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    jommelli Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 25. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 2505
    195 Rezensionen
    Solo- & Dialog-Kantaten Solo- & Dialog-Kantaten (CD)
    06.10.2018
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Durchwachsener Gesamteindruck

    Die vier zwischen 1709 und 1719 komponierten Duo-Kantaten sind zeitgleich entstandenen Werken von Händel und Telemann klanglich näher verwandt als der oft sehr spröden und eigenwilligen Rezeption des galanten Stils aus Graupners späterer Schaffenszeit, aus der in den letzten Jahren mehrheitlich Werke eingespielt wurden. Es handelt sich jedoch um höchst originelle Stücke, die individuell auf den Text zugeschnitten sind ohne in irgendwelche Schablonen zu verfallen. Während M.L. Werneburg mit ihrem hellen Sopran eine optimale Interpretin für diese anspruchsvollen Kantaten ist, bin ich mit dem Bassisten D. Wörner nicht sehr glücklich: Zum einen gleitet sein Timbre oft unangenehm ins Nasale ab, zum anderen wirkt die manierierte, bisweilen regelrecht parfümierte Textdiktion zuweilen wie die Karikatur einer salbungsvollen protestantischen Erbauungsstunde. Hier wären nach meiner persönlichen Empfindung mehr Schlichtheit und Natürlichkeit unabdingbar gewesen. Sehr überzeugend und klangschön agieren die neben Streichern mit Holzbläsern und Hörnern farbig besetzten Instrumentalsolisten.
    Sehr ärgerlich ist die mit knapp 38 Minuten sehr kurze Spielzeit der zweiten CD, hier hätte man gut und gerne noch mindestens eine weitere Kantate aufnehmen können. Insgesamt blieb bei mir also leider nur ein durchwachsener Gesamteindruck zurück.
    3 Kommentare
    Anonym
    26.12.2020

    Arroganz und Unverständnis

    Ich kann mich der Meinung von Herrn jommelli gar nicht anschliessen und bedaure dessen engen Horizont bezüglich Interpretation. Ich kenne Herrn Wörner seit zehn Jahren persönlich. Seine Interpretation Deutscher Barockmusik ist für mich die beste die ich weit und breit gehört habe und kenne und ich erachte es als ziemlich überheblich, arrogant und herablassend, auch ignorant, wenn man sich dermassen despektierlich äussert, ausgerechnet über diesen genialen Mann, mit welchem ich sicher 40 Konzerte bestritten habe und bezeugen kann, dass er mich immer überzeugt hat, stimmlich wie interpretatorisch. Für mich keine Frage des Geschmacks, sondern auch des Verstandes...
    Anonym
    09.08.2020

    Weshalb "künstlerische Qualität"

    Wenn Ihnen die 2. CD zu kurz ist, weshalb ziehen Sie dann von der "künstlerischen Qualität". Er bitte Erklärung.
    rtrechow
    30.03.2021
    Ich schließe mich "jommellis" Bewertung der sängerischen Ausstrahlung Herrn Wörners absolut an. Und das ist vor allem eine Frage des Geschmacks, und der ist subjektiv. Subjektiv ist für mich Herrn Wörners Gesang ein Grund, eine CD nicht zu kaufen - Sorry. Gut, wenn andere das anders empfinden!
    Les Horaces Les Horaces (CD)
    22.09.2018
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Meisterwerk!

    Salieris 1786 für Paris geschriebene Oper stellt einen den größten Misserfolge im Leben des Komponisten dar. Warum das so war, bleibt einem nach Hören der ersten Gesamteinspielung dieses Werkes rätselhaft. Es handelt sich um eine mit nur 85 Minuten Spielzeit sehr kurze Oper, in der die später u.a. von Mercadante vertonte Geschichte des Konfliktes der Horatier und Curiatier in hochdramatischer, stark an Gluck angelehnter und doch sehr individueller Musiksprache vertont wird. Dabei trifft Salieri genau den richtigen Mittelweg zwischen alter Nummernoper und durchkomponiertem Rezitativstil: Es gibt zwar noch anspruchsvolle Arien und Duette, doch jegliche dekorative Virtuosität wird einer strengen, schlichten und im besten Sinne des Begriffs klassischen Ästhetik untergeordnet, die später Komponisten wie Cherubini, Méhul und Beethoven beeinflusste. Insofern stellt Salieris zeitglich mit Mozarts Figaro entstandene Oper einen Meilenstein für die musikdramatische Entwicklung dar, womit das damalige Publikum des ausgehenden Ancien Régime wohl überfordert war.
    Die klanglich und musikalisch ausgezeichnete, spannende und dramatische Live-Aufnahme lässt keine Wünsche übrig: Hier haben wir (ganz anders als in der 2016 erschienenen, sehr enttäuschenden Ersteinspielung von Scuola de´gelosi) ein veritables Meisterwerk in optimaler Interpretation vorliegen. Christophe Rousset, der ja nicht zu Unrecht als einer der besten Sachwalter in punkto Salieri gilt, sei´s gedankt. Klare Kaufempfehlung für alle Opernfreunde!
    Kastraten-Arien Kastraten-Arien (CD)
    22.09.2018
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Empfehlenswert

    Für Entdecker jenseits des vokalen Mainstreams kann die vorliegende Produktion durchaus zum Kauf empfohlen werden. F. Mineccia verfügt sicherlich nicht über das spektakulärste stimmliche Material, weiß jedoch mit seinen Möglichkeiten und Grenzen überzeugend umzugehen, wobei ihm Paisiellos Arien größtenteils sehr gut liegen. Musikalisch findet man neben ziemlich rasch hingeworfener Dutzendware ausgesprochen attraktive Stücke, die die Wiederbelebung lohnen, so z. B. eine höchst originelle Bravourarie mit konzertantem Fagott, in der ein ausgebrochenes wildes Pferd lautmalerisch imitiert wird. Ergänzt wird das ausschließlich aus Ersteinspielungen bestehende Programm von je einer Arie von Alessandri, Tritto (beide meines Wissens bislang überhaupt nicht auf CD vertreten) und Cimarosa. Erfreulich sind außerdem das gepflegte Spiel des Originalklangensembles sowie das liebevoll und aufwändig gestaltete Booklet - auch wenn man sich nach 65 Minuten neapolitanischer Opernschule stark nach Mozarts tiefgründiger und universeller Tonsprache sehnt.
    Duo-Kantaten für Sopran & Alt Duo-Kantaten für Sopran & Alt (CD)
    22.09.2018
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Formvollendet

