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    Alais

    Aktiv seit: 10. Oktober 2016
    "Hilfreich"-Bewertungen: 0
    6 Rezensionen
    Piccola Sicilia Daniel Speck
    Piccola Sicilia (Buch)
    12.10.2018

    Eine bunt schillernde Erzählung am Kreuzungspunkt verschiedener Zeiten und Kulturen

    Die Rahmenhandlung in diesem Roman bildet eine Suche nach einem im Zweiten Weltkrieg verschollenen Flugzeug. Dies ist schon spannend genug, doch die eigentliche Faszination übt die Erzählung Joëlles aus, einer geheimnisvollen Fremden, die behauptet, dass einer der damals vermissten Deutschen noch leben könnte – und ihr Vater ist …
    Eine zentrale Frage dieses wunderbaren Buches ist für mich, wer und was wir sind und wie wandelbar dieses Ich je nach den äußeren Umständen sein kann, weil wir nicht immer alle Facetten unseres Ichs entwickeln und zeigen können. In dieser Hinsicht bot der Handlungsort Tunis vor der Besatzung durch die Deutschen durch seine Sprachen- und Kulturvielfalt seinen Bewohnern den perfekten Raum, um möglichst viele Seiten ihres Ichs hervorzubringen und so Zufriedenheit und gegenseitigen Respekt zu erlangen. So gleicht dieses literarische Eintauchen in das Tunis vergangener Tage einem verführerischen Potpourri aus verschiedenen Sprachen, Religionen, Bräuchen und Farben, das meine Sehnsucht weckt und am liebsten würde ich gleich dorthin reisen. Aber leider ist es auch, wie der Autor eindrucksvoll zeigt, eine Welt, die durch die Zeit der deutschen Besatzung schweren Schaden nahm …
    Von den Romanfiguren stellt sich unter anderem Moritz, Wehrmachtssoldat und Kameramann, der Frage nach dem, was für ein Mensch er ist oder sein möchte, als er im besetzten Tunis plötzlich aus seiner Rolle des Beobachters und Mitmachers heraustritt und eine Entscheidung fällt. Eine Entscheidung, die ihm sein Leben kosten kann …
    Die Stärken dieses Buches liegen für mich darin, dass es viele inspirierende Denkansätze bietet, ohne im Geringsten belehrend zu wirken, dass es die Geschichte des Zweiten Weltkriegs aus einem anderen Blickwinkel zeigt und gleichzeitig eine spannende, facettenreiche Geschichte erzählt, in der es um die Liebe, aber nicht nur um die Liebe, sondern auch um die Suche nach dem richtigen Weg im Leben geht, um Menschlichkeit, Zusammenhalt unter den Menschen, zu schnelle Urteile und das Liebenswerte der Menschen mit all ihren Schwächen ... und um eine Frage, die angesichts des Sterbens so vieler Menschen im Mittelmeer und der so absurden wie erschreckenden Klagen gegen engagierte Seenotretter von beklemmender Aktualität ist ...
    Ein wunderbares Buch zum Immer-wieder-lesen, mit einem poetisch schlichten und zugleich bildhaften, eleganten Schreibstil und bemerkenswerten Stellen, die immer wieder zum Innezuhalten und Nachdenken einladen!
    James, V: Dark Palace - Zehn Jahre musst du opfern James, V: Dark Palace - Zehn Jahre musst du opfern (Buch)
    27.08.2018

    Ein packender Einstieg in eine Trilogie, voller Magie und charismatischer Figuren

