Ein Dokument zum Anfang einer Weltkarriere - leider mit kuriosen Bonus-Tracks
Was soll man zur ersten LP von Bob Dylan sagen? Es ist bekannt, dass sie extrem einfach produziert wurde und dass Dylan kaum eigene Songs beisteuern konnte. Aber zu einer Sammlung gehört sie nun einmal dazu.
Die hier vorliegende 180g-Pressung ist sauber, das Cover ist wertig. Alles gut also?
Nicht ganz, denn hier wurde zur Original-LP noch eine Handvoll von Bonus-Tracks hinzugegeben, um das Etikett "Deluxe-Edition" zu rechtfertigen. Die ursprünglichen 13 Lieder ergaben ja nur eine Gesamtspieldauer von knapp 37 Minuten, da war also noch Platz auf beiden Seiten der Scheibe.
Normalerweise würde man hier Outtakes aus der gleichen Session vom November '61 erwarten und die würden dann vielleicht zusätzliche Einblicke ermöglichen. Statt dessen wurden aber Lieder wie "The Times They Are A-Changing" und "When The Ship Comes In" hinzugegeben. Die stammen nun aus einer ganz anderen Zeit (2 Jahre später). Dazwischen hat Bob Dylan sich deutlich weiter entwickelt und er hatte auch schon mehr Möglichkeiten im Studio. Diese Aufnahmen haben denn auch mit seinem Erstling nichts zu tun und sie sind also - so schön sie für sich sein mögen - in diesem Kontext ein Fremdkörper.
Vergleichbar wäre es, wenn man eine Deluxe-Ausgabe vom Beatles-Erstling "Please Please Me" machen wollte, indem man noch "A Hard Day's Night" und "Can't Buy Me Love" dazu presst. Auch hier: großartige Lieder, aber sie hätten in dem Kontext nichts zu suchen.