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    smartie11 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 09. Oktober 2012
    "Hilfreich"-Bewertungen: 64
    633 Rezensionen
    Staats, S: Staats' Geheimnisse Staats, S: Staats' Geheimnisse (Buch)
    28.09.2016

    Eine kulinarische Reise - sehr abwechslungsreich, unterhaltsam und außergewöhnlich!

    Über den Autor:
    Stephan Staats ist gelernter Koch, Kosmopolit und Weltenbummler. Seit 2004 arbeitet er auf diversen Mega-Yachten der „Schönen & Reichen“ als Schiffskoch, lernte dabei viele Länder, Sitten und Gerichte kennen und so manche Anekdote zu erzählen.

    Zur Aufmachung:
    Schon wenn man das Buch das erste Mal in die Hand nimmt, wird sofort klar, dass es sich um kein gewöhnliches Kochbuch handelt. Stolze 24 x 28 cm groß und 288 Seiten / 3 cm stark, liegt es schwer und gewichtig in der Hand – braucht also zwingend seinen Platz auf der Arbeitsfläche, um während des Kochens von Zeit zu Zeit einen Blick hinein werfen zu können. Das Hardcover ist mit dem dezenten Strukturprint sehr schön gestaltet, und auch der Innenteil ist mit vielen Fotos aus dem anscheinend privaten Archiv von Stephan Staat, kombiniert mit sehr schönen Illustrationen und Grafiken, sehr hochwertig produziert. Das Papier ist dick und griffig, und selbstverständlich dürfen auch ein Lesebändchen und ein zweiseitiger Index (286/287) nicht fehlen, die die Wiederauffindbarkeit der Rezepte erleichtern, wobei hier Rezepte und geografische Örtlichkeiten gemixt sind. Das ist vielleicht etwas ungewöhnlich, passt für mich aber zum Konzept dieses Buches. Alles in allem ein sehr hochwertiges Kochbuch.

    Zum Rezeptteil:
    Herzstück eines jeden Kochbuchs ist und bleibt nun mal der Rezeptteil, der rund 120 sehr abwechslungsreiche Rezepte umfasst. Den meisten Rezepten wird eine ganze Doppelseite gewidmet, von der die eine Seite eine stets ansprechende und sehr geschmackvolle Fotografie des Gerichtes zeigt und die andere Seite alles Wissenswerte zum Rezept selbst präsentiert. So finden sich zu den Rezepten jeweils Angaben über die Zubereitungszeiten, eine kleine „Einleitung“, eine sehr übersichtliche gestaltete Zutatenliste sowie eine praktisch gegliederte und leicht verständliche Zubereitungsanweisung. Die Rezepte selbst hat der Autor nach den verschiedenen Regionen des („erweiterten“) Mittelmeers wie folgt gegliedert:

    Frankreich, Monaco (ab S. 10): 9 Rezepte, vom Klassiker Brioche (S. 13), über eine fantastische Quiche Lorraine (S. 17) bis zu den kleinen Sünden namens Macarons (S. 28).

    Spanien, Portugal, Balearen, Kanaren (ab S. 36): Insgesamt 19 Rezepte, von denen uns insbesondere die „Albóndigas“ (Spanische Fleischbällchen aus dem Ofen, S. 50) sowie die „Papas Arrugadas con Mojo picón“ (die typischen kanarischen Kartoffeln mt Mojo – S. 69) angesprochen haben. Stilecht kann man sie auch mit dem schönen Sangría Rezept von S. 77 genießen, Urlaubsfeeling pur!

    Italien, Korsika, Sardinien, Malta (ab S. 78): Insgesamt 26 Rezepte, angefangen bei einer sehr einfachen Anleitung zur eigenen Herstellung von frischem Mascarpone (S. 81 – wirklich ganz einfach!), über eine leicht zu handhabende Balsamico-Reduktion (S. 82 –lange haltbar!), klassisches Pesto (S. 86 – einfach lecker), ein Basisrezept für einen Pasta Teig (S. 99 – schnell und einfach lecker - inklusive Tipps zum Färben des Pasta Teigs wenn das Auge mitessen soll) bis hin zur süßen Sünde „Torta di Castagne e Cioccolato“ (Maronen-Schokoladen-Torte – S. 107).

    Albanien, Montenegro, Kroatien, Slowenien (ab S. 134): 12 Rezepte, von denen wir von der „Tarator“ (S. 139 – eine leckere, schnell zubereitete und frische Joghurt-Gurken-Suppe) und dem Granatapfelsaft / -sirup (S. 143) begeistert sind. Hier darf natürlich auch ein originales Cevapcici-Rezept nicht fehlen (S. 150). Ein Geheimtipp, den wir im nächsten Frühjahr ausprobieren wollen, ist der „Regrat Cvetje Vino“ (Löwenzahnblütenwein - S. 161).

    Griechenland, Türkei, Zypern (ab S. 162): 14 Rezepte, die vom „Joghurt-Soufflé mit Vanille und Feigen“ (S. 167) über herzhafte „Spanolatkes“ (Spinat-Feta-Rösti - S. 168) bis zu Sesam-Filo-Päckchen (S. 195) reichen.

    Ägypten, Libyen, Marokko, Algerien, Tunesien (ab. S. 196): 24 Rezepte, von denen es u.A. die „Molokhia“ (Spinatsuppe und Maispoullarde - S. 201) und das „Khabza bil Ashab“ (Kräuterbrot – S. 218) in unsere Stamm-Rezeptsammlung geschafft haben. Aber auch Hummus (S. 205), Couscous (S. 222), Marokkanischer Minztee (S. 225) und Harissa (S. 232) zählen für mich zu den besten Rezepten dieses Teils.

    Israel, Gazastreifen, Syrien, Libanon (ab S. 240): 18 sehr spannende und ausgefallene Rezepte, wie z.B. das aus der Not geborene „Knackige Gemüsebeet“ (S. 248), die „Shorabit“ (Linsensuppe, S. 259) oder auch das leckere Tahini-Zitronen-Dressing (S. 270).

    Der Rezeptteil ist insgesamt außergewöhnlich abwechslungsreich und bietet neben unbekannten regionalen Spezialitäten auch viele gut nachzukochende Rezepte für Klassiker, die oftmals schnell selbst zubereitet sind und eine tolle Alternative zum Kauf aus dem Supermarkt bieten (wie z.B. bei der Balsamico Reduktion oder dem Pesto).

    Wie bei Rezepten aus „fernen Ländern“ nicht untypisch, weisen manche Rezepte Zutaten auf, die man nicht im nächstbesten Supermarkt um die Ecke bekommt, wie z.B. die französischen Merguez-Würstchen, Topinambur oder Johannisbrot-Melasse. Mit ein wenig Planung im Vorlauf ist das aber kein Problem (oft gibt der Autor auch Tipps, wo man die Zutat erhalten kann). Sonst kann man sich auch oftmals mit Alternativen behelfen. Dann ist es zwar nicht mehr original, aber dennoch lecker!

    Zum „literarischen“ Teil:
    Wie bereits erwähnt, ist „Staats´ Geheimnisse“ kein herkömmliches Kochbuch. Denn der Autor plaudert zwischendurch auch immer wieder aus dem Nähkästchen und wird in den 15 Storys durchaus sehr persönlich. So macht er keinen Hehl daraus, dass das Leben als Schiffskoch auf den Mega-Yachten nicht immer nur eitel Sonnenschein ist. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Zeiten ohne Beschäftigung (in denen der Autor tatsächlich obdachlos war), Lebenskrisen, (zu) viel Alkohol, vollkommen schief laufende Seemans-Rituale und last but not least die Naturgewalten auf See, wo eine ältere 32-Meter-Yacht gegen 10-Meter-Wellen ankämpfen muss und sich die Besatzung schon fast vom Leben verabschiedet hat. Spannend zu lesen!

    FAZIT:
    Sehr abwechslungsreich, sehr unterhaltsam, sehr außergewöhnlich! Ein tolles Gesamtpaket!
    Brot backen in Perfektion mit Hefe Lutz Geißler
    Brot backen in Perfektion mit Hefe (Buch)
    28.09.2016

    Werde dein eigener Bäcker! – wirklich für Anfänger wie mich geeignet

    Zum Autor:
    Autor Lutz Geissler ist Diplom-Geologe und begann 2008 mit dem Brotbacken. Inzwischen bezeichnet er sich selbst als Teilzeit-Bäcker und betreibt einen eigenen Blog rund um das Thema Brot (ploetzblog). Mittlerweile hat er bereits mehrere erfolgreiche Bücher zum Thema Brot veröffentlicht, u.a. „Brotbackbuch“ Nr. 1 & Nr. 2 sowie „Warenkunde Brot“.

    Zur Aufmachung:
    Das mit einem Schutzumschlag versehende Hardcover-Buch weist mit 24 x 28,5 cm eine stattliche Größe auf und verfügt über eine Stärke von rd. 2 cm bei knappen 200 Seiten. Auf der Doppelseite 6 / 7 gibt es gleich ein schönes, bebildertes (!) Inhaltsverzeichnis mit dessen Hilfe man schnell die gewünschten Rezepte auffindet. Hinzu gesellen sich noch 2 farblich abgestimmte Lesebändchen. Insgesamt ist es ein sehr hochwertig produziertes Backbuch.

    Zum Inhalt:

    Auf der Umschlagrückseite wir vollmundig versprochen, dass dieses Backbuch „Auch für Einsteiger geeignet“ ist. Um es an dieser Stelle vorweg zu nehmen: Stimmt! Ich habe zuvor noch nie ein eigenes Brot gebacken (abgesehen von Fertig-Backmischungen), mit diesem Fachbuch hat es aber gleich beim ersten Mal hervorragend funktioniert!

    Entsprechend startet das Buch mit einem „Theorie“-Teil, der dem Leser zunächst die Grundlagen erläutert. Angefangen bei einer Übersicht über das notwendige Equipment (S. 12 – 15; z.B. Waage, Schüsseln, Stofftücher oder auch optional einen Gärkorb), über Exkurse zu „ Backen im Topf“ (S. 16/17), „Gute Zutaten“ (S. 19) und „Mehle“ (S. 20/21) bis hin zum eigentlichen Kernthema, den einzelnen handwerklichen Arbeitsschritten. Auf den Seiten 22- 26 zeigt der Autor Schritt für Schritt verständlich erklärt und sehr schön bebildert, welche Arbeitsschritte eigentlich allen guten Brotteigen zu Grunde liegen (inkl. „Dehnen und Falten (aufziehen)“ auf Seite 26). Natürlich muss man diese Handgriffe vielleicht ein paar Mal üben, bis sie richtig sitzen, aber überfordern sollte dies niemanden.

    Im Folgenden geht Lutz Geissler noch auf viele einzelne Details ein, wobei es teilweise schon tief ins „Eingemachte“ geht. Dennoch gelingt es ihm für meinen Geschmack stets, auch für einen Laien wie mich dabei verständlich und nachvollziehbar zu bleiben. Beispielsweise findet sich auf S. 38 die schöne Übersichtstabelle „Wasseraufnahme von Körnern und Saaten“, die wirklich sehr informativ ist, wenn man gerne Brot und Brötchen mit Körnern mag. Hier merkt man den wissenschaftlichen Background des Autors.

    Kommen wir nun zum Herzstück, dem Rezeptteil. Hier präsentiert der Autor über 70 verschiedene Rezepte (davon allein 17 Brötchenrezepte!) zu allen erdenklichen Brotarten, vom klassischen Weizenbrot (S. 45 – mit nur vier Zutaten), über ein leckeres Möhrenbrot (S. 55) bis hin zum deftigen Zwiebelbrot (S. 61). Hinzu kommen spezielle Brotarten wie Toastbrot (S. 85), Knäckebrot (S. 87) und Baguette (S. 101) sowie leckere „Finessen“, wie z.B. das gefüllte Handbrot (S. 70 – 73), das gefüllte Wurzelbrot (S. 115) oder auch diverse „Partybrote“, die insbesondere durch ihre Form bestechen (z.B. „Fougasse“ – S. 107). Auch ausländische Spezialitäten bietet der Autor mit an, wie beispielsweise das italienische Focaccia (S. 110), Grissini (S. 139) oder auch das französische Brioche (S. 165). Wer in meiner Aufzählung nun das Süße vermisst, der sei an dieser Stelle beruhigt, denn auch hier bietet der Autor diverse Rezepte an (z.B. süße Buchteln - S. 168 - und Zimtschnecken - S. 171). Selbst ein schöner, einfacher Pizzateig (S. 113) hat es sehr zu meiner Freude in dieses Backbuch geschafft.

    Abgerundet wird das Buch von einem Rezeptregister (S. 188 – 190) sowie einer praktischen Rezepttabelle (S. 180 – 187), in der für jedes Rezept nochmal die Zutatenmengen in Abhängigkeit der gewünschten Gewichtsmenge des Endergebnisses aufgelistet sind. Hier erspart uns der Autor das eigene Umrechnen der Mengen. Eine schöne Idee.

    Insgesamt macht dieses sehr gelungene Buch wirklich Lust, das Selbstbacken auszuprobieren! Durch gut bebilderte und beschriebene Schritt-für-Schritt-Anleitungen und viele einfache Rezepte ist das erste Erfolgserlebnis schon fast vorprogrammiert. Nur sollten Anfänger die längere Ruhezeit der Teige nicht vergessen (optimal: 24 Stunden!). Mit „ich backe mal schnell ein Brot für´s Abendbrot“ wird es nichts… ; o )

    FAZIT:
    Nicht nur für Einsteiger ein tolles Buch mit allen „Basics“, die man zum Thema „Brotbacken“ braucht, sowie mit vielen Rezepten, die kaum einen Wunsch übrig lassen. Gutes Brot kann so einfach sein!
    Die Schwarzen Musketiere 02 - Das Schwert der Macht Die Schwarzen Musketiere 02 - Das Schwert der Macht (Buch)
    26.09.2016

    Eine tolle Fortsetzung des sehr spannenden Genre-Mix

    Zum Inhalt:
    Sommer 1633. Vor einem halben Jahr sind die Geschwister Lukas und Elsa von Lohenstein zusammen mit ihren drei Freunden Paulus, Jerome und Giovanni nach einem unglaublichen und gefährlichen Abenteuer auf die Burg Lohenstein nahe Heidelberg zurückgekehrt. Seit dem sind sie mit der Reparatur der Burg und der Ausbildung der örtlichen Bauern an den Waffen beschäftigt, denn im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ tobt noch immer der Dreißigjährige Krieg. Doch als ihr alter Weggefährte Senno, der Sterndeuter des Feldherren Wallenstein, überraschend auftaucht, überzeugt dieser Lukas und seine Freunde, mit ihm auf eine gefährliche Mission nach Prag zu kommen, um das Reich vor dem Schwarzmagier Waldemar von Schönborn zu beschützen…

    Meine Meinung:

    Bestsellerautor Oliver Pötzsch, selbst Nachfahre der bekannten Henkers-Dynastie Kuisl, ist mit seinen historischen Romanen über den Schongauer Henker Jakob Kuisl und seine Tochter Magdalena bekannt geworden (Die „Henkerstochter-Saga“). Mit „Die schwarzen Musketiere – Das Schwert der Macht“ hat er nun den zweiten Band seiner ersten Jugendroman-Reihe veröffentlicht. Man kann „Das Schwert der Macht“ durchaus auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lesen und genießen, auch aufgrund von einigen Rückblenden auf die damaligen Geschehnisse, doch (noch) mehr Spaß macht es auf jeden Fall, wenn man zuvor den ersten Band gelesen hat.

