jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite
  • Portofrei ab 20 Euro
  • Portofrei bestellen ab 20 Euro
  • Portofrei innerhalb Deutschlands Vinyl und Bücher und alles ab 20 Euro
0
EUR
00,00*
Warenkorb EUR 00,00 *
Anmelden
Konto anlegen
Filter
    Erweiterte Suche
    Anmelden Konto anlegen
    1. Startseite
    2. Alle Rezensionen von Bill Adama bei jpc.de

    Bill Adama

    Aktiv seit: 04. Januar 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 52
    9 Rezensionen
    Violinkonzert op.77 Violinkonzert op.77 (CD)
    25.01.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Kongeniale Partner vereint

    Auch wenn die CD die Brahms-Ambitionen der Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann um das Violinkonzert Op. 77 ergänzt, steht die Solokünstlerin Lisa Batiashvili doch deutlich im Mittelpunkt. Dem Brahms-Werk werden die Drei Romanzen für Violine und Klavier (Alice Sara Ott) Op. 22 von Clara Schumann zur Seite gestellt. Bedenkt man die persönliche Nähe beider Komponisten, ist das ein interessanter Ansatz.

    Das Violinkonzert

    Zugegebenermaßen war ich nach der Kombination Thielemann-Pollini-Staatskapelle (Klavierkonzert Nr. 1) sehr gespannt, wie sich das neue Projekt mit Batiashvili als Solistin gestalten würde. Allerdings war ich dabei auch ein wenig skeptisch, denn so sehr ich das Klavierkonzert unter Thielemann schätze, kann ich doch nicht leugnen, daß es irgendwie nicht der ganz große Wurf wurde - anders als dieses Konzert.

    Die Staatskapelle klingt glasklar und harmoniert dadurch besonders mit dem Soloinstrument. Auch hat Batiashvili recht, wenn sie bemerkt, daß Thielemann wider Erwarten nicht schwer musiziere, sondern wild und feurig. Dabei geht dem Ganzen aber nicht das Seidige verloren, das die Interpretation so faszinierend bringt, ohne der musikalischen Tiefe zu entbehren. Letzten Endes nehmen sich Dirigent und Solist zugunsten des Zusammenspiels und damit zugunsten des Werks zurück, was das Stück kongenial aufblühen läßt.

    Insgesamt ist die Live-Einspielung des Konzerts meiner Meinung nach äußerst gelungen: Soloinstrument und Orchester finden sofort zueinander, letzteres trägt Batiashvili regelrecht durch das Werk. Die Künstlerin zeigt dabei ein sehr hohes Maß an Virtuosität und Gefühl. Die Interpretation ist allerdings keine nach dem Format der Furtwängler-Menuhin-Aufnahme von 1949. Wer eine solch monumentale Schwere sucht, wird sie hier nicht finden.

    (Das Konzert wurde übrigens NICHT in der Semperoper, sondern in der Lukaskirche in Dresden aufgenommen.)

    Die Romanzen

    Batiashvili und Ott zeigen sich bei den drei Stücken sehr kammermusikalisch und ernst. Nichtsdestotrotz fehlt es beiden nicht an Einfühlungsvermögen und Wärme. Die Romanzen erklingen so natürlich, daß man sich wünscht, sie gingen endlos weiter.

    Fazit

    Diese Veröffentlichung der Deutschen Grammophon vereint gleich drei Partner, die gewissermaßen füreinander bestimmt zu sein scheinen. Da sind zunächst Batiashvili und Thielemann mit seiner Staatskapelle, die Brahms' Violinkonzert zum musikalischen Genuß veredeln. Dann Batiashvili und Ott, die die Romanzen Schumanns liebevoll zum Leben erwecken. Zuletzt Johannes Brahms und Clara Schumann selbst, deren Leben doch musikalisch wie privat so verschlungen waren.

    Gespielt werden beide Werke übrigens auf der Geige Joseph Joachims, dem gemeinsamen Freund, dem Brahms und Schumann die beiden eingespielten Stücke gewidmet haben.

