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    pacific231

    Aktiv seit: 01. September 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 136
    9 Rezensionen
    Symphonien Nr.7-9 Symphonien Nr.7-9 (CD)
    28.10.2015
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    1 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Ein Beethoven ohne Sinn und Verstand

    Was soll man über einen solchen Zyklus eigentlich schreiben, bei dem mir schon beim Anhören die Haare zu Berge standen und ich mich zwingen musste, mir wirklich alle neun Sinfonien vom ersten bis zum letzten Ton anzutun? Es ist einfach erschreckend, was hier abgeliefert wurde. Die Beethoven-Aufnahmen, die Christian Thielemann, die Wiener Philharmoniker und Sony hier vorlegen, sind eine Frechheit, ein dirigentischer Offenbarungseid. Man kann sie nicht anders als unterirdisch, katastrophal und grauenhaft bezeichnen.

    Wenn dann auch noch von „Fachleuten“ geschrieben wird, Thielemanns Beethoven „überrage alle anderen“, dann fragt man sich wirklich, ob sich diese Musikkritiker und –journalisten jemals diese Einspielungen überhaupt richtig angehört haben. Oder wollten sie es sich mit Thielemann und den Wienern nicht verderben und ihnen bei der Vermarktung dieser grottenschlechten Produktion behilflich sein? Oder wussten sie es tatsächlich nicht besser? Dann wirft das aber kein gutes Licht auf ihren Fach- und Sachverstand.

    Klangbild:

    Was waren da eigentlich für Tontechniker am Werk? Und wie viele Mikrofone wurden überhaupt eingesetzt? Das Klangbild kennt jedenfalls im Wesentlichen nur zwei Extreme: sehr laut und fast unhörbare leise. Wollte man den Lautstärke-Pegel seiner Stereoanlage so aufdrehen, dass die leisen Stellen einigermaßen gut hörbar sind, so würden die Nachbarn bei den lauten Abschnitten wohl regelmäßig die Polizei wegen Ruhestörung rufen.

    Das Klangbild kommt reichlich undifferenziert, pauschal, schwammig und wenig gestaffelt daher. Bei den lauten Stellen hat man das Gefühl, zwei oder drei Mikrofone hängen direkt über dem Orchester. Alles verschmilzt zu einem mehr oder weniger lärmend-rumpelnden klanglichen Einheitsbrei, bei dem öfters ganze Stimmgruppen völlig untergehen (Streicherfiguren, (Holz-)Bläser) oder so unnatürlich (Holzbläser) hervortreten, als ob man sie nachträglich noch einmal drübergespielt hat.

    Bei den (sehr) leisen Abschnitten stellt sich der Eindruck ein, die zwei oder drei Mikrofone sind jetzt Hunderte Meter weit weg vom Orchester aufgestellt. Das klingt dann so, als ob man seinem Nachbarn durch eine dicke Wand beim Plattenhören lauschen würde. Alles hört sich noch diffuser an und führt teilweise dazu, dass begleitende Pizzicati der Streicher stärker wahrnehmbar sind als beispielsweise die melodieführenden Holzbläser, die im Hintergrund aus weiter Ferne ihre Stimmen vor sich hin murmeln.

    Dirigent / Interpretation:

    Vielleicht muss man die Tontechnik aber auch ein bisschen in Schutz nehmen. Was nützen die besten Aufnahmetechniker, wenn der Dirigent offenbar überhaupt keinen Zugang zur Musik findet und auch keine Vorstellung davon hat, wie sie klingen soll.

    Beethoven als vollendeter Meister, als Höhepunkt der klassizistischen Sinfonik, der streng durchkomponierten Form soll allen Ernstes „Stimmungen“ komponiert haben? Die einzige „Stimmung“, die bei mir während des Anhörens mehr und mehr aufkam, war eine zunehmende Verärgerung über so viel Schlamperei und klangliche Unausgewogenheit.

    Thielemann kann weder etwas mit der strengen sinfonischen Form noch mit dem meist kleinteiligen Rhythmus, der ein Kernelement der Beethovenschen Musik ist, etwas anfangen. In vielen Durchführungsteilen der Sätze, in denen die Themen auseinandergenommen und verarbeitet werden, bricht jedesmal das Chaos aus, weil Thielemann die thematischen und motivischen Verläufe nicht nachzeichnen kann. Was sind Haupt-, Neben- bzw. Begleitstimmen? Wer ist melodieführend? Wer spielt lediglich Umspielungen oder Begleitfiguren? Alle Instrumentengruppen klingen irgendwie gleich laut und spielen zusammenhang- und beziehungslos neben-, über- oder untereinander her. Insbesondere die (Holz-)Bläser wirken an vielen Stellen überhaupt nicht koordiniert.

    Rhythmische Begleitfiguren (etwa der Streicher) sind teilweise kaum wahrnehmbar (z.B. in den meist schleppend und zäh musizierten langsamen Sätzen) oder werden von Thielemann so verwischt und weichgespült, dass sie im musikalischen Kontext einfach zahnlos wirken. Andererseits wirkt der Rhythmus in den lauten Passagen meist grobschlächtig, plakativ und polternd, was eher an derbe Bauerntänze auf einem dörflichen Tanzboden als an klassizistische Sinfonik denken lässt.

    Zu einer dynamischen Differenzierung bzw. Abstufung ist Thielemann kaum in der Lage. Im lauten Bereich hat man Mühe, zwischen Sforzati, Forte und Fortissimo zu unterscheiden. Im leisen Bereich plätschert alles ebenfalls in einer Einheits-Leisestärke vor sich hin. Daneben kommt es in vielen Sätzen zu Temposchwankungen. Immer wieder bremst Thielemann das Orchester aus (z.B. vor lauten Höhepunkten), um es dann wieder zu beschleunigen. All das stört den musikalischen Fluss.

