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    smartie11 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 09. Oktober 2012
    "Hilfreich"-Bewertungen: 64
    642 Rezensionen
    Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge

    Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    21.04.2020

    Ein Thriller der etwas anderen Art – absolut packend und mit zwei Ausnahme-Protagonistinnen

    „So wie Zara jede Lüge, jede Offenbarung, jede Regung des menschlichen Gehirns antizipieren konnte, spürte Zoe hingegen jede Bewegung, jeden Laut, jede Gefahr und wusste sie abzuwehren.“ (S. 111)

    Meine Meinung:
    „Tödliche Zwillinge“ ist nach „Rache in Marseille“ der zweite Thriller von Alexander Oetker um die beiden extrem ungleichen Zwillinge Zara und Zoë. Die Handlung spielt rund zwei Monate nach dem ersten Band und obgleich ich diesen noch nicht kenne, hatte ich keinerlei Probleme, in den Plot hineinzufinden.

    Während eine kleine Einheit von Europol rund um die Ausnahme-Profilerin Zara von Hardenberg versucht, den angeworbenen Terroristen Adel Al-Haddad (alias „Schlächter von Rakka“) als Informanten zu benutzen, eskaliert der Bandenkrieg zwischen den aufstrebenden Al-Hamsi-Brüdern und dem „Paten von Südfrankreich“, dem alten Korsen Benito Bolatelli, dessen rechte Hand Zaras Zwillingsschwester Zoë ist. Durch diese beiden Haupthandlungsstränge, sehr kurze Kapitel und immer wieder wechselnde Erzählperspektiven hält Alexander Oetker das Tempo in diesem ungewöhnlichen Thriller von Anfang an sehr hoch. Die beiden Zwillingsschwestern, die bis auf ihre äußerliche Ähnlichkeit unterschiedlicher nicht sein könnten, sind auf ihrem jeweiligen Gebiet absolute Experten. Doch ein Rollentausch stellt beide vor echte Herausforderungen, so dass sich die Handlung in beiden Strängen mit zunehmendem Verlauf der Story immer weiter zuspitzt. Parallel lässt uns der Autor durch einen Handlungsstrang aus dem Jahr 2005 in die Vergangenheit der beiden Zwillinge blicken, was teilweise erklärt, wie die beiden zu den Ausnahmepersonen geworden sind, die sie sind.

    Dieser Thriller bietet einen vielschichtigen Plot, in dem es u.A. um Terrorismus, organisiertes Verbrechen, Korruption, menschliches Versagen und auch menschliche Tragödien geht. Dabei verwischen die klassischen Grenzen zwischen Gut und Böse und mehr als einmal blitzt die Frage auf, welche Mittel für welchen Zweck noch angemessen sind. Alles in allem bietet sich eine atemberaubende Story, die neben fesselnder Unterhaltung auch politische und ethische Themen aufwirft.

    FAZIT:
    Extreme Protagonistinnen, zwei fesselnde Handlungsstränge und ein hohes Tempo - Für mich eines der Thriller-Highlight des Jahres!
    Meridian Princess 1

    Meridian Princess 1 (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    15.04.2020

    Geheimnisvoll, sehr atmosphärisch und packend – ein überzeugender Start!

    „Achte auf die Augen. Die Augen sind der Schlüssel. Wenn du sie lesen kannst, kann dir niemand was vormachen.“ (S. 197)

    Meine Meinung:
    Mit „Meridian Princess“ hat Anja Ukpai (ihr Jugendbuch "Rabenherz" wurde mit dem Delia-Jugend-Literaturpreis ausgezeichnet) den ersten Band einer im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Trilogie vorgelegt.
    Jade Ryder musste in ihrem noch jungen Leben bereits viele Schicksalsschläge hinnehmen. Ihre Eltern starben kurz nach ihrer Geburt, und auch ihr liebevoller Ziehvater, Sir Arthur Graham, verstarb, als sie noch ein Kind war, so dass sie seitdem auf das duldende Wohlwollen von Grahams unleidlicher Witwe, Lady Graham, angewiesen war. Mit ihrem 15. Geburtstag wird Jade jedoch ein unglaubliches Geheimnis enthüllt: sie gehört zu den magisch begabten Zeiterben – und befindet sich in akuter Lebensgefahr! Elias Gridlock selbst, der Vorsitzender der altehrwürdigen Zeiterbengesellschaft, holt Jade nach London, damit sie dort an der Clockmakers Academy ausgebildet werden kann…

    Wahnsinnig schnell verliert man sich als Leser*in in dieser unglaublich atmosphärischen und geheimnisvollen Geschichte. Insbesondere durch das Verwenden realer Schauplätze schafft Anja Ukpai dabei eine wunderbare Verschmelzung von Authentizität und Phantastik. So kommt man beim Lesen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn es gibt hier immer wieder Neues und Unglaubliches zu entdecken. So begegnen einem Galeonen (Schutzgeister in Galionsfiguren), gefährliche Schattenhunde, Feuerschrecken, Teufelsnadeln und gruselige Imps. Das Worldbuilding bei „Meridian Princess“ ist wirklich top – und erinnert in Punkto Atmosphäre und Plastizität durchaus an „Harry Potter“. Auch in einigen anderen Details fühlt man sich beim Lesen immer mal wieder an „Harry Potter“ erinnert (die besonders begabte Vollwaise, eine magische Schule, eine geheime Parallelgesellschaft, ein zunächst schemenhafter Antagonist,…), doch das hat mir persönlich sehr gut gefallen und hat mich in keinster Weise gestört, da diese Geschichte eben auch ihre ganz einzigartigen Ideen und Elemente hat, insbesondere das allem zugrunde liegende Thema „Zeit“.

    Diese Geschichte fesselt wirklich wahnsinnig schnell – und lässt seine Leser*innen bis zur letzten Seite nicht mehr los! Zu viele Geheimnisse, zu viele Fragen und zu viele Bedrohungen gibt es hier, als dass man das Buch zwischendurch aus der Hand legen möchte. So fliegen die Seiten regelrecht dahin, während man immer tiefer in diese Geschichte und diese besondere Welt eintaucht. Stellenweise ging es mir sogar zu schnell, so dass ich mich über einige Seiten mehr echt gefreut hätte. Am Ende werden manche Fragen geklärt, während sich andere auftun – kein Wunder, bei einer Trilogie! Sollte es Anja Ukpai gelingen, dieses Niveau in den Folgebänden zu halten – oder gar noch zu steigern (!) – könnte uns mit der „Meridian Princess“-Trilogie ein echtes Phantastik-Highlight ins Haus stehen!

    FAZIT:
    Eine faszinierende Grundidee, ein extrem atmosphärisches Worldbuilding und eine charmante Protagonistin – ein Auftakt, der süchtig macht!
    VANITAS - Grau wie Asche

    VANITAS - Grau wie Asche (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    26.03.2020

    Ein sehr atmosphärischer Krimi mit rätselhaften Hintergründen - besser als Band 1!

    Meine Meinung:
    „Vanitas – Grau wie Asche“ ist nach „Vanitas – Schwarz wie Erde“ der zweite Band um die untergetauchte, ehemalige „V-Frau“ Carolin Bauer, die nun in einem Blumenladen am Wiener Zentralfriedhof arbeitet.

    Anders als in Band eins ist hier für meinen Geschmack durchaus schnell Spannung aufgekommen, denn mysteriöse Grabschänder treiben des Nachts auf dem altehrwürdigen Zentralfriedhof ihr Unwesen und auch eine erste Leiche gibt es recht bald. Mit ihrem Job bei Mattis Blumenladen ist Carolin mal wieder ganz dicht dran am Geschehen. Durch ihre omnipräsente Angst vor der Entdeckung durch den mafiösen Karpin-Clan, gepaart mit einem Schuss Neugier und dem unvorteilhaften Talent, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, stolpert Carolin mitten hinein ins Geschehen – und ins Visier von Kommissar Oliver Tassini.

    Dieser Fall hat mich durchweg sehr gut unterhalten, insbesondere durch seine morbide Atmosphäre, einige unvorhergesehene Wendungen und letztendlich durch den Umstand, dass mir die Hintergründe der Taten – wie Carolin selbst auch – über weite Strecken des Buches ein echtes Rätsel geblieben sind. Am Ende bringt Ursula Poznanski gekonnt alle Handlungsstränge zusammen und überrascht mit einer erschütternden, im Nachhinein nachvollziehbaren Auflösung. Die Rahmenhandlung um Carolins Vergangenheit weist am Ende allerdings einige offene Fragen auf – mehr als zu Beginn dieses Buches! Das hat mir persönlich nicht ganz so gut gefallen, denn es hat sich so angefühlt, als sei dieses Buch eigentlich noch gar nicht zu Ende erzählt.

    Die zentrale Figur dieser Reihe, Carolin Bauer, gefällt mir inzwischen immer besser. Sie ist von ihren Ängsten und Sorgen getrieben, eine Einzelkämpferin, die sich einem schier unbezwingbar erscheinenden Gegner gegenüber sieht. Sie macht Fehler, mehr als einen, und das lässt sie sehr authentisch und sympathisch erscheinen. Neben dieser Figur verblassen alle weiteren Charaktere zu Randfiguren, auch wenn ich dem ein oder anderen Charakter noch deutlich mehr zugetraut hätte (wie z.B. Tassani).

    Alles in allem hat mir Band zwei deutlich besser gefallen als der Auftakt der Reihe, auch wenn er wieder kein echter Thriller, sondern mehr ein Krimi ist. Ich freue mich schon jetzt auf den dritten Band!

    FAZIT:
    Eine deutliche Steigerung gegenüber Band 1 – düster, überraschend und erschütternd.
    Blutgott

    Veit Etzold
    Blutgott (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    18.03.2020

    Ein extrem harter Thriller mit Schock-Momenten und überraschenden Wendungen

    „Eine Mischung aus Dante William Burroughs Drogenträumen und Hieronymus Bosch, garniert mit Verfall, Blut und Verwesung.“ (S. 339)

    Meine Meinung:
    „Blutgott“ ist der mittlerweile siebte Fall für Hauptkommissarin Clara Vidalis, Expertin für Pathopsychologie am LKA Berlin. Die Vorgängerbände muss man nicht kennen, aber mehr Spaß macht es sicherlich, wenn man mit den Protagonisten um Carla Vidalis schon vertraut ist. Autor Veit Etzold ist bekannt für seine realistisch geschilderten und extrem harten Thriller, ähnlich wie sein US-amerikanischer Kollege Chris Carter. Dementsprechend ist auch „Blutgott“ nichts für schwache Nerven! Hier fließt das Blut literweise, werden Gewaltexzesse geschildert und die Taten, die Etzold hier seine Charaktere begehen lässt, gehen schon hart ans Aushaltbare, teilweise auch deutlich darüber hinaus. Rasant, actionreich und mit immer wieder überraschenden Twists treibt Etzold seine Story voran, quer durch die Bundesrepublik. Um mit den grausamen Geschehnissen Schritt halten zu können, sind die Ermittler um Clara Vidalis auch dazu gezwungen, ungewöhnliche Mittel zu ergreifen, wobei sich hierbei mehr als einmal die Frage stellt, was moralisch noch vertretbar ist. So entspinnt sich eine Story, die ihre Leser*innen ganz tief in ihren Bann zieht und bis zur letzte Seite zu fesseln weiß. Im Finale war ich dann – ob der sehr schnellen Abfolge der Ereignisse – zunächst ein wenig enttäuscht, bis mich Veit Etzold ein letztes mal so richtig überrascht und etwas ratlos zurückgelassen hat.

