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    BeRo

    Aktiv seit: 04. Dezember 2014
    "Hilfreich"-Bewertungen: 193
    12 Rezensionen
    Noch hier - was ich noch singen wollte Hannes Wader
    Noch hier - was ich noch singen wollte (SACD)
    21.08.2022
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Noch hier und immer noch gut

    Der Besprechung von MathiasPack muss nicht viel hinzugefügt werden, sie ist stimmig und treffend. Hingewiesen sei aber auf das bereits zuvor am 23.6.22 auf SWR 2 gesendete Porträt anlässlich des neuen Wader-Albums, an das sich MathiasPack offenbar anlehnt; dies sollte der Transparenz halber angemerkt werden.
    Der Rezensent dachte beim Auspacken und später beim Anhören der SACD/CD gleich daran, seit längerer Zeit mal wieder eine Beurteilung zu veröffentlichen, beschränkt sich aber – um Redundanzen zu vermeiden – auf einige Ergänzungen und assoziative Einwürfe.
    Das neue Werk des inzwischen 80-jährigen Liedermachers Hannes Wader ist (wenig überraschend) stark persönlich eingefärbt und beschäftigt sich vornehmlich mit Trennungen, Verlusten, Altersbeschwernissen und Vergänglichkeit. Auf eine Bewertung der Lieder im Einzelnen wird hier verzichtet. Nur so viel: „Es ist vorbei“ thematisiert die Trennung von seiner Frau und erinnert – wenn auch atmospärisch dunkler und illusionsloser – an das Stück „Abschied“ (auf „Glut am Horizont“, 1985). Im Titel „Schlimme Träume“ phantasiert der Sänger davon, wie er Bob Dylans Mülltonne nach weggeworfenen Notizen und Ideenskizzen durchstöbert, da ihm selbst nichts mehr einfallen will – Bob Dylan ist ihm schon einmal im Traum erschienen, und zwar in „Langeweile“ (auf „Sieben Lieder“, 1972), im Zitat: „Ich träumte, daß ich Bob Dylan fragte, was er von meinen Liedern hält […]. Meine Frage wird wohl nie beantwortet werden, ist vielleicht auch besser so.“ Und der Titelsong „Noch hier“ bringt Emotionen zum Tragen, die Waders guter Freund Reinhard Mey bereits – wenn auch eher spöttisch als scharfsichtig das Unvermeidliche akzeptierend – in einem seiner frühen Lieder behandelt hat, nämlich bei „Komm, gieß‘ mein Glas noch einmal ein“ (auf „Aus meinem Tagebuch“, 1970), in dem Erinnerungen an alte Freunde und Wegbegleiter – gegangene, verlorene, gebliebene – wachgerufen werden.
    Ach ja, Reinhard Mey – der ist mitverantwortlich für einen Höhepunkt der CD, nämlich das als Duett vorgetragene Chanson „Le temps de cerises“ („Die Zeit der Kirschen“). Und es ist nicht nur dieses Lied für sich genommen, das berührt, sondern die Vorgeschichte der gemeinsamen Aufnahme, womit endlich die Aufmachung der CD gewürdigt werden kann!
    Der Musikliebhaber erwirbt nämlich ein mustergültig gestaltetes, wertiges Hardcoverbook mit einem Begleitheft von 60 Seiten. Darin gibt es zu jedem Lied einige einführende und erklärende persönliche Notizen Waders, alle Texte und – was der Rezensent besonders lobenswert findet – alle seine Begleitmusiker/-innen während der Zusammenarbeit im Tonstudio auf ganzseitigen Fotos abgebildet, darunter Hannes Wader so langjährig verbundene Kolleginnen und Kollegen wie Lydie Auvray (Akkordeon) und Hans-Jörg Maucksch (Bass).
    Besonders lang fällt der schon angesprochene Einführungstext zu „Le temps de cerises“ aus, denn er umfasst die Korrespondenz zwischen Wader und Mey, in der Hannes seinen Freund Reinhard einlädt, das Lied mit ihm gemeinsam aufzunehmen und dabei auch noch die Bitte äußert, Reinhard möge angelegentlich auch seine Aussprache korrigieren.
    Das Stockfisch-Label, bekannt für seine zahlreichen ausgezeichneten Produktionen (z. B. Ralf Illenberger, Martin Kolbe, Werner Lämmerhirt, David Qualey), macht mit dieser Einspielung seinem guten Ruf wieder einmal alle Ehre. Und wenn man so will: Es zeugt auch von Respekt gegenüber dem geneigten Publikum!
    Stage Struck (Live) Rory Gallagher
    Stage Struck (Live) (CD)
    17.12.2021
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Auf der Suche nach dem einzig wahren (?) Live-Album

