiscenza - Russische Klaviermusik an der Wende zum 20. Jahrhundert Sonata-Reminiscenza - Russische Klaviermusik an der Wende zum 20. Jahrhundert (CD)
    • Streichquintett op.4a Streichquintett op.4a (CD)
    Sämtliche Klavierwerke Vol.2 Sämtliche Klavierwerke Vol.2 (CD)
    21.10.2023
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Was für ein Talent, was für ein Verlust. Höchst eindrucksvolle Einspielung

    In den letzten Jahren verdanken wir einer Reihe herausragender Pianisten und mutiger Plattenlabels zahlreiche Ausgrabungen russischer Klaviermusik zwischen Fin de Siècle und dem Beginn der stalinistischen Kulturunterdrückung. Der Zugang hierzu wurde aber auch im Westen erst möglich, nachdem ein Verständnis dafür wuchs, dass nicht alles, was nicht seriell komponiert war, ewiggestrig ist. So entdecken wir erst jetzt, mit drei Generationen Verspätung, eine ganze Riege von sehr hörenswerten Komponisten, die damals in Russland als musikalische Avantgarde neue Wege wagten. Roslawez, Lourié, Obuchow, Mossolow, G. Catoire und andere. Eines der größten Talente von ihnen war Alexej Stantschinskij, der bereits mit 26 Jahren einen bitteren Liebestod starb.

    Was wir von ihm haben, sind fast ausschließlich Werke für Klavier. Ein Korpus, den uns Olga Solowjewa erstmalig in einer Gesamteinspielung auf zwei CDs vorstellt. Eine Schatzkammer von musikalischen Experimenten. Reizvoll exotische Melodien, meisterhafter Umgang mit dem Kontrapunkt, aber vor allem eine ekstatisch-rhythmische Kunst von größter Vitalität.

    Die Stücke sind auf den beiden CDs überwiegend chronologisch nach ihrer Entstehung angeordnet, was die staunenswerte Entwicklung des jungen Komponisten erlebbar macht. Schon das ein Hördrama für sich. CD 1 dokumentiert die Phase der kreativen Aneignung der Muster der romantischen und in Russland so geliebten musikalischen Vergangenheit. Mit CD 2 erleben wir Stantschinskijs Durchbruch zu sich selbst. Um 1912 passierte etwas. Mit den 'Zwölf Skizzen' wirft er allen Ballast ab und schreibt meisterhafte Stücke von motorisch-rhythmischer Radikalität, wie sie Prokofjew erst ein Vierteljahrhundert später in seiner siebten Klaviersonate sehr viel zahmer wagt. Die von Solowjewa teils gewählten extrem schnellen Tempi sind für die musikalischen Ekstasen perfekt. So muss man das spielen. Die nachfolgenden beiden Klaviersonaten Nr. 1 und Nr. 2 zeigen, wohin Stantschinskij unterwegs war. Ein Talent, das das Zeug gehabt hätte, Musikgeschichte zu schreiben.

    Die Moskauer Pianistin Olga Solowjewa ist für die Werke die ideale Interpretin. Souverän meistert sie die aberwitzig virtuosesten Passagen, ohne sich in Akrobatik zu verlieren. Ihr Spiel dient immer dazu, den Zugang zu Stantschinskijs reicher emotionaler Welt zu eröffnen. Das sind, wenn man so will, Seelengemälde intensivster Empfindung, und doch sind es vollgültige Kompositionen auf der Höhe der Kunst.

    Die Aufnahmen durch den Toningenieur Ilja Donzow verdienen Dank. Der Steinway-Flügel ist klangvoll und tief durchgezeichnet, womit die Einspielung sowohl zarten Momenten als auch vollgriffigem Volumenspiel vom Diskant bis in die tiefen Lagen gerecht wird. Vielleicht ist das Bassregister etwas überrepräsentiert. Der Raumeindruck ist für diese Musik angemessen weit und zugleich intim genug.

    Im Begleitheft zeichnet Olga Solowjewa informativ ihre Forschungsarbeit am noch wenig erforschten Werk Stantschinskijs nach. Zugleich führt sie den Hörer sehr hilfreich in den Werdegang des Komponisten und in seine Klavierstücke ein.

    Mit den vorliegenden Aufnahmen aus den Jahren 2021/2022 zur zweiten Stantschinskij-CD schließt Olga Solowjewa ihre Gesamteinspielung ab. Ein hoch verdienstvolles Pionierwerk. Sehr empfohlen. Zugleich wäre zu wünschen, dass diese Musik auch im großen internationalen Konzertbetrieb Fuß fassen würde. Vieles davon könnte jüngere Zuhörer ansprechen und der Vereinsamung der Silver Generation in den Konzertsälen entgegenwirken. Obwohl über 100 Jahre alt, ist das packend frische und junge Musik. Ein Brückenschlag.

    Zu erwähnen bleibt noch, dass Stantschinskijs Klaviermusik auch andere Interpreten angeregt hat, Teile seines Werks auf CD einzuspielen. Der Beginn einer Wiederentdeckung.
    Meine Produktempfehlungen
    • Sämtliche Klavierwerke Vol.1 Sämtliche Klavierwerke Vol.1 (CD)
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    Sonata-Reminiscenza - Russische Klaviermusik an der Wende zum 20. Jahrhundert Sonata-Reminiscenza - Russische Klaviermusik an der Wende zum 20. Jahrhundert (CD)
    01.10.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Einblick in die versunkene Welt großer russischer 'Hausmusik'

    Das ist keine unsterbliche Musik. Aber es ist sehr schöne Musik. Die großartige, russischstämmige und in Deutschland lebende Pianistin Anna Zassimova hebt seit über einem Jahrzehnt einen Schatz nach dem anderen aus dem reichen Repertoire russischer Klaviermusik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Man kann diese Musik als 'Hausmusik' bezeichnen, denn sie wurde kaum in Konzertsälen, sondern vor allem in privater Umgebung gespielt. Aber was für ein Niveau der Amateurpianisten, und was für eine kultivierte Welt in der sie erklang. Man muss sich das bewusst machen: kein Radio, keine sonstigen Medien, oft auch noch kein Telefon, kaum ein Motorengeräusch. Die Welt war still. Da setzte man sich an langen russischen Sommer- und Winterabenden in den Städten und auf den ländlichen Gütern in der nahezu lautlosen Weite der russischen Ebene zusammen und ließ diese Musik erklingen. Diese Welt ist versunken, auch in Deutschland und anderen Ländern Westeuropas – und mit ihr ist diese Musik in Vergessenheit geraten.

    Anna Zassimova hat diese Schätze wieder gehoben (zwei Weltersteinspielungen darunter) und ruft eine Lebensform in Erinnerung. Das ist keine virtuos brillierende Inszenierung. Die meist sanfte, melodiefreudige Musik kann dazu einladen, die Gedanken schweifen zu lassen und zu träumen. Aber wer die Aufmerksamkeit wach hält und genau hinhört, der wird viele ungewöhnliche musikalische Harmonielösungen und rhythmische Raffinesse heraushören. Die Virtuosität Anna Zassimova zeigt sich hierbei nicht im Auftürmen donnernder Oktavräusche und rasender Doppelgriffläufe. Sie beweist sich in der ungemein subtilen Farbgebung, der ganz feinen rhythmischen Sensibilität, der Phrasierung, der Sanglichkeit und Musikalität. Die andere Seite von Anna Zassimovas Spiel könnte man auf ihrer bemerkenswerten vorausgegangenen CD 'Vergessene Weisen' hören.

    Seit 2007 ist Anna Zassimova Lehrbeauftragte an der renommierten Hochschule für Musik in Karlsruhe. Vielfältig kulturell engagiert und mit bemerkenswerter Doppelbegabung ist sie auch eine vorzügliche Malerin (siehe ihre Homepage annazassimova.com). Der Komponist Wolfgang Rihm soll von ihr gesagt haben: 'Spielkultur, wo sich stupende Virtuosität und höchst sensible Anschlagskultur aufs Beste vereinen […] Selten habe ich eine vielseitigere Künstlerin kennengelernt.'