    Orchester:

    Spielen da wirklich die Wiener Philharmoniker, angeblich eines der besten Orchester der Welt? Man mag es kaum glauben und denkt unwillkürlich eher an die Kurkapelle von Bad Gastein oder irgendein österreichisches Laienorchester, das sich gerade an Beethoven versucht.

    Die Wiener wirken unsauber im Zusammenspiel (z.B. Bläser) und völlig uninspiriert in der musikalischen (melodischen) Gestaltung. Eigentlich müsste das Orchester doch „seinen“ Beethoven in- und auswendig kennen. Doch merkwürdige Phrasierungen, verschluckte Phrasenenden oder seltsam beziehungslos nebeneinanderher gurgelnde Holzbläser lassen eher vermuten, dass man diese Musik zum ersten Mal spielt. Oder hat man etwa zu wenig geprobt?

    Mein Fazit:

    Ein Beethoven zum Weghören! Null Sterne wären wohl angebrachter als der eine. Ohne alle Beethoven-Gesamtaufnahmen zu kennen, wage ich einfach die Behauptung, dass sich wohl schwerlich eine Einspielung mit einem einigermaßen ordentlichen Orchester und einem soliden Dirigenten finden lassen wird, die diese Thielemann-Aufnahmen in puncto schlechtem Klangbild, schlampiger Ausführung und konfuser Interpretation noch unterbieten könnte.
    Meine Produktempfehlungen
    • Günter Wand & das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (Rundfunk-Aufnahmen) Günter Wand & das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (Rundfunk-Aufnahmen) (CD)
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    Symphonien Nr.4-6 Symphonien Nr.4-6 (CD)
    28.10.2015
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    1 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Ein Beethoven ohne Sinn und Verstand

    Was soll man über einen solchen Zyklus eigentlich schreiben, bei dem mir schon beim Anhören die Haare zu Berge standen und ich mich zwingen musste, mir wirklich alle neun Sinfonien vom ersten bis zum letzten Ton anzutun? Es ist einfach erschreckend, was hier abgeliefert wurde. Die Beethoven-Aufnahmen, die Christian Thielemann, die Wiener Philharmoniker und Sony hier vorlegen, sind eine Frechheit, ein dirigentischer Offenbarungseid. Man kann sie nicht anders als unterirdisch, katastrophal und grauenhaft bezeichnen.

    Wenn dann auch noch von „Fachleuten“ geschrieben wird, Thielemanns Beethoven „überrage alle anderen“, dann fragt man sich wirklich, ob sich diese Musikkritiker und –journalisten jemals diese Einspielungen überhaupt richtig angehört haben. Oder wollten sie es sich mit Thielemann und den Wienern nicht verderben und ihnen bei der Vermarktung dieser grottenschlechten Produktion behilflich sein? Oder wussten sie es tatsächlich nicht besser? Dann wirft das aber kein gutes Licht auf ihren Fach- und Sachverstand.

    Klangbild:

    Was waren da eigentlich für Tontechniker am Werk? Und wie viele Mikrofone wurden überhaupt eingesetzt? Das Klangbild kennt jedenfalls im Wesentlichen nur zwei Extreme: sehr laut und fast unhörbare leise. Wollte man den Lautstärke-Pegel seiner Stereoanlage so aufdrehen, dass die leisen Stellen einigermaßen gut hörbar sind, so würden die Nachbarn bei den lauten Abschnitten wohl regelmäßig die Polizei wegen Ruhestörung rufen.

    Das Klangbild kommt reichlich undifferenziert, pauschal, schwammig und wenig gestaffelt daher. Bei den lauten Stellen hat man das Gefühl, zwei oder drei Mikrofone hängen direkt über dem Orchester. Alles verschmilzt zu einem mehr oder weniger lärmend-rumpelnden klanglichen Einheitsbrei, bei dem öfters ganze Stimmgruppen völlig untergehen (Streicherfiguren, (Holz-)Bläser) oder so unnatürlich (Holzbläser) hervortreten, als ob man sie nachträglich noch einmal drübergespielt hat.

    Bei den (sehr) leisen Abschnitten stellt sich der Eindruck ein, die zwei oder drei Mikrofone sind jetzt Hunderte Meter weit weg vom Orchester aufgestellt. Das klingt dann so, als ob man seinem Nachbarn durch eine dicke Wand beim Plattenhören lauschen würde. Alles hört sich noch diffuser an und führt teilweise dazu, dass begleitende Pizzicati der Streicher stärker wahrnehmbar sind als beispielsweise die melodieführenden Holzbläser, die im Hintergrund aus weiter Ferne ihre Stimmen vor sich hin murmeln.

    Dirigent / Interpretation:

    Vielleicht muss man die Tontechnik aber auch ein bisschen in Schutz nehmen. Was nützen die besten Aufnahmetechniker, wenn der Dirigent offenbar überhaupt keinen Zugang zur Musik findet und auch keine Vorstellung davon hat, wie sie klingen soll.

    Beethoven als vollendeter Meister, als Höhepunkt der klassizistischen Sinfonik, der streng durchkomponierten Form soll allen Ernstes „Stimmungen“ komponiert haben? Die einzige „Stimmung“, die bei mir während des Anhörens mehr und mehr aufkam, war eine zunehmende Verärgerung über so viel Schlamperei und klangliche Unausgewogenheit.