    Vorab der Klarheit halber: Diese Besprechung bezieht sich auf die RCA/Capo-Ausgabe aus dem Jahr 2000!
    Der Rezensent hat seinerzeit in seiner Besprechung der Gallagher-Compilation „Big Guns“ (Doppel-CD-Version) abschließend die Empfehlung ausgesprochen, man möge sich lieber das Live-Album „Irish Tour ‘74“ und die beiden Studio-Produktionen „Photo Finish“ und „Top Priority“ zulegen. Eine jüngst unternommene einstündige Autobahnfahrt (ohne lärmempfindliche Bei-fahrer) hat ihn sein Urteil aber partiell revidieren lassen: als beste Live-Platte Rory Gallaghers könnte möglicherweise auch das 1980 veröffentlichte „Stage Struck“ gelten (auf dem sich mehrheitlich Songs der vom Rezensenten favorisierten beiden Studio-Platten finden)!
    Gemeinsam ist „Irish Tour ‘74“ und „Stage Struck“ eine mäßige Tonqualität, wobei dies bei „Stage Struck“ angesichts des Erscheinungsjahres 1980 mehr überrascht. Doch fällt dies letztlich nicht ins Gewicht, denn Rory Gallagher spielt hier ausschließlich echten Rock oder Hard Rock, gelegentlich gar mit leichten Punk-Anklängen. Nur eben im Vergleich zu Vertretern der letztgenannten Gattung beherrscht Rory Gallagher sein Instrument großmeisterhaft, weiß um den Wert melodischer Einfälle und seine Soli sind keine ausufernden Selbstbespiegelungen. Wie ein anderer Rezensent in einem anderen Forum schrieb: „Schnell, präzise, perfekt! Keiner war besser!“ Hart (und vielleicht etwas ungerecht) formuliert: Rory Gallagher spielt seinen Kollegen Ritchie Blackmore (Deep Purple) und Jimmy Page (Led Zeppelin) in Abwesenheit „den Arsch ab“ und tritt damit noch einmal den Beweis an, von vielen (u. a. von Jimi Hendrix!) zu Recht der beste (Rock-)Gitarrist aller Zeiten genannt werden zu dürfen.
    Das Material des Live-Albums entstammt den Studio-Produktionen „Photo Finish“ (mit „Shin Kicker”, „Brute Force And Ignorance”, „Shadow Play”, „The Last Of The Independents”), „Top Priority” (mit „Follow Me”, „Wayward Child”, „Keychain”, „Bad Penny”), „Calling Card” (mit „Moonchild”) und „Against The Grain” (mit „Bought And Sold”). Samt und sonders unterwirft Rory Gallagher diese Songs einer entschiedenen Rock-Politur; auch das im Studio noch im mittleren Tempo gehaltene „Brute Force And Ignorance“ und das im Studio-Original erdig-blueshafte „Bought And Sold“ werden als Rock-Nummern performt.
    Müsste der Rezensent sich für die schlechthin beste Nummer dieses Live-Albums entscheiden, dann fiele seine Wahl wohl auf „Follow Me“. Die kreischende Fender Stratocaster und die rasanten Läufe, das zuverlässige Rhythmusfundament seines langjährigen Bassmannes Gerry McAvoy und die ausgezeichnete Arbeit von Ted McKenna an den Drums sind einfach pures (Hard-)Rock-Handwerk.
    Gerry McAvoy gibt sich in der Beurteilung von „Stage Struck“ zwar zurückhaltend, er soll dennoch abschließend hier zitiert werden: „Mit mobilen Studios wurden Auftritte in Irland, Frankreich, den USA, Australien und England aufgenommen […]. Es ist das unbekannteste unserer Live-Alben, auch wenn es seinerzeit gut ankam. Ich fand, der Sound hatte auf der Original-LP ziemlich gelitten und die remasterte CD war auch nicht viel besser geraten. Die Abmischung ist recht misslungen, da Gitarre und Bass oft von Teds Schlagzeug übertönt werden. Dafür erfasste das Album aber die Stimmung im Lager [der Band] zu einer Zeit, in der wir uns fast schon in Richtung Hardrock bewegten“ (Gerry McAvoy (mit Pete Chrisp): on the road, dt. Ausgabe Königswinter: Heel Verlag 2007, S. 203).
    Ein bisschen unbescheidener hätte McAvoy ruhig sein dürfen…
    Ein Kommentar
    Anonym
    15.03.2025

    Schlechte Tonqualität?

    Also ich kann die Meinungen hier über eine schlechte Tonqualität nicht nachvollziehen. Ich höre diese CD mit meinem CD5005 von Marantz in Kombi mit Yamaha A-S701 und Beyerdynamic DT 770 Pro Kopfhörer und finde die Qualität echt super.
    Live At Woodstock 17.8.1969 Creedence Clearwater Revival
    Live At Woodstock 17.8.1969 (CD)
    24.09.2019
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Woodstock und kein Ende