    Die Aufnahmetechnik von 'Sonata Reminiscenza' wird der Künstlerin völlig gerecht. Das Spiel ist gut durchgezeichnet, der Klang ist voll, auch die Diskanttöne haben noch Körper und das Klavier klingt sehr natürlich. Ärgerlich ist jedoch, dass man verschiedentlich die dumpfen Pedalgeräusche rumpeln hört (besonders störend in Catoires verträumter 'Rêverie', aber nicht nur dort). Den Toningenieuren Robert Harder und Toomas Vana sei dennoch Dank, auch dass sie die beiden Aufnahmeorte zu einem homogenen Klangbild vereinen konnten.

    Die Künstlerin hat dem Hörer einen sehr persönlichen und hilfreich sachkundigen Text im Begleitheft an die Hand gegeben. Leider ist die Textredaktion des Labels nicht ganz auf der Höhe. Mal werden die Track-Nummern den Komponisten zugeordnet, mal den Stücken. Nicht der Walzer von Rebikov heißt 'Jolka', sondern die Oper, aus der er stammt. 'Jolka' sollte auch besser mit 'Weihnachtsbaum' übersetzt werden als mit 'Tannenbaum'. Und dem Leser wäre ferner dienlich, wenn die Reihenfolge, in der im Hefttext die Komponisten vorgestellt werden, der Reihenfolge der Stücke entspräche. Schlimm, dass der Name der Künstlerin auf dem CD-Cover nahezu unlesbar und auch der Titel so umbrochen ist, dass man erst einmal buchstabieren muss, wie die CD heißt. Dennoch sei Hänssler Classic für diese CD gedankt. Hier gibt es viel zu entdecken – und zu genießen.
    Meine Produktempfehlungen
    • Anna Zassimova - Vergessene Weisen Anna Zassimova - Vergessene Weisen (CD)
    Sämtliche Werke für Streichquartett Vol.3 Sämtliche Werke für Streichquartett Vol.3 (CD)
    25.09.2023
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Fesselnde Erzählungen. Eine Entdeckung

    Das Leben hat es mit Henri Marteau (1874-1934) nicht immer gut gemeint. Als musikalisch hochbegabtes Kind einer deutschen Mutter und eines französischen Vaters stand ihm als bravourösem und bald berühmtem Geiger, von dem selbst Brahms geschwärmt haben soll, zunächst die Welt offen. Doch dann brach der Erste Weltkrieg über ihn herein, der ganz wesentlich auch ein deutsch-französischer Krieg war. Marteau geriet zwischen die Mahlsteine der Geschichte. Für die Franzosen wurde er zum missliebigen Deutschen, für die Deutschen wurde er verdächtiger Franzose. Er verlor seine Berliner Professur (angeblich auch aufgrund von chauvinistischen Diffamierungen durch das Professorenkollegium) und wurde vorsorglich interniert, später lange unter Hausarrest gestellt. 700 Unterschriften dokumentieren seinen täglichen Rapport auf dem Bürgeramt. Zurück ins Konzertleben fand er danach nicht mehr. Heute ist er, wie es im Begleitheft heißt, 'in Frankreich noch unbekannter als in Deutschland'. Zumindest in seinem ehemaligen Wohnhaus im oberfränkischen Lichtenberg, dem 'Haus Marteau' und in dessen spektakulärem unterirdischen Konzertsaal, wie auch in der architektonisch markanten Freiheitshalle im nahen Hof findet alle drei Jahre der 'Internationale Violinwettbewerb Henri Marteau' statt.

    In der Kriegszeit, 1916, entstand sein Streichquartett Nr. 3, op. 17. Es wurde ein Quartett von intensiver erzählerischer Kraft. Marteau selbst hat es autobiografisch gesehen: 'Es sind Lebensabschnitte, Seeelenteile, die in diesem Stück sich äußern.' Es zeigt die ganze Spannweite seines Erlebens mit Blick auf dramatische Jahre, wirft aber auch Licht auf eine heitere Zeit. Der Reichtum dieser Komposition ist unglaublich. Hier wird nichts akademisch abgearbeitet. Keine Themenentwicklung um des theoretisch fundierten Handwerks willen. Wenn sich die Akkorde reiben – wie im 2. Satz, insbesondere ab 03:24 – dann hat das Bedeutung ('Hymne an den Schmerz'). Ebenso die freudig-positive (vom Ensemble sensationell leichtfüßig gespielte) im Pizzicato vorgestellte Melodie im 3. Satz steht da nicht um der Abwechslung willen, sondern ist ganz eingebunden in den erzählerischen Duktus, der bald in Wiener Schrammelmusik überleitet - zu einer weiteren Lebensstation Marteaus. Hier dient jedes Detail dem Ganzen. Ein meisterhaftes Streichquartett: ideenreich, komplex, durchstrukturiert und zugänglich. Solche Kompositionen, Stil- und Ausdrucksmittel machen das klassische Streichquartett zu der einzigartigen Gattung, die es ist. Ein Erlebnis, das nachwirkt. Kein Entertainment.

    In der Musiksprache von ganz anderer Art sind die 'Acht Lieder' op. 10 von 1905. Henri Marteau hat hier ein Lied des Romantikers Nikolaus Lenau ('An Agnes') sowie sieben Lieder von Agnes Marteau vertont. Kurz zuvor war ihre Ehe geschieden worden. Die Trennung erfolgte wegen einer Affaire Henri Marteaus. Das ist insofern von Belang, weil auch die spannungsreichen (Liebesschmerz-) Gedichte von Agnes im unmittelbaren zeitlichen Umfeld der Affaire entstanden sind und Marteau die Vertonung seiner (Ex-) Frau gewidmet hat. Die Lieder sind von schmerzvoller Dramatik, intensivst vorgetragen von Karine Deshayes.

    Das Streichquartett Nr. 3 und die Lieder stehen auf dieser CD etwas unverträglich nebeneinander. Zwar berühren sich die beiden Kompositionen autobiografisch-thematisch und das Streichquartettensemble ist ein verbindendes Element. Aber kann man das ohne Pause auf einer CD nacheinander hören? Erschlagen die teils plakativ-exaltierten Lieder nicht doch die ausdifferenzierten Quartettsätze? Beim Hören eine längere Pause zwischen beiden dürfte förderlich sein.

    Schlichtweg eine Fehlbesetzung, auch wenn das hart klingt, scheint mir Karine Deshayes als Liedsängerin. Eine namhafte Opernstimme, aber zum Lied gehört zwingend das Textverständnis. Zwar vernimmt man den kräftigen Mezzosopran mühelos bis in die 47. Reihe, aber was Deshayes opernmäßig singt, das ist sogar mit Blick in das Begleitheft in manchen Verszeilen auch nach dem dritten Hören nur schwer identifizierbar. Die Gefahr, dass das 's' beim Singen zischt, wird nicht dadurch gebannt, dass man es weglässt oder nur haucht. Insofern gilt meine hohe Bewertung der CD ausschließlich dem Streichquartett Nr. 3.

    Das ausführliche Interview mit dem Bratschisten Karsten Dobers hingegen ist ein seltener Glücksfall. Sehr anschaulich wird der Hörer sowohl an den Komponisten Henri Marteau heran- als auch in die Vorarbeiten des Quartetts eingeführt. So versteht er auch, warum das Isasi Quartett das Stück genau so interpretiert. Das Interview führt einen zu genauem und verständnisvollem Hinhören. So, wie es sein sollte.

    Das 2009 gegründete Isasi Quartett (Anna Bohigas und Chikako Hosoda, Geige; Karsten Dobers, Bratsche; Guy Danel, Cello) scheint in Konzertsälen nicht zu finden. Die Webseite ist 'under construction'. Beides ist schade, denn das Quartett spielt hier höchst kundig und mit großem Engagement. Die Aufnahme und die Wahl des Aufnahmeortes sind vorzüglich. Die Instrumentenstimmen bleiben tiefengestaffelt und vereinigen sich doch zum Ensembleklang. Der Raum ist akustisch definiert, er trägt die Instrumente, hat aber so wenig Halllaufzeit, dass die Instrumentenstimmen wunderbar nachvollziehbar sind.

