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    smartie11 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 09. Oktober 2012
    "Hilfreich"-Bewertungen: 64
    642 Rezensionen
    WW - Genial saisonal!

    WW - Genial saisonal! (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    10.12.2019

    60 sehr abwechslungsreiche und pfiffige Rezepte – nicht nur für Diät-willige

    Meine Meinung:
    Das Kochbuch verspricht schon auf dem Titel „leckere Rezepte für jede Jahreszeit“ – und hält dieses Versprechen meiner Meinung nach! Nach einem kurzen redaktionellen Teil mit Vorstellung von Andi Schweiger (Sterne- und TV-Koch) und zweiseitiger Erläuterung des zugrundeliegenden WeightWatcher-Konzepts der Zero- & SmartPoints startet auch schon der Rezeptteil, der nach den vier Jahreszeiten gegliedert ist, welche jeweils eine eigene kleine stimmungsvolle Einleitung bekommen haben.

    Zu jedem Rezept finden sich neben einer ganzseitigen, geschmackvoll inszenierten Fotografie eigentlich alle Angaben, die man sich in einem Kochbuch so wünschen kann: Personenzahl, Zubereitungs- & Garzeit, kJ- & kcal-Werte, Smartpoint-Wert pro Portion und über praktische Piktogramme gibt es eine Kennzeichnung der vegetarischen, veganen, glutenfreien, laktosefreien und / oder nussfreien Rezepte. Die Schritt-für-Schritt Zubereitungsanleitungen sind leicht verständlich, bei ausgewählten Rezepten gibt es sogar einen QR-Code, der ins Internet zum passenden Zubereitungs-Video mit Andi Schweiger führt! Lediglich die Tatsache, dass die teilweise recht langen Zutatenlisten (bis zu 23 Zutaten) nicht untergliedert sind (z.B. nach „für die Sauce“…), fand ich nicht ganz so praktisch. Teilweise kommen sogar noch „Facts“ und Tipps hinzu, was z.B. die Haltbarkeit anbelangt oder wie man das Rezept variieren kann. In Summe eine runde Sache, mit der es sich hervorragend arbeiten lässt!

    Die insgesamt rund 60 Rezepte sind sehr abwechslungsreich und entsprechen so gar nicht den typischen „Diät-Klischees“. Durch die Einteilung nach Jahreszeiten kann man hier wunderbar saisonal kochen und die meisten Zutaten lassen sich problemlos beschaffen, auch wenn vereinzelt durchaus Außergewöhnliches mit dabei ist (z.B. Borretschblüten, geriebene Tonkabohnen oder Ras el-Hanout). Das Repertoire reicht von pfiffigen Salaten über schöne Suppen (z.B. „Gartenkräutersuppe mit Hafermilch“), sehr schnell zuzubereitende Hauptgericht (z.B. die „Gegrillte Putenbrust mit Spargelpfanne“), extravagante Speisen (wie etwa das „Jakobsmuschelcarpaccio mit Grisini“ oder auch die „Entenbrust mit Schwarzwurzel-Kartoffel-Puffer“) bis hin zu einigen süßen Leckereien, die ich mir in einem WW-Kochbuch gar nicht erhofft hätte. Sei es das schnell zubereitete „Joghurt-Limetten-Eis mit Rhabarberkompott“ (nur 124 kcal pro Portion!), die verführerische „Tarte Tatin mit Roggenboden“ oder die fix zusammengerührte „Salbei-Crème-Brúlée“ – hier kann man ganz ohne schlechtes Gewissen schlemmen. In manchen Rezepten „verstecken“ sich auch tolle Beilagen, die man prima für viele andere Gerichte nutzen kann, wie etwa der leckere „orientalische Ofenkürbis“ (S. 100) oder auch das „Kürbisstampf“ von Seite 112.

    Inzwischen habe ich schon einige Rezepte selbst ausprobiert und war von den Ergebnissen durchweg begeistert. Und der Familie hat es auch geschmeckt – was will man mehr?

    FAZIT:
    Lecker, abwechslungsreich & einfach nachzukochen – eine echte Bereicherung für die Küche!
    Die Weihnachtsgeschwister

    Alexa Hennig Von Lange
    Die Weihnachtsgeschwister (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    10.12.2019

    Eine Weihnachtsgeschichte der etwas anderen Art – modern und voller Gefühle

    „Es schneite. Dicke, wattige Schneeflocken. Unendlich viele weiße, zarte Fladen kamen geradewegs aus dem milchigblauen Himmel heruntergesegelt. Fröhlich. Unabhängig. Heiter. Frei.“ (S. 9 - der Beginn dieser Geschichte)

    Meine Meinung:
    Friede, Freude, Eierkuchen zur Weihnachtszeit. Das ist in der Realität meist reines Wunschdenken, denn wenn die Familie aus allen Himmelsrichtungen zum Feste geballt aufeinandertrifft, sind Reiberein und Zänkereien meist vorprogrammiert. Mit einem solchen Plot beschert uns Bestsellerautorin Alexa Hennig von Lange eine moderne Weihnachtsgeschichte der besonderen Art. Einen Tag vor Heiligabend treffen die drei ungleichen Geschwister Tamara, Elisabeth und Ingmar mit ihren Familien bei ihren Eltern ein. Schnell explodiert die Stimmung und insbesondere bei Tamaras oft bitterbösen Kommentaren, die ein ums andere Mal die Grenzen überschreiten, ist beim Lesen schon fast Fremdschämen angesagt.

    Trotz aller Streitereien ist dies aber eine Geschichte der leisen Töne. Eine Geschichte, bei der uns die Autorin einen tiefen Einblick in das Seelenleben ihrer Charaktere gewährt. Da ist zum einen die vorlaute, über-selbstbewusste Tamara, deren Ehe mit Quirin im Alltagstrott steckengeblieben und in der Elternverantwortung erstickt ist. So trauert sie alten Zeiten und längst verlorener Geborgenheit hinterher – und muss sich doch schmerzhaft eingestehen, dass sich die Welt weitergedreht, die Zeit verändert hat. Ihre kleine Schwester Elisabeth ist beruflich erfolgreich, dafür doppelt geschieden, hat zwei Kinder von zwei Männern – und mit Holger schon wieder einen neuen Mann an ihrer Seite, dem Tamara dann gleich auch schöne Augen macht. Komplettiert wird das Geschwistertrio vom kleinen Bruder Ingmar, der zusammen mit seiner Frau Siri (echt jetzt, Alexa, Siri?) überkorrekt bis borniert daherkommt und sich als Weltenretter sieht. So unterschiedlich die drei Geschwister auch sein mögen, haben sie doch etwas gemein, was ihnen selbst gar nicht bewusst ist: Sie alle haben die Leichtigkeit der Kindheit verloren – und die damals unzerstörbare Bindung zueinander.

    Alexa Hennig von Lange zeigt mit dieser Geschichte auf, dass der äußere Schein oftmals gar nichts mit dem wahren Gefühlsleben der Menschen zu tun hat. Dass Streitereien, die oberflächlich auf Missgunst und Eifersucht beruhen, doch auch ein Ruf nach Hilfe, ein tief verborgener Wunsch nach Harmonie sein können. Ein Ausdruck verlorener Lebensziele und uneingestandener Wahrheiten. Es ist faszinierend und erschütternd zugleich zu lesen, wie sehr hier Selbst- und Fremdbild der Charaktere auseinanderklaffen in dieser „typisch dysfunktionalen“ Familie. Dabei gelingt es der Autorin ein ums andere Mal ganz hervorragend, die Leser*innen mit kleinen, symbolträchtigen Alltagsparabeln zum Nachdenken zu bringen („Lebenszeit in Tupperdosen packen“ – S. 10). So ist diese Geschichte ein Plädoyer dafür, innezuhalten, hinter die Kulissen zu schauen und auch in sich selbst hineinzuhorchen. Ein Aufruf für mehr Miteinander, mehr Menschlichkeit („Wir sind alle Menschen, in uns allen schlägt ein gutes Herz. Wir haben alle Gefühle. – Warum nur verhielten sich dann die meisten nicht so?“ - S. 64). So hinterlässt diese Geschichte trotz aller Streitigkeiten am Ende doch ein wohliges Gefühl im Bauch – und lässt mich kurz besinnen auf das, was wirklich zählt im Leben.

    Das Einzige, was ich mich gefragt habe, ist, warum man dieses kleine, aber feine und liebevoll produzierte Buch in einer derart kleinen Schriftgröße gedruckt hat. Eine etwas größere Schrift und dafür ein paar mehr Seiten hätten dem Buch sicher nicht geschadet.

    FAZIT:
    Eine kleine, aber feine Familiengeschichte auf 143 Seiten, die zum Innehalten und Nachdenken anregt.
    Der Lehrmeister

    Der Lehrmeister (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    06.12.2019

    Eine meisterhaft erzählte Fortsetzung voller Spannung, Intrigen, Überraschungen und atmosphärischem Zeitgeist

    „Wer mir die Hand reicht, den ziehe ich unter die Erde. Früher oder später. Irgendwann klopfe ich auch an deine Türe, Johann.“ (S. 44)

    Meine Meinung:
    „Der Lehrmeister“ ist die Fortsetzung des sehr empfehlenswerten Romans „Der Spielmann“, in dem Bestsellerautor Oliver Pötzsch einer der wohl geheimnisvollsten Personen der deutschen Geschichte, Doktor Johann Georg Faust(us) (geboren vermutlich 1478), ein eigenes Denkmal gesetzt hat. Die Ereignisse knüpfen an Band 1 an und ich würde niemandem empfehlen, den „Lehrmeister“ zu lesen, ohne den „Spielmann“ zu kennen.

    Mittlerweile scheint Faust von einer rätselhaften Krankheit befallen zu sein, die ihn immer mehr zu einem Schatten seiner selbst werden lässt. Gleichzeitig hat der Papst persönlich, Medici-Sprössling Leo X, seinen Gesandten Viktor von Lahnstein geschickt, um Faust nach Rom zu schaffen. In einer spektakulären Aktion entkommen Faust, seine Tochter Greta und sein getreuer Adlatus Karl Lahnstein, denn Faust fürchtet, dass ihm in Rom der Prozess gemacht werden soll. Daraufhin entspinnt sich eine Odyssee quer durch das Europa des 16. Jahrhunderts, auf der es mehr als einmal brandgefährlich, sehr düster und oft sehr knapp für Faust und seine Gefährten wird.

    Wie schon in Band eins hat mich auch dieses Buch wieder sofort tief in seinen Bann gezogen. Auch diesmal gelingt es Autor Oliver Pötsch scheinbar ganz mühelos, eine unglaublich spannende und immer wieder überraschende Geschichte mit einem faszinierenden und extrem atmosphärischen Bild der damaligen Zeit zu kombinieren, in der die Menschheit zwischen dem dunklen Mittelalter und der aufkeimenden Neuzeit steht. So begegnen einem als Leser auch in diesem Buch wieder allerhand Namen bedeutender Zeitgenossen, wie etwa Martin Luther, Raffaello Santi, Heinrich dem VIII, Franz I oder auch Leonardo da Vinci, dem in diesem Buch sogar eine tragende Rolle zukommt! Pötzsch hat sich also einen extrem faszinierenden Protagonisten in einer sehr spannenden Zeit ausgesucht! Dazu kommt ein sehr geschicktes Händchen für geheimnisvolle und mythenumwobene Schauplätze.

    Erneut war ich begeistert davon, wie Oliver Pötzsch historisch belegte Fakten mit Fiktion verknüpft und mit Mystery-Elementen versieht. Waren in Band 1 die Mystery-Elemente nur geschickt angedeutet, sind diese nun nicht mehr „wegzudiskutieren“ – was mir persönlich aber sehr gut gefallen hat und einen runden Bogen über die Geschichte schlägt. Zum Ende krönt die Geschichte ein wahrhaft infernales Setting und Faust läuft einmal mehr zu Höchstform auf.