    Die Generation der Woodstock-Ära (der Rezensent zählt dazu) verzehrt inzwischen ihre mehr oder weniger üppigen Renten oder Pensionen. Sie bildet damit eine zentrale Zielgruppe der Musikindustrie, der ungeniert immer wieder irgendwelche großartigen Kompilationen, Radio-Mitschnitte, Alternative Takes und bis dato unveröffentlichte Raritäten im CD-Format oder gar auf Vinyl angepriesen werden, gerne in üppiger Sammler-Aufmachung verpackt – die Vermarktung der klassischen Beatles-Alben „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“, „The Beatles“ (Weißes Album) oder „Abbey Road“ möge als an-schauliches Beispiel dafür dienen (womit nichts gegen deren musikalische Ausnahmequalität gesagt sein soll).
    Nun also – wenn auch in (enttäuschend) dürftiger Aufmachung – ereilt es Creedence Clearwater Revival (CCR). Auf dem klassischen Woodstock-Live-Album (der Soundtrack zum 1970 erschienenen Film) wurde ihr Auftritt nicht veröffentlicht, da es angeblich Differenzen zwischen dem CCR-Label Fantasy und Atlantic Records gegeben hatte (so die Aussage im von Mike Evans und Paul Kingsbury herausgegebenen Bildband „Woodstock“, 2009, S. 147). Bandleader John Fogerty selbst war vom Auftritt der Band ebenfalls nicht überzeugt, als es um die Berücksichtigung des Mitschnitts von „Bad Moon Rising“ für den Film ging: „Das Publikum nicht euphorisch, der Gig nicht grandios genug, da winkt Fogerty lieber ab […]“ (Frank Schäfer: Woodstock 69. Die Legende. St. Pölten: Residenz Verlag 2009, S. 114).
    Überhaupt kommt Woodstock in John Fogertys Memoiren nur als eine längere Randnotiz vor. Die Darbietung seiner Gruppe beschreibt er folgendermaßen: „Es wurde immer dunkler und später. Die Acts, die um sechs Uhr auf der Bühne hätten sein sollen, warteten um neun immer noch auf ihren Auftritt. […] Wir sollten nach den Grateful Dead auftreten. […] Alles, was ich noch weiß, ist, dass wir sehr, sehr spät auftraten. […] Ich blickte etwas genauer hin, weil man von der Bühne ja wirklich nur die ersten vier Reihen oder so sehen konnte […]. All diese ineinander verschlungenen Körper, halb nackt und verdreckt. Sie sahen wie tot aus. Den Grateful Dead war es tatsächlich gelungen, eine halbe Million Menschen einzuschläfern“ (John Fogerty: Mein Leben – Meine Musik. (deutschsprachige Ausgabe) Höfen: Hannibal Verlag 2016, S. 209 f.).
    Grateful Dead hatten „[…] sich sich durch einige ihrer wohlbekannten Hits [gekämpft], immer wieder unterbrochen durch Probleme mit der Tontechnik, falsche Einsätze und lange Pausen. Einmal vergingen zehn Minuten zwischen zwei Songs, in denen sie miteinander tuschelten. […] Selbst eingeschworene Fans der Band […] waren sich einig, dass dieser Auftritt von Grateful Dead ein Armutszeugnis war. Aber es entsprach der chaotischen Stimmung in Woodstock“ (Evans/Kingsbury a. a. O., S. 143). Unter diesen Umständen ist es verständlich, dass auch kein einziges Stück von Grateful Dead auf den Woodstock-Platten veröffentlicht worden ist (es mag auch die distanzierte Haltung der Band zum Musikbusiness dafür verantwortlich gewesen sein). Eigentlich schade darum, denn so wäre Fogertys Frust möglicherweise besser verständlich.
    Was nun aber CCR betrifft: 1994, zweieinhalb Jahrzehnte nach Woodstock wurden auf dem 4-CD-Album „Woodstock. Three days of peace and music“ (Atlantic) doch vier der insgesamt elf CCR-Titel herausgebracht, welcher bzw. wessen Sinneswandel sich auch immer dahinter verborgen haben mag. Und nun zum 50. Jahrestag endlich der gesamte Mitschnitt, laut Aufkleber auf der Frontseite des Covers „the long-awaited release of this legendary 1969 perfor-mance“, darunter Hits wie „Born on the bayou“, „Bad moon rising“ und „Proud Mary“. Fogerty wagt sich auch an „I put a spell on you“, den vielfach interpretierten Standard von Screamin‘ Jay Hawkins, an dem sich so unterschiedliche Musiker/innen wie Arthur Brown, Annie Lennox, Nina Simone und Pete Townshend versucht haben und löst die Aufgabe ganz anständig. Die CCR-Hits sind ohnehin nicht totzuspielen (man höre mal nur in „Proud Mary“ rein). Ob die beiden jeweils über zehnminütigen Schlussnummern „Keep on chooglin‘“ und „Suzie Q.“ auf mehr als das Doppelte ihrer üblichen Spielzeit ausgedehnt werden mussten, sei dahingestellt, aber wir befinden uns eben in Woodstock.
    Die Publikumsreaktionen sind übrigens bei Weitem nicht so reduziert, wie es nach Fogertys Aussage zu vermuten wäre. Die CD dokumentiert mehr als nur freundlichen Applaus – es müssen doch immer noch etliche Leute wach gewesen bzw. wieder aufgewacht sein. Auch ist die Aufnahmequalität unter Berücksichtigung der obwaltenden Umstände durchaus bemerkenswert (bzw. die hier vorgeführte Kunst der Nachbearbeitung). War es seinerzeit noch wohlfeil, Kritik an der Audioqualität der Vinyl-Langspielplatten zu üben (was aber niemanden daran hinderte, das Album als Feten-Kracher aufzulegen, besonders gerne Ten Years After mit „I’m going home“), so mag man sich einen Moment nur vor Augen führen, dass man das Jahr 1969 schrieb und dass Woodstock ohnehin eine Anhäufung von Widrigkeiten war, was eben auch für die Technik galt.
    Der Vollständigkeit sei darauf hingewiesen, dass der CCR-Katalog nach wie vor zwei andere Live-Aufnahmen verzeichnet, nämlich „The concert“ (von 1970) und „Live in Europe“ (Aufnahmen von einer Europa-Tournee 1971), jeweils mit 14 Songs in ähnlicher Zusammenstellung. Der Rezensent schätzt den Sammlerwert des nun erschienenen Woodstock-Mitschnitts aber deutlich höher ein als diese beiden anderen Live-Alben, bei Bedarf könnte man ansonsten seiner Ansicht besser gleich die Studio-Aufnahmen wählen – schließlich gibt es ja gute Hit-Compilationen von CCR und John Fogerty.

    3 Kommentare
    Anonym
    04.04.2023

    CCR live at Woodstock '69

    Beste und zutreffendste Rezension von belro aller Zeiten auf der jpc-Kommentar- und Rezensionsplattform. Ich habe in dem ultralangen Review keinen einzigen Rechtschreibfehler oder grammatikalischen Error entdeckt. Respekt. Ich selbst tippe immer nach ein paar Bier einen ziemlich fehlerhaften Scheiß zusammen, beseelt vom Rock'n'Roll alter Tage, vom Kaliber der CCR live at Woodstock 1969.
    hoffer
    Anonym
    10.10.2019

    Kleine Ergänzung zum Thema Creedence Live-Alben

    Der Vollständigkeit halber sei hier noch das Live-Album „The Concert“ erwähnt, das ursprünglich von der Plattenfirma falsch deklariert war als „Live At The Royal Albert Hall“. Das Konzert fand nämlich in Oakland (Kalifornien) statt. Ein kleiner Lapsus der Plattenfirma, aber dafür ein nettes Sammlerstück. Und ein wirklich gutes Konzert. Ein sehr schönes Bild findet man auf der Innenseite des Klappcovers von Pendulum... :-))
    Anonym
    03.03.2025

    Sehr gute Rezension...

