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    Webervogel Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 10. April 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 31
    161 Rezensionen
    Die Lieferantin Die Lieferantin (Buch)
    03.08.2017

    Beängstigend glaubwürdiger Thriller – intelligent und spannend

    „London, vielleicht bald“ ist diesem Thriller vorangestellt, und tatsächlich scheint er in nicht allzu ferner Zukunft zu spielen. Wir befinden uns offensichtlich einige Jahre nach dem Brexit, der ebenso wie die Unabhängigkeit Schottlands für die Briten bereits zur Normalität geworden ist. Die technischen Möglichkeiten haben sich weiterentwickelt: Innenstädte werden mit Gesichtserkennungssoftware überwacht, Paketlieferungen mit Drohnen sind Alltag. Allerdings nutzen nicht nur gewöhnliche Online-Versandhändler die Technologie. Ein sehr erfolgreicher Anbieter kommt aus dem Darknet: „Die Lieferantin“, die dort einen Webshop für Drogen betreibt und diese mithilfe von Drohnen in Rekordzeit ausliefern lässt. Den Londoner Unterweltbossen, die bislang den traditionellen Straßenverkauf bevorzugen, tritt sie damit gehörig auf den Schlips. Und dann steht in England noch ein neues Referendum an: Es soll über den Druxit entschieden werden – den Ausstieg aus der Drogenhilfe, der zur Folge hätte, dass der Staat keinen Penny mehr für Behandlung/Entzug/Krankenversicherung etc. von Suchtkranken zahlen würde. Die Ereignisse spitzen sich zu und überschlagen sich schließlich beim Showdown …

    „Die Lieferantin“ hat mir wahnsinnig gut gefallen. Der Thriller ist komplett durchdacht und wirkt daher erschreckend realitätsnah – so könnte es kommen. Es gibt Nebenschauplätze, die die Legalisierung von Drogen, Big Data, wachsendem Nationalismus und Ausländerfeindlichkeit thematisieren. Alles spielt zusammen und so entsteht ein komplexes Zukunftsportrait, das zugleich fesselt und erschüttert.

    Zoë Beck hat ein ganz besonderes Händchen für ihre Protagonisten. Man lernt sie schnell gut mit all ihren Eigenheiten kennen und kann trotz Mord- und Totschlag für die meisten Sympathien aufbringen. Richtiggehend kunstvoll führt die Autorin ihre Figuren zum Teil nur flüchtig zusammen. Statt unwahrscheinlicher Zufälle webt sie ein Netz von Ereignissen und Beziehungen, die, obwohl in der Zukunft spielend, einfach glaubwürdig wirken. Wow! Und dann ist das Ganze noch federleicht lesbar und außerdem sehr, sehr spannend. Diese Autorin muss ich mir merken.
    Eine von uns Eine von uns (Buch)
    31.07.2017

    Risse in der Dorfidylle

    Die Angst geht um im britischen Dörfchen Heathcote. Ein Eindringling treibt sein Unwesen und bricht in die Häuser der Dorfbewohner ein; scheinbar wahllos und ohne Wertsachen zu entwenden. Das unsichtbare Phantom wird aufgrund seines lautlosen Umherschnüffelns bald als „Fox“ bezeichnet. Die Dorfbewohner sind sich uneins, wie gefährlich es ist. Das ändert sich jedoch schlagartig, als eine von ihnen verschwindet: Ausgerechnet die schüchterne, unscheinbare Anna hat es erwischt. Wieso gerade sie? Welches Motiv hat der Fox? Und wenn er ein Motiv hat und die zurückgezogen lebende Anna kannte – muss er dann nicht einer der Dorfbewohner sein?