    Thielemann kann weder etwas mit der strengen sinfonischen Form noch mit dem meist kleinteiligen Rhythmus, der ein Kernelement der Beethovenschen Musik ist, etwas anfangen. In vielen Durchführungsteilen der Sätze, in denen die Themen auseinandergenommen und verarbeitet werden, bricht jedesmal das Chaos aus, weil Thielemann die thematischen und motivischen Verläufe nicht nachzeichnen kann. Was sind Haupt-, Neben- bzw. Begleitstimmen? Wer ist melodieführend? Wer spielt lediglich Umspielungen oder Begleitfiguren? Alle Instrumentengruppen klingen irgendwie gleich laut und spielen zusammenhang- und beziehungslos neben-, über- oder untereinander her. Insbesondere die (Holz-)Bläser wirken an vielen Stellen überhaupt nicht koordiniert.

    Rhythmische Begleitfiguren (etwa der Streicher) sind teilweise kaum wahrnehmbar (z.B. in den meist schleppend und zäh musizierten langsamen Sätzen) oder werden von Thielemann so verwischt und weichgespült, dass sie im musikalischen Kontext einfach zahnlos wirken. Andererseits wirkt der Rhythmus in den lauten Passagen meist grobschlächtig, plakativ und polternd, was eher an derbe Bauerntänze auf einem dörflichen Tanzboden als an klassizistische Sinfonik denken lässt.

    Zu einer dynamischen Differenzierung bzw. Abstufung ist Thielemann kaum in der Lage. Im lauten Bereich hat man Mühe, zwischen Sforzati, Forte und Fortissimo zu unterscheiden. Im leisen Bereich plätschert alles ebenfalls in einer Einheits-Leisestärke vor sich hin. Daneben kommt es in vielen Sätzen zu Temposchwankungen. Immer wieder bremst Thielemann das Orchester aus (z.B. vor lauten Höhepunkten), um es dann wieder zu beschleunigen. All das stört den musikalischen Fluss.

    Orchester:

    Spielen da wirklich die Wiener Philharmoniker, angeblich eines der besten Orchester der Welt? Man mag es kaum glauben und denkt unwillkürlich eher an die Kurkapelle von Bad Gastein oder irgendein österreichisches Laienorchester, das sich gerade an Beethoven versucht.

    Die Wiener wirken unsauber im Zusammenspiel (z.B. Bläser) und völlig uninspiriert in der musikalischen (melodischen) Gestaltung. Eigentlich müsste das Orchester doch „seinen“ Beethoven in- und auswendig kennen. Doch merkwürdige Phrasierungen, verschluckte Phrasenenden oder seltsam beziehungslos nebeneinanderher gurgelnde Holzbläser lassen eher vermuten, dass man diese Musik zum ersten Mal spielt. Oder hat man etwa zu wenig geprobt?

    Mein Fazit:

    Ein Beethoven zum Weghören! Null Sterne wären wohl angebrachter als der eine. Ohne alle Beethoven-Gesamtaufnahmen zu kennen, wage ich einfach die Behauptung, dass sich wohl schwerlich eine Einspielung mit einem einigermaßen ordentlichen Orchester und einem soliden Dirigenten finden lassen wird, die diese Thielemann-Aufnahmen in puncto schlechtem Klangbild, schlampiger Ausführung und konfuser Interpretation noch unterbieten könnte.
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    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    1 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Ein Beethoven ohne Sinn und Verstand

    Was soll man über einen solchen Zyklus eigentlich schreiben, bei dem mir schon beim Anhören die Haare zu Berge standen und ich mich zwingen musste, mir wirklich alle neun Sinfonien vom ersten bis zum letzten Ton anzutun? Es ist einfach erschreckend, was hier abgeliefert wurde. Die Beethoven-Aufnahmen, die Christian Thielemann, die Wiener Philharmoniker und Sony hier vorlegen, sind eine Frechheit, ein dirigentischer Offenbarungseid. Man kann sie nicht anders als unterirdisch, katastrophal und grauenhaft bezeichnen.

    Wenn dann auch noch von „Fachleuten“ geschrieben wird, Thielemanns Beethoven „überrage alle anderen“, dann fragt man sich wirklich, ob sich diese Musikkritiker und –journalisten jemals diese Einspielungen überhaupt richtig angehört haben. Oder wollten sie es sich mit Thielemann und den Wienern nicht verderben und ihnen bei der Vermarktung dieser grottenschlechten Produktion behilflich sein? Oder wussten sie es tatsächlich nicht besser? Dann wirft das aber kein gutes Licht auf ihren Fach- und Sachverstand.

    Klangbild:

    Was waren da eigentlich für Tontechniker am Werk? Und wie viele Mikrofone wurden überhaupt eingesetzt? Das Klangbild kennt jedenfalls im Wesentlichen nur zwei Extreme: sehr laut und fast unhörbare leise. Wollte man den Lautstärke-Pegel seiner Stereoanlage so aufdrehen, dass die leisen Stellen einigermaßen gut hörbar sind, so würden die Nachbarn bei den lauten Abschnitten wohl regelmäßig die Polizei wegen Ruhestörung rufen.

    Das Klangbild kommt reichlich undifferenziert, pauschal, schwammig und wenig gestaffelt daher. Bei den lauten Stellen hat man das Gefühl, zwei oder drei Mikrofone hängen direkt über dem Orchester. Alles verschmilzt zu einem mehr oder weniger lärmend-rumpelnden klanglichen Einheitsbrei, bei dem öfters ganze Stimmgruppen völlig untergehen (Streicherfiguren, (Holz-)Bläser) oder so unnatürlich (Holzbläser) hervortreten, als ob man sie nachträglich noch einmal drübergespielt hat.