    Neben dieser wahnsinnig spannenden und aufwühlenden Story hat mir einmal mehr der ungeschönte, direkte Schreibstil des Autors sehr gut gefallen. Es ist immer wieder erstaunlich, über welch breites Wissen Veit Etzold verfügt, sowohl über arrondierende Themen (wie z.B. Peter Kürten, Fritz Haarmann und „Papa Denke“ - diverse reale Serienmörder) als auch über medizinische Themenbereiche sowie interessantes Technik- und Allgemeinwissen (z.B. Datenfrequenzmengen bei Videostreaming / -download), und wie er dabei geschickt Geschehnisse der realen Welt mit einwebt („Momo Challenge“). Meist lässt er hierzu passenderweise seinen Protagonisten „MacDeath“ schwadronieren und dozieren, was sich sehr informativ und unterhaltsam lesen lässt.

    FAZIT:
    Ein extrem harter und fesselnder Thriller, der unter die Haut geht. Nichts für Zartbesaitete!
    Einfach alles!

    Einfach alles! (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    18.03.2020

    Vom Urknall bis zur heutigen Zeit – Die Geschichte unseres Planeten leicht verständlich und unterhaltsam erklärt

    Meine Meinung:
    Irgendwann traf Historiker, Pädagoge und Autor Christopher Lloyd folgende Erkenntnis: „Da hatte ich nun einen Hochschulabschluss in Geschichte und war Journalist, konnte aber die einfachsten Fragen zu Dingen, die ich alltäglich sah, nicht beantworten!“ (S. 7) Das war der Geburtsmoment für dieses Buch, in dem Lloyd systematisch die Entwicklung unseres Planeten und unserer Geschichte vom Urknall bis zur heutig Zeit aufzeigt.

    In 15 Kapiteln und auf rund 350 Seiten lässt uns der Autor an dieser faszinierenden Geschichte teilhaben. Besonders anschaulich ist dabei die „Zeitleiste der Erdgeschichte“ auf Seite 26, in der er die Erdzeitalter vom Hadaikum (0:00 Uhr) bis zur Historischen Zeit (23.59 bis 24:00 / heute) grafisch übersichtlich und mit prägnanten Informationen hierzu darstellt und die ganze Entwicklung am sehr gut gewählten Zeitbeispiel eines Tages verdeutlicht.

    Wer jetzt denkt, dass sie / er ja eigentlich die „ganze Geschichte“ schon kenne, der irrt mit Sicherheit gewaltig, denn in diesem Buch gibt es unglaublich viel „Neues“ zu entdecken und zu bestaunen. Wissen Sie z.B. warum…
    …die Welt ohne Pilze ein widerlicher und sehr übelriechender Ort wäre? (S. 37)
    …ein wasserdichtes Ei ein tragbarer Tümpel ist? (S. 47)
    …die Erfindung des Kochens den Menschen erst ermöglichte, sehr große Gehirne zu entwickeln? (S. 82)

    Ich persönlich wusste das alles (und noch einiges mehr) bislang nicht. Ebenso, wie mich viele Fakten wirklich überrascht haben, wie z.B. dass…
    … moderne Menschen ca. 4% Neandertaler-DNA haben! (S. 90)
    … bis heute die Schrift der alten Indus-Kultur nicht entzifferte werden konnte? (S. 124)
    …das südamerikanische Volk der Olmeten (Bitte wer? Genau!) möglicherweise als erste die mathematische „0“ erfunden hat! (S. 181)
    … dass der Name Russlands auf die Wikinger zurückgeht! (S. 230)
    … dass es eine Zeit gab, in der Spanien und Portugal tatsächlich die ganze Welt zwischen sich aufgeteilt hatten (mit dem Vertrag von Tordesillas)! (S. 257)


    Wenn Sie das tatsächlich alles schon wussten oder für nicht wirklich interessant halten, ist dieses Buch vielleicht nicht da Richtige für Sie. Wenn Sie das aber – genau wie ich – total spannend finden, kann ich Ihnen schon jetzt versprechen, dass Sie dieses Buch verschlingen und lieben werden, auch als Erwachsene(r)! All diese unglaublich interessanten Fakten präsentiert der Autor dabei in einer sehr unterhaltsamen und wirklich leicht verständlichen erzählerischen Form. Hinzu kommen sehr viele Illustrationen und Grafiken, wie z.B. eine Übersicht der verschiedenen Hirnareale des Menschen (S. 83), altägyptische Wandmalereien (S. 116), die „Herkunft der Lebensmittel“ (S. 198) oder auch ein Beispiel, wo sich die berühmten Fibonacci-Zahlen selbst in der Natur wiederfinden (S. 212). Hier gibt es wirklich auf jeder Seite etwas Neues zu entdecken!

    Selbstverständlich begegnen einem hier auch manch irrwitzige Wesen (wie der Anomalocaris), manche Kuriositäten (wie z.B. die mechanische, verdauende Ente von Jacques de Vaucanson) oder auch deprimierende Fakten, wie z.B. die Massenkreuzigungen bei den Römern, die Geschichte der großen Kriege, von Terrorismus und Umweltverschmutzung. Aber auch all dieses gehört leider zu unserer Geschichte dazu.

    Das Buch endet mit dem wenig überraschenden, aber sehr sympathischen Geständnis des Autors, dass er doch nicht alles, worüber er gerne geschrieben hätte, auch wirklich in diesem Buch unterbringen konnte. So startet er dann auch einen Aufruf an seine Leser*innen, ihm Themen- und Personenvorschläge für sein nächstes Buch zu schicken. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf sein nächstes Buch!

    FAZIT:
    Geschichte für Jung und Alt – kompakt, anschaulich und unterhaltsam präsentiert mit vielen wissens- und staunenswerten Fakten und Abbildungen. Einfach klasse!
    Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen

    Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    02.03.2020

    Geballtes Wissen rund ums Wissen – anschaulich und unterhaltsam präsentiert

    Unsere Meinung:
    Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einer Wissensgesellschaft weiterentwickelt, während die Informationsflut und die Taktung von Neuigkeiten rasant zugenommen haben. Für viele von uns – und auch mich – sind Nachrichtensendungen noch immer ein wichtiges Element zur Information über das aktuelle Weltgeschehen. Doch wie führt man Kinder an diesen wichtigen und zugleich so sensiblen Bereich heran? Sarah Welk, erfolgreiche Kinderbuchautorin und Nachrichtenredakteurin beim NDR, liefert hier mit „Tagesschau & Co.“ genau das richtige Buch für neugierige und weltoffene junge Leser*innen!

    Auf knapp 130 Seiten erklärt die Autorin alles, was man rund um das Thema „Nachrichten“ wissen muss, und das auf eine sehr leicht verständliche und immer wieder unterhaltsame Art und Weise. Los geht es mit der Frage, was Nachrichten eigentlich sind. Neben einer Übersicht und dem Vergleich verschiedener Formate (Tagesschau, heute, RTL aktuell und logo!) beleuchtet Sarah Welk viele einzelne Aspekte, wie beispielweise die Pressefreiheit, wie Nachrichtenagenturen arbeiten (und dass auch diese durchaus Fehler machen!) oder auch das Thema des investigativen Journalismus. Sie erklärt ihren Leser*innen z.B. Twitter und wie die Auswahl von Nachrichten funktionieren und klärt darüber auf, was „Fake News“ sind oder warum Kinder noch nicht wählen gehen dürfen. Kleine, unterhaltsame Rätsel und Infokästen á la „was meinst Du dazu?“ laden dabei zur Interaktion und Reflektion ein.

    Durch die sieben Interviews (mit Ingo Zamperoni, Linda Zervakis, Anne Gellinek, Peter Kloeppel, Kai Gniffke, Marietta Slomka und Jennifer Siegal), bei denen auch humorvolle Fragen gestellt werden, erhält man als Leser*in darüber hinaus einen direkten Einblick in die Welt des Nachrichtenjournalismus. Hier erfährt man zum Beispiel, warum Linda Zervakis beinahe mal rückwärtsgehend das Studio hätte verlassen müssen oder warum Marietta Slomka fast mal „Verschwinde, du Mistviech!“ in einer Sendung gesagt hätte.

    Sehr schön finde ich zudem, dass Sarah Welk auch die Frage beleuchtet, was man tun kann, wenn einem Nachrichten, die man sieht oder hört, Angst machen. Dazu gibt sie fünf ganz konkrete Tipps für ihre jungen Leserinnen und Leser, z.B. dass man Nachrichten als Kind nicht alleine schauen sollte.

    FAZIT:
    Ein ganz wunderbares, sehr informatives und unterhaltsames Buch rund um das Thema Nachrichten und Journalismus. Top!
    Feuerland

    Feuerland (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    02.03.2020

    Eine spannende Story mit vielen menschlichen Abgründen

    „lieber opfere ich mein Bein als mein Gewissen“ (S. 304)

    Meine Meinung:
    Stockholm leidet unter ausufernder Kriminalität. Schusswechsel auf offener Straße, Überfälle und Entführungen. Dies ist eine Entwicklung, die auch Vanessa Frank, Kriminalleiterin der Sonderkommission Nova, trotz ihrer Suspendierung nicht loslassen. So ermittelt sie abseits der reglementierten Pfade auf ihre eigene Art – und stößt auf Zusammenhänge, die viel größer und internationaler sind, als bislang alle vermutet haben…

    Durch die vielen einzelnen Verbrechen, die sich schon früh im Buch ereignen, nimmt die Geschichte schnell an Fahrt auf und weiß zu fesseln. Teilweise geht es am Schauplatz Stockholm Schlag auf Schlag – und die Behörden liefern dabei kein wirklich gutes Bild ab. Dies war durchweg spannend zu lesen und es gab immer wieder überraschende Momente und brenzlige Situationen. Ein zweiter, paralleler Handlungsstrang führt die Leser immer wieder zwischendurch in die chilenische „Colonia Rhein“, die ehemals von geflohenen Nazis gegründet worden ist. Hier ist die Geschichte zwar sehr atmosphärisch und exotisch, aber über weite Teile des Buches fehlte mir bei diesem Handlungsstrang einfach die Spannung. Hier gab es einiges an Potenzial, das meines Erachtens nicht voll ausgeschöpft worden ist. Erst im letzten Drittel, als beide Handlungsstränge zusammengeführt wurden, kam auch in Chile Spannung auf – bis hin zu einem temporeichen und dramatischen Finale, das auch einem Hollywood-Action-Blockbuster als Vorlage hätte dienen können.

