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    LittleWalter Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 03. September 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 1112
    472 Rezensionen
    Below The Branches Below The Branches (LP)
    23.10.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Psychedelic-Pop eines gereiften Musikers

    Das ehemalige Grunge-Label SubPop hat in den letzten Jahren sein Programm diversifiziert und bietet jetzt ein reichhaltiges Angebot von Pop-Spielarten jenseits des Mainstreams. Jetzt haben sie auch den home-recording-Frickler Kelley Stoltz unter Vertrag genommen. Dieser ist vor allem dadurch aufgefallen, dass er auf seiner CD "Crock-O-Dials" (2005) das gesamte "Crocodiles"-Album von "Echo and The Bunnymen" aus 1980 gecovert hat.

    "Below the branches" ist musikalisch ein weiterer Schritt nach vorn. Stoltz hat handwerklich dazugelernt und füllt seine Songs mit Zitaten aus Psychedelic-Pop (Syd Barrett; Kevin Ayers; "Sgt. Pepper"; "Pet Sounds") auf.

    Weitere Ähnlichkeiten mit Elliott Smith und Will Oldham sind wohl nicht zufällig.
    Meine Produktempfehlungen
    • To Dreamers Kelley Stoltz
      To Dreamers (CD)
    • Arise Therefore Arise Therefore (LP)
    • Either / Or Either / Or (CD)
    Below The Branches Below The Branches (CD)
    23.10.2010

    Psychedelic-Pop eines gereiften Musikers

    Das ehemalige Grunge-Label SubPop hat in den letzten Jahren sein Programm diversifiziert und bietet jetzt ein reichhaltiges Angebot von Pop-Spielarten jenseits des Mainstreams. Jetzt haben sie auch den home-recording-Frickler Kelley Stoltz unter Vertrag genommen. Dieser ist vor allem dadurch aufgefallen, dass er auf seiner CD "Crock-O-Dials" (2005) das gesamte "Crocodiles"-Album von "Echo and The Bunnymen" aus 1980 gecovert hat.

    "Below the branches" ist musikalisch ein weiterer Schritt nach vorn. Stoltz hat handwerklich dazugelernt und füllt seine Songs mit Zitaten aus Psychedelic-Pop (Syd Barrett; Kevin Ayers; "Sgt. Pepper"; "Pet Sounds") auf.

    Weitere Ähnlichkeiten mit Elliott Smith und Will Oldham sind wohl nicht zufällig.
    Meine Produktempfehlungen
    • To Dreamers Kelley Stoltz
      To Dreamers (CD)
    • Arise Therefore Arise Therefore (LP)
    • Either / Or Either / Or (CD)
    Verbotene Früchte Verbotene Früchte (CD)
    19.10.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Gute Unterhaltung

    Die neue Blumfeld-CD hat einen zentralen Themenbereich, ohne ein Konzeptalbum zu sein. Alle Texte drehen sich mehr oder weniger um Natur und Umwelt und unsere Beziehung dazu. Damit ist Blumfeld wieder Avantgarde, denn wer traut sich schon über das Besondere des Alltäglichen zu singen. Und wer bringt das so rüber, dass es nicht banal oder peinlich ist ? Kaum jemand kann mit der deutschen Sprache so geschickt umgehen wie Jochen Distelmeyer. Die Worte umschmeicheln die Noten, der deutschen Sprache wird ihre Ungelenkigkeit genommen, die Reime kommen überraschend und nicht hölzern. Die Inhalte werden zumeist konkret geschildert, abstrakte Poesie findet sich nur selten. Wie schon auf dem Vorgängeralbum "Jenseits von jedem" stehen akustische Instrumente im Vordergrund, der Schrammelpop früherer Jahre wird zurückgedrängt. Ohne Zweifel hat sich die Gruppe seit ihrer Gründung kontinuierlich von einer schroffen Underground-Pop-Band zu einer Vorzeigeband des Bildungsbürgertums fortentwickelt. Die Gruppe präsentiert eine Leichtigkeit, die nicht ins Beliebige abrutscht. Sie gibt sich Mühe, den Arrangements Raum zu geben und setzt Farbtupfer durch die Erweiterung ihres Klangspektrums. Bei den verwendeten Stilarten variieren sie souverän zwischen folkigem Erzählstil, duftigen Popsongs und launigen Up-Tempo-Rockern. Kurzum: gute Unterhaltung ist garantiert.
    Meine Produktempfehlungen
    • Jenseits von jedem Jenseits von jedem (CD)
    • Ein Lied mehr - The Anthology Ein Lied mehr - The Anthology (CD)
    • Heavy Heavy (LP)
    Life Short Call Now Bruce Cockburn
    Life Short Call Now (CD)
    19.10.2010

    Ein reifes Alterswerk

    Bruce Cockburn ist eine Institution. Und das nicht nur in seinem Heimatland Kanada, wo er schon etliche Juno Awards (den kanadischen Grammy) gewonnen hat. Auch in Europa, speziell in Deutschland, hat sich Cockburn, der seit 1970 Musik veröffentlicht, aufgrund seiner engagierten Texte und gehaltvollen Musik, aber auch wegen seiner politischen und sozialen Gradlinigkeit einen guten Namen gemacht. Ursprünglich vom Folk kommend, hat er im Laufe der Jahre Elemente aus Jazz, Rock, Reggae und Weltmusik in seinen Sound einfließen lassen.
    Die Musik von "Life short call now" ist überwiegend in Moll gehalten und wird von akustischen Instrumenten dominiert. Wobei das getragene "Beautiful creatures" , - bei dem im Mittelteil ein Orchester eingesetzt wird - und das feierliche "To fit in my heart" durch besondere Inbrunst auffallen. Das elegant und locker fließende Titelstück gefällt durch eine zwingende Melodie. "See you tomorrow" erweckt durch seinen hypnotischen Rhythmus Aufsehen. "Slow down fast" ist ein treibender rockiger Song und fällt dadurch aus dem Rahmen. "This is Baghdad" verrät klare politische Inhalte. Die Instrumentalnummern "Peace March", "Jerusalem Poker" und "Nude descending a staircase" könnten von den Sessions zum Vorgängeralbum "Speechless" rübergerettet worden sein.
    Cockburn spielt längst in einer eigenen Liga. "Life short call now" besticht durch seine reifen Kompositionen und seinen runden, transparenten und voluminösen Klang.
    Meine Produktempfehlungen
    • Nothing But A Burning Light Nothing But A Burning Light (CD)
    • Sunwheel Dance Bruce Cockburn
      Sunwheel Dance (CD)
    • High Winds White Sky (Deluxe Edition) Bruce Cockburn
      High Winds White Sky (Deluxe Edition) (CD)
    Singularty (Papersleeve) Peter Hammill
    Singularty (Papersleeve) (CD)
    19.10.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Zurück zu alten Tugenden

    Dies ist das erste Solo-Album des Chefdenkers von Van der Graaf Generator seit 2004. Also seit Peter Hammill einen Herzinfarkt überlebte. Das Album ist inhaltlich von dieser Grenzerfahrung zwischen Leben und Tod geprägt. Es beleuchtet die Vergänglichkeit des Seins, hat aber auch aufmunternde, Mut spendende Passagen. Es ist dadurch eine sehr persönliche, eindringliche Veröffentlichung geworden, welche musikalisch an seine spätsiebziger Werke "ph7" und "The Future now" erinnert. Es hat also überwiegend diese spröden, kompromisslosen, distanziert wirkenden, dunklen Sounds.
    Wer leicht verdauliche Unterhaltung sucht, ist hiermit falsch bedient. Wer aber die Auseinandersetzung mit anspruchsvoller Pop-Musik sucht und bereit ist, aufmerksam zuzuhören, wird mit abenteuerlichen Einblicken in das Seelenleben Hammills und Songs voller innerer Spannung belohnt.
    Peter Hammill hat diesmal ohne Gastmusiker gearbeitet und alle Instrumente selbst gespielt. Herausgekommen ist ein Songzyklus, der mit dem relativ entspannten Mid-Tempo-Rocker "Our eyes give it shape" beginnt und mit dem avantgardistischen Schlusspunkt "White dot" endet. Dazwischen findet man engagierte, aufwühlende Lieder, die Hammill - wie immer - mit seiner einzigartigen vocalen Präsenz veredelt.
    Peter Hammill ist seit Mitte der sechziger Jahre musikalisch aktiv, hat etliche herausragende Alben unter eigenem Namen oder mit Van der Graaf Generator veröffentlicht. Er hat immer noch was zu sagen und ist immer noch unangepasst und kreativ. Der klingende Beweis liegt jetzt mit "Singularity" vor.
    Meine Produktempfehlungen
    • Fool's Mate Peter Hammill
      Fool's Mate (CD)
    • Patience Patience (CD)
    • Fireships Fireships (CD)
    Modern Times (CD + DVD) Modern Times (CD + DVD) (CD)
    19.10.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Dylan als Traditionsverwalter