    Bei den (sehr) leisen Abschnitten stellt sich der Eindruck ein, die zwei oder drei Mikrofone sind jetzt Hunderte Meter weit weg vom Orchester aufgestellt. Das klingt dann so, als ob man seinem Nachbarn durch eine dicke Wand beim Plattenhören lauschen würde. Alles hört sich noch diffuser an und führt teilweise dazu, dass begleitende Pizzicati der Streicher stärker wahrnehmbar sind als beispielsweise die melodieführenden Holzbläser, die im Hintergrund aus weiter Ferne ihre Stimmen vor sich hin murmeln.

    Dirigent / Interpretation:

    Vielleicht muss man die Tontechnik aber auch ein bisschen in Schutz nehmen. Was nützen die besten Aufnahmetechniker, wenn der Dirigent offenbar überhaupt keinen Zugang zur Musik findet und auch keine Vorstellung davon hat, wie sie klingen soll.

    Beethoven als vollendeter Meister, als Höhepunkt der klassizistischen Sinfonik, der streng durchkomponierten Form soll allen Ernstes „Stimmungen“ komponiert haben? Die einzige „Stimmung“, die bei mir während des Anhörens mehr und mehr aufkam, war eine zunehmende Verärgerung über so viel Schlamperei und klangliche Unausgewogenheit.

    Thielemann kann weder etwas mit der strengen sinfonischen Form noch mit dem meist kleinteiligen Rhythmus, der ein Kernelement der Beethovenschen Musik ist, etwas anfangen. In vielen Durchführungsteilen der Sätze, in denen die Themen auseinandergenommen und verarbeitet werden, bricht jedesmal das Chaos aus, weil Thielemann die thematischen und motivischen Verläufe nicht nachzeichnen kann. Was sind Haupt-, Neben- bzw. Begleitstimmen? Wer ist melodieführend? Wer spielt lediglich Umspielungen oder Begleitfiguren? Alle Instrumentengruppen klingen irgendwie gleich laut und spielen zusammenhang- und beziehungslos neben-, über- oder untereinander her. Insbesondere die (Holz-)Bläser wirken an vielen Stellen überhaupt nicht koordiniert.

    Rhythmische Begleitfiguren (etwa der Streicher) sind teilweise kaum wahrnehmbar (z.B. in den meist schleppend und zäh musizierten langsamen Sätzen) oder werden von Thielemann so verwischt und weichgespült, dass sie im musikalischen Kontext einfach zahnlos wirken. Andererseits wirkt der Rhythmus in den lauten Passagen meist grobschlächtig, plakativ und polternd, was eher an derbe Bauerntänze auf einem dörflichen Tanzboden als an klassizistische Sinfonik denken lässt.

    Zu einer dynamischen Differenzierung bzw. Abstufung ist Thielemann kaum in der Lage. Im lauten Bereich hat man Mühe, zwischen Sforzati, Forte und Fortissimo zu unterscheiden. Im leisen Bereich plätschert alles ebenfalls in einer Einheits-Leisestärke vor sich hin. Daneben kommt es in vielen Sätzen zu Temposchwankungen. Immer wieder bremst Thielemann das Orchester aus (z.B. vor lauten Höhepunkten), um es dann wieder zu beschleunigen. All das stört den musikalischen Fluss.

    Orchester:

    Spielen da wirklich die Wiener Philharmoniker, angeblich eines der besten Orchester der Welt? Man mag es kaum glauben und denkt unwillkürlich eher an die Kurkapelle von Bad Gastein oder irgendein österreichisches Laienorchester, das sich gerade an Beethoven versucht.

    Die Wiener wirken unsauber im Zusammenspiel (z.B. Bläser) und völlig uninspiriert in der musikalischen (melodischen) Gestaltung. Eigentlich müsste das Orchester doch „seinen“ Beethoven in- und auswendig kennen. Doch merkwürdige Phrasierungen, verschluckte Phrasenenden oder seltsam beziehungslos nebeneinanderher gurgelnde Holzbläser lassen eher vermuten, dass man diese Musik zum ersten Mal spielt. Oder hat man etwa zu wenig geprobt?

    Mein Fazit:

    Ein Beethoven zum Weghören! Null Sterne wären wohl angebrachter als der eine. Ohne alle Beethoven-Gesamtaufnahmen zu kennen, wage ich einfach die Behauptung, dass sich wohl schwerlich eine Einspielung mit einem einigermaßen ordentlichen Orchester und einem soliden Dirigenten finden lassen wird, die diese Thielemann-Aufnahmen in puncto schlechtem Klangbild, schlampiger Ausführung und konfuser Interpretation noch unterbieten könnte.
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    28.10.2015
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    1 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Ein Beethoven ohne Sinn und Verstand

    Was soll man über einen solchen Zyklus eigentlich schreiben, bei dem mir schon beim Anhören die Haare zu Berge standen und ich mich zwingen musste, mir wirklich alle neun Sinfonien vom ersten bis zum letzten Ton anzutun? Es ist einfach erschreckend, was hier abgeliefert wurde. Die Beethoven-Aufnahmen, die Christian Thielemann, die Wiener Philharmoniker und Sony hier vorlegen, sind eine Frechheit, ein dirigentischer Offenbarungseid. Man kann sie nicht anders als unterirdisch, katastrophal und grauenhaft bezeichnen.

    Wenn dann auch noch von „Fachleuten“ geschrieben wird, Thielemanns Beethoven „überrage alle anderen“, dann fragt man sich wirklich, ob sich diese Musikkritiker und –journalisten jemals diese Einspielungen überhaupt richtig angehört haben. Oder wollten sie es sich mit Thielemann und den Wienern nicht verderben und ihnen bei der Vermarktung dieser grottenschlechten Produktion behilflich sein? Oder wussten sie es tatsächlich nicht besser? Dann wirft das aber kein gutes Licht auf ihren Fach- und Sachverstand.

