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    jommelli Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 25. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 2569
    199 Rezensionen
    Der Fall Babylons WoO 63 (Oratorium 1839/40) Der Fall Babylons WoO 63 (Oratorium 1839/40) (SACD)
    18.05.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Zu Recht vergessen

    Spohr hatte das Pech, in seiner Jugend im Schatten Beethovens und Webers zu stehen, in reiferen Jahren überflügelten ihn jüngere Kollegen wie Mendelssohn, Schumann und Wagner. Dem heutigen Hörer sind – wenn überhaupt- einige Instrumentalkonzerte, Sinfonien und etwas Kammermusik bekannt. Gerade darum ist es besonders interessant, Spohrs letztes Oratorium kennenzulernen, das etwa zeitgleich mit Mendelssohns Paulus entstanden ist. Doch schon nach wenigen Minuten stellt sich gähnende Langeweile ein, alles hat man bei anderen Meistern irgendwie schon mal gehört, nur eben spannender, gehalt- und temperamentvoller. Epigonale Musik von A-Z ohne jeglichen genialen Funken. Einzig in den von einer Militärtrommel reizvoll begleiteten Kriegerchören blitzt ansatzweise so etwas wie Originalität auf. Leider wird der ungünstige Eindruck maßgeblich durch die behäbig-provinziell musizierte und klanglich sehr verwaschene Liveaufnahme aus Braunschweig unterstützt. Lieblos agierende Instrumentalisten, ein mulmiger Chor und Solisten, deren Deutsch im Falle des Soprans und der Belsazar-Partie unter aller Kritik ist.
    Allenfalls mit erstrangigen Kräften hätte dieses zu Recht vergessene Stück den Ansatz einer Chance, beim heutigen Zuhörer Interesse zu wecken. Leider nicht empfehlenswert!
    3 Kommentare
    Anonym
    10.06.2014

    "Jomellis" Kritik ist unangemessen und nicht nachvollziehbar

    Die Vorlage der CD-Aufnahme von Louis Spohrs "Der Fall Babylons" war in mehrfacher Hinsicht längst überfällig,
    nicht zuletzt auch deswegen weil Louis Spohr zurecht einer der führenden Komponisten der 1. Hälfte des
    19. Jahrhunderts war.
    Interessanter ist in diesem Zusammenhang jedoch die Frage, warum seine Rezeption in der Musikwelt in der Zeit nach
    1860 relativ wenig Wiederhall fand und Spohr erst jetzt allmählich wiederentdeckt wird?
    Louis Spohr war Wegbereiter auch jener Komponisten, die in der Rezension von "Jomelli" explizit
    genannt wurden. Die tonale Modulationsdichte, die speziell in diesem Werk, immer wieder zum Ausdruck kommt, war für
    diese Zeit ein neues (revolutionäres) musikalisches Ausdrucksmittel, auf das sich implizit auch
    Richard Wagner bezog.
    Dieses Oratorium spiegelt wieder, wahrscheinlich wie kein anderes in dieser Zeit, in welchem gesellschaftlichen
    Umfeld es entstanden ist.
    Die Künstler des aufstrebenden Bürgertums der Vormärz-Zeit suchen nach neuen (musikalischen)
    Ausdrucksmitteln. Die Erweiterung der musikalischen Grenzen, jenseits der Gefälligkeit feudaler Hofmusik, war
    das künstlerische Programm, für das auch Beethoven einige Jahre früher schon Pate stand.
    Freiheit ist das Thema, Freiheit von feudaler Bevormundung und Unterdrückung. Und Freiheit ist explizit auch das
    Thema dieses Oratoriums. Befreiung der Juden vor dem Tyrannen Belsazar. Es ist in diesem Zusammenhang
    sicherlich kein Zufall, dass Spohr sich dieses biblischen Stoffes bedient hat.
    "Jomelli" schreibt in seiner Babylon Rezension: "alles hat man bei anderen Meistern irgendwie schon mal
    gehört, nur eben spannender gehalt- und temperamentvoller".
    Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Die musikalische Spannbreite, die in diesem Oratorium zum Ausdruck kommt,
    stellt deutlich dar, mit welcher kompositorischen Meisterschaft und Genialität hier Louis Spohr agiert.
    Angefangen von imposanten Chören, filigranen Fugen und wunderbaren Melodien in den Arien, aber auch plastischen
    Rezitativen, in dem z.B. die Verkündung des "Menetekels" an den Babylonischen König durch Spohrs
    Instrumentierung buchstäblich sichtbar wird, war für diese Zeit eine absolut neue, revolutionäre Tonsprache.
    Für mich viel entscheidener ist aber noch die Tatsache, wie sensibel Spohr diese Mittel einsetzt. Es ist eben nicht einfache
    Effekthascherei. Stellvertretend hierfür steht z.B. der Chor der Babylonierinnen in der Nr. 22 in diesem Oratorium.
    Die Babylonierinnen preisen Ihren König ("So lange Nebo's bleicher Schein der stillen Nacht gebietet...wird
    deine Macht bestehen."). Gleichzeitig führt die Melodie chromatisch abwärts. Es entsteht ein seltsames Missverhältnis
    zwischen den Worten und der Melodie. Während (als "Lippenbekenntnis") der babylonische
    König gepriesen wird, deutet sich musikalisch schon dessen Untergang an. Hier von fehlendem
    "genialen Funken" zu sprechen, wie "Jomelli" es tut, ist völlig unverständlich. Im Babylon-Oratorium gibt es
    viele Beispiele, die zeigen, wie Spohr durch bemerkenswerte harmonische Wendungen den gesungenen Text unterstützt,
    aber auch, wie im obigen Beispiel, bewußt konterkariert. Dies ist nicht immer gefällig, will es auch nicht sein,
    aber es ist authentisch und das ist das beste Kompliment, das man diesem Komponisten machen kann.
    Spohrs Werk lapidar abzutun, nach dem Motto "alles schon mal gehört", für jemanden, wie "Jomelli", der im 21. Jahrhundert lebt,
    und die Musikentwicklung ab 1860 bis zur Neuzeit bereits kennt, ist unangemessen.
    Mir bleibt nur zu sagen, versuchen Sie sich einen Moment lang vorzustellen, welchen Eindruck diese Musik
    für Menschen in dieser Zeit gemacht haben mag. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Sie sich Spohrs
    musikalischer Kraft nicht verschließen können.
    Wir können uns gerne darüber unterhalten, was bei der vorliegenden Aufnahme Ihrer Meinung nach vielleicht nicht so gut
    gelungen ist, was Sie vielleicht anders empfinden würden, aber nicht in einer derartigen pauschalen Weise. Ich habe diese CD's mehrfach
    gehört. Ich konnte weder ein "lieblos agierendes Orchester" - , noch einen "mulmigen" Chor feststellen. Eher besticht der Chor in weiten Teilen
    durch seine herausragende Transparenz.
    Den Solisten darüber hinaus ihr zum Teil nicht ganz akzentfreies Deutsch vorzuwerfen, ist selbst "unter aller Kritik".
    Anonym
    17.10.2014

