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    miss.mesmerized Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 25. Oktober 2014
    "Hilfreich"-Bewertungen: 11
    108 Rezensionen
    Der namenlose Tag Der namenlose Tag (Buch)
    04.08.2015

    Der namenlose Tag

    Jakob Franck, Kommissar im Ruhestand, wird mit einem alten Fall konfrontiert. Die damals 17-jährige Esther Winther hatte sich scheinbar im Park erhängt, Aussagen von Schulfreunden bestätigten Anzeichen für eine Depression. Zwanzig Jahre später sucht ihr Vater Franck auf mit einer damals schon vorhandenen Theorie: Esther wurde ermordet. Als Täter kommt für den Vater ein Arzt aus der Nachbarschaft in Frage, der scheinbar Affären mit jungen Mädchen hatte. Franck übernimmt den „Fall“ und rollte ihn erneut auf. Lange Gespräche mit dem Vater, der Tante und ehemaligen Freunden lassen die Tat in einem neuen Licht erscheinen.

    Friedrich Ani schafft es, mit ungewöhnlichen Figuren außergewöhnliche Fälle zu konstruieren. Was ihm mit Tabor Süden meisterlich gelingt, funktioniert mit Jakob Franck leider gar nicht. Der Protagonist im Unruhezustand weckt keinen Funken Sympathie, seine lethargische Art und das selbstgerechte Auftreten nerven einem recht schnell. Sein Gegenüber ist nicht minder unattraktiv – beide Männer, von den Frauen verlassen, vereinsamt, sprachlos, stellen so ziemlich genau das dar, was ich als Leser sehr anstrengend finde: sich selbst in eine Depression schickende, träge Charaktere, die keinen Elan aufbringen, um ihr Leben zu gestalten. Franck verfügt auch weder über Witz noch über sprühende Intelligenz, seine scheinbar angelegt Empathiefähigkeit erscheint eher als aufdringliches Betatschen denn als einfühlsames Nähern.

    Der Fall selbst entbehrt auch jeglicher Spannung. Zwar werden verschiedene Fährten gelegt, aber das Opfer bleibt zu fremd, um Interesse an der Aufklärung aufzubauen. Die letztliche Lösung ist auch zu flach, um zu überzeugen.

    Fazit: das kann Friedrich Ani besser, Jakob Franck könnte von Tabor Süden viel lernen.
    Bad Romeo - Wohin du auch gehst Bad Romeo - Wohin du auch gehst (EPB)
    01.08.2015

    Bad Romeo & Broken Juliet

    Cassandra Taylor und Ethan Holt sollen die Hauptrollen in einem Theaterstück übernehmen. beide gelten als begnadete Schauspieler, die vor allem zusammen ein unglaubliches Spiel zeigen. Doch es gibt ein Problem: sie haben eine Vorgeschichte und die ging nicht gut aus. Cassandra, genannt Cassie, versucht sich nicht wieder von Ethans unglaublichem Aussehen und Charme blenden zu lassen und führt sich vor Augen, wie sich kennen und lieben lernten: schon beim Vorsprechen auf der Schauspielschule knisterte es direkt und als sie gemeinsam als Romeo und Julia auf der Bühne standen, waren sie einander verfallen. Doch diese Liebe war nicht für die Endlosigkeit bestimmt.

    Gut kopiert ist halb gewonnen scheint das Motto dieses Buches, das nichts weiter ist als eine schlechte Kopie von „Twilight“ und „Shades of Grey“ und mittels offenkundigster Versatzstücke versucht auf der Welle mitzureiten und Geld zu verdienen. Das unscheinbare und vor allem unerfahrene Mädchen vom Land, das sich gar nicht bewusst ist, wie toll sie aussieht und das alle Männer auf sie stehen (ganz dreist: sie kommt aus dem Staat Washington, was man bei Stephenie Meyer auch schon lesen konnte). Natürlich ist sie Jungfrau ohne jede sexuelle Erfahrung (hier klingeln gleich beide Vorlagen laut an), die aber nur davon träumt endlich vom edlen Ritter erlöst zu werden. Auf der anderen Seite der blendende Typ, der immer warnt, dass er nicht gut für sie ist, natürlich beziehungsgestört und zutiefst verletzlich ist (und ganz toll: auch noch von einer Sensationsfamilie (Vater ist aber nicht die Welt rettender Arzt, sondern Apotheker) adoptiert wurde, weil ihn seine Eltern zu schlecht behandelt haben – hier also mal direkt bei E.L. James abgeschrieben). Dann ist da noch die kleine Schwester, die das Mädchen natürlich direkt abgöttisch mag. Ansonsten sind wir sprachlich kaum über „Shades of Grey“ nur ohne innere Göttin, dafür aber mit unsäglich dämlichem Tagebuch, das in etwa das wiedergibt, was 13-jährige sich so denken – auch wenn die Protagonistin schon deutlich älter ist. Die Handlung ist vorhersehbares Blabla nach Schema F: sie treffen sich, verlieben sich, finden sich aber nicht, noch etwas Chaos, dann kriegen sie sich doch.

    Fazit: wer „Twilight“ und „Shades of Grey“ liebte, wird hier vieles Bekanntes wiederfinden und wenn man sich dann auch nicht an einer grottigen Sprache stört, mag einem dieses unsäglich blödsinnige Buch sogar gefallen.
    Bronsky, A: Baba Dunjas letzte Liebe Bronsky, A: Baba Dunjas letzte Liebe (Buch)
    27.07.2015

    Baba Dunjas letzte Liebe

    Baba Dunja kehrt zurück in ihre Heimat. In der Nähe des strahlenden Reaktors hofft sie in Tschernowo auf ein ruhiges restliches Leben. Aber lange bleibt sie nicht allein, nach und nach kehren noch weitere Vertriebe zurück, die meisten alt, so dass es auch egal ist, wenn sie verstrahltes Gemüse essen. Ihre Kinder leben im Ausland und kommen sie nicht mehr besuchen, sie selbst war auch noch nie bei ihrer Tochter Irina in Deutschland – wie auch, schon die Fahrt mit dem Bus in die benachbarte Kleinstadt, wo ihre Post und die Pakete Irinas gelagert werden, ist ein Kraftakt. So leben sie beschaulich vor sich hin, gelegentlich von Forschern und Journalisten belästigt, bis eines Tages ein Mann mit einem kleinen Mädchen auftaucht. Das geht aber wirklich nicht, ein Kind in der Zone? Doch es kommt noch schlimmer als man den gedankenlosen Vater ermordet auffindet und das ganze kleine Dorf festgenommen wird.

