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    Pretty in Noise

    Aktiv seit: 11. Juli 2014
    "Hilfreich"-Bewertungen: 14
    7 Rezensionen
    Black On Black (Limited Numbered Edition) Black On Black (Limited Numbered Edition) (LP)
    08.02.2015
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Girl-Next-Door-Folk trifft auf düsteren Down-Beat Elektro- die Luxemburger Monophona wissen genau, wohin ihr musikalischer Weg sie führen soll: im Kreis.

    2010 beschließen die Folksängerin Claudine und der DJ Chook erstmals, im Dunkeln nach der gemeinsamen Schnittmenge ihrer Musik zu tasten. Auf „Black On Black“, ihrem zweiten Album, wird das Duo um Drummer Jorsch erweitert.

    Der Kontrast von Claudines verträumter, beinah überzuckerter Stimme, die sich aus hypnotischen Trip-Hop-Synths schält, erinnert an Grimm’sche Märchendramaturgie: Unschuldiges Mädchen verirrt sich im Finsterwald. Im Gegensatz zu Rotkäppchen hat Claudine allerdings ganz und gar nicht eilig, einen Ausweg aus den sich zäh voranwälzenden Elektroschleifen zu finden.

    Verweise auf Björk sind durchaus nicht unangebracht, wenn beschwörend verzerrter Gesang und kühle industrial Beats sich mal ins beinah schamanische steigern, mal in flirrenden Indietronic ausufern, der sich auch in jedem Undergroundclub sehen lassen könnte, in dem man nur prickelnde Getränke mit Gurke darin zu sich nehmen darf.

    Auch Akustikgitarre und Klavier geistern durch den schlafwandlerisch entschleunigten Sound von Monophona und hauchen ihm dort Leben ein, wo er in monotone Glätte abzurutschen droht. So irrt das Trio genüsslich immer weiter geradeaus, streut „a mole size of a breadcrumb“ und hofft, so schnell nicht anzukommen.
    Meine Produktempfehlungen
    • Dummy Portishead
      Dummy (LP)
    Lost Themes Lost Themes (LP)
    08.02.2015
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Für das aktuelle Album “Lost Themes” hat Carpenter im eigenen Haus zusammen mit Cody Carpenter aus der Band LIDRILUM und Daniel Davis, der die Musik für “I, Frankenstein” schrieb, gejammt und improvisiert und dabei analoge mit digitaler Technik vermischt.

    Es ist bereits über eine Dekade her, dass John Carpenter (neben “The Ward” und zwei Beiträgen für die teilweise richtig gute “Masters of Horror-Reihe” des Showtime-Senders) einen Film herausbrachte. Ob es daran liegt, dass ein Urgestein wie er mit dem heutigen Hollywood nicht wirklich kompatibel ist? John Carpenter ist ein etwas kauzig wirkender Charakterkopf. Der inzwischen Siebenundsechzigjährige brachte früher relativ autark seine spannenden Ideen auf die Leinwand – unterstützt von Darstellern, auf die er immer wieder zurückkam und die offensichtlich Lust auf eine Zusammenarbeit mit ihm hatten. So jemanden wie ihn gibt es in der kommerziellen Filmwelt wohl nur noch selten, denn heute werden so genannte kommerzielle Filme fast nur noch als teure Blockbuster mit einem Team von Autoren und Produzenten auf die Beine gestellt und in punkto Qualität, Stories und Unterhaltsamkeit häufig an die Wand gefahren.

    Somit ist es natürlich ein Weilchen her, dass John Carpenter Musik zu einem eigenen Film geschrieben und produziert hat. Die Rede ist von “Ghosts of Mars”, wobei die Musik – freundlich ausgedrückt – besser ist als der Film.

    Ganz anders sah die Sache vor zwanzig oder dreißig Jahren aus: John Carpenter brachte in seinen Glanzzeiten einige Meisterwerke auf die Leinwand. Wer kennt nicht “Halloween”, “The Fog – Nebel des Grauens” oder “The Thing”? Neben gruseligen Stories, spannender Atmosphäre und guten sowie handgemachten Special Effekts punkten die Filme auch durch die tolle Musik, welche Handlung, Optik und Gesamtfeeling unterstreichen. John Carpenter hatte immer ein gutes Händchen hierfür, was nicht sehr verwunderlich ist, denn als Teenager bekam er Klavier- wie auch Geigen-Unterricht, und später war er Mitglied in einer Hardrock-Band. Seine musikalischen Beiträge zu eigenen Filmen umfassen unter Anderem “They live”, “The Fog”, “Escape from New York” und selbstverständlich die ersten “Halloween”-Filme.

