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    Bücherfreundin

    Aktiv seit: 04. September 2021
    "Hilfreich"-Bewertungen: 64
    300 Rezensionen
    Wie wir waren Heike Duken
    Wie wir waren (Buch)
    13.10.2024

    Fesselnder Roman über eine Frauenfreundschaft

    In ihrem neuen Roman "Wie wir waren" erzählt Heike Duken die Geschichte zweier Frauen, die seit Kindertagen enge Freundinnen sind.

    Paula und Zett sind 19 Jahre alt, als sie 1986 zum ersten Mal Urlaub auf einer griechischen Insel machen. Die beiden sind sehr verschieden, die ruhige Paula ist eher ängstlich und zurückhaltend, während die impulsive Zett mutig und beherzt durchs Leben geht. Die Zeit auf der Insel ist nicht nur unbeschwert, und die beiden entzweien sich, als Paula sich gegen Zetts Rat dazu entschließt, zu ihrem handgreiflich gewordenen Freund zurückzukehren. Zwei Jahre der Funkstille vergehen, bis Paula ihre Freundin anruft, um sie mit schönen Neuigkeiten zu überraschen ....

    Die Geschichte ist in schöner Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Es hat mir sehr gut gefallen, dass sie aus den wechselnden Perspektiven von Paula und Zett in der Ich-Form erzählt wird. Das ermöglicht dem Leser einen tiefen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistinnen. Die Freundinnen sind authentisch und bildhaft skizziert, wir lernen sie während eines Zeitraums von 18 Jahren immer besser kennen, begleiten sie im Alltag und erleben ihre Höhen und Tiefen. Die Freundschaft der beiden hält nicht allen Krisen stand, es kommt zu Zerwürfnissen und Versöhnungen. Die Entwicklung der Freundinnen über die Jahre ist sehr gut dargestellt. Während Paula, die in ihrer schwierigen Ehe gefangen ist und es immer allen recht machen will, im Laufe der Handlung immer selbstbewusster wird und endlich Entschlossenheit zeigt, blicken wir auf Zetts zunehmende Probleme, deren erschütternde Gründe sie Paula erst spät offenbart.

    Mir hat das Buch über zwei Frauen, die mehr als eine reine Bilderbuchfreundschaft verbindet, sehr gut gefallen. Es ist keine leichte Lektüre, es geht nicht nur um Freundschaft und Liebe, sondern auch um Alkoholsucht, Untreue und Gewalt in der Ehe. Ich habe oft mit Paula und Zett mitgelitten, und ihre Handlungsweisen konnte ich nicht immer nachvollziehen. Sehr berührend fand ich Zetts liebevollen Umgang mit Lou, Paulas Tochter.

    Ich habe den beeindruckenden Roman sehr gern gelesen, er hat mich gefesselt und nachdenklich gemacht. Leseempfehlung!
    Intermezzo Sally Rooney
    Intermezzo (Buch)
    29.09.2024

    Faszinierende Geschichte - intelligent und ganz wunderbar erzählt

    Ich habe ein Faible für irische Autoren und mich sehr darüber gefreut, dass ein neuer Roman von Sally Rooney erschienen ist. Vor Jahren hat mich "Schöne Welt, wo bist du" begeistert, und nun war ich neugierig, ob ihr neues Buch mich auch würde begeistern können. "Intermezzo" hat "Schöne Welt, wo bist du" in meinen Augen sogar noch übertroffen und ist für mich bereits jetzt eines meiner diesjährigen Lesehighlights!

    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Brüder Peter und Ivan Koubek. Der 32-jährige Peter, der zu viel Alkohol und Medikamente konsumiert, arbeitet als Anwalt, während sein 10 Jahre jüngerer Bruder Ivan ein Schachgenie ist und seinen Lebensunterhalt mit Datenanalysen für Techkonzerne verdient. Die Brüder trauern um ihren Vater, der kürzlich nach 5-jährigem Kampf gegen den Krebs verstorben ist. Peter befindet sich in einer Konfliktsituation, er ist in die junge Studentin Naomi verliebt, sein Herz gehört jedoch immer noch seiner ersten großen Liebe Sylvia, die sich nach einem schweren Unfall von ihm trennte, um ihm das Leben an der Seite einer Frau, die unter ständigen Schmerzen leidet, nicht zuzumuten. Ivan lernt bei einem Schachevent Margaret kennen, die in einem Kulturzentrum Veranstaltungen organisiert und von ihrem alkoholkranken Mann getrennt lebt. Die beiden verlieben sich ineinander, doch für Margaret stellt es ein großes Problem dar, dass sie 14 Jahre älter als Ivan ist. 

    Auch diesmal hat mich die intelligente Sprache und der schöne Schreibstil der Autorin begeistert. Sie erzählt die einzelnen Kapitel abwechselnd aus Sicht der Brüder, wobei die Erzählweisen sich unterscheiden. Peters Gedankengänge sind hektisch und abgehackt, während aus Ivans Perspektive eher ruhig erzählt wird. Wie in "Schöne Welt, wo bist du" verzichtet Sally Rooney auch in diesem Buch auf Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede. 

    Sally Rooney beschreibt nicht nur Peter und Ivan, sondern auch die Nebenfiguren liebevoll und lebensecht und lässt uns tief in ihre Gefühls- und Gedankenwelt blicken. Die komplizierten Beziehungen sind perfekt dargestellt, das Verhältnis der Brüder zueinander sehr eindrücklich beschrieben, ebenso ihr schwieriges Verhältnis zur Mutter, die ihren Mann verließ, als Ivan fünf Jahre alt war. Peter und Ivan sind sehr verschieden, hier der erfolgreiche Peter, auf der anderen Seite der jüngere Bruder, der immer voller Bewunderung auf den Älteren blickte. Der selbstbewusste Peter geht früh eigene Wege, während der verschlossene und etwas unbeholfene Einzelgänger Ivan zurückbleibt. Im Laufe der Jahre werden sie sich fremd und suchen erst nach dem Tod des Vaters wieder Kontakt zueinander.

    Das Buch hat mich von der ersten Seite an bis zu seinem stimmigen und hoffnungsvollen Ende in seinen Bann gezogen. Es ist eine Geschichte über Trauerbewältigung und Verzweiflung, über Liebe, Begehren und Freundschaft. Ich konnte mich sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen und habe mit ihnen gefühlt, mit ihnen gelitten. Meine Lieblingsfiguren waren der introvertierte Ivan und die zaudernde Margaret, die sich behutsam einander annähern. 

    Absolute Leseempfehlung für dieses Meisterwerk, das mich gleichermaßen gefesselt, aufgewühlt und berührt hat!
    Wallis Simpson Michaela Lindinger
    Wallis Simpson (Buch)
    26.09.2024

    Wallis Simpson und der Ex-König

    In der Reihe "Reihenweise kluge Frauen" hat der Molden Verlag bereits 8 Biografien veröffentlicht, drei davon stammen aus der Feder der österreichischen Autorin Michaela Lindinger. Im 9. Band geht es nun um die Amerikanerin Wallis Simpson, die in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts durch ihre skandalöse Verbindung mit dem englischen König Edward VIII. berühmt wurde. 
    Das gebundene Buch ist sehr liebevoll und hochwertig gestaltet. Es umfasst 256 Seiten und ist in vier Kapitel gegliedert, zahlreiche größtenteils großformatige Schwarz-Weiß-Fotos ergänzen die Texte.

    Im ersten Kapitel lernen wir den ehemaligen König Edward kennen, der auf Druck des Königshauses unmittelbar nach seiner Abdankung nach Österreich reist und als Gast im Schloss der Baronin Rothschild wohnt. Er wartet dort auf Wallis Simpson, deren Scheidung in Frankreich vollzogen wird. Im zweiten Kapitel geht es um Wallis' Herkunft und ihr Leben in Baltimore. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Zusammentreffen der in zweiter Ehe verheirateten Wallis mit Edward sowie dem späteren Eheleben der beiden. Die letzten Lebensjahre von Wallis werden im vierten Kapitel beschrieben.

    Das unterhaltsame Buch ist in sachlicher und klarer Sprache geschrieben und gibt uns Einblicke in Wallis' Leben und ihre Persönlichkeit. Ihr Vater stirbt, als Wallis 5 Monate alt ist. Die Mutter ist nun mittellos und auf die Unterstützung ihres Schwagers angewiesen. Wallis weiß schon früh, dass sie einen reichen Mann heiraten wird, sie wird immer auf der Suche nach finanzieller Sicherheit sein. Mit viel Ehrgeiz geht sie ihren Weg, schreckt dabei auch nicht davor zurück, Freundinnen den Mann zu nehmen, und mit viel Hartnäckigkeit gelingt es ihr, dem Prinzen von Wales vorgestellt zu werden. Über diesen verrät uns das Buch viel bisher Unbekanntes. Beispielsweise liest Edward keine Bücher, und weil er schon als Kind Konzentrationsprobleme hatte, strickt er. Thematisiert wird auch seine Sympathie für die Nationalsozialisten, für die er von vielen Seiten kritisiert wird. 

    Die Charakterzeichnung von Wallis und Edward finde ich gelungen. Edward hat mir leidgetan, weil Wallis ihm keine aufrichtige Liebe entgegenbrachte, und Wallis, für die ich wenig Sympathie hatte, habe ich bedauert, weil sie sich aufgrund ihrer familiären Prägung zu einer harten Frau entwickelt hatte, die zwar eine besondere Ausstrahlung besaß, aber nicht in der Lage war, Gefühle zu zeigen. Ich fand die Beschreibung der Beziehung der beiden sehr interessant, war aber auch erschüttert über die einseitige Liebe des Ex-Königs und die Entwicklung zweier Menschen, die sehr verschieden waren und dennoch 35 Jahre bis zu Edwards Tod zusammen blieben. Die detaillierte Schilderung ihres Liebeslebens und ihrer Neigungen nimmt nach meiner Ansicht etwas zu viel Raum ein.