    Völlig verfehlte Einschätzung Spohrs

    Allein der erste Satz offenbart Pauschalität und Unsinn dieses Beitrags: Hier wird eine Nischenexistenz unterstellt, die Spohr zu keiner Zeit fristen musste, am ehesten noch in der Zeit nach 1845, wo er aus rein ökonomischen Gründen mehr publizieren musste - seine älteste Tochter galt es nach desaströser Ehe materiell zu unterstützen - als seinem strengen Wertmaßstab vielleicht entsprach. Auch stand er als junger Komponist nicht in irgendeinem 'Schatten' - in Wien konnte er 1813/14 erfolgreich Quartette, Quintette sowie gemischte großbesetzte Kammermusik veröffentlichen, bereits sein frühes d-Moll- Violinkonzert fand regen Zuspruch - , schon gar nicht in dem von Weber und dies erst recht nicht als Instrumentalkomponist. Als solcher war Spohr spätestens seit seiner Frankfurter Zeit bis in das erste Jahrzehnt seiner Kasseler Jahre d e r anerkannt führende Tonschöpfer in Deutschland, in England beinahe unumstritten und von Cherubini ob seines überraschend neuartigen Quartettstils bewundert. Ein Verdikt von der Art "epigonale Musik von A-Z" steht Ihnen angesichts eines doch wohl begrenzten Überblicks nicht zu. An Ihrer Urteilskraft muss man überdies zweifeln, registriert man die Präferenzen für Gebel und Graupner.
    Anonym
    16.12.2018

    Teile die Einschätzung des Rezensenten

    Das sehe ich genauso. Spohr stand nicht im Schatten von irgendwem, sondern durch seine mittelmäßige Arbeit konnte er sich nie durchsetzen. Wäre er ein Spitzenkomponist gewesen, wei Beethoven oder Mendelssohn, hätte sich seine Musik auch durchgesetzt. Es hat seine Gründe, warum man seine Werke noch nie komplett eingespielt hat, während Beethoven, Mozart, Haydn, Bach und andere längst schon komplett vorhanden sind und auch in den Aufführungssälen permanent präsent sind.
    La Clemenza di Tito La Clemenza di Tito (CD)
    15.05.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Erfreuliche Weltpremiere zum Gluck-Jahr

    Zum 300. Geburtstag erscheint nun endlich die erste Gesamteinspielung einer der wichtigsten Gluckopern vor der Reform 1762. Die 10 Jahre zuvor für Neapel geschriebene „Clemenza di Tito“ stellt mit ihrem überbordenden Reichtum an Formen, Farben und Affekten einen absoluten Höhepunkt der Gattung Opera seria in ihrer Spätphase dar und so ist die Weltpremiere ein diskographisches Ereignis, zumal die sehr großzügig auf 4 CDs untergebrachte völlig ungekürzte Edition mit Einleitungstext und viersprachigem Libretto erfreulich der immer weiter grassierenden billigen Downloadpraxis trotzt.
    Werner Erhardt konnte für die vier Hauptrollen erstrangige Kräfte verpflichten. Die beiden größten Rollen Sesto (1752 für den Kastraten Caffarelli geschrieben und derzeit stimmlich optimal nur von Franco Fagioli ausführbar, der aber leider für diese Produktion nicht gewonnen werden konnte) und Vitellia erfahren in ihrer Interpretation durch Raffaella Milanesi und Laura Aikin eine technisch und musikalisch ausgezeichnete Umsetzung. Rainer Trosts leicht baritonal gefärbter, sehr flexibel und individuell klingender Tenor eignet sich hervorragend für die Titelrolle. Das einmalig schöne Timbre von Valer Barna-Sabadus in der etwas kleineren, aber äußerst fein gestalteten Rolle des Annius erzielt die größtmögliche Wirkung und macht den erst 27 jährigen Sänger zum heimlichen Star dieser Einspielung.
    Leider muss man bei der Servilia von Arantza Ezenarro aufgrund eines viel zu starken Tremolos und nicht immer 100% souveräner Koloraturtechnik deutliche Abstriche machen. Ein echter Ausreißer nach unten ist leider der Publio von Countertenor Ferri-Benedetti, der weder über die Höhe noch die Technik für diese nachrangige, aber trotzdem sehr anspruchsvolle Partie besitzt und teils sehr unschöne, schrille und manchmal sogar regelrecht falsche Töne von sich gibt.
    Kritisch angemerkt werden sollte auch die mit nur 13 Streichern recht kleine Kernbesetzung des Ensembles, die den klaren Quellen über eine sehr viel größere Anzahl von Spielern am Teatro San Carlo klar zuwiderläuft und bei den Arien mit Blechbläsern keine optimale Balance gewährleistet. Hier wurde definitiv an der falschen Stelle gespart.
    Alles in allem kann die Aufnahme aber in jedem Fall zum Kauf empfohlen werden, da die Kritikpunkte deutlich hinter den Vorzügen zurücktreten.
    Der Kampf der Buße und Bekehrung (Oratorium) Der Kampf der Buße und Bekehrung (Oratorium) (CD)
    05.05.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Interessantes Oratorium, Interpretation teils problematisch

    Das Stück von M. Haydn ist trotz des bieder-erzkatholischen Textes musikalisch sehr interessant: Fünf nahezu gleichberechtigt schwere Sopranpartien wechseln sich in teils extrem virtuosen Arien ab.(Eine Partie wurde von Haydns späterer Frau gesungen) Leider sind nicht alle Sopranistinnen gleich gut. Sehr enttäuschend E. Scholls enger und angestrengter Sopran , die stimmlich besser disponierten Ungarinnen teils mit starken sprachlichen Problemen. Das Barockorchester der durchweg befriedigend klingenden Liveaufnahme ist ausgezeichnet, der Chor etwas zu massiv. Mit fünf wirklich erstklassigen Sängerinnen, mit denen dieses Oratorium steht oder fällt, hätte das Werk eine veritable Chance aus der Spezialistennische herauszutreten, so bleiben doch zu viele Wünsche übrig. Trotzdem Kaufempfehlung für Raritätensammler!
    Brockes-Passion Brockes-Passion (CD)
    24.04.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Interessante Altervative zu Händel und Telemann

    Wer die die Brockes-Passionen von Händel, Telemann oder Stölzel kennt, wird gespannt sein, wie sich die allererste Vertonung dieses Textes durch Reinhard Keiser 1712 anhört. Zunächst könnte Ernüchterung, ja gar verärgerte Enttäuschung aufkommen, denn Keisers Komposition hat nur wenig von Händels Eleganz, Stölzels Innerlichkeit oder Telemanns überbordender Dramatik und instrumentatorischer Phantasie. Seine harmonische Sprache ist sehr schlicht, die Instrumentalbesetzung reduziert (viele Continuoarien, nur vereinzelte solistische Blasinstrumente), die Anforderungen an die Solisten eher bescheiden. Keiser, der dafür berüchtigt war, äußerst schnell und oft auch reichlich oberflächlich zu komponieren, hat sich offenbar bei etlichen Nummern tatsächlich kein allzu große Mühe gegeben. Wer sich allerdings die Mühe macht, etwas genauer hinzuhören, wird zahlreiche kleine Juwelen finden, die die Wiederbelebung des Stücks lohnen, so z.B. die Jesus-Ariosi, die wundervolle große Arie „Heil der Welt“ mit solistischer Traversflöte oder das originelle von 3 Fagotten begleitete „Eilt ihr angefochtnen Seelen“. In den knapp-dramatisch zugespitzten Chören offenbart sich der geborene Opernkomponist von seiner besten Seite.
    Diese erste offizielle Einspielung der Passion (eine CPO-Aufnahme musste vor einigen Jahren wegen ungeklärter urheberrechtlicher Fragen aus dem Handel genommen werden) ist klanglich und musikalisch auf hohem Niveau. Zwei gewichtige Kritikpunkte seien aber hier angebracht: Zum einen fällt dem Muttersprachler die mangelnde deutsche Idiomatik fast aller Solisten unangenehm auf, zum anderen beschränkt sich die Generalbassbesetzung durchgehend auf Cembalo und Laute, was den Hörer sehr schnell ermüdet, da der Basso continuo mit Abstand die meistverwendete Klangfarbe bei Keiser darstellt. Warum man hier nicht noch in wohltuender Abwechslung eine Orgel verwendet hat bleibt mir ein Rätsel.
    Wer die oben genannten Brockesvertonungen schon kennt und schätzt, sollte diesen Prototyp unbedingt auch noch besitzen, ansonsten kann Einsteigern aus musikalischen Gründen eher zu Telemann oder Händel geraten werden.
    Lalla Roukh Lalla Roukh (CD)
    02.04.2014
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Wichtige Ersteinspielung

