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    kmf

    Aktiv seit: 16. September 2012
    "Hilfreich"-Bewertungen: 103
    7 Rezensionen
    Die Faschingsfee Die Faschingsfee (CD)
    08.02.2019
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Münchner Faschingsfee - Torso einer fantastischen Aufführung

    Endlich gibt es den ersten Operettenmitschnitt von CPO aus dem Münchener Gärtnerplatz-Theater, das sich unter seinem Intendanten Joseph E. Köpplinger neben der Komischen Oper Berlin zu einer der ersten Adressen in Sachen Operette entwickelt hat – und das mit einem echten Operetten-Coup: Emmerich Kálmáns so gut wie nie gespielter „Faschingsfee“, deren Handlungsort tatsächlich einmal nicht Wien, Berlin oder Paris ist – sondern München. Das passt natürlich zum hausinternen Ensemble, das sich nicht scheut, in den Dialogpassagen mit bayerischem Dialekt und immer wieder gekonnt eingestreuten Münchener Hinweisen für eine authentische Atmosphäre zu sorgen. Und wenn dieses Ensemble eines kann, dann ist es spielen! Die Spielfreude ist immer greifbar, sie wirkt echt und ungekünstelt – es sind tatsächlich die besten Dialogaufnahmen, die es jemals bei den Operettenproduktionen von CPO zu hören gab.
    Köpplinger hat in München ein absolutes Spitzen-Ensemble für Operette aufgebaut – allen voran natürlich sein „Traumpaar“ der Operette Daniel Prohaska und Camille Schnoor, die am Gärtnerplatz auch schon in vielen anderen Operettenproduktionen zu erleben waren. Prohaska singt und interpretiert – und man hat zu jeder Zeit den Eindruck, dass er weiß und fühlt, wovon er singt und spricht. Schnoor hat in den Dialogen manchmal kleine Sprachprobleme – aber sie macht das alles so charmant, dass man ihr das gerne verzeiht.
    24 Ensemblemitglieder stehen auf der Besetzungsliste der „Faschingsfee“ – und es ist nicht ein Ausfall dabei. Das Ensemble lebt diese Operette, das überträgt sich zu jeder Minute des Mitschnitts. Ganz besonders berührend: Franz Wyzner und Gisela Ehrensperger, zwei Urgesteine am Gärtnerplatz-Theater, die es schaffen, das auch nach Jahren nicht zusammenkommende Kellnerpaar ganz ohne Sentimentalität und trotzdem glaubhaft und trauernd darzustellen. Das von Ehrensperger vorgetragene Couplet „Wie die Jugend heut‘“ ist ob seiner Innigkeit ein absoluter Glanzpunkt der Aufführung.
    Bei so viel Operetten-Glück gibt es nun allerdings auch eine Schattenseite, die jedoch weniger in der Aufnahme selbst als vielmehr im Umgang von CPO mit der Münchener Aufführung liegt: Das Gärtnerplatztheater gibt auf seiner Homepage eine Gesamtdauer der Aufführung von 130 Minuten an. Abzüglich einer Pause blieben da noch immer rund 110 Minuten, von denen es jedoch nur 76 auf die CD geschafft haben – und das merkt man der Dramaturgie der Aufnahme leider auch an: Immer wieder gibt es Ausblendungen – meistens nach Musiknummern, um den Applaus herauszuschneiden – und der Dialog setzt zu