    Alina Bronsky trifft herrlich den Ton einer älteren Frau, die ihr Leben gelebt und alles gesehen hat – was soll eine ehemalige Krankenschwester aus der Nähe des geschmolzenen Tschernobyl-Reaktors auch noch erschüttern? Die moderne Welt ist ihr ohnehin fremd und so erhalten Baba Dunja und die anderen Bewohner des Dorfes eine Zeit, die schon lange vorbei ist. Auch wenn vieles humorvoll und mit einem unvergleichlichen Wortwitz dargeboten wird, schwebt doch ein ernstes Thema über diesem kurzen Roman und man fragt sich aus der Ferne, wie denn mit den Betroffenen der Katastrophe umgegangen wurde und wie sie heute leben. Es zeigt jedoch auch, wie zufrieden man abseits der Konsumtempel mit einem geregelten Leben im Einklang mit der Natur sein kann, fernab der Moden und Nachrichten.

    Fazit: ein ungewöhnliches Buch, das man unter keinen Umständen verpassen sollte.
    Kings of London Kings of London (EPB)
    12.07.2015

    Kings of London

    Breen und Tozer ermitteln wieder. Eine verkohlte Leiche lässt Breen keine Ruhe, auch wenn der Fall schon längst zu den Akten gelegt ist. Ein ähnlicher Fall kurze Zeit später landet ebenfalls auf seinem Tisch und ist brisant dazu: der Sohn eines hohen Politikers, der den Tod seines drogenabhängigen Juniors mit allen Mitteln aus der Presse halten will. Unterstützung findet er kaum bei seinen Ermittlungen, viel mehr scheinen sich alle gegen ihn verschworen zu haben und ihn an den Nachforschungen zu hindern. Dies geht sogar so weit, dass er konkret bedroht wird. nach einem Brandanschlag auf seine Wohnung wird Breen klar, dass er wirklich um sein Leben fürchten muss, doch aus welcher Ecke kommt die Bedrohung?

    Band zwei der Trilogie konnte mich nicht ganz so überzeugen wie der erste. Der Fall an sich ist spannend, clever konstruiert, wenn auch für meinen Geschmack ein paar weniger Nebenschauplätze etwas mehr Stringenz hineingebracht hätten, was der Handlung zuträglich gewesen wäre. Tozer und Breen versinken dieses Mal in Depression, was den ganzen Krimi durchhält und ihm eine ziemlich negative Atmosphäre verpasst. Auch London ist hier nicht die rebellische Stadt im Jahre 1968, sondern ein marodes Loch, in dem die Bewohner ziemlich alle leiden. Spielte im ersten Band noch die Musik eine tragende Rolle, sollte es hier laut Klappentext die Kunst sein, doch sie bleibt eine minimale Randerscheinung, die nicht trägt und hinter dem Rest zurücktritt.

    Fazit: durchaus guter Krimi, aber mit sehr depressiver Grundnote.
    Der tiefe Fall der Cecelia Price Der tiefe Fall der Cecelia Price (EPB)
    04.07.2015

    Der tiefe Fall der Cecelia Price

    Obwohl es sinnlos ist, ruft Cecelia den Notruf an. Ihr Bruder ist bereits tot. Und sie ist schuld. Doch wie kam es dazu? Statt in die Untersuchungshaft wird sie in eine Psychiatrie gebracht, wo man sie zum Reden bringen möchte. Doch wozu? Die Schulfrage ist für das Mädchen eindeutig geklärt. Drei Monate zuvor bereits hatte sich die Lage um ihren drogenabhängigen Bruder Cyrus zugespitzt. Immer tiefer war er in den Sumpf geraten und ihr eigenes Leben hat sich gleichzeitig immer weiter von ihren Träumen eines Studiums entfernt. Ein kleiner Hoffnungsschimmer nur – doch auch der bleibt unerfüllt. Cecelias Verteidigerin versucht eine Strategie aufzubauen, aber wie soll das gelingen, wo die entscheidende Frage eindeutig beantwortbar ist: Cecelia allein hat den Tod Carus‘ zu verantworten.

    Ein bewegendes Jugendbuch um eine gänzlich dysfunktionale Familie, die erst durch den Tod der Mutter, dann durch die Drogensucht des Sohnes völlig aus den Fugen gerät. Dazwischen ein Mädchen mit Träumen und Idealen, die zerrieben wird und untergeht. Dabei bleibt man konstant bei der Perspektive Cecelias, dies sicherlich einseitig das geschehen beobachtet, aber genau hierdurch ihre Eindringlichkeit gewinnt, die einem als Leser packt.

    Die drei Monate vor dem tragischen Tag werden im Wechsel mit den Therapiesitzungen in der Psychiatrie erzählt. Versucht das Mädchen lange Zeit noch sich zu verschließen, öffnet sich doch langsam das Tor zu ihrem Innenleben und erlaubt den Blick auf das, was wirklich geschah.

    Fazit: ein fesselndes Buch, das man nach dem Beginn nicht mehr aus der Hand legen mag und dem es gelingt, schwere Thematik überzeugend umzusetzen.
    Mann ohne Herz Camilla Grebe
    Mann ohne Herz (Buch)
    29.06.2015

    Mann ohne Herz

    Die Hitze hat Stockholm fest im Griff. Siri Bergman würde lieber mit ihrem Partner Markus und dem gemeinsamen Sohn Urlaub machen, aber nachdem sie grade eine neue Stelle als beratende Psychologin bei der Polizei angetreten hat und ihr erster Fall wartet, ist dies nicht möglich. Ein homosexueller Promi wird ermordet, pikantes Detail: das Herz wird ihm nach dem Tod auch noch entfernt. Es deutet vieles auf eine Hasstat hin, doch mit derselben Mordwaffe wird nur wenige Tage später ein 4-jähriger Junge erschossen. Die Fälle scheinen in kein Muster zu passen, doch dann zeigt sich, dass es eine Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Mord gibt und ein junger Mann mit offenkundigen psychischen Problemen rückt ins Visier der Ermittler.

    Der Fall ist interessant konstruiert und lässt lange Zeit die Frage nach dem Täter als obsolet erscheinen, da man parallel mehrere Erzählprespektiven erhält und somit auch die Geschichte des potentiellen Mörders kennt. Die Motive entwickeln sich langsam zu einem stimmigen Gesamtbild, das sich jedoch unerwartet nochmals verschiebt und dennoch eine logische, neue Sicht bietet. Die Spannung erfährt der Roman daher weniger aus der bekannten Frage des „Whodunnit“, sondern mehr aus dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ermittlern und Täter und der Frage, wann und wie sie ihn zu fassen bekommen.

