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    firebyrd

    Aktiv seit: 22. Januar 2018
    "Hilfreich"-Bewertungen: 149
    57 Rezensionen
    Sleeping Dogs Sleeping Dogs (CD)
    12.01.2024
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Folk in jener Art, wie er einst von Musikern wie Pete Seeger oder Woody Guthrie gespielt wurde.

    Man merke - C. Daniel Boling wurde in Bremerhaven geboren! Sein Vater war dort bei der Army stationiert, doch als der kleine Daniel sechs Monate alt war, verließ er Deutschland bereits. Heute lebt er in Albuquerque, New Mexico. Zwischenzeitlich hatte er als Park Ranger gearbeitet, bis er sich im Alter von fünfzig Jahren dazu entschloss, durch die Lande zu ziehen und zu musizieren.

    Einen Schatten wirft der Musiker voraus, einen allerdings positiven, war er doch im Jahre 2014 Gewinner des berühmten Kerrville New Folk – Festivals; und das ist nur eine Auszeichnung in einer langen Reihe seit 2007(Woody Guthrie Folk Festival Songwriter Contest Winner). Und da sind wir bereits bei seiner Musik angekommen – Folk! Folk in jener Art, wie er einst von Musikern wie Pete Seeger oder Woody Guthrie gespielt wurde.

    Daniel ist ein Geschichtenerzähler, und so ist sein Gesangsstil mit seiner freundlichen Tenorstimme auch eine Mischung aus gesungenen und fast gesprochenen Elementen. Lieder, die das Leben schrieb - das passt wie die Faust aufs Auge, und ganz besonders finden wir immer wieder autobiografische Züge in seinen Texten. Diese sind durchaus gespickt mit verschiedenen gesellschaftskritischen und selbstkritischen und augenzwinkernden Elementen. So erfahren wir unter anderem etwas über Bessie Steen, die mit ihren neuen Knien im Alter von 93 noch alte Herrschaften mit dem Auto zur Kirche fährt, köstlich und liebevoll!

    Wie es eigentlich typisch für Folk ist, sind die Arrangements recht spärlich, was jedoch so gar nicht auf die Ausdrucksstärke zutrifft. Denn diese ist dem umgekehrt proportional. Ich hatte das Glück, dem Musiker live zu erleben und konnte feststellen, welch ungeheure Kraft in seiner Stimme steckt und wie er seine Botschaften sehr eindringlich formulieren kann.

    "These Houses" ist nun das siebte Album des Musikers, und wieder ist es ein ganz hervorragendes geworden. Dabei strahlt die Musik wieder diese herrliche Ruhe aus, ein Meer von Emotionen, in dem man wohlig baden kann. Und erneut sind es Feinheiten innerhalb der Arrangements, die das Besondere ausmachen und diese Spannung aufbauen, zum Beispiel ganz besonders bewegend ist es, wenn auf dem Song, der sich mit einem leider immer aktuellen Thema befasst, nämlich “I Brought The War With Me“, zwei Musiker aus Pakistan beteiligt werden, Shakoor Fakir, der ein Kamacho spielt, ein traditionelles Saiteninstrument, und Ali Mohammad, der ein Instrument spielt, das sich Changg nennt, offenbar eine Art Muschel, die auch als eine Art Trompete bei Hindu-Ritualen verwendet wird. Das wäre natürlich interessant gewesen, mit diesen beiden Musikern eine ganze Platte einzuspielen, vielleicht in der Zukunft? Immerhin hat das Blasen dieses Instruments eine Bedeutung, so sagt man, dass, wenn es geblasen wird, dieses den Sieg des Guten über das Böse ankündigt. Ja, das wäre schön, würde es wirken.

    Zusammenfassend festgestellt, hat Daniel erneut eine hervorragende Platte vorgelegt, mit Musik, die derzeit ihresgleichen sucht im großen Dschungel aktueller Musik. Man trifft hier auf einen hervorragenden und genau beobachtenden Songwriter, der es versteht, Geschichten zu erzählen, vielleicht auch vergleichbar mit Kollegen wie Steve Goodman oder Tom Paxton. Diese Musik kommt von Herzen und aus seinem Inneren, man spürt dieses ganz deutlich, und wenn man Daniel dann persönlich kennen gelernt hat, dann weiß man, dass er es ehrlich meint und dass die Stimmung der Musik ihn eindeutig widerspiegelt, ihn und seine Ehefrau Ellen, mit der er sich mit einem ganz herzlichen Foto im Innenteil des Jewel Cases hat ablichten lassen. "Thanks, Daniel, for this wonderful music and sharing a great friendship, and thanks to Ellen, too, and just take care of your always young husband!"

    Ein Teil der Einnahmen dieser Platte ist übrigens einer Vereinigung in Albuquerque zugedacht, die sich Kriegsveteranen annimmt, die unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden, auf Englisch “posttraumatic stress disorder [PTSD].

    C Daniel Boling (guitar, vocal, harmonica - #8, 12-string guitar – #13)
    Mark Clark (percussion - #1, 6, 10)
    Joshua Martin (upright bass - #1, 6, 10)
    Bill Hearne (guitar - #1)
    Ben Wright (guitar - #2, 12)
    Ali Mohammad (changg and shank - #3)
    Shakoor Fakir (kamacho - #3)
    John Egenes (mandolin - #5, 6)
    Char Rothschild (accordion - #7, 9, vocals - #13)
    Lynn Rosenthal (Native American flute - #8)
    Jono Manson (tenor guitar - #9, vocals - #13)
    Karina Wilson (fiddle - #10)
    Meredith Wilder (vocal - #11, 13)
    Brant Leeper (B3 organ - #11)
    Jaime Michaels (vocals - #12, 13)
    David Berkeley (vocals - #12, 13)
    Wayne Schrubsall (banjo and vocals - #13)
    Ellen Boling (vocals - #13)
    Gary Paul Hermus (vocals - #13)
    Eastwood Symphonic Eastwood Symphonic (CD)
    14.11.2023
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Letztlich ist diese Fusion zwischen dem Orchester und dem Jazz/Jazzrock-Quintett sehr gelungen.

    2019 verknüpfte Kyle Eastwood, der Sohn von Clint, mit dem Album "Cinematic" seine Leidenschaften Musik und Film. So hatte er Interpretationen diverser Filmmusiken vorgelegt, “Taxi Driver“, “Pink Panther“, “Skyfall“, Kompositionen von Lalo Schifrin, Bernard Herrmann, Henry Mancini und anderen. Vater Clint war bei drei Kompositionen beteiligt. Und nun wird er noch umfassender beteiligt mit dem aktuellen Album "Eastwood Symphonic". Es ist nämlich eine Hommage an den Vater, der, und das ist weniger bekannt, auch die Musik zu einigen seiner Filme selbst schrieb und dass Kyle ihn dabei unterstützt hatte, gerade bei den Arrangements.

    So war die Idee für dieses neue Projekt, die größten Filmmusiken des Vaters mit einer Mischung aus Jazz und Klassik neu zu interpretieren. So ist diese Album vor Allem dem Vater gewidmet. Wir hören zwölf Songs, aufgenommen mit dem Kyle Eastwood Quintet und dem Tschechischen Nationalen Sinfonieorchester unter der Leitung von Gast Waltzing. Clint Eastwood wird als Komponist für die Tracks 7, 10 & 11 genannt, mitgewirkt hat er bei den Tracks 1, 3, 4.

    Wer auf die Tracklist schaut, wird so manchen bekannten Filmtitel erblicken - "The Good, The Bad & The Ugly", "Dirty Harry" oder "A Fistful Of Dollars" beispielsweise. Alle diese Titel werden neu interpretiert. Gleich wuchtig und orchestral startet es mit der "Eastwood Overture", mit diversen Zitaten gespickt. Das Quintett setzt sich dann ab "Magnum Force" in Szene, Kyle grummelt hier auf dem E-Bass. Auf der Basis von rockendem Jazz kleidet das Sinfonieorchester mächtig aus, das erste Solo gilt jedoch Quentin Collins mit der Trompete.

    Das "Main Theme ("Gran Torino")" strahlt dann in eine ganz andere Richtung, hier bestimmt die orchestrale Ausrichtung wieder die Grundrichtung, doch Saxofon und akustischer Bass bringen jazzige Elemente ein. Und so, wie der Protagonist seinen Bass wechselt, so wechseln sich auch die Stimmungen der jeweiligen Songs ab, bei "Eiger Sanction" regiert swingender Jazz, bei "The Good, The Bad & The Ugly" wird wieder der Fusion-Sound der Siebziger herausgeholt, und der "Dirty Harry" rockt gar noch dazu im groovenden Funk-Umfeld.

    Doch, in welchem Fahrwasser der jeweilige Song auch schwimmen mag, eine sehr wichtige Rolle nimmt in jedem Fall das Czech National Symphonic Orchestra ein, und wirkt eigentlich auch meistens sehr soundbestimmend an erster Stelle. Letztlich ist diese Fusion zwischen dem Orchester und dem Jazz/Jazzrock-Quintett sehr gelungen, gerade dieses Ineinanderschieben der verschiedenen Elemente, und wenn sich dann das Quintett Raum verschafft für das eine oder andere Solo, dann entfaltet diese Vermengung reichlich Kraft und beste Unterhaltung.

    Kyle Eastwood (bass & double bass)
    Quentin Collins (trumpet)
    Brandon Allen (saxophones)
    Andrew McCormack (piano)
    Chris Higginbottom (drums)
    plus Czech National Symphonic Orchestra
    Lights Lights (CD)
    14.11.2023
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    elegante Fusion von erfrischender Art.

    Und wieder führt der jazzige Weg nach Schweden, heute stelle ich die aktuelle Platte "Lights" des schwedischen Gitarristen Alf Carlsson vor. Es ist sein Debüt-Album, und welche Absicht dahinter steckt, führt er selbst aus im Innenteil der CD-Verpackung: "What I wanted to achieve with this record was to reconnect with who I am, unfiltered. As light being split in a prism, I want to invite the listener to my eclectic musical self and all its colors."

    Ja, danke, Alf, für Deine Einladung, ich nehme sie gern an und will dabei sein, wenn ich dem Farbenspiel lauschen kann. Und mit dem Eröffnungstitel, "Gråtlåten (The Crying Tune)" werde ich ganz leicht und locker im Ausdruck empfangen, die Musik fliegt dahin und steigert sich langsam in einen Rausch zwischen Jazz und Rock, der Song erinnert mich im Aufbau und im Ausdruck sehr an einige von Pat Metheny.

    Doch bereits im zweiten Titel, "Brudpolska Från Rättvik (Wedding Song From Rättvik)" fühle ich ganz andere Assoziationen, denn das Thema ist stark folkloristisch geprägt und so basiert dieser wie der erste Song auf Eigeninterpretationen traditioneller schwedischer Volkslieder, die restlichen sechs Stücke sind Eigenkompositionen. Oft werden die Melodiepassagen gemeinsam von Gitarre und Piano gestaltet und von Bass und Schlagzeug einfühlsam umschmeichelt, stark auffällig ist das gerade bei "Brudpolska Från Rättvik (Wedding Song From Rättvik)".

    Doch Carlsson zeigt auch andere Gesichter. Präsentiert er sich mit "Chinook" noch ein wenig verträumt und gedankenverloren in einem Umfeld, das Raum für Fallenlassen bietet, im Übrigen erneut ein wenig in Richtung Metheny, so schleppt sich "The Epiphany" recht langsam dahin, als wäre der Rhythmus im Rockmodus verzögert worden, und darüber erhebt sich dann die Gitarre mit singendem und sattem Ton, wie man es zum Beispiel von einigen Protagonisten aus der Fusion-Szene der Siebziger kennt.

    Mit verzerrten Rock-Riffs und druckvollem Rock-Schlagzeug fährt "Travels" auf, und "The Search" hebt nun ganz sphärisch ab, mit Hall- und Echo-Effekten, so, als stände Kollege Terje Rypdal bereits zur Mithilfe vor der Tür. Aber diese Suche bestreitet Carlsson allein, und nach gut drei Minuten löst sich der Klangnebel auf und der Song schreitet mit romantisch geprägter Inspiration voran, und inmitten schwebender Gitarrenwolken erhebt sich Samuel Löfdahl zu einem emotionalen Bass-Solo, bevor ihn Pianist Dromberg ablöst.

    Der "21st Century Blues" lässt erneut klare und fast schon mit Latin-Anstrich ausgeschmückte Linien fliegen und weist innerhalb seiner Ausführung auch noch unterschiedliche Ausprägungen auf, und spätestens hier bemerkt man dann auch, wie sehr sich Carlsson als "Teamchef" und Gitarrist relativ zurückhält und seinen Mitspielern sehr viel Raum zur Mitgestaltung gibt, doch, wenn er sich dann zu Wort meldet, dann erleben wir einen sehr klaren und verspielt-verträumten Gitarrenton, der sowohl technische als auch emotionale Passagen beinhaltet und geschickt verknüpft zu einem oft recht individuell geprägten Stil, wobei ich dennoch oft wieder an Metheny denken muss.

    Nun weiß ich nicht, welche Vorbilder der seinerzeit junge Musiker, als er im Alter von Zehn das Gitarrenspiel aufnahm, in seine Entwicklung seit damals mit eingebracht hat, doch offensichtlich waren es nicht nur Jazzmusiker, sondern auch solche aus dem Rockbereich. Letztlich verbindet er in seinen Kompositionen beide Elemente, plus die gewisse Spur Folk. Jedenfalls empfinde ich die Art der Fusion, die hier vorgetragen wird, als Summe von Ausprägungen des Genres, wie sie seit den End-Sechzigern vorangetrieben wurde, so muss ich bei gelegentlichen Passagen auch an Larry Coryell denken aus jenen Tagen, oder weiterhin komme ich mitunter nicht umhin, Volker Kriegel in meine Gedanken einzubeziehen.

