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KlpB
Top 100 Rezensent
16. März 2023
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Referenzaufnahme
Sauber intoniertes, klangschönes, unforciertes, stilsicheres Quartettmusizieren, wie man es gar nicht so oft erlebt. Und Werke, die ihrem immer wieder durchscheinenden Maßstab Beethoven nicht auf dem Niveau eines Plagiats oder einer Imitation, sondern - das darf ohne Bedenken behauptet werden - auf Augenhöhe begegnen. Raff übernimmt nicht Beethovens Pathos, aber durchaus sein Klangspektrum, dankenswerterweise ohne die Höhenschärfen, und läßt sich von ihm und dem anderen Monument der Quartettkunst, Joseph Haydn, nichts vormachen. Der am meisten an Beethoven anklingende Satz, das Variationenadagio des Quartetts in e-Moll, stellt ohne Frage einen absichtlichen und geglückten Verbesserungsversuch von Beethovens "Dankgesang an die Gottheit" aus Opus 132 dar.
Raff schlägt in den hier vereinigten vier Werken "seriösere" Tonlagen an als sonst oft und schafft eine Werkgruppe, die es mit seinen Sinfonien aufnimmt.
Einen Sonderbonus verdient die cpo-Produktion durch die verständige Einführung von Matthias Wiegandt, der sich Jahre nach seiner teilweise noch Raff-skeptischen Dissertation zu einem umfassenden Kenner des Werks dieses zeitweise vergessenen Großen wandelte.