    Ein wesentlicher Faktor seiner Werke ist die Orienierung – neben Hitchcock – an (europäischen) Vorbildern, allen voran Giallo-Meister Dario Argento. Bei ihm hat Carpenter sich ganz offensichtlich bedient, vor allem was die Kameraführung in Bezug auf das Blickfeld des Täters (Michael Myers in “Halloween”) angeht. Zudem hat Carpenter – was er auch in Interviews erwähnte – sich musikalisch an Argento’s Haus- und Hof-Band GOBLIN orientiert, deren Score-Hoch-Zeit interessanterweise genau in die Entstehungsphase von sämtlichen Argento-Meisterwerken fällt.

    Für das aktuelle Album “Lost Themes” hat Carpenter im eigenen Haus zusammen mit Cody Carpenter aus der Band LIDRILUM und Daniel Davis, der die Musik für “I, Frankenstein” schrieb, gejammt und improvisiert und dabei analoge mit digitaler Technik vermischt. Herausgekommen sind neun interessante und instrumentale Tracks, die sich nahtlos an die früheren Filmmusiken des Regisseurs anschliessen. Dazu gehört auch die deultiche Orientierung an GOBLIN: “Mystery” wirkt wie eine Neuinterpretation von “Suspiria”, “Obsidian” ist nicht weit davon entfernt, während “Fallen” an die ebenfalls manchmal etwas oldschoolig analog-digital werkelnden AIR und besonders an deren Soundtrack zu “The Virgin Suicides” erinnert.

    Bei den Synthie-und Keyboard-Flächen kommt Freude auf, da die musikalischen Siebziger und Achtziger erweckt werden, vor allem bei “Wraith”, denn hier kann einem schon mal das Synthie-Budenzauber-Urgestein JEAN MICHEL JARRE in den Sinn kommen.

    Tatsächlich geht die Idee von John Carpenter teilweise auf, ein eigenes Kopfkino zu der neuen Musik entstehen zu lassen, allerdings rutschen durch die überdeutlichen Vorbilder gar nicht so selten Bilder von “Suspiria”, “Phenomena” oder “City of the living dead” ins Hirn. Die rockistischen und quiekenden E-Gitarren lassen nicht unbedingt viel Freude aufkommen, auch weil sich ihre Verwendung ein bisschen nach Nichtbeachtung der Rad-Weiterdrehung wie zum Beispiel durch Punk und Postrock anhört.

    Davon abgesehen ist “Lost Themes” eine schöne und gern gehörte Scheibe, die zwar nicht ausgesprochen innovativ ist, aber Horror-, Soundtrack- sowie Siebziger-bis-Achtziger-Jahre-Musik-Fans ansprechen dürfte.
    Vulnicura (180g) (Deluxe Edition) Vulnicura (180g) (Deluxe Edition) (LP)
    08.02.2015
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    4 von 5

    Ganz schön knifflige Aufgabe: wie kann ein Album vorgestellt werden, das in den letzten Tagen einen positiven Shitstorm (wie könnte so was heißen? Vielleicht “Goldblizzard”?) erfuhr und derzeit “überall” rezensiert wird, weil es ein paar Wochen vor Ersche

    Wären wir bei der Regenbogen-Presse, würde hier vielleicht “Das Album zur Trennung” stehen. Wird aber nicht so sein – schliesslich haben wir nicht nur einen guten Geschmack, sondern auch Manieren. Deshalb steht hier was Anderes. Auch wenn BJÖRK “Vulnicura” als “Complete Heartbreak Album” bezeichnet hat. Sie darf das, es ist ja schießlich IHR Album.