    Die Autorin Harriet Cummings entfaltet das Dorfpanorama wunderbar anschaulich vor dem geistigen Auge des Lesers. Im Laufe ihres Romans pickt sie vier Charaktere raus, deren Gedankengänge sie über einen gewissen Zeitraum schildert. Los geht es mit der Londonerin Deloris, die, obwohl erst 24-jährig, schon ein „Desperate Housewife“ ist: Den Teppichfabrikerben Harvey zu heiraten, war zwar eine gute Partie, aber nun sitzt sie in seinem Heimatdorf fest und muss feststellen, dass sie die Rolle der perfekten Hausfrau zu Tode langweilt. Anders ist es beim ebenso zugezogenen Gottesmann Jim; er predigt gern in der Dorfkirche, hat aber ein dunkles Geheimnis, das wie ein Damoklesschwert über ihm hängt. Nicht nur anhand dieser Beispiele macht Cummings deutlich: In Heathcote ist wenig so, wie es auf den ersten Blick scheint. Dabei kennen sich viele der Dorfbewohner schon ein Leben lang und haben feste Meinungen über ihre Nachbarn. Man ist gewohnt, über die ein oder andere Eigenheit hinwegzusehen, denn man kennt sich schließlich – oder? Abgründe tun sich auf, Verborgenes wird ans Licht gezerrt. Der Fox bringt das Dorfgefüge durcheinander, denn durch die Bedrohung positionieren sich die Bewohner neu. Bisher nicht benötigte Charaktereigenschaften treten zutage, einige wachsen über sich hinaus. Am Ende hat sich Heathcote verändert.

    Auch wenn sich der Roman um die Frage dreht, wer der Fox ist, ist „Eine von uns“ kein Krimi. Mich hat relativ schnell eine vage Ahnung beschlichen, was es mit dem Fox auf sich haben könnte, aber das hat mich kaum gestört: Noch interessanter als die Identität des Phantoms sind die Reaktionen auf ihn, die ein jahrzehntelang gefestigtes Dorfgefüge in den Grundfesten erschüttern. Da bleibt kein Stein auf dem anderen – was hier und da sogar begrüßenswert ist … Unter dem Lack der Dorfidylle findet sich zwar keine Vorhölle, aber es lohnt sich trotzdem, an ihm zu kratzen – vor allem für den Leser, dem dieses Buch ein paar abwechslungsreiche Stunden beschert. Ein fesselndes Gesellschaftsportrait.
    Swing Time Swing Time (Buch)
    11.07.2017

    Am Ende bleibt Ratlosigkeit

    Vor ungefähr zehn Jahren habe ich Zadie Smiths „Von der Schönheit“ gelesen. Ich erinnere mich überhaupt nicht mehr an die Handlung, weiß aber noch, dass ich beeindruckt war. Der Roman erschloss mir gesellschaftliche Denkungsweisen und Probleme, von deren Existenz ich damals noch keinerlei Ahnung hatte. Von „Swing Time“ erwartete ich ähnliches. Schließlich heißt es schon im Quote auf dem Buchrücken: „Bewegend, lustig und wahrhaftig analysiert dieser Roman […] Themen wie Hautfarbe und Weltpolitik.“