    Ein Wort noch zur Redaktion des Beiheftes. 1. Das Erfolgserlebnis einer professionellen Korrektorin wäre hier groß. Machen Sie ihr die Freude. 2. Warum um alles in der Welt ein impressionistisches Gemälde von Paris auf dem Cover? Nur weil der Name 'Marteau' so schön französisch klingt? Bitte etwas mehr Sensibilität und weniger provinzielles Klischee.
    Streichquartette op.6 Nr.1 & 2 Streichquartette op.6 Nr.1 & 2 (CD)
    23.09.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Solides Handwerk innerhalb der Konventionen des 19. Jahrhunderts

    Johannes Verhulst (1816-1891) war in der niederländischen Musikszene des 19. Jahrhunderts lange Zeit tonangebend, was ihr nicht nur gutgetan hat. Gelernt hat er sein Handwerk an der Königlichen Musikschule im Haag, später ergänzt in Leipzig, wo er sich mit Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann anfreundete, die ihm kritische Mentoren wurden. Doch verschiedene wohlwollende Zeilen von ihnen an Verhulst täuschen nicht darüber hinweg, dass sie in ihm keinen Komponisten von Rang sahen. Er blieb in ihrer Vita eine Fußnote.

    So ist auch die Wiederveröffentlichung der Streichquartette op. 6 keine Offenbarung. Das klingt alles sehr gefällig, überschreitet aber nie den Rahmen der Konventionen der Zeit. Als Beispiel dienen die beiden Adagios in den beiden Streichquartetten 6,1 und 6,2. Sie sind jeweils die emotional intimsten Zentren der Stücke, was nicht bedeutet, dass sie den Hörer bewegen müssen, und der jeweilige Schluss der Sätze kann konventioneller kaum sein. Das sind keine Meisterwerke, das ist musikalisches ordentliches Handwerk. Die Musen haben in dieser Zeit woanders geküsst.

    Leider entspricht auch die Aufnahme dem eher bescheidenen musikalischen Gesamteindruck. Das Utrecht String Quartet findet zu keinem homogenen Klang. Über weite Strecken dominieren die Geigen in den hohen Lagen, mitunter leicht grell und ohne Timbre. Die mittleren Lagen und die Bassgrundierung des Cellos runden den Klang nicht, sie treten im Klangbild meist so weit zurück, dass das Ensemble heterogen wirkt. Das Gruppenfoto im Begleitheft gibt ziemlich genau das Klangbild wieder. Im Vordergrund hörbar die beiden Geigen, Bratsche und Cello deutlich dahinter. Das ist kein Dialog von vier gleichberechtigten Stimmen.

    Obwohl das Label Musikproduktion Dabringhaus & Grimm (MDG) zu den aufnahmetechnisch besten Labels gehört und vieles von ihnen die reine Hörfreude ist, ist ihnen diese Aufnahme weniger gelungen. Schon die Wahl des Aufnahmeortes ist unglücklich. Eine Kirche? Der Aufnahmeort hat deutlich zu lange Hallnachlaufzeiten, siehe Take 4 (0:23 oder 2:40). Für Kammermusik ist dieser Kirchenhall schauerlich. Das Streichquartett ist der Inbegriff der Kammermusik und voller Intimität: einer Intimität des Dialogs der vier Instrumente, einer Intimität des Raumes und des Klanges. Im Konzertsaal kann man das oft nicht realisieren. Bei einer CD-Aufnahme sehr wohl, zumal MDG sich das audiophile Ziel setzt, den Raum, in dem musiziert wird, originalgetreu und ohne Filter abzubilden. Das ist schön, vorausgesetzt die Wahl des Konzertraumes ist gelungen.

    So bleibt von dieser CD: ein Einblick in den Musikbetrieb des 19. Jahrhunderts der Niederlande. Und die Vorfreude auf noch lohnendere Wiederentdeckungen.
    Streichquartette Nr.3 & 4 Streichquartette Nr.3 & 4 (CD)
    21.09.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein bemerkenswerter Komponist ist zu entdecken

    Er ist ein Unbekannter. Wer kennt hierzulande schon den griechischen Komponisten Nikos Skalkottas (1904-1949)? In den Konzertsälen ist er seltenst zu hören. Das ist sehr schade. Skalkottas lebte von 1921 bis 1933 in Berlin, studiert Geige u.a. bei Willy Hess, einem Schüler des berühmten Joseph Joachim. Seine wahre Leidenschaft aber gehörte der Komposition. Es ist nicht ganz sicher, aber einer seiner ersten Lehrer ist wohl Kurt Weill. Seinen prägenden Einfluss erhielt Skalkottas jedoch von 1927-1933 in der Meisterklasse von Arnold Schönberg, der ihn sehr schätzte. Finanziell lebte Skalkottas trotz zwischenzeitlicher Stipendien in katastrophalen Verhältnissen und schlug sich als Kaffeehaus- und Kinogeiger durch. 1933 zwang ihn die Misere zur Rückkehr nach Athen, wo er, von seinen Zeitgenossen klassisch unverstanden, in völlige Vergessenheit versank. Schon in Berlin war er in eine Schaffenskrise geraten, viele seiner Kompositionen aus dieser Zeit gingen verloren, doch nach mehrjähriger Zäsur begann er 1935 in Athen wieder mit dem Komponieren. Dass er keine Hoffnung auf Aufführung seiner Werke hatte, kam seinen Werken zugute. Er komponierte nun ohne Zugeständnisse an zweitklassige Ensembles. Und so entstanden u.a. die beiden vorliegenden Meisterwerke, das 3. und 4. Streichquartett.

    Das 3.Streichquartett von 1935 beginnt in klassischer Sonatenform, allerdings auf der Basis einer Zwölftonreihe, deren Entwicklung man vor allem im Violinpart gut verfolgen kann. Was dieses Werk, anders als manch andere Zwölftonkomposition, dem aufmerksamen Hörer öffnet. Während Satz zwei und drei auf kompositorischer Ebene noch komplexer werden, gelingt es Skalkottas zugleich durch tänzerische Rhythmen und Stimmführung das Werk aus der esoterischen Zwölftonecke herauszuholen und emotional für den Hörer zugänglich zu halten, mehr noch, zu einem intensiven Hörvergnügen zu führen, hier ganz seinem Lehrer Arnold Schönberg folgend, der stets betont hat, dass es bei der Zwölftonmusik nicht primär um die Konstruktion gehen solle, sondern um das musikalisch-emotionale Hörerlebnis. Die Musik solle sich nicht hermetisch abschließen. Das ist Skalkottas in diesem Werk von 1935 wunderbar gelungen.

    Darüber noch hinausragend, und teils neue alte Wege gehend, ist das 4. Streichquartett aus dem Frühjahr 1940. Man darf es zu den großen Streichquartetten des 20. Jahrhunderts zählen, und es würde im Konzert, gepaart mit einem Streichquartett Bartoks, wunderbar bestehen. Diesem Streichquartett gelingt auf herausragende Weise die völlige Synthese aus höchst ausdifferenzierter Schreibweise und ganz großem, sich mehr und mehr intensivierendem emotionalem Bogen. Bei diesem Werk von großer Meisterschaft klingt nichts mehr handwerklich hinzukomponiert, keine künstlichen Effekte um der Abwechslung willen. Alles, was der Hörer gebannt hört, strömt auf völlig natürliche Weise, entwickelt sich aus dem Vorherigen, als ob es nicht anders sein könnte. Und dann der dritte Satz, was für ein Scherzo, das sich mehr und mehr zu einem Furioso aufbaut, einer höchst expressiven Klimax, die den Hörer völlig in den Bann schlägt.

    Dieses packende Musikerlebnis ist dem exzellenten Spiel des New Hellenic Quartet zu verdanken. das in Deutschland leider kaum bekannt ist. Sie spielen das Werk auf der Höhe der Komposition, und man versteht überhaupt nicht, warum andere, berühmtere Streichquartettformationen, das im Konzertsaal höchst dankbare und zugleich anspruchsvolle 4. Streichquartett bislang nicht in ihr Repertoire aufgenommen haben. Dem New Hellenic Quartet sei für ihre großartige Pionierarbeit gedankt.

