Joseph Haydn: Sämtliche Klaviertrios Vol.7
Sämtliche Klaviertrios Vol.7
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- Klaviertrios H 15 Nr. 34, 35, 38, 40 & f1
- Künstler: Trio 1790
- Label: CPO, DDD, 2002/03
- Erscheinungstermin: 9.2.2007
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Joseph Haydns Trios für ein Tasteninstrument, Violine
und Violoncello lassen sich chronologisch in drei
Gruppen einordnen: Eine erste Gruppe stammt aus den
späten 1750er bzw. frühen 1760er Jahren, eine weitere
datiert aus den 1780er Jahren, während die letzte
Gruppe Werke aus der Zeit der zweiten Londoner Reise
(1794 / 95) und danach umfasst. Insgesamt schrieb
Haydn rund 40 Trios für diese Besetzung. Die genaue
Zahl lässt sich nur schwer ermitteln, da sich bei den Werken
der ersten Gruppe durchweg die Frage nach der
Echtheit stellt, die nicht immer sicher zu beantworten ist.
Aber auch die Chronologie dieser frühen Werke wirft
Fragen auf. Von keinem der Trios dieser Gruppe hat
sich ein Autograph erhalten, außerdem finden sich in
Haydns eigenen Kompositionsverzeichnissen, dem
>Entwurfkatalog< (ab 1765 angelegt) und dem von seinem
Kopisten Johann Elßler zusammengestellten
>Haydn-Verzeichnis< (1805), keinerlei diesbezügliche
Eintragungen. Allerdings hat Haydn im Jahr 1803
gegenüber dem Verlag Breitkopf & Härtel seine Autorschaft
an den meisten dieser Stücke bestätigt. Gemäß
der vom Kölner Joseph Haydn-Institut herausgegebenen
Gesamtausgabe >Joseph Haydn Werke< umfasst die
Gruppe der frühen Trios ein knappes Dutzend Werke:
In Gruppe XV des Werkverzeichnisses von Anthony von
Hoboken trogen sie die Nummern 1, 2, 34-38, 40, 41,
C1, f1; hinzu kommen zwei verschollene, nur den lncipits
der einzelnen Sätze noch bekannte Trios (Hob.
XV: 33 und D1).
Die meisten der frühen Trios schrieb Haydn wohl Ende der 1750er Jahre. Seit seinem Ausscheiden aus dem Dienst als Chorknabe am Stephansdom 1749 infolge seines Stimmbruchs lebte er ohne feste Anstellung in Wien als freiberuflicher Musiker, verdiente tagsüber seinen Lebensunterhalt mit Unterrichten und Musizieren und vervollständigte nachts seine eigene Ausbildung.
In einem autobiographischen Brief bezeichnet Haydn diese Jahre wohl nicht zuletzt deswegen als "kumerhaft", weil er sich von Anfang an in Geldnöten befand. Zum Teil wird er diese Nöte auch durch den Verkauf eigener Kompositionen gelindert hoben. Erst noch und noch gelang es ihm, Kontakte zu adligen Häusern zu knüpfen. Karl Joseph Edler von Fürnberg verschaffte ihm schließlich 1757 einen Posten bei dem Grafen Ferdinand Maximilian Franz Morzin, und zwar >als Musikdirektor mit zweihundert Gulden Geholt, freyer Wohnung und Kost an der Offizianten-Tafel<, wie von Haydns frühem Biographen Georg August Griesinger zu erfahren ist. Möglicherweise entstanden einige von Haydns frühen Trios während seiner Dienstzeit bei Morzin, ob für die Aufführung bei Hofe oder für andere Gelegenheiten, ist allerdings ungewiss. Ende 1760 jedenfalls geht Haydns Zeit am gräflichen Hof zu Ende: >Der Graf verschwendete in kurzer Zeit sein ansehnliches Vermögen, er musste daher sein Orchester entlassen<, berichtet wiederum Griesinger. Haydn fand schon bald im Anschluss daran seine Lebensstellung am Fürstlich Esterhazyschen Hof.