einem späteren Zeitpunkt wieder ein. Oder aber auch Schnitte direkt in den Dialogen. Am Auffälligsten ist das beim Aufritt der weiblichen Hauptfigur, der Fürstin Alexandra, die ganz unvermittelt einfach nur da ist, in dieser Münchener Künstlerkneipe, und keiner weiß warum. CPO begeht hier den Fehler zu glauben, dass der Dialog für eine Operette weniger wichtig sei als die musikalischen Nummern. Das ist allerdings ein Irrtum – denn gerade bei diesem hervorragenden Ensemble, welches die Operettendialoge lebt, wird auf diese Weise die Dramaturgie des Stückes so verkürzt, dass sie an Glaubwürdigkeit verliert und die Beweggründe der handelnden Figuren teilweise wenig bis gar nicht mehr nachvollziehbar sind.
    Regisseur Köpplinger hat – wie bei allen seinen Operetteninszenierungen – das Buch der „Faschingsfee“ stark bearbeitet – da fehlen dann auch einige Musiknummern, wenn sie nicht dem Schnitt von CPO zum Opfer gefallen sind. Geschenkt, wenn es der Dramaturgie eines Stückes guttut und ein runder Abend dabei herauskommt – und das war diese Münchener Aufführung sicherlich. Es ist nur schade, das CPO den Mitschnitt der „Faschingsfee“ nur als Torso veröffentlicht – vielleicht, weil man eine Art Studioatmosphäre schaffen wollte und versucht hat, sämtlichen Zwischenapplaus und einiges Drumherum zu eliminieren. Dass solche Abende aber auch mit Applaus als Ganzes funktionieren, das haben die zahlreichen Rundfunkmitschnitte der letzten Jahre aus dem Gärtnerplatztheater immer wieder bewiesen: „Die lustige Witwe“, „Der kleine Faust“ und zuletzt „Drei Männer im Schnee“ – alles übrigens ebenfalls Regiearbeiten von Joseph E. Köpplinger.
    Im Zeitalter des digitalen Musikalbums, wo man auch nicht mehr an die Spielzeit einer CD gebunden ist, ist eine solche Entscheidung zunehmend nicht mehr nachvollziehbar - und man würde sich die Veröffentlichung eines Online-Albums im „Directors Cut“ wünschen.
    Bemerkenswert für eine Live-Aufzeichnung ist im übrigen die überragende Tonqualität der Aufnahme: da während der Aufführung Microports zum Einsatz kamen und das Orchester abgetrennt hinter einem Vorhang spielte, konnte der Ton ohne störende Nebengeräusche abgegriffen werden - das Ergebnis ist verblüffend klar und gibt die Dynamik der Aufführung fantastisch wieder.
    Alles in Allem hat CPO mit der „Faschingsfee“ eine wirklich hörenswerte frühe Kálmán-Operette mit einer wirklich nicht zu toppenden Besetzung veröffentlicht - leider ein wenig verstümmelt. Bleibt zu hoffen, dass dies der Startschuss für eine auf längere Zeit angelegte Kooperation ist - fantastische Produktionen gab es in den letzten Jahren zu Genüge, etwa Kálmáns „Zirkusprinzessin“ oder Abrahams „Viktoria und ihr Husar“ - sie alle würden eine ungekürzte Veröffentlichung auf CD verdienen.
    Kaiserin Josephine Kaiserin Josephine (CD)
    22.08.2018
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Napoleon tanzt zur Jazzband

