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    Bücherfreundin

    Aktiv seit: 04. September 2021
    "Hilfreich"-Bewertungen: 65
    313 Rezensionen
    Ich komme nicht zurück

    Rasha Khayat
    Ich komme nicht zurück (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    13.08.2024

    Großartiger Roman über eine besondere Freundschaft

    In ihrem aktuellen Buch "Ich komme nicht zurück" erzählt die Autorin Rasha Khayat die Geschichte einer Freundschaft. Hanna, Zeyna und Cem kommen aus unterschiedlichen Kulturen und sind seit den späten Achtzigern unzertrennlich. Ihr Zuhause ist eine Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet. Hanna lebt seit dem Tod ihrer Mutter bei ihren Großeltern Felizia und Theo, Zeynas Mutter ist im Krieg durch eine Bombe getötet worden, ihre Tochter wächst bei ihrem Vater Nabil auf. Cem lebt bei seinen Eltern, die einen Lebensmittelladen betreiben. Die enge Freundschaft der drei bekommt durch die Terroranschläge des 11. September 2001 erste Risse. Zeyna und Cem leiden unter den Anfeindungen, denen sie nun ausgesetzt sind, und rücken näher zusammen, während Hanna sich ausgegrenzt fühlt. Zeyna verändert sich, sie wird ruhelos und beschließt, Fotografin zu werden, um die Welt zu bereisen. Schließlich kommt es zu einem Ereignis, das zum Bruch der Freundschaft zwischen Zeyna und Hanna führt.
     
    Die Geschichte wird aus Hannas Sicht in der Ich-Form erzählt. Wir begleiten sie im Hier und Jetzt nach ihrer Rückkehr in die Wohnung der Großeltern, nachdem Felizia gestorben ist. Vor dem Hintergrund der Pandemie und den Kontaktverboten vereinsamt sie zunehmend. Sie setzt sich mit Cem in Verbindung, und sie sucht verzweifelt nach Zeyna, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Doch eine Kontaktaufnahme scheint unmöglich ...
     
    Auf einer weiteren Erzählebene lernen wir Hanna, Zeyna und Cem als 9-jährige Kinder kennen und sehen sie aufwachsen, erleben sie als Jugendliche und junge Erwachsene. Hannas Großeltern bringen Zeyna große Zuneigung entgegen, Nabil und Theo verbindet eine herzliche Freundschaft.

    Das Buch ist in sehr schöner Sprache geschrieben, kraftvoll und gleichzeitig poetisch, es liest sich sehr flüssig. Die Autorin beschreibt die Charaktere ganz wunderbar: die ruhige und eifersüchtige Hanna, die kämpferische und selbstbewusste Zeyna und der ausgleichende Cem, der immer für beide da ist. Ich mochte die drei Freunde, aber meine Lieblingsfigur war die sensible Hanna, die gefangen ist in ihren Erinnerungen an die Vergangenheit. 
    .
    Ich habe das Buch, in dem es neben Freundschaft auch um Sehnsucht und Verrat, Einsamkeit, Trauer und Ausgrenzung geht, und das auch den Zeitgeist der achtziger und neunziger Jahre sehr treffend beschreibt, sehr gern gelesen. Es hat mich bis zum hoffnungsvollen und stimmigen Ende gefesselt, berührt und nachdenklich gemacht. 
     
    Absolute Leseempfehlung für diesen großartigen Roman!
    Und dahinter das Meer

    Laura Spence-Ash
    Und dahinter das Meer (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    11.08.2024

    Wunderbares Debüt

    In ihrem Debütroman "Und dahinter das Meer" erzählt die amerikanische Autorin Laura Spence-Ash die Geschichte der jungen Beatrix, die in London bei ihren Eltern Millie und Reginald Thompson aufwächst. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs beschließen ihre Eltern schweren Herzens, ihre 11-jährige Tochter vor den Bombenangriffen in Sicherheit zu bringen und nach Amerika zu Gasteltern zu schicken. Nach langer Überfahrt mit dem Schiff wird Beatrix von ihrer Gastfamilie, die aus den Eltern Nancy und Ethan Gregory sowie deren Söhnen William und Gerald besteht, herzlich aufgenommen. William ist 13, Gerald 9 Jahre alt. Bea lebt sich in Boston schnell ein und fühlt sich bald als Mitglied der Familie. Die Sommermonate auf der kleinen Privatinsel in Maine, auf der die Gregorys ein Haus besitzen, bilden den jährlichen Höhepunkt im Leben der Familie, und auch Bea liebt die unbeschwerten Ferien am Meer. Als sie 16 Jahre alt ist, endet der Krieg, und es ist für sie an der Zeit, nach London zurückzukehren. 
     
    Der mitreißende Roman ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil erleben wir Beas Jahre bei den Gregorys, die zwei weiteren Teile beinhalten die Jahrzehnte danach. Die einzelnen Kapitel sind teilweise kurz und schildern abwechselnd die Ereignisse aus Sicht der einzelnen Familienmitglieder. 

    Die Autorin erzählt Beas Geschichte, die einen Zeitraum von fast 40 Jahren umfasst, in ganz wunderbarer und bildhafter Sprache. Mit viel Feingefühl und Wärme beschreibt sie die liebenswerten Charaktere. Neben der anfangs sehr schüchternen Bea lernen wir die herzliche Nancy kennen, die sich immer nach einer Tochter gesehnt hat, und den ruhigen Ethan, der als Mathematiklehrer an einer Privatschule tätig ist. Während Bea ein aufregendes Leben in Boston lebt, vermissen ihre in London zurückgebliebenen Eltern sie schmerzlich und sehnen den Tag herbei, an dem sie ihr Kind wieder in die Arme schließen können. 

    Wir begleiten Bea während der spannenden Jahre in Boston und erleben ihre Rückkehr nach London. Dort fällt es ihr schwer, sich wieder einzugewöhnen, sie sehnt sich nach ihrer Gastfamilie. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass sie sich hin- und hergerissen fühlt zwischen zwei Welten. Im London der Nachkriegsjahre muss sie ihren Weg finden, das Verhältnis zur Mutter gestaltet sich wegen deren Eifersucht auf die Gregorys schwierig. Die Jahre vergehen, und wir folgen Bea und den Mitgliedern beider Familien durch die Zeit, erleben dabei ihre Schicksalsschläge, Höhen und Tiefen. 

    Die wunderbare Geschichte, in der es neben Liebe, Familie und Freundschaft auch um Verlust und Trauer geht, hat mir sehr gut gefallen, sie hat mich gefesselt und zutiefst berührt.

    Absolute Leseempfehlung! 
    Cascadia

    Julia Phillips
    Cascadia (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    07.08.2024

    Faszinierend und fesselnd

    In ihrem zweiten Roman "Cascadia" führt uns die amerikanische Autorin Julia Phillips auf die malerische Insel San Juan im Nordwesten der USA. Dort bewohnen die Schwestern Sam und Elena gemeinsam mit ihrer Mutter ein inzwischen vom Verfall bedrohtes Haus, das die Großmutter nach dem Tod ihres Mannes gekauft hatte. Sam ist 28 Jahre alt und arbeitet nach durch die Pandemie verursachter zweijähriger Arbeitslosigkeit wieder im Bistro auf einer Fähre. Die fast 30-jährige Elena hat die kleine Familie mit ihren Einkünften im örtlichen Golfclub über Wasser gehalten, doch nach wie vor ist das Geld knapp, die unbezahlten Rechnungen stapeln sich. Es ist Sams Traum, mit Elena die Insel zu verlassen, um sich gemeinsam mit ihr ein neues, ein besseres Leben aufzubauen. Doch die Erfüllung ihres Traums liegt noch in weiter Ferne, da ihre Mutter betreut und gepflegt werden muss. Sie ist schwer lungenkrank und hat Sarkoidose, die Lösungsmittel im Nagelstudio, in dem sie arbeitete, haben sie krank gemacht. Eines Tages steht ein wilder Bär vor ihrem Haus, der das Leben der Schwestern und auch ihre Beziehung zueinander verändern wird .....
     
    Wir erleben zwei Schwestern, die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Beide arbeiten hart, doch die geringen Einkünfte reichen nicht aus, um ihnen ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Ihre Schulden wachsen durch die Behandlungskosten der Mutter stetig. Während Elena eher praktisch veranlagt ist und sich in hohem Maße um die Mutter kümmert, träumt Sam von einer sorglosen, finanziell gesicherten Zukunft. Mit dem Auftauchen des Bären geht eine Veränderung mit Elena vor. Während Sam sich vor dem Tier fürchtet, sucht ihre Schwester Kontakt zu ihm, sie füttert es und spricht mit ihm.

    Die Geschichte ist in schöner Sprache ruhig erzählt und liest sich sehr flüssig. Die Autorin hat nicht nur die Hauptcharaktere, sondern auch die Nebenfiguren ganz wunderbar gezeichnet. Die psychische Verfassung von Sam ist hervorragend dargestellt, ebenso Elenas spirituelle Bindung zu dem Bären. 

    Das fesselnde Buch, in dem es neben Familie und Geschwisterbeziehung auch um Armut, Krankheit und Träume geht, hat mir sehr gut gefallen, es hat mich fasziniert und erschüttert. Ich mochte die verbitterte und träumerische Sam trotz ihrer etwas schroffen Art, und ich mochte die besonnene und sanfte Elena, die den wilden Bären als Bereicherung empfindet und sich auf die Begegnungen mit ihm freut. Die Geschichte endet überraschend, heftig und schockierend. Ich habe mich natürlich gefragt, ob ich eine reale Geschichte gelesen habe oder ein Märchen. Das Buch ermöglicht jedem, seinen Gedanken viel Raum zu geben und seine ganz persönliche Antwort zu finden.

    Absolute Leseempfehlung für dieses außergewöhnliche und spannende Buch!
    Wenn die Welt nach Sommer riecht

    Herbert Dutzler
    Wenn die Welt nach Sommer riecht (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    04.08.2024

    Fesselnde und unterhaltsame Reise ins Österreich der siebziger Jahre

    Der neue Roman "Wenn die Welt nach Sommer riecht" von Herbert Dutzler spielt auf zwei Zeitebenen. Im Hier und Jetzt betrachtet Siegfried Niedermayr ein Fotoalbum, das er nach dem Tod der Mutter aus ihrem Haus mit nach Hause genommen hat. Es ist sein allererstes Fotoalbum, und die Fotos, anfangs noch schwarz-weiß, erinnern ihn an ein bewegtes und aufregendes Jahr, als er 13 Jahre alt war.

