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    smartie11 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 09. Oktober 2012
    "Hilfreich"-Bewertungen: 64
    627 Rezensionen
    Das Antiquariat der Träume Lars Simon
    Das Antiquariat der Träume (Buch)
    23.06.2020

    Wenn die Kraniche sich verspäten - Eine bittersüße Geschichte, bei der die Grenze zwischen Realität und Traum verwischt


    “Bücher können einen Menschen und die ganze Welt verändern, sie können einen zum Lachen und zum Weinen bringen, sie können einen verzaubern und sogar eine Seele retten, davon bin ich überzeugt.” (S. 62)

    „Die Liebe überwindet alle Grenzen, vielleicht sogar die von Gott gemachten.“

    Meine Meinung:
    Lars Simon ist ja eigentlich für seine sehr humor- und fantasievollen Geschichten bekannt (ich sage nur „Fäkalien-Reihe“). Mit dem „Antiquariat der Träume“ hat er nun einen Roman veröffentlicht, der zwar ebenso fantasievoll ist, bei dem der Humor allerdings dezenter und in leiseren Tönen daherkommt, aber wunderbar charmant ist.

    Auf einer Hochseekreuzfahrt, am 11.09.1983, begegnet Johan Andersson seiner großen Liebe, der herzensguten Lina Berglund. Doch das Glück währt nur wenige Tage, denn als der Jahrhundert-Orkan „Ornella“ über die Nordsee tobt, havariert die „Leksand“ und sinkt. Johann wird mehr tot als lebendig aus der eiskalten See gerettet, doch von Lina fehlt jede Spur…

    Ein einschneidendes und traumatisches Erlebnis, das dazu führt, dass Johan seinem alten Job als Geschäftsführer eines Stockholmer Verlagshauses den Rücken kehrt, und in der schwedischen Pampa, genauer gesagt im kleinen, beschaulichen Örtchen Hedekas, ein kleines Antiquariat mit angeschlossenem Literaturcafé eröffnet. Einsam ist er dort nicht, denn seit dem Unglück hat er regelmäßig Besuch von Figuren der Weltliteratur, von Sherlock Holmes, über Cyrano de Bergerac bis hin zu Pipi Langstrumpf.

    Diese Geschichte ist Vieles zugleich: Eine ungewöhnliche Aussteigerstory, eine bittersüße Liebesgeschichte, ein bibliophiles Fantasymärchen – erzählt in vier Akten und unglaublich gefühlvoll. Geschickt spielt Lars Simon dabei mit Johans literarischen Freunden, so dass die Grenze zwischen Realität und Einbildung fließend ist – und ich mich beim Lesen mehr als einmal gefragt habe, wie es um Johans Geisteszustand bestellt ist und was sich damals auf der „Leksand“ wirklich ereignet hat. Dennoch – oder vielleicht auch gerade wegen seines Spleens – ist mit Johann von der ersten Seite an durch und durch sympathisch gewesen. Ich habe mit ihm gelitten und ihn auf seiner aussichtlos erscheinenden Suche nach Lina und seiner persönlichen Zukunft begleitet. So bin ich immer tiefer in die Geschichte hineingesogen worden, die ihren ganz eigenen Charme versprüht. Es ist eine Geschichte der leisen Töne, die nachdenklich auf die Frage verweist, was wirklich wichtig ist im Leben. Passender Weise hat Lars Simon hierfür seiner Geschichte auch einen dezenteren, aber genauso charmanten Humor beschert, der oftmals durch das Auftauchen der literarischen Gestalten aufblitzt („Dem Franziskaner dürfte sicher nicht entgangen sein, dass Sherlock Holmes´ Sozialverhalten viel weniger weit entwickelt war als sein außergewöhnlich scharfer Geist.“ - S. 292).

    Alles in allem kann ich nur sagen, dass es eine Freude war, diese besondere Geschichte zu lesen, die auch ohne große Knalleffekte zu überzeugen weiß.

    FAZIT:
    Eine bittersüße Liebes- und Lebens(abschnitts)geschichte und gleichzeitig eine Hommage an das Kulturgut Buch.
    Nordseedämmerung Christian Kuhn
    Nordseedämmerung (Buch)
    23.06.2020

    Ausnahmezustand im Urlaubsparadies – ein atmosphärischer Küstenkrimi der etwas anderen Art

    „Die Windböen, die an seinen Haaren zerrten, zogen alle Gedanken, den ganzen Stress aus ihm heraus. Als würde das Tosen der Nordsee alle schlechten Gedanken unter sich begraben.“ (S. 100)

    Meine Meinung:
    Bundespräsident Jochen Bramberger will seinen Sommerurlaub auf Juist verbringen. Was für ihn und seine Frau Anja entspannte Tage werden sollen, bedeutet für die Personenschützer rund um Svenja Jenner und Tobias Velten vor allem Dauerstress und Überstunden, denn nicht jeder ist auf Bramberger gut zu sprechen…

    „Nordseedämmerung“ ist der Debütroman des Kölner Autors Christian Kuhn. Der Start in diese Story fällt sehr leicht und ist durchaus ungewöhnlich: Statt ein Kapitalverbrechen aufzuklären, geht es in diesem Küstenkrimi um die Verhinderung eines solchen. Obgleich schon ein Drittel des Buches gelesen ist, bevor es das erste Mal richtig brenzlig, gefährlich und damit auch richtig spannend wird, bietet dieser Krimi doch von der ersten Seite an gute Unterhaltung. Es ist schon interessant zu lesen, wie öffentlicher Personenschutz funktioniert und wie solche Einheiten operieren. Dazu kommt mit Veltens Ankunft an der niedersächsischen Nordseeküste eine gehörige Portion Küstenfeeling hinzu. Auch wenn ich selbst noch nie auf Juist gewesen bin, hatte ich dank Christian Kuhns bildlichem Schreibstil und der beiden Karten auf den Umschlaginnenseiten (das ist in dieser Preisklasse ja eher ungewöhnlich - dickes Lob an den Verlag!) gleich ein passendes Bild vor Augen. Den typischen Nordseecharme zu transportieren, gelingt dem Autor für meinen Geschmack wirklich gut.

    Insgesamt kommt dieser Krimi ohne große Effekthascherei aus (er hat es auch nicht nötig) und lädt mit einem bunten Strauß potenziell verdächtiger Charaktere kräftig zum Miträtseln ein – solide „whodunit“-Unterhaltung! Die Spannung mag alles in allem ein etwas geringeres Level als bei anderen Krimis aufweisen, was Christian Kuhn aber mit einem Blick hinter die Kulissen des Personenschutzes und mit seinem wunderbar gewählten Setting durchaus wettmacht. Am Ende präsentiert er eine Lösung, die ich so nicht habe kommen sehen, die aber retrograd betrachtet nachvollziehbar und in sich rund ist. Lediglich das „in Kauf nehmen“ mancher „Entwicklungen“ seitens des Täters konnte ich nicht nachvollziehen – aber die Abgründe der menschlichen Seele können ja mitunter tief und schwarz sein.

    Kuhns Charaktere sind vielfältig und individuell, wobei einige Randfiguren etwas blass geblieben sind, was für mich aber verschmerzbar ist. Protagonist Tobias Velten ist mir über den gesamten Verlauf nicht wirklich nahegekommen, was mich aber nicht verwundert, denn er steht weite Teile der Handlung – glaubwürdig geschildert – ebenfalls neben sich. Meine persönliche Lieblingsfigur hat sich hier tatsächlich aus den Nebencharakteren herauskristallisiert: die flippige Juna, die Velten schon am ersten Abend in der Inselkneipe unter den Tisch trinkt und die auf den zweiten Blick durchaus suspekt wirken kann…

    FAZIT:
    Ein gelungenes Debut mit einem außergewöhnlichen Krimi-Plot und viel Nordseeinsel-Feeling. Band zwei kann gerne kommen!
    Bäuerinnen, Brot und Sehnsucht Elisabeth Ruckser
    Bäuerinnen, Brot und Sehnsucht (Buch)
    02.06.2020

    Brot backen – Basiswissen und abwechslungsreiche Rezepte für Anfänger und Fortgeschrittene

    Meine Meinung:
    Sein Brot selbst zu backen, liegt im Trend und entsprechende Bücher hierzu gibt es inzwischen unzählige. Autorin Elisabeth Ruckser (Journalistin, „Genuss-Ethikerin“ und Gründerin einer Bio-Backschule) hat es dennoch geschafft, ein Buch zum Thema zu schreiben, dass sich von der breiten Masse abhebt. Hierfür hat sie neun österreichische Bäuerinnen gefunden, die den Leser*innnen ihre „Haus- & Hofrezepte“ rund um das Thema „Brot backen“ verraten. Entsprechend vielfältig und teilweise auch ausgefallen sind die knapp 60 Rezepte, die hier zu finden sind.

    Nach einem zweiseitigen persönlichen Vorwort startet das Buch zunächst mit den notwendigen Grundlagen: Wissenswertes rund um die Grundzutaten, ein spezieller Fokus auf Sauerteig und Teig-Vorstufen sowie eine kurze Übersicht über das Verarbeiten und Formen des Teiges. Gerade dem richtigen Kneten und Falten des Teiges kommt ja eine besondere Bedeutung zu – hier würde „Neulingen“ sicherlich eine bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung weiterhelfen, oder vielleicht sogar ein QR-Code, der zu einem entsprechenden Anleitungsvideo führt (das als kleine Anregung für kommende Auflagen). Sehr gelungen finde ich hingegen die Übersicht über die verschiedenen Mehltypen auf Seite 16.

    Ab Seite 33 geht es dann zum Rezeptteil über. Charmant finde ich, dass es zu jeder der neun „Back-Profis“ stets eine mehrseitige, persönliche & sympathische Einleitung gibt. Die zentrale Stärke dieses Buches ist für mich aber die Vielfalt der präsentierten Rezepte. Neben „klassischen“ Broten finden sich auch viele ausgefallene Rezepte, wie etwa „Mariannes Birnenbrot“, „Kärntner Reindling“, „gefüllte Feuerbrötchen“ oder auch „Schafgarbe-Tomaten-Brot im Glas“. Hier gibt es also garantiert für jeden Geschmack und für jeden Anlass das richtige Brotrezept. Allerdings sei an dieser Stelle auch erwähnt, dass es nur ein glutenfreies Rezept gibt!

    Die Präsentation der Rezepte selbst finde ich sehr gelungen und übersichtlich. Insbesondere den „Backfahrplan“, der die zeitliche Abfolge der Arbeitsschritte vorgibt, ist wirklich hilfreich. Ebenso wie die nach Arbeitsschritten gegliederten Zutatenlisten. Zu manchen Rezepten gibt es auch noch praktische Hinweise oder auch Tipps, z.B. dass man eine schöne Brötchen-Oberflächenstruktur gut mit einem Apfelschneider erreichen kann. Insgesamt ist es so ein Einfaches, die Rezepte nachzubacken. Die Rezepte, die ich bislang nachgebacken habe, sind jedenfalls gut gelungen und die dabei entstandenen Brote sind wirklich lecker!

    Im Rezeptregister am Ende des Buches sind alle Rezepte noch mal nach stimmigen Gruppen sortiert, angefangen bei Kleingebäck bis hin zu den sieben Rezepten für süße Brote, so dass man sich bei Bedarf schnell orientieren kann.

