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    firebyrd

    Aktiv seit: 22. Januar 2018
    "Hilfreich"-Bewertungen: 149
    57 Rezensionen
    Valve Bone Woe Chrissie Hynde & The Valve Bone Woe Ensemble
    Valve Bone Woe (CD)
    08.09.2019
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Begleitet vom Valve Bone Woe Ensemble hat die Protagonistin etwas umgesetzt, dass ihr am Herzen lag...

    Nach etlichen musikalischen Jobs in London gründete die 1951 in Ohio geborene Chrissie Hynde die Band The Pretenders, das war 1978. 2014 veröffentlichte die Musikerin ihr erstes Solo-Album. Und nun ist es doch schon wieder soweit, Chrissie meldet sich erneut, mit "Valve Bone Woe". Aber was bedeutet das? Die Künstlerin erklärt es entsprechend: “Zum Album Titel kam es so: Vor ein paar Jahren las ich einen Nachruf auf den Posaunisten Bob Brookmeyer in der Zeitung.Ich schickte meinem Jazz-Saxophon spielenden Bruder Terry eine Mail mit den Worten ‘R.I.P. Bob Brookmeyer‘. Als Mann weniger Worte antwortete er mit ‘Valve Bone Woe‘, einer Art Haiku im Beatnik-Prosa-Style. Ich fand sofort, dass es der perfekte Titel für das Album war“.

    Was mir auffällt, ist das Cover, weil es mich erinnert, an ein Cover von der Platte “Mingus Ah Um“ vom Jazz-Bassisten und Komponisten Charles Mingus. Und von ihm ist dann auch ein Song auf der Platte, “Meditation On A Pair Of Wire Cutters“. Das sind nun bereits zwei Hinweise in Richtung Jazz. Und mit einem Blick auf die Trackliste erkennt man, dass Chrissie ein Album mit Coverversionen vorgelegt hat, und diese stammen größtenteils aus dem Bereich des Jazz, oder solche, die, aus dem Great American Songbook stammend, in Jazzversionen einige Erfolge hatten. Neben Mingus gibt es also noch “Naima“ von John Coltrane, sowie den einen oder anderen Klassiker, wie zum Beispiel “You Don’t Know What Love Is“. Als Liebhaber der Kompositionen Brian Wilson’s freue ich mich natürlich besonders über die mit einem Hauch unterhaltenden Jazz‘ angehauchten “Caroline, No“. Und dann gibt es da noch eine weitere, sehr ungewöhnliche Version von “River Man“ (Nick Drake), die die mir vor einigen Jahren über den Weg gelaufene Interpretation von Boy George mit Nigel Kennedy noch um ein weiteres ungewöhnliches Beispiel ergänzt.

    Nun, ist das jetzt ein Jazz-Album? Sicher nicht allein, angesichts der teils üppigen Streicher- und Bläserarrangements mögen das Einige vielleicht sogar in den Bereich des Easy Listening Jazz packen, doch so sehe ich es nicht. Ich betrachte diese Musik als formvollendete Unterhaltungsmusik mit sehr guten Kompositionen, wie es sie heute kaum noch gibt und mit den hochwertigen Arrangements klingt es sehr edel, und wenn dann ab und an ein Trompetensolo die Stimmung emotional noch erhellt, dann bemerkt man das hohe und durchdachte Niveau. Und gelegentliche elektronische Bearbeitungen, Dub etc., die eingeworfen werden, beleben die Atmosphäre und verhelfen zusätzlich zu einem ungewöhnlichen und individuellen Charakter. Die Sahneschnittchen dieser Platte sind aus meiner Sicht die guten alten Titel wie “I’m A Fool To Want You“, “I Get Along Without You Very Well“ oder “You Don’t Know What Love Is“. Doch “Once I Loved“, ein Bossa-Nova-Klassiker oder eines der wohl schönsten Kompositionen von John Coltrane, “Naima“, hier ohne Gesang, sind äußerst reizvoll arrangiert und bewegen die Seele ebenfalls tief im Innern, wie eigentlich die Stimmung der gesamten Platte.

