Russisches Klavierfest
Über die "Mächtigen Fünf", die das Musikleben St. Petersburgs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einflussreich gestalteten, ist viel geschrieben worden. Vier musikliebende Autodidakten mit Balakirew als Profi an der Spitze. Dieser hielt von Theorie auch nicht sonderlich viel, wodurch seine Schüler bald klüger waren als er. In der folgenden Sinnkrise wandte er sich für reichlich fünf Jahre von der Musik ab. Seine angefangenen Kompositionen blieben unvollendet liegen. Wie auch das zweite Klavierkonzert. Erst mit knapp siebzig schrieb er den zweiten Satz. Den Schlusssatz durfte dann Sergej Ljapunow nach Balakirews Vorgaben beisteuern. Trotz dieser mehr als vierzig Jahre Entstehungszeit klingt das Werk homogen. Es passt wunderbar zu den beiden Jugendwerken, dem fis-Moll-Konzert und der Großen Fantasie, die ebenfalls auf dieser Platte zu hören sind. Und das war das Problem Mili Balakirews, was ihn im Laufe der Zeit ins Abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt hat. Er hat sich kompositorich wenig weiterentwickelt.
Die vorliegenden Aufnahmen sind ein Paradebeispiel für die russische Klavierschule, mit kräftigem Anschlag, hohem Tempo und technischer Perfektion, sowie für die russiche Seele in den Emotionen, die von der Solistin und dem Orchester transportiert werden. Wenn man in die Werke eintaucht, wünscht man sich mehr solcher Musik in den Konzertsälen, was außerhalb Russlands ein Wunschtraum bleiben dürfte. Das Begleitheft mit englischem Text ist sehr knapp gehalten. Dafür sind die Solistin und die Russische Philharmonie unter Dmitri Jablonsky allererste Wahl.