    Glücklicherweise bedeutet der Titel "Modern Times" nicht, dass Dylan jetzt auf im Trend liegende Musik zurückgreift. Ganz im Gegenteil. Sie spiegelt quasi seine Sicht auf alte US-amerikanische Musiktraditionen wider. Er betätigt sich seit einiger Zeit als DJ und spielt auch da Lieder, die lange vor dem Rock`n`Roll entstanden sind. Das hat wohl abgefärbt und so hat Bob Dylan seine Adaptionen der alten Stile entworfen.
    Eingespielt wurde das neue Werk mit seiner aktuellen Tourband: Tony Garnier am Bass, Schlagzeuger George G. Receli, den Gitarristen Mike Hansen, Stu Kimball und Denny Freeman sowie dem Multiinstrumentalisten Donnie Herron. Der Meister selber hat wieder unter dem Pseudonym Jack Frost produziert.
    Die CD beginnt unspektakulär mit dem lockeren Boogie "Thunder on the mountain", bei dem die Begleitband ihre ganze Routine ausspielt. Es folgt "Spirit on the water", ein federleicht hingetupfter Swing, der aus den goldenen 20er Jahren zu stammen scheint, aber wie alle Titel ein Dylan-Original ist. "Rollin' and tumblin'" bildet einen ersten Höhepunkt. Hier assoziiert man einen stoisch treibenden Blues-Rock-Klassiker in der Interpretation von z.B. Canned Heat als Vorlage. Bobs brüchig, raspelnde Stimme ergänzt den Song perfekt. Bei "When the deal goes down" wird es beschaulich. His Bobness croont sich durch eine waschechte Schnulze. "Someday baby" bietet wieder souveränen, abgeklärten Boogie-Blues und die anschließende Ballade "Workingman's Blues" bietet sich förmlich als Cover-Version fürs Americana-Umfeld an. "Beyond the horizon" bemüht wieder die Swing- und Ragtime-Ära als Referenz. Die raffiniert aufgebaute Ballade "Nettie Moore" ist mit einem monoton-primitiven Drum-Beat unterlegt. Wenn dieser ausgesetzt wird, übernehmen Streicher die Untermalung. "The Levee's gonna break" ist ein flotter Rockabilly-Swing. Den Ausklang und Höhepunkt des Albums bildet der über 8 1/2minütige Song "Ain't talkin'". Die mehrschichtige, fein abgestimmte Instrumentierung verbreitet eine mysteriöse Atmosphäre, wie man sie von der CD "Oh mercy" kennt. Der Refrain kriecht nach und nach in die Gehörgänge und nistet sich da ein.
    Unbestritten ist Bob Dylan einer der bedeutendsten Musiker unserer Zeit. Mit "Modern Times" legt er kein Meisterwerk à la "Highway 61 revisited" oder "Blood on the Tracks" vor, er bietet aber solides Handwerk mit nicht alltäglichem Material. Und dass er damit die Charts stürmen konnte ist erfreulich, weist er damit doch einigen der gut verdienenden talentlosen Selbstdarsteller auch umsatzmäßig auf die Plätze.
    Wer an der CD interessiert ist, sollte sich ein Exemplar der limitierten Auflage mit beigelegter DVD und verbesserter Aufmachung sichern. Die DVD enthält das Promo-Video von "Blood in my eyes" (auf "World gone wrong" von 1993), den Auftritt bei der Grammy-Verleihung anlässlich von "Love sick" von 1998, das Video zum Song "Things have changed", der im Film "Wonder boys" mit Michael Douglas verwendet wurde sowie die komplette Band-Version von "Cold irons bound" aus dem Film "Masked and anonymous", in dem Dylan selbst mitspielt. Die 3 Gitarristen (u . a. das texanische "Gitarren-Wunderkind" Charlie Sexton) liefern sich hier einen heißen Ritt.
    Meine Produktempfehlungen
    • Oh Mercy Bob Dylan
      Oh Mercy (CD)
    • Highway 61 Revisited (Ltd. Papersl.) Highway 61 Revisited (Ltd. Papersl.) (CD)
    • Blood On The Tracks (Ltd. Edition) Blood On The Tracks (Ltd. Edition) (CD)
    Naturally Sharon Jones & The Dap-Kings
    Naturally (LP)
    19.10.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Inspiration für Amy Winehouse

    Das Gesangstalent von Sharon Jones wurde im heimischen Augusta, Georgia, schon früh entdeckt. Sie sang zunächst im Kirchenchor und versuchte dann Anfang der 70er Jahre über lokale Bands und Sangeswettbewerbe eine Karriere aufzubauen. Sharon Jones wurde durch die Musik von James Brown - der auch aus Augusta stammte - geprägt. Außerdem bewundert sie Otis Redding, Aretha Franklin, Ike and Tina Turner, Wilson Pickett und Mavis Staples. Durch diese Vorlieben ist im Grunde auch ihr Stil abgedeckt. Die klassische energetische, emotionale Soul- und Funkschule. Aber Sharon`s Karriere verlief trotz nicht zu überhörender Talente nicht gradlinig nach oben. Erst in den späten 90er Jahren - sie ist schon über 40 Jahre alt - nimmt sie ihre ersten Vinyl-Singles auf. Dann wird ihr Label aufgelöst und erst 2002 erscheint ihr erstes Album "Dap Dippin with Sharon Jones & The Dap-Kings". Die Dap-Kings sind die Hausband ihrer neuen Plattenfirma "Daptone". Diese Verbindung wächst zu einer konzentriert und eindringlich agierenden Einheit zusammen und legt 2005 das 2. Album "Naturally" vor. Es besticht durch klare Kompositionen, die ohne modischen Firlefanz oder nachträglich eingebaute Studiotricks arrangiert werden. Der pure, an Aufnahmen der 60er und 70er Jahre angelegte Stoff. Die souligen Elemente werden durch zeitlose Melodien geadelt, die das Zeug zu alltime-Klassikern haben. Geschmackvolle Fills setzen den gefühlvollen Momenten das Sahne-Häubchen auf. Die Funk-Elemente ersticken nicht in endlosen Wiederholungen, sondern werden schmissig auf den Punkt gebracht und songdienlich eingesetzt. Die Dap-Kings tragen kompakte, geölte Rhythmen, messerscharfe Bläsereinsätze und knackige, klare Gitarren bei. Sharon Jones singt warm, kraftvoll und einnehmend. Ihre volle Stimme schwebt über den ansteckenden Grooves. "Naturally" hat etliche Highlights zu bieten. Zum Beispiel die Soul-Ballade "Stranded in your love". Ein Ex-Lover will hier Zugang zur Wohnung erhalten. Er erzählt, man habe ihm das Auto geklaut. Im tollen Frau/Mann-Call and Response-Gesang werden Argumente und Erinnerungen ausgetauscht. Eine hinreißende Melodie und ein grandioser Refrain begleitet dieses Zwiegespräch. Der hypnotische Deep-Funk von "How long do I have to wait for you?" ist treibend und mitreißend. Beeindruckend ist die Cover-Version von Woody Guthrie`s Protest-Folk-Klassiker "This Land is your Land", das man nur noch am Text erkennt. Im Grunde genommen handelt es sich hier um ein eindeutiges politisches Statement der afro-amerikanischen Künstlerin. Bislang haben sich mit diesem Lied immer weiße Musiker zu ihrer Heimat bekannt. Jetzt macht Sharon deutlich, dass die U.S.A. natürlich genauso die Heimat aller anderen dort lebenden Volksgruppen ist.
    Durch die musikalischen Referenzen an die Großen des Soul- und Funk und das solide Songwriting hat man das Gefühl, einer alten Bekannten zuzuhören. Und live ist der kleine Wirbelwind mit ihrer fetzigen Backing-Band eine Granate. Mit seiner Back-to-the-Roots-Ästhetik lieferte Naturally" die Blaupause zu dem, was Amy Winehouse mit "Back To Black" so erfolgreich gemacht hat. Diese schnappte sich hierfür gleich die "Dap-Kings" als Studiobegleitung und Tour-Band. Und Sharon Jones hat 2007 mit ihrer 3. Scheibe "100 Days, 100 Nights" auf gleichem Niveau nachgelegt.
    Meine Produktempfehlungen
    • 100 Days 100 Nights Sharon Jones & The Dap-Kings
      100 Days 100 Nights (LP)
    • I Learned The Hard Way Sharon Jones & The Dap-Kings
      I Learned The Hard Way (LP)
    • Dap Dippin Sharon Jones & The Dap-Kings
      Dap Dippin (CD)
    Life Short Call Now Life Short Call Now (CD)
    17.10.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Ein reifes Alterswerk

    Bruce Cockburn ist eine Institution. Und das nicht nur in seinem Heimatland Kanada, wo er schon etliche Juno Awards (den kanadischen Grammy) gewonnen hat. Auch in Europa, speziell in Deutschland, hat sich Cockburn, der seit 1970 Musik veröffentlicht, aufgrund seiner engagierten Texte und gehaltvollen Musik, aber auch wegen seiner politischen und sozialen Gradlinigkeit einen guten Namen gemacht. Ursprünglich vom Folk kommend, hat er im Laufe der Jahre Elemente aus Jazz, Rock, Reggae und Weltmusik in seinen Sound einfließen lassen.