    Last but not least noch ein Kompliment an den Verlag, der dieses Buch klimapositiv herstellt, cradle-to-cradle druckt und plastikfrei unverpackt lässt!

    FAZIT:
    Ein stimmiges Backbuch mit seht abwechslungsreichen und gut nachzubackenden Rezepten.
    Leben Uwe Laub
    Leben (Buch)
    02.06.2020

    Ein Ausnahme-Thriller – fesselnd, schockierend, top-aktuell und… beängstigend!

    „Allein in den letzten fünfzig Jahren sind durch menschengemachte Umweltveränderungen sechzig Prozent der bekannten Säugetiere, Vögel, Fische und Reptilien ausgerottet worden.“ (S. 93)
    „Jedes Verschwinden einer Art löst eine Kettenreaktion aus, und am Ende dieser Todesspirale stehen wir Menschen. Massive Artenverluste, wie wir die aktuell erleben, zerstören auf Dauer unsere Existenzgrundlage.“ (S. 94)

    Meine Meinung:
    In Südafrika verenden ganze Tierherden, ein Frachter havariert vor Cuxhaven, ohne dass die Crew zuvor ein Notsignal abgesetzt hat, ein mysteriöser Mord in Budapest und der eher glücklose Pharmareferent Fabian Nowack erhält eine niederschmetternde Diagnose…

    Bereits auf den ersten 50 Seiten passiert dermaßen viel, dass mich dieser Thriller mit seiner außergewöhnlichen Drohkulisse rasend schnell in seinen Bann gezogen und nicht wieder losgelassen hat. Durch die schnellen Ortswechsel und die verschiedenen Handlungsstränge ist das Tempo ungewöhnlich hoch und die Seiten fliegen beim Lesen regelrecht dahin. Als ich dann nach knapp der Hälfte einen ersten Schimmer über manche Zusammenhänge hatte, sprang der Plot ein halbes Jahr zurück und in den Dschungel Südamerikas – extrem abenteuerlich und atmosphärisch – eine tolle „Überraschung“ mittendrin. Einen derart fesselnden Thriller liest man wirklich nicht alle Tage. Besonders gut gefallen haben mir dabei auch die lange Zeit undurchsichtigen Machenschaften von Mark Brenner. Bis zu den letzten Seiten habe ich mit den Protagonisten mitgebangt und gehofft, dass alles noch ein gutes Ende finden wird. Das Finale schließlich war actionreich, überraschend und…. Lesen Sie es selbst!

    Bestsellerautor Uwe Laub ist es aber nicht „nur“ gelungen, einen extrem fesselnden Thriller zu schreiben, sondern auch noch einen top-aktuellen – Respekt! Dazu bewegt er einige Umweltschutzthemen und wirft Fragen in Sachen Ethik, Moral und Menschlichkeit auf. Beste Unterhaltung und tiefgründig zugleich – was will man mehr? Ein Thriller, der nachhallt…

    p.s.: Lesen Sie unbedingt auch das Nachwort!

    FAZIT:
    Absolut fesselnd und bedrückend zugleich – ein Buch, das zum Nachdenken anregt!
    Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich Mary E. Garner
    Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich (Buch)
    15.05.2020

    Die dunkle Macht gelöschter Worte – eine faszinierende Story-Idee mit noch etwas Luft nach oben

    „Wer hatte schon die Gelegenheit, in die Welt seines Lieblingsbuches einzutauchen? Zu sehen und zu spüren, was wir normalerweise nur mehr oder weniger gut imaginieren konnten? Auf eine verrückte, mich plötzlich ganz und gar ausfüllende Weise fühlte ich mich so besonders wie noch nie in meinem Leben. Auf eine Art … auserwählt.“

    Meine Meinung:
    „Neues Genre, neuer Name“ – mag sich die deutsche Autorin Mirjam Münteferings (aka „Pippa Watson“) gedacht haben und legt ihren ersten Fantasy-Roman unter dem Pseudonym Mary E. Garner vor. Die Grundidee dieser Story ist wahrlich phantastisch – und wohl ein Traum für jeden bibliophilen Leser! Zu Beginn tauchen wir in die eher triste Welt der Protagonistin Hope Turner ein: Mit Anfang 40 trauert sie noch immer ihrem Ex-Verlobten nach, der sie vor zwei Jahren von heute auf morgen hat sitzen lassen. Ihr Job bei einer Online-Datingagentur findet nur virtuell statt und ihr ihr einziger echter Sozialkontakt ist ihre demente Mutter, die im Heim mal bessere, mal schlechtere Tage hat. Als Hope eines Tages vor einem Schauer in der alten, „schremmeligen“ Buchhandlung von Mrs. Portia Gateway („Marke vertrocknete alte Jungfer mit altmodischem, silbrigem Haarknoten“) Schutz sucht, stolpert sie in ein Abenteuer von unglaublichen Dimensionen…

    Auch nach Beendigung des Buches bin ich noch immer total fasziniert von der Grundidee dieses Buches – ein Reisen direkt in die Welt der Bücher hinein! Diese „Welt“ bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten und eine unglaubliche erzählerische Freiheit, die Mary E. Garner auch kreativ und immer wieder überraschend ausnutzt. Hier spielen aber nicht nur Werke der Weltliteratur, wie „Stolz und Vorurteil“ oder auch „Dracula“, eine gewichtige Rolle, sondern auch Bücher, die noch gar nicht fertig geschrieben sind. Besonders charmant lernen wir hier so manch berühmte Gestalt von einer ganz anderen Seite kennen. So klärt uns die Autorin auch darüber auf, was manche Protagonisten aus den Werken der Weltliteratur zwischen den Zeilen so treiben. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass Bambi gerne mal an vergorenen Früchten nascht oder Mary Lennox aus „Der geheime Garten“ in einer noch geheimeren Ecke des wunderschönen Parks von Misselthwaite Manor Cannabis anbaut? – Überraschende „Erkenntnisse“ sind hier also garantiert! Dabei macht es immer besonderen Spaß mitzuraten, auf welche Gestalt man wohl gerade trifft, wenn der Name nicht gleich genannt wird.

    Wie gesagt: diese Welt ist absolut wundervoll und auch komplex, denn es gibt neben den bekannten Charakteren auch „Skizzen“ und „NieGelesene“. So verwundert es auch nicht, dass sich die Autorin sehr viel Raum für ihr „Worldbuilding“ nimmt. Leider kommt dabei die eigentliche Geschichte, die sie erzählen möchte, oft zu kurz. Manche Stellen haben echt Potenzial für ordentlich Spannung gehabt, durch ein sehr schnelles Abhandeln kam diese meist aber gar nicht erst auf. Auch einige Sprünge in besondere Bücher hinein hätten ein riesiges Potenzial für Spannung, ja sogar Nervenkitzel gehabt – ich sage nur „Dracula“ – aber auch hier gelang es nicht, die Möglichkeiten dieser Szenerie wirklich auszuschöpfen. Hier gibt es erzählerisch für mein Empfinden noch Luft nach oben.

    Besonders hervorheben möchte ich den stellenweise wunderbaren Humor („Dabei hast du nur Schiss, dass du mit deinem Kettenhemd wieder an einer Schraube hängen bleibst und wir dir einen Mechaniker mit Schweißgerät reinschicken müssen“) und die flotten Sprüche, für die gerade Hope immer wieder gut ist („Und wieso hängst du dann öfter mal am Rand meiner Privatsphäre herum?“). Dies hat mir wirklich gut gefallen und sorgte dafür, dass sich die Geschichte locker flockig lesen lässt.

    Am Ende des Buches werden allerdings mehr neue Fragen aufgeworfen als beantwortet – inklusive typischem Cliff-Hanger. Trotz mancher Schwächen freue ich mich schon jetzt auf die Folgebände und hoffe, dass sich die Autorin dann mehr der Storyline widmen wird als dem Worldbuilding.

    FAZIT:
    Eine wunderbare Grundidee mit besonderen Charakteren aber einer etwas schwächelnden Storyline - eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher!
    Blutige Düne Sabine Weiß
    Blutige Düne (Buch)
    08.05.2020

    Der Tote in der Mörderkuhle – erneut ein spannender und sehr atmosphärischer Sylt-Krimi

    „Und sie liebte den Sound des Meeres: das Brodeln der Brandung genauso wie das Knistern und Glucksen des Watts, das heisere Rascheln des Strandhafers und des Flugsands, das Lied der Meerstrandläufer ebenso wie das gehässige Keckern der Möwen. Glasblau brandete die Nordsee vor ihr an den Strand und ließ Millionen winziger Tropfen aufsprühen, die in der Luft funkelten.“ (S. 14)

    Meine Meinung:
    „Blutige Düne“ ist der vierte Fall für die Flensburger Kommissarin Liv Lammers, die es beruflich immer wieder nach Sylt verschlägt, obgleich sie der Insel privat doch schon lange den Rücken gekehrt hat. Der Fall an sich ist losgelöst von den drei Vorgängern, aber natürlich macht es viel mehr Spaß beim Lesen, wenn man die Hintergründe der Protagonisten – allen voran natürlich bei Liv selbst – kennt.

    Wie gewohnt nimmt auch dieser Fall schnell Fahrt und Spannung auf, denn Autorin Sabine Weiss fackelt nicht lange, bis sie uns die brutal zugerichtete erste Leiche präsentiert – und natürlich mal wieder in einem extrem atmosphärischen und sylttypischen Setting. Ein krimineller Rockerboss baumelt nackt an einem Baum. Natürlich dauert es auch nicht lange, bis das nächste Opfer folgt: ein junger Bufti und passionierter Naturschützer. Viel unterschiedlicher könnten die Opferpersönlichkeiten also gar nicht sein. Das macht diesen Fall besonders spannend und vertrackt, nicht nur für die Ermittler, sondern auch für jeden Krimi-Fan. Gewohnt geschickt bringt Sabine Weiss dabei immer wieder neue verdächtig wirkende Charaktere ins Spiel, darunter gleich mehrere Ekelpakete, denen man als Leser tendenziell alles zutrauen würde. Und das auf der „Lieblingsinsel der Deutschen“ mit ihrer malerischen Natur – ein wirklich gelungener Gegensatz. So habe ich bis zum Ende gebannt mit Liv Lammers und ihren Kollegen mitgefiebert und auch mitgezittert, denn es wird zwischendurch auch ganz schön brenzlig! Spannende Unterhaltung ist hier also garantiert, bis die Autorin am Ende ihren Fall nachvollziehbar und Stück für Stück auflöst, so dass zum Schluss keine Frage mehr offen bleibt… bis auf eine, und die betrifft Liv Lammers ganz persönlich!

    Auch an diesem Krimi werden Krimifreunde also wieder ihren Spaß haben! Ebenso wie Freunde guter Regionallektüre, denn Sabine Weiss versteht es ganz besonders, das typische „Sylt-Feeling“ als verqueren Mix von malerischer Landschaft, Nordseeatmosphäre und High-Society-Studie zu transportieren. Also: Einfach lesen, an die Norsee versetzen lassen und Miträtseln!

    FAZIT:
    Ein fesselnder Krimi mit dem man beim Lesen die Möwen kreischen hört und salzige Seeluft auf der Zunge schmeckt.
    7 Tage, 7 Teller 7 Tage, 7 Teller (Buch)
    30.04.2020

    Abwechslungsreiche Gerichte mit dem „besonderen Etwas“ für jeden Tag

    Meine Meinung:
    Schon im kurzen Vorwort ist zu lesen, was dieses Kochbuch bietet: „Es liefert 75 Rezepte aus „essen & trinken“, und zwar aus der beliebten Rubrik „7 Tage, 7 Teller“, die für jeden Tag der Woche ein schnelles Gericht parat hält.“ (…) „Keines dauert übrigens länger als 45 Minuten und hat trotzdem die für „essen & trinken“ typische Prise Raffinesse.“ Das ist eigentlich schon eine perfekte Zusammenfassung für dieses Buch!

