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    Jeremy Top 10 Rezensent

    Aktiv seit: 28. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 16408
    1535 Rezensionen
    One Dark Night I Left My Silent House

    One Dark Night I Left My Silent House (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Paradiesvögel

    David Rothenberg, Klarinettist und Bassklarinettenspieler, ist nicht zu verwechseln mit seinen beiden prominenteren Namensvettern Ned resp. Rich. Hauptberuflich als Philosophieprofessor am New Jersey Institute for Technology beamtet, befasst sich David mit Fragen der Oekologie, ist Buchautor (z.B. "Why Birds sing") und geradezu fanatischer Tierstimmenforscher. Vögel, Wale, Insekten haben es ihm angetan. Von ihnen und von der Maxime "There's music in nature and nature in music" lässt er sich als Musikant leiten. So auch in der wunderbar stimmigen, fast idyllischen Duoeinspielung mit der grossartigen Pianistin Marilyn Crispell. In einem spontan improvisierten "Catalogue d'oiseaux" setzen die beiden musikalischen Paradiesvögel den 2.Teil von Rothenbergs Maxime packend um.
    7/8

    7/8 (CD)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Epigonaler Soundtrack

    Der sardische Trompeter und Flügelhornspieler Paolo Fresu ist ein umtriebiger und vielbeschäftigter Musiker, der zu den begabtesten Jüngern von Miles Davis zählt.
    Dessen verhauchten Ton hat sich Fresu längst zu eigen gemacht. Kein Wunder, dass er sich zum Film "7/8" (Sette ottavi) etwas zu offensichtlich an das nicht zu übertreffende Vorbild, Miles Davis' Soundtrack zu Louis Malles "Ascenseur pour l'échafaud" (1958), anlehnt. Stefano Landinis Film von 2007 ist eine Reflexion über die Repression und Ausgrenzung von Jazzmusikern und Schauspielern zur Zeit des Faschismus. Fresus Musik mag nicht so recht zur Epoche des Films passen: gepflegter Konfektions-Hardbop aus dem Geist der 50-er Jahre, vom langjährigen Fresu-Quintett zwar untadelig, aber auch etwas brav und wenig inspiriert dargereicht, sozusagen mit angezogener Handbremse.
    Journey

    Journey (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Musikalische Reisen

    Die Palette des in London zu viel Ehre und Respekt gekommenen Fribourger (Schweizer) Gitarristen Nicolas Meier ist erfreulich breit. Ohne Berührungsängste integriert er in sein Vokabular nebst Jazz und Rock auch Elemente aus Flamenco, Klezmer, türkischer und rumänischer Folklore. Die zwei soeben herausgebrachten CDs "Journey" und "Breeze" bieten eine faszinierende und beeindruckende Probe von Meiers hochvirtuosem Können: "Journey" ist näher bei der Sparte "Worldjazz" (Quintett mit u.a. Gilad Atzmon – sax, cl ), während "Breeze", eingespielt mit einem "akustischen" und einem "elektrischen" Trio, sich u.a. mit Jazzstandards auseinandersetzt ( "Body & Soul", "Autumn Leaves", Coreas "Spain", Coltranes "Countdown" etc.). Allemal verblüffend ist, wie Meier sich mit einem Arsenal von Gitarren und türkischen Lauten musikalisch auszudrücken versteht.
    Breeze

    Breeze (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011

    Musikalische Reisen

    Die Palette des in London zu viel Ehre und Respekt gekommenen Fribourger Gitarristen Nicolas Meier ist erfreulich breit. Ohne Berührungsängste integriert er in sein Vokabular nebst Jazz und Rock auch Elemente aus Flamenco, Klezmer, türkischer und rumänischer Folklore. Die zwei soeben herausgebrachten CDs "Journey" und "Breeze" bieten eine faszinierende und beeindruckende Probe von Meiers hochvirtuosem Können: "Journey" ist näher bei der Sparte "Worldjazz" (Quintett mit u.a. Gilad Atzmon – sax, cl ), während "Breeze", eingespielt mit einem "akustischen" und einem "elektrischen" Trio, sich u.a. mit Jazzstandards auseinandersetzt ( "Body & Soul", "Autumn Leaves", Coreas "Spain", Coltranes "Countdown" etc.). Allemal verblüffend ist, wie Meier sich mit einem Arsenal von Gitarren und türkischen Lauten musikalisch auszudrücken versteht.
    Winter Fruits