    Die vier 1710/11 und 1719/20 komponierten Duo-Kantaten sind zeitgleich entstandenen Werken von Händel und Telemann klanglich näher verwandt als der sehr oft sehr spröden und eigenwilligen Rezeption des galanten Stils aus Graupners späterer Schaffenszeit. Und so finden wir hier neben solider kontrapunktischer Arbeit viel diatonische Italianità und manchmal auch quasi opernhafte Virtuosität, doch immer in genauester Ausdeutung des zu vertonenden geistlichen Wortes. M. Feuersinger und F. Vitzthum sind für diese gleichermaßen elegante wie anspruchsvolle Musik genau die Richtigen: Mit makelloser Technik und einem nahezu seismographischen Gespür für den Text bietet das Duo hier zusammen mit dem Capricornus Consort die denkbar beste Interpretation dieser für Interpreten und Hörer sehr dankbaren Kompositionen. Ergänzt wird das Programm aufs Schönste von wundervollen kleineren Instrumentalkompositionen, die jeder Kantate als Sinfonia vorangestellt werden. Eine erstklassige Cd, die allen Graupner-Freunden nachdrücklich zum Kauf empfohlen werden ka
    Flötenkonzerte Es-Dur,E-Dur,e-moll,g-moll Flötenkonzerte Es-Dur,E-Dur,e-moll,g-moll (CD)
    17.05.2018
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Keine Alternative zur Traversflöte

    Die vier hier vorgestellten Flötenkonzerte sind meines Wissens Ersteinspielungen, obwohl das nicht eigens beschrieben ist. Und wieder einmal kann man hören, wie vielseitig und formvollendet Quantz sich in den engen Grenzen der von seinem Dienstherren Friedrich II. favorisierten vivaldischen Konzertform zu bewegen vermochte. Doch leider hat mich die vorliegende Aufnahme auf ganzer Linie enttäuscht. Eric Lamb ist sicherlich ein erstklassiger Flötist, aber der modernen Querflöte fehlen einfach die zahlreichen Farben und Schattierungen der Traversflöte mit denen ein Komponist des 18. Jahrhunderts- besonders in so „unbequemen“ Tonarten wie Es-Dur- gerechnet und gespielt hat. So ist das klangliche Ergebnis leider nicht viel mehr als korrekt gespielte, aparte Rokokomusik, die besonders in den langsamen Sätzen in diskrete Langeweile abgleitet, was auch bei einem Instrument der heutigen Zeit nicht hätte passieren dürfen. Die renommierte Kölner Akademie begleitet zwar historisch informiert recht leichtfüßig, doch das nützt auch nicht viel, da ein penetrant im Vordergrund agierendes und nicht besonders sensibel gespieltes Continuo-Cembalo einen recht ungünstigen Eindruck macht. Es ist sehr verwunderlich, dass Dirigent Willens nicht wenigstens bei einem Konzert ein Hammerklavier zur Abwechslung besetzt hat. So ist die vorliegende Aufnahme zwar eine Bereicherung der nicht eben üppig zu nennenden Quantz-Diskographie, kann aber leider künstlerisch nicht überzeugen. Wer die reizvolle musikalische Welt von J.J. Quantz neu kennenlernen möchte, sollte zu der schon 20 Jahre alten, aber m.E. immer noch unübertroffenen Hyperion- Aufnahme mit Rachel Brown greifen.
    Ein Kommentar
    Anonym
    22.01.2019
    Es handelt sich hier um eine absolut hochkarätige Einspielung mit ganz hervorragender Klangqualität (die alte Aufnahme von Rachel Brown ist weder im Repertoire noch bezügl. der Klangqualität & Aufnahmetechnik vergleichbar!), die von Ihnen genannten Kritikpunkte sind sicherlich Geschmacksache, unverständlich ist die viel zu grobe Abwertung (nur 3 Sterne!), das ist bei dieser CD für mich so nicht nachvollziehbar und m.E. deutlich zu wenig: Minimum 4-5 Sterne!
    Passions-Kantaten Vol.2 Passions-Kantaten Vol.2 (CD)
    11.04.2018
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Fortsetzung einer verdienstvollen Graupner-Serie

    Genau ein Jahr nach der Veröffentlichung von Folge 1 der 10 Passionskantaten aus dem Jahre 1741 und nur wenige Monate nach einem Zyklus von Epiphaniaskantaten setzt CPO seine Graupner-Reihe fort, so dass inzwischen eine beträchtliche Anzahl Kantaten des Darmstädter Hofkapellmeisters vorliegt, was sehr zu begrüßen ist.
    Wie immer bei späten Werken Graupners findet man neben hochoriginellen, ergreifenden, bizarren oder ungewohnt modern anmutenden Kompositionen auch quälend langatmige, wenn nicht gar langweilige Einzelstücke. So auch bei diesen drei Kantaten. Anders als Hermann Max in seiner vorbildlichen CPO-Einspielung von Graupnerschen Weihnachtskantaten (2010) hat sich Dirigent Florian Heyerick dazu entschieden, keine Dacapos zu kürzen, was es dem heutigen Hörer manchmal schwermacht, so z.B. in einer gut elfminütigen Sopranarie, die einfach nicht enden will.
    Interpretatorisch kann man mit dem belgischen Ensemble relativ zufrieden sein, nicht immer jedoch ist bei den Sopranistinnen die Textverständlichkeit optimal, der Countertenor, der gottseidank nur in einem Duett mitwirkt, singt manchmal sogar regelrecht schief. Rühmliche Ausnahme ist hier der deutsche Bass Dominik Wörner, der eine hervorragende Leistung erbringt und dessen Interpretation der großen Arie der 2. Kantate maßstabsetzend sein dürfte.
    Man darf insgesamt also auf Folge 3 gespannt sein.
    Passions-Oratorium "Jesu, deine Passion will ich jetzt bedenken" Passions-Oratorium "Jesu, deine Passion will ich jetzt bedenken" (CD)
    11.04.2018
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Repertoirebereicherung für speziell Interessierte

    Da von E.W. Wolf bislang nur Instrumentalwerke aufgenommen wurden, kommt der Ersteinspielung seines Passionsoratoriums besondere Bedeutung zu. Das Werk entstand 1756, als Wolf gerade 21 Jahre alt war und steht ganz unter dem Einfluss von Grauns ein Jahr früher entstandenem „Tod Jesu“ und der damit verbundenen eher introvertierten Ästhetik des empfindsamen Stils.
    Für den heutigen Hörer recht gewöhnungsbedürftig sind vor allem die mit neun bis elfeinhalb Minuten sehr langen Solonummern (drei Arien und ein Duett). Bei einer Liveaufführung könnte man bedenkenlos den Rotstift bei den Dacapos ansetzen, da die musikalische Substanz doch sehr überschau- und vorhersehbar ist. Die interessantesten Dinge und die einzigen Anklänge an eine gewisse Dramatik finden sich in den sehr sorgfältig gearbeiteten Accompagnato-Rezitativen.
    Die beiden Sängerinnen und besonders der helle Tenor von G. Poplutz sind sehr überzeugend. Einziger Ausreißer nach unten ist der italienische Bass M. Borgioni, der um eine glasklare deutsche Diktion ebenso kämpfen muss wie um die Koloraturen seiner hornbegleiteten Bravourarie, übrigens dem einzigen längeren schnellen Stück im gesamten über 80 Minuten langen Werk. Chor und Orchester der Kölner Akademie finden unter M.A. Willens genau den zurückhaltend-intimen Ton, den diese für Nicht-Spezialisten recht problematische, da sehr zeitgebundene Komposition verlangt.
    Insgesamt eine interessante Repertoirebereicherung für die Passionszeit, mit Sicherheit aber musikalisch keine besondere Überraschung, hier hat Wolf als Instrumentalkomponist wesentlich Originelleres zu bieten.
    Ein Kommentar
    Anonym
    06.04.2018

    Heiterkeit?