    „Swing Time“ handelt von zwei Freundinnen, die sich schon als kleine Mädchen kennenlernen und eine große Leidenschaft für Tanz teilen. Eine von ihnen ist die Ich-Erzählerin. Irgendwann im Laufe des Buches hielt ich inne und stellte fest, dass ich mich gar nicht an ihren Namen erinnerte. Ab da achtete ich sehr aufmerksam darauf und nehme inzwischen an, dass er kein einziges Mal genannt wird.
    Die Freundin der Ich-Erzählerin heißt Tracey. Dass beide Mädchen begeisterte Tänzerinnen sind – wobei Tracey Talent hat, während bei der Ich-Erzählerin schon früh ein Platfuß diagnostiziert wird – scheint ihre größte Gemeinsamkeit zu sein. Zwar wachsen sie auch im gleichen Londoner Vorort auf, haben jeweils ein hell- und ein dunkelhäutiges Elternteil, doch trotzdem scheint ihre Herkunft sehr verschieden. Die Mutter der Ich-Erzählerin strebt nach Bildung, studiert, interessiert sich für die großen gesellschaftlichen Fragen; ihr Vater verdient währenddessen das Geld und kümmert sich um Haushalt und Alltagskram. Traceys Mutter ist dagegen alleinerziehend und erwerbslos. Als Kind vergöttert Tracey ihren abwesenden Vater und erzählt, er wäre Background-Tänzer von Michael Jackson – ein Wunschtraum, wie sich später rausstellt. Traceys Wirklichkeit ist so eine ganz andere als die der Ich-Erzählerin, aber so richtig bekommt man sie als Leser nicht zu fassen. Offensichtlich ist dagegen ihre gelegentliche Bosheit gegenüber der anderen und dass beide Mädchen einander doch einiges neiden. Warum die Ich-Erzählerin trotz deren Gehässigkeiten an Tracey festhält, hat sich mir nicht erschlossen.
    Erzählerischer Schwerpunkt des Romans ist die Freundschaft der beiden Mädchen, doch nachdem sie erwachsen geworden sind, steht außerdem das Berufsleben der Ich-Erzählerin im Mittelpunkt. Sie arbeitet jahrelang als persönliche Assistentin für eine Sängerin, einen Superstar, jettet mit ihr durch die Welt und scheint ihr eigenen Leben völlig dafür aufzugeben. Besonders beteiligt ist sie an einem Wohltätigkeitsprojekt ihrer Arbeitgeberin; dem Aufbau einer Mädchenschule in Gambia. Hier kommt die Tochter einer Jamaikanerin zum ersten Mal mit Afrika in Berührung, was offensichtlich Spuren in ihr hinterlässt. Diese näher zu beschreiben ist mir allerdings kaum möglich.

    Als Leserin habe ich eine ganze Weile gebraucht, um festzustellen, dass das afrikanische Land, um das es geht, wohl Gambia ist – wie der Name der Ich-Erzählerin wird auch das nicht erwähnt. Genauso hatte ich hier und da Probleme, die Hautfarbe von Figuren herauszufinden – für das Verständnis des Romans scheinen diese Informationen absolut nötig, gleichzeitig setzt die Autorin auch hier gerne mal voraus, dass ihre Leser schon von alleine darauf kommen werden. Vermutlich ist mir beim Lesen von „Swing Time“ einiges entgangen, und das hat mich doch frustriert. Es ist nicht so, dass die Ich-Erzählerin so gebildet und reflektiert scheint, dass man ihren Gedankengängen nicht folgen kann, aber durch Zeitsprünge sowie unkommentierte, aber wohl doch bedeutsame Szenen verfestigte sich bei mir der Eindruck, hier doch einiges nicht zu verstehen – nicht zuletzt, was mir Zadie Smith mit dem Buch eigentlich sagen will. Unterhalten soll es nicht, denke ich – von der im Quote auf der Rückseite genannten Lustigkeit ist bei mir nichts angekommen. Auch bewegt hat mich „Swing Time“ kaum. Vielleicht hätte ich mehr von dem Roman gehabt, wenn ich mich besser mit Tanz auskennen würde – die Leidenschaft der Ich-Erzählerin und Tracey ist greifbar und wird detailliert beschrieben, aber wenn man selbst kaum Ahnung von Ballett, Musicals und Tanzfilmen hat, springt der Funke nicht über. Die Ich-Erzählerin lässt sich vom Leben treiben und man treibt 625 Seiten mit ihr. Im Nachhinein betrachtet hat sich das für mich nicht gelohnt. Es bleibt das Gefühl, etwas versäumt zu haben.
    Ein Brautkleid für fünf Ein Brautkleid für fünf (Buch)
    04.07.2017