    Die neueste Kálmán-Veröffentlichung des Klassiklabels CPO ist die gelungene Wiederentdeckung eines veritablen Operetten-Schatzes: Große Gesangsnummern à la später Lehár treffen auf fetzige Jazzummern à la Abraham - und trotzdem ist der Personalstil Kálmáns immer und überall hörbar. Den ganz besonderen Reiz des Werkes macht dabei der Mut Kálmáns zum musikalischen Anachronismus aus: Wo Lehár in seiner Historienoperette "Paganini" - es geht da immerhin um Napoleons Schwester Anna-Elisa - noch Menuett und Tarantella in seine Operettenpartitur integriert und sich so musikalisch um eine historisch korrekte Einbettung des Stoffes bemüht, tanzt man im napoleonischen Paris Kálmáns zu Slowfox, Foxtrott und Tango: Eine so banal klingende Textzeile wie "Die Liebe und der prickelnde Champagnerwein, die müssen wohl Geschwister sein" wird von Kálmán so frech synkopiert, dass sie einem tagelang nicht mehr aus dem Kopf geht. Teilweise glaubt man sich musikalisch mehr in der "Herzogin von Chicago" oder der "Bajadere" als in einem Historienmelodram über Napoleons erste Ehefrau "Kaiserin Josephine" - aber genau das ist es, was der Operette den "Kick" verleiht und die eher melodramatisch angelegte Geschichte rettet.
    Dass sich Kálmáns "Kaiserin Josephine" nicht wirklich einordnen lässt, ist aber vielleicht auch einer der Gründe dafür, dass das Werk relativ schnell in der Versenkung verschwand: Ist das jetzt eine melodramatische Historienoperette mit Happy End, eine fetzige Jazzrevue oder eine große Gesangsoperette à la Richard Tauber? Irgendwie ist da von allem etwas dabei - und Dirigent Marius Burkert gelingt es mit dem Franz-Lehár-Orchester, den musikalischen Stilmix von Kálmáns umfangreicher Partiur perfekt umzusetzen: Groß aufrauschende Orchesterklänge wechseln sich mit swingendem Jazz und verschmelzen zu einem so wirklich singulär dastehendem Klangamalgan. Für Bad Ischler Verhältnisse sind dieses Mal auch die Solisten durchweg gut besetzt: Miriam Portmann meistert die Partie der Josephine anstandslos, während Vincent Schirrmacher Napoleon mit tenoralem Schmelz und Spitzentönen ausstattet. Die Rollenportraits gelingen gesanglich durchweg besser als in den Dialogen, die dann (leider) doch manchmal ein wenig hölzern klingen - aber da gab es schon weitaus schlechtere Mitschnitte aus Ischl.
    Etwas schade ist es, dass sich CPO bei seinen Operetten-Einspielungen auf Kooperationspartner wie das Lehár-Festival in Ischl, den WDR oder den BR konzentriert, während gleichzeitig an der Komischen Oper Berlin ganze Zyklen von unbekannten Kálmán- und jetzt Abraham-Operetten auf musikalischem Weltklasseniveau gegeben werden: Was in Ischl, München oder Köln zumeist noch ein wenig angestaubt daherkommt, das klingt in Berlin - wie zuletzt Paul Abrahams "Märchen im Grand Hotel" - einfach nur frech und sexy. Hier wäre es wirklich schön, wenn CPO, das Portfolio an Kooperationspartnern ausweiten und behutsam ergänzen würde - immerhin ist die Komische Oper Berlin noch immer Ausgangspunkt und Motor des seit einigen Jahren anhaltenden Operettenbooms.
    Trotz kleiner Einschränkungen: Die Ischler "Kaiserin Josephine" ist eine kleine Sensation, die Lust macht auf ein Mehr an Operetten der 30er Jahre, wo es noch Vieles zu entdecken gibt.
    Franco Fagioli - Rossini Arias Franco Fagioli - Rossini Arias (CD)
    31.10.2016
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Im ewigen Dacapo...