    Zu danken ist hier auch dem Schallplattenlabel BIS, das sich zur Aufgabe gemacht hat, mit zahlreichen CD-Publikationen Nikos Skalkottas ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückzuholen. Die Aufnahmetechnik ist vorzüglich, der Klang transparent, aber nicht kühl.

    Die völlig unzureichende Aufmachung des Beihefts muss aber auch erwähnt werden. Während der Text den Musikliebhaber ausreichend mit Skalkottas und seinen Streichquartetten vertraut macht, kann man über das völlig lieblose Cover nur den Kopf schütteln. Es zerfällt in grafische Beliebigkeit auf Praktikantenniveau und signalisiert mit dem jahrzehntealten Foto von Skalkottas eigenem Streichquartettensemble eine historische Aufnahme. Es ist keine! Das ist ein krasser Marketingfehler. Wer das Lagerfeuerknistern historischer Aufnahmen nicht schätzt, wird diese CD links liegen lassen. Auch der Rest der Skalkottas-Serie folgt in der Aufmachung leider oft provinziellsten Mustern. Gleich vier CDs biedern sich mit griechischen Tempelfotos an, so als ob es sich bei dieser Musik um Touristenfolklore handeln würde. Wer käme auf die abstruse Idee, Debussy mit Bildern von Sacré-Coeur und Beethoven mit dem Stephansdom zu vermarkten! Es wäre dienlich, wenn BIS Nikos Skalkottas auf demselben grafischen Niveau wie beispielsweise Othmar Schoeck oder wie das Trio Zimmermann vermarkten würde. Leider ist auch die deutsche Übersetzung des Begleittextes nicht immer sachkundig, und unsinnig ist es, den Namen (!) des Streichquartetts zu übersetzen. Das heißt nicht "Neues Hellenisches Streichquartett"! Wie das Ensemble wirklich heißt, erfährt der Leser nicht. Im Beiheft trägt es einen englischen, einen griechischen und einen deutschen Namen. Für Neugierige: Sie heißen (transkribiert) Neo Elleniko Quarteto.

    Dennoch: Alles in allem, großes Lob an BIS für die verlegerische Tat, Begeisterung für die Realisierung durch das New Hellenic Quartet und für den Hörer ein denkwürdiger Konzertabend mit dieser wunderbaren CD.

    Kammermusik Kammermusik (CD)
    22.08.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Referenzaufnahmen für das Klaviertrio op. 24 und die Duo-Sonate Nr. 6

    Die vorliegende CD spannt den Bogen über die nahezu gesamte Lebenszeit Mieczysław Weinbergs (1919-1996). Die „Drei Stücke für Geige und Klavier“ sind ein Frühwerk des gerade mal Fünfzehnjährigen. Das „Trio für Geige, Violoncello und Klavier op. 24“ von 1945 kann zu Weinbergs zentralen Werken gerechnet werden. Die Sonate für Geige und Klavier Nr. 6, op. 136b ist ein nachgelassenes Opus von 1982.
    Eröffnet wird das CD-Konzert mit den „Drei Stücken für Violine und Klavier“. Während sich das einleitende Nocturno noch nicht von der spätromantischen Tradition löst, spiegelt das rhythmisch teilweise anspruchsvolle Scherzo bereits deutlicher den musikalischen Aufbruch des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Der Geiger Gidon Kremer und die Pianistin Julianna Awdejewa (je nach Transkription auch: Yulianna Avdeeva) spielen hier mit einem Herzschlag. Was für ein Duo! Ob man der Violine hier, wie es das Begleitheft sagt, „leichtfüßiges“ Springen nachsagen möchte, bleibe dahingestellt. Dazu ist dann doch zu viel virtuose Akrobatik in diesem Scherzo verpackt. Vielleicht hat hier das Kinderliedmotiv fälschlich „Leichtigkeit“ suggeriert. Der nachfolgende Moderato-Satz führt in dunklere Räume, er ist „Traum von einer Puppe“ überschrieben. Wunderbar komponierter Stimmführungswechsel zwischen Geige und Klavier.
    Der kompositorische Höhepunkt ist wohl Weinbergs „Klaviertrio op. 24“. Ein Glücksfall, dass sich der Geiger Gidon Kremer, die litauische Cellistin Giedré Dirvanauskaité und die russische Pianistin Julianna Awdejewa dieses Stückes angenommen haben. Ein Traumtrio für dieses Stück, das immer wieder eingespielt wird. Kaum je so eindrücklich.
    Die Familie des jüdischen Polen Mieczysław Weinberg wurde im Holocaust ermordet. Er selbst konnte 1939 aus Warschau in die Sowjetunion fliehen und nahm dort den russifizierten Namen Moissei Wainberg (auch: Vainberg) an. Doch in der Sowjetunion litt er ähnlich wie der mit ihm befreundete Schostakowitsch unter dem Terror des Stalin-Regimes. Das, wenn man so will, spiegelt sich in seinem „Klaviertrio op. 24“ wieder. Ein dramatisches, ein bewegendes Werk, das eine hohe Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeit der Instrumentalisten erfordert.
    Als Beispiel möge der zweite Satz, die Toccata, dienen. Eine Toccata ist seit der Romantik häufig ein sehr stark rhythmisch akzentuiertes Stück (ital. toccare = schlagen), dem schon wegen seines Grundcharakters eine gewisse Härte innewohnt. Bei Weinberg dient sie zum Ausdruck großer Spannung und aggressiver Gewalten. Vor allem der linken Hand des Klaviers kommt in den Anfangspassagen der Toccata die symbolträchtige Rolle einer zuschlagenden „Pranke“ zu. Pianisten, die dieses Stück nicht auf der Höhe der Komposition spielen, tupfen hier nur Notenakzente hin (Negativbeispiel: Trio Vivente). Was hier die Aufgabe der linken Hand ist, scheint ihnen zu entgehen. Ganz anders Julianna Awdejewa. Hier werden die „Akzente“ der linken Hand zum Ereignis, da erhebt sich eine eigenständige Stimme der brutalen Gewalt und baut diese Toccata zu einem Seelendrama von großer Eindrücklichkeit auf. Das alles wird von der Geige und dem Cello kongenial vorbereitet und mitgestaltet bis das Klaviertrio mit dem letzten Satz in einem grandiosen Furioso gleichsam explodiert. Man geht wohl kaum zu weit, wenn man diesem aufwühlend-bedrückenden Klaviertrio autobiografische Züge attestiert. Eine herausragende Aufnahme.
    Nach dem zentralen Trio op. 24 folgt wiederum das Duo Kremer-Awdejewa mit der Sonate für Violine und Klavier Nr. 6 (op. 136b). Es ist die Grundstimmung des vorausgegangenen Trios, die hier fortgeführt wird. Aus einem schlichten Viertonmotiv (D-C-D-A) entwickelt Gidon Kremer in stets steigender Dringlichkeit ein bedrängendes Gemälde, ehe das Klavier das Thema aufgreift und fortführt, bis schließlich der Satz im Pianissimo verklingt.
    Nach einer kurzen Pause – keineswegs übergangslos, wie das Begleitheft behauptet und dabei wohl den nahtlosen Übergang vom zweiten zum dritten Satz erinnert – beginnt der zweite Satz. Dass mit diesem „sanfte Ruhe einkehrt und er die Wärme schöner Erinnerungen atmet“, wie das Begleitheft behauptet, kann nur sagen, wer die Spannungsmomente mutwillig überhört, denn das ist doch eine bedrohte Ruhe, eine Unruhe, die sich schließlich immer spannungsreicher aufbaut, ehe sie übergangslos in den dritten Satz mündet. Dort zunächst eine Beruhigung, erneute Konflikte und schließlich ein Untergehen alles Musikalischen, aller seelischen Spannkraft in ein vielleicht hoffnungsloses Nichts.
    Für lange Zeit werden diese Aufnahmen des Trios op. 24 sowie der Duo-Sonate Nr. 6 Op. 136b als Referenzeinspielungen die Ausdeutung des emotional-musikalischen Raums der Stücke prägen. Herausragend!
    Das Beiheft zur CD, Text von Verena Mogl, könnte ausführlicher und, pardon, durchdachter sein. Diese Stücke sollen ein stetes Bekenntnis zur Schönheit jenseits von allem Schmerz und allem Leid sein, wie Mogl sagt. Wirklich? Nachdem Weinberg die Ermordung seiner Familie und von Millionen von anderen Juden durchlitten, selbst dem Henker Stalin nur mit Mühe entkommen, die Ermordung seines Schwiegervaters durch Stalins Schergen erfahren hat? Man darf sich wundern. Dennoch gibt das Beiheft auch hilfreiche Informationen, um den Komponisten und die Stücke in den Kontext der Epoche einzuordnen. Die Aufnahmequalität und Abmischung sind vorzüglich.
    Klaviertrio op.24 Klaviertrio op.24 (CD)
    20.07.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Banales und Bewegendes zu nah beieinander