    Lalla Roukh, 1862 uraufgeführt, war der größte Erfolg von Félicien David. Trotz mancher bescheidener Exotismen (z.B.Schlaginstrumente) überrascht- ähnlich wie in seinem berühmtesten Werk, der symphonischen Dichtung „Le désert“- insgesamt der durchweg sehr konservative Grundton der Oper, der stärker an Cherubini oder Auber als etwa an Berlioz geschweige denn Davids unmittelbare Zeitgenossen Schumann, Wagner und Verdi erinnert. Anders als in seinem bewegten und unkonventionellen Leben fand der Komponist David anscheinend auch Gefallen an der sehr konventionellen, oft sogar regelrecht harmlos-naiven Nummernopern-Konzeption des Werks, die niemals in Frage gestellt wird.
    Akzeptiert man diese vor allem im Bereich der Harmonik und Instrumentation doch recht engen Grenzen, kann man auch als heutiger Hörer noch jede Menge schöner und teilweise sogar hoch inspirierter Musik mit hohen melodischen Qualitäten genießen, die freilich genauso gut 30 Jahre früher entstanden sein könnte.
    Makellos und mit hörbarem Engagement agieren die hierzulande noch unbekannten Gesangssolisten (besonders beeindruckend der helle lyrische Tenor von E. Gonzalez Toro) und das hervorragende Originalklangensemble der Opera Lafayette aus Washington, die man bislang nur von Werken des 17. und 18. Jahrhunderts her kannte. Die ausgezeichnete Akustik und Klangbalance lässt diese diskographisch sehr wichtige Neuaufnahme zu einem nachhaltig befriedigenden Erlebnis werden.
    Fast unnötig zu erwähnen, dass man im Beiheft nach übelster Discounter-Manier nur einen Einführungstext und eine Mini-Inhaltsangabe auf Englisch vorfindet. Trotzdem Höchstbewertung und nachdrückliche Kaufempfehlung.
    Ein Kommentar
    Anonym
    21.02.2015

    Libretto zur Oper vorhanden

    Auf der Rückseite des CD Covers befindet sich unten im Text der Hinweis auf die Web Adresse von Naxos, auf der man kostenlos das komplette Libretto der Oper in Französisch und Englisch auf seinen PC herunterladen kann. Das ist bei Naxos Opern neuerdings so üblich und gar nicht mal so schlecht, da man mit dieser Methode stets damit rechnen kann, dass ein Libretto immer geliefert wird, statt aus Kostengründen gestrichen zu werden. (Das gilt auch für Naxos Lieder CDs)
    Pyrrhus (Oper in 5 Akten) Pyrrhus (Oper in 5 Akten) (CD)
    25.03.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Leider nicht überzeugend

    Die erste Tragédie lyrique des jungen Pancrace Royer erlebte bei ihrer Uraufführung 1730 einen Misserfolg. Interessant ist es nach nun fast 300 Jahren anhand der vorliegenden Aufnahme zu hinterfragen, ob dies musikgeschichtlich gerechtfertigt ist. Die klare Antwort lautet: Ja!
    Wer Royer als fantasievollen und experimentellen Cembalokomponisten kennt und schätzt kann sich nur wundern, wie einfallslos der 26-jährige (man denke an die Opern die Händel, Mozart, Rossini oder Donizetti in diesem für damalige Verhältnisse nicht mehr besonders jungem Alter schrieben!) hier die tradierten Schemata der französischen Barockoper aneinanderreiht. Am besten fällt noch die Beurteilung der vielen Chöre aus, in denen sich Royer zumindest als gewandter Kontrapunktiker erweist. Doch ansonsten fehlen dem Pyrrhus Größe und Gravität eines Campra oder Marais, von revolutionären Experimenten wie sie Rameau nur wenig später in "Hypolite et Aricie" verwendete ganz zu schweigen. Der schablonenhafte Wechsel zwischen ariosem Singsang ohne jegliche Einbeziehung italienischer Elemente und mäßig einfallsreichen Tänzen ermüdet schon nach kürzester Zeit. Man spürt wie reformbedürftig die immer noch in der Ästhetik Lully`s feststeckende Gattung um 1730 war- nur war Royer nicht der Mann der Stunde, sondern der um eine Generation ältere geniale Rameau.
    Die Kräfte dieser Liveeinspielung aus Versailles leisten durchweg Durchschnittliches bis Gutes, wirkliche Inspiration kommt jedoch aufgrund der drögen Partitur kaum auf. Die nicht enden wollenden geschwollenen und stereotypen Rezitative nehmen auch nur den kleinsten Wind, der sich in den Tänzen oder Chören ab und an erhebt, wieder völlig aus den Segeln. Größter Wermutstropfen ist jedoch die matte, glanzlose und sehr nebengeräuschreiche Akustik der Salle des Croisades in Versailles. Es war mir nicht möglich diese Oper in einem Stück durchzuhören, daher kann ich leider nicht einmal für eingefleischte Fans französischer Barockmusik eine klare Kaufempfehlung aussprechen.
    Missa in labore requies Missa in labore requies (CD)
    13.03.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Gute Einspielung mit Vorbehalten

    Muffats 24-stimmige Messe zu 6 Chören stellt neben Bibers etwa zeitgleich entstandener „Missa salisburgensis“ einen Höhepunkt des süddeutsch-österreichischen Barocks dar.
    Die bislang einzige Aufnahme von 1999 mit Cantus Cölln und Concerto Palatino, die den Charakter einer Referenzeinspielung hat, ist momentan vergriffen bzw. nur als Download verfügbar, so dass der vorliegenden Neueinspielung ein wichtiger Stellenwert zukommt. Anders als bei der alten Gesamtaufnahme werden hier authentisch Knabenstimmen verwendet. Allerdings stehen insgesamt nur 6 teils recht leise Kinderstimmen 5 voll ausgebildeten Männerstimmen inklusive einem Countertenor gegenüber, was trotz ausgezeichneter Einzelleistungen nicht immer zu einer optimalen Klangbalance führt. Sehr fragwürdig ist dabei die Entscheidung der männlichen Falsett-Altstimme im Chor 1 die sehr dünnen Knabenalte des zweiten Chores gegenüberzustellen. Insgesamt hätte eine größere Besetzung des Ripienochors unzweifelhaft bessere Wirkung gezeitigt.
    Trotzdem atmet die Aufnahme insgesamt eine nicht zu leugnende Frische und Kraft, unterstützt von der hervorragenden Akustik des Doms zu Gurk, die trotz opulenten Raumklangs alle feine Details der genialen Partitur hervorleuchten lässt. In diesem Punkt ist die neue CD der älteren Aufnahme aus Kloster Melk klar überlegen.
    Sehr nachteilig hingegen erscheint mir die oftmals gewaltsam-buchstabierende Lesart von Gunnar Letzbor, die auch vor grotesken Übertreibungen (unhistorisch-rockiges Lautencontinuo, Paukenschläge wie Schrapnellschüsse) nicht haltmacht.
    Insgesamt eine empfehlenswerte Neuerscheinung, die jedoch klar den 2. Platz hinter Konrad Junghänels makelloser Ersteinspielung erhält, die hoffentlich bald wieder in der vollen Cd-Klangqualität erhältlich sein wird.
    Alto Arias Alto Arias (CD)
    09.02.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Große Enttäuschung

