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    Bücherfreundin

    Aktiv seit: 04. September 2021
    "Hilfreich"-Bewertungen: 64
    294 Rezensionen
    Das große Buch vom Auge Helmut Wilhelm
    Das große Buch vom Auge (Buch)
    30.10.2023

    Viel Wissenswertes über das Auge

    Prof. Dr. Helmut Wilhelm legt mit "Das große Buch vom Auge" einen Ratgeber vor, in dem er Erkrankungen und Behandlungen verständlich erklärt. 

    Das Buch startet gleich mit einem Sehtest , den jeder durchführen kann. Nach einem kurzen Vorwort wird im ersten Kapitel der Aufbau des Auges erklärt. In weiteren 7 Kapiteln erfahren wir viel Wissenswertes über unterschiedliche Formen der Fehlsichtigkeit, Augenkrankheiten und Sehbehinderungen bis hin zur Blindheit. Als Betroffene interessierten mich hier ganz besonders die Beiträge über die Netzhaut und ihre Erkrankungen. Das Amsler-Gitter auf Seite 231 ist für mich eine sinnvolle Ergänzung des Buches, ich werde damit regelmäßig meine Augen testen.

    Sehr informativ fand ich das Kapitel über den Grauen Star und die damit verbundene Operation. In diesem Zusammenhang hat mir sehr gut gefallen, dass der Autor die verschiedenen Möglichkeiten, die sich dem Patienten durch das Angebot an verschiedenen Kunstlinsen bieten, durchaus kritisch beleuchtet.
    Interessant fand ich auch das Thema Kontaktlinsen, in dem es um die Historie sowie die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Kontaktlinsen geht. 

    Das Buch enthält viele Fotos und grafische Darstellungen, am Ende befindet sich ein vierseitiges Stichwortverzeichnis, das eine gezielte Suche ermöglicht. 

    Mir hat der Ratgeber gut gefallen, er ist sehr übersichtlich gestaltet, informativ und gut geschrieben, so dass dem interessierten Laien gute Kenntnisse über das Auge vermittelt werden. Besonders hervorheben möchte ich die sehr gut lesbare, etwas größere Schrift!
    Kein guter Mann Andreas Izquierdo
    Kein guter Mann (Buch)
    29.10.2023

    Mit viel Herz und Humor erzählte Geschichte

    Im Mittelpunkt des neuen Romans "Kein guter Mann" von Andreas Izquierdo steht der Postbote Walter. Er ist fast sechzig und lebt nach seiner Scheidung allein in einem alten Fachwerkhaus im Bergischen Land, Freundschaften pflegt er keine. Zu seiner Exfrau Barbara und Sohn Christian hat er keinen Kontakt mehr, lediglich seine Tochter Sandra besucht ihn manchmal. Ein Streit mit Herrn Leyendecker, einem Bewohner seines Zustellbezirks, eskaliert derart, dass seine Vorgesetzte Sabine ihn in den Vorruhestand schicken möchte. Walter wehrt sich dagegen, und so wird er in die Christkindfiliale nach Engelskirchen versetzt, wo er die eingehende Post von Kindern beantworten soll. Die neue Tätigkeit gefällt ihm gar nicht, bis er den Brief eines kleinen Jungen erhält, der einen außergewöhnlichen Wunsch hat. Der 10-jährige Ben wünscht sich keine Spielsachen wie die anderen Kinder, sondern dass der Klempner vorbeikommt. Das berührt Walter, und zwischen den beiden beginnt ein intensiver Briefwechsel. Walter erfährt mehr über das Leben und die Probleme des Jungen, und er beschließt, ihm zu helfen.

    Die Handlung des Romans spielt auf zwei Zeitebenen. Im Hier und Jetzt erleben wir den älteren Walter, auf der zweiten Zeitebene wird Walters Vergangenheit nach und nach aufgefächert. Wir lernen ihn als kleinen Jungen kennen, verfolgen seine sportlichen Ambitionen, seinen Eintritt ins Berufsleben und die Gründung einer Familie. Wir erleben die Höhen und Tiefen seines Lebens und seine Tragödien.

    Die Geschichte ist spannend erzählt, der Autor skizziert die Charaktere liebevoll und so bildhaft, dass ich sie mir gut vorstellen konnte. Den Briefwechsel zwischen Walter und dem kleinen Ben fand ich sehr berührend. Walter möchte dem Jungen helfen und stellt nun auch endlich sein eigenes, einsames Leben auf den Prüfstand. 

    Das unterhaltsame Buch hat mir von Beginn an sehr gut gefallen. Ich war sehr angetan von dem schönen Sprachstil und der Geschichte, die uns der Autor mit viel Herz und Humor erzählt. Walter war mir trotz seiner sehr speziellen Art auf Anhieb sympathisch, und ich ahnte sofort, dass hinter der rauen Schale ein weicher Kern steckt. Die Geschichte seines Lebens hat mich sehr berührt, und ich konnte verstehen, warum aus dem glücklichen Familienvater ein schwieriger Eigenbrötler geworden ist. Sie hat mich vom Anfang bis zum vollkommen überraschenden, aber sehr stimmigen Ende gefesselt und zum Schmunzeln gebracht, aber auch betroffen und nachdenklich gemacht.

    Leseempfehlung für diesen herzerwärmenden Roman über Familie und Freundschaft, der mir sehr viel Lesefreude bereitet hat!
    The Beautiful Fall - Die vollkommen irritierende Kettenreaktion der Liebe Hugh Breakey
    The Beautiful Fall - Die vollkommen irritierende Kettenreaktion der Liebe (Buch)
    28.10.2023

    Bewegende Geschichte mit Tiefgang

    Im Debütroman "The Beautiful Fall" des australischen Autors Hugh Breakey steht der Ich-Erzähler Robert Penfold im Mittelpunkt. Der 31-Jährige leidet unter periodischer Amnesie und verliert alle 179 Tage sein Gedächtnis. Dann erwacht er und weiß nicht mehr, wer er ist. Mit Hilfe eines Briefs, den er an sich selbst geschrieben hat und der wichtige Informationen enthält, gelingt es ihm, sich wieder zurechtzufinden. Er lebt allein und zurückgezogen. Nur selten verlässt er das Haus, seine Lebensmittel bringt ihm ein Lieferdienst. Robert hält sich mit täglichen Übungen fit und verbringt einen erheblichen Teil seiner Zeit damit, eine riesige Anzahl von Dominosteinen kunstvoll aufzubauen.
     
    Das Buch beginnt mit Tag 12 vor der nächsten Amnesie. An diesem Tag tritt Julie, die neue Angestellte des Lieferdienstes, in Roberts Leben. Die junge Frau, die ihm Hilfe bei der Durchführung seines Projekts anbietet, gefällt ihm sehr, und er verliebt sich in sie. Doch er wehrt sich gegen seine Gefühle, will den Kontakt zu Julie abbrechen, da er weiß, dass er in wenigen Tagen wieder sein Gedächtnis verlieren wird. Aber er hat nicht mit der Hartnäckigkeit der jungen Frau gerechnet ...
     
    Der Roman ist in schönem Sprachstil verfasst und liest sich flüssig. Die Thematik ist interessant, wir erleben einen jungen Mann, der ein sehr spezielles Leben führt und damit beschäftigt ist, sich selbst Anweisungen für die Zeit nach der nächsten Amnesie zu hinterlassen. Das Buch ist spannend, wobei der Aufbau der Dominosteine - auch wenn diesem eine wichtige Rolle im Buch zukommt - für meinen Geschmack etwas zu viel Raum einnimmt und mich stellenweise langweilte.
    Nach etwa einem Drittel kommt es zu einer vollkommen unerwarteten Wendung, nach der ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Es fesselte mich zunehmend, Geheimnisse wurden enthüllt, es ging um Identität, Lügen und Vertrauen.
     
    Die Beschreibung der Charaktere ist dem Autor sehr gut gelungen, ich mochte den eigenwilligen Robert und die kämpferische Julie. Der Roman hat viele berührende Szenen, wir erleben Roberts Bedenken, sich auf eine Beziehung einzulassen, seine Ängste und Zweifel. Er lässt uns teilhaben an seinem schwierigen Alltag und seinem Umgang mit der seltenen Erkrankung, den damit verbundenen Problemen und Unsicherheiten. 
     
    Ich habe das Buch, das nachdenklich macht und verdeutlicht, wie wertvoll unser Gedächtnis ist, sehr gern gelesen - Leseempfehlung!
    Endstation Malma Alex Schulman
    Endstation Malma (Buch)
    26.10.2023

    Mitreißende und berührende Familiengeschichte

    Mit großer Begeisterung habe ich die ersten beiden Bücher von Alex Schulman, "Die Überlebenden" und "Verbrenn all meine Briefe", gelesen. Meine Erwartungshaltung an "Endstation Malma" war dementsprechend hoch - und ich wurde nicht enttäuscht!
     
    Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen, und es werden drei Zugfahrten nach Malma beschrieben. Ende der siebziger Jahre begibt sich ein Vater mit seiner kleinen Tochter auf die Reise, zwei Jahrzehnte später ein Paar, das sich in einer Krise befindet, und später fährt eine junge Frau auf der Suche nach Antworten mit dem Zug nach Malma. Wie die Schicksale der Personen miteinander verwoben sind, erfahren wir im Verlaufe des Buches. 
     