    Die CD beginnt mit dem Höhepunkt der vorgelegten Aufnahmen, Schostakowitschs "Romanzen, op. 127" von 1967.
    Sein Biograf Krzysztof Meyer, selbst namhafter Komponist, schreibt voller Begeisterung über diesen Zyklus: „Die 'Sieben Romanzen nach Worten von A. Blok' gehören zu Schostakowitschs Spitzenleistungen. Sie sind ein Meisterwerk der Vokallyrik, die in seinem Schaffen nicht ihresgleichen haben und zu den wundervollsten Vokalzyklen unseres Jahrhunderts zählen.“ (Meyer, S. 480)
    Uraufgeführt wurden die "Romanzen" 1967 von einigen der bedeutendsten Solisten der damaligen Sowjetunion: Galina Wischnewskaja (Sopran), David Oistrach (Geige), Mstislaw Rostropowitsch (Cello) sowie von Mieczysław Weinberg. Alle vier waren mit Schostakowitsch befreundet, der aus Krankheitsgründen nicht selbst den Klavierpart übernehmen konnte. Der große David Oistrach, wahrlich mit umfangreichster internationaler Bühnenerfahrung, erinnert sich: „Das war eine unvergessliche Uraufführung. Die Auseinandersetzung mit dieser Musik war für mich ein ungeheuer großes Erlebnis […] Als wir den Zyklus zum erstenmal spielten, durchstand ich Höllenqualen. […] Ich war sehr nervös, und das Lampenfieber brachte mich halb um. [..] Das Werk gefiel so gut, daß es auf Wunsch des Publikums vollständig wiederholt wurde.“ (Meyer, S. 481)
    Das macht den Rang der "Sieben Romanzen" deutlich, das ist das Niveau, auf dem sich die Interpreten bewegen müssten. Gelingt dies Kataryna Kaspar (Sopran) mit dem Trio Vivente (Jutta Ernst, p; Anna Katharina Schreiber, v; Kristin von der Goltz, c)?
    Teils, teils.
    Was kennzeichnet diese Stücke? Zwar hat Schostakowitsch die sieben Lieder nach Blok als „Romanzen“ bezeichnet, aber wer darunter zartfühlende Liebeslieder erwartet, der irrt. Vielmehr ist dies ein hochdramatischer Zyklus, der in seiner schwarzen und verzweiflungsnahen Grundstimmung Schuberts "Winterreise" sehr viel näher steht, als allem, was wir unter „Romanzen“ erwarten würden. Dem muss die Gestaltung durch die Sopranistin und dem mitgestaltenden Klaviertrio entsprechen.
    Die "Sieben Romanzen" sind vielfach auf CD eingespielt worden. Leider meist nur als Beipack zu Klaviertrios. In vielen der Aufnahmen, gelingt den Sopranistinnen m. M. die adäquate Interpretation nicht. Allzu häufig wird zu lyrisch-romantisch und mit diffusem Weltschmerz gesungen. Diese Gedichte sind jedoch Dramen existentieller Verzweiflung und ein Aufbäumen gegen die finsteren Gewalten. Diesen Zyklus kann man als Essenz des bitteren, stets bedrohten Lebens von Schostakowitsch unter dem Massenmörder Stalin sehen. Während manche anderen Sopranistinnen das vertändeln, gelingt es hingegen Kataryna Kaspar mit ihrem tief grundierten Sopran, und durchweg dramatisch inszeniert, das Werk auf bewegende Weise zu gestalten. Das geht durch und durch. Der Höhepunkt des Zyklus ist in der siebten Romanze der Aufschrei des Widerstandes: „Musik, Beherrscherin der Erde! / Trotz Tod und Qualen und trotz Leid: / Der letzte Becher, den ich leere, / sei noch in Demut dir geweiht!“ Das ist ein Aufbäumen gegen die geistige Vernichtung und den Terror politischer Korrektheit unter Stalin. Vonseiten Schostakowitschs durchaus autobiografisch zu verstehen. Das gestaltet Kataryna Kaspar erschütternd. Hier gelingt eine große Interpretation. Und das Trio? Leider kann dem das Klaviertrio nicht so ganz folgen. Es reicht nicht, nur forte bzw. fortissimo zu spielen, wenn ein dramatischer Aufschrei gefordert wäre. Hier geht es auf Leben und Tod. Vor allem der Klavierpart bleibt hier weit hinter dem Geforderten zurück.
    In diesen Passagen zeigt sich auch schon das ganze Dilemma der weiteren Aufnahmen dieser CD. Der zweite kompositorische Höhepunkt ist Weinbergs "Trio für Geige, Violoncello und Klavier, op. 24" von 1945. Der jüdische Pole Mieczysław Weinberg, der 1939 mit seiner Familie aus Warschau in die Sowjetunion floh, um den polnischen Pogromen zu entkommen (und dort den russifizierten Namen Moissei Wainberg annahm), litt ähnlich wie der mit ihm befreundete Schostakowitsch unter dem Terror des Stalin-Regimes. Das, wenn man so will, spiegelt sich in seinem "Klaviertrio op. 24" wieder. Auch dies ein dramatisches Werk, das eine hohe Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeit der Instrumentalisten erfordert. Geige und Violoncello gelingt dies weitgehend. Doch das Klavier ist zu brav und zu banal. Als Beispiel möge der zweite Satz, die Toccata, dienen. Eine Toccata ist seit der Romantik häufig ein sehr stark rhythmisch akzentuiertes Stück (ital. toccare = schlagen), dem schon wegen seines Grundcharakters eine gewisse Härte innewohnt. Bei Weinberg dient sie zum Ausdruck großer Spannung und aggressiver Gewalten. Vor allem der linken Hand des Klaviers kommt in den Anfangspassagen der Toccata die symbolträchtige Rolle einer zuschlagenden „Pranke“ zu. Was macht das Klavier in unserer Aufnahme? Die linke Hand tupft. Da steht in den Noten ein tiefer Ton, also wird er gespielt. Warum der Ton dort steht, erschließt sich dem Hörer nicht. Wer hören will, was in diesem grandiosen Stück eigentlich vorgeht, der sollte sich die Aufnahme mit dem Geiger Gidon Kremer, der Pianistin Yulianna Avdeeva und der Cellistin Giedré Dirvanauskaité von 2018/19 anhören (Mieczysław Weinberg: Chamber Music, DG 483 7522). Das ist, wie ich meine, die Referenzaufnahme. Herausragend! Die hier besprochene CD ist dagegen leider nur ein Nebenprodukt eines engagierten Labels und fällt ab.
    Hilfreich ist das Beiheft zur CD. Der Text von Marcus Imbsweiler führt gut in die Stücke ein, die Fotos ergänzen schön (darunter ein Foto von der Uraufführung der "Sieben Romanzen"). Für den Zugang zu den Liedern absolut notwendig sind auch die vollständig abgedruckten Liedtexte (russisch/jiddisch/deutsch/englisch), einfühlsam nachgedichtet von Manfred Koerth und übersetzt von Dorothea Greve u.a. Wer die Texte nicht kennt, der versteht die Stücke nicht. Dem Label sei Dank!
    Meine Produktempfehlungen
    • Kammermusik Kammermusik (CD)
    Satsumabiwa Yoshinori Fumon
    Satsumabiwa (CD)
    03.02.2023
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Rarität: Meister des orthodoxen Satsumabiwa-Stils