    Zunächst vorweg: Franco Fagioli singt absolut wunderbar, ausgezeichnet und virtuos und das Orchester Armonia Atenea liefert einen superben Originalklang...

    Warum ich trotzdem nur drei Sterne für das Recital vergebe, liegt einzig und allein an der Repertoire-Auswahl: Die für die CD ausgesuchten Arien sind sich in ihren Stimmungen, Tempi und Grundhaltungen so ähnlich, dass man sich bei der vierten Nummer fragt, ob man jetzt schon bei Matilde de Shabran, Tancredi oder Eduardo e Cristina ist - nur um dann zu dem Schluss zu kommen, dass es eigentlich sowieso egal ist.

    Im Grunde führt die CD auch in gewisser Art und Weise den Komponisten Rossini vor, so auswechselbar klingen die Arien: Hier noch ein typischer Rossini-Akkord, da eine schon drei Mal gehörte Koloratur, noch ein Rossini-Crescendo und da dann auch nochmal eine für Rossini typische Modulation bevor es dann mit Schlussakkorden aus der Rossini-Fabrik endet...

    Die CD am Stück zu hören macht deshalb wenig Freude - wenigstens wird einem dabei klar, wie wichtig eben in der Konstruktion einer Oper die Abwechslung von Arien, Duetten, Ensembles, Chören, Orchesterstücken etc. ist. Will man einen schönen Klangteppich als Hintergrundmusik für ein nettes Abendessen, ist diese Rossini-CD sicher kein Fehlkauf - ansonsten würde ich empfehlen, die Stücke in einer Playlist mit ein paar anderen passenden Nummern "durchzumischen" - dann ist es sicher auch toll... Als CD für sich genommen bleibt der Eindruck leider eher etwas flau...
    Polnische Hochzeit Polnische Hochzeit (CD)
    24.08.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    "Bettelstudent" trifft "Ball im Savoy"

    Joseph Beer? Eine Operette mit dem Titel "Polnische Hochzeit"? Nie gehört - und die Erwartungen sind erst einmal nicht allzu hoch... Das wird irgendwas in der Ecke "Polenblut" oder "Bettelstudent" sein - wahrscheinlich eine brav unterhaltsame Operette, die die Welt nicht braucht...
    Und dann schon bei den ersten Takten ist die Überraschung groß: Was man zu hören bekommt ist nicht der auswechselbare Soundtrack zu einer polnischen Schmachtschmonzette - sondern wirklich gute, absolut vitale Musik: Polnisches Lokalkolorit trifft auf freche Jazzrhythmen, große Arien und Szenen auf fetzige Buffoduette - das Ganze wirkt ein wenig, als hätten hier Kálmán, Lehár und Abraham ein Gemeinschaftswerk verfasst - und man kommt bis zum Schluss aus dem Staunen nicht mehr raus, weil ein Hit den nächsten jagt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Das frech synkopierte in chromatischen Harmonien schillernde Buffoduett "Katzenaugen", das einem noch Tage nach dem ersten Hören nicht aus dem Kopf gehen will...
    Hier muss man CPO wirklich danken, dass sie hier zusammen mit Ulf Schirmer und dem Münchner Rundfunkorchester einen wahren Operettenschatz gehoben haben - und noch dazu in einer der besten Aufnahmen der jahrelangen Kooperation: Die Solisten sind allesamt top und gehen in ihren Rollen auf - manchmal würde man alles gerne noch ein bisserl frecher hören (so, wie Operette eben gerade in Berlin gemacht wird), aber das wäre Jammern auf höchstem Niveau. Das Münchner Rundfunkorchester und der Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz swingen unter der Leitung von Ulf Schirmer, wie noch in keiner Operetten-Aufnahme zuvor für CPO.
    Nach dieser fulminanten "Polnischen Hochzeit" würde man nun am liebsten einfach weiterhören - am besten mit Joseph Beers einziger anderer Operette "Der Prinz von Shiraz", mit dem er 25-jährig die Bühnen seiner Zeit eroberte, bevor das Nazi-Regime die gerade startende Karriere des jüdischen Komponisten beendete... Das wäre doch ein lohnendes weiteres Projekt für CPO, wenn man sich was wünschen dürfte...
    Madame Pompadour Madame Pompadour (CD)
    17.02.2014
    Klang:
    1 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Endlich eine "Pompadour" - nur leider klangtechnisch verheerend...

    Leo Falls "Madame Pompadour" - das ist eine der besten, schmissigsten und witzigsten Operetten des frühen 20. Jahrhunderts. Die (leider) einzige Operette Leo Falls, die sich bis heute auf den Spielplänen hält und sich beim Publikum großer Beliebtheit erfreut.
    Da ist es dann schon beinahe verwunderlich, das bis heute nicht eine wirkliche Gesamteinspielung für CD produziert wurde, und diese Lücke jetzt wunderbar durch JPC hätte geschlossen werden können, ein Label, das sich wie kein anderes in letzten Jahren um (zu Unrecht) vergessene Operetten und deren Komponisten verdient gemacht hat.