    Der Titelzusatz „Psychothriller“ ist für mein Empfinden irreführend. Hier wird nicht mit der psychischen Anspannung des Lesers gespielt, sondern es handelt sich um einen Thriller, in dem psychische Erkrankungen eine wesentliche Rolle einnehmen und relevant für die Taten sind. Dies tut dem Ganzen jedoch keinen Abbruch, für mich war der Roman trotzdem spannend und unterhaltsam.

    Einziger Minuspunkt ist das geschilderte Privatleben der Protagonistin. Dies ist nicht nur völlig uninteressant, sondern hat für mich die Figur nicht nur schwer an Sympathie verlieren lassen, sondern dem ganzen Roman in eine depressiv-negative Stimmung verliehen, die mich beim Lesen zunehmend gestört hat. Für mich darf ein Thriller oder Krimi auch gerne ohne die Privatprobleme gestörter Ermittler auskommen.

    Fazit: spannender Fall mit kleinen Abstrichen.
    Die drei Leben der Tomomi Ishikawa Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (Buch)
    25.05.2015

    Die drei Leben der Tomomi Ishikawa

    Ein Abschiedsbrief erschüttert Ben Constable: seine Freundin Tomomi Ishikawa ist tot. Sie hat sich umgebracht. Er macht sich auf in ihre Wohnung, wo er ihren Laptop mitnimmt, doch mit den Dateien, die sich darauf befinden, kann er zunächst nichts anfangen. Nach und nach erhält er Nachrichten von der Toten und immer mehr ergeben die Puzzleteile einen Sinn. Und ein erschreckendes, anderes Bild der jungen Frau: ist sie eine Serienmörderin, die als Racheengel für Recht gesorgt hat? Oder ist dies alles ihrer Phantasie entsprungen und doch nur erfunden? Tomomi schickt ihn auf eine rätselsame Reise, wobei sich immer drängender die Frage stellt, ob sie überhaupt tot ist.

    Ein interessanter Roman, der mit verschiedenen Erzählebenen spielt und viele Fragen zwischen Fiktion und Realität in der Fiktion offen lässt. Der Ich-Erzähler begleitet den Leser – oder umgekehrt – bei der Suche nach der Wahrheit, die zugleich eine Reise durch Paris und New York und in die Vergangenheit Tomomis ist. Eine gelungene Mischung, die immer wieder interessante Stadterkundungsmomente bietet und die Spannung langsam steigert. Alle weiteren Figuren treten hinter den beiden Protagonisten zurück, die sich auf ihrer wundersamen Schatzsuche befinden und mit dem Leser und seinen Erwartungen spielen. Frei nach Arthur Conan Doyle lebt das Buch nach dem Motto "Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag."

    Fazit: eine kuriose Schnitzeljagd nach der Wahrheit, die doch im Verborgenen bleibt.
    Halbe Miete Halbe Miete (EPB)
    24.05.2015

    Halbe Miete

    Lilo Gondorf führt auf Rügen ein bescheidenes und ruhiges Leben. Aufregend war ihres ja auch genug, als Kommissarin, dann früh verwitwet allein mit drei Kindern. Nun freut sie sich über ihre Feriengäste und die Ruhe der Insel. Ein Paar hat sich angekündigt, beide etwas älter und die Frau erblindet. Sie machen einen netten Eindruck doch schon am ersten Urlaubstag geschieht das Unglaubliche: Werner Koch stürzt beim Wandern ab. Doch die Leiche ist nicht zu finden. Es scheint kein Unfall, sondern Mord gewesen zu sein. Ermittlerin ist ausgerechnet Lilos Tochter, die der Mutter nicht zu viel über den Fall verraten möchte. Doch die Neugier der Seniorin ist geweckt. Auch die neuen Feriengäste scheinen verdächtig und so ermittelt sie gemeinsam mit ihrem Nachbarn, einfach an der Polizei vorbei.

    Was dem Buch gelingt, ist die Szenerie auf Rügen attraktiv und glaubwürdig erscheinen zu lassen. Der Ansatz zweier betagter Freizeitermittler ist hingegen inzwischen etwas überstrapaziert, ebenso wie das Anschmachten von Pastoren oder anderen Religionsvertretern. Insgesamt leiden die Figuren des Romans unter einer erheblichen Blässe und mangelnder Authentizität, weshalb mir insbesondere Protagonistin Lilo sehr fremd blieb. Die resolute Oma hat man schon überzeugender gesehen. Der Fall schien lange Zeit recht glaubwürdig, wartet gegen Ende aber mit so vielen Zufällen auf, dass es – trotz der durchaus vorhandenen Spannung – böse bergab geht und man nur noch den Kopf schütteln mag. Auch der „literarische Kniff“ die Figuren mal spazieren gehen zu lassen und dem Leser nicht zu berichten, was sie aushecken, wurde offenkundig aus der Mottenkiste ganz unten gekramt – ich habe schon lange keine so schwache Auflösung bei einem aktuellen Roman mehr erlebt. Enttäuschend.

    Fazit: kommt einem vor wie die sonntägliche Rosamunde Pilcher Verfilmung – tolle Kulisse bei schwacher bis dämlicher Handlung und unglaubwürdigen Figuren.

    The Lemon Grove Helen Walsh
    The Lemon Grove (Buch)
    24.05.2015

    Lemon grove

    Wie jeden Sommer verbringen Jenn und Ihr Gatte Greg den Urlaub zusammen mit der Tochter Emma auf Mallorca. Doch dieses Jahr ist vieles anders. Emma kommt wegen der Abschlussprüfungen erst eine Woche später nach und außerdem bringt sie ihren neuen Freund Nathan mit. Diesen kennen die Eltern noch nicht besonders gut, wollten der Tochter aber diesen Wunsch nicht abschlagen. Schnell schon zeigt sich, dass durch die Anwesenheit des jungen Mannes nicht nur die Stimmung leidet, sondern dass er mehr als nur einen feinen Riss in die scheinbar heile Welt der Familie bringt. Besonders Jenn ist zunächst irritiert und dann mehr und mehr angezogen vom Freund der Tochter. Mit jedem Tag spitzt sich die Situation mehr zu und plötzlich kommt alles auf den Tisch, was sich die drei sich gegenseitig schon lange verheimlichen.

    Das Buch hat durchaus seinen Reiz, wenn mir auch die Protagonistin Jenn sehr fremd bleibt mit ihrer Schwärmerei für den Jungen. Gefallen hat mir, wie sich die Stimmungslage zunehmend verändert, ganz heile Welt herrscht ohnehin nie, aber die Konflikte werden heftiger und die von Seite zu Seite Allianzen klarer. Viele kleine Andeutungen ergeben nach und nach ein etwas anderes Bild der Familie, die aus sehr viel Schein besteht. Der Spannungsaufbau ist gelungen und kulminiert als man denkt das Schlimmste sei vorbei. Die Charaktere bleiben leider etwas flach, was daran liegen mag, dass die Geschehnisse quasi nur aus Jenns Perspektive geschildert werden und sich die Handlung auf sehr kleinem Raum innerhalb kürzester Zeit abspielt.