    Was ich bedauere ist, dass man auf den Werbetracks bei CPO keine interessanteren Beispiele hört, ich meine ich habe noch nie eine derart heitere Passion gehört, dabei geht es doch um das Leiden? Dafür hört man sich eine Passion an.

    Deswegen konnte ich mich zu einem Kauf bisher noch nicht entscheiden.
    Opernarien Opernarien (CD)
    26.03.2018
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Luft nach oben

    Francesco Gasparini gehört zu den wenigen einst berühmten Händel-Zeitgenossen, deren breitere Rehabilitierung in Konzerten und auf Tonträgern nur sehr schleppend vor sich geht. Ein wichtiger Schritt hierzu war vor 3 Jahren die insgesamt recht geglückte Gesamtaufnahme seines „Bajazet“ durch das Ensemble Auser Musici unter Leitung von Carlo Ipata. Dieselbe Formation zeichnet nun auch für das neue Album verantwortlich, Solistin ist Roberta Invernizzi. Zunächst verärgert die geringe Spielzeit von nur 59 Minuten, wovon 10 Minuten auf die bereits anderweitig aufgenommene Kantate „Andate o miei sospiri“ entfallen. Alle anderen Werke scheinen Ersteinspielungen zu sein. Und hier gibt es viel zu entdecken: Gasparinis Melos ist hochentwickelt und dabei immer eingängig und fasslich, ohne jemals in banale Schablonen zu verfallen. Einige Arien sind sehr originell und stehen Händel oder A. Scarlatti in punkto Erfindungsreichtum in nichts nach. Interessant ist, dass Gasparini bereits 1705 wesentliche Merkmale des galanten vorklassischen Stils mit seinen pochenden Achtelnoten im Bass um etwa 20 Jahre vorwegnahm, wie die Arie aus „Ambleto“ eindrucksvoll beweist. Wie schade, dass man nicht noch mehr Musik aus dieser Oper aufgenommen hat. Leider bin ich weder mit der Solistin, noch dem Instrumentalensemble geschweige denn der viel zu halligen und verwaschenen Akustik glücklich. Roberta Invernizzis früher so reiner und strahlender Sopran hat sehr gelitten und wirkt oft hart und spitz. Was die Intonation anbelangt, geraten v.a. im höheren Register viele Töne regelrecht schief. Hier hätte der Tonmeister eingreifen und nachbessern müssen. Das Ensemble klingt dünn, scharf und ebenfalls oft nicht perfekt intoniert- kein Vergleich zu erstklassigen Barockorchestern wie Armonia Atenea oder Concerto Köln. So bleibt der Ansatz dieser CD lobenswert, das Ergebnis lässt allerdings noch viele Wünsche offen und wird sicherlich nicht dazu beitragen, den völlig unberechtigterweise aufs musikalische Abstellgleis geschobenen Gasparini einem größeren Publikum nahezubringen.
    San Francesco di Sales (Bologna, 1734) San Francesco di Sales (Bologna, 1734) (CD)
    19.03.2018
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Für speziell Interessierte

    Von F. Feo, der seinerzeit zu den bekanntesten Tonsetzern zählte, gibt es nur wenige Aufnahmen. Daher ist es sehr zu begrüßen, dass Glossa nun erstmalig ein Oratorium des Komponisten vorlegt. Inhaltlich ist „San Francesco di Sales“ äußerst dröge: Die allegorischen Figuren Häresie und Täuschung debattieren endlos mit dem heiligen Bischof von Genf, der von einem Engel sekundiert wird, über theologische Spitzfindigkeiten. Zum Schluss siegt natürlich in bester gegenreformatorischer Tradition das Licht des reinen Katholizismus über die Ketzer. Der Text (der leider nur in englischer Übersetzung beigegeben wird) spielt sich im wesentlich in langatmigen Seccorezitativen ab. Die musikalisch interessanten Dinge bekommt man in den ausgedehnten Dacapo-Arien zu hören. Leidglich am Schluss der beiden jeweils ca. 70-minütigen Teile stehen kurze Ensembles. Die Arien mit ihren häufigen Gleichnissen und klar definierten Affekten würden problemlos in jede Opera seria der Zeit passen. Hier zieht Feo alle Register eines erfahrenen Opernkomponisten und überrascht mit dem häufigen und originellen Einsatz von Oboen, Querflöten und vor allem Hörnern, was den Klang dieses 1734 entstandenen Oratoriums für die damalige Zeit sehr modern macht. Unverständlich ist nur, dass F. Biondi die in der Partitur explizit als "trombe" bezeichneten Stimmen von den Hörnern spielen lässt und dadurch eine Klangfarbe unterschlägt. Auch sonst findet man anders als bei Bach oder Händel viele auf die frühe Klassik hinweisende Wendungen. Allerdings wiederholen sich etliche Satzmuster sehr häufig und insgesamt hat man trotz vieler wunderschöner Momente oft das Gefühl von starker musikalischer Vorhersehbarkeit und Routine.
    Die vier Solisten meistern ihre hochvirtuosen Partien ausgezeichnet, wobei ich mir persönlich mit dem sehr femininen Timbre von Delphine Galou als Bischof Francesco schwertue. Hier hätte ein Countertenor m.E. wesentlich besser gepasst. Das auf modernen Instrumenten, aber sehr „historisch informiert“ schlank und federnd musizierende Stuttgarter Kammerorchester unter Fabio Biondi macht einen guten Job, allerdings habe ich gerade bei den ausgedehnten Bläserpassagen das typisch aparte Timbre von Naturhörnen, Barockoboen und Traversflöten sehr vermisst. Leider ganz daneben sind die zahlreichen von Biondi auch anderweitig oft missbrauchten Extrem-Ritardandi gegen Schluss, die oft wie eine Karikatur wirken.
    Insgesamt ist diese durchaus verdienstvolle Weltpremiere aber eher etwas für Spezialisten und wird sicherlich nicht den Weg ins kirchenmusikalische Repertoire finden. Wer Feo kennenlernen möchte, sollte vielleicht eher zu seiner „Johannespassion“ greifen, die eine interessante Alternative zum alljährlich heillos überstrapazierten gleichnamigen Meisterwerk des Thomaskantors darstellt.

    Opernarien Opernarien (CD)
    18.03.2018
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Cencic Superstar!

