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    gaia

    Aktiv seit: 10. Oktober 2021
    "Hilfreich"-Bewertungen: 11
    104 Rezensionen
    Der Kolibri - Premio Strega 2020 Der Kolibri - Premio Strega 2020 (Buch)
    10.10.2021

    Spiel mit der Zeit

    In „Der Kolibri“ schwirrt der Autor Sandro Veronesi wie der gleichnamige Vogel um das Leben von Marco Carrera. Zunächst wirkt dieser Marco wie ein eher langweiliger Nullachtfünfzehn-Augenarzt mit Affäre inklusive schmalzigen Liebesbriefen. Er wird von seiner Frau verlassen und erfährt dies nicht von ihr selbst, sondern von deren Psychoanalytiker. Wie kläglich. Dass das Leben von Marco aber mit nicht immer nur „kläglich“ war, sondern auch echte und abwegige Schicksalsschläge für ihn bereithielt und – vom Zeitpunkt des Gesprächs mit dem Psychoanalytiker ausgehen – noch zukünftig bereithalten wird, erfahren die Lesenden dieses ungewöhnlichen Romans erst mit der Zeit.

    „Mit der Zeit“ ist das Stichwort, da das herausstechendste Merkmal des Romans dessen Erzähl- und Zeitstruktur darstellt. Hier wird nichts chronologisch den Lesenden auf dem Präsentierteller hingehalten, nein, die Abfolge der Lebensereignisse von Marco muss sich schwer erarbeitet werden. Zwischen den Jahren 1960 und 2030 springt Veronesi wild hin und her, wirft nicht nur prosaische Texte sondern ebenso (Liebes-)Briefe, Telefonate und Emails ein. Was jetzt wirr klingt, ist es mitunter auch, fügt sich schlussendlich aber doch zu einem einigermaßen vollständigen Puzzlebild.

    Was genau der Autor mit diesem Puzzlebild, welches das schicksalhafte Leben von Marco zeigt, ausdrücken möchte, ist mir zwar bis zum Schluss nicht ganz klar, aber auch egal. Der Sprachstil von Veronesi lohnt sich einfach aufgrund seiner Art zu lesen. Wenn er über Seiten hinweg am Stück, ohne Luft zu holen, ohne Punkt aber mit vielen Kommata den Moment beschreibt, wenn ein Elternteil einen Telefonanruf des Nachts bekommt, welcher nur bedeuten kann, dass etwas Schlimmes passiert sein muss, setzt auch der Atem bei den Lesenden aus. So nimmt das Buch, nach einer ersten Eingewöhnungsphase, vor allem im zweiten Teil enorm an Fahrt auf und steht gleichzeitig auch auf der Stelle. Wie ein Kolibri eben.

    Meine Kritikpunkte liegen vor allem in einer stellenweise nachlässigen Übersetzung bzw. ungünstigen Übersetzungsentscheidungen, die dem Text nicht gut zu Gesicht stehen. Und mitunter schweift der Autor dann doch auch inhaltlich zu weit ab, wird zum Zugvogel statt ein Kolibri zu bleiben. Zuletzt hat mich das letzte Kapitel mit den Nachweisen und der Danksagung gleichermaßen enttäuscht, mir aber auch gefallen. Enttäuscht, weil man desillusioniert erkennen muss, wie viele Ideen ein Autor (und wahrscheinlich auch viele andere Autor*innen) von anderen Schriftsteller*innen übernehmen. Gerade an den Stellen, die man besonders toll und kreativ empfand. Gefallen, weil der Autor damit eine mir bisher im Anschluss an einen Roman nur selten begegneten Transparenz darbietet. Es lohnt sich also bis zur letzten Seite zu lesen!