    Wie auch immer, mit "Where's The Party At?" werden wir beschwingt verabschiedet aus einer Platte mit eleganter Fusion von erfrischender Art.

    Alf Carlsson (electric guitar, acoustic guitar)
    Samuel Löfdahl (double bass)
    Anton Dromberg (piano)
    Hannes Sigfridsson (drums)
    Tango Bar Greg Copeland
    Tango Bar (CD)
    25.10.2023
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    So sei "The Tango Bar" ein Album über Zeit und die Reibung/Spannung, die wir fühlen, wenn sie vergeht....

    Unglaublich, aber es ist wahr. 1982 war es, dass Greg Copeland sein Debüt-Album "Revenge Will Come" veröffentlichte, 2008 den Nachfolger präsentierte, "Diana And James" und nun, 2020, sein erst drittes Album vorstellt. Und mit "The Tango Bar" ist dem mittlerweile 74-jährigen Musiker ein grandioser Wurf gelungen.

    Im Kern relativ spartanisch arrangiert und eingespielt, als Basis sind es eigentlich neben dem meist singenden Copeland die beiden Musiker Tyler Chester und Greg Leisz, die den Hauptanteil ausmachen und den ganzen Charakter der Musik mitbestimmen. So ist es gelungen, eine sehr intime Atmosphäre zu schaffen, die dennoch sehr ausdrucksstark und expressiv ihre Wirkung entfalten kann. Anlässlich eines Interviews mit dem Künstler wies dieser auch darauf hin, dass das Hauptanliegen war, alles Ausschmückende weitestgehend zu eliminieren, so dass nur das Wesentliche auf dieser Platte zählen soll.

    Und mit einem seiner engen Freunde, neben Jackson Browne und Steve Noonan, ist es hier Greg Leisz, der äußerst rührige Sessionmusiker (von Willie Nelson und Eric Clapton über die Eagles oder Crowded House bis hin Bruce Springsteen oder Joe Cocker, und natürlich Jackson Browne sowie wahrscheinlich zig-anderen Produktionen), den Greg zur Zusammenarbeit gewinnen konnte. Eigentlich sind es seine "Wunschmusiker", mit denen das Album eingespielt wurde, und genau das zeigt sich auch im Endergebnis beeindruckend.

    Beim Lead-Gesang pausiert Greg bei vier Songs und überlässt diesen Part jeweils Inara George (#1) und Caitlin Canty (#6, 7, 8) Inara, im Übrigen die Tochter von Lowell George (Little Feat), startet den bewegenden und oft melancholischen Reigen mit weicher und warmer Stimme, nur unterstützt von Piano und Bass. Welch' ein Auftakt! Ähnlich verträumt nimmt der nächste Song seinen Lauf, Greg's raue und gegerbt klingende Stimme, manchmal höre ich gar einen Hauch von Randy Newman, führt uns mittels weiterer Zutaten von Akkordeon, Zither, Gitarre und zart akzentuierter Perkussion tiefer in diese wunderbare Welt der neun Songs.

    Diese Musik lädt ein zum Verweilen, zum entschleunigten Hören, veranlasst rasch dazu, sich bequem zurückzulehnen und den Feinheiten zu lauschen, und den Geschichten, die uns der Protagonist hier erzählt. Und diese Geschichten soll es bald auf "Bandcamp" als Texte zum Nachlesen geben. Nach dem etwas flotteren "Scan The Beast" mit diesem unwiderstehlich schleppenden Rhythmus und dem ungeheuer lasziven Ausdruck, herrlich, wenn sich Greg Leisz an der Lap Steel und Val McCallum an der E-Gitarre die Bälle zuspielen und gemeinsam einen deftigen Sound hinlegen, wird es nachfolgend dann wieder ruhiger.

    Eine laszive Stimmung zieht sich wie ein roter Faden durch die Songs, mit gedämpften Pfeiftönen ist "Coldwater Canyon " angereichert, "Lou Reed" ist dann wieder ein wenig rockorientiert, und dann übernimmt Caitlin Canty für drei Songs den Gesangspart, auch wieder hervorragend im Ausdruck, auch mit warmer und emotional stark ausgeprägter Simme. Gar ein wenig mystisch wird es mit "Beaumont Taco Bell", wenn sich ihre Akustikgitarre mit der Pedal Steel von Greg Leisz trifft und zusammen ein schwebender Sound geschaffen wird, der mit seinem geheimnisvollen Ausdruck durchaus fesselnd wirken kann. Zum Schluss gibt es mit dem Titelsong noch ein Schmankerl mit einem Bläserarrangement von Trompete und Flügelhorn. Das ergibt eine Dicke Prise Melancholie, mich erinnert das Arrangement an die Colliery Bands aus Großbritannien und Wales, die einst von Bergleuten gegründet wurden. Und dazu noch dieser fast schon sprechende Gesang, das erzeugt Gänsehaut.

    Aber so ist eigentlich jeder Song ein Volltreffer, keiner ähnelt dem anderem, besitzt also viel Eigenständigkeit, und dennoch ist die Musik der Platte wie aus einem Guss. Sofern man sich darauf einlässt, hinterlässt sie eine große Faszination und strahlt ganz viel Wohlgefühl aus, man möchte gleich weiterhören. Und da weist uns Greg Copeland auch darauf hin, dass der zweite Teil bereits im nächsten Jahr erscheinen soll! Resümierend muss ich feststellen, dass, wenn ich die beiden vorhergehenden Platten mit dieser neuen vergleiche, dass Greg Copeland nun einen sehr persönlich auf ihn zugeschnittenen Stil gefunden hat, der ihn als einen der großen Individualisten in der Singer/Songwriter-Szene ausweist. Ich denke, so hat er seinen Weg gefunden, er sollte zufrieden sein. Ich bin es auch mit dieser wunderschönen Musik, die so viel Intimität, Wärme, Leidenschaft und Gefühl ausstrahlt.

    Das Coverphoto zeigt im Übrigen einen 22-jährigen Copeland in Griechenland, dabei seine damalige Ehefrau Pamela Polland (wer kennt es noch - "Please Mr. D.J."?) und zwei Einheimische, die insofern für Greg eine Art Zeitreise symbolisieren, waren sie doch damals in dem Alter, in dem er heute ist. So sei "The Tango Bar" ein Album über Zeit und die Reibung/Spannung, die wir fühlen, wenn sie vergeht....

    Greg Copeland (vocals, acoustic guitar - #4, harmony vocals - #7, rhythm guitar - #9)
    Inara George (vocal - #1)
    Tyler Chester (piano -#1, 3, 4, 6, 7, 9, bass - #1, 3, 4, 5, 6, 7, guitar - #2, 9, keyboards - #3, 4, 5, 6, 7, 9, percussion - #4, horn arrangement - #9)
    Davíd Garza (piano - #2, zither - #2, harmony vocals - #2)
    Rob Burger (accordion - #2)
    Jay Bellerose (drums, percussion - #2, 7)
    Madison Cunningham (harmony vocals - #2)
    Greg Leisz (lap steel - #3, electric guitar - #4, 5, 7, acoustic guitar - #7, harmony vocals - #7, pedal steel - #8)
    Val McCallum (electric guitar - #3, 6)
    Anna Butters (acoustic bass - #3)
    Don Heffington (drums, percussion - #3, 5)
    Caitlin Canty (vocals - #6, 7, 8, rhythm guitar - #7, acoustic guitar - #8)
    Stewart Cole (trumpet, French horn - #9)
    Out Of The Heart Of Darkness Out Of The Heart Of Darkness (LP)
    13.07.2023
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Schon lange habe ich nicht mehr solche harmonische und melodiebetonte Rockmusik der feinen Art gehört.

    L.A. Edwards, das ist eine Rockband aus Carlsbad, Kalifornien. Luke Andrew (L.A.) hat diese Platte, "Out Of The Heart Of Darkness", im Übrigen die dritte Veröffentlichung, zusammen mit seinen Brüdern Jay und Jerry eingespielt.

    "Little Boy Blue", o je, ein kleiner Junge spricht eine bedrohlich wirkende Einleitung: "In the water I couldn't breathe, it was dark......" Was mag dahinter stecken, ein autobiografisches Erlebnis eines Beinah-Ertrinkens? Meinem Promo-Exemplar liegen keine Texte bei, doch aus dem Song höre ich so auch nichts in dieser Hinsicht heraus. Vielmehr wird hier einfach sehr melodisch gerockt und somit wird mein Hauptaugenmerk eh auf die Musik gelenkt. "I took the hard way", singt Luke Andrew Edwards, vielleicht beschreibt er seine Schwierigkeiten, erwachsen zu werden?

    Also - bleibe ich bei der Musik. Und diese bewegt sich in einem sehr zugänglich geprägten Umfeld. Da scheint die Sonne des Westcoast Rocks, da durchziehen musikalische Assoziationen hin zu den Siebzigern und gelegentlich Achtzigern an mir vorbei. Harmonie, Melodik, ein wenig poppige Ausprägungen hier und da, und vielleicht ein wenig Jackson Browne, eine Spur Tom Petty, "Surrender" zeigt dann noch ein wenig mehr eine rockende Art, bis mich "Time To Go" wieder auf die Entspannungs-Schiene bringt. Da schwingt gar ein Hauch "Schmalz" im Song, es klingt so wehmütig, so melancholisch und nachdenklich, bis dann jedoch nach gut zwei Minuten eine rockende Passage einsetzt, sie mich ganz spontan gedanklich hin zur schottischen Band Big Country leitet. Ja, das ist ein feiner Song!

    "Stick To You", das klingt aber nun doch wie Tom Petty pur, der jinglende Gitarrensound ist es wohl, den, den Petty damals ja auch von Roger McGuinn entlehnt hatte. Wieder ist dieser Song ein kleiner Ohrwurm, schöne Bridges, haftender Refrain, und dieser tolle Gitarrensound. "Already Gone", nein, das ist nicht jener Song, den Jack Tempchin und Robb Strandlund einst für die Eagles schrieben. "Peace Be With You", Friede sei mit Euch, dazu passt der Einstieg mit der satten Kirchenorgel, bevor der Song dann in ein sonniges Westcoast-Feeling abgleitet. Ja, von L.A. (dieses Mal die Stadt) und einem 'endless summer' wird gesungen, und schon wieder ist ein toller Song entstanden. Dazu meine ich ständig, Passagen des Eagles-Songs "Hotel California" wahrzunehmen.

    "The Lucky One" erinnert dann wiederum in der Eingangssequenz ein wenig an die Rolling Stones, und ich stelle fest, dass sich in den Songschreibern der Band eine Menge Musik vergangener Tage eingegraben zu haben scheint. Aber - kopiert oder nachgeahmt wird hier nichts, man verarbeitet all' diese Einflüsse zu einem dichten und eigenständigen Sound, und allein die Stimme des Leaders mit einem zarten Vibrato in der Stimme ist ein Aushängeschild. Schon lange habe ich nicht mehr solche harmonische und melodiebetonte Rockmusik der feinen Art gehört.

    LINE-UP:

    Luke Andrew Edwards (vocals, guitars, lap steel, piano, flute, bass, mandolin, drums)
    Jesse Daniel Edwards (vocals, guitars, bass, piano, synth, organ, percussion)
    Jerry Edwards (drums, vocals, percussion)
    Sweet Western Sound Tanya Tucker
    Sweet Western Sound (CD)
    10.07.2023
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    ...wiederum wirkt die Musik recht zeitlos.

    Ihr bisher letztes Studioalbum "While I’m Living" aus 2019 schlug ein wie eine Bombe, denn die 1959 geborene Tanya Tucker konnte mit dieser Comeback-Platte 2020 bei den "62nd Grammy Awards" den Titel "Best Country Album" einheimsen, auch der Song "Bring My Flowers Now" gewann den Titel des "Best Country Song". Nach ihrem großen Hit "Delta Dawn" sicher wieder eine großartige Anerkennung ihres Schaffens, nach einer etwa zehnjährigen Pause, und Shooter Jennings, der Sohn von Waylon Jennings, hatte Tanya damals dazu überredet, diese Platte aufzunehmen, die er zusammen mit Brandi Carlile produziert hatte.

    Und auch für den nun erschienenen Nachfolger "Sweet Western Sound" zeichnen die Beiden für die Produktion verantwortlich. Und erneut ist ein hervorragendes Album entstanden. Noch immer vordergründig ist die ausdrucksstarke, raue und frech wirkende Stimme der Protagonistin, die sich weiterhin nicht dem aktuellen und schon eine Weile andauernden Country-Mainstream zugewandt hat, sondern noch immer einen Tick Outlaw in sich trägt. Allerdings ist die Musik der neuen Platte dann doch ein wenig geglätteter als der Vorgänger geworden.

    Tradition und moderne Ausrichtung von Country sind gleichwohl die Eckpfeiler geblieben, wiederum wirkt die Musik recht zeitlos. Sicherlich sind Carlile und Jennings mitverantwortlich als Produzenten, haben doch Beide auch einige Songs mitgeschrieben, und Shooter spielt auch wieder Piano auf vielen Songs. Alle Texte sind im separaten Booklet abgedruckt und lassen einen Blick werfen in die Gedankenwelt der Protagonistin, zumindest die vier Songs betreffend, für die sie mitverantwortlich zeichnet. Aber auch sonst können die Texte mit Tiefgang punkten.

    Der erste Song ist absolut ungewöhnlich, und man hört lediglich die Stimme von Billy Joe Shaver, das ist eine Voicemail, die er einst an Tanya schickte. Shooter Jennings schreibt hierzu: 'A song written by Billy Joe and Tanya. One day Billy Joe left a voicemail with the song on it and Tanya's been playing it for us since we started making the first album. Brandi had the idea to start and end the album with the voicemail'. Und so hört man am Schluss des letzten Songs noch einmal Billy Joe Shaver, ab 3:38, für etwa dreizehn Sekunden.