    Nach dem grossen und musealen “Bibliophila'” mit schwer zu transportierenden, eigens für das Projekt gebauten Instrumenten und einem naturwissenschaftlichen Anspruch steht dieses Mal eindeutig die Person BJÖRK wieder mehr im Mittelpunkt. Das Ganze erinnert ein wenig an “Vespertine”, bei dem die Künstlerin mehr als zuvor persönlich und intim wirkte, nachdem es in ihrer kriselte, namentlich weil sie von Regie-Gott Lars von Trier während der Dreharbeiten zu “Dancer in the dark” psychisch gequält wurde (um das mal etwas salopp in einem Satz zusammenzufassen). Auch das Gekratze und Geknistere in den Songs erinnert an das vierte Album, während Streicher, Elektronik-Loops und Anthony Hegarty ein Kabinett an schönen Sounds kreieren. Ich weiss nicht, wie gross letztendlich der Einfluss von Arca war: die Produktion als Gesamtbild ist toll, da sie eine gelungene Balance zwischeen der Präsenz von BJÖRK und ihrer – bildlich gesprochenen – Kathedralen erzeugenden, nach wie vor äusserst eigentümlichen Stimme mit interesssantem Slang, zwischen teilweise derber (insbesondere im zehnminütigen “Black Lake” und manchmal zarter Elektronik sowie natürlich den Streichinstrumenten findet. Björk erwähnte in Interviews, Arrangements von Streichern schreiben sei für sie eine gute Ablenkung und Aufgabe nach der Trennung von MB gewesen. So toll wie “Vulnicura” klang die Musik der Isländerin vielleicht seit “Homogenic” nicht mehr., welches mein Lieblingsalbum von ihr ist, da es ganz klar von ihrer Person getragen wird, während es gleichzeit stylish und künstlich wirkt. Trotz des Einbringen der Privatspähre ist Letzteres auch wenigstens teilweise auf “Vulnicura” so.

    Neu ist die Arrangierung der neun Songs als Tryptichon: behandelt werden die Zeiten vor, während und nach der Beziehung, sowie die Thematisierung von Wut, Hoffnung, Trauer, Aufgabe und Wiedergeburt (natürlich nicht im religiösen Sinne). Insbesondere der Mittelteil wirkt wie eine Umsetzung des geöffneten Körpers vom BJÖRK-Bild auf dem aktuellen Plattencover: hier schlägt das verletzliche Herz, hier passiert’s, hier schmerzt es am meisten: “My shield is gone, my protection is taken, I am one wound.”

    Auch Zeilen wie “The history of touches, every single archive compressed into a second” sowie BJÖRK’s Klage über den Zerfall und Tod ihrer geliebten Familie erzeugen Gänsehaut. Die Worte sind nicht kompliziert gewählt und einfach zu verstehen, sie sind weit weniger komplex als die Musik, wobei Worte und Musik einen interessanten Spagat beim Hören auslösen, da sowohl Gefühle wie auch Gedanken direkt und deutlich angesprochen werden.

    Bisher wurden BJÖRK-Veröffentlichungen fast immer im Vorfeld mit etlichen Nebenschauplätzen wie Ausstellungen, APPs und massiver Werbung unterstützt. Natürlich ist es keine schöne Sache, wenn das Album ohne Wissen und Wunsch von BJÖRK viel zu früh zu hören war, aber vielleicht ist es ganz gut, wenn sich das Album ohne Tamtam im Vorfeld pur präsentiert. Gerade bei den letzten Alben “Volta” und “Bibliophila” gab es in dieser Richtung ganz schön was auf Augen und Ohren. Allerdings sind das zwei Alben, die thematisch sehr interessant sind und mit Sicherheit viel mit der Künstlerin, aber nicht unbedingt so viel mit der Person BJÖRK zu tun hatten, während auf “Vulnicura” (siehe “Vespertine”) ihr Innenleben erfahrbar wird.

    Deswegen (und auch wegen der Musik) ist das Album nicht leicht “nebenbei” zu hören, und dient schon mal gar nicht zur Raumverschönerung, was bei “Debut” auf jeden Fall und bei “Post” und “Homogenic” noch teilweise funktionierte – wenn jemand das so wollte.