    Im Mittelpunkt des Romans steht Harriet. Sie ist 8 Jahre alt, als sie erfährt, dass ihre Eltern sich scheiden lassen. Durch die dünne Wand hört sie, dass bei jedem Elternteil nur eine der beiden Töchter bleiben soll. Es ist eine große Kränkung für sie, dass beide sich für ihre Schwester Amelia entscheiden, diese aber schließlich mit der Mutter auszieht. Harriet bleibt beim Vater.  Als sie nach längerer Zeit endlich ihre Schwester wiedersehen darf, kommt es zu einem Vorfall, infolge dessen Harriet sofort abreisen muss.
    Jahre später, Harriet ist mittlerweile Bibliothekarin, lernt sie im Zug den Makler Oskar kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, und Oskar ist glücklich, die interessante und faszinierende Frau erobert zu haben. Sie werden Eltern von Yana, doch die Beziehung ist schwierig, sie ist geprägt durch Harriets Vergangenheit.
     
    Auch mit diesem Roman beweist Alex Schulman, dass er ein brillanter Erzähler ist. Sein kluger Sprachstil ist mitreißend, die Charaktere sind überzeugend dargestellt. Er wechselt ständig die Perspektiven, mal befinden wir uns in Harriets Kindheit, dann in Harriets und Oskars Beziehung, dann in Yanas Kindheit. Wir begleiten die Personen, die im Zug sitzen und bekommen Einblick in ihre Erinnerungen und Gedanken. Nach und nach werden Geheimnisse und erlittene Traumata enthüllt. Es geht um Familie und Beziehungsprobleme, Verrat und Verluste, Depressionen - und um Liebe.
     
    Die traurige und zugleich liebevolle Geschichte über eine Familie, in der Schmerz und Verluste über Generationen weitergegeben werden, hat mich zutiefst bewegt und berührt. Besonders nahegegangen ist mir die Szene, in der Harriet hört, dass beide Elternteile lieber ihre Schwester Amelia in ihre neue Lebenssituation mitnehmen wollen. Dieses Gefühl der Ablehnung wird Harriets ganzes Leben prägen.

    Der Roman hat mich von Beginn an gefesselt und in seinen Bann gezogen. Absolute Leseempfehlung für dieses großartige Buch, das mich noch lange beschäftigen wird!
    Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand. Arno Strobel
    Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand. (Buch)
    24.10.2023

    Spannender Psychothriller

    In "Der Trip", dem aktuellen Psychothriller von Arno Strobel, steht die forensische Psychologin Evelyn Jancke im Mittelpunkt. Sie leidet unter dem mysteriösen Verschwinden ihres Bruders Fabian, hat Albträume und stürzt sich in flüchtige Abenteuer. Evelyn hatte seit dem tödlichen Unfall ihres Vaters vor vielen Jahren ein sehr enges Verhältnis zu Fabian. Er war immer für sie da und half ihr in Notlagen. Vor zwei Jahren befanden sich Fabian und seine Ehefrau Isabel mit ihrem Wohnmobil auf dem Weg nach Spanien. Seit Fabians letzter Nachricht aus Frankreich fehlt jede Spur des Paares, die polizeilichen Ermittlungen blieben ergebnislos. 

    Evelyn arbeitet mit Kriminalhauptkommissar Gerhard Tillmann zusammen, seit in Norddeutschland innerhalb von 9 Wochen fünf Menschen brutal auf Campingplätzen oder Wohnmobilstellplätzen ermordet wurden. Die Polizei geht von einem Serienmörder aus, und es wird eine Sonderkommission gebildet. Als Evelyn glaubt, auf einem Phantombild des Täters ihren verschollenen Bruder zu erkennen, begibt sie sich gemeinsam mit Gerhard, dem sie nach dem Ende ihrer privaten Beziehung noch freundschaftlich verbunden ist, auf die Suche nach dem Mörder.

    Mir hat der gut durchdachte Thriller sehr gut gefallen. Er ist in schönem Schreibstil geschrieben und liest sich schnell und flüssig. Der Einstieg ist herzzerreißend, und es wird so spannend, dass ich das Buch in fast einem Rutsch ausgelesen habe. Die Spannung steigert sich immer weiter, auch dadurch, dass wir auf einem zweiten Handlungsstrang, dessen kurze Abschnitte in Kursivschrift dargestellt werden, in das Leben und die Gedankenwelt des Täters blicken können. Es gab einige Wendungen, und das Ende hat mich sehr überrascht. Obwohl die Ermittlungsarbeit von Evelyn und Gerhard in meinen Augen nicht immer professionell verlief, habe ich sie auf ihrer Jagd nach dem Täter gern begleitet und mich gut unterhalten gefühlt.  

    Leseempfehlung für diesen spannenden Psychothriller! 
    Zwischen euch verschwinden Gudrun Lerchbaum
    Zwischen euch verschwinden (Buch)
    20.10.2023

    Krimihandlung und Gesellschaftskritik

    Die 41-jährige Maria Arnold ist nach dem Schlaganfall ihrer Mutter zu ihr gezogen und hat sie 4 1/2 Jahre lang gepflegt. Nun ist die Mutter gestorben. Maria fährt zu einem Café und gönnt sich dort ein üppiges Frühstück. Anschließend nimmt sie sich ein Hotelzimmer und verbringt die Nacht mit dem Kellner Dragan. Am nächsten Tag fährt sie zurück zum Haus der Mutter. Vorher sucht sie die Bank auf und räumt die Konten der Mutter leer. Als sie zuhause ankommt, sieht sie einen Polizeiwagen und das Auto des Hausarztes vor dem Haus stehen. Sie gerät in Panik, verlässt ihr Auto, entsorgt das Handy und fährt nach Linz. Dort kauft sie sich neue Kleidung und lässt sich ihre Haare kurz schneiden und blond färben.

    Wir begleiten Maria auf ihrer Flucht, erleben ihre wechselnden Identitäten und temporären Arbeitsverhältnisse. Dabei wird sie mehr als einmal schamlos ausgenutzt, ausgebeutet - auch sexuell - und erpresst. Sie erduldet vieles, und es dauert lange, bis sie sich endlich zur Wehr setzt und erneut untertauchen muss.

    Die Geschichte ist in mitreißendem, schönem Sprachstil geschrieben und hat mich von der ersten Seite an gefesselt. In vielen Situationen habe ich mit Maria mitgelitten, konnte allerdings ihre Handlungsweise nicht immer nachvollziehen. Gudrun Lerchbaum hat mich geschickt auf eine falsche Fährte geführt, denn manches ist nicht so, wie es scheint. Der Roman verbindet geschickt eine Krimihandlung mit Gesellschaftskritik und lässt uns darüber nachdenken, in welcher prekären Situation sich Pflegekräfte und schwarz arbeitende Servicekräfte häufig befinden. Hier liegt leider noch vieles im Argen, hier muss mehr für den Schutz von Frauen getan werden.

    Ich habe das Buch sehr gern gelesen, es ist spannend, mitreißend und wird mich sicherlich noch eine Weile beschäftigen. Leseempfehlung!
    Die Welt war voller Fragen Herbert Dutzler
    Die Welt war voller Fragen (Buch)
    17.10.2023

    Unterhaltsame Reise ins Österreich der sechziger Jahre

    In seinem neuen Buch "Die Welt war voller Fragen" erzählt der österreichische Autor Herbert Dutzler die Geschichte des kleinen Siegfried Niedermayr im Österreich der sechziger Jahre. Das Buch knüpft an den Vorgängerroman "Die Welt war eine Murmel" an, als Siegfried gerade die Volksschule beendet hat und sich aufs Gymnasium freut. Beide Bücher können gut unabhängig voneinander gelesen werden.

    Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Im Hier und Jetzt begleiten wir den erwachsenen Siegfried, der nach dem Tod seiner Mutter das Elternhaus ausräumt, was in ihm viele Erinnerungen weckt.

    Auf der Vergangenheitsebene beschreibt der 10-jährige Ich-Erzähler Siegfried seinen Alltag in der Schule und das Zusammenleben mit seiner Familie. Gemeinsam mit seinen Eltern Adolf und Edeltraud sowie der jüngeren Schwester Uschi lebt er in einem alten Bauernhaus. Das Obergeschoss des Hauses bewohnen Adolfs Eltern.
    Siegfried ist ein pfiffiger und wissbegieriger Junge, der beim Kochen hilft, leidenschaftlich gern die Bücher von Karl May liest und der Mondlandung entgegenfiebert. Er erlebt sein erstes Schuljahr auf dem Gymnasium und muss die bittere Erfahrung machen, dass sein Wissensdurst nicht bei allen Lehrern gut ankommt, dass er sich sogar großen Ärger damit einhandelt.
    Auch innerhalb der Familie gibt es Probleme, als Siegfrieds Mutter den Wunsch äußert, wieder arbeiten zu gehen, ein Ding der Unmöglichkeit für Adolf. Und obendrein wünscht sie sich nicht nur ein Auto für die Familie, sondern will sogar den Führerschein machen ...

    Es hat mir sehr gut gefallen, in die mir vertraute Welt der sechziger Jahre einzutauchen, als der Haushalt noch Frauensache und es verpönt war, dass Frauen einen Beruf ausübten und sogar den Führerschein machten. Die Erziehung sowohl zuhause als auch in der Schule war autoritär, ein Kind hatte folgsam zu sein und den Mund zu halten. Sehr zum Schmunzeln gebracht hat mich die Beschreibung des Weihnachtsfestes im Hause Niedermayr. In dem Buch geht es neben der Emanzipation der Frauen auch um ein Familiengeheimnis und den Umgang mit Lehrern, die eine Nazivergangenheit hatten.