    Klangbild:

    Was waren da eigentlich für Tontechniker am Werk? Und wie viele Mikrofone wurden überhaupt eingesetzt? Das Klangbild kennt jedenfalls im Wesentlichen nur zwei Extreme: sehr laut und fast unhörbare leise. Wollte man den Lautstärke-Pegel seiner Stereoanlage so aufdrehen, dass die leisen Stellen einigermaßen gut hörbar sind, so würden die Nachbarn bei den lauten Abschnitten wohl regelmäßig die Polizei wegen Ruhestörung rufen.

    Das Klangbild kommt reichlich undifferenziert, pauschal, schwammig und wenig gestaffelt daher. Bei den lauten Stellen hat man das Gefühl, zwei oder drei Mikrofone hängen direkt über dem Orchester. Alles verschmilzt zu einem mehr oder weniger lärmend-rumpelnden klanglichen Einheitsbrei, bei dem öfters ganze Stimmgruppen völlig untergehen (Streicherfiguren, (Holz-)Bläser) oder so unnatürlich (Holzbläser) hervortreten, als ob man sie nachträglich noch einmal drübergespielt hat.

    Bei den (sehr) leisen Abschnitten stellt sich der Eindruck ein, die zwei oder drei Mikrofone sind jetzt Hunderte Meter weit weg vom Orchester aufgestellt. Das klingt dann so, als ob man seinem Nachbarn durch eine dicke Wand beim Plattenhören lauschen würde. Alles hört sich noch diffuser an und führt teilweise dazu, dass begleitende Pizzicati der Streicher stärker wahrnehmbar sind als beispielsweise die melodieführenden Holzbläser, die im Hintergrund aus weiter Ferne ihre Stimmen vor sich hin murmeln.

    Dirigent / Interpretation:

    Vielleicht muss man die Tontechnik aber auch ein bisschen in Schutz nehmen. Was nützen die besten Aufnahmetechniker, wenn der Dirigent offenbar überhaupt keinen Zugang zur Musik findet und auch keine Vorstellung davon hat, wie sie klingen soll.

    Beethoven als vollendeter Meister, als Höhepunkt der klassizistischen Sinfonik, der streng durchkomponierten Form soll allen Ernstes „Stimmungen“ komponiert haben? Die einzige „Stimmung“, die bei mir während des Anhörens mehr und mehr aufkam, war eine zunehmende Verärgerung über so viel Schlamperei und klangliche Unausgewogenheit.

    Thielemann kann weder etwas mit der strengen sinfonischen Form noch mit dem meist kleinteiligen Rhythmus, der ein Kernelement der Beethovenschen Musik ist, etwas anfangen. In vielen Durchführungsteilen der Sätze, in denen die Themen auseinandergenommen und verarbeitet werden, bricht jedesmal das Chaos aus, weil Thielemann die thematischen und motivischen Verläufe nicht nachzeichnen kann. Was sind Haupt-, Neben- bzw. Begleitstimmen? Wer ist melodieführend? Wer spielt lediglich Umspielungen oder Begleitfiguren? Alle Instrumentengruppen klingen irgendwie gleich laut und spielen zusammenhang- und beziehungslos neben-, über- oder untereinander her. Insbesondere die (Holz-)Bläser wirken an vielen Stellen überhaupt nicht koordiniert.

    Rhythmische Begleitfiguren (etwa der Streicher) sind teilweise kaum wahrnehmbar (z.B. in den meist schleppend und zäh musizierten langsamen Sätzen) oder werden von Thielemann so verwischt und weichgespült, dass sie im musikalischen Kontext einfach zahnlos wirken. Andererseits wirkt der Rhythmus in den lauten Passagen meist grobschlächtig, plakativ und polternd, was eher an derbe Bauerntänze auf einem dörflichen Tanzboden als an klassizistische Sinfonik denken lässt.

    Zu einer dynamischen Differenzierung bzw. Abstufung ist Thielemann kaum in der Lage. Im lauten Bereich hat man Mühe, zwischen Sforzati, Forte und Fortissimo zu unterscheiden. Im leisen Bereich plätschert alles ebenfalls in einer Einheits-Leisestärke vor sich hin. Daneben kommt es in vielen Sätzen zu Temposchwankungen. Immer wieder bremst Thielemann das Orchester aus (z.B. vor lauten Höhepunkten), um es dann wieder zu beschleunigen. All das stört den musikalischen Fluss.

    Orchester:

    Spielen da wirklich die Wiener Philharmoniker, angeblich eines der besten Orchester der Welt? Man mag es kaum glauben und denkt unwillkürlich eher an die Kurkapelle von Bad Gastein oder irgendein österreichisches Laienorchester, das sich gerade an Beethoven versucht.

    Die Wiener wirken unsauber im Zusammenspiel (z.B. Bläser) und völlig uninspiriert in der musikalischen (melodischen) Gestaltung. Eigentlich müsste das Orchester doch „seinen“ Beethoven in- und auswendig kennen. Doch merkwürdige Phrasierungen, verschluckte Phrasenenden oder seltsam beziehungslos nebeneinanderher gurgelnde Holzbläser lassen eher vermuten, dass man diese Musik zum ersten Mal spielt. Oder hat man etwa zu wenig geprobt?

    Mein Fazit:

    Ein Beethoven zum Weghören! Null Sterne wären wohl angebrachter als der eine. Ohne alle Beethoven-Gesamtaufnahmen zu kennen, wage ich einfach die Behauptung, dass sich wohl schwerlich eine Einspielung mit einem einigermaßen ordentlichen Orchester und einem soliden Dirigenten finden lassen wird, die diese Thielemann-Aufnahmen in puncto schlechtem Klangbild, schlampiger Ausführung und konfuser Interpretation noch unterbieten könnte.
    Meine Produktempfehlungen
    • Symphonien Nr.1-9 Symphonien Nr.1-9 (CD)
    • Günter Wand & das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (Rundfunk-Aufnahmen) Günter Wand & das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (Rundfunk-Aufnahmen) (CD)
    • Günter Wand & das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin Günter Wand & das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (CD)
    4 Kommentare
    Anonym
    13.03.2023

    Ein Beethoven zum Hinhören!