    Deshalb erst einmal große Freude bei der Ankündigung JPCs, nun eine "Pompadour" aus der Wiener Volksoper zu veröffentlichen - eine Freude, die beim ersten Hören bereits nach wenigen Minuten nur noch Enttäuschung übrig lässt. Doch woran liegt das?

    1.: Die Tonqualität:
    Ich habe selten eine Aufnahme in den Händen gehalten, deren Tonqualität so miserabel ist, wie diese "Pompadour". Die Aufnahme wurde offensichtlich live in der Volksoper mitgeschnitten und hört sich stellenweise (besonders in den Finali) so an, als handele es sich um den illegalen Mitschnitt eines Zuschauers aus dem dritten Rang. Das Orchester deckt die Sänger zu, es rumpelt und pumpelt auf der Bühne, und dreht sich ein Sänger weg vom Mikrofon, ist er fast gar nicht mehr zu hören bzw. zu verstehen. Die Textverständlichkeit leidet enorm unter der schlechten Tonqualität - und dabei wäre die bei dem guten Textbuch der "Pompadour" doch wirklich wichtig.
    Dass Live-Aufnahmen auch anders klingen können, hat CPO bei seiner Aufnahme von Johann Strauß "Karneval in Rom" aus dem Theater Heilbronn bewiesen, wo nicht eine Tonschwankung und nicht ein Bühnengeräusch die Klangqualität stören. Das wäre für die "Pompadour" so wünschenswert gewesen!

    2.: Die Edition:
    Man hat sich bei JPC offensichtlich dazu entschlossen, die "Pompadour" live mitzuschneiden - allerdings ohne die Dialoge. Nun ist die "Pompadour" ja doch eine eher textlastige Operette, in der sich - gerade auch in den Finali - gesprochener Text und Gesang unlöslich miteinander verbinden. Das heißt für die Aufnahme: Eine Musiknummer nach der anderen, dazwischen Applaus und dann vor dem Beginn der meisten Nummern noch ein paar Dialogfetzen, die man halt nicht rausschneiden konnte, weil sie schon über der Musik liegen, die aber so völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind. Da stellt sich einfach wenig Stimmung ein. Die Finali sind dann ganz (mit allen gesprochenen Textpassagen) eingespielt, schweben aber irgendwie im Nichts, da sie dramaturgisch nicht vorbereitet werden. Am deutlichsten wird dies im dritten Akt: Nach dem "Entr'acte" folgt das Lied der Pompadour "Dem König geht's in meinem Schachspiel" zur Gitarrenbegleitung (Warum auch immer...), das sich anschließende Buffo-Duett "Wenn die Kirschen wieder reifen" ist dann komplett gestrichen und es schließt sich nur noch das über die Musik gesprochene Finaletto an, welches so die Operette absolut unbefriedigend beschließt, da sich aufgrund der Kürzungen und Schnitte dramaturgisch einfach keine Spannung aufbauen kann.