    (Das Begleitheft ist in englischer, deutscher und französischer Sprache.)
    Furtwängler conducts Wagner Furtwängler conducts Wagner (CD)
    04.01.2013
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Außergewöhnliche Alternativen - Furtwängler dirigiert Wagner

    Die vorliegende Testament-Veröffentlichung aus dem Jahr 1998 ist eine kleine Rarität. Sie steht mit ihrem Inhalt in Konkurrenz zu den üblicherweise veröffentlichten Opernauszügen der Werke Richard Wagners (von der EMI), die unter Wilhelm Furtwänglers Leitung aufgezeichnet wurden.

    Bis auf das Siegfried-Idyll, das tatsächlich nur einmal aufgezeichnet wurde, haben die übrigen vier hier vorliegenden Mitschnitte jüngere "Geschwister", die in der Regel stellvertretend für Kombination "Furtwängler dirigiert Wagner" stehen. Dieser Umstand ist insofern sehr schade, da sich die hier erschienen Stücke keinesfalls verstecken müssen.

    Erstmals veröffentlicht, ist das Vorspiel zum 1. Akt aus Lohengrin. Es wurde im August 1947 mit dem Luzerner Festspielorchester aufgezeichnet. Eine geplante Neuaufnahme für die Festspiele im Folgejahr führte dazu, daß das 47er-Vorspiel nicht publiziert wurde. Gemessen an den beiden anderen Vorspielen (1930 mit den Berliner und 1954 mit den Wiener Philharmonikern - eine Veröffentlichung der Wiener von 1949 steht noch aus) besticht die 47er-Fassung durch ein wesentlich besseres Klangbild als die ältere Fassung. Auch wenn sie diesbezüglich nicht ganz mit der 54er-Fassung mithalten kann. Außerdem ist sie rasanter interpretiert - rund 40 Sekunden schneller als die 54-Fassung - und dadurch etwa mit der 30er-Fassung gleichauf.

    Künstlerisch ist vollkommen unverständlich, daß dieses Vorspiel noch nicht veröffentlicht wurde. Furtwängler und das Festspielorchester breiten den Klangteppich in faszinierender Weise aus, langsam wird der Hörer davon eingehüllt. Meisterhaft wächst die Musik, aus einem Glimmen wird ein regelrechtes Glühen, das der Dirigent kurz und kraftvoll aufflackern läßt, bevor das Stück schließlich langsam, aber intensiv "verglüht".

    Auch der Tannhäuser-Ouvertüre aus dem Februar 1949 widerfuhr ein ähnliches Schicksal. Eingespielt mit den Wiener Philharmonikern, wurde sie aus unbekannten Gründen bis dato nicht herausgegeben. Zweifellos unbegründet, steht sie im Schatten der 1952-Aufnahme, ebenfalls mit den Wienern aufgezeichnet. Mit Blick auf den Klang sind beide Vorspiele in etwa ebenbürtig, die ältere Fassung rauscht etwas mehr.

    Musikalisch überzeugt die Ouvertüre rundum: Furtwängler läßt den filigranen Momenten ihren Raum, wobei das feine Stimmgewebe deutlich hervortritt. Die musikalischen Anstiege bewältigen Dirigent und Orchester problemlos, wobei sich die dem Tannhäuser eigene Ekstase frei entfaltet. Eine vollendete Interpretation.

    Das Siegfried-Idyll, eine Sinfonische Dichtung für Wagners Frau Cosima komponiert, fristet eher ein Schattendasein mit Blick auf die allgemein bevorzugten Stücke für Konzerte. Um so erfreulicher ist, daß das Werk unter Furtwänglers Stabführung und gespielt von den Wienern erhalten ist (entstanden im Februar 1949). Klanglich ist die Testament-Aufnahme in Anbetracht des Alters makellos und herausragend. Das Stück wird sehr zart und mit viel Einfühlungsvermögen gegeben. Was kann noch mehr über ein Werk gesagt werden, das alle Beteiligten kongenial zu etwas formen, das den Hörer einfach in seinen Bann zieht?

    Eine fesselnde 'Rheinfahrt' schließt sich an, die in ihrer wogenden Vielschichtigkeit, ihrer fulminanten und überwältigenden Atmosphäre überzeugt. Aufgezeichnet wurde sie im Februar 1949. Die fünf Jahre später im März mitgeschnittene Fassung unterscheidet sich in der Länge wie klangtechnisch kaum von dieser. Furtwängler und die Wiener zeigen sich hier nur ein wenig energischer und schwungvoller als fünf Jahre darauf.