    Auf der Vergangenheitsebene entführt uns der Autor ins Österreich der siebziger Jahre. Wir begleiten den 13-jährigen Ich-Erzähler Siegfried, kurz Sigi genannt, für die Dauer eines Jahres. Sigi lebt mit seinen Eltern Edeltraud und Adolf sowie seiner jüngeren Schwester Uschi und der Großmutter in einem alten Bauernhaus auf dem Land. Er ist ein wissbegieriger Schüler, der nach den Ferien in die vierte Klasse des Gymnasiums kommt. Er liest mit großer Leidenschaft die Bücher von Karl May, interessiert sich für Raumfahrt und kocht gern, was der Vater nicht gern sieht, da Kochen für ihn Frauensache ist.

    Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, sie ist in schöner Sprache und mit viel Herz und Humor erzählt. Die Charaktere sind liebevoll und vollkommen authentisch beschrieben. Ich mochte Sigi, der kein Kind mehr ist, der dafür kämpft, seine Haare etwas länger tragen zu dürfen und der erste romantische Gefühle für ein Mädchen aus der Parallelklasse entwickelt. Das Buch beinhaltet neben Sigis Alltag innerhalb der Familie und der Schule auch Themen wie erste Erfahrungen mit Zigaretten und Alkohol sowie die Probleme, die durch die Herausgabe einer Schülerzeitung entstehen.

    Mein Lieblingskapitel ist der Besuch bei Tante Irmgard in Wien, als Sigi zum ersten Mal auf einer Rolltreppe fährt, seinen ersten Toaster sieht und sich für den Farbfernseher der Tante begeistert, damals noch keine Selbstverständlichkeit in den Haushalten. Die Unternehmungen dieses Wochenendes begeistern ihn und werden ihm immer in Erinnerung bleiben.

    Das Jahr mit Sigi als 13-Jährigem ist wie im Flug vergangen. Es hat mir sehr viel Lesefreude bereitet, in die mir vertraute Welt der siebziger Jahre einzutauchen, als der Haushalt in vielen Familien noch Frauensache und die Erziehung sowohl zuhause als auch in der Schule autoritär war. Ich habe Sigi gern begleitet, oft geschmunzelt und ihn manchmal bedauert. Es würde mich sehr freuen, bald wieder über ihn und seine Familie lesen zu dürfen.

    "Wenn die Welt nach Sommer riecht" ist nach "Die Welt war eine Murmel" und "Die Welt war voller Fragen" bereits der dritte Band um Sigi Niedermayr. Die Bände können unabhängig voneinander gelesen werden, da in jedem Buch die familiären Strukturen gut beschrieben werden.

    Absolute Leseempfehlung von mir für diese wunderbare, mit viel Herz und Humor geschriebene Geschichte!
    Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht

    Christoph Minnameier
    Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    02.08.2024

    Zauberhaftes Kinderbuch

    Der Beltz & Gelberg Verlag hat "Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht", das Debüt von Christoph Minnameier, veröffentlicht.
    Das gebundene Buch ist hochwertig gestaltet und richtet sich an Kinder ab etwa 6 Jahren. Es erzählt die Geschichte der kleinen Silberelfe Lua, deren Aufgabe es ist, sich um die Tiere im Wald zu kümmern. Sie hilft, wo sie kann und ist immer gut beschäftigt. Ihr Schreck ist groß, als sie den Hilferufen eines kleinen Vogels folgt und mit einer List in einen goldenen Käfig gelockt und eingesperrt wird. Sie ist in eine Zauberfalle der Hexe Malicia Warzenbuckel geraten, die eine angesehene Fabelwesen-Händlerin war. Inzwischen laufen ihre Geschäfte mit dressierten Haushaltshilfen schlecht. Sie freut sich, dass sie nun eine Silberelfe gefangen hat, die seltenste aller Waldelfenarten. Lua stellt bald fest, dass sie nicht die einzige Gefangene der Hexe ist. Im Käfig neben ihr hockt Fobu, ein Gnom. Wird es den beiden gelingen, bald wieder in Freiheit zu leben?
     
    Die fantasievolle Geschichte ist auf 123 Seiten in 14 Kapitel unterteilt, sie ist in kindgerechter Sprache packend erzählt und eignet sich hervorragend zum Vorlesen. Auch Erstleser werden an dem liebevoll gestalteten Buch ihre Freude haben. Die Schrift ist schön groß und gut lesbar. Auf vielen Seiten befinden sich pfiffige Illustrationen in schönen Farben von Daniel Napp. Die kleinen Leser begleiten Lua, erleben geheimnisvollen Nebelzauber, lernen Zappaniel Zifferzankim kennen und erfahren, was das Zauberwort "Borkwatzka" bewirkt. Mir hat die Darstellung der Hexe sehr gut gefallen. Sie ist nicht so böse und Angst einflößend wie in anderen Märchen, man sieht in ihr auch eine Person mit eigenen Sorgen und Nöten.
     
    Das mitreißende und märchenhafte Buch mit dem schönen Ende, in dem es auch um Freundschaft und Hilfsbereitschaft geht, hat mir sehr gut gefallen, und ich hoffe auf weitere Leseabenteuer von Lua Luftwurzel. Die kleine Silberelfe ist einfach zum Verlieben und wird Jungen und Mädchen gleichermaßen begeistern. 

    Absolute Vorlese- und Leseempfehlung!
    Ex-Wife

    Ursula Parrott
    Ex-Wife (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    30.07.2024

    Wiederentdeckung eines fast 100 Jahre alten Skandalromans

    Der Fischer Verlag hat "Ex-Wife", den Roman der amerikanischen Autorin Ursula Parrott, der bereits im Jahr 1929 anonym veröffentlicht wurde, nun in deutscher Übersetzung herausgegeben. Das Buch erregte damals in den USA sehr viel Aufsehen und löste einen Skandal aus. Es verkaufte sich mehr als 100.000 Mal und wurde zum Bestseller.

    Im Mittelpunkt der Geschichte steht Patricia, die nach nur drei Jahren Ehe von ihrem Ehemann Peter verlassen wird. Sie haben früh geheiratet, Pat ist 21, Peter 22 Jahre alt. Wenig später kommt ihr Sohn Patrick zur Welt, der mit drei Monaten stirbt. Peter hat Affären mit anderen Frauen, und als Pat ihm untreu wird, reagiert er mit tiefer Enttäuschung, hielt er Pat doch immer für die reinste Frau der Welt. Als Pats Freundin Hilda aus Boston zu Besuch kommt, kommen Hilda und Peter sich näher. Nach drei Wochen bittet Peter seine Frau um die Scheidung, da er Hilda heiraten möchte.

    Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von nur wenigen Jahren und lässt uns eintauchen ins New York der zwanziger Jahre. Wir begleiten Pat, die in einem Kaufhaus tätig ist und sich nach der Trennung von Peter mit ihrer Freundin Lucia eine Wohnung teilt. Tagsüber schreibt sie Werbetexte, nachts besucht sie Clubs und Flüsterkneipen. Es wird getanzt, geraucht, gut gegessen, der Alkohol fließt in Strömen, und viele Männer liegen Pat zu Füßen. Doch ihr Herz gehört immer noch Peter ...

    Das Buch ist in der Ich-Form in schöner Sprache erzählt und liest sich sehr flüssig. Wir erhalten Einblick in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als die Stellung der Frau in Ehe und Gesellschaft noch eine ganz andere war als heute. Scheidung war ein Skandal, und geschiedene Frauen wurden oft wie Freiwild behandelt. "Ex-Wife" ist eine Geschichte über Frauen, Ehe und Affären, Liebe und Freundschaft. Es werden auch traurige Themen behandelt, wie häusliche Gewalt, Übergriffigkeit, Verlust und Trauer.
    Mir hat Pats Entwicklung sehr gefallen. Anfangs versinkt sie in Selbstmitleid und wünscht sich sehnlichst, dass Peter zu ihr zurückkehrt. Mit Lucias Hilfe gelingt es ihr, ihr Leben neu zu gestalten. Die modebewusste Frau widmet sich nicht nur intensiv ihrem Äußeren, sondern entwickelt auch beruflichen Ehrgeiz in der männlich dominierten Werbebranche.

    Die Autorin hat die Charaktere sehr authentisch und bildhaft gezeichnet. Pat ist eine moderne Frau, die die neugewonnene Freiheit in vollen Zügen genießt. Trotz ihrer erfolgreichen Karriere sehnt sie sich nach Romantik, Ehe, Stabilität und Mutterschaft. Ich habe sie gern begleitet, auch wenn ich sie oft als oberflächlich empfand und ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte. Meine absolute Lieblingsfigur war Lucia, die ihrer Freundin stets mit Rat und Tat zur Seite steht.

    Das fesselnde Buch hat mir sehr gut gefallen - Leseempfehlung!
    Das Baumhaus

    Vera Buck
    Das Baumhaus (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    27.07.2024

    Atmosphärischer Thriller

    Im Mittelpunkt des aktuellen Thrillers "Das Baumhaus" der Autorin Vera Buck steht die Familie Saunders, bestehend aus dem Vater Henrik, der Mutter Nora und dem 5-jährigen Sohn Fynn. Henrik ist Kinderbuchautor, seine Frau arbeitet als Meerestechnikerin. Sie wohnen in Greifswald und nehmen eine 15-stündige Fahrt auf sich, um im schwedischen Västernorrland das idyllisch gelegene Ferienhaus am See zu übernehmen, das einst Henriks Großvater gehörte. Henrik beschäftigt sich viel mit Fynn, er erzählt dem Jungen phantasievolle Geschichten und zeigt ihm den großen Wald, der zum Grundstück gehört. Während eines Spiels im Wald verschwindet Fynn spurlos, die Polizei startet sofort eine große Suchaktion, um den Jungen zu finden. 