    Der Lesefunke ist bereits auf der ersten Seite auf mich übergesprungen, ich war sehr angetan von dem schönen Sprachstil und der Geschichte, die mit viel Herz und Humor erzählt wird. Dem Autor ist es gelungen, die Charaktere bildhaft und authentisch zu skizzieren. Ich habe den kleinen, pfiffigen Siegfried sofort ins Herz geschlossen, und ich mochte den erwachsenen Siegfried, der sich viel Zeit für das Ausräumen seines Elternhauses nimmt und dabei seinen Erinnerungen nachhängt. Der Wechsel von der Vergangenheit in die Gegenwart ist durch die Kursivschrift gut zu erkennen.

    5 Sterne von mir und absolute Leseempfehlung für diese großartige und wunderbar erzählte Geschichte!
    Die weite Wildnis Lauren Groff
    Die weite Wildnis (Buch)
    15.10.2023

    Allein in der Wildnis

    Der neue Roman der amerikanischen Autorin Lauren Groff spielt im 17. Jahrhundert in Nordamerika. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein junges Mädchen, Lamentatio Venal genannt, das im Alter von 4 Jahren in England von der Frau eines Goldschmieds aus dem Armenhaus geholt wird und als Dienstmagd arbeitet. Ein Jahr später wird die kleine Bess geboren, um die sich Zett, wie die Herrin Lamentatio nennt, fortan kümmert. Später wandert die Familie, die Dienstherrin ist inzwischen mit einem Pfarrer verheiratet, in die Neue Welt aus.

    Nun befindet sich das Mädchen auf der Flucht Richtung Norden. Es ist Winter, das Mädchen, "sie ist 16, 17 oder 18 Jahre alt" friert und ist hungrig. Sie kämpft ums Überleben, jeder Tag stellt sie vor neue Herausforderungen. Ständig ist sie auf der Suche nach Essbarem und Gefahren durch wilde Tiere und Verfolger ausgesetzt. Verletzungen und Fieber zwingen sie zu Ruhepausen, sie hat Visionen und Halluzinationen. Sie lässt ihre Vergangenheit Revue passieren und erinnert sich an ihr hartes Leben in der kolonialen Siedlung, an die Gewalt, der sie hilflos ausgesetzt war, an Krankheiten und Nahrungsmangel. Auch der junge Glasbläser aus Holland, in den sie sich auf der Überfahrt nach Amerika verliebte, ist in ihren Gedanken. Nach und nach enthüllt sich Lamentatios Leben, das voller Entbehrungen war, und wir erfahren den erschütternden Grund für ihre Flucht. 

    Die Autorin schildert sehr eindrucksvoll den Überlebenskampf des Mädchens in der rauen und kargen Wildnis und ihre wachsende Verzweiflung in sehr spezieller und auch bisweilen drastischer Sprache. Ich fand es nicht angenehm, immer wieder detailreiche Schilderungen der Verdauungsvorgänge zu lesen. Die Beschreibung der Einsamkeit und Trostlosigkeit des Mädchens, ihr Kampf ums Überleben in der Wildnis und ihre Auseinandersetzung mit dem Glauben gehen unter die Haut und haben mich sehr berührt. Faszinierend fand ich die Darstellung der kargen Landschaft im Wechsel der Jahreszeiten mit ihren jeweiligen Wetterverhältnissen.

    Die Überlebensgeschichte hat mir gut gefallen, sie ist spannend und hat mich sehr berührt. Leseempfehlung für dieses außergewöhnliche Buch, das ich mir sehr gut als Vorlage für einen Film vorstellen kann.
    Die Einladung Emma Cline
    Die Einladung (Buch)
    15.10.2023

    Obdachlos in den Hamptons

    Nach ihrem erfolgreichen Debütroman "The Girls" hat die amerikanische Autorin Emma Cline nun ihr Buch "Die Einladung" vorgelegt.
     
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 22-jährige Alex. Sie lebt in den Tag hinein und verdient ihr Geld als Callgirl. Bei ihren WG-Mitbewohnern hat sie Mietschulden, und auch ihr Exfreund Dom ist nicht gut auf sie zu sprechen. Da trifft es sich gut, dass sie den vermögenden Kunsthändler Simon kennenlernt. Er ist in den Fünfzigern und beschenkt Alex mit teuren Kleidungsstücken und Schmuck. Seine Einladung, ihn für den Monat August in sein Sommerhaus in den Hamptons zu begleiten, nimmt sie mit Freuden an und genießt den Luxus, der ihr dort geboten wird. Auf einer Party bei Simons Freunden kommt es zu einem Zwischenfall, aufgrund dessen Simon Alex am nächsten Morgen vor die Tür setzt.
     
    Alex plant nun, die fünf Tage bis zu Simons traditioneller Labor Day-Party, bei der sie ihn mit ihrer Anwesenheit überraschen möchte, irgendwie zu überbrücken. Sie ist davon überzeugt, dass er sie liebt und wieder bei sich aufnimmt. Leider ist sie nahezu mittellos und führt nur eine Tasche mit sich, in der sich die Kleidung befindet, die Simon ihr geschenkt hat, und einige Gegenstände, die sie gestohlen hat. 
     
    Es ist mir schwer gefallen, Zugang zu Alex zu finden. Wir erfahren nicht sehr viel über sie und ihre Vergangenheit, ihre Motive bleiben im Dunkeln. Mit ihrem Charme, ihrer Schönheit und Dreistigkeit schafft sie es immer wieder, Anschluss zu finden. Ihr Ziel ist es, auch zu den Schönen und Reichen zu gehören, aber sie wird nur als Simons austauschbare Freundin auf Zeit wahrgenommen und wenig beachtet. Selbst das Hauspersonal schaut auf sie herab. Sie ist nicht sympathisch, sie ist tablettensüchtig, lügt, stiehlt und betrügt, versucht, ihre Mitmenschen zu manipulieren. Einblicke in ihre Gefühlswelt bleiben uns verwehrt, lediglich Jack und Margaret zeigt sie ihre fürsorgliche Seite. Trotzdem tat sie mir leid bei ihren verzweifelten Bemühungen, Wege aus ihrer Obdachlosigkeit zu finden. 
     
    Das Buch ist in klarer und beeindruckender Sprache geschrieben, es liest sich sehr flüssig bis zum - leider für mich - enttäuschenden Ende. 
    Zeiten der Langeweile Jenifer Becker
    Zeiten der Langeweile (Buch)
    12.10.2023

    Rückzug aus dem Internet

    In ihrem Debütroman "Zeiten der Langeweile" erzählt Jenifer Becker die Geschichte der 34-jährigen promovierten Kulturwissenschaftlerin Mila, die im Oktober 2021 den Entschluss fasst, offline zu gehen. Sie will online nicht mehr gesehen werden und auch niemanden sehen. Also beginnt sie mit der Löschung ihrer Accounts in den sozialen Medien. Ersatzweise konsumiert sie daraufhin zunächst verstärkt YouTube-Videos. Nach und nach löscht sie sich immer mehr aus dem Internet, tilgt alle Spuren von sich im Netz, streamt nicht mehr, verzichtet auf Online-Banking und Online-Shopping. Ihr Smartphone ersetzt sie durch ein einfaches Handy, mit dem sie lediglich telefonieren und SMS verschicken kann. Ihre Aktion hat zur Folge, dass sie sich zunehmend langweilt. Sie hat sich eine berufliche Auszeit genommen und ist in den Sozialen Medien für andere nicht mehr erreichbar. Langsam beginnt sie zu vereinsamen ...
     
    Die Autorin zeigt in ihrem Buch auf, was geschieht, wenn man sich aus dem Internet löscht, und was mit Kontakten passiert, die in den Sozialen Medien bisher eifrig gepflegt wurden. Das ist sehr interessant beschrieben, und ich fand es erschreckend, wie schnell es aufgrund andauernder Internetabwesenheit innerhalb kurzer Zeit zur Isolation kommen kann. 

    Vor dem Hintergrund aktueller Themen, wie der Coronapandemie und dem Ukrainekrieg, begleiten wir Mila durch ihren Alltag und blicken in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Wir erleben auch ihren Frust darüber, dass sie anscheinend von niemandem im Netz vermisst wird und ihre zunehmende Angst vor jeglicher Strahlenbelastung.
     
    Das Buch liest sich für mich nur teilweise flüssig, zahlreiche Abkürzungen und Begriffe aus der digitalen Welt haben meinen Lesefluss immer wieder gebremst. Ich fand die Grundidee des Romans sehr interessant und habe mich auf die Lektüre gefreut. Das Buch ließ mich nicht nur meinen eigenen Internetkonsum auf den Prüfstand stellen, sondern machte mich auch hinsichtlich der Themen allgemeines Konsumverhalten und ökologischer Fußabdruck nachdenklich. Die vielen, mir unbekannten Begriffe, haben meine Lesefreude allerdings deutlich getrübt. 
     
    Ich empfehle das Buch jungen Lesern, die mit dem Internet aufgewachsen sind und sich mit den Fachbegriffen der digitalen Welt gut auskennen.
    Ich bin Frida Caroline Bernard
    Ich bin Frida (Buch)
    10.10.2023

    Starke Frau und faszinierende Künstlerin

    Mit "Ich bin Frida" legt Caroline Bernard nach "Frida Kahlo und die Farben des Lebens" ihren zweiten Roman über die mexikanische Künstlerin vor. Diesmal widmet sie sich jedoch nur einer kurzen Zeitspanne aus Frida Kahlos Leben. Die Handlung beginnt im August 1938 und endet Ende März 1939.