    Am besten lässt sich “Vulnicura” alleine, mit Kopfhörern, auf einem schönen, spartanischen, aber nicht unbequemen Holzstuhl anhören.
    Der kann zum Beispiel auf einer Waldlichtung oder in einem grossen, leeren, weissen Raum eines Museums stehen.
    Funktioniert beides gut.
    Meine Produktempfehlungen
    • Vespertine Vespertine (CD)
    Panda Bear Meets The Grim Reaper (180g) Panda Bear
    Panda Bear Meets The Grim Reaper (180g) (LP)
    08.02.2015
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    4 von 5

    Die Welt des musikalischen Pandabären stelle ich mir ungefähr so vor: wie im Traum fliegen die Comic-Varianten bekannter Musiker – wie zum Beispiel BEACH BOYS – in sehr bunten Klamotten (die Farben entsprechen so ungefähr jenen auf dem Cover des zu bespre

    Da geht´s ganz schön ab: bewusstseinsverändernde Substanzen im Trinkwasser braucht in so einem Fall niemand mehr – tut mir wirklich leid, Herr Leary. Wäre man Ihren Visionen gefolgt, dann hätte die Menschheit zwar das Rad erfunden, weil es das schon vor Ihren teilweise mindestens überdenkenswerten Ideen gab, aber die Technik und die Instrumente, mit denen PANDA BEAR auf seinem fünften Album kreativ werkelt, würde es wahrscheinlich nicht geben. Genau so wenig die das Flugzeug, mit dem er vor ein paar Jahren nach Lissabon flog, wo seine zukünftige Freundin und er sich kennen lernten und ein Kind zur Welt brachten und wo PANDA BEAR nach wie vor residiert.

    Wenn jemand als Jugendlicher eine Waldorf-Schule besucht, APHEX TWIN mag und mit Freunden ein musikalisches Kollektiv gründet, kann schon mal so was rauskommen wie ANIMAL COLLECTIVE, dessen Neben- und inzwischen immer gleichwertiger erscheinende Schauplatz PANDA BEAR aka Noah Lennox ist. So wie bei seiner Hauptband wirkt sein Puzzle aus transzendentalem Folk und flirrender Elektronika neuerdings mehr denn je wie aus einem Guss. Ergänzt wird das Ganze durch feine, leicht ironisch wirkende, vertrackte Samples, ein paar interessante Stör- sowie Tiergeräusche sowie “Wo hab ich das schon mal gehört?”-Momenten. Das passende Wort “transzendental” hab ich gegoogelt, damit ich nicht so etwas bringe wie Shelley Duval in dem Woody-Allen-Film “Annie Hall”, wo sie behauptet, der Folk-Musiker auf der Bühne (sehr wahrscheinlich ist damit Bob Dylan gemeint) sei “transblendend”.

    “Panda Bear meets the Grim Reaper” klingt leichter hörbar als die vorhergegangen Alben des Projekts. Die geloopten Beats würden bei entsprechend übergebratener Mixtur sogar den ein oder anderen Club-Hit erlauben. Das Wort “überbraten” klingt hier allerdings deutlich zu hart. Sagen wir mal “hineinchillen”. Denn chillen scheint ein wichtiges Thema der schönen Musik zu sein, auch weil sie häufig mit einem sonnigen Spätsommertag verglichen wird.

    Tatsächlich wirkt sie ein bisschen so, als würde man gerade ziemlich verorgelt in einer Hängematte liegen und durch einen Baum hindurch schauen, wo sich das Licht bricht und die ersten Blätter langsam bunt werden, wobei Allerheiligen und dieser ganze verdüsternde Quark noch wirklich weit weg zu sein scheint.

    Der leicht durchgeknallte Faktor ist bei PANDA BEAR nicht abhanden gekommen, allerdings wirkt das neue Album etwas gebündelter als die vorherigen Scheiben. Ob es auch daran liegt, dass die Stimme von Noah mehr im Mittelpunkt steht als zuvor? Was beibehalten wurde, ist die fehlende Dramaturgie in den Songs, wodurch diese manchmal einen Tick zu repetiv klingen. Ausnahmen gibt es allerdings so einige. Das nach einem Lissaboner Park benannte “Principle real” gefällt von vorne bis hinten, nicht zuletzt wegen der textlichen Beschreibungen, und das vorher bereits mit Lorbeeren überschüttete und auf einer EP erschienene “Mr. Noah” überzeugt auf ganzer Länge mit etwas schrägen und nervösen Sounds. Auch wunderbar geworden ist das hallige und etwas jodelnde “Boys Latin”. Interessant: “Tropic of cancer” thematisiert den Tod von Lennox´Vater und bedient sich bei Tschaikowsky´s Nussknacker-Suite.