    Sehr gut gefallen haben mir an diesem Buch neben den beiden sehr gegensätzlichen Schauplätzen und den tiefen menschlichen (teil verstörenden!) Abgründen, in die uns der Autor blicken lässt, auch die Charaktere, die von klischeehaft überzeichnet bis hin zu kantig-schillernd eine breite Streuung vorweisen können. Besonders überzeugend fand ich dabei die untypische Protagonistin Frank und den zunächst sehr zwielichtigen und geheimnisvollen Nicolas Paredes – und die folgenden Interaktionen zwischen beiden.

    FAZIT:
    Ein solider Thriller, der mit einem außergewöhnlichen Setting und starken Charakteren überzeugt, in Sachen Spannung in Teilen aber noch steigerungsfähig gewesen wäre.
    Wolves - Die Jagd beginnt

    Wolves - Die Jagd beginnt (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    02.03.2020

    Ein solider Krimi mit kantigen Charakteren, der nicht ganz an seine Vorgänger heranreicht

    „Du bist als Mensch einfach nur eine Totalkatastrophe“ (Baxter zu Wolf / S. 108)

    Meine Meinung:
    „Wolves“ ist der dritte Teil der „New-Scotland-Yard“-Reihe des britischen Bestsellerautors Daniel Cole. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass „Wolves“ mehr an Band 1 („Ragdoll“) als an Band 2 („Hangman“) anschließt und ich würde jedem empfehlen, zunächst die vorangegangenen Bände zu lesen.

    Anders als bei den ersten beiden Büchern der Reihe entspinnt sich diese Story ausgehend vom mutmaßlichen Selbstmord von DS Finlay „Fin“ Shaw, dem väterlichen Freund von William „Wolf“ Fawkes, und bleibt über die ca. erste Hälfte überraschend unblutig, ja gar „zahm“. Nach zwei absolut harten Thrillern mit viel Blut, Action und Tempo war dies für mich dann doch eine echte Überraschung. So würde ich dieses Buch auch eher als grundsoliden Krimi bezeichnen, denn ein Thriller ist es mit Sicherheit nicht. Dennoch hat mich die Story über ihre gesamte Länge hinweg durchaus gut unterhalten und wusste auch zu fesseln. Dies erreichte der Autor allerdings eher durch seine schillernden Charaktere und die manchmal irrwitzigen Interaktionen zwischen jenen als durch einen spannenden Verlauf des eigentlichen Falls. Erst im ca. letzten Drittel nehmen Spannung und Tempo ordentlich an Fahrt auf, da endlich „Bewegung“ in den Fall hineinkommt. Einem geschickten Schachspiel gleich nehmen es Coles Ermittler mit einem schier übermächtigen Gegner auf und täuschen und tricksen, um am Ende zu einer überraschenden Auflösung zu kommen. Doch den größten Paukenschlag liefert dieses Buch am Ende nicht mit der Auflösung des Falls, sondern mit einer ganz anderen Überraschung…

    Sehr gut gefallen hat mir erneut der Schreibstil des Autors, der sich sehr gut und flüssig lesen lässt und immer wieder mit humorvollen, gerne auch ironischen Spitzen gewürzt ist. Teilweise haben diese Szenen schon eine regelrecht skurril anmutende Erscheinung, wie etwa bei Wolfs überambitionierter iPad-Präsentation oder bei der überbesetzten Gästetoilette. Bei Wolfs selbstgezeichnetem Phantombild und den kindlich anmutenden Tatortskizzen (zu bewundern auf S. 262 / 263) bin ich sogar in spontane Lacher ausgebrochen. Mir hat das sehr gut gefallen, aber man muss so etwas bei einem Krimi / Thriller schon mögen.

    FAZIT:
    Eine klare Empfehlung für Fans dieser Reihe, wenn sie auch mit weniger Action, Tempo und Blut leben können und Spaß an einer ausgefeilten Charakterentwicklung haben.
    Hardy, V: Wolkenschiff

    Hardy, V: Wolkenschiff (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    02.03.2020

    Ein großes Abenteuer voller Gefahren, Spannung und Überraschungen

    „Die Angst tötet mehr Träume, als es das Versagen jemals könnte. Du kannst dich entweder behaglich fühlen oder mutig sein – aber niemals beides zugleich.“ (S. 67)

    Meine Meinung:
    „Euer Vater kommt nicht mehr zurück.“ … „Er ist auf dem Dritten Kontinent verschollen – das ist alles, was ich weiß.“ (S. 16) – Diese beiden Sätze stürzen die zwölfjährigen Zwillinge Marie und Arthur „Arty“ Brightstorm von einem Tag auf den nächsten ins Unglück. Elternlos, mittellos und jeglicher Zukunft beraubt landen die beiden im Waisenhaus der ausbeuterischen Beggins. Doch so schnell ergeben sich die beiden ihrem Schicksal nicht und heuern bei der Entdeckerin Harriet „Harry“ Mildred Audrey Culpfeffer an, um auf ihrer Forschungsreise nach Südpolaris nach Spuren ihres Vaters zu suchen und die Familienehre wieder herzustellen…

    Mit ihrem beachtlichen Debut lädt die britische Autorin Vashti Hardy ihre Leser*innen auf eine wirklich unglaublich spannende und temporeiche Abenteuergeschichte ein. Schnell entdeckt man sein Herz für die beiden Zwillinge, denen das Schicksal so schwer mitspielt und die sich dennoch nicht unterkriegen lassen. Zusammen mit der unerschrockenen und toughen Harry, der herzensguten und glückslöffelschwingenden Felicitas Wiggety und dem etwas unterkühlten Butler Welby, der mit ungeahnten Fähigkeiten aufwartet, beschert uns Vashti Hardy eine unglaublich illustre Reisegruppe, die sich diesem Abenteuer auf einem faszinierenden Fluggefährt stellt. Eine passende Antagonistin hält sie mit der „Cruella de Vil“-liken Eudora Vane selbstverständlich auch bereit.

    Die Reise selbst, die über drei Kontinente und stürmische Meere hinweg führt, ist voller Abenteuer, Widrigkeiten und Gefahren und dabei immer wieder überraschend und absolut phantastisch. Heiße Wüsten mit Treibsand und orientalisch anmutenden Städten oder eine tief verschneite Wildnis am Ende der Welt begegnen uns hier ebenso wie unglaubliche Wesen, seien es Weisewesen oder auch Gedankenwölfe. In jedem Kapitel gibt es hier Neues zu entdecken und zu bestaunen. Das Buch lässt sich dabei für mich nicht eindeutig einem Genre einordnen. Es ist zweifellos ein Jugendbuch, weiß aber auch hervorragend erwachsene Leser zu fesseln. Es hat Fantasy-Anklänge und Steampunk-Anleihen und ganz zweifellos ist es ein Abenteuerroman, der in der Tradition der ganz Großen dieses Genres steht, wie etwa Jules Verne. Es ist eines dieser Bücher, das einen beim Lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen lässt und nicht eher wieder freigibt, ehe die letzte Seite gelesen ist.

    FAZIT:
    Ein beeindruckendes Debut mit einem unglaublich atmosphärischen Abenteuerroman auf den Spuren von Jules Verne & Co.
    Seck, K: Die letzte Dichterin

    Seck, K: Die letzte Dichterin (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    02.03.2020

    Ein phantastisches Abenteuer in einer extrem atmosphärischen Welt

    „Fernab war eine entrückte Stadt, eine Stadt voller krummer Häuser und verwinkelter Gassen, voller Geheimnisse und mit Bewohnern, die mit ihren seltenen Gaben die Stadt am Leben hielten, wobei sie schon lange nur noch an einem seidenen Faden hing.“ (eBook, S. 17)

    Meine Meinung:
    Dass Katharina Seck ein Händchen für atmosphärische, phantastische Geschichten hat, hat sie ja bereits u.a. mit „Die silberne Königin“ und „Tochter des dunklen Waldes“ bewiesen. Diesmal entführt sie ihre Leser*innen nach Phantopien – ein Land, in dem die Magie und die schönen Künste fast gänzlich verschwunden sind. Hier ziehen die Dichterin Minna Fabelreich und der Schatzsucher Finn Minengräber durchs Land, um ihre Bestimmung zu finden. Eines Tages führt das Schicksal sie zusammen und auf den Weg zur sagenumwobenen Stadt Fernab, von der keiner so genau weiß, wie und wo sie zu finden ist…

    Von der ersten Seite an verfügt dieses Buch über eine unglaublich dichte Atmosphäre, die mich wahnsinnig schnell in ihren Bann gezogen hat. Zuerst der düstere und gefährliche Nymphorawald, später die geheimnisvollen Wanderprärien. Es ist ein phantastisches Land, das Katharina Seck hier erschaffen hat. Die beiden ungleichen Protagonisten Minna und Finn, die doch mehr gemeinsam haben als sie selbst zu Beginn vermuten, habe ich schnell ins Herz geschlossen. Beide stehen als Underdogs am unteren Ende der gesellschaftlichen Ordnung, beide haben schon viel Elend erlebt, sind mehr oder minder auf sich allein gestellt und leben von der Hand im Mund. Von der ersten Seite an sind sowohl Minna („Dass sie mehr vorzuweisen hatte, erkannte man erst auf den zweiten Blick; besser gesagt, wenn man auf den Klang ihrer Worte hörte, der wie warmer, süßer Honig war, und dann auf ihre Worte selbst, die ins Herz treffen konnten, wenn man sie nur ließ.“ – eBook S. 26“) als auch Finn („Es war so, dass Finn Minengräber in seinem Leben meist mit vollen Händen in die Mistgrube gegriffen hatte.“ – eBook S. 123) absolut liebenswert, mit ihren Ecken und Kanten.

