Bezaubernd, einfallsreich, einmalig
Was Wintergatan, und besonders ihr Kopf Martin Molin, hier in Form von Instrumentalmusik abliefern sucht seinesgleichen. Die Beschreibung "Folktronic" greift viel zu kurz.
Das Album strotzt nur so von wunderbaren, eingängigen Melodien. Ob fröhlich, traurig, Dur, Moll - alles reisst den Zuhörer mit in eine andere musikalische Hörwelt. Die Umsetzung mit aussergewöhnlichen, teilweise simplen, teilweise selbst gebauten, teilweise klassisch neu-interpretierten Instrumenten ist ein Ohren (und Augen-) Schmaus im Vergleich zu langweiligen, am Computer zusammengeklickten Stücken aus den Charts.
Vor vielen Jahrzehnten schrieb Leroy Anderson das berühmte Instrumentalstück "The Typewriter". Hier befinden sich 2 würdige Nachfolger dieser Art auf der CD. Aber wer hätte gedacht, dass man auch einen Diaprojektor als Rhythmusmaschine einsetzen kann (Starmachine2000)?
Ist es Ennio Morricone oder vielleicht Barry Gray? "Tornado" jedenfalls könnte so wie es ist die Titelmelodie zahlloser Fernsehserien sein.
Bei "Sommarfagel" kommt durch Spieluhr und Glockenspiel mystische Stimmung auf - mit Anklängen an Harry Potter, während "The Rocket" den Spagat vom Akkordion bis zum selbstgebauten theremin-artigen Modulin-Synthesizer macht.
In der textuellen Beschreibung mag das alles schräg klingen ... ja, ungewöhlich ist es, aber ein reiner Hörgenuss.
Berühmt geworden ist Wintergatan erst Anfang 2016 durch die "Marble Machine", eine riesige Maschine aus Holz die - betrieben durch 2000 Murmeln - halbautomatisch Musikstücke spielen kann. Zum Glück - denn sonst wäre ich wol nie auf diese wunderbare CD aus dem Jahr 2013 gestossen.