    Winter Fruits (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Farbig und vielschichtig

    Mit dem Altsaxophonisten Loren Stillman und seinem Quartett (Nate Radley-g, Gary Versace-org, Ted Poor-dm) meldet sich die junge, weltoffene Jazzmusiker-Generation, die sich auf erfrischend-spannende Art von der an Jazzschulen praktizierten Dogmatik distanziert. Statt der Improvisation über dem Akkordgerüst eines vorgegebenen Themas setzen Stillman & Co. ganz auf die Melodie und ihre Variationen: Die Harmonik ergibt sich so aus dem verwobenen Geflecht der beteiligten Instrumentalstimmen. Der Ansatz ist freilich nicht neu: Lennie Tristano, Lee Konitz u.a. reaktivierten vor 60 Jahren die Praxis, wie zu Zeiten von Louis Armstrongs "Hot Five" extemporiert wurde. Und Stillmans überraschende Farbschichtungen sind ergo das faszinierende Resultat einer in die Gegenwart hinein verlängerten neu-alten Improvisationstradition.
    Live At The 2007 Monterey Jazz Festival

    Live At The 2007 Monterey Jazz Festival (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Meisterhaft !

    Das Monterey Jazz Festival findet seit 1957 im September an der kalifornischen Pazifikküste statt. Die grandiose Live-Werkschau aller möglichen Jazzstile ist auf einer Unzahl von Tondokumenten festgehalten, soll von nun an aber auf dem eigens geschaffenen Label "Monterey Jazz Festival Records" dokumentiert werden. Einige bedeutsame Mitschnitte (u.a. Miles Davis, Th. Monk etc.) gibt's bereits auf MJF-Records, Unterlabel der neu strukturierten Concord Music Group. Die aktuellste CD, quasi das Geburtstagsgeschenk zum 50-jährigen Bestehen des Festivals, ist eine fulminante Aufnahme mit "The Monterey Quartet". Die Allstar-Combo besteht zu Dreivierteln aus der Dave Holland Band (Holland-b, Chris Potter-ts, Eric Harland-dm) und wird befeuert vom Zuzug des kubanischen Pianolöwen Gonzalo Rubalcaba. Das Resultat : Eine Sternstunde des aktuellen Jazz, modern Mainstream at it's best !
    Insight

    Insight (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Sublime Dialoge

    Insight, also Einblick, verspricht der Titel der neuesten Einspielung von Bassist Gary Peacock und Pianist Marc Copland. Der Titel ist gut gewählt. Jedenfalls besser als das schroffe teutonische Coverdesign, welches den sublimen musikalischen Ansatz geradezu sträflich vermasselt. Die erste Begegnung von Peacock und Copland geht auf das Jahr 1983 zurück. Ihre Wege kreuzten sich seither immer wieder, dokumentiert auf zeitlos haltbaren CDs, meist in Trio-Besetzung. Und die zarten, kontemplativen Dialoge des tiefgründigen Austausches, erstmals 2002 in der CD "What It Says" für das Label "Sketch" eingespielt, finden mit "Insight" eine überzeugende Fortsetzung: 13 unaufgeregte, austarierte, spannende, schillernd-schön und kunstvoll verwobene Zwiegespräche von hoher Sensibilität und Musikalität sind das Resultat.
    Stone In The Water

    Stone In The Water (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Meisterhaft!

    Der 37-jährige italienische Pianist Stefano Bollani gilt zu Recht als der unbestrittene Ueberflieger der aktuellen Jazzszene. Dass bei einem solchen Uebermass an musikantischem Talent und pianistischem Können die Kunst nicht in circensischer Artistik verpufft, ist Aufgabe und Herausforderung für den umsichtigen Produzenten. Und den hat Bollani in der Person von Manfred Eicher gefunden, der das seit 2003 bestehende "dänische Trio" (mit Jesper Bodilsen-b und Morten Lund-dm) zu einer künstlerisch bestechenden Einspielung geleitete. "Stone in the Water" geriet so zu einem austarierten musikalischen Gespräch von drei Gleichgesinnten, die sich mit telepathischem Verständnis und ohne Egoprobleme die Ideen zuspielen, diese verarbeiten, jederzeit aufeinander hören (und sich nie mit Interventionitis ins Zeug pfuschen).
    Spirit Moves