    Aufgeteilt nach den 4 Jahreszeiten finden sich hier sehr abwechslungsreiche Rezepte, bei denen mit Sicherheit für jeden Geschmack etwas dabei ist und mit denen man durchaus auch Besuch beeindrucken kann (z.B. mit dem „Lammrücken mit Gemüsesalat“ oder auch dem „Rotbarschfilet mit Süßkartoffelpüree“). Der Fokus liegt dabei stets auf frischen, saisonalen Zutaten, so dass hier auch der Gesundheitsaspekt großgeschrieben wird. Neben vielen kreativen Gerichten finden sich dabei auch bekannte, traditionelle Rezepte in neuem Gewand, wie z.B. der „Shakshuka-Max mit Tomatenragout und Ei“ oder auch die „Zwiebelrahmsuppe mit gebratenen Äpfeln“. Die Zubereitungszeiten liegen stets zwischen 20 und maximal 45 Minuten und die meisten Rezepte sind als „einfach“ gekennzeichnet, wenige auch als „mittelschwer“. Wer über solide (nicht besondere) Kochkünste verfügt, sollte hier die meisten Rezepte mühelos meistern können. Das Vorwort verspricht ja die „typische Prise Raffinesse“ – und das halten die Rezepte in meinen Augen auch. Das führt allerdings bei manchen Rezepten auch dazu, dass durchaus auch außergewöhnliche Zutaten zur Anwendung kommen, wie etwa Distelöl, Thai-Basilikum oder Wermut. Die Anforderungen an das „Beschaffungsmanagement“ sind also mitunter höher als an die Kochkünste. Aber dafür zaubert man eben auch besondere Gerichte auf den Tisch! Sehr gut gefällt mir, dass sich bei manchen Rezepten auch schöne Rezepte für Beilagen „verstecken“, die man immer gut verwenden kann, wie etwa die Bratkartoffelwürfel zum Rezept „Rumpsteak mit Brunnenkressepüree“.

    Die Rezepte, die alle ca. zwischen 8 und 21 Zutaten aufweisen, konnten mich rundum überzeugen. Die redaktionelle Aufbereitung ist grundsolide und mit den ganzseitigen, sehr schön in Szene gesetzten Fotografien auch etwas fürs Auge. Neben den Zutatenlisten (je nach Rezept für 2 oder 4 Personen) und den Schritt-für-Schritt-Zubereitungsanweisungen (stets leicht verständlich!) finden sich noch Informationen über die jeweilige Zubereitungszeit und die Nährwertangaben. Manchmal gibt es auch noch recht einfache Tipps, etwa zur Variation oder z.B. auch, die doppelte Menge herzustellen und im Kühlschrank einzulagern. Zwischen den Rezepten werden noch einige Gemüse und Kräuter vorgestellt, was nett zu lesen ist, im Gesamtkontext für mich aber verzichtbar gewesen wäre.

    FAZIT:
    Pfiffige & frische Vielfalt für jeden Tag. Eine Rezeptsammlung, die eine Bereicherung für jede Küche ist.
    Secret Protector, Band 1: Tödliches Spiel Secret Protector, Band 1: Tödliches Spiel (Buch)
    30.04.2020

    rasant und actiongeladen, doch manchmal ein bisschen “too much”

    „Hinter ihm zerplatzten die Glastüren und ein Splitterregen fegte durch die Luft. Dann vernahm er das unverkennbare Stakkato automatischer Waffen: Im Gebäude wurde geschossen!“ (S. 50)

    Meine Meinung:
    „Secret Protector – Tödliches Spiel“ ist der erste Band der neuen Action-Reihe des britischen Bestsellerautors Andrew Lane (u.A. „Young Sherlock Holmes“, „Agent Impossible“) um den geheimnisvollen Lukas Crowe. Als Waise und Globetrotter lebt Lukas, der trotz seiner jungen Jahre bereits ein sehr bewegtes Leben hinter sich hat, in einem Trailer unter dem Radar der Behörden. Doch als er bei einem PR-Event durch Zufall Zeuge der Entführung des jungen Bruders der weltbekannten Profi-Gamerin Una Britcross wird, kann er nicht anders, als die Verfolgung der Geiselnehmer aufzunehmen…

    Der Verlag verspricht seinen Leser*innen den Auftakt einer neuen Action-Reihe – und genau das liefert der Autor: knapp 400 Seiten vollgepackt mit atemberaubender Action und rasanter Spannung. Zur Einführung seines neuen Protagonisten gönnt sich Andrew Lane gerade mal 50 Seiten – und schon fliegen die Fetzen. Verfolgungsjagden, Schusswechsel und sich immer wieder ändernde, außergewöhnliche Settings garantieren Nervenkitzel und ein absolut kurzweiliges Lesevergnügen. Dabei lernt man als Leser*in auch noch was über die unglaublichen Dimensionen der Gaming-Industrie, über Motorleistungssteigerungen durch Nanopartikel und schwermetallhaltige Tattoo-Farben. Durch immer wieder neue, ungeahnte Herausforderungen und gefährliche Twists in der Handlung bleibt der Spannungsbogen bis zur letzten Seite auf sehr hohem Niveau. Dafür kommt das Ende dann schon fast schlaglichtartig. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor nun ganz schnell zum Ende kommen wollte - hier hätte es für meinen Geschmack gerne etwas mehr sein dürfen.

    Allerdings muss ich auch konstatieren, dass Lukas aus den immer wieder ausweglos erscheinenden Situationen manchmal recht „einfach“ wieder herausfindet. Es ist schon fast wie ein „James Bond Effekt“: egal wie irrwitzig etwas erscheint – Lukas schafft es doch! Es ist wie ein Hollywood-Action-Blockbuster zum Lesen. Das muss man schon mögen und der Autor formuliert es an einer Stelle (selbstironisch?) selbst: „wie ein Superheld in einem Kinofilmtrailer“ (S. 351).

    Mein zweiter Kritikpunkt ist die Charakterentwickung – die meisten Charaktere haben nämlich gar keine! Sie wirken blass und eindimensional. Zum Teil waren sie auch zu „munter und unbesorgt“ angesichts dessen, was sie kurz zuvor noch durchgemacht haben. Lediglich Lukas habe ich im Verlauf der Story ein bisschen näher „kennengelernt“ – aber bei ihm fehlten mir weitere Details zu seinem Background. Wie ist er so geworden, wie er ist? Aber vielleicht hat sich der Autor das ja auch für die bereits angekündigten Folgebände aufgehoben.

    Alles in allem möchte ich dem Auftakt dieser Reihe solide 3,5 Sterne geben (aufgerundet 4), da trotz fesselnder Leseunterhaltung an manchen Stellen noch „Luft nach oben“ ist.

    FAZIT:
    Jede Menge Action, Thrill und Spannung – was manchmal durchaus etwas übertrieben wirkt. Trotz einiger Abstriche spannende Leseunterhaltung!
    Das Zuckerfrei-Kochbuch für Kinder Cathy Hummels
    Das Zuckerfrei-Kochbuch für Kinder (Buch)
    27.04.2020

    Gesunde & leckere Rezepte für jeden Anlass mit hilfreichen Informationen rund um das Thema „Zucker“

    Meine Meinung:
    Nach einem persönlichen Vorwort beginnt das Buch mit einem kleinen, aber feinen „Theorieteil“, der zunächst erläutert, warum wir von Natur aus auf den Geschmack „süß“ geprägt sind und wie gefährlich der übermäßig konsumierte Zucker für unseren Körper sein kann (neben Karies und Übergewicht gibt es noch viel mehr negative Auswirkungen!). Sehr gut gefallen haben mir auch die Abhandlung zum Thema „Versteckter Zucker“, das Augen öffnende „Würfelzuckerquiz“ (Hätten Sie gewusst, dass ein Fläschchen Smoothie deutlich mehr Zucker enthält als ein Glas Limonade?) und die Übersicht über mögliche Zuckeralternativen zum Süßen von Speisen. Darüber hinaus geben die Autorinnen fundierte Tipps, wie man „Schritt für Schritt weg vom Zucker“ kommt. Ganz weg vom Zucker zu kommen dürfte wahrscheinlich schwierig werden (gerade mit Kindern), aber die konsumierte Menge deutlich zu reduzieren ist auf jeden Fall ein riesen Schritt hin zu einer gesünderen Ernährung. Dieser Teil des Buches schließt ab mit einer Übersicht besonders empfehlenswerter Lebensmittel („Meine liebsten Superfoods“), die auch bei mir Manches wieder mehr in den Fokus gerückt hat (z.B. Fenchel – „eine echte Vitalstoffbombe“).

    Ab Seite 43 startet dann das Herzstück des Buchs, der Rezeptteil. Hier finden sich insgesamt knapp 80 abwechslungsreiche Rezepte, die in die folgenden Kapitel aufgeteilt sind: „Frühstück und Aufstriche“, „Getränke & Snacks“, „Sides & Beilagen“, „Hauptgerichte“ und „Süßes“. Sehr gut finde ich es, dass hier wirklich für alle (Familien-)Lebenslagen passende Rezepte mit dabei sind. Neben vielen schönen und gesunden Ideen für die drei täglichen Hauptmahlzeiten finden sich hier beispielsweise auch einige Anregungen „to go“ (z.B. „Bananenriegel“, „Kokos-Schoko-Bällchen“, „Süßkartoffelchips“ oder auch „Wraps mit Räucherlachs“). Es gibt Rezepte für Hummusvariationen, mehrere Aufstriche und sogar leckeres Kürbis- und Tomatenketchup (natürlich ganz ohne Zucker!) – eine echte Bereicherung, nicht nur für die Familienküche. Selbst für die Naschkatzen gibt es hier die passenden Rezepte, wie z.B. dreierlei „Nicecream“, „gesunde Fruchtgummis“ oder „Brownie Bites mit Süßkartoffel“.

    Die meisten Rezepte bieten sehr überschaubare Zubereitungszeiten von bis zu 30 Minuten, Zeiten von über 45 Minuten sind hier die absolute Ausnahme. Auch das gefällt mir für die Familienküche sehr gut. Die Präsentation ist sehr ansprechend und übersichtlich strukturiert, meist auf einer Doppelseite pro Rezept. Neben Zutatenlisten und sehr gut verständlichen Zubereitungsanleitungen gibt es Nährwertangaben pro Portion, Zubereitungs- & Backzeiten sowie praktische Kennzeichnungen für vegetarische, vegane, glutenfreie und / oder laktosefreie Speisen. In kleinen Infoboxen („gut zu wissen“) gibt es noch interessantes Hintergrundwissen zu verwendeten Zutaten. Für mich eine sehr gelungene Darstellung, die alles hat, was es braucht. So eignen sich die Rezepte aus diesem Buch auch sehr gut für das gemeinsame Kochen mit Kindern! Und bei selbstgemachtem Schokogranola, Schoko-Nuss-Aufstrich oder Erdbeer-Minz-Limo und Wassermelonen-Bowle sind die Kids bestimmt auch mit Begeisterung dabei!