    Insgesamt liegt hier ein sehr guter Roman - mit Abstrichen - vor, der durchaus lesenswert ist, mich zeitweise tief berühren konnte, aber auch mal genervt hat. Deshalb abschließend 3,5 Sterne von mir für diesen Kolibri von einem Roman.
    Barbara stirbt nicht Alina Bronsky
    Barbara stirbt nicht (Buch)
    10.10.2021

    Kurzweilige Lektüre mit Tiefgang aber zu schnödem Abschluss

    Herr Schmidt, ein Mann, der denkt, da er der Mann im Haus ist, habe er auch alle Zügel in der Hand. Schon immer. In Wahrheit entpuppt sich der altbacken-konservativ verbohrte Herr Schmidt als ein hoch unselbstständiger Zeitgenosse. Bis zu dem Zeitpunkt, als seine Frau Barbara bettlägrig wird und nicht mehr die Geschicke im Verborgenen lenken kann. So sieht sich Herr Schmidt gezwungen, selbst Hand anzulegen und den Alltag der beiden zu bewältigen.

    Unglaublich amüsant und gleichzeitig in seiner Überspitztheit sehr wahrheitsgemäß beschreibt Alina Bronsky ein nicht so seltenes Szenario. Der frühere „Geldverdiener“ (und mehr aber auch nicht) muss zum „Hausmann“ werden und realisiert, was die Ehefrau die letzten 52 Jahre eigentlich alles gestemmt und geschafft hat. Denn natürlich wissen wir: Keine Arbeit macht sich von allein. Feinfühlig zwischen „hinreißend“ und „bitterböse“ entlarvt Bronsky die mal mehr mal weniger offensichtlichen Unterschiede in der Selbst- und Fremdwahrnehmung. Ich bin begeistert. Der so unfehlbare Herr Schmidt ist nämlich bei weitem nicht unfehlbar oder gar perfekt. Die Leser*innen sehen, was er nicht erkennt oder nicht erkennen will. Dass sein Sohn, wenn er nach dem Enkelkind befragt antworten muss „Ist nicht meine Woche“, meint, dass er von der Kindsmutter getrennt lebt und ein Wechselmodell zur Kindsbetreuung existiert. Dass wenn die Tochter immer ihre „beste Freundin“ mit zu Familienbesuchen bringt, natürlich ihre Partnerin gemeint ist. Herr Schmidt ist nun einmal verbohrt altmodisch, versteht die Welt nicht sonderlich gut. Und doch ist der Blick von Bronsky immer feinfühlig, denn auch Herr Schmidt ist nicht ohne Grund so geworden, wie er ist. Das scheint immer wieder durch. Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Autorin nimmt sich die Zeit, genauer hinzuschauen.

    Eigentlich legt Bronsky damit einen sehr guten, kurzweiligen Roman mit Tiefgang vor. Die Figuren sind – auch wenn sie nicht die von vornherein absolute Sympathieträger sein können – doch mit Empathie angelegt und man schließt sie mit all ihren Ecken und Kanten ins Herz. Nur leider konnten mich die letzten 40 Seiten des Buches überhaupt nicht überzeugen. Da zaubert die Autorin plötzlich noch eine neue Figur aus dem Hut, führt sie nur kurz ein und macht sie zur Hauptperson des Buchendes. Das holt mich als Leserin einfach nicht ab. Hinzu kommt, dass auch diese Person auf ihre Art „besonders“ ist und aus der Norm fällt, sodass es scheint, als ob Bronsky auf Biegen und Brechen dem auf den ersten Blick vollkommen durchschnittlich wirkenden Herrn Schmidt, so viele diverse Figuren, wie nur möglich an die Seite stellen wollte. Das wirkt, neben der homosexuellen Tochter und dem Sohn, dessen Sohn übrigens „brauner“ Hautfarbe ist, also die Ex-Schwiegertochter eine Person of Color zu sein scheint, der russischstämmigen Ehefrau Barbara und anderen einprägsamen Randfiguren, doch alles sehr gewollt, zu überzufällig divers und in seinem Auftreten doch sehr unwahrscheinlich. Mit dieser Konstruktion des Romanpersonals im Sinne von: „only to proof a point“ habe ich Probleme. Das war dann wirklich zu viel des Guten. Ein bisschen wie ein zu schönes Weihnachtsmärchen.

    Somit ist dies durchaus ein guter, auch zur Lektüre empfehlenswerter Roman geworden, der meines Erachtens zum Ende hin zu sehr schwächelt. Mit seeehr viel gutem Willen sind es noch gerade so 4 Sterne geworden, weil mir die Grundthematik von Pflege und Abschied mal unkonventionell umgesetzt erscheint.
    Shuggie Bain Douglas Stuart
    Shuggie Bain (Buch)
    10.10.2021

    Trostlose Geschichte, mittelmäßig übersetzt.

    Die in den vergangenen Jahren mit dem Booker Prize prämierten Bücher konnten mich bisher ausnahmslos überzeugen. Leider ist dies dem autobiografisch grundierten „Shuggie Bain“ von Douglas Stuart in der deutschen Übersetzung von von Sophie Zeitz nicht gelungen.

    In diesem Roman geht es eben weniger als erwartet um den Jungen Shuggie Bain, welcher in der düsteren Zeit der 1980er unter Maggie Thatcher im Milieu der (arbeitslos gewordenen) Arbeiter Glasgows aufwächst. Aber das ist nicht das Schlimmste an seinem Erwachsenwerden. Nein, die Tragik seines Lebens entsteht durch die alles durchdringende und auch alles zerstörende Alkoholsucht der Mutter Agnes.

    Nun wird der Roman hauptsächlich als Mutter-Sohn-Geschichte mit den beiden Besonderheiten der Akteure, dass Agnes Alkoholikerin und Shuggie homosexuell ist, promotet. Es handelt sich aber viel mehr um eine Milieustudie dieser Zeit in dieser sozioökonomischen Schicht. Beziehungsweise kann sich der Roman häufig nicht so richtig entscheiden, was von beidem er sein möchte. Psychologisch in die Tiefe geht er durch seinen beobachtenden Erzählstil leider nur selten. Da hätte die Geschichte und vor allem die (einseitig) symbiotische Beziehung von Shuggie und Agnes viel mehr hergegeben. Vielmehr wird Schlag auf Schlag (mitunter im wörtlichen Sinne) mit Brutalität, sexueller sowie psychischer Gewalt auf Dramatik gesetzt. Zu viel meines Erachtens. Zwischendurch gibt es so gut wie keine Lichtblicke. Es geht mir nicht darum eine sonnige Happy-Ending-Geschichte zu bekommen. Aber dieser Roman ist so, wie er hier angelegt ist, kaum ertragbar und selbst für Abgehärtete Leser*innen nur schwer verdaulich.

    Schwer zu verdauen ist auch die Übersetzung von Sophie Zeitz. Aus meiner Sicht das größte Manko dieses Romans. Nicht nur hat sie unglaublich viele merkwürdige Übersetzungsentscheidungen getroffen, die einfach den Lesefluss massiv stören sondern hat sie auch einen fiktiven Arbeiterslang ausgedacht, welcher die vielen Passagen wörtlicher Rede der Glasgower*innen (oder wie Zeitz schreiben würde: der Glasweger/innen) ins Deutsche übertragen soll. Leider ist dabei ein unglaubwürdiger und unglaublich nerviger Mischmasch verschiedener deutscher Dialekte herausgekommen. Am abwegigsten ist dabei zum Beispiel die ständige Verwendung von „Lütte“ und „Lütter“ kombiniert mir Wörtern aus anderen deutschen Dialekten. Man kann nicht einfach einen norddeutschen Dialekt nach Schottland verfrachten. Das geht einfach gar nicht. Also es geht doch, wie wir lesen müssen, ist aber einfach nur lächerlich.

    Inhaltlich wie sprachlich haben mir eigentlich erst die letzten 60 Seiten des Buches zugesagt, sodass mir unterm Strich nur ein mittelmäßiges Leseerlebnis im Gedächtnis bleibt. Und natürlich die vielen scheußlichen Gewaltakte der Geschichte. Leider. Hier hätte ich von einem mit dem Booker Prize prämierten Buch viel mehr erwartet.
    Wie schön wir waren Wie schön wir waren (Buch)
    10.10.2021