    Auf einer zweiten Erzählebene lernen wir Rosa kennen. Sie hat ein Studium in forensischen Wissenschaften absolviert und ist nach Hause zurückgekehrt, um ihren Bruder Ebbe zu pflegen. Nachdem sie im Wald bei der Suche nach Tierkadavern das Skelett eines Kindes ausgegraben hat, geht sie mit ihrem Fund zur Polizei. Besteht hier ein Zusammenhang mit Fynns Verschwinden?
    Der dritte Erzählstrang widmet sich der jungen Marla, die als Kindergartenkind entführt wurde und sich seitdem in der Gewalt ihres Entführers befindet.

    Die Geschichte, in der einem Baumhaus eine wichtige Rolle zukommt, ist in einfacher und klarer Sprache erzählt, sie liest sich sehr flüssig. Wie bereits in "Wolfskinder", dem ersten Thriller der Autorin, sind auch hier die einzelnen Kapitel abwechselnd aus der Perspektive verschiedener Personen in der Ich-Form geschrieben. Die Autorin ermöglicht es dadurch dem Leser, das Geschehen durch die Augen von Henrik, Nora, Rosa und Marla besonders intensiv zu erleben. 

    Im ersten Teil des Buches geht es eher gemächlich zu, wir lernen nach und nach die unterschiedlichen, gut gezeichneten Charaktere kennen. Ab dem zweiten Teil steigt mit Fynns Verschwinden der Spannungsbogen stark an und bleibt bis zum Ende auf konstant hohem Niveau. Ich mochte die geheimnisvolle und bedrohliche Atmosphäre und habe mich von der Autorin mehrmals auf falsche Fährten führen lassen. Es kommt zu einigen Wendungen, der Aufdeckung von Geheimnissen und unerwarteten Erkenntnissen, so dass die Suche nach dem Täter bis zur für mich vollkommen überraschenden Auflösung sehr spannend blieb.

    Der Thriller ist packend und mitreißend, durch die Cliffhanger am Ende jedes Kapitels wird die Spannung noch zusätzlich gesteigert. Am Ende finden die einzelnen Erzählstränge zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Auch wenn ich die Geschichte nicht immer ganz realistisch fand und der letzte Teil handlungsmäßig etwas überfrachtet war, hat sie mich gefesselt und ist mir stellenweise unter die Haut gegangen.

    Leseempfehlung für diesen atmosphärischen Thriller!
    Kleine Monster

    Jessica Lind
    Kleine Monster (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.07.2024

    Ergreifendes Familiendrama

    Im Mittelpunkt des zweiten Romans "Kleine Monster" der österreichischen Autorin Jessica Lind stehen die Mittdreißiger Pia und Jakob sowie ihr 7-jähriger Sohn Luca. Die Eltern werden zu Lucas Klassenlehrerin zitiert, die ihnen eröffnet, dass es einen Vorfall mit einem Mädchen gegeben habe. Es sei während der Pause in der Klasse passiert, und das Mädchen habe angegeben, dass es bereits öfter dazu gekommen sei. Das Vorkommnis spricht sich sofort herum, Pia und Jakob werden unverzüglich aus der Eltern-WhatsApp-Gruppe entfernt. Während Jakob von der Unschuld seines Sohnes überzeugt ist, ist Pia verunsichert, Zweifel kommen in ihr auf. Sie versucht herauszufinden, was im Klassenzimmer passiert ist, doch Luca blockt ab. Er schweigt, und von nun an beobachtet Pia ihr Kind ganz genau ....
     
    Die packende Geschichte ist auf zwei Zeitebenen erzählt. Während Pia sich im Hier und Jetzt verzweifelt bemüht, Luca zum Reden zu bringen, erinnert sie sich an ihre eigene Kindheit, als sie und ihre Schwestern Romi und Linda unzertrennlich waren, und sie denkt zurück an das traumatische Ereignis, das sich in der Familie ereignete, als sie in Lucas Alter war.
    Auf der zweiten Erzählebene blättert sich behutsam Pias Kindheit auf. Sie ist zwei Jahre alt, als die Eltern die fast gleichaltrige Romi adoptieren. Wenige Jahre später wird Linda geboren. Sie sind eine glückliche Familie, bis es zu einer schrecklichen Tragödie kommt. Das Unglück verändert die Mutter, die sich seither immer geweigert hat, über dessen nähere Umstände zu sprechen. 
     
    Die Autorin beschreibt sehr eindrücklich Pias Umgang mit der belastenden Situation, ihr Misstrauen und dessen Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Beziehung. Pia beobachtet Luca und reagiert fast panisch, als sie ihn anlässlich eines Familienbesuches aus den Augen verliert. Geht eine Gefahr von ihm aus, wenn er mit seiner 3-jährigen Cousine spielt?
     
    Die Geschichte ist in klarer und intelligenter Sprache geschrieben, sie liest sich flüssig. Der Autorin ist es gelungen, die Charaktere authentisch und bildhaft zu beschreiben, sie lässt uns tief in Pias Gefühls- und Gedankenwelt blicken. Wir erleben Pias Verzweiflung und Ängste, sie quält sich, ist zwischen Liebe und Wut hin- und hergerissen. Ich hatte nicht nur großes Mitgefühl für die verunsicherte Pia, sondern auch für Luca, der dem Misstrauen seiner Mutter ausgesetzt ist. Die Lektüre ist keine leichte Kost, es geht neben Verdrängung und Trauer auch um Schuldgefühle und Ausgrenzung. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, es hat mich gefesselt und zutiefst bewegt. 

    Absolute Leseempfehlung für dieses tiefgründige Familiendrama!
    Das Pfauengemälde

    Maria Bidian
    Das Pfauengemälde (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    22.07.2024

    Anspruchsvolles und mitreißendes Debüt

    In ihrem Debütroman "Das Pfauengemälde" erzählt Maria Bidian die Geschichte der Cutterin Ana, die zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters Nicu in dessen Heimat Rumänien reist. Nach langer Prozessdauer soll ihre Familie endlich vor über 70 Jahren von den Kommunisten enteigneten Besitz zurückerhalten. Dazu gehört neben dem Rumänischen Haus nebst Einrichtung und weiteren Immobilien auch das Pfauengemälde, ein Familienerbstück, von dem Nicu seiner Tochter oft erzählt hat. Er hatte sich immer gewünscht, das Bild, das er liebte, zurückzubekommen und an Ana zu vererben.

    Bei der Großfamilie in Rumänien angekommen, erwarten Ana zahlreiche Formalitäten. Doch es gibt Probleme, da ihr rumänischer Pass gerade abgelaufen ist und der deutsche nicht akzeptiert wird. Nun ist sie den Mühlen der Bürokratie ausgeliefert, sie muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen, immer wieder legen die Behörden ihr Steine in den Weg. Während die Familie plant, wie die Renovierung des Rumänischen Hauses vonstatten gehen soll, träumt Ana von dem Gemälde, das ihrem Vater so viel bedeutet hat ....

    Es hat mir viel Lesefreude bereitet, die Ich-Erzählerin Ana, die auch nach zwei Jahren immer noch sehr unter dem Tod ihres Vaters leidet, auf ihrer Reise zu Nicus Wurzeln zu begleiten. Sie wird liebevoll von der Familie aufgenommen und erfährt Einzelheiten über Nicus Zeit als Widerstandskämpfer, seine Inhaftierung, die Flucht nach Deutschland und die Umstände, die zu seinem Tod geführt haben. Intensiv blicken wir in Anas Gedanken- und Gefühlswelt. Sie erinnert sich nicht nur an zahlreiche Begebenheiten während ihrer Ferienaufenthalte mit dem Vater in Rumänien, sie denkt auch daran, dass sie zu spät kam, als es ihm schlecht ging, und quält sich mit Schuldgefühlen.

    Das anspruchsvolle Buch ist in sehr schöner Sprache geschrieben, es hat mich gefesselt und berührt. Die Figuren sind so authentisch und liebevoll gezeichnet, dass ich sie mir gut vorstellen konnte. Eindrücklich beschreibt die Autorin die heutige und damalige Politik in Rumänien, Demonstrationen und Aufstände. Ich fand es sehr interessant, viel über die Lebensumstände der Rumänen zu erfahren, ihre familiären und religiösen Traditionen und Rituale. Sehr gut gefallen hat mir auch der Blick zurück auf Nicus Leben in Deutschland, wo es ihm schwer gemacht wurde, beruflich Fuß zu fassen. Seine lebenslange und tiefe Verbundenheit mit der Heimat hat mich sehr berührt.

    Ich habe die mitreißend erzählte Geschichte sehr gern gelesen. Leseempfehlung!
    Bevor wir uns vergessen

    Éliette Abécassis
    Bevor wir uns vergessen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.07.2024

    Schöne Liebesgeschichte - ganz wunderbar erzählt

    Im Mittelpunkt von "Bevor wir uns vergessen", dem aktuellen Roman der französischen Autorin Éliette Abécassis, stehen Alice und Jules, die seit über 60 Jahren ein Paar sind.

    Im ersten Kapitel, wir schreiben das Jahr 2022, lernen wir Alice und Jules kennen, die Mitte Achtzig sind und sich auf einer Parkbank im Jardin du Luxembourg treffen. Die beiden sind sich sympathisch und kommen ins Gespräch, aber sie wissen nicht, dass sie sich nicht zum ersten Mal begegnen, dass ein gemeinsames langes Leben hinter ihnen liegt. 

    Die Autorin erzählt die Geschichte in umgekehrter Chronologie und blättert dabei langsam die lebenslange Beziehung eines Paares auf, das durch Höhen und Tiefen gegangen ist. Alice ist 18 Jahre alt, als sie im Mai 1955 dem 22-jährigen Jules begegnet. Auf ihre zu Beginn heimliche Liebesbeziehung folgen Heirat und die Geburten ihrer beiden Kinder. Doch das Glück der beiden ist nicht von Dauer. Jules verfolgt mit viel Ehrgeiz und Fleiß seine Karriere als Architekt, während Alice sich um die Kinder und den Haushalt kümmert. Das Paar verbringt nur noch wenig Zeit miteinander, und Alice fühlt sich zunehmend von ihrem Mann vernachlässigt.