    Begleitet vom Valve Bone Woe Ensemble hat die Protagonistin etwas umgesetzt, dass ihr am Herzen lag, eigenen Aussagen zufolge ist sie der Auffassung, „dass innerhalb der aktuellen populären Musik nicht mehr so viel Wert auf gute Melodien gelegt würde. Dementsprechend wollte sie sich auf Melodien konzentrieren.“ Ja, und das ist mit dieser hervorragenden Titelauswahl vortrefflich gelungen!
    Glitter Or Dust Glitter Or Dust (CD)
    05.09.2019
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Ich denke, der große Erfolg wird nicht mehr aufzuhalten sein…

    Seit 2012 können wir uns an Musik des australischen Singer/Songwriter-Talents Kaurna Cronin erfreuen. Und dabei habe ich festgestellt, dass eigentlich jede Veröffentlichung mindestens einen Song hat, der mit einem hohen Wiedererkennungswert das Zeug zu einem Hit in sich trägt. Und so kann ich guten Gewissens eine schöne Kette feinster Songs aufführen, die mich seitdem begleiten und erfreuen. “Leave A Letter“, “Run Boy“ (ein Titel, der bereits bei Konzerten eine große Rückmeldung bekommt), “Inside Your Town Is Inside Your Head“, “Passion Parade“, “Stuck In Amsterdam“.

    Und nun ist es soweit, die neue Platte ist da, "Glitter Or Dust". Und – wie soll es anders sein, auch hier wieder ein echter Hit gleich mit dem Eröffnungssong, “Leave Your Love Behind“, zudem bereits vorab als Video veröffentlicht. Und eine typische Alltagssituation hat Kaurna wiederum beschrieben, die Trennung der Eltern aus der Sicht des Kindes. Mir ist aufgefallen, dass sich die meisten Songs auf dieser Platte noch verstärkt dem widmen, was wir täglich erleben, die Auseinandersetzung mit dem Leben, “Gotta Get Outta This Place“, den Wunsch behandelnd, den sicher viele schon einmal hatten, einfach zu verschwinden, raus aus dem Alltagstrott und alles hinter sich zu lassen. Doch, Kaurna und ich hatten uns darüber unterhalten, wichtig ist es auch, sich zu stellen und seine Ansicht zu bestimmten Dingen zu ändern.

    Eingespielt wurde die Platte in Australien mit hervorragenden Musikern, von denen ich die Freude hatte, drei persönlich kennen zu lernen, Tom Kneebone (Gitarre), Kiah Gossner (Bass) und Kyrie Anderson (Schlagzeug). So strahlt die Musik ihre große Professionalität aus, man merkt auch sehr stark, wie sich die Entwicklung in den Jahren seit der ersten Platte stetig fortgeführt hat, sowohl hinsichtlich des Songwritings, der Arrangements und der gelassenen und coolen Art, die Songs vorzutragen. Singer/Songwriter plus Folk Rock plus stets die kleine Spur von Indie Rock, mitunter mit einem Hauch Popmusik versehen. Eines ist jedoch sicher, mittlerweile hat sich Kaurna mit seinem individuellen Sound etabliert und der Wiedererkennungswert ist ein sehr hoher. Vergleiche zu anderen Künstlern zu schaffen, fällt daher immer schwerer, Kreativität und neue Songstrukturen haben sich entwickelt und neue Gestaltung mit einbezogen, die ständige Entwicklung wird auf Glitter Or Dust vollends positiv vorgeführt.

    Dabei sind es oft auch nur Nuancen, die einen Song prägend gestalten, sei es die perkussive Untermalung bei "Leave Your Love Behind“, die „Schweineorgel“ à la Sir Douglas bei “Head Above The Water“, das einfühlsame Saxofonsolo auf “Harrow Road“, aber auch komplett einbezogene stilistische Erweiterungen wie das absolut lässige dahinschwebende und mit jazzigem Akzent versehene “Don’t You Wonder Why“, das auch etwas von einem schwülen Song aus Lousiana’s Swamp-Region innehat, oder das mit einem Reggae-artigem Rhythmus versehene “Roll On“. Höhepunkte sind dieses Erachtens auch jene Songs, die ganz besonders schön und harmonisch mit Harmony Vocals ausgeschmückt sind. “Gotta Get Outta This Place“, “Only A Matter Of Time” oder “Harrow Road“ zum Beispiel. Gesanglich unterstützt wird Kaurna auch auf dem beschaulich schönen “Caught Out In The Rain”, von Jess Day. So treffen hier zwei „moderne“ Stimmen harmonisch aufeinander.