    Fünf Frauenschicksale, geschickt verknüpft

    Im Chicago der 1950er Jahre kreuzen sich die Wege fünf junger Frauen, die zusammen in einer Wohngemeinschaft wohnen. Sie kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen und jede von ihnen hat andere Hoffnungen und Ziele. Nicht alle von ihnen stehen sich nah, doch als sie tatsächlich mal zu fünft ausgehen, entdecken und erstehen sie zusammen ein traumhaftes Brautkleid, das allen passt und das sich keine alleine leisten könnte. Es ist ein Spontankauf; nicht eine von ihnen ist auch nur verlobt. Doch die auf der wahren Geschichte von einer der Frauen basierende Romanhandlung zieht sich über vier Jahre – und in dieser Zeit kann natürlich viel passieren …

    Der Einstieg in den Roman gestaltet sich sehr einfach. Man lernt die jungen Frauen nach und nach kennen und wird von der Geschichte schnell in ihren Bann gezogen. Obwohl sie, wie der Romantitel schon erahnen lässt, auch von der ein oder anderen Hochzeit handelt, ist sie kein bisschen kitschig. Geschickt erzählt die Autorin die fünf Frauenschicksale und springt dabei innerhalb der Kapitel von einer zur anderen. Aber auch kleinere und größere Zeitsprünge finden ab und an statt – anders wären die fünf Lebensgeschichten in einem Roman wohl gar nicht zu erzählen. Etwas schade fand ich allerdings, dass durch diese Zeitsprünge einige wichtige Ereignisse gar nicht näher beschrieben wurden: Man weiß als Leser, dass sie stattfanden, liest aber nur von den Vorbereitungen und erhält dann später höchstens noch einen kurzen Rückblick. Zum Ende des Romans hin war ich außerdem enttäuscht, dass die ein oder andere Geschichte nicht mal annähernd auserzählt wurde. Da blieben doch einige Fragen offen. Aber das sind auch schon die einzigen beiden Kritikpunkte, die ich an diesem Roman habe. Ansonsten habe ich es sehr genossen, in das Leben der Frauen voll einzutauchen, mich mit ihnen gefreut und mit ihnen mitgelitten. Eine Fortsetzung ist wohl nicht zu erwarten, aber gäbe es eine – ich würde sie mir kaufen!
    Was man von hier aus sehen kann Mariana Leky
    Was man von hier aus sehen kann (Buch)
    27.06.2017

    Anrührend und zauberhaft, inhaltlich wie sprachlich

    Schon das so unaufdringliche wie märchenhafte Cover von Mariana Lekys „Was man von hier aus sehen kann“ zeigt, dass man es als Leser hier mit einem ganz besonderen Roman zu tun hat. Das abgebildete Okapi spielt eine wichtige Rolle, obwohl es nur in den Träumen der alten Selma auftaucht. Doch das ganze Dorf weiß, dass Selmas Okapi-Träume stets Vorboten für einen nahenden Todesfall sind und ist deswegen in höchster Alarmbereitschaft. In diesem Roman wird dann auch gestorben, aber noch viel mehr gelebt und geliebt. Es gibt eine ganze Handvoll von Hauptfiguren, die ich vielleicht verschroben nennen würde, wären sie mir während der Lektüre nicht gar so sehr ans Herz gewachsen. Im Mittelpunkt steht Luise, die zu Beginn des Romans zehn Jahre alt ist und im Laufe des Buches erwachsen wird. Doch genauso wichtig sind ein Optiker, der das Talent hat, die unmöglichsten Zusammenhänge aufzustellen, ein junger Gewichtestemmer, eine abergläubische Kräutersammlerin, Luises von Okapis träumende Großmutter Selma, ein buddhistischer Mönch und ein besonders hässlicher Hund mit dem Namen Alaska. Die Protagonisten sind weder besonders schön (abgesehen von dem Mönch vielleicht) noch außergewöhnlich gebildet (abgesehen von dem Optiker vielleicht). Sie sind keine strahlenden Helden, aber sie haben eine außergewöhnliche Herzenswärme, die liebenswertesten Marotten, die man sich vorstellen kann und oft auch einen weisen Blick auf die Dinge. Mariana Leky lässt ihre Leser vollends in die kleine, komplexe Welt ihrer Figuren eintauchen, und diese Welt ist so anrührend, dass sich das beim Lesen wie ein Geschenk anfühlt. Die Autorin hat außerdem einen einzigartigen Stil. Die Sprache des Romans ist wunderschön poetisch, was seine Lesbarkeit aber keinesfalls einschränkt. Mit kunstvoller Leichtigkeit wird mit Worten gespielt und vor vielen Kapiteln begonnene sprachliche Fäden werden später unverhofft erneut aufgenommen. Ein ganz feiner, leiser Humor schimmert immer wieder durch. Ein Buch zum intensiven Mitfühlen und dabei ohne jeden Kitsch. Ich bin noch ganz verzaubert von diesem Leseerlebnis.
    Dem Kroisleitner sein Vater Dem Kroisleitner sein Vater (Buch)
    13.06.2017