    Den Trauermarsch, wie Siegfrieds Rheinfahrt aus der Götterdämmerung stammend, hatte Furtwängler mit den Berliner Philharmonikern bereits 1933 erstmals aufgenommen, ein weiterer Mitschnitt mit dem Orchester datiert aus dem Dezember 1949. Im Januar 1950 wurde dann die vorliegende Aufnahme mit den Wienern gemacht. Eine Weitere folgte schließlich im März 1954. Besonders der Vergleich mit der letztgenannten Interpretation ist reizvoll. Während beide vom Klangbild her etwa gleichauf sind, ist die 50-Fassung mit 8:17 rund eine Minute kürzer als die jüngere Aufnahme. Dort läßt sich Furtwängler Zeit für die zutiefst menschliche Tragödie, wohingegen er das Stück 1950 spannungsvoller und leidenschaftlicher nimmt.

    Insgesamt ist diese Furtwängler-Zusammenstellung eine mehr als gelungene Alternative zu den Wagner-Interpretationen, die sonst die Veröffentlichungen dominieren. Die Qualität ist durchgehend überzeugend - im Klang, aber noch weitaus mehr in der Darbietung!
    Symphonie Nr.9 Symphonie Nr.9 (CD)
    04.01.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    "Erste authentische, ungeschnittene Ausgabe des Konzerts...

    ... vom Original-Bandmitschnitt des Bayrischen Rundfunks", heißt es auf der Rückseite dieser CD. Das machte mich neugierig. Denn eigentlich ist diese Neunte vom 29. Juli 1951 aus dem Festspielhaus Bayreuth unter den vielen Aufnahmen der Sinfonie eine der bekanntesten, wenn nicht die bekannteste. Doch was war das Problem mit den Veröffentlichungen bis dahin?

    ORFEO und die Leitung der Bayreuther Festspiele stellen dazu klar: "Dieses [...] Dokument [...] unterscheidet sich von der bislang erhältlichen Version der EMI, die ein anderes Klangbild und offensichtliche Schnitte und Korrekturen mit anderem Tonmaterial als dem der Aufführung vom 29. Juli 1951 aufweist." Da liegt also der Hase im Pfeffer, und diese Ausgabe ist dann wirklich authentisch.

    Zum Inhalt:

    Für Wilhelm Furtwängler hatte Ludwig van Beethovens letzte Sinfonie immer einen besonderen Stellenwert. Es sind mehr als zehn Aufzeichnungen unter seiner Leitung erhalten. Besonders ragen dabei die Neunte vom März 1942, seine letzte Neunte vom August 1954 und die vorliegende Aufnahme von der Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele heraus.

    Die Einspielung präsentiert sich in einem klaren, vielschichtigen Klanggewand. Da es sich um eine Live-Aufnahme handelt, hört man gelegentlich Husten und andere Hintergrundgeräusche, allerdings nicht in störendem Umfang. Den zum Teil bei der EMI-Version von manchen bemängelten, dumpfen Klang kann ich hier nicht vernehmen.

    Als Solisten standen Furtwängler und dem Orchester der Bayreuther Festspiele Elisabeth Schwarzkopf (Sopran), Elisabeth Höngen (Alt), Hans Hopf (Tenor) und Otto Edelmann (Bass) zu Seite - allesamt zu Recht große Namen der Zeit. Die Teilnehmer schufen dann auch ein wahrhaft musikalisches Ausnahmeereignis. Diese Neunte feiert den Moment, sie ist kraftvoll und voluminös im Ausdruck. Die beiden ersten Sätze sind gewaltig, der dritte lyrisch und bewegend. Im Finale glänzen dann Solisten wie Chor. Furtwängler macht aus dem letzten Satz einen steten, immer heftiger ausbrechenden Vulkan, und läßt das Werk schließlich im jubelnden Rausch enden.

    Die Bayreuther Neunte von 1951 (Nicht zu verwechseln mit der Neunten unter Furtwängler vom 9. August 1954.) ist wahrhaft monumental. Und wenn die Veröffentlichung die mutmaßliche Flickschusterei der EMI korrigiert, um so besser. Was will man mehr?!