    Nach einem kurzen, aber sehr beunruhigenden Prolog nimmt die Geschichte sehr schnell an Fahrt auf. Bereits auf Seite 45 startet das Abenteuer mit der etwas turbulenten Ankunft von Lukas und seinen Freunden im Frühneuzeitlichen Prag so richtig durch. Ab hier bleibt die Spannung stets auf hohem Niveau mit nur wenigen Pausen zum Durchatmen. Im Gegensatz zum ersten Band, in dem Lukas & Co. durchaus weit gereist sind, spielt der zweite Band zum größten Teil in der Stadt Prag. Zur besseren Orientierung gibt es auch eine passende Karte der Stadt auf den Umschlaginnenseiten. Besonders dieses Setting hat es mir wirklich angetan, denn es passt hervorragend zur Geschichte, bietet viel historisches Flair und außergewöhnliche und interessante Schauplätze, sei es der Hradschin, das Goldene Gässchen, der Weiße Turm oder auch Wallensteins Palast. Ich habe mir diese (und andere) Sehenswürdigkeiten in Prag während des Lesens via Googels Bildersuche angeschaut, was die Atmosphäre für mein Empfinden nochmal deutlich gesteigert hat. Hier hat mich Autor Oliver Pötzsch wirklich auf den Geschmack gebracht, diese faszinierende Stadt einmal selbst zu besuchen (im Anhang gibt es auch noch einen „kleinen Prag-Reiseführer“ (S. 304 -307).

    Die Anzahl der wesentlichen Charaktere, derer sich der Autor bedient, ist auch in diesem Band wieder erfreulich überschaubar. Zu den bereits bekannten Personen kommt rund eine Handvoll neuer Charaktere, von denen mich die taffe Gwendolyn mit Abstand am meisten überzeugen konnte. Aber auch die drei „neuen“ schwarzen Musketieren, der unheimliche Alchimiste Polonius und ein unsympathischer Marquis sind dem Autor für meinen Geschmack wirklich gut gelungen.

    Die Story an sich habe ich noch spannender und temporeicher als im ersten Band empfunden. Darüber hinaus ist es dem Autor mehr als einmal gelungen, mich durch den Fortgang der Story und die Entwicklung einiger Charaktere so richtig zu überraschen. Durch einzelne „Missionen“ kommt es auch zwischendurch immer wieder zu „Spannungsspitzen“, die sich nochmal von der allgemein schon hohen Grundspannung abheben. Zum Ende hin gipfelt die Geschichte in einem wirklich furiosen und schon fast gruseligen Finale, das für mich das Sahnehäubchen dieser Geschichte war. Das Ende selbst werte ich als ein Versprechen des Autors auf einen dritten Band, denn es ist für mich viel offener als das Ende des ersten Bandes.

    Darüber hinaus hat es mir sehr gut gefallen, dass die Geschichte noch stärker als der erste Band von Mystery-Elementen geprägt war. Dies fängt schon bei der schnellen Reise nach Prag an und hört bei Chimären-Wesen und Golems nicht auf. Dies muss man – so wie ich – allerdings schon mögen. Man sollte sich vor dem Kauf bewusst sein, dass es sich nicht um einen „reinen“ historischen Roman handelt. Von daher ist auch der zweite Band sicher nichts für zartbesaitete Leser und die Leseempfehlung ab 12 Jahren sollte m. E. auch nicht unterschritten werden.

    Komplettiert wird dieses Buch am Ende wieder von einem kleinen Lexikon (S. 308 – 310), das viele historische Ausdrücke erklärt, und einem „Kleinen Wörterbuch der Fechtkunde“ (S. 311 – 313).

    FAZIT:
    Erneut ein gelungener und spannender Mix aus Historischem, Jugend- und Mysteryroman. Eine tolle Fortsetzung, die mich noch mehr überzeugt hat als Band 1!
    Hammer of the North - Die Söhne des Wanderers Hammer of the North - Die Söhne des Wanderers (Buch)
    19.09.2016

    Ein Mix aus History & Fiktion – spannendes Grundthema mit ein paar Längen

    Zum Inhalt:
    England des Jahres 865: In das zerrissene Land, das unter der Ägide der kirchlichen Regionalfürsten ächzt und geschwächt ist, fallen die von Rache getriebenen Nordmänner ein. Mit ihrem unbedingten Kampfwillen und durch die nordische Mythologie gestärkt, machen sie England immer mehr zu ihrem Land…

    Meine Meinung:

    Den Start in die Geschichte habe ich als ein wenig langatmig und komplex empfunden und es hat eine Weile gedauert, bis ich mit der Geschichte „warm“ geworden bin. Schnell wird beim Lesen klar, dass „Hammer oft he North“ keine einfache Lektüre für zwischendurch ist, sondern dass man sich bewusst darauf einlassen und aufmerksam lesen muss. Verschiedene Handlungsstränge und wechselnde Perspektiven erschweren es dem Leser anfangs dabei, sich in dieser Geschichte zu Recht zu finden.

    Insgesamt hat dieser Roman für mich einige Stärken, aber auch ein paar Schwächen. Besonders interessant machen das Buch für mich dabei insbesondere die folgenden vier Aspekte:

    1. Ein spannendes, fiktives Gedankenspiel: Aufbauend auf historischen Gegebenheiten und Orten entspinnt der Autor eine frei erfundene Geschichte, den die tatsächlichen Verlauf der Geschichte vollkommen „umschreibt“ und zu einem Kräfte- und Herrschaftsverhältnis in England führt, das es so niemals gegeben hat.

    2. Eine sehr umfassende Entwicklung des Protagonisten Shef, der aus schwierigen Verhältnissen im Verlauf der Geschichte viele Höhen und Tiefen erlebt, sich erstaunlich, aber durchaus nachvollziehbar weiterentwickelt und doch niemals ganz aufhört zu polarisieren. Bis zum Schluss (dieses ersten Bandes) bin ich mir noch immer nicht sicher, ob ich Shef wirklich mag oder nicht. Das ist mir bislang selten passiert, habe ich aber als spannend empfunden.

    3. Gut gefallen hat mir die Darstellung der Hauptcharaktere an sich. Es gelingt dem Autor, diese plastisch, authentisch und sehr individuell darzustellen. Hierdurch hatte ich auch (nach der Eingewöhnung zu Beginn!) im Folgenden keine Probleme, die einzelnen Charaktere zuzuordnen.

    4. Die Einbindung der nordischen Mythologie: Diese fand ich persönlich schon immer sehr faszinierend. Meines Erachtens ist es dem Autor gut gelungen, diese in seine Geschichte zu verweben, beispielsweise auch durch Shefs Traumsequenzen, die sehr gut zur gesamten Story passen.

    Man muss sich allerdings bewusst sein, dass es sich bei „Hammer of the North“ NICHT um einen historisch vollkommen korrekten Roman handelt, sondern eher um eine „History Fiction“, also eine Geschichte in einem fiktiven Raum, der zwar auf historischen Daten basiert, dem Autor aber dennoch genügend Raum für seine eigene Kreativität lässt, die Geschichte komplett neu schreibt und Machtverhältnisse definiert, die es so niemals gegeben hat.

    Ich möchte ebenfalls darauf hinweisen, dass dieser Roman nichts für zartbesaitete Leser ist, denn es geht in den Kriegswirren durchaus sehr derbe, grausam und brutal zur Sache. Das muss man schon mögen.

    Die größte Schwäche dieses Romans für mich waren (neben dem eher zähen Start) die zwischendurch immer wieder auftauchenden Längen, die ich mit Lese-Ausdauer überwinden musste. Für meinen Geschmack hätte das Buch gerne 50 – 100 Seiten weniger haben dürfen. Last but not least hätte ich mich sehr über eine Karte gefreut, um die Bewegungen während des Fortgangs der Geschichte besser nachvollziehen zu können.

    FAZIT:
    Eine interessante Fiktion basierend auf historischen Daten: Stellenweise spannend, stellenweise mit Längen, aber mit einer interessanten Charakterentwicklung. Knappe 4 Sterne.
    Fischer, E: Life changing Food Fischer, E: Life changing Food (Buch)
    13.09.2016

    Viele sehr schöne abwechslungsreiche Rezepte mit ein Bisschen Theorie drum herum

    Zur Autorin:
    Die Autorin und Blog-Betreiberin Eva Fischer (foodtastic.at) hat einen Master im Fach Gesundheitsmanagement, ist ausgebildeter „Ernährungsvorsorge-Coach“ sowie „Food-Fotografin und Stylistin“. 2014 hat sie den „AMA Food Blog Award“ in der Kategorie Newcomer und den 2. Platz für „Bestes Design beim Food“ beim Blog Award Deutschland gewonnen. Aufgrund ihrer Zöliakie legt sie besonderen Wert auf glutenfreie Zutaten und gesunde & abwechslungsreiche Küche.

    Zur Aufmachung des Buches:
    Das Buch aus dem Brandstätter Verlag ist sehr hochwertig produziert. Mit seinen 19,5 x 24,5 cm, dem leicht flexiblen Hardcover und einer Stärke von rd. 2 cm braucht es durchaus seinen eigenen Platz auf der Arbeitsfläche. Mal eben während des Umrührens in der anderen Hand halten und lesen ist doch eher beschwerlich, wenn auch durchaus möglich. Viele schon fast künstlerisch komponierte Fotos – gerne auch mit der Autorin selbst (ein Kochbuch-Trend, den ich noch nie verstanden habe) – unterstreichen den hochwertigen Anspruch und geben einen Vorgeschmack darauf, wie das Ergebnis der Kochbemühungen aussehen könnte. Abgerundet wird der positive Eindruck durch ein praktisches Lesebändchen mit Aufdruck.

    Zum Inhalt:

    Auf rd. 190 Seiten präsentiert Eva Fischer rund 100 sehr abwechslungsreiche Rezepte, aufgeteilt in die drei klassischen Segmente „Morgens“, „Mittags“ und „Abends“ sowie die Rubrik „Zwischendurch“, wobei die Grenzen bei einigen Rezepten durchaus fließend sind. Sehr gut gefällt mir hierbei, dass es auf Seite 26 eine Übersicht der Kennzeichnungen enthält, mit Hilfe derer man auf einen Blick erkennen kann, ob ein Rezept glutenfrei (GF), laktosefrei (LF), vegetarisch (VEG) oder gar vegan (VG) ist. Darüber hinaus gibt es Kennzeichnungen für besonders kalorienarme Rezepte („mach´s leichter“) sowie für „to go“- und saisonale Rezepte. Die Rezepte selbst werden meistens auf einer ganzen Seite präsentiert, oft mit einer kleinen „Einleitung“ (z.B. zum gesundheitlichen Nutzen), einer übersichtlichen (nummerierten) und gut nachvollziehbaren Zubereitungsanweisung sowie einer strukturierten Zutatenliste. Hinzu kommen Angaben über die Zubereitungszeit (mit der ich bislang grob ausgekommen bin) und der Zeit, bis ein Rezept „servierfähig“ ist. Zu vielen Rezepten gibt es auch noch ein oder mehrere Tipps, z.B. wenn sich ein Rezept gut fürs Einfrieren eignet.

    Dem Rezeptteil vorangestellt sind fünf kurze Kapitel (S. 7 – 29), in denen es um ein Bisschen „Darstellung“ und die „Schaffung von Nähe zum Leser“ geht (z.B. 3. „Mein „Life-changing Moment“) – was ich persönlich für verzichtbar halte -, aber auch um ein paar kurz angerissene, durchaus interessante Basics zum Thema gesunde Ernährung. Den kurzen Theorie-Part (S. 22-24) über Themen wie „Nährstoffdichte“, „Antioxidantien“, „Enzyme“ oder auch das „Andi-System“ und den „Orac-Wert“ habe ich als sehr informativ empfunden, auch wenn die Autorin hier sehr dicht an der Oberfläche bleibt. Wenn man hierzu mehr wissen möchte, muss man sich separate Literatur anschaffen. Hinzu kommt noch ein Muster-Wochenplan (S. 27 – 29) über drei Wochen mit Rezepten aus dem Kochbuch für jeweils alle drei Hauptmahlzeiten, den man wohl mit aufgenommen hat, um auf den Titel des Buches „Das 21 Tage Programm“ aufdrucken zu können. Ist ganz nett, braucht es für meinen Geschmack aber gar nicht. Sehr gut gefallen hat mit hingegen die „Einkaufsliste für den Quick-Start“ (S. 20), damit eine praktische Grundausstattung in der Küche vorhanden ist (auch wenn Mandelmilch, Kokos-Drink, Kokosmilch und Reismilch für mich keine „Milchprodukte“ sind). Ebenfalls sehr schön finde ich die beiden in den Rezeptteil eingestreuten Kapitel über die heimischen (S. 66) und exotischen (S. 110) „Superfoods“ (inkl. Definition aus dem „Oxford English Dictionary“), in denen die Autorin jeweils ihre „Top 12“ vorstellt (u.a. Aronia, Heidelbeeren, Leinsamen, „Grüngemüse“ wie Brokkoli & Grünkohl sowie z.B. Acaibeere, Gojibeeren, Chiasamen und Maca).

    Nun aber zum Herzstück eines jeden Kochbuchs, den Rezepten (ein Rezeptregister ist im Anhang vorhanden). Wie bereits geschrieben, teilen sich diese in die folgenden vier Kategorien auf:

    1. „Morgens“ (ab S. 30): Insgesamt 31 Rezepte, inkl. 6 Shakes & Smoothies (S. 52-53) und 5 „bunt belegten“ Broten (S. 61). Unsere Lieblingsrezepte sind hier die sehr leckeren „süßen Kokoswaffeln mit Kokos-Sahne und Beeren“ (S. 33 - laktose- und auch glutenfrei zuzubereiten), die „Süßkartoffel-Rösti mit Blattspinat und pochierten Eiern“ (S. 57 - schmeckt nicht nur zum Frühstück!) sowie das „Hirse-Kokos-Porridge mit Aprikosen, Cranberrys und Pistazien“ (S. 48 – kann vom „Topping“ nach Belieben und Geschmack variiert werden).

    2. „Mittags“ (ab S. 70): 21 abwechslungsreiche Rezepte, die für mich in Teilen aber eher einen „Snack-Charakter“ haben bzw. als sehr leichte Mahlzeiten zu sehen sind. Unsere Favoriten sind hier der „Brokkoli-Salat mit Cashewnüssen und Cranberries“ (S. 75 - sehr schnell zubereitet, sehr lecker und gesund; Laut Rezept bleibt der Brokkoli roh, wir haben ihn leicht blanchiert) und die „Kräuter-Crépes mit Räucherlachs und Frischkäse“ (S. 96).


    3. „Abends“ (ab S. 114); 21 Rezepte, von denen es uns bislang insbesondere die Folgenden sehr angetan haben: „Bunte Süßkartoffeln“ (S. 130 – Vitaminbomben!), „Dreierlei mexikanische Tacos“ (S. 133), „Zander aus dem Ofen“ (S. 135 – schnell zubereitet und für mich ein tolles Mittagessen!), „Prosciutto-Tarte mit Birne und Rucola“ (S. 140 – ein tolles Geschmackserlebnis) sowie „Rotkohl-Quiche mit Ziegenfrischkäse“ (S. 145).


    4. „Zwischendurch“ (ab S. 154): Auch hier wieder 21 Rezepte für alle möglichen Anlässe, wie z.B. das „Früchte-Nussbrot“ (S. 161 - äußerst lecker und nahrhaft) oder auch die „Mehlfreien Kokos-Brownies“ (S. 175 – lecker, saftig und schnell gemacht!).