    Die Musik von "Life short call now" ist überwiegend in Moll gehalten und wird von akustischen Instrumenten dominiert. Wobei das getragene "Beautiful creatures" , - bei dem im Mittelteil ein Orchester eingesetzt wird - und das feierliche "To fit in my heart" durch besondere Inbrunst auffallen. Das elegant und locker fließende Titelstück gefällt durch eine zwingende Melodie. "See you tomorrow" erweckt durch seinen hypnotischen Rhythmus Aufsehen. "Slow down fast" ist ein treibender rockiger Song und fällt dadurch aus dem Rahmen. "This is Baghdad" verrät klare politische Inhalte. Die Instrumentalnummern "Peace March", "Jerusalem Poker" und "Nude descending a staircase" könnten von den Sessions zum Vorgängeralbum "Speechless" rübergerettet worden sein.

    Cockburn spielt längst in einer eigenen Liga. "Life short call now" besticht durch seine reifen Kompositionen und seinen runden, transparenten und voluminösen Klang.
    Meine Produktempfehlungen
    • Nothing But A Burning Light Nothing But A Burning Light (CD)
    • Sunwheel Dance Bruce Cockburn
      Sunwheel Dance (CD)
    • High Winds White Sky (Deluxe Edition) Bruce Cockburn
      High Winds White Sky (Deluxe Edition) (CD)
    Song Of The Blackbird Song Of The Blackbird (CD)
    17.10.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Gediegene Songs einer verletzten Seele

    Mit "Song of the blackbird" legt William Elliott Whitmore den dritten Teil seiner Trilogie, die sich im Kern um die Entwicklung seines Lebens nach dem Tod seiner Eltern dreht, vor.

    Im ersten Teil "Hyms for the hopeless" verarbeitete er den Schmerz. "Ashes to dust", Teil zwei, behandelte die Auseinandersetzung mit dem Erlebten und "Song of the blackbird" zeigt den Umgang mit neuen Herausforderungen.

    In 9 Songs, die 31 Minuten dauern, zelebriert der 27jährige Musiker meist karge, immer intime und intensive Eindrücke. Da pluggert ein einsames Banjo vor sich hin und Whitmore singt mit altersweiser, gegerbter Stimme im Stile von Bob Neuwirth oder Richard Buckner. Mal folkig ("Dry"), mal bluesig à la Sixteen Horsepower ("One man`s shame"), mal als uptempo-Variante ("Lee County Flood"), mal unterstützt von Basstrommel-Rhythmus ("Take it on the chin") und dann auch ungeheuer traurig ("Everyday"). Trotz der spartanischen Begleitung vermisst man keine Band im Hintergrund. Die Musik fesselt und beeindruckt durch tief empfundene, zu Herzen gehende Interpretation.

    Für Abwechslung in der Darbietung sorgt "The Chariot", bei dem Whitmore an die akustische Gitarre wechselt. Mit Unterstützung von Dave Zollo am Piano und Hammond-Orgel sowie John "Crawdaddy" Crawford am Schlagzeug gelingt ihm hier eine faszinierende Verbindung von Melancholie und Weite. In der gleichen Besetzung ist auch "Red Bulls" eingespielt. Es hört sich wie ein Outtake der "Harvest"-Sessions von Neil Young an, so entspannt und souverän fließt es dahin. Bei "Rest his soul" spielt er sein Talent, zu Tränen rührende Balladen schreiben zu können, voll aus. Im athmosphärisch dichten Instrumentaltitel "And then the rain came" werden analoge Bandschleifen von akustischen Gitarrenakkorden untermalt.

    Das Album konfrontiert den Hörer eindringlich mit den Alltagsproblemen der Farmer im mittleren Westen der U.S.A., die immer wieder mit Naturkatastrophen fertig werden müssen, wie aktuell mit großer Dürre.

    Aber Musik kann in schweren Zeiten eine Stütze sein, so argumentiert auch William Elliott Whitmore. Zumindest ist seine CD musikalisch und inhaltlich ein starkes Statement für das Suchen und Finden des Lichts am Ende des Tunnels einer Lebenskrise und kann für alle Menschen in der gleichen Lage Seelenbalsam sein.
    Meine Produktempfehlungen
    • For The Sake Of The Son For The Sake Of The Son (CD)
    • Tindersticks (First Album) (Expanded Edition) Tindersticks
      Tindersticks (First Album) (Expanded Edition) (CD)
    • Harvest (Posterbooklet) Neil Young
      Harvest (Posterbooklet) (CD)
    Modern Times Modern Times (CD)
    16.10.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Dylan als Traditionsverwalter

    Glücklicherweise bedeutet der Titel "Modern Times" nicht, dass Dylan jetzt auf im Trend liegende Musik zurückgreift. Ganz im Gegenteil. Sie spiegelt quasi seine Sicht auf alte US-amerikanische Musiktraditionen wider. Er betätigt sich seit einiger Zeit als DJ und spielt auch da Lieder, die lange vor dem Rock`n`Roll entstanden sind. Das hat wohl abgefärbt und so hat Bob Dylan seine Adaptionen der alten Stile entworfen.

    Eingespielt wurde das neue Werk mit seiner aktuellen Tourband: Tony Garnier am Bass, Schlagzeuger George G. Receli, den Gitarristen Mike Hansen, Stu Kimball und Denny Freeman sowie dem Multiinstrumentalisten Donnie Herron. Der Meister selber hat wieder unter dem Pseudonym Jack Frost produziert.

    Die CD beginnt unspektakulär mit dem lockeren Boogie "Thunder on the mountain", bei dem die Begleitband ihre ganze Routine ausspielt. Es folgt "Spirit on the water", ein federleicht hingetupfter Swing, der aus den goldenen 20er Jahren zu stammen scheint, aber wie alle Titel ein Dylan-Original ist. "Rollin' and tumblin'" bildet einen ersten Höhepunkt. Hier assoziiert man einen stoisch treibenden Blues-Rock-Klassiker in der Interpretation von z.B. Canned Heat als Vorlage. Bobs brüchig, raspelnde Stimme ergänzt den Song perfekt. Bei "When the deal goes down" wird es beschaulich. His Bobness croont sich durch eine waschechte Schnulze. "Someday baby" bietet wieder souveränen, abgeklärten Boogie-Blues und die anschließende Ballade "Workingman's Blues" bietet sich förmlich als Cover-Version fürs Americana-Umfeld an. "Beyond the horizon" bemüht wieder die Swing- und Ragtime-Ära als Referenz. Die raffiniert aufgebaute Ballade "Nettie Moore" ist mit einem monoton-primitiven Drum-Beat unterlegt. Wenn dieser ausgesetzt wird, übernehmen Streicher die Untermalung. "The Levee's gonna break" ist ein flotter Rockabilly-Swing. Den Ausklang und Höhepunkt des Albums bildet der über 8 1/2minütige Song "Ain't talkin'". Die mehrschichtige, fein abgestimmte Instrumentierung verbreitet eine mysteriöse Atmosphäre, wie man sie von der CD "Oh mercy" kennt. Der Refrain kriecht nach und nach in die Gehörgänge und nistet sich da ein.

    Unbestritten ist Bob Dylan einer der bedeutendsten Musiker unserer Zeit. Mit "Modern Times" legt er kein Meisterwerk à la "Highway 61 revisited" oder "Blood on the Tracks" vor, er bietet aber solides Handwerk mit nicht alltäglichem Material. Und dass er damit die Charts stürmen konnte ist erfreulich, weist er damit doch einigen der gut verdienenden talentlosen Selbstdarsteller auch umsatzmäßig auf die Plätze.