    Ein junger Countertenor im Jahre 2014 hat es mit hochkarätiger Konkurrenz zu tun. So ist es sehr erfreulich, dass sich der bislang noch nicht breiter bekannte Filippo Mineccia in seinem ersten Soloalbum ganz auf Ersteinspielungen von Arien des immer noch sträflich unterschätzten Leonardo Vinci beschränkt und die abgenudelten Händel-und Vivaldi-Schlachtrösser geschickt meidet. Doch so interessant die Auswahl ist, die das noch immer sehr lückenhafte Vinci-Bild nachhaltig komplettiert, so enttäuschend ist das klangliche Ergebnis:
    Mineccia verfügt weder über die stupende Technik eines Fagioli, noch über die Dramatik eines Cencic oder Lieblichkeit eines Jaroussky oder Barna-Sabadus. Seine Stimme klingt trotz sauberer Intonation und guter Koloraturtechnik oft unnatürlich belegt und kehlig (Falsett im schlechtesten Sinne des Wortes!), ist in der Höhe gern schrill und in der Tiefe reichlich matt und fahl. Vor 20-30 Jahren hätte eine vergleichbare Leistung durchaus noch Aufsehen erregt, inzwischen liegt aber die Meßlatte im Countertenorgesang zu hoch um hier noch punkten zu können. Sehr ungünstig fällt auch die dünnblütige und temperamentlose Begleitung des Originalklangensembles auf, das sich ebenfalls nicht auf heute üblicher internationaler Höhe bewegt. Daher kann dieses enttäuschende Debut nur aus musikwissenschaftlichem Interesse zum Kauf empfohlen werden, der Barockbelcanto-Freund wird hier nicht auf seine Kosten kommen.
    Max Emanuel Cencic - Rokoko (Hasse Opera Arias) Max Emanuel Cencic - Rokoko (Hasse Opera Arias) (CD)
    07.02.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Trotz Einschränkungen überzeugend!

    Die Stärken (Volumen, Dramatik, Emotion) und Schwächen (grelle Höhe, hastige Koloraturen, Neigung zu dynamischer Einförmigkeit) von M.E. Cencic sind auf seiner neuen CD genauso präsent wie bei seinem letzten Solorecital „Venezia“. Dass die Einspielung aber insgesamt einen wesentlich günstigeren Eindruck macht, liegt daran, dass der Sänger diesmal Stücke ausgesucht hat, die sein Timbre besser zur Geltung bringen. Nicht die koloraturgespickten Sopranarien sind es, sondern Stücke eher mittlerer und tieferer Lage in gemessener rhythmischer Gangart, was von großem Vorteil ist.
    Dazu kommt die durchweg erstklassige Qualität aller aufgenommenen Arien (darunter 7 Weltpremieren), die dem heutigen Hörer wieder einmal klarmacht, warum Hasse als Grenzgänger zwischen Spätbarock und Frühklassik seinerzeit so berühmt war. Ebenfalls sehr überzeugend ist die teils zart-einfühlsame, teils prachtvoll-extrovertierte Begleitung (ausgezeichnet die schmetternden Naturhörner) des Athener Barockorchesters. Obwohl ich immer noch kein direkter Fan von Cencic´s Stimme bin, verdient „Rokoko“ wegen des klug durchdachten Konzepts, der dramatisch überzeugenden Darstellung und dem glänzenden Orchesterklang m.E. durchaus 4 Sterne.
    Cantate drammatiche Cantate drammatiche (CD)
    01.02.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Hervorragend!

    Nach dem großartigen Reutter-Album 2012 präsentiert sich die hervorragende Olivia Vermeulen nun mit einem weiteren Schatz. Auch wenn Ferrandini seit der CD-Premiere von „Catone in Utica“ 2003 kein ganz Unbekannter mehr in der alte-Musik-Szene ist, blieben Aufnahmen seiner Musik die große Ausnahme in den letzten Jahren.
    Man fragt sich erstaunt warum, denn die vorliegenden drei Kantaten beweisen wieder einmal, welch erstklassiger und origineller Komponist der Wahl-Münchner war. In der in H-Dur (!) stehenden Eröffnungsarie der letzten eingespielten Kantate hört man erstaunt harmonische Wendungen, die man in der Zeit um 1750 nicht für möglich gehalten hätte, doch auch bei den weniger atemberaubend kühnen Stücken bleibt die Spannung von Anfang bis Ende erhalten, was nicht zuletzt an der makellosen Sängerin und ihrem hervorragend begleitenden Originalklangensemble liegt. Es bleibt nur zu hoffen, dass überaus verdienstvolle Weltpremieren wie diese auch bei anderen Interpreten die Entdeckungslust in Sachen Ferrandini beflügeln. Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    Miriways Miriways (CD)
    01.02.2014
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Wichtige Ersteinspielung

    Telemanns 1728 entstandene Oper um den gegen Persien aufbegehrenden Afghanenfürsten Miriways erregte schon 1992 bei einer konzertanten Aufführung unter Reinhard Goebel großes Aufsehen in der alte-Musik-Szene: Telemann als ein völlig unterschätzter Opernkomponist, der Händel in nichts nachstand war erst noch zu entdeckendes Neuland. Merkwürdigerweise wurde die hervorragende Aufführung nie veröffentlicht und es dauerte über 20 lange Jahre, bis die Oper endlich ihre Cd-Premiere erfuhr. CPO veröffentlicht nun einen klanglich erstaunlich guten, da weitgehend nebengeräuschfreien Livemitschnitt der Magedburger Telemann-Festtage von 2012. Über alle Kritik erhaben ist das Spiel des von Michi Gaigg geleiteten Barockorchesters, aus dem die exzellent gespielten Naturhornpartien ganz besonders eindrucksvoll hervorstechen. Alle Sänger erfreuen durch sehr gute bis gute Leistungen, allerdings ohne besonders spektakuläre Höhepunkte. Stärkere Abstriche muß man neben einigen der Livesituation geschuldeten kleinen Unsauberkeiten leider bei der Textverständlichkeit fast aller Solisten machen. Der größte Wermutstropfen ist allerdings die recht willkürliche Kürzungspraxis bei den Dacapos: Manch belanglose Arie wird ganz gesungen und regelrechte Highlights wie die von den Hörnern virtuos umspielte Zemir-Arie des 2. Aktes werden brutal verstümmelt. In einem stark italienisch geprägten Werk wie diesem, das ganz auf die Dramaturgie der Dacapo-Arie und ihrer Möglichkeiten zu freier Verzierung setzt, sollten Kürzungen eigentlich die große Ausnahme sein und am ehesten in Secco-Rezitativen stattfinden.
    So bekommt der Telemann-Freund nun endlich eine recht gute, wenngleich auch nicht perfekte Aufnahme eines glänzenden barocken Musikdramas präsentiert. Allerdings bleibt der Wunsch nach einer ungekürzten Studioaufnahme weiterhin bestehen.
    Wertes Zion, sei getrost - Kantaten nach Luther Wertes Zion, sei getrost - Kantaten nach Luther (CD)
    01.12.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Exemplarische Telemann-Einspielung

    Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass man sich bei CPO einmal wieder für eine Erstveröffentlichung unbekannter Telemann-Kantaten unter kompetenter Leitung entschieden hat, diesmal von Gotthold Schwarz der als Sänger wie als Dirigent gleichermaßen als einer der kompetentesten Sachwalter in diesem Bereich gelten kann. Im vorliegenden Fall der fünf auf Lutherliedern basierenden Kantaten befriedigt die vokale und instrumentale Darbietung bei hervorragender Akutsik und Klangbalance zur Gänze. Die eingespielten Werke aus den Jahren 1710-1743 geben einen repräsentativen Querschnitt von Telemanns facettentreicher Kompositionskunst in ihren verschiedenen Stadien wieder. Alle zeichnen sich durch anspruchsvolle solistische Partien sowie prominente und virtuose Bläser-Instrumentalsoli (Oboen, Clarintrompeten, Quer- und Blockflöten) und eine ganz auf den Text zugeschnittene knappe , plastische und verständliche Diktion in den Singstimmen aus. Vergleicht man diese Stücke mit textlich ähnlichen Vertonungen Bachs, wird einem klar, warum Telemanns unmittelbar eingängige, aber niemals banale Musiksprache zu seiner Zeit höher geschätzt wurde als die überaus komplexe und intellektuelle Polyphonie des Thomaskantors. Höhepunkt ist die mit festlichem Trompetenglanz umrahmte große Kantate „Wertes Zion“, die mit einem fulminanten Halleluja-Chor schließt, der sich neben Händels berühmter Version nicht zu verstecken braucht. Eine erstrangige Einspielung, die nachdrücklich zum Kauf empfohlen werden kann!
    Die Räuberbraut op.156 Die Räuberbraut op.156 (CD)
    29.10.2013
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Wichtige Produktion!

    Endlich liegt eine Oper von Ries auf CD vor, großer Dank an die engagierten und mutigen Produzenten von CPO!
    Die Partitur enthält jede Menge guter, teils sogar bester Musik, leidet jedoch unter dem (bereits bearbeiteten) kolportagehaften Libretto und der dadurch bedingten dramaturgischen Vorhersehbarkeit, die leider auch musikalisch immer wieder zu Allerweltsgesten führt, so dass das gesamte Werk unter heftigen Aufs und Abs des kompositorischen Niveaus leidet.
    Orchester und Chor sind erstklassig, die Solisten nicht ganz auf dem selben Niveau, besonders dem etwas harten Sopran von Ruth Ziesak merkt man an, das er in die Jahre gekommen ist. Auch T. Blondelle agiert nicht immer 100% souverän in der heiklen Tenorpartie. Trotzdem: Eine wichtige Produktion und ein Meilenstein in Sachen Ries!
    Les Surprises de l'Amour Les Surprises de l'Amour (CD)
    19.10.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Sternstunde!

    Rameaus bislang noch nie vollständig aufgenommene Ballettoper aus dem Jahre 1758 besteht aus drei völlig unterschiedlichen Akten: Dem höfisch-repräsentativen Adonis mit seinem aparten Hörnerschall, der ätherischen von zarten Flöten- und Streicherklängen dominierten Lyre enchantée und dem von Sinnlichkeit und Vitalität überbordenden Anacréon, dem einzigen Teilstück, das schon separat eingespielt wurde. Die in einer früheren Version enthaltenen Sybariten gibt es auch auf CD, so dass man endlich einen vollständigen Überblick über das Werk und seine verschiedenen Fassungen hat.
    Anders als die manchmal durch endlose Rezitativpassagen recht langatmigen Tragédies lyriques zeichnen sich Rameaus Ballettopern (Opéra- bzw.Comédie-ballet) durch eine kurzweilige Folge von meist sehr virtuosen Dacapo-Arien im pseudo-italienischen Stil und höchst phantasievollen Tänzen aus.
    Das hierzulande noch nicht sehr bekannte Ensemble Les Nouveaux Charactères mit seinen guten bis hervorragenden Solisten braucht einen Vergleich mit bekannteren Namen wie Christie oder Minkowski nicht zu scheuen: Je nach Situation melancholisch oder freudig, pompös oder elegant erklingt hier eine von Rameaus abwechslungsreichsten Partituren in absolut überzeugender Weise bei hervorragender Klangqualität. Besonders die schnellen Tänze gehen direkt in die Beine: So vital, klangsinnlich und mitreißend habe ich Rameau noch nie gehört. Das schön aufgemachte booklet (immerhin mit deutschem Kommentar aber leider ohne entsprechende Librettoübersetzung) gibt eine ausgezeichnete Übersicht über die komplexe Entstehungsgeschichte des Werks.
    Insgesamt kann hier von einer diskographischen Sternstunde in Sachen Rameau und französischer Barockoper gesprochen werden. Für Neueinsteiger sowie für Kenner: Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    Thesee Thesee (CD)
    08.10.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Erstklassige Entdeckung

    Francois-Joseph Gossec stellt durch sein fast 100 Jahre währendes langes Leben musikhistorisch gewissermaßen das Bindeglied zwischen Rameau und Berlioz dar und ist in den CD-Katalogen immer noch sträflich unterrepräsentiert. Jetzt endlich liegt eine Referenzaufnahme einer seiner beiden Tragédies lyriques vor, die in keiner Hinsicht Wünsche übrig lässt. Die 1778 für Paris geschriebene Oper Thesée wurzelt in der kleingliedrigen Gesamtanlage, die in einem bunten Mosaik Rezitative, Arien und Tänze verbindet ganz klar im Rameau-Stil, öffnet aber in der farbenreichen Instrumentation (Dreifaches Holz inklusive Piccolo und Posaunen) einen erstaunlichen Blick über die Grenzen der Klassik hinaus. Besonders in den repräsentativen Chor- und Marschszenen hört man schon den Tritt der späteren revolutionären und napoleonischen Heere widerhallen.
    Glucks Einfluss ist zwar hörbar, Gossec vertritt jedoch eine sehr eigenständige, an älteren französischen Vorbildern orientierte Gesamtästhetik, die man so noch nie zu hören bekam.
    Das inzwischen mit einigen sehr interessanten Opernersteinspielungen hervorgetretene belgische Label "Ricercar" präsentiert in Kooperation mit dem im venezianischen Palazzo Bru-Zane ansässigen Zentrum für romantische französische Musik das Werk in prachtvoller Aufmachung als reich illustriertes Buch mit fundierten Kommentaren zu Werk, Entstehung und Uraufführung samt vollständigem Text , alles erfreulicherweise auch auf Deutsch. Leider findet man dort zu den hierzulande weitestgehend unbekannten Solisten keine Beschreibungen, was sehr schade ist, denn sowohl die beiden Hauptrollen als auch die kleineren Nebenrollen sind erstklassig besetzt. Besonders beeindruckend ist der dramatische und klare Sopran von Jennifer Borghi in der größten Rolle der Oper, der bösen Zauberin Medea. Großartig agiert das renommierte Originalklangensemble unter G.v.Waas, der schon seit längerem als zuverlässiger Sachwalter für die Ausgrabung vergessener Opernraritäten gilt. Die abwechslungsreiche, stellenweise hochdramatische und wie oben erwähnt teils visionär modern instrumentierte Partitur, die allerdings auch unter Momenten ziemlich schablonenhafter Formgebung leidet und (anders etwa als die großen Pariser Opern Glucks) kein von A-Z durchgehendes Meisterwerk ist, erfährt hier die bestmögliche Wiedergabe. Auf der Opernbühne hätte der Thesée jedenfalls allein schon durch seine bühnenwirksamen Massenszenen und die fulminant gezeichnete Medea-Partie auch in heutiger Zeit gute Chancen.
    Für jeden Opernentdecker uneingeschränkte Kaufempfehlung.
    Fede E Amor - Barockmusik mit Posaunen am Wiener Kaiserhof Fede E Amor - Barockmusik mit Posaunen am Wiener Kaiserhof (CD)
    25.09.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Wundervoll!

