Trashdisco im Trailerpark
Gefangene machen Julian Casablancas und sein musikalisches Projekt "The Voidz" keine und auch keine Zugeständnisse an den Publikumsgeschmack: häufige Tempo- und Melodiewechsel zwischen kakophonischem Elektro-Wummern, das manchmal an Nintendocore erinnert, im Hintergrund hin und wieder einen 1980er Jahre Beat, und Gitarrenbretter direkt aus dem Schwermetall-Lehrbuch vergangener Tage.
Es stampft und rumpelt gewaltig, elektronisch verzerrt, teilweise wie das akustische Pendant zu weißem Rauschen. Darüber liegt Casablancas' häufig ebenfalls verzerrte Stimme, die durch den Noise-Teppich mancher Stücke hindurch dann doch noch an eingängigere Strokes-Zeiten erinnert. Bei seiner Kollaboration mit den Voidz distanziert er sich trotzdem noch einmal von seinem Image als Indie-Posterboy; rein optisch haben Band und Sänger überhaupt nichts mit der alten New Yorker Coolness am Hut, stattdessen eher Trailerpark-Schick und Proll-Attitüde auch wenn vieles vermutlich nicht ganz ernst, irgendwie distanziert und ironisch gemeint ist und dann doch wieder mehr mit Coolness zu tun hat, als man zunächst denken könnte.
Obwohl die musikalische Durchmischung einiger Titel mindestens so gewagt ist wie Frisuren und Outfit der Band, ist "Tyranny" durchaus spannend, auch wenn ein Großteil der experimentellen Stücke früher oder später noch den Hartnäckigsten von der Tanzfläche verscheuchen wird. Doch darum geht es bei "Tyranny" auch gar nicht, sondern eher um die Lust am Experimentieren und Neukombinieren. Das kann manchmal beim Hören Spaß machen, wie beim Opener "Take Me in Your Army" oder dem Stück "Nintendo Blood" und ist manchmal eher anstrengend - was ja aber per se nichts Schlechtes sein muss.