    Neben dieser unglaublich bewegten und fesselnden Lebensgeschichte besticht dieses Buch aber auch durch seine liebevolle Gestaltung mit Lesebändchen und farbigen Karten auf den Umschlaginnenseiten (vorne Europa mit den wesentlichen Handlungsorten und hinten eine Karte Roms) sowie insbesondere durch den wunderbaren Schreibstil des Autors, der sich mitunter einer ausgefallenen Wortwahl bedient (z.B. gravitätische Bewegungen) und es immer wieder schafft, die Atmosphäre mit treffenden Worten zu transportieren und – oft sehr düstere – Bilder im Kopf entstehen zu lassen („Das Unheimlichste aber waren seine Augen, sie waren schwarze Löcher, uralte, tiefe Krater, auf deren Grund das Böse schimmerte wie eine ölige Pfütze.“ - S. 164).

    Ein wahres Lesevergnügen, vielen Dank, Oliver Pötzsch!

    FAZIT:
    Anders als Shakespeare hat Oliver Pötzsch es geschafft, eine fantastische Fortsetzung zu „Faust 1“ zu schreiben!
    Draußen

    Draußen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    06.12.2019

    Spannend, geheimnisvoll und mit düsterer Grundstimmung – ein gelungener Thrillerauftakt für K&K!

    „Von jetzt an wird alles anders. Es hat begonnen.“ (ebook, S. 90)

    Meine Meinung:
    Die Bücher von Volker Klüpfel und Michael Kobr kannte man bislang ja „nur“ mit Humor – und diese Bücher liebe ich, egal ob es die schrullige „Klufti“-Reihe ist oder auch die wunderbare 80er-Jahre-Hommage „In der ersten Reihe sieht man Meer“. Mit „Draussen“ beweisen die beiden Bestsellerautoren nun, dass sie auch harte Thriller können – ganz ohne Humor!

    Das Setting, das sich die beiden für ihr „Erstlingswerk“ erdacht haben, ist durchaus ungewöhnlich: Ein Mann, Stephan, und zwei Teenager, die 17jährige Cayenne und ihr 15jähriger Bruder Joshua, leben abseits der Gesellschaft auf einem Campingplatz, trainieren Selbstverteidigung und Survival, schlagen sich immer wieder in die Wälder, um dort unterzutauchen und zu leben. Schnell wird klar, dass es hier um ein weit zurückreichendes Geheimnis gehen muss. Doch was dieses Geheimnis wohl ist, und warum es dazu geführt hat, dass diese drei ein nahezu „unsichtbares Leben“ voller Entbehrungen führen müssen – darüber lassen uns die Autoren sehr, sehr lange Zeit im Dunkeln. Auch der zweite mysteriöse Handlungsstrang, der von Etienne, einem Soldaten der französischen Fremdenlegion erzählt wird, bietet zunächst keinerlei Ansatzpunkte für Ideen oder Theorien, ist aber sehr spannend zu lesen.

    Neben dieser paranoiden und düsteren Grundstimmung sorgen ein Überfall und ein kaltblütiger Mord schon früh im Buch für waschechte Thrillerspannung. So umkreist diese Geschichte das geheimnisvolle Rätsel und die Autoren führen bis zur Mitte des Buches immer wieder neue, sehr kantige und besondere Charaktere neu ein. Dies alles sorgt dafür, dass man als Leser Seite für Seite immer tiefer in den Sog dieser Geschichte gerät und unbedingt des Rätsels Auflösung herausfinden möchte. Am Ende fügt sich alles in einem dramatischen wie actionreichen Finale nahtlos zusammen, gipfelt die Story an einem ausgefallenen und extrem atmosphärischen Schauplatz. Doch bis dahin erwarten uns Leser mehr als eine unvorhersehbare Wendung und die Charaktere so manche böse Überraschung.

    Ein absolut überzeugendes Thriller-Debut in einem ungewöhnlichen Setting und mit sehr starken Charakteren, von denen mit die toughe Cayenne während des Lesens am meisten ans Herz gewachsen ist. Und ja, der gute alte Kluftinger findet an einer Stelle auch seine Erwähnung! ;-)

    FAZIT:
    Hart, düster und immer wieder überraschend – ein durch und durch überzeugender Thriller, auch ganz ohne den K&K-Humor!
    Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod

    Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    05.12.2019

    Ein Flugzeugabsturz, eine Flucht durch die Wildnis und ein dunkles Geheimnis – ein spannender Thriller!

    „Denk nicht an die Blutergüsse an deinen Beinen. Denk nicht an die Schnittwunden an deinen Hüften. Denk nicht an den schiefen kleinen Finger, der sich bedenklich blau färbt. Denk nicht an das Blut auf deinem weißen Kleid, deinem Bauch, deinen Oberschenkeln. Denk gar nicht nach. Beweg dich.“ (S. 8)

    Meine Meinung:
    Schon die Kurzbeschreibung hat mich extrem angesprochen und auch der Beginn des Buches hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Wir steigen in die Geschichte ein, als die 31jährige Allison Carpenter nach dem Absturz in der unwegsamen Wildnis der Rocky Mountains wieder zu sich kommt – und der Überzeugung ist, dass sie gejagt wird. Das nenne ich mal einen spannenden Auftakt! In einem parallelen zweiten Handlungsstrang erhält Allisons Mutter Maggie, die zuvor zwei Jahre keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter gehabt hat, die Nachricht vom Flugzeugabsturz. Doch die Allison aus den Nachrichten hat anscheinend so gar keine Ähnlichkeit mit ihrer Tochter „Ally“. Zurecht fragt sich Maggie, was um alles in der Welt mit Allison in diesen beiden Jahren passiert ist – und so beginnt sie eine Spurensuche, die auch für sie gefährlich werden soll…

    Jessica Barry spielt in diesem Thriller ganz bewusst mit dem Fehlen von Informationen. Erst nach und nach, Stück für Stück setzt sich das Bild zusammen, wer Allison wirklich ist, was sie in den vergangenen zwei Jahren erlebt hat und was letztendlich zu dem verhängnisvollen Flugzeugabsturz geführt hat. Gekonnt nutzt die Autorin dabei auch das Element der Paranoia, die sich im Verlauf der Geschichte immer weiter steigert. Nicht nur Ally und Maggie wissen irgendwann nicht mehr, wem sie überhaupt noch trauen können und wer hier welche Rolle spielt, denn uns als Lesern ergeht es ganz genauso. Hinter nahezu jedem Charakter vermutet man eine böse Absicht, hinter jeder noch so kleinen Geste eine hinterlistige Intention. Das sorgt für Spannung und ein latent ungutes Bauchgefühl, dass den Leser von Seite zu Seite durch diesen außergewöhnlichen Thriller trägt, bis zum sehr überraschenden, actionreichen und dramatischen Finale.

    Sehr gut gefallen haben mir dabei die unnachgiebige Akribie Maggies bei ihrer Suche nach Antworten und die Odyssee Allys in der weiten Wildnis der Bergwälder, welche eindringlich, manchmal regelrecht albtraumhaft beschrieben ist. Stellenweise habe ich mich beim Lesen sogar gefragt, ob Allys Beschreibungen echt sind oder doch „nur“ Halluzinationen und Tagträume, wie im Fieberwahn. Hier blitzt auch immer wieder ein dazu passender und wunderbar bildlicher Schreibstil auf („Die Zeit war dick und zähflüssig geworden“ (S. 138).

    Eine insgesamt sehr fesselnde und überzeugende Story, die von der latenten Paranoia und immer neuen Überraschungen lebt. Gewünscht hätte ich mir nur einen etwas breiteren Raum von Allys Erlebnissen und Nöten in der Wildnis sowie Zeitangaben vor den Kapiteln (z.B. „Tag 1“,…), um die zeitliche Entwicklung besser einschätzen zu können.

    FAZIT:
    Eine spannende Verfolgungsjagd, eine akribische Spurensuche und ein dunkles Geheimnis. Hier ist Spannung garantiert!
    Achtsamkeit und gestörter Schlaf

    Claus Derra
    Achtsamkeit und gestörter Schlaf (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    05.12.2019

    Ein empfehlenswerter und fundierter Überblick über die Themen Achtsamkeit, Schlaf und Schlafstörungen

    „Wenn Achtsamkeit längere Zeit praktiziert wird, stellt sich ein veränderter Bewusstseinszustand ein, der entspannten Wach- und leichten Schlafphasen ähnlich ist. Obwohl die Achtsamkeitspraxis nicht das Einschlafen zum Ziel hat, kann sie auf den Schlaf vorbereiten und physiologisch in den Schlaf hineinführen.“

    Meine Meinung:
    In diesem Buch geht es um „gestörten Schlaf“, den die Autor*innen (im Folgenden benutze ich den Begriff Autoren für alle Geschlechter) auf „nächtliches Wachsein und fehlende Erholung“ beziehen und sich damit an Leser*innen (s.o.) wenden, die Probleme mit dem Einschlafen und / oder Durchschlafen haben. Ihre Ausgangsfrage ist dabei, ob „Achtsamkeit“ bei gestörtem Schlaf helfen kann.

    Die Autoren nähern sich dabei systematisch dem Begriff und dem Phänomen Schlaf. Wissenschaftlich fundiert, und doch in leicht verständlicher Weise erklären sie ihren Lesern z.B. warum wir schlafen, welches die Grundlagen von Schlaf sind und welche Prozesse sich dabei im Körper abspielen. Sie zeigen auf, welche Arten von Schlafstörungen es gibt und woraus diese resultieren könnten. Immer wieder werden interessante Fakten aus Wissenschaft und Studien betrachtet (z.B. zur Entdeckung der Zellrhythmik, die mit dem Nobelpreis 2017 prämiert wurde oder über den übergeordneten Zeitgeber im Gehirn, den sogenannten „Nucleus Suprachiasmaticus“), von denen mir Vieles neu war. Schnell wird aber auch deutlich, dass der Schlaf ein hochkomplexes „Phänomen“ ist und dass bei Problemen eine eindeutige Bestimmung von Ursachen nicht immer möglich ist.

    Dennoch geben sie umfangreiche Tipps und Anregungen, um den eigenen Schlaf zu verbessern. Es geht beispielsweise um eine ganzheitliche Anamnese, um Strategien der Stressbewältigung und selbstverständlich auch um die titelgebende „Achtsamkeit“. Aber auch Themen wie Medikamentation, Selbsthypnose und Co. werden sachlich erläutert. Dem Thema „Schlaf und Partnerschaft“ haben die Autoren sogar ein eigenes Kapitel gewidmet. In diesem Buch findet sich ein regelrechter „Werkzeugkoffer“ an möglichen Hilfsmitteln, die bei gestörtem Schlaf Abhilfe leisten können. Ich schätze, dass hier für jeden etwas Passendes dabei sein dürfte, wenn man offen ist, Neues auszuprobieren.

    Sehr gut gefallen haben mir auch die dazugehörigen Audiotracks (im Buch als CD / beim ebook als Download), mit Hilfe derer man ganz gezielt einige Übungen dieses Buches selbst ausprobieren kann. Abgerundet wird dieser Ratgeber durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis sowie eine weiterführende Linksammlung.

    FAZIT:
    Wer sich mit dem Thema Schlafstörungen beschäftigt, findet hier einen fundierten, runden und gut verständlichen Überblick über dieses komplexe Thema.
    Game of Thrones - Die Storyboards

    Michael Kogge
    Game of Thrones - Die Storyboards (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.11.2019

    Ein Kleinod für jeden wahren GoT-Fan

    „Wenn die Storyboards andere in die Geschichte emotional hineinziehen und helfen, die Szene auf dem Bildschirm stärker zu machen, dann hast du das Gefühl, als Künstler dein Ziel erreicht zu haben.“ William Simpson (S. 7)

    Meine Meinung:
    Allein schon der erste Eindruck ist absolut imponierend: ein Hardcover im A4-Format mit Schuber, ein edles Hochglanz-Print eines Weißen Wanderers auf dem Cover, auf der Rückseite ein cooles, stilisiertes Drachen-Glanzprint. Rund 320 Seiten stark und gut ein Kilo schwer. Hier merkt man sofort, dass man ein ganz besonderes Kleinod in den Händen hält!