    In Zeiten in denen Countertenöre in Sopranlage alle bislang dagewesenen Grenzen des Stimmfachs überschreiten und mit spektakulären Kastraten-Recitals auf sich aufmerksam machen, tritt ein Countertenor der alten Schule wie der aus der englischen Kathedraltradition kommende Alex Potter zwangsläufig etwas in die zweite Reihe. Leider muss man sagen, denn Potter verfügt über eine wunderschöne und bestens geführte helle Altstimme, die zwar keine akrobatischen Leistungen vollbringt, aber gerade für die Musik der Zeit um 1700 ideal erscheint.
    Sehr zu loben ist das interessante Repertoire der vorliegenden CD, das Arien kaiserlicher Hofkomponisten aus Wien und deren Umfeld (darunter völlig unbekannte Namen wie Ignazio Conti, den Sohn Francesco Bartolomeos oder Pietro Casati) vorstellt, die die Besonderheit haben, eine oder zwei konzentrierende solistische Posaunen sowie teilweise ein obligates Fagott besetzt zu haben. Diese für das barocke Wien recht typische, aber sonst sehr exotisch wirkende Klangfarbenmischung wirkt auch auf den heutigen Hörer erfrischend und überraschend, besonders da alle Kompositionen meines Wissens nach (bis auf die wenigen Instrumentalstücke von Fux) Ersteinspielungen sind. Das Ensemble La Fontaine auf herrlich klingenden Originalinstrumenten und der makellos singende, von eitlen Stimmeskapaden freie Altist ergänzen sich auf beglückende Weise, so dass diese auch aufnahmetechnisch erstklassige CD zu einer der erfreulichsten Neueinspielungen unbekannter Barockmusik dieses Jahr gezählt werden darf. Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
    Klavierkonzert op.1 Klavierkonzert op.1 (CD)
    21.09.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Wichtiger Beitrag zu Burgmüller

    Sehr erfreulich ist, dass Carus nach 3 Jahren eine weitere CD mit Instrumentalwerken Norbert Burgmüllers unter Frieder Bernius herausbringt. Nachdem seine beiden Sinfonien in den letzten Jahren etwas aus dem Schatten getreten sind und man besonders den Einfluss seiner Zweiten auf Brahms anerkannt hat, kann diese CD einen weiteren wichtigen Schritt zu einer größeren Verbreitung des mit nur 26 Jahren tragisch verunglückten Genies tun.Hauptwerk ist Burgmüllers Opus 1, das monumentale Klavierkonzert fis-moll, das den heutigen Hörer in der Breite der Themenfindung, der motivischen Verarbeitungskunst und der wuchtigen Orchestration auch eher an Brahms als an die unmittelbaren Zeitgenossen Schumann und Mendelssohn erinnert. Ein Geniestreich des nicht einmal 19-jährigen, der seiner Zeit nahezu 40 Jahre voraus war, über den man nicht genug staunen kann.
    Grundsätzlich ist die Interpretation eines solchen Werkes mit Originalinstrumenten die richtige Herangehensweise, zumal wenn so ausgezeichnete Interpreten wie Bernius und Koch zur Verfügung stehen. Doch leider kann sich der Bösendorfer-Flügel von 1849 trotz eines grundsätzlich schönen und warmen Gesamtklangs stellenweise nicht gegen das Orchester behaupten. Viele Details sind kaum wahrnehmbar oder verschwimmen regelrecht. Wie so oft bei alten Klaviere gibt es außerdem in einigen Bereichen besonders des oberen Registers deutlich hörbare Intonationsschwächen. Ich frage mich immer, wieso es dem modernen Klavierbau offenbar nicht möglich ist, solche massiv störenden Probleme, die Wasser auf die Mühlen der Kritiker der Originalklangszene sind, in den Griff zu bekommen. Unter demselben Problem in noch krasserer Ausformung litt übrigens auch Kochs kürzlich erschienene Wagner-CD bei CPO. So kann ich diesmal auch schweren Herzens rein aus diesem Grunde keine Spitzenbewertung vergeben.
    Die Stuttgarter Hofkapelle erweist sich wieder einmal als durchweg erstklassige Formation unter kompetentester Leitung, was man auch bei der dramatischen Dionys-Ouverture und den deutlich an Schubert erinnernden kammermusikalisch instrumentierten Entractes hören kann, die zwar kompositorisch weniger originell sind, aber das noch immer unvollständige Burgmüllerbild erfreulich abrunden.
    Für musikalische Raritätensammler gilt ganz klar: Uneingeschränkte Kaufempfehlung.
    Oratorium für die goldene Hochzeit Mutzenbecher Oratorium für die goldene Hochzeit Mutzenbecher (CD)
    02.09.2013
    Klang:
    2 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Routiniertes Gelegenheitswerk

    Die Komposition, die Telemann anlässlich der goldenen Hochzeit des Hamburger Patriziers Mutzenbecher schrieb, folgt in ihrem Aufbau in ein geistliches Oratorio und eine längere weltliche Serenata ganz den Bürgerkaptänsmusiken des Meisters. Musikalisch bewegt sich das 1732 komponierte Werk voll auf der Höhe der Zeit und beweist wieder einmal eindrucksvoll, wie sicher Telemann den damals modernen galanten Stil eines Hasse oder Graun perfekt beherrschte und mit eigenem Kolorit versah, auch wenn in dieser Komposition trotz viel schöner Musik wirkliche Höhepunkte fehlen und man sich des Eindrucks eines routiniert geschriebenen Gelegenheitswerks , das besonders im zweiten Teil an seiner starren Folge von Seccorezitativen und Dacapoarien leidet, nicht entziehen kann.
    Vielleicht liegt es auch genau daran, dass die Einspielung unter Hermann Max, der ja als bewährter Sachwalter in Sachen Telemann-Ausgrabungen gilt, nicht so recht in die Gänge kommt. Neben einigen der Live-Situation geschuldeten kleineren instrumentalen und vokalen Unsauberkeiten ist es trotz ansprechender Gesamtleistung vor allem die in Tempo, Phrasierung, Diktion und Agogik ziemlich spannungslose und einförmige Interpretation, die schon recht bald den Eindruck einer gewissen faden Behäbigkeit vermittelt.
    Sehr ungünstig wirkt sich (wieder einmal) der viel zu hallige und feine Nuancen nivellierende Raumklang der Basilika Knechtsteden aus, der für die in weiten Teilen kammermusikalische Faktur des Werks denkbar ungeeignet ist.
    Für den Raritätensammler in jedem Fall ein anschaffenswerte Produktion, die allerdings deutlich hinter den letzten oratorischen Telemann-Produktionen von CPO zurückbleibt.
    Klaviersonaten B-Dur op.1 & A-dur op.4 Klaviersonaten B-Dur op.1 & A-dur op.4 (CD)
    20.07.2013
    Klang:
    1 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Mangelhaftes Instrument

    Leider erfüllt der in der Aufnahme verwendete Steingraeber-Flügel aus dem Jahre 1852 alle Vorturteile gegenüber historischen Hammerklavieren: Dumpfe Tiefe, matte Mittellage und eine sehr unangenehm spitze und harte Höhe, die noch dazu miserabel intoniert ist. Hinzu kommt eine viel zu direkte und trockene Akustik.
    Sehr schade, denn der musikalische und technische Zugriff von Tobias Koch auf die eher spröden Jugendwerke Wagners ist wie gewohnt exzellent, doch das Ergebnis kann aufgrund der starken instrumentalen Mängel und des dadurch streckenweise ungenießbaren Klanges leider nicht überzeugen.
    La Finta giardiniera La Finta giardiniera (CD)
    15.05.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Sehr erfreulich!