    Dave Douglas
    Spirit Moves (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Lauter Blech

    Der umtriebige Trompeter Dave Douglas beschert uns mit seiner 5-köpfigen Jazzblaskapelle "Brass Ecstasy" ein fröhlich-sommerliches Scherzo. Jazzgeschichte wird und will der eben mit dem "Down Beat Critics Poll 2009" geehrte Leader mit seinem schon fast musikantenstadl-tauglichen Humbatätärä-Quintett zwar nicht schreiben. Aber ein Heidenspass ist er schon, der gelungene musikantische Verschnitt von u.a. Otis Redding, Hank Williams, New Orleans Marching Band Groove, Bebop und selbst Mittelalterlichem! Und Douglas bekennt sich ganz klar zu seinem Inspirator Lester Bowie, der in den Neunzigerjahren mit seiner Grossformation "Brass Fantasy" Triumphe feierte. "Brass Ecstasy" geriet ergo zur quasi auf Trompete, Frenchhorn, Posaune, Tuba und Trommel abgespeckten Bowie-Band im handlichen Pocket-Size Format.
    Mostly Coltrane

    Mostly Coltrane (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Coltrane neu beleuchtet

    Steve Kuhns neueste Einspielung für ECM ist eine faszinierende musikalische Verbeugung vor John Coltrane. Man erinnert sich: Der 21-jährige Kuhn war 1960 während 3 Monaten Pianist in Coltranes Experimentierphase, die – allerdings mit McCoy Tyner am Piano – zu einer der wichtigsten Combos der Jazzgeschichte werden sollte. Eine Idee davon, wie das Coltrane-Quartett mit Kuhn statt Tyner hätte klingen können, liefert "Mostly Coltrane", das Steve Kuhn-Trio (David Finck-b und Joey Baron-dm) mit dem grossen und in seinem Eklektizismus originellen Joe Lovano (ts und Tarogato): Kuhn und Lovano interagieren auf der Basis von 11 Coltrane-Klassikern auf gleicher Ebene, die Rolle von Solist und Begleiter in einem faszinierenden Ansatz völlig ignorierend. Abgerundet wird die gelungene CD von den beiden Solopiano-Vignetten "With Gratitude" und "Trance".
    The Complete Recordings

    The Complete Recordings (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Umstrittene Meilensteine

    Die beiden Duo-Einspielungen "The Tony Bennett / Bill Evans Album" (1975 auf "Fantasy") und "Together Again" ( 1976 auf "Improv") führten bei ihrem Erscheinen zu kontroversesten Reaktionen. Evans' grossartiges Klavierspiel, einfallsreich, poetisch und einfühlsam, stand nie zur Diskussion. Dagegen polarisierte der etwas theatralische Crooner Bennett die Aficionados, denen der gekünstelte Belcantobariton als wenig jazzmässig erschien. Kenner der US-Songtradition, namentlich Bennetts Kollegen Frank Sinatra und Al Jarreau, aber auch Komponisten wie Alec Wilder und Leonard Bernstein, begrüssten jedoch Bennetts Ansatz als überaus geglückten Versuch, anspruchsvolle Lieder aus dem "Great American Songbook" in "American Art Songs" zu transformieren, wie dies Schubert mit deutschen Volksliedern gelungen war. Nun liegen die beiden einst umstrittenen Meilensteine erneut zur Vernehmlassung auf, erstmals in einer Gesamtausgabe auf 2 CDs inkl. 21 (!) Alternativ- und Bonustracks und einem ausführlichen neuen Text des Bennett-Biographen Will Friedwald.
    Some Trees

    Some Trees (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011

    Erfrischend

    „Some Trees“ - der Titel, mit dem sich das Quartett um den New Yorker Komponisten und Cellisten Daniel Levin vorstellt, tönt geheimnisvoll und macht neugierig. Der aufmerksame Hörer ist aufgerufen, sich seine eigenen Vorstellungen zum Archetypus „Baum“ zu machen. Bilder zu Wurzelwerk, Verästelungen und weitere Metaphern stellen sich ein. Die weitgehend improvisatorische Musik über fünf skizzenhaften Vorgaben von Levin , ergänzt durch Kompositionen von Eric Dolphy, Steve Lacy und Ornette Coleman wurzelt im kammermusikalischen Ansatz von Red Norvo, Charles Mingus und Jimmy Giuffre. Unkonventionell ist die Besetzung mit Trompete, Vibraphon, Cello und Bass. Expressiv bläst Nate Wooley. Matt Moran setzt pointillistische Farbtupfer auf dem Vibraphon. Levin lässt sein Cello singen und Joe Morris strukturiert die Musik vom Bass her. Spannende und aktuelle Musik an der Schnittstelle von zeitgenössischer E-Musik und freiem Jazz!
    Lucky To Be Me