    Aber nicht nur die Aufmachung ist bemerkenswert, sondern auch das „Innenleben“. Es beginnt mit einer kurzen Einleitung des Nordiren William Simpson, dem Comiczeichner und leitenden Storyboard-Artist von GoT. Direkt danach steigen wir dann auch schon ein in sein (bis dato) wohl bedeutendstes Werk. Aufgebaut ist das Buch wie ein Episodenguide. Zu den Staffeln 1 – 7 gibt es jeweils eine prägnante Einleitung inkl. persönlicher Eindrücke von Simpson und im Folgenden jeweils Auszüge aus den Original-Storyboards zu jeder Episode. Dabei nehmen die einzelnen Episoden einen Raum von einer Seite bis hin zu 26 Seiten (!) ein, wobei meist mehrere Szenen aus der betreffenden Episode zu bewundern sind. Dazu kommen kurze Kommentare zum Inhalt der Szenen / Episoden und von Zeit zu Zeit auch passende Zitate aus dem Film. Die einzelnen Szenen selbst muten wie ein s/w-Comic oder eine Graphic Novel an – und auf vielen Bildern kann man als GoT-Fan auch die einzelnen Charaktere durchaus wiedererkennen.

    Fasziniert habe ich von Seite zu Seite geblättert und bin dabei wieder ganz tief in das GoT-Feeling versunken. Stellenweise haben sich die Storyboard-Szenen dabei vor meinem geistigen Auge zu den passenden Szenen aus der Serie weiterentwickelt. Es ist wahrlich ein wunderbarer Einblick in das gewaltige Artwork, dass dieser Jahrhundert-Serie zugrunde gelegen hat. Die begleitenden Texte sind dabei sehr informativ, da man z.B. erfährt, dass die Storyboards durchaus auch Einfluss auf die Regie genommen haben und dass Storyboards nicht immer den gleichen Umfang pro Episode haben (bei „Schwarzwasser“ waren es z.B. extrem viele, während andere Episoden „lediglich eine Ansammlung kleinerer Skizzen“ waren - S. 183).

    Aus meiner Sicht gibt es bei diesem Buch nur einen einzigen, kleinen Wehrmutstropfen: Es geht nur bis Staffel 7 – die finale Staffel 8 fehlt also leider. Vielleicht eine Chance für die zweite Auflage?

    FAZIT:
    Ein absolutes „must have“ für alle GoT-Fans. Das Weihnachtsfest naht!
    Rachs Rezepte für jeden Tag

    Rachs Rezepte für jeden Tag (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.11.2019

    Kreative und abwechslungsreiche Küche für alle Anlässe

    „Kochen ist einfach und macht Spaß! Und wenn man es kann, dann muss es auch nicht viel kosten!“ (S. 7)

    Meine Meinung
    Sterne-Koch Christian Rach dürfte vielen wohl allein schon durch seine Sendung „Rach, der Restauranttester“ bekannt sein. Mit „Rachs Rezepte für jeden Tag“ hat er nun ein neues Kochbuch veröffentlicht (240 Seiten / Hardcover), in dem er raffinierte Rezepte (nicht nur) für den Alltag präsentiert. Nach einem kurzen redaktionellen Teil, der eher der Einstimmung als der Wissensvermittlung dient, startet der Rezeptteil bereits ab Seite 14. Die insgesamt 110 Rezepte sind dabei in die folgenden Kategorien unterteilt, denen jeweils eine kurze Einleitung vorangestellt ist:
    • Salate – 10 Rezepte (z.B. Mangoldsalat mit Hähnchen, Sesam und Erdnusssauce, S. 21)
    • Suppen & Eintöpfe – 10 Rezepte (inkl. einer „original“ Französischen Zwiebelsuppe mit Käsecroutons – S. 39)
    • Gemüse – 16 Rezepte (sehr lecker: Frühlingsgemüse á la Crème – S. 59)
    • Ofengerichte – 12 Rezepte (wie etwa die Blumenkohl-Mangold-Frittata – S. 99)
    • Nudeln und Reis – 12 Rezepte (Tipp: Rigatoni mit vegetarischer Bolognese – S. 118)
    • Fisch und Meeresfrüchte – 10 Rezepte (extravagant: Garnelen-Koriander-Pfannkuchen mit Spinatsalat – S. 146)
    • Geflügel und Fleisch – 13 Rezepte (z.B. Saté-Spieße mit Linsengemüse im Kokossud – S. 169)
    • Süßes und Desserts – 10 Rezepte (wie etwa die wunderbare Apfel-Tarte Tatin – S. 196)
    • Grundrezepte – 17 tolle Rezepte, die man immer wieder gebrauchen kann (von absoluten Klassikern wie Gemüse-, Hühner- und Rinderbrühe über Mayonnaise – auch vegan – bis hin zu Teriyaki-Sauce und tollen Ölen)

    Insgesamt finden sich hier sehr viele, abwechslungsreiche und oftmals pfiffige Rezepte, teilweise auch mit internationalem Touch, wie z.B. bei der „Misosuppe mit Pak Choi“ (S. 40) oder auch der israelischen „Schakschuka“ (S. 70). Viele Rezepte bieten für meinen Geschmack eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination von Zutaten und „Aromaten“ (wie Rach die Zutaten nennt, die für besondere Würze und Geschmack sorgen), Kombinationen, auf die ich selbst wohl nie gekommen wäre, die aber wunderbar harmonieren und funktionieren, wie z.B. der „Kartoffel-Linsen-Salat mit Räucherforelle“ (S. 31). Hier finden sich Rezepte für jeden Geschmack und jeden Anlass. Teilweise finden sich bei den Rezepten auch tolle Beilagen zu anderen Gerichten, wie etwa die „Gebackene Wurzeln mit Hummus“ (S. 108).

    Bei den Rezepten finden sich die üblichen Angaben: Zubereitungszeiten, Energiewerte, Personenzahl, Zutatenliste und Schritt-für-Schritt-Anleitung (gut verständlich und nachkochbar). Dazu gibt es noch bei manchen Rezepten noch „Rachs Profi-Tipp“ (etwa zum „Aufpeppen“ der Mayo mit Zitronenschale, Senf und Knoblauch). Sehr schön finde ich es, dass im Rezeptregister die vegetarischen Rezepte (sehr viele!) grün gekennzeichnet sind.

    FAZIT:
    Eine bunte Mischung nicht alltäglicher Rezepte – pfiffig, verständlich erklärt und gut nachkochbar.
    Die besten Weihnachtskekse

    Johanna Aust
    Die besten Weihnachtskekse (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.11.2019

    Dieses Buch hält, was der Name verspricht – ein wunderbares Weihnachtsbackbuch

    „Weihnachten ist eine ganz und gar zauberhafte Zeit. Alles wird ein bisschen ruhiger, langsamer. Sanfte Schneeflocken, die vom Himmel fallen. Eine frühe Dämmerung. Ein warmer Ofen. Leuchtende Kinderaugen. Zeit für die schönen Dinge im Leben.“ (S. 30)

    Meine Meinung:
    Schon die äußere Aufmachung versprüht ein wunderbares Vorweihnachtsgefühl: Ein bordeauxroter Leinenrücken, goldene Prägeschrift, ein Tannenzweig und goldene Sterne auf dem Cover. 280 Seiten stark ist dieses Back-Werk und beschert uns alles, was man für die vorweihnachtliche Backzeit so braucht.
    Bevor es los geht mit dem umfangreichen Rezeptschatz und nachdem uns die Autorin im persönlichen Vorwort begrüßt hat, gibt es erst mal einen kleinen Überblick über die notwendige Grundausstattung, von der das Allermeiste in jeder ordentlich ausgestatteten Küche vorhanden sein dürfte. Es folgen Tipps zur guten Vorbereitung (z.B. wie man Nüsse röstet) und dann ein paar wertvolle Grundrezepte zu Mürbeteig, Biskuitteig und Blätterteig. Dieser kleine „Theorieteil“ schließt dann ab mit „Alles was Du wissen musst über:“ das Backen (z.B., dass die bei den Rezepten angegebene Backdauer ist immer nur ein ungefährer Richtwerk ist und man „auf Sicht backen“ soll), das Glasieren (z.B., dass Schokolade beim Schmelzen nicht zu heiß werden darf, da sich sonst z.B. die Kakaobutter absetzen kann) und die Lagerung (z.B. mit Konfitüre gefüllte Kekse erst frisch vor dem Verzehr die Konfitüre auftragen).
    Dann geht es ins „Eingemachte“, den Rezeptteil. Die über 100 Rezepte sind aufgeteilt in die folgenden Kategorien:
    • Für Klassische (Vanillekipferl, Lebkuchen & Co.)
    • Für Schokoliebhaber (inkl. Baileyskonfekt und Minzige Schokotaler)
    • Für Nussverfechter (von Mürben Walnussmonden bis Haselnuss-Nougat-Scheiben)
    • Für Kokosanhänger (z.B. Kokoskonfekt)
    • Für Fülle-Verliebte (von Kaffeekrapfen über Schoko-Punsch-Tropfen)
    • Für Extravagante (hier gibt es etwa Kastanienpralinen und Rosenblütenkipferl zu entdecken)
    • Für Spritzgebäckfans (egal ob Schwarz-Weiß-Herzen oder Mokkablüten)
    • Für Marzipanfreunde (vom Eisenbahner bis zum Orangenbusserl)
    • Für Schneeverehrer (Schneesterne, Pariser Stangen & Co.)
    • Für Fruchttiger (egal ob Zitronensterne oder Apfelbrot)
    • Für Alternative (Buchweizensterne und Dunkle Blüten mit Traubenkernmehl und viel mehr)
    • Für No-Waste-Befürworter (Mit Kokosbusserl, Walnussstangen und Co. wird alles verarbeitet)
    Wie man an dieser Aufstellung schnell merkt, bietet dieses Buch eine wirklich sehr große und abwechslungsreiche Vielfalt an Rezepten für die weihnachtliche Backstube daheim, von absoluten Klassikern (z.B. Windbusserl = Baiser / S. 224), über Ausgefallenes (z.B. Kürbiskerntütchen / S. 150 und Hanfsamenschnitten / S. 254) bis hin zu kleinen Köstlichkeiten auf Patisserie-Niveau (die aber dank der gelungenen Anleitungen hier absolut kein Hexenwerk sind), wie etwa Schoko-Punsch-Tropfen (S. 130), Baileyskrapfen (S. 136) , Carusoröllchen (S. 210) und Orangentrüffel (S. 232).

    Die Einzelnen Rezepte sind ganzseitig präsentiert, jeweils mit Angaben über die Zutaten, eine nachvollziehbare Schritt-für-Schritt-Anleitung, die zu erwartende Keksmenge sowie die Haltbarkeit. Es fehlen lediglich Angaben über die Zubereitungszeiten sowie die Energiewerte, aber wer will das bei Weihnachtskeksen schon so genau wissen… ;-)

    Selbst ausprobiert habe ich bislang die Zimtssterne (S. 56) und die Honigblätter (S. 164) und war von den Ergebnissen absolut überzeugt.

    FAZIT:
    Hier ist garantiert für jeden etwas dabei, vom Weihnachtsklassiker bis zum extravaganten Schlemmer-Praliné
    Das Floriansprinzip

    Rebecca Gablé
    Das Floriansprinzip (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    22.11.2019

    Ein solider Thriller mit einem erschreckenden und topaktuellen Grundthema

    Meine Meinung:
    Rebecca Gablé dürfte den meisten wohl eher als Autorin von tiefgründigen historischen Romanen bekannt sein, aber sie kann durchaus auch solide Thriller schreiben. „Das Floriansprinzip“ erschien erstmals 1999 und wurde nun neu aufgelegt. Auch wenn das Buch schon 20 Jahre alt ist, bleibt die Grundstory doch auch heute noch immer (leider!) topaktuell. Was als etwas bieder erscheinender Versicherungsbetrug beginnt, entpuppt sich bald als die Spitze eines Eisbergs in Sachen illegaler Giftmüllentsorgung.