    Gute Mischung aus Lokalkolorit, Klamauk und einem Hauch von Tiefgang

    Dem Kroisleitner sein Vater wird tot aufgefunden – so beginnt der erste Frassek-Krimi, dem wohl weitere folgen sollen. Frassek ist ein Ermittler, der mich stellenweise an Klüpfels und Kobrs Kluftinger erinnert hat – etwas verpeilt, chaotisch und stellenweise auch ziemlich weltfremd. Allerdings hat er auch den ein oder anderen Geistesblitz und schafft es nach gehörigem Anlauf, sich seinen inneren Dämonen zu stellen. Stellenweise hat mich Frassek etwas genervt (wie kann man nur sein Handy einfach nicht mehr aufladen?), im Laufe des Buches wurde er mir aber dennoch sympathisch. Er und sein Kollege Sprotz bilden ein gutes Team – eigentlich in Berlin, wo beide leben und arbeiten.

    Hier aber verschlägt es Frassek, den vornamenlosen Ermittler, aus persönlichen Gründen in die Steiermark, genauer gesagt nach St. Margarethen. Als Leser lernt man das Dörfchen schnell gut kennen, erfährt man doch nicht nur Frasseks Perspektive, sondern auch die Gedanken und Sichtweisen einiger Dorfbewohner. Sie sind alle etwas kauzig, haben ihre Geheimnisse und scheinen zugleich eine verschworene Gemeinschaft zu sein, die allerdings durch den Tod des alten Kroisleitners erschüttert wurde – und dann sucht auch noch eine unerklärliche Fliegenplage den Urlaubsort heim. Schnell ahnt man erste Zusammenhänge, aber die Entwicklungen nehmen einen zum Teil doch unvorhersehbaren Verlauf. „Dem Kroisleitner sein Vater“ hat mich nachts bestens schlafen lassen, aber die Dorfgemeinschaft mit ihren Marotten kennenzulernen war trotzdem fesselnd. Die mal rustikal-biedere, mal verwunschene Atmosphäre in St. Margarethen schien während der Lektüre mit Händen greifbar und Pensionswirtin Lissi sah ich richtiggehend vor mir. Ein gelungener Lokalkrimi – mal schauen, wohin es Frassek in seinem nächsten Fall verschlägt!
    Meine Produktempfehlungen
    • Milchgeld Volker Klüpfel
      Milchgeld (Buch)
    Kleine Lügen erhalten die Familie Kleine Lügen erhalten die Familie (Buch)
    27.05.2017