    Vic James hat für ihren Roman eine düstere Welt geschaffen, die nah genug an unserer eigenen Erfahrungswelt liegt, um Identifizierungsmöglichkeiten zu bieten, und doch völlig anders ist. Sie ist bestimmt durch das „Geschick“, eine Form von Magie, die jedoch nur wenige, die sogenannten Ebenbürtigen, besitzen. Dieses Geschick ist von Ebenbürtigen zu Ebenbürtigen unterschiedlich ausgeprägt und verleiht diesen eine gefährliche Macht. So muss in dieser Welt jeder Geschicklose eine zehnjährige Sklavenzeit im Dienste der Ebenbürtigen absolvieren …
    Die Autorin überzeugte mich bereits im Prolog, der Erzählung einer Flucht, durch ihre mitreißende Erzählweise. Ganz schnell fieberte ich mit den Figuren mit, obwohl mir diese in diesen Zeilen zum ersten Mal begegneten. Diese Faszination für die Handlungspersonen zog sich für mich durch das ganze Buch und dennoch hatte ich, bedingt durch die Wahl der Erzählung in der dritten Person, das Gefühl, dass mir die wahren Gefühle und Beweggründe der Personen oft verborgen blieben. Gerade das fand ich sehr spannend, denn die Autorin ist eine wahre Meisterin darin, vielschichtige Charaktere zu schaffen, die betörend und rätselhaft wirken, denen man einfach alles zutraut und die sich glücklicherweise auch nicht stupide in „die Guten“ und „die Bösen“ einteilen lassen …
    Besonders geheimnisumwittert und dadurch herrlich unheimlich sind die ebenbürtigen Brüder Gavar, Silyen und Jenner Jardine. Noch mehr gefiel mir jedoch die Darstellung der geschicklosen Renie, ein junges Mädchen, fast noch ein Kind, das ganz allein in einer Sklavenstadt lebt und dort nach Kräften versucht, die Welt weniger trostlos zu gestalten - ein bisschen erinnerte sie mich mit ihrer Energie trotz aller widrigen Umstände an Pippi Langstrumpf, nur dass Renies Welt sehr viel grauer aussieht ... Noch viele weitere interessante Charaktere wären erwähnenswert, denn die Handlung in diesem Roman ruht nicht nur auf den Schultern einiger weniger Figuren.
    Die Romanwelt, zu der auch ganz nebenbei Informationen über ihre Geschichte und die Entwicklung in anderen Ländern eingeflochten werden, wird meines Erachtens sehr stimmig und leider sehr realistisch dargestellt. Wenn man bedenkt, wie lange sich auch ohne das „Geschick“ mit seinen grauenvollen Möglichkeiten, anderen Menschen Schaden zuzufügen, in Europa beispielsweise die Leibeigenschaft hielt, ist es leider nicht verwunderlich und ich finde es auch verständlich, dass die meisten Geschicklosen nicht den Mut finden, sich gegen die Sklavenzeit auflehnen ... Umso mehr hat es mich gefreut, dass im Zentrum der Handlung unter anderem eine kleine Gruppe von Menschen steht, die dennoch keineswegs gewillt sind, dieses Gesellschaftssystem einfach hinzunehmen, denn „keine Magie ist mächtiger als der Geist des Menschen“ (S. 269) …
    Diese Zweiteilung der Welt in Geschicklose und Ebenbürtige wird auch durch die beiden Handlungsorte Millmoor und Kyneston, zwei im Übrigen jeder auf seine Art sehr beeindruckende Kulissen, widergespiegelt. Während Kyneston das schillernde Anwesen der Jardines, einer vermögenden, leicht gruseligen Familie Ebenbürtiger, darstellt, bildet Millmoor eine düstere Fabriklandschaft, in der die Sklaven schwere körperliche Arbeit leisten müssen.
    Die Situation der Sklaven hat mich überrascht – angesichts der Macht der Ebenbürtigen, der Rechtlosigkeit der Geschicklosen und meiner eigenen Erfahrungen in der Arbeitswelt hätte ich noch deutlich mehr Machtmissbrauch erwartet. Zwar kommt es in der Tat immer wieder zu schrecklichen Misshandlungen, doch ähnelt die Situation der Sklaven erschreckenderweise oft auch einfach der Situation einiger unterdrückter Arbeitnehmer in unserer Welt – ich könnte mir vorstellen, dass das durchaus so gewollt ist …
    Die Erzählweise war für mich als Fan alter Klassiker mit zahlreichen Beschreibungen anfangs ein bisschen gewöhnungsbedürftig – die Autorin konzentriert sich auf Highlights und lässt manches im Unklaren und im Geheimnisvollen. Dies regt natürlich dazu an, in Lesepausen immer wieder über das Buch nachzudenken und die wildesten Theorien zu entwickeln – und dieser Effekt gefiel mir schließlich sogar richtig gut. Auch hat es mich sehr beeindruckt, wie es Vic James gelingt, in wenigen Sätzen beispielsweise die ganze Tragödie eines schädigenden Vater-Sohn-Verhältnisse darzustellen, das fand ich einfach brillant!
    Für das Ende hatte ich mir zwar etwas anderes erhofft, aber ich muss der Autorin zugestehen, dass sie auch hier ihre Erzählkunst unter Beweis und gute Weichen für die Folgebände stellt, die ich nun mit Spannung erwarte …
    Kleine Stadt der großen Träume Kleine Stadt der großen Träume (Buch)
    17.11.2017

