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    hanslick

    Aktiv seit: 08. Juli 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 275
    70 Rezensionen
    Russell Oberlin  - The Complete Recordings on American Decca Russell Oberlin - The Complete Recordings on American Decca (CD)
    19.01.2024
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    The Voice

    Die Begeisterung, mit der Oberlins Gesang beim ersten Ertönen aufgenommen wurde, läßt sich auch heute noch nachempfinden. Freilich trat er zunächst in ein Ensemble eingebunden auf und dann solo, deshalb sind auf den ersten CDs dieser Edition wenige Soli. Die Stimme war von Anfang an sehr klar und gut geführt, eben kein Falsett, insofern sein Alleinstellungsmerkmal. Es wäre aber zu kurz gegriffen, sie überirdisch oder engelhaft zu nennen; wer hat schon einen veritablen Engel singen gehört ? Bezeichnend, daß dann für die Zeitgenossen nicht das Wort "geschlechtslos" in Frage kam, sondern das sexuell konnotierte "androgyn". Auch bei den späteren Countertenors spielt diese Konnotation die Hauptrolle. Man wird diese Stimme vielleicht sogar als instrumental empfinden, gleichwohl klingt sie innig. Zu den CDs im Einzelnen : Auf 1) sehr gutes "Vergine bella", ansonsten Potpourri aus der Entdeckungsphase der Alte-Musik-Bewegung. Auf 2) bizarre Rekonstruktion von Musik des zwölften Jahrhunderts, die mehrstimmig und mit Instrumenten gespielt wird, aber in der Handschrift als einstimmige Linie von Quadraturnoten erscheint. Der seinerzeitige Erfolg des Danielsspiels in USA heute nicht mehr nachvollziehbar; Oberlin hat hier gleich zwei (!) Engelrollen. Die Songs und Ayres im Weiteren bunt gemischt, wichtig die zwei Messen (Tallis und Josquin), die geistliche Vorbereitung erfordern auch für den Hörer. Zur Josquin-Messe gibt es plappernde Bläserstückchen in heute undenkbarer Aufführung. Händel ergreifend schön gesungen bei etwas plumpem Orchester. Überhaupt erscheint in dem öfter angestellten Vergleich mit Alfred Deller dieser als Eule, Oberlin als Nachtigall (zum Beispiel bei Purcell, Music for a while; die Begleitung bei Deller ist schwerblütig-angemessener). Telemann hinterläßt einen zwiespältigen Eindruck, denn die so schön erklingenden und begleiteten Worte sind unsäglich. Textprobe : "Des Todes Abendstunde / Trägt, wie der Morgen, Gold im Munde. / Beglückte Zahl der abgeschiednen Frommen..." Schließlich Walton fast genauso bizarr wie das Danielsspiel. Auf der Website der DGG finden sich alle Gesangstexte, diese (von Edith Sitwell) aber nicht. Wieso ? Auf der Website der London Mozart Players gibt es zu diesen Texten eine Notiz, die ihnen "a lot of outdated ideas, including racial stereotypes and other language we'd now consider extremely offensive" bescheinigt (2020). Da sind sie wieder, die wokies mit ihrer Verdächtigungsmasche, die in bevormundende "Verbotskultur" führt. So macht man keine Kultur. Fazit : Einzigartige Aufnahmen eines einzigartigen Sängers, die trotz einiger Unpäßlichkeiten des Repertoires und des Aufführungsstiles sehr frisch daherkommen und unbedingt kennens- und genießenswert sind. Deshalb insgesamt Bestnote. Und noch eine Empfehlung : Wer diese Stimme mag, sehe gleich auf Youtube die Aufführung der Kantate Nr. 54 von J.S.Bach an, die Oberlin mit Glenn Gould (am Harpsipiano) realisierte . "Widerstehe doch der Sünde". Fabelhaft und wie immer bei Gould: je schräger, desto besser. Es gab sie mal auf Music&Arts, die CD wird heute second hand für bis zu 50 Stutz verkauft. Also ansehen und - hören !
    Ein Kommentar
    Anonym
    22.01.2024

    vom Autor

    Der in der JPC-Tracklist genannte Israel Horowitz ist kein Komponist des ausgehenden Mittelalters, sondern der Produzent der Aufnahmen !
    Jazz & Lyrik Peter Rühmkorf
    Jazz & Lyrik (CD)
    01.08.2022

    Wiederhören

    Eine nach Entstehungs-Daten (!!!) geordnete Anthologie von Gedichten, in teils gleichzeitiger, teils späterer Darbietung mit "Jazz", der manchmal ad hoc gespielt wurde, manchmal in schlechter Aufnahmequalität... Gibt es eigentlich noch Rühmkorf-Fans oder Interessierte, die das gerne hören wollen ? Ja, mich wenigstens. Ich habe die Herren Rühmkorf/Naura/Schlüter Ende der siebziger Jahre bei den Bücherwochen in Stuttgart live gesehen/gehört, war damals ein staunender Junge. Heute staune ich allenfalls noch darüber, was daraus wurde und wie sich das heute anhört. Rühmkorf hat praktisch mit allen seinen Gedichten, wenn auch in wechselnden Formen, immer dasselbe gesagt, es läßt sich fast wie eine Gleichung hinschreiben. Vanitas zwingt uns zum Materialismus, dieser drückt sich am schönsten im GV aus (OHNE Anbahnungsminne), dabei soll man aber immer der Solidarität der Arbeiterklasse gedenken, von der erwarten wir ja eine Revolution, aber der Dichter muß sich hier immer um Anschluß bemühen, schließlich gehört er wesentlich, als Genie, nicht dazu; so gibt er also das Credo zu Protokoll : Vanitas zwingt uns... undsoweiter. Wieso er dafür so vertrackte Gleichnisse bemüht, ist mir nicht verständlich, es ist, wie Ernst Rowohlt schon sagte, Ringelnatz noch einmal, ich füge hinzu : RingelnatzXBrechtXBenn.Der Jazz der frühen Jahre bemüht sich um Schmusequalitäten, aufgelockert durch ein paar rebellische Gesten; der Jazz der späten Jahre (andere Musiker) beginnt mit rebellischen Gesten und endet bei Schmusequalitäten. M.a.W. hier dreht sich alles im Kreis. Gelegentlich dudelt es im Hintergrund nur noch so vor sich hin. Wollte ich hier versöhnlich schließen, könnte ich sagen, allein die Text- und Aufnahmedaten verbürgen dieser Produktion zeitgeschichtliche Zeugnis-Qualität - für den Niedergang der SPD. Wollen wir authentische Anbiederung an die Arbeiterklasse hören, beliefert uns Herr Gysi mit seinen Interviews überreichlich und ohne jegliche Vanitas-Koketterie. Für Nostalgiker ist diese Anthologie ein Muss, für alle anderen nicht. Was haben wir nicht schon alles auf Tonträgern, was uns nur noch welk-nostalgisch anweht...
    Takes On Nabucco Takes On Nabucco (CD)
    22.07.2021
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Im Abendlicht

    Die Karriere der Anna Russell begann in den 40er Jahren und endete 1984 (First Farewell Concert). Ihre besten Aufnahmen stammen aus den fünfziger Jahren; hier ist alles frisch, das Timing perfekt, die Pointen nicht ausgeleiert. 1965 dann kam ihr Auftritt in Dittersdorfs "Arcifanfano" (auch auf VAI) - im Ensemble mit Eleanor Steber, die, was ihre Stimme betrifft, quasi posthum agierte. 1973 in Sydney : zwei Opernparodien, bei denen die Absurditäten des Librettos im Vordergrund stehen und wortreich und witzig verspottet werden, ABER : die Komik der Russell überträgt sich kaum mehr musikalisch, weil sie zu wenig singt und gelegentlich auf den Klavierauszug einer Arie ausweicht - freilich sind einige der besten Arien Mozarts für sie nicht einmal parodistisch erreichbar (Der Hölle Rache, O Isis und Osiris...) Auch klingt ihr Gesang hier matt und unphysiognomisch. Das Ganze ist noch unterhaltsam genug, um es wiederzuhören und zu genießen, aber keine Hauptsache, eine Veranstaltung im abnehmenden Licht ihres Könnens. 1984 dann wird es ungemütlich, das Timing ist zerstört, die Pointen mühsam, sie zehrt vom alten Glanz ihrer frühen Jahre. Hier anhörenswert die Einführung "How to become a singer", ihre Conference über das Horn danach scheitert regelrecht... Zurück nach Sydney. Die Aufnahme in gutem Stereoton (nur die Stimme rückt bühnenbedingt gelegentlich in den Mittelgrund), als Dokument der Anfangszeit der Oper in Sydney bemerkenswert, ansonsten nur für Fans der Russell (wie mich); wer nur hineinschnuppert, wird es kaum lohnend finden. Schade ! Trotzdem ist sie eine der größten Bühnenkünstlerinnen des Jahrhunderts. I mean it !
    Holding Back The Years Holding Back The Years (CD)
    30.12.2020
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    FÜNF Sterne