    Ein kleiner Wermutstropfen: das ehemals Neue und Aufregende von PANDA BEAR ist etwas berechenbar geworden. Die frühere Freigeistigkeit nimmt so langsam Platz im Ohrensessel. Es wäre schade, wenn diese Musik in naher Zukunft als “etabliert” gilt – wobei dieses Schicksal bei einst neuen Klängen wie Punk und Techno ebenfalls auftrat, und das haben wir auch überlebt.

    Wie es auch kommen mag: “Panda Bear meet the Grim Reaper” ist eine freudige, bunte und unterhaltsame Erfahrung, die das noch frische Jahr 2015 versüsst.
    Meine Produktempfehlungen
    • Merriweather Post Pavilion Merriweather Post Pavilion (LP)
    Hunger.Stille Hunger.Stille (LP)
    18.11.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    „Unsere Zeit ist abgelaufen.“ „Du gehst mir auf den Zeiger.“ Kaum ein Gegenstand ist so oft Protagonistin abgedroschener Phrasen wie die Uhr.

    „Unsere Zeit ist abgelaufen.“ „Du gehst mir auf den Zeiger.“ Kaum ein Gegenstand ist so oft Protagonistin abgedroschener Phrasen wie die Uhr. Nicht so bei Zinnschauer. Jenseits aller Allgemeinplätze offenbart der Hamburger Screamo-Troubadour die Wortgewalt hinter dem Zifferblatt.

    „Hunger. Stille“. Schon das Artwork der LP enthüllt: Das sind zwei Zahnräder, zwei Seiten einer Beziehung, ineinander verzahnt, doch nicht intakt. Das eine ausgehungert und verzweifelt, das andere still und zurückgezogen. „Hunger. Stille“ ist das lyrische Protokoll einer Trennung.

    „Alles Dein Werk unserer Uhr.

    Verzahnt, Dein Werk unserer Uhr.

    Versagt, Dein Werk unserer Uhr.“

    Mit akribischer Sorgfalt öffnet Zinnschauer das Gehäuse und sieht ins Innere der gescheiterten Beziehung auf der Suche nach dem Fehler, der das „Wir“ ins Stocken gebracht hat. Sein Werkzeug: Wort, Stimme und Gitarrenklang. Wie bereits auf seinen vorangegangenen Werken „Kalter Blick, Scharfer Zahn“ und „Ich bin deine wachsenden Arme“ liegt der Fokus des Albums ganz auf Jakobs Erzählung zwischen Flüstern, Greinen, Schreien und seiner virtuosen Gitarrenbegleitung, mal zaghaftem, mal tollkühnem Picking, scheppernden Akkorden, hallender Klangkörperpercussion. An zusätzlicher atmosphärischer Dichte gewinnt der „Zinnschauder“ durch die chorale Begleitung von Joni und Sjard, die Mitschaffende des Gesamtkunstwerks Zinnschauer sind.

    „Augen und Herz verkehrt verschraubt,

    ich hab dir viel zu lang vertraut.“

    Die Stücke auf „Hunger. Stille“ muten wie die Szenen eines Dramas an, das jedoch nicht chronologisch erzählt wird. Auf Wut folgt Resignation folgt Hoffnung folgt Verständnis. Die Zeiger beben orientierungslos unter der Ungewissheit, was war, was sein wird und werfen Zuhörende hin und her zwischen Erlösung und Einsamkeit. Melodiöse und akustische Zitate des Vorgängers „Ich bin deine wachsenden Arme“, das mit der Zuversicht absoluter Einigkeit endet, werden negiert und schmerzen umso mehr:

    „Kein Kuss auf die Stirn.

    Kein Kleid vergraben.

    Es ist still um uns. Warum?“

    Der Gehalt der Zinnschauer’schen Metaphorik ist so reich und gehaltvoll wie nie, bedeutungsschwer verankern sie das stürmische Gitarrenspiel in seinem Grund. Beeindruckend ist dabei die Doppeldeutigkeit ihrer Bildlichkeit, die die, je nach Gemütszustand changierende, Erkenntnis des Erzählers hervorhebt und verstärkt. Ein Beispiel:

    „Deine Zähne zittern, wenn Du lachst und nur so tust.“

    Menschliche Zähne verbeißen sich in Zahnradzähne, Unsicherheit verbeißt sich in Mechanik.