    Verabschiedet werden wir mit einem Song, der das Leben in voller Härte widerspiegelt, “All Grow Old Together“. Da wird beschrieben, wie Freude und Trauer, Vergangenheit und Gegenwart eng zusammenliegen, ich erinnere mich daran, dass es Situationen gibt, in denen man noch gerade gelacht hat und als „Strafe auf den Fuß“ eine negative Botschaft erhielt. Daher empfehle ich, sich allen im Booklet beigefügten Texten ernsthaft zu widmen, denn die oft lyrisch verpackten Botschaften gehen uns alle etwas an, Jede/r wird sich wiederentdecken. In seinem jungen Alter von 27 hat Kaurna es verstanden, Texte, die voll Altersweisheit und Erfahrung strahlen, zu schaffen, das ist großartig!

    Bereits beim Vorgänger dieser Platte hatte ich festgestellt, wie sehr die vier Musiker zusammengewachsen sind und in dieser Formation unbedingt zusammenbleiben sollten. Angesichts der Leistungen auf diesem Album kann ich dieses nur unterstreichen, weil Tom Kneebone mit einigen sehr gefühlvollen Beiträgen glänzt und die Rhythm Section mit Kiah und Kyrie jeden Stil und jede Ausprägung im Griff hat und alle eine großartige Unterstützung für Kaurna’s Songs darstellen. Und dieses sind Songs, die ständig an Stil und tiefgründigem Inhalt zugelegt haben. Diese Musik klingt überdies modern und auch in gewisser Weise mitunter nostalgisch, zum Beispiel, wenn die Mundharmonika wieder erklingt, und dabei stets sehr individuell. Mehr davon in Radioprogrammen und diese würden dadurch sicher aufgewertet werden. Ich denke, der große Erfolg wird nicht mehr aufzuhalten sein…
    The Sun Room The Sun Room (CD)
    26.07.2019
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Viele Facetten machen diese Platte zu einem Füllhorn angenehmer Musik...

    Außer dem Gitarristen Robben Ford und dem Saxofonisten Bill Evans bewegen sich in diesem sonnigen Klangraum noch der Bassist James Genus und der Schlagzeuger Keith Carlock, wie man auf dem schlichten Cover der aktuellen Platte "The Sun Room" lesen kann. Aber es sind auch noch Gäste anwesend, siehe Line-up.

    Bei dieser Produktion treffen mit Ford und Evans zwei hochkarätige Musiker zusammen. Der 1951 geborene Gitarrist hat sich bereits in etlichen Genres etabliert, angefangen vom Familienprojekt mit der Charles Ford Blues Band über die Yellowjackets, den L.A.Express hin zu Joni Mitchell und diversen eigenen Projekten. So hat sich sein Gitarrenspiel mittlerweile als sehr individuell und innovativ ausgeprägt.

    Beim Saxofonisten Bill Evans sollte man aufpassen und ihn nicht mit dem gleichnamigen Jazzpianisten verwechseln. Der Saxofonist, Jahrgang 1958, war/ist nicht nur im Jazz- und Fusion-Bereich tätig gewesen/tätig, sondern veredelte auch so manche Pop-Rock-Musik-Produktion. Nach anfänglicher Zusammenarbeit mit Thad Jones oder Art Blakey wurde er letztlich sehr bekannt durch seine Mitwirkung bei Miles Davis.

    Gleich von Beginn an regiert bereits die Professionalität. So perlt Perfektion aus den Boxen. Alles passt auf den Punkt. Die für die Jazz-Rock/Fusion-Bewegung der Siebziger und hier eher der Achtziger typische Art der Kompositionen und der Arrangements fallen sofort auf. Locker und leicht geht den Profis die Musik von der Hand. Manchmal klingt es gar ein wenig zu perfekt und genau. Doch letztlich ist es keine typische Kopfmusik, sondern der aus dem Inneren strahlende Groove beherrscht die Technik und sorgt für einen warmen Sound.