    Die Biwa (japanische Kurzhalslaute) ist im Westen am ehesten bekannt als das klassische Instrument zur Rezitation des japanischen Nationalepos "Heike Monogatari" aus dem 14. Jh. Doch haben sich für das Instrument unterschiedliche Stile der Rezitation entwickelt: der Samurai-Stil (shifû) und der bürgerlich-städtische Stil (machifû) - wobei die bürgerlichen Zuhörer die Heike-Monogatari-Rezitation und die Samurai andere Liedschöpfungen bevorzugten. Damit einhergehend hat sich das Instrument in unterschiedlichen Regionen des Landes verschieden entwickelt, u.a. entstand so die Satsuma-Biwa in der Provinz Satsuma auf der südlichen Insel Kyushu. Auch die Spieltechniken unterschieden sich je nach Aufführungspraxis. Während die Heike-Rezitation auch heute noch eine begrenzte Popularität genießt, ist der Samurai-Stil heute fast ausgestorben. Umso kostbarer ist die Rarität der vorliegenden CD, auf der Fumon Yoshimori (1911-2002) den orthodoxen (Samurai-) Satsuma-Biwa-Stil vorstellt. Fumon, der übrigens auch Deutsch sprach, galt als letzter lebender Vertreter dieses orthodoxen Spiels. Was wir hier hören, sind die letzten Klänge einer wohl untergegangen Kunst, in der in vier längeren Liedern die Stadt Musashino, die Jagd nach Kirschblüten, die Schönheit der Ahornblätter und der Gipfel des Berges Fuji besungen werden. Ein Schwanengesang.
    Turn Up The Quiet Turn Up The Quiet (CD)
    30.01.2023
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Ruhige Barmusik zum Entspannen

    Diana Krall hat eine große Fangemeinde - und das mit Recht. Ihr Jazz-Gesang ist vom Feinsten, was Modulation und Timbre der Stimme angeht. Ihr begleitendes Klavierspiel passt perfekt. Kreative Neuerungen wird man von ihr nicht erwarten, dafür gekonnte Inszenierung warm-samtiger Entspannungsmusik und intimer Liebessongs. Das bietet weitgehend auch diese CD von 2017. Die ausgewählten Jazzstandards sind alle von gleichmäßiger Temperatur, nichts irritiert, kein Drama, also auch keine Spannung, dafür Jazz wie im Ocean Liner by night mit Blick über das sich leise kräuselnde Meer bei Mondenschein, wozu auch die gelegentlich unterlegten Geigen das Ihre Beitragen.
    Was die Aufnahmetechnik angeht, ist Kralls wunderbare Stimme und Gesangskunst von ungeheurer Präsenz. Man hat gelegentlich den Verdacht, dass das Mikro nicht nur die Lippen erotisch berührt, sondern am Gaumenzäpfchen hängt. Zumindest ist die Aufnahme stellenweise so intim-indiskret, dass man die Zunge im Speichelfluss plätschern und den Kehlkopfdeckel knacken hört (Nr. 9 "No Moon at All" u.a.). Jeden HNO-Arzt wird das freuen, aber zweifellos ist die Irritation für den Hörer geringer, wenn die eigene Stereoanlage nicht so detailreich zeichnet oder die Musik eher auf Hintergrundlautstärke abgeregelt wird. Dadurch, dass die Aufnahmeabmischung die Stimme sehr deutlich vor die Begleitinstrumentalisten stellt, bekommt die Platte ein bisschen den Charakter eines Studiohybrids. Das klingt jetzt für Fans sicher sehr kritisch. Wer aber, wie gesagt, die CD als Hintergrundmusik hört, den wird das alles nicht stören müssen, deshalb auch eine (etwas zurückhaltende) Produktempfehlung. Leider ist die CD mit deutlich unter einer Stunde geschäftstüchtig sparsam bespielt (wo bleiben die restlichen 20 Minuten, der Vermarktung als LP geopfert?). Mogeln soll nicht unterstellt werden. Warum allerdings das Label Verve das Foto einer sichtlich missgelaunten Diana Krall auf dem Cover für verkaufsfördernd hält, bleibt das Geheimnis der Marketingabteilung von Verve.
    Streichquartette Nr.1-23 Streichquartette Nr.1-23 (CD)
    28.01.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5

    Homogenität, Natürlichkeit und eine Spur von sanfter Melancholie

    Vollständige Aufnahmen von Mozarts Streichquartetten sind nicht so häufig. Derzeit werden StrQu 1-23 angeboten vom Leipziger Streichquartett, vom Amadeus- Quartett, vom Armida-Quartett, vom Quartetto Italiano und vom Hagen-Quartett.
    Das Amadeus-Quartett und das Hagen-Quartett spielen auch die drei Divertimenti KV 136-138 und nur die Hagens das Adagio & Fuge KV 546, die Quartettfassung der "Kleinen Nachtmusik" und die raren Mozartischen Transkriptionen von 5 Fugen aus Bachs "Wohltemperiertem Klavier II". Die Hagensche 7 CDs-Box ist also die vollständigste.
    Alle "Gesamteinspielungen" werden in höchsten Tönen gelobt. Die Einspielungen des Armida-Quartetts kenne ich noch nicht. Die Amadeus-Einspielung war jahrzehntelang die Referenzeinspielung, aber auch das Quartetto Italiano galt manchen als der Goldstandard. Die Einspielung der Leipziger befriedigt jedoch nicht minder, wobei der Klang ihres audiophilen und hochverdienten Labels Dabringhaus & Grimm von keiner anderen Aufnahme in ihrer Natürlichkeit übertroffen wird. So fällt auch die Abmischung der Deutschen Grammophon beim Hagen-Quartett etwas spitz aus. Dennoch, vergleicht man die Hagens zum Beispiel mit den Leipzigern, dann spielen die Hagens manche der Streichquartette spürbar (!) langsamer als diese und bieten so einen äußerst intimen Mozart, mit gelegentlich melancholischen Untertönen. Das ist durchaus eine Entdeckung, ein ungewöhnlicher und spannender Zugang zu Mozart. Das Ensemblespiel ist von maßstabssetzender Homogenität und berückender Natürlichkeit.
    Leider ist das Booklet nicht ganz auf dem Niveau dieser enzyklopädischen Gesamtausgabe des HagenSStreichquartetts und fällt etwas dürr aus.
    Alle genannten und gehörten Gesamtaufnahmen sind meisterhaft. Dass es darüber hinaus von diversen Quartetten noch wunderbare Einzelaufnahmen gibt (z.B. vom Alban-Berg-Quartett, vom Vegh-Quartett (!) usw.), ist für den entdeckungsfreudigen Mozart-Liebhaber ein reines Vergnügen, denn wenn man wirklich hören will, was Mozart da geschaffen hat, dann hört man am besten im Vergleich - ehe man sich selbst zu viert an die Instrumente setzt ...
    Streichquartette Nr.1-6 Streichquartette Nr.1-6 (CD)
    16.01.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5

    Intensiver kann man Bartók nicht spielen

    Sándor Végh (1912-1997) war immer auch ein Musiker für Musiker. Das, was er als gesuchter Lehrer stets vermitteln wollte, nämlich die Musik und nicht sich als Interpreten in den Fokus zu stellen, das zeigt er hier auf exemplarische Weise mit seinem frühen Quartett (Végh (v), Zöldy (v), Janzer (br), Szabo (c)). Für den Hörer ein Glücksfall. Wer der Meinung ist, dass man sich den Meisterwerken klassischer Musik - wenn man sie schon nicht selbst auf adäquatem Niveau spielen kann - am besten durch Hörvergleiche nähert, für den führt kein Weg an diesen packenden Aufnahmen von 1954 vorbei.
    Der Ungar Sándor Vegh kannte den Ungarn Bélá Bartók (1881-1945) sehr gut persönlich. Von ihm hörte er, was den Komponisten bewegte. Das ist in diesem Fall unverzichtbar, weil Bartóks Streichquartette in hohem Maß Selbstentäußerungen sind. Zugleich wirken aber auch in ihrem Kern sehr viele Elemente der ungarischen und rumänischen Volksmusik, die sich durch harmonische Raffinesse, vor allem aber auch durch rhythmische Feinheiten auszeichnen. Keine Interpretation dieser Streichquartette kommt ohne Gespür für diese Wurzeln aus. So sind dies gewissermaßen Aufnahmen aus erster Hand, von einem hochmögenden Ensemble gespielt. Das ist Essenz des Streichquartettspiels im 20. Jahrhundert.
    Die technische Klangqualität der behutsam restaurierten Aufnahmen ist für deren Entstehungszeit sehr gut.
    Scenery Scenery (CD)
    16.01.2023
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Frühe Einblicke