    Die fesselnde und kurzweilige Biografie über Wallis Simpson, die für die Royals eine Persona non grata blieb, hat mir sehr gut gefallen - Leseempfehlung!
    Tage mit Milena Katrin Burseg
    Tage mit Milena (Buch)
    25.09.2024

    Klimaaktivistin trifft auf Hausbesetzerin

    Der Heyne Verlag hat "Tage mit Milena", den neuen Roman von Katrin Burseg, veröffentlicht. Wie bereits im Vorgängerbuch "Adas Fest", einem Familienroman, den ich mit viel Freude gelesen habe, spielen auch im aktuellen Buch der Autorin Klimawandel und Klimaschutz eine große Rolle.

    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 54-jährige Annika Oelker, die vor über 30 Jahren nach Lübeck gekommen ist. Sie führt den Schreibwarenladen ihres Mannes Hendrik, der sich mit großer Leidenschaft seinem Blumenacker widmet. Als die 17-jährige Luzie den Laden betritt und zwei Tuben Sekundenkleber kauft, ahnt Annika noch nicht, dass es in den nächsten Minuten einen Verkehrsstau in ihrer Straße geben wird. Die Klimaaktivistin hat sich mitten auf der Straße festgeklebt. Annika setzt sich zu ihr und nimmt sie nach der Überprüfung auf der Polizeiwache mit zu sich nach Hause. Luzie erklärt Annika und Hendrik, dass sie auf die Straße geht, damit die Menschen sich Gedanken über die Klimakatastrophe machen. Als sie am nächsten Tag verschwunden ist, geht Annika davon aus, dass sie nach Hamburg unterwegs ist, wo es zu Klimaprotesten kommen wird. Um Luzie zu beschützen und vor Fehlern zu bewahren, sperrt sie kurzentschlossen den Laden ab und begibt sich auf die Reise nach Hamburg.

    Während wir auf der Erzählebene im Hier und Jetzt Annika und Luzie begleiten, führt uns die Autorin in einem zweiten Erzählstrang zurück in die achtziger Jahre, als Annika gemeinsam mit ihren Freunden Milena und Matti in der Hamburger Hafenstraße der Hausbesetzerszene angehörte und für eine gute Sache kämpfte - bis es zu einer Tragödie kam.

    Das Buch ist in schöner und klarer Sprache geschrieben, es liest sich sehr flüssig. Die Geschichte ist spannend erzählt, nach und nach tritt Verdrängtes aus Annikas Vergangenheit zutage, Erinnerungen fügen sich zu einem Ganzen zusammen. Es war fesselnd, Annika in ihrem aktuellen und früheren Leben zu begleiten und mit ihr und Luzie nach Italien zu reisen, um dort die letzten Geheimnisse aufzudecken. Das Buch, in dem es nicht nur um den Klimawandel, sondern auch um Liebe und Freundschaft, Schuldgefühle und traumatische Ereignisse geht, hat mir gut gefallen. Die Hamburger Hausbesetzerszene in den Achtzigern und das Engagement der Klimaaktivisten unserer Zeit sind detailliert und eindrücklich beschrieben.

    Ich mochte die ruhige Annika, die von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt wird, auch wenn ich ihre impulsiven Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte. Mit der überambitionierten Luzie und ihren Entscheidungen habe ich mich schwer getan. Annikas Ehemann Hendrik, sehr sympathisch mit seiner besonnenen Art und seinen Lebensanschauungen, kam mir in der zweiten Hälfte des Buches deutlich zu kurz. Das Ende der Geschichte empfand ich als etwas übertrieben dramatisch und nicht sehr glaubhaft. Außerdem fand ich es schade, dass bereits nach 100 Seiten in einem Chatverlauf ein Hinweis gegeben wird, der mich das Ende des Buches erahnen ließ.

    Ich habe das fesselnde Buch über das zentrale Thema Klimawandel gern gelesen und mich gut unterhalten gefühlt.
    Views Marc-Uwe Kling
    Views (Buch)
    18.09.2024

    Wichtige Themen unserer Zeit

    Yasira Saad arbeitet für das Bundeskriminalamt, ist Anfang 40, geschieden und Mutter einer 16-jährigen Tochter. Während eines Dates mit einem Journalisten zeigt dieser ihr ein Video, das die brutale Vergewaltigung eines jungen Mädchens zeigt. Es handelt sich um die 16-jährige Lena Palmer, die seit vier Tagen vermisst wird. Die drei Täter sind schwarz und allem Anschein nach junge Asylsuchende. Auf Anweisung des Innenministeriums wird der Fall Yasira übertragen, die selbst einen Migrationshintergrund hat. Weitere sechs Polizeibeamte werden ihr zur Seite gestellt. Die Suche nach Lena und den Tätern gestaltet sich schwierig, weder die Auswertungen des Videos noch Befragungen von Lenas Familie und Freunden bringen das Ermittlungsteam weiter. Bald geht eine rechtsradikale Gruppe, die sich "Aktiver Heimatschutz" nennt, mit verstörenden Videos viral, es kommt zu gewalttätigen Demonstrationen, und auch Yasira gerät in den Fokus selbsternannter Rächer.

    Das Buch ist in einer teilweise eher flapsigen Sprache geschrieben, was ich sehr gewöhnungsbedürftig fand. Es war spannend, Yasira und ihr Team bei den Ermittlungen zu begleiten, es gibt unerwartete Wendungen, und der Schwerpunkt liegt bald nicht mehr auf der Suche nach dem vermissten Mädchen, sondern auf dem Thema Künstliche Intelligenz. Ich mochte Yasira als engagierte und besorgte Mutter, als Polizistin verhält sie sich in einigen Situationen wenig professionell. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse, die Handlung wird brutaler und zunehmend unrealistischer. Das Finale mit seinem abrupten Ende hat mir nicht gefallen, und leider bleiben viele Fragen unbeantwortet.

    "Views" ist politisch und gesellschaftskritisch und beschäftigt sich mit wichtigen Themen unserer Zeit, wie Rassismus, Rechtsextremismus, Diskriminierung, Social Media und Drogen. Obwohl das Buch spannend war und ich die detaillierten Ausführungen rund um das Thema KI äußerst interessant fand, konnte es mich leider nicht überzeugen.
    Der Bademeister ohne Himmel Petra Pellini
    Der Bademeister ohne Himmel (Buch)
    05.09.2024

    Wunderschön und bewegend

    In ihrem Roman "Der Bademeister ohne Himmel" erzählt die österreichische Autorin Petra Pellini die Geschichte der 15-jährigen Linda, die nicht glücklich ist und daran denkt, vor ein Auto zu laufen. Es gibt nur zwei Menschen, die sie davon abhalten: ihr Freund Kevin, den sie seit 6 Jahren kennt und der zunehmend an der Menschheit verzweifelt, und der 86-jährige Hubert, der im gleichen Haus wohnt wie sie. Hubert war 42 Jahre lang Bademeister im Strandbad, nun ist er demenzkrank. Seine Frau Rosalie ist vor 7 Jahren verstorben. Er wird von der Polin Ewa betreut, einer 24-Stunden-Pflegekraft. An drei Nachmittagen pro Woche kümmert sich Linda um den alten Herrn, damit Ewa etwas Zeit für sich hat.

    Wir erleben Linda, Hubert und Ewa über einen relativ kurzen Zeitraum, während dessen Hubert immer mehr in seiner eigenen Welt versinkt. Linda weiß intuitiv, wie sie mit ihm umzugehen hat, ohne ihn noch mehr zu verwirren. Sie geht beruhigend und verständnisvoll auf ihn ein, versucht, seine Erinnerungen, die ihm zunehmend entgleiten, wieder einzufangen. Wenn er fragt, wo seine Frau ist, sagt sie ihm nicht, dass Rosalie bereits seit langem tot ist, sondern erklärt ihre Abwesenheit mit einem Einkauf. Linda fühlt sich sehr wohl bei Hubert und der herzlichen und zupackenden Ewa, viel wohler als bei ihrer Mutter, von der sie sich wegen der Schule ständig gestresst fühlt und die nach der Scheidung von Lindas Vater mal wieder einen neuen Freund hat.  

    Das Buch ist in schöner Sprache aus Sicht der jugendlichen Ich-Erzählerin Linda geschrieben. Es liest sich flüssig, die Figuren sind sehr liebevoll und vollkommen authentisch beschrieben. Die Autorin, die selbst lange in der Pflege demenzkranker Menschen tätig war, schildert Huberts Krankheitsverlauf mit viel Empathie und einer großen Portion Humor, dabei vollkommen realistisch, ohne Übertreibungen und ohne Rührseligkeiten.

    Ich habe die Geschichte sehr gern gelesen, sie hat mich begeistert, zutiefst berührt und sehr nachdenklich gemacht. Es geht in dem Buch zwar in erster Linie um das wichtige Thema Demenz und den Umgang damit, es wird aber auch sehr anschaulich verdeutlicht, in welcher Situation sich die ausländischen Pflegekräfte befinden, die fern der Heimat nahezu rund um die Uhr tätig sind und welchen Problemen und Belastungen sie ausgesetzt sind. Auch die Überforderung der Angehörigen ist sehr eindrücklich am Beispiel von Huberts Tochter beschrieben. 

    Absolute Leseempfehlung für dieses wunderbare Buch, das bereits jetzt zu meinen diesjährigen Lesehighlights gehört und mich noch lange beschäftigen wird!
    Mein Mann Maud Ventura
    Mein Mann (Buch)
    05.09.2024

    Großartiges Debüt

    In dem Roman "Mein Mann" von Maud Ventura, der in Frankreich 2021 zum meistverkauften Debüt wurde, steht eine namenlose Ich-Erzählerin im Mittelpunkt. Sie ist 40 Jahre alt, groß, blond und eine Schönheit, und sie liebt ihren Ehemann, mit dem sie seit 15 Jahren zusammen und seit 13 Jahren verheiratet ist, wie am ersten Tag. Die beiden haben zwei Kinder, einen 9-jährigen Sohn und eine 7-jährige Tochter. Während die Ich-Erzählerin neben ihrer Tätigkeit als Englischlehrerin im Nebenberuf als Übersetzerin für einen Verlag arbeitet, ist ihr Mann im Finanzwesen tätig. Sie bewohnen das schönste Haus ihres Viertels, in dem die Protagonistin ihren Mann jeden Abend mit großer Vorfreude erwartet. 