    Wer genau hinhört ist begeistert von der kammermusikalischen Delikatesse, die die Wiener Philharmoniker hier bieten. Zu Recht haben sie Thielemann al ihren Interpreten für dieses Repertoire ausgewählt! Bravo.
    Anonym
    14.03.2021

    ein wichtiger dirigent

    der dirigent neigt zu selbstüberschätzung - mögen manche einspielungen z.b. von richard strauss recht gefällig geworden sein - die hiesigen von lvb sinds nicht - manche lauscher favorisieren offenbar seine attitüden zur selbstgefälligkeit - man betrachte nur - spaßhalber - die verpackung: beethoven kriegt im namenszug 9 qcm zur verfügung und thielemann 10 - wer also ist der wichtigere? - nochmal McFlush
    Anonym
    21.05.2020

    lobhudeleien ohne zahl

    pacific 231 kennt sich aus - ich beziehe meine stellungnahme nur auf sinf 5 und 4 - mehr habe ich nicht ausgehalten - die fünfte ganz und die vierte mit erstem satz - abbruch - vertane zeit - um wie viel eindrucksvoller, passionierter, stimmiger, stringenter gestalten da die alten: toscanini, szell, cluytens, klemperer usw. - auch ihnen gelingen nicht alle neune - aber sie leisten in manchen aufnahmen vorbildliches, herausragendes, zeug zum kopfschütteln - und das in manchmal durchaus erstklassigen klang-produktionen (szell!) - was maßen sich die leute oftmals für lobhudeleien zu, ohne die wahren perlen zu kennen oder überhaupt schon mal von ihnen gehört zu haben ... McFlush
    Anonym
    30.01.2022

    So ist es!

    Treffende Kritik! Danke für Ihre umfangreiche Analyse!
    Günter Wand & das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin Günter Wand & das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (CD)
    04.04.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Grandiose Ton-Dokumente

    Es sind grandiose Ton-Dokumente, die hier vorgelegt werden und von der intensiven und äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit Günter Wands mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (vormals RIAS- bzw. Radio-Symphonie-Orchester) zeugen, das ihn in den 1990er Jahren erst zu seinem Ersten Gastdirigenten, später dann sogar zum Ehrendirigenten ernannte. Wand debütierte im Jahre 1983 bei diesem Orchester und beendete die Zusammenarbeit erst 1996, nachdem ihn die Berliner Philharmoniker wieder eingeladen hatten und mit ihm die Bruckner-Aufnahmen seiner letzten Jahre realisieren wollten.

    Noch einmal ist Günter Wands überragende künstlerische Meisterschaft zu bestaunen, die sich nicht auf Anton Bruckner allein beschränkte, sondern den Werken aller Epochen von der Klassik bis in das 20. Jahrhundert, von Haydn und Mozart bis hin zu Mussorgsky oder Strawinsky gerecht wurde, indem sie ihnen buchstäblich neues Leben einzuhauchen vermochte.

    Es ist ein durch und durch intelligentes Musizieren, das beim Hörer Herz und Verstand gleichermaßen anzusprechen vermag und nie auf vordergründige Effekte abzielt. Nichts wirkt professoral oder oberlehrerhaft – im Gegenteil: Trotz der vielen Details, die auf einmal hörbar werden, bleibt der musikalische Fluss in jeder Sekunde erhalten, wirkt alles wie selbstverständlich.

    Weder wird auf puren Oberflächenglanz noch auf opulenten Breitwand-Sound gesetzt. Weder werden einfach mal Laut-Leise-Kontraste verstärkt noch Hau-auf-die-Pauke-Akzente in den Raum geknallt. Zu bewundern sind im Gegenteil eine minutiös abgestufte Dynamik, überlegen disponierte dynamische Steigerungen (und Abschwellungen), wohldurchdachte Akzentuierungen und eine wunderbare Ausbalancierung aller Orchestergruppen, die jederzeit eine vollkommene Durchhörbarkeit gewährleistet.

    Wie Günter Wand die Holzbläser-Gruppe immer fein abstimmt oder den Phrasierungen der Streicher neues Leben einhaucht, wie die Orchestergruppen dann im Zusammenklang gewichtet werden, beim Zusammenspiel aufeinander hören und ineinandergreifen, sich die Bälle, sprich: die Noten, Themen und Motive, gegenseitig „zuwerfen“, verarbeiten und weiterspinnen, das ist genial und sucht sicherlich seinesgleichen. Nichts wirkt an diesem Musizieren routiniert, pauschal und oberflächlich.

    Wand bringt dabei die verspielte Klassizität eines Mozart oder Haydn ebenso authentisch zum Klingen wie Beethovens musikalisches Freiheitsideal und revolutionäres Pathos. Er durchmisst bei Schumann, Brahms oder Tschaikowsky emotionale Leidenschaften, die man so noch selten gehört hat. Und vermeintlich auf die Zurschaustellung orchestraler Brillanz abzielende Orchesterstücke wie Strawinskys Feuervogel-Suite oder Mussorgskys Bilder einer Ausstellung werden mit einer Ernsthaftigkeit und Genauigkeit musiziert, die ihnen eine ganz neue Qualität verleiht.