    FAZIT:
    Super abwechslungsreich, gesund & vielfältig – perfekt für die Familienküche zu jedem Anlass!
    Die Unausstehlichen & ich Die Unausstehlichen & ich (CD)
    24.04.2020

    Freunde sind wie Ketchup – eine wunderbare Fortsetzung eines tollen Romans für Jung und Alt

    „Schon erstaunlich, wie viel Platz einer einnehmen kann, der fehlt.“

    Unsere Meinung:
    „Freunde halten das Universum zusammen“ ist der zweite Band von Vanessa Walders neuer Buchreihe rund um die toughe Enni Alser. Inzwischen ist Enni so richtig im merkwürdigen Internat „Saaks“ angekommen, das einsam und fast unerreichbar auf einer Bergspitze thront. Doch die rätselhaften Vorfälle häufen sich, als erst der frisierte Aufsitzmäher „Mo“ verschwindet und dann auch noch jemand das Zimmer der kleinen, blinden Lilith verwüstet. Darüber hinaus ist es doch sehr komisch, dass alle Angestellten im Internat in ihrem Berufsleben zuvor „voll die Bosse“ gewesen sind („Saaks ist das Bermudadreieck für Leute, die eigentlich ganz wo anders große Karrieren gehabt haben.“). Irgendetwas stimmt hier anscheinend ganz und gar nicht…

    Wir – meine Jungs (8 & 11) und ich (ü40) – waren schon von dem ersten Roman der Reihe (den man zuvor gelesen haben sollte) wirklich begeistert. Mit Band 2 legt Vanessa Walter sogar noch eine Schippe `drauf – Respekt! Sie hat einfach ein unglaubliches Talent für besondere Charaktere und ein echtes Gespür für tolle Stories, die zu begeistern und zu fesseln wissen, auch ohne große „Knalleffekte“. So ist die Geschichte von Enni und ihren Freunden eine Geschichte, die das Leben genau so hätte schreiben können. Die Rätsel und Geheimnisse, um die es hier geht, erscheinen erstmal recht profan und unspektakulär – und dennoch entwickelt diese Geschichte ihren ganz eigenen Sog und man möchte unbedingt wissen, was hinter den ganzen Geheimnissen steckt. Mich selbst erinnert das „Lesefeeling“, das Vanessa Walder ihren Leser*innen hier beschert, an das wohlige Gefühl, dass ich selbst als Kind beim Leser von „Fünf Freunde“ oder der wunderbaren „Abenteuer“-Serie von Enid Blyton hatte. Danke dafür, Vanessa!

    Wie schon erwähnt, sind auch die Charaktere der Autorin etwas ganz Besonderes. Allen voran natürlich die liebenswerte Enni, die schon so viel Schlimmes durchmachen musste und daran unglaublich gewachsen ist. Mit ihrer Impulsivität („Ich bin die, die Züge macht ohne zu wissen, welches Spiel sie spielt“) steht sie sich immer wieder selbst im Wege, aber auch das macht sie so unglaublich liebenswert. Neben ihr gibt es in Saaks noch viele weitere tolle Charaktere, sei es der an den Rollstuhl gefesselte Dante, zu dem dennoch alle aufsehen, der quirlige kleine Lucky oder auch der „stille Riese“ Karan. Unterschiedlicher können Charaktere kaum sein, und doch raufen sie sich zusammen und sind ein Musterbeispiel dafür, wie wichtig Freunde sind. Sehr gut gefallen hat uns dabei auch, dass auch die „unsympathischeren“ Charaktere aus dem ersten Band hier nun eine ganz neue Seite von sich zeigen. Ein wunderbares Bildnis dafür, wie sehr ein erster Eindruck oft täuschen kann. Und dass die wahren „Helden des Alltags“ oft ganz anders aussehen, als in Film & Fernsehen, zeigt sie uns auch gleich!

    Erneut ist es Vanessa Walder gelungen, die Balance zwischen einem unterhaltsamen Kinder- & Jugendbuch und ernsten, tiefgehenden Themen zu halten. Ganz nebenbei gibt es sogar noch eine spannende „Geschichtsstunde“! So beschert die Autorin ihrer Protagonistin – und uns Leser*innen – gleich mehrere echte „Vulkanmomente“. Wer wissen möchte, was das ist, sollte dieses Buch lesen… ;-)

    Wir freuen uns also schon jetzt auf Band drei, den Vanessa Walder ja so gut wie versprochen hat: „Die Gleichung muss immer aufgehen – und der Schluss fehlt noch“!

    Zur Hörbuchproduktion:
    Das liebevoll produzierte Hörbuch kommt im Digipack mit drei Audio-CD´s. Die Lesung hat eine Gesamtlaufzeit von rd. 3,5 Stunden und ist gekürzt, aber wir hatten nicht das Gefühl, dass uns etwas „fehlen“ würde, wie es bei manchen gekürzten Lesungen leider doch der Fall ist. Gelesen wird das Hörbuch von Maximiliane Häcke, die auch dem KIKAninchen und Prinzessin Lillifee ihre Stimme verleiht. Hier beweist sie aber, dass sie auch für die toughe Enni die perfekte Besetzung ist. Es macht unglaublich Spaß, ihr zuzuhören! Ein wenig gewöhnungsbedürftig war zu Beginn nur das Rauschen, mit dem die Kraftausdrücke Ennis überblendet wurden (auch im Buch sind diese „geschwärzt), da es sich erst immer wieder wie eine kurze Übertragungsstörung angehört hat. Aber im Lauf der Geschichte haben wir uns daran gewöhnt.

    FAZIT:
    Eine bärenstarke Fortsetzung einer rundum überzeugenden Geschichte. Alles andere als unausstehlich – bitte lesen (oder hören)!
    Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge (Buch)
    21.04.2020

    Ein Thriller der etwas anderen Art – absolut packend und mit zwei Ausnahme-Protagonistinnen

    „So wie Zara jede Lüge, jede Offenbarung, jede Regung des menschlichen Gehirns antizipieren konnte, spürte Zoe hingegen jede Bewegung, jeden Laut, jede Gefahr und wusste sie abzuwehren.“ (S. 111)

    Meine Meinung:
    „Tödliche Zwillinge“ ist nach „Rache in Marseille“ der zweite Thriller von Alexander Oetker um die beiden extrem ungleichen Zwillinge Zara und Zoë. Die Handlung spielt rund zwei Monate nach dem ersten Band und obgleich ich diesen noch nicht kenne, hatte ich keinerlei Probleme, in den Plot hineinzufinden.

    Während eine kleine Einheit von Europol rund um die Ausnahme-Profilerin Zara von Hardenberg versucht, den angeworbenen Terroristen Adel Al-Haddad (alias „Schlächter von Rakka“) als Informanten zu benutzen, eskaliert der Bandenkrieg zwischen den aufstrebenden Al-Hamsi-Brüdern und dem „Paten von Südfrankreich“, dem alten Korsen Benito Bolatelli, dessen rechte Hand Zaras Zwillingsschwester Zoë ist. Durch diese beiden Haupthandlungsstränge, sehr kurze Kapitel und immer wieder wechselnde Erzählperspektiven hält Alexander Oetker das Tempo in diesem ungewöhnlichen Thriller von Anfang an sehr hoch. Die beiden Zwillingsschwestern, die bis auf ihre äußerliche Ähnlichkeit unterschiedlicher nicht sein könnten, sind auf ihrem jeweiligen Gebiet absolute Experten. Doch ein Rollentausch stellt beide vor echte Herausforderungen, so dass sich die Handlung in beiden Strängen mit zunehmendem Verlauf der Story immer weiter zuspitzt. Parallel lässt uns der Autor durch einen Handlungsstrang aus dem Jahr 2005 in die Vergangenheit der beiden Zwillinge blicken, was teilweise erklärt, wie die beiden zu den Ausnahmepersonen geworden sind, die sie sind.

    Dieser Thriller bietet einen vielschichtigen Plot, in dem es u.A. um Terrorismus, organisiertes Verbrechen, Korruption, menschliches Versagen und auch menschliche Tragödien geht. Dabei verwischen die klassischen Grenzen zwischen Gut und Böse und mehr als einmal blitzt die Frage auf, welche Mittel für welchen Zweck noch angemessen sind. Alles in allem bietet sich eine atemberaubende Story, die neben fesselnder Unterhaltung auch politische und ethische Themen aufwirft.

    FAZIT:
    Extreme Protagonistinnen, zwei fesselnde Handlungsstränge und ein hohes Tempo - Für mich eines der Thriller-Highlight des Jahres!
    Meridian Princess 1 Meridian Princess 1 (Buch)
    15.04.2020

    Geheimnisvoll, sehr atmosphärisch und packend – ein überzeugender Start!

    „Achte auf die Augen. Die Augen sind der Schlüssel. Wenn du sie lesen kannst, kann dir niemand was vormachen.“ (S. 197)

    Meine Meinung:
    Mit „Meridian Princess“ hat Anja Ukpai (ihr Jugendbuch "Rabenherz" wurde mit dem Delia-Jugend-Literaturpreis ausgezeichnet) den ersten Band einer im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Trilogie vorgelegt.
    Jade Ryder musste in ihrem noch jungen Leben bereits viele Schicksalsschläge hinnehmen. Ihre Eltern starben kurz nach ihrer Geburt, und auch ihr liebevoller Ziehvater, Sir Arthur Graham, verstarb, als sie noch ein Kind war, so dass sie seitdem auf das duldende Wohlwollen von Grahams unleidlicher Witwe, Lady Graham, angewiesen war. Mit ihrem 15. Geburtstag wird Jade jedoch ein unglaubliches Geheimnis enthüllt: sie gehört zu den magisch begabten Zeiterben – und befindet sich in akuter Lebensgefahr! Elias Gridlock selbst, der Vorsitzender der altehrwürdigen Zeiterbengesellschaft, holt Jade nach London, damit sie dort an der Clockmakers Academy ausgebildet werden kann…

    Wahnsinnig schnell verliert man sich als Leser*in in dieser unglaublich atmosphärischen und geheimnisvollen Geschichte. Insbesondere durch das Verwenden realer Schauplätze schafft Anja Ukpai dabei eine wunderbare Verschmelzung von Authentizität und Phantastik. So kommt man beim Lesen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn es gibt hier immer wieder Neues und Unglaubliches zu entdecken. So begegnen einem Galeonen (Schutzgeister in Galionsfiguren), gefährliche Schattenhunde, Feuerschrecken, Teufelsnadeln und gruselige Imps. Das Worldbuilding bei „Meridian Princess“ ist wirklich top – und erinnert in Punkto Atmosphäre und Plastizität durchaus an „Harry Potter“. Auch in einigen anderen Details fühlt man sich beim Lesen immer mal wieder an „Harry Potter“ erinnert (die besonders begabte Vollwaise, eine magische Schule, eine geheime Parallelgesellschaft, ein zunächst schemenhafter Antagonist,…), doch das hat mir persönlich sehr gut gefallen und hat mich in keinster Weise gestört, da diese Geschichte eben auch ihre ganz einzigartigen Ideen und Elemente hat, insbesondere das allem zugrunde liegende Thema „Zeit“.