    Sehr mutig von Max E. Cencic, sein neues Recital mit exakt derselben Arie zu beginnen, mit der 2014 Franco Fagioli sein Porpora-Album eröffnet hat und somit einen direkten Vergleich mit dem Kollegen (oder wohl besser Konkurrenten) herauszufordern. Und der fällt allein schon wegen des viel präsenteren Klangs und des hervorragenden Athener Barockorchesters durchaus nicht zu Fagiolis Gunsten aus. Auch sonst hat dessen Timbre seit seinem Wechsel zur DGG für mich deutlich an Faszination verloren, während Cencic von Jahr zu Jahr besser wird, obwohl er einen kleineren Stimmumfang zur Verfügung hat. Schon mit Erscheinen der Germanico-Gesamtaufnahme letzten Jahres wurde klar, dass er mit inzwischen nicht mehr besonders jungen 41 Jahren auf dem stimmlichen und gestalterischen Höhepunkt angekommen zu sein scheint und mittlerweile die nötige gestalterische Reife besitzt, auf äußerlich spektakuläre Effekte, die seiner Stimme nicht guttun, bewusst zu verzichten. Sein sehr viriles und modulationsfähiges Organ beherrscht von schwelgender Süße, ergreifendem Lamento bis hin zu kriegerisch-stählerner Härte und atemberaubender Koloraturtechnik alle für die Interpretation von Barockopern nötigen Mittel mühelos. Die zurückhaltende, aber doch phantasievolle und niemals überladene Verzierungstechnik bei den Dacapos ist mittlerweile über jede Kritik erhaben. Bei dieser überaus verdienstvollen Einspielung zu Porporas 250. Todestag wird auch wieder einmal deutlich, wie vielseitig und sorgfältig gearbeitet die meisten seiner Arien sind und wie schmählich seine Kompositionskunst in den letzten Jahrzehnten unterschätzt wurde. Nun scheint die Zeit für eine Renaissance jenseits kleiner Spezialistenkreise reif! M.E.Cencic leistet (neben „Germanico“) mit dieser CD einen wichtigen Beitrag hierzu.
    Unnötig zu erwähnen, dass sich im Booklet mehrere stylishe Fotos befinden, in denen der Sänger im Barockkostüm (allerdings ohne Perücke sondern ganz zeitgenössisch mit Glatze, Bart und Ohrring) posiert. Es sei ihm vergönnt, denn man weiß ja, dass die großen Kastraten, in deren Tradition er steht, in punkto visueller Selbstdarstellung auch nicht gerade zurückhaltend waren.
    Mittlerweile scheint Cencic künstlerisch auch reif genug, um sich jenseits der Oper an die größte Herausforderung für einen Countertenor zu machen, nämlich Bach. Ich bin gespannt. Die vorliegende Einspielung jedenfalls hat mich restlos überzeugt und verdient in allen Bereichen Bestnoten.

    Attilio Regolo Attilio Regolo (CD)
    08.03.2018
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Nur bedingt empfehlenswert

    1993-97 Jahre konnte man mit Artemisia, Olimpiade und dem hier vorgestellten Attilo Regolo gleich drei unbekannte Hasse-Opern unter Leitung von Frieder Bernius konzertant in Dresden erleben, danach kam diese kurze Renaissance leider wieder zum Erliegen. Von allen Opern existierten bislang nur unautorisierte Livemitschnitte. Daher ist es zu begrüßen, dass mit Attilio Regolo eine dieser Aufführungen nun in relativ guter Klangqualität, sauberer Tracksetzung und vollständigem Booklet mit Libretto vorliegt. Man kann sich freuen, die erste Riege der damals in authentischer Aufführungspraxis singenden und musizierenden Kräfte unter der kompetenten Stabführung von F. Bernius zu hören. Doch leider ist diese CD nur als historisches Dokument sinnvoll, da die Oper brutal verstümmelt wurde. Mehr als ein Drittel der Arien wurde ersatzlos gestrichen, was die von Hasse perfekt ausbalancierte Dramaturgie gänzlich zerstört und aus heutiger Sicht unverzeihlich ist. Mithin kann die Edition nur sehr eingeschränkt zum Kauf empfohlen werden.
    Messe D-Dur Messe D-Dur (CD)
    08.03.2018
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Wunderbar!

    Zunächst eines vorweg: Die fünfstimmige Messe D-Dur ist keineswegs wie angegeben eine Weltpremiere, sondern liegt schon in einer 2003 entstandenen Aufnahme des Ensembles Turicum beim Label K 617 vor. Allerdings ist die neue Einspielung musikalisch und klanglich weit überlegen. Die eigentliche Sensation der CD ist die 40-minütige großangelegte Marienkantate „Dignas laudes“, die etwas missverständlich als „Mottetto“ bezeichnet ist, aber fast oratorische Dimensionen hat. Es verwundert sehr, dass diese meisterliche, stark auf die Frühklassik hinweisende Komposition, die der Pergolesiforschung schon seit Jahrzehnten bekannt ist, bislang noch nie aufgenommen wurde.
    Über jedes Lob erhaben sind die Solistinnen, Ghisleri-Chor und Orchester unter Leitung von Giulio Prandi sowie der glasklare und doch opulente Raumklang. Besser kann man diese schöne Musik nicht präsentieren, daher gilt für alle Entdecker alter Musik unbedingte Kaufempfehlung!

    Sopran-Kantaten & Ouvertüren Sopran-Kantaten & Ouvertüren (CD)
    01.03.2018
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Optimal!

    Die drei 1711-16 entstandenen Kantaten sind zeitgleich entstandenen Werken von Händel und Telemann klanglich näher verwandt als den sehr oft sehr spröden und eigenwilligen Werke aus Graupners späterer Schaffenszeit. Und so finden wir hier viel Italianità und manchmal auch opernhafte Virtuosität, doch immer in genauester Ausdeutung des zu vertonenden geistlichen Wortes. Dorothee Mields ist für diese Musik genau die Richtige: Mit makelloser Technik und einem nahezu seismographischen Gespür für den Text bietet sie hier zusammen mit dem Ensemble Harmonie universelle die denkbar beste Interpretation dieser für Hörer und Ausführende gleichermaßen sehr anspruchsvollen Kompositionen. Ergänzt wird das Programm aufs Schönste von zwei gewichtigen Instrumentalkompositionen aus Graupners späteren Jahren. Eine erstklassige Cd, die nachdrücklich zum Kauf empfohlen werden kann!
    Arien & Sinfonias - "Fiamma vorace" Arien & Sinfonias - "Fiamma vorace" (CD)
    01.03.2018
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Enttäuschend