    Lucky To Be Me (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011

    Verblüffendes Jungtalent

    John Coltranes Komposition „Giant Steps“ gilt noch heute, 40 Jahre nach ihrer Ersteinspielung, als die harmonisch schwierigste Komposition der Jazzgeschichte. Selbst gestandene Stars kommen mit den raschen Akkordwechseln ins Schwitzen. Umso erstaunlicher, wenn ein 21–jähriger kalifornischer Nobody sein Debutalbum gleich mit diesem pièce de résistance eröffnet, gespielt mit einer nonchalanten Lässigkeit und einem absolut eigenständigen Ansatz. Taylor Eigsti heisst der Pianostar, der sich mit seiner Debut-CD „Lucky to be me“ als verblüffendes Talent outet. Sein geschmacksicheres Klavierspiel wurzelt zwar deutlich in den Traditionen von Evans und Jarrett, aber Eigstis jugendliche Leidenschaft, sein gesunder Appetit, Risiken einzugehen, und seine untadelige Technik sind schlicht umwerfend. Ein
    Dutzend Kompositionen, von der Solopianoversion bis zur Oktettbesetzung, zeichnen ein farbiges Bild. Schwerpunkte der Musik sind jedoch zwei Trios mit Christian McBride/Lewis Nash resp. James Genus/Billy Kilson.
    Secrets

    Secrets (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011

    Mit frischem Wind

    Der 39-jährige Amerikadäne Kim Bock (Tenor- und Sopransax, Bassklarinette) nimmt in seiner Einspielung „Secrets“ die reiche Tradition der harmonieinstrumentlosen Quartette auf und erkundet erfolgreich neue Wege des Kontrapunkts. Es lässt sich vermuten, dass mit „Secrets“ die stilbildenden Gruppen gemeint sind, auf die sich Bock bezieht, namentlich das Jimmy Giuffre Quartett von 1955/56 (mit Jack Sheldon, tp), Kenny Dorhams Einspielung „2 Horns/2 Rhythms“ (1957), das Gerry Mulligan Quartett mit Chet Baker resp. Art Farmer. Books bevorzugte Inspirationsquellen bleiben allerdings Ornette Colemans früheste Aufnahmen. Sein instrumentaler Ansatz erinnert an den jungen John Coltrane, an Wayne Shorter und Rich Perry. Mit David Smith (tp/flh), Adam Armstrong (b) und Peter Retzlaff (dm) leitet Book ein Quartett, das mit transparenten und swingenden Arrangements frischen Wind in die jüngere New Yorker Szene brachte.
    Braggtown

    Braggtown (CD)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    3 von 5

    Wundertüte

    Ungewohnt kompromisslos äussert sich Tenor- und Sopransaxophonist Branford Marsalis zu "Braggtown", seiner neuesten Quartett-CD: "Wir spielen sehr anspruchsvolle Musik. Wer zu uns kommt, um sich berieseln zu lassen, liegt falsch. Unsere Musik liebt man oder man hasst sie. Dazwischen gibt es nichts." Die markigen Worte aus dem Munde des umgänglichen und freundlichen Künstlers erstaunen nur, wer Marsalis noch immer als unverbindlichen Sideman von
    Pop-Ikonen wie Sting und Tina Turner schubladisiert. Mit seinem seit sechs Jahren existierenden Quartett (Joey Calderazzo –p, Eric Revis –b, Jeff "Tain" Watts –dm) hat Marsalis eine grossartige und ungemein kompakte Workingband, die sich zur Musik des Uebervaters John Coltrane bekennt. Was bei diesem modal und bluesig daherkam, wird allerdings vom Marsalis Quartett eklektisch aufgebrochen und aufgeladen mit Zitaten aus der Barockzeit oder – man höre und staune – Richard Wagners "Ring".
    Live At Birdland