    Und "Kindness" setzt dann sogleich Akzente, der von Tim und Phil Hanseroth geschriebene Song setzt sofort Tanya's sofort gefangen nehmende Stimme in den Fokus und strahlt durch seine beeindruckende Harmonie, abgerundet durch die Steel Guitar von John Schreffler. In Verbindung mit Elton John kennt man Bernie Taupin, hier war er zusammen aktiv mit Brandi Carlile, von Beiden stammt "Breakfast In Birmingham", auch wieder ein toller Countrysong mit einem hohen Mass an Emotion, dieser Sound gräbt sich sogleich tief in die Seele. Brandi singt hier zusammen mit Tanya.

    Den Titelsong wird man vergeblich suchen, doch die Zeile "Sweet Western Sound" findet man dann im vierten Song, "Waltz Across A Moment", ein Song von Shooter Jennings, ja, so sehr im Balladenmodus kennt man den Rocker kaum. 'Just waltz across the moment to that sweet Western sound....' Im mehr traditionellen Country-Gewand kann das flotte "The List" erfreuen. Textlich geht es um eine Liste, und zwar eine '...list of things you don't like about me...' Sehr ergreifend ist der Song "Letter To Linda", ein Song über Linda Ronstadt, die 2013 bekannt gab, dass sie krankheitsbedingt nicht mehr singen könne. Diesen Song hat Tanya gemeinsam mit Shooter Jennings komponiert. 'You left an unforgettable, incredible stamp on me, a voice from Heaven above to the body the below, if I close my eyes I can still feel the glow.'

    Ja, und zum Schluss dann die Frage zu "When The Rodeo Is Over": "Where Does The Cowboy Go?" Untermalt von der fast schon weinenden Steel Guitar des Meisters Paul Franklin ist das ein ungemein emotionaler Abschied dieser sehr beeindruckenden Platte, mit der Tanya Tucker erneut bewiesen hat, dass man auch zeitgemäße Country-Musik noch mit einem sehr persönlich geprägtem Ausdruck vorlegen kann. --------LINE-UP: Tanya Tucker (vocals - #2–10)
    Billy Joe Shaver (vocals - #1, 10)
    Brandi Carlile (background vocals - #2–6, 9, 10, vocals - #3, 7, 8, piano - #5)
    Ted Russell Kamp (banjo - #2, 3, bass guitar - #3, 7–10)
    Phil Hanseroth (bass guitar - #2, 5, 6, acoustic guitar - #3, background vocals - #5)
    Matt Chamberlain (drums, percussion - #2, 3, 5–9)
    Chris Masterson (electric guitar - #2–5, 7, 9, 10, baritone guitar - #6 , acoustic guitar - #8)
    Shooter Jennings (piano - #2–10, synthesizer - #2 , mellotron - #9)
    John Schreffler (steel guitar - #2–6, 8, 9)
    Tim Hanseroth (acoustic guitar - #3, 7, 9, 10, background vocals -#5)
    Alabama Jennings (celesta, organ, strings - #7)
    Paul Franklin (steel guitar - #7, 8, 10)
    Jamie Douglass (drums, percussion - #10)
    Winds Of Change Winds Of Change (CD)
    13.06.2023
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Eingespielt wurde es mit einer Spitzenbesetzung, und vom Geist des Hard Bop beseelt, liefern die vier Musiker mit sieben Songs ein der Band ebenbürtiges Spitzenergebnis ab.

    Den 1957 in Los Angeles geborenen Jazzpianisten Billy Childs hatte ich vor einigen Jahren bereits mit seiner Platte "Rebirth" vorgestellt. Die klassische Jazzbesetzung im Quartettformat setzt sich mit dem aktuellen Album "The Winds Of Change" fort. Eingespielt wurde es mit einer Spitzenbesetzung, und vom Geist des Hard Bop beseelt, liefern die vier Musiker mit sieben Songs ein der Band ebenbürtiges Spitzenergebnis ab.

    Unter den sieben Stücken gibt es fünf Eigenkompositionen des Pianisten plus eine von Chick Corea ("Crystal Silence") und eine von Kenny Barron ("The Black Angel"). Einerseits fügen sich die beiden Songs ein in den engmaschig fließenden Gruppensound und andererseits bringen sie einen Schwung zusätzlicher Frische ein. Dem Sound kommt dieses Erachtens durchaus zupaß, dass Childs nicht nur im Jazz zu Hause ist, sondern auch im Bereich der klassischen Musik. Diese Spuren hat er jedenfalls sowohl in seinen Kompositionen als auch im Spiel hinterlassen.

    Das All-Star Quartett hat mit dem Trompeter Ambrose Akinmusire, dem Bassisten Scott Colley und dem Schlagzeuger Brian Blade drei hervorragende und exquisite Musiker an Bord, die allein für sich beanspruchen, mich als Hörer dazu zu bewegen, jedem Einzelnen im Spiel näher zu lauschen, denn das, was sie abliefern, ist wahrlich exzellent, klar - und Billy Childs natürlich auch. Und diese Summe von Brillanz verfügt sich zu einem druckvollen und ausdrucksstarken Ganzen, das musikalisch mitunter vor einer Explosion zu stehen scheint.

    Und so kann man einfach auch nicht einen besonderen Song hervorheben, weil sie alle hervorragend sind. Nicht nur, weil ich es in der Pressemitteilung gelesen habe, sondern weil ich bei einigen Songs tatsächlich auch so empfand, führt der Protagonist einen weiteren Einfluss auf das Album an: Kenny Wheelers Album Gnu High von 1976, auf dem Keith Jarrett, Dave Holland und Jack DeJohnette mitwirkten. »Das wies mir den Weg zu einer interaktiven Konversation mit den anderen Musikern«, sagt er. Um dieses Konzept zu verwirklichen, brauchte Childs eine Band von Jazz-Superstars, und er fand sie in Akinmusire, Colley und Blade. »Ich habe all diese hochtrabenden Projekte gemacht, kammermusikalische Sachen, symphonische Sachen... ich wollte einfach wieder ein Jazzpianist sein. Glücklicherweise finden diese außergewöhnlichen Musiker meine Musik so interessant, dass sie daran teilhaben wollen.«

    Diese Worte kann ich gern unterstützen, und das Ergebnis der Sessions aus Hollywood vom 14-16.Mai 2022 spricht für sich, Musik, die sich zwar vornehmlich auf Traditionen der Sechziger und Siebziger stützt, aber mit dieser Art der Arrangements eine andere Richtung anzeigt, weg von klassischen Schemata des Jazz, verbunden mit einem hohen Mass an Eleganz und dramatisch wirkenden Passagen voller Strahlkraft! Dabei wird diese Stimmung im Einklang von schnelleren Tempi und Balladenmodi ausgefüllt.

    --------Line-up:

    Billy Childs (piano)
    Ambrose Akinmusire (trumpet)
    Scott Colley (bass)
    Brian Blade (drums)
    Coming Home (Jazz Thing Next Generation Vol.97) Coming Home (Jazz Thing Next Generation Vol.97) (CD)
    13.06.2023
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    ...da kann noch etwas mehr kommen, obwohl Coming Home bereits ein Spitzenalbum ist!

    Die aktuelle Ausgabe der Serie der Zeitschrift Jazzthing, "Next Generation", hier bereits "Vol. 97", widmet sich dem jungen, 2001 in Luxemburg geborenen Schlagzeuger und Vibrafonisten Mathieu Clement. Neben seinem Schaffen im JugendJazzOrchester NRW hat er nun sein Debüt-Album vorgestellt, Coming Home.

    Und nicht nur, dass er hier eine hervorragene musikalische Leistung als Schlagzeuger und Bandleader abliefert, sondern alle acht Songs hat er auch komponiert. Zweimal kann man den Protagonisten auch am Vibrafon erleben, bei "The Sleepwalker" und bei "Kyana", das mit noch nicht noch einmal zwei Minuten Spielzeit wie ein Zwischenspiel wirkt und das kürzeste Stück ist.

    Gleich von Beginn an wird man mitgerissen mit Musik, die mich gedanklich entführt in eine andere Zeit. Denn ich spüre sofort so etwas wie den Geist von Hard Bop, so ähnlich klang auch Einiges aus den Sechzigern. Angetrieben vom vehementen Spiel des Drummers legen beim Auftakt "Five Children" die jeweiligen Solisten sofort ungehemmt los und ihnen wird Leine gelassen. Ich spüre sofort, dass es den Musikern offensichtlich Freude bereitet hat, zusammenzuspielen, denn insgesamt wird die Musik angeführt von einem Ausdruck von Leidenschaft, Lässigkeit und Frische.

    Clement, der bereits seit seinem siebten Lebensjahr Schlagzeug spielt, spielt "wie ein Alter"! Und eines meine ich während des ganzen Durchlaufs zu bemerken, hier schwingt eine Menge mit, dass mich an den großen Art Blakey denken läßt. Genauso antreibend wirkt er mit seiner druckvollen und ungemein swingenden Spielweise.

    Erst mit "Aphasia" kehrt etwas Ruhe ein, und im balladesken Umfeld gönnt man sich Momente und Passagen, die von großem Ausdruck geprägt sind, ein wenig romantisch klingt das auch, und verträumt, dermaßen, dass Bilder im Kopf entstehen können, vielleicht irgendwo nachts in New York, der Mond scheint durch die Häusergassen und aus einem Jazzclub erklingt diese Musik...

    Alle Musiker sind jung, alle unter Dreissig und sie spielen doch sehr tradionell, gleichwohl dem Jazz auch frische Elemente einhauchend, man nutzt die ganze Bandbreite des Jazz, Improvisationen Aller unterstreichen den gemeinschaftlichen Gedanken, von dem diese Musik beseelt zu sein scheint. Ja, die Entwicklung dieses jungen Musikers sollte man unbedingt im Auge behalten, da kann noch etwas mehr kommen, obwohl Coming Home bereits ein Spitzenalbum ist!

    Jakob Bänsch (trumpet - #1, 2, 4, 5)
    Matthias Schriefl (trumpet - #3, 6, 8)
    Victor Fox (tenor saxophone)
    Adrian Gallet (tenor saxophone)
    Leon Hattori (piano)
    Jan Blikslager (bass)
    Mathieu Clement (drums, vibraphone - #5, 7)

    Hand In Glove Hand In Glove (CD)
    06.03.2023
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    ...das Alles ist handwerklich perfekt gestaltet, mit Herzblut und Engagement!

    Matt O'Ree, geboren 1972, stammt aus New Jersey, bereits im Jahre 1994 gründete er die Matt O'Ree Band. Beeinflusst wurde er in jungen Jahren vom Blues, allen voran von Musikern wie Albert King, Howlin' Wolf, Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan. Seit dem dreizehnten Lebensjahr spielt er Gitarre und mit fünfzehn war er bereits in Bands tätig. Nach der High School übte der Protagonist ebenfalls eine Lehrtätigkeit aus und arbeitete in Aufnahmestudios. 2015 war es, dass O'Ree als Rhythmusgitarrist auf einer Tournee von Bon Jovi mitreiste.

    Ein Debüt-Album wurde 1998 veröffentlicht, "88 Miles", danach gab es mit der Band etliche Supports für internationale Künstler*innen, und nun erschien ein neues Album, "Hand In Glove". Seit Beginn an ist auch die Ehefrau von Matt dabei, Eryn O'Ree bestreitet auch nun wieder die Lead Vocals. Kompositorisch liegt mit den elf Songs des Albums eine Gemeinschaftsarbeit der ganzen Band vor, so dass Alle ihren Einfluss haben geltend machen können.

    So sollen sich Einflüsse von Led Zeppelin, Jimi Hendrix, Bad Company, Deep Purple, Aretha Franklin, Etta James, ZZ Top und Rush eingeschlichen haben. So - Ton ab! "Whole Lotta Nothin", klingt fast so bombastisch wie "Whole Lotta Love", vielleicht nicht von ungefähr, klingt Drummer John Hummel doch so wie John Bonham, Schlagzeuger bei Led Zeppelin. Und Matt O'Ree bei einem der Songs, bei dem nicht die Ehefrau singt, legt sich auch kraftvoll ins Zeug, hat Shouter-Qualitäten und erinnert mich auch an Leslie West. Ja, das riecht nach klassischem Rock!

    Und dieser "Geruch" verbreitet sich unablässig. "Walking on the Edge of My Dreams" erklingt und Eryn O'Ree greift ein mit ihrer rauen und "rotzig"-kratzigen Stimme voller Power und Ausdruckskraft. Dabei schwingt eine dicke Prise von bluesigem und souligem Feeling mit, und auch hier ist es Ehemann Matt, der mit einem satten Gitarrensound entscheidend die Stimmung prägt, inklusive eines kurzen, aber prägnanten Solos. "Can't Undo", das Tempo wird ein wenig gedrosselt und ein Hauch von Blue-Eyed-Soul schwebt durch den Raum.

    "Stepping Stone", und wenn Eryn singt, dann muss ich sofort an Janis Joplin denken, sie klingt zwar nicht wie die Kollegin, aber Intensität und Feeling lassen an sie erinnern, und dann ist das auch noch die erste Ballade des Albums, und das zusammen ergibt eine herrlich emotionale Stimmung! Und diese steigert sich dann noch im Laufe des Songs, der härter wird und die Gitarre wieder heftig erklingen lässt.