    Heitere Familiengeschichte, die sich schnell wegliest

    Teilweise hat mich Katia Webers „Kleine Lügen erhalten die Familie“ an Eric Malpass‘ „Morgen um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ erinnert, was vermutlich vor allem an den Kapiteln liegt, die aus Sicht der achtjährigen Jana geschrieben sind. Aber auch die Perspektiven ihres Bruders, ihrer Mutter, ihrer Tante, ihrer Oma und noch einiger anderer Leute kommen immer wieder vor. Der Roman ist eine warmherzige, größtenteils heitere Familiengeschichte. Alle haben sich lieb, alle haben aber auch ihre kleineren und größeren Geheimnisse voreinander. Die Zufälle, durch die diese ans Licht kommen, häufen sich teilweise enorm, aber wenn man darüber hinwegsehen kann, bereitet das dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Mehr irritiert hat mich tatsächlich, dass die Kapitelüberschrift jeweils aus dem ersten Satz des Kapitels besteht: „Franzis Nacken versteifte sich, das rechte Bein zuckte.“ Oder: „Der Reitstall gehörte Bene seit etwa zehn Jahren.“ Für mich las sich das sehr seltsam, da hätte ich ja noch „Kapitel 7“ als Überschrift besser gefunden …
    Etwas schade fand ich, dass das Buch eher abrupt geendet hat. Die Geschichte um ein geheimnisvolles Gemälde wird zwar abgeschlossen, aber einige zwischenmenschliche Beziehungen nicht weiter geklärt – als hätte die Autorin keine Lust mehr gehabt, die einzelnen Stränge zuende zu führen.
    Insgesamt ist „Kleine lügen erhalten die Familie“ ein Familienroman, der sich schnell durchliest. Einen tieferen Eindruck hinterlässt er nicht unbedingt, aber das muss gute Unterhaltung ja auch nicht immer.
    Meine Produktempfehlungen
    • Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Eric Malpass
      Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung (Buch)
    Doust, K: Aimées geheimer Wunsch Doust, K: Aimées geheimer Wunsch (Buch)
    12.04.2017

    Ein Perlenkragen als Hauptfigur

    Dieses Buch hat mich überrascht – aber nicht unbedingt im positiven Sinne. Es heißt „Aimées geheimer Wunsch“ und beginnt auch mit der Geschichte der Französin Aimée, die im Jahr 1891 kurz vor ihrer Hochzeit mit einem fast unbekannten Mann steht. Ihr geerbtes Hochzeitskleid verschönert sie mit einem aufwändigen, selbstbestickten Perlenkragen. Ich nahm an, dass sich das Buch zu großen Teilen um Aimée drehen würde (schließlich kommt ihr Name sogar im Titel vor) – aber in Wirklichkeit handelt es von dem Perlenkragen! Er taucht in der Gegenwart bei Auktionatorin Maggie auf, die mit allen Mitteln versucht, Beziehung, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen. Gleichzeitig hat sie aber auch ein Herz für Antiquitäten und für ihre Mitmenschen. Als eine Frau den von ihr in einer TV-Show präsentierten Perlenkragen wiederzuerkennen glaubt, macht sich Maggie daran, seine Herkunft zu erforschen. Der Leser ist Maggie dabei weit voraus, gibt es doch immer wieder Rückblicke, die von den verschiedenen Besitzern des Perlenkragens im Laufe der Zeit handeln. Mir waren diese allerdings zu unvermittelt eingestreut und immer, wenn ich mich in die Lebensgeschichte einer neuen Figur reingefunden hatte, mit ihr fühlte und mehr über ihr Schicksal wissen wollte, war die Autorin Kelly Doust schon wieder fertig mit ihr. Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Personen werden nur vage angedeutet, so dass sich für mich kein schlüssiges Gesamtbild ergab. Kelly Dousts Schilderungen sind dabei sehr atmosphärisch, gerade Maggies Liebe zu alten Dingen und zum Teil auch Stoffe, Handarbeiten etc. werden toll beschrieben. Der Roman liest sich so ganz gut durch – aber für die einzelnen Figuren bleibt nicht genug Raum. Zwar handeln die meisten Kapitel von Maggie, aber auch ihre relativ komplexe Familiengeschichte wurde mir zu schnell abgehandelt, wichtige Figuren traten kaum in Aktion, kamen nicht zu Wort. Die Autorin baut Beziehungsgeflechte auf, mit denen mehr möglich wäre, aber sie macht meiner Meinung nach nicht genug daraus und das habe ich beim Lesen immer wieder bedauert. Und so bleibe ich doch etwas unzufrieden zurück.
    Glücksmädchen Glücksmädchen (Buch)
    10.04.2017