    Es ist mir unverständlich, wieso hier noch keine Lobeshymne steht - FÜNF Sterne ! Großes Pathos, großes Gefühl, die Originalfassungen der allesamt "gecoverten" Stücke verblassen in's Unwichtige, Unwirkliche, auch Sinead O'Connor !!! Fünf Sterne, wie gesagt...
    L'Intégrale 1990 - 1997 L'Intégrale 1990 - 1997 (CD)
    07.10.2020
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Ein MUSS ?-!

    Bekanntermaßen hervorragend aufgenommene, aber etwas disparate Auswahl bekannter Akkordeon-Musik aus dem Paris der 1930er Jahre ff. Ich betone Akkordeon, weil dieses Instrument ja die eigentliche Musette oder Cabrette der Auvergne ablöste. Es spielen Musiker der mindestens zweiten Generation dieses populären Genres, Joe Rossi zum Beispiel lernte noch die Größen Gus Viseur, Tony Murena etc. kennen. Und damit bin ich bei dem Problem dieser Re-Edition : Es klingt alles ein bischen akademisch-kühl, manche Titel werden für mein Empfinden unangemessen aufgehübscht mit Einleitungen oder Soli, die den Originalen nicht das Wasser reichen können : Beispiel wäre "Gallito" und Swing Valse aus der CD 2. Noch schlimmer haben hier übrigens die "Primitifs du Futur" gesündigt, etwa wenn sie Joseph Colombos Valse Chinoise mit Gong und Blasinstrumenten in eine schwüle Salon-Nummer verwandeln. Zurück zu Paris Musette : es hätten vier CDs werden sollen, aber vor CD drei starben gleich vier Musiker, unter anderem die beiden wichtigen Gitarristen Duprat und Roussin - gerade die aber erscheinen in diesen Aufnahmen zu sehr zurückhaltend, wenig solistisch, eher dienend - man traute sich hier nicht so recht, will mir scheinen...Insgesamt unbedingt empfehlenswert trotz alledem, aber wer soetwas mag, höre sich zuerst, wenn er sie bekommen kann, die alten Originalaufnahmen von Viseur usw. an!!! Ich mag Musette sehr und höre diese Platten immer wieder, aber zum Tanzen regen sie mich nicht an, wozu sie ja ursprünglich gedacht waren...
    One Charming Night - Theatermusiken und Arien One Charming Night - Theatermusiken und Arien (CD)
    28.08.2020
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Fragezeichen

    Daß diese CD, und jetzt, erscheint, ist ein schlechtes Zeichen. Hansens Karriere scheint auf einigen Bühnen noch gut zu laufen, aber es mehren sich die kritischen Stimmen. Er müßte längst ein Händel-Album machen und mehr von seinen bravourösen Opern-Leistungen aufnehmen; entweder er möchte das tun, erhält aber keine Gelegenheiten (Verträge) oder aber die Leistungen lassen nach. Seine Stimme ist für die Musik Purcells nur bedingt geeignet, so lyrisch und intensiv er auch interpretiert. Insgesamt kommt mir dies vor wie ein Verlegenheits-Programm, und auf die instrumentalen Stücke kann ich auch verzichten. Deshalb Punktabzug. Wie schön wäre es gewesen, hätten wir von ihm Händels "Yet can I hear..." (auf Youtube anschauen !) !!!
    Auburtin, V: Feuilletonist greift in die Politik Auburtin, V: Feuilletonist greift in die Politik (Buch)
    04.07.2020

    Unverzichtbar

    wie jede, aber auch jede Wiederveröffentlichung dieses vom Abseits der Mitwelt ins Abseits der Nachwelt Geratenen - einige Leser haben ihn hinübergerettet, so wie viele ihn zu Lebzeiten durchaus wahrnahmen, aber als Randerscheinung. Es ist kein Zufall, daß die Auswahlbände schon bald nach seinem Tod ähnliche Titel trugen : Kristalle und Kiesel (Langen Müller 1930), Von der Seite gesehen (50er Jahre rororo), Bescheiden steht am Straßenrand (1973 DDR)... Dieser Mann, der seine Schriften als Zeugnisse "milder Weisheit" herausgab, hatte durch seine Kriegsgefangenschaft ab 1914 genügend über die große Politik gelernt, um ihr zeitlebens sehr distanziert gegenüberzustehen. Davon spricht er auch hier, in Betrachtungen, bei denen jedes Wort auf der Waagschale liegt und jede Wendung verstanden und genossen werden will. Er selbst hat gar nicht an das literarische Überleben geglaubt :"Warum schreiben wir ? Warum legen wir goldene Äpfel in silberne Schalen ?" Die Frage findet keine Antwort.
    Zu diesem Band wäre noch zu bemerken, daß sein Titel leicht irreführend ist : Seitenlinien gibt es vor allem auf den Spielfeldern des Sports, das paßt hier nicht. Lobenswert die Fadenheftung - bei leicht beschmutzbarem Broschur. Nicht lobenswert : viel zu wenig Text für eine Auswahl. Einige Feuilletons erscheinen in den bekannten Auswahlbänden nicht - aber hier! Also doch rundweg eine Empfehlung auch zum Weiterlesen. Hoffentlich bringen die Leute bei Arsenal die Werkausgabe noch zum Abschluß !
    Ein Kommentar
    Anonym
    06.07.2020

    Warum ?

    warum hier so früh eine Rezension geschaltet wurde ? Weil das Bändchen schon ANFANG Juli 2020 lieferbar war. Und gelesen ist es schnell. Zu den DDR-Ausgaben : es waren zwei, "Sündenfälle" 1970 und "Bescheiden steht..." 1982. (Hanslick)
    Haitian Suite: The Music Of  Frantz Casséus Haitian Suite: The Music Of Frantz Casséus (CD)
    05.04.2020
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Unverzichtbar

    Die einzige derzeit vollständige Sammlung der Stücke von Frantz Casséus - Marc Ribot verfügte seinerzeit nicht über das zugängliche Material, da ein Heft mit etlichen Liedern usw. nachher erst auftauchte - vielleicht nicht das letzte ?? Wo immer man hineinhört, gibt es frische, sparsam aber ausdrucksvoll gesetzte Musik, in der Freude durch Melancholie grundiert und Melancholie durch Freude erleuchtet wird. Wie schlechterdings alle Produktionen Mesircas rückhaltlos empfehlenswert. Bemerkenswerter Booklettext. Die zweite CD kann nichts mehr Substantielles enthalten; ich habe die erste Edition, die nur eine CD umfaßt...
    Symphonische Kantate "Das Lied" Symphonische Kantate "Das Lied" (SACD)
    17.01.2020
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Curiosity Shop