    Nach einer gemeinsamen Tour im Jahre 2018 begaben sich die beiden Protagonisten ins Studio, und nahmen dort, im “The Sun Room“ in Nashville, diese gemeinsame Platte auf. Unterstützt von der einfühlsamen und druckvoll groovenden Rhythm Section zieht die Musik über die Dauer von neun Songs unterhaltsam ihre Runde. Sehr professionell wechselt sich die atmosphärische Gestaltung ab, leicht präsentes Gewicht auf Rock bei einigen Stücken, gelegentlich mit dem typischen Groove ausgestattet wie man ihn zum Beispiel von der Average White Band kennt, cooler lasziver Funk, soulvolle Ansätze von Blues, wie beim mit Gesang ausgestatteten “Gold On My Shoulder“ oder mehr am traditionellen Jazz angelehnten Klänge, gar viele Facetten machen diese Platte zu einem Füllhorn angenehmer Musik für viele Gelegenheiten und verschiedene Geschmäcker.
    Arkansas Arkansas (CD)
    04.02.2018
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    großartiges Solowerk mit reduzierter, aber ausdrucksstarker Stimmung

    Den am 7.April 1949 in New York City geborenen John Oates werden viele sicher gar nicht kennen, aber Hall & Oates sind mithin wiederum wahrscheinlich ein Begriff, und wenn man dann noch deren großen Hit “Maneater“ ins Spiel bringt, dann wird der eine oder andere Groschen fallen.

    Doch wer nun glaubt, sich musikalisch an den Klängen dieser Band orientieren zu können, wenn es in Erwartung der aktuellen Platte von Oates geht, dann wird Arkansas diese Erwartung nicht erfüllen können. Denn hier hat sich der Mann offensichtlich einem ganz anderen Genre zugewandt. Allein die Namen der meist bekannten Songs deuten auf Geschichtsforschung hin. Wahrscheinlich ist dieses die Musik, mit der der junge John seinerzeit auch in Berührung kam, die damalige aufblühende Folk-Szene, sich auch am alten Delta-Blues orientierend, Bluegrass, Ragtime, wird da Pate gestanden haben, als die zehn Songs zu Arkansas aufgenommen wurden.

    Und so geht die Reise in angenehmer Weise in Richtung Roots, allein zwei Songs des brillanten Bluesers Mississippi John Hurt finden wir hier, und viele traditionelle Weisen sind es, die auf interessante Weise neu interpretiert worden sind, gleichwohl die Tradition nicht verleugnend. Das ist demnach nach aktuellem Wortgebrauch Americana, oder? Nun, in gewissen Anteilen mag das zutreffen, doch an erster Stelle sehe ich die alten Songs und Stile, die ganz einfach neu ausgestattet worden sind, sich mehr an alter Spielweise als an neuen Quellen orientierend. Wenngleich auch einmal eine grummelnde E-Gitarre und dumpfe Drums erscheinen, bleiben es zum Beispiel Mandoline oder Akustik-Gitarre, die meistens die Atmosphäre bestimmen, mitunter auch ganz lasziv swingend mit dem romantisch-verklärten “Miss The Mississippi And You“, auf dem dann auch noch die Pedal Steel und die Fiddle die Stimmung perfekt abrunden, ja, ein feiner Song ist das!

    Oates selbst hat seine Musik wie folgt bezeichnet: “Dixieland, dipped in bluegrass, and salted with Delta blues.” Ja, da hat er durchaus recht, aber wenn es denn nun Americana heißen soll, bitte sehr. Begleitet wird der Musiker von The Good Road Band, da sollen Sam Bush an der Mandoline, Russ Pahl (pedal steel), Guthrie Trapp (electric guitar), Steve Mackey (bass), Nathaniel Smith (cello) und Josh Day drums & percussion) beteiligt sein. Gute Band, ja, im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Musik ist verdammt angenehm altmodisch und ganz leicht und locker eingespielt worden, mit echter Freude am Musizieren, eine wahre Wohltat! Oates Gesang mag nicht perfekt und einwandfrei zu sein, doch sein raues und kratzendes Organ passt sehr gut zu der Gesamtstimmung, eine Stimmung, die mich auch ein wenig an Platten von Jorma Kaukonen erinnert, feinste Roots-Music eben! Und wahrscheinlich hat sich Oates damit auch einen alten Traum erfüllt?
    Dog Charlie Parr
    Dog (CD)
    25.01.2018
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Blues der Gegenwart

    Charlie Parr aus Minnesota widmet sich den "Roots“, den Wurzeln des Folks und des Blues. Aufgewachsen ist er mit der Musik von Charley Patton, Lead Belly, Reverend Gary Davis und Woody Guthrie. 2002 war es, dass er sein Debütalbum veröffentlichte, “Criminals & Sinners“. Nachdem er beim Folk-Label Red House unterzeichnete, ist Dog sein zweites Album dort. Zu dieser Platte äußerte sich Parr wie folgt: “Dog about folks trying to get along when the atmosphere around them makes it difficult.” Selbst soll er während der Aufnahmen für das Album mit schweren Zeiten zu kämpfen gehabt haben.