    Unerwartet, schlüssig, fesselnd - einfach rundum gelungen!

    Dieser Psychothriller ist ungewöhnlich. Im Mittelpunkt steht nicht das Opfer, stehen nicht die Angehörigen und nicht die Ermittler, sondern die Journalistin Ellen Tamm. Sie hat sich beruflich dem Thema Mord und Totschlag verschrieben, doch auch ihr Privatleben wird durch ein nie verarbeitetes Trauma davon beherrscht. Trotzdem hat sie sich einigermaßen im Griff - bis ihr neuer Chef sie auf die Geschichte von Lycke ansetzt, einer Achtjährigen, die verschwunden ist. Nie wirklich verheilte Wunden brechen wieder auf und Ellen verschreibt sich Lycke voll und ganz: Sie sucht auf eigene Faust, recherchiert und ermittelt - und stößt langsam aber sicher an ihre psychischen und physischen Grenzen ...

    So nah der Leser Ellen auch ist: Er lernt ebenfalls andere Perspektiven kennen. Vereinzelte Kapitel sind aus der Sicht von anderen Figuren verfasst und lassen so auch Einblicke in die Gedankenwelt von z.B. Lyckes Eltern zu. Eine geschickte Konstruktion der Autorin, da man Ellen Tamms Wissenstand so doch noch ein Stückchen voraus ist. Und so setzt sich das Puzzle um Lyckes Verschwinden anscheinend Stück für Stück zusammen ... oder war doch alles ganz anders?

    Ich fand den Thriller erfreulich unaufgeregt, obwohl er mich gleichzeitig so gefesselt hat, dass ich ihn innerhalb von 24 Stunden ausgelesen habe. Wer blutige Details, wilde Verfolgungsjagden und Gänsehaut sucht, ist hier fehl am Platz. Spannung wird auf andere Art erzeugt: Durch langsames Zusammentragen von Fakten und Vermutungen, bei dem der Leser Ellen Tamm hautnah begleitet. Dabei kommt er gleich noch ihrer privaten Geschichte näher und näher. Das Ganze entwickelt sich sowohl schlüssig als auch unerwartet - eine perfekte Kombination!
    Freitag, F: Man lernt nie aus, Frau Freitag! Freitag, F: Man lernt nie aus, Frau Freitag! (Buch)
    10.04.2017

    Von Freud‘ und Leid des Führerschein-Machens

    Frau Freitag hat ja schon viele Bücher geschrieben, aber ich habe noch keines davon gelesen. Das hier sprach mich allerdings direkt an – vermutlich, weil ich erst vor ein paar Monaten wieder mit dem Autofahren angefangen habe und mich daher an die größeren und kleineren Aufregungen des Fahren-Lernens noch bestens erinnern kann. Und vielleicht auch, weil ich beim Lesen froh war, dass ich immerhin den Führerschein nicht nochmal machen musste …
    Als Leser begleitet man Frau Freitag ab der Fahrschulanmeldung. Man erlebt sie hochmotiviert im Erste-Hilfe-Kurs, eigenwilligen Fahrlehrern während der Fahrstunden ausgesetzt und über das Schüler-Lehrer-Verhältnis reflektierend. Das Ganze ist recht unterhaltsam, denn Frau Freitag legt ihre Gefühle und Gedanken schonungslos offen und hat einen witzigen, mitreißenden Stil. Ich habe das Buch im Laufe eines Vormittags ausgelesen. Am Ende war ich dann allerdings auch erleichtert, dass Frau Freitag und ich als Leserin ihre Fahrschulzeit hinter uns gebracht hatten, es zog sich irgendwann ein winziges bisschen, aber Fahrstunden sind eben auch kein einziger Quell von Spaß und Abwechslung … Ein humorvolles, leicht wegzulesendes Buch – sowohl für Leute, die den Führerschein noch vor sich haben als auch für die, die die Erleichterung spüren wollen, dass sie sich damit nicht mehr beschäftigen müssen.
    Die Zeit der Ruhelosen Die Zeit der Ruhelosen (Buch)
    10.04.2017