    3.: Künstlerische Leistungen:
    Annette Dasch als "Pompadour" - das klingt ja erst einmal spannend. Tatsächlich meistert sie die Rolle der Marquise nur in Ansätzen befriedigend. Auch wenn man über die "Pompadour" immer wieder sagt, dass das ja (aufgrund der ausgedehnten Textpassagen) eigentlich eine Operette für Schauspieler sei, wird man gerade an der Interpretation der Dasch gewahr, dass man für die Pompadour nicht nur eine exzellente Schauspielerin braucht, sondern auch eine absolute Spitzensängerin. Beides leistet die Dasch nicht wirklich - sie singt sich standhaft durch die Partie, ohne erotische Tiefen und ohne elektrisierende Höhen - und das Schauspielerische liegt ihr leider auch gar nicht: Selten haben die pointierten Couplets der Pompadour im dritten Akt so banal und vulgär geklungen, wie in dieser Aufführung - vielleicht müsste man hierfür auch den Regisseur zur Mitverantwortung ziehen.
    Als weiterer großer Name zieht natürlich Heinz Zednik, der sich in Wien noch einmal an der kleinen und urkomischen Rolle des Königs versuchen durfte. Hätte er es lieber nicht getan: Stimmlich total überfordert, bleibt nichts von der Komik der Rolle übrig. Mit dem letzten Ton des Königs im Finale des zweiten Aktes sollte dieser verdiente Sänger seinem Publikum so nicht im Gedächtnis bleiben.
    Mit Mirko Roschkowski hat die Wiener Volksoper einen tapferen René, der sich (mit einigen beherzt gestemmten Spitzentönen) wacker durch seine Rolle singt - auch hier wird wieder klar, dass die "Pompadour" eine Sängeroperette ist.
    Als Dirigent der Aufnahme hält Andreas Schüller das Ensemble zusammen, ohne groß auf Operettenschwung zu setzen. Bei ihm gibt es entweder "ganz langsam" oder "ganz schnell" - was besonders eigentümlich beim Kracher der Operette, dem famosen Duett "Josep, ach Joseph, was bist du keusch" zur Geltung kommt: Das wirkt beinahe so, als wäre der Dirigent am Ende der Nummer durch den Applaus aufgeweckt worden und wolle die verlorene Zeit im Abtanz wieder hereinholen....

    Ein Fazit:
    Was bleibt von dieser Aufnahme? Irgendwie nicht viel. Nachdem ich den ersten Akt gehört hatte, verschwand die CD erst einmal für zwei Wochen in meinem Regal, weil ich einfach keine Lust mehr auf den zweiten und dritten Akt hatte. Nach dem erneuten Herausholen der CD und einem kompletten Durchgang, ging es mir mit der Aufnahme auch nicht wirklich besser.
    Es ist einfach schade, dass hier die Chance, diese wunderbare Operette endlich in einer ersten Gesamteinspielung herauszubringen, so gründlich vertan worden ist - ich glaube nicht, dass es in absehbarer Zeit eine weitere Neueinspielung geben wird. Bei aller Dankbarkeit gegenüber CPO für so viele wunderbare Operettenentdeckungen, hier hätte man sich einfach etwas Endgültigeres mit Referenzcharakter gewünscht.

    Alternativen:
    Will man Falls "Madame Pompadour" hören, so bleiben einem bis heute nicht viele Möglichkeiten:
    - Ein EMI-Querschnitt mit Melitta Muszely, Rudolf Schock und Karl-Ernst Mercker unter der Leitung von Werner Schmidt-Boelcke. Toll musiziert und mit viel Schwung - aber eben leider sehr lückenhaft bei einer Gesamtdauer von ca. 10 Minuten.
    - Eine Gesamteinspielung des ORF aus dem Jahr 1962 mit Gerda Scheyrer, Kurt Equiluz und Franz Borsos in den Hauptrollen unter der Leitung von Max Schönherr. Eine eigentlich gute und relativ vollständige Aufnahme, die aber vor allem den schauspielerischen Aspekt der Operette betont, was manchmal zu Lasten der Musikalität geht. Die Aufnahme wurde vor kurzem von LINE veröffentlicht, leider ohne jedes Remastering, was man der Aufnahme auch anhört.
    - Der auf LP erschienene Soundtrack zur Operetten-Verfilmung des ZDF mit Ingeborg Hallstein, Adolf Dallapozza, Hans Clarin und Julia Migenes unter der Musikalischen Leitung von Wolfgang Ebert. Eine recht schmissige und stimmige Einspielung mit Leistungen, die durchweg schauspielerisch als auch musikalisch überzeugen. Die Musiknummern werden durch Dialoge aus dem Film sowie durch Erzählungen von Calicot (Hans Clarin) sinnvoll miteinander verbunden. Einziger Wehmutstropfen: Wie zu der Zeit üblich, wurde die Instrumentierung (verhältnismäßig moderat) dem Geschmack der 70er Jahre angepasst. Es gibt keine Veröffentlichung auf CD.
    - Letzte und beste Einspielung: Der WDR hat in den 80er Jahren (?) eine wunderbare nahezu vollständige Einspielung der Operette mit René Kollo und Ruth-Margret Pütz unter der musikalischen Leitung von Curt Cremer
    produziert, die jedoch nie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde und dort in den Archiven schlummert. Bei dieser Aufnahme stimmt musikalisch alles - sie hat Schwung, ist wunderbar ausmusiziert und sie verbindet das Musikalische mit dem Schauspielerischem. Verzichtbar scheint einzig und allein die Rahmenhandlung, in welcher sich ein Ehepaar die Geschichte der Operette erzählt. Eine kommerzielle Veröffentlichung dieser Aufnahme wäre eine kleine (wünschenswerte) Sensation...
    Meine Produktempfehlungen
    • Madame Pompadour Madame Pompadour (CD)
    Ein Kommentar
    Anonym
    26.02.2014