    Der mitreißende Roman ist in ganz wunderbarer Sprache geschrieben und hat mich von Beginn an begeistert. Die Autorin hat die interessanten Figuren sehr authentisch skizziert. Ich mochte Alice und Jules und habe sie gern durch die Jahrzehnte begleitet, dabei nicht nur ihren Alltag erlebt, ihre Unzufriedenheit und Irrwege, sondern auch die tiefe Zuneigung gespürt, die sie verbindet. Obwohl sie so verschieden sind und unterschiedliche Eigenarten und Vorlieben haben, finden sie sich immer wieder. Jules liebt und verehrt seine Frau, dennoch können sie ihr Glück nicht bewahren. 

    Die Geschichte, in der es um Liebe, Leidenschaft und Sehnsucht, Untreue und Altwerden geht, hat mir sehr gut gefallen, sie hat mich gefesselt und tief bewegt. Ich fand das Buch ganz großartig, ich mochte die kluge Sprache und den außergewöhnlichen, rückwärts gerichteten Erzählstil. Ich mochte auch Alice und Jules, auch wenn ich ihre Handlungsweisen nicht immer verstanden habe. Dass die beiden trotz aller Widrigkeiten und Enttäuschungen eine tiefe Liebe verbindet, die sie bis in hohe Alter zusammenhält, hat mich sehr berührt. Ein krönender Abschluss ist für mich der Brief am Ende des Buches, den Jules nach ihrem Kennenlernen an Alice geschrieben hat und der eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt.

    Leider umfasst das Buch nur 174 Seiten. Gern hätte ich noch viel mehr über Alice und Jules gelesen - absolute Leseempfehlung für diesen großartigen Roman!
    Mitternachtsschwimmer

    Roisin Maguire
    Mitternachtsschwimmer (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    15.07.2024

    Berührend und fesselnd

    Ich habe ein Faible für Romane irischer Autoren und habe mich nach dem Lesen des vielversprechenden Klappentextes sehr auf "Mitternachtsschwimmer", den Debütroman der Autorin Roisin Maguire, gefreut.  
     
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 50-jährige Grace Kielty, die in dem kleinen Dorf Ballybrady an der irischen Küste lebt und ein sehr zurückgezogenes Leben führt. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit der Vermietung des kleinen Cottages, in dem sie aufgewachsen ist, und dem Anfertigen von Quilts. Sie schwimmt bei jedem Wetter mit großer Leidenschaft im Meer, angelt und widmet sich ihrem Hund, dem sie keinen Namen gegeben hat. Kurz bevor es zum Lockdown kommt, bezieht Evan Moore, der sich am Tiefpunkt seines Lebens befindet, Grace' Cottage. Er hat sich eine Auszeit genommen und das Haus für eine Woche gemietet. Seine Ehe steckt in einer tiefen Krise, nachdem er und seine Frau Lorna ihre kleine Tochter Jessie verloren haben. Evan verbringt eine ruhige Woche im Cottage, schläft viel und widmet sich seinem Hobby, der Fotografie. Mit Beginn des Lockdowns verlängert sich Evans Aufenthalt in dem kleinen Dorf. Er lernt nun nicht nur Grace, sondern auch die Bewohner des Dorfes besser kennen. Seine Situation verändert sich, als Lorna ihn bittet, den 8-jährigen gemeinsamen Sohn Luca zu sich zu nehmen, damit sie arbeiten kann ...

    Das Buch hat mich sehr gefesselt, es liest sich flüssig und ist in schöner Sprache geschrieben. Es hat mir viel Freude gemacht, die liebevoll gezeichneten Personen kennenzulernen. Die eigenwillige und tierliebe Grace, unter deren harter Schale sich ein weicher Kern verbirgt, habe ich sofort ins Herz geschlossen. Sie wird von den Dorfbewohnern als verrückt angesehen und ärgert sich über die Touristen, die ihren Strand aufsuchen. Ich mochte auch den traumatisierten und trauernden Evan, dem es endlich gelingt, Zugang zu seinem gehörlosen Sohn zu finden, welcher in der neuen Umgebung aufblüht, eine verständnisvolle Freundin findet und großes Interesse für Meerestiere entwickelt. Auch die Dorfbewohner mit ihren Eigenarten sind so großartig gezeichnet, dass ich sie mir gut vorstellen konnte.

    Die Landschaft, die Naturgewalten und die Faszination des Meeres sind intensiv und detailreich beschrieben. Besonders berührend fand ich den Teil des Buches, in dem die Autorin Lucas Entwicklung, sein besonderes Verhältnis zu Grace und die behutsame Annährung zwischen ihm und seinem Vater beschreibt.

    Ich habe den melancholischen und ruhig geschriebenen Roman, in dem es neben Trauer und Verlust auch um Liebe, Freundschaft und Hoffnung geht, sehr gern gelesen. Er hat mich gleichermaßen gefesselt und berührt - absolute Leseempfehlung!
    Himbeereis am Fluss

    Maria Parr
    Himbeereis am Fluss (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    14.07.2024

    Mit viel Herz und Humor erzählte Geschichte

    Die norwegische Autorin Maria Parr hat mit "Himbeereis am Fluss" ein wunderbares Buch für Kinder zwischen 5 und 9 Jahren geschrieben. Das hochwertig gestaltete Kinderbuch, das im Dressler-Verlag erschienen ist, ist auf 205 Seiten in elf auch unabhängig voneinander zu lesende Kapitel gegliedert. Die einzelnen Episoden eignen sich wunderbar zum Vorlesen, sind aber auch für Erstleser geeignet. Die Schrift ist groß und gut lesbar, die Sprache altersgerecht. Die zauberhaften und farbenfrohen Illustrationen von Åshild Irgens ergänzen die Texte.

    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Ida und Oskar, die mit ihren Eltern in einem großen roten Haus leben. Ida ist 7, ihr Bruder 5 Jahre alt, die beiden teilen sich ein Zimmer. Sie erleben viele Abenteuer, streiten und versöhnen sich, Oskar wird eingeschult, und Ida träumt von einem eigenen Zimmer. Mit viel Herz und genauso viel Witz und Humor erzählt die Autorin Geschichten aus dem Alltag der Familie. Es geht in dem Buch auch um Veränderungen und Verluste, die für alle sehr schmerzlich sind. Altersgerecht und sehr feinfühlig beschreibt die Autorin den Umgang der Kinder mit der Krankheit und dem Tod ihres Onkels Øywind.

    Die Geschichte ist aus Idas Sicht in der Ich-Form erzählt. Sie lässt uns in ihre kindliche Gefühls- und Gedankenwelt blicken und macht ihrem Ärger über Oskar Luft. Als große Schwester fühlt sie sich oft für den kleinen und chaotischen Bruder verantwortlich und muss dabei immer wieder ihre eigenen Wünsche zurückstellen. Mir hat besonders gut das Weihnachtskapitel gefallen, in dem die Familie sich rührend um den verwitweten Onkel Bulle kümmert und dabei eine große Überraschung erlebt.

    Mein Fazit: ein wunderschönes Buch zum Vorlesen oder Selberlesen, für das ich mir allerdings noch ein Inhaltsverzeichnis gewünscht hätte, damit man jederzeit schnell auf die Lieblingsepisoden zurückgreifen kann, ohne lange suchen zu müssen.

    Absolute Vorlese- und Leseempfehlung für dieses warmherzige Buch, das nicht nur Kinder, sondern auch vorlesende Erwachsene begeistern wird!
    Seinetwegen

    Zora del Buono
    Seinetwegen (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    11.07.2024

    Fesselnd und berührend

    Die Ich-Erzählerin Zora del Buono ist gerade 8 Monate alt, als ihr Vater Manfredi del Buono, ein 33-jähriger angesehener Oberarzt, schwer verunglückt. Er sitzt neben seinem Schwager in dessen VW Käfer, als das Fahrzeug des 28-jährigen E.T. bei einem riskanten Überholmanöver mit überhöhter Geschwindigkeit frontal mit dem VW Käfer zusammenstößt. Der Vater erleidet neben einem Genickbruch zahlreiche weitere Verletzungen und verstirbt wenig später. Zora wächst bei ihrer Mutter auf, die nie wieder heiraten wird. Sie hat eine glückliche Kindheit und vermisst ihren Vater, an den sie keine Erinnerungen hat, nicht. Die Mutter spricht nur selten über ihn, die Tochter kann dann ihren Schmerz nicht ertragen. Viele Jahre später, Zora ist mittlerweile 60 Jahre alt, und ihre demenzkranke Mutter lebt in ihrer eigenen Welt, macht sie sich Gedanken darüber, was aus E.T. geworden ist und wie er all die Jahre mit seiner Schuld gelebt hat. Sie beginnt zu recherchieren ...

    Das Buch ist in einem sehr speziellen, etwas gewöhnungsbedürftigen Stil geschrieben. Wir begleiten die Autorin bei ihren Recherchen, ihren Besuchen im Pflegeheim, erleben intensive und tiefgründige Kaffeehaus-Gespräche mit ihren Freunden Isadora, Henri und Munz. Wir folgen ihren zahlreichen Gedankensprüngen, die uns in die Vergangenheit führen und interessante Einblicke in Zoras Leben und das Leben ihrer Familie ermöglichen.

    Es erleichtert Zoras Suche nach dem Unfallverursacher, dass sie aus alten Dokumenten ihrer Mutter den vollständigen Namen von E.T. erfährt. Dank der Unterstützung eines Mitarbeiters des Staatsarchivs gelangt sie sogar in den Besitz der Prozessakten. Sie führt zahlreiche Telefonate und persönliche Gespräche, nach und nach setzen sich viele Puzzleteile zu einem Ganzen zusammen. Nun ist der Mann, durch dessen Schuld das Leben des Vaters ausgelöscht wurde, kein Fremder mehr, er hat ein Gesicht bekommen. Zora ist überrascht über das Ergebnis ihrer Recherchen und muss das Bild, das sie sich von E.T. gemacht hat, korrigieren.

    Das Buch, das auch private Fotos enthält, ist in klarer, fast sachlicher Sprache geschrieben und hat mich sehr gefesselt. Es ist ein Buch nicht nur über Zoras Leben und ihre Suche nach dem Unfallverursacher, es geht neben Themen wie Verlust und Trauer, Schuld und Vergebung auch um Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Die Gedankengänge der Autorin haben mich teilweise sehr berührt, ebenso ihre Gespräche mit der demenzkranken Mutter. Sehr interessant fand ich auch die Ausführungen zur Schweizer Rechtsprechung und den Volksabstimmungen. 