    Eine sehr spannende Sache ist es, das durch die Vertonung des 20-jährigen Mozart recht bekannte Libretto der Finta giardiniera in der 1773 entstandenen Version von Pasquale Anfossi zu hören und beide Kompositionen miteinander zu vergleichen. Zunächst einmal fällt auf, dass Anfossis Version gut 30 Minuten kürzer ist und in der Regel schnellere Tempi verwendet, was der gesamten Handlung erhebliche Stringenz verleiht. Mozarts genau zwischen Jugend- und Meisterwerk stehende Vertonung neigt hingegen manchmal etwas zur formalen Weitschweifigkeit, besticht aber an etlichen Stellen durch atemberaubende harmonische Experimente, formale Kühnheiten und besonders durch zwei große Sturm- und Drang- Arien in Moll. Derart Genialisches findet man bei Anfossis ungetrübter in Dur stehender Buffowelt nicht, dafür gibt es aber etliche Nummern, die dem jungen Salzburger an witziger Knappheit und dramatischem Impetus überlegen sind, so z.B. Nardos Auftrittsarie, die im Vergleich zu Mozarts eher konventioneller Vertonung ein wahres Kabinettstück an Brio und geistreicher Unterhaltung ist.
    Schwer verständlich ist dagegen dann wieder, dass der ältere Meister in der ersten Podestà-Arie mit ihren reizvollen Instrumentenschilderungen auf jeglichen illustrierenden Klangreiz verzichtet. Insgesamt sehnt sich der heutige Hörer dann doch schon bald nach mehr emotionaler Tiefe bzw. weniger Vorhersehbarkeit. So verwundert es nicht, dass Anfossis Oper, die verglichen mit den überragenden kompositorischen Fähigkeiten Mozarts trotz aller Qualität insgesamt schnell relativ eintönig wirkt, rasch in Vergessenheit geriet.
    Diese Vorbehalte ändern jedoch nichts am hohen Repertoirewert und künstlerisch exzeptionellen Rang dieser Einspielung: Werner Erhadts handverlesenes Ensemble weist bei Solisten und Orchester gleichermaßen keine einzige Schwachstelle auf und garantiert so ein in Live-Neueinspielungen keineswegs selbstverständliches durchgehend perfektes Niveau. Besonders die makellose Nuria Rial in der weiblichen Hauptrolle verleiht der Einspielung ein besonderes Niveau. Sehr erfreulich ist, dass sich DHM/Sony zu einem 200-Seiten-Booklet mit dreisprachiger Übersetzung entschieden hat und so der faulen PDF-Praxis liebevolle Editionsarbeit entgegensetzt. (In diesem Falle sogar unnötigerweise, denn jeder der sich die CD kauft wird wohl das identische Libretto der Mozartversion daheim haben) Leider findet man aber über die bis auf N. Rial noch recht unbekannten Sänger keinerlei biographische Hinweise und muss dann doch wieder googeln.
    Für musikalische Raritätensammler gilt ganz klar: Uneingeschränkte Kaufempfehlung.
    Der Berggeist (oder: Schicksal und Treue) Der Berggeist (oder: Schicksal und Treue) (CD)
    02.05.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Sehr hörenswert

    Sehr erfreulich ist, dass Carus seine Reihe mit Opern-Ersteinspielungen um 1800 aus dem südwestdeutschen Raum unter Frieder Bernius fortsetzt. Nach der zuletzt musikalisch sehr mageren Zauberinsel Zumsteeg`s liegt mit dem Berggeist von Franz Danzi nun eine Komposition von deutlich höherem Rang vor. Danzi vermag mit sehr sicherem dramatischen Sinn und einer profunden Satz- und Instrumentationstechnik der ansprechenden Rübezahl-Geschichte an vielen Stellen erhebliche Tiefenschärfe zu geben. Allerdings wundert es nicht, dass das an der Klangsprache von Mozart und Haydn orientierte 1813 uraufgeführte Werk , das bei aller Schönheit mit den damaligen Neuerungen Beethovens, Webers oder Cherubinis verglichen insgesamt doch relativ rückwärtsgewandt (manchmal sogar regelrecht provinziell) wirkt, rasch in Vergessenheit geriet.
    Diese Vorbehalte ändern jedoch nichts am hohen Repertoirewert und künstlerisch exzeptionellen Rang dieser Einspielung: Frieder Bernius` handverlesenes Ensemble weist bei Solisten, Chor und Orchester gleichermaßen keine einzige Schwachstelle auf und garantiert so ein in Live-Neueinspielungen keineswegs selbstverständliches durchgehend perfektes Niveau. Besonders der hervorragende kanadische Tenor Colin Balzer in der Titelrolle stellt eindrucksvoll dar, dass man kein Muttersprachler sein muss, um in einer deutschen Partie völlig überzeugen zu können. Sarah Wegener in der weiblichen Hauptrolle als Anna lässt ebenfalls keinerlei Wünsche übrig. Für musikalische Raritätensammler gilt ganz klar: Uneingeschränkte Kaufempfehlung.
    Lodoiska Lodoiska (CD)
    28.04.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Referenzaufnahme!

    Eigentlich ist es unvorstellbar, dass von Luigi Cherubinis erster dramaturgisch und musikalisch voll ausgereifter Oper bislang nur eine über 20 Jahre alte, unter dem Gesichtspunkt historischer Aufführungspraxis völlig indiskutable und auch ansonsten wenig beeindruckende Einspielung unter R. Muti existiert. Jetzt endlich liegt mit dem klanglich und musikalisch vorzüglichen Livemitschnitt eine Referenzaufnahme dieses Meisterwerks vor, die in keiner Hinsicht Wünsche übrig lässt. Das Label "Naive" präsentiert in Kooperation mit dem im venezianischen Palazzo Bru-Zane ansässigen Zentrum für romantische französische Musik die 1791 (also zeitgleich mit Mozarts beiden letzten Meisteropern) für Paris geschriebene Oper in gediegener Aufmachung mit fundierten Kommentaren zu Werk, Entstehung und Uraufführung samt vollständigem Text (einziger Kritikpunkt: Warum wie so oft alles nur auf Englisch und Französisch?) Leider findet man dort zu den hierzulande eher unbekannten Solisten nur Links zu websites und keine Biographien, was sehr schade ist, denn sowohl die vier Hauptrollen als auch die kleineren Nebenrollen sind erstklassig bis gut besetzt. Besonders beeindruckend sind die schlanken und dennoch tragenden Tenorstimmen von Sébastien Guèze und Philippe Do. Grandios agiert das großbesetzte Originalklangensemble "Le Cercle de Harmonie" . Die unglaublich abwechslungsreiche, hochdramatische und prachtvoll instrumentierte Partitur, die nichts rokokohaftes mehr an sich hat, weist mit ihrer knappen, kompromisslosen an Gluck geschulten Diktion, der oft spröde-überraschenden Harmonik und der kühnen, nur mit Originalinstrumenten wirklich adäquat darstellbaren Bläserbehandlung weit in die Zeit der Frühromantik bis hin zur Klangästhetik eines Berlioz. Ein wichtiges diskographisches Ereignis, das hoffentlich eine aufführungspraktisch historisch informierte Neubewertung des Opernkomponisten Cherubini nach sich zieht. Uneingeschränkte Kaufempfehlung.
    Sacrae Cantiones II Sacrae Cantiones II (CD)
    29.03.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Wertvolle Einspielung für Spezialisten