    Eindringlicher Gesellschaftsroman über Aufstiege, Niedergänge und die Unmöglichkeit, die eigene Herkunft abzuschütteln

    „Die Zeit der Ruhelosen“ liest sich sehr intensiv. Schon der Einstieg – die Schilderung eines Afghanistan-Einsatzes aus der Sicht eines französischen Soldaten – ist hart und gleichzeitig die Vorbereitung des Lesers auf das, was noch folgt: Zwar sind Krieg und Terror nicht die Hauptthemen des Buches, tauchen aber immer wieder auf. Die Protagonisten in Karine Tuils Roman kommen, wie der Titel schon sagt, nicht zur Ruhe: Ein Afghanistan-Heimkehrer, ein erfolgreicher Geschäftsmann und ein politischer Aufsteiger. Zwar kreuzen sich ihre Wege im Verlauf des Buches, doch sie haben kaum etwas miteinander gemeinsam. Jeder von ihnen ist ein Einzelkämpfer und strebt nach dem, was ihm wichtig ist: Karriere, Anerkennung, Liebe. Immer wieder geht es dabei um Macht. Die Macht, etwas zu bewirken, zu beeinflussen oder zu kontrollieren. In ihrem Streben kommen die Hauptfiguren ins Straucheln und müssen mehr oder weniger schmerzhaft feststellen, dass sie nicht frei agieren können, dass insbesondere ihre Herkunft sie nicht loslässt. Sie können ihre Vergangenheit nicht abschütteln, sie holt sie ein, egal, wie sehr sie sich innerlich und äußerlich von ihr distanzieren. Der Soldat wurde durch seinen letzten Einsatz traumatisiert, der Geschäftsmann muss sich durch die Presse daran erinnern lassen, dass er als Jude geboren wurde und sieht sich bald einer bösartigen antisemitischen Kampagne ausgesetzt. Der politische Aufsteiger entfernt sich gerne und schnell von seinen Banlieue-Wurzeln, doch sowohl seine neuen Kollegen als auch ein alter Freund, der sich religiös radikalisiert hat, lassen nicht zu, dass er diese vergessen kann.

    Doch in „Zeit der Ruhelosen“ wird auch geliebt und geweint. Es ist ein vielschichtiges Buch, dass mich sehr gefesselt hat. Ich konnte mit den Protagonisten mitfühlen, denn auch wenn sich meine Sympathien bisweilen in Grenzen hielten: Karine Tuil zeigt nachvollziehnbar, was jeden einzelnen antreibt. Parallel ist man bei Aufstiegen und Untergängen der einzelnen Figuren dabei. Mich hat beeindruckt, wie gut die Autorin die Erlebniswelt der drei so unterschiedlichen Protagonisten erfasst hat: Man zieht mit ihnen in den Krieg, die PR-Schlacht, den Élysée-Palast. Karine Tuil beschreibt Atmosphären, Orte und Gefühle so eindringlich, dass man als Leser kaum näher dran sein könnte. Und so ist auch das Leseerlebnis ruhelos, und genauso lässt einen das Buch nach seinem dramatischen Finale zurück. Ein großer Roman, den es sich unbedingt zu lesen lohnt.
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