    "Seinetwegen" hat mir sehr gut gefallen - Leseempfehlung von mir!
    Gussie

    Christoph Wortberg
    Gussie (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    10.07.2024

    Interessante Romanbiografie über Gussie Adenauer

    Im Mittelpunkt des aktuellen Romans "Gussie" von Christoph Wortberg steht Auguste Zinsser, kurz Gussie genannt, die zweite Ehefrau von Konrad Adenauer.
     
    Die Professorentochter Gussie ist 19 Jahre alt, als sie Konrad Adenauer vorgestellt wird. Sie hat eine Einladung von Emma Adenauer, der Ehefrau Adenauers, zum gemeinsamen Musizieren angenommen. Fünf Jahre später, Emma ist inzwischen verstorben, heiratet Gussie den 19 Jahre Älteren, der mittlerweile Oberbürgermeister von Köln ist und drei Kinder mit in die Ehe bringt. Ihm zuliebe konvertiert sie zum katholischen Glauben. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor, das erste Kind stirbt 4 Tage nach der Geburt. Gussie widmet sich hingebungsvoll ihrer großen Familie und engagiert sich auf politischem und sozialem Gebiet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verliert Adenauer sein politisches Amt und ist gezwungen, unterzutauchen. Seine Frau wird verhaftet und muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.
     
    Auf einer zweiten Erzählebene blickt die inzwischen 52-jährige und dem Tode geweihte Gussie während ihrer letzten Tage auf ihr Leben zurück. Sie erinnert sich an die Zeit, als sie noch bei den Eltern lebte, an ihren liebevollen Vater, der seiner neugierigen und wissbegierigen Tochter alle Fragen beantwortete und immer für sie da war. Er ist ganz anders als ihr ruhiger Ehemann, dessen Schweigen sie so oft zur Verzweiflung bringt und dem es schwerfällt, sein Herz zu öffnen und seine Gefühle zu zeigen.
     
    Das Buch ist in einfacher Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Wir lernen Gussie als fröhliches Mädchen kennen, das mit Hingabe Geige spielt, eine gute Schülerin ist und dem ein Studium verwehrt wird, weil es als höhere Tochter für die Ehe bestimmt ist. Gussie gewinnt mit ihrer lieben und lebensfrohen Art sehr schnell die Herzen ihrer Stiefkinder und ist Adenauer eine liebende Ehefrau. Der Autor bringt uns mit viel Empathie nicht nur ihre Persönlichkeit nahe, sondern auch ihre Enttäuschung über das Schweigen ihres Mannes, Kummer, Leid, Schuldgefühle und ihre lebenslange Trauer über den Tod des erstgeborenen Kindes. 
     
    Gussies Lebensgeschichte ist sorgfältig recherchiert und spannend erzählt. Auch der politische Hintergrund und die schwierigen Lebensbedingungen während der NS-Zeit sind sehr gut dargestellt.
    Die Beschreibung Gussies letzter Lebenstage hat mich leider nicht überzeugt, ich fand sie stellenweise recht unrealistisch und insgesamt zu rührselig dargestellt. Das Buch beruht auf vielen tatsächlichen Begebenheiten, da wundert es mich, dass die allen Kapiteln vorangestellten Briefauszüge nicht Gussies tatsächlicher Korrespondenz entnommen wurden, sondern nur fiktiv sind. 
     
    Nicht unerwähnt lassen möchte ich das schöne Cover mit dem Auszug eines Gemäldes, das Helene von der Leyen 1927 im Auftrag Konrad Adenauers von dessen damals 32-jähriger Frau angefertigt hat. Das vollständige Bild ist auf der ersten und der letzten Buchseite dargestellt. 
    Solito

    Javier Zamora
    Solito (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    08.07.2024

    Erschütternde und bewegende Fluchtgeschichte

    In seinem Debüt "Solito" erzählt Javier Zamora seine eigene, sehr persönliche Geschichte. Er ist 9 Jahre alt und lebt bei seinen Großeltern und seinen Tanten in einem kleinen Ort in El Salvador. Seine Eltern haben wegen des Bürgerkriegs ihre Heimat verlassen, den Vater hat Javier mit zwei Jahren zum letzten Mal gesehen. Die Mutter folgte dem Vater drei Jahre später. Im März 1999 beauftragen Javiers Eltern den Schlepper Don Dago, ihren Sohn zu ihnen nach Kalifornien zu bringen. Die Reise soll zwei Wochen dauern. Am 6. April ist es soweit, außer Javier und Don Dago werden noch 6 weitere Personen dabei sein.

    Die Flucht ist schwierig und gefährlich, viele Meilen müssen in mehreren Etappen mit dem Boot, in Bussen, LKWs und zu Fuß bewältigt werden. Immer wieder stößt die Gruppe an ihre körperlichen Grenzen, die langen Fußmärsche in nächtlicher Kälte und sengender Hitze bei Tag über viele Stunden sowie Hunger und quälender Durst machen ihr zu schaffen. Zwischen den Etappen kommt es zu Wartezeiten, die die Flüchtlinge meistens hinter verschlossenen Türen in heruntergekommenen Häusern verbringen müssen.

    Javier Zamora erzählt die Fluchtgeschichte als Ich-Erzähler und gewährt uns dabei einen intensiven Blick in die Seele und Gedanken des 9-jährigen Jungen, der er damals war. Wir begleiten ihn auf der langen Reise und erleben nicht nur seine Sorgen, Nöte und Ängste, sondern spüren auch seine Einsamkeit und seine Sehnsucht nach körperlicher Nähe und Zuwendung. Er passt sich der Gruppe an, möchte tapfer und stark sein, seine Eltern sollen stolz auf ihren Jungen sein. 

    Die bewegende Geschichte über die siebenwöchige Odyssee ist packend und mitreißend in schöner Sprache erzählt. Sie hat mich gleichermaßen gefesselt und erschüttert, die emotionalen Abschiedsszenen haben mich zu Tränen gerührt. Ich habe mit Javier mitgelitten und ihm gewünscht, dass alles gut geht und er bald seine Eltern wiedersehen darf. 
    Die Figuren sind authentisch beschrieben, neben Javier habe ich Patricia in mein Herz geschlossen, die sich des Jungen annimmt, und Chino, der sich selbstlos um andere kümmert und Javier Sicherheit und Nähe gibt.

    In dem Buch geht es um Familie, Mitgefühl, Mut und Nächstenliebe, Ausdauer und Hoffnung, und es behandelt das wichtige und aktuelle Thema Migration. Es hat mich traurig und wütend gemacht wegen der Schwierigkeiten und Gefahren, denen Menschen ausgesetzt sind, die sich auf die Flucht in ein fremdes Land begeben, um dort ein besseres und sicheres Leben zu führen.

    Der Autor verwendet zahlreiche spanische Ausdrücke und Redewendungen, deren Übersetzung in einem 16-seitigen Glossar am Buchende zu finden ist. Der Lesefluss leidet leider durch das häufige Vor- und Zurückblättern. Ich finde, es ist nicht unbedingt erforderlich, jedes spanische Wort zu verstehen, um zu begreifen, was passiert. Vieles ergibt sich aus dem Zusammenhang, ich habe daher weitgehend darauf verzichtet, mir die Übersetzungen anzusehen.

    Absolute Leseempfehlung für dieses mitreißende Buch, das unter die Haut geht! 
    Das erste Licht des Sommers

    Daniela Raimondi
    Das erste Licht des Sommers (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    27.06.2024

    Großartige und faszinierende Fortsetzung mit Tiefgang

    Die italienische Schriftstellerin Daniela Raimondi hat mit "Das erste Licht des Sommers" einen Generationenroman über die Familie Casadio geschrieben, der an ihren Debütroman "An den Ufern von Stellata" anknüpft, welcher es 2020 auf Anhieb auf die italienische Bestsellerliste geschafft hatte. Die Bücher können durchaus unabhängig voneinander gelesen werden, ich denke aber, dass das Lesevergnügen gesteigert wird, wenn man das erste Buch gelesen hat und die Familienstrukturen und Zusammenhänge bereits kennt.

    Im Mittelpunkt der Geschichte steht Norma Martiroli, die 1947 geboren wird. Ihre Eltern Guido und Elsa sind erst 20 Jahre alt, als sie aufgrund Elsas unverhoffter Schwangerschaft heiraten. Normas Mutter bringt ihrer Tochter wenig Zuneigung entgegen, während Guido ihr ein herzlicher und liebevoller Vater ist. Ihre Cousine Donata, die Tochter von Guidos Zwillingsbruder Dolfo und dessen Frau Zena, ist ihre liebste Freundin. Regelmäßig verbringt Norma die Sommerferien bei ihren Großeltern in Stellata, wo sie den gleichaltrigen Elia kennenlernt. Die beiden sind als Kinder unzertrennlich und treffen sich während der Ferien jeden Tag zum Spielen. Ihre Wege trennen sich, und erst Jahre später begegnen sie sich in London wieder, wo Norma nach einem Schicksalsschlag auf eine Sprachenschule geht. Norma und Elia verlieben sich ineinander und heiraten ... 

    Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir begleiten Norma über eine Zeitspanne von fast 70 Jahren, vom Tag ihrer Geburt bis 2015. Die zweite Erzählebene erstreckt sich über einen Zeitraum von nur wenigen Monaten. Norma kehrt mit ihrer schwer an Krebs erkrankten Mutter Elsa nach Stellata zurück, um sie während ihrer letzten Lebensphase zu unterstützen und zu begleiten.

    Das Buch ist in wunderschöner Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Wir begleiten Norma auf ihrem Lebensweg, erleben ihre Kindheit, Liebe und Glück, aber auch ihre Tragödien und ihr Leid. Liebevoll und mit viel Empathie beschreibt Daniela Raimondi neben Norma auch die anderen Familienmitglieder mit ihren Emotionen, Gedanken und Träumen.
    Ich konnte in Normas Leben und ihre Gefühls- und Gedankenwelt eintauchen, habe mich mit ihr gefreut und war traurig über ihre Enttäuschungen und Schicksalsschläge. Es war schön, vielen Personen aus dem ersten Band wieder zu begegnen, neue Menschen kennenzulernen und ihre Wege zu verfolgen. 

