Warm und weise – ein Lieblingsalbum
Über 10 Jahre hinweg hat Jessica Pilnäs diese CD mit ihren Jazz-Freunden eingespielt. Und doch ergibt sich ein stimmiges und – auf seine ruhige und stilsichere Art – begeisterndes Gesamtwerk.
Jessica Pilnäs entstammt dem Dunstkreis der schwedischen Jazzfamilie um Nils Landgren, der sie förderte und wohl auch forderte. Ihr Mann, der Gitarrist Johan Norberg, der einige der Songs auf »Bitter and Sweet« schrieb, ist ein enger Freund von Landgren. Und Nils singt und spielt natürlich auch auf drei Tracks mit. Ganz 'nebenbei' spielt auch Superdrummer Wolfgang Haffner mit. Die ACT-Familie ist hier in guter Zahl vertreten.
Auf »Bitter and Sweet« geht es um die schönen und schattigen Seiten der Liebe und des Lebens. Dafür wählt Jessica Pilnäs Songs aus, die sie covert wie z.B. »There Must be an Angel«, »Bridge over Troubled Water« oder »Don’t Explain«. Die Coverversionen sind jazzig – klar –, smooth und wunderschön arrangiert.
Das Geniale an der CD ist, wie sich die Eigenkompositionen – von Johan Norberg und von Jessica Pilnäs – und Coverversionen in der Gesamtkonzeption zusammenfinden. Der Titeltrack »Bitter and Sweet« ist beispielsweise ein richtiger Ohrwurm, die Texte klug und wortgewitzt, wie es sich für gute Jazzsongs gehört. Er steht den Klassikern auf diesem Album in nichts nach.
Wenn ich mich festlegen müsste, ist »Don’t Dream it’s over« mein absoluter Lieblingssong. Hier spielt Jan Robertsson Schlagzeug und »Now I'm walking again / to the beat of a drum« würde dank seines subtil-komplexen Off-Beats wohl zu einer tänzerischen Herausforderung…
Jessica Pilnäs hat eine schlichte und wunderbar warme Stimme, weniger 'mädchenhaft' als viele ihrer schwedischen Jazzkolleginnen. Daher kann sie die »bitteren« Nuancen ebenso glaubhaft vermitteln wie die »süßen«. Aber jetzt genug geschwärmt. Die Hörproben sind aufschlussreich genug, um sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen.
»Bitter and Sweet« ist eines meiner persönlichen Top-5-Alben (Platz 2 oder 3 würde ich sagen; Nr. 1 und 2 empfehle ich weiter unten) und auf seine leise Art ein Kracher.