    Diese Geschichte fesselt wirklich wahnsinnig schnell – und lässt seine Leser*innen bis zur letzten Seite nicht mehr los! Zu viele Geheimnisse, zu viele Fragen und zu viele Bedrohungen gibt es hier, als dass man das Buch zwischendurch aus der Hand legen möchte. So fliegen die Seiten regelrecht dahin, während man immer tiefer in diese Geschichte und diese besondere Welt eintaucht. Stellenweise ging es mir sogar zu schnell, so dass ich mich über einige Seiten mehr echt gefreut hätte. Am Ende werden manche Fragen geklärt, während sich andere auftun – kein Wunder, bei einer Trilogie! Sollte es Anja Ukpai gelingen, dieses Niveau in den Folgebänden zu halten – oder gar noch zu steigern (!) – könnte uns mit der „Meridian Princess“-Trilogie ein echtes Phantastik-Highlight ins Haus stehen!

    FAZIT:
    Eine faszinierende Grundidee, ein extrem atmosphärisches Worldbuilding und eine charmante Protagonistin – ein Auftakt, der süchtig macht!
    VANITAS - Grau wie Asche VANITAS - Grau wie Asche (Buch)
    26.03.2020

    Ein sehr atmosphärischer Krimi mit rätselhaften Hintergründen - besser als Band 1!

    Meine Meinung:
    „Vanitas – Grau wie Asche“ ist nach „Vanitas – Schwarz wie Erde“ der zweite Band um die untergetauchte, ehemalige „V-Frau“ Carolin Bauer, die nun in einem Blumenladen am Wiener Zentralfriedhof arbeitet.

    Anders als in Band eins ist hier für meinen Geschmack durchaus schnell Spannung aufgekommen, denn mysteriöse Grabschänder treiben des Nachts auf dem altehrwürdigen Zentralfriedhof ihr Unwesen und auch eine erste Leiche gibt es recht bald. Mit ihrem Job bei Mattis Blumenladen ist Carolin mal wieder ganz dicht dran am Geschehen. Durch ihre omnipräsente Angst vor der Entdeckung durch den mafiösen Karpin-Clan, gepaart mit einem Schuss Neugier und dem unvorteilhaften Talent, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, stolpert Carolin mitten hinein ins Geschehen – und ins Visier von Kommissar Oliver Tassini.

    Dieser Fall hat mich durchweg sehr gut unterhalten, insbesondere durch seine morbide Atmosphäre, einige unvorhergesehene Wendungen und letztendlich durch den Umstand, dass mir die Hintergründe der Taten – wie Carolin selbst auch – über weite Strecken des Buches ein echtes Rätsel geblieben sind. Am Ende bringt Ursula Poznanski gekonnt alle Handlungsstränge zusammen und überrascht mit einer erschütternden, im Nachhinein nachvollziehbaren Auflösung. Die Rahmenhandlung um Carolins Vergangenheit weist am Ende allerdings einige offene Fragen auf – mehr als zu Beginn dieses Buches! Das hat mir persönlich nicht ganz so gut gefallen, denn es hat sich so angefühlt, als sei dieses Buch eigentlich noch gar nicht zu Ende erzählt.

    Die zentrale Figur dieser Reihe, Carolin Bauer, gefällt mir inzwischen immer besser. Sie ist von ihren Ängsten und Sorgen getrieben, eine Einzelkämpferin, die sich einem schier unbezwingbar erscheinenden Gegner gegenüber sieht. Sie macht Fehler, mehr als einen, und das lässt sie sehr authentisch und sympathisch erscheinen. Neben dieser Figur verblassen alle weiteren Charaktere zu Randfiguren, auch wenn ich dem ein oder anderen Charakter noch deutlich mehr zugetraut hätte (wie z.B. Tassani).

    Alles in allem hat mir Band zwei deutlich besser gefallen als der Auftakt der Reihe, auch wenn er wieder kein echter Thriller, sondern mehr ein Krimi ist. Ich freue mich schon jetzt auf den dritten Band!

    FAZIT:
    Eine deutliche Steigerung gegenüber Band 1 – düster, überraschend und erschütternd.
    Blutgott Veit Etzold
    Blutgott (Buch)
    18.03.2020

    Ein extrem harter Thriller mit Schock-Momenten und überraschenden Wendungen

    „Eine Mischung aus Dante William Burroughs Drogenträumen und Hieronymus Bosch, garniert mit Verfall, Blut und Verwesung.“ (S. 339)

    Meine Meinung:
    „Blutgott“ ist der mittlerweile siebte Fall für Hauptkommissarin Clara Vidalis, Expertin für Pathopsychologie am LKA Berlin. Die Vorgängerbände muss man nicht kennen, aber mehr Spaß macht es sicherlich, wenn man mit den Protagonisten um Carla Vidalis schon vertraut ist. Autor Veit Etzold ist bekannt für seine realistisch geschilderten und extrem harten Thriller, ähnlich wie sein US-amerikanischer Kollege Chris Carter. Dementsprechend ist auch „Blutgott“ nichts für schwache Nerven! Hier fließt das Blut literweise, werden Gewaltexzesse geschildert und die Taten, die Etzold hier seine Charaktere begehen lässt, gehen schon hart ans Aushaltbare, teilweise auch deutlich darüber hinaus. Rasant, actionreich und mit immer wieder überraschenden Twists treibt Etzold seine Story voran, quer durch die Bundesrepublik. Um mit den grausamen Geschehnissen Schritt halten zu können, sind die Ermittler um Clara Vidalis auch dazu gezwungen, ungewöhnliche Mittel zu ergreifen, wobei sich hierbei mehr als einmal die Frage stellt, was moralisch noch vertretbar ist. So entspinnt sich eine Story, die ihre Leser*innen ganz tief in ihren Bann zieht und bis zur letzte Seite zu fesseln weiß. Im Finale war ich dann – ob der sehr schnellen Abfolge der Ereignisse – zunächst ein wenig enttäuscht, bis mich Veit Etzold ein letztes mal so richtig überrascht und etwas ratlos zurückgelassen hat.

    Neben dieser wahnsinnig spannenden und aufwühlenden Story hat mir einmal mehr der ungeschönte, direkte Schreibstil des Autors sehr gut gefallen. Es ist immer wieder erstaunlich, über welch breites Wissen Veit Etzold verfügt, sowohl über arrondierende Themen (wie z.B. Peter Kürten, Fritz Haarmann und „Papa Denke“ - diverse reale Serienmörder) als auch über medizinische Themenbereiche sowie interessantes Technik- und Allgemeinwissen (z.B. Datenfrequenzmengen bei Videostreaming / -download), und wie er dabei geschickt Geschehnisse der realen Welt mit einwebt („Momo Challenge“). Meist lässt er hierzu passenderweise seinen Protagonisten „MacDeath“ schwadronieren und dozieren, was sich sehr informativ und unterhaltsam lesen lässt.

    FAZIT:
    Ein extrem harter und fesselnder Thriller, der unter die Haut geht. Nichts für Zartbesaitete!
    Einfach alles! Einfach alles! (Buch)
    18.03.2020

    Vom Urknall bis zur heutigen Zeit – Die Geschichte unseres Planeten leicht verständlich und unterhaltsam erklärt

    Meine Meinung:
    Irgendwann traf Historiker, Pädagoge und Autor Christopher Lloyd folgende Erkenntnis: „Da hatte ich nun einen Hochschulabschluss in Geschichte und war Journalist, konnte aber die einfachsten Fragen zu Dingen, die ich alltäglich sah, nicht beantworten!“ (S. 7) Das war der Geburtsmoment für dieses Buch, in dem Lloyd systematisch die Entwicklung unseres Planeten und unserer Geschichte vom Urknall bis zur heutig Zeit aufzeigt.

    In 15 Kapiteln und auf rund 350 Seiten lässt uns der Autor an dieser faszinierenden Geschichte teilhaben. Besonders anschaulich ist dabei die „Zeitleiste der Erdgeschichte“ auf Seite 26, in der er die Erdzeitalter vom Hadaikum (0:00 Uhr) bis zur Historischen Zeit (23.59 bis 24:00 / heute) grafisch übersichtlich und mit prägnanten Informationen hierzu darstellt und die ganze Entwicklung am sehr gut gewählten Zeitbeispiel eines Tages verdeutlicht.

    Wer jetzt denkt, dass sie / er ja eigentlich die „ganze Geschichte“ schon kenne, der irrt mit Sicherheit gewaltig, denn in diesem Buch gibt es unglaublich viel „Neues“ zu entdecken und zu bestaunen. Wissen Sie z.B. warum…
    …die Welt ohne Pilze ein widerlicher und sehr übelriechender Ort wäre? (S. 37)
    …ein wasserdichtes Ei ein tragbarer Tümpel ist? (S. 47)
    …die Erfindung des Kochens den Menschen erst ermöglichte, sehr große Gehirne zu entwickeln? (S. 82)

    Ich persönlich wusste das alles (und noch einiges mehr) bislang nicht. Ebenso, wie mich viele Fakten wirklich überrascht haben, wie z.B. dass…
    … moderne Menschen ca. 4% Neandertaler-DNA haben! (S. 90)
    … bis heute die Schrift der alten Indus-Kultur nicht entzifferte werden konnte? (S. 124)
    …das südamerikanische Volk der Olmeten (Bitte wer? Genau!) möglicherweise als erste die mathematische „0“ erfunden hat! (S. 181)
    … dass der Name Russlands auf die Wikinger zurückgeht! (S. 230)
    … dass es eine Zeit gab, in der Spanien und Portugal tatsächlich die ganze Welt zwischen sich aufgeteilt hatten (mit dem Vertrag von Tordesillas)! (S. 257)


    Wenn Sie das tatsächlich alles schon wussten oder für nicht wirklich interessant halten, ist dieses Buch vielleicht nicht da Richtige für Sie. Wenn Sie das aber – genau wie ich – total spannend finden, kann ich Ihnen schon jetzt versprechen, dass Sie dieses Buch verschlingen und lieben werden, auch als Erwachsene(r)! All diese unglaublich interessanten Fakten präsentiert der Autor dabei in einer sehr unterhaltsamen und wirklich leicht verständlichen erzählerischen Form. Hinzu kommen sehr viele Illustrationen und Grafiken, wie z.B. eine Übersicht der verschiedenen Hirnareale des Menschen (S. 83), altägyptische Wandmalereien (S. 116), die „Herkunft der Lebensmittel“ (S. 198) oder auch ein Beispiel, wo sich die berühmten Fibonacci-Zahlen selbst in der Natur wiederfinden (S. 212). Hier gibt es wirklich auf jeder Seite etwas Neues zu entdecken!

    Selbstverständlich begegnen einem hier auch manch irrwitzige Wesen (wie der Anomalocaris), manche Kuriositäten (wie z.B. die mechanische, verdauende Ente von Jacques de Vaucanson) oder auch deprimierende Fakten, wie z.B. die Massenkreuzigungen bei den Römern, die Geschichte der großen Kriege, von Terrorismus und Umweltverschmutzung. Aber auch all dieses gehört leider zu unserer Geschichte dazu.

    Das Buch endet mit dem wenig überraschenden, aber sehr sympathischen Geständnis des Autors, dass er doch nicht alles, worüber er gerne geschrieben hätte, auch wirklich in diesem Buch unterbringen konnte. So startet er dann auch einen Aufruf an seine Leser*innen, ihm Themen- und Personenvorschläge für sein nächstes Buch zu schicken. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf sein nächstes Buch!