    Wer an der CD interessiert ist, sollte sich ein Exemplar der limitierten Auflage mit beigelegter DVD und verbesserter Aufmachung sichern. Die DVD enthält das Promo-Video von "Blood in my eyes" (auf "World gone wrong" von 1993), den Auftritt bei der Grammy-Verleihung anlässlich von "Love sick" von 1998, das Video zum Song "Things have changed", der im Film "Wonder boys" mit Michael Douglas verwendet wurde sowie die komplette Band-Version von "Cold irons bound" aus dem Film "Masked and anonymous", in dem Dylan selbst mitspielt. Die 3 Gitarristen (u . a. das texanische "Gitarren-Wunderkind" Charlie Sexton) liefern sich hier einen heißen Ritt.
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    • Oh Mercy Bob Dylan
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    • Highway 61 Revisited Bob Dylan
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    • Blood On The Tracks Bob Dylan
      Blood On The Tracks (CD)
    Modern Times Bob Dylan
    Modern Times (CD)
    16.10.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Dylan als Traditionsverwalter

    Glücklicherweise bedeutet der Titel "Modern Times" nicht, dass Dylan jetzt auf im Trend liegende Musik zurückgreift. Ganz im Gegenteil. Sie spiegelt quasi seine Sicht auf alte US-amerikanische Musiktraditionen wider. Er betätigt sich seit einiger Zeit als DJ und spielt auch da Lieder, die lange vor dem Rock`n`Roll entstanden sind. Das hat wohl abgefärbt und so hat Bob Dylan seine Adaptionen der alten Stile entworfen.

    Eingespielt wurde das neue Werk mit seiner aktuellen Tourband: Tony Garnier am Bass, Schlagzeuger George G. Receli, den Gitarristen Mike Hansen, Stu Kimball und Denny Freeman sowie dem Multiinstrumentalisten Donnie Herron. Der Meister selber hat wieder unter dem Pseudonym Jack Frost produziert.

    Die CD beginnt unspektakulär mit dem lockeren Boogie "Thunder on the mountain", bei dem die Begleitband ihre ganze Routine ausspielt. Es folgt "Spirit on the water", ein federleicht hingetupfter Swing, der aus den goldenen 20er Jahren zu stammen scheint, aber wie alle Titel ein Dylan-Original ist. "Rollin' and tumblin'" bildet einen ersten Höhepunkt. Hier assoziiert man einen stoisch treibenden Blues-Rock-Klassiker in der Interpretation von z.B. Canned Heat als Vorlage. Bobs brüchig, raspelnde Stimme ergänzt den Song perfekt. Bei "When the deal goes down" wird es beschaulich. His Bobness croont sich durch eine waschechte Schnulze. "Someday baby" bietet wieder souveränen, abgeklärten Boogie-Blues und die anschließende Ballade "Workingman's Blues" bietet sich förmlich als Cover-Version fürs Americana-Umfeld an. "Beyond the horizon" bemüht wieder die Swing- und Ragtime-Ära als Referenz. Die raffiniert aufgebaute Ballade "Nettie Moore" ist mit einem monoton-primitiven Drum-Beat unterlegt. Wenn dieser ausgesetzt wird, übernehmen Streicher die Untermalung. "The Levee's gonna break" ist ein flotter Rockabilly-Swing. Den Ausklang und Höhepunkt des Albums bildet der über 8 1/2minütige Song "Ain't talkin'". Die mehrschichtige, fein abgestimmte Instrumentierung verbreitet eine mysteriöse Atmosphäre, wie man sie von der CD "Oh mercy" kennt. Der Refrain kriecht nach und nach in die Gehörgänge und nistet sich da ein.

    Unbestritten ist Bob Dylan einer der bedeutendsten Musiker unserer Zeit. Mit "Modern Times" legt er kein Meisterwerk à la "Highway 61 revisited" oder "Blood on the Tracks" vor, er bietet aber solides Handwerk mit nicht alltäglichem Material. Und dass er damit die Charts stürmen konnte ist erfreulich, weist er damit doch einigen der gut verdienenden talentlosen Selbstdarsteller auch umsatzmäßig auf die Plätze.

    Wer an der CD interessiert ist, sollte sich ein Exemplar der limitierten Auflage mit beigelegter DVD und verbesserter Aufmachung sichern. Die DVD enthält das Promo-Video von "Blood in my eyes" (auf "World gone wrong" von 1993), den Auftritt bei der Grammy-Verleihung anlässlich von "Love sick" von 1998, das Video zum Song "Things have changed", der im Film "Wonder boys" mit Michael Douglas verwendet wurde sowie die komplette Band-Version von "Cold irons bound" aus dem Film "Masked and anonymous", in dem Dylan selbst mitspielt. Die 3 Gitarristen (u . a. das texanische "Gitarren-Wunderkind" Charlie Sexton) liefern sich hier einen heißen Ritt.
    Meine Produktempfehlungen
    • Oh Mercy Bob Dylan
      Oh Mercy (CD)
    • Highway 61 Revisited Bob Dylan
      Highway 61 Revisited (CD)
    • Blood On The Tracks Bob Dylan
      Blood On The Tracks (CD)
    Love The Beatles
    Love (CD)
    16.10.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Aus alt mach neu

    Ein richtig neues Beatles Album mit unveröffentlichtem Material wäre eine Sensation. "Love" ist "nur" eine Remix-CD bekannter Songs und deshalb nur die zweitbeste Möglichkeit, das Beatles-Songbook zu verwerten.

    Aber wie war es überhaupt zu dem Projekt "Love" gekommen ? George Harrison knüpfte in den 90er Jahren Bekanntschaft mit dem Gründer des Cirque du Soleil, Guy Laliberté und die beiden beschlossen, an einem Musical über die Beatles zu arbeiten. 2003 griffen der langjährige Produzent der Fab Four, George Martin und dessen Sohn Giles die Idee auf und sie sichteten den Beatles-Output, um daraus einen Soundtrack zusammenzustellen. Dabei waren sie bemüht, ein neues organisches Ganzes mit eigener Dynamik zu schaffen. Was bei "Love" zuerst positiv auffällt, ist die atemberaubende Soundqualität der Aufnahme. Die Produzenten reihten die Titel nahezu ohne Pausen aneinander und gingen beim Zusammenstellen teilweise ungewöhnliche Wege: den Anfang macht ein a capella vorgetragenes "Because". "Yesterday" bekommt als Einleitung die Gitarrenakkorde von "Blackbird". "Sun King" wird rückwärts geschrieben und gespielt: es funktioniert, die Sprache hört sich dadurch gälisch oder elbisch an. In "Being for the Benefit of Mr. Kite" wird "I want you" eingewoben. Besonders gelungen: "Strawberry fields forever" beginnt als Demo-Version und nacheinander werden mehrere Bearbeitungen des Stückes aneinander geschachtelt.
    Sir George Martin, mittlerweile 80 Jahre alt, hat mit diesem Projekt sein Lebenswerk vollendet. Man spürt, dass er mit Herzblut daran gearbeitet hat. Ich denke, aufgrund seiner intimen Einblicke in die Arbeitsweise der Beatles wäre auch niemand geeigneter gewesen. Fazit: "Love" bietet alten Wein in neuen Schläuchen. Spannender wäre es natürlich, wenn Archivschätze gehoben würden. Oder Songs in unterschiedlichen Arbeitsphasen präsentiert würden (wie bei "Strawberry fields forever" auf "Anthology Vol. 2"). Deshalb ist dies nur die zweitbeste Möglichkeit, den Songs der Beatles unbekannte Facetten zu entlocken oder sie neu zu entdecken.
    Meine Produktempfehlungen
    • Revolver Revolver (CD)
    • White Album (Limited Reissue) (Remaster) White Album (Limited Reissue) (Remaster) (CD)
    • Abbey Road Abbey Road (CD)
    Dreaming Through The Noise Dreaming Through The Noise (CD)
    16.10.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Gewogen und für zu leicht befunden

    Die ehemalige Software-Entwicklerin aus dem Silicon Valley legt mit "Dreaming through the Noise" ihr drittes Album vor. Teng hat zweifellos Talent und singt mit erotisch-charmanter Stimme ihre meist träumerischen Songs. Trotzdem hinterlässt das Album bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Hochklassige Kompositionen wie z.B. das verführerische, pastellfarbene "Blue Caravan" sowie das jazz-poppige "Love turns 40" und "Transcontinental, 1:30 A.M.", die mit Einfühlungsvermögen vorgetragen und geschmackvoll instrumentiert und arrangiert sind, stehen neben elfenhaften, New-Age-gefärbten Liedern. Diese konturlosen, aufgeblasenen Kompositionen (wie z.B. "Now Three" oder "Recessional") stoßen bei mir sauer auf. Da beschleicht mich doch das Gefühl, dass hier das Kalkül, dadurch im Fahrwasser eines Millionenpublikums von z.B. Enja schwimmen zu können, vor künstlerischer Integrität gestanden hat. Den Songs hätte mehr Straffheit und weniger Nebligkeit in der Produktion gut getan.
    Unterm Strich bleibt eine nette Unterhaltungsmusik, die gut nebenbei laufen kann, aber qualitativ nicht an die der Ikonen des Genres (wie z.B. Fiona Apple oder Mary Chapin Carpenter) heranreicht.
    Meine Produktempfehlungen
    • Feels Like Home Feels Like Home (LP)
    • Dreamland Dreamland (CD)
    • My One And Only Thrill My One And Only Thrill (LP)
    Weapons Of Grass Destruction Weapons Of Grass Destruction (CD)
    16.10.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Originelle Interpretationen im Bluegrass-Stil