    (Das Begleitheft ist in deutscher, englischer und französischer Sprache.)
    Sinfonia Domestica op.53 Sinfonia Domestica op.53 (CD)
    04.01.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Schöpferische Sternstunde - London am 22. Mai 1950 ...

    ... am Pult in der Royal Albert Hall steht ein großer, hagerer Mann, vor ihm das Philharmonia Orchestra. Nach dem Meistersinger-Vorspiel und dem Siegfried-Idyll, die als verloren gelten, setzt diese CD ein. Sie dokumentiert den folgenden Teil eines außergewöhnlichen Konzertabends, bei dem die Jahrhundertstimme Kirsten Flagstad neben den Jahrhundertdirigenten Wilhelm Furtwängler tritt und beide zur Weltpremiere von Richard Strauss' "Vier letzten Liedern" ansetzen. (Fälschlicherweise oft als Aufzeichnung der Generalprobe bezeichnet!)

    Die Lieder sind sehr lyrisch und mit einer unbeschreiblich melodischen Schönheit interpretiert. Es ist schlichtweg atemberaubend, wie sehr Flagstads Ausnahmestimme mit dem von Furtwängler geführten Orchester harmoniert. Die Klangqualität ist das einzige Problem dieses Mitschnitts: Die abgenutzten Azetat-Platten waren nach Aussage des Labels "schrecklich abgenutzt und zerkratzt". Dies führt zu einem starken Knistern und Rauschen. Dennoch ist die vorliegende Veröffentlichung keinesfalls verzichtbar. Trotz des akustischen Defizits sind die verschiedenen Orchesterstimmen zu hören. Auch Flagstads Stimme kommt ergreifend zur Geltung. Die Güte dieses Uraufführungsmitschnitts mißt sich letztlich an dem, was von einer historischen Aufnahme noch erhalten ist, und das fesselt ausnahmslos - auch mit der genannten, unschönen Geräuschkulisse.

    In besserer Klangqualität folgen das Vorspiel zu Tristan und Isolde sowie der Liebestod, ebenfalls von Flagstad gesungen. Beide Konzertstücke zählten fest zu Furtwänglers Repertoire und gehörten sicherlich auch zu seinen Paradestücken. Besonderheit bei dieser Aufnahme ist allerdings die gesangliche Begleitung im Liebestod. Furtwängler gestaltet ein mitreißendes Vorspiel, das unaufhörlich auf einen brillanten Höhepunkt zusteuert. Dem schließt sich Flagstads ergreifend dargebotener 'Liebestod' an. Erneut verbinden Sängerin und Dirigent/Orchester sich zu einer hochromantischen Einheit. Hier zeigt sich eine entrückte, ekstatische Isolde, die vom Orchester voller Wärme aus dem Leben getragen wird - "ertrinken, versinken, unbewusst - höchste Lust!"

    Klanglich auf ähnlichem Niveau wie die Tristan-Stücke präsentiert sich Siegfrieds Rheinfahrt. Hier läßt Furtwängler die Pauken wie Artilleriefeuer trommeln. Das Stück kommt als Feuerwerk daher, dessen wundervoll melodische Passagen dennoch voll zu Geltung kommen. An manchen Stellen konzentriert Furtwängler die Spannung derart, daß sie sich danach explosionsartig entladen muß. Es entsteht eine "ruppige" und zugleich geladene Rheinfahrt, die eine interessante Alternative zu Furtwänglers "klassischer" Aufzeichnung des Stückes mit den Wiener Philharmonikern von 1954 bietet.

    Am Ende des Abends darf die Norwegerin Flagstad nochmals in eine ihrer Paraderollen schlüpfen: Sie singt Brünnhilde im konzertanten Finale der Götterdämmerung. Und ihre Stimme erfüllt den Moment so präsent und aufgewühlt mit Seele, daß dem Hörer manchmal der Atem stockt. Dazu leitet Furtwängler das Orchester sicher und kraftvoll durch das Stück.