    ...aber ich würde noch eins hinzufügen:
    ich bin absoluter Fan der CCR-Musik. Und habe fast alle Scheiben dieser legendären Gruppe. Aber so rockig wie hier auf der Woodstock-LP habe ich sie noch auf keiner anderen Scheibe gehört. Die Songs kommen insgesamt wesentlich intensiver rüber als man es gewohnt ist! Einfach ein tolles geschichtliches Tondokument!
    Macht's gut! - Das Abschiedskonzert 2017 Hannes Wader
    Macht's gut! - Das Abschiedskonzert 2017 (CD)
    15.04.2018
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Gut gemacht

    Es ist gemeinhin nicht die Art des Rezensenten, persönliche Erinnerungen in eine Besprechung einfließen zu lassen, sind sie doch zumeist für den/die geneigte/n Leser/in irrelevant und bar jeden Erkenntniswerts (nach dem Muster: „Toll, dass es jetzt die CD gibt, hatte ich früher auch mal auf Kassette!“). Doch bei Hannes Wader soll eine Ausnahme gemacht werden – Erinnerungen:
    Der Liedermacher im Berliner „Go-In“ in der Bleibtreustraße, in der Hamburger „Fabrik“ (anlässlich einer Fernsehproduktion, bei der er die lange Wartezeit mit ein paar Bier überbrückte und sich prompt mehrmals verspielte, so dass die Aufnahme erst am nächsten Drehtag fortgesetzt werden konnte), in der (damals noch) Pädagogischen Hochschule Kiel als Stargast einer linkskritischen Veranstaltung, im Audimax der Hamburger Universität (unterstützt vom hervorragenden Werner Lämmerhirt, der 2016 verstarb), bei einem Konzert seines Freundes Reinhard Mey in der Bielefelder Stadthalle aus dem Publikum heraus als Gastsänger die Bühne erklimmend, auf der Leipziger Parkbühne – und zuletzt im „Haus Leipzig“ in der sächsischen Metropole im April 2017 auf seiner Abschiedstournee, mit stehenden Ovationen gefeiert wie anderenorts auch.
    Von seiner ersten Platte („Hannes Wader singt“, produziert vom ebenfalls 2016 gestorbenen Knut Kiesewetter) über „7 Lieder“ und den „Rattenfänger“, plattdeutsche Lieder, Volkslieder, Arbeiterlieder, Shanties bis hin zu Bellmann- und Schubert-Versionen – wohl keinen anderen Musiker charakterisiert der Begriff des „Liedermachers“ so treffend wie Hannes Wader (und Reinhard Mey, den man aber auch in die Nähe eines Chanconniers rücken könnte, auch wenn das schon eine sehr feinsinnige Differenzierung sein mag).
    Nun Waders Abschied vom Bühnenleben mit 75 Jahren, in Ausschnitten dokumentiert anlässlich seines letzten Konzerts am 30. November im Berliner „Tempodrom“. Zusammen mit dem 2015 schon herausgebrachten Live-Doppelalbum eine Tour d’horizon einer keineswegs geradlinigen Karriere, die hier nicht nachgezeichnet werden soll. Vielmehr möchte der Rezensent nur unterstreichen, dass eine der seit Jahrzehnten prägenden Figuren der deutschsprachigen Musikszene nunmehr abtritt, von der weitaus mehr bleiben wird als nur ihr populäres „Heute hier, morgen dort“.
    Ein Mann gänzlich ohne Showallüren, spröde und introvertiert, der von sich zumeist nur durch seine Lieder spricht und etwas von seinem Innersten preisgibt. Einer, der aber auch mit sich und der Zeit ins Reine gekommen zu sein scheint und dies u. a. in folgende Verse fasst: „Dass wir so lang leben dürfen, Schnäpse kippen, Rotwein schlürfen, feurig würzen, Biere stürzen, prassend unser Leben kürzen.“
    Und einer, der seine Werke auf der Bühne in klassischer Manier ganz allein und nur mit Gitarre zum Besten gibt, die er besser als viele andere beherrscht. Man mag anmerken, dass nicht mehr alles so griffsauber klingt wie ehedem, doch nach wie vor gilt, was „Die Zeit“ 2013 anlässlich der Verleihung des Echo-Musikpreises schrieb: „Wader kann’s. Keiner seiner Generation ist dem Blues so nahegekommen, keiner hat so viel Drive, Feeling und Swing in den Fingern.“
    Und sein Umgang mit Lampenfieber und Textaussetzern ist souverän, wie er bereits auf dem 1987 erschienenen Live-Album „Bis jetzt“ verewigen ließ, als er über eine Zeile im „Rattenfänger“ nicht hinwegkommt und immer wieder neu ansetzen muss: „Dermaßen viel Selbstironie würde auch andere Liedermacher sympathischer wirken lassen“, schrieb 1987 die „stereoplay“ in einer Besprechung.
    „Macht’s gut“ ist vor allem als Zeitdokument zu verstehen, sein musikalischer Wert ist für sich genommen begrenzt, kennt man doch die Stücke bereits von Studio- oder anderen Liveaufnahmen her. Der Mitschnitt lebt auch von den Ansagen zwischen den Liedern, und etwa zu Beginn der zweiten Hälfte gibt es zwei berührende Programmpunkte, als Wader die Kraft der Musik für sich und sein dem unvermeidlichen Abschied entgegenstrebendes Leben in „Rosen im Dezember“ beschwört, dem dann das Traditional „Ich fahr dahin“ folgt. Dem Rezensenten ist es der – zugestandenermaßen sentimale – Höhepunkt des Konzerts, für den allein sich schon der Kauf der CD gelohnt hat.
    Stage Struck Stage Struck (CD)
    18.11.2017
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Auf der Suche nach dem einzig wahren (?) Live-Album