    Die Hillbilly- und Bluegrass-Punks aus Nashville, Tennessee haben wieder zugeschlagen. Nachdem sie schon AC/DC und Kiss-Titel zwischen Kuhstall und Heuschober angesiedelt haben, bietet ihr neues Album auch wieder erwartungsgemäße und ungewöhnliche Coverversionen. So haben sie z.B. dem Scissor Sisters-Hit "I don`t feel like dancin`", dem Status Quo-Standard "Down Down", "Paint it black" von den Stones und "Strawberry Fields Forever" (verbunden mit "Cotton Eyed Joe") ihren Stempel aufgedrückt. Als Bonus gibt es bei der europäischen Ausgabe noch drei Songs als Bonus: "Mein Teil" im Original von Rammstein, "I got erection" von Turbonegro und den Mitgröhl-Titel "Eisgekühlter Bommerlunder", den die Toten Hosen bekannt gemacht haben. Alles wurde in 3 Tagen mit Ausnahme der Geigenparts live eingespielt. Man hat versucht, die Auftritts-Situation möglichst authentisch nachzustellen. Sie variieren bei der Auswahl und Zusammenstellung der Titel geschickt zwischen down- und uptempo, so dass der Spannungsbogen erhalten bleibt. Sänger Barley Scotch hat eine ausdrucksstarke Stimme, die die Brücke zwischen ausgelassener und intimer Emotion mühelos nimmt, und die Interpretationen kommen aufgrund ihrer Kargheit nie in den Verdacht, dumpfe Truckermucke zu sein. Die Band bedient sich lediglich auch neuerer Songs, um das Repertoire aufzulockern. Die Musik ist aber weitgehend unverwässerter Bluegrass, so wie ihn Bill Monroe in den 40er Jahren kreiert hat: nur akustische Gitarre, Banjo, Geige, Mandoline und Bass bestimmen den Sound. Auf 2 Stücken wird ein stiluntypisches Schlagzeug verwendet. Die Musik ist rustikal und frech, hat erhabene Momente, kann aber auch eingeschlafene Partys wieder auf Trab bringen.
    Meine Produktempfehlungen
    • No Covers No Covers (CD)
    • A Hot Piece Of Grass A Hot Piece Of Grass (CD)
    • Killer Grass (CD + DVD) Killer Grass (CD + DVD) (CD)
    Stories From The Opposite Side Of The Sea Stories From The Opposite Side Of The Sea (LP)
    16.10.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Auf den Spuren von Nick Drake

    Oren Lavie ist ein Amerikaner mit israelischer Herkunft, geboren 1976, der zur Zeit in Berlin lebt. Mit "The Opposite Side of the Sea" präsentiert er sein Debutalbum. Bei ihm kommt man an dem überstrapazierten Nick Drake-Vergleich nicht vorbei. Oren Lavie benutzt die gleiche Phrasierung wie der große Meister der Melancholie. Er dehnt häufig die letzten Wörter eines Satzes, lässt sie mit seiner warmen Stimme sanft fließend ausklingen, nimmt damit den Druck aus den Tönen und haucht ihnen dadurch eine gehörige Portion Romantik ein. Lavies Lieder sind nachdenklich, aber nicht depressiv. Er arbeitet stets aparte, gediegene Ideen ein, variiert geschickt das Tempo und schreibt Melodien mit überraschenden Wendungen. Oren Lavie singt unaufdringlich, aber mit Wiedererkennungswert und spielt Gitarre und Piano selbst. 3 Jahre hat er an dem Album gearbeitet, deshalb klingt es auch nicht wie ein Erstlingswerk, sondern eher altersweise. Der Opener "Her morning elegance" hilft seine Miete zu zahlen, denn er wurde als Titelmusik für die PRO 7 Serie "Verrückt nach Clara" verwendet. Das beschwingte Stück wird durch ein zurückgenommenes funkiges E-Piano, hingetupfte Vibraphoneinlagen, ein mit Besen bearbeitetes Schlagzeug und gelegentliche wohlige Cello-Parts geprägt. Der 2. Song "The man who isn`t there" ist eine Piano-Ballade, die durch Cellos unterstützt wird. Die Vision von der Auferstehung von Nick Drake ist hier gespenstisch nah. Das Titelstück kommt mit relativ harsch gespielten Cellos als Untermalung aus. Fast mantramäßig wird der Songtitel in den Text eingebaut, was die hypnotische Wirkung des Liedes verstärkt. "Locked in a way" ist eindringlicher Kammer-Folk. Bei "Ruby rises" kommt einem zunächst "Strawberry Fields Forever" in den Sinn, das Lied mutiert dann aber zu einer erhabenen Ballade. "A dream within a dream" hat die Harmonie einer David Crosby-Komposition, würde aber auch auf "Scott 4" von Scott Walker passen. Die Assoziationen schlagen Purzelbäume. Qualitativ fällt auch "Trouble don`t rhyme" nicht ab, eine weitere intensive Ballade mit dezentem Rauschen im Hintergrund. Wieder so eine charmante Idee, die den Liedern den Glanz des Besonderen verleihen. "A short goodbye" ist ein kleines Intermezzo in Moll. Auf "Caroline no" von "Pet Sounds" beklagt sich Brian Wilson darüber, dass sich seine Liebste die Haare abgeschnitten und dadurch an Weiblichkeit verloren hat. Hier bittet Oren Lavie: "Don`t let your hair grow too long" und begleitet sich dabei auf dem Piano und fügt eine geschmackvolle Cellountermalung ein. Oren war lange Zeit Theaterautor. Er hat wohl deshalb ein feines Gespür für Emotionen entwickelt. "Bei Blue Smile" nimmt einen der Harmoniegesang gefangen. Titel 11 heißt "Quarter past wonderful" und ist als "Unhidden Track" tituliert. Wahrscheinlich, weil sich der Tango-Rhythmus des Liedes nicht in das Gefüge der anderen Werke anschmiegt.
    Fazit: Das Album ist rundum gelungen und man darf gespannt sein, ob der Künstler dieses Niveau weiter halten kann - dann wird er vielleicht wirklich ein Anwärter auf die Nick Drake-Nachfolge.
    Meine Produktempfehlungen
    • Pink Moon Nick Drake
      Pink Moon (CD)
    • Bryter Layter Bryter Layter (CD)
    • Five Leaves Left Nick Drake
      Five Leaves Left (CD)
    Singularity Singularity (CD)
    16.10.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Zurück zu alten Tugenden

    Dies ist das erste Solo-Album des Chefdenkers von Van der Graaf Generator seit 2004. Also seit Peter Hammill einen Herzinfarkt überlebte. Das Album ist inhaltlich von dieser Grenzerfahrung zwischen Leben und Tod geprägt. Es beleuchtet die Vergänglichkeit des Seins, hat aber auch aufmunternde, Mut spendende Passagen. Es ist dadurch eine sehr persönliche, eindringliche Veröffentlichung geworden, welche musikalisch an seine spätsiebziger Werke "ph7" und "The Future now" erinnert. Es hat also überwiegend diese spröden, kompromisslosen, distanziert wirkenden, dunklen Sounds.
    Wer leicht verdauliche Unterhaltung sucht, ist hiermit falsch bedient. Wer aber die Auseinandersetzung mit anspruchsvoller Pop-Musik sucht und bereit ist, aufmerksam zuzuhören, wird mit abenteuerlichen Einblicken in das Seelenleben Hammills und Songs voller innerer Spannung belohnt.
    Peter Hammill hat diesmal ohne Gastmusiker gearbeitet und alle Instrumente selbst gespielt. Herausgekommen ist ein Songzyklus, der mit dem relativ entspannten Mid-Tempo-Rocker "Our eyes give it shape" beginnt und mit dem avantgardistischen Schlusspunkt "White dot" endet. Dazwischen findet man engagierte, aufwühlende Lieder, die Hammill - wie immer - mit seiner einzigartigen vocalen Präsenz veredelt.
    Peter Hammill ist seit Mitte der sechziger Jahre musikalisch aktiv, hat etliche herausragende Alben unter eigenem Namen oder mit Van der Graaf Generator veröffentlicht. Er hat immer noch was zu sagen und ist immer noch unangepasst und kreativ. Der klingende Beweis liegt jetzt mit "Singularity" vor.
    Meine Produktempfehlungen
    • Fool's Mate Peter Hammill
      Fool's Mate (CD)
    • Patience Patience (CD)
    • Fireships Fireships (CD)
    Real Time (Royal Festival Hall, 6.5.2005) Real Time (Royal Festival Hall, 6.5.2005) (CD)
    16.10.2010
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Spannendes Reunion-Konzert der Art-Rock Legende