    Live At Birdland (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.12.2011

    "Alte" Kameraden

    Mit den vier berühmten Glockentönen des Big Ben hatte Pianist Steve Kuhn vor einem Jahr sein Publikum im New Yorker Club "Birdland" auf einen Schlag im Griff – Magie pur! Musikalisch fein und elegant abgezirkelte Dramaturgie war schon immer eines von Kuhns Markenzeichen, eine grosse Kunst, die er beherrscht wie vor ihm bestenfalls Miles Davis. Und das Rezital des hochkarätig mit den beiden ehemaligen Davisgefährten Ron Carter (b) und Al Foster (dm) besetzten Trios geriet zur glühenden und ideensprühenden Sternstunde voller Swing, Drive, Punch und Poesie. Kurz: Drei ältere Herren auf lustvollen, verschlungenen und abenteuerlichen Streifzügen durch den Parcours des modernen Jazz. Erinnerungen an ihr erstes, auf 2 CDs dokumentiertes Treffen aus dem "Village Vanguard" vor 20 Jahren werden aufs Schönste aufgefrischt!
    Solo in Mondsee

    Solo in Mondsee (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Ex nihilo

    Als ein sanfter Revoluzzer war der geniale kanadische Pianist Paul Bley nie Teil der modischen Pose. In einem evolutionären Prozess hat er die tradierte Lehre der Improvisationsdogmata über Akkorde und Skalen hinter sich gelassen. Er wollte zum Kern eines Songs vorstossen, indem er rhythmische, melodische und klangliche Motive aus dem Thema zu entwickeln suchte. In seiner neuesten Solo-Einspielung geht er einen entscheidenden Schritt weiter, indem er nun jede Vorgabe fallen lässst und ohne rettendes Netz der momentanen Inspiration folgt. Dazu vermisst Bley die Klangmöglichkeiten des "genius loci", des wunderbaren Bösendorfer-Flügels im akustisch einzigartigen Raum von Schloss Mondsee (Salzburgerland): Faszinierend, risikoreich, eigensinnig, voller Ueberraschungen – und gelungen! Wenn der abgenutzte Begriff von "kreativer musikalischer Meditation" einen Sinn macht, dann hier, wo Bley im Kopf des aufmerksamen Hörers kaleidoskopische Bilder einer labyrinthischen Phantasie entstehen lässt.
    A Spirit Free: Abbey Lincoln Songbook

    A Spirit Free: Abbey Lincoln Songbook (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.12.2011

    Freigeister

    Die kalifornische Vokalistin Kendra Shank, eine ferne Verwandte des bedeutenden Westcoastsaxophonisten Bud Shank, wurde in den New Yorker Jazzkreisen jahrelang als Gerücht, als ein well-kept secret, gehandelt. Mit "A Spirit Free" hat die sympathische Sängerin den überfälligen und überzeugenden Durchbruch auf der US-amerikanischen Jazzszene mit Bravour geschafft. Soeben als "Best Vocal Jazz Album of 2007" ausgezeichnet, überschlägt sich die Presse, schreibt zu Recht von "One of the top jazz singers around today" etc. In ihrer neuesten Einspielung konzentriert sich die ursprünglich aus der Folklorebewegung stammende Vokalistin ganz auf das unkonventionelle Songbook der schwarzen Sängerin und Umweltaktivistin Abbey Lincoln. Die 11 musikalisch und textlich anspruchsvollen Lieder werden von Shank und ihrer langjährigen Workinggroup (mit u.a. Pianist Frank Kimbrough) erfrischend originell neu beleuchtet, z.B. durch den Einbezug indianischer Chants und Rhythmen.
    New York Trio Recordings Vol. 2

    New York Trio Recordings Vol. 2 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Grosse Kunst!