    Der Rezensent hat seinerzeit in seiner Besprechung der Gallagher-Compilation „Big Guns“ (Doppel-CD-Version) abschließend die Empfehlung ausgesprochen, man möge sich lieber das Live-Album „Irish Tour ‘74“ und die beiden Studio-Produktionen „Photo Finish“ und „Top Priority“ zulegen (siehe dort).
    Eine jüngst unternommene einstündige Autobahnfahrt (ohne lärmempfindliche Beifahrer) hat ihn sein Urteil aber partiell revidieren lassen: als beste Live-Platte Rory Gallaghers könnte möglicherweise auch das 1980 veröffentlichte „Stage Struck“ gelten (auf dem sich mehrheitlich Songs der vom Rezensenten favorisierten beiden Studio-Platten finden)!
    Gemeinsam ist „Irish Tour ‘74“ und „Stage Struck“ eine mäßige Tonqualität, wobei dies bei „Stage Struck“ angesichts des Erscheinungsjahres 1980 mehr überrascht (der Rezensent besitzt die RCA/Capo-Ausgabe von 2000). Doch fällt dies letztlich nicht ins Gewicht, denn Rory Gallagher spielt hier ausschließlich echten Rock oder Hard Rock, gelegentlich gar mit leichten Punk-Anklängen. Nur eben im Vergleich zu Vertretern der letztgenannten Gattung beherrscht Rory Gallagher sein Instrument großmeisterhaft, weiß um den Wert melodischer Einfälle und seine Soli sind keine ausufernden Selbstbespiegelungen. Wie ein anderer Rezensent in einem anderen Forum schrieb: „Schnell, präzise, perfekt! Keiner war besser…“ Hart (und vielleicht etwas ungerecht) formuliert: Rory Gallagher spielt seinen Kollegen Ritchie Blackmore (Deep Purple) und Jimmy Page (Led Zeppelin) in Abwesenheit „den Arsch ab“ und tritt damit noch einmal den Beweis an, der beste (Rock-)Gitarrist aller Zeiten (gewesen) zu sein.
    Das Material des Live-Albums entstammt den Studio-Produktionen „Photo Finish“ (mit „Shin Kicker“, „Brute Force And Ignorance“, Shadow Play“, „The Last Of The Independents“), „Top Priority” (mit „Follow Me“, „Wayward Child“, „Keychain“, „Bad Penny“), „Calling Card“ (mit „Moonchild“) und „Against The Grain“ (mit „Bought And Sold“). Samt und sonders unterwirft Rory diese Songs einer harten Rock-Politur, auch das im Studio noch im mittleren Tempo gehaltene „Brute Force And Ignorance“ und das im Studio-Original erdig-blueshafte „Bought And Sold“ werden als Rock-Nummern performt.
    Müsste der Rezensent sich für die schlechthin beste Nummer dieses Live-Albums entscheiden, dann fiele seine Wahl wohl auf „Follow Me“. Die kreischende Fender Stratocaster und die rasanten Läufe, das zuverlässige Rhythmusfundament seines langjährigen Bassmannes Gerry McAvoy und die ausgezeichnete Arbeit von Ted McKenna an den Drums sind einfach pures (Hard-)Rock-Handwerk.
    Gerry McAvoy gibt sich in der Beurteilung von „Stage Struck“ zwar zurückhaltend, er soll aber dennoch abschließend hier zitiert werden: „Mit mobilen Studios wurden Auftritte in Irland, Frankreich, den USA, Australien und England aufgenommen […] Es ist das unbekannteste unserer Live-Alben, auch wenn es seinerzeit gut ankam. Ich fand, der Sound hatte auf der Original-LP ziemlich gelitten und die remasterte CD war auch nicht viel besser geraten. Die Abmischung ist recht misslungen, da Gitarre und Bass oft von Teds Schlagzeug übertönt werden. Dafür erfasste das Album aber die Stimmung im Lager [der Band] zu einer Zeit, in der wir uns fast schon in Richtung Hardrock bewegten“ (Gerry McAvoy (mit Pete Chrisp): on the road, dt. Ausgabe Königswinter: Heel Verlag 2007, S. 203).
    Ein bisschen unbescheidener hätte McAvoy ruhig sein dürfen…
    The Rory Gallagher Collection The Rory Gallagher Collection (CD)
    02.03.2017
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Der bessere Einstieg für Neulinge

    Der Rezensent hat in seiner Besprechung der 2005 erschienen Gallagher-Compilation „Big Guns“ (Doppel-CD-Version) ein kritisches Urteil hinsichtlich der Auswahl bzw. der Zusammenstellung der dort insgesamt 24 Titel gefällt. Er vermisste zahlreiche Stücke, die nach seiner Auffassung hätten berücksichtigt werden sollen.
    Mit der 2012 herausgebrachten „Collection“, die allerdings schon 2008 unter dem Titel „The Essential Rory Gallagher“ erstveröffentlicht wurde, wird immerhin teilweise Abhilfe geschaffen, denn unter den nunmehr 28 Stücken befinden sich (eben auf "Big Guns" fehlende) Titel wie „Bought And Sold“, „Loanshark Blues“, „Crest Of A Wave“, „In Your Town“, „Who’s That Coming?“, „Brute Force And Ignorance“, „Follow Me“, „Philby“, „Walk On Hot Coals“ und „Slumming Angel“, so dass man „nur“ noch auf "Cruise On Out“, „Hands Off“, „Race The Breeze“, „Kid Gloves“ und unverständlicherweise auch „Shin Kicker“ verzichten muss. Zur Entschädigung kann man jetzt aber „Moonchild“, „Continental Op – To Dashiel Hammet“ und „Cradle Rock“ auf der Titelliste sehen.
    Warum allerdings das jazzige „Laundromat“ hier auftauchen muss, erschließt sich dem Rezensenten nicht; und fraglich findet er auch, gleich vier der mit akustischer Gitarre begleiteten Songs auszuwählen („As The Crow Flies“ und „Out On The Western Plain“ hätten genügt).
    In summa jedoch schneidet diese neuere Werkschau (sofern man mit diesem hochtrabenden Begriff operieren will) deutlich besser als „Big Guns“ ab, rundum gelungen ist sie – selbstredend – dennoch nicht. Und nebenbei(heft): das Booklet von „Big Guns“ war eindeutig besser und informativer als das der wiederverwerteten „Collection“.
    Man kann eben nicht alles haben…
    Pictures At An Exhibition (Deluxe Edition) Emerson, Lake & Palmer
    Pictures At An Exhibition (Deluxe Edition) (CD)
    02.11.2016
    Klang:
    4 von 5