    Wir schreiben den 06. Mai 2005. In der Londoner Royal Festival Hall findet ein denkwürdiges Ereignis statt. Die Art-Rock-Legende Van Der Graaf Generator begeht nach 29 Jahren ihr Live-Comeback in der Besetzung Peter Hammill (Gesang, Keyboards, Gitarre); Hugh Banton (Keyboards), David Jackson (Saxophon und Flöte) und Guy Evans (Schlagzeug). Das Konzert wird mitgeschnitten und liegt jetzt endlich nach Differenzen mit Virgin-Records auf dem Hammill-eigenen-Label "Fie-Records" als Doppel-CD vor. Die Band wird frenetisch gefeiert und beweist, dass ihre Reunion gerechtfertigt ist. Zwar ist sie noch nicht optimal aufeinander abgestimmt, aber die Musiker bersten wie eh und je vor Spielfreude: Hammill singt wie ein junger Gott, Tastenvirtuose Banton hat nicht verlernt, seinen Keyboards komplexe Strukturen zu entlocken, Jackson spielt unglaubliche Saxophon- und Flötenparts und Evans hält das ganze Gebilde durch seine dynamische, songdienliche Rhythmusarbeit zusammen. Das Repertoire umspannt die VDGG-Historie von "The least we can do is wave to each other" von 1970 bis "World Record" von 1976. Außerdem präsentieren sie "(In the) Black Room" von Hammills "Chameleon in the Shadow of the Night" (1973) sowie 2 Titel ihres aktuellen Studio-Albums "Present". Ein Rundumglücklich-Paket für den Fan also. Und in dieser Form eine Rarität, denn David Jackson will in Zukunft kein Van Der Graaf mehr sein, so dass es in dieser Konstellation keine weiteren Alben geben wird.
    Meine Produktempfehlungen
    • Godbluff Van Der Graaf Generator
      Godbluff (CD)
    • Still Life Van Der Graaf Generator
      Still Life (CD)
    • World Record World Record (CD)
    Don't Tell Columbus Graham Parker
    Don't Tell Columbus (CD)
    16.10.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Qualität setzt sich durch

    Seit Mitte der 70er Jahre ist Graham Parker ein Garant für energiegeladenen Rhythm & Blues und seelenvolle Balladen. Er ist ein Überlebender falscher Marketing-Strategien, denn am Anfang seiner Kariere wurde er unter New Wave eingeordnet, obwohl er nie zu dieser Szene gehörte. Aber er blieb am Ball und veröffentlichte mehr oder weniger regelmäßig meistens gute bis sehr gute Alben. Und da sich Qualität früher oder später durchsetzt, ist er heute noch gefragt und hat beim kantigen Americana-Label "Bloodshot Records" eine neue Heimat gefunden. Er passt gar nicht so schlecht zu seinen ruppigen Label-Kollegen wie den Waco Brothers, Yayhoos oder Bottle Rockets, denn er hat sich eine gewisse raue Ungeschliffenheit bewahrt. Seine schnoddrige Stimme beißt sich sehr reizvoll mit den vor hooklines nur so strotzenden Songs. Gleich die ersten beiden Nummern ("I discovered America" und "Englands latest Clown") gehören zum Besten, was Graham Parker je geschrieben hat. Es sind hochmelodische Songs, die sich direkt in die Gehirnwindungen schrauben und dort festsetzen. Im weiteren Verlauf spielt Parker seine ganze Erfahrung und Bandbreite aus. Seine Lieder loten das Spannungsfeld zwischen gefühlvollen Nummern und trockenen Rockern aus, ohne angepasst zu wirken und beliebig zu werden. Dabei bilden Einflüsse aus Soul, Blues und Folk die Basis, auf der Graham Parker seine persönlichen Ausgestaltungen vornimmt. So flirtet "Ambiguous" unbekümmert mit Vorkriegs-Schlagern a la Andrew Sisters. "The other side of the reservoir" ist eine Ballade, auf die Elvis Costello oder Bruce Springsteen stolz wären, hätten sie sie geschrieben. Das eingängige "Hard side of the rain" eignet sich vortrefflich, um damit einen verregneten Vormittag aufzuhellen. Parker ist kein Innovator, aber er bietet Energie, Emotionen, perfektes Handwerk und Kompositionen mit hohem Wiedererkennungswert. Die CD "Don`t tell Columbus" bietet eine willkommene Gelegenheit, Graham Parker neu für sich zu entdecken.
    Preludes: Rare And Unreleased Recordings Warren Zevon
    Preludes: Rare And Unreleased Recordings (CD)
    16.10.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Eine Fundgrube für Warren Zevon Fans

    Warren Zevon war ein Zyniker und in bestimmten Lebenslagen ein unberechenbarer Alkoholiker. Er ist aus dem Dunstkreis von Jackson Browne hervorgegangen und hat sich bei seinen Einspielungen der 7oer Jahre teilweise der selben Session-Musiker bedient, wie die Mega-Seller Fleetwood Mac und The Eagles. Er unterschied sich von dieser Szene aber durch seine direktere und ehrlichere Darbietung. Leider ist er 2003 mit nur 56 Jahren an Krebs gestorben, hat uns aber einen reichen Output an unvergänglichen Melodien hinterlassen. Jetzt hat sein Sohn Jordan den Nachlass von Demo- und Alternativaufnahmen, der in einem Klavierkoffer gefunden wurde, durchforstet und aus 126 Titeln eine 16-Song-starke Zusammenstellung veröffentlicht. Das Material wurde durch digitale Nachbearbeitung gut hörbar gemacht. Das Album enthält 6 bislang noch nicht gehörte Lieder. Den Rest bilden Kompositionen, die von seinen regulären Scheiben bekannt sind, aber hier von vor 1976 stammen. Insgesamt sind 7 Titel mit Band, der Rest ist solo an Gitarre oder Piano. Grade die Solo-Aufnahmen bergen den besonderen Reiz dieser CD. Sie transportieren eine verlorene, einsame Stimmung und sind intensiver als die professionell produzierten offiziellen Veröffentlichungen. Die CD ist schon allein dadurch eine Fundgrube für Warren Zevon Fans. Auf einer 2. CD gibt es als Bonus noch ein 36minütiges Interview aus dem Jahr 2000.
    Meine Produktempfehlungen
    • Warren Zevon (Collector's-Edition) Warren Zevon (Collector's-Edition) (CD)
    • Mutineer Mutineer (CD)
    • Sentimental Hygiene (12 Tracks) Sentimental Hygiene (12 Tracks) (CD)
    Bright Late Nights Bright Late Nights (CD)
    16.10.2010

    Ein Album zwischen Kammer- und Folk-Pop

    Nach eigenem Bekunden ist Erlend Ropstad, der auch als Photograph, Journalist und Lehrer tätig gewesene Musiker, von den klassischen Americana-Songpoeten beeinflusst. Der Norweger hat sich mit seinem Album aber wohl vorgenommen, nicht unbedingt in eine Schublade gepresst zu werden, so differenziert stellt er seine Songs vor. So wartet seine Liedersammlung z.B. mit langsamem Kammer-Pop auf ("Rocket"; "Passenger seat"; "The great CD robbery"). Wenn es dabei dramatisch wird, setzt er wohldosiert sein stimmliches Tremolo ein und er klingt dann wie der kleine Bruder von Devendra Banhart. Er kann aber auch radiotauglichen Pop ohne Peinlichkeiten präsentieren ("My third cup"; "Winona and I"; "Slow motion replay") oder er betört mit lieblichen Geschichten ("Under your window"; "Safe and sound"; "You`re a part of me"; "Oh Coreen"). "Bright late nights" ist ein abwechslungsreiches, sympathisches Werk, das nicht nur die Nächte zum Leuchten bringt, sondern man wird davon auch angenehm durch den Tag begleitet.
    Meine Produktempfehlungen
    • JackInABox JackInABox (CD)
    • Amsterdam Stranded (Deluxe Edition) Amsterdam Stranded (Deluxe Edition) (CD)
    • Quiet Is The New Loud Quiet Is The New Loud (CD)
    Emerald City Emerald City (CD)
    15.10.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Zwischen Independent Rock und Songwriter Harmonie