    FAZIT:
    Geschichte für Jung und Alt – kompakt, anschaulich und unterhaltsam präsentiert mit vielen wissens- und staunenswerten Fakten und Abbildungen. Einfach klasse!
    Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen (Buch)
    02.03.2020

    Geballtes Wissen rund ums Wissen – anschaulich und unterhaltsam präsentiert

    Unsere Meinung:
    Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einer Wissensgesellschaft weiterentwickelt, während die Informationsflut und die Taktung von Neuigkeiten rasant zugenommen haben. Für viele von uns – und auch mich – sind Nachrichtensendungen noch immer ein wichtiges Element zur Information über das aktuelle Weltgeschehen. Doch wie führt man Kinder an diesen wichtigen und zugleich so sensiblen Bereich heran? Sarah Welk, erfolgreiche Kinderbuchautorin und Nachrichtenredakteurin beim NDR, liefert hier mit „Tagesschau & Co.“ genau das richtige Buch für neugierige und weltoffene junge Leser*innen!

    Auf knapp 130 Seiten erklärt die Autorin alles, was man rund um das Thema „Nachrichten“ wissen muss, und das auf eine sehr leicht verständliche und immer wieder unterhaltsame Art und Weise. Los geht es mit der Frage, was Nachrichten eigentlich sind. Neben einer Übersicht und dem Vergleich verschiedener Formate (Tagesschau, heute, RTL aktuell und logo!) beleuchtet Sarah Welk viele einzelne Aspekte, wie beispielweise die Pressefreiheit, wie Nachrichtenagenturen arbeiten (und dass auch diese durchaus Fehler machen!) oder auch das Thema des investigativen Journalismus. Sie erklärt ihren Leser*innen z.B. Twitter und wie die Auswahl von Nachrichten funktionieren und klärt darüber auf, was „Fake News“ sind oder warum Kinder noch nicht wählen gehen dürfen. Kleine, unterhaltsame Rätsel und Infokästen á la „was meinst Du dazu?“ laden dabei zur Interaktion und Reflektion ein.

    Durch die sieben Interviews (mit Ingo Zamperoni, Linda Zervakis, Anne Gellinek, Peter Kloeppel, Kai Gniffke, Marietta Slomka und Jennifer Siegal), bei denen auch humorvolle Fragen gestellt werden, erhält man als Leser*in darüber hinaus einen direkten Einblick in die Welt des Nachrichtenjournalismus. Hier erfährt man zum Beispiel, warum Linda Zervakis beinahe mal rückwärtsgehend das Studio hätte verlassen müssen oder warum Marietta Slomka fast mal „Verschwinde, du Mistviech!“ in einer Sendung gesagt hätte.

    Sehr schön finde ich zudem, dass Sarah Welk auch die Frage beleuchtet, was man tun kann, wenn einem Nachrichten, die man sieht oder hört, Angst machen. Dazu gibt sie fünf ganz konkrete Tipps für ihre jungen Leserinnen und Leser, z.B. dass man Nachrichten als Kind nicht alleine schauen sollte.

    FAZIT:
    Ein ganz wunderbares, sehr informatives und unterhaltsames Buch rund um das Thema Nachrichten und Journalismus. Top!
    Feuerland Feuerland (Buch)
    02.03.2020

    Eine spannende Story mit vielen menschlichen Abgründen

    „lieber opfere ich mein Bein als mein Gewissen“ (S. 304)

    Meine Meinung:
    Stockholm leidet unter ausufernder Kriminalität. Schusswechsel auf offener Straße, Überfälle und Entführungen. Dies ist eine Entwicklung, die auch Vanessa Frank, Kriminalleiterin der Sonderkommission Nova, trotz ihrer Suspendierung nicht loslassen. So ermittelt sie abseits der reglementierten Pfade auf ihre eigene Art – und stößt auf Zusammenhänge, die viel größer und internationaler sind, als bislang alle vermutet haben…

    Durch die vielen einzelnen Verbrechen, die sich schon früh im Buch ereignen, nimmt die Geschichte schnell an Fahrt auf und weiß zu fesseln. Teilweise geht es am Schauplatz Stockholm Schlag auf Schlag – und die Behörden liefern dabei kein wirklich gutes Bild ab. Dies war durchweg spannend zu lesen und es gab immer wieder überraschende Momente und brenzlige Situationen. Ein zweiter, paralleler Handlungsstrang führt die Leser immer wieder zwischendurch in die chilenische „Colonia Rhein“, die ehemals von geflohenen Nazis gegründet worden ist. Hier ist die Geschichte zwar sehr atmosphärisch und exotisch, aber über weite Teile des Buches fehlte mir bei diesem Handlungsstrang einfach die Spannung. Hier gab es einiges an Potenzial, das meines Erachtens nicht voll ausgeschöpft worden ist. Erst im letzten Drittel, als beide Handlungsstränge zusammengeführt wurden, kam auch in Chile Spannung auf – bis hin zu einem temporeichen und dramatischen Finale, das auch einem Hollywood-Action-Blockbuster als Vorlage hätte dienen können.

    Sehr gut gefallen haben mir an diesem Buch neben den beiden sehr gegensätzlichen Schauplätzen und den tiefen menschlichen (teil verstörenden!) Abgründen, in die uns der Autor blicken lässt, auch die Charaktere, die von klischeehaft überzeichnet bis hin zu kantig-schillernd eine breite Streuung vorweisen können. Besonders überzeugend fand ich dabei die untypische Protagonistin Frank und den zunächst sehr zwielichtigen und geheimnisvollen Nicolas Paredes – und die folgenden Interaktionen zwischen beiden.

    FAZIT:
    Ein solider Thriller, der mit einem außergewöhnlichen Setting und starken Charakteren überzeugt, in Sachen Spannung in Teilen aber noch steigerungsfähig gewesen wäre.
    Wolves - Die Jagd beginnt Wolves - Die Jagd beginnt (Buch)
    02.03.2020

    Ein solider Krimi mit kantigen Charakteren, der nicht ganz an seine Vorgänger heranreicht

    „Du bist als Mensch einfach nur eine Totalkatastrophe“ (Baxter zu Wolf / S. 108)

    Meine Meinung:
    „Wolves“ ist der dritte Teil der „New-Scotland-Yard“-Reihe des britischen Bestsellerautors Daniel Cole. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass „Wolves“ mehr an Band 1 („Ragdoll“) als an Band 2 („Hangman“) anschließt und ich würde jedem empfehlen, zunächst die vorangegangenen Bände zu lesen.

    Anders als bei den ersten beiden Büchern der Reihe entspinnt sich diese Story ausgehend vom mutmaßlichen Selbstmord von DS Finlay „Fin“ Shaw, dem väterlichen Freund von William „Wolf“ Fawkes, und bleibt über die ca. erste Hälfte überraschend unblutig, ja gar „zahm“. Nach zwei absolut harten Thrillern mit viel Blut, Action und Tempo war dies für mich dann doch eine echte Überraschung. So würde ich dieses Buch auch eher als grundsoliden Krimi bezeichnen, denn ein Thriller ist es mit Sicherheit nicht. Dennoch hat mich die Story über ihre gesamte Länge hinweg durchaus gut unterhalten und wusste auch zu fesseln. Dies erreichte der Autor allerdings eher durch seine schillernden Charaktere und die manchmal irrwitzigen Interaktionen zwischen jenen als durch einen spannenden Verlauf des eigentlichen Falls. Erst im ca. letzten Drittel nehmen Spannung und Tempo ordentlich an Fahrt auf, da endlich „Bewegung“ in den Fall hineinkommt. Einem geschickten Schachspiel gleich nehmen es Coles Ermittler mit einem schier übermächtigen Gegner auf und täuschen und tricksen, um am Ende zu einer überraschenden Auflösung zu kommen. Doch den größten Paukenschlag liefert dieses Buch am Ende nicht mit der Auflösung des Falls, sondern mit einer ganz anderen Überraschung…

    Sehr gut gefallen hat mir erneut der Schreibstil des Autors, der sich sehr gut und flüssig lesen lässt und immer wieder mit humorvollen, gerne auch ironischen Spitzen gewürzt ist. Teilweise haben diese Szenen schon eine regelrecht skurril anmutende Erscheinung, wie etwa bei Wolfs überambitionierter iPad-Präsentation oder bei der überbesetzten Gästetoilette. Bei Wolfs selbstgezeichnetem Phantombild und den kindlich anmutenden Tatortskizzen (zu bewundern auf S. 262 / 263) bin ich sogar in spontane Lacher ausgebrochen. Mir hat das sehr gut gefallen, aber man muss so etwas bei einem Krimi / Thriller schon mögen.

    FAZIT:
    Eine klare Empfehlung für Fans dieser Reihe, wenn sie auch mit weniger Action, Tempo und Blut leben können und Spaß an einer ausgefeilten Charakterentwicklung haben.
    Hardy, V: Wolkenschiff Hardy, V: Wolkenschiff (Buch)
    02.03.2020

    Ein großes Abenteuer voller Gefahren, Spannung und Überraschungen

    „Die Angst tötet mehr Träume, als es das Versagen jemals könnte. Du kannst dich entweder behaglich fühlen oder mutig sein – aber niemals beides zugleich.“ (S. 67)

    Meine Meinung:
    „Euer Vater kommt nicht mehr zurück.“ … „Er ist auf dem Dritten Kontinent verschollen – das ist alles, was ich weiß.“ (S. 16) – Diese beiden Sätze stürzen die zwölfjährigen Zwillinge Marie und Arthur „Arty“ Brightstorm von einem Tag auf den nächsten ins Unglück. Elternlos, mittellos und jeglicher Zukunft beraubt landen die beiden im Waisenhaus der ausbeuterischen Beggins. Doch so schnell ergeben sich die beiden ihrem Schicksal nicht und heuern bei der Entdeckerin Harriet „Harry“ Mildred Audrey Culpfeffer an, um auf ihrer Forschungsreise nach Südpolaris nach Spuren ihres Vaters zu suchen und die Familienehre wieder herzustellen…

    Mit ihrem beachtlichen Debut lädt die britische Autorin Vashti Hardy ihre Leser*innen auf eine wirklich unglaublich spannende und temporeiche Abenteuergeschichte ein. Schnell entdeckt man sein Herz für die beiden Zwillinge, denen das Schicksal so schwer mitspielt und die sich dennoch nicht unterkriegen lassen. Zusammen mit der unerschrockenen und toughen Harry, der herzensguten und glückslöffelschwingenden Felicitas Wiggety und dem etwas unterkühlten Butler Welby, der mit ungeahnten Fähigkeiten aufwartet, beschert uns Vashti Hardy eine unglaublich illustre Reisegruppe, die sich diesem Abenteuer auf einem faszinierenden Fluggefährt stellt. Eine passende Antagonistin hält sie mit der „Cruella de Vil“-liken Eudora Vane selbstverständlich auch bereit.

    Die Reise selbst, die über drei Kontinente und stürmische Meere hinweg führt, ist voller Abenteuer, Widrigkeiten und Gefahren und dabei immer wieder überraschend und absolut phantastisch. Heiße Wüsten mit Treibsand und orientalisch anmutenden Städten oder eine tief verschneite Wildnis am Ende der Welt begegnen uns hier ebenso wie unglaubliche Wesen, seien es Weisewesen oder auch Gedankenwölfe. In jedem Kapitel gibt es hier Neues zu entdecken und zu bestaunen. Das Buch lässt sich dabei für mich nicht eindeutig einem Genre einordnen. Es ist zweifellos ein Jugendbuch, weiß aber auch hervorragend erwachsene Leser zu fesseln. Es hat Fantasy-Anklänge und Steampunk-Anleihen und ganz zweifellos ist es ein Abenteuerroman, der in der Tradition der ganz Großen dieses Genres steht, wie etwa Jules Verne. Es ist eines dieser Bücher, das einen beim Lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen lässt und nicht eher wieder freigibt, ehe die letzte Seite gelesen ist.