    Fazit: empfehlenswert für den Sommerurlaub am Pool – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    Die Rote Burg Die Rote Burg (EPB)
    24.05.2015

    Metropolis Berlin: Die Rote Burg

    Berlin 1926. Im Zoo wird ein unbekannter Toter aufgefunden. Den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Martin Forster soll ermitteln und diese spektakulären Mord möglichst rasch klären. Doch allein die Identität des Toten herauszufinden dauert Wochen. Schnell wird klar, dass er tief ins Milieu verstrickt war und dort ist wenig Kooperation mit der Polizei zu erwarten. Die Wochen fließen dahin, heiße Spuren sind nicht zu finden und die Presse zerreißt sich das Maul. Kann eine Hellseherin entscheidende Hinweise geben?

    Der Plot ist durchaus interessant und spannend, aber der Darstellung gelingt es so ungemein gut, die zähen Ermittlungen darzustellen, dass auch das Buch mehr und mehr quälend wird, je länger sich die Aufklärung des Falles hinzieht. Geht die erste Hälfte noch flott von der Hand wird dann aus dem Lesespaß eher Anstrengung. Der Protagonist kann mich auch nicht wirklich packen, erscheint er zunächst sympathisch, nervt mich seine Darstellung als Frauenheld bald. Auch seine zickige Freundin erschöpft sehr bald die Geduld des Lesers mit ihrem Gemecker.

    Fazit: insgesamt glaubwürdig die 20er Jahre dargestellt bleibt der Roman aber weit hinter seinen Möglichkeiten.
    Higashino, K: Böse Absichten Higashino, K: Böse Absichten (Buch)
    15.05.2015

    Böse Absichten

    Osamu Nonoguchi wird von seinem Freund Kunihiko Hidaka gebeten, ihn nochmals abends aufzusuchen. Der erfolgreiche Autor steht kurz vor der Auswanderung nach Kanada und klingt am Telefon besorgt. Als Nonoguchi dort ankommt, scheint das Haus verweist. Er informiert dessen Frau, die bereits im Hotel ist, wo sie die letzte nach verbringen wollten. Als sie das Haus schließlich gemeinsam betreten, finden sie nur noch die Leiche des Freundes und Gatten. Wer könnte dem Literaten etwas angetan haben? Die Polizei ist ratlos, auch Nonoguchi kann sich keinen Reim darauf machen. War es die Nachbarin, deren Katze von Hidaka vergiftet wurde? Doch die Dinge liegen möglicherweise ganz anders und es sind mehr gewiefte Erzähler am Werk als man meinen sollte.

    Keigo Higashino spielt mit seinen Figuren und dem Leser. Durch Perspektivenwechsel bringt er immer wieder neue Wendungen, die unerwartet sind und dieselbe Situation gänzlich anders erscheinen lassen. Gerade zurechtgerückte Motive und Handlungen fallen wieder in sich zusammen. Die Wahrheit liegt eben doch nur im Auge des Betrachters und Erinnerungen können getrübt sein. „Böse Absichten“ punktet mit wenigen Figuren in einem komplexen Plot, der sich geschickt windet und keine einfache Lösung offeriert. Sprachlich für meinen Fall passend zu den jeweils erzählenden Figuren, beim Ermittler etwas einfältiger als bei Nonoguchi. Am Ende lässt er leider etwas nach und ganz zum Schluss kommt ein arg abruptes Ende, das ein wenig verstört und nicht zum Fluss der Geschichte passt.

    Fazit: clever konstruiert, spannend zu lesen – ein gelungener Krimi.
    Die Suche Die Suche (Buch)
    03.05.2015

    Die Suche

    Max Carver begleitet seine Verlobte Erica Stroud-Jones nach Amsterdam, weil sie dort auf einem wichtigen Kongress den Durchbruch in der Malariaforschung präsentieren wird. Doch in der Nacht vor der entscheidenden Präsentation verschwindet sie spurlos. Die Polizei schient dem Fall auch nur begrenzte Relevanz zuzuschreiben. Derweil breitet sich in den Niederlanden ein grausames Szenario aus: zahlreiche Personen sind mit einer neuen Form von Malaria infiziert, deren Ursprung, Infektionswege und vor allem Heilungsmöglichkeiten gänzlich unbekannt sind. Gibt es einen Zusammenhang. Schnell gerät Max bei seinen privaten Nachforschungen an zwielichtige Gestalten, die ihm sehr deutlich machen, dass seine Fragen nicht erwünscht sind. Auch die Forscher tragen ihre persönlichen Animositäten aus, will doch jeder das Renommee bei dieser unglaublichen Chance einheimsen.

    Ein interessantes Szenario hat Nick Louth hier kreiert. Eine Erkrankung, die für Pharmakonzerne wirtschaftlich uninteressant ist, weil die Kranken arm und in Afrika sind. In Europa oder Nordamerika lässt sich einfach mehr Geld verdienen. Dies machen sich die Figuren zu Nutze. Wissenschaftlich spannend, wie sich das Virus in den Niederlanden ausbreitet, als Nichtfachfrau würde ich es auch als durchaus nachvollziehbar und authentisch einstufen. Leider nimmt dieser Handlungsstrang nur einen Teil der Handlung ein – dabei wäre das Szenario sicher ausdehnbarer und spannend gewesen. Stattdessen tritt die absurde und völlig an den Haaren herbeigezogene Verfolgungsjagd und Suche von Max immer mehr ins Zentrum, dabei lässt sie mehrfach jede Glaubwürdigkeit vermissen – Hauptsache Action, Geballer und eine attraktive Frau schein hier die Devise gewesen zu sein. Ein dritter Handlungsstrang – Tagebucheinträge aus Ericas Afrikaerfahrung – erweist sich zwar am Ende als durchaus relevant, ist aber in weiten Teilen ohne erkennbaren Zusammenhang und findet keinen wirklichen Anschluss an die restliche Handlung.

