Gesamtaufnahme mit Abstrichen
Florian Uhlig präsentiert mit Vol. 10 (Schumann und die Sonate II) wiederum eine künstlerisch hochstehende und als solche unbedingt empfehlenswerte Aufnahme des herrlichen Sonatenwerks. Weiterhin lässt sich nur feststellen: Hut ab in Anbetracht seines Vorhabens, endlich einmal den "gesamten" Schumann aufzunehmen.
Leider setzt gerade an diesem Punkt meine Kritik an. Nachdem Uhlig in seinem Album "Schumann und die Sonate I" noch zu unserer Begeisterung hochinteressante und wunderbare Alternativfassungen der Sonate f-Moll op. 14 vorgestellt hatte, fehlt es jetzt an einem konsequenten Vorgehen in Hinblick auf g-Moll op. 22. Sicher - wir dürfen das "Presto passionato" von 1835 hören. Das ist aber schon seit Brahms bekannt und oft aufgeführt und eingespielt worden. Hingegen fehlt die in der neuen Noten-Gesamtausgabe erstmals gedruckte Alternativfassung des ersten Satzes "So rasch wie möglich", die sich ganz wesentlich von der allbekannten (stark gekürzten und geglätteten) Endfassung unterscheidet und, da nicht ganz vollständig überliefert, nur weniger Takte Ergänzung in der Reprise bedarf. Schade - hier wurde eine Gelegenheit vertan, einen wilden authentischen Schumann vorzustellen. Gerade diese Erstfassung nimmt der g-moll-Sonate ihren sonst eher zahmen Charakter ... Oder dürfen wird Schumann-Fans auf eine weitere Folge hoffen?