    Die größte Angst der Ich-Erzählerin ist, von ihrem Mann verlassen zu werden. Als Beweis, dass er sie nicht mehr liebt, notiert sie jedes Fehlverhalten ihres Mannes. Warum hält er nicht mehr ihre Hand, wenn sie neben ihm auf dem Sofa sitzt? Wie kann er mit ihr über so unwichtige Dinge wie das Wetter sprechen? Warum erinnert sie ihn an eine Clementine, während eine gemeinsame Freundin ihn an eine exotische Frucht erinnert? Dieser Vorfall kränkt sie sehr, beschäftigt sie ständig und muss bestraft werden wie all seine Vergehen zuvor, über die sie akribisch Buch führt. Doch irgendwann geht sie zu weit ...

    Wir begleiten das Ehepaar über den Zeitraum von einer Woche und erleben dabei seinen Alltag und die Erinnerungen der Protagonistin an Begebenheiten mit ihrem Ehemann, bei denen er sie verärgert oder enttäuscht hat. Dass er es wagte, während ihrer Flitterwochen krank zu werden, macht sie heute noch zornig.

    Die Geschichte liest sich sehr flüssig, ist stellenweise sogar recht humorvoll. Die schöne Sprache hat mir sehr gut gefallen, auch die großartige Zeichnung der Charaktere. Ich konnte mir das Ehepaar sehr gut vorstellen und habe dabei tief in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin blicken können. Ihre Gedanken kreisen fast ständig um ihren Mann, sie beobachtet ihn und seine Reaktionen ganz genau, achtet auf alles, was er sagt. Sie hat kein Bedürfnis, Zeit mit Freunden oder den Eltern zu verbringen. Selbst ihre Kinder empfindet sie als Störfaktor, denn sie möchte nur mit ihrem Mann zusammen sein. 

    Mir hat dieses Ehedrama über obsessive und leidenschaftliche Liebe, Eifersucht, Sehnsucht und Ängste sehr gut gefallen. Ich fand es genial geschrieben, es hat mich gefesselt und nachdenklich gemacht. Das überraschende Ende ist brillant. Ich kann mir sehr gut eine filmische Umsetzung des außergewöhnlichen Buches vorstellen. 

    Absolute Leseempfehlung für dieses großartige und kurzweilige Debüt!
    Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer, Band 7: Das verflixt verfluchte Geisterhaus Cally Stronk
    Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer, Band 7: Das verflixt verfluchte Geisterhaus (Buch)
    03.09.2024

    Liebevoll gestaltete und spannende Kinderbuchreihe

    Mein Enkel liebt die Geschichten um den magischen Detektivkoffer und lässt sie sich immer wieder gern vorlesen. Ich habe mich daher sehr darüber gefreut, dass der Ravensburger Verlag nun "Das verflixt verfluchte Geisterhaus" veröffentlicht hat, den 7. Band aus der Reihe "Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer".

    Im Mittelpunkt des fesselnden Abenteuers stehen wieder die Zwillinge Marie und Lukas, die zu ihrem siebten Geburtstag von ihrer Tante Gundula einen Detektivkoffer bekommen haben, mit dessen Hilfe sie Kriminalfälle lösen können. Die Gegenstände, die sich im Koffer befinden, haben verschiedene magische Fähigkeiten. Zwei Ganoven, Theodor Topf und Doris Deckel, tun alles, um in den Besitz des Koffers zu gelangen, und mit einem Trick erreichen sie sogar ihr Ziel. Doch sie haben nicht damit gerechnet, dass Marie und Lukas bald herausfinden, dass sie im gruseligen Geisterhaus suchen müssen ... 

    Auch diese Geschichte, die sich an Kinder ab etwa 7 Jahren richtet, ist nicht nur superspannend, sondern auch sehr schön und altersgerecht von Cally Stronk erzählt. Jüngere Kinder freuen sich, wenn sie ihnen vorgelesen wird, Ältere werden zum Selbstlesen animiert, da die Schrift schön groß ist. Die Texte werden durch die wunderschönen bunten Illustrationen von Patrick Fix ergänzt. Das Buch enthält auch Rätsel, die nicht nur von Marie und Lukas, sondern auch vom kleinen Leser zu lösen sind - eine tolle Idee. Allerdings kann es sein, dass bei jüngeren Kindern ein Erwachsener etwas Hilfestellung geben muss.

    Der neue Band hat mich mit seinen schönen Texten und Illustrationen wieder begeistert. Besonders gut gefällt mir, wie liebevoll die Personen - und natürlich auch der Hund Sokrates, die Katze Pfötchen und der Wellensittich Brötchen - dargestellt sind. Die Ganoven sind erfreulicherweise so gezeichnet, dass sie die kleinen Leser nicht verängstigen. Das farbenfrohe Cover passt hervorragend zum Titel. 

    Absolute Lese- und Vorleseempfehlung für dieses äußerst liebevoll gestaltete Kinderbuch!
    Das Schweigen meiner Freundin Giulia Baldelli
    Das Schweigen meiner Freundin (Buch)
    28.08.2024

    Großartige Lebens- und Liebesgeschichte

    In ihrem Debütroman "Das Schweigen meiner Freundin" erzählt die italienische Autorin Giulia Baldelli die Geschichte der Freundinnen Giulia und Cristi.

    Zu Beginn des Romans lernen wir die Ich-Erzählerin Giulia kennen. Die 60-jährige Anwältin wartet im dunklen Wald auf ihre Freundin Cristi, obwohl sie weiß, dass diese nicht kommen wird. Giulia ist sehr krank, sie wird nur noch drei Monate leben. Ihr Mann und ihre Tochter wissen nicht, wo sie ist, sie hat ihnen gesagt, dass sie einen dienstlichen Termin hat. Heimlich ist sie in ihren Heimatort gereist, um Cristi endlich die Wahrheit zu sagen, die sie ihr seit 50 Jahren verschweigt.

    Wir begegnen Giulia und Cristi im Jahr 1991. Giulia ist 10 Jahre alt, als sie die drei Jahre Jüngere in der Küche der Großmutter Ida zum ersten Mal sieht. Da Ida vormittags ihrer Arbeit als Köchin nachgeht, wird Giulia die Aufgabe übertragen, während der Sommermonate auf die Kleine aufzupassen. Anfangs ist ihr Cristi, die kaum spricht, lästig, doch schon bald freut sie sich auf die Unternehmungen mit ihr. Im zweiten Sommer gesellt sich Mattia zu ihnen, er ist 11 Jahre alt und ein guter Schüler, der sich manchmal prügelt. Von nun an unternehmen sie viel zu dritt. Mattia und Cristi fühlen sich zueinander hingezogen, und Giulia, die sich in Cristi verliebt hat, reagiert mit Eifersucht.

    Das Buch ist in hinreißend schöner Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Wir begleiten die Freundinnen und Mattia durch die Jahre, während der Fokus auf der Ich-Erzählerin Guilia liegt. Diese weiß schon früh, dass sie Jura studieren und Anwältin werden möchte. Ehrgeizig und zielstrebig geht sie ihren Weg, während Cristis Weg ein anderer ist. Außerhalb der Sommerferien lebt sie mit ihrer Mutter in sehr bescheidenen Verhältnissen in Bologna, bis diese einen wohlhabenden Finanzmanager heiratet.

    Die Autorin beschreibt ganz wunderbar und mit viel Empathie die tiefe und komplizierte Liebe, die die Personen miteinander verbindet. Die Figurenzeichnung hat mir sehr gut gefallen, ich mochte die zielstrebige Giulia und die schweigsame Cristi, die von der Mutter arg vernachlässigt wird. Wir sehen ihre Stärken und Schwächen, erleben ihre Höhen und Tiefen. Auch die Nebencharaktere sind sehr schön beschrieben, ganz besonders Giulias Eltern, die unverschuldet in Not geraten, Cristis Großmutter Ida und Giulias Mitbewohnerin Pia.

    Vom Erzählstil her hat mich das Buch an die Neapolitanische Saga von Elena Ferrante erinnert. Es ist ein Buch über Liebe und Freundschaft, Eifersucht und Sehnsucht, Verrat, Lügen und Depressionen. Ich habe es bis zum für mich stimmigen Ende mit sehr viel Freude gelesen, es ist spannend, mitreißend und hat mich sehr berührt.

    Absolute Leseempfehlung für dieses großartige Debüt, das eine große Leserschaft verdient!
    Unsere Jahre auf Fellowship Point Alice Elliott Dark
    Unsere Jahre auf Fellowship Point (Buch)
    22.08.2024

    Wunderbare Sprache - ärgerliche und unglaubwürdige Wendung

    An ihrem neu erschienenen Roman "Unsere Jahre auf Fellowship Point" hat die amerikanische Autorin Alice Elliott Dark 17 Jahre geschrieben. Das schöne Cover mit den beiden jungen Frauen sprach mich sofort an, ebenso der Klappentext, und ich freute mich sehr auf die Lektüre - doch glücklich bin ich mit dem Buch leider nicht geworden.
     
    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Freundinnen Agnes Lee und Polly Wister, die sich seit fast 80 Jahren kennen. Sie sind in Quäkerfamilien in Philadelphia aufgewachsen und haben jeden Sommer in den Sommerhäusern ihrer Familien auf Fellowship Point an der Küste Maines zusammen verbracht. Obwohl sie sehr verschieden sind, ergänzen und respektieren sie sich. Inzwischen sind sie alte Damen, und ihre Freundschaft hat die Jahrzehnte überdauert. Agnes, die eine Krebsoperation vor sich hat, ist seit über 60 Jahren eine erfolgreiche Schriftstellerin und hat bereits einige Romane und eine erfolgreiche Kinderbuchreihe geschrieben. Sie hat nie geheiratet, hat sich schon früh gegen die Ehe ausgesprochen, weil sie sie für antiquiert hält. Ihre Freundin Polly hat einen anderen Lebensweg gewählt, sie ist mit dem Philosophieprofessor Dick verheiratet, die beiden haben drei Söhne. Polly ist gutmütig und immer bemüht, ihrem Mann, der bald in Pension geht, ein angenehmes Leben zu bereiten. Agnes und Polly treffen sich regelmäßig und sind beunruhigt, als sie in einem Zeitungsartikel lesen, dass in der Nähe ihrer Sommerhäuser ein neuer Luxusapartment- und Yachtclubkomplex errichtet werden soll. 
     