    Überwiegend höre ich ein an klassischem Rock orientiertes Album, da schwingen auch die Siebziger mit, gar ein wenig Bad Company könnte man assoziieren, das Alles ist handwerklich perfekt gestaltet, mit Herzblut und Engagement, und stets spürt man den einen oder anderen Geist des Blues, als Rock verkleidet, durch den Raum huschen. An eine ein wenig härtere Art der Band Free muss ich zum Beispiel bei "Better As I Go" denken, klasse! Der Blueshauch verstärkt sich hin und wieder, wie mit "So Lonely", einem der weiteren balladesk orientierten Songs.

    Doch spätestens mit "Tore Up" sind wir wieder beim kompromisslosen Hard Rock gelandet, auf den Punkt, ganz hart und trocken, geht es ab, mit satten Gitarren und den Keyboards im Hintergrund, das klingt dann auch noch ein wenig an ganz frühe Deep Purple aus den Siebzigern. Die satten Gitarren werden im Abschlusstitel, "He Loves Me Anyway", dann gegen die akustischen ausgewechselt, die Drums weichen der Handperkussion, und Eryn trägt diesen Song etwas zurückhaltender vor, aber mit viel Emotion, und Matt singt auch seinen Part mit ruhigerer und rauer Stimme, hier vielleicht mit einem Hauch von Frankie Miller.... LINE-UP:

    Matt O'Ree (guitar, vocals)
    John Hummel (drums)
    Lex Lehman (bass)
    Eryn O'Ree (vocals)
    Layonne Holmes (backing vocals)
    Matt Wade (keyboards)...
    TRACKLIST:
    1 Whole Lotta Nothin
    2 Walking on the Edge of My Dreams
    3 Can't Undo
    4 Stepping Stone
    5 Wake Up and Live
    6 Better As I Go
    7 So Lonely
    8 I'll Be Your Shotgun
    9 This Reality
    10 Tore Up
    11 He Loves Me Anyway
    Plié Dreiviertelblut
    Plié (CD)
    02.03.2023
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    ...sehr authentisch, sehr direkt, sehr menschlich und dadurch berührend in seiner Aussage.

    Als Nordlicht nicht ganz einfach - Musik aus Bayern, natürlich bezogen auf die Texte. Aber anhand der beigefügten Texte geht es letztlich doch, ganz so schwierig ist es dann doch nicht. Dreiviertelblut, so der seltsame Name der Band, gegründet von Sebastian Horn und Gerd Baumann, entstanden einst als Filmmusik-Projekt, das war 2012.

    Und nun erschien das mittlerweile vierte Album der Band, die sich zwischenzeitlich zum Septett erweiterte, "Plié", so der Name. Was bedeutet es? Bei WikiHow erfährt man, dass das ein einfacher Ballettschritt sei, der gelernt wird, wenn man die Grundlagen erwirbt. Es gibt zwei Versionen eines Pliés – ein Demi Plié und Grand Plié. Nun, an Ballett erinnert mich die Musik nun gar nicht, wenngleich die textlichen Spitzen durchaus passen könnten.

    Dennoch "tänzelt" der Sound recht beschwingt durch jeden der zwölf Songs. Bereits mit der Eröffnung "Om (Do Schneibts)" wird man in diese magische Atmosphäre hineingezogen. ("Om sauft Bluat und unten Bier") Dazu ertönt ein dunkler, sonorer Gesang, mitunter nah am Sprechgesang, raffiniert arrangierte Bläserarrangements schmiegen sich an, eine Lap Steel wimmert so herrlich.

    Wir treffen auf schwungvolle Melodien, manchmal herumschwirrend, wie auf einem Rummelplatz wirkend ("Insomnia"), manchmal ganz feierlich wie im Intro zu "Ast vom Baam", das dann rasch in einen Reggae-Modus hinüber gleitet. Und so entstand ein absolut individueller Sound, der sofort anspricht und anspringt, sehr eigenwillig ist, mitunter düster wirkend, und so assoziiere ich hin und wieder gar ein wenig Nick Cave.

    Die Texte sprechen eine poetische Sprache, mitunter mit spitzer Zunge, und auch Kritik wird laut, zum Beispiel wenn "Das Lied vom unbekannten Soldaten“ erklingt. Auf ihre ganz eigene Art führt man hier die Sinnlosigkeit des Krieges vor. ("Es hod mi wer daschossen, aber es hod eam ned vui bracht, hat 5 Minutn länger glebt, jetz werd a nimmer wach.")

    Ein wenig Finsternis, mehr Moll als Dur, manchmal etwas morbide, aber stets mit (auch schwarzem) Humor, super, wie "Liedeslied" plötzlich, aber kurz, in einen Gypsy Swing übergeht. Viele Emotionen werden losgelassen, die Musik kann sofort packen, man versteht es, diesen bestimmten Nerv von Zuhörern*innen sofort zu reizen, alles sehr authentisch, sehr direkt, sehr menschlich und dadurch berührend in seiner Aussage.

    Machina Mundi Machina Mundi (CD)
    02.03.2023
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Ja, diese Musik ist sehr bewegend und mitreissend.

    Luboš Soukup ist ein tschechischer Musiker, der in Kopenhagen lebt. Der Jazzer spielt Tenor- und Sopran-Saxofon sowie Klarinette. Er spielt mit verschiedenen Formationen, unter anderem als Machina Mundi. Der Name soll entstanden sein im Rahmen einer philosophischen Betrachtungsweise, dass das Universum wie eine Maschine arbeiten würde. Mit diesem selbstbetitelten Werk wird das Debüt-Album vorgelegt.

    Musikalisch bewegt man sich im Bereich der Fusion zwischen Jazz und Rock. Dabei ist auffällig, dass man sich stark an den Anfangstagen dieser Bewegung orientiert, am stärksten spürt man eine Hinwendung zu der frühen Formation von Weather Report. Also finden wir eine Ausrichtung vor, die sich in erster Linie am Zusammenspiel zwischen Saxofon und Keyboards orientiert. Dabei stehen noch nicht die Synthies im Vordergrund, wie sie später von Musikern wie Chick Corea oder anderen Protagonisten jener Szene stark vordergründig eingesetzt wurden. Vielmehr regiert hier der Klang des Rhodes, und auch der von Graig Earle gespielte Bass ist ein akustischer, der wiederum, und das passt dann ja auch, an Miroslav Vitous erinnert. Und der wiederum spielte auf dem 1971er Album von Josef Zawinul, auch hier höre ich eine musikalische Verbindung. So sucht man auch hier bei der Soundgestaltung eine elektrische Gitarre vergeblich.

    Sicher hat man auch die bisherige Entwicklung der Fusion-Bewegung nicht außer Acht gelassen, und so wird der Sound, entsprechend modernisiert, auch durch die Verwendung von Electronics angereichert, ohne dass es vordergründig oder störend wäre. Mit komplexen Arrangements und einem Sound, der sich zwischen einem sanftem Groove federnder Rhythmen als auch schwebend wolkigen Passagen bewegt, findet man rasch einen Zugang zu dieser im Grunde positiv strahlenden Musik, mit vielen lyrischen Momenten.

    Einzige Ausnahme in der Gestaltung bietet Track Sechs, "The Eight Star" wird unterstützt durch den Gesang von Karmen Roivassepp, der allerdings, wortlos gestaltet, eher ein weiteres Instrument darstellt, wie man es hinsichtlich dieses Ausdrucks auch von Flora Purim kennt, die allerdings mit ihren wortlosen Gesangsbeiträgen wesentlich prägnanter im Vordergrund stand.

    Im Übrigen sollen sich die sieben Songs hinsichtlich ihrer Titel an Tarot-Karten orientiert haben, so dass man den Songtiteln jeweilige Bedeutung zumessen kann, zum Beispiel bei "The Wheel Of Fortune" mit der Aussage, dass sich das Leben plötzlich und spontan verändern kann. Widmen wir uns also der Welt, "The World", der längste und letzte Song des Albums, wird nun etwas freier und unruhiger. "Die Welt" ist eine der Trumpfkarten des Tarot. Laut Wikipedia steht sie für Erfolg und das Erreichen des (eines) Ziels. Die Karte gibt uns den Rat, dass absolute Zufriedenheit darin besteht, an unsere Umwelt all das zurückzugeben, was wir auf unserem Weg erworben bzw. gelernt haben.

    So kann Jede/r für sich entscheiden, ob diese Aussagen, sowie weitere Bedeutungen, auch in den 12:20 Minuten umgesetzt werden können, jedenfalls ist der Aufbau des Stückes aufgrund seiner Länge natürlich offener und beinhaltet verschiedene emotional ausgeprägte Stimmungen. Auf jeden Fall ist es hervorragend, wie die vier Musiker agieren, Soukup zum Beispiel findet sich wieder in einem freieren Spiel, neben meditativ wirkenden Momenten zwei Gegenpole, die die Protagonisten fest im Griff haben. Ja, diese Musik ist sehr bewegend und mitreissend.
    Live At Rockpalast 2003 Colosseum
    Live At Rockpalast 2003 (CD)
    02.03.2023
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Die Band war bei diesem Konzert in großartiger Spiellaune...

    Ein grandioses Live-Album 1971, dann nach langer Pause die Reunion mit einer Veröffentlichung des Konzerts aus 1994, und nun, dank des rührigen Labels Repertoire Records, liegt ein weiteres Dokument dieser so wichtigen britischen Band, Colosseum, vor, nun heißt es "Live At Rockpalast 2003", zwei CDs und eine DVD dokumentieren dieses Ereignis, live aufgenommen am 27. September 2013 beim Viersen Jazz Festival.

    Seinerzeit war gerade die Platte "Tomorrow’s Blues" erschienen, die letzte klassische Besetzung war dort noch zusammen. Doch zu jener Zeit musste der schwer erkrankte Dick Heckstall-Smith die Promotion-Tour zu diesem Album vorzeitig abbrechen und so sprang kurzfristig die Ehefrau von Jon Hiseman ein, und sie sollte dann auch weiterhin Mitglied der Band bleiben.

    Von "Tomorrow's Blues" wurden beim Konzert vier Songs vorgestellt, "Tomorrow’s Blues", "Come Right Back", "In The Heat Of The Night" und "Hard Times Rising". Ansonsten durften natürlich solche wichtigen Songs wie "The Valentyne Suite", hier mit gut einundzwanzig Minuten Spielzeit oder "Lost Angeles" (15:39) nicht fehlen. Dazwischen gibt es vor einigen Songs Ansagen von Hiseman und zwischen den beiden soeben genannten Songs das obligatorische Schlagzeugsolo, hier mit einer Länge von 7:27.

    Die für Heckstall-Smith eingesprungene Barbara Thompson integriert sich mühelos, und unterscheidet sich halt durch eine andere Spielweise als ihr Vorgänger, doch der Sound der Band hat sich dadurch nicht verändert. Nach wie vor sind Bass und Schlagzeug die feste Stütze des Ensembles, mit der bekannt auskleidenden Spielweise von Hiseman, und Clemson als auch Greenslade glänzen mit ihren Solodarbietungen ganz besonders, man lausche doch einmal dem enthusiastischen Solo von Clemson auf "No Pleasin'"!. Dazu singt Farlowe eben so, wie man ihn kennt, er reisst durch seine Präsenz so manchen Song an sich. Und Barbara kann den Dick sicher nicht ersetzen, doch mit ihrer langjährigen Erfahrung bringt sie so manche bemerkenswerte Note in die Songs, beispielsweise diese hochemotionale Ausgestaltung von "I Could Tell You Tales".

    Die Band war bei diesem Konzert in großartiger Spiellaune und brilliert durch eine große Dichte und Geschlossenheit, aus jedem Song kriechen Leidenschaft und Spielfreude, man ist dermaßen gut eingespielt, dass Alles wie selbstverständlich fließt und fließt und fließt...

    "The Valentyne Suite", sicher ein Höhepunkt des Konzerts, wird auf CD 2 mit einer kurzen Einleitung zur Entstehung der Suite von Jon Hiseman eingeleitet. Und schon legt man los, klar, man weiss, was man zu erwarten hat, doch dieser Song fasziniert immer wieder aufs Neue, und allein schon das Drumming von Hiseman noch während der ersten Minute zieht in den Bann. Und das Gute ist, dass alle Aufnahmen mit einem hervorragenden Klang aufwarten, wiederum von EROC gemastert. Zum Schluss des Konzerts erklingt dann eine Coverversion eines Songs von Alan Bergman, Marilyn Bergman und Quincy Jones, zur Berühmtheit gelangt als Soundtrack, gesungen von Ray Charles, "In The Heat Of The Night". Auch diese Interpretation weist durchaus einen gewissen "Gänsehaut-Charakter" auf, erst die gefühl- und soulvolle Saxofon-Einleitung und dann Chris als Sänger. Und auch Clemson kann die Atmosphäre mit einem gefühlvollen Solo veredeln.

    Abgerundet wird das Set nicht nur durch das informative zwanzigseitige Booklet, sondern auch durch die DVD, wo man die gleichen Titel wie auf den beiden CDs noch einmal visuell genießen kann, und das in guter und in etwas besserer Qualität als beim 1994er Reunion-Konzert. Und wie es immer war, wenn ich ihn live erleben durfte, so bin ich auch hier gefesselt, wenn Jon Hiseman zu seinem Solo ansetzt, es ist fast unglaublich, wie der Mann spielte. Als Bonus wurde noch ein Interview mit dem Drummer spendiert, indem er über die Reunion 1994 sprach und über die Tatsache, dass seine Frau für Heckstall-Smith einspringen musste und über Zukunftspläne, ein interessantes Interview über die Länge von 20:26.
    Good Day Jonathan Jeremiah
    Good Day (CD)
    30.10.2022
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    "Good Day" ist das vierte Studioalbum und wartet mit großartig arrangierten Songs aus eigener Feder auf.