    Die Wege des Schlagzeugpoeten Paul Motian und des Bassvirtuosen Gary Peacock kreuzten sich erstmals im Trio des Pianisten Bill Evans: Greifbares Resultat ist die singuläre Einspielung "Trio '64". Danach war das Dreamteam immer wieder mit Paul Bley resp. Keith Jarrett anzutreffen. Mit Marc Copland, dem hochsensiblen und feinhörigen Klangtüftler unter den zeitgenössischen Pianisten, ist Peacock seit Jahren verbunden. Und dass die drei Künstler nach einer musikalisch ergiebigen Konzertwoche im New Yorker Jazzclub "Birdland" ihre Musik dokumentierten, geriet zum Glücksfall. Nach der gelobten und merkantil erfolgreichen CD "Modinha" (mit G. Peacock und Bill Stewart) liegt nun mit "Voices" die zweite CD einer geplanten Trilogie vor. "Voices" ist Titel und Programm zugleich, liegt doch der Focus der spannenden Einspielung auf der Interaktion von drei musikalisch gleichberechtigten Stimmen. Und das traumwandlerisch sicher agierende Trio mutiert dabei quasi zum Terzett.
    Trio Alto Vol. 2

    Trio Alto Vol. 2 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.12.2011

    Eigensinnig

    Der 27-jährige Altsaxophonist Loren Stillman ist ein erfrischend undogmatischer Freigeist. Anders als die grosse Masse jüngerer Saxophonisten eifert er nicht Charlie Parker und seinen Epigonen nach. Stillman, in London geboren, aber in der Suburbia von New York aufgewachsen, bekennt sich ausdrücklich zum etwas schrägeren Nonkonformisten Lee Konitz, bei dem er studiert hat. „Trio Alto Volume One“ und „- Volume Two“ nennt er seine 2005 und 2006 eingespielten CDs. Auf Vol. 1 extemporiert Stillman über 9 Jazzstandards, vorbildlich von den beiden Meistern Steve LaSpina (Bass) und Jeff Hirshfield (Drums) unterstützt. Vol. 2 gehört mit 8 Originalkompositionen ganz dem Improvisator und unorthodoxen Komponisten Stillman, sekundiert vom nur wenig älteren Zweigespann John Hebert (b) und Take Toriyama (dm). Während in Vol. 1 Erinnerungen an Lee Konitz’ Meisterwerk „Motion“ aufblitzen, schafft Vol. 2 auch Bezüge zur erweiterten Konitz-Familie, namentlich zu Anthony Braxton, Wayne Shorter, Dick Oatts und Greg Osby.
    You Are There

    You Are There (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Dreamteam

    Komplimente sind oft eine heikle Sache. So meinte doch vor Jahren ein wohl etwas unbedarfter Wienerischer Zufallsgast in der Zürcher Widderbar, wo der phänomenale Pianist Hank Jones konzertierte: "Für a Nega spülta net amoi schlecht". Mit dem legendären Altmeister als Partner muss sich für die italo-amerikanische Sängerin Roberta Gambarini ein bis vor kurzem aussichtsloser Traum erfüllt haben. Die Senkrechtstarterin unter den jüngeren Vokalistinnen gehört nicht zu den ebenso harmlosen wie netten (und überflüssigen!) Jazzpop-Chantoussies. Gambarini, ganz der Tradition des "Great American Songbooks" verpflichtet, ist, wie der CD-Titel suggeriert, durchaus "There", sozusagen auf der Direttissima zum erlesenen Kreis der "First Ladies of Song". Die ausdrucksstarke, intonationssichere Sängerin und ihr eleganter und umsichtiger Partner holten sich für ihr Album soeben den wohlverdienten "Preis der Deutschen Schallplattenkritik".
    Something For You: Eliane Elias Sings & Plays Bill Evans

    Something For You: Eliane Elias Sings & Plays Bill Evans (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Gelungener Tribut

    Die brasilianische Pianistin und Sängerin Eliane Elias ist so talentiert wie umstritten. Ihre musikalische Vielseitigkeit deckt fast alles ab im weiten Feld zwischen Bach, Ravel, Brazilpop, Fusion und aktuellem Pianotriojazz. Und dass sie auf vielen Hochzeiten zu tanzen versteht, hat ihr neben dem Lob als Universalistin auch den Vorwurf der Beliebigkeit eingetragen. Mit "Something for You", einem gelungenen Tribut an den Komponisten und Pianisten Bill Evans (1929-1980), vermag Elias ihre Kritiker zu versöhnen. Im Trio mit ihrem Ehemann und letzten Evans-Bassisten Marc Johnson und Drummer Joey Baron spielt und singt Elias Kompositionen und Jazzstandards aus dem Repertoire von Evans. Höchst bemerkenswert sind 2 neue Titel, die Evans kurz vor seinem Tod auf Kassette spielte und an Johnson weiterreichte. Und ebenso bemerkenswert ist, dass sich das Trio bewusst von Evans zu distanzieren vermag und seine eigene Lesart des Repertoires einbringt, darunter ein brasilianisch angehauchtes "Blue in Green". Und da Evans es wie kein anderer Pianist verstand, das Klavier zum Singen zu bringen, machen Elias' Vokalisen durchaus Sinn.
    Live At Newport '58