    In einem zweiten Erzählstrang begegnen wir der 26-jährigen Lektorin Maud, die gemeinsam mit ihrer psychisch kranken Mutter Heidi und ihrer 3-jährigen Tochter Clemmie in einem großen Haus in Manhattan lebt. Sie hat die Idee, Agnes zu überreden, ihre Memoiren zu schreiben. Doch diese zögert ....

    Das 733 Seiten umfassende Buch ist in wunderschöner und anspruchsvoller Sprache geschrieben. Der Leser begleitet die Freundinnen während der relativ kurzen Zeitspanne von drei Jahren, die Briefe, die Agnes an ihre Schwester Elspeth schreibt und die einen dritten Erzählstrang bilden, stammen aus den Jahren 1960 bis 1963. Wir blicken außerdem zurück auf die 1870er Jahre, als Agnes' Urgroßvater, William Lee aus Philadelphia und Mitglied einer reichen Händlerfamilie, die gesamte Landzunge auf Fellowship Point kaufte. Er errichtete Häuser für seine Familie und seine Freunde sowie die Angestellten.

    Die Autorin beschreibt die Freundschaft der beiden Frauen ganz wundervoll und skizziert nicht nur die Hauptcharaktere sehr liebevoll und intensiv, sondern auch die Nebenfiguren, wie Maud, Robert, Dick und Pollys Söhne, Virgil und Nan. Sehr gut gefallen haben mir der Rückblick in die 1870er Jahre und Agnes' Briefe an ihre Schwester. Weniger gefallen haben mir die teilweise sehr ausführlichen und oft auch unwichtigen Schilderungen von Nebensächlichkeiten, die mich schnell langweilten. Der Kampf um das Vorgehen bezüglich des Vogelschutzgebiets nimmt in meinen Augen zu viel Raum ein. Etwas unterhaltsamer wurde es mit Mauds Einbinden in die Handlung, und erst die Briefe, die Agnes an ihre Schwester schrieb und in denen Geheimnisse und Tragödien offenbart werden, konnten mich fesseln. 

    Ich finde es so schade und ärgerlich, dass das mit so wunderbaren Worten geschriebene Buch, in dem es um Liebe und Freundschaft, das Altern und Krankheit, Trauer und Verlust geht, gegen Ende eine völlig unrealistische und auch kitschige Wendung hatte. Außerdem habe ich es sehr bedauert, dass das Leben der Freundinnen, das sie zwischen 1963 und 2000 führten, so wenig Erwähnung fand. Hier hätte ich gern mehr gelesen.

    Das Buch konnte leider meine Erwartungen nicht erfüllen - wegen der wunderbaren Sprache gebe ich trotzdem 3 Sterne!
    Mein drittes Leben Daniela Krien
    Mein drittes Leben (Buch)
    21.08.2024

    Berührende Geschichte über Trauer und die Rückkehr ins Leben

    Im neuen Roman "Mein drittes Leben" von Daniela Krien steht die Ich-Erzählerin Linda im Mittelpunkt. Sie ist glücklich mit Richard verheiratet, die beiden haben eine Tochter, Sonja. Als das Mädchen 17 Jahre alt ist, geschieht ein schreckliches Unglück. Ein LKW-Fahrer übersieht Sonja, die mit ihrem Fahrrad unterwegs ist, beim Abbiegen. Sonja überlebt den Unfall nicht. 
    Zwei Jahre später hat Linda sich von Richard getrennt und ihre Tätigkeit als Kuratorin im Kunstbereich aufgegeben. Sie ist an Krebs erkrankt und leidet unter den Folgen der Behandlung. In einem kleinen Dorf mietet sie einen Hof und führt ein zurückgezogenes Leben. Sie kümmert sich um ihren Hund Kaja und die Hühner, und sie lenkt sich mit der schweren Hofarbeit ab. Soziale Kontakte pflegt sie kaum. Richard kümmert sich um sie, er besucht sie regelmäßig und hofft, dass sie wieder zueinanderfinden. 
     
    Das Buch, das sich dem Thema Trauerbewältigung widmet, ist in sehr schöner und klarer Sprache geschrieben. Mit großer Einfühlsamkeit beschreibt die Autorin Lindas tiefe Trauer über den Tod ihres Kindes und die Unmöglichkeit, ein normales Leben zu führen. Der Verlust ihrer Tochter nimmt ihr den Lebensmut, jegliche Freude und Perspektive. Anfangs noch gefangen in ihrer Trauer und ihrem Schmerz, braucht es viel Zeit, bis es Linda gelingt, sich wieder anderen Menschen zu öffnen und ihnen mit Empathie zu begegnen. Sie erkennt, dass auch ihr nahestehende Menschen schweren Lebenskrisen ausgesetzt sind und versucht ihnen zu helfen.

    Wir begleiten Linda nicht nur durch die verschiedenen Phasen der Trauer, sondern erleben auch ihren harten Alltag auf dem Hof. Die körperlich schwere und für sie ungewohnte Arbeit hilft ihr dabei, den Tag zu überstehen, starke Medikamente helfen ihr durch die Nacht. In Rückblicken erfahren wir viel über Sonja und die Mutter-Tochter-Beziehung sowie das vergangene Familienleben, und wir lernen Natascha kennen, deren Tochter durch schweren Autismus behindert ist und in der Linda eine liebe Freundin findet.

    Die Autorin beschreibt ihre Haupt- und Nebenfiguren sehr authentisch und lässt uns tief in Lindas Gefühls- und Gedankenwelt blicken. Ich mochte Linda, die ihr Leben neu ordnet und ihrer Trauer Raum gibt, und ich mochte Richard, der sie auf ihrem neuen Weg unterstützt und immer für sie da ist. Mir hat das Buch, in dem es neben Verlust und Trauer auch um Liebe und Freundschaft geht, sehr gut gefallen. Es ist tiefgründig und eindringlich, ohne rührselig zu sein, und es hat mich von Beginn an bis zum hoffnungsvollen Ende gefesselt und zutiefst berührt.

    Absolute Leseempfehlung für diesen großartigen Roman!
    Pi mal Daumen Alina Bronsky
    Pi mal Daumen (Buch)
    15.08.2024

    Geistreiche Unterhaltung mit viel Witz und Tiefgang

    In "Pi mal Daumen", dem neuen Roman von Alina Bronsky, geht es um die beiden Mathematik-Studenten Oscar und Moni, die sich zum ersten Mal in einem Hörsaal begegnen. Oscar ist 16 Jahre alt, ein etwas weltfremder Überflieger mit autistischen Zügen und Adelstitel. Moni dagegen ist schon 53 und hat neben ihrer Tochter Püppi drei Enkel, um die sie sich regelmäßig kümmern muss. Sie hat drei Jobs, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, während sich Oscar dank des Reichtums seiner Eltern nicht ums Geldverdienen kümmern muss. Trotz aller Unterschiedlichkeit und der Herablassung und Ablehnung, mit der Oscar Moni anfangs begegnet, werden die beiden zu Freunden.

    Die Geschichte ist, wie ich es von der Autorin bereits kenne, in schöner Sprache mit viel Wärme und noch mehr Humor erzählt, sie liest sich sehr flüssig. Wir lernen zwei Menschen kennen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Der Ich-Erzähler Oscar tritt sein Studium mit sehr viel Selbstvertrauen an und ist wenig erfreut, als sich die etwas schrill gekleidete Moni im Hörsaal neben ihn setzt. Sie verwickelt ihn in ein Gespräch, und er erkennt sehr schnell, dass ihr die wichtigen Grundlagen der Mathematik fehlen. Moni indes entwickelt mütterliche Gefühle für den jungen Mann, der sich nicht nur schlecht ernährt, sondern soziale Defizite und sehr spezielle Verhaltensweisen aufweist. Regelmäßig versorgt sie ihn mit Nahrung, während Oscar ihr bei der Lösung komplizierter Aufgabenstellungen hilft.

    Ich fand es sehr spannend, Oscar und Moni nicht nur durch die Semester mit all ihren Herausforderungen zu begleiten, sondern auch Einblick in ihr privates Umfeld zu erhalten. Wir lernen Oscars Familie kennen, die mit seinen Eigenarten lebt, auf ihn eingeht und ihn unterstützt, während Monis Familie, die nichts von ihrem Studium weiß, ihre Hilfsbereitschaft und Warmherzigkeit über die Maßen ausnutzt.
    Meine Lieblingsfigur war Moni, die eine außergewöhnliche Frau mit mathematischer Begabung ist, leidenschaftliche Mutter und Großmutter mit einem großen Herzen für ihre Mitmenschen. Ich mochte auch Oscar, der sich dank der Freundschaft mit Moni in seinem Sozialverhalten erfreulich weiterentwickelt hat. 

    In "Pi mal Daumen" geht es nicht nur um zwei liebenswerte Außenseiter und die Freundschaft, die sie verbindet, sondern auch um Liebe, Selbstvertrauen, die Erfüllung eines Traums - und natürlich um Mathematik. Ich habe das kurzweilige Buch, eine Komödie mit Tiefgang, sehr gern gelesen und mich bestens unterhalten gefühlt.

    Leseempfehlung! 
    Ich komme nicht zurück Rasha Khayat
    Ich komme nicht zurück (Buch)
    13.08.2024

    Großartiger Roman über eine besondere Freundschaft

    In ihrem aktuellen Buch "Ich komme nicht zurück" erzählt die Autorin Rasha Khayat die Geschichte einer Freundschaft. Hanna, Zeyna und Cem kommen aus unterschiedlichen Kulturen und sind seit den späten Achtzigern unzertrennlich. Ihr Zuhause ist eine Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet. Hanna lebt seit dem Tod ihrer Mutter bei ihren Großeltern Felizia und Theo, Zeynas Mutter ist im Krieg durch eine Bombe getötet worden, ihre Tochter wächst bei ihrem Vater Nabil auf. Cem lebt bei seinen Eltern, die einen Lebensmittelladen betreiben. Die enge Freundschaft der drei bekommt durch die Terroranschläge des 11. September 2001 erste Risse. Zeyna und Cem leiden unter den Anfeindungen, denen sie nun ausgesetzt sind, und rücken näher zusammen, während Hanna sich ausgegrenzt fühlt. Zeyna verändert sich, sie wird ruhelos und beschließt, Fotografin zu werden, um die Welt zu bereisen. Schließlich kommt es zu einem Ereignis, das zum Bruch der Freundschaft zwischen Zeyna und Hanna führt.
     