    FAZIT

    Musikalische Bewertung:
    Strauss-Lieder: 5/5 Sterne
    Wagner-Stücke: 5/5 Sterne

    Klangbild:
    Strauss-Lieder: 3/5 Sterne
    Wagner-Stücke: 4/5 Sterne

    Die Klangqualität ist zweigeteilt: Der erste Teil des Konzertmitschnitts, die Strauss-Lieder, hat eindeutig mehr gelitten als der folgende Wagner-Teil. Generell steht diese Veröffentlichung - meiner Meinung nach die beste dieses Konzertabends - manch anderer, älterer klanglich um einiges nach. ABER es ist nun mal eine historische Aufnahme, deren Erscheinungsbild noch immer im Rahmen des gut Erträglichen liegt und deren künstlerischer Wert unbestreitbar herausragend ist.

    (Das Begleitheft ist in englischer, deutscher und französischer Sprache.)
    Lieder Lieder (DVD)
    04.01.2013
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Ein ziemlich bunter Strauss

    Der vorliegende Konzertmitschnitt wurde am 7. und 8. August 2011 im Großen Festspielhaus im Rahmen der Salzburger Festspiele aufgezeichnet. Am Pult der Wiener Philharmoniker steht Christian Thielemann. Beide bestreiten den ersten Teil des Konzerts mit der Sopranistin Renée Fleming. Auf dem Programm stehen zunächst Lieder von Richard Strauss.

    Das Konzert beginnt mit 'Befreit', Op. 39/4 - wie Thielemann beim Antrittskonzert 2012 in Dresden betonte, ein Lied, das Fleming und er "ganz besonders mögen". Es folgen: Winterliebe, Op. 48/5; Traum durch die Dämmerung, Op. 29/1; Gesang der Apollopriesterin, Op. 33/2 und 'Mein Elemer!' aus der Oper Arabella, Op. 79.

    Dieser erste Teil ist ein Gipfeltreffen der Strauss-Interpreten unserer Zeit. Ein musikalisches Triumvirat, das sich einer gefühlvollen, voluminösen, aber zugleich fein differenzierten, liebevollen Wiedergabe der Stücke verschrieben hat. Renée Fleming gibt alles, in der Arabella-Szene zeigt sie mehr schauspielerische Durchdringung dessen, was sie singt, als mancher Sänger auf der Opernbühne. Ein kleiner Kritikpunkt allerdings: Wenn ich an Diana Damraus Interpretation von Strauss-Liedern unter Thielemann denke, bleibt Fleming mit Blick auf die Textverständlichkeit leider hinter ihrer Kollegin zurück. (Ein direkter und faszinierender Vergleich ist bei Op. 29/1 möglich.)

    Der "gesanglichen" ersten Hälfte folgt eine instrumentale zweite. Hier trumpfen Kapellmeister, als welcher Thielemann sich selbst in erster Linie versteht, und Orchester tatsächlich noch auf. Strauss' Opus 64, die Alpensinfonie, steht auf dem Programm.

    Schon mit dem 'Sonnenaufgang' zeigt sich, was den Hörer hier erwartet: eine Alpensinfonie voll kräftigen Klangs und musikalischer Feinheiten. Thielemanns Interpretation bietet ein gewaltiges Naturerlebnis. Er malt dabei ein gestochen scharfes Gemälde - man vernimmt zahlreiche Details. Auch an kräftigen Farben spart er nicht. Aber wie so oft schafft er es, die Einzelheiten des Werkes erklingen zu lassen und dennoch ein schlüssiges Ganzes zu formen. Mit der atemberaubenden Alpensinfonie knüpft Thielemann nahtlos an die Meisterleistung mit den Wienern aus dem Jahr 2000 an. (Ein Vorteil der DVD: Als Zuschauer mußte ich gelegentlich schmunzeln über die Instrumentenpalette, die Strauss hier so genial zum Einsatz bringt.)

    Diese Aufzeichnung bietet in zweifacher Hinsicht einen wirklich bunten und dennoch homogenen Strauss: eine mit Liedern, Opernszene und Tondichtung 'umfangreiche' Werkauswahl sowie klanglich in allen Farben schillernde Interpretationen. Für den Zuschauer/-hörer ein musikalischer Höhepunkt, für Thielemann, die Wiener und Fleming ein Dokument ihrer herausragenden Kunst.