    Der Mann ist seit gut vierzig Jahren im Geschäft, tourt noch heute etwa dreihundert Tage im Jahr und hat somit viel erlebt, von dem er mehr als ein Lied erzählen kann. Und so sind die Texte der aktuellen Platte auch mit vielen Dingen gespickt, die uns alle im Alltag ereilen. “I Ain’t Dead Yet” zum Beispiel handelt von einem Mann, der es vorzieht, noch zu Lebzeiten beachtet zu werden, und nicht erst nach seinem Begräbnis, “HoBo“ soll angeblich aus eigener Erfahrung entstanden sein. Und so bringt er seine Songs ganz locker und natürlich zu Gehör, verbunden mit exzellentem Gitarren-Picking.

    Ursprünglich als Solo-Album geplant, entschloss sich Parr letztlich doch zu einer kleinen Begleitband, und das ist auch ein guter Entschluss gewesen, denn in diesem kleinen intimen Rahmen ist eine sehr familiäre Atmosphäre entstanden, die auf die Musik wohltuend abfärbt. Sehr gelungen ist auch die nuancierte Mischung der Stile Blues und Folk. Der Eröffnungssong ist sehr stark am Country Blues orientiert, ich assoziiere hier spontan zur Musik von Mississippi John Hurt, und es vertieft sich beim Titelsong noch ein wenig, auch durch den Einsatz der Slidegitarre. Sehr fröhlich geht es auf “LowDown“ zu, das klingt wie ein Vorläufer zum späteren Skiffle, doch überwiegend ist es diese gute alte Atmosphäre, wie man sie von den alten Bluesern aus dem Mississippi Delta kennt und liebt.

    Ferner gibt es Ähnlichkeiten zu einigen Songs, die Taj Mahal in dieser Richtung eingespielt hat, oder auch die Nähe von Ry Cooder ist mitunter zu spüren. Doch meistens muss ich an Leute wie Big Bill Broonzy, Bukka White, Mississippi Fred McDowell oder Son House denken. Parr hat es blendend verstanden, diese Stimmung in das Jetzt zu projizieren. Das Einzige, was weniger authentisch klingt, ist der Gesang, hier ist es dann doch eher der folkige Ausdruck, von dem er geprägt ist.
    Gästezimmer Gästezimmer (CD)
    22.01.2018
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Individueller Jazz mit Zukunft

    Schweiz, Norwegen und Schweden, Musiker verschiedener Nationalitäten, und dann noch ein deutscher Albumtitel – was soll nur hieraus entstanden sein? Aus der Schweiz stammen der Pianist und der Bassist, aus Schweden die Cellistin, die auch ihre Stimme einsetzt, und der Schlagzeuger, bleibt als Norweger noch der Trompeter. Nun, es ist bereits das zweite Album des Augur Ensembles, eines Kollektivs, dass eine ganz besondere Variante des Jazz oder von Musik schlechthin darbietet. Meistens klingt es nicht so, wie man es kennt, irgendwie habe ich von Beginn an das Gefühl, man habe gewisse Strukturen auf den Kopf gestellt. Denn manchmal scheinen die Melodien harmonisch leicht angeschrägt zu sein, die geahnte Entwicklung eines Songs schlägt dann doch Haken und wirft das Gedachte über den Haufen, unberechenbar, nicht greifbar, voller Nuancen, die so gar nicht in das Schema gängiger Hörgewohnheiten passen.

    Oft schwebt die Musik, der Trompeter Erik Dørsdal lässt mich an Kollegen aus dem hohen Norden wie Arve Henriksen oder Mathias Eick denken, verhalten bläst er verhallt und in der Weite der Landschaft verloren scheinend seine manchmal nicht fließenden Statements und verleiht der manchmal märchenhaft wirkenden Stimmung noch einen Hauch Gespenstisches dazu.

    Der Pressemitteilung zufolge greift das Augur Ensemble auf eine alte Art des Musizierens zurück: Komponieren, Arrangieren und Improvisieren werden als gleichberechtigte gestalterische Mittel behandelt. Das vorhandene Material wird umgedeutet, besprochen, verworfen oder konkretisiert, wobei gleichzeitig improvisatorische Freiräume geöffnet werden, um auf der Bühne ein möglichst lebendiges Stück Musik präsentieren zu können.