    Geminiano Giacomelli, dessen Arien immerhin von Farinelli gesungen und von Händel und Vivaldi in Pasticcios aufgenommen wurden, war zu seiner Zeit ein gefragter Komponist. Darum ist ein erstes, ausschließlich ihm gewidmetes Album prinzipiell eine schöne Sache. Doch meine Begeisterung hält sich in Grenzen: Zum einen ist Giacomellis Musik nur selten wirklich mitreißend oder ergreifend, sondern bewegt sich in den engen Grenzen eines gefälligen, aber sehr konventionellen und vorhersehbaren galanten Stils. Unmittelbare Zeitgenossen wie Leo, Vinci, Hasse oder Porpora waren kompositorisch ganz andere Kaliber. Zum anderen lässt die vorliegende Einspielung erhebliche Wünsche offen. Anders als Ferri-Benedettis sehr gelungenes Annibali-Recital von 2016 wirkt seine Stimme hier oft unausgewogen, matt in der Mittellage und scharf in der Höhe. Sängerische Probleme wie Vokalfärbung oder Registerwechsel gelingen oft nicht wirklich überzeugend, in den zwei langen pathetischen Arien, die musikalisch noch am gehaltvollsten wären, geraten die Dacapos äußerst langweilig. Dazu kommt ein sehr dünnes, entgegen historischen Quellen nur einfach besetztes Streichensemble, das leider nicht dazu beiträgt die eher schwache Leistung des Countertenors aufzuwerten. Schade, ich hatte mir mehr erhofft.
    Kantaten Kantaten (CD)
    05.02.2018
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Insgesamt enttäuschend

    Die vier aus der Zeit um 1716-1720 stammenden Kantaten des sog. italienischen Jahrgangs zeichnen sich alle durch eine äußerst abwechslungsreiche und farbige Kompositionsweise sowie große Fasslichkeit und Prägnanz aus. Der entspannte, von Extremen freie Interpretationsansatz von F. Heyerick ist sehr zu begrüßen. Leider verfügt allein die hervorragende muttersprachliche Sopranistin Sabine Goetz über das nötige stimmliche und interpretatorische Potential, das eine Aufführung auf höchstem Niveau garantiert. Die restlichen drei belgischen Solisten haben neben kleineren stimmlichen Problemen allesamt große Schwierigkeiten mit einem makellosen Deutsch, das aber für eine derartig stark auf das Wort bezogene Musik unerlässlich ist. Der Bass müht sich zudem mit unangenehm polternden Koloraturen ab, was die Gesamtqualität dieser Einspielung leider erheblich schmälert. Mehr als ärgerlich ist die kurze Spielzeit von nur 50 Minuten. Warum gönnt man dem Hörer für den stolzen Hochpreis bei CPO nicht noch ein bis zwei dieser herrlichen Kantaten mehr? Fazit: Ich war -gerade im Vergleich zu der Ende 2017 erschienenen Telemann-CD unter U. Stötzel- ziemlich enttäuscht von dieser Neuproduktion und kann die Begeisterung meines Vorrezensenten nur schwer nachvollziehen.
    Ein Kommentar
    Anonym
    10.02.2018

    Es ist nicht die Interpretation, es ist die Musik

    ...die mir persönlich nicht gefällt. Die Interpretation ist "hübsch", klangvoll farbig. Aber daß Telemann in "Ich bin der Erste und der Letzte" Jesus wie einen faulen behäbigen selbstgefälligen triumphierenden Popanz kreiert kommt nicht gut an (hört sich an wie eine Tafelmusik beim Gänsebraten). Wie soll ein Bass das schon singen? Kaum anders sind die Bass-Kantaten auf einer anderen CPO-CD, ich glaube "Der Herr ist König". Da kann man nicht viel Eleganz herausholen. Daß man dieses filigrane Bild von Andrea del Sarto wählte, täuscht etwas: diese Musik lässt sich nicht in eine Lilie verwandeln.

    Aber "historisch" finde ich das interessant und es ist gut, sowas auch einmal kennengelernt zu haben. Das ist ja auch eine Aufgabe von CD-Verlagen.
    Germanico in Germania Germanico in Germania (CD)
    12.01.2018
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Viel Licht und auch ein wenig Schatten

    Mit Porporas 1732 in Rom uraufgeführter Oper liegt nun erstmals ein Dramma per musica dieses Meisters ungekürzt und auf dem höchsten Stand gegenwärtiger historischer Aufführungspraxis vor. Wieder einmal wird deutlich, wie modern und auf die Frühklassik hinweisend sein Stil damals war. Kein Wunder, dass sich einer seiner letzten Schüler, Joseph Haydn, rückblickend voll fachlicher Hochachtung über den menschlich wohl nicht besonders liebenswerten Neapolitaner geäußert hat.
    Gesangliche Leistungen zu bewerten ist immer problematisch, da stets subjektiv. In diesem fast 220 Minuten dauernden Werk finden sich sechs nahezu gleichwertig gestaltete Partien, die bis auf eine Tenorrolle 1732 im sittenstrengen Rom von Kastraten gesungen wurden. Nachdem unter der Ägide von M.E.Cencic bereits zwei vergleichbare römische Opern von Vinci mit Countertenören in den Frauenrollen aufgenommen wurden, werden diesmal die beiden weiblichen Partien sowie zwei der insgesamt vier Männerrollen von Sängerinnen bestritten, was mit Sicherheit wenig mit dem originalen Klangbild zu tun haben dürfte, ebenso wie der recht hohe Kammerton von 420 HZ. Man weiß eindeutig, dass Porporas Germanico mit einem Kammerton von 390 HZ gesungen wurde. Genau in dieser sehr tiefen, aber für die Sänger (und auch Hörer) äußerst komfortablen Lage habe ich das Werk 2015 in Innsbruck gehört.
    Ich möchte nun meine Eindrücke stichpunktartig darstellen:
    M.E.Cencic in der Titelrolle: Kraftvoll-männlich, emotionsgeladen, modulationsfähig, eine optimale Besetzung.
    D.Idrisova als Rosmonda und H.Bennani als Cecina: Beide jugendlich strahlend, 100% koloratur- und stilsicher, besser geht’s nicht.
    M.E.Nesi als Arminio klingt im Vergleich dazu etwas matt und angestrengt, für die sowohl kriegerisch als auch lyrisch angelegte Caffarelli-Rolle wahrlich keine Idealbesetzung. Man vergleiche nur einmal das blass gesungene knapp 11-minütige „Parto, ti lascio“ des 2. Aktes mit der aufwühlenden und zutiefst berührenden Interpretation der Bartoli auf der CD „Sacrificium.“ Ursprünglich war F. Fagioli für diese Rolle vorgesehen, stand aber aus Gründen, die sich meiner Kenntnis entziehen, nicht zur Verfügung. Wie schade!
    J. Lezhevna als Ersinda: Überzeugt besonders in ruhigen Momenten, verblüfft wie immer durch stupende Technik, wirkt aber v.a. in den Verzierungen zu unruhig und verhaspelt sich ähnlich wie in ihrer Graun-CD in akrobatischer vokaler Pyrotechnik an der Grenze zum guten Geschmack. Weniger wäre mehr gewesen.
    J.Sancho meistert die unglaublich heikle Tenorrolle des Segeste bravurös und mit stupender Leichtigkeit.
    Die Capella Cracoviensis unter J.T. Adamus findet meist dem richtigen orchestralen Ton, schlägt aber manchmal bei zu forschen Tempi über die Stränge. Phänomenal sind die Naturhörner, die einige der schwersten Passagen der Literatur zu bewältigen haben.
    Das Klangbild ist sehr direkt und trocken mit leichter Neigung zu Stumpfheit und Basslastigkeit, diesbezüglich gibt es wesentlich bessere Aufnahmen.
    Das Booklet könnte spartanischer nicht sein: Ein sehr kurzer, allgemein gehaltener und vorwiegend biographischer Einführungstext und ein nur zweisprachiges Libretto lassen erhebliche Wünsche offen. Bei Händels Ottone ging es doch auch anders, warum hat man hier nicht mehr Sorgfalt aufgewendet?
    Mein Fazit: Eine sehr gute, in Teilen sogar großartige Aufnahme, die aber auch Raum für Kritik lässt. Man sollte die Oper in jedem Falle in kleineren Abschnitten hören, da sich sonst bei der nur durch ein Terzett und ein Duett unterbrochenen Folge von Rezitativen und teils sehr ähnlich gebauten Dacapo-Arien schnell ein gewisser Überdruss entstehen kann. Insgesamt klare Kaufempfehlung!
    P.S: Mein Favorit: H.Bennani und die wilden Naturhörner in der atemberaubenden Arie „Se dopo ria procella“ im 2.Akt.
    Dorilla in Tempe Dorilla in Tempe (CD)
    18.12.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Recht gute, aber nicht perfekte Neueinspielung