    FAZIT:
    Ein beeindruckendes Debut mit einem unglaublich atmosphärischen Abenteuerroman auf den Spuren von Jules Verne & Co.
    Seck, K: Die letzte Dichterin Seck, K: Die letzte Dichterin (Buch)
    02.03.2020

    Ein phantastisches Abenteuer in einer extrem atmosphärischen Welt

    „Fernab war eine entrückte Stadt, eine Stadt voller krummer Häuser und verwinkelter Gassen, voller Geheimnisse und mit Bewohnern, die mit ihren seltenen Gaben die Stadt am Leben hielten, wobei sie schon lange nur noch an einem seidenen Faden hing.“ (eBook, S. 17)

    Meine Meinung:
    Dass Katharina Seck ein Händchen für atmosphärische, phantastische Geschichten hat, hat sie ja bereits u.a. mit „Die silberne Königin“ und „Tochter des dunklen Waldes“ bewiesen. Diesmal entführt sie ihre Leser*innen nach Phantopien – ein Land, in dem die Magie und die schönen Künste fast gänzlich verschwunden sind. Hier ziehen die Dichterin Minna Fabelreich und der Schatzsucher Finn Minengräber durchs Land, um ihre Bestimmung zu finden. Eines Tages führt das Schicksal sie zusammen und auf den Weg zur sagenumwobenen Stadt Fernab, von der keiner so genau weiß, wie und wo sie zu finden ist…

    Von der ersten Seite an verfügt dieses Buch über eine unglaublich dichte Atmosphäre, die mich wahnsinnig schnell in ihren Bann gezogen hat. Zuerst der düstere und gefährliche Nymphorawald, später die geheimnisvollen Wanderprärien. Es ist ein phantastisches Land, das Katharina Seck hier erschaffen hat. Die beiden ungleichen Protagonisten Minna und Finn, die doch mehr gemeinsam haben als sie selbst zu Beginn vermuten, habe ich schnell ins Herz geschlossen. Beide stehen als Underdogs am unteren Ende der gesellschaftlichen Ordnung, beide haben schon viel Elend erlebt, sind mehr oder minder auf sich allein gestellt und leben von der Hand im Mund. Von der ersten Seite an sind sowohl Minna („Dass sie mehr vorzuweisen hatte, erkannte man erst auf den zweiten Blick; besser gesagt, wenn man auf den Klang ihrer Worte hörte, der wie warmer, süßer Honig war, und dann auf ihre Worte selbst, die ins Herz treffen konnten, wenn man sie nur ließ.“ – eBook S. 26“) als auch Finn („Es war so, dass Finn Minengräber in seinem Leben meist mit vollen Händen in die Mistgrube gegriffen hatte.“ – eBook S. 123) absolut liebenswert, mit ihren Ecken und Kanten.

    Sehr schnell (für mich fast zu schnell – ich hätte sehr gerne noch viel mehr über die Reise der beiden gelesen!) führt die Geschichte die beiden zur legendären Stadt Fernab – auch hier wieder ein von Phantastik geprägtes Setting. Die Geschichte nimmt einen Lauf, der an sich sehr schnell vorhersehbar war, und dann doch wieder an der einen oder anderen Stelle zu überraschen weiß. So baut sich beim Lesen erst schleichend, dann immer konkreter ein ungutes Bauchgefühl auf, dass diese Geschichte in ein Finale gipfeln lässt, das spannend, überraschend, schockierend und dramatisch zugleich ist – bis zur letzten Seite. Am Ende ist alles rund, wird alles Wesentliche geklärt und die Geschichte ist vollständig erzählt. Und dennoch lässt sich die Autorin ein klitzekleines Hintertürchen offen und macht ihren Leser*innen Hoffnung, doch noch einmal nach Phantopien zurückzukehren. Mich würde es auf jeden Fall sehr freuen!


    Kurz erwähnen möchte ich auch noch Katharina Secks wunderbaren Schreibstil, mit dem sie es immer wieder geschafft hat, mir Bilder und ganze Szenerien in den Kopf zu pflanzen und mich zum Nachdenken zu bringen:

    „Mit wertvollen Gegenständen konnte man vielleicht das ganze Land beherrschen, nicht aber die Herzen der Menschen, und das gab dem Leben ihrer Ansicht nach einen viel tieferen Sinn.“ (S. 24)

    „Denn böse Worte konnten zu einem Sturm werden, der einen irgendwann einholte, vielleicht erst am anderen Ende der Welt, aber er würde es tun.“ (S. 119)

    FAZIT:
    (Nicht nur) für Fans von Kai Meyers „Die Seiten der Welt“ eine absolute Leseempfehlung - Phantastik pur!
    Cassardim 1: Jenseits der Goldenen Brücke Julia Dippel
    Cassardim 1: Jenseits der Goldenen Brücke (Buch)
    28.02.2020

    Ein wahrlich fantastisches Abenteuer voller Intrigen und Ränkespiele

    „Cassardim zu beschreiben, ist genauso unmöglich, wie das Sonnenlicht einzufangen oder eine Melodie in Worte zu fassen.“ (S. 90)

    Meine Meinung:
    In „Cassardim“ entführt die deutsche Autorin Julia Dippel (Vielen sicherlich durch ihre „Izara“-Reihe bekannt) ihre Leser*innen in eine atemberaubende, faszinierende und zugleich auch brandgefährliche Welt: In das Totenreich Cassardim. Sehr schnell hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen, denn die Protagonistin Amaia und ihre Familie sind so ganz anders als alle anderen Menschen: sie sind viel, viel älter, als sie aussehen und haben obendrein noch geheimnisvolle Gaben. Warum dies alles so ist, kann sich die schlagfertige und toughe Amaia selbst nicht erklären. Als ihre Eltern dann noch einen mysteriösen Unbekannten zu Hause im Keller einsperren und foltern, waren Spannung und Neugier bei mir auf einem extrem hohen Level angelangt…

    Diese Geschichte lebt von der und fesselt durch die faszinierende Welt, die die Autorin hier erschaffen hat. Es gibt unwirtliche Landschaften und gefährliche Wesen, wie etwa die Chaoshunde oder die Shendai, die geflügelten Panthern ähneln, und sogar einen Berg, der ein eigenes Bewusstsein zu haben scheint. Zentrum dieser Welt ist ein Königshof, der nach außen hin mit seiner goldenen Pracht blendet, nach innen hin aber von Intrigen, Ränkespielen, Täuschungen und Verrat beherrscht wird. So wird nicht nur Amaia mehr als einmal im Verlauf der Geschichte mit faustdicken Überraschungen konfrontiert, die ihr ganzes Weltbild ins Wanken bringen. Auch ich als Leser habe diese unvorhersehbaren Twists immer wieder genossen, gestaunt und mich gleichzeitig gefragt, welche Überraschungen Julia Dippel im weiteren Verlauf der Geschichte wohl noch parat halten wird. Tempo und Spannung bleiben hierdurch über das gesamte Buch hinweg auf hohem Niveau, bis uns die Autorin im actiongeladenen Finale einen hollywoodreifen Showdown liefert.

    Aber nicht nur die Geschichte und die Welt konnten mich voll und ganz begeistern, sondern auch der Schreibstil der Autorin, bei dem mir insbesondere die bildhaften Beschreibungen und die oftmals trocken-ironischen Sprüche gefallen haben („Unter anderen Umständen wäre ich aufgesprungen, hätte laut ›Frauenpower!‹ gerufen und mich mit ihr verbündet.“ ebook, S. 352). Kombiniert mit schillernden, teils sehr undurchsichtigen Charakteren (allen voran natürlich Noár), wird dieses Buch zu einem echten Lesegenuss!

    p.s.: Am Ende (!) des ebooks gibt es übrigens ein sehr hilfreiches Personenregister und ein passendes Glossar!

    FAZIT:
    Für Freunde von fantastischen Geschichten, verworrenen Ränkespielen und einer faszinierenden Welt ein echter Lesegenuss!
    Zika, U: Nie mehr Zucker-Junkie! Zika, U: Nie mehr Zucker-Junkie! (Buch)
    28.02.2020

    Ein runder und fundierter Überblick über die gesundheitlichen Auswirkungen von zuckerlastiger Ernährung

    „Unsere natürliche Lust auf den süßen Geschmack ist evolutionär bedingt und biologisch absolut sinnvoll. Wenn wir wieder erlernen, diese richtig zu interpretieren, können wir Heißhungerattacken und Zuckersucht mit Genuss überwinden.“ (Umschlaginnenseite)

    Meine Meinung:
    Dipl.-Ernährungsberaterin Ulrike Zika und Ernährungswissenschaftlerin und Diätologin Johanna Sillipp haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sich der Zuckerkonsum auf den menschlichen Körper auswirkt. Passender Weise startet das Buch mit einer „kleinen Geschichte des Zuckers“ und leitet schnell über zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Autorinnen erklären unseren „Japp auf Süßes“ mit der Evolutionsgeschichte des Menschen („Süß“ wird auch als „Sicherheitsgeschmack“ der Evolution bezeichnet), stellen die Vor- und Nachteile von Zuckerarten vor und betrachten den Stoffwechselprozess unseres Körpers. Dies alles stets wissenschaftlich fundiert (es werden viele Studien zitiert) und doch – auch für Laien – stets gut verständlich und leicht nachvollziehbar. Selbstverständlich gehen die Autorinnen dabei nicht in die medizinische Tiefe, aber sie liefern einen meiner Meinung nach sehr runden und vollständigen Überblick über das Thema, so dass man sich bei Bedarf zu einzelnen Themenschwerpunkten selbst weiter informieren kann (am Ende des Buches findet sich passende Quellen- und Literaturangaben).

    Obgleich ich mich mit dem Thema "Gesunde Ernährung" schon beschäftigt habe, habe ich in diesem rd. 80seitigen „Theorieteil“ doch durchaus einiges Neues dazugelernt. Beispielsweise kannte ich zuvor weder den "Mere-Exposure-Effekt" noch das "Leaky-Gut-Syndrom". Passender Weise stellen die Autorinnen im Kapitel „Süße Lebensmittel: Potenzial und Gefahr“ (S. 18 ff.) viele Lebensmittel vor, die sich sehr positiv auf unsere Gesundheit auswirken können (wie z.B. Pastinaken, die entkrampfend wirken und bei einer Vielzahl von Magen- und Darmproblemen helfen), insbesondere auf unsere Darmflora (denn rund 70% aller Immunzellen befinden sich im Darm! - S. 49).

    Der Theorie-Teil schließt auf den Seiten 84/85 mit „sieben goldenen Regeln“ für ein Ausstiegsprogramm aus der „Zucker-Sucht“ – und jede dieser sieben Regeln ist nach der Lektüre des Theorieteils absolut nachvollziehbar und plausibel, auch wenn es an sich keine wirklich neuen Erkenntnisse sind. Allerdings muss ich ganz deutlich sagen, dass man es nur selbst in der Hand hat, den eigenen „Japp auf Zucker“ zu besiegen. Dieses Buch liefert das notwendige Grundverständnis hierfür und Anregungen, den Speiseplan mit gesunden Lebensmitteln, die von Natur aus Zucker enthalten, umzustellen.