    Klassik als Rock-Klassiker

    Wer sich anlässlich des Todes von Keith Emerson (noch einmal) näher mit seinem musikalischen Vermächtnis beschäftigt, wird unweigerlich auf die wegweisende Rock-Adaption von Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ stoßen, die Emerson, Lake & Palmer als Live-Mitschnitt eines Auftritts vom März 1971 in der Newcastle City Hall 1972 veröffentlichten. – Eine 2003 herausgebrachte DVD dokumentiert eine andere – ähnliche – Aufführung vom Dezember 1970 im Londoner Lyceum Theatre (die nach dem Geschmack des Rezensenten aber zum Teil mit psychedelischen Bildeffekten überladen ist und damit streckenweise von der Musik ablenkt).
    Die Quelle für „Pictures At An Exhibition“ bildet ein Klavierwerk Mussorgskys, das er anlässlich einer Ausstellung von Aquarellen und Zeichnungen des mit ihm befreundetet Malers Victor Hartmann 1874 komponierte, der ein Jahr zuvor gestorben war.
    Das Werk weist eine bemerkenswerte Rezeptionsgeschichte auf: Populär wurde es weniger in der ursprünglichen Fassung (gleichwohl auch ein Standardwerk für zahlreiche Pianisten ob seiner spieltechnischen Herausforderungen, seien es Altmeister wie Alfred Brendel oder jüngere Interpreten wie Evgeny Kissin), sondern mehr durch die 1922 vorgenommene Bearbeitung für Orchester von Maurice Ravel (1875-1937) (als eine sehr gute Einspielung darf übrigens noch immer die von Carlo Maria Giulini mit dem Chicago Symphony Orchestra von 1976 gelten). 1939 erfuhr es ein weiteres Orchesterarrangement durch Leopold Stokowski (1882-1977). Ferner gibt es diverse Versionen für Orgel, Blechbläser/Orgel, Gitarre. 1975 veröffentlichte Isao Tomita eine Syntheziser-Version.
    Zwar berücksichtigt die Bearbeitung von ELP nur einige Stücke des Originals, doch bietet die Band eine in sich geschlossene Performance. Nie wieder wurde die musikalische Qualität des hier dokumentierten Mitschnitts in den folgenden Jahren erreicht, im Gegenteil: auf späteren Aufnahmen wurde das Werk vom Trio nur noch stark verkürzt wiedergegeben und mehr oder weniger routiniert „runtergespielt“, wie z. B. „Works Live“ (aufgenommen 1977 in Montreal, erschienen 1993) zeigt.
    Auf der hier zu besprechenden Aufnahme aber präsentiert Keith Emerson virtous und experimentierfreudig die – damals innovativen – Klangmöglichkeiten seines Moog-Synthezisers; Greg Lake überzeugt durch ein erstklassiges Bassfundament (ein Glanzpunkt ist aber das von ihm auf der akustischen Gitarre interpretierte „The Sage“, das jedoch eine Eigenkomposition ist und nicht von Mussorgsky stammt) und ergänzt verschiedene Passagen mit Gesang; Carl Palmer liefert ein in hohem Maße inspiriertes und geradezu melodiöses Schlagzeugspiel und wird dabei zum kongenialen Gegenpart von Keith Emerson.
    Aufs Ganze gesehen handelt es sich also um eine Scheibe von hohem Repertoirewert – wer weiter sonst nichts von ELP als Exponenten des Progressive Rock in seiner Sammlung haben will, kann letztlich nur zu dieser CD greifen.
    P. S.: Die Kritik ging übrigens nicht ausschließlich freundlich mit dieser Platte um - ein exemplarisches Fehlurteil leistete sich die Musikzeitschrift "Sounds" in ihrer Ausgabe 12/1971 - Auszug: "Der niedrige Preis ist noch das Erfreulichste an dieser Platte. Ansonsten spielen hier drei Musiker, die sich wie kleine Pop-Karajans vorkommen. Ihre Virtuosität ist gerade mit soviel Nonkonformismus (Emerson's Moog-Ausbrüche beispielsweise) ausgestattet, daß die Musik auch jene mit dem Musikgeschmack von gestern nicht abstößt. Perfektionisten sind hier am Werk, alles ist immer und überall so unter Kontrolle, daß selbst die 'freiesten' Stellen berechnet klingen."

    Pictures At An Exhibition Pictures At An Exhibition (CD)
    02.04.2016
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Klassik als Rock-Klassiker