    Sehr schnell (für mich fast zu schnell – ich hätte sehr gerne noch viel mehr über die Reise der beiden gelesen!) führt die Geschichte die beiden zur legendären Stadt Fernab – auch hier wieder ein von Phantastik geprägtes Setting. Die Geschichte nimmt einen Lauf, der an sich sehr schnell vorhersehbar war, und dann doch wieder an der einen oder anderen Stelle zu überraschen weiß. So baut sich beim Lesen erst schleichend, dann immer konkreter ein ungutes Bauchgefühl auf, dass diese Geschichte in ein Finale gipfeln lässt, das spannend, überraschend, schockierend und dramatisch zugleich ist – bis zur letzten Seite. Am Ende ist alles rund, wird alles Wesentliche geklärt und die Geschichte ist vollständig erzählt. Und dennoch lässt sich die Autorin ein klitzekleines Hintertürchen offen und macht ihren Leser*innen Hoffnung, doch noch einmal nach Phantopien zurückzukehren. Mich würde es auf jeden Fall sehr freuen!


    Kurz erwähnen möchte ich auch noch Katharina Secks wunderbaren Schreibstil, mit dem sie es immer wieder geschafft hat, mir Bilder und ganze Szenerien in den Kopf zu pflanzen und mich zum Nachdenken zu bringen:

    „Mit wertvollen Gegenständen konnte man vielleicht das ganze Land beherrschen, nicht aber die Herzen der Menschen, und das gab dem Leben ihrer Ansicht nach einen viel tieferen Sinn.“ (S. 24)

    „Denn böse Worte konnten zu einem Sturm werden, der einen irgendwann einholte, vielleicht erst am anderen Ende der Welt, aber er würde es tun.“ (S. 119)

    FAZIT:
    (Nicht nur) für Fans von Kai Meyers „Die Seiten der Welt“ eine absolute Leseempfehlung - Phantastik pur!
    Dippel, J: Cassardim 1: Jenseits der goldenen Brücke

    Dippel, J: Cassardim 1: Jenseits der goldenen Brücke (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    28.02.2020

    Ein wahrlich fantastisches Abenteuer voller Intrigen und Ränkespiele

    „Cassardim zu beschreiben, ist genauso unmöglich, wie das Sonnenlicht einzufangen oder eine Melodie in Worte zu fassen.“ (S. 90)

    Meine Meinung:
    In „Cassardim“ entführt die deutsche Autorin Julia Dippel (Vielen sicherlich durch ihre „Izara“-Reihe bekannt) ihre Leser*innen in eine atemberaubende, faszinierende und zugleich auch brandgefährliche Welt: In das Totenreich Cassardim. Sehr schnell hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen, denn die Protagonistin Amaia und ihre Familie sind so ganz anders als alle anderen Menschen: sie sind viel, viel älter, als sie aussehen und haben obendrein noch geheimnisvolle Gaben. Warum dies alles so ist, kann sich die schlagfertige und toughe Amaia selbst nicht erklären. Als ihre Eltern dann noch einen mysteriösen Unbekannten zu Hause im Keller einsperren und foltern, waren Spannung und Neugier bei mir auf einem extrem hohen Level angelangt…

    Diese Geschichte lebt von der und fesselt durch die faszinierende Welt, die die Autorin hier erschaffen hat. Es gibt unwirtliche Landschaften und gefährliche Wesen, wie etwa die Chaoshunde oder die Shendai, die geflügelten Panthern ähneln, und sogar einen Berg, der ein eigenes Bewusstsein zu haben scheint. Zentrum dieser Welt ist ein Königshof, der nach außen hin mit seiner goldenen Pracht blendet, nach innen hin aber von Intrigen, Ränkespielen, Täuschungen und Verrat beherrscht wird. So wird nicht nur Amaia mehr als einmal im Verlauf der Geschichte mit faustdicken Überraschungen konfrontiert, die ihr ganzes Weltbild ins Wanken bringen. Auch ich als Leser habe diese unvorhersehbaren Twists immer wieder genossen, gestaunt und mich gleichzeitig gefragt, welche Überraschungen Julia Dippel im weiteren Verlauf der Geschichte wohl noch parat halten wird. Tempo und Spannung bleiben hierdurch über das gesamte Buch hinweg auf hohem Niveau, bis uns die Autorin im actiongeladenen Finale einen hollywoodreifen Showdown liefert.

    Aber nicht nur die Geschichte und die Welt konnten mich voll und ganz begeistern, sondern auch der Schreibstil der Autorin, bei dem mir insbesondere die bildhaften Beschreibungen und die oftmals trocken-ironischen Sprüche gefallen haben („Unter anderen Umständen wäre ich aufgesprungen, hätte laut ›Frauenpower!‹ gerufen und mich mit ihr verbündet.“ ebook, S. 352). Kombiniert mit schillernden, teils sehr undurchsichtigen Charakteren (allen voran natürlich Noár), wird dieses Buch zu einem echten Lesegenuss!

    p.s.: Am Ende (!) des ebooks gibt es übrigens ein sehr hilfreiches Personenregister und ein passendes Glossar!

    FAZIT:
    Für Freunde von fantastischen Geschichten, verworrenen Ränkespielen und einer faszinierenden Welt ein echter Lesegenuss!
    Zika, U: Nie mehr Zucker-Junkie!

    Zika, U: Nie mehr Zucker-Junkie! (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    28.02.2020

    Ein runder und fundierter Überblick über die gesundheitlichen Auswirkungen von zuckerlastiger Ernährung

    „Unsere natürliche Lust auf den süßen Geschmack ist evolutionär bedingt und biologisch absolut sinnvoll. Wenn wir wieder erlernen, diese richtig zu interpretieren, können wir Heißhungerattacken und Zuckersucht mit Genuss überwinden.“ (Umschlaginnenseite)

    Meine Meinung:
    Dipl.-Ernährungsberaterin Ulrike Zika und Ernährungswissenschaftlerin und Diätologin Johanna Sillipp haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sich der Zuckerkonsum auf den menschlichen Körper auswirkt. Passender Weise startet das Buch mit einer „kleinen Geschichte des Zuckers“ und leitet schnell über zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Autorinnen erklären unseren „Japp auf Süßes“ mit der Evolutionsgeschichte des Menschen („Süß“ wird auch als „Sicherheitsgeschmack“ der Evolution bezeichnet), stellen die Vor- und Nachteile von Zuckerarten vor und betrachten den Stoffwechselprozess unseres Körpers. Dies alles stets wissenschaftlich fundiert (es werden viele Studien zitiert) und doch – auch für Laien – stets gut verständlich und leicht nachvollziehbar. Selbstverständlich gehen die Autorinnen dabei nicht in die medizinische Tiefe, aber sie liefern einen meiner Meinung nach sehr runden und vollständigen Überblick über das Thema, so dass man sich bei Bedarf zu einzelnen Themenschwerpunkten selbst weiter informieren kann (am Ende des Buches findet sich passende Quellen- und Literaturangaben).

    Obgleich ich mich mit dem Thema "Gesunde Ernährung" schon beschäftigt habe, habe ich in diesem rd. 80seitigen „Theorieteil“ doch durchaus einiges Neues dazugelernt. Beispielsweise kannte ich zuvor weder den "Mere-Exposure-Effekt" noch das "Leaky-Gut-Syndrom". Passender Weise stellen die Autorinnen im Kapitel „Süße Lebensmittel: Potenzial und Gefahr“ (S. 18 ff.) viele Lebensmittel vor, die sich sehr positiv auf unsere Gesundheit auswirken können (wie z.B. Pastinaken, die entkrampfend wirken und bei einer Vielzahl von Magen- und Darmproblemen helfen), insbesondere auf unsere Darmflora (denn rund 70% aller Immunzellen befinden sich im Darm! - S. 49).

    Der Theorie-Teil schließt auf den Seiten 84/85 mit „sieben goldenen Regeln“ für ein Ausstiegsprogramm aus der „Zucker-Sucht“ – und jede dieser sieben Regeln ist nach der Lektüre des Theorieteils absolut nachvollziehbar und plausibel, auch wenn es an sich keine wirklich neuen Erkenntnisse sind. Allerdings muss ich ganz deutlich sagen, dass man es nur selbst in der Hand hat, den eigenen „Japp auf Zucker“ zu besiegen. Dieses Buch liefert das notwendige Grundverständnis hierfür und Anregungen, den Speiseplan mit gesunden Lebensmitteln, die von Natur aus Zucker enthalten, umzustellen.

    Sehr gut passt dazu der hier anschließende Rezeptteil, der knapp 40 sehr abwechslungsreiche und gesunde Rezepte enthält, die ich eher als „Bonus“ zum Buch verstehen würde, da dieses Buch aus meiner Sicht mehr ein Ratgeber und Sachbuch als ein Kochbuch ist. Von schnell vorbereiteten „Overnight Oats“, (88) über „Welscurry mit rotem Paprika“ (S. 97) bis hin zu ein paar Rezepten für den süßen Zahn: „Kakao-Dattel-Aufstich“ (S. 92) oder auch „Früchteriegel mit Birne“ (S. 119) oder auch „Apfel-Schichtkuchen“ (S. 121) ist hier für wohl jeden Geschmack etwas dabei. Die Rezepte, die ich bislang selbst ausprobiert habe, haben selbst den Kindern sehr gut geschmeckt (was ja leider nicht immer der Fall ist) und mich voll und ganz überzeugt. Lediglich das Fehlen von Nährwertangaben zu den Rezepten finde ich ein bisschen schade. Dafür schließt das Buch mit einem 14-Tage-Abnehmplan (S. 124 / 125) ab, basierend auf den im Buch enthaltenen Rezepten.

    FAZIT:
    Kompakt und hochinformativ, ein runder und fundierter Überblick über das Thema mit knapp 40 abwechslungsreichen und gesunden Rezepten.
    Finsterthal

    Finsterthal (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    28.02.2020

    Ein packender Thriller voller menschlicher Abgründe

    „Finsterthal war kein Ort, der einen wieder freigab oder ein gutes Ende versprach. Finsterthal war eine Endstation; die Endstation ihrer viel zu kurzen Reise.“ (S. 156)

    Meine Meinung:
    „Finsterthal“ ist nach „Tannenstein“ der zweite Band von Linus Geschke („Jan Römer“-Reihe) um den kriminell gewordenen Ex-Polizisten Alexander Born. Obgleich ich Teil 1 noch nicht kenne (was ich jetzt definitiv nachhole!), hatte ich keine Schwierigkeiten, in die Story hineinzukommen und mit den Charakteren vertraut zu werden.