    Die Geschichte wird aus Hannas Sicht in der Ich-Form erzählt. Wir begleiten sie im Hier und Jetzt nach ihrer Rückkehr in die Wohnung der Großeltern, nachdem Felizia gestorben ist. Vor dem Hintergrund der Pandemie und den Kontaktverboten vereinsamt sie zunehmend. Sie setzt sich mit Cem in Verbindung, und sie sucht verzweifelt nach Zeyna, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Doch eine Kontaktaufnahme scheint unmöglich ...
     
    Auf einer weiteren Erzählebene lernen wir Hanna, Zeyna und Cem als 9-jährige Kinder kennen und sehen sie aufwachsen, erleben sie als Jugendliche und junge Erwachsene. Hannas Großeltern bringen Zeyna große Zuneigung entgegen, Nabil und Theo verbindet eine herzliche Freundschaft.

    Das Buch ist in sehr schöner Sprache geschrieben, kraftvoll und gleichzeitig poetisch, es liest sich sehr flüssig. Die Autorin beschreibt die Charaktere ganz wunderbar: die ruhige und eifersüchtige Hanna, die kämpferische und selbstbewusste Zeyna und der ausgleichende Cem, der immer für beide da ist. Ich mochte die drei Freunde, aber meine Lieblingsfigur war die sensible Hanna, die gefangen ist in ihren Erinnerungen an die Vergangenheit. 
    .
    Ich habe das Buch, in dem es neben Freundschaft auch um Sehnsucht und Verrat, Einsamkeit, Trauer und Ausgrenzung geht, und das auch den Zeitgeist der achtziger und neunziger Jahre sehr treffend beschreibt, sehr gern gelesen. Es hat mich bis zum hoffnungsvollen und stimmigen Ende gefesselt, berührt und nachdenklich gemacht. 
     
    Absolute Leseempfehlung für diesen großartigen Roman!
    Und dahinter das Meer Laura Spence-Ash
    Und dahinter das Meer (Buch)
    11.08.2024

    Wunderbares Debüt

    In ihrem Debütroman "Und dahinter das Meer" erzählt die amerikanische Autorin Laura Spence-Ash die Geschichte der jungen Beatrix, die in London bei ihren Eltern Millie und Reginald Thompson aufwächst. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs beschließen ihre Eltern schweren Herzens, ihre 11-jährige Tochter vor den Bombenangriffen in Sicherheit zu bringen und nach Amerika zu Gasteltern zu schicken. Nach langer Überfahrt mit dem Schiff wird Beatrix von ihrer Gastfamilie, die aus den Eltern Nancy und Ethan Gregory sowie deren Söhnen William und Gerald besteht, herzlich aufgenommen. William ist 13, Gerald 9 Jahre alt. Bea lebt sich in Boston schnell ein und fühlt sich bald als Mitglied der Familie. Die Sommermonate auf der kleinen Privatinsel in Maine, auf der die Gregorys ein Haus besitzen, bilden den jährlichen Höhepunkt im Leben der Familie, und auch Bea liebt die unbeschwerten Ferien am Meer. Als sie 16 Jahre alt ist, endet der Krieg, und es ist für sie an der Zeit, nach London zurückzukehren. 
     
    Der mitreißende Roman ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil erleben wir Beas Jahre bei den Gregorys, die zwei weiteren Teile beinhalten die Jahrzehnte danach. Die einzelnen Kapitel sind teilweise kurz und schildern abwechselnd die Ereignisse aus Sicht der einzelnen Familienmitglieder. 

    Die Autorin erzählt Beas Geschichte, die einen Zeitraum von fast 40 Jahren umfasst, in ganz wunderbarer und bildhafter Sprache. Mit viel Feingefühl und Wärme beschreibt sie die liebenswerten Charaktere. Neben der anfangs sehr schüchternen Bea lernen wir die herzliche Nancy kennen, die sich immer nach einer Tochter gesehnt hat, und den ruhigen Ethan, der als Mathematiklehrer an einer Privatschule tätig ist. Während Bea ein aufregendes Leben in Boston lebt, vermissen ihre in London zurückgebliebenen Eltern sie schmerzlich und sehnen den Tag herbei, an dem sie ihr Kind wieder in die Arme schließen können. 

    Wir begleiten Bea während der spannenden Jahre in Boston und erleben ihre Rückkehr nach London. Dort fällt es ihr schwer, sich wieder einzugewöhnen, sie sehnt sich nach ihrer Gastfamilie. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass sie sich hin- und hergerissen fühlt zwischen zwei Welten. Im London der Nachkriegsjahre muss sie ihren Weg finden, das Verhältnis zur Mutter gestaltet sich wegen deren Eifersucht auf die Gregorys schwierig. Die Jahre vergehen, und wir folgen Bea und den Mitgliedern beider Familien durch die Zeit, erleben dabei ihre Schicksalsschläge, Höhen und Tiefen. 

    Die wunderbare Geschichte, in der es neben Liebe, Familie und Freundschaft auch um Verlust und Trauer geht, hat mir sehr gut gefallen, sie hat mich gefesselt und zutiefst berührt.

    Absolute Leseempfehlung! 
    Cascadia Julia Phillips
    Cascadia (Buch)
    07.08.2024

    Faszinierend und fesselnd

    In ihrem zweiten Roman "Cascadia" führt uns die amerikanische Autorin Julia Phillips auf die malerische Insel San Juan im Nordwesten der USA. Dort bewohnen die Schwestern Sam und Elena gemeinsam mit ihrer Mutter ein inzwischen vom Verfall bedrohtes Haus, das die Großmutter nach dem Tod ihres Mannes gekauft hatte. Sam ist 28 Jahre alt und arbeitet nach durch die Pandemie verursachter zweijähriger Arbeitslosigkeit wieder im Bistro auf einer Fähre. Die fast 30-jährige Elena hat die kleine Familie mit ihren Einkünften im örtlichen Golfclub über Wasser gehalten, doch nach wie vor ist das Geld knapp, die unbezahlten Rechnungen stapeln sich. Es ist Sams Traum, mit Elena die Insel zu verlassen, um sich gemeinsam mit ihr ein neues, ein besseres Leben aufzubauen. Doch die Erfüllung ihres Traums liegt noch in weiter Ferne, da ihre Mutter betreut und gepflegt werden muss. Sie ist schwer lungenkrank und hat Sarkoidose, die Lösungsmittel im Nagelstudio, in dem sie arbeitete, haben sie krank gemacht. Eines Tages steht ein wilder Bär vor ihrem Haus, der das Leben der Schwestern und auch ihre Beziehung zueinander verändern wird .....
     
    Wir erleben zwei Schwestern, die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Beide arbeiten hart, doch die geringen Einkünfte reichen nicht aus, um ihnen ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Ihre Schulden wachsen durch die Behandlungskosten der Mutter stetig. Während Elena eher praktisch veranlagt ist und sich in hohem Maße um die Mutter kümmert, träumt Sam von einer sorglosen, finanziell gesicherten Zukunft. Mit dem Auftauchen des Bären geht eine Veränderung mit Elena vor. Während Sam sich vor dem Tier fürchtet, sucht ihre Schwester Kontakt zu ihm, sie füttert es und spricht mit ihm.

    Die Geschichte ist in schöner Sprache ruhig erzählt und liest sich sehr flüssig. Die Autorin hat nicht nur die Hauptcharaktere, sondern auch die Nebenfiguren ganz wunderbar gezeichnet. Die psychische Verfassung von Sam ist hervorragend dargestellt, ebenso Elenas spirituelle Bindung zu dem Bären. 

    Das fesselnde Buch, in dem es neben Familie und Geschwisterbeziehung auch um Armut, Krankheit und Träume geht, hat mir sehr gut gefallen, es hat mich fasziniert und erschüttert. Ich mochte die verbitterte und träumerische Sam trotz ihrer etwas schroffen Art, und ich mochte die besonnene und sanfte Elena, die den wilden Bären als Bereicherung empfindet und sich auf die Begegnungen mit ihm freut. Die Geschichte endet überraschend, heftig und schockierend. Ich habe mich natürlich gefragt, ob ich eine reale Geschichte gelesen habe oder ein Märchen. Das Buch ermöglicht jedem, seinen Gedanken viel Raum zu geben und seine ganz persönliche Antwort zu finden.

    Absolute Leseempfehlung für dieses außergewöhnliche und spannende Buch!
    Wenn die Welt nach Sommer riecht Herbert Dutzler
    Wenn die Welt nach Sommer riecht (Buch)
    04.08.2024

    Fesselnde und unterhaltsame Reise ins Österreich der siebziger Jahre

    Der neue Roman "Wenn die Welt nach Sommer riecht" von Herbert Dutzler spielt auf zwei Zeitebenen. Im Hier und Jetzt betrachtet Siegfried Niedermayr ein Fotoalbum, das er nach dem Tod der Mutter aus ihrem Haus mit nach Hause genommen hat. Es ist sein allererstes Fotoalbum, und die Fotos, anfangs noch schwarz-weiß, erinnern ihn an ein bewegtes und aufregendes Jahr, als er 13 Jahre alt war.

    Auf der Vergangenheitsebene entführt uns der Autor ins Österreich der siebziger Jahre. Wir begleiten den 13-jährigen Ich-Erzähler Siegfried, kurz Sigi genannt, für die Dauer eines Jahres. Sigi lebt mit seinen Eltern Edeltraud und Adolf sowie seiner jüngeren Schwester Uschi und der Großmutter in einem alten Bauernhaus auf dem Land. Er ist ein wissbegieriger Schüler, der nach den Ferien in die vierte Klasse des Gymnasiums kommt. Er liest mit großer Leidenschaft die Bücher von Karl May, interessiert sich für Raumfahrt und kocht gern, was der Vater nicht gern sieht, da Kochen für ihn Frauensache ist.

    Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, sie ist in schöner Sprache und mit viel Herz und Humor erzählt. Die Charaktere sind liebevoll und vollkommen authentisch beschrieben. Ich mochte Sigi, der kein Kind mehr ist, der dafür kämpft, seine Haare etwas länger tragen zu dürfen und der erste romantische Gefühle für ein Mädchen aus der Parallelklasse entwickelt. Das Buch beinhaltet neben Sigis Alltag innerhalb der Familie und der Schule auch Themen wie erste Erfahrungen mit Zigaretten und Alkohol sowie die Probleme, die durch die Herausgabe einer Schülerzeitung entstehen.

    Mein Lieblingskapitel ist der Besuch bei Tante Irmgard in Wien, als Sigi zum ersten Mal auf einer Rolltreppe fährt, seinen ersten Toaster sieht und sich für den Farbfernseher der Tante begeistert, damals noch keine Selbstverständlichkeit in den Haushalten. Die Unternehmungen dieses Wochenendes begeistern ihn und werden ihm immer in Erinnerung bleiben.

    Das Jahr mit Sigi als 13-Jährigem ist wie im Flug vergangen. Es hat mir sehr viel Lesefreude bereitet, in die mir vertraute Welt der siebziger Jahre einzutauchen, als der Haushalt in vielen Familien noch Frauensache und die Erziehung sowohl zuhause als auch in der Schule autoritär war. Ich habe Sigi gern begleitet, oft geschmunzelt und ihn manchmal bedauert. Es würde mich sehr freuen, bald wieder über ihn und seine Familie lesen zu dürfen.

    "Wenn die Welt nach Sommer riecht" ist nach "Die Welt war eine Murmel" und "Die Welt war voller Fragen" bereits der dritte Band um Sigi Niedermayr. Die Bände können unabhängig voneinander gelesen werden, da in jedem Buch die familiären Strukturen gut beschrieben werden.

    Absolute Leseempfehlung von mir für diese wunderbare, mit viel Herz und Humor geschriebene Geschichte!
    Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht Christoph Minnameier
    Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht (Buch)
    02.08.2024

    Zauberhaftes Kinderbuch

    Der Beltz & Gelberg Verlag hat "Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht", das Debüt von Christoph Minnameier, veröffentlicht.
    Das gebundene Buch ist hochwertig gestaltet und richtet sich an Kinder ab etwa 6 Jahren. Es erzählt die Geschichte der kleinen Silberelfe Lua, deren Aufgabe es ist, sich um die Tiere im Wald zu kümmern. Sie hilft, wo sie kann und ist immer gut beschäftigt. Ihr Schreck ist groß, als sie den Hilferufen eines kleinen Vogels folgt und mit einer List in einen goldenen Käfig gelockt und eingesperrt wird. Sie ist in eine Zauberfalle der Hexe Malicia Warzenbuckel geraten, die eine angesehene Fabelwesen-Händlerin war. Inzwischen laufen ihre Geschäfte mit dressierten Haushaltshilfen schlecht. Sie freut sich, dass sie nun eine Silberelfe gefangen hat, die seltenste aller Waldelfenarten. Lua stellt bald fest, dass sie nicht die einzige Gefangene der Hexe ist. Im Käfig neben ihr hockt Fobu, ein Gnom. Wird es den beiden gelingen, bald wieder in Freiheit zu leben?
     
    Die fantasievolle Geschichte ist auf 123 Seiten in 14 Kapitel unterteilt, sie ist in kindgerechter Sprache packend erzählt und eignet sich hervorragend zum Vorlesen. Auch Erstleser werden an dem liebevoll gestalteten Buch ihre Freude haben. Die Schrift ist schön groß und gut lesbar. Auf vielen Seiten befinden sich pfiffige Illustrationen in schönen Farben von Daniel Napp. Die kleinen Leser begleiten Lua, erleben geheimnisvollen Nebelzauber, lernen Zappaniel Zifferzankim kennen und erfahren, was das Zauberwort "Borkwatzka" bewirkt. Mir hat die Darstellung der Hexe sehr gut gefallen. Sie ist nicht so böse und Angst einflößend wie in anderen Märchen, man sieht in ihr auch eine Person mit eigenen Sorgen und Nöten.
     
    Das mitreißende und märchenhafte Buch mit dem schönen Ende, in dem es auch um Freundschaft und Hilfsbereitschaft geht, hat mir sehr gut gefallen, und ich hoffe auf weitere Leseabenteuer von Lua Luftwurzel. Die kleine Silberelfe ist einfach zum Verlieben und wird Jungen und Mädchen gleichermaßen begeistern. 

    Absolute Vorlese- und Leseempfehlung!
    Ex-Wife Ursula Parrott
    Ex-Wife (Buch)
    30.07.2024

    Wiederentdeckung eines fast 100 Jahre alten Skandalromans

    Der Fischer Verlag hat "Ex-Wife", den Roman der amerikanischen Autorin Ursula Parrott, der bereits im Jahr 1929 anonym veröffentlicht wurde, nun in deutscher Übersetzung herausgegeben. Das Buch erregte damals in den USA sehr viel Aufsehen und löste einen Skandal aus. Es verkaufte sich mehr als 100.000 Mal und wurde zum Bestseller.

    Im Mittelpunkt der Geschichte steht Patricia, die nach nur drei Jahren Ehe von ihrem Ehemann Peter verlassen wird. Sie haben früh geheiratet, Pat ist 21, Peter 22 Jahre alt. Wenig später kommt ihr Sohn Patrick zur Welt, der mit drei Monaten stirbt. Peter hat Affären mit anderen Frauen, und als Pat ihm untreu wird, reagiert er mit tiefer Enttäuschung, hielt er Pat doch immer für die reinste Frau der Welt. Als Pats Freundin Hilda aus Boston zu Besuch kommt, kommen Hilda und Peter sich näher. Nach drei Wochen bittet Peter seine Frau um die Scheidung, da er Hilda heiraten möchte.

    Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von nur wenigen Jahren und lässt uns eintauchen ins New York der zwanziger Jahre. Wir begleiten Pat, die in einem Kaufhaus tätig ist und sich nach der Trennung von Peter mit ihrer Freundin Lucia eine Wohnung teilt. Tagsüber schreibt sie Werbetexte, nachts besucht sie Clubs und Flüsterkneipen. Es wird getanzt, geraucht, gut gegessen, der Alkohol fließt in Strömen, und viele Männer liegen Pat zu Füßen. Doch ihr Herz gehört immer noch Peter ...

    Das Buch ist in der Ich-Form in schöner Sprache erzählt und liest sich sehr flüssig. Wir erhalten Einblick in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als die Stellung der Frau in Ehe und Gesellschaft noch eine ganz andere war als heute. Scheidung war ein Skandal, und geschiedene Frauen wurden oft wie Freiwild behandelt. "Ex-Wife" ist eine Geschichte über Frauen, Ehe und Affären, Liebe und Freundschaft. Es werden auch traurige Themen behandelt, wie häusliche Gewalt, Übergriffigkeit, Verlust und Trauer.
    Mir hat Pats Entwicklung sehr gefallen. Anfangs versinkt sie in Selbstmitleid und wünscht sich sehnlichst, dass Peter zu ihr zurückkehrt. Mit Lucias Hilfe gelingt es ihr, ihr Leben neu zu gestalten. Die modebewusste Frau widmet sich nicht nur intensiv ihrem Äußeren, sondern entwickelt auch beruflichen Ehrgeiz in der männlich dominierten Werbebranche.

    Die Autorin hat die Charaktere sehr authentisch und bildhaft gezeichnet. Pat ist eine moderne Frau, die die neugewonnene Freiheit in vollen Zügen genießt. Trotz ihrer erfolgreichen Karriere sehnt sie sich nach Romantik, Ehe, Stabilität und Mutterschaft. Ich habe sie gern begleitet, auch wenn ich sie oft als oberflächlich empfand und ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte. Meine absolute Lieblingsfigur war Lucia, die ihrer Freundin stets mit Rat und Tat zur Seite steht.

    Das fesselnde Buch hat mir sehr gut gefallen - Leseempfehlung!
    Das Baumhaus Vera Buck
    Das Baumhaus (Buch)
    27.07.2024

    Atmosphärischer Thriller

    Im Mittelpunkt des aktuellen Thrillers "Das Baumhaus" der Autorin Vera Buck steht die Familie Saunders, bestehend aus dem Vater Henrik, der Mutter Nora und dem 5-jährigen Sohn Fynn. Henrik ist Kinderbuchautor, seine Frau arbeitet als Meerestechnikerin. Sie wohnen in Greifswald und nehmen eine 15-stündige Fahrt auf sich, um im schwedischen Västernorrland das idyllisch gelegene Ferienhaus am See zu übernehmen, das einst Henriks Großvater gehörte. Henrik beschäftigt sich viel mit Fynn, er erzählt dem Jungen phantasievolle Geschichten und zeigt ihm den großen Wald, der zum Grundstück gehört. Während eines Spiels im Wald verschwindet Fynn spurlos, die Polizei startet sofort eine große Suchaktion, um den Jungen zu finden. 

    Auf einer zweiten Erzählebene lernen wir Rosa kennen. Sie hat ein Studium in forensischen Wissenschaften absolviert und ist nach Hause zurückgekehrt, um ihren Bruder Ebbe zu pflegen. Nachdem sie im Wald bei der Suche nach Tierkadavern das Skelett eines Kindes ausgegraben hat, geht sie mit ihrem Fund zur Polizei. Besteht hier ein Zusammenhang mit Fynns Verschwinden?
    Der dritte Erzählstrang widmet sich der jungen Marla, die als Kindergartenkind entführt wurde und sich seitdem in der Gewalt ihres Entführers befindet.