    Ryo Fukui wird derzeit allmählich wiederentdeckt. Seine ausgesprochene Scheu vor Aufnahmen und sein Rückzug nach Sapporo auf der Insel Hokkaido, wo er mit seiner Frau das Jazz-Lokal "Slowboat" betrieb, führten dazu, dass er zeitlebens eher Insidern bekannt war. Seine erste Einspielung, "Scenery", von 1976 ist in jedem Fall hörenswert. Allerdings ist die Marketingankündigung "Scenery ist zweifellos eines der wichtigsten japanischen Jazz-Alben, die jemals aufgenommen wurden" ziemlicher Unsinn. Das ist billige Marktschreierei. Wer das schrieb, kennt vermutlich die reiche japanische Jazz-Szene nicht. Zweifellos sehr gut gespielt, sind die Stücke fest im Mainstream der Siebzigerjahre eingebettet und Fukuis Kreativität folgt häufig gängigen Mustern mit bevorzugten Licks. Seine beiden Mitspieler Satoshi Denpo (Bass) und Yoshinori Fukui (Schlagzeug) sind exzellent auf ihn eingestellt, aber durchaus nicht frei in ihrem Spiel. Man höre im Vergleich dazu Fukuis letzte Aufnahme von 2015, "A Letter From Slowboat", mit Takumi Awaya (Bass) und Itetsu Takemura (Schlagzeug).
    Das Remastering der Neuedition auf CD forciert den Sound sehr stark ins Bassspektrum hinein, und leider sind die Höhen durch die Filter teilweise sehr spitz.
    Dennoch ein lohnende Platte.
    The Early Albums Collection: 1957 - 1963 The Early Albums Collection: 1957 - 1963 (CD)
    13.01.2023
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Sun Ra - sehr viel mehr als nur ein schräger Vogel

    Sun Ra (1914-1993) wurde von vielen nur als schräger Vogel mit esoterischem Gehabe abgetan. Andere kennen ihn vorwiegend als Free-Jazz-Größe. Diese exzellente Box mit seinen Ensemble-Aufnahmen aus den Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren zeigen ihn als bemerkenswerten Leiter und Arrangeur auch von größeren Ensembles. Beim Durchhören vergisst man schnell das ganze Show-Geklingel, das ihm zeitweilig so wichtig war, und hört nur noch die Musik mit klassischem Jazz der Zeit. Dichter Ensemble-Klang, intensives und hochkonzentriertes Spiel, lebendige und vielseitige Arrangements, jede Menge neuer Kompositionen, kreative Soli. Die Box enthält auch das hochgelobte "Jazz in Silhouette" von 1958 (4 Sterne mit Krone im Penguin Jazz Guide). Ein paar Stunden feiner Jazz, zum Hinhören, aber auch um sich hineinfallen zu lassen.
    Four Classic Albums Four Classic Albums (CD)
    22.10.2021
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Good value for your money

    Die Doppel-CD vereinigt die vielleicht besten Platten Hank Mobleys, darunter sein Meisterwerk "Soul Station". "Soul Station" gibt es übrigens in einer hochpreisigen Highend -Neuauflage, durch die das Werk an Präsenz gewinnt.
    Streichquartette Vol.8 Streichquartette Vol.8 (CD)
    22.10.2021
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Durchschnittliche Kompositionen durchschnittlich gespielt

    Die Streichquartette sind hübsche Unterhaltung, mehr nicht. Das New Budapest Quartet wird dem gerecht, mehr nicht.
    Klavierquartette Nr.1 & 2 Klavierquartette Nr.1 & 2 (CD)
    22.10.2021
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Eine Bereicherung

    George Enescu (oder "Enesco", wie der Rumäne sich selbst in seiner Pariser Zeit schrieb), der erst langsam wiederentdeckt wird, war nicht in erster Linie Kammermusiker. Während die Streichquartette Nr .1 und 2 reizvoll sind, aber sicher keine Schlüsselwerke des Repertoires, sollten m.M. die beiden hier vorliegenden Klavierquartette viel öfters im Konzertleben präsent sein. Die Entstehung der beiden Werke liegt 35 Jahre auseinander. Das hört man in der unterschiedlichen Komplexität der Struktur. Dennoch ist das frühere Werk des Achtundzwanzigjährigen alles andere als ein Frühwerk und sehr lohnend. Deutlich kürzer, aber in seiner Art mindestens so eindrucksvoll, ist das spätere Werk, nach dem Enescu, in elenden Umständen lebend, nicht mehr viel komponiert hat. So spannen die beiden Werke einen bewegenden Bogen über Enescus Werk. Dem britischen Schubert Ensemble gelingt es exzellent, den Hörer in die Werke hineinzuführen.
    Streichquartette Vol.15 Streichquartette Vol.15 (CD)
    22.10.2021
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Unbefriedigend

    Die Streichquartette sind eher schlicht und recht konventionell. Sie wären eine hübsche Unterhaltung im Stil des frühen 19. Jahrhunderts, wäre das Ensemble Moscow Philharmonic Concertino String nicht so schwach. Das New Budapest Quartet ist etwas besser. Dennoch bleibt der Eindruck vom Niveau eines Kurkonzertes.Unbefriedigend.
    Streichquartette Vol.14 Streichquartette Vol.14 (CD)
    29.09.2021
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Haarsträubend

    Was hat sich Naxos dabei gedacht, diese Aufnahme zu publizieren?!! Vor allem das Streichquartett Nr. 31 Op. 132 ist eine Orgie an Portamenti. Unentwegt werden die aufsteigenden Töne verschliffen. Zahnschmerzen sind ein Genuss dagegen. Vor allem der erste Geiger, Jaroslav Krasnikov, ist hörbar überfordert. Schnelle Läufe werden nur geschmiert, Doppelgriffe ungenau gesetzt, insbesondere hohe Töne selten präzise getroffen. Haarsträubend sein Spiel im "brillanten" Potpourri No 4 Op. 24. Diese Aufnahme hätte nicht veröffentlicht werden dürfen.
    Die Aufnahmetechnik ist mittelmäßig. Hohe Töne der Geige neigen zum Grellen. Zweite Geige und Bratsche haben kein Profil.
    Die Stücke selbst sind eher Konfektionsware. Das Streichquartett Nr. 36 Op. 157 hat hier noch am meisten Charakter.
    Vom Kauf dieser CD rate ich dringend ab.
    Concerti armonici Nr.1-6 (tats.v.Wassenaer) Concerti armonici Nr.1-6 (tats.v.Wassenaer) (CD)
    12.02.2021
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Herausragende Einspielung sehr reizvoller und wenig zu hörender Barockkonzerte

    Früher wurden diese sechs Konzerte anderen Komponisten zugeschrieben, u.a. Pergolesi, dem sie aber kaum entsprechen, ehe 1979 Unico Wilhelm Graf van Wassenaer als Komponist identifiziert werden konnte. Die kleinen Concerti Armonici sind Unterhaltungsmusik der Epoche vom Allerfeinsten, berückend klangschön und spielfreudig auf historischen Instrumenten vom Brandenburg Consort unter Roy Goodman eingespielt. Die exzellente Aufnahmekunst bringt alle Details der Instrumente höchst ausdifferenziert zur Geltung und schafft es, einen zugleich warmen und dennoch durchsichtigen Ensembleklang zu gestalten. In künstlerischer und aufnahmetechnischer Hinsicht ein Maßstab. Eine Glanzleistung des Labels Helios.
    Symphonien Nr.1-4 Symphonien Nr.1-4 (CD)
    12.02.2021
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Sehr ordentliche Einspielung