    Der 1980 geborene Jonathan Jeremiah stammt aus London. Nach einem kurzen USA-Aufenthalt startete er, zurück in Großbritannien, seine Laufbahn als Singer/Songwriter. 2010 war das wichtige Jahr für den Künstler, als er einen Plattenvertrag mit Island Records unterzeichnete, mit dem Ergebnis eines ersten Albums, “A Solitary Man“(2011). "Good Day" ist das vierte Studioalbum und wartet mit großartig arrangierten Songs aus eigener Feder auf.

    Und so sind es die Streicherarrangements, die den Sound erheblich mitprägen, einen Sound, der auf der Basis von Soul-orientierter Musik einfühlsam eingespielt wurde. Zunächst könnte man daran denken, einen farbigen Sänger zu hören, aus etwa jener Zeit, als Marvin Gaye in den Siebzigern seine Blütezeit hatte. Aber auch zu Bill Withers oder Curtis Mayfield mag man sich gedanklich hingezogen fühlen. Gleichzeitig ist es aber auch der Rhythmus, der wiederum an großartig groovende Produktionen aus dem Hause STAX erinnern kann.

    Aber doch wäre es vermessen, in diesem Falle von Retro-Soul zu sprechen, denn die Musik imitiert oder reproduziert weder den Sound vergangener Tage, noch ist es im Grunde nach Soul. Denn Jeremiah hat seine eigene Klangwelt geschaffen, allen voran mit diesen tiefen und unverwechselbaren Bariton-Stimme, die stets ein wenig Wehmut in sich trägt. Diese Individualität spiegelt sich unter anderem besonders im Song “Mountain“ wider, ein absoluter „Hinhörer“, der zeigt, dass man auch noch Musik machen kann, die in gewisser Weise neu klingt und zum Aufmerken auffordert.

    Auch “The Stars Are Out“ mit diesen trockenen, ebenfalls an alte Zeiten erinnernden, Bassläufen, schlägt elegant und geschickt eine Brücke zwischen Gestern und Heute. “Deadweight“ bringt mit dem wirbelnden Streichereinsatz einen Hauch alter James-Bond-Filmmusik ins Spiel, oft wurde in den Sechzigern ähnlich arrangiert, als Beispiel seien The Walker Brothers zu nennen, und dieses kommt dann so richtig zum Ausdruck beim überwältigenden Song “U-Bahn (It’s Not Too Late For Us)“ Das ist in der Tat bereits nah am (positiven) Schmalz. Und so sind es die Arrangements, die der Musik einen sehr noblen und edlen Anstrich verleihen. Aber auch reduziert arrangierte Songs können überzeugen, wie die herrliche Piano-Ballade “No-One“ mit ihrem dramatischen Ausdruck.

    Aufgenommen wurde das Ganze übrigens analog in den Londoner Konk Studios von Ray Davies, und "Good Day" ist mit Sicherheit des Künstlers bisher reifstes Album!
    Horsepower For The Streets Jonathan Jeremiah
    Horsepower For The Streets (CD)
    30.10.2022
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    ...denn erneut ist es ihm gelungen, eine sehr individuell geprägte Musik einzuspielen.

    2018 hatte Jonathan Jeremiah einen "Good Day", so der Name jener Platte, nun erschien von dem aus London stammenden Musiker die Platte "Horsepower For The Streets". Und offensichtlich hat er einen weiteren guten Tag erwischt, oder gute Tage im Studio, denn erneut ist es ihm gelungen, eine sehr individuell geprägte Musik einzuspielen, das neue Album beweist das eindrucksvoll!

    Eigentlich kann ich mich, was die Gestaltung des Sounds betrifft, mit eigenen Worten zitieren, bemerkte ich zu "Good Day" doch wie folgt: 'Und so sind es die Streicherarrangements, die den Sound erheblich mitprägen, einen Sound, der auf der Basis von Soul-orientierter Musik einfühlsam eingespielt wurde. Zunächst könnte man daran denken, einen farbigen Sänger zu hören, aus etwa jener Zeit, als Marvin Gaye in den Siebzigern seine Blütezeit hatte. Aber auch zu Bill Withers oder Curtis Mayfield mag man sich gedanklich hingezogen fühlen.'

    Von Beginn an, zunächst mit dem Titelsong, bin ich gefesselt von dieser Stimmung, klingt es doch tatsächlich so, als wäre Marvin Gaye wiederauferstanden. Diese wärmende Baritonstimme mit diesem dezent melancholischen und wehmütig klingenden Unterton ist derart emotional und individuell geraten, dass es eine wahre Freude ist, entspannt zu lauschen, ruhige Musik, die entschleunigend wirkt mit ihrer emotionalen Strahlkraft, Musik zwischem zarten Groove und zerbrechlichen Passagen. Hinsichtlich des Arrangements ist es gelungen, alle Zutaten auf den Punkt genau perfekt einzusetzen. Da hallen aus dem Hintergrund die Background Vocals, da schieben sich die Streicher wie zu besten Zeiten solcher Top-Arrangeure wie Gordon Jenkins, Reg Guest oder Peter Knight über die Musik.

    Und immer wieder ist es dieser betörend lässige Groove bei Songs wie "Small Mercies", hier auch noch mit diesem typisch knackigen Bass, der ebenfalls typisch für die Sixties ist, der ein warmes und gutes Gefühl im Solarplexus hinterlässt. Und so stelle ich fest, dass sich dieser Sound noch stärker etabliert hat und die Musik insgesamt dichter und einheitlicher als beim Vorgänger kommt. Der Mann scheint seine eigene Stilkreation gefestigt zu haben und damit einen wichtigen Grundstein gelegt zu haben mit diesen Songs, die irgendwann einmal möglicherweise zu Klassikern avancieren könnten, denn sie leben von ihren schönen zeitlos klingenden Melodien und der nostalgischen Ausrichtung und bieten eine berührende Intensität.
    Dark Enough To See The Stars Mary Gauthier
    Dark Enough To See The Stars (CD)
    15.07.2022
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    das ist somit ein Album geworden, dass eindeutig aus der Menge der Veröffentlichungen dieses Genres herausragt und ganz hell strahlt.

    Die 1962 in New Orleans geborene Mary Gauthier kann man stilistisch grundsätzlich in die Schublade Country/Folk/Singer/Songwriter stecken. Nach einem bewegten und problembehafteten Leben startete sie ihre musikalische Laufbahn erst im Alter von vierunddreißig Jahren.

    Eine erste Langspielplatte erschien 1997 unter dem Titel "Dixie Kitchen", regelmäßig folgten nun weitere Veröffentlichungen, zuletzt 2018 mit dem Album "Rifles & Rosary Beads" . Hier zeichnete sich auch eine stilistische Vielfalt ab, von spartanisch arrangierten Songs bis hin zu verzerrten E-Gitarren, oft voller Druck und Dramatik.

    Gemäß der Ausführungen der Pressemitteilung verarbeitet die Protagonistin auf ihrem neuen Album "Dark Enough To See The Stars" den Verlust lieber Freunde, so auch Musiker wie John Prine, Nancy Griffith und David Olney und drückt hiermit ihre Trauer aus. Mit einer ganz rauen Stimme, die mich sofort an Lucinda Williams erinnert, startet sie den zehnteiligen Songreigen mit "Fall Apart World". Damit hat sie mich dann auch sofort gefangen. Denn auch die Benutzung dieser Melodien und Harmonien ist dermaßen zugänglich und anspringend, dass man sofort ein gutes Gefühl im Sonnengeflecht verspürt.

    Mit schleppendem Rhythmus, hier, wie beim letzten Album, erinnert mich das ein wenig an Songs von Neil Young, werde ich anschließend nach "Amsterdam" entführt, eine emotional ausgeprägte Stadtrundfahrt. Hierbei kommt zugute, dass alle Texte nachzulesen sind, gut, weil sie eine Einheit mit der Musik bilden, und man bemerkt, wie sie entsprechend einfühlsam umgesetzt wurden. So sollte Singer/Songwriter-Musik auch ausgeprägt sein.

    Bei einigen Songs hat Mary wichtige kompositorische Unterstützung von bekannten Künstlern*innen des Genres erhalten, und das wirkt sich ebenfalls positiv aus. So gab es Hilfe von Peter Case, Beth Nielsen Chapman und Darden Smith, alle selbst für tolle Songs bekannt. Letztlich ist es gut gelungen, die Trauer um die Verstorbenen mit einzubringen in den Songreigen, man kann es anhand der Textzeilen gut erkennen, und die Umsetzung des Themas ist sehr emotional ausgeprägt gelungen, ohne, dass man nun gleich in eine Trauerstimmung verfiele.

    Ein gutes Beispiel ist das mit Beth Nielsen Chapman komponierte Titelstück, wo man nachlesen kann, dass in all' der Dunkelheit, im dunkelsten Ozean, noch Licht und Zuversicht zu erblicken ist, solange man an der Liebe festhält. Doch mitunter kann man sich doch den Tränen nah wähnen, wenn man den Text zu "How Could You Be Gone" liest und dazu die Musik und den Gesang hört. ("I don't wanna say good-bye, I walk by your photograph I hear your voice I hear your laugh, I'm looking for you in the crowd, looking for you in the clouds") Und dann erklingt auch noch diese emotional gespielte Violine, das drückt doch auf das Gemüt, aber der Song ist ein knallhartes Statement, unverblümt, und voller Authentizität aus dem Leben gegriffen, nicht nur aus Mary's, denn dieses Thema geht uns Alle an!

    Verlust, Trauer, Liebe, die Kernthemen eines Albums, dass auf diese ehrliche Weise tief berührt, diese Eindringlichkeit ist nahe gehend. Tiefgehende Texte mit klarer Aussage, eingekleidet in ein Meer von Harmonie und schönen Melodien, das ist somit ein Album geworden, dass eindeutig aus der Menge der Veröffentlichungen dieses Genres herausragt und ganz hell strahlt. Und neben der Nähe zu Lucinda Williams muss ich eine weitere Kollegin erwähnen, die mich auch emotional ähnlich anspricht mit einigen ihrer Produktionen, und das ist Kathleen Edwards.

    Letztlich bleibt mir nichts anderes übrig, als dieses Album in eine imaginäre Liste der wohl besten Singer/Songwriter-Veröffentlichungen des noch laufenden Jahres zu packen, und das gewiss im oberen Drittel! Denn das ist Gefühl pur, Gefühl, erzeugt durch tatsächliche Umstände, umgesetzt in Kompositionen und Texte, ausgedrückt in Musik und so zielführend, dass es geneigte Hörer*innen tief in die Magengrube und die Seele treffen kann!

    Mary Gauthier (vocals, acoustic guitar)
    Michael Rinne (bass)
    Allison Moorer (vocals)
    Jaimee Harris (guitar, vocals)
    Juan Salorzano (electric guitar, baritone guitar, high strung electric guitar)
    Danny Mitchell (keys, vocals)
    Nelson Hubbard (drums)
    Michele Gazich (violin, viola)
    Ben Glover (vocals)
    Fats Kaplin (pedal steel, viola)

    Euphoria, Delirium & Loneliness Kaurna Cronin
    Euphoria, Delirium & Loneliness (CD)
    25.06.2022
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    ...eine Ansammlung von Poesie, Stimmungen verschiedener Arten, mit Ideenreichtum und Leidenschaft umgesetzt.

    Etwa vier Monate lang fern der Heimat, so tourt der Australier Kaurna Cronin nun bereits in Europa und hat dabei seine neue CD im Gepäck - Euphoria, Delirium & Loneliness. „“Southern Loss“, das war seine letzte Platte, und aus meiner Rezension dazu zitiere ich mich nachfolgend selbst:
    Auffällig ist jedoch noch, dass sich wie bei den Vorgängern einige Melodienfolgen erneut gelegentlich wiederholen. Einerseits kann man daraus zwar auch eine Art Markenzeichen ableiten, andernfalls sollte der Künstler aufpassen, dass ihm dabei nicht die Kreativität und die Ausschau nach neuen Songs langfristig auf der Strecke bleiben.

    Ja, und nun das neue Album – und ich bin erstaunt! Der bisherige Folk-Rock mit dem Schwerpunkt auf Folk hat sich erweitert. Es klingt druckvoller, mit mehr rockendem Akzent und eine Spur Pop ist auch in stärkerer Ausprägung vorhanden. Und so geht es zunächst auch weiter – “It Ain’t Easy For Either Of Us“ offenbart prägnante Gitarrenlinien, und das Schlagzeug definiert im Hintergrund, sich dabei leicht und in positivem Sinne nach vorn drängend, einen zupackenden Sound. Dazu passt auch – wie ein Überbleibsel aus der Folk-Welt, die Mundharmonika. Würde man die prägnante Stimme des Protagonisten nicht sofort erkennen, dann könnte man nur zu dem Schluss kommen, dass sich der Stil wesentlich erweitert hat. Dennoch, eines bleibt auch weiterhin – das eigene Profil, das noch an Stärke zugenommen hat, und der sehr große Wiedererkennungswert.

    Ich hatte ja erst jüngst das Vergnügen, einem Livekonzert beizuwohnen, und einige der neuen Songs zu erleben, und auch dort hatte sich diese unwiderstehliche Mischung aus Pop, Folk und Rock als sehr eigenständig präsentiert. Sicher ist für diesen teils neuen Sound auch die konstante Liveband verantwortlich, Bass und Schlagzeug funktionieren dabei einfach traumwandlerisch, Kiah Gossner mit seinem sehr flexiblen Spiel und die sehr talentierte junge Jazzkennerin Kyrie Anderson am Schlagzeug sind eine hervorragende Rhythm Section, die in vielen Sätteln gerecht ist, und darüber kann sich der Gitarrist Tom Kneebone zwar immer nur kurz, aber dafür intensiv und ideenreich austoben. Diese vier Musiker sind zusammengewachsen und sollten in dieser Formation unbedingt zusammenbleiben. Songs wie “I’ll Never Know Your Name“, “Stuck In Amsterdam“ und ganz besonders der wohl ungewöhnlichste der Platte, “A Different Side Of You“ mit frechem Gitarreneinsatz stehen dafür Pate und könnten die Zukunft definieren. Dabei müssen Freunde des Sounds der früheren Platten darauf nicht verzichten, mit “Blood And Wine“, “Yours For Life“ und “Pavlova“ gibt es auch die schönen zarten und poetischen Songs.