    Durch einen gelungenen Kniff im Plot wird dieser Fall schnell spannend und für den Protagonisten Mark Malecki sehr persönlich. Hier wären wir auch schon bei einem – für mich – zentralen Thema dieses Thrillers: Mark Malecki! Ich habe einfach keinen rechten Zugang zu dieser Figur gefunden. Mir persönlich war er viel zu impulsiv, wenig erwachsen und auch selbst viel zu kriminell. Über all dies hätte ich gepflegt hinwegsehen können, wenn er mir denn wenigstens sympathisch gewesen wäre… war er aber nicht. Erst gegen Ende des Buches bin ich ein klitzekleines Bisschen warm mit ihm geworden, was ich als sehr schade empfunden habe.

    Die Story an sich ist ein solider Thriller, der keine wirklichen Schwächen aufweist, aber auch nicht aus der breiten Genre-Masse heraussticht. Die Geschichte hat mich durchweg gut unterhalten, stellenweise auch immer wieder regelrecht gefesselt. Dabei unterlagen Tempo und Spannung allerdings deutlichen Schwankungen – mal war es etwas langatmig (wenn es um Marks „Familienquerelen“ ging), während die Story an anderen Stellen regelrecht sprunghaft voranhetzte (was aber auch der gekürzten Version des Hörbuchs geschuldet sein könnte). Insbesondere zum Finale hin ging es dann Schlag auf Schlag – mit einer Auflösung, die so nicht vorhersehbar gewesen ist aber doch alles aufgeklärt hat.

    Die Hörbuchproduktion hat mir in Summe sehr gut gefallen, sicherlich auch, weil Simon Jäger zu meinen Lieblingssprechern gehört. Es macht einfach Spaß, ihm zuzuhören. Etwas gestört hat mich lediglich die etwas quäkige Art, die er Marks Sohn verliehen hat.

    FAZIT:
    Dieses gekürzte Hörbuch bietet rund 6 Stunden solide Unterhaltung mit Stärken und Schwächen.

    Winteraustern

    Alexander Oetker
    Winteraustern (MP3)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.11.2019

    Spannend, atmosphärisch und interessante Charaktere – ein empfehlenswertes Hörbuch

    Meine Meinung:
    „Winteraustern“ ist der dritte Fall für Alexander Oetkers französischen Commissaire Luc Verlain. Obgleich ich die beiden Vorgängerbände noch nicht kenne, hatte ich keine Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Lediglich die französischen Namen haben es mir anfangs etwas schwer gemacht, was sich im weiteren Verlauf der Geschichte aber gelegt hat.

    Der Fall führt Luc Verlain diesmal in seine alte Heimat nach dArcachon an die französische Atlantikküste, wo sein Vater über Jahrzehnte eine kleine Austernzucht betrieben hat. Ein letztes Mal möchte Luc mit seinem schwer erkrankten Vater auf das Bassin hinausfahren – doch auf dieser Fahrt geht ein Notruf ein. Ein Mann sitzt nach einem Überfall bei steigender Flut auf einer Sandbank fest – und dann finden sie auch die Leichen zweier junger Männer…

    Nach diesem Paukenschlag zu Beginn kehrt die Geschichte erst einmal in ruhigere Fahrwasser zurück. Die Vorstellung der einzelnen Charaktere, das Portraitieren der übersichtlichen, aber eingeschworenen Austernzüchtergemeinschaft und die französische Lebensart in dieser winterrauen Küstenlandschaft nehmen zunächst breiten Raum ein. Wie es zu einem guten „who dun it“-Krimi gehört, werden diverse Figuren eingeführt und allerlei zwischenmenschliche Beziehungen aufgezeigt. Wenngleich auch die Spannung hierdurch deutlich zurückgenommen ist, haben mir die winterliche Atmosphäre und das Stimmungsspiel der Charaktere sehr gut gefallen. Nach ca. 40% des Buches baut sich der Spannungsbogen sukzessive wieder auf und die Story wird zunehmend komplexer, wenn gegenseitige Beschuldigungen und Verdächtigungen immer mehr zunehmen. Für Abwechslung sorgt überdies ein „Ausflug“ nach Paris und ihre Brennpunkt-Trabantenstädte. Beharrlich und intelligent nähern sich Luc und seine Partnerin Anouk, die mir persönlich sehr gut gefallen hat, der überraschenden Lösung dieses Falls.

    Die Hörbuchproduktion hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Mit rund 7,5 Stunden bietet dieser Fall sehr gute Hör-Unterhaltung, was sicherlich auch ein Verdienst von Sprecher Frank Arnold ist. Seine Stimme ist sehr angenehm, sein Sprechtempo passend und die Stimmmodulation sorgt für Abwechslung und Lebendigkeit.

    FAZIT:
    Ein durch und durch überzeugender und sehr atmosphärischer Regionalkrimi in einer gelungenen Hörbuchproduktion.
    Russo, A: Green Witch

    Russo, A: Green Witch (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    13.11.2019

    Ein fantasiereiches Hexenabenteuer für junge Leserinnen und Leser

    „Diese fortgeschrittene Hexenkunst ist mit Vorsicht anzuwenden, da der Verzauberte sich nach drei Tagen fast vollständig zersetzt und in schwarzen Schleim verwandelt.“ (S. 209)

    Meine Meinung:
    Endlich ist Elisabeth „Lizzy“ Aurora Vermeers großer Tag gekommen – an ihrem zwölften Geburtstag entscheiden ihre Tanten, bei welcher Hexe sie in die Ausbildung geht. Nur leider entscheiden diese sich nicht für die coole Meerhexe Ava, sondern für die Kräuterhexe Camilla. Doch bei dieser wird es spannender, als Lizzy sich das in ihren kühnsten Träumen hätte vorstellen können…

    Die Geschichte startet direkt am wichtigsten Tag in Lizzys Leben, und so ist man als Leser sofort mitten drin und direkt dabei, insbesondere durch die Erzählung aus Lizzys Perspektive. Es entspinnt sich eine Geschichte, die unterhaltsam zu lesen ist und zunächst doch recht unaufgeregt verläuft. Genau wie Lizzy selbst, wird man erstmal mit dem ganzen „Hexen-Drumherum“ vertraut gemacht, besonders gut gefallen hat mir dabei Lizzys kleine Vogelspinne Rasty. Nach und nach taucht man immer weiter in die fantasievolle Hexengeschichte ein und es ereignen sich so manche merkwürden Dinge: Rätselhafte Verzauberungen und im Dunkeln herumschleichende Gestalten. Dies alles sorgt für Spannung, Unterhaltung und auch für die ein oder andere Überraschung – und am Ende für ein Finale, bei dem ich mir sehr gut Folgebände vorstellen könnte.

    Gut gefallen hat mir auch die Verankerung der Geschichte in unserer realen Welt, in der es auch ganz normale Alltagsprobleme gibt („Hätte meine Mutter beim Elternsprechtag nicht ihre positive Lichthexenenergie spielen lassen, würde jetzt ganz sicher eine fette Fünf auf meinem Zeugnis stehen.“ - S. 27). Weniger gut fand ich die Häufigkeit des Wortes „Schei*“, das in allerlei Variationen daherkommt. Gut, es passt durchaus zu einer 12jährigen, muss für meinen Geschmack aber in einem Kinder- & Jugendbuch nicht derart häufig vorkommen. Das aber nur am Rande…

    Insgesamt eine wirklich unterhaltsame und fantasievolle Geschichte, die aus meiner Sicht eher junge Leserinnen als Leser ansprechen dürfte (es gibt auch einen Liebeszauber…), obgleich es mit dem Gestaltwandler Tim auch eine Identifikationsfigur für die Jungs gibt.

    FAZIT:
    Fantasievoll, unterhaltsam und durchaus überraschend – empfehlenswerte Unterhaltung für junge Leserinnen.
    Nächte des Zorns

    Nächte des Zorns (MP3)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    12.11.2019

    Ein überzeugender Thriller mit überraschenden Wendungen und interessanten Charakteren

    Meine Meinung:
    „Nächte des Zorns“ ist nach „Vier Tage in Kabul“ bereits der zweite Thriller der schwedischen Politologin, Kriminalkommissarin und Autorin Anna Tell. Obgleich ich den ersten Band noch nicht kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden.
    Die Protagonistin, die Polizistin und Unterhändlerin Amanda Lund, ist nach der Geburt ihrer Zwillinge erst seit Kurzem wieder im Dienst, doch schon wird sie für einen nicht ungefährlichen Auftrag in den Kosovo entsendet, wo ein schwedischer Polizist spurlos verschwunden ist. Schnell wird klar, dass Amanda eine absolut toughe Frau ist, die anscheinend keinerlei Risiken scheut und ihre Ermittlungen durchaus auch im Alleingang vorantreibt. Hier sind brenzlige Situationen natürlich vorprogrammiert!
    An der Art und Weise, wie die Autorin die Arbeitsweise der Ermittlungsbehörden und die Verhältnisse vor Ort im Kosovo schildert, merkt man sehr schnell, dass Anna Tell genau weiß, worüber sie schreibt. Diese gefühlte Authentizität gefällt mir außerordentlich gut und verleiht der Geschichte eine ganz besondere, realitätsnahe Atmosphäre. Überdies weiß die Geschichte mehr als einmal mit unvorhersehbaren Wendungen zu überraschen und ich selbst hatte lange Zeit nicht die geringste Ahnung, wie die Vorkommnisse zusammenhängen und was die wirklichen Hintergründe des Tathergangs anbelangt. Für meinen Geschmack ein sehr gut ausgetüftelter und fesselnder Thriller, der mich bis zum Schluss bestens unterhalten hat und am Ende mit einer in Nachhinein nachvollziehbaren Auflösung punktet, die einen tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt.
    Erstaunlich fand ich, dass mir im Kreis der vielschichtigen Charaktere nicht die Protagonistin am besten gefallen hat, sondern eine andere Figur, der ich diese Entwicklung Anfangs überhaupt nicht zugetraut hätte. Auch hiermit hat mich die Autorin ein weiteres Mal sehr positiv überrascht!
    Die Hörbuchproduktion des Audiobuch Verlags hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Obgleich die Lesung gekürzt ist, hatte ich doch an keiner Stelle das Gefühl, dass mir etwas entgehen könnte oder dass mir Teile der Geschichte fehlen. Die Hörbuchsprecherin, Schauspielerin Svenja Pages, ist für meinen Geschmack die perfekte Besetzung. Ihre Stimme passt wunderbar zu der Vorstellung, die ich von Amanda Lund hatte, und sowohl ihr Lesetempo als auch ihre Betonung machen es sehr angenehm, ihr zuzuhören.

    FAZIT:
    Spannende Unterhaltung mit internationalem Flair und einer überraschenden Auflösung.
    Von Oma mit Liebe

    Katharina Mayer
    Von Oma mit Liebe (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    12.11.2019

    96 kulinarische Familiengeheimnisse zum Nachbacken – super!

    Meine Meinung:
    „Kuchentratsch“ ist ein soziales Münchener Start-up, bei dem Seniorinnen und Senioren leckeren „Omakuchen“ nach ihren eigenen Rezepten backen – eine moderne und zugleich traditionelle Kuchen-Manufaktur! Begonnen hat es vor ein paar Jahren mit vier Omas und Opas, heute sind über 40 rüstige Backfreudige dabei, die pro Woche ca. 450 Oma-Kuchen backen. Diese kann man in mehr als 20 Cafés in München genießen oder bequem nach Hause bestellen (ein Karottenkuchen von Oma Irmgard wurde sogar bis Dubai geliefert!).

