Die "Heilige" Haskil
Clara Haskil, die hochverehrt-angesehene Pianistin der 1950-60er Jahre, die sog. (Mozart-) "Heilige des Klaviers" und "das Schmerzenskind gefangen im Käfig ihrer Gebrechlichkeit" so dieser Joachim Kaiser in seinem 'Grosse Pianisten'-Kompendium, in dem er sie leider auch sträflich vglw. ignorierte! - war gleich dem ihr befreundeten Pianisten Dinu Lipatti rumänischer Herkunft und schweizerische Staatsbürgerin, die wie viele andre jüdische Künstler auch Opfer des deutschen Nazi-Terrors wurden.
Diese durchweg repräsentative Hännsler Profil-CD-Box von Haskil belegt ihre musikalische, z.T. zeitgebundene Meisterschaft einer vor allem in den div. Konzerten prä-hist.informierten Qualität, die auch heutigen Vergleich nicht zu scheuen braucht, zumal mit solchen Dirigenten am Pult wie Fricsay, Markevitch oder Sacher.
Und Mozarts letztes Klavierkonzert KV 595 vor allem, mit dem Bayrischen Staatsorchester unter Fricsay ist schon bemerkenswert, Mozart-Konzert-'Klassiker', 'prä-hist.', so wie die Mozart-Beethoven Sonaten-Duos mit ihrem primären Partner-Geiger Arthur Grumiaux, und dazu ein exzellentes Konzertdokument mit dem Lamoureux- Orchester unter Markevitch: Beethovens 3.Klavierkonzert. Chapeau!
Allein dafür würde sich m.E. der Erwerb dieser Haskil-Box lohnen.
Jedoch, es gibt dazu auch noch Haskils exquisites Schumann-Spiel: besonnen fein gespielte 'Kinderszenen', ebenso exquisit gemalte 'Bunte Blätter' und die 'Waldszenen', und letztlich Schumanns erste Variationen.
Wer die Mozart-und Schumann-Cassetten der Haskil von der DGG nicht kennt, ist hier mit einer umfassenden Auswahl gut bedient, zumal alle Aufnahmen durchweg klangtechnisch befriedigend, z.T. gut klingen, zeitbedingt natürlich dynamisch begrenzt, allerdings immer akzeptabel und, last not least, hörbar aufschlussreich.