    Die Figurenzeichnung lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Max Carver ist einen durchschnittlichen Hollywood-Blockbuster entsprungen – mit allem was dazu gehört: unverwundbar, einsamer Held, mit Superkräften ausgestattet und natürlich auch noch so attraktiv, dass alle Frauen sofort auf ihn anspringen. Schlichtweg: tausend Mal gesehen und immer noch doof. Seine Kontrahentin Lisbeth wurde offenbar bei Larsson abgeschrieben, nicht mal die Mühe einen neuen Namen zu erfinden macht sich Louth. Die junge Wissenschaftlerin, die noch eine bescheidene Rolle bekommt, bleibt ebenfalls schablonenhaft, genauso wie alle anderen Figuren. Der Schreibstil ist durchaus unterhaltsam und kann die Spannung aufrechterhalten – bekannt Mittel wie kurze Kapitel, schnelle Szenenwechsel machen es möglich.

    Fazit: trotz zahlreicher Schwächen kann der Thriller über weite Strecken fesseln. Vermutlich könnte er als Film ein entsprechendes Publikum mehr begeistern.
    Gelöscht Gelöscht (EPB)
    02.05.2015

    Gelöscht

    Kayla startet in ein neues Leben. Eine neue Familie, eine neue Umgebung. Alles ist anders und unbekannt. Wie ein kleines Kind muss sie erst lernen, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Ihr Leben davor ist weg, ausgelöscht. Man hat sie geslated und ihr so die Chance auf ein neues Leben eröffnet. Mit ihrer Schwester Amy hat sie kompetente Unterstützung, denn sie hat dasselbe durchgemacht. Die Eltern sind nett, wenn auch die Mutter zunächst eher an einen Drachen erinnert. Es könnte alles gut werden, vor allem nachdem sich Kayla mit Ben anfreundet. Doch immer wieder treten Erinnerungen, die sie nicht haben dürfte, an ihr altes Ich an die Oberfläche und das clevere Mädchen stellt Fragen. Zu viel Fragen, die sie selbst und andere in Gefahr bringen. Unerwartet bekommt sie Hilfe von ihrer Mutter – denn diese hat auch Zweifel an diesem Staat, in dem sich niemand frei bewegen kann und Menschen wie Kayla regelrecht gefangen gehalten werden.

    Ein Jugendroman in Dystopieform mit einem Überwachungsstaat, der ein scheinbar effektives Mittel gegen Terroristen gefunden hat und das Maximum an medizinischer Kenntnis für seine Zwecke nutzt. Das ganze gepaart mit einer durchaus sympathischen Protagonistin, leicht rebellisch, aber nicht zu sehr, und einer Liebesgeschichte, die nicht zu weit geht. Das Thema durchaus ernst zu nehmen und relevant.

    Die Zeichnung der Figuren ist gelungen, die sind nicht zu flach, die Kayla kann als Protagonistin den Roman locker tragen, mit der Mutter wurde ein interessanter Charakter daneben gestellt, der noch Potential hat und nicht zu viel verrät. Der Schreibstil überzeugend und mitreißend, so dass man durchaus Lust auf die folgenden Teile hat.

    Alles in allem: überzeugender und spannender YA Roman.
    Das Mädchen, das rückwärts ging Das Mädchen, das rückwärts ging (Buch)
    02.05.2015

    Das Mädchen, das rückwärts ging

    Es war Beths größte Sorge: eines Tages ihre Tochter Carmel zu verlieren. Und nun geschieht genau das. Beth ist verzweifelt, die Polizei arbeitet mit Hochdruck, kann die 8-jährige aber nirgendwo finden, der getrennt lebende Vater kann auch nur schwer mit der Situation umgehen. Unterdessen redet ein älterer Mann Carmel ein, ihr Großvater zu sein und dass ihre Mutter nach einem Unfall schwer verletzt und nicht ansprechbar sei. Mit seiner Lebensgefährtin Dorothy kümmert er sich in einem abgeschiedenen Haus um sie. Zwar hegt die Kleine Zweifel, aber was soll sie schon tun? Auch als man sie von England in die USA bringt und sie dort mit zwei weiteren Mädchen und dem Paar in einem Trailer umherreisen soll, ist sie zwar skeptisch, kann den Geschehnissen aber nicht wirklich etwas entgegensetzen. Noch hat sie den Plan ihres vermeintlichen Großvaters nicht durchschaut, aber als sie erfährt, dass es vor ihr schon einmal ein Mädchen gab, das plötzlich verschwunden war, mehren sich ihre Sorgen.

    Ein beachtenswertes Buch, das für mich vor allem bei der Darstellung des Seelenlebens der Figuren gewinnt. Erzählt wird lose abwechselnd aus der Perspektive von Carmel und Beth, die jeweils nichts vom Schicksal der anderen wissen und so den Leser in die unsägliche Situation bringen, hilflos mit anzusehen, wie beide unter der Situation leiden. Vor allem die Darstellung aus Sicht des Mädchens hat mir gut gefallen, sprachlich wie auch sinnlogisch hat die Autorin die Gedanken eines jungen Mädchens überzeugend zu Papier gebracht. Auch die Entwicklung, die Carmel im Laufe der folgenden Jahre nimmt, ist nachvollziehbar geschildert und wirkt authentisch und glaubhaft. Das Arrangieren im neuen Leben unter den veränderten Umständen und doch der latent immer vorhandene Wunsch nach Rückkehr zu dem, wie es vorher war. Ebenfalls gelungen, das langsame Entfalten des Motivs der Entführer; man rätselt als Leser, was dahinterstecken mag, formt Theorien, die erst spät durch die Erzählung Gestalt annehmen, wenn Carmel so weit ist, das Ausmaß ebenfalls verstehen zu können.

    Fazit: Besonders die erste Hälfte ist für mich sehr stark und gelungen, dann kommt es zu einigen Längen, die jedoch dem Lesespaß nur geringfügigen Abbruch tun.
    Panthertage Panthertage (Buch)
    22.04.2015

    Panthertage

    Das Leben gerät aus den Fugen und nichts ist mehr wie es war. Die Diagnose Epilepsie trifft Sarah kurz nach dem Abitur als sie eigentlich frohen Mutes voll ins Leben starten wollte. Ist man nicht unmittelbar mit dieser Krankheit konfrontiert, kann man sich nur ein vages Bild davon machen, was sie bedeutet. Sarah Elise Bischof gewährt uns mit ihrem Buch „Panthertage“ einen Blick hinein in ihr ganz persönliches Reich und öffnet eine Tür zu dem, was aus Scham oder diffusen Ängsten oft ungesagt und verborgen bleibt. Wie verändern sich Beziehungen und Freundschaften, kann man mit dieser Diagnose überhaupt einen Partner finden oder schreckt sie zu sehr ab? Wie stark wirkt ein Anfall nach und wie geht es einem danach, an einem wie die Autorin sie nennt, „Panthertag“? Welches Netz von Unterstützung ist überlebensnotwendig und welche absurden Begegnungen schafft diese Krankheit, wenn man beispielsweise trotz abgeschlossenen Studiums gefragt wird, ob man des Lesens und Schreibens mächtig ist. Sehr persönliche Dinge, unliebsame und beschämende Begegnungen bringt sie zu Papier ohne dabei um Mitleid zu werben. Im Gegenteil, sie nennt Sorgen und Probleme beim Namen, so dass sie dem Leser schlichtweg bewusst werden und ein reales Bild der Epilepsie und ihrer Auswirkungen entsteht.