Die Trios dieser Jahre haben stilistisch mit den späteren nur wenig gemein. Während die Trios, die Haydn von 1784 an als in ganz Europo berühmter und gefragter Komponist schrieb, grundsätzlich dem Typus der begleiteten Klaviersonate angehören, sind die frühen Werke eher als späte Ableger der barocken Triosonate zu verstehen. Dabei entsprechen das obere System des Cembalos, das selbstverständlich allein als Tasteninstrument für die frühen Trios in Frage kommt, und die Violinstimme den beiden Violinen der älteren Gattung. Meist wird das thematische Material in den Kopfsätzen zunächst vom Cembalo allein vorgetragen, ehe es von der Violine wiederholt wird. In dem Moment, da die Violine das Material exponiert, verzichtet Haydn nicht selten darauf, den Cembalopart auszuschreiben und zwingt dem Tasteninstrument so für einige Takte die alte Rolle des Generalbaßinstruments auf. Die Violine ist in diesen Trios also durchweg obligat behandelt.
Das Trio in E-Dur Hob. XV: 34 hat Haydn, wie auch die Trios Hob. XV: 35 und 38, im Alter als eigene Komposition anerkannt, als ihm von Breitkopf die Anfangsthemen der einzelnen Sätze vorgelegt wurden. Angesichts einer zeitlichen Distanz von über vierzig Jahren zu diesen Kompositionen will das nicht unbedingt viel besagen. Die Authentizität des E-Dur-Trios wird jedoch durch eine Abschrift untermauert, die von einem mit Haydn in engem Kontakt stehenden Kopisten, dem sogenannten >Fürnberg-Kopisten<, stammt. In dieser heute in Kremsier aufbewahrten Abschrift ist das Werk als >Partitta / Per il ClaviCembalo / con violino / ö /Basso / Del Sig. re Giuseppe Haydn< überliefert. Nicht zuletzt spricht der Stil des Trios für den jungen Haydn als Autor. Dass seine drei Sätze - Allegro moderato, Minuet, Finale (Presto) - in derselben Tonort stehen, und an zweiter Stelle im Satzgefüge statt eines langsamen Satzes ein stilisierter Tanzsatz erscheint, verrät die Nähe zur Suite. Dieses Satzschema verwendet Haydn aber nicht nur hier, sondern in der Mehrzahl seiner frühen Trios, unter anderem in den vier übrigen Werken dieser Einspielung. Was die Werke darüber hinaus verbindet, ist die rudimentäre Sonatensatzform der Kopfsätze, in denen sich die Form noch nicht durch gezielte motivisch-thematische Prozesse ergibt, sondern eher aus der lockeren Addition kleinerer Abschnitte. die nur selten ausgeprägtes Profil besitzen. Das Hauptthema des E-Dur-Trios ist ein gutes Beispiel für die typisch >vorklassische<, floskelhafte Gestaltung des Materials
: Die viertaktige Phrase setzt sich fast ganz aus ausgezierten Vorhaltsfiguren zusammen, was ihr zwar einen inneren Zusammenhang, aber nicht allzuviel Dynamik verleiht. Bei der Wiederkehr zu Beginn der >Reprise< variiert Haydn immerhin den Rhythmus im ersten Takt des Themas ein wenig und versetzt es, als das Cembalo es von der Violine übernimmt, kurzzeitig noch e-Moll. In e-Moll steht auch der ganz von einem synkopierten Motiv geprägte Trio-Teil des Menuetts, der vielleicht bemerkenswerteste Abschnitt des gesamten Trios. Ein Finale im 3 / 8-Takt in dreiteiliger Da-Capo-Form, wieder. um mit einem in e-Moll stehenden Mittelteil, beschließt das Werk.