    Ein bärenstarker Roman mit überraschenden Wendungen, ernsten Themen und herzergreifenden Momenten

    In dem kleinen, von Dunkelheit, Kälte und Arbeitslosigkeit geprägten Ort Björnstadt (von schwedisch „björn“ = der Bär) spielt Eishockey eine zentrale Rolle. So richten viele Björnstädter ihre Hoffnung auf die Eishockey-Juniorenmannschaft, deren Erfolg ihnen die Auswahl ihrer kleinen Stadt als Standort für ein neues Leistungszentrum und somit die Schaffung von Arbeitsplätzen sichern könnte. Doch ist es wirklich das, was ein Eishockeyklub hervorbringen sollte: bärenstarke „Jungs, die nie verlieren“ (S. 37)? Nicht nur der ältere Eishockeytrainer Sune stellt sich diese Frage, denn bald geschieht etwas Schreckliches, das den Zusammenhalt der Björnstädter auf die Probe stellen wird …
    Was auf den ersten Blick wie ein Eishockeyroman wirkt, ist eher das vielschichtige Portrait einer kleinen Stadt und ihrer Einwohner in einer Krise, die zum Teil das Beste, zum Teil aber auch das Schlechteste in den Menschen hervorbringt. Mich hat in diesem ersten Buch, das ich von diesem Autor lese, besonders beeindruckt, dass es Backman gelungen ist, dem Leser durch seine Schilderung eine Vielzahl von Romanfiguren nahezubringen und gleichzeitig vermeidet er Klischees und steckt er seine Figuren selten in Schubladen. Die Menschen in diesem Roman entwickeln sich weiter und es kommt zu wunderbaren Szenen, in denen Einzelne über sich hinauswachsen. Auch wenn der Autor realistisch bleibt, sehr ernste, bedrückende Themen auf glaubwürdige und sensible Weise behandelt und kein Heile-Welt-Blümchenland zeichnet, enthält dieses Buch auch viele wunderbare Momente voller Hoffnung. Dabei verpackt Backman diese ergreifenden Momente manchmal in ganz kleine Textabschnitte – das fand ich sehr beeindruckend.
    Trotzdem spielt Eishockey in diesem Roman natürlich eine gewisse Rolle. Wer jedoch wie ich kein Sportfan ist, sollte sich davon nicht abschrecken lassen! Auch wenn Eishockey als äußerst brutale Sportart dargestellt wird und ich nach dem Lesen dieses Romans mit Sicherheit kein Eishockeyfan geworden bin, sind die mitreißenden Spielbeschreibungen Backmans sehr lesenswert.
    Aber ich habe den Eindruck, dass es Backman eigentlich eher darum geht, wie wir Menschen miteinander umgehen. Und da er ein Autor zu sein scheint, der sich besonders gut in andere Menschen einfühlen kann und viel über die Mechanismen des menschlichen Zusammenlebens nachgedacht hat, empfand ich seinen Roman als bereichernd – manchmal nachdenklich leise, manchmal eher aktionsbetont, vor allem aber sehr vielschichtig und fesselnd.
    McVeigh, L: Als die Träume in den Himmel stiegen McVeigh, L: Als die Träume in den Himmel stiegen (Buch)
    08.08.2017