    Neeme Järvi nimmt schon seit den 80er Jahren Werke von Stenhammar auf; das hier ist sozusagen eine Nachlese. Bekannt sind die zwei Romanzen für Violine und Orchester, ich gehe auf sie hier nicht ein. Romeo und Julia : eine knappe Suite Theatermusik mit überraschend gut abgestimmten Themen und Beziehungen; sie hat mit dem Stoff des Stückes nichts zu tun. Klare Konturen, die melodisch=harmonische Physiognomie wird überwiegend von den zwei Solobläsern getragen - sehr gut musiziert und trotz des asketischen Gestus, der ja Stenhammars Persönlichkeit insgesamt auszeichnet, anrührend. Hier wie bei allen Werken der CD bemerkenswert die innere Ruhe des Dirigates und der Ausführung. Für mich wichtig war Reverenza - man weiß ja, daß Stenhammar es aus der großen (hervorragenden !) Serenade OP.31 aussortiert hat. Hier versteht man auch, warum. Sie steht mit ihren Stilanklängen an das achtzehnte Jahrhundert und ihren etwas grob humoristischen Wendungen doch fremd in der ansonsten dicht und mit kühler Heiterkeit gestalteten "Frühlings-Dithyrambe" (wie Stenhammar sie zuerst nennen wollte). Wichtig zu wissen, schwer zu genießen. Nun, und dann das legendäre letzte Groß-Werk Op.44 "Sangen". Auch hier kein Wunder, daß Järvi sich so lange Zeit nahm, bis er es dirigierte. Die "Kantate" ist ein Bastard aus Huldigungsmusik (der Text) und einer großen symphonischen Entwicklung, die aber nicht mit knalligen Themen aufwartet, sondern ihre Entwicklung mehr in komplexen (wiewohl noch tonalen) Klängen und ihren Verwandlungen sucht. Dabei wird zuwenig zwischen den Stimmen differenziert : was der Bass macht, macht der Sopran letztlich ähnlich, nur höher.. Verzichtet man darauf, den unmöglich verquasten symbolistischen Text zu verfolgen und konzentriert sich ganz auf die Klänge, erlebt man ein Drama nach dem uralten, immer gültigen Muster "per aspera ad astra". Der zweite Teil, in welchem der Gesang befriedend in die Welt getreten ist und Huldigungen empfängt, klingt streckenweise etwas nach Beethovens Ode an die Freude, aber das macht nichts; eine Viertelstunde Verklärung hat noch niemand geschadet. Übrigens hat dieses Werk, das mit den Worten "Mitt Land..." beginnt, bei seinem ersten Publikum wenig Erfolg gehabt. Es ist wohl kein Zufall, daß des Textdichters Rangström eigene zweite Sinfonie, unter ebendiesem Titel "Mitt Land", auch wenig Erfolg hatte - vielleicht ist ja doch etwas daran, daß die Schweden nichts offen Patriotisches mögen. - Den SACD-Klang kann ich nicht beurteilen, es klingt auch in zwei Ohren sehr gut, transparent und dennoch kraftvoll und farbig.
    Requiem op.144b Requiem op.144b (CD)
    15.12.2019
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Halbe-Halbe ?

    Ich habe das Konzert von Pregardien/Toll in FR noch gut in Erinnerung: völlig verhallt, sodaß nur der Bariton, kaum der Chor gut zu verstehen waren, zu großer Kirchenraum... So bin ich dankbar für diese CD, die mir nachträglich wenigstens die Hauptstücke des Abends zum Nachhören gibt. Die Hauptstücke, das sind nur die zwei OP.144 von Reger. Beide leiden nicht unter der reduzierenden Bearbeitung, Pathos wie Struktur der Werke werden mustergültig wiedergegeben, mit einem Wort, es ist anrührende, großartige Musik. Vierunddreissig Minuten. Was ist mit den anderen dreissig ? Die kann man meines Erachtens glatt wegstreichen. Die fünf Rückertlieder Mahlers werden schon durch die Bearbeitung weniger geklärt denn entblößt, entblößt vor allem von sinntragendem Klang. Hinzukommt der Duktus der eigentlich ausgezeichneten Stimme Pregardiens : er neigt, wie eigentlich alle Fischer-Dieskau-Nachfolger, zum Referieren. Man vergleiche einmal das Lied vom Lindenduft und "Ich bin der Welt abhanden gekommen" in der Aufnahme von Janet Baker und John Barbirolli ! In beiden MUSS der Klang der Stimme mit dem des Orchesters verschmelzen, sonst wird der Sinn der Komposition verfehlt. Intellektuelle Distanz ist hier nur bei der Vorbereitung gefragt. Noch zu Zemlinsky : Psalm 23 ist eines der vielen Beispiele für die hohe Kunst, ohne Einfälle zu komponieren. Statt deren gibt es Subtilitäten und am Ende salonhaftes Plätschern (das Klavier !!). Ich sage ja, Bearbeitung kann auch Entblößung sein. Die frohe Botschaft des Psalms wird, sogar mit illustrativen Elementen, unfreiwillig karikiert. Man höre zum Vergleich das Anthem "The Lord is my Shepherd" von John Blow ! Hier keinerlei Zugeständnis an das Illustrative; eine "noble tune" mit einem ebensolchen Gegenstück, keine Kontrapunktik, die sich wie bei Herrn Z. als angedreht erweist, sondern erfüllte und zuversichtlich stimmende Musik. Man wende nicht ein, das sei 300 Jahre her ! Es ist so jung wie damals, was nicht zuletzt Arthur Bliss' "Meditations on a Theme of John Blow" (1955) beweisen (Aufnahme ? Hugo Rignold und das CBSO bei Lyrita). Übrigens hat auch Reger durchaus begriffen, daß einfache Überlagerung von Gesangslinien unter der führenden Stimme für das Gedicht von Hebbel wie das von Eichendorff durchaus genügen und - nun eben das Pathos des Gedenkens wie des Trostes (für den Einsiedler) bezeugen können. Pregardien ist hierfür genau richtig, der Chor innig und präzise wie immer , das Orchester klar und unterstützend, das Dirigat vorbildlich besonnen - also eine Empfehlung für diese selten gespielten Werke, und die andere Hälfte...-: Pflücke den Tag, und vergiß den Rest, heißt es so schön im Poesiekalender.
    George Enescu - Composer / Conductor / Pianist / Violinist / Teacher George Enescu - Composer / Conductor / Pianist / Violinist / Teacher (CD)
    02.09.2019
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    VORBEHALTE

    Auf dem Karton steht, es wäre jetzt zum ersten Mal möglich, den Künstler, Komponist usw. in allen seinen Facetten kennenzulernen. Also das stimmt schon mal nicht. Was wir hier bekommen, ist vor allem und fast ausschließlich der Dirigent E., und der ist ja nicht unumstritten. Außerdem : es sollte klar sein, daß nur der Komponist und der Geiger zählen, alles andere ist bestenfalls Beiwerk. Die Überspielungen sind grob, stumpf, schrill, man vergleiche für Mozart und die Bach-Konzerte die EMI-References, für die Sei Solo von Bach die italienische Überspielung des Istituto discografico, die auch schon nicht gut war. Die Interpretationen sind teils-teils, was die Solisten außer E. angeht; ein bizarres Dokument sind die Mozart-Konzerte von 1951 : im Klang wie Autoradio von früher, das Geigenspiel von Thibaud ist, höflich gesagt, eigensinnig, er kümmert sich auch nicht um rhythmische Übereinstimmung mit dem Dirigenten, spielt unpassende und überlange Kadenzen usw. - Man kann nach alledem nur daran festhalten, daß Enescu ein sehr guter Begleiter war (Orchester), ohne Solisten ist er nicht so gut (man höre nur die seltsamen Tempi von KV 550). Vom Komponisten Enescu gibt es nur die Rhapsodien OP.11 und die dritte Klaviersonate - Lipatti natürlich, den wir auf EMI besser in Erinnerung haben. Die Welte-Rollen sind so, wie Welte-Rollen halt sind; das "Adagio" Op.3,3 glaube ich diesem Pianisten nicht, man vergleiche die Aufnahme der ganzen Suite etwa von Luisa Borac.
    So könnte es endlos weitergehen, halten wir fest: einer der außergewöhnlichsten Musiker der letzten 150 Jahre (Casals hatte schon recht), dessen Bach-Soli allein diese Einschätzung rechtfertigen, aber hier wird ihm ein Bärendienst erwiesen. Wer ihn nicht anders kennenlernen kann : Voilà ! Es gibt aber im Internet noch andere, gute Aufnahmen : das Beethoven-Konzert u.a.
    Victor de Sabata - Recordings on Deutsche Grammophon & Decca Victor de Sabata - Recordings on Deutsche Grammophon & Decca (CD)
    17.03.2019
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Referenz