    Die Vervollständigung und Ersteinspielung des durch zwei fehlende Stimmbücher nur unvollständig überlieferten 2. Buches der Sacrae cantiones von Gesualdo durch James Wood stellt eine musikwissenschaftliche Großtat dar! Wer nachvollziehen möchte, welche Schwierigkeiten diese Arbeit mit sich brachte, möge den im Booklet erwähnten ausführlichen Artikel von Wood (der bislang vor allem als Komponist und Dirigent avantgardistischer zeitgenössischer Musik hervortrat) im Internet aufrufen. Auch Nicht-Spezialisten werden vom klanglichen Ergebnis dieser dreijährigen Sisyphos-Arbeit überzeugt sein. Reinster Gesualdo, keine Sekunde kommen Zweifel an der Qualität der Rekonstruktion der beiden fehlenden Partien auf. Hörer, die hier allerdings harmonische Kühnheiten und Extravaganzen wie in den Madrigalen oder Responsorien erwarten, werden vielleicht etwas enttäuscht sein, denn der Grundtenor der 20 Motetten ist bis auf wenige Ausnahmen deutlich zurückhaltender und konservativer, auch wenn sich subkutan zahllose Kühnheiten befinden, die man aber beim ersten Hören nicht alle erfassen kann. Insgesamt ist es zu empfehlen, die CD nicht auf einmal zu hören, da das sechsstimmige überaus komplexe polyphone Stimmengeflecht den Hörer schnell ermüden kann.
    Dass diese musikwissenschaftlich so wertvolle Aufnahme keine 5 Sterne von mir bekommt liegt an zweierlei: Erstens singt das technisch perfekte Vocalconsort Berlin bei durchweg (zu) raschen Tempi etwas zu glatt und emotionslos, was auf Dauer leicht eintönig wirkt, zweitens ist die Studio-Akustik meinem Empfinden nach zu trocken, was zwar optimale Durchhörbarkeit garantiert, aber auf Kosten eines sinnlichen natürlichen Halls geht, den nur ein guter Kirchenraum (für geistliche Musik der adäquate Ort) hätte vermitteln können.
    Für Spezialisten und Musikwissenschaftler ist die CD ein klares Muss, wer mit Gesualdo noch keine Erfahrung hat, sollte aber besser mit einer Einspielung der späten Madrigale oder Karwochenresponsorien beginnen.
    Markuspassion Markuspassion (CD)
    13.02.2013
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    100% Überzeugende Ersteinspielung

    Sehr erfreulich ist, dass Carus zum Beginn der Passionszeit seine Reihe mit Homilius-Ersteinspielungen fortsetzt. Im Ganzen gehört, wundert es nicht, dass seine 130 lange Minuten dauernde Markuspassion von ca. 1765 rasch wieder in Vergessenheit geriet. Zu süsslich-schlicht, zu eingängig ist die harmonische und melodische Sprache, zu vorhersehbar die empfindsamen und galanten Manieren, in denen weder die Originalität der Bach-Söhne, noch die elegante Italianità Grauns auch nur annähernd erreicht wird. Ausnahmen wie die großartig dramatische Alt-Arie im 1. Teil, die mit der wohl singulären Klangfarbenkombination von Holzbläsertrio und Pauken überrascht, bestätigen die Regel. Bei den bis zu 11 (!) Minuten dauernden Dacapo-Arien wird dann die Grenze zur Langeweile oft genug überschritten, wenn sie (wie philologisch korrekt auf dieser Aufnahme) ohne Kürzungen gesungen werden. Diese Vorbehalte ändern jedoch nichts am hohen Repertoirewert und künstlerisch exzeptionellen Rang dieser Einspielung: Fritz Näf`s handverlesenes Ensemble weist keine einzige Schwachstelle auf und garantiert so ein in Neueinspielungen keineswegs selbstverständliches durchgehend perfektes Niveau. Besonders H. J. Mammel stellt eindrucksvoll dar, dass er wohl die derzeit denkbar beste Besetzung für Evangelistenpartien ist. Für alte-Musik-Interessenten gilt ganz klar: Uneingeschränkte Kaufempfehlung.
    Oratorium germanicum de Passione (1731) Oratorium germanicum de Passione (1731) (CD)
    09.02.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Kulturgeschichtlich hochinteressante Produktion

    Mit dem vorliegenden Werk können wir nun das einzige deutschsprachige Oratorium von J.J.Fux hören, was allein schon ein Grund zur Freude ist. Das 1731 entstandene Spätwerk (Fux war 71) ist von seiner musikalischen Anlage her zwar sehr konservativ, läßt aber interessanterweise an etlichen Stellen kleine Elemente des damals aufkommenden galanten Stils erkennen. Inhaltlich handelt es sich um eine leicht befremdliche, aber hochinteressante spätbarock-allegorische Verquickung des antiken Perseus-Andromeda-Mythos mit der Botschaft der christlichen Erlösung, wobei der Held hier mit Christus, Andromeda mit der zu erlösenden Seele gleichgesetzt wird. Der Kenner wird bei dieser Edition sehr schätzen, dass das Booklet den Text in barocker, eine stark österreichische Dialektfärbung offenbarender Orthographie ohne moderne Modifizierung abdruckt. Problematisch hierbei ist nur der für die Epoche leider sehr typische Antisemitismus, der an einigen Stellen recht krass in den Worten des Perseus/Christus hervortritt ( „ich verlache alle marter Pein und rache, der gotlossen Juden grim vnd gestim“ und „sollten an Creutz vnd galgen mich die Juden ganz zerfetzen, dir zu liebe leid all bein“) oder wenn Furor - die allegorische Verkörperung des Satans- triumphierend verkündet, dass die Herrschaft des „jüdischen Reiches“ angebrochen sei. Hier wären klärende Worte im Beiheft dringend erforderlich gewesen.
    Musikalisch ragt aus dem Ensemble der zur Aufnahmezeit bereits 16 Jahre alte, in Fachkreisen hochgerühmte Sopran Alois Mühlbacher mit seinem hochindividuellen, besonderen Timbre in der männlichen Hauptrolle als Perseus klar hervor. Die beiden anderen Knabensolisten verblassen mit ihren recht dünnen Stimmchen dagegen ziemlich, bieten aber durchaus ein authentisches und stellenweise anrührendes Klangbild. Das von G. Letzbor angeführte solistische Streicherensemble begleitet manchmal in etwas zu extremen dynamischen Kontrasten, die die introvertierte, aber teilweise sehr ausdrucksvolle Musik von Fux nicht nötig hat. Für Kenner, Interessierte und Spezialisten im Bereich alte Musik insgesamt eine sehr interessante, anschaffenswerte Produktion, die über die rein musikalische Ebene hinaus einen interessanten Blick in eine versunkene Epoche europäischer Kulturgeschichte gibt.
    151 bis 175 von 199 Rezensionen
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