    Sehr gut passt dazu der hier anschließende Rezeptteil, der knapp 40 sehr abwechslungsreiche und gesunde Rezepte enthält, die ich eher als „Bonus“ zum Buch verstehen würde, da dieses Buch aus meiner Sicht mehr ein Ratgeber und Sachbuch als ein Kochbuch ist. Von schnell vorbereiteten „Overnight Oats“, (88) über „Welscurry mit rotem Paprika“ (S. 97) bis hin zu ein paar Rezepten für den süßen Zahn: „Kakao-Dattel-Aufstich“ (S. 92) oder auch „Früchteriegel mit Birne“ (S. 119) oder auch „Apfel-Schichtkuchen“ (S. 121) ist hier für wohl jeden Geschmack etwas dabei. Die Rezepte, die ich bislang selbst ausprobiert habe, haben selbst den Kindern sehr gut geschmeckt (was ja leider nicht immer der Fall ist) und mich voll und ganz überzeugt. Lediglich das Fehlen von Nährwertangaben zu den Rezepten finde ich ein bisschen schade. Dafür schließt das Buch mit einem 14-Tage-Abnehmplan (S. 124 / 125) ab, basierend auf den im Buch enthaltenen Rezepten.

    FAZIT:
    Kompakt und hochinformativ, ein runder und fundierter Überblick über das Thema mit knapp 40 abwechslungsreichen und gesunden Rezepten.
    Finsterthal Finsterthal (Buch)
    28.02.2020

    Ein packender Thriller voller menschlicher Abgründe

    „Finsterthal war kein Ort, der einen wieder freigab oder ein gutes Ende versprach. Finsterthal war eine Endstation; die Endstation ihrer viel zu kurzen Reise.“ (S. 156)

    Meine Meinung:
    „Finsterthal“ ist nach „Tannenstein“ der zweite Band von Linus Geschke („Jan Römer“-Reihe) um den kriminell gewordenen Ex-Polizisten Alexander Born. Obgleich ich Teil 1 noch nicht kenne (was ich jetzt definitiv nachhole!), hatte ich keine Schwierigkeiten, in die Story hineinzukommen und mit den Charakteren vertraut zu werden.

    Bereits zu Beginn weiß Linus Geschke seine Leser*innen zu fesseln: Unbekannte entführen die noch minderjährige Alice aus ihrem Zuhause und schon gleich schwingt beim Lesen das ungute Bauchgefühl mit, dass dies für die arme Alice nicht gut ausgehen könnte. Diese Tat ist dann auch der Auslöser dafür, dass der Ex-KGB-Mann Dimitri seinen Freund Alexander Born händeringend darum bittet, sich auf die Spur der Entführer zu begeben. So entspinnt sich eine Story um Macht, Gier, Gewalt, Exzesse und die tiefschwarzen Abgründe der menschlichen Seele. Durch regelmäßige Kapitel aus Sicht des Täters, durch immer wieder neue Gräueltaten – die nicht alle miteinander in Verbindung zu stehen scheinen – und durch mehr als eine überraschende Wendung im Plot versteht der Autor es brillant, Spannung und Tempo über die gesamte Story hinweg auf hohem Niveau zu halten. Als Leser zittert man mit, hofft und bangt für die Opfer – und wird immer wieder zutiefst schockiert, wenn Linus Geschke uns in die teils rabenschwarzen Seelen seiner Charaktere blicken lässt. Von klassischen „Guten“ bis zu abgrundtief „Bösen“ sind hier alle Schattierungen an Figuren vorhanden – und Protagonist Born steht mit seiner Vergangenheit, seiner Vorgehensweise und seinen inneren Dämonen selbst tief im Graubereich zwischen Gut und Böse. Alexander Born ist ein Ausnahme-Protagonist, der düster schimmert und zugleich polarisiert – und definitiv kein Sympathieträger auf den ersten Blick ist. So hat es auch eine ganze Weile gedauert, bis ich dann doch mit ihm warm geworden bin.

    „Finsterthal“ ist ein Thriller, der fesselt, der schockiert und immer wieder überrascht. Es ist ein Portrait einer oftmals falschen und abgründigen (Schatten-)Gesellschaft und ein Buch, das hinter die Fassaden des Gutbürgertums blickt und die Frage aufwirft, ob Moral und Anstand echt sind oder nur ein Schutzschild, hinter dem sich finstere Abgründe verstecken.

    FAZIT:
    Ein harter Page-Turner voller polarisierender Charaktere und menschlicher Abgründe – unbedingt lesen!
    Patrick, S: Dunkelheit der Drachen Patrick, S: Dunkelheit der Drachen (Buch)
    14.02.2020

    Die Macht der Musik – ein wunderbares Fantasy-Abenteuer, nicht nur für Kids!

    „Denn eines wird nur allzu leicht vergessen:
    Der Musik wohnt ein Zauber inne.
    Hört genau hin…“ (S. 366)

    Meine Meinung:
    Tief verschneit und abgeschnitten von der Außenwelt wird das kleine Dorf Patterfall von einer zuvor nie dagewesenen Rattenplage heimgesucht. Da kommt ein Junge aus dem winterlichen Wald gestapft, in komplett vereister Kleidung und fast erfroren. Auch Erinnerungen hat er zunächst keine, aber die Dorfbewohner sind sich sicher: Es muss der Pfeiffer sein, nach dem sie geschickt haben, um der Ratten Herr zu werden…

    Nach 13 Jahren als Spieleentwickler legt der nordirische Autor mit „Die Dunkelheit der Drachen“ nun sein Debut vor – und es hat mich wahrlich beeindruckt! Aufbauend auf dem alten Märchen des „Rattenfängers von Hameln“ entspinnt er in diesem Buch ein ganz eigenes Abenteuer, in einer eigenständigen Welt, in der die Pfeiffer einen ganzen Berufsstamm mit unterschiedlichen Garden bilden und über Magie verfügen. Sein Protagonist, Flick Klarwasser, war mir von Beginn an durch-und-durch sympathisch. Mit seinen gerade mal 13 Jahren ist er bereits ein Underdog, verstoßen und auf der Flucht („Flick war gar kein Pfeifer, jedenfalls kein richtiger. Er war in Ungnade gefallen und von der Burg Tiviscan geflohen, noch ehe er die Schule beendet hatte.“). Warum das so ist, erfahren wir als Leser*innen erst im Verlauf der Geschichte, Stück für Stück. Ihm zur Seite stellt der Autor die liebenswerte, mutige und pfiffige Rena Sommerfeld, ein verzaubertes Mädchen in Gestalt einer Ratte, sowie den Drachengreif Barver Knopferkerkel, ausgestattet mit besten Manieren und ungeahnten Fähigkeiten. Ein merkwürdigeres Trio habe ich schon lange nicht gesehen, und ein liebenswerteres auch nicht.

    Dieses Buch punktet aber nicht nur mit seinen Protagonisten, sondern auch mit einer atemberaubenden Abenteuergeschichte, die die Leser*innen zu allerlei extrem atmosphärischen und ausgefallenen Schauplätzen führt. Sei es die Burg der Pfeiffer, Tiviscan, das heimelige Kloster Martal („Aus der Ferne wirkte es, als hätte der Baumeister eine Vorliebe für Igel gehabt.“ – S. 161) oder auch die düsteren und legendenumwobenen Berge von Gemspar, in denen nicht nur gefürchtete Räuberbanden ihr Unwesen treiben, sondern auch eine gefährliche Hexe. Dieser Geschichte fehlt es wirklich an Nichts, was ein gutes Abenteuer und ein überzeugendes Fantasywerk benötigt, bis hin zum ausgefallenen Magiesystem der Musik. Nachdem ich das Buch regelrecht verschlungen habe, wundert es mich, wie der Autor derart viel Handlung, Schauplätze und Ideen auf den knapp 370 Seiten unterbringen konnte. Gefühlt würde ich sagen, ich habe eine Geschichte mit 800 oder mehr Seiten gelesen, ohne mich auch nur eine Minute gelangweilt zu haben. Ein Abenteuer, das seines Gleichen sucht!

    FAZIT:
    Eines der besten Abenteuerbücher für Kids, das ich in den letzten Jahren gelesen habe!
    Luzifer junior (Band 07) - Fiese schöne Welt Jochen Till
    Luzifer junior (Band 07) - Fiese schöne Welt (Buch)
    14.02.2020

    Eine spannende Story mit Tiefgang und höllisch guten Gags

    Unsere Meinung:
    Mit „Fiese schöne Welt“ geht die „Luzifer junior“-Reihe von Kult-Autor Jochen Till in die siebte Runde, und wer sie noch nicht kennt, hat wirklich etwas verpasst! Dank der kleinen Galerie am Anfang des Buches, in der die acht Protagonisten der Serie kurz vorgestellt werden, können sich auch Neueinsteiger einen guten und humorigen Überblick machen und ohne Vorkenntnisse in dieses himmlisch-höllische Abenteuer starten.

    Diesmal verschlägt es Luzifer junior, Lilly, Gustav, Aaron und natürlich unseren absoluten Liebling, Hausdämon Cornibus, in Omas neu geschaffenes Paralleluniversum. Hier ist eigentlich alles wie zuhause… nur viel, viel besser! Die Schule macht Spaß (weil man nur das lernt, was einem gefällt), keiner muss langweilige Arbeiten verrichten und selbst der olle Schuldirektor ist in diesem Universum voll nett und total relaxed. Um alle Wünsche und Wehwehchen kümmert sich hier die digitale KIWA (Künstliche Intelligent weiß alles) – und so ist es fast wie im Schlaraffenland. Es gibt keine Länder, keine Grenzen und kein Rassismus. Eigentlich zu gut, um wahr zu sein, oder…?

    Mal wieder ist es Jochen Till gelungen, ein spannendes und vor allem super-spaßiges Abenteuer zu erschaffen. Meine Jungs (knapp 9 & 12) haben die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite geliebt und sich immer wieder gekringelt vor Lachen. Sei es bei Stevens Versuchen, die Langeweile seines Chefs (The Beast himself!) zu vertreiben, was gar nicht so einfach ist („JETZT UNTERSTLLST DU MIR AUCH NOCH EMOTIONEN! GEHT´S NOCH?“ - S. 16), den immer wieder auftauchenden skurrilen Situationen (insbesondere, wenn Luzie mal wieder die Welt nicht versteht) oder auch bei Cornibus´ akuten Ernährungsproblemen, die für ständige Fress-Flashs sorgen (noch mehr als sonst) und Cornibus dabei immer mehr zur kleinen flauschigen „Rum-Kugel“ mutieren lassen. Hier bleibt echt kein Auge trocken und kein Lachmuskel ungereizt! Unser persönliches Highlight war dabei die größte Eierschlacht der Weltgeschichte. Komplettiert wird das Ganze mal wieder mit vielen teuflisch guten Illustrationen von Raimund Frey.

    Bei aller Spannung und trotz des ganzen Humors gelingt es Jochen Till aber auch, ernste Themen mitschwingen zu lassen. Es geht hier z.B. um Zwei-Klassen-Gesellschaften und die Tücken künstlicher Intelligenz. Insgesamt eine tolle Mischung!

    FAZIT:
    Einfach teuflisch gute Leseunterhaltung mit Lach-Garantie.
    276 bis 300 von 627 Rezensionen
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