    Emerald City bezeichnet sowohl die Smaragdstadt des Landes Oz aus dem Kinderbuch "Der Zauberer von Oz" als auch die "Grüne Zone" in Bagdad, welches der Sitz der dortigen neuen Regierung ist. In beiden Fällen steht "Emerald City" für ein abgeschottetes Gebiet, in das man nur unter bestimmten Bedingungen Einlass erhält. John Vanderslice ist ein in Florida und Georgia groß gewordener Songwriter, der sich sowohl der sperrigen Motorik des Independent-Rock, als auch der Harmonie seiner Vorbilder David Bowie und Bob Dylan bedient, um seinen Songs Gestalt zu geben. Weitere musikalische Sozialisation erfuhr er durch die Beatles, King Crimson, XTC und die frühen Genesis. So verwundert es nicht, dass in seinen Stücken genauso lärmige Gitarren und merkwürdige Sound-Einwürfe und Wendungen untergebracht werden wie auch gehaltvolle Melodie-Ideen und viele nachdenkliche, dramatische Momente. Die Songs pendeln stimmungsmäßig zwischen trotzig-ärgerlich und sakral-verweht. "Emerald City" erschließt sich nicht beim ersten Hören, will entdeckt und erobert werden. Wirkt dann aber nachhaltig, blüht auf und zeigt schillernde Facetten unter der zuerst unnahbaren Oberfläche. John Vanderslice singt klar, einheitlich, aufmerksam und nüchtern. Er bildet dadurch den Fixpunkt des Albums, um den sich alle künstlerischen Ausgestaltungen drehen. Er ist ein kritischer, aufmerksamer Beobachter politischer und privater Ereignisse, die er in seine Lieder einfließen lässt. Man sollte seine Entwicklung im Auge behalten.
    Meine Produktempfehlungen
    • Ziggy Stardust & The Spiders From Mars Ziggy Stardust & The Spiders From Mars (LP)
    • English Settlement English Settlement (CD)
    • Highway 61 Revisited Bob Dylan
      Highway 61 Revisited (CD)
    Angels Of Destruction Angels Of Destruction (CD)
    15.10.2010

    Eine enttäuschende Entwicklung

    Marah aus Philadelphia sind Pop-Chameleons. Flirteten sie bei früheren Veröffentlichungen mit Roots-Rock zwischen den späten "Replacements" und "Bruce Springsteen", so suchen sie jetzt ihre Bestimmung in einem leicht konsumierbaren, glatten Pop/Rock-Cocktail. Das Grundgerüst bilden ein paar schnelle, teilweise mit Bläsersätzen verzierte rockige-Soul-Pop-Stücke (Coughing up blood, Old time tickin`away, Wild west love song, Wilderness). Für Abwechslung sollen eingestreute Nummern, bei denen das Tempo rausgenommen wird (Angels on a passing train, Blue but cool, Songbirds) und etwas Beatles-Harmonien (Jesus in the temple) sorgen. Daneben findet man aber auch Mainstream-Scheußlichkeiten wie "Santos de Madera" oder "Can`t take it with you". Ich denke, hier zeigt sich nicht Vielseitigkeit sondern Orientierungslosigkeit. Was den Kompositionen fehlt, ist Feuer und Eindringlichkeit. Gutes Handwerk ja, Seele nein. Gesang, Instrumentierung und Arrangements wirken austauschbar und bemüht, ohne Inspiration. So klingt das Titelstück z.B. wie bei Wilco" entliehen. Die Band ist jetzt konsensfähig geworden und könnte dadurch theoretisch den gleichen Erfolg wie z.B. U2 erreichen. Innovativ und fesselnd sind sie deswegen noch lange nicht.
    War Marah mit ihrer 2000er-Veröffentlichung "Kids in Philly" noch ein grundgutes Album gelungen, so haben sie mit "Angels of Destruction!" bei mir jetzt ihren Kredit verspielt.
    Meine Produktempfehlungen
    • All Shook Down All Shook Down (CD)
    • The Essential Bruce Springsteen The Essential Bruce Springsteen (CD)
    • Summerteeth Summerteeth (CD)
    Red Dirt Andre Williams
    Red Dirt (CD)
    15.10.2010

    Der alte Mann und das Mehr

    Andre Williams gehört zu der Garde schräger Rhythm & Blues-Künstler der 50er Jahre, die durch ihre rohe Ausdrucksweise - die dem wahren rebellischen Geist des Rock`n`Roll entspricht - zu Kult-Musikern geworden ist. Er war auch Pate des Trash-Revivals der 80er Jahre. Dessen Hohepriester, Lux Interior von den Cramps, urteilte: "Little Richard klingt im Vergleich zu Andre Williams wie (der Schnulzensänger) Pat Boone". Auf "Red Dirt" stellt Williams sein raumfüllendes, voluminöses, teilweise bedrohlich klingendes Organ, welches in etwa zwischen Screamin`Jay Hawkins und Iggy Pop angesiedelt ist, in den Dienst der variablen, kanadischen Cowpunk/Country-Rock-Institution "The Sadies". Die gemeinsam eingespielten Songs bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Blues, Swing und Country-Soul. Bei der Umsetzung profitieren alle Beteiligten: die Sadies betonen ihre erdige, bluesige, rumpelige Seite und Williams genießt die neue Erfahrung, wirkt unverkrampft, aber ernsthaft genug, um bei der Kollision der musikalischen Welten das Heft in der Hand zu behalten. Seine Stimme ist dominant, er zieht die Aufmerksamkeit auf sich, bildet das Bindeglied zwischen schwitzig-fiebrigem Soul und gefühlvollem oder rhythmischem Rockabilly. Er legt seine ganze Reife in die Waagschale und meistert alle stilistischen Abstufungen zwischen Hillbilly und Voodoo-Blues. Das Album beginnt locker groovend mit "Hey Truckers". Eine Aufwärmübung im bluesigen Country-Gewand. Die Sadies begleiten dabei kompetent, aber unaufdringlich. Der trockene Harlan Howard-Walzer "Busted" lebt neben dem beschwörenden Gesang von der feinen, pointierten Saitenarbeit von Mandoline und E-Gitarre. Der Western-Swing "She`s a bag of potato chips" lädt zum Fußwippen ein. Durch seine Schräglage hat der Titel aber nicht die Leichtigkeit, die Swing-Nummern im allgemeinen haben. Düster, fast in Zeitlupe, kommt "I can tell" daher. Hier spielt Andre Williams seine dramatische Seite aus. Die Sadies schaffen eine Athmosphäre, die zu "Twin Peaks" oder einem anderen morbiden David Lynch-Streifen passen würde. Die Mörderballade "Pardon me (I`ve got someone to kill)" ruft Western-Stimmung hervor: weite Landschaften, Sonnenuntergänge und einsame Reiter erscheinen vor dem geistigen Auge. Musikalisch erinnert das Stück an Johnny Cash in slow motion. Außergewöhnlich geht es auch bei "Weapon of mass destruction" zu. Wann hat man schon mal einen Funky-Rhythmus, der von einer Cowboy-Fiedel umrahmt wird, gehört ? Der mit Sprechgesang unterlegte Slow-Swing "Easy on the eyes" ist eher konventionell aufgebaut. Er wird ab und zu durch Twang-Akkorde wachgerüttelt. Lefty Frizzell`s "I`m an old old man (Tryin`to live while I can)" wird als knarziger Rumpel-Country präsentiert. Eine Hillbilly-Nummer, die zunächst traditionell wirkt, durch die krude, schleifende Begleitung aber subversiv daherkommt. Definitiv findet man hier keinen schmierigen Trucker-Country-Sound. Bei "Tramp Trail" befürchtet man beinahe Stillstand. Ein Song in der Tradition von Porter Wagoner`s "Rubber Room". Geheimnisvoll, düster, bissig, ungewöhnlich. Leon Payne`s großartige Ballade "Psycho" wurde schon häufig kongenial gecovert. Unter anderem von den Beasts of Bourbon oder von Elvis Costello und T Bone Burnett. Hier liegt eine weitere mutige Interpretation vor. "I understand (Do you)" ist tiefschwarz, funky, wild, rhythmisch, mitreißend. "Old John" ist ein lupenreiner Country-Song voller Wehmut. "Queen of the world", eine Coverversion eines Bottle Rockets-Songs, ist eine traurige alternative Country-Ballade, die zu Herzen geht. Das Album schließt mit "My sister stole my woman", einer mid-tempo-Hillbilly-Nummer mit verschlepptem Gesang.
    Andre Williams macht seinem Ruf als enfant terrible auf "Red Dirt" alle Ehre. Er fügt seinem Output eine neue Facette hinzu, indem er geschickt unterschiedliche Stilelemente kombiniert und dadurch Hörgewohnheiten aufbricht und verbiegt. Die Sadies erweisen sich dabei als unbekümmerte Sparrings-Partner. Zum Nutzen Aller stacheln sich die Musiker zu Höchstleistungen an. That`s entertainment !
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    • Movin' On With Andre Williams Movin' On With Andre Williams (CD)
    • Silky Silky (CD)
    • Favourite Colours Favourite Colours (CD)
    Sleepless Sleepless (CD)
    15.10.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Ein erdiges zeitloses gut abgehangenes Alterswerk