    Frida ist 31 Jahre alt und seit 10 Jahren mit Diego Rivera, dem berühmten mexikanischen Maler, verheiratet. Sie führt den Haushalt, kocht für Diego, unterstützt ihn bei seiner Arbeit und hat seinetwegen ihre eigenen Ambitionen als Künstlerin zurückgestellt. Diego hat zahlreiche Affären, dennoch liebt sie ihn. Als er sie wieder einmal enttäuscht, beschließt sie, nicht länger nur seine Muse zu sein. Sie will sich von Diego finanziell und emotional emanzipieren, will nicht länger in seinem Schatten stehen. Frida kocht nicht mehr für ihren Mann und widmet sich nun ihrer eigenen Kunst. Bald schon erhält sie das Angebot, ihre Bilder in der Galerie von Julien Levy in New York auszustellen.

    Die Autorin nimmt uns mit auf Fridas Reisen nach New York und Paris. Wir erleben Fridas triumphale erste Ausstellung in New York und ihre Wiederbegegnung mit Nickolas Muray. Der Fotograf verliebt sich in die schöne Künstlerin und wünscht sich eine gemeinsame Zukunft mit ihr. Frida erwidert zwar Nicks Liebe, aber sie liebt auch Diego und fühlt sich ihm trotz seiner Eskapaden tief verbunden. 

    Caroline Bernard beschreibt diese intensive Phase von Frida mit viel Empathie. Die Künstlerin hat nach ihrem schweren Unfall immer wieder große gesundheitliche Probleme, kämpft mit körperlichen Einschränkungen. Trotzdem verfolgt sie mit viel Leidenschaft ihr Ziel, frei und unabhängig zu sein. Sie ist sehr willensstark und will der Welt beweisen, dass nicht nur Diego malen kann. Frida, die weiß, dass sie nicht mehr lange leben wird, brennt nicht nur für ihre Kunst, sie genießt auch das Leben und gestattet sich Affären.          

    Ich habe das Buch gern gelesen, auch wenn es leider nur eine sehr kurze Zeitspanne umfasst. Es liest sich leicht und sehr flüssig und lässt uns tief in Fridas Gedanken- und Gefühlswelt blicken, ihre Höhen und Tiefen miterleben. Ich fand es sehr spannend, vieles über die Welt der Kunst zu erfahren und Persönlichkeiten der damaligen Zeit, wie Picasso und Josephine Baker, zu begegnen. Erwähnen möchte ich auch das lesenswerte Nachwort am Ende des Buchs und die Liste der wichtigsten Bilder von Frida Kahlo, die in New York und Paris ausgestellt wurden. 
    Lichtspiel Daniel Kehlmann
    Lichtspiel (Buch)
    10.10.2023

    Fesselnder und tiefgründiger Roman

    In seinem neuen Roman widmet sich Daniel Kehlmann dem Leben des Regisseurs Georg Wilhelm Pabst, kurz G.W. Pabst genannt. Pabst gelangte in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zuerst mit seinen Stummfilmen, später mit Tonfilmen, zu großer Berühmtheit. Er drehte zahlreiche künstlerisch wertvolle Filme, die auch kommerziell erfolgreich waren. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, weilte der "Rote Pabst" mit seiner Frau Trude und dem gemeinsamen Sohn Jakob in Frankreich und zog später nach Hollywood. Er ließ sich überreden, den Film "A Modern Hero" zu drehen, mit dem er jedoch keinen Erfolg hatte. Wenige Jahre später ging er zurück nach Frankreich und drehte dort bis 1939 mehrere Filme. Seine Pläne, zurück nach Amerika zu gehen, konnte er wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs nicht mehr umsetzen. Er befand sich gerade mit seiner Familie im Haus der Mutter und durfte das Deutsche Reich nicht mehr verlassen. Bald schon setzte sich der Propagandaminister mit ihm in Verbindung ... 
     
    Daniel Kehlmann lässt in seinem Roman Realität und Fiktion zu einer spannenden und berührenden Geschichte verschmelzen. Wir tauchen ein in die hochinteressante Welt des Films und begleiten den Regisseur während der dreißiger und vierziger Jahre. Dabei wählt der Autor unterschiedliche Perspektiven, so dass wir Pabst nicht nur aus seiner Sicht, sondern auch aus Sicht seiner Frau Trude, des Sohns Jakob und seines Assistenten erleben. Wir erleben, wie sich die Ehe von G.W. und Trude unter den veränderten Gegebenheiten entwickelt, und wir sehen Jakobs zunehmende Begeisterung für das totalitäre Regime. 
     
    Ich fand es sehr spannend, hinter die Kulissen der Filmindustrie zu blicken und dabei auch den Filmgrößen der damaligen Zeit zu begegnen, wie Werner Krauß, Heinz Rühmann, Hilde Krahl und Werner Hinz. Auch das Verhältnis zu Leni Riefenstahl, die den Machthabern sehr verbunden war, wird beleuchtet. 
     
    Das Buch ist in brillanter Sprache geschrieben, meisterhaft und authentisch beschreibt der Autor die interessanten Charaktere.
    Die Geschichte über G.W. Pabst vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus ist erschütternd und fesselnd zugleich. Wir erleben seine innere Zerrissenheit, als er, das gefeierte Genie, das eigentlich nur Filme drehen möchte, nun unter Zwang für die Bavaria Film arbeiten und Propagandafilme für die Nazis drehen muss. Als Gegenleistung stellt ihm das Ministerium alle Mittel zur Verfügung, die er benötigt. 
    Genial und packend wie einen Krimi erzählt der Autor die Episode über den Film "Der Fall Molander", die am Anfang des Buches mit Franz Wilzek, Pabsts damaligem Assistenten, beginnt und im Schlusskapitel ihr Ende findet.
     
    Absolute Leseempfehlung für diesen fesselnden und tiefgründigen Roman!
    Zwischen Mauern David Fuchs
    Zwischen Mauern (Buch)
    05.10.2023

    Fürsorge für alle Menschen am Ende ihres Lebens?

    Im Mittelpunkt des neuen Romans von David Fuchs steht die junge Bankangestellte Meta Blum, die während ihres Urlaubs ihr Ehrenamt in einem Pflegeheim antritt, das bald geschlossen wird. Ihre Aufgabe ist es, in den kommenden Nächten am Bett des schwerkranken Herrn T. Sitzwache zu halten. Er schreit, wenn er allein ist, und wenn es dunkel ist. Im Pflegeheim sind nur noch zwei Stationen belegt, für die Nacht gibt es lediglich einen einzigen Pfleger, den engagierten Moses, der für 52 Personen zuständig ist. Der betreuende Arzt des Heims ist Dr. Wendelin Pomp, der bald in Rente gehen wird und nur noch gelegentlich in seiner Praxis arbeitet.

    Meta hat im Umgang mit Herrn T. viel Geduld, singt Kinderlieder für ihn und liest ihm Märchen vor. Zu ihrer Freude beruhigt sich Herr T. und schläft bald ein. Als Moses ihr etwas Schlimmes über Herrn T.'s Vergangenheit erzählt, gerät Meta in einen Gewissenskonflikt. Soll sie weiter an Herrn T's Bett sitzen und seine Hand halten, oder soll sie gehen?

    In seinem Roman stellt der Autor die zentrale Frage, ob ein Mensch, der einmal etwas Böses getan hat, es verdient hat, dass man ihn so behandelt wie jeden anderen Menschen. Verdienen alle Menschen die gleiche Fürsorge, unabhängig davon, wie sie ihr Leben gelebt haben?

    Das Buch ist in 6 Kapitel mit kurzen Abschnitten gegliedert, jeder Nacht ist ein Kapitel gewidmet. Es ist in klarer Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Dem Autor ist es gelungen, nicht nur die bedrückende Atmosphäre im Pflegeheim, das keine Zukunft mehr hat, sondern auch den allgemeinen Pflegenotstand sehr treffend aufzuzeigen. Er beschreibt neben Moses' und Pomps professioneller Arbeit während der letzten Tage im Heim auch Metas Ringen um die richtige Entscheidung sehr eindrücklich. Neben Meta, Moses, Pomp und Herrn T. begegnen wir auf eine ganz besondere Weise Frau Else, die seit vielen Jahren im Heim lebte, und der Krankenschwester Angelika, die Tagesdienst hat.
    Meta zeigt vom ersten Tag an sehr viel Einsatz und versucht, beruhigend auf Herrn T. einzuwirken und ihm seine Situation zu erleichtern. Das hat mich sehr berührt, ebenso wie Moses' Rituale vor der letzten Reise eines Bewohners.

    Ich habe das Buch gern gelesen, hätte aber auch gern mehr über das Leben der Protagonisten erfahren.
    Die Geschichte hat mich betroffen und nachdenklich gemacht - Leseempfehlung!
    Tränen, Liebe, Lebensgier Kimberly Hagen
    Tränen, Liebe, Lebensgier (Buch)
    29.09.2023

    Schritt für Schritt in ein neues Leben

    Der Langen Müller Verlag hat "Tränen Liebe Lebensgier", das aktuelle Buch von Kimberly Hagen, veröffentlicht. Es ist ein Trauertagebuch, das die Autorin nach dem Tod ihres Mannes über den Zeitraum eines Jahres geschrieben hat. Das Cover ist äußerst liebevoll gestaltet und zeigt eine Libelle, die für Kimberly Hagen eine tiefere Bedeutung bekommen hat. 
    In einem herzlichen Vorwort erzählt Pfarrer Rainer Maria Schießler über seine Begegnungen mit der Autorin, die durch ihre Tätigkeit als Gesellschaftskolumnistin bei der Münchner Abendzeitung im süddeutschen Raum keine Unbekannte ist.
     