    Herzergreifend und hervorragend erzählt von einer so mutigen wie talentierten Autorin

    In der Transsibirischen Eisenbahn, auf der längsten Bahnstrecke der Welt, die zwei Kontinente miteinander verbindet, sitzt Samar, ein junges Mädchen, das mit seiner Familie aus Kabul flüchten musste. In Rückblicken erfahren wir ihre Geschichte …
    Von Anfang für sich eingenommen hat mich der ansprechende Schreibstil der Autorin. Wie eine geschickte Dichterin findet Laura McVeigh die richtigen Worte, um die Bilder aus den mir völlig fremden Erlebniswelten für mich lebendig werden zu lassen. Dabei bleiben ihre schönen, geschliffenen Sätze schlicht, ihr Schreibstil überfordert nicht, sie nimmt jeden mit – und der Übersetzerin Susanne Goga-Klinkenberg, der diese hervorragende Übertragung ins Deutsche gelungen ist, gebührt ein ganz großes Lob!
    In erzählerischer Hinsicht jedoch führt Laura McVeigh ihre Leser aus ihrer Komfortzone, in der sie sich gemütlich zurücklehnen und mit angemessener Betroffenheit vom Leid anderer lesen, heraus und gibt ihnen das Gefühl, selbst betroffen zu sein. Das ist brutal und sehr mutig, da es sicherlich nicht jedem gefällt, stellt aber einen genialen Schachzug dar – ich kann mich nicht erinnern, jemals beim Lesen eines Buches so viel geweint zu haben …
    Dies und die authentisch wirkenden Schilderungen, die sicherlich darauf zurückzuführen sind, dass Laura McVeigh die Thematik gut kennt, da sie als Menschenrechtsaktivistin in viele Länder gereist ist, sorgen dafür, dass das Buch sehr lange nachwirkt. Der Wirklichkeitsbezug ist schließlich auch beängstigend – die Zustände in Flüchtlingslagern, die Verwundbarkeit der Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Zuhause verloren haben, und die vielen verschiedenen Gefahren, mit denen sie konfrontiert sind, werden beklemmend realistisch dargestellt.
    Gleichzeitig hat mich die Autorin doch auch immer wieder mit wunderschönen Textstellen verzaubert, beispielsweise als die Mutter angesichts der zunehmenden Schreckensherrschaft der Taliban ihre Familie mit Gedichten und Geschichten zu trösten versucht – „und unsere Phantasie flog mit ihr hoch in den Himmel. Dies war etwas, das sie uns nicht nehmen konnten […]“ (S. 138)
    Ein wunderbares Buch für alle, die sich beim Lesen gerne etwas herausfordern lassen – herzergreifend erzählt und erschreckend aktuell.
    Das Labyrinth der Lichter Das Labyrinth der Lichter (Buch)
    10.04.2017

