Schuberts frühes Ende
Die Familien Tetzlaff/Donderer und Helmchen/Hecker haben zusammen mit dem lyrischen Tenor Prégardien und Frau Roberts an der Bratsche ein schön konzipiertes Schubert-Album mit dessen letzten Kompositionen, ergänzt mit zwei passenden Stückchen der Geschwister Mendelssohn, aufgenommen. Ein, so finden ich, gelungenes Konzept. Die gackernden Schwäne auf dem Cover zeigen, dass man es mit der Todesmelancholie des viel zitierten Schwanengesangs nicht gar zu ernst nimmt.
Die Gesangsnummern sind in dieser Interpretation sehr speziell und für Kenner der Aufnahmen Dietrich Fischer-Dieskaus und Fritz Wunderlichs etwas gewöhnungsbedürftig. Julian Prégardien (der mit der wunderbaren Dichterliebe von 2019) singt die Lieder sehr wuchtig und pathetisch, mit wenig Vibrato und hervorragendem Textverständnis. Einige Nummern geraten recht lang, vor allem die Schlusstöne, und man wird selbst von der Todessehnsucht übermannt. Die kräftige Begleitung im Stakkato mit viel Rubato und Kunstpausen tut ihr Übriges. Besonders "In der Ferne", "Kriegers Ahnung" und die Heine-Texte neigen zum Fatalismus. Entgegen dem obigen Ankündigungstext ist die Vertonung der "Taubenpost" von Johann Gabriel Seidl nicht mit drauf.
Das C-Dur-Quintett ist ein Meilenstein der Kammermusik. Die hier vorliegenden Aufnahme mit dem Primarius Christian Tetzlaff ist es auch. Man kann das Stück gelegentlich auf der Bühne erleben. Es ist immer ein Fest für Publikum und Musiker. Die fünf Herrschaften schaffen es hier, einen dramaturgischen Bogen über die einzelnen Sätze und das Stück als Ganzes zu spannen. Dabei bleibt alles im Fluss. Selbst bei den Brüchen im Adagio und im Scherzo. Für mich referenz-verdächtig.
Der dreisprachige Booklet-Text kommt ohne musiktheoretischen Exkurs aus. Dafür erfahren wir, wo in Musik und Literatur der Mythos vom Schwanengesang überall vorkommt. Und, dass Herr Schubert wohl beim Komponieren der letzten Werke eine Todesahnung hatte. Nun ja.
Für dieses Schubert-Paket gebe ich eine unbedingte Kaufempfehlung. Liedgesang mit Kammermusik der Frühromantik, vorgetragen von den Spitzenleuten der Szene; das ist schon was!