    Als ich "Sleepless" das erste Mal hörte, wurde ich an die großen Singer/Songwriter Alben der frühen 70er Jahre erinnert. Die Reife und Intimität solcher Künstler wie Neil Young, Van Morrison, Ry Cooder oder Jackson Browne spiegeln sich in diesem Werk. Der ehemalige Sänger der "J. Geils Band" hat ein durchdachtes Album mit Sinn für Details konzipiert. Jeder Song hat seine persönliche Bedeutung, die im Booklet beschrieben wird. Man merkt in jeder Sekunde, dass hier Herzblut drin steckt. Die Idee zum Lied "Growin` Pain" kam Peter Wolf nach einem Treffen mit dem legendären Songwriter Harlan Howard, bei dem sie über die Seelenlage bei gebrochenen Herzen philosophierten. Der Song wird in einen entspannten Rhythmus gekleidet, mit schönen Verzierungen von Orgel und Mandoline. Zu "Nothing but the wheel" hat Peter notiert, dies könne auch ein Track von "Exile on main street" der Rolling Stones sein. Der Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass der Duettpartner hier Mick Jagger heißt. Bei der Ballade "A lot of good ones gone" musste Mr. Wolf an seinen Mentor John Lee Hooker denken. Er ist heute noch glücklich, dass er die Bühne mit den Bluesgrößen Muddy Waters, Howlin`Wolf oder eben John Lee Hooker teilen durfte. Im Original wurde der Titel "Never like this before" erstmalig vom charismatischen Soul-Mann William Bell (remember "You don`t miss your water") 1966 beim Stax-Label aufgenommen. Diese Cover-Version kommt üppiger und sauberer produziert rüber, adaptiert aber das Deep-Soul-Feeling des Originals. "Run silent, run deep" geht unter die Haut. Peter Wolf hat den Song zusammen mit seinem Freund, dem Poeten Tim Mayer kurz nach dem Split der "J. Geils Band" geschrieben. Das Lied handelt von Brudermord, Rache und Vergeltung. Die nächste Cover-Version ist "Homework" vom Chicago-Blueser Otis Rush und nur durch Zufall beim Soundcheck im Studio mitgeschnitten worden. Der ruhige Titel "Five o`clock angel" ist nach einer Begegnung mit dem Literaten und Bühnenautor Tennessee Williams entstanden. Dieser nannte seinen ersten Drink am Tag immer "Five o`clock angel". Will Jennings, der Songwriter-Partner von Peter Wolf, erzählte eines Tages die Geschichte einer jungen hübschen Kellnerin, die vom Lande in die Stadt gekommen war und jetzt das Leben gedanken- und hemmungslos genoss. In der mid-tempo-Nummer "Hey Jordan" macht sich Peter nun Gedanken darüber, wo das hinführen kann. Für die Aufnahme des Sonny Boy Williamson-Blues "Too close together" hatte sich Keith Richards gegen 17:00 Uhr im Studio angekündigt. Um 16:00 Uhr wurden schon Verstärker und Gitarrenkoffer angeliefert. Keith kam aber erst um 20:00 Uhr und der Song wurde dann im Stil der legendären Chess-Blues-Aufnahmen zelebriert: live, mit viel Wodka. Ein weiterer prominenter Gast kommt bei "Some things you don`t want to know" zu Gehör: "Steve Earle" teilt sich den Gesang mit Peter. Eigentlich sollte eine R&B-Nummer dabei rauskommen, unter dem Einfluss von "Steve Earle" wurde daraus aber ein Country-honky-tonk-Song. Das beschwingte "Oh Marianne" ist beeinflusst von Peter Wolf`s Atlantic-Records Tagen. Damals traf er all die Legenden, die ihn früh beeinflusst hatten, wie Ben E. King, Percy Sledge, King Curtis, Aretha Franklin, Wilson Pickett und Donny Hathaway. Peter fühlt sich bei diesem Lied an die "Drifters" und den Liederschreiber Doc Pomus erinnert. Das Album endet entspannt und versöhnlich, wie es begonnen hat. Der Song, der dem Album seinen Namen gab, ist eine weitere Zusammenarbeit mit Will Jennings und wurde in Erinnerung an die Balladen von Roy Orbison geschrieben.
    Veränderungen und Überraschungen sind das Ergebnis jeder guten Zusammenarbeit, das war der Grund, dieses Album zu machen, sagt Peter Wolf. "Sleepless" hat den Wert eines erdigen, zeitlosen, gut abgehangenen Alterswerkes, bei dem die ganze Erfahrung aus 25 Jahren Musiker-Dasein eingebracht wird. Statt Routine spürt man Leidenschaft, Wärme und Seele, statt abgedroschener Phrasen hört man brillante Einfälle.
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    • Chicken Skin Music Ry Cooder
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    Naturally Naturally (CD)
    15.10.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Inspiration für Amy Winehouse

    Das Gesangstalent von Sharon Jones wurde im heimischen Augusta, Georgia, schon früh entdeckt. Sie sang zunächst im Kirchenchor und versuchte dann Anfang der 70er Jahre über lokale Bands und Sangeswettbewerbe eine Karriere aufzubauen. Sharon Jones wurde durch die Musik von James Brown - der auch aus Augusta stammte - geprägt. Außerdem bewundert sie Otis Redding, Aretha Franklin, Ike and Tina Turner, Wilson Pickett und Mavis Staples. Durch diese Vorlieben ist im Grunde auch ihr Stil abgedeckt. Die klassische energetische, emotionale Soul- und Funkschule. Aber Sharon`s Karriere verlief trotz nicht zu überhörender Talente nicht gradlinig nach oben. Erst in den späten 90er Jahren - sie ist schon über 40 Jahre alt - nimmt sie ihre ersten Vinyl-Singles auf. Dann wird ihr Label aufgelöst und erst 2002 erscheint ihr erstes Album "Dap Dippin with Sharon Jones & The Dap-Kings". Die Dap-Kings sind die Hausband ihrer neuen Plattenfirma "Daptone". Diese Verbindung wächst zu einer konzentriert und eindringlich agierenden Einheit zusammen und legt 2005 das 2. Album "Naturally" vor. Es besticht durch klare Kompositionen, die ohne modischen Firlefanz oder nachträglich eingebaute Studiotricks arrangiert werden. Der pure, an Aufnahmen der 60er und 70er Jahre angelegte Stoff. Die souligen Elemente werden durch zeitlose Melodien geadelt, die das Zeug zu alltime-Klassikern haben. Geschmackvolle Fills setzen den gefühlvollen Momenten das Sahne-Häubchen auf. Die Funk-Elemente ersticken nicht in endlosen Wiederholungen, sondern werden schmissig auf den Punkt gebracht und songdienlich eingesetzt. Die Dap-Kings tragen kompakte, geölte Rhythmen, messerscharfe Bläsereinsätze und knackige, klare Gitarren bei. Sharon Jones singt warm, kraftvoll und einnehmend. Ihre volle Stimme schwebt über den ansteckenden Grooves. "Naturally" hat etliche Highlights zu bieten. Zum Beispiel die Soul-Ballade "Stranded in your love". Ein Ex-Lover will hier Zugang zur Wohnung erhalten. Er erzählt, man habe ihm das Auto geklaut. Im tollen Frau/Mann-Call and Response-Gesang werden Argumente und Erinnerungen ausgetauscht. Eine hinreißende Melodie und ein grandioser Refrain begleitet dieses Zwiegespräch. Der hypnotische Deep-Funk von "How long do I have to wait for you?" ist treibend und mitreißend. Beeindruckend ist die Cover-Version von Woody Guthrie`s Protest-Folk-Klassiker "This Land is your Land", das man nur noch am Text erkennt. Im Grunde genommen handelt es sich hier um ein eindeutiges politisches Statement der afro-amerikanischen Künstlerin. Bislang haben sich mit diesem Lied immer weiße Musiker zu ihrer Heimat bekannt. Jetzt macht Sharon deutlich, dass die U.S.A. natürlich genauso die Heimat aller anderen dort lebenden Volksgruppen ist.
    Durch die musikalischen Referenzen an die Großen des Soul- und Funk und das solide Songwriting hat man das Gefühl, einer alten Bekannten zuzuhören. Und live ist der kleine Wirbelwind mit ihrer fetzigen Backing-Band eine Granate. Mit seiner Back-to-the-Roots-Ästhetik lieferte Naturally" die Blaupause zu dem, was Amy Winehouse mit "Back To Black" so erfolgreich gemacht hat. Diese schnappte sich hierfür gleich die "Dap-Kings" als Studiobegleitung und Tour-Band. Und Sharon Jones hat 2007 mit ihrer 3. Scheibe "100 Days, 100 Nights" auf gleichem Niveau nachgelegt.
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