    Die DVD wartet mit Stereo (LPCM 2.0) und dts (Digital) Surround-Tonspur sowie Untertiteln auf deutsch, englisch, französisch und spanisch auf.

    (Das Begleitheft ist in englischer, französischer und deutscher Sprache.)
    Symphonie Nr.9  C-Dur "Die Große" Symphonie Nr.9 C-Dur "Die Große" (CD)
    04.01.2013
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Schuberts Große oder Furtwänglers Titan

    Die CD stimmt mit einer Aufnahme des Entr'acte Nr. 3 von Franz Schuberts 'Rosamunde' an. Auszüge aus dem Schauspiel tauchen bereits seit Juni 1929 immer wieder in Wilhelm Furtwänglers Diskographie auf. Bei diesem Mitschnitt vom 3. Juni 1944 dirigiert er die Wiener Philharmoniker. Das Stück liegt in einer erstaunlich guten Klangqualität vor und wird mit viel Gefühl vorgetragen.

    Im Mittelpunkt der Veröffentlichung steht aber eindeutig Schuberts Sinfonie Nr. 8 (9), die Große in C-Dur. Eine jüngere Aufnahme des Werkes von Furtwängler und den Berliner Philharmonikern (aus dem November/Dezember 1951) gilt als Referenzaufnahme der Sinfonie. Der klassischen Einspielung steht mit diesem Mitschnitt aus dem Dezember 1942 eine doch etwas andere Sichtweise gegenüber.

    Unter Furtwänglers Leitung spielen die Berliner Philharmoniker, sein Orchester, in Höchstform. Gemeinsam schaffen beide ein absolut herausragendes Beispiel künstlerischer Zusammenarbeit. Für mich steht die 42er-Aufnahme stellvertretend für Furtwänglers "Kriegsaufnahmen". Sie ist ein mustergültiges Beispiel für die konzentrierte, eruptive Interpretationskunst des Berliners während des Zweiten Weltkrieges.

    Der Kopfsatz beginnt nebulös tastend - es scheint, als dringe das Horn aus einer anderen Welt herüber. Das Thema des Satzes entfaltet sich. Jedes Mal, wenn ein Orchestertutti erklingt, ist es, als wäre die gesamte musikalische Struktur zum Bersten gespannt. Dazwischen immer wieder filigrane Partien, die gefühlvoll vorgetragen werden, bevor es mit ruppigen Schüben erneut vorandrängt. Die Pauken am Satzende klingen nach Trommelfeuer. Mit Wucht scheint der Satz im Weltuntergang auszuklingen. Gemäßigter, wenngleich mit kraftvollem Schwung, schreitet das folgende Andante mit gelegentlichen Ausbrüchen einerseits und wunderbar weichen, nach endloser Weite klingenden Partien andererseits, voran. Der dritte Satz, das Scherzo: ein gespannter Einstieg, lebhafter Vorwärtsdrang, teils filigran verspielt. Die Klammer zum Kopfsatz bildet das Allegro vivace, der Finalsatz. Und als habe Furtwängler noch nicht genügend Hexenküche, Ausbrüche und Wucht gehabt, steigt er gefühlt mitten im Weltuntergang am Ende des ersten Satzes ein. Es gibt donnernde Paukenschläge, gewaltige Orchestertutti und aufsehenerregend eruptiven Schwung.

    Insgesamt liegt mit dieser Publikation eine einzigartige Aufnahme vor, die klanglich wirklich gut aufgearbeitet wurde. Furtwängler hat hier einen schlafenden Titanen erweckt, der 50 Minuten lang fesselt, berauscht, entrückt und damit auch umfassend überzeugt. Für mich der aufbrausende Zwilling der 51er Referenzaufnahme.

    (Das Begleitheft ist in französischer und englischer Sprache.)
    Symphonie Nr.9 Symphonie Nr.9 (CD)
    04.01.2013
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Furtwänglers Älteste

    "Die Aufführung wird allen, die sie gehört haben, wegen ihrer Konsequenz, Leidenschaftlichkeit, Dramatik und Erhabenheit in Erinnerung bleiben.", heißt es damals in der Musical Times. Es ist Coronation Season, als die neunte Sinfonie Ludwig van Beethovens am 1. Mai 1937 unter Wilhelm Furtwängler in der Londoner Queens Hall erklingt. Er dirigiert das Berliner Philharmonische Orchester, Solisten sind Erna Berger, Gertrude Pitzinger, Walther Ludwig und Rudolf Watzke.