    de Sabata war nicht nur der Meister der Puccinischen Tosca und des Requiems von Verdi, er hat auch, allerdings spärlich, Aufnahmen seines sinfonischen Repertoires hinterlassen, die seine Stringenz, Klarheit und Unerbittlichkeit demonstrieren. Genießen kann man das erst in zweiter Linie, es sind fast Schulbeispiele. Die Vierte von Brahms ist für mich als prinzipiellen Brahms-Gegner nur in solchen Aufnahmen anhörbar, dann aber faszinierend. Die Dritte Beethoven hat mich noch nie überzeugt, auch hier nicht, aber sie ist am dichtesten dran. Sehr schön der lärmige Respighi, Berlioz und Kodaly, ebenso Strauss. Das Mozart-Requiem, keiner meiner All-Time-Favourites, leidet hier unter schlechter Klangqualität, enges Mono, bei dem aber die sehr eindringlichen Solisten noch gut durchkommen, der Chor nicht. Alles in allem sehr empfehlenswert, das Booklet enthält ein letztlich belangloses Interview mit den Kindern de Sabatas, die u.a. über die Kleidervorlieben des Vaters schwadronieren.
    Parnasso in Festa (per gli sponsali di Teti e Peleo) HWV 73 Parnasso in Festa (per gli sponsali di Teti e Peleo) HWV 73 (SACD)
    10.08.2017
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Die Ehe für alle

    Muntere, wohlgelungene Aufnahme eines Werkes, das uns kaum mehr interessieren kann. Ein Ensemble durchweg guter Sänger setzt Akzente des Dramatischen, wo kein Drama stattfindet, sondern Huldigungstapete. (Die oben im Werbe-Text genannten Sänger waren die der Erstaufführung !).David Hansen (Apollo) als Primus inter pares, der zweite Countertenor Kangmin Justin Kim hat schöne Tongebung und sichere Höhe, singt aber eindimensional (Ausnahme die ergreifende Arie "Ho perso il mio ben"); die Figuren der Clio, Calliope usw. erreichen keine Plastizität, sind fast austauschbar, die Damen neigen zum Tirilieren. Das Orchester folgt bei gelegentlich tänzerischen, dann wieder gesammelt-frohlockendem Ausdruck strikt den Gesetzen der musikantischen Keuschheit (kein Vibrato, Akzente durch Drücker, eckige Phrasen). Im Ganzen eine Darbietung für die Freunde jener musikalischen Denkmalpflege, die sich völlig von ihren Inhalten emanzipiert hat. Es wird hier einer Hochzeit zugejubelt, die ein Schemen der Vergangenheit ist, die Brautleute und ihre Nachfahren sind längst Staub. Imgrunde ähnliche Veranstaltung wie das Aufhübschen gotischer Kirchen, in denen kein Gott mehr wohnt, oder von Renaissance-Latrinen mit LED-Licht und Erklärungstafel, in denen keiner mehr --. Soll der Kunstwert das neue Leben verbürgen ? Aber welches ? Apollo (Hansen), der Ordner und Heilsbringer, ordnet die Huldigungen, sieht sich aber auch mit melancholischen Erinnerungen aus dem eigenen Liebesleben konfrontiert, etwa an Daphne, die auf der Flucht vor seinem Begehren in einen Lorbeerbaum verwandelt wurde. (Ergreifend Nr.7,8) - Heute kann man einen Lorbeerbaum heiraten, eine Hyazinthe gar, aber wo finden wir den Gott dazu ???
    Johannes-Passion BWV 245 Johannes-Passion BWV 245 (CD)
    02.04.2017
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Historisch desinformiert

    Manchmal frage ich mich, wohin das noch führen soll mit der "historischen" Aufführungspraxis. Einmal abgesehen davon, daß damit meines Erachtens von vorneherein beansprucht wird, etwas "Geschichtliches" oder Geschichtsträchtiges geleistet zu haben, so gibt ja nicht jeder Rückgang auf alte Quellen (Noten) stichhaltige Anhaltspunkte. Warum wird neuerdings eine Bach-Passion mit so wenigen Sängern/Innen aufgeführt ? Weil man beweisen will, daß man etwas besser gelesen hat, also aus Noten-materiellen Gründen. De facto spiegelten kleine wie große Besetzungen zur Entstehungszeit wie heute mehrerlei : die Umstände der ersten Aufführungen so wie aber das jeweilige Verständnis von Gemeinde. Und diese kann man aus großer zeitlicher Entfernung, sprich viel später, auch ganz anders verstehen denn zu Luthers oder Bachs Zeit. Damals stand das "Verhältnis zu Gott" ganz und gar auf dem Einzelnen, Kleinen oder Großen, der sich in Sünde wie Begnadung Gott gegenüber weiß und rechtfertigt oder frohlockt. Sieht man hier nicht Glück, Gnade und Ruhm zusammen, verfehlt man das Menschenbild so wie den Glauben (protestantisch wie katholisch) der damaligen Kultur (nicht nur der "Zeit", wie es gern genannt wird). Es wird also mit einer kleinen Besetzung (wie hier von Minkowski) ein unhistorischer Sprung in jene Kultur getan, um ein neues Klangerlebnis zu erzeugen - soetwas wie "Klangerlebnisse" wären mit gutem Grund Bach nicht in die Feder geflossen. Seine Kunst war Allegorie im Klang und dem gefügten Satz. Nirgendwo versagt die "historische Aufführungspraxis" so sehr wie bei religiösen Musiken oder beim Humor. Denn beides (!) verwirklicht sich in Transzendenz, die Aufführung materieller "Lesarten" kann hier nichts erbringen. Und es passiert immer wieder - man höre nur einmal Mozarts Missa in c KV 427 von Harnoncourt ! Verweltlichter geht es nicht mehr. Die große Besetzung, wie sie die Bach-Pflege der Nachkriegszeit kennzeichnet, war nicht nur akademisch-pomphafter Aneignung der Tradition verdankt, sie repräsentierte auch eine große Gemeinde, ein Kollektiv, das von den Ereignissen der Passion ergriffen ist und ihnen respondiert. Ich sehe nicht, was daran falsch sein soll, zumal wenn Dirigenten wie Fritz Lehmann die Ensembles leiteten. Das war keine "Archiv-Produktion", auch wenn die betreffende Reihe bei Polydor so hieß. Zu dieser Aufnahme : sie klingt nicht gut, und ich vermute, das ist Absicht. Die Mitten fehlen, sie sind nur bei den Sängern gut abgebildet. Die Instrumente lassen zu viel Geräuschhaftes hören, Bässe und Höhen mit nichts dazwischen, die Tempi sind auf charakteristische Weise zu schnell - der Eingangschor kommt daher wie Gothic Rock. Die Solopartien sind nicht gut genug besetzt - Jesus als einzige Ausnahme, aber der darf ja nicht singen. Und es ändert hieran nichts, daß einer der besten Sänger unserer Zeit verpflichtet wurde, nämlich David Hansen, und dann nur für eine der beiden Alto-Arien. Bei der Sopran-Arie ("Ich folge Dir gleichfalls") wird es dann schwer erträglich. Denn hier wird schlicht und einfach ungenau musiziert, die Bläser verschwimmen und sind sowieso viel zuwenig präsent, das Ganze schleppt sich fußkrank und einschläfernd weiter... Hören wir doch lieber die 1961er Aufnahme von Karl Forster, den Evangelisten Fritz Wunderlich, die Sopranistin Elisabeth Grümmer, die Altistin Christa Ludwig - ich weiß, es ist ein krasser Unterschied, aber hier hat der vielmißbrauchte Begriff Referenz eben noch eine Bedeutung. Für Minkowski leider nur 2,5 Sterne, mehr war nicht zu haben.
    3 Kommentare
    Anonym
    17.04.2017