Nach Christian Friedrich Daniel Schubert (>Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst<, 1784 / 85} drückt die Tonort f-Moll >tiefe Schwermuth, Leichenklage, Jammergeächz, und grabverlangende Sehnsucht aus. In Haydns einzigem Klaviertrio in dieser Tonort (Hob. XV: f 1 ) ist hiervon nicht viel zu spüren. Zwar gibt sich der erste Satz zunächst ein wenig ernst, was vor allem mit der Gestalt seines stilistisch altertümelnden Hauptthemas zu tun hat. Spätestens beim Eintritt des Seitengedankens in der Durparallele As-Dur mit seinen kecken Zweiunddreißigstel-Läufen in der Violine ist jedoch der Ernst des Beginns vergessen. Den Eintritt der parallelen Durtonart arbeitet Haydn sogar nachdrücklich durch eine vorausgehende punktierte Unisono-Passage und eine Generalpause heraus - eine Ausnahme bei den frühen Trios. Etwas unnahbar wirkt das in f-Moll stehende Menuett, geradezu grotesk ober sein die Grundtonort des Werks aufrechterhaltendes Trio. in dem die Violine die immer gleiche rhyhmische Figur aus vier Sechszehntelnoten (mit und ohne Auftakt) und nachfolgender Viertelnote zu spielen hat. lm abschließenden Allegro verwendet Haydn abermals Materiol, das seine stilistische Herkunft aus der Musik der 1740er / 1750er Jahre kaum verleugnen kann. Wenngleich dieses Werk nicht zu denen zählt, die von Haydn im Alter zu seinen eigenen Kompositionen gerechnet wurden, so ist die Zuschreibung an ihn durch eine Abschrift aus Kremsier, die wiederum vom sogenannten >Fürnberg-Kopisten< stammt, hinreichend beglaubigt. Wie das Trio in E-Dur wurde auch das in f-Moll von diesem Kopisten mit >Partitta< überschrieben.
Das Trio in A-Dur Hob. XV: 35 wird von einem mit 145 Takten ungewöhnlich langen Kopfsatz im Tempo Allegretto eingeleitet. Haydn überschrieb ihn mit >Capriccio<, einer Bezeichnung, die bei ihm immer auf etwas Besonderes hinweist. Allerdings sind es keine formalen oder harmonischen Besonderheiten, die den Hörer in diesem Satz erwarten. Insofern versteht Haydn den Begriff anders als etwa Johann Mattheson, der das Capriccio in >Der vollkommene Capellmeister< (1739) zu den Fantasien rechnet und von ihm sagt, es ohne das Stegreifspiel nach und halte >so wenig Schrancken und Ordnung, dass man [es] schwerlich mit einem andern allgemeinen Nahmen, als guter Einfälle belegen kann.< Haydns Allegretto hält sich von den Überraschungseffekten und starken Kontrasten einer quasi improvisierten Fantasie denkbar fern. Mit >Capriccio< dürfte Haydn vielmehr auf die virtuose Geste und das beinahe mechanizistische, an die Toccata erinnernde Passagenwerk zielen, das weite Strecken des Satzes bestimmt. lm entsprechenden Artikel des >Musikalischen Lexikons< (1802) von Heinrich Christoph Koch kommt unter anderem diese Bedeutungsebene des Begriffs >Capriccio< zur Sprache. Schon die um den Ton a kreisenden Sechzehntelfiguren des zu Beginn vom Cembalo vorgetragenen >Themas< leben einzig von ihrem (altertümlich anmutenden) Bewegungsimpuls, nicht von melodischer Prägnanz. Die hat dagegen das Hauptthema des vitalen Finalsatzes vorzuweisen. Es wird sowohl am Anfang des Satzes als auch in >Durchführung< und >Reprise< von der Oberstimme des Cembalos und der Violine in Engführung imitierend vorgetragen. Dieses Trio ist u. a. in einer aus Haydns Nachlaß stammenden Kopie überliefert, wodurch seine Echtheit belegt wird. Hier wie auch in anderen erhaltenen Abschriften is| die Bezeichnung >Capriccio< vom ersten Satz auf das gesamte Trio übergegangen.