    Bereits zu Beginn weiß Linus Geschke seine Leser*innen zu fesseln: Unbekannte entführen die noch minderjährige Alice aus ihrem Zuhause und schon gleich schwingt beim Lesen das ungute Bauchgefühl mit, dass dies für die arme Alice nicht gut ausgehen könnte. Diese Tat ist dann auch der Auslöser dafür, dass der Ex-KGB-Mann Dimitri seinen Freund Alexander Born händeringend darum bittet, sich auf die Spur der Entführer zu begeben. So entspinnt sich eine Story um Macht, Gier, Gewalt, Exzesse und die tiefschwarzen Abgründe der menschlichen Seele. Durch regelmäßige Kapitel aus Sicht des Täters, durch immer wieder neue Gräueltaten – die nicht alle miteinander in Verbindung zu stehen scheinen – und durch mehr als eine überraschende Wendung im Plot versteht der Autor es brillant, Spannung und Tempo über die gesamte Story hinweg auf hohem Niveau zu halten. Als Leser zittert man mit, hofft und bangt für die Opfer – und wird immer wieder zutiefst schockiert, wenn Linus Geschke uns in die teils rabenschwarzen Seelen seiner Charaktere blicken lässt. Von klassischen „Guten“ bis zu abgrundtief „Bösen“ sind hier alle Schattierungen an Figuren vorhanden – und Protagonist Born steht mit seiner Vergangenheit, seiner Vorgehensweise und seinen inneren Dämonen selbst tief im Graubereich zwischen Gut und Böse. Alexander Born ist ein Ausnahme-Protagonist, der düster schimmert und zugleich polarisiert – und definitiv kein Sympathieträger auf den ersten Blick ist. So hat es auch eine ganze Weile gedauert, bis ich dann doch mit ihm warm geworden bin.

    „Finsterthal“ ist ein Thriller, der fesselt, der schockiert und immer wieder überrascht. Es ist ein Portrait einer oftmals falschen und abgründigen (Schatten-)Gesellschaft und ein Buch, das hinter die Fassaden des Gutbürgertums blickt und die Frage aufwirft, ob Moral und Anstand echt sind oder nur ein Schutzschild, hinter dem sich finstere Abgründe verstecken.

    FAZIT:
    Ein harter Page-Turner voller polarisierender Charaktere und menschlicher Abgründe – unbedingt lesen!
    Patrick, S: Dunkelheit der Drachen

    Patrick, S: Dunkelheit der Drachen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    14.02.2020

    Die Macht der Musik – ein wunderbares Fantasy-Abenteuer, nicht nur für Kids!

    „Denn eines wird nur allzu leicht vergessen:
    Der Musik wohnt ein Zauber inne.
    Hört genau hin…“ (S. 366)

    Meine Meinung:
    Tief verschneit und abgeschnitten von der Außenwelt wird das kleine Dorf Patterfall von einer zuvor nie dagewesenen Rattenplage heimgesucht. Da kommt ein Junge aus dem winterlichen Wald gestapft, in komplett vereister Kleidung und fast erfroren. Auch Erinnerungen hat er zunächst keine, aber die Dorfbewohner sind sich sicher: Es muss der Pfeiffer sein, nach dem sie geschickt haben, um der Ratten Herr zu werden…

    Nach 13 Jahren als Spieleentwickler legt der nordirische Autor mit „Die Dunkelheit der Drachen“ nun sein Debut vor – und es hat mich wahrlich beeindruckt! Aufbauend auf dem alten Märchen des „Rattenfängers von Hameln“ entspinnt er in diesem Buch ein ganz eigenes Abenteuer, in einer eigenständigen Welt, in der die Pfeiffer einen ganzen Berufsstamm mit unterschiedlichen Garden bilden und über Magie verfügen. Sein Protagonist, Flick Klarwasser, war mir von Beginn an durch-und-durch sympathisch. Mit seinen gerade mal 13 Jahren ist er bereits ein Underdog, verstoßen und auf der Flucht („Flick war gar kein Pfeifer, jedenfalls kein richtiger. Er war in Ungnade gefallen und von der Burg Tiviscan geflohen, noch ehe er die Schule beendet hatte.“). Warum das so ist, erfahren wir als Leser*innen erst im Verlauf der Geschichte, Stück für Stück. Ihm zur Seite stellt der Autor die liebenswerte, mutige und pfiffige Rena Sommerfeld, ein verzaubertes Mädchen in Gestalt einer Ratte, sowie den Drachengreif Barver Knopferkerkel, ausgestattet mit besten Manieren und ungeahnten Fähigkeiten. Ein merkwürdigeres Trio habe ich schon lange nicht gesehen, und ein liebenswerteres auch nicht.

    Dieses Buch punktet aber nicht nur mit seinen Protagonisten, sondern auch mit einer atemberaubenden Abenteuergeschichte, die die Leser*innen zu allerlei extrem atmosphärischen und ausgefallenen Schauplätzen führt. Sei es die Burg der Pfeiffer, Tiviscan, das heimelige Kloster Martal („Aus der Ferne wirkte es, als hätte der Baumeister eine Vorliebe für Igel gehabt.“ – S. 161) oder auch die düsteren und legendenumwobenen Berge von Gemspar, in denen nicht nur gefürchtete Räuberbanden ihr Unwesen treiben, sondern auch eine gefährliche Hexe. Dieser Geschichte fehlt es wirklich an Nichts, was ein gutes Abenteuer und ein überzeugendes Fantasywerk benötigt, bis hin zum ausgefallenen Magiesystem der Musik. Nachdem ich das Buch regelrecht verschlungen habe, wundert es mich, wie der Autor derart viel Handlung, Schauplätze und Ideen auf den knapp 370 Seiten unterbringen konnte. Gefühlt würde ich sagen, ich habe eine Geschichte mit 800 oder mehr Seiten gelesen, ohne mich auch nur eine Minute gelangweilt zu haben. Ein Abenteuer, das seines Gleichen sucht!

    FAZIT:
    Eines der besten Abenteuerbücher für Kids, das ich in den letzten Jahren gelesen habe!
    Luzifer junior (Band 07) - Fiese schöne Welt

    Jochen Till
    Luzifer junior (Band 07) - Fiese schöne Welt (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    14.02.2020

    Eine spannende Story mit Tiefgang und höllisch guten Gags

    Unsere Meinung:
    Mit „Fiese schöne Welt“ geht die „Luzifer junior“-Reihe von Kult-Autor Jochen Till in die siebte Runde, und wer sie noch nicht kennt, hat wirklich etwas verpasst! Dank der kleinen Galerie am Anfang des Buches, in der die acht Protagonisten der Serie kurz vorgestellt werden, können sich auch Neueinsteiger einen guten und humorigen Überblick machen und ohne Vorkenntnisse in dieses himmlisch-höllische Abenteuer starten.

    Diesmal verschlägt es Luzifer junior, Lilly, Gustav, Aaron und natürlich unseren absoluten Liebling, Hausdämon Cornibus, in Omas neu geschaffenes Paralleluniversum. Hier ist eigentlich alles wie zuhause… nur viel, viel besser! Die Schule macht Spaß (weil man nur das lernt, was einem gefällt), keiner muss langweilige Arbeiten verrichten und selbst der olle Schuldirektor ist in diesem Universum voll nett und total relaxed. Um alle Wünsche und Wehwehchen kümmert sich hier die digitale KIWA (Künstliche Intelligent weiß alles) – und so ist es fast wie im Schlaraffenland. Es gibt keine Länder, keine Grenzen und kein Rassismus. Eigentlich zu gut, um wahr zu sein, oder…?

    Mal wieder ist es Jochen Till gelungen, ein spannendes und vor allem super-spaßiges Abenteuer zu erschaffen. Meine Jungs (knapp 9 & 12) haben die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite geliebt und sich immer wieder gekringelt vor Lachen. Sei es bei Stevens Versuchen, die Langeweile seines Chefs (The Beast himself!) zu vertreiben, was gar nicht so einfach ist („JETZT UNTERSTLLST DU MIR AUCH NOCH EMOTIONEN! GEHT´S NOCH?“ - S. 16), den immer wieder auftauchenden skurrilen Situationen (insbesondere, wenn Luzie mal wieder die Welt nicht versteht) oder auch bei Cornibus´ akuten Ernährungsproblemen, die für ständige Fress-Flashs sorgen (noch mehr als sonst) und Cornibus dabei immer mehr zur kleinen flauschigen „Rum-Kugel“ mutieren lassen. Hier bleibt echt kein Auge trocken und kein Lachmuskel ungereizt! Unser persönliches Highlight war dabei die größte Eierschlacht der Weltgeschichte. Komplettiert wird das Ganze mal wieder mit vielen teuflisch guten Illustrationen von Raimund Frey.

    Bei aller Spannung und trotz des ganzen Humors gelingt es Jochen Till aber auch, ernste Themen mitschwingen zu lassen. Es geht hier z.B. um Zwei-Klassen-Gesellschaften und die Tücken künstlicher Intelligenz. Insgesamt eine tolle Mischung!

    FAZIT:
    Einfach teuflisch gute Leseunterhaltung mit Lach-Garantie.
    Post von Karlheinz

    Post von Karlheinz (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    31.01.2020

    Bedrückend, beschämend, aufwühlend - und ganz hervorragend gekontert!

    „Aber wenn wir schweigen, wenn wir diese Leute ignorieren, beginnen wir, ihren Hass und ihre Häme zu akzeptieren“ (Track 07)
    „Religion ist nicht per se schlecht oder gut, sondern sie ist das, was Menschen aus ihr machen. Oft genug ist das etwas Schlechtes – leider!“ (Track 10)


    Meine Meinung:
    Autor Hasnain Kazim, Sohn indisch-pakistanischer Eltern, ist ein deutscher Journalist, Autor und mehrfacher Medienpreisträger. In „Post von Karlheinz“ macht er einen kleinen Teil der fremdenfeindlichen Zuschriften öffentlich, die ihn immer wieder erreichen, sowie seine Antworten darauf. Allein wenn man einige der Nicknames der Absender betrachtet, die sich in der vermeintlichen Anonymität des Internets tummeln, wird schnell klar, in welche Richtung die Zuschriften gehen. Wir treffen hier u.A. auf „Hermann the German“, „Maria gegen Scharia“ oder auch auf „Deutschländer1933“ (ob der wohl auch die Würstchen kennt?). Das Spektrum dessen, mit dem sich Kazim bei den Zuschriften konfrontiert sieht, reicht von Unkenntnis, über Ignoranz, Penetranz bis hin zu ungeniert offen formulierten Anfeindungen, Hasstiraden und Drohungen („alle erschießen“). Beim Hören dieses Hörbuches changieren meine Gefühle dementsprechend in wildem Wechsel zwischen Unglauben, Fremdschämen und schockiert sein. Es ist absolut bewundernswert, dass es Hasnain Kazim dabei immer noch gelingt, meist ruhig und sachlich zu bleiben. Glücklicher Weise hat er einen Weg gefunden, mit den stetigen Anfeindungen umzugehen: sie öffentlich zu machen und mit Humor zu kontern („Humor ist ein Weg, mit all dem Hass fertig zu werden, ihn auszuhalten, zu ertragen.“ - Track 07). Dass es ihm dabei nicht immer ganz gelingt, die Contenance zu bewahren, und den ein oder anderen Internet-Hetzer als Rumpelstilzchen oder Vollidioten tituliert, kann ich da voll und ganz verstehen. Und wenn er am Ende seiner Korrespondenz mit dem titelgebenden Karlheinz mit dem folgenden Versprechen „Karlheinz, wir kommen. Ob du willst, oder nicht. Also mach den Gartenschlauch klar!“ schließt, habe ich tatsächlich beim Lachen fast Tränen in den Augen.