    Die Autorin beschreibt Normas Beziehung zur Mutter sehr beeindruckend. Ich konnte gut nachfühlen, dass Norma unter Elsas Gefühlskälte sehr gelitten hat und es sie ein Leben lang schmerzte, dass es nie eine herzliche Umarmung von ihrer Mutter gegeben hat. Sehr berührend fand ich, dass sie Elsa trotz des schwierigen Verhältnisses auf dem letzten Stück ihres Weges begleitet hat.

    Sehr gut gefallen hat mir, dass die Autorin wie bereits im ersten Buch das Leben der Familienmitglieder mit den jeweiligen geschichtlichen und politischen Gegebenheiten und Ereignissen verknüpft hat. Ich habe das vollkommen kitschfreie Buch, in dem es neben Familie und Freundschaft, Liebe, Verrat und Verzeihen auch um die Offenbarung eines gut gehüteten Geheimnisses sowie seherische Fähigkeiten geht, mit großer Begeisterung gelesen, es hat mich von Beginn an bis zum stimmigen Ende gefesselt und zutiefst berührt. 

    Ich war bereits von "An den Ufern von Stellata" sehr angetan und hatte daher hohe Erwartungen an die Fortsetzung - ich bin nicht enttäuscht worden und vergebe sehr gern 5 Sterne.

    Absolute Leseempfehlung!
    Das Waldhaus

    Liz Webb
    Das Waldhaus (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    17.06.2024

    Spannendes Debüt

    In ihrem Thrillerdebüt "Das Waldhaus" erzählt die britische Autorin Liz Webb die Geschichte der 37-jährigen Hannah Davidson. Die Ich-Erzählerin hat ein massives Alkoholproblem, als sie sich dazu entschließt, ihren Job in einem Schreibwarenladen aufzugeben und in ihr Elternhaus zurückzukehren, um ihren demenzkranken Vater Philip, einen ehemaligen Physikprofessor, zu versorgen. Ihre Mutter Jennifer lebt nicht mehr, sie ist vor 23 Jahren unter mysteriösen Umständen im Wald hinter dem Haus ums Leben gekommen. Ob es sich um Mord oder Selbstmord handelte, konnte nicht geklärt werden. Philip ging in den vorzeitigen Ruhestand, veröffentlichte nie wieder ein Buch und lebt seither völlig zurückgezogen. Reece, Hannahs älterer Bruder, ist fest davon überzeugt, dass der Vater die Mutter getötet hat. Er hat sein Elternhaus zwei Wochen nach dem Tod der Mutter verlassen, um in Cambridge zu studieren. Mittlerweile ist er ein unter dem Namen Ryan Patterson erfolgreicher und beliebter Schauspieler. Der Kontakt zwischen den Geschwistern wurde im Laufe der Jahre immer weniger und ist inzwischen weitgehend eingeschlafen.

    Hannah hat ihren Vater nie für schuldig am Tod der Mutter gehalten. Sie ist daher sehr überrascht, als er sie für ihre Mutter hält und um Verzeihung bittet. Hat ihr Vater die Mutter doch ermordet? Hannah will herausfinden, was in der damaligen Nacht passiert ist und bittet Chris Manning, der damals die polizeilichen Ermittlungen leitete und mittlerweile nach einer Schussverletzung im Rollstuhl sitzt und seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, ihr bei der Suche nach der Wahrheit zu helfen ...

    Das Buch ist mehr ein Familiendrama als ein Thriller, dennoch fand ich es spannend. Wir begleiten Hannah bei ihren Ermittlungen und lernen neben den Familienmitgliedern auch die Nachbarn kennen, Libbie und Frank Roberts sowie ihren Sohn Marcus, der einst der beste Freund von Reece war. Auch im beruflichen Umfeld der Mutter, die als Fotografin arbeitete, sowie in ihrem Freundeskreis gibt es verdächtige Personen, zu denen Hannah Kontakt aufnimmt. Es kommt zu einigen Wendungen, der Aufdeckung von Familiengeheimnissen und unerwarteten Erkenntnissen über das Leben der Mutter, so dass die Suche nach dem Täter trotz der geringen Anzahl Verdächtiger spannend bleibt.

    Der spektakuläre Showdown ist für meinen Geschmack etwas zu dick aufgetragen, und das Ende hätte ich mir weniger kitschig gewünscht. Die Charaktere sind sehr gut skizziert, allen voran Hannah, die nicht gerade sympathische und anstrengende junge Frau, die bis zur Bewusstlosigkeit trinkt. Gut gefallen haben mir die Beschreibungen der unterschiedlichen Familienbeziehungen, ganz besonders die Beziehung der Geschwister zueinander. Das Buch liest sich sehr flüssig, und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Der Autorin ist es gelungen, mich auf falsche Fährten zu locken, erst kurz vor dem Ende habe ich die Auflösung geahnt.

    Ich empfehle das Buch allen Lesern, die gern ruhig geschriebene Thriller mit viel familiärem Beiwerk lesen.
    Die Vermesserin der Worte

    Katharina Seck
    Die Vermesserin der Worte (Buch)

    2 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    10.06.2024

    Konnte mich leider nicht überzeugen

    Im Mittelpunkt von "Die Vermesserin der Worte", dem neuen Roman von Katharina Seck, steht die 29-jährige Schriftstellerin Ida Hermann. Nach ihrem Studium und einigen Jahren bei einer Lokalzeitung arbeitet sie nun als freie Autorin. Seit vier Monaten hat sie eine Schreibblockade und wird bald die Miete für ihre winzige Einzimmerwohnung nicht mehr aufbringen können. Auch der Kühlschrank ist leer, sie braucht dringend eine Arbeit. Durch einen Tipp ihres Briefträgers Theobald erfährt sie, dass für ein großes Anwesen im Grünen eine Haushaltshilfe gesucht wird. Ida hat Glück und wird eingestellt. Ihr neuer Arbeitsplatz befindet sich in einem abgelegenen Dorf, und ihre Arbeitgeberin, Ottilie Selig, ist eine alte Dame, die ihr mit Zurückhaltung und Ablehnung begegnet. Im Ort ist man auf Ottilie, die von den Einwohnern als "Die Herrin des papiernen Anwesens" bezeichnet wird, nicht gut zu sprechen ...

    Das Buch beginnt sehr vielversprechend, liest sich leicht und flüssig. Wir lernen die junge Ida kennen, die in dem heruntergekommenen Haus von Ottilie damit beschäftigt ist, jahrzehntealten Schmutz und Staub zu beseitigen. Schnell wird ihr klar, dass die alte Dame Gedächtnislücken hat. Ganz behutsam nähern sich die Frauen an, und Ottilie bittet Ida, ihr eine Geschichte zu erzählen. Ab diesem Moment wird aus dem Roman ein Märchen, eine Fantasy-Geschichte, an der ich schnell die Lesefreude verloren habe. Die Handlung wird seicht, kitschig und vorhersehbar. Es geht gewaltig an der Realität vorbei, besonders im Zusammenhang mit dem ernsten Thema Demenz. Da werden Ottilie Weisheiten und Sätze in den Mund gelegt, die eine Demenzkranke ihres fortgeschrittenen Stadiums niemals äußern könnte. Die romantisierende Darstellung der Krankheit fand ich unerträglich.

    Das Putzthema nimmt in meinen Augen übertrieben viel Raum ein, dadurch kommt es zu häufigen Wiederholungen. Gut gefallen haben mir die Beschreibung der Kunst des Buchbindens und die Unterteilung des Buches in einzelne Kapitel mit passenden, gut gewählten Überschriften. 

    Wer ein Faible für sogenannte Wohlfühlromane mit Fantasy-Elementen hat, wird das Buch vielleicht mögen - für mich war es leider nicht das Richtige.
    25 letzte Sommer

    Stephan Schäfer
    25 letzte Sommer (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    07.06.2024

    Kluge und warmherzige Geschichte über das Leben

    In seinem Debütroman "25 letzte Sommer" erzählt Stephan Schäfer die Geschichte eines gestressten Mannes, der gefangen ist in seinem hektischen Alltag. Der namenlose Ich-Erzähler verbringt das Wochenende wie so oft auf dem Land in einem kleinen Haus, diesmal allerdings ohne seine Frau und die Kinder. Es gelingt ihm nicht, abzuschalten, die Gedanken kreisen in seinem Kopf, Emails sind zu lesen und zu beantworten, dienstliche Anrufe sind zu erledigen. Er erhofft sich Entschleunigung, indem er seine Joggingschuhe anzieht und einfach losläuft. Ganz spontan beschließt er, im nahe gelegenen Badesee zu schwimmen. Dort begegnet er einem älteren Mann, der sich ihm als Karl vorstellt. Sie kommen ins Gespräch, und Karl lädt den Ich-Erzähler zu sich auf seinen Hof ein. Obwohl dieser eine umfangreiche To-do-Liste abzuarbeiten hat, nimmt er die Einladung an. 
     
    Mit ganz wunderbaren Worten und viel Empathie erzählt der Autor die Geschichte zweier Männer, die sich in langen und intensiven Gesprächen austauschen. Sie nähern sich langsam einander an, öffnen sich und erzählen aus ihrem Leben. Karl zeigt ehrliches Interesse an seinem Gast, der nicht nur offen und ehrlich auf seine Fragen antwortet, sondern ihm auch die traumatischen Ereignisse seines Lebens anvertraut. Auch Karl erzählt von seiner Vergangenheit und seiner Einstellung zum Leben. Er hat vor vielen Jahren eine wichtige Lebensentscheidung getroffen, genießt seinen Alltag und liebt seine Tätigkeit als Kartoffelbauer. Die beiden unterschiedlichen Männer lernen sich immer besser kennen und werden zu Freunden.

