wagner-tristan-chereau - musiktheater sternstunden
patrice chereau und richard peduzzi, die beiden grossen schon heute legendären theatermacher haben nach ihrem - dem! - 'jahrhundert-ring' in bayreuth (dt.grammophon-dvd ) ihre lang erhoffte und sinnreiche 'tristan' -inszenierung nun in mailand ev.endgültig und grandios realisiert. eine wagner-musik-theater-scala-sternstunde.
ihnen ist eine in sich stilistisch geschlossene, plausible und überzeugende inszenierung gelungen, die dem mythos von leben-liebe-leid-verrat-tod den archaischen grund-boden entwirft, in notwenig sinnvolle gestalt umsetzt und sichtbar macht, was mit der musik allein schon vollzogen und 'ausgestaltet' wäre ... -
und viele tristan-kenner bevorzugen ja die nur rein akustische wiedergabe, der individuellen imagination wegen, die irgend-wessen sentimentalische oder gar kitschig-vordergründige bildassoziationen ausschliesst -
aber chereau (peduzzi und m.bickel, die prägnante kostümbilder erfand) hat die tiefe einsicht, den langen atem für das kontemplative, auf den klangraum bezogene kontinuierlich-kreisende momentum der changierend-schwül-zehrenden musik auch so begriffen, dass ihm frappierend 'authentische' (klass.tafel-) bilder gelingen.
unterstützt von adäquaten sing-schauspielern: wie die alle überragende waltraud meier, die isolde der zeit, wie ian storey, als verloren-taumelnd-stoischer held-typus, sowie der grossartig agil-jungenhafte kurwenal des gerd grochowski -
eindrucksvolle darsteller, auch die selbstbewusst agierende brangäne der de youngs, und selbst salminens alter marke zeigt immer noch seine imposante statur.
sie sängerischen darbietungen sind alle zumindest akzeptabel, besonders auch der chor.
neben der meier gibt es zwar keine überragenden vokalen leistungen (und auch meier hat nicht mehr den flutend-leisen atem für isoldes schlussgesang), aber alle sind dem
gesamtkunstwerk des chereau hinreichend überzeugend, vor allem darstellerisch seinem theatralischen anspruch, gewachsen.
besonders die männer des chors der scala, die die notwendige, zumal auch (homo-) erotische färbung dieser liebes-geschichte in einer (archaischen) männer-welt überzeugend gestisch vergegenwärtigen, der meisterhaften personen- und bildregie wegen.
und barenboim, der sensualistisch-gross-musikalische, formt empfindungsvoll alles von der piano-stille zum bezwingenden klang-rausch, soweit das scala-orchester glänzend
nachvollzieht, die zeitlosen tag-traum-räume klanglich zu füllen.
so ist dieser dvd-mitschnitt alles in allem eine überzeugende, vor allem szenisch-ästhetisch erstrangige produktion, die chereau und sein team - nach wagners ring, bergs wozzeck und
mozarts cosi aus aix - erneut als einen meister des musiktheaters dokumentiert, der mit barenboim und meier zwei 'bewährte' und so inspirierte musiker für sich hat, die wissen,
worauf es ankommt, bei diesem überdimensionalen markstein der musikgeschichte.
unbedingt empfehlenswert!