    In diesem wunderbar gestalteten Backbuch von GU verraten nun die erfahrenen Bäckerinnen und Bäcker ihre besten Kuchen- und Tortenrezepte, so dass man die beliebtesten Backwerke nun auch zu Hause nachbacken kann. Aufgeteilt sind die knapp 100 Rezepte in die vier Kategorien „Kleine Leckerbissen“, „Lieblingskuchen für jeden Tag“, „Torten für jeden Anlass“ und „Trendig & aus aller Welt“. Zu jedem Rezept gibt es neben einer ganzseitigen Fotografie die passende Zutatenliste, Angaben über die Zubereitungs- & Backzeit sowie ggf. die zu erwartende Stückzahl und natürlich eine Schritt-für-Schritt Anleitung. Teilweise gibt es zu den Rezepten auch gleich passende Tipps und Variationen (z.B. wie man Läuterzucker / Zuckersirup herstellt). Zu einzelnen Rezepten gibt es sogar mehrseitige, bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie etwa bei „Großmutters Pariser Schokoladentorte“ (S. 132).

    Die Rezeptauswahl gefällt mir persönlich sehr gut und ist wirklich sehr vielfältig, hier ist mit Sicherheit für jeden Geschmack und jeden Anlass etwas dabei. Von Klassikern, wie etwa Spritzgebäck von Oma Anni oder Marmorkuchen von Oma Irmgard (der durch Zitrone und einen Schuss Rum eine ganz eigene Note bekommt), über internationale Rezepte wie z.B. „Irischen Applepie“ von Oma Kate oder auch Himbeermacarons von Oma Milena bis hin zu exklusiven und beeindruckenden Backkunstwerken für die Festtafel, wie etwa die „Torte Himbeerli mit Lemon Curd“ von Oma Anni oder auch die „Erdbeer-Minze-Torte“ von Oma Irmgard. Selbst mehrere glutenfreie Rezepte finden sich hier (z.B. die „Glutenfreie Heidelbeer-Quarktorte“ von Oma Mona), und mit ihrem „Veganen Rote-Bete-Schokokuchen“ beweist Oma Paula echtes Trendgespür. Und wenn es mal etwas ganz Besonderes zum Verschenken sein soll, findet man hier mit Rezepten wie „Rosen-Florentiner mit Cranberries“ von Oma Heidi oder den „Chai-Latte-Pralinen“ von Oma Margit passende Inspirationen.

    Entsprechend des Gleichstellungsgedankens möchte ich explizit noch darauf hinweisen, dass es hier bei den „Omakuchen“ auch ein paar wirklich schöne Rezepte von Opa Günther gibt, der hier die Ehre der „Backopas“ mit „Torta al Cioccolato“ und einem „Glutenfreien Mandelkuchen“ hoch hält!

    Bislang habe ich zwei Rezepte selbst ausprobiert (den „Zwetschgenkuchen mit Sauerrahm“ von Oma Anni und das „Bananenbrot“ von Oma Barabara – schnell zusammengemixt und auch toll fürs Sonntagsfrühstück!) und war von den Ergebnissen begeistert!

    FAZIT:
    Wunderbare Backvielfalt mit pfiffigen Rezepten – ein fantastisches Backbuch!
    Abenteuer Geschmack!

    Antje de Vries
    Abenteuer Geschmack! (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    01.11.2019

    Auf den Spuren des Geschmacks – Kochbuch, künstlerischer Bildband und Spurensuche

    „Geschmack ist sensibel, wird immer wieder neu und anders wahrgenommen und bleibt bis zu einem gewissen Grad rätselhaft.“ (S. 24)

    Meine Meinung:
    „Abenteuer Geschmack!“ von Antje de Vries ist kein klassisches Kochbuch, keine „reine Rezeptsammlung“. Mit gerade mal rund 60 Rezepten und einem Verkaufspreis von 30 Euro möchte dieses Buch auch keine Rezeptsammlung sein, denn es ist in erster Linie eine wissenschaftlich flankierte und liebevoll dokumentierte Spurensuche nach dem Phänomen „Geschmack“. Durch die vielen ganzseitigen und künstlerisch anspruchsvollen Fotografien von Vivi D`Angelo ist dieses hochwertig produzierte Buch zugleich auch ein künstlerischer Bildband, in dem z.B. Großaufnahmen von den Zungenpapillen (S. 15) zu abstrakten Kunstwerken werden. Dies passt hervorragend in das Gesamtkonzept des Buches, denn „Rund 80 Prozent der Informationen über seine Außenwelt bezieht der Mensch übers Auge und beschäftigt damit gut ein Viertel seines Gehirns. Keine Frage also, dass gilt: Das Auge isst mit.“ (S. 10).
    Es geht hier in diesem Buch um den Geschmack - kulinarisch gesehen um die fünf verschiedenen Grundgeschmäcker süß, salzig, sauer, bitter und das Anfang des 20. Jahrhunderts vom japanischen Chemiker Kikunae Ikeda entdeckte „umami“. Antje de Vries geht dabei der Frage nach, was es mit dem Geschmackssinn eigentlich auf sich hat und präsentiert dabei auch Ergebnisse wissenschaftlicher Studien und interessante Fakten, wie z.B. dass Säuglinge noch doppelt so viele Geschmacksknospen (rund 10.000) haben wie Erwachsene oder dass sich die Vorlieben der Mutter durchs Fruchtwasser bereits auf den Fötus übertragen. Es geht aber auch um das Riechen, um Textur & Mundgefühl, um die erstaunlichen Ergebnisse des „Food Pairings“ oder auch das Limbische System unseres Gehirns.
    Nach diesem ausführlichen und interessanten Ausflug in die geschmacklichen Grundlagen stellt die Autorin fest, dass „Gemüse geschmacklich ein eigener Kontinent“ ist. (S. 30). Im Folgenden werden 15 verschiedene Gemüsesorten vorgestellt (mit „Geschmackportrait“ und „Geschmacksinsight“) und anhand von jeweils 3 – 5 konkreten Rezepten aufgezeigt, wie unterschiedlich sich der Geschmack des jeweiligen Gemüses entfalten kann. Bei Fenchel sind dies z.B. „zitrusfrisch“, „volle Knolle“, „leicht und rahmig“ oder „orientalisch“. Folgende Gemüsesorten werden in diesem Buch portraitiert und gewürdigt:
    1. Möhren / 4 Rezepte, z.B. das fruchtige „Indian Carrot Halwa“ (S. 50)
    2. Erbsen / 4 Rezepte, z.B. ausgefallenes „Erbsenpesto“ fürs Brot (S. 62)
    3. Kürbis / 4 Rezepte, z.B. Orangen-Butter-Kürbis (S. 78) – auch eine tolle Beilage!
    4. Fenchel / 4 Rezepte, wie etwa „Rahmfenchel mit Lachsfilet und Röstzitronen-Reis“ (S. 98)
    5. Tomaten / 4 Rezepte, inkl. Einem tollen, sehr einfachen „Sonnigen Tomatenmark“ (S. 108)
    6. Kartoffeln / 5 Rezepte, inklusive „Das perfekte Kartofffelpüree“ (S. 124)
    7. Bohnen / 5 Rezepte, mit veganem „Bean Burger“ (S. 152)
    8. Auberginen / 4 Rezepte, u.a. einem leckeren „Thai Eggplant Curry“ (S. 166)
    9. Paprika / 3 Rezepte, z.B. „Ajvar mit Hüftsteak und Joghurt” (S. 182)
    10. Spargel / 4 Rezepte, mit „Spargel en Papillote“ (S. 194) - ein super Grundrezept für Spargel in seiner pursten Form
    11. Artischocke / 4 Rezepte, z.B. „Gekochte Artischocke mit Dips und Vinaigrette“ (S. 206)
    12. Spinat / 4 Rezepte, wie dem gesunden „Spinatsalat mit Granatapfel und Skyr“ (S. 218)
    13. Rote Beete / 4 Rezepte, z.B. „Rote-Beete-Suppe mit Dill, Garnelen und Buttermilch“ (S. 244)
    14. Pilze / 5 Rezepte, wie etwa „Champignonreis“ (S. 252) – eine tolle Beilage für vielerlei Gerichte!
    15. Kohl / 4 Rezepte, mit einem asiatischen „Dim Sum mit Spitzkohl und Garnelen“ (S. 276)

    Inzwischen habe ich mehrere Rezepte selbst ausprobiert (z.B. die „Vichy Möhren mit Hähnchenbrust” und das „Sonnige Tomatenmark“) und war vom geschmacklichen Ergebnis jedes Mal sehr angetan! Wenn es zu jedem Gemüse jeweils noch 2-3 Rezepte mehr gegeben hätte, hätte ich gerne 5 Sterne verteilt.

    FAZIT:
    Bildgewaltig, informativ und abwechslungsreich - viel mehr als nur ein Kochbuch!

    Wisting und der Tag der Vermissten

    Wisting und der Tag der Vermissten (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    01.11.2019

    Der Katharina-Code – ein spannender Cold Case und überzeugender Reihen-Start!

    „Die Krogh-Entführung ist außergewöhnlich. In der norwegischen Kriminalgeschichte hat es nichts Vergleichbares gegeben. Eine eiternde Wunde für die Polizei, die Angehörigen und die Lokalbevölkerung.“ (s. 223)

    Meine Meinung:
    „Cold Cases“ haben ja ihre ganz eigene Faszination: rätselhafte Fälle aus der Vergangenheit, die bislang nie gelöst werden konnten. In William Wistings „erstem“ Fall geht es um die junge Katharina Haugen, die vor exakt 24 Jahren spurlos verschwunden ist. Jahr für Jahr sieht sich Wisting um den Jahrestag herum die alten Akten erneut durch, ohne dass er bislang eine neue Spur entdeckt hätte. Über die Jahre hinweg ist dabei eine verschrobene Art von Männerfreundschaft zu Katharinas Ehemann Martin entstanden.
    Schon zu Beginn wirft Autor Jörn Lier Horst seinen Lesern selbst ein paar rätselhafte Details hin, auf denen es sich hervorragend herumdenken lässt. Was bedeutet der rätselhafte handschriftliche Code, den Katharina am Tage ihres Verschwindens auf dem Küchentisch hinterlassen hat. Und warum lag auf ihrem Bett ein aufgeklappter, gepackter Koffer? Ich mag einfach solche Anfänge, die mich schon zum Beginn spekulieren lassen.
    Als dann noch der Kommissar Adrian Stiller auftaucht, Ermittler einer neuen Einheit für Cold Cases, und einen neue Verbindung Martin Haugens zu einem weiteren Vermisstenfall präsentiert – nimmt der Fall seinen Lauf. Die Spannung baut sich hier eher langsam, aber dafür kontinuierlich auf. Der Fall lebt davon, wie sich zwei Männer, die aus einem Schicksalsschlag heraus eine Art Freundschaft entwickelt haben, lauernd umkreisen. Dabei erzeugt der Autor ein sich stetig verdichtendes Gefühl der Anspannung, des Misstrauens und eine Art diffuses, ungutes Bauchgefühl. Man merkt beim Lesen, dass hier irgendetwas nicht stimmt – doch was es genau ist, lässt sich über weite Strecken des Buches nicht wirklich bestimmen. Ein spannendes Spiel mit Gefühlen, Vermutungen und Indizien – auch ohne große Action oder Literweise Blut.
    Insgesamt hat mich dieser Krimi über seine gesamte Länge hinweg wirklich gut unterhalten und nach und nach in seinen Bann gezogen. Gerade zum Schluss hin steigert der Autor Tempo und Spannung durch einen stetigen Wechsel der Handlungsstränge, was mir sehr gut gefallen hat. Die Auflösung des so lange rätselhaften Falls war in Summe überraschend, wenn auch – für meinen Geschmack – nicht in allen Teilen ganz nachvollziehbar (daher ein kleiner Abzug in der B-Note).

    Sehr gut gefallen haben mir hingegen die Protagonisten, allen voran der zielstrebige und ausdauernde Wisting mit seiner kleinen, aber liebenswerten Familie. Aber auch Adrian Stiller bietet für meinen Geschmack noch Einiges an Potenzial für kommende Bände.