    Kiah Gossner und Kaurna Cronin haben diese Platte gemeinsam produziert und die Band einen wichtigen Schritt vorangebracht. Diese Musik besitzt gleich mehrere Aspekte – sie bezieht ihre Stimmung aus der Musikgeschichte vergangener Jahre, besonders aus den Sechzigern und den Siebzigern, und klingt gleichzeitig sehr modern, so „modern“, dass sie absolut „radiotauglich“ ist, aber nicht dergestalt, dass sie reif für die hiesigen Charts wäre – denn darin tummeln sich viele Kollegen und Kolleginnen, die weit unter diesem Niveau liegen. Dennoch – ich war erstaunt und beglückt gleichzeitig, Titel des Künstlers bereits einige Male in regionalen Radiostationen gehört zu haben.

    Zu guter Letzt wird uns eine Fremdkomposition geliefert – “It’s A Heartache“, genau – jener Song von Bonnie Tyler. Er wurde vorab bereits auf einer Kompilation zum diesjährigen Record Store Day vorgestellt, zu Ehren des 25. Jubiläums der Edgar Freecards, ”My Baby Just Wrote Me A Postcard“ so der Titel. Wie Kaurna angab, wollte er mit diesem Song den inhaltlichen Kern dessen herausstellen und nahm ihn so in der gemäßigten und ruhigen Version auf, sehr gelungen, wie ich meine. Und nicht nur dieses Stück kann zu einem Ohrwurm avancieren, viele Titel haben das Zeug dazu.

    Letztlich ist der Band mit dieser Platte eine gelungene Vorstellung ihrer aktuellen Musik gelungen, eine Ansammlung von Poesie, Stimmungen verschiedener Arten, mit Ideenreichtum und Leidenschaft umgesetzt und eine weitere wichtige Station auf einer hoffentlich noch erfolgreicheren Karriere aller Musiker.

    Kaurna Cronin (vocals, acoustic guitars, harmonica, percussion)
    Tom Kneebone (guitars, backing vocals, percussion)
    Kiah Gossner (bass)
    Kyrie Anderson (drums)
    Matt Morison (Grand piano and organ)
    Frank Giles (strings - #10)
    Dom Symes (backing vocals)
    Ryan Martin-John (backing vocals)
    Laura Knowling (backing vocals)
    Naomi Keyte (backing vocals - #10)

    1 Selling Dreams (3:05)
    2 It Ain’t Easy For Either Of Us (3:12)
    3 East Side (3:40)
    4 I’ll Never Know Your Name (3:26)
    5 Blood And Wine (3:32)
    6 Yours For Life (3:08)
    7 Pavlova (4:33)
    8 Stuck In Amsterdam (2:19)
    9 A Different Side To You (4:17)
    10 It’s A Heartache (3:19)
    (All songs written by Kaurna Cronin, except #10 by Ronnie Scott and Steve Wolfe)
    Maria Magdalena Maria Magdalena (CD)
    16.06.2022
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Dieser Jazz hat Stil, brilliert durch seine Gelassenheit


    1936 geboren und immer noch veröffentlicht der in Darmstadt geborene Jazzpianist Joe Haider regelmäßig Platten. Das ist insofern auch sehr erfreulich, weil stets hervorragende Ergebnisse vorgelegt werden, so stellte ich voll Zufriedenheit im Jahre 2020 seine Platte As Time Goes By vor.

    Mit Maria Magdalena hören wir erneut Musik im Sextettformat, nur mit teilweise anderen Musiker als beim Vorgängeralbum. Nichtsdestotrotz ist es wiederum ein Album mit Jazz "der alten Schule" geworden, Hard Bop im Spiegel der eher europäischen Ausprägung. Klassisch anmutender Jazz eben, der vom swingenden Spiel aller Akteure lebt, erneut prächtig und elegant-druckvoll angetrieben von Dominic Egli am Schlagzeug.

    Dieser Jazz hat Stil, brilliert durch seine Gelassenheit, es gibt nichts zu beweisen, nichts neu zu erfinden. Hier regieren ganz einfach "nur" Spielwitz, Leidenschaft und hohe Qualität. Routine, vor Allem des Bandleaders, spielt eine große Rolle, das spiegelt sich auch in den Kompositionen der jeweiligen Bandmitglieder wider. Ja, und Haider selbst unterstreicht abermals seine Rolle als einer der wichtigsten deutschen Jazzmusiker der Nachkriegszeit.

    So sind es auch die Arrangements, diese Aufgaben haben die jeweiligen Komponisten der Songs mit übernommen, die zum hohen Niveau beitragen. Und man bleibt auch nicht stur beim reinen Jazz, sondern mit "Soulmates" stellt sich auch ein Song vor, der mit einem schleppend-funkigem Groove ausgestattet ist, und mich ein wenig an einige Titel von Peter Herbolzheimer erinnert. So möchte ich keinen Song besonders herausstellen, weil jeder für sich allein schon besonders ist, sehr gelungen ist für mich auch der Titelsong, mit der schönen Saxofoneinleitung von Heinz von Hermann. Und zum Schluss nähert man sich dann noch ein bisschen, der Titel verrät es, ein ganz wenig dem Bluesfeeling, das in das fast schon schwebende Stück eingewoben wurde.

    Ach ja - warum Maria Magdalena? Weil, so wird es erklärt, das der Name von Haiders Mutter ist, sie ist auch auf dem Cover abgebildet, ein Foto aus 1927. Doch eine weitere Widmung finden wir auf der Platte - "For Line", hier geht es um die erste Ehefrau des Pianisten, Ruth Haider, deren Spitzname "Line" war.

    Joe Haider (piano)
    Daniel Noesig (trumpet, flugelhorn)
    Heinz von Hermann (tenor sax, flute)
    Johannes Herrlich (trombone)
    Stefan 'Pista' Bartus (bass)
    Dominic Egli (drums)

    Davey's Cornet Davey's Cornet (CD)
    22.05.2022
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    ein überzeugendes Album, das größere Beachtung verdient!

    Er stammt aus Florida, Tom Shed, der Singer/Songwriter. Tätig als Sessionmusiker in Nashville, lernte er viele Musiker kennen und widmete sich insofern auch vielen Stilen. Gainesville, dort wo er wohnt, lässt Assoziationen zu. Ja, da gibt es Zusammenhänge zwischen Tom Shed und Duane Allman, den er in den Sixties persönlich kennengelernt hatte, als er mit seiner damaligen Band als Vorgruppe von The Second Coming, dem Vorläufer der Allman Brothers Band, auftrat.
    Seit 2004 lebt er wieder in Florida, und nach "Mama's Goin' Out" ist nun seine vierte Platte erschienen. Wie der Vorgänger werden wieder verschiedene Stilrichtungen abgedeckt, doch letztlich klingt die Musik etwas anders.

    “Davey’s Cornet“, Tom Shed’s new album takes us on a journey through “history, humor and the human condition”, das ist zu lesen zum neuen Album.

    Spontan betrachtet empfinde ich die Musik etwas leichter und luftiger in der Ausführung, dafür weniger rockig auf der einen und etwas weniger folkig. Dafür haben sich sehr schöne Country-Elemente eingeschoben, mir gefällt dieses sehr, als Beispiel möchte ich “Tate’s Hell“ exemplarisch nennen. In die sehr „heimelig“ klingende Atmosphäre ist das Banjospiel sehr passend und soundbestimmend wirksam integriert worden. Jeder Song ist auf seine Weise individuell gestaltet und lässt innerhalb des Gesamteindrucks Vielfalt entstehen.

    „Aus der Reihe tanzen“ eigentlich zwei Songs, nämlich die herrlich andere Bearbeitung des All-time-Klassikers “Ghost Riders In The Sky“, -- Yippee-I-Yay... Yippee-I-Yo... Ghostriders in the sky…---, super gemacht! Dann gibt es zum Schluss ein Instrumental. Dieses ist ein feiner Song im Southern Rock-Stil, inklusive Slidegitarre, und vor meinem geistigen Auge taucht doch nun tatsächlich Duane Allman auf. Ob Tom das dabei im Sinn hatte? Dann plötzlich wird die Atmosphäre unterbrochen durch Blech- und Holzbläser und genau das passiert, was der Titel aussagt – ganz cooler GROOVE macht sich breit! Im Übrigen leistet die Band sehr gute Dienste, hier sind hörbar Profis am Werk!

    Nun, Tom wäre nicht Tom, wenn seine Songs nicht besondere Inhalte hätten.
    Mit einem Schuss Indianerblut in den Adern besitzt er starken Zugang zur Kultur der 'Native Americans' und hatte einst engen Kontakt zu Don Grooms, einem Cherokee. Dessen Songs sind hier dreimal vertreten. (#3, 9, 10). Die Texte basieren nach Angaben des Künstlers stets auf wahren Ereignissen, und so handelt der Titelsong von einem Vietnam-Veteranen, “Better Than Good“ von der Liebe auf den ersten Blick, “Just a Soft Echo” vom plötzlichen Tode eines Freundes und Mentors. Ich hoffe, dass diese Platte in den einschlägigen Americana-Charts auch gut punkten wird, sie und Tom haben es verdient!

    Tom Shed (vocals, 6 string/12 string/electric guitar, banjo, mandolin)
    Dave Pomeroy (bass)
    Sam Levine (clarinet, tenor and baritone saxophone)
    Steve Hinson (pedal steel, dobro, slide guitar)
    Brent Rader (piano, organ, concertina)
    Steve Patrick (cornet, trumpet, flugelhorn)
    Jennifer Kummer (french horn)
    Barry Green (trombone, euphonium)
    Marcia Ramirez (harmony vocals)
    Britt Savage (harmony vocals)
    Wes Little (drums, percussion)

    1 Better Than Good (2:41)
    2 Ole Hickory’s Town (2:53)
    3 Bolita Sam (3:08)
    4 Tate’s Hell (2:06)
    5 Fear (3:15)
    6 Davey’s Cornet (3:27)
    7 Just A Soft Echo (5:04)
    8 Does It Hurt To Laugh? (2:33)
    9 Walk Proud (2:31)
    10 Draw The Line (3:06)
    11 Riders In The Sky (3:42)
    12 Groove (4:44)
    (all songs by Tom Shed except #3, 9, 10 by Don Grooms, #4 by Will McLean, #6 by Tom Shed & Janet Goodman, #11 by Stan Jones)
    River Fools And Mountain Saints Ian Noe
    River Fools And Mountain Saints (CD)
    12.05.2022
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    ...eine Stimmung, die wohltuend ist und die warm ums Herz werden lässt...

    Aus Kentucky stammt der Musiker Ian Noe. Nach seinem Debüt-Album "Between The Country" legt er nun nach mit . Und nach dem ersten Durchlauf stelle ich fest, dass es ein hervorragendes Album geworden ist, mit einem zwar sehr individuellen Ausdruck, mich aber dennoch zu diversen Assoziationen verleitend.

    "Pine Grove (Madhouse)" bietet dazu sofort Anlass. Denn gesanglich, hinsichtlich der Intonation und Betonung des Gesanges kommt mir Bob Dylan in den Sinn, allerdings nur ansatzweise. Viel mehr ist es dieser typische Ausdruck von Arlo Guthrie, an den mich dieser und viele nachfolgende Songs stark erinnern, und zwar aus jener Zeit, als dieser Platten wie "Running Down The Road", "Washington County", "Hobo's Lullaby" und "The Last Of The Brooklyn Cowboys" veröffentlichte, zwischen 1969 und 1973.

    Hinzu kommt die sehr harmonische Hinwendung zu Elementen des Bluegrass, mit den Instrumenten wie Fiddle und Mandoline, dessen Spieler*in jedoch im Line-up nicht erwähnt ist, ich vermute jedoch, das es der Protagonist selbst ist. So versprüht diese Musik etwas sehr angenehm Altmodisches, längst Überholtes, und genau das macht sie mir so sympathisch. Einige Songs, wie "Lonesome As It Gets" lassen mich dann noch zusätzlich an Michael Dinner und dessen Album "The Great Pretender" aus 1974 denken.

    Somit bin ich hoch zufrieden mit diesem überraschenden Ergebnis. Es kommt für mich absolut unerwartet, dass noch solche Musik überhaupt gespielt wird. Sie ist so herrlich erfrischend, erhellend und unkompliziert. Alle Texte sind beigefügt und man kann ihnen entnehmen, dass Noe sich dem Alltag zugewendet hat, und das Leben seiner Heimat beschreibt mit all' seinen Facetten, in zwölf Geschichten. Die Appalachen, Alltägliches, was uns Allen widerfährt, versetzt uns in die Lage, dabei zu sein, sich teilweise zu erkennen und somit die große Authentizität nachvollziehen zu können.

    Country, Folk, hier und da ein sachter Folk Rock, ein Hauch von The Band, das alles zusammen entführt mich in eine Stimmung, die wohltuend ist und die warm ums Herz werden lässt! Danke, Ian, für diesen Volltreffer! "Between The Country" war ruhiger und folkiger, die Erweiterung mit den Musikern auf Rivers Fools & Mountain Saints war eine gute Entscheidung! Ach, und interessant ist, wie der Mann im letzten Song, dem Medley, "It's A Heartache" von Bonnie Tyler integriert hat, so, als hätte er es geschrieben...