    Meine Meinung:

    Ein sehr schön gestaltetes Kochbuch mit vielen, sehr abwechslungsreichen Rezepten, die auf frische (oft saisonale) und gesunde Zutaten Wert legen, was natürlich bedingt, dass man häufiger und „just in time“ einkaufen muss. Viele der Rezepte lassen sich hierbei praktischer Weise relativ einfach nach eigenem Geschmack und belieben variieren, wodurch wir dieses Kochbuch wirklich als Bereicherung für unsere Küche empfinden.

    Weniger gut gefallen hat mir der etwas reißerische Titel („lebensverändernde Nahrung“), die lose eingestreuten Zitate (von wem auch immer – wie z.B. auf S. 39: „Endlich spüre ich mich wieder“; - „Viktoria, 23“) sowie die doch sehr ambitionierten Versprechen („Die sieben LCF-Glücksversprechen“: u.a. „macht dich leistungsfähiger“ und „steigert deine Libido“) und die teilweise etwas platten und altbekannten Aussagen („Positiv denken!“). Das ist alles ein bisschen „too much“ und auf dem Raum, den dies alles einnimmt, hätte ich lieber ein paar schöne Rezepte mehr gehabt.

    Last but not least: Das Rezept für „Zander aus dem Ofen“ (S. 135) ist als „laktosefrei“ gekennzeichnet, aber man soll Butterflocken über den Zander geben! Natürlich merkt der geübte Veganer oder leidgeprüfte Allergiker dies, bevor es zu spät ist. Dennoch sollte ein solcher „Fauxpas“ in einem guten Kochbuch meiner Meinung nach nicht vorkommen!


    FAZIT:
    Mit dem Fokus auf die Rezepte: Eine Bereicherung für jeden, der gerne frisch, gesund und abwechslungsreich kocht.
    Goddess of Poison - Tödliche Berührung Goddess of Poison - Tödliche Berührung (Buch)
    13.09.2016

    Atmosphärische Romantasy mit einem etwas langatmigen Start

    Zum Inhalt:
    Die 17-jährige Twylla lebt ein einsames Leben im Palast des Königreiches Lormere, denn sie ist die gottgleiche Daunen, die Reinkarnation der Tochter der beiden Götter Naeht und Daeg, von allen verehrt und von allen gefürchtet. Durch ein starkes Gift in ihrem Körper ist jede Berührung von ihr tödlich und nur die Königsfamilie von Lormere ist dagegen immun. Ihre Hand ist dem Prinzen Melek versprochen doch das Schicksal hat seinen ganz eigenen Lauf…

    Meine Meinung:

    Der Romantasy-Roman „Goddess of Poison – Tödliche Berührung“ (Original: The Sin Eater´s Daughter) ist das Erstlingswerk der britischen Schriftstellerin Melinda Salisbury und wurde für verschiedene nationale und internationale Preise nominiert.

    Der Roman startet düster, geheimnisvoll und sehr vielversprechend mit der mysteriösen Zeremonie der Weissagung, der sich Twylla Monat für Monat unterziehen muss, um ihre Stellung als gottgleiche Daunen zu beweisen. Leider nehmen die Spannung und die düstere Atmosphäre danach recht schnell wieder ab und rund die erste Hälfte des 350 Seiten starken Buches widmet die Autorin der Vorstellung und Entwicklung ihrer Charaktere und ihrer Welt. So lernt der Leser Twylla, ihre Geschichte und Herkunft und insbesondere ihre von Einsamkeit geprägte Gefühlswelt kennen. Dies ist zwar durchaus interessant, aber als spannend habe ich es nicht empfunden, da in diesem Teil nicht wirklich viel passiert. Auch die Zahl der weiteren für die Geschichte wesentlichen Charaktere bleibt sehr überschaubar: der schwer zu durchschauende Prinz Melek, die tyrannische Königin (die mich an Cersei Lennister erinnert hat), der schwache König sowie Twyllas Wächter Dorin und Lief – das war es auch schon an Hauptcharakteren.

    Erst ab der zweiten Hälfte hat es die Autorin geschafft, mich so weit an ihre Geschichte zu binden, dass ich gerne ungestört weiterlesen wollte. Zwar nimmt die Handlung erst ca. im letzten Viertel des Buches so richtig an Fahrt auf, aber bis dato wurde zumindest die Interaktion der Charaktere deutlich interessanter. Zum Ende hin ist es der Autorin nochmal gelungen, mich richtig zu überraschen, was mir als Stilmittel sehr gut gefallen hat. Auch das Ende an sich hat mir gefallen und war für mich plausibel. Der Epilog gibt schon einen kleinen Hinweis darauf, dass es Folgebände geben wird. Band zwei (OT: „The Sleeping Prince“) ist im Original bereits erschienen und der finale Band 3 („The Scarecrow Queen“) ist im Original für 2017 angekündigt.

    Enttäuscht war ich davon, dass die Geschichte für meinen Geschmack viel weniger Fantasy-Elemente enthalten hat, als ich es eigentlich vermutet hätte.

    Gut gefallen hat mir insgesamt insbesondere die Charakterentwicklung und -interaktion. Ebenso haben mir einzelne Ideen aus Melinda Salisbury neuer Welt sehr gut gefallen, wie beispielsweise die „Sündenesserin“. Auch dass in den Umschlaginnenseiten Karten der Fantasywelt abgedruckt sind, ist sehr schön, wenn es sie auch nicht wirklich gebraucht hätte, da das Buch statisch im (und um den) Palast von Lormere spielt. Last but not least möchte ich noch sagen, dass ich selten ein so wunderbar passend gestaltetes Covermotiv gesehen habe.

    FAZIT:
    Durchaus unterhaltsame, atmosphärische Romantasy, die mit einer interessanten Charakterentwicklung punkten kann, für meinen Geschmack aber etwas mehr Fantasy-Elemente und deutlich mehr Spannung hätte vertragen können.
    Hell-Go-Land Hell-Go-Land (Buch)
    07.09.2016

    Ein packender Thriller mit fantastischer Atmosphäre

    Zum Inhalt:
    Nach Jahren kehrt Anna Krüger zurück auf ihre Heimatinsel Helgoland, um dort die stellvertretende Leitung der kleinen Insel-Polizeidienststelle zu übernehmen und sich einem alten, tief sitzenden Trauma zu stellen. Doch ihr Neustart auf Helgoland verläuft ganz anders als sie es sich gewünscht hat, denn bereits an ihrem ersten Arbeitstag erhält sie ein an sie adressiertes Päckchen mit einem furchterregenden Inhalt. Für Anna beginnt ein Kampf gegen einen Unbekannten, gegen die Zeit und gegen sich selbst…

    Meine Meinung:

    Hinter dem Pseudonym „Tim Erzberg“ verbirgt sich der erfolgreiche Münchner Literaturagent Thomas Montasser, der mit seiner Agentur „Montasser Medienagentur“ 30 bis 50 Bücher im Jahr platziert. Mit „Hell-Go-Land“ hat Montasser nun seinen ersten eigenen, 400 Seiten starken Thriller vorgelegt.

    Bereits der Start in die Story ist sehr stimmungsvoll. Tim Erzberg gelingt es für meinen Geschmack schon auf den ersten Seiten hervorragend, eine latent depressiv-bedrohliche, fast schon klaustrophobische Stimmung einzufangen, die auf dem sturmumtosten, gerade mal 4,2 km² kleinen Eiland mitten in der rauhen Nordsee im Januar herrscht. Diese Grundstimmung ist das genaue Gegenteil der Nordseeinsel-Romantik, die die allermeisten Urlauber durch die „Touristen-Brille“ hier an sonnigen Sommertagen erleben. Und genau diese düstere Stimmung ist für mich die zentrale Stärke dieses überzeugenden Thrillers.

    Die zweite große Stärke dieses Thrillers sind für mich die – in der Anzahl überschaubaren – sehr detailliert herausgearbeiteten und prägnanten Hauptcharaktere, allen voran natürlich seine Protagonistin Anna Krüger, die über die gesamte Länge des Buches von ihrer in ihrem Kopf wütenden Migräne (Spitzname „Stalin“) geplagt wird und sich mutig den Dämonen ihrer eigenen, dunklen Vergangenheit auf dieser Insel stellt. In homöopathischen Dosen lernt der Leser Anna Krüger besser kennen und verstehen, enthüllt Tim Erzberg Stück für Stück von Annas Vergangenheit. Mit ihren beiden Insel-Polizei-Kollegen, dem sympathischen Dienststellenleiter Paul Freitag (groß und attraktiv mit den „sanftmütigen Augen“) und dem etwas schräg wirkenden Polizeiobermeisteranwärter Marten David Weber („Marten war ein Lichtblick. Er sah zwar aus wie ein Zwitterwesen aus Mensch und Klabauter, klein, schief, linkisch, aber er lachte sie an…“), bilden die drei Polizisten ein sehr heterogenes, aber umso interessanteres Ermittlerteam. Aber auch die weiteren Charaktere, wie beispielsweise der mysteriöse Insel-Arzt Dr. Strecker, dessen Frau eines Tages anscheinend spurlos verschwunden ist, seine neugierige und patente Putzfrau Katharina Loos (an der Miss Marple ihre Freude gehabt hätte) oder auch der urige Wirt einer Kneipe in einer der knallbunten Hummerbuden am Hafen bilden zusammen einen bunten Strauß außergewöhnlicher Charaktere.

    Die Story an sich nimmt sehr schnell an Fahrt und Spannung auf, denn das böse Spiel, das jemand mit Anna treibt, beginnt bereits auf Seite 18. Im gleichen Maß, wie sich die Witterungsbedingungen immer weiter verschlechtern und es auf dem kleinen Eiland immer lebensfeindlicher wird, wird der Fall immer spannender, bedrohlicher und (im positiven Sinne) verwirrender. Durch das perfekt gewählte Setting sind die drei Ermittler nämlich ganz auf sich allein gestellt. Dank des um Helgoland herumtosenden Orkans ist die Insel tagelang vom Festland abgeschnitten, d.h. niemand kann von der Insel entkommen und die Möglichkeiten der Polizeiarbeit fallen gleich um mehrere Jahrzehnte zurück: DNA-Analyse? Nur auf dem Festland möglich! Professionelle Spurensicherung? Mit dem in der Dienststelle vorhandenen, uralten Equipment kaum machbar! Verstärkung vom Festland? Vielleicht nächste Woche wieder… Helgoland, ein lebensfeindlicher Mikro-Kosmos!

    Während die Bedrohung im weiteren Verlauf der Story immer größer und greifbarer wird, ein Puzzlestück nach dem anderen „umgedreht“ wird, kämpft Protagonistin Anna Krüger nicht nur gegen den großen Unbekannten, sondern auch gegen fiese Widrigkeiten: Draußen tobt der Orkan, der zu zeitweisen Ausgangssperren auf Helgoland führt, in ihrem Kopf wütet Migräne „Stalin“ und sorgt dafür, dass Anna stellenweise kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann. So steuert die Geschichte unheilvoll und unweigerlich wie ein steuerloser Ozeanriese auf das große Finale zu, das an Spannung, Tempo und Action keinen Vergleich zu scheuen braucht. Am Ende gelingt es Autor Tim Erzberg, alle Handlungsstränge zusammenzuführen, alle wesentlichen Fragen zu beantworten und eine stimmige und in Teilen überraschende Auflösung zu präsentieren.

    Einziger – kleiner – Wehrmutstropfen war für mich, dass ich die wesentlichen Teile der Auflösung tatsächlich schon vorausgeahnt hatte und es dem Autor so nicht gelungen ist, mich am Ende komplett zu überraschen. Ob er hierfür einfach zu viele Hinweise gegeben hat oder ob ich mehr aus Zufall richtig gelegen habe, kann ich im Nachhinein gar nicht mehr sagen. Aufgrund des fantastischen Settings kombiniert mit der wirklich tollen Atmosphäre vergebe ich in diesem Fall dennoch gerne 5 Sterne.

    Die perfekte Spannungslektüre (nicht nur) für stürmische und ungemütliche Herbstnächte!

    FAZIT:
    Ein nahezu perfekter Thriller mit ganz besonderem Settting, tollen Charakteren und einer unglaublich dichten Atmosphäre, wie ich es selten erlebt habe!
    Die Schande Der Lebenden Die Schande Der Lebenden (CD)
    23.08.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Ein sehr geschickt in Szene gesetztes, spannendes Psychogramm

    Zum Inhalt:
    Einmal in der Woche trifft sich eine kleine, heterogene Therapiegruppe im Haus des Therapeuten Tony De Silva: Robin, Chris, Heather, Diana und Caroline. Alle kämpfen für sich alleine mit ihren Süchten, Ängsten und Problemen und versuchen, in der Gruppe und bei Therapeut Tony Halt zu finden. Es herrscht absolute Vertraulichkeit unter ihnen, zumindest so lange, bis jemand aus ihrem Kreis kaltblütig ermordet wird…

    Meine Meinung:

    Zum Einstieg in die Geschichte musste ich mich doch recht stark aufs Zuhören konzentrieren, um die sechs Hauptcharaktere zunächst einmal besser kennenzulernen und auseinanderhalten zu können. Hinzu kommt, dass Autor Mark Billingham (u.a. „Die Scherben der Wahrheit“; „Zeit zum Sterben“) seine Geschichte in drei verschiedenen parallelen Handlungssträngen zu unterschiedlichen Zeiten erzählt. Doch als ich erstmal in dieser Geschichte richtig drin war, hat sie mich auch nicht wieder losgelassen. Dreh- und Angelpunkt dieser Story sind die sechs sehr unterschiedlichen Charaktere, die allesamt – mal etwas mehr, mal etwas weniger – stark polarisieren, und deren Interaktion miteinander für mich den ganz besonderen Reiz dieser Story ausmachen. Drei Männer (Therapeut Tony, der medikamentenabhängige Arzt Robin und der süchtige Call-Boy Chris) und drei Frauen (die ehemals drogen- und spielsüchtige Heather, die alkoholkranke Diana sowie die zwanghaft essgestörte Caroline), die sich in den Therapiesitzungen ihre tiefsten Ängste und Geheimnisse anvertrauen. Hier präsentiert der Autor sechs sehr intensive und spannende Charakterstudien.

    Als sehr geschickt empfunden habe ich auch das Stilmittel der parallel erzählten zwei Haupt-Handlungsstränge, die die Geschehnisse kurz vor dem Mord („damals“) und während der Mordermittlungen („jetzt“) beleuchten. Hierdurch tappt auch der Leser sehr lange Zeit im Dunkeln, was die Hintergründe der Tat, geschweige denn den Täter angeht. Dass man dabei ganz genau weiß, auf welch schreckliches Ereignis die Geschehnisse im „damals“-Strang hin führen, macht das Verfolgen der Story für meinen Geschmack sehr spannend. Als „Sahnehäubchen“ obendrauf gibt es noch den lose eingestreuten dritten Handlungsstrang, der bewusst nicht zeitlich eingeordnet ist und in dem die Identität der beiden interagierenden Personen ebenfalls bewusst bis zum Ende im Verborgenen bleibt. Auf diese Art schafft es der Autor, die Spannungs-Schraube im Fortgang der Geschichte immer weiter anzudrehen und bis zum – für mich - wirklich überraschenden Finale bis nahezu ins unerträgliche zu steigern. Am Ende präsentiert Billingham eine logische und nachvollziehbare Auflösung, die für meinen Geschmack in sich schlüssig ist.