    FAZIT:
    Ein solider Reihenauftakt – fesselnd und sehr atmosphärisch.
    Geheimnisvolle Welt des Mittelalters

    Karolin Küntzel
    Geheimnisvolle Welt des Mittelalters (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    30.09.2019

    Ein tolles Wissensbuch rund um die 1000jährige Geschichte des Mittelalters

    Unsere Meinung:
    Das Mittelalter erstreckte sich über rund 1.000 Jahre, von 476 (dem Ende es Weströmischen Reichs) bis 1492, als die Entdeckung Amerikas ein neues Zeitalter (Neuzeit) eingeleitet hat. Karolin Küntzel und dem Circon Verlag ist es nun gelungen, diese lange Zeitspanne übersichtlich, anschaulich und leicht verständlich in einem seht schön gestalteten Hardcoverband mit knapp 80 Seiten zu präsentieren.

    Hier finden sich zahlreiche Aspekte, die das Mittelalter geprägt haben, angefangen von der (je nach Standeszugehörigkeit unterschiedlichen) Lebensweise der Menschen, über einen interessanten, zweiseitigen „Exkurs“ über die Wikinger (die ja die eigentlichen Entdecker Amerikas waren) bis hin zu den „dunklen Kapiteln“ jener Epoche, wie Hexenverfolgung und Folter. Dabei gibt es auf jeder Seite Neues und Wissenswertes zu entdecken, wie z.B. viele Städte zu ihren Namen gekommen sind, warum die Dreifelderwirtschaft so wichtig ist oder auch warum es heißt „Stadtluft macht frei!“ (hier konnten Leibeigene tatsächlich ihre Freiheit erlangen!). Dabei habe auch ich als Erwachsener noch einiges dazugelernt. Beispielsweise hätte ich nicht vermutet, dass Fallschirme schon im Mittelalter erfunden worden sind oder dass damals die adligen Damen oftmals schon für die „Buchhaltung“ verantwortlich waren.

    Aber dieses Buch besticht nicht nur durch die informativen und interessanten Texte, sondern auch durch die zahlreichen liebevollen Illustrationen von Kristina Gehrmann, die das Ganze plastisch und greifbar werden lassen. Auf jeder Seite gibt es Interessantes zu entdecken, lädt die Illustratorin die Leser zum Betrachten und Verweilen ein. Dazu kommen noch viele passende Fotos historischer Bauwerke und Gegenstände, die dieses Buch insgesamt perfekt zum „schmökern“ machen.

    Die Altersempfehlung für dieses Buch liegt bei 8 – 10 Jahren, wobei es durchaus auch für etwas ältere Kinder interessant sein dürfte (mein 11järhiger Sohn fand es auch sehr spannend – insbesondere die Doppelseite über Alchemie!). Allerdings sind auch ein paar etwas „schwerere Themen“ mit dabei, wie etwa das Thema „Schwarzer Tod“ und „Folter“ (Kapitel „Unheimliches und Verborgenes“), was ja aber nun mal auch zu dieser Zeit dazugehört hat. Hier sollte man als Elternteil seinem individuellen Bauchgefühl vertrauen, ob es für 8-9jährigen Lesern schon passt.

    Ganz toll fanden wir die drei „Mitmachvorschläge“ am Ende des Buches. Hier finden sich leicht verständliche Anleitungen zum Fladenbrot backen, Stoffe färben und Lederbeutel basteln, was sich sicherlich auch prima für Kindergeburtstage eignet!

    FAZIT:
    Ein spannendes Lese-, Schmöker- und Entdeckerbuch rund um 1000 Jahre der Menschheitsgeschichte
    Wild Claws (2). Der Biss des Alligators

    Max Held
    Wild Claws (2). Der Biss des Alligators (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    30.09.2019

    Abenteuer in den Everglades – eine actionreiche und spannende Fortsetzung

    „Die Everglades beheimateten Tausende Tier- und Pflanzenarten, und viele von ihnen gab es nirgendwo sonst auf der Welt. In den Sümpfen tummelten sich Alligatoren und Krokodile, durch die Wälder streiften Pumas und Schwarzbären und in den tiefen Gewässern schwammen Seekühe.“ (S. 11)

    Unsere Meinung:
    „Der Biss des Alligators“ ist nach „Im Auge der Python“ der zweite Band aus der „Wild Claws“-Reihe des Autors Max Held (Pseudonym eines bekannten deutschen Autors). Obwohl dieses Abenteuer ganz eigenständig und in sich abgeschlossen ist, würden wir empfehlen, mit Band 1 zu starten, da man hier die drei jungen Protagonisten und das ganze Setting kennenlernt. Und da wären wir auch schon bei einer der großen Stärken dieser Reihe: dem Setting! „Wild Claws“ spielt im Nationalpark Everglades in Florida, einem unglaublich faszinierenden Mikrokosmos mit tropischem Marschland und einer reichen Fauna und Flora – absolut wild und vollkommen unberechenbar. Dies allein verspricht schon Spannung und Abenteuer – und eine ganz eigene Atmosphäre! Aber nicht nur das Setting hat es bei „Wild Claws“ in sich, sondern auch die Story, die in bester Hollywood-Manier mit einem Unwetter und einem dramatischen Flugzeugabsturz mitten in den Everglades beginnt. Packender kann ein Start eigentlich gar nicht sein – und so waren wir von Beginn an regelrecht gefesselt an dieses unglaubliche Abenteuer. Wie schon in Band 1 spielt die Tierwelt auch dieses Mal wieder eine gewichtige Rolle und als der zwölfjährige Jack bei einem Helikopterflug den Kadaver eines verstümmelten Alligators entdeckt, dem der Bauch aufgeschlitzt und der Magen entfernt worden ist, fragt sich nicht nur Jack: Wer um alles in der Welt macht so etwas? Und vor allem: Warum? Als dann noch die beiden merkwürdigen Herren der Firma „Animal Limited“ auftauchen und weitere zwielichtige Gestalten ihr Unwesen im Nationalpark treiben, sind sich Jack, Logan und Charlotte sicher, dass hier etwas so ganz und gar nicht stimmen kann. Dazu kommen noch merkwürdige Schatten und Geräusche…

    Es entspinnt sich eine Geschichte voller spannender Ereignisse, unvorhergesehener Entwicklungen und dramatischer Situationen. Fast wie in einem „whodunit“-Krimi positioniert Autor Max Held hierbei gekonnt gleich diverse Figuren, die anscheinend alle etwas zu verheimlichen haben, so dass es sich hier ganz wunderbar miträtseln lässt und wir beim Lesen zusammen über alle möglichen Theorien spekuliert haben. So blieb es bis zum Ende absolut spannend und die Seiten sind beim Lesen regelrecht dahingeflogen – eine absolut fesselnde Lektüre bis zur allerletzten Seite! Dabei konnten sich meine beiden Jungs (8 & 11) wunderbar mit den Protagonisten Jack und Logan identifizieren, während meine persönliche Favoritin mal wieder die 13jährige und wunderbar toughe und pfiffige Charlotte war, die sich in diesem Band einem ganz eigenen, ernsten Problemen stellen muss.

    Diese Buchreihe weiß aber nicht nur sehr gut zu unterhalten, sondern vermittelt ganz „nebenbei“ auch viel Wissenswertes rund um das faszinierende Naturwunder der Everglades (z.B. über die Mangrovenwälder) und ist ein eindringlicher Appell an den Umwelt- und Tierschutz. Genau so sollte ein modernes Kinder- und Jugendbuch sein!

    FAZIT:
    Ein modernes, spannendes Abenteuer in atemberaubendem Setting – absolut klasse!
    Beast Changers (01) Im Bann der Eiswölfe

    Amie Kaufman
    Beast Changers (01) Im Bann der Eiswölfe (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    30.09.2019

    Das Märchen von Eis und Feuer – ein spannender & fantasievoller Auftakt

    Unsere Meinung:
    „Im Bann der Eiswölfe“ ist der Auftakt einer neuen Tierfantasy-Trilogie, die in einer Welt spielt, in der sich manche Menschen in bestimmte Tierwesen verwandeln können und die von einer alten Fehde zwischen den Eiswölfen und den Feuerdrachen beherrscht wird. Sehr schnell haben wir in diese Geschichte hineingefunden und die beiden zwölfjährigen Zwillinge Rayna und Anders kennengelernt. Als Waisen leben sie in den Straßen der Stadt und müssen ihren Lebensunterhalt mit kleineren Diebstählen bestreiten. Als aber ein versuchter Taschendiebstahl schiefgeht, nimmt das Unheil seinen Lauf, denn in Rayna und Anders schlummern ungeahnte Eigenschaften…

    Es ist eine faszinierende und spannende Welt, in die uns Amie Kaufman hier entführt. Zur mittelalterlichen Anmutung gesellen sich die Tierwandler und ein interessantes Magiesystem, das auf alten Artefakten beruht, denen bestimmte Kräfte innewohnen. Durch die unvorhergesehene und frühe Trennung der beiden Geschwister kommt schnell Spannung auf und wir haben Anders gebannt begleitet auf seiner - schon fast verzweifelten - Suche nach Rayna. Seinen Weg mitzuerleben und mit ihm ganz neue Erfahrungen zu machen, insbesondere an der geheimnisvollen Akademie der Eiswölfe, hat uns gebannt der Geschichte folgen lassen. So haben wir uns mit ihm gefreut, als er neue Freunde gefunden haben, und mit ihm gebangt, als es durchaus brenzlig wurde. Bis zum actionreichen und spannungsgeladenen Finale hat uns diese Geschichte sehr gut unterhalten. Gefreut hätte es uns allerdings, wenn es einen zweiten Handlungsstrang um Raynas parallele Erlebnisse gegeben hätte. Nun freuen sich nicht nur meine beiden Jungs (8 & 11) auf die Fortsetzung, sondern auch ich!

    Die Produktion des Hörbuches aus dem Jumbo-Verlag ist mal wieder auf gewohnt hohem Niveau. Die Klangqualität ist exzellent und Sprecher Julian Greis ist eine super Besetzung für den 12jährigen Anders, da seine Stimme wirklich sehr jung klingt. Lesetempo, Stimmmodulation und Betonung passen perfekt – und so macht es einfach Spaß, ihm zuzuhören!

    FAZIT:
    Gestaltwandler, eine uralte Fehde und magische Artefakte – ein gelungener Auftakt zu einer spannenden Serie!
    Jack, der Monsterschreck, und die Zombie-Apokalypse (Jack, der Monsterschreck 1)

    Jack, der Monsterschreck, und die Zombie-Apokalypse (Jack, der Monsterschreck 1) (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.09.2019

    „The Walking Dead“ für Kids – total schräg und echt lustig!

    „Noch vor 42 Tagen war ich einfach nur Jack Sullivan: ein dreizehnjähriger Junge mit einem ziemlich öden Leben in der ziemlich öden Kleinstadt Wakefield. Ich war absolut kein Held, absolut kein harter Bursche und in absolut keine Schlachten mit rieseigen Monstern verwickelt.“ (Jack über sich selbst / S. 8)

    „Ich bin ein bekloppter Waisen-Krieger. Ein Zombies jagender, Monster killender Coolness-Tornado.“ (Jack über sich selbst / S. 37)

    Meine Meinung:
    Dies ist der erste Band zur gleichnamigen Netflix-Serie (die ich persönlich – noch – nicht kenne). Das Szenario, das Max Brallier entwirft, ist eigentlich nichts Neues: Endzeitstimmung, Monsterangriffe und Zombie-Invasion. Aber halt – das Ganze als Kinder- und Jugendbuch? Da habe ich auch erst gestutzt, aber nach dem Lesen kann ich ganz klar sagen: Jawohl, funktioniert! Und zwar bestens! Empfohlen ist das Buch für junge und junggebliebene Leser ab 10 Jahren. Ich persönlich würde bis zum Alter von 12 allerdings eher im Einzelfall entscheiden, ob es schon etwas für die Kids ist. So gruselig und grausam das Thema an sich ja schon ist, so witzig und überzeichnet transportiert es Max Brallier aber, so dass sich Horror- und Gruselfaktor hier in Grenzen halten – trotz menschenfressender Zombies.