    Man muss der Autorin als Leser danken. Es erfordert viel Courage, so viele sehr persönliche Aspekte von sich preiszugeben, die eher ein Tabu in unserer Gesellschaft sind und über die man nur mit den allerengsten Freunden sprechen würde. Ihr gelingt der Spagat zwischen unterhaltsamer, bisweilen auch humorvollen Erzählung und gleichzeitig der nackten Wahrheit über die Epilepsie, die oft einfach grausam ist. Mehrfach habe ich den Kopf geschüttelt ob der Erlebnisse, bisweilen auch die Luft angehalten, geht es einem doch sehr nahe. Der offene, vertrauensvolle Ton gibt einem das Gefühl als wenn eine gute Freundin erzählen, einem in ihre intimsten Geheimnisse einweihen würde. Möchte man sie zum Trösten manchmal in den Arm nehmen, will man ihr an anderer Stelle bewundernd applaudieren, weil sie sich gegen Widerstände durchsetzt und sich nicht über die Krankheit und die Ignoranz der Umwelt definieren lässt.

    Man kann dem Buch wie allen Betroffenen dieser oder auch ähnlicher Erkrankungen nur wünschen, dass es viele Leser findet, die sich emotional darauf einlassen und ihre geglaubte Toleranz nochmals überprüfen. Echte Teilhabe am „normalen“ Leben ist mehr als das Nichtaufbauen von besonderen Hürden.

    Fazit: 5 Sterne sind keine Bewertung, die diesem Buch gerecht werden könnte. Ein herzlicher Dank an die Autorin für den Mut, ihr Leben mit uns zu teilen.
    Der ungeladene Gast Der ungeladene Gast (EPB)
    01.04.2015

    Der ungeladene Gast

    Emeralds Geburtstagsparty steht an und sie ist entschlossen zu feiern, auch wenn über der Familie ein großer finanzieller Druck lastet und sie drohen das geliebte Elternhaus zu verlieren. ihr Steifvater macht sich daher auf, um ein Darlehen zu bitten. Viele Gäste sind nicht geladen. neben Mutter Charlotte und den Geschwistern Imogen, genannt Smudge, und Bruder Clovis werden Patience und ihr Bruder Ernest, die zu Kindertagen mit Emerald und Clovis eng befreundet waren, erwartet, sowie John, der Emporkömmling, der sich Hoffnungen auf eine Vermählung mit Emerald macht. Doch der Abend verläuft anders als geplant. Ein Zugunglück in der Nähe lässt das Haus plötzlich mit Menschenmassen überlaufen, denen sich keiner der kleinen Gesellschaft wirklich gewachsen sieht. Und dann taucht da noch ein vermeintliches Zugopfer auf, das jedoch ganz andere Motive für den Besuch hegt und die Familienbande bis aufs Extremste strapazieren wird.

    Der Roman lebt von einer herrlich distanziert-ironischen Sprache, die ihn zu einem wahren lesevergnügen werden lässt. Die Handlung schleppt sich für meinen Geschmack bisweilen etwas dahin und kommt kaum voran. Insbesondere die Episoden um die völlig gestörte Smudge entbehren nicht einer urkomischen Groteske und das Mutter-Kinder Verhältnis ist ebenfalls ein Ausbund an Absurdität – all dies von einem Erzähler kommentiert, der die passenden Worte für die Gedanken des Lesers findet.


    Eine Zeitreise 100 Jahre in die Vergangenheit, die zum echten Vergnügen wird.
    Winterkrieg Winterkrieg (CD)
    01.04.2015

    Winterkrieg

    Max Paul, angesehener Soziologe der Universität von Helsinki, sieht seine Ehe langsam aber sicher vor einem Scherbenhaufen. Und das, wo genau dieses doch sein Spezialgebiet ist. Auch das Liebesleben seiner beiden Töchter Helen und Eva kriselt langsam aber sicher. Durch die Zusammenarbeit mit einer jungen Journalistin verschärft sich der eheliche Zwist und Max‘ Frau Katriina stellt ihn nicht einmal vor die Wahl. Für sie ist diese Ehe beendet.


    Der Titel ist zunächst irreführend, handelt der Roman nicht vom für die Finnen traumatischen Winter 1939, sondern vom Krieg im Winter der Familie Paul - wobei die Fronten noch nicht ganz verhärtet sind und die Waffen unklar. Was diesen Roman besonders intensiv macht, war für mich die Einsamkeit, die allen Familienmitgliedern letztlich innewohnte. Keiner ist angekommen oder zu Hause, sondern alle tragen mit sich eine gewisse Isolation herum, die sie von den anderen abschneidet. Für kein überragender Roman, wenn auch mit interessanten Formulierungen. Die Charaktere bleiben ob der fehlenden Entwicklung für mich etwas zu unnahbar und die durchgängige tendenziell depressive Stimmung, erleichtert das Lesen auch nicht wirklich.
    Der Preis der Treue Der Preis der Treue (Buch)
    01.04.2015

    Der Preis der Treue

    Nur wenige Stunden vor dem Aufbruch zum Familienurlaub in New York, führt der Ich-Erzähler sich sein Leben vor Augen, wobei es eigentlich eher zwei Leben sind: eins mit seiner Frau, seiner Tochter und dem schwerkranken Vater in Marseille, bei denen er nur die Wochenenden verbringen kann. Und das andere in Paris, bei seiner Geliebten Alix, die mehr als 20 Jahre jünger ein ganz anderes Leben lebt. Er lässt Revue passieren, wie alles anfing. Vergleicht die sehr verschiedenen Frauen und ihre Lebensweisen. Stellt fest, wie er selbst ein ganz anderer Mensch ist, je nachdem bei welcher Frau er sich gerade befindet. Und erkennt, dass er beide auf ihre Weise liebt und auf keine verzichten kann – und beiden auf ganz unterschiedliche Weise treu ist.

    Eine durchaus interessante Perspektive, auch manch ganz aufschlussreiche Sichtweise – letztlich aber ein recht banaler Versuch das Dauerfremdgehen zu legitimieren und schönzureden. Manche Passagen, gerade wenn er die Details beschreibt, sind ansprechend, aber die Grundhaltung geht einem als Leserin doch arg auf die Nerven. Fast kommt er sich als Opfer der Umstände vor, das leider daran auch nichts ändern kann. Besonders aufschlussreich hierzu die Passage, wenn er sich vorstellt, dass seine eigene Tochter an der Stelle von Alix wäre und vergeblich auf einen verheirateten Mann warten würde.