    Günter Wand – das demonstrieren diese Aufnahmen erneut – hat nie seinen einstigen Ruhm verwaltet, hat sich nie mit Routine begnügt. Er hat sich immer wieder aufs Neue den Werken der großen Meister angenähert und versucht, sie geistig zu durchdringen, sie zu „verstehen“ und ihnen bei seinen Konzerten so gerecht wie möglich zu werden. Wer diese Aufnahmen in ihrem emotionalen Feuer und ihrer jugendlichen Frische hört, der glaubt es kaum, dass da ein über 80 Jahre alter Mann am Pult steht.

    Im Vergleich zu Wand sehen viele der als „Pultstars“ titulierten älteren Kollegen, aber auch Dirigenten der jüngeren und mittleren Generation, deren Aufnahmen von gewieften Marketing-Strategen schnell als „Jahrhundert“-Einspielungen gepriesen werden, buchstäblich sehr alt aus, wirken ihre Einspielungen altbacken und bräsig. Wie zitiert der Wand-Biograf Wolfgang Seifert den britischen Kritiker Hugh Canning nach einem Beethoven-Konzert von Günter Wand: „Ich würde hundert Abbados, Mutis und Maazels für einen Günter Wand geben.“ Dem kann man nach dem Anhören dieser grandiosen Ton-Dokumente nur noch einmal zustimmen. Und nicht nur in Bezug auf Beethoven.





    Günter Wand & das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (Rundfunk-Aufnahmen) Günter Wand & das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (Rundfunk-Aufnahmen) (CD)
    04.04.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Grandiose Ton-Dokumente

    Es sind grandiose Ton-Dokumente, die hier vorgelegt werden und von der intensiven und äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit Günter Wands mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (vormals RIAS- bzw. Radio-Symphonie-Orchester) zeugen, das ihn in den 1990er Jahren erst zu seinem Ersten Gastdirigenten, später dann sogar zum Ehrendirigenten ernannte. Wand debütierte im Jahre 1983 bei diesem Orchester und beendete die Zusammenarbeit erst 1996, nachdem ihn die Berliner Philharmoniker wieder eingeladen hatten und mit ihm die Bruckner-Aufnahmen seiner letzten Jahre realisieren wollten.

    Noch einmal ist Günter Wands überragende künstlerische Meisterschaft zu bestaunen, die sich nicht auf Anton Bruckner allein beschränkte, sondern den Werken aller Epochen von der Klassik bis in das 20. Jahrhundert, von Haydn und Mozart bis hin zu Mussorgsky oder Strawinsky gerecht wurde, indem sie ihnen buchstäblich neues Leben einzuhauchen vermochte.

    Es ist ein durch und durch intelligentes Musizieren, das beim Hörer Herz und Verstand gleichermaßen anzusprechen vermag und nie auf vordergründige Effekte abzielt. Nichts wirkt professoral oder oberlehrerhaft – im Gegenteil: Trotz der vielen Details, die auf einmal hörbar werden, bleibt der musikalische Fluss in jeder Sekunde erhalten, wirkt alles wie selbstverständlich.

    Weder wird auf puren Oberflächenglanz noch auf opulenten Breitwand-Sound gesetzt. Weder werden einfach mal Laut-Leise-Kontraste verstärkt noch Hau-auf-die-Pauke-Akzente in den Raum geknallt. Zu bewundern sind im Gegenteil eine minutiös abgestufte Dynamik, überlegen disponierte dynamische Steigerungen (und Abschwellungen), wohldurchdachte Akzentuierungen und eine wunderbare Ausbalancierung aller Orchestergruppen, die jederzeit eine vollkommene Durchhörbarkeit gewährleistet.

    Wie Günter Wand die Holzbläser-Gruppe immer fein abstimmt oder den Phrasierungen der Streicher neues Leben einhaucht, wie die Orchestergruppen dann im Zusammenklang gewichtet werden, beim Zusammenspiel aufeinander hören und ineinandergreifen, sich die Bälle, sprich: die Noten, Themen und Motive, gegenseitig „zuwerfen“, verarbeiten und weiterspinnen, das ist genial und sucht sicherlich seinesgleichen. Nichts wirkt an diesem Musizieren routiniert, pauschal und oberflächlich.

    Wand bringt dabei die verspielte Klassizität eines Mozart oder Haydn ebenso authentisch zum Klingen wie Beethovens musikalisches Freiheitsideal und revolutionäres Pathos. Er durchmisst bei Schumann, Brahms oder Tschaikowsky emotionale Leidenschaften, die man so noch selten gehört hat. Und vermeintlich auf die Zurschaustellung orchestraler Brillanz abzielende Orchesterstücke wie Strawinskys Feuervogel-Suite oder Mussorgskys Bilder einer Ausstellung werden mit einer Ernsthaftigkeit und Genauigkeit musiziert, die ihnen eine ganz neue Qualität verleiht.

    Günter Wand – das demonstrieren diese Aufnahmen erneut – hat nie seinen einstigen Ruhm verwaltet, hat sich nie mit Routine begnügt. Er hat sich immer wieder aufs Neue den Werken der großen Meister angenähert und versucht, sie geistig zu durchdringen, sie zu „verstehen“ und ihnen bei seinen Konzerten so gerecht wie möglich zu werden. Wer diese Aufnahmen in ihrem emotionalen Feuer und ihrer jugendlichen Frische hört, der glaubt es kaum, dass da ein über 80 Jahre alter Mann am Pult steht.

    Im Vergleich zu Wand sehen viele der als „Pultstars“ titulierten älteren Kollegen, aber auch Dirigenten der jüngeren und mittleren Generation, deren Aufnahmen von gewieften Marketing-Strategen schnell als „Jahrhundert“-Einspielungen gepriesen werden, buchstäblich sehr alt aus, wirken ihre Einspielungen altbacken und bräsig. Wie zitiert der Wand-Biograf Wolfgang Seifert den britischen Kritiker Hugh Canning nach einem Beethoven-Konzert von Günter Wand: „Ich würde hundert Abbados, Mutis und Maazels für einen Günter Wand geben.“ Dem kann man nach dem Anhören dieser grandiosen Ton-Dokumente nur noch einmal zustimmen. Und nicht nur in Bezug auf Beethoven.