    Eine große Schatztruhe für Bücherfreunde

    Mit seinem vierten Roman aus dem Romanzyklus rund um den Friedhof der Vergessenen Bücher schenkt Zafón seinen Lesern eine wahre Schatztruhe prallgefüllt mit einer spannenden Erzählung, humorvollen Dialogen, düster-poetischen Beschreibungen, geheimnisumwobenen Orten und faszinierenden Charakteren.
    Ein wenig fühlte ich mich aufgrund der Hauptfigur Alicia, die mir wie eine weibliche Ausgabe von James Bond vorkam, anfangs an eine Spionagegeschichte erinnert, dann eher an eine Kriminalerzählung, eine Bücher-, Stadt- und Familiengeschichte. Das Buch blickt tief in die leider sehr realen Abgründe der spanischen Geschichte unter Francos Faschisten, weist immer wieder märchenhafte und fantastische Züge auf, bleibt dabei aber in der Realität verwurzelt und wird zum Schluss sogar ein wenig literarisch-philosophisch.
    Bei Zafón wird der Leser gefordert; dieser Roman, der sich in keine Schublade stecken lässt, enthält einige sehr grausame, für mich kaum erträgliche Szenen und beginnt mit verschiedenen Erzählsträngen und Zeitsprüngen, die mich verwirrten und zugleich schnell in ihren Bann zogen. Im weiteren Verlauf fügt sich jedoch alles ineinander und Zafón hat dieses Buch offensichtlich bewusst so gestaltet, dass auch das vorherige Lesen oder Wiederlesen der ersten drei Bände nicht notwendig ist. Allerdings erweckt der Roman große Lust, diese gleich danach zu lesen, um noch ein wenig in dieser wie verzaubert wirkenden Welt zu verharren. "Eine Geschichte hat weder Anfang noch Ende, nur Eingangstüren" (S. 874) ist wohl einer der Schlüsselsätze für diesen Romanzyklus.
    Besonders gefiel mir der Umgang des Autors mit seinen Figuren, die er sehr lebendig schildert und die mich immer auf die eine oder andere Art faszinierten. Und wenn sie dem Leser einmal nebensächlich erscheinen, können sie urplötzlich aus ihrer scheinbaren Nebenrolle ausbrechen und eine zentrale Rolle einnehmen. Als würde uns der Autor daran erinnern wollen, dass jeder Mensch ein Geheimnis, jeder Mensch wichtig ist. Leider bedeutet das auch, dass man sich als Leser auch einmal von einer Figur verabschieden muss, in die man sich verliebt hat und über die man gerne noch mehr gelesen hätte ...
    Der große Lesegenuss, den mir "Das Labyrinth der Lichter" bereitet hat, ist aber auch der eleganten Übersetzung von Peter Schwaar zu verdanken, die durch große Sprachgewandtheit beeindruckt.
    Ferner sollte zum Schluss die besonders sorgfältige Gestaltung dieses Buches nicht unerwähnt bleiben: Neben einem praktischen Lesebändchen begleiten historische Fotografien die Handlung und fügen sich ganz selbstverständlich in die Erzählung ein.
    Ein wunderbares und rundum gelungenes Werk, dessen Lektüre zwar etwas Zeit und Muße erfordert, aber es lohnt sich!
    Flawed - Wie perfekt willst du sein? Flawed - Wie perfekt willst du sein? (Buch)
    10.10.2016

    Eine überzeugende, spannende und zum Nachdenken anregende Dystopie - und gleichzeitig ein echter "Ahern" mit viel Herz