    Kimberly und Clemens Hagen sind ein glückliches Paar, seit sie sich 13 Jahre zuvor auf dem Oktoberfest kennengelernt haben. Es ist bei beiden Liebe auf den ersten Blick, nur 5 Tage später zieht Clemens bei Kimberly ein. Am 10. April 2022 bricht ihre Welt zusammen, als sie vom Krankenhaus die Mitteilung erhält, dass ihr Mann nach einem Routineeingriff vollkommen unverhofft verstorben ist. Mit ihren 41 Jahren ist sie zur Witwe geworden, muss nun nicht nur die Beerdigung des geliebten Mannes organisieren und viele Entscheidungen treffen, sondern auch ihr Leben neu ordnen, ihrer Trauer Raum geben.
     
    Die Autorin durchlebt unterschiedliche Phasen der Trauer und lässt uns durch ihre Tagebuchaufzeichnungen an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Auch ihre Ängste und Panikattacken beschreibt sie mit großer Offenheit.
    Ein soziales Netz fängt sie auf, ihre Familie, die Freunde, sie sind immer da für Kimberly und helfen ihr mit viel Geduld und Liebe durch eine schwere Zeit. Sie lachen und weinen mit ihr, sie lenken sie ab durch unzählige Treffen und Unternehmungen, und sie tragen sie durch ihr erstes Jahr ohne den geliebten Ehemann. Kimberly entdeckt für sich die heilende Kraft der Natur und gewinnt langsam ihre Lebensfreude und Lebensgier zurück. 
     
    Das Buch ist in schöner, bisweilen recht jugendlicher Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Trotz des ernsten Themas lässt die Autorin sehr viel Humor in ihr Tagebuch einfließen, erzählt auch von vielen lustigen Erlebnissen. Das Buch ist kein Ratgeber, kann es nicht sein, denn jeder Mensch trauert anders. Aber es gibt viele Denkanstöße, vermittelt völlig neue Sichtweisen, macht Mut und gibt Hoffnung. Vieles hat mich berührt, vieles zum Schmunzeln gebracht, für einiges fehlte mir allerdings das Verständnis. 
     
    Ich habe das Trauertagebuch gern gelesen. Es ist das sehr persönliche Buch einer starken Frau, die nach dem Verlust ihres Mannes Schritt für Schritt in ein neues Leben findet. Das Buch ist wunderschön gestaltet, es finden sich viele Schwarzweißfotos, und immer wieder begegnen uns fein gezeichnete Libellen. Leseempfehlung!
     
    Die Wahrheiten meiner Mutter Vigdis Hjorth
    Die Wahrheiten meiner Mutter (Buch)
    27.09.2023

    Beeindruckender und intensiver Roman, der unter die Haut geht

    Der S. Fischer Verlag hat "Die Wahrheiten meiner Mutter", den neuen Roman der norwegischen Autorin Vigdis Hjorth, veröffentlicht, der in Norwegen bereits 2020 unter dem Titel "Er mor død (Ist Mutter tot)" erschienen ist. Das Buch stand auf der Longlist für den diesjährigen International Booker Prize.

    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 60-jährige Ich-Erzählerin Johanna. 30 Jahre ist es her, dass die Jurastudentin, die mit einem jungen Anwalt frisch verheiratet war, einen Abendkurs in Aquarellmalerei besuchte. Sie verliebte sich in den amerikanischen Kursleiter Mark und brannte mit ihm nach Utah durch. Später kam Sohn John auf die Welt, und Johanna arbeitete erfolgreich als Malerin. Nach dem Tod ihres Mannes ist Johanna nun wieder in der Heimat, da dort eine Retrospektive ihrer Werke geplant ist. Sie bezieht eine Wohnung am Fjord, die nur 4 1/2 km von der Wohnung ihrer Mutter entfernt liegt. Später mietet sie sich zusätzlich eine kleine Blockhütte im Wald, in der Hoffnung, dort gut arbeiten zu können.

    Ihren plötzlichen Weggang haben die Eltern trotz erklärender Briefe von Johanna nie verstanden, ihre Berufung als Malerin nie akzeptiert. Sie finden ihre Bilder "Kind und Mutter 1 und 2" empörend und reagieren gekränkt. Als der Vater einen Schlaganfall erleidet, reist Johanna nicht in die Heimat, sie kommt auch nicht zur Beerdigung. Ihre Mutter und ihre jüngere Schwester Ruth sind so verletzt, dass sie den Kontakt zu Johanna abbrechen.

    Seit Johanna zurück ist, versucht sie, ihre mittlerweile 85-jährige Mutter in ihrer Wohnung anzurufen. Sie erreicht sie nicht, versucht es immer wieder. Warum geht die Mutter nicht ans Telefon? Hat Ruth ihre Nummer gesperrt? Johanna fragt per Email bei der Schwester nach und erhält keine Antwort. Auch auf ihre Briefe an die Mutter erfolgt keine Reaktion. Sie wünscht sich verzweifelt, mit der Mutter in Kontakt zu treten, um über die Vergangenheit zu sprechen, und sie beginnt, sich den Alltag der Mutter, wie er sein könnte, vorzustellen. Ihr Wunsch, sie zu sehen, ist so groß, dass sie sie heimlich beobachtet und ihr auf ihren Wegen folgt.

    Das Buch über den krampfhaften und verzweifelten Versuch der Wiederannäherung einer Tochter an ihre Mutter hat mich gleichermaßen gefesselt und erschüttert. Ich konnte nicht verstehen, dass eine Mutter ihre Tochter nicht sehen will, dass sie sich nicht für Johanna, deren Sohn und den Enkel interessiert. Johanna lässt nicht nur ihre Kindheit Revue passieren und sucht nach den Gründen, weshalb ihre Mutter zu der geworden ist, die sie nun ist, sie hinterfragt auch ihre eigene Vergangenheit und ihre Entscheidungen. Die Autorin schreibt in wunderbarer und intelligenter Sprache, die Kapitel sind kurz, bisweilen umfassen sie nur einen oder zwei Sätze. Die Charaktere sind authentisch und bildhaft gezeichnet. Vigdis Hjorth ermöglicht es dem Leser, intensiv in Johannas Gefühls- und Gedankenwelt einzutauchen und dabei ihren Schmerz zu erleben. 

    Mir hat der intensive und berührende Roman, der mich noch lange beschäftigen wird, sehr gut gefallen - absolute Leseempfehlung! 
    Bei euch ist es immer so unheimlich still Alena Schröder
    Bei euch ist es immer so unheimlich still (Buch)
    24.09.2023

    Tiefgründig und berührend

    Vor zwei Jahren hat Alena Schröder mich mit ihrem Debütroman "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" begeistert. Nun ist im dtv-Verlag ihr Buch "Bei euch ist es immer so unheimlich still" erschienen, die Vorgeschichte ihres Debüts.
    Beide Romane können unabhängig voneinander gelesen werden, da die Handlungen ineinander abgeschlossen sind. Die Autorin erzählt die Geschichte wie bereits im ersten Buch auf zwei Zeitebenen, die gekonnt miteinander verflochten sind.  

    1989, West-Berlin: Silvia, Anfang Dreißig und frischgebackene Mutter, lebt in einer Hausbesetzer-Wohngemeinschaft. Der Vater der kleinen Hannah ist verheiratet und hat kein Interesse, seine Tochter kennenzulernen. Kurzentschlossen "leiht" Silvia sich das Auto ihres Mitbewohners Dirk aus, um nach Baden-Württemberg zu ihrer Mutter zu fahren, die sie seit über 15 Jahren nicht mehr gesehen hat.

    1950, Ildingen: Die junge Evelyn heiratet den traumatisierten Kriegsheimkehrer Karl. Beide studieren Medizin und treten eine Stelle im Krankenhaus an. Nach Silvias Geburt gibt Evelyn ihren Beruf auf, um sich ihrem Kind und dem Haushalt zu widmen. Doch es fällt ihr schwer, sich in die neue Rolle einzufinden, ihre Tochter ist ihr fremd, und sie vermisst ihre Tätigkeit im Krankenhaus schmerzlich.

    In Alena Schröders Buch steht die schwierige Mutter-Tochter-Beziehung im Mittelpunkt. Die beiden Frauen begegnen einander sehr distanziert, es fällt ihnen schwer, über die Vergangenheit und die alten Konflikte zu reden. Die Autorin beschreibt ganz wunderbar und mit viel Empathie, wie Evelyn und Silvia sich ganz langsam nach den vielen Jahren der Trennung wieder einander annähern. Nach und nach wird die Vergangenheit mit all ihren Geheimnissen und Verletzungen aufgeblättert, und es wird klar, warum Silvia vor Jahren aus dem Elternhaus geflohen ist.