Das Trio B-Dur Hob. XV: 38 ist in den unter Haydns Namen überlieferten Abschriften mit >Divertimento<, >Concerto< oder auch >Trio< bezeichnet, im Katalog der vom Verlag Breitkopf vertriebenen handschriftlichen Musikalien (Supplement 1769) hingegen als >Terzetto<. An seiner Zuschreibung an Haydn dürfte allein aus stilistischen Gründen kein Zweifel bestehen, selbst wenn Haydn das Trio im Alter nicht als eigene Komposition bestätigt hätte. Wenngleich das Werk in mehreren Quellen auch ohne eine Stimme für tiefes Streichinstrument überliefert ist, steht die Besetzung mit Violoncello zuzüglich zu Cembalo und Violine nicht in Frage. Mit seinem sorgfältig gearbeiteten ersten Satz und dem spritzigen Menuett, das ein prägnantes Trio in g-Moll umschließt, gehört das B-Dur-Trio sicherlich zu den eingängigsten der frühen Werke Haydns. Bemerkenswert spielerisch geht Haydn mit der Sonatenform im Presto- Finale um: Er arbeitet hier auf engstem Raum mit kleinen Motiven, Wiederholungen und Varianten, und eine >Reprise< lässt sich kaum lokalisieren.
Rudimentär ist freilich auch die Sonatenform des etwas behäbig wirkenden ersten Satzes aus dem Trio F-Dur Hob. XV: 40 ausgebildet, wie am Fehlen eines eindeutig definierten Seitenthemas ebenso ablesbar ist wie an der Vermischung von Durchführungs-- und Reprisenelementen im zweiten Satzteil. An der Stelle, wo man eigentlich die Wiederkehr des Hauptthemas in der Grundtonort erwarten würde, erscheint es für einen kurzen melancholischen Moment in die gleichnamige Molltonart, also nach f-Moll, versetzt. Auf ein gemütliches Menuett mit einem Trio in d-Moll folgt ein Allegro- Finale, in dem das Werk endlich Fahrt aufnimmt. Überliefert ist dieses Trio auch in einer Bearbeitung als Konzert für Klavier (oder Orgel) und Streicher (Hob. XVlll: Z), wobei es fraglich ist, ob Haydn selbst der Bearbeiter war. Das Menuett ist in dieser Fassung durch einen Adagio-Satz ersetzt.
Andreas Friesenhagen
Early Trios by Joseph Haydn
Joseph Haydn’s piano trios rank together with his string quartets as the most important and characteristic genre within his chamber music. We have now reached Vol. 6 of our critically acclaimed complete recording featuring the Trio 1790 on historical instruments. Haydn probably composed the early Pianos Trios Hob. XV: 34, 35, 38, 40, and 41 recorded here at the end of the 1750s. It is assumed that he penned his early trios while serving as >>music director<< to Count Ferdinand Maximilian Franz Morizin. While the later trios in principle represent the type of the accompanied piano sonata, the early works are to be understood more as late offshoots of the baroque trio sonata. The theme is usually initially presented by the harpsichord alone in the first movements before being repeated by the violin. >>Entertaining, exciting chamber performances on the highest level<< are in store for you! (klassik. com 11 / 04 of Vol. 4)
Die meisten der frühen Trios schrieb Haydn wohl Ende der 1750er Jahre. Seit seinem Ausscheiden aus dem Dienst als Chorknabe am Stephansdom 1749 infolge seines Stimmbruchs lebte er ohne feste Anstellung in Wien als freiberuflicher Musiker, verdiente tagsüber seinen Lebensunterhalt mit Unterrichten und Musizieren und vervollständigte nachts seine eigene Ausbildung.
In einem autobiographischen Brief bezeichnet Haydn diese Jahre wohl nicht zuletzt deswegen als "kumerhaft", weil er sich von Anfang an in Geldnöten befand. Zum Teil wird er diese Nöte auch durch den Verkauf eigener Kompositionen gelindert hoben. Erst noch und noch gelang es ihm, Kontakte zu adligen Häusern zu knüpfen. Karl Joseph Edler von Fürnberg verschaffte ihm schließlich 1757 einen Posten bei dem Grafen Ferdinand Maximilian Franz Morzin, und zwar >als Musikdirektor mit zweihundert Gulden Geholt, freyer Wohnung und Kost an der Offizianten-Tafel<, wie von Haydns frühem Biographen Georg August Griesinger zu erfahren ist. Möglicherweise entstanden einige von Haydns frühen Trios während seiner Dienstzeit bei Morzin, ob für die Aufführung bei Hofe oder für andere Gelegenheiten, ist allerdings ungewiss. Ende 1760 jedenfalls geht Haydns Zeit am gräflichen Hof zu Ende: >Der Graf verschwendete in kurzer Zeit sein ansehnliches Vermögen, er musste daher sein Orchester entlassen<, berichtet wiederum Griesinger. Haydn fand schon bald im Anschluss daran seine Lebensstellung am Fürstlich Esterhazyschen Hof.