    Im Routinebetrieb ist Simon Rattle mit den Berliner Philharmonikern eine sehr ordentliche Einspielung gelungen, aber auch nicht mehr. Wer differenziert und emotional bewegender entdecken will, was in diesen Sinfonien steckt, der wird mit dieser Einspielung nicht ganz zufrieden sein.
    Jonian-Ilias Kadesha & Vashti Hunter - A Journey For Two Jonian-Ilias Kadesha & Vashti Hunter - A Journey For Two (CD)
    19.10.2020
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Zum Leben erweckt: Herausragende Einspielung selten gehörter bemerkenswerter Stücke

    Den beiden Interpreten gelingt es, die Vitalität dieser wunderschönen, aber bis auf Kodály selten gehörten Stücke lebendig zu machen. Die große Entdeckung hier ist Nikos Skalkottas (1904-1949), ein bemerkenswerter Komponist, der bei seinem Studium in Berlin bedeutende Lehrer hatte (u.a. Schönberg), dann in der hintersten Provinz völlig unverstanden versackte und früh starb. Doch seine Kompositionen sind wiederzuentdecken und werden jüngst auch nach und nach wieder ins Leben gerufen. Das gelingt Kadesha und Hunter bei dem hier vorgestellten Duo vorbildlich, was nicht minder für die Duos von Xenakis, Kodály und Honegger gilt.
    Wenn man aus dieser Einspielung den wunderbar beseelten Geigenklang der Guadagnini von 1749 hervorhebt, dann tut man dem Ensemble in Gänze Unrecht. Beglückendes Ensemblespiel, mitreißende Musikalität und eine exzellente Aufnahmetechnik, die jede Nuance präsent, die strukturelle Durcharbeitung der Stücke deutlich macht und dennoch das Feuer des Musikantischen wie in bester Live-Musik lebendig hält, heben diese CD unter den Platten dieses Herbstes heraus.
    Ragini Yamani - Live 19 Ragini Yamani - Live 19 (CD)
    15.05.2020
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    1 von 5

    Missratenes Konzert - misslungenes Konzert

    Ustad Vilayat Khan und Ustad Bismillah Khan kennen und schätzen einander. Also war die Idee, ein gemeinsames Konzert in London zu veranstalten. Das ging gründlich schief. Warum? Der Raga ist im Kern ein Stück für einen Solisten mit Begleitung. Der Solist entwickelt den Bogen und baut das Stück auf, kann völlig nach seinen Vorstellungen gestalten. Was aber tun bei zwei Solisten? Entweder drückt der eine den anderen beiseite oder der erste Solist bricht immer mal wieder seinen Ideenfluss ab, um sehr höflich den zweiten Solisten vorzulassen. Ein großes Stück kann daraus nicht entstehen. So auch bei Vilayat und Bismillah Khan. Dazu kommt die völlig Unvereinbarkeit der Instrumente: die kammermusikalische Sitar und das dröhnende Außeninstrument Shenai. Sie zu paaren ist so sinnvoll wie Gitarre mit Orgel zusammenzuspannen. Das Problem auf der CD wurde technisch gelöst, indem die Shenai (laut Begleitheft) heruntergeregelt wurde. Im Konzert hat das wohl nicht geholfen. So spielen zwei sich einander schätzende Meister ziemlich sinnlos aneinander vorbei, immer mal wieder der eine dem anderen den Vortritt lassend. Heraus kam ein völlig misslungenes Konzert, das für Musikdozenten und Musiker allerdings deshalb lohnend ist, weil auf CD relativ selten so deutlich nachzuhören ist, weshalb ein Konzert schon in der Konzeption zum Scheitern verurteilt sein kann. Ansonsten: vom Kauf abzuraten.
    Streichquartette Nr.1 & 2 Streichquartette Nr.1 & 2 (CD)
    18.11.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Noch viel zu entdecken

    Karol Szymanowski ist im deutschen Konzertleben noch nicht wirklich angekommen. Vor allem die Symphonien und manchmal die Violinkonzerte sind zu hören (mit etwas Glück mit Frank Peter Zimmermann!). Wer Szymanowski nur von den Symphonien her kennt, könnte ihn für einen etwas hinter die Zeit gefallenen Spätromantiker halten. Selbst in der Symphonie Concertante (Symphonie Nr. 4), immerhin von 1932, befinden wir uns über weite Strecken in Themenverarbeitung, Instrumentation, Klangbild usw. im 19. Jahrhundert. Das ist zweifellos einem größeren Publikum gefällig. Der Erwartung des polnischen konservativen Kulturbetriebs seiner Zeit, nach Chopin der neue Nationalkomponist zu werden, wird Szymanowski hier gerecht und fühlt er sich verpflichtet. Das im Herbst 2017 erschienene vorzügliche Buch von Danuta Gwizdalanka ("Der Verführer. Karol Szymanowski und seine Musik) gibt hierzu sehr hilfreiche Einblicke. Aber es gibt da den gänzlich anders komponierenden Szymanowski. Schon ein Kompositionstitel wie "Sieben Lieder für Gesang und Klavier nach James Joyce " (op. 54) von 1926 kann stutzig machen.
    Die hier vorliegende Einspielung der beiden Streichquartette des polnischen Meccore-Quartetts zeigt diesen erfrischend anderen Szymanowski. Sowohl das erste von 1917 und noch mehr das zweite von 1927 sind völlig in der zeitgenössischen Musik verankert. Die Harmonien werden geöffnet, reibungsvolle Klangbilder entstehen, bei denen jedes neuerliche Zuhören ein weiteres Fenster öffnet. Das sind Kompositionen, die nicht Vertrautes bestätigen, sondern auf Unvertrautes neugierig machen, indem sie vom "sicheren Grund" eine Brücke ins (seinerzeit) Niegehörte schlagen. Selbst wenn sie auf polnische Volksmusiktraditionen verweisen (man denkt schnell, aber irrig an Bartók), haben sie nichts von folkloristischer Exotik an sich. Diese beiden Streichquartette stehen vielmehr ganz für die "andere Moderne", derjenigen, die nicht der Neuen Wiener Schule in die Zwölftönigkeit folgt, sondern einen anderen Weg sucht, darin, bei aller Verschiedenheit, eher einem Hindemith, Bartók oder dem ebenfalls wiederzuentdeckenden tschechischen Komponisten Pavel Haas nahe stehend. Schade, dass diese Streichquartette bei keinem der bekannteren Streichquartettensembles im Repertoire sind. Das ist eine Unterlassungssünde! Umso größer das Verdienst des Meccore Streichquartetts. Sie spielen diese beiden Quartette auf höchstem Niveau, mit Leidenschaft, Virtuosität, hoher Klangdichte und fabelhafter Homogenität. Die - ganz nebenbei - exzellenten Instrumente tragen zu dem wunderbaren Klangfarbenspiel nicht wenig bei. Dass die Meccores in der Streichquartettlinie LaSalle/Alban-Berg-Quartett usw.stehen, also bei aller Homogenität sehr transparent und mit rhythmischer Attacke spielen, tut Szymanowskis Streichquartetten sehr gut.
    Die Aufnahme ist technisch vorzüglich, arbeitet die Details deutlich heraus. Der Hall-Laufzeiten sind noch vertretbar und stellen das Ensemble in einen tiefen Klangraum. Das entspricht zumindest dem gängigen Aufnahmestil unserer Zeit und hilft hier dem Hörverständnis, auch wenn man Kammermusik klanglich weniger kirchenräumlich darstellen kann. Aber das ist eine andere ästhetische Diskussion.
    Diese Aufnahme von Szymanowskis Streichquartetten, eingespielt vom Meccore Quartett, ist eine freudenreiche Entdeckung und wichtige Repertoireerweiterung - und sehr empfohlen.
    1 bis 25 von 31 Rezensionen
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