    "Eduard Hanslick"

    ... würde sich verwundern, dass er sich selbst beweihräuchert. Sorry, die Rezension von "Hanslick" ist definitiv eine Zumutung und berücksichtigt einfach nicht, dass es bei der Johannespassion nicht nur eine Lesart gibt. Und - man kann davon ausgehen, dass diejenige von Minkowski nicht den Anspruch auf Geschichtsträchtigkeit besitzt. Überhaupt schon: wie kann man davon ausgehen, dass "die Aufnahme mit Absicht nicht gut klingen soll"? Wie paradox ist das denn ? Jede Zeit hat Ihre Lesart und versucht immer auf den Grund der Geschichte (Passion) zu gelangen. Jeder muss dies individuell herausfinden. Und selbst in der laufenden Zeit wird es dazu kommen, dass der Hörer jene von Karl Richter favorisiert oder zu einer anderen Zeit (Monate später) jene von Minkowski. Es kann kein Richtig oder Falsch geben.
    Anonym
    13.04.2017

    Historisch, für die Ewigkeit

    Soll es den Interpreten oder der Interpretation wirklich um Ewigkeit gehen ? Geht es hier nicht ganz einfach darum einen anderen Weg mit dem gleichen Ziel zu finden ? Es bleibt unbestritten - Interpretationen der 1960er, 1970er oder 1980er Jahre werden auch für mich als 1964 Geborener immer Ihre Gültigkeit, Ihre ganz eigene Aussage behalten - und doch kann ich mit Interpretationen von Rene Jacobs, Paul McCreesh, John Eliot Gardiner, Gustav Leonhardt, Sigiswald Kuijken sehr viel anfangen. Die Spannung der Passion bleibt unangetastet, unvergleichlich !
    griba
    21.04.2017

    Eigene religiöse Befindlichkeit als Maßstab?!

    Lieber hanslick ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber was rezensieren Sie eigentlich?!
    Es scheint mir Sie fechten hier (unbewusst) Ihre eigene religiöse Befindlichkeit aus !

    Diese hat aber grundsätzlich nichts mit dem Rezensieren irgendeines zu besprechenden Werkes irgendeines Komponisten, noch mit der Interpretation irgendeines Künstlers oder der gewählten Aufführungspraxis zu tun!

    Gehen Sie doch mal in sich und revideren die von Ihnen vorgelgete Rezension auf das Sachliche.
    Die von Ihnen vorgelegte Rezension empfinde ich als unagemessen, ja deplaziert.

    Im übrigen empfehle ich Ihnen sich mal mit der aktuellen Bachforschung zum Thema Aufführungspraxis auseinanderzusetzten. Für den Anfang wären da Andrew Parrott "Bachs Chor - Zum neuen Verständnis" und Michaels Mauls wegweisendes Buch "„Dero berühmbter Chor“ – Die Leipziger Thomasschule und ihre Kantoren (1212–1804)" zu nennen.

    Dies beide, sich zum Teil relativierende und ergänzende Werke, eröffnen eine enstprechende Sichtweis, sofern man offen für neues Wissn ist.
    Für bestimmte Zeiten des Thomaskatorates kann man nicht nur die Besetzungstärken ableiten, man kann sogar die Sänger beim Namen nennen!
    Dies führt unweigerlich zu Bachs "Höchstnötigen Entwurff einer wohlbestallten Kirchenmusik" und den daraus abzuleitenen Konsequenzen der Aufführungspraxis bei Bach und einer historisch informierten Aufführungspraxis im Hier und Heute!

    Vielleicht erweitert sich dadurch Ihr Verständnis für diese Aufnahme.
    Bamberger Symphoniker - The First 70 Years Bamberger Symphoniker - The First 70 Years (CD)
    06.08.2016
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    BÄMBÖRG IS WONDERFUL ---

    also sprach, an seiner Cola nippend, Jonny, ein GI, der dort einmal stationiert war, nachzulesen in Heft sieben des vierzigsten Jahrgangs MERIAN S.53, 1987. Folgt der obligatorische Artikel über das dortige Orchester, damals, unter Horst Stein, neu aufbrechend in die (spät-)romantische Musik, für die und von der es schon einmal seinen dunkel timbrierten, skulpturalen, atmenden Klang gebildet hatte. Wie alles Lebendige bedurfte er der Erfrischung, und sie kommt nur aus der Versenkung in das einzelne Kunstwerk, aus der Inspiration durch den einzelnen Musiker, Dirigenten. Mit ihnen verändert sich dieser Klang, dennoch bewahrt das Ensemble seine musikalische Physiognomie. Die Jubiläums-Sammlung hier gibt sie wieder, aber an welchem Repertoire ?? Es scheint, als hätte man den englischen Titel wörtlich genommen und geglaubt, überwiegend nur Symphonien aufnehmen zu sollen. Das Paradestück der Bamberger aber, die Neunte von Dvorak, fehlt. Es gibt nur ein Konzert (KV 491), keine neueren Stücke als die von Pfitzner, Richard Strauss, Strawinski. Repräsentativ ist dies nicht. Ich kann hier nicht jede CD einzeln besprechen, daher nur Notizen zu den Extremen : Ausfälle und Höhepunkte. Zuerst die Ausfälle : Mendelssohns "Sommernachtstraum"-Ouvertüre unter Rowicki (CD 5, 1989) ist flau, hat zu weiche Einsätze in den Tutti, irgendwie glatt und ohne Glanz, der Rüpeltanz viel zu zahm. Welch ein Unterschied zu der fast gleichzeitigen Aufnahme desselben Werkes unter Claus-Peter Flor (Sony-BMG) ! Dort ist alles hochdifferenziert, farbig, spannend. Weiter : Beethovens Pastorale unter Kurt Sanderling (CD 8, 1998) ist zu langsam, gelegentlich direkt buchstabierend (die Bläser); im Gewitter wird dann kräftig und kompakt Lärm gemacht. Ich habe nichts gegen Verlangsamung; die Metronomisierung Beethovens (die Halbe=66) drängt aber dem ersten Satz eine Eile auf, die ich störend finde; das ist nicht ma non troppo - dafür hat der Pedant Gielen den Beweis erbracht. Aber hier ist es zu dröge. Eugen Jochums Jupitersymphonie (CD 9) wirkt müde und abgespielt. Ganz dämmrig und mit verwaschenem Streicherklang die "Metamorphosen" unter Sinopoli (CD 10) --: das Stück hat Struktur ! Der Querschnitt aus der "Verkauften Braut" (CD 6) ist hier ein Ausfall, -- weil man vor allem ihn weglassen könnte. Denn die Einspielung ist eine absolute Referenz, unverzichtbar und immer greifbar, daher hier überflüssig, vor allem, wenn man sie kürzt...Nun die Höhepunkte : Beethovens Erste unter Keilberth (CD 2) : fein, aber dicht, zügig und mit Witz dargeboten; der für den Dirigenten sonst typische breite Pinsel blieb hier einmal beiseite. Solche Beethoven-Aufführungen möchte ich öfter hören. Dvoraks Slawische Tänze in Auswahl (Dorati, CD 8) übertragen ihre Spielfreude und Lust an der Genauigkeit auch im etwas harten Analogklang. Strauss` Alpensymphonie und Bruckners Vierte unter Horst Stein (CD 10 und 12) sind Modelle von Klarheit, überlegener Disposition und Klangfarbenreichtum : eine Pracht. Schließlich Mahlers Erste unter Nott (CD 15) : zwar etwas sehr bekenntnishaft (lies überakzentuiert), aber mit großer Ruhe und langem Atem, genau und brillant dargeboten. Alles überragend aber die Aufnahmen zweier Gäste : Ferdinand Leitner und Fritz Lehmann. Leitners Esprit de finesse machte ihn zum idealen Begleiter; so elegant und stilsicher führte er seine Musiker wie kaum einer - außer eben Fritz Lehmann. In den fünfziger Jahren wichtiger Dirigent der DGG, die ihn heute fast vergessen zu haben scheint, war er ein Mann mit Riesenrepertoire, in allen Sätteln gerecht, analytisch wie poetisch überlegen, hier mit Dvoraks Achter, Schumann, Mozart, Tschaikovski präsent - ein Genuß. Übrigens jährt sich sein früher Tod heuer zum sechzigsten Male, also ein trauriges Gedenken.--- Zu dem mageren Booklet sei noch bemerkt, daß bei KV 491 die Angabe der Kadenzen fehlt; sie sind vom Solisten, Wilhelm Kempff. Bei allem Lob: die Kassette scheint mir fast für japanische Weltkulturerbe-Touristen gemacht.
    Und damit zu meiner GRATIS-BUCHKRITIK. Unter dem Titel "Bamberg Symphony" ist bei HatjeCantz ein Bildband zum Jubiläum erschienen, der den genannten Touristen sicher auch gefällt. Geschmäcklerisch-unscharfe Fotografien (Andreas Herzau), die kaum einmal ein Apercu aus dem Orchesterleben geben - pensiv-strenge Gesichter, erschöpfte Klangerzeuger, begeistertes Publikum - , ansonsten meist leider nichtssagende Blicke aus Hotelfenstern usw. Es gibt auch Text. Nora Gomringer, die so dreist ist, sich als `Dichterin`einzuführen, zeigt uns, wohin der Literaturbetrieb seine willigen Zuarbeiter bringt : Anbiedernd und verschmockt, jeglicher Bildung entratend, porträtiert sie Orchester und Stadt in einem "Alphabet" gelegentlich dümmlicher, dann wieder zynischer Bemerkungen; ist es ein Zufall, daß das MERIAN-Heft Nr. 2/XXII 1969 bereits ein, allerdings witziges, Alphabet über Bamberg brachte (S.15 ff.)? Gomringer-Originalton : "Mein Verdacht : Sorgfalt erhebt den Menschen zur Relevanz." Also wenn Sorgfalt einem "Verdacht" verfällt....Hier kann man sich nur noch abwenden. Hoffentlich zur Musik ! "Zähigkeit ist den Bamberger Symphonikern zur zweiten Natur geworden." (Karl Schumann, MERIAN 2/XXII 1969, S.78)
    Rhapsodien für Orchester Nr.1 & 2 Rhapsodien für Orchester Nr.1 & 2 (CD)
    25.06.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Unverbindlich ?