Die Trios dieser Jahre haben stilistisch mit den späteren nur wenig gemein. Während die Trios, die Haydn von 1784 an als in ganz Europo berühmter und gefragter Komponist schrieb, grundsätzlich dem Typus der begleiteten Klaviersonate angehören, sind die frühen Werke eher als späte Ableger der barocken Triosonate zu verstehen. Dabei entsprechen das obere System des Cembalos, das selbstverständlich allein als Tasteninstrument für die frühen Trios in Frage kommt, und die Violinstimme den beiden Violinen der älteren Gattung. Meist wird das thematische Material in den Kopfsätzen zunächst vom Cembalo allein vorgetragen, ehe es von der Violine wiederholt wird. In dem Moment, da die Violine das Material exponiert, verzichtet Haydn nicht selten darauf, den Cembalopart auszuschreiben und zwingt dem Tasteninstrument so für einige Takte die alte Rolle des Generalbaßinstruments auf. Die Violine ist in diesen Trios also durchweg obligat behandelt.
Das Trio in E-Dur Hob. XV: 34 hat Haydn, wie auch die Trios Hob. XV: 35 und 38, im Alter als eigene Komposition anerkannt, als ihm von Breitkopf die Anfangsthemen der einzelnen Sätze vorgelegt wurden. Angesichts einer zeitlichen Distanz von über vierzig Jahren zu diesen Kompositionen will das nicht unbedingt viel besagen. Die Authentizität des E-Dur-Trios wird jedoch durch eine Abschrift untermauert, die von einem mit Haydn in engem Kontakt stehenden Kopisten, dem sogenannten >Fürnberg-Kopisten<, stammt. In dieser heute in Kremsier aufbewahrten Abschrift ist das Werk als >Partitta / Per il ClaviCembalo / con violino / ö /Basso / Del Sig. re Giuseppe Haydn< überliefert. Nicht zuletzt spricht der Stil des Trios für den jungen Haydn als Autor. Dass seine drei Sätze - Allegro moderato, Minuet, Finale (Presto) - in derselben Tonort stehen, und an zweiter Stelle im Satzgefüge statt eines langsamen Satzes ein stilisierter Tanzsatz erscheint, verrät die Nähe zur Suite. Dieses Satzschema verwendet Haydn aber nicht nur hier, sondern in der Mehrzahl seiner frühen Trios, unter anderem in den vier übrigen Werken dieser Einspielung. Was die Werke darüber hinaus verbindet, ist die rudimentäre Sonatensatzform der Kopfsätze, in denen sich die Form noch nicht durch gezielte motivisch-thematische Prozesse ergibt, sondern eher aus der lockeren Addition kleinerer Abschnitte. die nur selten ausgeprägtes Profil besitzen. Das Hauptthema des E-Dur-Trios ist ein gutes Beispiel für die typisch >vorklassische<, floskelhafte Gestaltung des Materials
: Die viertaktige Phrase setzt sich fast ganz aus ausgezierten Vorhaltsfiguren zusammen, was ihr zwar einen inneren Zusammenhang, aber nicht allzuviel Dynamik verleiht. Bei der Wiederkehr zu Beginn der >Reprise< variiert Haydn immerhin den Rhythmus im ersten Takt des Themas ein wenig und versetzt es, als das Cembalo es von der Violine übernimmt, kurzzeitig noch e-Moll. In e-Moll steht auch der ganz von einem synkopierten Motiv geprägte Trio-Teil des Menuetts, der vielleicht bemerkenswerteste Abschnitt des gesamten Trios. Ein Finale im 3 / 8-Takt in dreiteiliger Da-Capo-Form, wieder. um mit einem in e-Moll stehenden Mittelteil, beschließt das Werk.