    Madame Pompadour

    Wirklich überzeugen kann die Aufnahme nicht. Die Dialoge sind zu knapp und kaum verständlich. Musikalisch fehlt auch einiges und stimmlich hätte ich von allen Beteiligten mehr erwartet. Hoffendlich gibt es bald die ZDF Produktion aus den 70 Jahren mit der für diese Partie besonders großartigen Ingeborg Hallstein und Adolf Dallapozza, Julia Migenes und Hans Clarin auf CD!
    Der Göttergatte Der Göttergatte (CD)
    01.02.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Tolle historische Aufnahme, aber ....

    Also zunächst einmal: Diese Aufnahme ist wirklich absolut gelungen und es ist ein großer Verdienst von CPO, sie aus den Untiefen des Radioarchives des ORF herausgefischt zu haben: Sorgfältig editiert und klangtechnisch wunderbar restauriert - genau so, wie man sich das bei einer so alten Aufnahme wünscht. Vielleicht könnte CPO so ja noch mehr von diesen oftmals wirklich tollen Funk-Operettenaufnahmen veröffentlichen (wie ja auch schon bei der ebenfalls hervorragenden Aufnahme von Lehars "Rastelbinder" geschehen).

    Jetzt zu dem, was ein wenig schade ist: Die ständig wachsende Lehar-Edition von CPO ist eine wirkliche editorische Großtat, die gerade heute ihresgleichen sucht. Diese Edition ist wirklich eine Chance, endlich den ganzen Lehar kennen zu lernen - und was es da schon alles zu entdecken gab! Und natürlich hat man schon irgendwie auf eine komplette Neueinspielung des "Göttergatten" gehofft - die aber jetzt wahrscheinlich (leider) nicht mehr kommen wird. Und gerade im Falle des Göttergatten ist das besonders schade, da die ORF-Aufnahme (wie nahezu alle Rundfunkbearbeitungen dieser Zeit) leider musikalisch nicht wirklich komplett ist...
    Also bitte - liebes Team von CPO - wenn ihr schon den "Göttergatten" nur in einer historischen und gekürzten Aufnahme herausbringt, dann spielt doch bitte bitte wenigstens "Die ideale Gattin" oder besser noch "Die Tangokönigin" neu ein - beides ganz wunderbare Operetten, mit viel Musik aus dem "Göttergatten" - aber einer Story, die wesentlich mehr Lehar als Offenbach ist.... und das wäre dann wahrscheinlich auch wirklich eine absolute Weltersteinspielung...
    Symphonien Nr.1 & 2 (opp.7 & 43) Symphonien Nr.1 & 2 (opp.7 & 43) (SACD)
    16.09.2012
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Zwei wunderbare Adagios

    Völlig unbekannter Komponist, zwei absolut unbekannte Sinfonien - und trotzdem absolut hörenswert: Vor allem die beiden Adagios aus den beiden Sinfonien - traumhaft schön ....
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