    Moeran hatte immer irgendetwas Irisches auf der Pfanne, aber gerade bei den Rhapsodien hier kann man nicht eigentlich von einer Huldigung an Irland sprechen, denn dafür sind sie zu leichtgewichtig. Es scheint mir, als ob "Irland" für Moeran soetwas wie eine zweite Welt war, in der andere Gesetze galten als in unserer, und die er betreten und verlassen konnte, wenn er sich künstlerisch betätigte. Was aber dort passiert, folgt nicht, wie so oft etwa bei Bax, den persönlichen Stimmungen und Absichten, sondern scheint in der anderen Luft bereitzuliegen, die er dort atmete. So hört man seine Rhapsodien als Folge von Episoden, die auch anders aufeinander folgen könnten, weil sie eben im Raum auf ihn gewartet zu haben scheinen, bis er vorbeikam. Ob es dann wie in dem Klavierstück fis-moll auch noch vergnüglich wird, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Irland ist überall. Das Orchester spielt konzentriert und prächtig auf, das Dirigat richtet sich auf Akzente mehr als auf Spannungsbögen, alles wird auf Hochglanz poliert. Mir sind die großen Werke Moerans lieber (Sinfonie, Konzerte).
    Dardanus Dardanus (CD)
    07.03.2016
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Vor und nach dem Kampf

    Gemeint ist hier der Kampf um die "historische Wahrheit" einer Aufführung, nicht der mit dem Drachen im vierten Akt der Oper. Oder doch ? Solche mit fast teutonischem Ernst vorgetragene Aufführungen wie diese, mit sattesten Farbstrichen etwa in den Bass-Streichern, mit gelegentlich schriller Intensität bei den Sängern (Mesdames Eda-Pierre (Venus) und von Stade (Iphise)) wurden ja nur scheinbar durch eine "historisch informierte Aufführungspraxis" überholt, die ihren Kampf um Marktanteile hinter der Suche nach der wahren Schriftfassung und Klangrede versteckte - soviel zum jüngst erfolgten Hinschied des Meisters dieser Kunst, Nikolaus Harnoncourt (seine weiteren Adelstitel habe ich vergessen). Wie plump Leppards Interpretation zunächst auch klingt, sie bringt eine überzeugende Dramaturgie und in den Zentralstücken mitreißenden, innigen Gesang und so klare wie packende Orchester-Beiträge. Daß Iphise manchmal etwas dick aufträgt - geschenkt, das war und ist das Problem von Frau von Stade, der Einfühlung in eine Rolle nur über das vokale Grimassieren zu gelingen scheint. Gaß Dardanus (Mr. Gautier) anfangs etwas knödelt und bis zum Schluß insgesamt unfrei singt - geschenkt, ist da doch die Kerkerszene (Acte IV), die er ausgezeichnet gestaltet - ich kann mir dies von John Mark Ainsley kaum vorstellen, so sehr ich ihn schätze. Nach dem Kampf mit dem Drachen und den falschen Aufklärern sind die Aufnahmen von Leppard immer noch da und trotz ihrer Gebrechen empfehlenswert. Miserables Booklet mit dürftiger Inhaltsangabe, sonst nichts !
    Ein Kommentar
    Anonym
    08.03.2016

    Drachen und anderes

    Verzeihung für das "Gaß" - es muß natürlich heißen "Daß" . Bei meiner Bewertung habe ich ganz vergessen, José van Dam zu loben, der den Ismenor singt - eindringlich, mitfühlend (er ist ja quasi die Briefkastentante dieser Aufführung, als Zauberer !) - aber er ist immer so gut, daß man ihn leicht vergißt. Der Drache wird übrigens im Traum oder kurz danach besiegt - gelänge uns das doch auch bei den vielen Drachen, die uns in der Kunstwelt Vorschriften machen wollen ! (hanslick soi-même)
    Fantasia on a Theme by Tallis Fantasia on a Theme by Tallis (CD)
    22.02.2016
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Sichere Bank

    Eigentlich hätte ich schreiben sollen : Glanz und Abgrund der Bukolik; aber das stimmt ja nun nicht ganz, obwohl... auch die Tallis-Fantasie klingt ja ein wenig so. Alle Stücke dieser CD sind "sichere Nummern" für den Fan von RVW, es bleibt nur übrig, die Klangschönheit und bedächtige Gangart von Haitinks Interpretationen zu loben, der allerdings gerade in der Fantasie geradezu Karajansche Klangvorstellungen realisiert: so leise, fast am Rand des Hörbaren, sind die entfernt zu spielenden Passagen hier aufgenommen. Übrigens fährt bei Wenlock Edge ganz schön der Wind in die bukolische Szene und macht klar, daß hier nicht alles wohlgeordnet ist. Ian Bostridge singt diese Lieder vorbildlich klar und innig, aber auch er kann dem mittleren Stück, diesem Dialog eines Mannes mit seinem toten Freund, nicht mehr abgewinnen, als RVW komponiert hat, und das ist leider theatralisch-enttäuschend. Was für ein Unterschied zu der, ich möchte sagen gültigen Vertonung dieses Housmanschen Textes durch George Butterworth ! Am Ende jammert noch der Sammler in mir ein wenig: die CD erscheint nun bereits mit dem Abzeichen von Warner; der rote EMI-Balken ist weg ! Such a pity.
    British String Concertos British String Concertos (CD)
    08.02.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Eine Art Überblick

    Für die Kalkulation von Lyrita günstige Zusammenstellung von Konzertaufnahmen der letzten Jahrzehnte in England; freilich fehlen die Konzerte von Walton und Britten (mit Ida Haendel sowieso Referenz bei exEMI), das von Bax (Mordkovich, bei Chandos)... Die ersten beiden CDs führen den Ausgang der Entwicklung aus der Spätromantik vor; dem liebenswert-ausgetüftelten Konzert von Coleridge-Taylor folgen zwei kurze, aber üppige Werke von Holst (Cello und Viola), in denen sich schon der Gestus des Machers andeutet, dem das Romantische letztlich Objekt eines Designs wird, nirgends besser zu hören als an dem Konzert für zwei Violinen, das dann in konstruktiver Strenge kontapunktische Musik vorführt, die von Reger oder Raphael sein könnte, was nichts über ihre Güte aussagt. Auf der zweiten CD wird es dann außergewöhnlich defensiv mit dem Konzert von Busch, das innig, aber gelegentlich auch gefällig dialogisiert; Moeran scheint seine von Irland herrührenden Inspirationen in jedem Medium, ob Konzert, Symphonie oder Kammermusik, adäquat ausdrücken zu können, eine wertvolle Aufnahme ! Ja, und bei Rubbra schließlich sind wir schon bei der Resignation und den kleinsten Schritten, mit denen diese spätromantische Musik sich ihres Bodens vergewissert... Mit CD 3 betreten wir das Niemandsland der stilistischen Desorientierung: bei Gerhard paßt nichts mehr zusammen, weder Gestus noch Technik des Diskurses, drei völlig unvereinbare Sätze. Fricker hat bei aller herben und ausweglosen Disharmonie doch noch konstruktives Geschick genug gehabt, sein Ganzes wenigstens rhythmisch-proportional zusammenzuschließen, auch wenn die Formulierungen im Einzelnen nicht mehr überzeugen können. Und ich frage mich bei Elizabeth Maconchy, ob sie irgendetwas ernst gemeint hat an ihrer schrillen "Serenata" ? Damit ist keine Frau auf der Welt an's Fenster oder womöglich zu einem Schäferstündlein zu verführen (was ja der ursprüngliche Sinn einer Serenade sein sollte), und unterhaltend ist das auch nicht. Über CD 4 habe ich wenig zu sagen; Morgan wie Banks schreiben die allzu-routinierten "Kadenzen", die sich doch keiner harmonischen Bewegung mehr verdanken, und plakativ-herbe Einwürfe des Orchesters, Hoddinott führt seine bedenkenlose Produktivität vor, die mich, da ohne Aussage bzw. Botschaft, ratlos läßt. Aber da fehlt doch noch etwas ?! - Freilich : das Ende der 20er Jahre entstandene Introit von Finzi, und merkwürdig, ausgerechnet diese Aufnahme klingt nicht gut (schrill nicht nur im Solo, verzerrt im Orchester, zu langsam), und das ausgerechnet bei diesem wunderschönen Stück und bei Boult ! Singuläre Entgleisung in einer ansonsten klangtechnisch und musikalisch anspruchsvollen, mit guten Geiger(inne)n besetzten Aufnahmereihe. Das Booklet gibt wenig mehr denn technische Anmerkungen zu den Werken. Eine Einladung aber für diejenigen, die das Label noch nicht kennen; es hält viele Entdeckungen bereit.
    Symphonie Nr.5 für Tenor, Frauenchor & Orchester Symphonie Nr.5 für Tenor, Frauenchor & Orchester (CD)
    24.12.2015
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Moonwalking

    Wie neuerdings die Vierte wird hier auch die fünfte Sinfonie engagiert gespielt, besonnen geleitet und ist gut (räumlich wie klanglich) aufgenommen worden. Man will damit die Wiederentdeckung oder -belebung des "vernachlässigten" Komponisten Enescu betreiben. Damit wird es aber, soweit ich sehe und höre, nicht gut gehen. Wieso ?
    In Enescus Werken seit den zwanziger Jahren war zu beobachten ein eigenartiges Ineinander von Fortschritt und Rückschritt. Sein Weg kleinster Motivzellen, die immer variiert und als solche verknüpft werden, führte an die Grenzen der tonalen Welt und letztlich keinem Ziel zu; wie mutlos und trippelnd sind die Schritte, die schon in der dritten, dann in der vierten Sinfonie getan werden ! Für die durchaus mangelnde Kontur im Thematisch-Melodischen traten dann Klangfelder ohne Konsequenz ein und improvisatorisch wirkende Monodien, wie sie bereits das Vorspiel zur ersten Orchestersuite (1903 !) als Streicherunisono gab. Es ist hier gegen Ende des Lebenswerkes ein wenig so, als hätte Enescu gemeint, wenn man schon die rumänische 'Volks'-Musik nicht zur Kunstmusik erheben könnte, dann müßte man sie eben neu erfinden. Heraus kamen die durchweg langsamen, mäandernden Motiv-Wellen, deren Entwicklung Verbindlichkeit mangelt; diese, und also Stil, scheint unerreichbar. Stil ist eben nicht durch Willkür zu haben. In der Fünften schlägt dann alles klanglich in die Bereiche der Ersten zurück, von der m.E. eine Wiederbelebung Enescus auszugehen hätte so wie von seiner Oper, die von dem, was hier im Spätwerk strukturelle Mängel sind, profitierte (weil Gesang mit dieser Technik leichter zu gestalten ist, dabei allerdings zu pathetischer Musikprosa wird). Eine melancholische Konfession, so könnte man diese Fünfte nennen, aber selbst hier wirkt es doch seltsam, wenn der im Schlußsatz vertonte Text ein Flehen um Ruhe (!) ist, - allerdings um Ruhe für das Grab. Dieses Arioso mit deklamatorischen Stellen wird von Marius Vlad übrigens eindringlich und nicht veräußerlicht=sentimental gesungen. -- Meine Sympathie und Bewunderung für Enescu wird hier gleichermaßen melancholisch eingedunkelt. Man sieht an ihm wie an vielen Komponisten der Zeit, daß Fortschreiten im Kleinen wie im Großen zu einer kaum überwindlichen Schwierigkeit werden kann; es mag Enescu zur Ehre gereichen, daß er dies Fortschreiten nicht brachial erzwang. Damit aber steht seine Musik historisch und im Hör-Erleben still und läßt uns ratlos zurück. Wir wissen nicht, was er hoffte und erwartete; so wenig wir wissen, wie wir seinen Werken gerecht werden können, suchen wir sie auch angesichts der veranstalteten Öde staatlich geförderter Avantgarden mit allzu nachträglichen Hoffnungen auf. Gerade die Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, die Fortschritt oft nur behauptet und Gesten statt Taten gibt, mußte erfahren, was Karl Valentin so aussprach: Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war.
    Symphonie Nr.4 e-moll Symphonie Nr.4 e-moll (CD)
    21.12.2015
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Geht es hier, bitte, in's Offene ?