    Fazit: ein kurzes Büchlein, das letztlich eher belanglos bleibt. Notiz am Rande: überraschend die Verdrehung im Titel, spricht die französische Ausgabe von "Untreue", spricht die deutsche von "Treue".
    Eleanor & Park Rainbow Rowell
    Eleanor & Park (Buch)
    05.03.2015

    Eleanor & Park

    Sie könnten verschiedener kaum sein. Eleanor aus einer zerrütteten Familie, mit vier Geschwistern, einem jähzornigen Stiefvater und immer zu wenig Geld. Optisch passt sie gar nicht in die Welt, in der sie lebt, aber als Außenseiterin muss sie auch ihre Familienverhältnisse nicht erklären. Park hingegen als Halbkoreaner optisch ebenfalls auffällig lebt in einer funktionierenden, hilfsbereiten und glücklichen Familie. Der letzte Platz im Schulbus führt sie zueinander. Langsam nähern sie sich an, lesen gemeinsam Comics und ahnen lange nicht, dass sie sich ineinander verlieben. Aber ihre Umwelt wird ihnen diese Liebe nicht einfach machen.

    Ein außergewöhnliches Buch, das sich ganz langsam nähert. Die Liebesgeschichte steht im Zentrum, aber die zahlreichen Konflikte, denen die beiden ungewöhnlichen Jugendliche ausgesetzt sind, nehmen viel Raum ein und werden nachvollziehbar bis auch grausam geschildert, so dass man ihnen immer mehr wünscht, dass sie sich gegenseitig Halt geben können. Überzeugend die Tatsache, dass diese liebe langsam wachsen Muss und nicht einfach da ist und ausgelebt werden kann.

    Für mich eins der besten Jugendbücher.
    Nachruf auf den Mond Nachruf auf den Mond (Buch)
    22.02.2015

    Nachruf auf den Mond

    Matthew Homes befindet sich in der Psychiatrie. Da er schon immer gerne Geschichten erzählte, berichtet er dem Leser, weshalb er dort ist und was in seinem Leben geschah. Leicht war schon seine Kindheit nicht, denn sein drei Jahre älterer Bruder Simon war mit Trisomie 21 geboren und er – obwohl jünger – musste oft für beide aufpassen. Bis eines Sommers ein Unglück geschah und Simon ums Leben kam. Danach geht es stetig bergab. Zunächst geht er nicht mehr zur Schule, dann kommen Drogen und immer mehr Wahnvorstellungen. Seine Medikamente nimmt er nicht regelmäßig, weshalb auf Spritzen umgestellt wird. Auch davor flüchtet er sich in eine fremde, bedrohliche Welt, in der er für den Tod des kleinen Simon die Verantwortung trägt.

    Ein diskontinuierlicher Roman, der durch seine unchronologische und nicht stringente Erzählweise den Geistes- und Gefühlszustand des Erzählers glaubwürdig untermalt. Die Schuld, die er glaubt zu tragen und die ihn überfordert und in diese Parallelwelt zwingt, das Leben in der Psychiatrie und die Auswirkungen der Krankheit und Medikamente lassen einem als Leser etwas verzweifelt zurück, da man merkt, wie hilflos Außenstehende in dieser Situation sind und wie wenig man Zugang zu dieser andere Seite des Geistes hat. Durch die direkte Anrede wird man umso mehr in die Geschichte gezogen, die bedrückt und bekümmert.
    Venezianische Delikatessen Venezianische Delikatessen (EPB)
    08.02.2015

    Venezianische Delikatessen

    Ein anstrengender Abend im Restaurant, doch auch dieser ist für den Sternekoch Zamparoni überstanden. Genüsslich nimmt er noch Schluck und merkt sogleich, dass dies sein letzter gewesen sein wird. Sein letzter Blick gilt seinem Mörder. Commissario Luca Brassoni ahnt, dass der Mord an einem der bekanntesten Köche des Landes nicht einfach zu klären sein wird. Ein Überfall auf eine weitere Angestellte des Restaurants sowie noch ein Mord an einem Lehrling werfen kein gutes Bild auf die Edelküche. Doch die Mordwaffe gehört scheinbar einem bekannten Mafioso, wie passt das nur zusammen?

    Ein kurzer Krimi, der durchaus unterhaltsam ist, aber nach Schema F konstruiert etwas an Spannung und Überraschung vermissen lässt. Die Figuren sind sympathisch und ansprechend, es fehlt ihnen jedoch das gewisse Etwas, dass sie unverwechselbar macht. Man glaubt ihnen bereits zig Mal in unzähligen Romanen begegnet zu sein. Die fehlende Originalität - möglicherweise auch durch den etwas überstrapazierten Handlungsort bedingt - führt letztlich dazu, dass nach der raschen Lektüre wenig Erinnerung bleiben wird.
    Blutiger Winter Blutiger Winter (Buch)
    24.01.2015

    Blutiger Winter

    Bischkek, Kirgisistan. Eine junge Frau wird brutal ermordet im klirrenden Winterschnee aufgefunden. Die Grausamkeit wird getoppt durch einen Fötus, der in ihr platziert wurde und offenbar von einer anderen Frau stammt. Brisant: es handelt sich um die Tochter des Staatssicherheitschefs. Ähnliche Morde werden aus anderen Landesteilen berichtet. Inspektor Borubaew erfährt auch bald, dass in den Nachbarländern Gleiches geschieht. Klar ist, dass hier keine kleinen Fische am Werk sind. Die undurchsichtige Saltanat, für den usbekischen Geheimdienst tätig, sowie der Onkel seiner Frau ermitteln mit ihm, da die offiziellen Wege schnell verschlossen sind. Eine Lawine von Morden, barbarisch und rücksichtslos, folgen auf dem Weg zur Wahrheit.

    Tom Callaghans Thriller bietet alles, was man sich wünschen kann: eine komplizierte Geschichte, bei der nie klar ist, wer Freund, wer Feind ist und wer kurzerhand die Seiten wechselt. Die Motive sind vielfältig und bisweilen banalst menschlich. Die Morde sind an Bestialität kaum mehr zu überbieten, insgesamt ist der geschilderte Umgangston deutlich rauer als in Westeuropa und Nordamerika. Dazu die klirrende Kälte.