    Die warmherzige und ruhig erzählte Geschichte, in der es um Freundschaft, Lebensträume und Entschleunigung geht, hat mir sehr gut gefallen. Sie regt den Leser dazu an, sich auf das Wesentliche zu besinnen und seine Prioritäten zu überdenken, vielleicht dabei auch den eigenen Internetkonsum auf den Prüfstand zu stellen. Der Roman enthält viele Lebensweisheiten und macht nachdenklich. Ich mochte die sympathischen Protagonisten, hier den gehetzten Ich-Erzähler, dort den ausgeglichenen und in sich ruhenden Karl und habe durch ihren intensiven Austausch viele Denkanstöße erhalten. 

    Hervorheben möchte ich, dass nicht nur der Schutzumschlag, sondern auch der Einband des Buches in wunderschönen Farben kunstvoll und liebevoll gestaltet ist.
    "25 letzte Sommer" ist eine Bereicherung für jeden Bücherschrank - absolute Leseempfehlung!
    Das Jahr ohne Sommer

    Constanze Neumann
    Das Jahr ohne Sommer (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    03.06.2024

    Großartige Geschichte mit Tiefgang

    In "Das Jahr ohne Sommer" erzählt Constanze Neumann ihre eigene Geschichte und die ihrer Familie. Die kleine Constanze wächst in den siebziger Jahren in  Leipzig bei ihren Eltern auf. Der Vater ist an einer Musikschule in Dresden tätig, die Mutter ist Geigerin. Als die Kleine drei Jahre alt ist, beschließen die Eltern, mit ihr in den Westen zu fliehen. Der Fluchtversuch scheitert, die Eltern werden verhaftet, und Constanze kommt  zunächst in ein Kinderheim, bevor sie von den Großeltern mütterlicherseits abgeholt wird. Nach 18 Monaten dürfen die Eltern ohne ihre Tochter nach Westdeutschland ausreisen. Die Kleine ist fast 6 Jahre alt, als auch sie endlich ausreisen und ihre Eltern wiedersehen darf. 
     
    Die Jahre vergehen, die Familie ist inwischen nach Aachen umgezogen, wo der Vater eine Beamtenstelle als Direktor einer Musikschule bekommen hat. Die Mutter leidet immer noch unter den Nachwirkungen einer schweren Krankheit aus der Zeit ihrer Inhaftierung und kämpft mit eiserner Disziplin darum, wieder Geige spielen zu können. Der Vater sieht sich mehr und mehr als Westdeutscher, während Constanze sich weder der alten noch der neuen Heimat zugehörig fühlt.
     
    Die Geschichte ist in der Ich-Form aus Constanzes Sicht erzählt. Sie ist in ganz wunderbarer und intelligenter Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Ruhig und nahezu sachlich beschreibt die Autorin das Zusammenleben eines Kindes mit einer depressiven Mutter und einem optimistischen Vater, der stets bemüht ist, sich in der neuen Heimat anzupassen und hart daran arbeitet, seinen sächsischen Dialekt abzulegen. Für Constanze ist es nicht einfach, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, sie vermisst ihre in Leipzig verbliebene Großmutter und wird auch nach dem Mauerfall, den sie während eines Austauschjahrs in Michigan erlebt, das Gefühl der Heimatlosigkeit nicht verlieren.

    Mir hat das Buch, in dem es um Heimatgefühl, Entwurzelung und Sehnsucht geht und das Constanzes innere Zerrissenheit sehr eindrücklich beschreibt, sehr gut gefallen. Die Autorin zeigt auch die Probleme nach der Wiedervereinigung unseres Landes auf, die Enttäuschungen und die unterschiedlichen Lebensauffassungen. Besonders erwähnen möchte ich das Nachwort der Autorin, in dem sie von ihrer schweren Erkrankung erzählt, gegen die sie viele Jahre später kämpft. Dieser Teil des Buches ging mir neben der Schilderung der Fluchtgeschichte sehr unter die Haut.
    Es hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin den Zeitgeist sowie politische und gesellschaftspolitische Ereignisse in ihre Geschichte hat einfließen lassen.

    Ich habe das melancholische Buch sehr gern gelesen, es hat mich gleichermaßen gefesselt und zutiefst berührt.
    Absolute Leseempfehlung!
    Kosakenberg

    Sabine Rennefanz
    Kosakenberg (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    31.05.2024

    Zwischen alter und neuer Heimat

    Im Mittelpunkt von "Kosakenberg", dem neuen Roman von Sabine Rennefanz, steht die Ich-Erzählerin Kathleen. Großgeworden in der Enge des kleinen Dorfs Kosakenberg in Brandenburg, in dem jeder jeden kennt, zieht es sie 1997 nach dem Abitur zum Studieren nach Berlin. Ihr Weg führt sie nach München, Hamburg und wieder Berlin, ehe sie sich dazu entschließt, nach London zu ziehen, um dort bei der Zeitschrift "Design Review" als Grafikdesignerin zu arbeiten. Sie lässt außer ihren Eltern, der Großmutter und ihrer Schwester Annett ihre ehemals beste Freundin Nadine aus Kindertagen zurück.
     
    Die Handlung zieht sich über einen Zeitraum von 15 Jahren, während dieser Zeit kommt es zu zehn Besuchen in der Heimat. Kathleen enttäuscht und schmerzt es, dass ihre Eltern sich nicht für ihr neues Leben in England interessieren, und sie schämt sich für ihr bescheidenes Elternhaus, als ihr südamerikanischer Freund Octavio sie bei einem ihrer Besuche begleitet. Auch die Freundschaft zu Nadine verändert sich, die beiden entfremden sich zunehmend.
     
    Das Buch ist in intelligenter Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die unterschiedlichen Charaktere sind klar skizziert und authentisch. Was Kathleen angeht, war ich etwas zwiegespalten, auf der einen Seite gefiel mir ihr Selbstbewusstsein und ihr Ehrgeiz, auf der anderen Seite mochte ich ihr bisweilen überhebliches Auftreten bei den Besuchen in der Heimat, vor allem ihrer Mutter gegenüber, nicht. Es fällt ihr schwer zu akzeptieren, dass es nicht jeden in die Welt hinauszieht und dass viele Dorfbewohner ein zufriedenes Leben führen. Die Kosakenberger leben in ihrer eigenen Welt, was außerhalb geschieht, scheint sie nicht zu interessieren.
     
    Die Autorin schildert in jedem Kapitel, das einen aktuellen Besuch Kathleens beinhaltet, die Veränderungen im Dorfleben. Besonders gut gefallen hat mir das Kapitel mit Tamaras Hochzeit, das auch teilweise sehr humorvoll erzählt ist und die Kluft zwischen Kathleen und den Dorfbewohnern sehr eindrücklich beschreibt. Auch die Schilderung der sich verändernden Beziehung zwischen Kathleen und Nadine und den immer seltener werdenden Begegnungen ist der Autorin großartig gelungen. Das schwierige Mutter-Tochter-Verhältnis wird ebenso thematisiert wie die Ost-West-Probleme nach der Wende. Kathleen erinnert sich während ihrer Besuche an ihre Vergangenheit in Kosakenberg, und wir erhalten Einblicke in ihr Leben in London.
     
    Das Buch hat mir sehr gut gefallen, während der Lektüre habe ich oft an meine eigene "alte Heimat" gedacht. Besonders berührend fand ich die drei letzten Kapitel und das hoffnungsvolle Ende, das Raum lässt für eigene Gedanken.
     
    Absolute Leseempfehlung für diesen ruhig geschriebenen und fesselnden Roman über Heimat und Loslassen, Weggehen und Zurückkommen, der mich bestens unterhalten, aber auch sehr nachdenklich gemacht hat!
    Die Rückenlüge

    Robin Nürnberg
    Die Rückenlüge (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    30.05.2024

    Interessanter Ratgeber für Menschen mit Rückenschmerzen

    Das Buch "Die Rückenlüge - Verabschiede dich von alten Mythen - werde schmerzfrei und stark" des Physiotherapeuten und Schmerzcoachs Robin Nürnberg richtet sich an Menschen mit Rückenschmerzen.

    Das Sachbuch ist sehr übersichtlich in 6 Kapitel gegliedert. Im ersten Kapitel geht es um den Aufbau und die Funktion der Wirbelsäule, die Bandscheiben sowie Muskeln, Gelenke und Faszien. Zweites und drittes Kapitel widmen sich dem Thema Schmerz, während der Autor im vierten Kapitel unterschiedliche Mythen unter die Lupe nimmt. Im fünften Kapitel stellt der Autor eine Reihe von Akuthilfen bei Rücken- und Nackenschmerzen vor, und im sechsten Kapitel beschreibt er neue Wege in der Physiotherapie.

    Der lebendige Schreibstil hat mir gut gefallen, das Buch ist auch für Laien gut verständlich und liest sich flüssig. Ich finde die Ansätze des Autors sehr interessant, der die Behandlungen einiger Schmerztherapeuten, die Dehnübungen und Faszienbehandlungen in den Vordergrund stellen, kritisch hinterfragt. Er zeigt einmal mehr auf, wie wichtig Bewegung ist und rät dem Leser, nicht lange in einer Körperhaltung zu verharren, sondern sie ständig zu verändern, um Schmerzen und Verspannungen zu vermeiden. Wie wichtig ein gesundes Darmmilieu für die Bandscheiben ist, ist ebenso Thema wie die Bedeutung der Ernährung.

    Das Kapitel über die Haltungsroutinen am Schreibtisch ist zwar interessant, ich finde es allerdings in der Praxis kaum umsetzbar, alle fünf Minuten eine Haltung einzunehmen, die bequeme Kleidung erfordert und schon dadurch nicht für jeden alltagstauglich ist.

    Wenn mich wieder einmal ein schmerzhafter Hexenschuss erwischt, werde ich gern auf das Akutprogramm zurückgreifen. Es bezieht auch Atemübungen und Selbstmassage mit ein und besteht aus mehreren Übungsstufen. Hierzu gibt es ergänzend viele Fotos.

    Das Buch enthält auch ein wenig Eigenwerbung: Im letzten Kapitel stellt der Autor das B.R.E.-System gegen Schmerzen vor, das er selbst entwickelt hat und als Schmerzcoach vermarktet.