    Ein Kommentar
    Anonym
    17.11.2023

    Seitenhiebe überflüssig

    Eine sehr gute und inhaltvolle Rezension. Aber die Seitenhiebe gegen Abbado, Muti und Maazel sind überflüssig und unangebracht.
    Symphonie Nr.6 Symphonie Nr.6 (CD)
    01.09.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Etwas zu kopflastig

    Mahlers Sechste ist vielleicht sein persönlichstes Werk, seine stringenteste Sinfonie. In ihr versucht Mahler schwere persönliche Schicksalsschläge musikalisch zu verarbeiten. Das führt dazu, dass die Stimmung der Sinfonie durch alle Sätze hindurch düster-verhangen ist und in den Ecksätzen sowie im Scherzo ein brutal-martialischer Ton vorherrscht, der nur im langsamen Satz von einer sanfteren, melancholischeren Musik abgelöst wird, die offenbar Ruhe und Frieden herbeisehnen soll.

    Boulez und die DG-Tontechniker haben bei dieser Studioaufnahme mit den Wiener Philharmonikern wieder ganze Arbeit geleistet und ein Klangbild geschaffen, das kaum Wünsche offen lässt und Stimmen hörbar macht, die in manch anderer Einspielung untergehen oder die man bisher so noch nicht vernommen hat. Dabei demonstriert Boulez einmal mehr seine nüchterne, analytische Sichtweise der Mahlerschen Partituren. Klangtechnisch kann man allenfalls monieren, dass sich die Hammerschläge des Finales (sofern man die Partitur nicht kennt oder sie nicht mitlesen kann) akustisch kaum lokalisieren lassen.

    Dennoch fehlt mir bei dieser Sinfonie – vielleicht mehr als in anderen Mahler-Einspielungen von Boulez – die emotionale Dimension dieser Musik, die unmittelbare Identifikation des Dirigenten mit der tragischen Schicksalhaftigkeit der Töne. Vieles wirkt durch Boulez’ Distanziertheit doch allzu unterkühlt und allein auf das Strukturelle konzentriert. So geht vor allem in den Ecksätzen einiges an emotionaler Substanz verloren. Dennoch ist die Aufnahme aufgrund ihrer Genauigkeit der Partiturumsetzung und Durchhörbarkeit der Stimmen interessant.
    Mein Vaterland (incl."Die Moldau") Mein Vaterland (incl."Die Moldau") (CD)
    01.09.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Frühe Referenzeinspielung von "Má Vlast"

    Wenn man diese Aufnahme hört, dann glaubt man kaum, daß sie im Jahre 1954 (!) im Prager Rudolfinum entstanden ist. Toningenieur Mark Obert-Thorn, der für NAXOS auch historische Opernaufnahmen glänzend restauriert hat, hat wieder ganze Arbeit geleistet und ein direktes, präsentes, aber auch warmes und durchhörbares Klangbild geschaffen, das so manche DDD-CD blaß aussehen läßt.

    Hinzu kommt der spezifische Klang der Tschechischen Philharmonie mit ihren dunkel gefärbten Streich- und Holzblasinstrumenten. Václav Talich entwirft mit dem Orchester ein eindrucksvolles Panorama Tschechiens, angefangen von den zarten Harfenklängen in "Vyšehrad" über den Ohrwurm "Die Moldau" bis hin zur machtvollen Choral-Überhöhung in "Tábor" und "Blaník".

    Strukturelle Klarheit, rhythmisches Feuer und melodische Beseeltheit zeichen diese erstklassige Interpretation aus, die mehr ist als ein musikalischer Reiseführer durch unser südliches Nachbarland und als frühe Referenzeinspielung dieses Werkes angesehen werden kann.
    Symphonie Nr.1 Symphonie Nr.1 (CD)
    01.09.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Mahler strukturell-analytisch

    Wenn Pierre Boulez Mahler dirigiert, dann sieht er dessen Musik nicht in erster Linie aus dem Blickwinkel post-romantischer Ekstase und Hysterie, sondern eher mit den nüchternen Augen des Analytikers, der sinfonische Verläufe deutlich machen und das Moderne und Fortschrittliche in Mahlers Musik für die nachfolgenden Komponisten-Generationen deutlich herausarbeiten will.

    Dadurch, dass Boulez einer der wenigen verbliebenen Verfechter von Studio-Produktionen ist, kann bei der vorliegenden CD ein Höchstmaß an musikalischer Sorgfalt bei ihrer Entstehung unterstellt werden. Das Klangbild ist klar, gut durchhörbar und lässt von den Bässen bis zu den Spitzentönen keine Wünsche offen. Die musikalischen Verläufe sind unter dem Röntgen-Blick Boulez’ jederzeit nachvollziehbar. Die Chicagoer Musiker spielen dabei - wie gewohnt – mit großem Ton und tadellos.

    Was dem einen oder anderen Hörer – auch im Vergleich zu anderen Mahler-Interpreten wie etwa Bernstein oder Solti – fehlen wird, ist der Schuss berstender Emotionalität, die in Mahlers Musik unzweifelhaft steckt. Da mag man Boulez an der einen oder anderen Stelle als zu unterkühlt und kopfgesteuert empfinden. Dennoch ist die vorliegende CD meiner Meinung nach ein wichtiger und eigenständiger Beitrag zur Mahler-Diskografie.
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