    Ian Noe (vocals, guitars, [mandolin-?])
    Steve Daly (electric guitars, steel guitar)
    Jack Lawrence (electric guitars)
    Michael Zimmerman (bass)
    Dennis Crouch (upright bass)
    John James Tourville (fiddle)
    Jennifer Kummer (French horn)
    Erin Nelson (drums)
    Megan Coleman (drums)
    Derry Deborja (piano, organ)
    Ian Miller (piano, organ)
    Paul Difiglia (piano, organ)
    Reveries Tim McMillan & Rachel Snow
    Reveries (CD)
    31.03.2022
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Eine eigene musikalische Welt eines Außenseiters, der seine Musik auch hier außerhalb jeglichen Mainstreams präsentiert.

    “Afterparty“, “2.13“,“Angel“, “Wolves Of Stünz“,”Hiraeth”, das sind die bisherigen Stationen des australischen Musikers Tim McMillan. Von 2007 bis heute also ein durchgehendes Plattenangebot, und mit dem sechsten Album, Reveries, reiht sich dieses ein in die eigene musikalische Welt eines Außenseiters, der seine Musik auch hier außerhalb jeglichen Mainstreams präsentiert.

    Schon früh wurde man auf sein ungewöhnliches Gitarrenspiel aufmerksam, ebenso wie seine Musik, für die der Protagonist bereits einen eigenen Begriff prägte und sie “Goblincore“ taufte (Goblin=Kobolt). Die meisten seiner Vorgängeralben zeichneten sich in Verbindung damit aus durch ihre musikalische Struktur, fanden sich doch stets viele verschachtelt klingende und nicht klar und direkt nachvollziehbare Melodien, mit denen uns McMillan in seine eigene seltsame Klangwelt hineinzog und damit verzaubern konnte.

    Oft unerwartete Nuancen im Aufbau der Songs strahlen eine mitunter betörende Stimmung aus. Dieses wurde noch wesentlich gefördert durch eine besondere Zutat seit dem Album “Hiraeth“, war die dortige Zusammenarbeit mit der australischen Violinistin Rachel Snow doch ein echter Zugewinn. So arbeiten die beiden Musiker bereits einige Jahre zusammen, und unternahmen auch einige Tourneen. Für Reveries haben sie sich gemeinsam ins Studio begeben und ohne weitere Mithilfe ihr erstes gemeinsames Album eingespielt. Die elf Songs entstanden unter Mithilfe von Arno Jordan, Castle Studios, im Schloss Röhrsdorf, Dohna, in Sachsen.

    Aufgenommen wurde die Musik analog und live und besticht durch ihre warme und intime Atmosphäre, Gitarre, Violine, perkussive Einschübe und zwei Stimmen, Stimmen, die ganz zart miteinander umgehen und bezaubernde Harmonien zaubern. Weitestgehend ist das geblieben, was man von McMillans früheren Veröffentlichungen kennt, doch diese nun reduzierte Ausführung der Kompositionen strahlen ganz anders, wird man weniger abgelenkt und kann sich auf den Kern der Songs konzentrieren, die allesamt wieder diese typischen Wohlfühlmomente verbreiten, ohne dabei allzu gefällig zu werden, sind doch die bekannten Ecken und Kanten durchaus noch vorhanden. Goblincore meets Indie Folk?

    Und so bezaubert die Musik von Beginn an, gestrichene und gezupfte Geigenklänge umschmeicheln die Akustikgitarre und die Stimmen scheinen mitunter die Worte darüber zu tupfen. Diese Musik strahlt einen ganz besonderen Charme aus, der Wurzeln im filigranen Folk der Siebziger, vornehmlich aus Großbritannien, zu haben scheint. Pentangle als Band, Bert Jansch, John Renbourn, deren Gitarristen auch solo, diese Atmosphäre schimmert immer wieder durch. Und diese Folkmusik war auch immer mit Ecken und Kanten und Wendungen versehen, sei es hin mit Anleihen im Mittelalter oder auch die Verwendung psychedelischer Elemente.

    Tim Mcmillan (guitar, vocals)
    Rachel Snow (violin, vocals)
    Hiraeth Tim McMillan
    Hiraeth (CD)
    31.03.2022
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    McMillan hat auch mit dieser Platte wieder etwas Besonderes geschaffen

    Der Australier Tim McMillan legt mit seinem Album Hiraeth sein nunmehr fünftes Album vor. Seine Stärke liegt vor Allem in dem ungewöhnlichen Gitarrenspiel. Darüber hinaus hat er für sich selbst als Bezeichnung für seine Musik den Begriff “Goblincore“ geschaffen.
    “Afterparty“, “2.13“,“Angel“, “Wolves Of Stünz“, so die Titel der bisherigen Platten, wobei, und das nehme ich einmal vorweg, meine persönliche Referenz noch immer “2.13“ geblieben ist.

    Hiraeth stammt angeblich aus dem Walisischen und soll in etwa mit den Begriffen Heimweh oder Trauer über Verstorbene in Zusammenhang gebracht werden. Nun, das könnte angesichts der Musik durchaus zutreffen.
    Hat sich mit dem neuen Album auch etwas geändert, bleibt es nicht einfach, die Musik ganz locker in eine bestimmte Schublade zu stecken, denn sie bleibt weiterhin ungewöhnlich. Im Kern sicher im Bereich Singer/Songwriter zu verorten, haben nun folkloristische Elemente einen Zuwachs erhalten. Der kobolthafte Bestandteil (Goblin=Kobolt) ist letztlich geblieben, und es gibt auch hier wieder stets unerwartete Nuancen im Aufbau der Songs.
    Ja, die Musik wird wiederum von der prägenden und prägnanten Gitarre des Protagonisten geprägt, doch die übrigen Musiker bleiben natürlich nicht außen vor. Und so ist der erste Song sogleich ein Ausflug in die Folklore, mit der Fiddle klingt es nach keltischer Ausprägung.

    Die Songstrukturen haben sich meines Erachtens mehr gefestigt, die einst so herrlich schwebenden Elemente sind leider etwas gewichen, das einst so verworren und verschachtelt klingende ist mehr in den Hintergrund gedrängt worden. Ja, und Leo Kottke als Vergleich fällt mir natürlich erneut ein, ohne dass dieser nun kopiert wird. Mir scheint auch der Anteilteil der Vokalstücke etwas zurückgefahren worden zu sein, viele rein instrumentale Zwischentöne bestimmen das Geschehen.

    Ein echter Zugewinn ist bei dieser Platte ist die Violinisten Rachel Snow, die zudem auch Gesangsparts beisteuert, und wiederum klingt es mitunter so, als wären wir in den Sixties, bei Gesangsharmonien, die mich stark an Songs der Byrds erinnern, vor allem auch das Element von David Crosby beinhaltend.
    Es gibt viele Breaks in den Songs, unerwartet oft, und ein gutes Zusammenspiel zwischen Gitarre und Violine ist selbstverständlich. Ruhige Momente in Songs wie “Owl Dance“ stehen wilderen wie bei “Saxo“ entgegen und sorgen für reichlich Abwechslung. Alle Stücke sind feinfühlig komponiert und arrangiert und ein mitunter mystisch anmutender Ausdruck sorgt für Aufmerksamkeit, ja, McMillan hat auch mit dieser Platte wieder etwas Besonderes geschaffen. Nur “Cloudie Skies“ mit Whitfield Crane, dem Rocksänger (Ugly Kid Joe), ist für mich der Flop des Albums, der Versuch, verschiedene Welten zusammenzuführen, mag gut gemeint gewesen sein, aber sie stehen nebeneinander, ohne zu verschmelzen, eine Bereicherung stellt dieser Song so gar nicht dar.
    Leider gefällt mir auch der letzte Song nicht so sehr, er fließt ein wenig uninspiriert einher, Elemente aus Flamenco und Hard Rock einbeziehend, aber letztlich auch nicht vereinend.

    Tim McMillan (guitar & vocals)
    Rachel Snow (violin & vocals)
    Alex Bökelund (drums)
    Julia Hornung (bass - #1, 2, 8-10)
    Jarrad Will (bass - #3, 5, 7, 12)
    Pete Uhlenbruch (electric guitar - - 4, 8–10)
    Matyas Wolter (sitar - #4, 10)
    Josh Snow (percussion - #2)
    Whitfield Crane (vocals - #11)
    Chris Catalyst (backing vocals - #11)
    Zac Morris (percussion - #12)
    Cordell Crockett (bass - #12)
    Clinton “Bär“ McKinnon (saxophone, flue & chitchat - #12)
    Klaus Eichstädt (lead guitar - #12)
    Sonny Mayo (lead guitar - #12)
    Phil Campbell (background guitar , lead guitar - #12
    Revisited Revisited (CD)
    16.03.2022
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    So bleibt das Helge Lien Trio mit "Revisited" für mich ganz klar die Nummer Eins der derzeiten Piano Trios des Jazz!

    Und nun wieder einmal das Helge Lien Trio. Und in teils neuer Besetzung. Der ehemalige Schlagzeuger Knut Aalefjær ist zurück und am Bass spielt nun der Neuzugang Johannes Eick. Schon lange ist es her, dass ich einst feststellte, dass sich mit diesem Piano-Jazz-Trio ein frischer Wind losgelöst hatte aus der langen Tradition von Piano-Trios im Jazz, beispielhaft die Referenzen von Oscar Peterson oder Keith Jarrett, aus verschiedenen Stilrichtungen. E.S.T. um Esbjörn Svensson hatten dann als Neuerer die Szene aufgemischt.

    Und so hatte es auch das Helge Lien Trio geschafft, die klassischen Rollenbilder von Bass und Schlagzeug im üblichen Trioformat über den Haufen zu werfen und den sonstigen Begleitern wichtige, wesentliche und gestalterische Elemente zuzugestehen. Die drei Norweger haben es auf der aktuellen Platte, "Revisited", erneut verstanden, dieses umzusetzen.

    Die Platte kombiniert Studio- und Konzert-Aufnahmen, die als Gesamtheit wie eine Einheit klingen, das heisst, man kann nicht explizit spontan bemerken, welcher Song nun live oder im Studio entstand. Genauer gesagt, sind neben den Live-Songs (hier die Tracks 1, 3-5, 7) die übrigen als "Tøyen Church recordings"(in Oslo, 31.3.2020) deklariert, während die Liveeinspielungen am 3.10. 2020 in Hamar, beim Anjazz Festival erfolgten.

    Nun, so viel wurde bereits über die vielen Platten des Trios geschrieben, auch ich habe mich mittlerweile oft darüber ausgelassen, und das stets in höchsten Tönen. Und so kann ich dem eigentlich gar nichts hinzufügen, außer, dass auch diese Veröffentlichung erneut eine erstklassig ist. Bereits die "Hymne" hält unvermittelt gefangen, fasziniert und lässt mich eintauchen in diese wunderschöne Märchenwelt, eine Welt, die ablenkt von allem Bösen und Unangenehmen. Alle neun Stücke stammen von früheren Veröffentlichungen, angefangen von "What Are You Doing The Rest Of Your Life" aus 2001 bis zu "10" aus 2019. Hier sind sie chronologisch aufgereiht worden.

    Insofern mag das wie eine "Greatest Hits", "Best Of" oder ähnliche Kollektion gelten, und ich versuche dabei auch gar nicht, Vergleiche zu den Originalen herzustellen. Denn die neun Songs wirken jetzt, so wie sie sind, und sie sind dermaßen ausdrucksstark, dass die Musik ein wohliges Kribbeln in den Fingern und im Solarplexus verursacht. Man spürt die Tiefe, mit der die drei Musiker agieren, dieses Fingerspitzengefühl, mit dem sie sich einander begegnen, sich gegenseitig befruchten, sich erfüllen und einander traumwandlerisch zuzuhören scheinen. Das lyrische Piano, das ständig ganz zart wirbelnde Schlagzeug, ein wenig denke ich hier auch an Paul Motian, und der das zusammenhaltende Spiel des Bassisten, das ist eine Einheit par excellence, wie man es selten erlebt bei diesen Formationen.

    So bleibt das Helge Lien Trio mit "Revisited" für mich ganz klar die Nummer Eins der derzeiten Piano Trios des Jazz, Jazz mit kammermusikalischer Ausprägung, ständig fließend, voller Melodik und Improvisationen, die teils wie komponiert klingen.

    Helge Lien (piano)
    Johannes Eick (bass)
    Knut Aalefjær (drums)
    Grolloo Blues: Live Cuby & Blizzards
    Grolloo Blues: Live (CD)
    06.01.2022
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Und Cuby hat man hiermit ein würdiges posthumes Abschiedsgeschenk und eine gute Würdigung spendiert.


    Ach, war das aufregend, als ich 1969 das erste Mal eine Platte von Cuby + Blizzards in Händen hielt - das war "Appleknocker's Flophouse". Das war Grund genug, im niederländischen Groningen weiter zu forschen, der Plattenladen "Hemmes" war mein Anlaufpunkt, um zunächst einmal alle anderen, seit 1966 erschienenen Langspielplatten nachzukaufen.

    Und doch war da etwas anders. Gut, neben Cuby's (= Harry Muskee) markanter Stimme fesselte mich sofort dieses brillante Gitarrenspiel von Eelco Gelling, seit jener Zeit einer meiner Lieblingsgitarristen! Und der war ja auch von Anfang an dabei. Doch die übrige Band hatte sich verändert. Helmig van der Vegt an den Keyboards, Herman Deinum am Bass und Hans Lafaille am Schlagzeug bildeten eine völlig neue Ausrichtung mit ihrem sehr ausgeprägtem Spiel mit Blues- Rock- und Jazz-Ausrichtung, sehr flexibel und anpassungsfähig. Mit "Sometimes" aus 1972 war das schon wieder vorbei und die Band, auch solistisch, orientierte sich neu.