    Die Geschichte, in der einem Baumhaus eine wichtige Rolle zukommt, ist in einfacher und klarer Sprache erzählt, sie liest sich sehr flüssig. Wie bereits in "Wolfskinder", dem ersten Thriller der Autorin, sind auch hier die einzelnen Kapitel abwechselnd aus der Perspektive verschiedener Personen in der Ich-Form geschrieben. Die Autorin ermöglicht es dadurch dem Leser, das Geschehen durch die Augen von Henrik, Nora, Rosa und Marla besonders intensiv zu erleben. 

    Im ersten Teil des Buches geht es eher gemächlich zu, wir lernen nach und nach die unterschiedlichen, gut gezeichneten Charaktere kennen. Ab dem zweiten Teil steigt mit Fynns Verschwinden der Spannungsbogen stark an und bleibt bis zum Ende auf konstant hohem Niveau. Ich mochte die geheimnisvolle und bedrohliche Atmosphäre und habe mich von der Autorin mehrmals auf falsche Fährten führen lassen. Es kommt zu einigen Wendungen, der Aufdeckung von Geheimnissen und unerwarteten Erkenntnissen, so dass die Suche nach dem Täter bis zur für mich vollkommen überraschenden Auflösung sehr spannend blieb.

    Der Thriller ist packend und mitreißend, durch die Cliffhanger am Ende jedes Kapitels wird die Spannung noch zusätzlich gesteigert. Am Ende finden die einzelnen Erzählstränge zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Auch wenn ich die Geschichte nicht immer ganz realistisch fand und der letzte Teil handlungsmäßig etwas überfrachtet war, hat sie mich gefesselt und ist mir stellenweise unter die Haut gegangen.

    Leseempfehlung für diesen atmosphärischen Thriller!
    Kleine Monster Jessica Lind
    Kleine Monster (Buch)
    22.07.2024

    Ergreifendes Familiendrama

    Im Mittelpunkt des zweiten Romans "Kleine Monster" der österreichischen Autorin Jessica Lind stehen die Mittdreißiger Pia und Jakob sowie ihr 7-jähriger Sohn Luca. Die Eltern werden zu Lucas Klassenlehrerin zitiert, die ihnen eröffnet, dass es einen Vorfall mit einem Mädchen gegeben habe. Es sei während der Pause in der Klasse passiert, und das Mädchen habe angegeben, dass es bereits öfter dazu gekommen sei. Das Vorkommnis spricht sich sofort herum, Pia und Jakob werden unverzüglich aus der Eltern-WhatsApp-Gruppe entfernt. Während Jakob von der Unschuld seines Sohnes überzeugt ist, ist Pia verunsichert, Zweifel kommen in ihr auf. Sie versucht herauszufinden, was im Klassenzimmer passiert ist, doch Luca blockt ab. Er schweigt, und von nun an beobachtet Pia ihr Kind ganz genau ....
     
    Die packende Geschichte ist auf zwei Zeitebenen erzählt. Während Pia sich im Hier und Jetzt verzweifelt bemüht, Luca zum Reden zu bringen, erinnert sie sich an ihre eigene Kindheit, als sie und ihre Schwestern Romi und Linda unzertrennlich waren, und sie denkt zurück an das traumatische Ereignis, das sich in der Familie ereignete, als sie in Lucas Alter war.
    Auf der zweiten Erzählebene blättert sich behutsam Pias Kindheit auf. Sie ist zwei Jahre alt, als die Eltern die fast gleichaltrige Romi adoptieren. Wenige Jahre später wird Linda geboren. Sie sind eine glückliche Familie, bis es zu einer schrecklichen Tragödie kommt. Das Unglück verändert die Mutter, die sich seither immer geweigert hat, über dessen nähere Umstände zu sprechen. 
     
    Die Autorin beschreibt sehr eindrücklich Pias Umgang mit der belastenden Situation, ihr Misstrauen und dessen Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Beziehung. Pia beobachtet Luca und reagiert fast panisch, als sie ihn anlässlich eines Familienbesuches aus den Augen verliert. Geht eine Gefahr von ihm aus, wenn er mit seiner 3-jährigen Cousine spielt?
     
    Die Geschichte ist in klarer und intelligenter Sprache geschrieben, sie liest sich flüssig. Der Autorin ist es gelungen, die Charaktere authentisch und bildhaft zu beschreiben, sie lässt uns tief in Pias Gefühls- und Gedankenwelt blicken. Wir erleben Pias Verzweiflung und Ängste, sie quält sich, ist zwischen Liebe und Wut hin- und hergerissen. Ich hatte nicht nur großes Mitgefühl für die verunsicherte Pia, sondern auch für Luca, der dem Misstrauen seiner Mutter ausgesetzt ist. Die Lektüre ist keine leichte Kost, es geht neben Verdrängung und Trauer auch um Schuldgefühle und Ausgrenzung. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, es hat mich gefesselt und zutiefst bewegt. 

    Absolute Leseempfehlung für dieses tiefgründige Familiendrama!
    Das Pfauengemälde Maria Bidian
    Das Pfauengemälde (Buch)
    22.07.2024

    Anspruchsvolles und mitreißendes Debüt

    In ihrem Debütroman "Das Pfauengemälde" erzählt Maria Bidian die Geschichte der Cutterin Ana, die zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters Nicu in dessen Heimat Rumänien reist. Nach langer Prozessdauer soll ihre Familie endlich vor über 70 Jahren von den Kommunisten enteigneten Besitz zurückerhalten. Dazu gehört neben dem Rumänischen Haus nebst Einrichtung und weiteren Immobilien auch das Pfauengemälde, ein Familienerbstück, von dem Nicu seiner Tochter oft erzählt hat. Er hatte sich immer gewünscht, das Bild, das er liebte, zurückzubekommen und an Ana zu vererben.

    Bei der Großfamilie in Rumänien angekommen, erwarten Ana zahlreiche Formalitäten. Doch es gibt Probleme, da ihr rumänischer Pass gerade abgelaufen ist und der deutsche nicht akzeptiert wird. Nun ist sie den Mühlen der Bürokratie ausgeliefert, sie muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen, immer wieder legen die Behörden ihr Steine in den Weg. Während die Familie plant, wie die Renovierung des Rumänischen Hauses vonstatten gehen soll, träumt Ana von dem Gemälde, das ihrem Vater so viel bedeutet hat ....

    Es hat mir viel Lesefreude bereitet, die Ich-Erzählerin Ana, die auch nach zwei Jahren immer noch sehr unter dem Tod ihres Vaters leidet, auf ihrer Reise zu Nicus Wurzeln zu begleiten. Sie wird liebevoll von der Familie aufgenommen und erfährt Einzelheiten über Nicus Zeit als Widerstandskämpfer, seine Inhaftierung, die Flucht nach Deutschland und die Umstände, die zu seinem Tod geführt haben. Intensiv blicken wir in Anas Gedanken- und Gefühlswelt. Sie erinnert sich nicht nur an zahlreiche Begebenheiten während ihrer Ferienaufenthalte mit dem Vater in Rumänien, sie denkt auch daran, dass sie zu spät kam, als es ihm schlecht ging, und quält sich mit Schuldgefühlen.

    Das anspruchsvolle Buch ist in sehr schöner Sprache geschrieben, es hat mich gefesselt und berührt. Die Figuren sind so authentisch und liebevoll gezeichnet, dass ich sie mir gut vorstellen konnte. Eindrücklich beschreibt die Autorin die heutige und damalige Politik in Rumänien, Demonstrationen und Aufstände. Ich fand es sehr interessant, viel über die Lebensumstände der Rumänen zu erfahren, ihre familiären und religiösen Traditionen und Rituale. Sehr gut gefallen hat mir auch der Blick zurück auf Nicus Leben in Deutschland, wo es ihm schwer gemacht wurde, beruflich Fuß zu fassen. Seine lebenslange und tiefe Verbundenheit mit der Heimat hat mich sehr berührt.

    Ich habe die mitreißend erzählte Geschichte sehr gern gelesen. Leseempfehlung!
    Bevor wir uns vergessen Éliette Abécassis
    Bevor wir uns vergessen (Buch)
    20.07.2024

    Schöne Liebesgeschichte - ganz wunderbar erzählt

    Im Mittelpunkt von "Bevor wir uns vergessen", dem aktuellen Roman der französischen Autorin Éliette Abécassis, stehen Alice und Jules, die seit über 60 Jahren ein Paar sind.

    Im ersten Kapitel, wir schreiben das Jahr 2022, lernen wir Alice und Jules kennen, die Mitte Achtzig sind und sich auf einer Parkbank im Jardin du Luxembourg treffen. Die beiden sind sich sympathisch und kommen ins Gespräch, aber sie wissen nicht, dass sie sich nicht zum ersten Mal begegnen, dass ein gemeinsames langes Leben hinter ihnen liegt. 

    Die Autorin erzählt die Geschichte in umgekehrter Chronologie und blättert dabei langsam die lebenslange Beziehung eines Paares auf, das durch Höhen und Tiefen gegangen ist. Alice ist 18 Jahre alt, als sie im Mai 1955 dem 22-jährigen Jules begegnet. Auf ihre zu Beginn heimliche Liebesbeziehung folgen Heirat und die Geburten ihrer beiden Kinder. Doch das Glück der beiden ist nicht von Dauer. Jules verfolgt mit viel Ehrgeiz und Fleiß seine Karriere als Architekt, während Alice sich um die Kinder und den Haushalt kümmert. Das Paar verbringt nur noch wenig Zeit miteinander, und Alice fühlt sich zunehmend von ihrem Mann vernachlässigt.

    Der mitreißende Roman ist in ganz wunderbarer Sprache geschrieben und hat mich von Beginn an begeistert. Die Autorin hat die interessanten Figuren sehr authentisch skizziert. Ich mochte Alice und Jules und habe sie gern durch die Jahrzehnte begleitet, dabei nicht nur ihren Alltag erlebt, ihre Unzufriedenheit und Irrwege, sondern auch die tiefe Zuneigung gespürt, die sie verbindet. Obwohl sie so verschieden sind und unterschiedliche Eigenarten und Vorlieben haben, finden sie sich immer wieder. Jules liebt und verehrt seine Frau, dennoch können sie ihr Glück nicht bewahren. 