    Perfektionismus ist heutzutage ein ganz großes Thema. Kleine tragbare Geräte sollen helfen, die eigene Leistung ständig zu verbessern. Kaum einer redet über das Recht des Menschen, Fehler zu machen, und darüber, wie liebenswert Menschen auch oder gerade mit all ihren Fehlern sind. Stattdessen kann der kleinste unüberlegte Satz, der möglicherweise unter großem Stress entstanden ist und nicht unbedingt die Meinung des Sprechenden widerspiegelt, im Internet zu einem gefährlichen Shitstorm führen.
    Vor diesem Hintergrund fand ich es interessant, dass Cecelia Ahern eine Dystopie über eine von Perfektionismus geprägte Welt schreibt, in der "fehlerhafte" Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Mit dem eher düsteren Genre der Dystopie konnte ich diese Schriftstellerin und Meisterin brillant erzählter, luftig-leichter Romane voller positiver Energie zwar bisher nicht in Verbindung bringen, doch die Umsetzung ist ihr grandios gelungen und dennoch ist "Flawed" ein typischer Ahern-Roman: mit viel Herz und schriftstellerischem Talent erzählt.
    Worum es geht: Nach einer schweren Wirtschaftskrise war beschlossen worden, eine Institution einzuführen, die sogenannte "Gilde", die durch die Bestrafung und Brandmarkung moralisch fehlerhafter Menschen dafür sorgen soll, dass nur noch moralisch einwandfreie Menschen die Chance haben, in Führungspositionen des Landes zu gelangen. Die sogenannten "Fehlerhaften" werden für den Rest ihres Lebens diskriminiert und strengen und herabwürdigenden Regeln unterworfen. Dass dieses System in seinen Auswirkungen wesentlich grausamer, unmenschlicher und moralisch verwerflicher als die vergleichsweise eher harmlosen Fehltritte der "Fehlerhaften" ist, wagt kaum jemand zu denken oder gar auszusprechen, denn schließlich ist es verboten, "Fehlerhaften" zu helfen ...
    In dieser zwangsperfekten Welt wächst Celestine mit ihren beiden Geschwistern auf. Sie fühlt sich wohl und im Einklang mit der Gesellschaft, in der sie lebt. Sie glaubt fest an die Aufgabe der Gilde, der strenge Richter Bosco, vor dem alle anderen Angst haben, ist für sie nur der etwas schrullige Vater ihres Freundes Art.
    Dann jedoch bekommt ihre heile Welt die ersten Risse, als sie mitansehen muss, wie ihre Nachbarin auf brutale Weise von sogenannten "Whistleblowern" vor den Augen ihrer Familie weggezerrt wird. Wenig später muss sie im Bus miterleben, wie ein älterer Mann, der offensichtlich an schwerer Atemnot leidet, fast stirbt, weil die einzigen für "Fehlerhafte" vorgesehenen Plätze von zwei Frauen besetzt sind, die sich auch auf andere Plätze setzen könnten, sich aber darauf beschränken, dem röchelnden älteren Herrn angewiderte Blicke zuzuwerfen.
    Celestine trifft in diesem Bus eine Entscheidung. Für sie ist die Situation klar und sie glaubt zu wissen, was moralisch richtig ist. Leider ist nicht jeder ihrer Ansicht - für andere gilt ihre Entscheidung sogar eindeutig als "fehlerhaft" ... und so findet sich Celestine plötzlich in einer Rolle wieder, die sie nie einnehmen wollte: die der "Fehlerhaften", der Rebellin, Systemkritikerin und Hoffnungsträgerin aller "Fehlerhaften". Und sie lernt Richter Bosco von einer ganz anderen, unschönen Seite kennen ...
    Mindestens eine Liebesgeschichte hat dieser Roman auch zu bieten, ich muss aber sagen, dass ich froh war, dass diese Erzählstränge in diesem ersten Band nicht zu stark in den Vordergrund treten, da ich das Dystopie-Thema spannender finde.
    Den Erzählstil empfand ich durchgehend als sehr fesselnd, in einem lockeren Schreibstil und gleichzeitig zum Nachdenken anregend - es ist definitiv ein Buch, das den Leser nicht so leicht wieder loslässt.
    Einige Szenen, durch die die Grausamkeit, zu der Menschen in der Lage sind, wenn ein System wie dieses es zulässt, verdeutlicht wird, sind sehr heftig. Ahern setzt diesen düsteren Szenen jedoch auch viel Licht entgegen: erhebende Situationen, in denen Celestine über sich hinauswächst, und starke Frauenfiguren wie Celestines Mutter, die ihren ganz eigenen Weg findet, ihre Tochter zu unterstützen.
    Kurzum: Dieser Roman hat mich begeistert und die Wartezeit bis zum Erscheinen des zweiten Bandes wird für mich hart, sehr hart ...
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