    Ja, so schockierend Vieles von dem ist, was den Autor immer wieder erreicht, ist es doch ein Spiegel unserer Gesellschaft (oder zumindest von Teilen davon). Neben all den beklemmenden Gefühlen macht es dennoch wirklich Spaß, Hasnain Kazim bei seinen Antworten zuzuhören. Es ist wirklich wunderbar zu hören, wie er immer wieder gekonnt, intelligent, auf den Punkt und oft herrlich ironisch kontert. Sehr gut gemacht!

    Zur Hörbuchproduktion:
    Kurz: extrem gelungen! Teile dieses Hörbuchs spricht Hasnain Kazim selbst, was mir sehr gut gefällt, da es für Authentizität sorgt. Während Cathlen Gawlich und Bernhard Schütz den „Schreibern“ ihre Stimmen leihen (und dabei ganz passende Charaktere entwickeln) werden Kazims schlagfertige Antworten von Bjarne Mädel vorgetragen, den ich selbst sehr gerne sehe und höre. Hierdurch ergibt sich neben dem tiefenwirksamen Inhalt auch eine wunderbare Abwechslung, so dass sich dieses Hörbuch bei allen menschlichen Charakter-Untiefen, die es offenbart, ganz hervorragend hören lässt.

    FAZIT:
    Vom alltäglichen Fremdenhass und wie man damit umgehen kann. Absolut und uneingeschränkt empfehlenswert!
    Hannah und ihre Brüder

    Ronald H. Balson
    Hannah und ihre Brüder (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    31.01.2020

    Ben Solomons Geschichte - Freunde, Feine und die Wirren eines furchtbaren Kriegs

    „sie konnten mich nicht brechen, ich hatte nichts mehr zu verlieren. Kein Schmerz, keine Drohung konnte mich dazu bringen, Namen zu nennen, denn der Tod war mir willkommen.“ (ebook, S. 259)

    Meine Meinung:
    Ben und Otto sind als beste Freunde aufgewachsen, waren fast wie Brüder füreinander. Doch dann fiel der Schatten der Nazis über ihre Heimat und Ben wurde zum Opfer, während Otto zum Täter wurde…

    Ronald H. Balson hat sich für seinen Roman ein Thema ausgesucht, das trotz der vielen Jahrzehnte, die seitdem vergangen sind, noch immer absolut aktuell ist. Ausgehend von der Rahmenhandlung in der heutigen Zeit zeichnet er ein einfühlsames Bild der schrecklichen Ereignisse der Judenverfolgung im Polen der 1930er Jahre. Es ist immer wieder schockierend, beschämend und bestürzend zu lesen, welche Verbrechen damals unter den Nazis dort begangen worden sind. Geschickt erzählt Balson seine Geschichte auf zwei Zeitachsen, was sich durch die gewählten Erzählperspektiven immer gut auseinanderhalten lässt, sodass es für die Leser*innen immer wieder Pausen zum Durchatmen und reflektieren der Ereignisse gibt. Es ist spannend zu lesen, wie sich Ben mit Hilfe von Privatdetektiv Liam Taggart und der Anwältin Catherine auf Spurensuche begibt, um seine schreckliche Vermutung bezüglich der wahren Identität Elliot Rosenzweigs zu belegen. Am Ende ergibt sich eine Auflösung, die passend, aber etwas vorhersehbar war und für meinen Geschmack zu schnell präsentiert wurde.

    Während mir die beiden Protagonisten Ben und Chatherine sehr sympathisch waren, muss ich gestehen, dass mit Liam irgendwie zu stereotyp gewesen ist. Diesen Charakter hätte der Autor irgendwie besser „ausformen“ können. Sein Schreibstil lässt sich dafür sehr flüssig und leicht lesen. Vor dem Hintergrund des schweren Themas hätte dem Buch an der ein oder anderen Stelle ein bisschen mehr erzählerische Tiefe allerdings sicher gutgetan.

    FAZIT:
    Eine bewegende Geschichte über eine dunkle Zeit und die Art, wie diese Menschen verändert hat.
    Cold Case - Das verschwundene Mädchen

    Cold Case - Das verschwundene Mädchen (Buch)

    2 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    31.01.2020

    Ein Schweden-Krimi (kein Thriller!), der mich nicht wirklich überzeugen konnte

    Meine Meinung:
    Die Autorin Tina Frennstedt gilt als eine der renommiertesten Kriminalreporterinnen Schwedens und Expertin für Fälle, die nie aufgeklärt wurden. „Cold Case“ ist ihr Debut als Krimiautorin und startet mit einem wahrlich fesselnden und düsteren Prolog. Entsprechend schnell war ich von dieser Story angefixt und hatte hohe Erwartungen an dieses Buch.

    Obgleich es sich hier – wie der Titel ja schon aussagt - um einen „Cold Case“-Krimi handelt, wird die Handlung doch zunächst von einer aktuellen Überfallserie beherrscht, bei der ein maskierter Täter Frauen in ihren eigenen Häusern auflauert und sie vergewaltigt. Erst etwas später kristallisiert sich der passende „Cold Case“ heraus: das spurlose Verschwinden der jungen Annika im Jahr 2002. Diese Verquickung von Aktuellem und Vergangenem hat mir an sich sehr gut gefallen und ich war gespannt, wie diese beiden Fälle wohl zusammengehören könnten (denn ein erstes Indiz hierfür hat sich relativ früh ergeben).

    Alles in allem beste Voraussetzungen also für einen spannenden Thriller – eigentlich. Doch leider wurden meine Erwartungen an dieses Buch sehr enttäuscht. Der aktuelle Fall, der wohl für Thrill und Spannung sorgen sollte, konnte mich nicht recht fesseln. Der über weite Strecken unbekannte Täter, der sogenannte „Valby-Mann“, blieb für mich blass und auch nicht richtig bedrohlich, er war eher ein billiger Abklatsch eines gefährlichen Serientäters. Zu keiner Zeit hatte dieses Buch mehr Thrill als im Prolog – sehr schade! Auch im „Cold Case“-Fall um die verschwundene Annika kam zu keiner Zeit wirkliche Spannung auf. Stück für Stück wühlen sich die Ermittler durch alte Fallakten und befragen die damaligen Zeugen. Dazu nimmt das Privatleben der Protagonistin Therese „Tess“ Hjalmarsson immer wieder breiten Raum ein. Am Ende ergibt sich im Annika-Fall eine Auflösung, die ich nach rund zwei Dritteln des Buches schon vorausgeahnt hatte und deren Aufklärung gleich in mehrfach vom Zufall Hilfestellung bekommt. Das alles habe ich als wenig befriedigend empfunden, zumal am Ende noch nicht mal alle offenen Fragen beantwortet werden. Das hinterlässt bei mir als Leser kein zufriedenes Bauchgefühl.

    Leider merkt man diesem Buch nicht wirklich etwas von der Expertise an, die die Autorin mit Sicherheit im echten Berufsleben gesammelt hat. Der Fall gestaltet sich holprig und ohne große Spannung, die Antagonisten bleiben blass und konturlos und darüber hinaus werden vielversprechende Charaktere eingeführt (wie z.B. der Profiler Carsten Morris), die rückblickend betrachtet sich als absolut verzichtbar erwiesen haben. Für den Folgeband wird sich die Autorin deutlich steigern müssen!

    FAZIT:
    Wenig Spannung, blasse Antagonisten, eine langatmige Spurensuche und dazu noch Hilfe von „Kommissar Zufall“ – leider enttäuschend!
    Der Hof der Wunder Teil 1

    Der Hof der Wunder Teil 1 (MP3)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    22.01.2020

    Eine faszinierende Grundidee mit einer etwas enttäuschenden Umsetzung

    „Ich bin die schwarze Katze und das ist meine Jagd“

    Meine Meinung:
    Paris, 1828: Nach dem Scheitern der Französischen Revolution bestimmen zwei Parallelwelten das Leben in der Stadt an der Seine. Ein feudales Königshaus, das unverändert in Saus und Braus lebt, bestimmt die Geschicke der von Armut und Hunger geplagten Pariser Bevölkerung. Derweil hat sich in der Pariser Unterwelt eine zweite Gesellschaftsschicht gebildet, die das Verbrechen und die Kriminalität streng organisiert hat. Neun Gilden haben die Stadt unter sich aufgeteilt und herrschen mit eisernem Regiment jeweils über einen Bereich: Die Gilde der Diebe, die Gilde der Meuchelmörder (auch die Todesbringer genannt), die Gilde der Bettler (auch Geister genannt), die Gilde des Fleisches (Menschenhandel & Zwangsprostitution), die Gilde des Glücks (Glücksspiel), die Gilde der Schreiber (Fälschungen, Erpressung, Geldwäsche, Falschgeld), die Gilde der Schmuggler, die Gilde der Träumer (Rauschgift) und die Gilde der Söldner (bezahlte Gewalt). Zusammen bilden sie den legendenumwobenen „Hof der Wunder“. Als eines Tages die junge Azelma von ihrem schmierigen Vater an die Gilde des Fleisches verkauft wird, bricht für ihre Schwester Nina ihre ganze Welt zusammen. Um Azelma zu retten, treibt es Nina in die Fänge der Diebesgilde…

    Die Grundidee eines „alternativen Paris“, das von verschiedenen Verbrechergilden beherrscht wird, fand ich von Anfang an sehr faszinierend. Schnell nimmt die Geschichte an Fahrt auf, denn Nina empfiehlt sich mit einem beeindruckenden „Gesellenstück“ selbst bei Tomasis Vano, dem Herrscher der Diebesgilde – ein sehr vielversprechender Start, der mich schnell gefesselt hat!