    Zu sagen bleibt: Das Uhrwerk, von dem Jakob erzählt, bleibt gut verschlüsselt und erschließt sich nur seinen Uhrmachern in seiner ganzen Komplexität. Dennoch klingt sein Ticken für jeden vertraut, löst bekannte Gefühle aus, reißt alte Wunden auf. Oder, um es mit Rückgriff auf Zinnschauers eigene Genre-Bezeichnung „Märchen-Emo“ zu sagen: In jedem Märchen steckt ein Funken Wahrheit. Und der tut in diesem Fall ziemlich weh.
    Pretty Low (Limited Edition) (Colored Vinyl) Pretty Low (Limited Edition) (Colored Vinyl) (LP)
    11.07.2014

    Die düstere Stimmung ist verpackt in den typischen Expire Sound.

    Die düstere Stimmung ist verpackt in den typischen Expire Sound. Schneller, drückender, moderner Hardcore. In 24 Minuten zeigt die Band, dass sie absolut nichts verlernt hat.

    Erinnert sich noch jemand an 2011? Neben dem arabischen Frühling und der Atomkatastrophe von Fukushima findet eine kleine Band aus Milwaukee zum ersten Mal den Weg nach Europa. Die Rede ist von Expire, die damals noch als Support von Foundation (Was machen die eigentlich im Moment?) unterwegs waren. Zwar damals noch ohne Album, aber irgendwie hatte man das Gefühl, dass diese Band keine von denen ist, die nach einer Tour wieder in der Versenkung verschwinden.

    2012 erschütterte die Band um Sänger Joshua Kelting dann die gesamte Hardcoreszene mit ihrem Debütalbum „Pendulum Swings“. Spätestens seit dieser Veröffentlichung gehört die Band zur Sperrspitze des modernen Hardcore. Mit steigendem Erfolg steigen allerdings auch die Erwartungen. Das Nachfolgealbum „Pretty Low“ steht seit kurzer Zeit in den Regalen. Veröffentlicht wurde die neue Scheibe wie schon „Pendulum Swings“ über Bridge Nine Records, dem neben Deathwish zurzeit wohl angesagtesten Hardcore-Label.

    „Imagine being at the lowest point of your life, the lowest you’ve ever felt. There’s nowhere to go but up from there.” lautet die Beschreibung zum Titeltrack und gleichzeitig ersten Song des Albums. Harter Tobak, der sich wie ein roter Faden durch das ganze Album zieht. Lyrisch bewegt sich die Band in sehr persönlichen, teils regelrecht erschütternden Bereichen, beispielsweise von nahestehenden Personen, die Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Sänger Joshua ist dies auch anzumerken. Es wirkt stimmlich noch angepisster als auf den früheren Veröffentlichungen.

    Die düstere Stimmung ist verpackt in den typischen Expire Sound. Schneller, drückender, moderner Hardcore. In 24 Minuten zeigt die Band, dass sie absolut nichts verlernt hat. Jeder Breakdown sitzt und es ist jetzt schon klar, dass auch die neuen Songs bei den explosiven Liveshows der Band ihren Platz finden werden. Die typischen Shoutparts sind natürlich auch weiterhin vorhanden. Darüber hinaus kann ich auch nach mehrmaligem Durchhören der Platte keinen Song ausmachen, der qualitativ abfällt. Die Band hat all ihre Probleme in elf extrem wütende Songs gepackt, an denen auch produktionstechnisch nichts auszusetzen ist.

    Wenn es eine Sache gibt, die man der Band vorwerfen kann, dann die fehlende Innovation. Die Songs klingen alle sehr ähnlich. Irgendwann ist klar, an welcher Stelle der Singalong oder Breakdown kommt. Überraschungen gibt es höchstens durch die Gastbeiträge, unter anderem vom Bent Life Sänger.