    Von Vivaldis Pasticcio aus dem Jahre 1734, das mehrere fremdkomponierte Arien u.a. von Hasse, Leo und Giacomelli verwendet, lag bislang nur eine Aufnahme unter G. Bezzina von 1994 vor, die trotz einiger guter Sänger sehr am mangelnden orchestralen Niveau litt und zudem die Rolle des Primo uomo Elmiro eine Okatve nach unten transponiert einem Tenor übertrug.
    Daher ist die neue Gesamteinspielung unter Diego Fasolis als Alternative sehr zu begrüßen, da v.a. das Ensemble I Barrochisti auf höchstem internationalen Niveau musiziert und man nun erstmals Details im Orchestersatz hören kann, die in der alten Version untergingen. Gesanglich wartet die CD mit bekannten Namen der Szene auf und präsentiert durchweg gute bis ausgezeichnete Leistungen, wobei man bei R. Basso in der Titelrolle kleinere stimmliche Verschleißerscheinungen hören kann. Leider bin ich nicht glücklich mit der Wahl fünf teils sehr ähnlich timbrierter Mezzosopranistinnen, die nur einem Bariton als einziger Männerstimme gegenüberstehen. Auch wenn die Palette vom fast-Sopran (L. Cirillo) bis zum tiefen Contralto (S. Prina) reicht, fehlt unter den vielen Frauenstimmen auf Dauer die klangliche Abwechslung, worunter besonders die Rezitative leiden. Warum nur hat man nicht wenigstens eine der beiden Kastratenrollen mit einem Countertenor besetzt? Ärgerlich ist, dass in drei Arien, darunter der wunderschönen Auftrittsarie Nomios, die Dacapos gekürzt wurden, wofür es keinerlei sinnvolle Begründung gibt, zumal man die langatmigen Seccos ohne Striche belassen hat und zeitlich genug Platz auf den Cds gewesen wäre. Ebenfalls fragwürdig ist die Besetzung der (zugegebenermaßen relativ tief liegenden) Tenorrolle des Admeto mit einem Bariton, der sich hörbar mit der Höhe der Tessitura abmühen muss.
    Insgesamt ist die Aufnahme durchaus anschaffenswert , erfüllt m.E. jedoch nicht den Status einer Referenzaufnahme
    Weihnachtskantaten II Weihnachtskantaten II (CD)
    16.12.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Unbekanntes von Telemann

    Bevor sich Telemann ab etwa 1755 ganz dem galanten Stil zuwandte und in hohem Alter ein wahres Feuerwerk an Inspiration abbrannte, hatte er eine veritable Schaffenskrise. Genau aus dieser Zeit in den 1740ger Jahren stammen die drei erstmals eingespielten Kantaten des sog. Engel-Jahrgangs. Hätte ich nicht gewusst, dass sie von Telemann stammen, wäre ich nicht auf ihn als Komponisten gekommen, sondern hätte einen durchschnittlich begabten Kantor aus der mittel- oder norddeutschen Provinz als Urheber vermutet. Alles klingt schön, ist glanzvoll instrumentiert und handwerklich gut gearbeitet, aber der Funke will einfach nicht überspringen. Formelhaft, harmonisch meist simpel, strukturell vorhersehbar und leider (besonders in den umfangreichen Dacapo-Arien) oft recht langatmig präsentieren sich diese Werke und nur an wenigen Stellen blitzt origineller Genius hervor. Doch auch diese im Vergleich eher inspirationsarmen Stücke gehören zum großen Gesamtkomplex des musikalischen „Kosmos Telemann“ und man sollte sie kennenlernen, da dann das wenige Jahre darauf folgende grandiose Spätwerk umso erstaunlicher erscheint. Die Interpreten unter der bewährten Leitung von U. Stötzel (herausragend Altmeister Klaus Mertens mit vier makellos gesungenen Arien) sowie der opulente Klang sind vorzüglich- mehr kann man aus diesen Kantaten nicht herausholen. Sehr enttäuschend hingegen fand ich die magere Spielzeit von nur 52 Minuten, hier hätte ohne weiteres noch eine weitere Kantate Platz finden können. Für Telemannfreunde und Entdecker alter Musik kann jedenfalls trotzdem eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden.

    Sinfonias & Arien Sinfonias & Arien (CD)
    15.12.2017
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Neues von Johann Melchior Molter

    J.M. Molter wird als wichtiges Bindeglied zwischen Barock und Frühklassik schon seit einiger Zeit in der musikwissenschaftlichen Literatur angemessen gewürdigt. Doch trotzdem sind Neueinspielungen aus seinem umfangreichen und großenteils unveröffentlichten Oeuvre selten. Daher ist die vorliegende Edition, deren Notenmaterial 2015 von Studierenden der Hochschule Weimar-Jena spartiert wurde, sehr zu begrüßen. Das Reußische Kammerorchester spielt zwar auf modernem Instrumentarium, doch Werner Erhardt vermag es, den Orchesterklang historisch informiert weitgehend leichtgängig zu halten, auch wenn das letzte Quantum an Brillanz und Temperament, das man bei Ensembles der ersten Liga findet, fehlt. Besonders in den großbesetzten Orchesterstücken am Anfang und Ende bleiben klanglich und artikulatorisch noch größere Wünsche offen. Ziemlich matt und glanzlos, dabei aber kleinste Ungenauigkeiten gnadenlos zutage fördernd ist die Akustik des Konzertsaals in Gera. Musikalisch am reizvollsten fand ich die drei aufgenommenen sehr virtuosen Vokalwerke für Sopran und Streicher. Doch leider ist der relativ schwere, oftmals auch harte und vibratoreiche Sopran von Julia S. Wagner eine denkbar ungünstige Wahl für diese Rokokojuwelen, für die man eine federleichte und vor allem 100 % koloratursichere Stimme benötigt. Insgesamt befindet sich die vorliegende Edition trotz des hohen diskographischen Wertes und guter Ansätze leider nicht auf dem sonst bei CPO- Neuproduktionen gewohnten erstklassigen Niveau.
    Ein Kommentar
    Anonym
    01.04.2018