    Doch leider hat mich die Geschichte im weiteren Verlauf zunehmend enttäuscht. Die Handlung verläuft viel zu eindimensional und gradlinig. Eigentlich geht es die ganzen 400 Seiten nur darum, dass Nina zunächst ihre Schwester Azelma, dann das Waisenmädchen Ettie aus den Fängen des widerwärtigen „Tigers“, des Herrschers der Gilde des Fleisches, retten will. Damit ist die Handlung dieses Buches tatsächlich schon weitestgehend erzählt. Nur punktuell tauchen Themen wie die Nachwirkungen der gescheiterten Französischen Revolution oder Menschenhandel und Zwangsprostitution auf. Hier hätte man aus dem interessanten Grundkonstrukt der Story viel mehr machen können, ja machen müssen, um diesem Roman Tiefgang und Raffinesse zu verleihen. Ich hätte mir eine intelligente Geschichte erhofft, die nicht nur linear verläuft, sondern auch Verästelungen hat, Haken schlägt und zeitweise mehrgleisig läuft. Durch die verschiedenen Gilden wäre das sicherlich problemlos möglich gewesen, doch letztlich spielen auch hier nur drei bis vier Gilden eine spürbare Rolle, während alle anderen mehr oder minder bedeutungslos bleiben. Hier hat die Autorin für meinen Geschmack sehr viel Potenzial verschenkt.

    Dennoch ist es für ein Debut durchaus beeindruckend, was Kester Grant hier geschaffen hat, auch wenn es eben doch noch einiges an Luft nach oben gibt. Insgesamt vergebe ich hierfür gerne drei Sterne, was keine schlechte, sondern eine solide Bewertung ist.

    Zum Hörbuch:
    Die Hörbuchproduktion hat mir voll und ganz gefallen. Die Schauspielerin und Synchronsprecherin Marie Bierstedt, die ihre Stimme u.a. Kirsten Dunst, Kate Beckinsale und Anne Hathaway leiht, hat eine sehr angenehme Stimme, ein passendes Lesetempo und eine abwechslungsreiche Modulation. Obgleich Jahrgang 1974, passt ihre Stimme sehr gut zur jungen Protagonistin Nina. So hat es mir durchweg Spaß gemacht, ihr zu lauschen und mich von der Geschichte treiben zu lassen.

    FAZIT:
    Ein durchaus beeindruckendes Debut, das allerdings Einiges an Potenzial verschenkt.
    Wisting und der fensterlose Raum

    Wisting und der fensterlose Raum (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    22.01.2020

    Ein durchdachter Krimi, der etwas Anlauf braucht

    Meine Meinung:
    Im Sommerhaus des an einem natürlichen Tod verstorbenen Top-Politikers Bernhard Clausen werden 80 Millionen Kronen in Bar gefunden, deren Herkunft sich niemand erklären kann. Der Oberstaatsanwalt selbst, der ein politisches Erdbeben befürchtet, beauftragt William Wisting unter höchster Geheimhaltung herauszufinden, woher dieses Geld stammt. Ein mühsames Puzzlespiel beginnt…

    Nach dem überzeugenden ersten Band („Wisting und der Tag der Vermissten“) war ich sehr gespannt auf diesen Nachfolger. Zu Beginn war ich dann allerdings eher enttäuscht, da mich das „Grundverbrechen“ nicht recht fesseln konnte. So hat es eine ganze Weile gebraucht, bis mich dieser Krimi in seinen Bann ziehen konnte. Erst als Jörn Lier Horst geschickt zwei weitere Cold Cases in seine Story hineinwebt, kam bei mir ein Gefühl der Spannung auf und der Autor „hatte mich“. Ein bunter Strauß an potenziell verdächtigen Personen wurde nach und nach eingeführt – und jeder verhielt sich auf seine eigene Art irgendwie verdächtig. Erneut war es sehr interessant zu lesen, wie akribisch die Protagonisten alte Fallakten studieren, neu interpretieren und dabei über den Tellerrand blicken und die neusten kriminaltechnischen Methoden anwenden. Besonders gut gefallen hat mir hierbei wieder Wistings Tochter Line, die als Journalistin ihre ganz eigene Art hat, an diesen Fall heranzugehen. Nur dass ihre Tochter Amalile anscheinend ständig vor dem iPad geparkt wird, finde ich etwas unschön (das aber nur am Rande).

    Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr lädt sie den Leser dazu ein, sich eigene Gedanken zum Fall zu machen und eigene Theorien aufzustellen. Trotz immer neuer Hinweise ist es dem Autor dabei mehr als einmal gelungen, mich faustdick zu überraschen, und je weiter dieser Fall auf sein Finale zusteuert, desto realer und bedrohlicher wird auch die Gefahr, der sich die Ermittler aussetzen. Am Ende gelingt es dem Autor, eine rückblickend vollständig plausible Auflösung zu präsentieren. Etwas schade fand ich dabei nur, dass das Finale für meinen Geschmack sehr schnell „über die Bühne gebracht“ wurde, gerade nachdem der Beginn des Buches ja etwas langatmig war. Hier hätte sich der Autor für meinen Geschmack gerne noch etwas mehr Zeit nehmen dürfen.

    FAZIT:
    Ein überzeugender Krimi, der zunehmend an Spannung gewinnt und durch sympathische Protagonisten glänzt.
    Doktor Dolittle

    Doktor Dolittle (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    13.01.2020

    Ein Klassiker neu aufgenommen – ein tolles und spannendes Abenteuer für Klein und Groß!

    Unsere Meinung:
    Mit „Doktor Dolittle“ hat DER AUDI VERLAG einen Klassiker des englischen Schriftstellers Hugh Lofting von 1920 neu und zeitgemäß vertont. Es geht um den gutmütigen Doktor Dolittle, der viel lieber Tiere als Menschen behandelt und dank seiner pfiffigen Papageien-Dame Polynesia lernt, sich mit den Tieren zu verständigen. Eines Tages bricht der Doktor mit tierischer Unterstützung Richtung Afrika auf und erlebt dabei allerhand unglaubliche und spannende Abenteuer.

    Mein Sohn (8) ist von diesem Hörbuch regelrecht begeistert, denn die Geschichte wird sehr schnell abenteuerlich-spannend und bereits auf Hör-CD 1 (von 3) erreicht die kleine Reisegruppe Afrika, was der Geschichte neben der Spannung auch sehr viel Exotik verleiht. Seien es unfreundliche Könige oder wilde Piraten – Langeweile kommt hier auf gar keinen Fall auf! Es ist schon regelrecht erstaunlich, wie viel Inhalt und Ereignisse Hugh Lofting in dieser im Vergleich dazu kurzen Hörzeit von knapp 3 Stunden untergebracht hat. Entsprechend temporeich und immer wieder überraschend geht es hier zu. Dass dabei die Tiere eine ganz gewichtige Rolle einnehmen, liegt in der Natur dieser Geschichte. Sogar ganz unbekannte Tierarten gibt es hier zu entdecken, wie etwa das putzige Stoß-mich-drück-dich. Alles in allem ein wunderbarer Klassiker, der weit entfernt davon ist, nicht mehr zeitgemäß oder gar angestaubt zu sein.

    Die Hörbuchproduktion des DAV ist absolut liebevoll. Angefangen bei dem bunten Cover bis hin zur Sprecherauswahl. Mit Rufus Beck hat man einen der bekanntesten und routiniertesten Schauspieler und Hörbuchsprecher Deutschlands verpflichtet, der dieser Geschichte und den Charakteren seine Stimme verleiht. Es macht wirklich Spaß, ihm zuzuhören, denn er beschert allen wichtigen Charakteren eine unverwechselbare Identität und ist deutlich hörbar mit viel Spaß und Freude bei der Lesung dabei gewesen.

    FAZIT:
    Ein wunderbares und sehr kurzweiliges Abenteuer voller Überraschungen!
    1794

    1794 (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    13.01.2020

    Das Grab der Lebenden - Ein wortgewaltiger historischer Roman mit viel Dramatik und leichten Krimi-Anleihen

    „Womöglich wird die Welt nur älter, aber niemals besser. Vielleicht erlaubt uns der Fortschritt, den wir als Zivilisation bezeichnen, letztlich nur, das Böse, das unserem Menschengeschlecht innewohnt, in einem nie gesehenen Ausmaß auszuleben?“ (S. 125)

    Meine Meinung:
    Vorweg: den vielgerühmten Bestseller und Vorgänger „1793“ kenne ich noch nicht, würde nach der Lektüre von „1794“ aber jedem empfehlen, zuerst „1793“ zu lesen, da es sehr viele Anknüpfungspunkte zum Erstlingswerk gibt.

    Zu Beginn erzählt Natt och Dag die Geschichte des jungen Adligen Erik Drei Rosen, die diesem Roman die Grundlage verleiht. Obgleich Erik mit einer bemerkenswerten Naivität ausgestatten ist und zuweilen sogar regelrecht dümmlich erscheint, war er mir doch irgendwie von Anfang an sympathisch. Schnell führt die Geschichte aus Schweden hinaus über den Atlantik bis ins tropische Gustavia auf Saint-Barthélemy. Doch statt des heutigen unbeschwerten und exotischen Karibik-Flairs zeichnet der Autor ein düsteres Bild dieser Insel, die damals ein Zentrum des Sklavenhandels gewesen ist. Auch wenn die Geschichte diesen dennoch interessanten Schauplatz schon bald wieder verlässt, zieht sich die düstere Grundstimmung durch das gesamte Buch wie ein roter Faden. Diese Geschichte ist stellenweise grausam, immer wieder brutal und ekelerregend, dunkel, dreckig und unmenschlich. Menschenhandel, Hurerei und Gewalt sind hier allgegenwärtig und ein Spiegel der Zeit. Dies alles verleiht dieser Geschichte zugleich aber auch eine unglaubliche Intensität und Authentizität – und dadurch eine ganz besondere Sogwirkung. Schnell gelangt man in die Handlung hinein, wird mit den Protagonisten vertraut. Doch der Autor erzählt hier nicht eine Geschichte, sondern gleich drei. Zweimal wechselt der Handlungsfaden und ich hatte dabei das Gefühl, ein ganz neues Buch zu beginnen, das kaum Berührungen zu den anderen Handlungen aufweist – ausgerechnet an Stellen, an denen es gerade besonders fesselnd wurde. Erst nach dem diese drei Geschichten sehr weitreichend erzählt sind, fängt Natt och Dag an, diese konsequent und nachdrücklich miteinander zu verknüpfen. Das hat er wahrlich geschickt gemacht. So ergibt sich ein mehrdimensionales Drama, das die Leser berührt und gleichsam schockiert. Am Ende fühlt es sich für mich allerdings an, als bleibe mir der Autor etwas schuldig, ließe mich allein mit drei gebrochenen Protagonisten und einem für mich nicht wirklich befriedigenden Ende. Das hätte ich mir durchaus anders gewünscht!