    Insgesamt ist der Eindruck aber durchweg positiv. Krachende Riffs und ein Sound, der zum Moshen nur so einlädt werden dafür sorgen, dass Expire auch weiterhin Fans gewinnen, um irgendwann vielleicht einmal in den Bereich der ganz großen Hardcore Bands vorzustoßen. Einen Innovationspreis gewinnen sie mit diesem Album zwar nicht, aber dennoch ist es ein wirklich hörenswertes Album und ich freue mich schon, die Songs im Juli/August zum ersten Mal live zu hören.

    Autor: Fabian Wachholz
    Once More 'Round The Sun Mastodon
    Once More 'Round The Sun (LP)
    11.07.2014

    Per Anhalter durch die Galaxis?

    Per Anhalter durch die Galaxis? „Once More ‘Round the Sun“ nennt sich das neu erschienene Album der amerikanischen Metal-Schwergewichte Mastodon. Ebenjener Titel könnte auch als Motto für die Aufnahmen des sechsten Studioalbums hergehalten haben: In ihrer 14-jährigen Bandhistorie hat sich die Band soviel Schaffenszeit wie noch nie eingeräumt.

    Drei Jahre sind vergangen, seit der Vorgänger „The Hunter“ aus dem selbstgesteckten konzeptionellen Rahmen der Band ausbrach und die vier Musiker erstmals in die Top Ten der US-amerikanischen Albumcharts katapultierte. Dem Jagdfieber der Band hat dies keinen Abbruch getan: Auf „Once More ‘Round The Sun“ zeigen sich Mastodon ohne kometäre Umschweife geradlienig und zielstrebig wie nie und verschwenden auf dem Weg um die Sonne keine Zeit.

    Längst dem Sludge-Sumpf ihrer Anfangstage entstiegen, klopfen die Vier den angetrockneten Dreck aus den Bärten und schlagen eine rasante Kurve Richtung Desert-Rock ein, der sich vor allem in den Instrumentalparts des Albums niederschlägt, die sich mal hypnotisch zirkulierend, mal wie in „Halloween“ wilde Haken schlagend an die hymnischen Refrains heften.

    Diese verfolgen auch auf diesem Album keinen konzeptionellen Handlungsstrang, sondern schicken persönliche Schicksalsschläge der Bandmitglieder mit mythologischen Ungeheuern, schaurigen Klassikern wie Rosemaries Baby oder auch Brann Dailors Tante („Aunt Lisa“) in den Ring. Neben den gewohnten säbelrasselnden Racheschwüren halten vor allem Zeilen wie „We won’t let you slip away / this time things’ll work out just fine“ das Banner für den neu erwachten Optimismus Mastodons hoch, der sich in seiner aufdringlichsten Form auch schon mal in Cheerchören äußert, die so fehlplatziert wirken wie eine SWAG-Cap auf dem tättowierten Kopf Brent Hinds’ es wohl tun würde.

    Dessen brüsker Gesang, der den Sound der vorangegangenen Alben maßgeblich prägt, wird auf „Once More ‘Round The Sun“ gleichwertig von Troy Sanders’ klarer Stimme ergänzt und geht mit ihr in Songs wie dem epischen Schlachtgesang „High Road“ eine so selbstverständliche Symbiose ein, als hätten Mastodon nie anders funktioniert. Allerdings legt sie in ihrem Pendeln zwischen Strophe und Gesang auch die Verluste offen, die sich aus der beherzten Dynamik des Albums erschließen: Nach euphorischen Intros voll vertrackten Drummings und schlüpfriger Gitarrenlicks scheinen Mastodon vor lauter Beschleunigung für den Rest des Songs oft von der Fliehkraft in konventionelle Songwriting-Schemata gepresst und büßen an Progressivität ein.

    Dennoch müssen Fans, die vor allem die komplexen Instrumentalparts Mastodons schätzen, keine Durststrecke befürchten: Von 90 Minuten des in den Rock Falcon Studios aufgenommenen Materials schaffte es nur knapp eine Stunde auf „Once More ‘Round The Sun“, das die Band selbst als ihr „Sommeralbum“ betitelt. Die restliche halbe Stunde sperrigerer Songs lassen Mastodon noch eine zeitlang im Dunkeln gären, bis sie eine halbe Sonnenumrundung später als EP erscheinen werden.

    Autorin: Sabrina Bläß
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