    Live At Newport '58 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Fundstück

    "Wo nehme ich nur die Zeit her, mir soviel nicht anzuhören?", möchte man bei der aktuellen CD-Inflation (und ein Karl-Kraus-Zitat verbiegend) ausrufen. Wer in der guten Zeit des Hardbop heranwuchs, hatte es einfacher als heute, sich zu orientieren: Die neuesten LPs von Miles Davis, von Art Blakey's Jazzmessengers und vom Pianisten Horace Silver galten als verlässliche Wegweiser. Und eine erstaunliche Trouvaille des Horace Silver Quintetts vom Newport Jazzfestival 1958, längst als verschollen geglaubt, ist nun (und optimal gemastert) auf dem Traditionslabel "Blue Note" erstmals greifbar. Silvers hervorragend besetzte Combo gab 4 funkige und groovige Originals samt ausgedehnten Soli zum besten, darunter als pièce de résistance seinen Latinsoulhit "Señor Blues". Mit von der Partie der blutjunge Drummer Louis Hayes und - die tolle Entdeckung – der grossartige Trompeter Louis Smith, der eigentliche Testamentvollstrecker seiner Vorgänger Clifford Brown und Kenny Dorham.
    Cantando

    Cantando (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Austariert

    Wenn im Jazzbusiness ein Preis für Bescheidenheit und Understatement zu vergeben wäre, müsste der Titel an den schwedischen Pianisten Bobo Stenson gehen. Wer die pianistische Selbstdarstellung und den virtuosen Hochglanz sucht, wird bei Stenson nicht fündig. Ganz Teamplayer par excellence, sieht er sich erst in zweiter Linie als Pianist. In erster Linie spielt Stenson "Trio", zusammen mit seinem langjährigen Partner Anders Jormin (b) und dem jungen Jon Fält (dm). "Cantando", spanisch für "singend", verweist treffend auf das durchaus Programmatische dieser Einspielung. Ein poetisch austariertes, für Jazzbegriffe kühnes, ja verwegen eklektisches Repertoire aus entlegenster Herkunft wird vom Trio improvisatorisch erschlossen resp. neu beatmet. Mittel- und Höhepunkt ist die aus dem Moment heraus frei extemporierte Suite "Pages", eingebettet in musikalische Hör-Patiencen von u.a. Ornette Coleman, Don Cherry, Silvio Rodriguez, Astor Piazzolla, Alban
    Berg u.a.
    Road Shows Vol.1

    Road Shows Vol.1 (CD)

    2 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    20.12.2011
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    2 von 5

    Ueberflüssig !

    Sonny Rollins ist unbestritten einer der wichtigsten Jazzimprovisatoren. Und der legendäre Solitär unter den Saxophonisten tourt auch mit seinen bald 80 Jahren unermüdlich um die Welt. Auch sein Publikum hat er noch im Sack. Und dieses wird wohl brav zum Sammelsurium "Road Shows Vol. 1" – mit 7 Konzertmitschnitten von 1980 bis 2007 – greifen. Aber diese CD braucht keiner. Dass man hier enttäuscht statt fündig wird, liegt primär an der geradezu fahrlässig schlechten Tonqualität und Balance der Aufnahmen über das PA-System der Saalverstärkung. So scheppert Mark Soskins Flügel wie das Blechxylophon aus der Spielzeugtruhe des Kindergartens, absolut scheusslich ! Und Rollins' Tenorsaxophon ist durchwegs überpräsent und viel zu laut, die eher mittelprächtige Begleitband versinkt im Hintergrund. Unverzeihlich, dass dies auch dem Schlagzeug des grossartigen Roy Haynes passieren musste, im übrigens einzigen lohnenswerten letzten Track der CD.
    1476 bis 1500 von 1535 Rezensionen
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