    Viel zu negativ für eine der besten CPO-CDs

    Was die Qualität der CD angeht kann ich nicht zustimmen, ich sehe das genaue Gegenteil, - scheint mir einer der besten Molter-Aufnahmen zu sein. Warm, lieblich, farbig, kultiviert. Ich bin froh, dass es dieses schöne Projekt gibt.
    Rediscovered Treasures from Dresden Rediscovered Treasures from Dresden (CD)
    10.12.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5
    In punkto Interpretationsqualität und diskographischem Interesse ist die vorliegende CD als rundherum geglückt zu beurteilen, da sie ein äußerst lebendiges Bild höfischer Musizierpraxis jenseits bekannter Namen vermittelt und so einen wichtigen Moaikstein in der Vervollständigung des großen musikalischen Komplexes "Dresdner Hofkapelle" darstellt. Sehr erfreulich ist auch die an eine Kirche erinnernde hervorragende Akustik eines ehemaligen Stadtbades (!). Leider muss ich aber einen Punkt für ein m.E. großes Ärgernis abziehen: Was haben sich die verantwortlichen Produzenten nur dabei gedacht, eine CD mit geradezu lächerlichen 47 Minuten Spielzeit zum Hochpreis zu editieren? Mindestens zwei, wenn nicht gar drei der schönen, mehr oder weniger stark an Vivaldi orientierten unbekannten Concerti hätten hier Platz finden können. Es ist ja bekannt, dass „Schranck II“ noch jede Menge ungehobener Schätze bereithält. Gerade in für Klassikeditionen jenseits des Mainstreams schwierigen Zeiten wäre es also absolut angemessen gewesen, mehr Musik zum selben (recht stolzen) Preis zu Gehör zu bekommen.

    Poldark Staffel 1 (Blu-ray) Edward Bazalgette
    Poldark Staffel 1 (Blu-ray) (BR)
    24.11.2017
    Bild:
    5 von 5
    Ton:
    4 von 5

    Gravierende Ausstattungsfehler und noch dazu todlangweilig

    Poldark spielt in der ersten Staffel in den Jahren 1783 und folgende. Leider sind etliche der verwendeten Kleidungsstücke und Frisuren völlig unhistorisch. Zum einen sieht man Männer mit Perücken der 1750ger- Jahre, während George Warleggans und Francis Poldarks kurze Haare in Kombination mit langen Koteletten klarer Empirestil sind, also eine Mode um 1800. Die Frisur von Ross passt nur zu Beginn in seiner Soldatenzeit, Verity fällt in Bezug auf Haartracht und Kleid völlig aus der Reihe und scheint eher aus dem spätviktorianischen Zeitalter zu stammen. Es gibt genug hervorragende Bilder der Zeit um 1780, z.B. Gainsborough, Reynolds oder die zahllosen exzellenten Miniaturisten, die ein sehr klares Bild davon geben, wie sich Menschen des ausgehenden Rokoko kleideten und frisierten. In diesem Zusammenhang ist für ein sensibles Auge ebenfalls grotesk, dass in der großen Halle des Poldark-Anwesens Bilder hängen, die Menschen in der Mode von ca. 1830-40 zeigen. Man hat hier also die orignale Ausstattung des historischen Drehorts völlig unreflektiert übernommen. Solche Schlampereien sind bei einem Historiendrama unverzeihlich- um wieviel besser und präziser war in diesen Punkten die alte Poldark-Serie aus den späten Siebzigern. Auch schauspielerisch kein Vergleich: Die Protagonisten sehen zwar alle recht hübsch aus, doch spielen sie umso steifer und langweiliger- kein Wunder bei den platten Dialogen. Einzig das glasklare Bluray-Bild ist der früheren oftmals unscharfen TV-Version überlegen, doch attraktive Menschen in schöner Landschaft reicht allein auf die Dauer einfach nicht. M.E. insgesamt ein ziemlich misslungenes Remake, das dem Original nicht das Wasser reichen kann.
    Missa Resurrectionis Domini Missa Resurrectionis Domini (CD)
    22.11.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Beglückend!

    Von C.H.Biber, einem Sohn H.I.F. Bibers, gab es bislang nur wenige Aufnahmen von Instrumentalmusik, so dass der vorliegenden Einspielung mit zwei großbesetzten etwa halbstündigen Vokalwerken besondere Bedeutung zukommt. Biber junior trat musikalisch ganz in die Fußtapfen seines Vaters. Seine mit Trompeten und Pauken prachtvoll besetzen Kompositionen sind in ihrer kleingliedrigen und polyphon strukturierten Anlage völlig hochbarock konzipiert und zeigen sich weitgehend unbeeinflusst von dem ab etwa 1710 aus Italien kommenden neuen Kompositionsstil. Mithin dürften sie zu seinen Lebzeiten als extrem konservativ, wenn nicht gar rückständig gegolten haben. Doch auch solche musikwissenschaftlich eher in zweiter Linie stehenden Werke entfalten einen hohen Reiz, wenn sie derart vollendet vorgetragen und aufgenommen werden wie auf der vorliegenden Cd: Hier stimmt einfach alles! Aus dem insgesamt makellosen Gesamtensemble „Concerto Stella matuina“ besonders hervorzuheben sind die Sopranistin Marie-Sophie Pollak mit ihrem glockenklaren Organ und die Naturtrompeter, die ihren sehr anspruchsvollen Aufgaben mehr als gerecht werden. Akustisch und von der Klangbalance her ist die Aufnahme aus einer Brixener Kirche eine reine Freude. Wie sehr sich Biber Vater und Sohn ähneln, kann man an den drei zugegebenen kurzen Psalmen des Älteren sehen, die in ihrer knappen Dramaturgie meisterlich sind, obwohl sie sicherlich der kirchlichen Gebrauchsmusik zuzurechnen sind. Klare Kaufempfehlung für alle Freunde alter Musik!
    Lotario Lotario (CD)
    16.11.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Noch nicht die lang erhoffte Referenzaufnahme