    Die Hörbuchproduktion ist sehr professionell und abgesehen von sehr wenig musikalischer Unterlegung zu Beginn und zum Ende sehr minimalistisch gehalten, was für meinen Geschmack sehr gut zur Story passt. Lediglich zwischen den einzelnen Kapiteln / Zeiten hätte man vielleicht 1 – 2 Sekunden mehr Pause lassen können. Sprecher Uve Teschner, der schon sehr vielen Hörbüchern seine Stimme geliehen hat (u.A. div. Chris Carter-Titel und die „Natchez“-Trilogie), macht mal wieder einen ausgezeichneten Job: Stimmlage, Betonung und Tempo habe ich stets als angemessen und sehr angenehm empfunden. Einigen Charakteren (insbesondere Robin) verleiht Teschner einen unverwechselbaren Akzent, was bei einem Hörbuch ja sehr vorteilhaft ist.

    FAZIT:
    Ein äußerst spannendes Psychogramm, gekonnt und atmosphärisch dicht erzählt.
    König Laurin - der Roman zum Film König Laurin - der Roman zum Film (Buch)
    23.08.2016

    Ein humorvoller Märchenfilm zum lesen

    Zum Inhalt:
    Theodor, der Sohn von König Dietrich, ist zwar schon sechzehn Jahre alt, sieht aber noch immer aus wie zwölf, denn er wächst einfach nicht mehr. Da hilft auch die Streckbank im heimischen Folterkeller nicht weiter. König Dietrich ist zutiefst enttäuscht, dass sein Sohn wohl kein großer Held werden wird. Doch da soll er sich gewaltig täuschen…

    Meine Meinung:
    „König Laurin“ ist ein Roman nach dem Drehbuch von Matthias Lang zum gleichnamigen Film, der bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden ist. Autor THiLO ist in der Kinderbuchwelt alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Er gehört zum festen Autorenstamm des ZDF-Kinderquiz „1, 2 oder 3“, hat bislang mehr als 20 Rahmengeschichten für die Sesamstraße erdacht und hat diverse Kinderbücher geschrieben (u.a. „Der Rostige Robert und elf zufällige Zufälle“, diverse TipToi- und Leserabe-Bücher).

    Die Geschichte startet düster, spannend und auch ein bisschen gruselig im Folterkeller der Burg. Bereits hier kreiert Autor THiLO eine wirklich tolle Atmosphäre. Wer jetzt befürchten sollte, dass die Handlung zu brutal für die offizielle Leseempfehlung ab 8 Jahren sein sollte, den kann ich an dieser Stelle schnell beruhigen: Schnell löst sich diese düstere Szene mit viel Humor auf. Von da an entspinnt sich eine märchenhafte Story um Themen wie Freundschaft, Vertrauen, Mut und Ehrlichkeit. Eine schöne Parabel halt, ganz wie es sich für ein Märchen gehört. Natürlich dürfen hierbei fiese Schurken, spannende Ritterturniere und natürlich auch ein schönes Burgfräulein nicht fehlen. Fantastische Elemente kommen mit den namensgebenden Zwergenkönig Laurin und magischen Gegenständen ins Spiel und runden die Geschichte schön ab. Junge Leser ab 8 werden hier eine ganze Menge Spaß und Spannung finden, insbesondere auch durch den lockeren und humorvollen Schreibstil des Autors („Der stolze Kunibert konnte zwar kämpfen wie ein Ochse, zielte aber leider wie ein besoffener Iltis“; S. 108).

    Selbstverständlich merkt man der Geschichte an, dass es sich „nur“ um ein Buch zum Film handelt und Autor THiLO hierdurch in der eigenen Kreativität sehr stark beschnitten wurde. Stellenweise kommt deutlich zum Vorschein, dass er versucht hat, manche „Gags“ aus dem Film auch in das Buch hinüberzuretten. Dies ist manchmal durchaus gut gelungen, an anderen Stellen wirkt es z.T. doch etwas zu holprig. Insgesamt ist aber ein gutes und unterhaltsames Märchenbuch zum Film dabei herausgekommen, das für mehrere Stunden beschwingten Lesespaß sorgt.

    Die Charaktere sind sehr ausgeprägt und vielfältig, sodass für jeden Leser wohl der richtige Lieblingscharakter dabei sein dürfte, wie z.B. der pfiffige Protagonist Theodor, die handfeste Grafentochter Similde, die auch mal wie ein Rohrspatz schimpfen kann („Manche Sätze waren so unanständig, dass sogar das Pony rot wurde und ein paar neue, interessante Schimpfworte lernte.“; S. 139) oder der einsame Zwergenkönig Laurin („Eins, zwei, drei, ganz viele“ – S. 149).

    FAZIT:
    Ein gelungenes Buch zum Film: Ein humorvolles Märchen zum lesen, mitzittern und mitlachen.
    Animox 01. Das Heulen der Wölfe Aimee Carter
    Animox 01. Das Heulen der Wölfe (Buch)
    22.08.2016

    Fantastik – Spannung – Action & Tempo – Ein Lesehighlight 2016!

    Zum Inhalt:
    Der 12jährige Simon ist ein Außenseiter: Von seinen Mitschülern gemobbt, keine Freunde und fast keine Familie, denn seine Mutter ist ständig auf Reisen und so gut wie nie zu Hause. Doch Simon hat ein großes Geheimnis: Er kann mit Tieren sprechen! Doch nicht nur Simon hat ein unglaubliches Geheimnis, seine Familie auch…

    Meine Meinung:

    „Animox – Das Heulen der Wölfe“ ist der erste Band einer neuen Jugendbuchreihe der US-amerikanischen Schriftstellering Aimee Carter (u. A. „The Goddess“, „Das göttliche Mädchen“) – und dieser Band hat es wirklich in sich!

    Der Start in die Geschichte ist mir sehr schnell gelungen, auch dank der zunächst übersichtlichen Anzahl von Charakteren und der engen Bindung, die man beim Lesen schnell zum Protagonisten Simon aufbaut: Ein durch und durch sympathischer, freundlicher Junge, dem das Leben bislang ganz schön mies mitgespielt hat. Umso mehr leidet man beim Lesen mit, wenn Simon vom fiesen Schulhof-Tyrannen Bryan Barker und seiner Gang mal wieder drangsaliert wird oder sein (ehemals) bester (und einziger) Freund sich von ihm abwendet.

    Doch zum entspannten „Kennenlernen“ von Simon lässt die Autorin ihren Lesern nicht allzu viel Zeit, denn die Story nimmt sehr früh richtig Fahrt und es wird wahnsinnig spannend, tempo- und actionreich. Dabei bin ich schon fast von Kapitel zu Kapitel „gehetzt“ und konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Hinzu kommt, dass mich die Autorin mit der Entwicklung ihrer Story weit mehr als nur einmal so richtig überrascht hat. Immer wieder gibt es neue Wendungen und viel Unvorhergesehenes. Genau wie Simon auch, fragt sich der Leser, wer hier welches Spiel spielt, wer von welchen Motiven getrieben handelt und wem Simon überhaupt noch trauen kann. Dieses Verwirrspiel ist der Autorin wirklich sehr gut gelungen. Hinzu kommt noch eine gehörige Portion Dramatik, die kaum ein Auge trocken lassen dürfte.

    Auch wenn diese Mischung allein schon ein wirklich sehr gutes Buch charakterisiert, besticht diese Geschichte als Sahnehäubchen obendrauf zusätzlich noch mit einer gehörigen Portion Fantasie und wirklich wunderbaren Settings, sei es nun der Sky Tower des Orion oder das geheime „L.A.G.E.R.“ unterhalb des Central Park. Das war für mich „Kopfkino“ vom Allerfeinsten! Nach einem solchen Stoff müssten sich die großen Hollywood-Studios eigentlich sämtliche Finger lecken…

    Band zwei ist bereits für das Frühjahr 2017 angekündigt und wird für mich eine absolute Pflichtlektüre werden.

    FAZIT:
    Unglaublich spannend, temporeich und immer wieder überraschend! Für mich ein absolutes Lesehighlight 2016!
    Daugherty, C: Secret Fire 1 - Die Entflammten Daugherty, C: Secret Fire 1 - Die Entflammten (Buch)
    18.08.2016

    Spannend und originell – sehr überzeugende Young Adult / Urban Fantasy

    Zum Inhalt:
    Die 17jährige Taylor Montclair aus der englischen Kleinstadt Woodbury wünscht sich nichts sehnlicher, als nach der Schule an der altehrwürdigen Oxford Universität angenommen zu werden, an dem auch ihr verschrobener Großvater Aldrich doziert. Der 17jährige Sacha Winters aus Paris hat die Schule hingegen geschmissen und verdient sich sein Geld durch gefährlichen Wetten mit zwielichtigen Gestalten. Zwei ganz unterschiedliche Teenager, zwei ganz unterschiedliche Welten. Und doch ein gemeinsames Schicksal, das beide verbindet und in allerhöchste Gefahr bringt…


    Meine Meinung:

    „Secret Fire – Die Entflammten“ ist der Auftakt eines neuen Zweiteilers (Original: „The Alchemist Chronicles“) der britischen Autorin C. J. Daugherty, deren fünfteilige „Night School“-Reihe in vielen Ländern die Bestsellerlisten erklomm.

    Bereits der Start in die 440 Seiten starke Geschichte ist atmosphärisch dicht und höchst spannend. Schon nach dem ersten Kapitel hatte mich die Autorin an ihre Story gefesselt und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die ersten ca. 100 Seiten nutzt Daugherty dann für eine detaillierte Vorstellung ihrer beiden Hauptcharaktere, die mir beide vom Start weg sehr sympathisch waren. Während Taylors Leben in diesem Part eher einem Young Adult-Roman mit „typischen“ Teenager-Problemen entspricht, sorgt Sacha mit seinem dramatischen Schicksal immer wieder für wirklich atemberaubende Spannungsspitzen. Im weiteren Verlauf verändert sich der Charakter der Story dann immer mehr vom Young Adult- hin zum Urban Fantasy-Genre, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Dabei nimmt die Spannung kontinuierlich weiter zu und es gibt mehrere Szenen, in denen ich das Buch um nichts in der Welt aus den Händen hätte legen wollen, denn immer wieder heißt es: Spannung, Action und um das Wohlergehen der Hauptcharaktere zittern.

    Apropos Charaktere: Nicht nur die beiden Protagonisten, sondern auch die zahlreichen Nebencharaktere haben mir sehr gut gefallen. Sie sind größtenteils originell, charismatisch und manchmal auch ein bisschen (gewollt?) überzeichnet, sei es nun Taylors Großvater Aldrich, Taylors girliehafte Freundin Georgie oder auch die taffe und nie um einen schnodderigen Spruch verlegene Louisa. Nur die unheilvollen „Todbringer“ haben mich doch sehr an altbekannte Figuren aus „Harry Potter“ erinnert, das hätte die Autorin bestimmt auch eigenständiger hinbekommen können.

    Der ganz besondere Charme dieser Story liegt für mich aber in der innovativen, höchst spannenden und überzeugenden Grundidee, die für viel Tempo und Dramatik sorgt. Leider wird hierzu ja schon sehr viel in der offiziellen Kurzbeschreibung verraten (ich möchte an dieser Stelle nichts verraten). Einen Stern Abzug gibt es vom mir aber auch dafür, dass die Story für meinen Geschmack „mittendrin“ aufhört und das zentrale Thema, um das die ganze Story kreist, in diesem Band noch nicht aufgelöst wird. Hier merkt man deutlich, dass die Geschichte von Anfang an auf zwei Bücher angelegt war bzw. zu lang für „nur“ ein Buch geworden ist. Glücklicherweise muss man sich nicht lange gedulden, da der zweite Band bereits für das kommende Frühjahr 2017 avisiert ist. Denn wer Band 1 gelesen hat wird wohl kaum auf Band 2 verzichten wollen!

    FAZIT:
    Spannend, temporeich und dramatisch mit einem Schuss Romantik. Sehr überzeugende Young Adult / Urban Fantasy mit toller Grundidee! Ich freu´ mich auf Band 2!
    Bitte nicht öffnen 1: Bissig! Charlotte Habersack
    Bitte nicht öffnen 1: Bissig! (Buch)
    15.08.2016

    Ein Yeti-starkes Abenteuer

    Zum Inhalt:
    In Boring ist der Name Programm: Meistens ist es ziemlich langweilig dort. Doch als Nemo Pinkowski ein geheimnisvolles Paket erhält, ist es mit der Langeweile schnell vorbei. Denn in dem Paket ist ein kleiner, wuscheliger Stofftier-Yeti. So weit, so unaufgeregt. Doch plötzlich fängt der kleine Yeti an zu wachsen und ein Eigenleben zu führen. Darüber hinaus braut sich über Boring ein heftiger Wintereinbruch zusammen – mitten im Hochsommer!

    Meine Meinung:

    Allein das wunderbar gestaltete Hard-Cover, das mit einem Loch einen Blick in das „Paket“ und auf das „Icy-Ice Montsa“ erlaubt, macht schon tierisch neugierig auf diese Geschichte, die sich die erfolgreiche Kinderbuchautorin Charlotte Habersack (u.a. „Pippa Pepperkorn“-Reihe) für den Start ihrer neuesten Kinderbuch-Reihe ausgedacht hat.

    Die rd. 230 Seiten starke Geschichte (aufgeteilt in 27 Kapitel) beginnt ganz unaufgeregt mit der Zustellung des geheimnisvollen Paketes, das an „An Niemand!“ adressiert ist. Doch ab dem Öffnen des Paketes entspinnt sich eine unglaublich fantasievolle, temporeiche, humorvolle und immer wieder überraschende Story, die man am Liebsten in einem Rutsch lesen würde. Es macht richtig Spaß zu lesen, wie aus dem kleinen Stofftier-Yeti der riesige aber sanftmütige (wenn er nicht gerade auf seinen Erz-Plüsch-Rivalen trifft) Yeti-Krieger wird und wie Nemo zusammen mit seinen Freunden Fred und Oda versucht, das Geheimnis um das Icy-Ice Monsta zu lüften. Dabei müssen die drei Freunde ganz schön kreativ werden und eigene Ermittlungen zum Absender bzw. eigentlichen Empfänger des Paketes vornehmen. Zu allem Übel müssen sie den immer auffälliger werdenden Yeti vor den Blicken der anderen Dorfbewohner verstecken und vor der neu gegründeten und überambitionierten Boringer „Bürgerwehr“ in Sicherheit bringen. Wie unsere kleinen Helden das schaffen, wird hier selbstverständlich nicht verraten. Aber einen klitzekleinen Cliff-Hanger hat sich Charlotte Habersack am Ende dann doch noch vorbehalten, so dass man richtig Lust auf den Folgeband („Nicht öffnen – schleimig!“) bekommt, der (leider erst) für Herbst 2017 angekündigt ist.

    Die drei Helden, Nemo, Oda und Fred, muss man einfach mögen und sie bieten den Lesern im passenden Alter sicherlich auch die entsprechenden Identifikationsfiguren an. Der eigentliche Held dieser Geschickte ist aber zweifelsohne das (größenunabhängig) knuddelige Icy-Ice Monsta, das mit einer wunderbar komischen Sprache daher kommt („Weil heim!“ oder auch „Icy hast gar nix Teller“). Icy ist einfach klasse!

    Last but absolutely not least: Die Illustrationen von Fréderic Bertrand (u.a. „Scary Harry“-Reihe) sind mal wieder klasse! Er fängt die Stimmung der gezeichneten Szenen stets perfekt ein und verleiht den Charakteren eine sympathische Unverwechselbarkeit, allen voran dem knuddeligen icy-Ice Monsta. Gerne hätte ich noch mehr von seinen Illustrationen in diesem Buch mit dabei gehabt!

    FAZIT:
    Ein fantasievoller, unterhaltsamer und spannender Lesespaß für kleine und große Leser. Ich freu mich schon jetzt auf Band 2!
    Pearl Nolan und der tote Fischer Pearl Nolan und der tote Fischer (Buch)
    15.08.2016

    Ein Krimi mit viel Küstenstädtchen-Atmosphäre aber wenig Spannung

    Zum Inhalt:
    Pearl Nolan betreibt ein kleines Seafood-Restaurant im beschaulichen Küstenort Whitstable und seit Neuestem auch eine kleine Detektei. Als eines Tages ein Unbekannter Mann bei ihr auftaucht und von einem säumigen Schuldner berichtet, lehnt Pearl den Fall ab um kurz darauf den Schuldner, ihren alten Freund Vinnie, aufzusuchen. Doch auf seinem Boot macht Pearl eine schreckliche Entdeckung…

    Meine Meinung:

    „Pearl Nolan und der tote Fischer“ (Original: „The Whitstable Pearl Mystery”) ist der erste Band einer neuen Krimi-Reihe der britischen Autorin Julie Wassmer, die seit mehr als zwanzig Jahren Drehbücher für die BBC schreibt.

    Ich selbst mag die „typischen“ britischen Krimis sehr gerne und der Start in die Geschichte entsprach meinen Erwartungen voll und ganz. Die erste Leiche wird bereits früh (auf Seite 31) aufgefunden, eine ganze Reihe von potenziell verdächtigen Personen wird nach und nach eingeführt und das Setting drum herum ist sehr schön und stimmig beschrieben. Insbesondere Letzteres ist für mich die zentrale Stärke dieses Krimis, denn der Autorin gelingt es wirklich hervorragend, ein plastisches, sehr lebhaftes und sympathisches Bild der kleinen Küstenstadt Whitstable zu kreieren, die nur wenige Kilometer nördlich der Stadt Canterbury an der britischen Nordseeküste liegt. Man merkt sehr deutlich, dass Autorin Julie Wassmer ihre Heimatstadt sehr gut kennt und liebt. Eine noch schönere Leseatmosphäre ergibt sich nur, wenn man „Whitstable“ in die Google-Bildersuche eingibt und die Impressionen des beschaulichen Fischerstädtchens mal auf sich wirken lässt (kann ich persönlich nur sehr empfehlen).

    Auch die Charaktere, die sich Wassmer für ihren Pilot-Krimi erdacht hat, haben mir durchaus gut gefallen. Allen voran die bodenständige und sehr sympathische 38jährige Pearl Nolan sowie ihre patente, Flamenco tanzende Mutter Dolly, die für meinen Geschmack eine etwas präsentere Rolle bei den Ermittlungen hätte einnehmen dürfen. Dazu gibt es z.B. noch wettergegerbte Fischer, britisch-snobistische High Society, einen profitorientierten Geschäftsmann oder auch eine italienische Austauschstudentin. Wie schon gesagt, ein schöner, bunter Strauß verschiedenster Charaktere. Lediglich Pearls „Gegenpart“, DCI McGuire von der Kripo Canterbury, ist mir insgesamt doch irgendwie zu blass geblieben und so konnte ich auch nicht nachvollziehen, was Pearl am ihm gefunden hat.

    Der größte Schwachpunkt dieses Krimis war für mich leider die Story an sich, denn es fehlte einfach an Spannung. Abgesehen von wenigen Passagen hat mich die Story leider in keiner Weise gefesselt oder zum Weiterlesen animiert. So ging es mir gegen Ende wie DCI McGuire, der den Fall schon zu den Akten gelegt hatte. Ich hätte genauso gut aufhören können zu lesen, denn auf die Auflösung des Falles war ich (untypischer Weise für mich) überhaupt nicht neugierig. Am Ende hat es die Autorin dann zwar tatsächlich noch geschafft, mich mit ihrer Auflösung zu überraschen, aber der ganz große „Wow“-Effekt ist bei mir leider ausgeblieben. Im Nachhinein war die Auflösung der Story durchaus nachvollziehbar und Julie Wassmer hatte bis dato auch das ein oder andere Indiz in die Story eingebaut, dennoch wäre ich auf diese Auflösung wohl nie gekommen. Es fehlte mir einfach der „das hätte ich doch erkennen können“-Effekt, der für mich unbedingt zu einem guten Krimi dazugehört.

    FAZIT:
    Rosamunde Pilcher mit ein paar Krimi-Elementen: Ein schönes, atmosphärisches Setting mit einem bunten Strauß verschiedener Charaktere, aber leider so (fast) ganz ohne Spannung.
    Der Killer Der Killer (Buch)
    08.08.2016

    Ein Agenten- / Polit-Thriller der Spitzenklasse

    Zum Inhalt:
    Will Robie zählt zu den Besten in seinem Job. Er ist der Auftragskiller, der im Geheimauftrag der US-Behörden Unterweltgrößen und Top-Terroristen ausschaltet. Bis zu dem Tag, an dem bei einem Auftrag etwas schief läuft und Robie innerhalb von Minuten vom Jäger zum Gejagten wird…

    Meine Meinung:

    „Der Killer“ ist der erste Teil einer Thriller-Reihe von Bestseller-Autor David Baldacci (u.a. „King & Maxwell“-, „Camel Club“- und „John Puller“-Reihe), dessen Bücher in mehr als 45 Sprachen übersetzt wurden und weltweit eine Gesamtauflage von mehr als 100 Millionen erreichen.

    Die Story beginnt mit einem tempo- und actionreichen Start, bei dem sich der Leser bereits einen Eindruck von Robies speziellen Fähigkeiten machen kann. Entsprechend schnell hat mich die Story gefesselt und in ihren Bann gezogen. Im Folgenden variieren Tempo und Spannung, reißen aber niemals ganz ab. Vielmehr ergeben sich zwischendurch mal ein paar wohldosierte „Pausen“ zum Durchatmen, die man auch wirklich gut gebrauchen kann. Denn an einem mangelt es diesem Thriller mit Sicherheit nicht: Überraschungen! Doch die eigentliche Stärke dieses Thrillers ist für mich, dass ich bis kurz vor Schluss keine belastbare Theorie hatte, wie alles zusammenhängen könnte oder wer die geheimnisvollen Drahtzieher im Hintergrund sind. In sofern erging es mir beim Lesen wie dem Protagonisten Robie selbst: Man weiß in keiner Weise, wem man noch trauen kann und wem nicht. Ein Verwirrspiel par excellence, wie ein Schachspiel, bei dem Protagonist Will Robie über lange Strecken stets einen Zug zurück liegt und weder seinen Gegner, geschweige denn dessen Strategie kennt.

    Zwischendurch hatte ich ehrlich gesagt Sorge, dass es dem Autor nicht gelingen könnte, am Ende alles nachvollziehbar aufzuklären. Doch diese Sorge war ungerechtfertigt: Wenn man die Persönlichkeitsstrukturen aller Beteiligten mit betrachtet, fand ich die Erklärung am Ende nachvollziehbar und in sich „rund“. Das ist dem Autor für mein Empfinden wirklich gut gelungen. Darüber hinaus beglückt er seine Leser sogar gleich mit zwei sehr actionreichen Finalen, die ein hohes Maß an Spannung und Überraschung aufweisen, kombiniert mit einem Schuss Dramatik.

    Obgleich Will Robie als Auftragskiller sein Geld mit dem Töten anderer Menschen verdient, war er mir doch von Anfang an sympathisch, denn Robie ist alles andere als eine willenlose Tötungsmaschine. Er ist vielmehr ein Mann mit viel Verstand und schneller Auffassungsgabe, der das Herz am rechten Fleck trägt und sich durchaus aufopferungsvoll für die Underdogs der Gesellschaft einsetzt. Im Verlauf der Story hat dieser Charakter eine sehr schön gezeichnete und nachvollziehbare Entwicklung vom absoluten Einzelgänger bis hin zum Team-Player genommen. Ein bisschen erinnerte mich Will Robie an die Figur des "Orphan X" von Gregg Hurwitz. Aber auch die weiteren Charaktere Baldaccis habe ich als sehr gelungen, plastisch und glaubwürdig empfunden, allen voran die wahrlich taffe Julie und die FBI-Agentin Nicole Vance.

    FAZIT:
    Ein meisterhafter Thriller mit atemlosem Tempo, viel Action, überraschenden Wendungen und einem (für mich) unvorhersehbaren, aber sehr überzeugenden Finale!

    Interview mit einem Mörder Interview mit einem Mörder (Buch)
    05.08.2016

    Ein ungewöhnlicher, stellenweise surreal wirkender und sehr spannender Krimi mit Sogwirkung

    Zum Inhalt:
    Johann Baroni, Ex-Fußballstar, tief gefallen und doch wieder aufgestanden, wird bei der Eröffnung seines Würstel-Standes in seiner Heimatstadt niedergeschossen. Baronis bester Freund, Totengräber Max Broll, ist zutiefst erschüttert und glaubt, den Schützen gesehen zu haben. Als Broll kurze Zeit später den vermeintlichen Schützen, den Touristen Konrad Maria Fink, ganz unbeschwert über den Dorfplatz flanieren sieht, tickt er aus und ringt ihn im Affekt nieder. Doch niemand glaubt ihm, denn es gibt kein Tatmotiv, keine Tatwaffe und überhaupt keine Verbindung zwischen Baroni und Fink. Doch für Broll ist dies der Beginn einer wahren Odyssee…

    Meine Meinung:

    Der österreichische Bestsellerautor Bernhard Aichner (u.a. „Totenfrau“, „Totenhaus“, „Nur Blau“) legt mit „Interview mit einem Mörder“ den mittlerweile vierten Krimi mit seinem schrägen Protagonisten Max Broll vor. Eine Vorkenntnis der ersten drei Bücher ist sicherlich (wie immer) empfehlenswert, aber absolut nicht notwendig. Ich selbst kenne die ersten drei Fälle (noch!) nicht, habe mich aber sehr schnell und problemlos in die Geschichte hineingelesen.

    Es ist ein schneller, humorvoll-schräger und zugleich auch spannender Start in die Geschichte. Auf die Initial-Tat muss der Leser nicht lange warten: Bereits am Ende des zweiten Kapitels (s. 20) wird Baroni niedergeschossen und ab hier beginnt eine unglaubliche Odyssee, die im weiteren Verlauf eine schon fast psychedelische Sogwirkung entfaltet. Nicht nur für den Protagonisten Max Broll verschwimmen zeitweise die Grenzen zwischen Realität und Illusion, auch der Leser fragt sich über lange Strecken des Buches, was tatsächlich geschehen ist und wer in diesem perfiden Verwirrspiel welche Rolle spielt. Ein stellenweise schon surreal wirkendes Meisterstück!

    Das Tempo nimmt hierbei schnell an Fahrt auf und es geht auf den „nur“ 287 Seiten (aufgeteilt in 39 Kapitel – durch viele leere Seiten „netto“ ca. 200 Seiten) quer durch Europa, ja bis nach Nordafrika. Dieses hohe Tempo hält Autor Bernhard Aichner bis zum Schluss aufrecht um in einem sehr spannenden und überzeugenden „Grande Finale“ genau den passenden Abschluss für diese außergewöhnliche und schräge Geschichte zu präsentieren. Für mich eine absolut „runde“ Story!

    Erwähnen möchte ich auch noch die ebenfalls sehr außergewöhnlichen Charaktere dieses Romans, die in einer erstaunlich übersichtlichen Anzahl daherkommen. Allen voran natürlich Totengräber Max Broll (der sich einen Wellnessbereich auf dem Friedhof eingerichtet hat) und sein „Widersacher“ Konrad Fink, für dessen Besetzung ich mir hervorragend Anthony Hopkins vorstellen könnte. Allein die immer wieder überraschende Interaktion zwischen diesen beiden Extrem-Charakteren macht dieses Buch besonders lesenswert. Aber auch die „Nebencharaktere“ haben mir gut gefallen, allen voran der Gras anbauende (und natürlich auch konsumierende), farbige Dorfpfarrer Akofa oder auch die beiden Ex-Stripperinnen aus Hamburg – Molly und Mandy. Bernhard Aichners Figuren sind ein echtes Kabinett der Kuriositäten!

    Last but not least verfügt Aichner über einen ungewöhnlichen und sehr charakteristischen Schreibstil. Zumeist sind seine Sätze sehr kurz, prägnant und wirken auf mich oftmals distanziert und beobachtend. Das muss man schon mögen, mir gefällt´s jedenfalls gut. Aber Aichner kann durchaus auch anders und wird stellenweise richtig poetisch („Ein Kuss wie ein Bankraub, eine spontane Idee, die zum Abenteuer wurde, auf wilden Pferden galoppierten sie mit der Beute davon, wie ein Wildbach war es, der sie mitriss.“ - S. 138).

    FAZIT:
    Absolut außergewöhnlich, temporeich und spannend: Ein Verwirrspiel par excellence mit skurrilen Charakteren. Sehr lesenswert!
    School Survival 04 - Ferien sind nichts für Feiglinge James Patterson
    School Survival 04 - Ferien sind nichts für Feiglinge (Buch)
    02.08.2016

    Ein cooler und unterhaltsamer Comic-Roman mit Botschaft

    Zum Inhalt:
    Schule und Rafe Khatachadorian, das passt so gar nicht zusammen. Doch nun hat ihn seine Family in den Ferien ausgerechnet auch noch ins Camp Wannamorra gesteckt, das mehr von einem Erziehungscamp mit Sommerschule als von einem entspannten Feriencamp hat. Zu allem Übel landet er auch noch in der Loser-Hütte...


    Meine Meinung:

    US-Bestsellerautor James Patterson gilt als der erfolgreichste Autor der Welt (u.a. „Alex Cross“-Serie, „Women´s Murder Club“-Reihe,…), 2010 wurde er zum „Children´s Choice Author oft he Year“ gewählt. Seine „School Survival“-Reihe umfasst im Original inzwischen sechs Bände mit einer Gesamtauflage von 3 Millionen. „Ferien sind nichts für Feiglinge“ ist der vierte deutschsprachige Band der Serie, den man aber problemlos auch ohne jegliche Vorkenntnisse lesen und genießen kann (so wie ich).

    Das Buch kommt in einer schönen Aufmachung daher, mit Hardcover, rd. 315 Seiten (aufgeteilt in lesefreundliche 71 Kapitel) und mit vielen, sehr coolen, teilweise doppelseitigen schwarz-weiß Illustrationen von Laura Park, wie es sich auch für einen guten Comic-Roman gehört.

    Der Start in die Geschichte ist mir trotz fehlender Vorkenntnis sehr leicht gefallen und Protagonist Rafe Khatachadorian (alias „Mr. Wieauchimmerduheißt“) mochte ich von Beginn an, wahrscheinlich wegen seiner lässigen Art und seinem wenig beneidenswerten Schicksal in dem uncoolen Feriencamp, dass vom angsteinflößenden Major Sherwood (der auch schon mal gerne mit „Sir, Mr. Diktator, Sir“ angeredet wird – S. 179) mit harter Hand „regiert“ wird (nur nicht, wenn die gemeinen „Everybodys Darlings“ aus der Rotfuchs-Hütte ihre fiesen Streiche spielen).

    Seine Mitbewohner in der Bisamratten-Hütte gelten im Camp als die Loser und / oder komischen Typen, doch ebenso wie Rafe habe auch ich die Truppe aus „Popelfresser“ (Norman), „Schlumpf“ (Jase), „Tönnchen“ (Noah), „Legende“ (???), „Bomber“ (Justin), „Flasche“ (Jake) und „Cav“ (Cavanaugh) ins Herz geschlossen. Auf den 320 Seiten bedienen die Autoren sehr humorvoll und abwechslungsreich so manches Ferienlager-Klischee (merkwürdige Wettkämpfe, grottiges Essen, Cliquenbildung) und auch so einige Teenie-Themen, wie z.B. verknallt sein, Schul-Frust oder auch das mangelnde Verständnis für manche Themen („Im Camp Wannamorra gab es einen Haufen seltsamer Dinge, die ich weiterhin nicht einmal ansatzweise verstand – zum Beispiel Mathe, Mädchen, den Schlangenberg, das Gruselfleisch und Norman“ - s. 144).

    Besonders gut gefallen haben mir dabei stets Rafes Tagträumereien, bei denen die Handlung mal schnell in ganz schräge Bahnen abgedriftet ist (wie z.B. als Norman zum Hulk geworden ist) und Rafe jedes mal noch schneller wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet ist. Auch die skurrilen Ideen der Autoren zu den Besonderheiten des Camp-Alltags fand ich höchst unterhaltsam (wie z.B. die Idee mit dem „A.l.l.u.“, was für „Alles liegen lassen und lesen“ steht).

    Bei all dem Humor fehlt es diesem Buch aber nicht an Tiefgang, denn ein – leider sehr aktuelles - Thema zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch: Mobbing. So erlebt der Leser, was Mobbing, üble Nachrede und vermeintlich „lustige“ Streiche für die Opfer bedeuten und welche Folgen dies haben kann. Gleichzeitig zeigt der Autor aber auch, dass auch die vermeintliche „Loser“-Truppe die (heimlichen) Stars sein können und was man alles erreichen kann, wenn man als Gruppe zusammenhält. Getreu dem augenzwinkernden Slogan der Bewohner der Bisamratten-Hütte: „Einer für alle und alle für keinen“…

    FAZIT:
    Ein humorvoller und sehr unterhaltsamer Comic-Roman mit Tiefgang, den man perfekt an einem Ferientag in einem Rutsch verschlingen kann!
    I Am Death. Der Totmacher Chris Carter
    I Am Death. Der Totmacher (Buch)
    02.08.2016

    Ein harter, spannender Thriller – nichts für schwache Nerven

    Zum Inhalt:
    Kaum aus dem Urlaub zurück, stehen die Detectives Hunter und Garcia vor einer neuen Herausforderung: Auf einer abgelegenen Wiese am Flughafen von L.A. wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die wenige Tage zuvor entführt und brutal gefoltert worden ist. Kurz darauf wird eine weitere Frauenleiche gefunden und nur eine gezielt platzierte Botschaft des Täters („ I am death“) weist darauf hin, dass es sich um ein und den selben Täter handelt. Denn dieser scheint mit jedem neuen Opfer seinen Modus Operandi vollkommen zu verändern…

    Meine Meinung:

    „I am death“ ist der mittlerweile siebte Fall für die Detectives Dr. Robert Hunter und Carlos Garcia des Bestseller-Autors Chris Carter. Wie schon bei den Vorgängerbänden kann man auch diesen Fall problemlos ohne die Kenntnis der ersten sechs Teile lesen, doch mehr Spaß macht es sicherlich, wenn man „Hunter & Garcia“ bereits kennt. Doch „Neulinge“ seien hier vorgewarnt: Bei Chris Carter geht es wirklich sehr, sehr hart zur Sache!

    Die Story nimmt sehr schnell an Fahrt und Spannung auf und lässt den Leser im Folgenden bis zum Schluss kaum noch zu Atem kommen. Durch die verschiedenen Handlungsstränge erlebt der Leser nicht nur die Ermittlungen des LAPD, sondern auch die Vorgehensweise des Täters und sogar die Schicksale der Opfer sehr dicht mit. Dies sorgt für eine hohe Abwechslung und insbesondere auch eine teilweise sehr große Nähe zu den Opfern, deren Charaktere und Lebensgeschichte Carter dem Leser stellenweise näher bringt. Ein sehr gelungenes Stilmittel, um den Leser noch mehr mit den Opfern mitleiden zu lasen, denn selbst für hartgesottene Thrillerfans gehen Carters Schilderungen der Tathergänge schon hart an die Grenze des Erträglichen. Aber das ist nun mal genau Carters Stil, denn er hat sich mittlerweile zu einem „Spezialisten“ für grausame, sadistische, psychopathische aber hochintelligente Serienkiller entwickelt. Wenn man sich die Vita des Autors anschaut, der forensische Psychologie studiert und viele Jahre die Staatsanwaltschaft beraten hat, bekommt man eine Ahnung davon, dass er wohl (leider) genau weiß, worüber er schreibt.

    So ist „I am death“ erneut ein waschechter Page-Turner, den man am Liebsten in einem Rutsch durchlesen würde. Der Aufbau der Story ist sehr geschickt und es ist dem Autor erneut gelungen, mich mit der (am Ende nachvollziehbaren) Auflösung seines Falles auf dem falschen Fuß (dem falschen Verdacht) zu erwischen und mich vollkommen zu überraschen. Sehr gut gemacht, mal wieder.

    FAZIT:
    Für Leser mit starken Nerven ein waschechter Page-Turner, der den Vorgängerbänden in Nichts nachsteht.
    Einsamer Wolf 21: Die Neuen Kai Krieger 1: Jagd nach dem Mondstein Einsamer Wolf 21: Die Neuen Kai Krieger 1: Jagd nach dem Mondstein (Buch)
    01.08.2016

    Eine sehr gute & würdige Fortsetzung der „Einsamer Wolf“-Spielbücher

    Allgemeines zum Thema Spielbücher:
    Spielbücher haben ihre Wurzeln in den 1970'er Jahren, also weit vor der Digitalisierung der Welt im Allgemeinen und der Unterhaltungsmedien im Speziellen. Ähnlich wie die artverwandten Pen-&-Paper-Rollenspiele á la „D&D – Dungeons & Dragons“ oder auch „DAS – Das schwarze Auge“ liegt der Fokus bei Spielbüchern darauf, den Fortgang der Geschichte durch eigene Entscheidungen aktiv zu beeinflussen („willst Du links herum gehen, lies weiter bei 306, gehst Du rechts herum lies 357“). Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Verläufen der Geschichten, so dass man ein Spielbuch durchaus mehrmals lesen kann, ohne dass es langweilig wird.


    Zum Inhalt:
    Sehr viel ist passiert in den letzten Jahrzehnten und der sagenumwobene Kai-Meister „Einsamer Wolf“ hat den Orden der Kai neu aufgebaut. Du bist sein Schützling und bester Schüler. Kein Wunder also, dass er Dich mit einer geheimen und sehr gefährlichen Mission beauftragt, die er selbst nicht durchführen kann…

    Meine Meinung:

    Die im Deutschen 20 Bände (englisches Original: 28) umfassende Reihe um den Helden „Einsamer Wolf“ von Joe Dever zählt zu den absoluten Klassikern und Highlights des Spielbuch-Genres. Mit der Reihe „Die neuen Kai-Krieger“, dessen erster Band die „Jagd nach dem Mondstein“ ist, beginnt nun die Nachfolgerreihe mit einem neuen, frischen Helden, den es durch die mannigfaltigen Abenteuer und Gefahren zu führen gilt.
    Das Buch umfasst 520 Seiten im Softcover-Umschlag bei wirklich schöner Ausstattung mit farbiger Übersichtskarte und vielen sehr stimmungsvollen und passigen Schwarz-Weiß-Illustrationen von Hauke Kock. Als Besonderheit bekommt der Leser zum eigentlichen Haupt-Abenteuer noch ein Bonus-Abenteuer, dazu im Folgenden mehr.
    Das titelgebende Hauptabenteuer erstreckt sich über rd. 320 Seiten und ist in 350 Sprungpunkte aufgeteilt. Zu Beginn gilt es natürlich erst einmal, den eigenen Helden zu „erschaffen“ und sich das detaillierte, sehr gelungene Regelwerk zu Gemüte zu führen. Für „Einsamer Wolf“-Fans sicherlich ein Leichtes, aber auch für „Neulinge“ keine allzu schwere Herausforderung (Wenn man hierbei nicht in sein Buch schreiben möchte, kann man sich die Aktionsblätter auch von der Homepage des Mantikore Verlags herunterladen!). Das Kampfsystem funktioniert gut und ist nicht zu kompliziert. Ein besonderer Fokus bei der Erschaffung des eigenen Helden sollte auf den Spezialeigenschaften („Disziplinen“) liegen, von denen es eine ganze Menge gibt. Meines Erachtens sind einige davon wesentlich hilfreicher als andere und kommen im Abenteuer auch häufiger vor als andere. Eine geschickte Wahl der Disziplinen kann im Abenteuer durchaus lebensrettend sein!

    Der eigentlichen Story ist ein sehr gutes „was bisher geschah“-Kapitel vorangestellt, sodass auch „EW-Neulinge“ einen schnellen inhaltlichen Einstieg in das Fantasy-Universum des Einsamen Wolfes finden. Relativ schnell geht es dann auch schon los in das erste Abenteuer des neuen Kai-Kriegers. Besonders gut gefallen hat mir hierbei die hohe Abwechslung (man reist zu Lande, zu Waser und in der Luft) und die stets sehr dichte Fantasyatmosphäre. Hieraus ergeben sich einige Stunden intensiver Spiel- und Lesespaß, bei dem man das Buch eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen möchte, bis man seine Mission erfolgreich erfüllt hat. Anzumerken bleibt allerdings, dass „Mission erfüllt“ nicht ganz richtig ist, denn die Geschichte geht mit dem nächsten Band („Die Piraten von Shadaki“) nahtlos weiter, gerne auch mit dem bereits entwickelten Helden!

    Wie bereits erwähnt bekommt der Leser noch ein weiteres „Bonus-Abenteuer“, auch wenn es vom Umfang her eigentlich durchaus ein eigenständiges Buch sein könnte (rd. 200 Seiten mit 300 Sprungpunkten und sehr schönen Illustrationen von Stephanie Böhm). Hierfür haben die Autoren Eberhard Eschwe und Swen Harder (u.a. „Reiter der schwarzen Sonne“ und „Metal Heroes“) das nun schon bekannte Regelwerk sanft modifiziert und einige eigene Ideen mit hineingebracht. Die Geschichte erzählt die parallelen Geschehnisse um den Großmeister Einsamer Wolf himself, was für mich einen besonderen Reiz ausgemacht und sehr gut zum „Hauptabenteuer“ gepasst hat. Auch dieses Abenteuer ist sehr abwechslungsreich und spannend und bietet dem Leser sehr viele verschiedene Möglichkeiten zur Entwicklung der Geschichte (sehr gut gefallen hat mir hierbei das Konstrukt der Codewörter und Routenmodifikatoren – hier merkt man Swen Harders innovativen Einfluss).

    Alles in Allem ein sehr empfehlenswertes Fantasy-Spielbuch mit insbesondere folgenden Stärken:
    + sowohl für Neuanfänger wie auch für „Alte Hasen“ geeignet und reizvoll
    + es gibt mehrere mögliche Wege, das Ziel zu erreichen und damit das Abenteuer erfolgreich zu beenden (man muss nicht einen einzigen erfolgreichen „Pfad“ finden)
    + ja, es gibt einige Situationen in denen man Gefahr läuft zu sterben, aber durch die Kai-Disziplinen kann man sich meistens doch noch retten
    + eine sehr fantasievolle und abwechslungsreiche Story (Reisen zu Land, Luft und Wasser / sehr unterschiedliche Völker und Wesen)
    + sehr dichte und gelungene Fantasy-Atmosphäre
    + ausgereiftes und einzigartiges Konstrukt der Kai-Disziplinen (besondere Eigenschaften), die sehr oft im Spielverlauf zum Tragen kommen und nicht selten das Leben retten können


    FAZIT:
    Ein rundum gelungenes und sehr empfehlenswertes Fantasy-Spielbuch, sowohl für Anfänger als auch für „Alte Hasen“. Bitte mehr!
    Die Olchis. Gefangen auf der Pirateninsel Erhard Dietl
    Die Olchis. Gefangen auf der Pirateninsel (Buch)
    27.07.2016

    Ein durch und durch olchiges und sehr spannendes Abenteuer!

    Zum Inhalt:
    Den Olchis wird es langsam zu bunt: Mittlerweile sind sie zur Top-Touristenattraktion Schmuddelfings aufgestiegen und ihre olchige Müllkippe wird Tag aus Tag ein von Touristen belagert. So kann das nicht weitergehen findet Olchi-Opa und droht dem Bürgermeister mit Wegzug.
    Mit einer Einladung zu einer Kreuzfahrt lässt sich Olchi-Opa dann doch erstmal besänftigen. Doch dabei hat er die Rechnung ohne Johnny Goldloch und Käpt´n Eisenhand gemacht…

    Meine Meinung:

    „Gefangen auf der Pirateninsel“ ist der mittlerweile 10. Band (rd. 160 Seiten, Hardcover, 30 Kapitel) der erfolgreichen „Die Olchis“-Reihe des Bestseller-Kinderbuchautors Erhard Dietl. Man setzt wohl voraus, dass alle Leser die Olchis mittlerweile kennen, denn eine Vorstellung wie in den Vorgängerbänden („So sind die Olchis“) fehlt diesmal. Da wir schon länger zu den Olchis-Fans gehören, hat uns das allerdings in keiner Weise gestört.

    Der Start in das neue Olchi-Abenteuer gelingt leicht und man fühlt sich gleich von Anfang an wieder heimisch in der Olchi-Welt, nicht zuletzt dank des typischen Olchi-Volabulars (Muffelfurz und Stinkersocke!). Spätestens als es im fünften Kapitel an Bord geht, wird es richtig spannend und auch ganz schön lustig, z.B. wenn Olchi-Oma die starken Seeleute im Armdrücken besiegt. Es passiert sehr viel in dieser fantasievollen und abwechslungsreichen Geschichte und Autor Erhard Dietl hat für seine Leser so manche echt olchige Überraschung im Ärmel! Auch wenn die offizielle Leseempfehlung erst ab 8 ist, war die Geschichte – trotz aller Spannung und Piraten-„Bedrohungen“ - auch für meinen fünfjährigen Sohn sehr gut geeignet. Meinen beiden Jungs (5 & 8) hat das Abenteuer so gut gefallen, dass ich die ersten 75 Seiten in einem Rutsch vorlesen musste (und wenn es nach ihnen gegangen wäre, auch die nächsten 75 Seiten!). Danach haben sie erstmal die schönsten Olchi-Begriffe zitiert („Gefurztagsgeschank“) und sich dabei königlich amüsiert. Das gehört für mich zu den Olchis dazu und man darf sich dran nicht stören (sonst sollte mal lieber einen großen Bogen um die Olchis machen!).

    Abgerundet wird dieses tolle Leseabenteuer wieder von vielen wunderbaren farbigen Illustrationen von Erhard Dietl selbst.

    FAZIT:
    Ein absolut olchiges, spannendes und überraschendes Abenteuer für kleine und große Leser! Meine Jungs (5 & 8) lieben die Olchis!
    Die Welt der 1000 Abenteuer - Das Vermächtnis des Zauberers Jens Schumacher
    Die Welt der 1000 Abenteuer - Das Vermächtnis des Zauberers (Buch)
    27.07.2016

    Ein solides, aber schwieriges Spielbuch

    Allgemeines zum Thema Spielbücher:
    Spielbücher haben ihre Wurzeln in den 1970'er Jahren, also weit vor der Digitalisierung der Welt im Allgemeinen und der Unterhaltungsmedien im Speziellen. Ähnlich wie die artverwandten Pen-&-Paper-Rollenspiele á la „D&D – Dungeons & Dragons“ oder auch „DAS – Das schwarze Auge“ liegt der Fokus bei Spielbüchern darauf, den Fortgang der Geschichte durch eigene Entscheidungen aktiv zu beeinflussen („willst Du links herum gehen, lies weiter bei 306, gehst Du rechts herum lies 357“). Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Verläufen der Geschichten, so dass man ein Spielbuch durchaus mehrmals lesen kann, ohne dass es langweilig wird.

    Zum Inhalt:
    Solange Du schon denken kannst, lebst Du in den kleinen und beschaulichen Dörfchen Roog im Nordwesten Konduulas. Eines Tages sucht Marlara, die Vorsitzende des mächtigen Rates der Magier Euren Hof auf um den Auserwählten zu finden, der das Königreich Konduulas vor dem drohenden Angriff Gorlashs zu retten vermag.
    Zusammen mit deinem eher gemütlichen als mutigen Vetter Bolko ziehst Du kurz darauf ins Ungewisse los, um die drei Bruchstücke des Zepters des legendären Zauberers Zardus zu finden...

    Meine Meinung:

    Dieses Spielbuch bietet mit seinen knapp 290 Seiten und 250 Sektionen einen vergleichsweise überschaubaren Umfang. Auch für Spielbuch-Neulinge ist das sehr rudimentäre Regelwerk leicht überschaubar. So gibt es beispielsweise kein Kampfsystem, dafür entscheidet hier umso öfter der Zufall, der über Runensymbole ermittelt wird. Entsprechend gibt es auch keine Lebenspunkte oder ähnliches. Lediglich ein Talent"system" bringt ein Bisschen "Rollenspielfeeling" mit hinein. Aber auch bei den 5 Talenten, von denen man sich für eines entscheiden muss, wird man im Verlauf der Geschichte nur maximal an drei bis vier Stellen kommen, an denen es zum Tragen kommt.

    Die Geschichte selbst ist eine typische Fantasygeschichte, sowohl mit alt bekannten Wesen wie Vampiren und Drachen als auch mit außergewöhnlicheren Wesen wie z.B. Den Vogelmenschen oder auch dem mystischen Volk der Alven. Die Atmosphäre ist stimmig, die durchwanderten Landschaften und Gegenden sehr abwechslungsreich. Beim Umfang des Buches darf man allerdings nicht erwarten, dass Atmosphäre und Geschichte zu sehr in die Tiefe und ins Detail gehen. Alles in allem eine sehr passende Story für ein Fantasy-Spielbuch.

    Das aus meiner Sicht vielleicht größte Manko dieses Buches ist es, dass es nur einen Spielpfad gibt, der zum Erfolg führt. Alle anderen Entscheidungskombinationen (und davon gibt es viele!) führen oftmals zum vorzeitigen Ableben des Helden oder zu einem Scheitern der Mission. Ich schätze mal, dass man das Buch i.d.R. mindestens drei- bis viermal spielen muss, um tatsächlich das gewünschte Ende zu erreichen und die Mission erfolgreich abzuschließen. Das kann schonmal zu erhöhter Frustration führen. Denn Gelegenheiten zum Sterben gibt es in dieser Story viele und es geht dann auch jedesmal sehr schnell. Und dann heißt es: Wieder ganz von vorne beginnen! Es sei denn, man merkt sich immer die letzten 2-3 Sprungpunkte, von denen man gekommen ist.

    Ich hätte mir gewünscht, dass es mehr als eine Möglichkeit gegeben hätte, um erfolgreich zu einem Ende zu kommen.

    FAZIT:
    Ein atmosphärisches Fantasy-Spielbuch mit sehr rudimentärem Regelwerk und nur einem richtigen Weg durch die Geschichte, aber vielen Möglichkeiten des vorzeitigen Ablebens.
    Metal Heroes - and the Fate of Rock Swen Harder
    Metal Heroes - and the Fate of Rock (Buch)
    05.07.2016

    Ein Spielbuch-Schwergewicht mit viel Spaß, Spannung und jeder Menge hartem Rock

    Allgemeines zum Thema Spielbücher:
    Spielbücher haben ihre Wurzeln in den 1970´er Jahren, also weit vor der Digitalisierung der Welt im Allgemeinen und der Unterhaltungsmedien im Speziellen. Ähnlich wie die artverwandten Pen-&-Paper-Rollenspiele á la „D&D – Dungeons & Dragons“ oder auch „DSA – Das schwarze Auge“ liegt der Fokus bei Spielbüchern darauf, den Fortgang der Geschichte durch eigene Entscheidungen aktiv zu beeinflussen („willst Du links herum gehen, lies weiter bei 306, gehst Du rechts herum lies 357“). Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Verläufen der Geschichten, so dass man ein Spielbuch durchaus mehrmals lesen kann, ohne dass es langweilig wird.

    Zum Inhalt:
    Du bist der etwas abgelodderte, erfolglose Taylor, Rocker durch und durch, der in seinen Klamotten aus dem Kleiderspenden-Container gerne in „Frankie´s Music Store“ nach neuem Futter für seinen Disc-Man (richtig gelesen!) sucht, auf Konzerten rumlungert und von der großen weiten Welt des Metal träumt.
    Nach einer folgenschweren Begegnung mit einem LKW machst Du gleich noch weitere schicksalhafte Bekanntschaften. Der Rock-Gott, der Lemmy Kilmister als Outfit-Vorbild diente, braucht tatsächlich Deine Hilfe, sozusagen als Urlaubsvertretung! Deine Aufgabe: aus einer total unbekannten 08/15-Metal-Combo die neuen Shootingstars der internationalen Metal-Szene zu machen. Na dann mal los…

    Zum Regelwerk:
    Schon in seinem Erstlingswert „Reiter der schwarzen Sonne“ hat Autor Swen Harder bewiesen, dass er sehr ausgetüftelte und detaillierte Regelwerke entwerfen kann, ohne den Leser zu überfordern. Auch bei „MHatFoR“ kommen die sehr gelungenen Regeln in homöopathischen Dosen daher, sodass der Spielspaß auch ohne großes Studium der Regeln sofort beginnen kann. Im Spielverlauf sind zwischendurch immer wieder Verweise auf das am Ende des Buches befindliche Regelwerk, und zwar genau zu den Regeln, die es in der jeweiligen Situation das erste Mal braucht. Der Spieler kann sich obendrein vor Beginn des Abenteuers für eine von drei Schwierigkeitsstufen (Pussy / Rocker / Freak) entscheiden. Ich selbst bin als Rocker im großen Ganzen problemlos durch die Regelwelt gekommen und hatte diese bereits nach den ersten zwei Kapiteln weitgehen verinnerlicht.
    Da „MHatFoR“ – anders als fast alle anderen Spielbücher – kein klassisches Fantasy-Buch ist, sind die Regeln ungewöhnlich, innovativ, spannend und sehr gut passend zur Story. Die wesentlichen Elemente sind hierbei:
    1. Allen voran ein sehr ausgefeiltes „Metal Logbuch“, auf dessen vier DIN-A4-Seiten (kann man sich auch downloaden -http://metal-heroes.de/?page_id=13-, wenn man nicht in das Buch schreiben möchte!) wirklich alle Aspekte des Regelwerkes sehr übersichtlich und gut strukturiert dargestellt sind.
    2. Das Kernstück sind die Songs und Gigs: Deine Band muss im Verlauf die wichtigsten Spielarten des Metal für sich erschließen und beherrschen lernen (Classic, Death, Thrash, Nu, Power, Symphonic und dazu noch „Glorious Tracks“) und ein möglichst breites Repertoire an Songs erlernen. Hierzu gibt es Songpunkte zu investieren, um im Anschluss an den Eigenschaften „Anspruch“ und „Fame“ der einzelnen Songs zu arbeiten. Dieses Repertoire ist wichtig, um die zahlreichen Gigs, die die Band im Verlauf der Story haben wird, möglichst überzeugend zu performen. Kleiner Tipp: Eine sehr sorgfältig arrangierte Setlist ist schon der halbe Erfolg!
    3. Wann immer es wichtig ist, etwas auf seinem „Metal Logbuch“ zu notieren, zu streichen oder zu verändern, gibt der Autor einen kleinen Hinweis im jeweiligen Text und nimmt den Leser hierbei dezent an die Hand.
    4. Zur Sicherheit gibt es „Rücksetzpunkte“ („Repeat“): Wenn Du doch mal die falsche Entscheidung getroffen hast, die den „Exit“ für Taylor bedeutet, kannst Du zu dem dann jeweils angegebenen Rücksetzpunkt zurückkehren und eine andere Entscheidungskette wählen, ohne das aktuelle Kapitel oder sogar das ganze Buch nochmal von vorne durchspielen zu müssen!

    Meine Meinung:
    Autor Sven Harder legt mit „MHatFoR“ sein zweites Spielbuch nach dem klassischen Fantasy-Spielbuch „Reiter der schwarzen Sonne“ vor, das für mich bislang die absolute Referenz in Sachen Spielbücher ist und mit dem Jurypreis der RPC Fantasy Awards 2013 und dem Deutschen Rollenspielpreis 2014 ausgezeichnet wurde.

    Dem rund 800 Seiten starken, mehr als 1.300 (!) Sprungpunkte umfassenden und in 14 Kapitel unterteilten Buch liegt noch eine sehr schön kompilierte 12-Track CD mit sehr hörenswerten Metal-Tracks aus den unterschiedlichen Sub-Genres bei (a.u. von Grave Digger, Huntress und Delain). Selbst die Tracks hat Sven Harder perfekt und abwechslungsreich in seine Geschichte mit eingebunden, was – neben einigen QR-Codes - zu einem multimedialen und sehr dichten und authentischen Lese- & Spielerlebnis führt.

    Die Story an sich, die sich Sven Harder für dieses Mammutwerk erdacht hat, sprüht nur so vor Humor („Das Olymp / Unterwelt-Abkommen von 1949“), derben Worten (definitiv nicht immer jugendfrei), coolen Sprüchen (“Dein Genpool ist nicht besonders interessant für mich”), schrägen Ideen (z.B. der „Unterwelt-Elvis“ Quiffy, der wie ein Gremlin aussieht) und „Gastauftritten“ von vielen Bekannten Stars der internationalen Rock-Szene (Ozzy Osbourne, Jimmy Hendrix & noch viele mehr!). Hinzu kommen wirklich sehr gelungene, teils verschrobene, teils überzeichnete Charaktere (und auch drei echte Powerfrauen!) und ein toller Genre-Mix aus Humor mit einem Schuss Horror und Fantasy.

    Das Werk sticht – wie schon sein „Vorgänger“ - gleich in mehrfacher Hinsicht aus dem leider recht kleinen Meer der Spielbücher hinaus:
    -> Es ist mit seinen rd. 800 Seiten und über 1.300 Sektionen extrem umfangreich
    -> Es verfügt über ein unglaublich ausgefeiltes, sehr innovatives, aber dennoch nicht überforderndes Regelsystem
    -> Es hat eine wegweisende Einteilung der Geschichte in 14 (inkl. Boni) Kapitel (mit „Rückfallschutz“)
    -> Es bietet eine sehr hohe Abwechslung sowohl durch den Inhalt (Gigs, Video-Drehs, CD-Produktionen) als auch durch die Art der spielerischen Herausforderungen (strategische Setlist-Planung, Einbindung der Songs von der CD, Suchbilder, Rock-Wissen)
    -> Es ist gleichermaßen für Anfänger wie für Rollenspiel-Profis geeignet
    -> Es hat einen sehr hohen Wiederholungsanreiz
    -> Es hat zahlreiche sehr gelungene und perfekt zur Story passende Illustrationen (teilweise im Comic- / Graphic Novel-Stil) des Berliner Künstlers Fu Fu Frauenwahl, die mitunter sogar aktiver Teil der Story sind
    -> last but not least gibt es drei Bonuskapitel („Bonustracks“), die man sich erarbeiten muss / kann

    Ich habe es inzwischen einmal komplett durchgespielt und bin und habe dabei wirklich zahlreiche Stunden Spiel- und Lesespaß genossen. Mit Sicherheit werde ich das Buch nochmal ganz von vorne anfangen und neu spielen, um manche Story-Passagen nachzuholen, die ich beim ersten Lesen durch meine Entscheidungen verpasst habe.
    Auch wenn heute das überwiegende Gros der Rollenspiele am Computer gespielt wird, hat für mich das Spielen eines Spielbuches noch immer einen ganz eigenen Reiz, den kein PC- oder Onlinerollenspiel der Welt bieten kann: Die eigene Fantasie!


    FAZIT:
    Für alle Metal-Fans, die schon immer mal den Verlauf einer Story im Buch beeinflussen wollten, das perfekte Buch. Für Spielbuch-Liebhaber ein ultimatives „must-have“! Aber Bleistift und Radiergummi nicht vergessen!
    No heartbeat before coffee No heartbeat before coffee (Buch)
    30.06.2016

    Ein tempo- & actionreiches Crossover mit tollen Überraschungseffekten

    Zum Inhalt:
    Als Agentin des RIPA-Instituts ist es die taffe Diana Cunningham gewohnt, gegen böse Hexen, blutrünstige Vampire oder auch wilde Werwölfe zu kämpfen. Doch als ihr bei einem Einsatz ein todbringender Fluch an den Hals gehext wird, kommt ihr ausgerechnet der smarte Werwolf Jamie zu Hilfe. Als wenn das für Diana nicht schon verwirrend genug wäre, ereignet sich auch noch eine Serie brutalster Morde. Und plötzlich wird es für Diana sehr persönlich…

    Meine Meinung:
    "No heartbeat before coffee" ist der Auftakt zu einer neuen Serie um die RIPA-Agentin Diana „Di“ Cunningham der Autorin Maria M. Lacroix (u.a. „Feentochter-Trilogie“). Vom Genre her würde ich die Story als Crossover aus (Mystery-)Thriller, Urban-Fantasy, Horror und – ja - auch ein bisschen Liebesroman charakterisieren. Hier scheint sich die Autorin nicht festlegen lassen zu wollen und das ist auch gut so!

    Der Einstieg in die Story ist wahrlich spannend und actionreich, so dass der Leser gleich in den Bann der Geschichte gezogen wird und Diana Cunningham gleich voll in Action kennenlernt. Mir war sie von Beginn an sehr sympathisch, trotz - oder vielleicht gerade wegen - ihrer koddrigen und extrem direkten Art. Eine echt taffe Frau, die in ihrem Leben schon so einiges durchgemacht hat und sich zwischen lauter selbstverliebten Chauvie-Kerlen beweisen muss. Eine Power-Frau, die mehr von Lara Croft und Dark Angel als von der doch sehr braven „Buffy“ hat. Aber auch der zweite Protagonist James („Jamie“), der 200jährige, attraktive und weltgewandte Werwolf, gefällt mir sehr gut. Als besonders gelungen empfunden habe ich die Entwicklung Jamies über die gesamte Story hinweg und die immer wieder hochkochenden Zweifel Dianas, so dass man sich auch als Leser nicht sicher sein konnte, wie Jamies wahres ich aussieht.

    Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig zu lesen und passt für meinen Geschmack perfekt zur Story und der Protagonistin. Auch der immer wieder aufblitzende Humor und vor allem die manchmal sehr direkten Seitenhiebe auf Vampirschmonzetten á la „Twilight & Co.“ haben mir gefallen, denn bei Maria M. Lacroix glitzern die Vampire nicht und es gibt auch keine Kuschel-Werwölfe. Wer dies sucht, sollte von diesem Buch lieber die Finger lassen!

    Aber nicht nur die Charaktere und das Setting haben mich auf der ganzen Linie überzeugt, sondern auch die Story an sich, die wirklich sehr viel anbietet: Ein weitreichendes Thema mit dem Fluch, einen spannenden Thriller-Plot und knisternde Stimmung zwischen Diana und Jamie. Dabei bleibt der Spannungslevel – mit gleich mehreren Spitzen – kontinuierlich auf so hohem Niveau, dass man das Buch am Liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Als Sahnehäubchen obendrauf konnte mich die Autorin mit ihrer plausibel nachvollziehbaren Auflösung wirklich zu 100% überraschen. Ich freue mich auf weitere Bände mit Diana Cunningham!

    FAZIT:
    Ein sehr gutes Cross-Over-Gesamtpaket für spannende und überraschende Leseunterhaltung, nicht nur für Freunde von „Grimm“ & Co.!
    Das geheime Evangelium Das geheime Evangelium (Buch)
    21.06.2016

    Kein reiner Thriller, aber durchaus spannend und anspruchsvoll

    Zum Inhalt:
    In den Parkanlagen der Papstresidenz in Castel Gandolfo wird die Leiche des Kurators Ugolino Nogara aufgefunden, der für den Vatikan an einer geheimen, bahnbrechenden Ausstellung gearbeitet hat, dessen Eröffnung kurz bevor steht. Noch am selben Abend bricht ein Unbekannter in die Wohnung des griechisch-katholischen Priesters Alex Andreou ein, der sich auf den Weg nach Castel Gandolfo gemacht hatte, wo sein Bruder Simon Andreou die Leiche des gemeinsamen Freundes Ugolino gefunden hat…

    Meine Meinung:

    „Das geheime Evangelium“ (Original-Titel: „The fifth Gospel“) ist das erste auf Deutsch veröffentlichte Buch des US-amerikanischen Autors Ian Caldwell, der in Princeton Geschichte studiert hat.

    Der Einstieg in die Geschichte gelingt sehr schnell, gerade auch aufgrund der temporeichen Ereignisse und der überschaubaren Anzahl von Charakteren. Bereits am Start hat es mir sehr gut gefallen, dass der Leser die beiden Protagonisten und – durchaus gegensätzlichen - Brüder Alex und Simon Andreou sehr ausführlich und detailliert kennenlernt, was bei mir von Beginn an eine Nähe zu diesen beiden mir sympathischen Charakteren bewirkt hat. Entsprechend habe ich weiteren Verlauf der Geschichte sehr mit den beiden mitgefiebert und mitgezittert. Die Charakterstudie Alex Andreous zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch, da der Autor dem Leser immer wieder tiefe Einblicke in die familiäre Vergangenheit und auch in die Seele und Gedankenwelt Alex Andreous gewährt. Entsprechend spannend habe ich die Entwicklung dieses Charakters empfunden. Auch Alex´ Humor, der gerade zu Anfang immer wieder durchblitzt, hat mir sehr gut gefallen („Wir wären schneller in Rom, wenn wir Elefanten über die Alpen trieben.“ – S. 32).

    Die im Jahr 2004 angesiedelte Geschichte selbst startet wie beschrieben mit den beiden sehr spannenden Elementen des Todes von Ugo Nogara und dem Einbruch bei Alex Andreou, alles während eines schon fast apokalyptischen Gewitters, was für eine wirklich beeindruckende Atmosphäre sorgt. Wer allerdings hofft, dass es in diesem Tempo weitergeht, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Trotz einiger folgender bedrohlicher Situationen nimmt die Entschlüsselung der Hintergründe des Todes von Ugo Nogara einen sehr breiten Raum ein. In sofern gleicht „Das geheime Evangelium“ eher einem Gerichtsthriller oder -drama. Wer auf wilde Verfolgungsjagden, geheimnisvolle Sekten oder Splittergruppen und eine verwegene „Schnitzeljagd“ á la Dan Brown hofft, wird von diesem Buch wahrscheinlich enttäuscht sein.

    Die ganz große Stärke dieses Buches liegt für mich persönlich eindeutig in den sehr tiefen Einblicken in die Welt der katholischen Kirche im Allgemeinen und des Vatikans im Speziellen, die uns der Autor gewährt. Ian Caldwell hat nach eigenen Angaben zehn Jahre an diesem Werk geschrieben und hierzu umfangreiche Recherchen betrieben und Gespräche mit Experten geführt. Genau diese unglaubliche Recherchearbeit ist diesem Werk ganz deutlich anzumerken und hat es für mich so faszinierend gemacht. Wie eine Papstwahl abläuft dürfte wohl den meisten Menschen inzwischen bekannt sein (keine Sorge, kommt nicht im Buch vor), wie ein Gerichtsverfahren nach kanonischem Recht durchgeführt wird hingegen weniger, obgleich auch dies außerordentlich spannend ist. Hinzu kommen tiefe Einblicke in die Geschichte der christlichen Religionen und der katholischen Kirche, auch wenn ich als Laie hier nicht genau beurteilen kann, was hiervon im Einzelnen historisch belegt ist. Viele Themen, wie beispielsweise die Vergleiche zwischen den einzelnen Evangelien oder auch der Ostkatholizismus und die Orthodoxie waren neu und sehr spannend für mich.

    Was mir an diesem Buch allerdings persönlich gefehlt hat war ein abschließendes Kapitel, in dem der Autor nochmal kurz und präzise reflektiert, welche Themen seines Romans (historisch) verbürgt sind und welche Einzelheiten zu den Spekulation zählen oder gar Fiktion des Autors sind. Dies hätte das Leseerlebnis für mich perfekt abgerundet. Daher an dieser Stelle ein Stern Abzug.

    FAZIT:
    Kein Thriller á la „Dan Brown“, aber durchaus spannend, insbesondere durch die tiefen Einblicke in die Geschichte der christlichen Religionen und die Interna des Vatikans.
    Hades Hades (Buch)
    16.06.2016

    Ein Mix aus Krimi und Charakterstudie mit außergewöhnlichen Ermittlern

    Zum Inhalt:
    Heinrich Archer, von allen nur „Hades“ genannt, ist der „Herr der Unterwelt“ Sydneys: Oft in der Presse und in den Gerichtssälen, aber niemals verurteilt. Als Drahtzieher hinter den Kulissen ist er derjenige, der für „die berüchtigtsten Verbrecher des Landes heikle Situationen fixte“ (S. 304). Eines Tages ersucht ihn ein Krimineller, die vermeintlichen Leichen von zwei Kindern verschwinden zu lassen. Doch die beiden Kinder leben noch und Hades nimmt sich ihrer an. Er erzieht die beiden, wie er es für richtig hält und macht aus ihnen zwei eiskalte Cops…

    Meine Meinung:

    Den Start in diese außergewöhnliche Geschichte habe ich als sehr leicht, spannend und vor allem eines empfunden: wahnsinnig atmosphärisch! Der Leser lernt Hades in seinem schon fast surreal anmutenden Reich, der mit selbst erstellten Kunstwerken aus Müll dekorierten Mülldeponie, kennen, just in der Schicksalshafen Nacht, die Hades Leben so sehr verändern wird. Auch wenn Hades ganz eindeutig zu den Kriminellen gehört, ist dieser kantige und gefürchtete Mann mir doch durchaus sympathisch gewesen. Denn schnell wird klar, dass Hades ein Mann mit Prinzipien ist und durchaus das Herz am rechten Fleck hat. Sehr gut gefallen hat mir hierbei auch der Rückblick in Hades eigene Vergangenheit, die erklärt, wie Hades zu dem Mann wurde, der er ist.

    Aufgebaut ist die Story in drei unterschiedliche Handlungsstränge. Zum einen den Handlungsstrang um Hades, der größtenteils in der Vergangenheit spielt. Durch zeitliche Sprünge begleitet der Leser hierbei das Aufwachsen der beiden Kinder, Eric und Eden, und lernt dabei die Kinder und auch Hades selbst sehr detailliert kennen. Dieser Handlungsstrang ist für meinen Geschmack weder Thriller noch Krimi, sondern viel mehr ein gut geschriebenes und aufgebautes Psychogramm der drei Protagonisten.

    Der zweite Handlungsstrang spielt in der Gegenwart und wird aus Sicht des Polizisten Frank Bennett erzählt, der Eden Archer als neuer Partner zur Seite gestellt wird. Zeit für ein „Beschnuppern“ haben die beiden allerdings kaum, da ein mysteriöser Killer die Polizei Sydneys in Atem hält. Seine Sicht bildet den dritten Handlungsstrang. Hier hat das Buch eindeutige Krimi-, streckenweise sogar waschechte Thriller-Gene. Entsprechend sorgen diese beiden Handlungsstränge über die Gesamtlänge des Buches (rd. 340 Seiten) für ordentlich Spannung, die zum Ende hin in einem wirklich actionreichen, furiosen und durchaus überraschenden Finale gipfelt. Sehr gut gefallen hat es mir auch, dass Candice Fox zusätzlich noch einen „Fall im Fall“ versteckt hat.

    Dieses Buch lebt für mich insbesondere von der Entwicklung der sehr außergewöhnlichen Charaktere. Bezeichnenderweise war mir keiner der Hauptcharaktere, mit Ausnahme von Hades, wirklich sympathisch. Weder der oftmals etwas plump und manchmal zu unbeholfen wirkende Frank Bennett (der mir zum Ende hin wenigstens ein Bisschen sympathischer wurde), noch die straighte aber sehr distanzierte und „kalte“ Eden und schon gar nicht der großkotzige und latent bedrohliche Eric. Das Stilmittel der beiden Handlungsstränge um die Entwicklung von Eden und Eric habe ich allerdings als sehr gelungen empfunden.

    Als kleines Manko habe ich es empfunden, dass ich mir in dieser Geschichte mehr vom nahmensgebenden „Hades“ gewünscht hätte. Dieser kam mir im Ganzen betrachtet doch leider deutlich zu kurz.


    FAZIT:
    Eine ungewöhnliche Mischung aus Charakterstudie und Krimi mit extrem außergewöhnlichen Charakteren und einem Spannenden „Fall“ mit grausamer, aber nicht unrealistischer Grundidee.
    Mörderische Wahrheiten Mörderische Wahrheiten (Buch)
    16.06.2016

    Ein spannender und Temporeicher Wien-Krimi

    Zum Inhalt:
    Vor 30 Jahren wurde Wien von einer brutalen Mordserie erschüttert. Der charmante und charismatische Kinderarzt Alfred Riedl hatte mehrere Teenager brutal ermordet und deren Leichen stets in gelben T-Shirts, Shorts und mit rosa lackierten Fingernägeln an verschiedenen Orten in Wien abgelegt. Kurz nach seinem Tod in der Haftanstalt wird in Wien erneut eine Mädchenleiche aufgefunden, bekleidet mit einem gelben T-Shirt, einer Shorts und mit rosa lackierten Fingernägeln. Die einzige fremde DNA, die an der Leiche sichergestellt werden kann, ist die des verstorbenen Dr. Riedls…


    Meine Meinung:

    „Mörderische Wahrheiten“ ist der zweite „Carlotta Fiore“-Krimi der österreichischen Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Theresa Prammer. Der erste Band, „Wiener Totenlieder“, wurde mit dem „Leo-Perutz-Preis 2015“ der Stadt Wien ausgezeichnet und lebte insbesondere von der sehr gelungenen Atmosphäre an der berühmten Wiener Oper, die die Autorin als erfahrene Schauspielerin sehr gut in ihrem ersten Krimi transportieren konnte. Obgleich es in „Mörderische Wahrheiten“ mehrere personelle Anknüpfungspunkte zum ersten Band gibt, kann man das Buch m. E. auch ohne Vorkenntnisse lesen und genießen, da die Autorin ein paar wohl dosierte Rückblicke und Erklärungen eingestreut hat. Mehr Spaß macht es aber sicherlich, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

    Der zweite Fall musste sich nun also ohne die besondere „Opern-Atmosphäre“ beweisen, da die Wiener Oper diesmal nur einen kleinen „Gastauftritt“ am Rande hat. Die zweite große Stärke des ersten Krimis hat Theresa Prammer allerdings auch bei „Mörderische Wahrheiten“ beibehalten: Die sehr gelungenen Charaktere. Mit Carlotta Fiore hat sie eine eher außergewöhnliche Protagonistin erschaffen, die sich selbst und ihrem Glück oftmals doch sehr im Weg steht. Durch die ungewöhnliche aber nicht unglaubwürdige Vergangenheit Carlottas werden ihre verschrobene Persönlichkeit und ihr oftmals unbeholfenes Verhalten anderen Menschen gegenüber nachvollziehbar und realistisch. Das beste Beispiel hierfür ist sicherlich die gegen Ende des ersten Bandes aufkeimende Beziehung zu Hannes Fischer, die gleich in Band zwei in schweres Fahrwasser gerät und im weiteren Verlauf auf mehr als nur eine Härteprobe gestellt wird. Meine persönlichen Lieblingscharaktere sind und bleiben aber die erfrischend quirlige 13jährige Fanny und der durch-und-durch sympathische Konrad Fürst, die wir beide schon aus Band eins kennen.

    Die Story, die Theresa Prammer entwickelt hat, nimmt sehr schnell an Fahrt auf und bleibt über die gesamte Länge des Buches (rd. 500 Seiten) hinweg temporeich und spannend. Wie es sich für einen guten Krimi gehört, präsentiert Frau Prammer gleich mehrere, sehr unterschiedliche potenzielle Verdächtige, ohne dass ich zwischendurch den Überblick über die neuen Charaktere verloren hätte. Da gibt es z.B. den erfolgreichen Schönheitschirurgen, den verkorksten trockenen Alkoholiker, die von Selbstzweifeln zerfressene Szene-Wirtin oder auch den chauvinistischen Chefarzt. Ich konnte bis zum Schluss mit den Ermittlern miträtseln und doch keine wirklich belastbare Theorie entwickeln. Die Auflösung, die zum – wirklich spannenden und actionreichen – Finale präsentiert wurde, war insgesamt überraschend, nachvollziehbar und für mich in sich rund. Ein besonders geschickter Schachzug war hierbei das Spiel mit Konrad Fürst Erinnerungsvermögen, was mir sehr gut gefallen hat!

    Neben der eigentlichen Story bleibt es aber auch um die Beziehung zwischen Carlotta und Hannes das ganze Buch über spannend. Auch diese Frage löst Theresa Prammer erst ganz zum Schluss auf, ebenso wie das besondere Beziehungs-Thema zwischen Carlotta und Konrad. In sofern ist dieser Krimi gleich in dreifacher Hinsicht spannend. Sehr gut gemacht, Frau Prammer!


    FAZIT:
    Ein durch und durch überzeugender, spannender und überaus temporeicher Wien-Krimi mit tollen Charakteren. Absolute Leseempfehlung!
    501 bis 525 von 633 Rezensionen
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