    Die Geschichte hat mich vom Beginn bis zum stimmigen Ende sehr gefesselt und berührt. Ich mag den schönen und intelligenten Sprachstil der Autorin und die Art, wie sie die interessanten Charaktere beschreibt, uns in ihre Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen lässt. Nicht nur die beiden Hauptpersonen, auch die Nebenfiguren, wie Karl, Betti, Rüdiger und Monika sind ganz wunderbar und authentisch skizziert. Es hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin auch politische und historische Ereignisse, wie die Fußballweltmeisterschaft 1954 und die Öffnung der Berliner Mauer, in die Romanhandlung hat einfließen lassen.

    Absolute Leseempfehlung für diesen wunderbaren und tiefgründigen Roman!
    Vatermal Necati Öziri
    Vatermal (Buch)
    20.09.2023

    Beeindruckender Debütroman

    Der Claassen Verlag hat "Vatermal", den Debütroman von Necati Öziri, veröffentlicht. Das Buch befindet sich auf Erfolgskurs und steht auf der Shortlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises.

    Der junge Literaturstudent Arda Kaya leidet an einer Autoimmunhepatitis mit Organversagen und liegt auf der Intensivstation. Seine Mutter Ümran und seine Schwester Aylin besuchen ihn täglich, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Seit 10 Jahren haben die beiden nicht mehr miteinander geredet. Seinen Vater Metin hat Arda nie kennengelernt, dieser ging zurück in die Türkei, bevor sein Sohn geboren wurde. Ümran ist mit ihrem Alltag nach der Trennung vollkommen überfordert, sie trinkt zu viel Alkohol, das Geld ist knapp. Aylin hält es zuhause nicht mehr aus und wird von einer Pflegefamilie aufgenommen.

    Arda, der nicht weiß, ob er seine schwere Krankheit überleben wird, schreibt dem Vater, von dem er weiß, dass er wiederverheiratet ist und zwei Kinder hat, einen Brief. Es ist sein Wunsch, dass der Vater, nach dem er sich immer gesehnt hat, ihn auf diese Weise kennenlernt, dass er weiß, was für ein Mensch sein Sohn ist und was er erlebt hat. Aus eigenen Erinnerungen und den Erzählungen seiner Mutter und der Schwester lässt Arda sein Leben und das von Ümran und Aylin Revue passieren. In seinem Brief erzählt Arda dem Vater von seiner Kindheit und Jugend, seinen Freunden und einem traumatischen Erlebnis. Er beschreibt nicht nur den Rassismus, dem er tagtäglich ausgesetzt ist, sondern auch den langen und zermürbenden Kampf gegen die Bürokratie der deutschen Behörden, bis er mit 18 Jahren endlich die ersehnte deutsche Staatsbürgerschaft erhält.

    Das Buch ist in jugendlichem Sprachstil geschrieben und liest sich sehr flüssig. Der Autor lässt viele türkische Begriffe in die Geschichte einfließen, für deren Bedeutung ich mir am Ende ein Glossar gewünscht hätte. Obwohl "Vatermal" kein emotionales Buch ist, haben mich die unterschiedlichen Lebenswege von Ümran und Aylin, denen der Autor erfreulicherweise viel Raum gibt, sehr berührt. Ich habe das Buch gern gelesen, auch wenn mir einige der Kapitel, in denen Arda sich mit seinen Freunden trifft, etwas zu langatmig waren. Die Figuren beschreibt Necati Öziri authentisch und bildhaft. Der Roman, in dem es auch um häusliche Gewalt, Ausgrenzung und Drogen geht, hat mir sehr gut gefallen.

    Leseempfehlung für dieses beeindruckende und intensive Debüt!
    Porträt auf grüner Wandfarbe Elisabeth Sandmann
    Porträt auf grüner Wandfarbe (Buch)
    18.09.2023

    Unterhaltsame Familiengeschichte

    Die Autorin Elisabeth Sandmann hat einen faszinierenden Familien- und Gesellschaftsroman veröffentlicht, dessen Handlung sich über einen Zeitraum von beinahe 80 Jahren erstreckt und der auf zwei Zeitebenen spielt.

    London, 1992: Gwen, Mitte dreißig und frisch von ihrem Freund getrennt, kommt morgens vom Joggen in ihre Wohnung zurück, als sie einen Anruf ihrer betagten Tante Lily erhält. Lily möchte mit ihr und einer Freundin in die ehemalige DDR und von dort nach Polen reisen. Gwen hat eigentlich vor, gemeinsam mit ihrer Freundin Laura den bereits länger geplanten Urlaub in Italien anzutreten und ist vom Vorschlag der Tante wenig begeistert. Nach reiflicher Überlegung beschließt sie jedoch, Lily ihren Wunsch zu erfüllen und freut sich darüber, dass Laura mit von der Partie sein wird. Es wird nicht nur für Gwen eine emotionale Reise in die Vergangenheit.
     
    In einem zweiten Handlungsstrang begegnen wir im Jahr 1918 der jungen Ella. Ihre Eltern sind arm, sie können kein weiteres Schulgeld mehr für ihre intelligente Tochter zahlen. So tritt Ella mit 13 Jahren eine Stelle bei Frau Huber an, die in Tölz eine Pension führt. Neben ihrer Tätigkeit beschäftigt Ella sich intensiv mit Kräuterheilkunde und geht wenige Jahre später für eine kaufmännische Ausbildung nach München. Anschließend tritt sie im legendären Hotel Schloss Elmau eine Stelle an, wo sie die junge und vermögende Ilsabé kennenlernt, die auf der Suche nach einem reichen Ehemann ist. Die beiden sehr unterschiedlichen Frauen werden zu Schicksalsfreundinnen. 

    Gwen, deren Mutter Marga bereits in Folge eines Unfalls verstorben ist, weiß wenig über die Geschichte ihrer Familie. Ihr Interesse wird jedoch geweckt, als sie die roten Tagebücher von Ella liest, die diese über mehrere Jahrzehnte hinweg geführt hat. Gwen taucht intensiv ein in Ellas Leben und stößt dabei auf dramatische Geheimnisse. Nach und nach gelingt es ihr mit Hilfe von Briefen, Fotos, der Tagebücher, und durch viele Gespräche die Familiengeschichte aus unzähligen kleinen Puzzleteilen zusammenzusetzen. 

    Der komplexe Familienroman, in den die Autorin auch viele historische Ereignisse hat einfließen lassen, hat mir gut gefallen. Zu Beginn bedarf es einer gewissen Konzentration, um sich die Namen der zahlreichen Personen und ihre Beziehung zueinander einzuprägen. Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt. Es ist in angenehm klarer Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die interessanten Charaktere sind authentisch und bildhaft gezeichnet. Es war spannend, Gwen bei ihrer Spurensuche und der Aufdeckung der Familiengeheimnisse zu begleiten. Meine absolute Lieblingsfigur war Ella, deren Lebensweg mich am meisten beeindruckt hat.  
    Ich habe die Geschichte gern gelesen und mich gut unterhalten gefühlt, allerdings fand ich, dass das Buch am Ende leider etwas ins Kitschige abdriftete.

    Leseempfehlung für diese unterhaltsame Familiengeschichte! 
    Und wir tanzen, und wir fallen Catherine Newman
    Und wir tanzen, und wir fallen (Buch)
    15.09.2023

    Emotionaler Abschied

    Im Debütroman "Und wir tanzen, und wir fallen" der amerikanischen Autorin Catherine Newman geht es um die intensive Freundschaft zweier Frauen, der 45-jährigen Ich-Erzählerin Ashley, die zwei Töchter hat und von ihrem Mann Honey getrennt lebt, und ihrer Freundin Edith, die mit Jude verheiratet ist und einen 7-jährigen Sohn, Dash, hat. Ash lebt in Massachusetts, Edi in New York. Die Frauen kennen sich seit über 40 Jahren, gingen gemeinsam in den Kindergarten und besuchten die gleiche Grundschule. Sie verbrachten 6 Monate in Italien und richteten die Hochzeit der besten Freundin und die Babypartys füreinander aus. Ash und Edi verbindet eine intensive Freundschaft und viele gemeinsame Erinnerungen. 

    Edi ist vor drei Jahren unheilbar an Eierstockkrebs erkrankt. Weitere Therapien kommen für sie nicht mehr in Frage, und sie soll in ein Hospiz verlegt werden. Da in New York kein freier Hospizplatz zu finden ist, trifft sie gemeinsam mit Jude und Ash die schwere Entscheidung, in ein Hospiz in der Nähe von Ash zu ziehen. Dort wird Ash sich von nun an intensiv um ihre Freundin kümmern und sie auf dem letzten Stück ihres Lebensweges begleiten. Sie verbringt viel Zeit an Edis Krankenbett, sie erinnern sich an gemeinsame Erlebnisse, und Ash versucht, Edis bescheidene Wünsche zu erfüllen. Dabei setzt sie alle Hebel in Bewegung, um ihrer Freundin den von ihr so ersehnten sizilianischen Zitronen-Polenta-Rührkuchen zu beschaffen.

    Die ergreifende Geschichte ist ganz wunderbar und liebevoll erzählt, sie ist trotz aller Tragik auch sehr humorvoll. Es geht in dem Buch nicht nur um Edis Sterben und Trauer, es geht auch um Liebe und die Kraft der Freundschaft, das Leben und Hoffnung, es wird geweint, und es wird gelacht. Und es ist wunderschön und herzzerreißend, wie die Familie und die Freunde sich von Edi verabschieden.