    Bemerkenswert sind für mich an diesem Roman vor allem die außergewöhnlichen Charaktere, allen voran natürlich Jean Michael „Mickel“ Cardell – grobschlächtig, versehrt, aber tief im Inneren doch herzensgut und mit einer gewissen Selbstironie versehen – und Emil Winge, der Zeit seines Lebens im Schatten seines Bruders gestanden hat und nun nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Am liebsten waren mir allerdings die toughe Anna Stina – die allen Widrigkeiten trotzt, alle Niederschläge des Schicksals erträgt – und die Nebenfigur der Lisa Einsam.

    Begeistert bin ich von dem wortgewaltigen Schreibstil des Autors, der ganz hervorragend zu einem historischen Roman passt und der sich oft ausgefallener, altertümlicher Worte bedient („Der Talg beginnt zu blaken“, „Diskant“ oder auch „Servilität“).

    FAZIT:
    Ein gewaltiger historischer Roman, der von menschlichen Dramen und seelischen Abgründen geprägt ist.
    Vicious - Das Böse in uns

    V. E. Schwab
    Vicious - Das Böse in uns (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    13.01.2020

    ExtraOrdinär – eine faszinierende Grundidee mit viel Potenzial, das nicht ganz ausgeschöpft wurde

    Meine Meinung:
    Die Kurzbeschreibung klang sehr vielversprechend und bereits kurz nach dem Start hatte mich die Story gefesselt, auch dank des geheimnisvollen und morbiden Settings der Auftaktszene. Die Grundidee der Story ist extrem spannend: Zwei Ausnahmestudenten forschen an dem Phänomen der „ExtraOrdinären“ – Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Für sich genommen nichts Neues, aber der Ansatz – eine Art Mischung aus „Heroes“ und „Flatliners“ – empfinde ich als sehr vielversprechend. Schnell wird klar, dass die beiden Protagonisten Victor Vale und Eli Cardale (alias „Eli Ever“) einiges gemein haben, und zugleich doch grundverschieden sind. Kein Wunder also, dass die Reibung der Beiden nicht nur kreative Prozesse befeuert, sondern früher oder später auch für genügend Hitze sorgt, um den Prozess zum „explodieren“ zu bringen.
    Wie gesagt war ich sehr schnell sehr angefixt von dieser Story und den außergewöhnlichen Charakteren, die V. E. Schwab hier erschaffen hat. Allerdings gab es einen Punkt, an dem die Geschichte für mein Empfinden immer mehr auf der Stelle getreten ist und immer weiter auf das Duell Vicious vs. Ever zurechtgedampft wurde. Hier hätte es für meinen Geschmack mehr „drum herum“ geben dürfen, mehr von der Grundidee der Extraordinären, mehr Verstrickungen, mehr Haupthandlungsstränge. Wahrscheinlich ist das „nur“ subjektives Empfinden, aber ich hatte mir da irgendwie mehr erhofft. Nach einem für mich eher enttäuschenden Mittelteil hat mich die Story dann erst wieder kurz vor dem Finale so richtig gepackt, in dem es zum erwartbaren Showdown kommt, den die Autorin für meinen Geschmack sehr geschickt entwickelt hat.
    Trotz meiner nicht erfüllten Erwartungen an dieses Buch haben mir die hier präsentierten Charaktere sehr gut gefallen. Sie sind wahrlich außergewöhnlich - in allen Dimensionen dieses Wortes! Sie sind mir zwar nicht wirklich sympathisch, aber wissen zu überzeugen und zu überraschen. Lediglich eine einzige Figur hat mir von Beginn an und vollkommen gut gefallen: die toughe Sydney Clarke!
    Auch wenn mich dieser Auftaktband nicht so begeistern konnte wie erhofft, bieten die Grundidee und die Charaktere dennoch ein sehr großes Potenzial für weitere Bände, denen ich gerne noch eine Chance geben werde.

    FAZIT:
    Eine spannende Grundidee und faszinierende Charaktere, doch meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt.
    Strange the Dreamer - Ein Traum von Liebe

    Strange the Dreamer - Ein Traum von Liebe (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    16.12.2019

    Eine großartige Geschichte voller Fantasie und Gefühle, brillant erzählt… aber noch nicht zu Ende!

    „..und schon waren sie ein junges Paar an einem Tisch, das sich schüchtern durch ein Gekräusel aus dampfendem Tee betrachtete. In einem Traum. Innerhalb einer verlorenen Stadt. Im Schatten eines Engels. Am Rande von Tod und Verhängnis.“

    Meine Meinung:
    Bereits der erste Band (unbedingt zuerst lesen!) hatte mich rundum überzeugt und sehr schnell in seinen Bann gezogen. Umso gespannter war ich auf diesen zweiten Band, der nahtlos an die Geschehnisse des ersten anknüpft. Zurück in Weep, zurück bei Lazlo und Sarai – endlich! Wie es zum Ende von Band 1 schon angeklungen war, nimmt diesmal das wundersame und schon fast märchenhafte Wechselspiel zwischen Lazlo und Sarai breiten Raum ein, während die Entwicklung um (fast) alle anderen Charaktere zunächst in den Hintergrund tritt. Es ist faszinierend und herzerwärmend zugleich, wie die beiden zueinanderfinden, wie sie die Welt verändern, ja sogar nach ihren eigenen Wünschen in ihren gemeinsamen Träumen neu formen. So schafft Laini Taylor eine ganz besondere Phantastik innerhalb ihrer schon fantastischen Geschichte, in die man ganz tief versinken kann. Darüber hinaus ist es schon regelrecht bewundernswert, welch außergewöhnliche Charaktere der Autorin mit Lazlo und Sarai gelungen sind. Lazlo ist so unglaublich liebenswert in seiner verträumten, sanftmütigen manchmal schon kindlich anmutenden Art und seinem reinen Herzen, das immer wieder aufs Neue über die Wunder dieser seltsamen Welt staunt. So kommt Lazlo ein ums andere Mal auf Gedanken, Fragen und Ideen, die wohl nur ihm kommen können (Gibt es Regeln der Etikette dafür, wie man Göttinnen in einem Traum die passende Gastfreundschaft erwies?). Sarai ist ihm in Vielem dabei sehr ähnlich, und anscheinend doch so anders. Zerrissen zwischen Hass und Verständnis, weit weg von den Menschen von Weep und ihnen doch immer wieder so nah. Im Zusammenspiel der beiden potenzieren sich ihre Wesen und werden dabei zu etwas ganz Besonderem, wie zwei Hälften eines Ganzen, wie Ying und Yang.

    Erst nach und nach nimmt die eigentliche Rahmenhandlung wieder an Fahrt auf und ich habe mich beim Lesen immer banger gefragt, wohin diese Geschichte mich führen und welches Ende sie nehmen wird. Auf den letzten rd. 100 Seiten wird es dann auch dermaßen actionreich und dramatisch, dass ich beim Lesen am liebsten die Luft angehalten hätte. Laini Taylor hält eine unglaubliche Enthüllung bereit – und beschert uns ein unglaubliches Finale der Wechselgefühle. Es werden Türen verschlossen und andere wieder geöffnet. Es wird Hoffnung gesät und wieder vernichtet. Und doch gibt es dabei immer einen Lichtschimmer am Ende des Tunnels. Und dann… endet dieses Buch an einer Stelle, an der es nicht enden dürfte. Gemein, wirklich! So tröstet es mich zuletzt nur, dass für Juli 2020 die Fortsetzung avisiert ist. Ich kann es kaum abwarten…

    FAZIT:
    Unglaubliche Phantastik und große Gefühle – eine der besten Neuerscheinungen 2019, definitiv!
    Koenig, T: Hurentochter - Die Distel von Glasgow

    Koenig, T: Hurentochter - Die Distel von Glasgow (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    16.12.2019

    Das Geheimnis des Medaillons - ein überzeugender historischer Roman mit Krimi-Anleihen

    “Emily spürte die Wärme seines Blickes, als wäre es die Sonne, die ihre Haut kitzelte.” (ebook, S. 70)

    „Sie waren Kämpferinnen. Zäh wie stacheliges Unkraut. Sie waren Disteln. Widerstandsfähige, unabhängige, und trotzige Disteln.“ (ebook, S. 123)

    Meine Meinung:
    Schottland, Ende des 19. Jahrhunderts: Die Gesellschaft befindet sich im Umbruch, mitten in der Industrialisierung herrschen noch immer Standesdenken, Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Die kleine Emily bekommt dabei keinen einfachen Start ins Leben – sie wächst in einem Hurenhaus auf und mehr als ein tragisches Unglück wird ihr Leben beeinflussen…

    Von der Grundkonzeption ist die Geschichte von Emily eine klassische „Underdog-Story“ – ein Mädchen aus den niedersten Gesellschaftsschichten kämpft beharrlich für ein selbstbestimmtes Leben und darum, von der Gesellschaft anerkannt zu werden. So war mir Emily von Beginn an sympathisch, wie sie Rückschläge einsteckt und sich doch nie beirren lässt. Zusammen mit ihrem Gefährten Liam, ein durch-und-durch netter und solider Kerl, der neben der toughen Emily irgendwie doch immer „Beiwerk“ geblieben ist, beweist sie, wie stark Frauen in einer Zeit sein konnten, in der dies noch alles andere als gewöhnlich gewesen ist. Besonders gut gefallen haben mir neben den beiden Protagonisten die Krimi-Gene, die Tabea Koenig ihrem Debut verliehen hat und die der Geschichte insgesamt sehr gut getan haben. Dies bringt neben dem sehr gelungenen und fundiert recherchiert erscheinenden historischen „Feeling“ eine gehörige Portion Spannung mit ins Spiel und sorgt im Verlauf der Story für mehr als eine Überraschung. So hat mich dieses Buch über die gesamte Länge hinweg gut unterhalten und wartet mit einem Finale auf, das in sich rund ist und doch genug Spielraum für die Fortsetzungen lässt.

    FAZIT:
    Ein überzeugendes Debut – Tabea Koenig sollt man sich merken!
    301 bis 325 von 642 Rezensionen
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