    Schon der Start in die Geschichte ist wahnsinnig action- und temporeich. Eigentlich wollte sich Titelheld Jack im zerstörten Supermarkt nur ein Brillenreparaturset besorgen, doch dann kommt ihm ein gigantisches Monster dazwischen, das er kurzerhand BLARG tauft („ein großes, menschenfressendes Monster. Mit ´ner kleinen Verhaltensstörung.“ - S. 186). Ab hier entspinnt sich ein ewiger Kampf von Gut gegen Böse. Anfangs muss sich Jack dieser Gefahr noch ganz allein stellen, doch im Verlauf der Story kann er ein paar alte und neue Freunde um sich herum scharren. Egal wie brenzlig hier eine Situation auch sein mag – auf jeden Fall ist sie immer auch mit einer (mal kleineren, mal größeren) Prise Humor gewürzt. Und so gibt es hier echt eine ganze Menge zu Lachen. Denn selbst die Apokalypse kann hier Spaß machen, wenn Jack sich z.B. selbst ausgedachte „Trophäen apokalyptischer Glanztaten“-Challenges ausdenkt (z.B. „Fräulein in Not“) oder wenn man das Ganze zu einem Spiel umfunktioniert („Hau einem Zombie auf die Nase – 10 Punkte“). Hier wimmelt es nicht nur vor Zombies, sondern auch vor schrägen Ideen, wie etwa dem Zombies-anlockenden „Schrei-O-Mat“, dem extrem aufgepimpten Endzeit-Schlitten „Big Mama“ oder auch der Baumhaus-Homebase mit einer Vielzahl cooler Gimmicks.

    Bei aller Action und allem Spaß geht es hier auch um die Themen Freundschaft, Zusammenhalt und Vorurteile. Besonders gefallen hat es mir, dass Max Brallier dem ungleichen Jungs-Trio mit June Del Toro auch ein extrem toughes Mädel zur Seite gestellt hat, das nicht nur Jacks heimlicher Schwarm ist, sondern auch alles andere als das hilflose „Fräulein in Not“.

    Last but not least möchte ich noch die zahlreichen, genialen Illustrationen von Douglas Holgate erwähnen, die genau der Optik der Animationsserie entsprechen.

    FAZIT:
    Cooler Grusel mit jeder Menge Action und Humor. Super Idee, tolle Story und geniale Illustrationen.
    Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte

    Laini Taylor
    Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.09.2019

    Die Mysterien von Weep - Fantastik von Feinsten und ein großartiger Auftakt!

    „Manche Momente sind so gravierend, dass sie einen eigenen Platz in Zeit und Raum beanspruchen, wo sie auf der Stelle kreiseln, während die übrige Welt vorbeirauscht.“ (S. 93)

    Meine Meinung:
    Jenseits der riesigen und lebensfeindlichen Wüste Elmuthaleth liegt eine legendäre Stadt, die für ihren Reichtum und Wohlstand, ihre Bildung und Entwicklung bekannt war. Eine Stadt, aus der die wundersamsten und wertvollsten Dinge kamen, durch deren Straßen Fabeltiere stolzierten. Doch vor zweihundert Jahren bracht der Kontakt aus unerfindlichen Gründen ab. Und vor 15 Jahren verschwand von einer Sekunde auf die nächste der Name dieser Stadt aus dem Bewusstsein aller Bewohner des Kontinants Zosma – aus noch viel rätselhafteren Gründen. Inzwischen erinnert sich fast niemand mehr an die alten Legenden – außer Lazlo, dem Waisenkind und Träumer. Doch eines Tages passiert das Undenkbare: Eine Gesandtschaft aus „Weep“ taucht unvermittelt auf…

    Selten gibt es Geschichten, die mich derart schnell und in solchem Maße in ihren Bann ziehen wie diese hier. Lazlo Strange ist ein Protagonist ganz nach meinem Geschmack. Als Waisenkind („Der Name, den er zuerst gehabt hatte, war mit seiner Familie gestorben und für immer verstummt, wie ein Lied, das keiner mehr sang“ - S. 13) und klassischer Underdog zu einem entbehrungsreichen Leben im Schatten verurteilt, und doch stets voller Hoffnung, voller Fantasie und voller Träume. So beschreibt ihn ein Zitat von Seite 29 sehr gut: „So trieb er dahin, den Kopf voller Mythen und immer halb in einer anderen Welt verloren, die aus Geschichten gesponnen war.“ Man kann eigentlich gar nicht anders, als ihn zu mögen. So habe ich bei Rückschlägen zusammen mit ihm gelitten und mich mit ihm gefreut bei der unglaublichen Chance, die sich für ihn unerwartet auftut. Ein bisschen erinnerte Lazlo mich stets an die wunderbare Figur des Kvothe aus Patrick Rothfuss´ „Königsmörder-Trilogie“. Neben diesem Ausnahmecharakter gelingt es der Autorin dennoch, ihre weiteren Figuren in seiner Strahlkraft nicht verlassen zu lassen. Insbesondere mit Sarai und Eril-Fane gibt es hier weitere, sehr vielschichtige und spannende Charaktere zu entdecken.

    Sowohl die Welt, die Laini Taylor hier konstruiert hat, als auch die Story selbst sind Fantastik pur. Es ist eine Welt voller Wunder mit einer Geschichte voller Rätsel, die es zu ergründen gilt – sowohl für Lazlo als auch für uns als Leser. Immer wieder begegnen uns dabei Unglaublichkeiten (wie Berge aus Dämonenknochen) und lässt uns Laini Taylor staunen, ein ums andere Mal. Durch einen zweiten Handlungsstrang mit einer weiteren, außergewöhnlichen, ganz starken und sympathischen Protagonistin hebt die Autorin die Story auf eine zweite Ebene, webt noch mehr Mysterien und Rätsel mit hinein, kombiniert mit Schrecken und Dramatik, Trauer und (noch leiser) Hoffnung. Am Ende dieses fantastischen Buches, das zugleich den Beginn eines neuen Abschnitts darstellt, treffen sich die beiden Handlungsstränge ein erstes Mal auf eine ganz besondere Weise. Es verbleibt die Sehnsucht nach dem Folgeband dieses Zweiteilers, der glücklicher Weise schon für Dezember 2019 angekündigt ist.

    Genauso fasziniert wie von der Geschichte selbst bin ich auch von Laini Taylors Schreibstil. Mit ihren Worten schafft sie es scheinbar mühelos, ganze Welten vor meinem geistigen Auge zu erschaffen. Gleichzeitig erzeugen sie eine Tiefe und Bedeutung, die mir sehr gut gefallen hat, wie z.B. „keiner von uns ist geboren worden, um als Waise zu enden“ (S. 14) oder auch „der Traum wählt nun einmal den Träumer, nicht umgekehrt.“ (S. 29).

    FAZIT:
    Ein großartiges Werk für alle Träumer unter uns, die sich gerne in fremden und faszinierenden Welten verlieren.
    Sage, A: Silberdrache

    Sage, A: Silberdrache (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    25.09.2019

    Ein fantasievolles Drachen-Märchen aus der Feder der „Septimus Heap“-Autorin – leider fehlt ein bisschen der „Pepp“

    „Die Raptoren werden unruhig. Ärger braut sich zusammen.“ (S. 57)

    Meine Meinung:
    Zugegebener Maßen waren meine Erwartungen an dieses neue Buch der britischen Bestseller-Autorin Angie Sage (u.a. „Septimus Heap“, „Araminta Spuk“) recht hoch. Die Grundidee der Geschichte ist spannend: Vor langer Zeit lebten Menschen und Drachen friedlich miteinander, bis skrupellose Menschen manche Drachen zu gefährlichen Raptoren gemacht haben, die Angst und Schrecken verbreitet haben. Erst ein legendärer Silberdrache konnte alle Drachen in eine andere Welt führen, wodurch die Drachen aus unserer verschwunden sind…

    Viel Zeit ist vergangen und die Macht der skrupellosen Menschen, allen voran des gefürchteten Lennix-Clans, ist am Schwinden. Könnten sie doch nur in die alte Welt zurückkehren, in der es alles im Überfluss gibt – vor allem Menschen! Doch dazu bräuchten sie einen Silberdrachen, der ihnen den Weg zurück öffnet.

    Somit entspinnt sich der klassische Kampf zwischen Gut und Böse. Stellenweise fand ich diese Geschichte sehr vorhersehbar, was sich für mein Empfinden negativ auf die Spannung ausgewirkt hat. Nur ein paar wenige, unvorhergesehene Ereignisse haben hin und wieder ein bisschen „Pepp“ in die Geschichte gebracht. Richtige Spannung kam aber erst gegen Ende der Geschichte mit dem großen Endkampf auf, der sich actionreich und durchaus auch dramatisch entwickelt hat. Erschwerend hierzu kommt noch, dass die meisten Charaktere für mich zu transparent, eindimensional und damit auch vorhersehbar waren. Lediglich die Figur des Drachen Bellacrux hat mich fasziniert und bei mir für Rätselraten bezüglich ihrer wahren Absichten gesorgt. Alle anderen Figuren sind für mich zu blass geblieben, selbst der Silberdrache Lysander (von dem ich – trotz junger Jahre – doch irgendwie eine „geheimnisumwitterte Atmosphäre“ erwartet hätte). Und der menschliche Protagonist, der Waisenjunge Joss Moran, war mir zwar nicht unsympathisch, aber doch viel zu naiv und unbeholfen. Viel straighter habe ich da seine Schwester Allie empfunden.

    Der zweite Handlungsstrang um das Mädchen Sirin und ihre kranke Mutter sorgte für einen deutlichen Schuss Tragik in diesem Buch – allerdings passten die beiden Erzählstränge für mich (noch) nicht wirklich zusammen. Das dürfte sich allerdings im Folgeband ändern, schätze ich.

    Gut gefallen haben mir – wie schon gesagt – die Grundidee der Story und auch das Konstrukt der „Bundesgenossen“, eine enge Bindung zwischen einem Drachen und einem Menschen. Letztendlich ist dieses Buch ein vielversprechender Beginn einer neuen Reihe, ein Grundstein mit noch ordentlich Luft nach oben.

    FAZIT:
    Eine durchaus tolle Grundidee, leider mit blassen Charakteren und (noch) zu wenig Spannung. Hier gibt es Steigerungspotenzial für Band 2.
    Cold Storage - Es tötet

    Cold Storage - Es tötet (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.09.2019

    Packend, stellenweise regelrecht rasant und echt erschreckend – Hollywood zum Lesen

    „Öffne nie eine Tür, wenn du nicht weißt, was auf der anderen Seite ist.“ (S.118)

    Meine Meinung:
    Schon der kurze Prolog, in dem der Autor über den größten lebenden Einzelorganismus der Welt (ein gemeiner Hallimasch mit etwa 9,5 Quadratkilometer Ausdehnung) schreibt, sorgt für eine Gänsehaut und ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Perfekte Startbedingungen für eine Geschichte, die es wirklich in sich hat…

    Die eigentliche Story beginnt in Jahr 1987, als eine kleine, aber sehr effektive Einheit von Spezialisten den Ausbruch eines im Weltall mutierten „Killerpilzes“ mitten im Australischen Outback sozusagen im Keim erstickt. Es ist schon dramatisch und zutiefst Besorgnis erregend, was dort in der Wüste passiert. Eine einzige, kleine Probe der todbringenden Gefahr wird mitten in den USA in einer Einrichtung eingelagert, die angeblich höchsten Sicherheitsstandards entspricht…

    Das ist fürwahr ein Auftakt ganz nach meinem Geschmack: extrem bedrohlich, action- und temporeich. Dazu mit Roberto Diaz und Trini Romano noch zwei sympathische und fähige Protagonisten. Extrem gebannt habe ich die Geschehnisse verfolgt, die Seiten flogen beim Lesen regelrecht dahin. Doch als die Handlung dann 32 Jahre weiter in die Gegenwart springt, hat der Autor erst einmal gehörig auf die Tempo- und Spannungsbremse getreten und sich Zeit genommen, seine weiteren Protagonisten einzuführen. Allen voran den sympathischen „Loser“ Travis „Teacake“ Meacham, der leicht auf die schiefe Bahn geraten und dadurch sogar im Knast gelandet war und nun seinen eher schlecht bezahlten und langweiligen Job bei Atchinson Storage verrichtet. Ein klassischer Underdog, der genau deshalb doch im Verlauf der Story irgendwie sympathisch rüberkommt. Im Gegensatz zu „Teacake“ war mir die junge, tuoghe Naomi, der eine ungeplante Schwangerschaft einen Strich durch die eigene Lebensplanung gemacht hat, von Anfang an sympathisch. So war es durchaus unterhaltsam zu lesen, wie die beiden Lebensgeschichten sie letztendlich in dem unterirdischen Lagerhaus zusammengeführt haben und wie sie gemeinsam einem merkwürdigen Alarmton auf die Spur kommen, doch hätte es für meinen Geschmack im Mittelteil des Buches etwas mehr Spannung und Tempo sein dürfen.