    Sehr gut gefallen hat mir die Entwicklung der egoistischen und eifersüchtigen Ash zur selbstlosen Freundin, die Edi liebevoll umsorgt und Tag und Nacht bis zur totalen Erschöpfung für die Sterbende da ist. Catherine Newman beschreibt die Charaktere, die mir sehr schnell ans Herz gewachsen sind, mit viel Liebe und sehr bildhaft. Die Autorin macht mit ihrem Buch Zurückgebliebenen Mut, nach einem endgültigen und schmerzhaften Abschied einen Weg zu finden, mit der Erinnerung an ihre Lieben weiterzuleben.

    Ich habe das emotionale Buch sehr gern gelesen, es hat mich zutiefst berührt. Absolute Leseempfehlung!
    Sylter Welle Max Richard Leßmann
    Sylter Welle (Buch)
    11.09.2023

    Beeindruckender Debütroman

    Der Verlag Kiepenheuer & Witsch hat "Sylter Welle", den autobiographischen Debütroman des Sängers, Songwriters und Dichters Max Richard Leßmann, veröffentlicht.

    Der Ich-Erzähler Max fährt Ende September mit dem Intercity nach Westerland, um seine Großeltern zu besuchen. Diese machten fast 60 Jahre lang Campingurlaub, hatten 30 Jahre davon sogar einen Wohnwagen. Für drei Tage haben ihn die Großeltern, die bald 90 Jahre alt sind und für die es vielleicht ihr letzter Sylt-Urlaub sein wird, in ihre Ferienwohnung mit Meerblick eingeladen. Diesmal ist einiges anders. Oma Lore holt ihn ab, sie ist zu Fuß gekommen, und sie hat ihm erstmals keine Apfelringe mitgebracht.

    Während dieser drei Tage erinnert sich Max nicht nur an die Ferien seiner Kindheit und Jugend, die er mit den Großeltern auf dem Campingplatz verbrachte, sondern auch an die Mitglieder seiner Familie. Wir erfahren, dass seine Mutter wegen Max' übermäßigen Zuckerkonsums regelmäßig im Clinch mit ihrer Schwiegermutter lag, dass Oma nichts von Sonnenschutzmitteln hielt und Onkel Jacob Max' Lieblingsonkel war. Oma Lore, die sich als Familienoberhaupt sieht, ist eine resolute und harte Frau, bei der die Liebe hauptsächlich durch den Magen geht, während Opa Ludwig Tagebuch führt, Stufen zählt und seine Frau so nimmt, wie sie ist, Hauptsache, das Mittagessen steht jeden Tag pünktlich um 12 Uhr auf dem Tisch.

    Die Handlung springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Die Erzählung über die Ereignisse während Max' Besuch bei den Großeltern in der Ferienwohnung wird unterbrochen durch seine Erinnerungen. In Rückblenden setzt sich so nach und nach die Familiengeschichte zusammen. Wir lernen eine Familie kennen, die nach außen hin eher rau als herzlich miteinander umgeht, aber trotzdem immer füreinander da ist. Der Autor erinnert sich auch an tragische und traumatisierende Ereignisse.

    Das Buch liest sich flüssig, ich mag den Sprachstil, ganz besonders aber gefällt mir der Humor, den der Autor in sein Buch einfließen lässt. Viele Anekdoten brachten mich zum Schmunzeln, und es gab ernste Begebenheiten, die mich nachdenklich gestimmt haben. Es geht in dem Buch auch um Depressionen und Demenz, um Tod und Trauer. Max Richard Leßmann charakterisiert seine Großeltern und andere Familienmitglieder liebevoll und mit viel Humor.
     
    Ich habe die warmherzige Hommage des Autors an seine Großeltern, die mich berührt und erheitert hat, mit sehr viel Freude gelesen. Klare Leseempfehlung!
    Vom Himmel die Sterne Jeannette Walls
    Vom Himmel die Sterne (Buch)
    10.09.2023

    Mitreißend und unterhaltsam

    Der Hoffmann und Campe Verlag hat "Vom Himmel die Sterne", den neuen Roman der Amerikanerin Jeannette Walls, veröffentlicht. Ich habe vor 15 Jahren mit großer Begeisterung ihren autobiografischen Bestseller "Schloss aus Glas" gelesen, der auch als Verfilmung sehr erfolgreich war, und war daher sehr neugierig auf ihr neues Werk. Ich bin nicht enttäuscht worden.
     
    Im Mittelpunkt des Romans, der in der Zeit der Prohibition spielt, steht die Ich-Erzählerin Sallie Kincaid. Sie wächst in einer Kleinstadt in Virginia als Tochter des mächtigen und vermögenden Duke auf, der durch einen Gemischtwarenladen, den Erwerb von Mietobjekten und den Verkauf von Schwarzgebranntem zu Reichtum gekommen ist. Nach dem Tod von Sallies Mutter heiratet der Vater bald wieder und bekommt mit seiner Frau Jane einen Sohn, Eddie. Als Sallie 8 Jahre alt ist, möchte sie ihrem Halbbruder das Fahren mit dem roten Bollerwagen beibringen, den der Duke ihr geschenkt hat. Dabei kommt es zu einem schweren Unfall, in dessen Folge Jane durchsetzt, dass Sallie zu ihrer Tante Faye nach Hatfield geschickt wird. Der Vater, der seine Tochter selten besucht, lässt Faye nur eine geringe Unterstützung für Sallies Lebensunterhalt zukommen, so dass Faye und ihre Nichte gezwungen sind, als Wäscherinnen zu arbeiten.
     
    Als nach fast 10 Jahren Jane an der Grippe stirbt, darf Sallie wieder nach Hause zurückkehren. Ihre Aufgabe ist es fortan, Eddie zu unterrichten. Der Duke heiratet bald wieder, seine neue Ehefrau Kat nimmt sich nun des Jungen an, und Sallie überredet ihren Vater, für ihn als Chauffeurin und Geldeintreiberin arbeiten zu dürfen. Nachdem der Vater überraschend stirbt, tritt nach weiteren Todesfällen Sallie das Alleinerbe an.  Um das Überleben des Unternehmens und ihrer Familie zu sichern, wird sie zur Schmugglerin und zur Anführerin eines Bandenkriegs.
     
    In gewohnt schönem Sprachstil erzählt die Autorin die mitreißende Geschichte der Familie Kincaid. Wir erleben den Duke, der als Alleinherrscher die Geschicke seiner Familie und des Unternehmens lenkt, und die eigensinnige und mutige Sallie, die nicht dem damaligen Frauenbild entspricht und dafür kämpft, sich in der Männerdomäne zu behaupten. Sallies Leben hat weniger Höhen als Tiefen, sie muss Schicksalsschläge und Enttäuschungen verkraften. Ihre Entwicklung im Laufe des Buches hat mich beeindruckt. Als sie erkennt, dass die Prohibition zu mehr Armut und stärkerer Arbeitslosigkeit führt, handelt sie. Im letzten Teil des Romans kommt es zu überraschenden Wendungen, und es werden einige Familiengeheimnisse aufgedeckt. 
     
    Das Buch, das sich auch mit den Themen Gewalt und Rassismus auseinandersetzt, hat mir sehr gut gefallen, es hat mich von der ersten Seite bis zum stimmigen Ende gefesselt und fasziniert. Klare Leseempfehlung!
    Wie ich lernte, den Fluss zu lieben Laura Vinogradova
    Wie ich lernte, den Fluss zu lieben (Buch)
    09.09.2023

    Wunderschön erzählt und sehr berührend

    Der Paperento Verlag hat den Roman "Wie ich lernte, den Fluss zu lieben" der lettischen Autorin Laura Vinogradova, der 2021 mit dem Europäischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde, veröffentlicht. Das gebundene Buch ist Teil der Schöne Bücher Bibliothek, die von unabhängigen Verlagen zusammengestellt wurde und 10 Bände umfasst. Es ist sehr liebevoll gestaltet, hat ein Lesebändchen und enthält zahlreiche wunderschöne schwarz-weiße Illustrationen.

    Auf 120 Seiten erzählt die Autorin in wunderschöner Sprache die Geschichte der 36-jährigen Rute. Sie hat Schlimmes erlebt, die Mutter sitzt im Gefängnis, ihre drei Jahre ältere Schwester Dina verschwand 10 Jahre zuvor nach einem Besuch bei Rute spurlos. Rutes Schmerz sitzt tief, die ständige Frage, was mit ihrer Schwester passiert ist, quält sie. Regelmäßig schreibt sie emotionale Briefe an Dina.

    Nach dem Tod des Vaters Jule, den Rute nie kennengelernt hat, erbt sie dessen kleines Haus am Fluss und beschließt, dort den Sommer zu verbringen. Sie verzichtet auf ihr luxuriöses Zuhause in der Stadt und begnügt sich nun damit, ganz einfach zu leben, ohne fließendes Wasser, ohne Sanitäreinrichtungen. Bald lernt sie ihre Nachbarin, die schwangere Matilde kennen, die einen kleinen Sohn hat. Durch Matilde lernt sie auch deren Bruder Kristofs kennen, der ihr viel von ihrem Vater erzählt. Rute muss das Bild korrigieren, das sie von Jule hatte, ihre Mutter hatte den Vater immer ganz anders dargestellt.

    Der Roman hat mir sehr gut gefallen, es ist ein ruhiges, in wunderbarer Sprache geschriebenes Buch, in dem es um Liebe und Freundschaft, Sehnsucht und Leid, aber auch um Hoffnung geht. Die Figuren sind sensibel und authentisch beschrieben. Ich konnte mich sehr gut in Rute hineinversetzen und ihren Schmerz und ihr Leid spüren. Sehr berührend fand ich die emotionalen Briefe, die Rute an ihre Schwester schreibt.