    Dieser Live-Mitschnitt ist zugleich das älteste Dokument einer Neunten unter Furtwänglers Leitung. Und das Alter hört man leider auch sehr deutlich. Die Aufnahme ist ziemlich rauschig und dumpf. Ich kenne Furtwängler-Dokumente, die älter sind, aber klanglich mehr hergeben.

    Interpretatorisch hält die Kombination Furtwängler/Berliner Philharmoniker, was ihr Ruf verspricht. Diese Neunte ist von großer künstlerischer Qualität. Der Aussage der Musical Times kann ich mich ohne Einschränkungen anschließen. Wer eine herausragende Chor-Sinfonie in Furtwänglers Interpretation sucht, dem seien drei Aufzeichnungen besonders ans Herz gelegt: Die Energische von 1942, die Festliche von 1951 und die Menschliche von 1954. Als Referenz taugt der 37er Mitschnitt aufgrund der Aufnahmequalität leider nicht.

    Interpretation: 5/5 Sterne
    Klangqualität: 3/5 Sterne

    (Das Begleitheft beschränkt sich, wie so oft bei Archipel, auf die Auflistung der CD-Titel.)
    Wilhelm Furtwängler dirigiert die Berliner Philharmoniker Wilhelm Furtwängler dirigiert die Berliner Philharmoniker (CD)
    04.01.2013
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Eine ausnahmslos faszinierende Zusammenstellung

    Ein Wiener-Klassiker, ein Romantiker und ein Spätromantiker, gebannt von Naxos auf einem Tonträger. Diese historischen Aufnahmen Wilhelm Furtwänglers und der Berliner Philharmoniker kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sind - jede auf ihre Art - einzigartig.

    Beethoven...

    ...war der Mittelpunkt in Furtwänglers musikalischem Kosmos. Da wundert es wenig, daß ein Werk des Komponisten auf Furtwänglers erste Plattenaufnahme aus dem Jahr 1926 gehörte. Es war die fünfte Sinfonie, die neben Webers Freischütz-Ouvertüre von Polydor konserviert wurde. Furtwänglers Affinität zu gerade dieser Sinfonie bezeugen die zahlreichen Tondokumente, die erhalten sind.

    Die vorliegende Aufnahme ist die zweitälteste und entstand im Oktober/November 1937 im Berliner Beethovensaal für die EMI. Sie ist für mich eine klassische "Furtwängler-Fünfte": kraft- und zugleich maßvoll gespielt, von großem Ausdruck sowie voller "Berliner" Brillanz und Schärfe. Eine noch intensivere Version ist die atemberaubende 1943er, eine breitere die große 1954er, beide in Berlin entstanden.

    Furtwängler...

    ... dirigiert von Furtwängler, heißt es dann beim Adagio solemne, dem zweiten Satz aus seinem Sinfonischen Konzert für Klavier und Orchester. Als Solist steht Edwin Fischer Furtwängler zur Seite. Es ist ein weitgehend langsames, gefühlvolles Stück, das musikalisch im Zentrum des gesamten, dreisätzigen Werks steht. (Neben dieser kommerziellen Aufnahme vom 25. April 1939 gibt es noch eine Gesamtaufnahme, ebenfalls mit Fischer, vom 19. Januar desselben Jahres.)

    Wagner...

    ...-Schätze birgt die CD schließlich am Schluß: das Vorspiel zum ersten Aufzug und den Karfreitagszauber aus Parsifal. Es ist die einzige Aufnahme des Opernauftaktes unter Furtwängler, die erhalten ist. Vom Karfreitagszauber gibt es lediglich eine weitere Aufzeichnung aus dem Jahr 1951.

    Wenn man diese unbegreiflich eindringlichen Stücke hört und vernimmt, wie sehr Furtwängler mit Wagners letztem Werk berauscht und entrückt, bedauert man um so mehr, daß ein Streik im März 1951 eine komplette Aufzeichnung der Oper an der Mailänder Scala verhinderte. Die beiden Auszüge wurden im März 1938 aufgenommen und bestechen durch ihren langen Atem und die einnehmende Wärme, die von ihnen ausgeht.