    Als hätte der Autor dies selbst bemerkt, dreht er im letzten Drittel diesbezüglich noch mal so richtig auf: 34 Minuten Handlung auf 100 Seiten hört sich erstmal langatmig an, aber genau das Gegenteil ist der Fall: Hier merkt man dem Autor seine Hollywood-Wurzeln an. Wie im besten Action-Blockbuster überschlagen sich die Ereignisse und das Buch hat mich ab hier dermaßen gefesselt, dass ich es in einem Rutsch zu Ende gelesen habe. Dieses „Finale“ hat mich für den eher ruhigeren Mittelteil mehr als entschädigt!

    David Koepps Schreibstil ist souverän und unterhaltsam. Seine Story würzt er geschickt mit einem Schuss Horror („Das über die Betonwände und den Bodenverteilte Jackson-Pollock-Gemälde, das einst Mike Snyder gewesen war“ – S. 288) und einer immer wieder durchschimmernden Prise Humor („Es lebt sich einfach nicht so gut auf Land, das in die Luft gesprengt werden soll. Das ist gar nicht gesund.“ - S. 16). Dabei mutet die Situationskomik manchmal schon recht skurril an, was oftmals den etwas unterbelichteten (und zugegebener Maßen sehr stereotypen) Charakteren (insbesondere Mooney & Griffin) geschuldet ist.

    FAZIT:
    Ein Action-Blockbuster zum Lesen – trotz schwächerem Mittelteil eine insgesamt mitreißende Story.
    Messer

    Messer (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    10.09.2019

    Harry Holes wahrscheinlich persönlichster Fall – immer wieder überraschend & mit tiefen seelischen Abgründen

    „Wir sind alle notorische Schürzenjäger, Diebe, Säufer, Mörder. Wir wiederholen unsere Sünden und hoffen auf Vergebung. Von Gott, von anderen und auf jeden Fall von uns selbst.“ (S. 374)

    Meine Meinung:
    „Messer“ ist tatsächlich mein erster „Harry Hole“, den ich lese. Daher habe ich leider keine Vergleichsmöglichkeiten zu den 11 Vorgängern, hatte aber dennoch keinerlei Schwierigkeiten, in den Fall hineinzufinden und mit den Charakteren „warm“ zu werden.

    Bereits der kurze Prolog hat mir ein sehr mulmiges Gefühl in den Magen gepflanzt, den Keim einer bösen Vorahnung. Schnell nimmt die Geschichte an Fahrt auf, und bereits auf S. 62 passiert etwas, das Harry Hole (der ja auch sonst nicht für seine psychische Stabilität bekannt zu sein scheint) in seinen Grundfesten erschüttert, ihn bricht und von einem Tag auf den anderen zu einem Schatten seiner selbst werden lässt. Von da an durchlebt er seine ganz eigene Hölle…

    Es scheint wohl Holes persönlichster Fall zu sein, der ihn nun antreibt wie ein Duracell-Männchen bis an seine Grenzen – und noch ein gutes Stück darüber hinaus. Immer wieder bringt Nesbo dabei neue Charaktere und Informationsdetails ins Spiel, die dafür sorgen, dass ich mein Bild des Falls und meine Vermutungen zum Täter mehr als einmal radikal revidieren musste. So oft war ich mir sicher, nun den Täter zu erahnen (und Harry ging es dabei ganz genauso). Doch zum Schluss führte mich Nesbo so dermaßen aufs Glatteis, dass seine tatsächliche Auflösung mich genauso wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen hat wie auch Hole selbst. Eine Lösung, die ich keine Sekunde vorhergeahnt habe, für die es doch im Nachhinein betrachtet aber immer mal wieder ein Indiz gegeben hat. Hier merkt man ganz deutlich, dass Jo Neso zu Recht einer der erfolgreichsten Krimiautoren der Gegenwart ist. Dies ist wirklich ein Verwirrspiel par excellence!

    Was mir an diesem Krimi ebenfalls sehr gut gefallen hat, sind die vielen tragischen Schicksale, die hier nach und nach ans Licht kommen. Dabei offenbaren sich menschliche und seelische Abgründe, die eine Spur Dunkelheit und Bitterkeit mit hineinbringen in diesen Krimi. Zwischendurch war ich zugegebener Maßen etwas enttäuscht von den vielen losen Handlungssträngen (und es drückte zeitweise auch etwas auf die Spannung), die scheinbar vor sich hinmäanderten. Doch am Ende hat Nesbo sie alle geschickt zusammengebracht und für sein großes Finale genutzt.

    FAZIT:
    Spannung, Tragik, Schicksale und Dramen – und dazu immer wieder überraschende Wendungen und ein schockierendes Finale. Mir hat´s gefallen!
    Gabrielsen, G: Einsamkeit der Seevögel

    Gabrielsen, G: Einsamkeit der Seevögel (Div.)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    10.09.2019

    Starkes Setting, intensiver Schreibstil und ungewöhnlicher Charakter – leider mit einem Ende, das mir persönlich nicht gefallen hat

    „Marterung einer grundfesten Ruhe. Und zugleich, während sich der Lärm Welle um Welle fortsetzt, sinkt das Sonnenauge, flammt die Dunkelheit auf, kohlschwarze Wolken treiben heran und schließen sich rasch um den abnehmenden Mond, bis mein Schatten verschwindet und die Scheinwerfer des Schneemobils wie Schwerter in die Landschaft flammen.“


    Meine Meinung:
    Für „Die Einsamkeit der Seevögel“ hat sich die Autorin Gøhril Gabrielsen ein außergewöhnliches Setting ausgesucht: Ihre Heimat Finnmark, den nördlichsten Zipfel Norwegens, die Gegend um das berühmte Nordkap. Die raue, wilde Natur beherrscht diesen Landstrich, in dem statistisch gesehen gerade mal 1,5 Einwohner pro Quadratkilometer leben.

    Hierhin verschlägt es die Protagonistin, deren Namen wir selbst nie erfahren, um in einer weit abseits gelegenen, winzigen Forschungsstation über mehrere Monate hinweg Vögel zu beobachten. Von Anfang an fasziniert dieses Setting durch die Einsamkeit der Weite und die schiere Endlosigkeit der Natur mit ihren übermächtigen Kräften und gefährlichen Launen. Die Gefühle der namenlosen Protagonistin changieren von Beginn an zwischen gespannter Neugier auf diese Herausforderung, dem Respekt vor den Urgewalten der Natur, dem schlechten Gewissen, ihre kleine Tochter bei ihrem Exmann (der nur „S“ genannt wird) zurückgelassen zu haben, und der schon fast teenagerhaften Vorfreude auf die Ankunft ihres Geliebten Jo, mit dem sie die Zeit bei der gemeinsamen Forschungsarbeit verbringen will.

    Nach ihrer Ankunft bestimmt sich ihr Lebensrhythmus durch die alltäglichen Aufgaben, die sie zu verrichten hat, ihrem Beobachtungsauftrag und der sie stets allumfassenden Einsamkeit. Für den einzigen menschlichen „Kontakt“ sorgen dabei die wenigen Skype-Telefonate mit Jo, der seine Ankunft aus immer neuen Gründen ein ums andere Mal verschiebt, und die zunehmenden Tagträume über das Ehepaar Olaf & Borghild Bertelsen, die vor rund 150 Jahren ein sehr beschwerliches Leben dort geführt haben. Im Verlauf der Geschichte spürt man immer deutlicher, wie sehr die Einsamkeit, die enttäuschten Hoffnungen und das schlechte Gewissen an der Seele der Forscherin zerren. Es geschehen Dinge – meist Kleinigkeiten – die ihren Verstand scheinbar immer weiter in einen paranoiden Zustand abdriften lassen. Da die gesamte Geschichte ausschließlich aus dieser einen, zutiefst subjektiven Perspektive erzählt wird, wissen wir als Leser / Zuhörer genauso wenig, was von den Geschehnissen noch real ist, und was der – zeitweilig fiebernden – Psyche der einsamen Frau entspringt. So wird die Einsamkeit auch immer mehr zur latenten Bedrohung.

    Es ist eine atmosphärisch extrem dichte Story, die Gabrielsen hier erzählt. Eine Geschichte von den Abgründen der menschlichen Seele und davon, was die Einsamkeit in einem Menschen auslösen kann. Diese Geschichte entwickelt dabei ihren ganz eigenen Sog, der mich als Leser zum stillen Beobachter dieser Entwicklung gemacht hat, in deren Verlauf mir die Forscherin doch immer irgendwie unnahbar geblieben ist. So konnte sich auch keine Sympathie aufbauen, was mich allerdings nicht gestört hat.

    Nicht gefallen haben mir dagegen die immer wiederkehrenden, ausführlich beschriebenen sexuellen Phantasien. Dies sollte vermutlich ein weiterer Ausdruck der fehlenden menschlichen Nähe sein, doch gebraucht hätte ich dies im gesamten Kontext der Geschichte nicht.

    Auch das Ende hat mich – ehrlich gesagt – enttäuscht. Im Verlauf der Geschichte haben sich bei mir so viele Fragen aufgetan, habe ich mehr als eine Vermutung angestellt. Doch keine davon wurde am Ende beantwortet. Es war eher, als sei einfach „der Film gerissen“ und die Vorstellung vorbei – von jetzt auf gleich. Sicherlich ist dies ein von der Autorin bewusst gewähltes und legitimes Stilmittel, mich hat es aber eher ratlos zurückgelassen, mit dem schalen Gefühl, Gabrielsen hätte selbst nicht so recht gewusst, wie sie ihre Geschichte zu einem runden Abschluss hätte bringen sollen.

    Die Hörbuch-Produktion an sich hat mir sehr gut gefallen. Die Stimme von Sprecherin Jutta Seifert passt für mich sehr gut zu der Vorstellung, die ich von der Protagonistin hatte. Ihr Lesetempo, ihre – oftmals zurückhaltende – Betonung und die eher „leisen“ und zugleich doch eindringlichen Töne passen für meinen Geschmack ebenso hervorragend zu dieser Geschichte. Man spürt die Einsamkeit aus ihrer Stimme, die Sehnsucht, das langsame Abdriften in eine ganz eigene Welt. Es hat großen Spaß gemacht, ihr zuzuhören!

    Für die Geschichte vergebe ich insbesondere aufgrund des Endes 3 Sterne, für die Hörbuchproduktion gerne 5. Insgesamt daher vier Sterne.

    FAZIT:
    Eine besondere Geschichte mit hypnotischem Sog. Man sollte sich aber nur darauf einlassen, wenn man sich mit einem offenen Ende anfreunden kann.
    326 bis 350 von 642 Rezensionen
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