    Mitreißender Kampf einer Dorfgemeinschaft um ihr Überleben

    „Ich lausche dem Lachen meiner Freunde und beobachte, wie ein paar junge Männer zum Dorfplatz huschen, um sich dort zusammenzusetzen und abzuhängen und Pilze zu rauchen – der seichte Wind ist perfekt dafür , und ich kann mir keinen schöneren Geburtsort vorstellen als Kosawa.“ Das ist für die junge Thula wahr. Aber auch folgende Gedanken zu ihrem Geburtsort sind für sie wahr: „Erst spätnachts, wenn hoffentlich alle schlafen, wende ich mich meinen eigenen Schmerzen zu. Das sind die Momente, in denen ich weine, mir ausmale, wie anders unser Leben wäre, wenn unsere Vorfahren sich statt dieses irgendein anderes Stück Land ausgesucht hätten. Bilder von meinen toten Freunden besuchen mich in meinen Träumen.“ Tot sind die Freunde, weil ein amerikanisches Erdölunternehmen in der direkten Nachbarschaft des fiktiven afrikanischen Dorfes Kosawa verschiedenste Gifte in die Umwelt leitet, ohne Rücksicht auf Land und Leute. Thula ist eins der Kinder, die in den 1980er Jahren in dem verseuchten Ort aufwachsen (müssen). Sie und ihre Familie haben sich der Rettung ihrer Heimat verschrieben. Auf deren Wegen begleiten wir sie über viele Jahrzehnte hinweg in diesem Buch.

    Gekonnt stellt Imbolo Mbue in ihrem zweiten Roman die Heimatverbundenheit und den Zusammenhalt einer dörflichen Gemeinschaft dem Schrecken gegenüber, den ein kapitalistisches Ausbeuter-System in einem post-kolonialen Afrika dieser Gemeinschaft zumutet. Zu Beginn scheinen die Fronten klar. Hier die Guten: die Dorfbewohner. Da die Bösen: Die Mitarbeiter des Ölkonzerns und die Lakaien des despotischen Landesoberhauptes. Die enorme Empathie mit dem Dorf und seinen Bewohnern erzeugt Mbue durch den geschickten Einsatz wechselnder Erzählperspektiven. Dass die Ich-Erzählperspektive zwischen verschiedenen einzelnen Personen eines Plot wechselt ist nicht neu. Was die Autorin jedoch sehr kreativ umsetzt und einwebt ist eine „Wir“-Stimme. Es kommen nämlich nach jedem*r Ich-Erzähler*in „die Kinder“ des Dorfes zu Wort. Und ja, sie sprechen als Kollektiv von sich als „Wir“. So bekommen wir Lesenden das Gefühl tief in die Gemeinschaft einbezogen zu werden und es fühlt sich noch einmal viel schrecklicher an, wenn wieder ein Kind aus unserer Mitte stirbt. Durch den geschickten Einsatz des Perspektivwechsels wird über das gesamte Buch hinweg eine enorme Spannung gehalten. Und langsam verschiebt sich der Eindruck von den Dorfbewohnern als Opfer weg hin zu Handlungen, die sie zu Tätern machen. Somit führt Mbue einen Beweis auf eine originelle Art und Weise, der schon oft geführt wurde, aber trotzdem immer wieder geführt werden sollte: Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß sondern auch Grautöne, wenn es um moralische Beurteilungen geht.

    Stets habe ich mit den Protagonisten, ihrer Lebensgeschichte und vor allem ihrem Kampf gegen ein Unrechtssystem mitgefiebert. Und eins wird nach dieser prosaischen Verarbeitung des Themas wieder einmal deutlich: der sogenannte „westliche Lebensstil“ geht eindeutig und immer (!) auf Kosten anderer, die weniger Mittel zur Verfügung haben, um sich gegen dieses Unrecht zur Wehr setzen zu können. Somit wird „Wie schön wir waren“ nicht nur zum moralischen Appell sondern auch zum fulminanten, atemlosen Roman über die Aufopferung einer Generation für ihre Gemeinschaft, geschrieben von einer sehr begabten, jungen Autorin, die man definitiv im literarischen Blick behalten sollte. den vorliegenden Roman finde ich gleichmaßen bewegend, aufrüttelnd und überzeugend.
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