    Wer sich anlässlich des Todes von Keith Emerson noch einmal näher mit seinem musikalischen Vermächtnis beschäftigt, wird unweigerlich auf die wegweisende Rock-Adaption von Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ stoßen, die Emerson, Lake & Palmer als Live-Mitschnitt eines Auftritts vom März 1971 in der Newcastle City Hall 1972 veröffentlichten. – Eine 2003 herausgebrachte DVD dokumentiert eine andere – ähnliche – Aufführung vom Dezember 1970 im Londoner Lyceum Theatre (die nach dem Geschmack des Rezensenten aber zum Teil mit psychedelischen Bildeffekten überladen ist und damit streckenweise von der Musik ablenkt).
    Die Quelle für „Pictures At An Exhibition“ bildet ein Klavierwerk Mussorgskys, das er anlässlich einer Ausstellung von Aquarellen und Zeichnungen des mit ihm befreundetet Malers Victor Hartmann 1874 komponierte, der ein Jahr zuvor gestorben war.
    Das Werk weist eine bemerkenswerte Rezeptionsgeschichte auf: Populär wurde es weniger in der ursprünglichen Fassung (gleichwohl auch ein Standardwerk für zahlreiche Pianisten ob seiner spieltechnischen Herausforderungen, seien es Altmeister wie Alfred Brendel oder jüngere Interpreten wie Evgeny Kissin), sondern mehr durch die 1922 vorgenommene Bearbeitung für Orchester von Maurice Ravel (1875-1937) (als eine sehr gute Einspielung übrigens darf noch immer die von Carlo Maria Giulini mit dem Chicago Symphony Orchestra von 1976 gelten). 1939 erfuhr es ein weiteres Orchesterarrangement durch Leopold Stokowski (1882-1977). Ferner gibt es diverse Versionen für Orgel, Blechbläser/Orgel, Gitarre. 1975 veröffentlichte Isao Tomita eine reine Syntheziser-Version.
    Zwar berücksichtigt die Bearbeitung von ELP nur einige Stücke des Originals, doch bietet die Band eine in sich geschlossene Performance. Nie wieder wurde die musikalische Qualität des hier dokumentierten Mitschnitts in den folgenden Jahren übertroffen, im Gegenteil: auf späteren Aufnahmen wurde das Werk vom Trio nur noch stark verkürzt wiedergegeben und mehr oder weniger routiniert „runtergespielt“, wie z. B. „Works Live“ (aufgenommen 1977 in Montreal, erschienen 1993) zeigt.
    Auf der hier zu besprechenden Aufnahme aber präsentiert Keith Emerson virtous und experimentierfreudig die – damals innovativen – Klangmöglichkeiten seines Moog-Synthezisers; Greg Lake überzeugt durch ein erstklassiges Bassfundament (ein Glanzpunkt ist aber das von ihm auf der akustischen Gitarre vorgetragene „The Sage“, das jedoch eine Eigenkomposition ist und gar nicht von Mussorgsky stammt) und ergänzt verschiedene Passagen mit Gesang; Carl Palmer liefert ein in hohem Maße inspiriertes und fast melodiöses Schlagzeugspiel und wird dabei über weite Strecken zum kongenialen Gegenpart von Keith Emerson.
    Aufs Ganze gesehen handelt es sich also um eine Scheibe von hohem Repertoirewert – wer weiter sonst nichts von ELP als Exponenten des Progressive Rock in seiner Sammlung haben will, kann letztlich nur zu dieser CD greifen.
    Fußnote zum Schluss: Warum das abschließende "The Great Gate Of Kiev" bei ELP zu "The Great Gates (!) Of Kiev" mutierte, vermochte der Rezensent nicht zu ermitteln...
    So weit... So weit... (CD)
    02.03.2016
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Weniger ist nicht immer mehr

    Das Wichtigste vorweg: dem Rezensenten scheint dies eine gute Compilation zu sein, die einen - so weit möglich - angemessenen Überblick über die Karriere des - nach Udo Lindenberg - besten deutschen Rockmusikers liefert. (Westernhagens größeres musikalisches Feeling und dessen bessere Artikulation verweisen Herbert G. auf den respektablen dritten Rang, auch wenn Grönemeyer-Fans jetzt enttäuscht aufheulen mögen.)
    Fast alle Westernhagen-Hits sind auf der Doppel-CD versammelt, nur "Dicke" fehlt unverständlicherweise. Ob nicht auch noch "Weißt Du, daß ich glücklich bin" und "Aber lieben werd' ich Dich nie" hätten berücksichtigt werden sollen, soll dahingestellt bleiben. Couragiert aber ist es, "Wir waren noch Kinder" nicht zu verschweigen, das von seinem 1975 erschienenen Debüt-Album stammt und seinerzeit in ihm eher einen neuen Schlagersänger vermuten ließ.
    Dennoch ist Folgendes zu kritisieren: Für eine rundum gelungene Werkschau fehlt es am Beiwerk! Man mag über die grobkörnige Schwarz-Weiß-Aufmachung des Digi-Packs (so heißt das heute) unterschiedlicher Auffassung sein. Aber wesentliche biografische Daten, eine Diskografie, vielleicht sogar Liner notes (so heißt das heute), die dem Hörer die Musik in ihren Entstehungszusammenhängen näher bringen würden - all das machte eine Veröffentlichung mit dem vielversprechenden Titel "So weit..." erst komplett.
    Das Booklet (so heißt das heute) jedenfalls liefert nahezu nichts davon. In seiner Mitte finden sich lediglich zwei Seiten mit den Tracklists (so heißt das heute) und die aus urheberrechtlichen Gründen erforderlichen Credits (so heißt das heute), die man in fast kleinstmöglicher Schriftgröße und dazu dunkelrot auf anthrazit (!) gedruckt hat, damit sie möglichst schwer zu entziffern sind. Beigelegt ist des Weiteren ein "Poster", das diese Bezeichnung nicht verdient: auf 24x48 cm findet sich - fast nichts! Nur in der linken unteren Ecke ist der Künstler, über eine Balustrade gebeugt stehend, zu sehen. Das ist nicht nur artifiziell, sondern schlichtweg Ressourcenverschwendung. Der sich sonst (zumindest in der Vergangenheit) immer gerne publikumsnah gebende Künstler hat damit seine Fans, willentlich oder nicht, vor den Kopf gestoßen.
    Deshalb: Wer Westernhagen unverfälscht und auf dem Höhepunkt seiner Karriere erleben will und noch nichts weiter von ihm besitzt, sollte sich lieber das 1990 erschienene Live-Album zulegen (es erreichte Platz 1 der Charts). Eine Kaufempfehlung ist "So weit..." trotzdem wert - die Studio-Aufnahmen sind klanglich und musikalisch überzeugend, Über den Musiker Marius Müller-Westernhagen erfährt man hier aber leider nichts weiter, das muss seine Musik alleine bewerkstelligen...