    Mit "Lotario" tat sich die Cd-Branche immer schwer, obwohl die 1729 uraufgeführte Oper einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg vom hochbarocken zum galanten Stil darstellt und neben mehreren schwächeren Nummern einige der eindrucksvollsten Arien Händels enthält. Erst im Jahre 2004 erschienen zeitgleich eine in sieben Arien um Mittelteile und Dacapos brutal gekürzte „Gesamtaufnahme“ unter Alan Curtis und eine Live-Cd (70 Minuten Highlights) mit dem Kammerorchester Basel und einem großartigen Lawrence Zazzo als Lotario . Curtis konnte zwar mit Simone Kermes als vor Temperament fast berstender Adelaide punkten, überzeugte jedoch in der weiblich besetzten Titelrolle (Sara Mingardo) nicht wirklich. Nun endlich erscheint bei Accent eine (fast) vollständige Version. Warum der aparte kurze Chor im ersten Akt weggelassen wurde, erschließt sich mir nicht (wollte man etwa am Honorar für die ausschließlich dort verwendeten Hörner sparen?), er ist aber bei Curtis aufgenommen, so dass man nun die gesamte Komposition bis auf einige unbedeutende Seccorezitative klanglich vorliegen hat. Die neue, von L. Cummings sehr ausgewogen geleitete Liveaufnahme aus Göttingen befindet sich insgesamt auf hohem Niveau, leidet aber m.E. unter zwei gewichtigen Einschränkungen: Einmal sind da doch erheblich störende Neben- und Bühnengeräusche und ähnlich wie bei Curtis ähneln sich die Mezzo-Timbres von Lotario (S. Rennert) und Matilde (U. v.d. Steinen) bei aller sängerischen Qualität sehr stark, so dass rasch eine gewisse klangliche Eintönigkeit aufkommt. Wenigstens hat Cummings den Idelberto mit einem Countertenor besetzt. Die größte Überraschung aber war die mir bis dato noch unbekannte Marie Lys, die die schwere Partie der Adelaide mit Bravour und unverbrauchter, bestens geführter Stimme bewältigt.
    Insgesamt bleibt aber der Wunsch nach einer ungekürzten Studioaufnahme mit einem erstklassigen Countertenor (davon gibt es mittlerweile genug) in der Titelrolle bestehen. Solange muss man sich seinen „Wunsch-Lotario“ noch aus den drei vorliegenden Einspielungen selbst zusammenstellen.
    Kirchenkantaten Kirchenkantaten (CD)
    29.10.2017
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Interessante Repertoireergänzung


    Der Name J. P. Kellner ist der Nachwelt hauptsächlich durch seine Abschriften der Werke Bachs bekannt. Dass sich hinter dem Thüringer, der neben seiner kompositorischen und pädagogischen Tätigkeit u.a. auch die nicht besonders glanzvolle Aufgabe eines Schuldieners in Gräfenroda versah, ein durchaus origineller Komponist verbirgt, macht die neue CD eindrucksvoll klar. Die meist sehr kurzen Kantaten zeichnen sich durch eine ausgesprochen frische und kurzweilige Erfindungsgabe aus und sind vorwiegend im damals modernen galanten Stil geschrieben, ohne aber eine deutliche Faszination für kontrapunktische Schreibweise zu verleugnen. Mich hat Kellners Stil stark an C. H. Graun erinnert. Sicherlich handelt es sich dabei nicht um wirklich große Musik, aber einen durchaus interessanten Mosaikstein im mitteldeutschen Musikleben des 18. Jahrhunderts. Man spürt, dass die ausgezeichneten Sänger und Instrumentalisten unter der kompetenten Leitung von B. Klapproth mit großer Entdeckerfreude und Präzision an die Einspielung der oftmals recht virtuosen Werke gegangen sind. Besonders schön ist, dass dabei die original rekonstruierte, sehr klangvolle und individuelle Kellner-Orgel aus Gräfenroda bei einigen Arien eindrucksvoll konzertant hervortritt. Allerdings ist nach dem Anhören dieser verdienstvollen Ersteinspielung eines ganz klar: Kellner kann niemals der Autor der berühmten d-moll Toccata von J.S.Bach gewesen sein, was man leider noch immer lesen kann. Zu groß sind die stilistischen und kompositionstechnischen Welten die zwischen dem Titanen und dem sympathischen Kleinmeister liegen. Klare Kaufempfehlung für diese interessanten Weltpremieren!

    Bianca & Gernando (Originalversion) Bianca & Gernando (Originalversion) (CD)
    30.09.2017
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Empfehlenswert!

    Von Bellinis offiziellem neapolitanischen Operndebut von 1826 gab es bislang noch keine Aufnahme, so dass der neuen Naxos-CD besonderer diskographischer Wert zukommt. Wer die spätere Genueser Fassung (Bianca e Fernando von 1828) kennt, wird sich wundern, wie stark sich beide Opern im Detail und besonders in der Konzeption des Finales unterscheiden. Welche Version man schöner findet, ist reine Geschmackssache. Sicherlich ist die 1828er Bianca etwas ausgereifter und enthält vor allem im 2. Akt durch zwei große Arien der Titelhelden fast 20 Minuten mehr Musik, doch mir persönlich hat die dramaturgisch knappere, unkonventionelle Frühfassung besser gefallen. Ein direkter Vergleich ist jedenfalls sehr interessant.
    Überragender Star der Liveaufnahme aus Wildbad ist Tenor Maxim Mironov, der inzwischen völlig zu Recht zu den gefragtesten Belcantotenören weltweit gehört. Mit schlafwandlerischer Sicherheit überwindet der zur Aufnahmezeit 35-jährige alle technischen Schwierigkeiten dieser immens heiklen und hochliegenden Partie und schafft es dabei höchstmögliche emotionale Wahrhaftigkeit zu vermitteln. Leider bewegen sich Silvia dalla Benetta (Bianca) mit ihrem vibratoreichen, in der Höhe engen und leicht schrillen Sopran und der insgesamt stimmlich zu blasse und leichtgewichtige Bariton Vittorio Prato (Filippo) nicht auf derselben Höhe. Die Sänger der kleineren Partien, Chor und Orchester machen einen guten, aber etwas routinierten Job, der immerhin jedem hauptstädtischen Opernhaus zur Zierde gereichen würde. Libretto gibt es natürlich nur wieder als lästig-billigen Download. Wer die alte, musikalisch übrigens vorzügliche Nuova Era-Aufnahme besitzt, kann damit aber den Großteil des Textes verfolgen. Insgesamt kann allen Freunden der italienischen Oper diese Weltpremiere nachdrücklich empfohlen werden.
    Ein Kommentar
    Anonym
    07.07.2020

    roth.witten1@gmx.de

    Hallo jommelli,

    danke für den aufschlussreichen Kommentar.
    Es handelt sich hier ja um eine Live-Aufnahme.

    Für mich sind "Störungen", vor allen Dingen durch Applaus nicht positiv zu sehen.
    Hier nun die Frage: Gibt es Szenen-Applaus, wodurch der Fluß des Werkes gestört wird?

    Dann werde ich es mir überlegen, die CD zu kaufen.

    Oder kennen Sie eine Aufnahme ohne Applaus?

    Danke

    Roth
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