    Besonders interessant war für mich der ungewöhnliche Handlungsort. Eine völlig neue Umgebung mit ungewohnter Kultur. Inwieweit dies real ist, kann ich nicht abschätzen. Für Leser, die nicht des Russischen mächtig sind, könnten die vielen russischen Begriffe, die nicht übersetzt werden, verwirrend bis störend sein. Hier hätte möglicherweise eine Wortliste am Ende gut getan. Auch sind bisweilen die Formulierungen im Deutschen etwas komisch, Warenje mit Marmelade zu übersetzen, die dann in den Tschai (Tee, ebenfalls nicht übersetzt) gelöffelt wird, dürfte viele Leser stutzen lassen.


    Insgesamt: alles, was man sich für einen Thriller wünscht.
    Winter, J: Lotusblut Winter, J: Lotusblut (Buch)
    24.01.2015

    Lotusblut

    Ein Doppelmord an einem Unternehmerpaar in einem Frankfurter Hotel wirft Fragen auf: wer heuert einen präzisen Auftragskiller an, um zwei unbescholtene Bürger zu ermorden und wer ist das chinesische Mädchen, das bei ihnen war. Die Kleine weigert sich mit Emilia Capelli und Mai Zhou zu reden. Offenbar aus Angst. Ihre vermeintlichen Stiefeltern treiben sie zur heimlichen Flucht aus dem Krankenhaus und auf die Suche nach Hilfe in der fremden Stadt. Die Kommissarinnen werden gleichzeitig vom BKA ausgebremst, sind sie doch in die Quere einer lange geplanten Aktion gegen Schmuggler geraten. Doch von Anzugträgern lassen sich die toughen Frauen nicht lange aufhalten. Auf eigene Faust ermitteln sie weiter und folgen der Blutspur durch die Bankenmetropole.

    Einmal mehr kann Judith Winter mit dem ungewöhnlichen Ermittlerinnenduo zu 100 % überzeugen. Die Protagonistinnen haben Ecken und Kanten, sind nach wie vor zwar ermittlungstechnisch gut eingespielt, auf der persönlichen Ebene kämpfen sie miteinander um gegenseitige Anerkennung. Der Fall ist spannend bis zum Schluss, wird sauber und logisch geklärt und hat die exakt richtige Menge an Nebenkriegsplätzen, um weder unnötig kompliziert noch flach zu werden. Die Perspektivenwechsel schaffen ein hohes Tempo, was hervorragend zum Genre passt.

    Fazit: Einmal Mehr beste Unterhaltung.
    Die rote Katze Die rote Katze (EPB)
    11.01.2015

    Die rote Katze

    Der Mord an einer Varieté Tänzerin wird der erste Fall für den Schutzmann-Anwärter Heinrich Hansen. Nach Jahren auf See ist er in seine Heimat St. Pauli zurückgekehrt, um dort den neuen Beruf als Kriminaler zu erlernen. Dabei trifft er auf alte Bekannte, ist doch der Varieté Besitzer einer seiner Kindheitsfreunde und die Tänzerinnen Lilo das Mädchen, das er jahrelang verehrte. Vieles hat sich in den Jahren der Abwesenheit verändert, vieles aber auch nicht und bald brechen alte Wunden wieder auf. Der Fall indes ist vertrackt, aber Heinrich erweist sich als gelehrsam und begabt und schnell schon entdeckt er Ungereimtheiten, die leider sowohl bekannte Bürger Hamburgs als auch Kollegen in Schwierigkeiten bringen könnten.

    Was dem Roman gut gelungen ist, ist das Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor dem inneren Auge des Lesers wieder auferstehen zu lassen. Sowohl die Beschreibungen wie auch die Wortwahl setzen einem die 100 Jahre zurück und man kann sich das Treiben der sündigen Meile bildlich vorstellen. Auch die Figur des Heinrich Hansen ist interessant und komplex gezeichnet, er hat gleich mehrere Konflikte mit sich auszutragen, die keine einfachen Antworten erlauben. Der Kriminalfall hat sich für mich ein paar Mal zu sehr um die eigene Achse gedreht, ein wenig mehr Stringenz hätte dem Roman hier gut getan. Auch die zahlreichen Rückblicke, die zwar das Handeln einiger Figuren und ihr Verhältnis zueinander erklären, wurden irgendwann zu störenden Längen im Erzählfluss. Auch braucht die Handlung entsprechend sehr lange, bis sie sich tatsächlich dem Mordfall des Prologs widmet.

    Fazit: durchaus unterhaltsam und interessant zu lesen, für einen Krimi aber zu wenig Spannung.
    Ungeschehen Ungeschehen (Buch)
    25.12.2014

    Ungeschehen

    Emily verlässt ihren Mann und ihr altes Leben. Sie geht nach London und beginnt dort als Cat ein neues Leben. Was geschehen ist, bleibt im Dunkeln. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten findet sie in Angel eine gute Freundin und auch im Job kann sie schnell punkten, sich langsam in der Werbebranche hocharbeiten und eine neue Existenz aufbauen. Alles scheint gut zu werden, doch immer wieder kommen die Erinnerungen. An das Aufwachsen mit der Zwillingsschwester, die von der Mutter gehasst schnell zum Problemkind wird. Auch an Ben, den sie immer noch liebt und ihre kleine Familie, die sie vermisst. Am Jahrestag ihres Verschwindens kommt es zur Katastrophe und sie wacht neben einer Leiche auf. Sie hat scheinbar noch jemanden getötet.

    Tina Seskis hat einen Roman über eine verzweifelte Frau geschaffen, die nochmal ganz von vorne anfangen möchte. Neben der Haupthandlung um Emily/Cats Neuanfang bestimmen diskontinuierliche Rückblenden die Erzählen, die so ihr Leben davor und die Gründe für ihr Verschwinden entfalten. Mehrfach wird der Leser dabei an der Nase herumgeführt und die mühsame Rekonstruktion fällt wieder in sich zusammen. Im Fokus stehen jedoch Leben, die nicht so verlaufen, wie sie sollten. Irgendwie haben alle mit ihren Umständen zu kämpfen und werden durch ihre Mitmenschen so unglücklich, dass sie flüchten, sich in Drogen- und andere Abhängigkeiten flüchten. Die Schilderung der zwischenmenschlichen Unzulänglichkeiten ist für mich die große Stärke des Romans, wie sich die Figuren gegenseitig zerstören und auch stützen. Die Atmosphäre wird jedoch nie so niedergeschlagen, dass man es nicht mehr ertragen könnte, im Gegenteil, man wünscht den Figuren, dass die mühsamen Versuche wieder auf die Beine zu kommen erfolgreich sind – doch der nächste Rückschlag lauert immer schon.
    76 bis 100 von 108 Rezensionen
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