    Soviel vorweg: eine sorgfältig und klangschön gearbeitete Darstellung (und Aufnahme) dieser Spätwerke des Komponisten, die allerdings etwas temperamentlos geraten ist - dies liegt weniger an den Musikern als an den Werken.
    Enescu hatte sich nach dem ersten Weltkrieg sowohl von seinen klassisch-romantischen Vorbildern lossagen wollen wie auch von dem, sagen wir, folkloristischen Erbe, dem sein Geigenspiel soviel verdankte. Dieses Erbe, die Volksweisen, hielt er für steril, untauglich für die Kunstmusik; von jenen Vorbildern hatte er sich wie so viele Zeitgenossen einengen lassen müssen. Wer Wagner oder Brahms begegnete, empfing von ihnen einen lähmenden Anhauch des Überreifen, und wenige hielten stand (Z.B. Schönberg nicht). Enescu wollte und mußte hinaus und wußte nicht recht, wohin. Er nahm den Weg kleinster, variierter Einheiten, komponierte modular, im weiten Rahmen des Tonalen. Mit solchen Kleinteilen kann man nicht bauen, daher fehlt seinen großen Werken das Symphonische, auch wenn sie so heißen. Damit aber auch Pathos und Botschaft, die Drama und Dialektik voraussetzen. Man glaubt, die Nadeln sehen zu können, mit denen hier gestrickt und gehäkelt wird : fallende Sekunde, steigende Terz, immer und immer wieder, eine rechts, eine links...Fein instrumentiert, aber ohne Begründung für laut und leise, dick und dünn. Eine Musik, die immerzu fließt und gewaltsam begonnen und beendet werden muß, wo denn auch die größten Lautstärken sich finden. Aber nicht wahr, was laut ist, ist nicht auch schon bedeutend und dramatisch. Ihre Maschen machen diese Musik durchlässig für Altes, Erinnertes: so klingt im ersten Satz der Vierten der Gestus des Oktetts Op.7 nach, im weiteren der Schlußsatz der ersten Symphonie, 30 Jahre vorher entstanden. Und das Opus ultimum Nr.33 präsentiert treuherzig ein geradezu Faurésches Thema. Dies ist nicht epigonal; es werden Linien weitergezogen, die etwa von Fauré ausgingen. Auch er hatte schon die fließenden Entwicklungen, freilich am straffen Zügel geführt (in den Klavierquintetten, dem Trio, dem Streichquartett). Oder holt Enescu hier in diesen Reminiszenzen eine Vergangenheit ein, die er nicht hinter sich lassen konnte oder wollte ? Was bleibt : die Freude über einzelne Stellen und das Bedauern über das Ganze. (Die Aufnahme von Op.33 ist nicht besser, nicht schlechter als die bekannten von Mandeal (ArteNova) und Foster (Claves).
    Paul Watkins - British Works for Cello & Piano Vol.4 Paul Watkins - British Works for Cello & Piano Vol.4 (CD)
    13.10.2015
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Wohin die Reise geht...

    Das ist nun Volume Vier der eigentlich hochinteressanten und verdienstvollen Reihe der Watkins. Aber sie sind nun in den 50er Jahren und den Folgen angekommen und eine Fortsetzung dieser Reise Richtung Gegenwart möchte ich nicht mehr hören. Es ist doch so : außer Kenneth Leightons hochtrabend als "Partita" bezeichnetem Variationenzyklus, der aber auch schon stellenweise stark nach Debussy duftet, ansonsten eine planlose Nachromantik präsentiert, die eben nur "Nach" ist, aber was sonst ? - , abgesehen davon wird hier fünftrangige Musik präsentiert. Lutyens eifert Webern nach, Huddinott ist schon vom Idiom her kaum von gewissen Äußerungen Brittens oder anderen Quasi-Modernen zu unterscheiden, und auch bei Bennett kann ich wenig mehr als clever cachierte Zusammenhanglosigkeit erblicken bzw. erlauschen, das macht alles viel Umstände und wenig Substanz. Deshalb hier eine rückhaltlose Empfehlung für die Volumes Eins bis Drei der Serie : wann hat man die große Bax-Sonate mit all ihren Abgründen und Verzückungen oder das höchst eigensinnige und eigenartige Werk Foulds so spannend und eindringlich dageboten gehört ?!? - Also hier liegt der Wert der CD-Reihe, nicht bei Volume Vier.
    Charles Groves - British Music Charles Groves - British Music (CD)
    10.09.2015
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    The Importance of NOT Being the First...

    Groves war so etwas wie der ewige vierte der englischen Dirigenten im 20.Jahrhundert, nach Beecham, Boult, Barbirolli. Das bietet dem Hörer die Chance, nicht oft eingespielte Werke der Zeit in hervorragenden Interpretationen (und besten Besetzungen) zu hören. Und ein Effekt ergibt sich noch : auch aus nur wenigen Stücken können wir dank der Loyalität, die Groves auszeichnete, die künstlerische Physiognomie eines Komponisten förmlich sehen und zum Beispiel begreifen, daß die Baupläne für Waltons Klassizismus nicht von Vitruv stammen, sondern aus Legoland. -- Übrigens sind Groves' Aufnahmen so lange in recht niedriger Klangqualität (harsch), so lange er keinen Titel trug; als er "Sir" wurde, verbesserte sich die Aufnahmequalität hörbar! Scherz beiseite: meine Highlights sind die Bliss-Sinfonien (unvergleichlich "Morning Heroes", und aus keine anderen Quelle verfügbar); die Elgar-Suiten, die Musik von Malcolm Arnold, die "Koanga" von Delius, auch dessen Songs of Sunset und das hypnotische "Cynara". Typisch für die Vermarktung durch Warner ist das miserable Booklet mit einem allerdings sympathischen Kürzesttext über den Maestro. Billiger Preis für 27 CDs voller lustiger, trauriger, großartiger englischer Musik (und Märschen !).
    Ein Kommentar
    Anonym
    14.09.2015

    The Importance.....

    Es sind nur 24 CDs ! Übrigens noch lobenswert : daß die British Light Music nicht zu kurz kommt. Eric Coates zum Beispiel hat so farbige und unterhaltsame Musik geschrieben, daß ich sie gerade hier nicht missen will.
    Anna Russell Album Anna Russell Album (CD)
    06.06.2015
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Patti, Melba, Ponselle, Callas, RUSSELL

    Unschlagbare Musiksatire, bitte IMMER vorrätig halten. Vom Feinsten ! "When I heard this, I rolled on the carpet and LAUGHED "! (Ein Kritiker) , High- oder Low-Brow spielt hier keine Rolle, es ist für alle Witz und Kabarett dabei. Die Queen Princess der Musical Comedy ...- das liest sich wie eine verkappte Werbeanzeige, ist aber keine. Besonders den Stimm- Fetischisten und -Spezialisten kann dies nicht nachdrücklich genug an's Herz gelegt werden. Lachen befreit ! von mancherlei. Russell im O-Ton zu den Super-Sopranen : "The reason why You have such an extraordinary voice is, You have resonance where Your brain's ought to be "Hoffentlich kommt von Sony wieder der Rest von Russells Aufnahmen !
    Kammermusik Kammermusik (SACD)
    05.06.2015
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Gemischte Gefühle

    Kammermusik war Finzis Sache nicht, deshalb mußte diese Gesamt(!)aufnahme mit einem Variationenzyklus angereichert werden, der in sich interessant ist, von Finzi aber nur knapp 2 Minuten Musik enthält. Es ist auch sehr fraglich, ob die hier eingespielten Bearbeitungen gut genug sind, um neben den vorhandenen, die ja von Finzis Freund Ferguson und anderen stammen, zu bestehen. Freilich klingt ein Streichquartettsatz durchsichtiger als ein Streichorchester (bei den Bagatellen), nur scheint mir dies nicht wesentlich, vor allem, wenn sich die Solo(!!)-Klarinette dann hinter den Streichern regelrecht versteckt, wie bei dem schönsten der fünf Stücke, der Romanze. Das hat Robert Plane auf Naxos viel besser gemacht, zumal hier auch das richtige Tempo gewählt wurde; die MDG-Produktion hat bestenfalls ein Adagio molto, kein Andante: das Stück zerfällt dadurch. Auch die hier eingespielte Elegy befriedigt mich nicht ganz, sie ist zu plan durchgespielt, wenngleich die rhythmischen Verhältnisse stimmen. Man vergleiche Daniel Hope auf Nimbus ! Er spielt die Anfangstakte regelrecht zerbrechlich und schüchtern und braucht später nicht stark aufzudrehen, um dem Stück die innere Dramatik zu geben, die es auszeichnet. Das Intermezzo und die Fuge am Schluß gehören für mich nicht zu meinen Lieblingsstücken dieses von mir verehrten Komponisten, sie sind in der Entwicklung der an sich guten Themen und Motive eigentümlich ziellos, hier übrigens gut gespielt. Zum Surroundsound über vier Lautsprecher kann ich nichts sagen, da ich nicht über vier Ohren verfüge, er ist auch auf dem Stereokopfhörer gut genug, mehr muß nicht sein. Das Booklet ist zwar von einem Kenner geschrieben, aber seltsam karg in seinen Informationen, es gibt hier überwiegend Biographisches. Das Jewel- oder Brillant-Case der Verpackung ist keine Zierde, sondern eine Schande für jeden Plattenschrank.
    1 bis 25 von 70 Rezensionen
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