    Die Bühne ist mein Hörraum, und die Freiräume spüre ich, vernehme diese Offenheit, die von der Musik ausgeht, diese besondere Atmosphäre, die mich nötigt, zu verharren, zu verweilen bei jeder einzelnen Note, damit mir ja nichts entgeht. Da ergänzen sich Einflüsse und Elemente mannigfaltigen Ursprungs, Jazz ist es auch, aber nicht nur, Kammermusik in Anteilen, Minimal Music, von großer Dynamik beseelt und sehr herausfordernd. Allein die Kombination von Cello, Bass, Stimme und Trompete gewährt in einigen Passagen einen Einblick in eine Welt, die unbekannt zu sein scheint, ja, die etwas innehat von Zukunft, von noch nicht in dieser Form Dagewesenem.

    Das ist kein Jazz, der swingt, das ist trotz vieler frei gestalteter Elemente kein Free Jazz, hier spielen alle Musiker einzeln und kollektiv ihre Vorstellungen der Musik aus, und oft ist es plötzlich ein Instrument, das auf weiter Flur steht, bis sich dann die anderen dazugesellen und spontan eine gemeinsame Richtung einschlagen, die wie eine Reise in ein neues Abenteuer erscheint. Und so fällt es mir schwer, die einzelnen elf Titel separat wahrzunehmen, weil ich den Eindruck habe, das Ganze läuft als durchgehende Suite ab. Und insgesamt betrachtet, geschieht alles in einer beindruckenden Ruhe und Gelassenheit, und überhaupt nicht steif und akademisch, sondern in einem sehr lasziven Umfeld, spielerisch und entdeckerisch. Ich freue mich, Teil dieser Entdeckungsreise zu sein und kann diesem Ensemble nur bescheinigen, auf einem sehr individuellen Weg zu sein, den es hoffentlich so weiter beschreiten wird!
    Unplugged 2017 Unplugged 2017 (CD)
    22.01.2018
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Eine Sängerin zwischen den Stilen...

    Die am 31.August 1957 geborene dänische Sängerin Hanne Boel bewegt sich locker zwischen verschiedenen musikalischen Stilrichtungen, ob Soul, Jazz, Rock oder Pop. Nebenher lehrt sie als Professorin für Musik am Konservatorium, denn einst absolvierte sie eine Ausbildung zur Musiklehrerin. Zwischen 1981 und 1986 war sie Teil der dänischen Soul- und Funk-Big Band Blast, und auch später war sie oft in Jazzkreisen anzutreffen, unter anderem gab es ein Album mit Jørgen Emborg, Mads Vinding und Alex Riel, auch auf dem dänischen Jazz-Label Stunt erschienen. (“Shadow Of Love”) Das Solo-Debüt-Album erschien 1988 mit “Black Wolf”, eine recht Soul-geprägte Platte. Und so pendelte sie forthin weiter zwischen den Genres, jeweils mit nennenswerten Ergebnissen.

    Und nun eine neue Live-Platte, Unplugged 2017. Aufgenommen wurde am 11. und 12. Februar 2017 in Aalborg und Kopenhagen, mit dem regulären Akustik-Trio, den beiden Gitarristen, hier jedoch noch ergänzt und einen Keyboarder, einen Perkussionisten und ein Streichquartett. Geboten werden Songs aus dem umfangreichen Back-Katalog, nun in ganz anderen, neu arrangierten Versionen. Waren davon einige der Originale noch recht Pop-orientiert, so haben sie nun gewonnen an Intensität und Qualität, auch durch die oft frei schwebenden Passagen, die Platz finden in den geöffneten Räumen, bestes Beispiel dafür ist der Song “Black Wolf“ mit fast zwölf Minuten Spielzeit.

    Immer dann, wenn das Streichquartett eingesetzt wird, entwickelt sich eine gemütliche und romantisch anmutende Atmosphäre, so wird zum Beispiel “Broken Angel“ zu einem Höhepunkt der Platte, und die Protagonistin trägt das Ihrige dazu bei, wenn sie ihren Emotionen freien Lauf lässt mit einem stimmlichen Ausdruck zwischen rauem kratzigem Druck und zartem Hauchen, ja, gerade live kann sie ihre stimmlichen Fähigkeiten ausspielen und zur Schau stellen, und auch dabei schwebt sie im Raum zwischen Pop, Soul, Folk und Jazz.
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