    Erst mit "Dancing Bear" (2000) waren die drei Genannten wieder an Bord und blieben dort auch fortan. Nur "mein Eelco" war nicht mehr dabei und wurde durch Erwin Java ersetzt. Ja, das war für mich sehr traurig. Und letztlich konnte Erwin diese Lücke auch nicht mehr füllen, letztlich präsentierte er jedoch im Laufe der Jahre seinen eigenen Stil und wurde ein wichtiges Mitglied der Formation.

    Zehn Jahre nach dem Tod von Harry Muskee, am 26. September 2011 verstorben, präsentiert die "Cuby + Blizzards Foundation" die allerletzte Zugabe der legendären Blues-Band. Der Toningenieur Ed Roose hat sich in seinen Archiven vertieft und ein denkwürdiges Live-Doppel-Album herausgebracht, benannt nach dem Ort in den Niederlanden, wo alles begann - "Grolloo Blues".

    Und wir können uns auf eine Reise begeben, die uns hinsichtlich der Titel durch die Geschichte der Band leitet. Klar - dass solche wichtigen Songs wie "Distant Smile", das stets berührende "Somebody Will Know Someday", "Window Of My Eyes", "Too Blind To See" nicht fehlen dürfen. Aber auch aus der Spätphase der Band hört man Songs, wie zum Beispiel "Dancing Bear", und dazu noch Interpretationen des einen oder anderen Bluesklassikers, wie "The Sky Is Crying" (Elmore James), "Mean Black Snake" (John Lee Hooker) oder "Rambling On My Mind" (Robert Johnson).

    Die Songs stammen aus Konzerten, die zwischen 2000 und 2011 stattfanden. Trotz der elf Jahre Unterschied wirkt das Ganze wie ein einziges Konzert, und das alles in sehr guter Klangqualität. Neben der Stammband gibt es auf einigen Titeln noch eine Horn-Section zu hören. Die Band spielt absolut professionell, der Blues wirkt sehr authentisch, aber eben mit dieser typischen Färbung, wie man sie von Cuby + Blizzards kennt. Harry's Stimme ist gealtert, sicher, aber stark wie immer, und bei den frühen Songs, die teilweise auch noch von Eelco Gelling mitkomponiert wurden, zeigt Erwin Java mit großem Einfühlungsvermögen, wie er sie ganz im Ausdruck der ehemaligen Originale interpretiert, ein wenig von Eelco kann man heraushören, aber mit Erwin's persönlichem Anstrich.

    Im Verhältnis zu heutigen Ausprägungen von bleichgesichtigem Blues klingt das Meiste dieser Aufnahmen sicher altbacken und bringt auch nichts Neues auf den Plan. Aber genau das hätte ich auch nicht erwartet. Wer von Cuby das erwartet, was man erwarten kann, bekommt genau das serviert, und das in sehr lockerem und lässigem Ambiente. "Somebody Will Know Someday" - da ist es endlich, ein Song, der schon lange zu meinen persönlichen Favoriten zählt. Und hier wird er mit genau jener Inbrunst vorgestellt, wie er einst 1967 auf "Groeten Uit Grollo" präsentiert wurde. Die Komposition von Muskee/Gelling weist einen hohen Grad an Dramatik auf. Damals spielte Herman Brood das Piano, und Gelling steuerte ein emotionales Solo bei. Dieses Mal löst sich der Song nach gut zwei Minuten auf und nimmt eine ganz andere Wendung. Van der Vegt wechselt zum elektronischen Keyboard nach der Piano-Einleitung und zusammen mit einem Trompetensolo von Peter van Soest bringen die beiden Instrumentalisten den Song in eine ganz andere Ecke, mit dezent jazzigem Einschlag. Eine wunderschöne Version, mal ganz anders.

    Der längste Song mit 9:53 Minuten Spielzeit ist der Klassiker "Too Blind Too See", der die CD 2 eröffnet. Das schnurrende Bass-Spiel von Herman Deinum weist noch immer den gleichen voluminösen Sound auf wie einst. Van der Vegt legt einen watteweichen Keyboardsound drüber und brilliert durch ein cooles Piano-Solo, auch mit jazzigem Anstrich. Und dann darf auch Erwin Java zeigen, dass er ein einfallsreicher Gitarrist ist, hier mit einem längeren Solo, in dem er sich langsam steigert. Ja, diese Formation der Band hat es verstanden, die verschiedenen Spielarten der Musiker unter einen Hut zu bringen. So betritt man mit "If You Were An Alien" wiederum ein anderes Terrain und präsentiert einen Song, der Rock- und Fusion-Elemente gut miteinander verbindet.

    Mit einem neueren Titel der aktuellen Formation der Band, geschrieben von allen fünf Bandmitgliedern, "Once In A Lifetime", werden wir im Balladen-Modus angenehm verabschiedet. Ja, das ist eigentlich kein Blues mehr in dem Sinne, wie die Band einst startete, doch dieser Pfad wurde ja bereits früh, 1971 mit dem Album "Simple Man", beschritten und zeugt von der Vielseitigkeit und Wichtigkeit der Band für die niederländische Musikszene. Und Cuby hat man hiermit ein würdiges posthumes Abschiedsgeschenk und eine gute Würdigung spendiert.

    Harry Muskee (vocals)
    Erwin Java (guitar)
    Helmig van der Vegt (piano & organ)
    Herman Deinum (bass guitar)
    Hans Lafaille (drums)

    Horns:
    Miklós Fürst
    Bert Pfeiffer
    Peter van Soest
    Wouter Schueler
    Rini Swinkels
    Peter Lieberom
    Samara Joy Samara Joy (CD)
    03.11.2021
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Keiner der zwölf Titel muss besonders hervorgehoben werden, weil sie alle hervorragend interpretiert werden

    Mit Samara Joy stellt sich eine in New York geborene einundzwanzigjährige Sängerin vor, die 2019 die Sarah Vaughan Competition gewann. Sie wird bereits als aufgehender Star des Jazzgesangs gefeiert. Ihre Vorbilder sind Billie Holiday, Sarah Vaughan, Ella Fitzgerald und Nat King Cole. Die zwölf Songs, die sie auf ihrem Debüt-Album präsentiert, sind alle bereits von berühmten Kollegen/innen interpretiert worden und warten nun auf eine Neubearbeitung, Songs aus einem Zeitraum zwischen 1927 (#1) bis 1962(#3)

    Begleitet wird Samara dabei von einem erstklassigem Trio, in dem der Gitarrist Pasquale Grasso federführend ist mit seinem energiereichen Spiel, dabei mit einem klaren Ton, sehr warm und ein wenig "tieftönig" klingend. Mich erinnert er stilistisch ein wenig an Chuck Wayne. Seine Begleitung ist sehr dicht am Gesang und seine solistischen Ausflüge sind unglaublich brillant, er fliegt mit hoher Geschwindigkeit über das Griffbrett und das in allen Registern. Einen solchen Musiker habe ich schon lange nicht mehr mit der Gitarre spielen hören.

    Doch hier geht es in erster Linie natürlich um Samara Joy. Zwar interpretiert sie Songs von stilistisch unterschiedlichen Sängern/innen, doch letztlich vermag sie ihnen ihr eigenes Profil zu verschaffen. Dabei klingt sie jedoch genau so, als sei sie tief in der Tradition des Jazz-Gesangs verwurzelt, so sehr schmiegt sich jeder Song ein in längst vergangene Zeiten, da klingt nichts überzogen modern, sondern schlägt einen eleganten Bogen von der Tradition in die Gegenwart. Und so glaubt man ab und zu bei einigen Passagen, Sarah Vaughan oder Ella Fitzgerald kurz zu hören, und sie und andere Stars bleiben letztlich auch Bestandteil des sehr flüssigen, samtigen und geschmeidigen Gesangs, mit dem die Protagonistin sehr unterhaltend durch die Kollektion dieser großartigen Songs führt.

    Keiner der zwölf Titel muss besonders hervorgehoben werden, weil sie alle hervorragend interpretiert werden, auch die Rhythm Section wird rasch Bestandteil dieser Dichte im Ausdruck des Ensembles. Bei Songs wie "Lover Man (Ohe Where Can You Be?)" werde ich stets hellhörig, weil ich sofort an Billie Holiday denken muss. Nun, Billie wird immer Referenz bleiben, wenn es um solche Songs geht, die sich um die Liebe drehen. Und so singt Samara diesen Titel auch gar nicht mit der Verzweiflung, die Billie eingebracht hat, sondern auf ihre eigene Weise, sehr feinfühlig. Genauso geht es mit Songs wie "Stardust" hier in Verbindung mit Nat King Cole, und den anderen Originalen.

    Sehr intensiv und intim wird es immer dann noch zusätzlich, wenn Songs ohne Schlagzeug eingespielt wurden, sehr eindrucksvoll ist dann auch der Schluss-Titel "But Beautiful", hier Samara ganz allein im Zusammenklang mit dem Gitarristen Grasso, der hier erneut seine ganze Klasse ausspielen kann. Ja, das ist ein sehr beeindruckender Abschluss! Nein, eigentlich nicht, denn es erscheint noch ein Bonus-Track! Mit "Sophisticated Lady" gibt es noch einen hervorragenden und swingenden Nachschlag!
    Black Powder Soul Taylor McCall
    Black Powder Soul (CD)
    03.11.2021
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Sehr packend ist dieser raue Sound der Musik, man spürt diese Energie, aus der Seele, aus dem Bauch heraus...

    Der Sänger und Gitarrist Taylor McCall wuchs in South Carolina auf, erlernte das Gitarrenspiel autodidaktisch und nun legt er mit "Black Powder Soul" sein Debütalbum vor, eigentlich sein zweites, soll doch noch ein Vorgänger existieren, "Southern Heat" aus 2017.

    Am Herzen lag dem Musiker wohl sehr, seinem verstorbenen Großvater eine besondere Ehre zuteil werden zu lassen. So hört man dessen Gesang sowohl im "Intro" als auch im "Outro" von "Old Ship Of Zion". Doch dieser Sound im Gospel-Gewand täuscht, denn diese Musik ist nicht zu erwarten im Verlauf der Platte. Gemäß des Pressetextes äusserte sich McCall wie folgt zur Musik des Albums: Für mich fühlte es sich an wie das, wovon ich seit Jahren geträumt hatte. "Black Powder Soul" ist der Kreislauf des Lebens: Du wirst hier abgesetzt, vom alten Schiff Zion, und alles dazwischen ist das Leben selbst, von gut bis schlecht. Die Dinge, die die reine Seele verstopfen, sind alle hier drin. Wir alle haben eine "Black Powder Soul", die explodieren kann, aber es gibt auch Erlösung in uns allen.

    Nun, insofern vielleicht doch eine Spur Gospel hinsichtlich der Botschaft, die eine Erlösung verspricht. Doch wie ist das nun verpackt? Ich meine, es klingt mitunter ein wenig düster, geheimnisvoll, mystisch, so assoziiere ich rasch zu Musik aus dem Swamps, aus den Sümpfen Louisianas, sich inhaltlich auf Voodoo, Teufelsaustreibung und ähnlichem befassend. Die Geister spuken gewaltig und dumpf dank der entsprechenden Instrumentierung. Doch dieses ist dadurch keine Musik, die herunterzieht in die Tiefen der Sümpfe. Vielleicht ist es genau das, vielleicht können wir dadurch gerade das Dunkle in uns hervorholen, darüber nachdenken und es bekämpfen und besiegen. Dann ist diese Botschaft eine gute!

    Auch klar und akustisch und spartanisch kann es zugehen mit einem Song wie "White Wine", hier schwebt dann auch, wie oft in einigen Songs, ein gewisses Blues-Feeling mit, ohne, das es Blues ist. Und so strahlt "Black Powder Soul" eine ganz eigene und individuelle Stimmung aus, die absolut fesseln kann. Fesseln allein durch die überzeugende Darbietung des Protagonisten, der mit Herzblut und viel Authentizität dabei ist. Und auch der Gänsehaut verursachende Sound von "Lucifer" treibt uns mit rauen Blues-Feeling den Teufel aus.

    "Crooked Lanes" erinnert mich ganz stark an einen anderen, leider nicht so bekannten Musiker, an Troy Petty. Denn auch er singt mit einer kraftvollen Stimme und bringt diese kraftvolle Stimmung oft zu Gehör. Auf "Crooked Lanes" wird dieses noch unterstützt durch die hochgepegelte Gitarre und das druckvolle Schlagzeug. Das ist für mich Roots-Rock pur, ohne Schnörkel, direkt auf den Punkt gebracht.

    Und dieser betörende leidenschaftliche Druck ist es, der die ganze Platte wie ein roter Faden durchzieht, mal in einer schleppenden Variante wie das packende "Hells Half Acre" oder mehr im Blues-Modus im "Surrender Blues", der sich stärker an den Blues Roots orientiert, aber dumpf stampfend in die Neuzeit transportiert. Und hier kommt dann auch wieder der Gospel durch, werden doch textlich auch Jesus und der Teufel erwähnt.

    Sehr packend ist dieser raue Sound der Musik, man spürt diese Energie, aus der Seele, aus dem Bauch heraus, Emotionen, losgelassen und in einfache Songstrukturen eingepackt. So ist man gewappnet, irgendwelchen Dämonen entschieden entgegen zu treten. Schublade? Nun - mache ich es mir einfach, dann Americana. Aber letztlich muss ich dem Musiker bescheinigen, dass es ihm gelungen ist, eine sehr starke individuelle Note einzubringen, die man so nicht mehr so häufig findet. Anhänger dieser Musik könnten sich aus verschiedenen Richtungen rekrutieren, ob aus Rock, aus Country, Singer/Songwriter oder auch Blues.
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