    Es hat mir viel Freude bereitet, diese wunderschöne Geschichte, die mich sehr bewegt und zutiefst berührt hat, zu lesen. Absolute Leseempfehlung!
    Der beste Platz zum Leben Anne Weiss
    Der beste Platz zum Leben (Buch)
    07.09.2023

    Humorvoll, informativ und bestens recherchiert

    In ihrem neuen Buch "Der beste Platz zum Leben - Wie ich loszog, ein Zuhause zu finden, das zukunftstauglich ist und glücklich macht" stellt Anne Weiss unterschiedliche Wohnformen vor und schildert mitreißend und humorvoll ihre persönlichen Erfahrungen mit den von ihr durchgeführten Wohnexperimenten. Sie beschreibt die Wohnungsprobleme und Wohnungsnot in unserem Land und erklärt kurzweilig und fesselnd geschichtliche, politische und gesellschaftspolitische Hintergründe.

    Die Autorin ist Ende vierzig, Minimalistin aus Überzeugung, ökologische Nachhaltigkeit ist ihr wichtig. Anne Weiss fährt mit dem Fahrrad und dem Zug statt mit dem Auto, macht sich Gedanken über unsere Zukunft sowie menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen. Sie beschließt, unterschiedliche Wohnexperimente durchzuführen und erzählt in ihrem Buch, welche Erfahrungen sie dabei machte. So begleiten wir sie bei ihren Umzügen u.a. in ein Haus auf dem Land und in einen Eisenbahnwaggon. Sie wohnte in einem Tiny House, im Smart Home eines Freundes, hat sich in einem Ökodorf mit Selbstversorgung eingebracht und in einer Jurte gewohnt. Mitreißend und äußerst unterhaltsam beschreibt sie nicht nur ihre Aufenthalte und deren Vor- und Nachteile, sondern vermittelt auch weiteres Hintergrundwissen über die jeweilige Wohnform. Über ihre Wohnexperimente hinaus gibt es auch interessante Kapitel über Wohngenossenschaften und Projekte, Wohnen im Alter sowie den Wohnungsmarkt. In ihrem Nachwort widmet sich die Autorin besonders den Problemen wohnungsloser Menschen.

    Anne Weiss' gründliche Recherche zu vielen Themen hat mich sehr beeindruckt, die Ausführungen zur Wohnsituation im 19. Jahrhundert fand ich hochinteressant. Außerdem weiß ich nun mehr über smartes Wohnen, Solarstromgewinnung, autofreie Siedlungen, Selbstversorgung, optimale Baumaterialien und deren Lebensdauer, Strohballenhäuser und Genossenschaftsmodelle. Ich kann mir vorstellen, dass das Buch vielen, die ihren besten Platz zum Leben noch nicht gefunden haben, wertvolle Denkanstöße geben kann. Sehr hilfreich sind auch die zahlreichen Links, die zu weiteren Informationen führen, sowie das 12-seitige Quellenverzeichnis am Ende des Buches. Ich finde die Mischung aus Sachbuch und eigenen Erlebnissen der Autorin äußerst gelungen und hatte dank des schönen Sprachstils und ihres netten Humors sehr viel Lesefreude.

    Absolute Leseempfehlung für dieses unterhaltsame, informative und bestens recherchierte Buch!
    Eigentum Wolf Haas
    Eigentum (Buch)
    04.09.2023

    Liebevoll und humorvoll

    Das Cover des neuen Romans von Wolf Haas ist recht ungewöhnlich gestaltet. Der Schutzumschlag erinnert an Packpapier, einen aussagefähigen Klappentext sucht man vergebens.

    Im Mittelpunkt der Geschichte steht Marianne, die Mutter des Autors. Der Ich-Erzähler Wolf Haas fällt aus allen Wolken, als seine im Altersheim lebende fast 95-jährige Mutter ihm drei Tage vor ihrem Tod mitteilt, dass es ihr gut gehe. Sein ganzes Leben lang hat er nur von ihr gehört, dass es ihr schlecht gehe. Sie ist demenzkrank und möchte wissen, wie es ihren Eltern geht, Wolf soll sie anrufen. Am nächsten Tag erzählt er ihr, dass er angerufen habe, es gehe ihnen gut, nur der Vater habe einen Schnupfen. Aber es gehe ihm schon besser.

    Liebevoll und mit viel Humor erzählt der Autor in seinem Buch von den letzten Tagen im Leben seiner Mutter bis zu ihrer Beerdigung. Offen und ehrlich lässt er ihr Leben Revue passieren und dabei viele Erzählungen seiner Mutter in der Ich-Form und in ihrer Mundart einfließen. Er erinnert sich an das gemeinsame Leben mit ihr und an zahlreiche Gespräche. Dabei lernen wir Marianne immer besser kennen, wir tauchen ein in ihr Leben und erfahren viel über ihre entbehrungsreiche Kindheit, die Kriegsjahre und die Jahre in der Schweiz. Sie war eine eigenwillige, eine schwierige Frau mit Ecken und Kanten, die "nicht mit den Leuten konnte". 

    Marianne Haas wird 1923, im Jahr der Hyperinflation, als Tochter einer Magd und eines Wagnermeisters geboren. Das Geld ist knapp, sie wächst mit 9 Geschwistern auf und arbeitet bereits mit 12 Jahren auf einem Bauernhof. Das Thema Inflation zieht sich durch ihr ganzes Leben, sie träumt vom Eigentum, einem eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung. Das ist ihr Lebensziel, dafür arbeitet sie, und dafür spart sie eisern. Bereits im Kindesalter weiß der Autor alles über die 3 Phasen eines Bausparvertrages und die Berechnung der Bewertungszahl. Doch die anhaltende Inflation macht es der Mutter unmöglich, ihren Traum zu verwirklichen. Erst mit ihrem Tod geht ihr Wunsch nach Eigentum in Erfüllung.

    Das Buch ist in eigenwilligem Sprachstil geschrieben und liest sich flüssig. Den Wechsel zwischen den Erzählungen der Mutter in der ihr eigenen Sprache und den Erinnerungen des Autors fand ich sehr gelungen. Der mit viel Humor und Sprachwitz erzählte Roman ist kurzweilig und hat mir sehr gut gefallen. Leseempfehlung von mir!
    Terafik Nilufar Karkhiran Khozani
    Terafik (Buch)
    30.08.2023

    Beeindruckend und bewegend

    In ihrem Debütroman "Terafik" erzählt Nilufar Karkhiran Khozani ihre beeindruckende Familienbiographie.
     
    Wir schreiben das Jahr 2016. Die 32-jährige Nilufar lebt in Berlin und arbeitet als Psychologin in einer Rehaklinik in Brandenburg. Seit kurzem ist sie mit ihrer Freundin Alex zusammen, zur deutschen Mutter hat sie seit Jahren keinen Kontakt mehr. Ihren in Iran lebenden Vater Khosrow hat sie seit 5 Jahren nicht mehr gesehen. Khosrow lädt sie ein, nach Iran zu kommen, damit sie endlich ihre Familie kennenlernt. Nilufar spricht nur wenig persisch, sie ringt mit sich und lässt sich schließlich vom Vater zu der Reise überreden, die sie für vier Wochen nach Iran führen wird.
     
    Da sie mit ihrer Geburt automatisch iranische Staatsbürgerin wurde, ist der iranische Pass schnell besorgt. Sie füllt ihren Koffer mit Gastgeschenken für die zahlreichen Familienmitglieder und begibt sich auf die weite Reise. Am Flughafen in Teheran warten neben ihrem Vater viele Verwandte auf sie und nehmen sie herzlich in Empfang.  
     
    Die Autorin erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Im Hier und Jetzt begleiten wir Nilufar in Iran vier Wochen lang bei Verwandtenbesuchen und Ausflügen. Auf der zweiten Zeitebene erzählt die Autorin die bewegende Geschichte ihres Vaters, der Ende der siebziger Jahre nach Deutschland kam und Elektrotechnik studierte. Sie erzählt von der gemeinsamen Zeit mit den Eltern in Gießen und dem Leben in Rabenau, wo der Vater eine eigene Firma gründete. Neben den beiden Erzählsträngen enthält das Buch auch Chatverläufe zwischen Nilufar und ihrem Vater. 

    Nilufar Karkhiran Khozanis kraftvoller Schreibstil hat mich sehr beeindruckt. Sie beschreibt die Familienmitglieder liebevoll und authentisch und lässt uns auch tief in ihre eigene Gedanken- und Gefühlswelt blicken. Die Beziehung zum Vater ist distanziert, zumal dieser oft abwesend ist und Nilufar daher viel Zeit mit ihrer Cousine Narges und deren Eltern verbringt. Mit ihren Schilderungen bringt sie uns den Alltag iranischer Familien nahe und beschreibt die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Sie bewegt sich in einer vollkommen anderen Welt, begegnet familiären und gesellschaftlichen Traditionen und muss feststellen, dass sie sich ohne Begleitung in der Öffentlichkeit nicht frei bewegen kann. 

    Das Buch, das neben der Familiengeschichte der Autorin und ihrer Identitätssuche auch sehr eindrucksvoll die Zerrissenheit eines Landes beschreibt, hat mir sehr gut gefallen - Leseempfehlung! 
    126 bis 150 von 294 Rezensionen
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