    Big Guns: The Very Best Of Rory Gallagher Big Guns: The Very Best Of Rory Gallagher (CD)
    31.01.2016

    Knapp daneben ist auch vorbei

    Was auf der gleichnamigen Einfach-CD schon gar nicht ging (auch wenn eine Besprechung hier das Gegenteil behauptet), hat auch nicht so recht auf der Doppel-CD funktioniert - jedenfalls nichts angesichts des Versprechens, das Allerbeste dieses unstrittig großartigen Gitarristen präsentieren zu wollen. (Jimi Hendrix wusste schon, wovon er seinerzeit sprach, als er Gallagher als den besten Gitarristen der Welt bezeichnete.)
    Man mag immer über die Auswahl bei Compilationen streiten, und der Rezensent räumt freimütig ein, dass ihm der rockige Rory besonders nahe ist - mehr noch jedenfalls als der akustische Bluesmann. Dennoch oder gerade deshalb wird man fragen dürfen, warum so viele seiner fantastischen Rock-Nummern (die trotzdem immer auch Blues sind!) keine Gnade für diese Zusammenstellung fanden. Der Rezensent vermisst "Bought And Sold", "Shin Kicker", "Cruise On Out", "Loanshark Blues" und "Crest Of A Wave". Gut, hier kann die Erklärung sein, dass diese Titel sämtlich auf der bereits 1992 veröffentlichten Compilation "Edged In Blue" vertreten waren - was sowohl den Schluss wie auch die Empfehlung nahelegt, sich dieses Album (auch) zuzulegen.
    Aber: Was ist mit "In Your Town", "Who's That Coming", "Brute Force And Ignorance", "Follow Me", Philby", "Walk On Hot Coals" (wohl der größte Mangel!), "Hands Off", "Race The Breeze", "'Kid' Gloves" und "Slumming Angel"? Fehlanzeige! Und das ist unerklärlich - wenigstens die ein oder andere dieser Nummern hätten einfach auf "Big Guns" zu finden sein müssen!!
    Gut, soviel Material hätte wahrscheinlich eine Tripel-CD erfordert, aber das wäre es wert gewesen!
    Deshalb gilt nach wie vor: Wer "das" Album von Rory Gallagher haben möchte, kommt an "Irish Tour '74" nicht vorbei - nie war der Mann überzeugender, trotz wenig spektakulärer Soundqualität. Von den Studio-Alben wären aus Sicht des Rezensenten "Photo Finish" und "Top Priority" erste Wahl, aber das mögen Andere ganz anders sehen.
    Um Missverständnissen vorzubeugen: "Big Guns" ist kein schlechtes Album, enthält viele gute und sehr gute Titel, kann im Ganzen seinem selbst gestellten Anspruch aber nicht genügen. Darum sollte man sich die Kaufentscheidung gut überlegen.
    Live In Dublin 12.9.2013 Leonard Cohen
    Live In Dublin 12.9.2013 (CD)
    10.01.2016

    Allenfalls ein zweiter Aufguss

    Wieder einmal wird dem Musikfreund vorgeführt (oder sollte man sagen: wieder einmal wird er vorgeführt?), dass mit einem großenteils identischen Repertoire im Abstand von fünf bzw. vier Jahren noch ein Live-Album offenbar ordentlich gewinnbringend verkauft werden kann! Dazu bedarf es lediglich eines großen Namens - und Leonard Cohen ist ein solcher, ansonsten wechselt man den Aufnahmeort einfach aus und betitelt das Ganze nun nicht mehr "Live in London" (aufgenommen 2008, veröffentlicht 2009) samt eines ergänzenden "Nachziehers" nur ein Jahr später mit dem Titel "Songs from The Road" (2010), sondern nennt es jetzt "Live in Dublin". Braucht der Mann immer noch so dringend Geld??
    Wer die Aufnahmen von 2009/2010 mit denen von 2014 vergleicht, wird Cohen weniger inspiriert, weniger elanvoll und - sofern ihm das überhaupt möglich ist - weniger mit Spass bei der Sache finden. Das zusammen genommen spricht schon hinreichend gegen "Live in Dublin", aber die Aufnahmetechnik des Albums (in seinen diversen Zusammenstellungen von CD, DVD, Blu-ray) ist ein Hohn! Das klingt alles wie Schuhkarton und wird weder dem Künstler noch seiner Musik (im Übrigen auch nicht seiner hervorragenden Band) gerecht - außerordentlich schade!
    Also: wer noch die Kaufentscheidung vor sich hat, möge ohne zu zögern zum Londoner Album greifen und einfach ignorieren, dass es auch "Dublin" gibt!
    Ein Kommentar
    Anonym
    21.09.2019
    das mag schon alles richtig sein - trotzdem empfehle ich die viel besseren mitschnitte von "Cohen live in concert 1988 bis 1993" - KEINE SEKUNDE LANGEWEILE und fast lauter magische interpretationen seiner eigenen songs - McFlush
    Amarok Mike Oldfield
    Amarok (CD)
    04.12.2014

    Ohne Ziel stimmt jede Richtung (nicht)

    Mit "Amarok" legte Mike Oldfield 1990 ein konzept-, stil- und richtungsloses Album vor, das zu Recht auf Platz 49 der britischen Charts hängenblieb.
    Ich kenne kein schwächeres Werk von ihm (selbst die diversen Aufgüsse von "Tubular Bells" konnten ihr Ausgangsmaterial ja nicht ruinieren!).
    Besonders (ver)störend sind die dissonanten Einsprengsel in den ersten 30 Minuten, die mich für kurze Zeit sogar eine Fehlpressung der CD vermuten ließen.
    Dass das Fachmagazin "Audio" in seiner Ausgabe 7/90 von "originellen Klangbildern" spricht, darf getrost als freundliche Umschreibung für "im Grunde überflüssig" gelten.
    Also: Nicht kaufen!
    Ein Kommentar
    schraubenzieher Top 50 Rezensent
    11.04.2020

    Die dissonanten Einsprengsel

    nerven unendlich, da haben Sie absolut recht. Ihre Rezension kann ich zu 100% unterschreiben. Danke!
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