    Die Geschichte, in der es um Liebe, Leidenschaft und Sehnsucht, Untreue und Altwerden geht, hat mir sehr gut gefallen, sie hat mich gefesselt und tief bewegt. Ich fand das Buch ganz großartig, ich mochte die kluge Sprache und den außergewöhnlichen, rückwärts gerichteten Erzählstil. Ich mochte auch Alice und Jules, auch wenn ich ihre Handlungsweisen nicht immer verstanden habe. Dass die beiden trotz aller Widrigkeiten und Enttäuschungen eine tiefe Liebe verbindet, die sie bis in hohe Alter zusammenhält, hat mich sehr berührt. Ein krönender Abschluss ist für mich der Brief am Ende des Buches, den Jules nach ihrem Kennenlernen an Alice geschrieben hat und der eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt.

    Leider umfasst das Buch nur 174 Seiten. Gern hätte ich noch viel mehr über Alice und Jules gelesen - absolute Leseempfehlung für diesen großartigen Roman!
    Mitternachtsschwimmer Roisin Maguire
    Mitternachtsschwimmer (Buch)
    15.07.2024

    Berührend und fesselnd

    Ich habe ein Faible für Romane irischer Autoren und habe mich nach dem Lesen des vielversprechenden Klappentextes sehr auf "Mitternachtsschwimmer", den Debütroman der Autorin Roisin Maguire, gefreut.  
     
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 50-jährige Grace Kielty, die in dem kleinen Dorf Ballybrady an der irischen Küste lebt und ein sehr zurückgezogenes Leben führt. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit der Vermietung des kleinen Cottages, in dem sie aufgewachsen ist, und dem Anfertigen von Quilts. Sie schwimmt bei jedem Wetter mit großer Leidenschaft im Meer, angelt und widmet sich ihrem Hund, dem sie keinen Namen gegeben hat. Kurz bevor es zum Lockdown kommt, bezieht Evan Moore, der sich am Tiefpunkt seines Lebens befindet, Grace' Cottage. Er hat sich eine Auszeit genommen und das Haus für eine Woche gemietet. Seine Ehe steckt in einer tiefen Krise, nachdem er und seine Frau Lorna ihre kleine Tochter Jessie verloren haben. Evan verbringt eine ruhige Woche im Cottage, schläft viel und widmet sich seinem Hobby, der Fotografie. Mit Beginn des Lockdowns verlängert sich Evans Aufenthalt in dem kleinen Dorf. Er lernt nun nicht nur Grace, sondern auch die Bewohner des Dorfes besser kennen. Seine Situation verändert sich, als Lorna ihn bittet, den 8-jährigen gemeinsamen Sohn Luca zu sich zu nehmen, damit sie arbeiten kann ...

    Das Buch hat mich sehr gefesselt, es liest sich flüssig und ist in schöner Sprache geschrieben. Es hat mir viel Freude gemacht, die liebevoll gezeichneten Personen kennenzulernen. Die eigenwillige und tierliebe Grace, unter deren harter Schale sich ein weicher Kern verbirgt, habe ich sofort ins Herz geschlossen. Sie wird von den Dorfbewohnern als verrückt angesehen und ärgert sich über die Touristen, die ihren Strand aufsuchen. Ich mochte auch den traumatisierten und trauernden Evan, dem es endlich gelingt, Zugang zu seinem gehörlosen Sohn zu finden, welcher in der neuen Umgebung aufblüht, eine verständnisvolle Freundin findet und großes Interesse für Meerestiere entwickelt. Auch die Dorfbewohner mit ihren Eigenarten sind so großartig gezeichnet, dass ich sie mir gut vorstellen konnte.

    Die Landschaft, die Naturgewalten und die Faszination des Meeres sind intensiv und detailreich beschrieben. Besonders berührend fand ich den Teil des Buches, in dem die Autorin Lucas Entwicklung, sein besonderes Verhältnis zu Grace und die behutsame Annährung zwischen ihm und seinem Vater beschreibt.

    Ich habe den melancholischen und ruhig geschriebenen Roman, in dem es neben Trauer und Verlust auch um Liebe, Freundschaft und Hoffnung geht, sehr gern gelesen. Er hat mich gleichermaßen gefesselt und berührt - absolute Leseempfehlung!
    Himbeereis am Fluss Maria Parr
    Himbeereis am Fluss (Buch)
    14.07.2024

    Mit viel Herz und Humor erzählte Geschichte

    Die norwegische Autorin Maria Parr hat mit "Himbeereis am Fluss" ein wunderbares Buch für Kinder zwischen 5 und 9 Jahren geschrieben. Das hochwertig gestaltete Kinderbuch, das im Dressler-Verlag erschienen ist, ist auf 205 Seiten in elf auch unabhängig voneinander zu lesende Kapitel gegliedert. Die einzelnen Episoden eignen sich wunderbar zum Vorlesen, sind aber auch für Erstleser geeignet. Die Schrift ist groß und gut lesbar, die Sprache altersgerecht. Die zauberhaften und farbenfrohen Illustrationen von Åshild Irgens ergänzen die Texte.

    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Ida und Oskar, die mit ihren Eltern in einem großen roten Haus leben. Ida ist 7, ihr Bruder 5 Jahre alt, die beiden teilen sich ein Zimmer. Sie erleben viele Abenteuer, streiten und versöhnen sich, Oskar wird eingeschult, und Ida träumt von einem eigenen Zimmer. Mit viel Herz und genauso viel Witz und Humor erzählt die Autorin Geschichten aus dem Alltag der Familie. Es geht in dem Buch auch um Veränderungen und Verluste, die für alle sehr schmerzlich sind. Altersgerecht und sehr feinfühlig beschreibt die Autorin den Umgang der Kinder mit der Krankheit und dem Tod ihres Onkels Øywind.

    Die Geschichte ist aus Idas Sicht in der Ich-Form erzählt. Sie lässt uns in ihre kindliche Gefühls- und Gedankenwelt blicken und macht ihrem Ärger über Oskar Luft. Als große Schwester fühlt sie sich oft für den kleinen und chaotischen Bruder verantwortlich und muss dabei immer wieder ihre eigenen Wünsche zurückstellen. Mir hat besonders gut das Weihnachtskapitel gefallen, in dem die Familie sich rührend um den verwitweten Onkel Bulle kümmert und dabei eine große Überraschung erlebt.

    Mein Fazit: ein wunderschönes Buch zum Vorlesen oder Selberlesen, für das ich mir allerdings noch ein Inhaltsverzeichnis gewünscht hätte, damit man jederzeit schnell auf die Lieblingsepisoden zurückgreifen kann, ohne lange suchen zu müssen.

    Absolute Vorlese- und Leseempfehlung für dieses warmherzige Buch, das nicht nur Kinder, sondern auch vorlesende Erwachsene begeistern wird!
    Seinetwegen Zora del Buono
    Seinetwegen (Buch)
    11.07.2024

    Fesselnd und berührend

    Die Ich-Erzählerin Zora del Buono ist gerade 8 Monate alt, als ihr Vater Manfredi del Buono, ein 33-jähriger angesehener Oberarzt, schwer verunglückt. Er sitzt neben seinem Schwager in dessen VW Käfer, als das Fahrzeug des 28-jährigen E.T. bei einem riskanten Überholmanöver mit überhöhter Geschwindigkeit frontal mit dem VW Käfer zusammenstößt. Der Vater erleidet neben einem Genickbruch zahlreiche weitere Verletzungen und verstirbt wenig später. Zora wächst bei ihrer Mutter auf, die nie wieder heiraten wird. Sie hat eine glückliche Kindheit und vermisst ihren Vater, an den sie keine Erinnerungen hat, nicht. Die Mutter spricht nur selten über ihn, die Tochter kann dann ihren Schmerz nicht ertragen. Viele Jahre später, Zora ist mittlerweile 60 Jahre alt, und ihre demenzkranke Mutter lebt in ihrer eigenen Welt, macht sie sich Gedanken darüber, was aus E.T. geworden ist und wie er all die Jahre mit seiner Schuld gelebt hat. Sie beginnt zu recherchieren ...

    Das Buch ist in einem sehr speziellen, etwas gewöhnungsbedürftigen Stil geschrieben. Wir begleiten die Autorin bei ihren Recherchen, ihren Besuchen im Pflegeheim, erleben intensive und tiefgründige Kaffeehaus-Gespräche mit ihren Freunden Isadora, Henri und Munz. Wir folgen ihren zahlreichen Gedankensprüngen, die uns in die Vergangenheit führen und interessante Einblicke in Zoras Leben und das Leben ihrer Familie ermöglichen.

    Es erleichtert Zoras Suche nach dem Unfallverursacher, dass sie aus alten Dokumenten ihrer Mutter den vollständigen Namen von E.T. erfährt. Dank der Unterstützung eines Mitarbeiters des Staatsarchivs gelangt sie sogar in den Besitz der Prozessakten. Sie führt zahlreiche Telefonate und persönliche Gespräche, nach und nach setzen sich viele Puzzleteile zu einem Ganzen zusammen. Nun ist der Mann, durch dessen Schuld das Leben des Vaters ausgelöscht wurde, kein Fremder mehr, er hat ein Gesicht bekommen. Zora ist überrascht über das Ergebnis ihrer Recherchen und muss das Bild, das sie sich von E.T. gemacht hat, korrigieren.

    Das Buch, das auch private Fotos enthält, ist in klarer, fast sachlicher Sprache geschrieben und hat mich sehr gefesselt. Es ist ein Buch nicht nur über Zoras Leben und ihre Suche nach dem Unfallverursacher, es geht neben Themen wie Verlust und Trauer, Schuld und Vergebung auch um Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Die Gedankengänge der Autorin haben mich teilweise sehr berührt, ebenso ihre Gespräche mit der demenzkranken Mutter. Sehr interessant fand ich auch die Ausführungen zur Schweizer Rechtsprechung und den Volksabstimmungen. 

    "Seinetwegen" hat mir sehr gut gefallen - Leseempfehlung von mir!
    51 bis 75 von 300 Rezensionen
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