    Über das Thema Rückenschmerzen gibt es sehr viel Literatur, vieles in Robin Nürnbergs Buch war mir bereits bekannt. Dennoch habe ich das sehr schön und übersichtlich gestaltete Buch gern gelesen und dabei neben guten Tipps auch Denkanstöße erhalten.
    Die Auszeit

    Emily Rudolf
    Die Auszeit (Buch)

    2 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    26.05.2024

    Enttäuschend

    Der Scherz Verlag hat "Die Auszeit", das Thriller-Debüt von Emily Rudolf, veröffentlicht. Das Buch wird als "Die aufregende deutsche Thriller-Entdeckung" beworben, der blaue Farbschnitt ist ein Eyecatcher. Der Klappentext versprach eine spannende Geschichte vor interessanter Kulisse, auf die ich mich freute - doch ich wurde enttäuscht.

    Viktoria Kaplan, eine bekannte Influencerin, hat bald eine Million Follower. Auf diesen Moment fiebert sie hin und hat daher ihren Freund, ihren Bruder und drei Freunde eingeladen, mit ihr in einem einsam gelegenen Retreat in den Alpen zu feiern. Es soll ein schönes Wochenende werden, der Besitzer des luxuriösen Hotels und sein Personal werden der Gruppe alle Wünsche erfüllen. Bei Wellnessbehandlungen, gutem Essen und sehr viel Alkohol genießt die Gruppe ihre Auszeit, die selbstverständlich auf Social Media begleitet wird. Schon bald kommt es zu Spannungen, und eine Leiche wird aufgefunden ....

    Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt: auf der ersten begleiten wir die Gruppe ab dem Tag ihrer Reise in die Alpen, auf der zweiten Erzählebene erleben wir die Zeit nach dem Mord aus Sicht nur einer Person. Die Perspektiven wechseln mit jedem Kapitel, alle Personen fungieren als Ich-Erzähler. Wir lernen neben Viktoria ihren Freund Julian, ihren Bruder Max und dessen Freundin Josefine sowie Viktorias Freundin Karla und Sebastian, den besten Freund Julians, kennen. Nach und nach wird eine Geschichte aufgeblättert, in der es nicht nur um Liebe und Freundschaft, sondern auch um Hass und Eifersucht geht. Geheimnisse werden gelüftet, und bald ist jeder des Mordes verdächtig.

    Es mangelte mir an Spannung und Raffinesse, die Handlung war durch die ausführliche Schilderung unwichtiger Details unnötig in die Länge gezogen. Schon früh hatte ich die richtige Person in Verdacht , so dass die Auflösung für mich keine Überraschung war. Die Sprache ist stellenweise recht derb und obszön. Öfter verwendet die Autorin unterschiedliche F-Wörter, die für mich nicht in ein gutes Buch gehören.

    Der Sprachstil gefiel mir überhaupt nicht, Sätze wie diese:
    "Die Wassertropfen bohren sich in mich hinein.
    Den Schmerz, der diesmal mein Herz durchfährt, könnte keine
    Schmerztablette dieser Welt lindern.
    Mich im Wald zu verirren, wäre das letzte, was ich jetzt noch gebrauchen
    könnte.
    Ich höre einen Schrei durch meinen Schädel hallen.
    Ich lachte, doch es klang gezwungen.
    Er strich mir die lose Strähne aus dem Gesicht, die sich schon wieder dorthin
    verirrt hatte, und unsere Blicke trafen sich.
    Tränen flossen aus mir heraus wie Blut aus einer Wunde."
    kommen im Buch zuhauf vor und haben mir sehr schnell das Lesen verleidet. 

    Die Grundidee der Handlung, die einmal mehr einen Einblick in die schillernde Scheinwelt der Influencer vermittelt, hat mir gefallen, ich hätte mir allerdings eine sprachlich schöne Umsetzung gewünscht.

    Ich kann das Buch leider nicht empfehlen.
    Mord stand nicht im Drehbuch

    Anthony Horowitz
    Mord stand nicht im Drehbuch (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    21.05.2024

    Sehr unterhaltsam und humorvoll

    Der Insel Verlag hat "Mord stand nicht im Drehbuch" des britischen Autors Anthony Horowitz veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um den vierten Band einer Reihe um den ehemaligen Polizisten Daniel Hawthorne und den Schriftsteller Anthony Horowitz. Die Bände können sehr gut unabhängig voneinander gelesen werden, da jedes Buch einen in sich abgeschlossenen Kriminalfall beinhaltet.

    Der Schriftsteller Anthony Horowitz hat Daniel Hawthorne, der aus dem Polizeidienst ausgeschieden und nun als Privatdetektiv tätig ist, die Zusammenarbeit gekündigt. Daniel braucht Geld, und er möchte, dass Anthony ein viertes Buch über ihre gemeinsamen Ermittlungen schreibt. Doch Anthony fühlt sich von Daniel nicht freundlich behandelt, außerdem braucht er Zeit für sein neues Theaterstück "Mindgame", das in Kürze uraufgeführt wird. Das Stück wird ein Erfolg, und schon bald soll es 3 Monate lang in London zu sehen sein. Zwei Stunden nach der Premierenfeier erscheint die vernichtende Kritik von Harriett Throsby im Internet, und am nächsten Morgen wird die einflussreiche Kritikerin der Sunday Times in ihrem Haus tot aufgefunden. Sie wurde erstochen, und auf der Tatwaffe befinden sich Anthonys Fingerabdrücke. Nach seiner Verhaftung setzt sich der völlig Verzweifelte mit Daniel in Verbindung ... 

    Ich habe bereits mehrere Krimis des Autors gelesen, die mich alle begeistert haben. Seinen intelligenten und humorvollen Stil mag ich sehr, langsam und stetig baut sich die Spannung auf und bleibt bis zum Ende auf hohem Niveau. Die beiden Protagonisten erinnern mich an Sherlock Holmes und seinen Gehilfen Watson. Auch hier tappt der Gehilfe noch im Dunkeln, während sein Partner ihm bei der Aufklärung immer mindestens einen Schritt voraus ist. Ich fand den gut durchdachten Krimi bis zur für mich überraschenden Auflösung sehr spannend. Es gab viele Verdächtige und Wendungen, es wurden Geheimnisse und Verbindungen aufgedeckt, und ich habe mich auf falsche Fährten locken lassen. 

    Wie schon die Vorgängerromane ist auch dieses Buch aus Anthonys Sicht in der Ich-Form erzählt. Diese Erzählweise fand ich sehr gelungen, da sie mir seine Gedanken- und Gefühlswelt intensiv vermittelte. Der Autor gibt nicht nur den Gesprächen mit den Verdächtigen viel Raum, er widmet sich auch der schwierigen Beziehung zwischen Daniel und Anthony. Ganz großartig fand ich das packende Finale, bei dem alle Verdächtigen auf der Theaterbühne zusammentreffen und die Polizei nur als Zuschauer agiert. 

    Ich mag das ungleiche Gespann und habe Daniel und Anthony gern während ihrer nur vier Tage dauernden spannenden Ermittlungsarbeit begleitet. Schon jetzt freue ich mich auf den fünften Band der Reihe, der im September 2024 im englischsprachigen Raum erscheinen und dann hoffentlich bald auch in deutscher Übersetzung vorliegen wird. 

    Absolute Leseempfehlung für alle, die ruhig und intelligent geschriebene Krimis lieben.

    Windstärke 17

    Caroline Wahl
    Windstärke 17 (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    15.05.2024

    Bewegende und fesselnde Fortsetzung

    Der Dumont Verlag hat nach Caroline Wahls erfolgreichem Debütroman "22 Bahnen", der 2023 zum Lieblingsbuch der Unabhängigen gekürt wurde, nun die Fortsetzung  "Windstärke 17" veröffentlicht.

    Während im ersten Buch Tilda im Mittelpunkt steht, begleiten wir nun ihre jüngere Schwester Ida. Am Ende des Vorgängerbuches ist Ida 11 Jahre alt, nun ist sie erwachsen, und ihre alkoholkranke Mutter ist vor zwei Monaten verstorben. Die junge Frau trauert, ist wütend und quält sich mit Schuldgefühlen. Nachdem sie die Wohnung gekündigt hat, macht sie sich mit einem alten Koffer mit etwas Kleidung und ihrem MacBook im Rucksack auf den Weg nach Hamburg, wo Tilda mit ihrer Familie lebt. Unterwegs ändert sie ihren Plan und fährt weiter nach Rügen. Dort findet sie nicht nur eine Anstellung in einer Gaststätte, sondern nach einem Schwächeanfall auch ein Zuhause bei den Inselbewohnern Marianne und Knut. Sie hat nun einen geregelten Tagesablauf, fühlt sich geborgen und genießt das Zusammenleben mit den beiden. Schon bald lernt sie Leif kennen, einen jungen Discjockey aus Hamburg ...

    Auch dieses Buch ist in der Sprache der Jugend in der Ich-Form geschrieben, diesmal aus Idas Perspektive. Die Dialoge sind wie in einem Drehbuch dargestellt. Mit viel Empathie beschreibt die Autorin die junge Protagonistin und lässt uns dabei tief in ihre Gefühls- und Gedankenwelt blicken. Neben der Handlung im Hier und Jetzt erleben wir in Rückblenden die schwierige Vergangenheit Idas und erhalten einen Einblick in ihre Beziehung zur Mutter und ihrer Schwester Tilda.  

    Der intensive Kampf, den Ida gegen ihre inneren Dämonen führt, findet sein Ventil in ihrem engem Bezug zum Wasser. Sie wirft sich in die Fluten, führt mit der Ostsee einen Kampf bis zur völligen Erschöpfung. Idas psychische Verfassung und ihre Probleme, ihre Trauer und ihre Wut sind sehr authentisch dargestellt. Ihre Seelenqualen, Schuldgefühle und Alpträume zu erleben, hat mich sehr berührt und betroffen gemacht. Ich habe oft mit ihr mitgelitten, obwohl ich ihre Handlungsweisen nicht immer habe nachvollziehen können. Neben Ida mochte ich ganz besonders Marianne und Knut, während mir Leif hingegen relativ fremd geblieben ist. 

    Mir hat der fesselnde Roman mit dem hoffnungsvollen Ende, in dem es neben Idas Problemen auch um Alkoholismus, Demenz und eine Krebserkrankung geht, sehr gut gefallen. Ich fand ihn sogar tiefgründiger und bewegender als "22 Bahnen".

    Absolute Leseempfehlung! 

    76 bis 100 von 313 Rezensionen
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