    Fazit

    Naxos ist eine ausnahmslos faszinierende Zusammenstellung gelungen, die künstlerisch ebenso überzeugt, wie sie klanglich gut bearbeitet wurde. Das Alter der Aufnahmen kann man natürlich heraushören, aber die musikalischen Details der Fünften oder die Wärme der Wagner-Stücke gehen keinesfalls in endlosem Rauschen oder dumpfen Hall unter. Tolle Leistung!

    (Das Begleitheft ist in englischer Sprache.)
    Wilhelm Furtwängler - Live in Vienna Vol.2 Wilhelm Furtwängler - Live in Vienna Vol.2 (SACD)
    04.01.2013
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Eine unerwartete Entdeckung!

    "Aha, eine weitere Neunte Beethovens unter Furtwängler", war mein erster Gedanke. Dann entdeckte ich allerdings: "Oh, eine SACD", und ich wurde neugierig.

    Seitdem verblüfft mich dieser Mitschnitt bei jedem Hören aufs Neue. Zunächst war ich erstaunt, daß man sich für eine SACD entschieden hat. Das hat Tahra bislang bei einigen wenigen herausragenden Furtwängler-Dokumenten getan, aber insgesamt doch eher zurückhaltend. Der Klang der Veröffentlichung ist sehr klar und gut. Sie scheint nach Aussage des Begleithefts auf Grundlage der Originalbänder aus dem Besitz von Furtwänglers Frau Elisabeth entstanden zu sein.

    Musikalisch reißt die Aufnahme vom Hocker! Mich würde interessieren, was Furtwängler an diesem Abend bewegte, denn der Mitschnitt ist unerwartet ruppig, geladen, vorantreibend und wirkt damit, als habe der Maestro am Pult der Wiener Philharmoniker Luft ablassen müssen. Er steht interpretatorisch der expressiven Neunten von 1942 viel näher als der Feierlichen von 1951 oder der altersweisen Sicht von 1954 (die drei Meilensteine der Furtwängler-Neunte-Diskographie). Interessanterweise liegt er zeitlich (3. Februar 1952) jedoch zwischen den beiden letztgenannten und unterscheidet sich doch deutlich.

    Diese neunte Sinfonie ist ein Ausnahme-Dokument. Sie lohnt zwar nicht als stellvertretender Einstieg in die Thematik "Furtwängler und die Neunte" - da würde ich eine der drei oben genannten Aufnahmen empfehlen -, aber sie sticht aus dem Kanon der erhaltenen Mitschnitte deutlich hervor. Furtwängler hat die Sinfonie zwischen dem 26. April 1913 und dem 22. August 1954 insgesamt 96 mal dirigiert. Nun legt Tahra eine weitere, herausragende Aufzeichnung vor, die sicherlich nicht die Einzigartigkeit der drei Klassiker erreicht, aber dennoch aus der Masse der insgesamt zwölf Mitschnitte hervorsticht.

    (Das Begleitheft ist in französischer und englischer Sprache.)
    Newsletter abonnieren
    FAQ- und Hilfethemen
    • Über jpc

    • Das Unternehmen
    • Unser Blog
    • Großhandel und Partnerprogramm
    MasterCard VISA Amex PayPal
    DHL
    • AGB
    • Versandkosten
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt
    • Hinweise zur Batterierücknahme
    * Alle Preise inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten
    ** Alle durchgestrichenen Preise (z. B. EUR 12,99) beziehen sich auf die bislang in diesem Shop angegebenen Preise oder – wenn angegeben – auf einen limitierten Sonderpreis.
    © jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft mbH
    • jpc.de – Leidenschaft für Musik
    • Startseite
    • Feed
    • Pop/Rock
    • Jazz
    • Klassik
    • Vinyl
    • Filme
    • Bücher
    • Noten
    • %SALE%
    • Weitere Weitere Bereiche
      • Themenshops
      • Vom Künstler signiert
      • Zeitschriften
      • Zubehör und Technik
      • Geschenkgutscheine
    • Anmelden
    • Konto anlegen
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt