Konnte mich nicht fesseln
Ich bin ein großer Fan von Candice Fox. Denn ich liebe ihren Erzählstil. Dieses Subtile, die Ironie, dass sie mir mit jedem Satz zu sagen scheint, ich verstehe die Kriminellen, weiß genau, was in ihnen vor sich geht. Das alles finde ich auch in ihrem neuen Buch „Devil´s Kitchen.
Leider vermochte dieses Buch mich trotzdem nicht zu begeistern. Es war mir zu still, zu seicht, zu langsam. Mir fehlte das Tempo aus früheren Büchern, ebenso wie die Lautstärke. Auch die Figuren konnten mich nicht fesseln.
Andy, die ihre Geheimnisse zu wahren versucht, die allen anderen einen Schritt voraus ist, ist die weibliche Hauptfigur. In Rückblenden erfahren wir ihre Geschichte. Wie wurde sie zu der verdeckten Ermittlerin, die nirgendwo Zuhause ist, niemandem vertraut und oft an den einsamen Wolf in Frauengestalt erinnert? Ich mag ihre Geschichte und ich mag auch die Person, die sie geworden ist. Leider bleibt sie jedoch trotzdem zu blass. Wir erleben nur kleine Ausschnitte von ihr und wissen doch nie: ist das jetzt die erfundene Figur Andy oder ist es die reale Person Dahlia, wie Andy hieß, bevor sie verdeckte Ermittlerin wurde.
Die andere Figur, die ich mochte, war Ben. Lange habe ich gedacht, er ist ein Guter, der von seinem Vorgesetzten zum Kriminellen verleitet wurde. Ben ist fürsorglich, er macht sich etwas aus den Menschen in seinem Leben, sieht sich als Beschützer. Und bis zum Ende der Geschichte habe ich ihm ein Happy End gewünscht. Aber auch er bleibt eher eindimensional und blass. Man erlebt ihn in einzelnen Szenen und bleibt doch sehr an der Oberfläche seines Lebens.
Noch weniger erfahren wir über die anderen Personen, die mitspielen und die Handlung vorantreiben. Ihr Schicksal rührt bzw. berührt mich nicht wirklich. Sie spielen ihre Rollen, sie bleiben jedoch Fremde und ihre Motive sind für mich nicht von Interesse.
Insgesamt hätte ich mit den ein- oder zweidimensionalen Darstellungen der Figuren leben können, wenn dafür ordentlich Power hinter dem Erzählten gesteckt hätte. Doch, obwohl ständig etwas passiert, jeder jedem Misstrauen entgegenbringt und für mich als Leserin viele Geheimnisse im Dunkeln liegen, habe ich beim Lesen oft den Gedanken gehabt, dass alles vor sich hindümpelt. Wie ein viel zu heißer Tag im Sommer in New York. Alle sind träge und hoffen darauf, dass der Abend Abkühlung bringt.
Ich wünsche mir, dass Candice Fox wieder zu ihrer frühen Stärke zurückfindet. Nämlich außergewöhnliche Personen in Ausnahmesituationen so darzustellen, dass man gar nicht glauben kann, was diese in ihrer Not alles anrichten. Genauso, wie ich immer noch auf die nächste Trilogie warte. Ihren exzellenten Schreibstil behält sie hoffentlich bei und besinnt sich einfach wieder auf das wirklich Schräge, Abgefahrene und Verrückte.
Diesem Buch jedoch kann ich nur 3,5 Sterne geben.