Nach Christian Friedrich Daniel Schubert (>Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst<, 1784 / 85} drückt die Tonort f-Moll >tiefe Schwermuth, Leichenklage, Jammergeächz, und grabverlangende Sehnsucht aus. In Haydns einzigem Klaviertrio in dieser Tonort (Hob. XV: f 1 ) ist hiervon nicht viel zu spüren. Zwar gibt sich der erste Satz zunächst ein wenig ernst, was vor allem mit der Gestalt seines stilistisch altertümelnden Hauptthemas zu tun hat. Spätestens beim Eintritt des Seitengedankens in der Durparallele As-Dur mit seinen kecken Zweiunddreißigstel-Läufen in der Violine ist jedoch der Ernst des Beginns vergessen. Den Eintritt der parallelen Durtonart arbeitet Haydn sogar nachdrücklich durch eine vorausgehende punktierte Unisono-Passage und eine Generalpause heraus - eine Ausnahme bei den frühen Trios. Etwas unnahbar wirkt das in f-Moll stehende Menuett, geradezu grotesk ober sein die Grundtonort des Werks aufrechterhaltendes Trio. in dem die Violine die immer gleiche rhyhmische Figur aus vier Sechszehntelnoten (mit und ohne Auftakt) und nachfolgender Viertelnote zu spielen hat. lm abschließenden Allegro verwendet Haydn abermals Materiol, das seine stilistische Herkunft aus der Musik der 1740er / 1750er Jahre kaum verleugnen kann. Wenngleich dieses Werk nicht zu denen zählt, die von Haydn im Alter zu seinen eigenen Kompositionen gerechnet wurden, so ist die Zuschreibung an ihn durch eine Abschrift aus Kremsier, die wiederum vom sogenannten >Fürnberg-Kopisten< stammt, hinreichend beglaubigt. Wie das Trio in E-Dur wurde auch das in f-Moll von diesem Kopisten mit >Partitta< überschrieben.
Das Trio in A-Dur Hob. XV: 35 wird von einem mit 145 Takten ungewöhnlich langen Kopfsatz im Tempo Allegretto eingeleitet. Haydn überschrieb ihn mit >Capriccio<, einer Bezeichnung, die bei ihm immer auf etwas Besonderes hinweist. Allerdings sind es keine formalen oder harmonischen Besonderheiten, die den Hörer in diesem Satz erwarten. Insofern versteht Haydn den Begriff anders als etwa Johann Mattheson, der das Capriccio in >Der vollkommene Capellmeister< (1739) zu den Fantasien rechnet und von ihm sagt, es ohne das Stegreifspiel nach und halte >so wenig Schrancken und Ordnung, dass man [es] schwerlich mit einem andern allgemeinen Nahmen, als guter Einfälle belegen kann.< Haydns Allegretto hält sich von den Überraschungseffekten und starken Kontrasten einer quasi improvisierten Fantasie denkbar fern. Mit >Capriccio< dürfte Haydn vielmehr auf die virtuose Geste und das beinahe mechanizistische, an die Toccata erinnernde Passagenwerk zielen, das weite Strecken des Satzes bestimmt. lm entsprechenden Artikel des >Musikalischen Lexikons< (1802) von Heinrich Christoph Koch kommt unter anderem diese Bedeutungsebene des Begriffs >Capriccio< zur Sprache. Schon die um den Ton a kreisenden Sechzehntelfiguren des zu Beginn vom Cembalo vorgetragenen >Themas< leben einzig von ihrem (altertümlich anmutenden) Bewegungsimpuls, nicht von melodischer Prägnanz. Die hat dagegen das Hauptthema des vitalen Finalsatzes vorzuweisen. Es wird sowohl am Anfang des Satzes als auch in >Durchführung< und >Reprise< von der Oberstimme des Cembalos und der Violine in Engführung imitierend vorgetragen. Dieses Trio ist u. a. in einer aus Haydns Nachlaß stammenden Kopie überliefert, wodurch seine Echtheit belegt wird. Hier wie auch in anderen erhaltenen Abschriften is| die Bezeichnung >Capriccio< vom ersten Satz auf das gesamte Trio übergegangen.
Das Trio B-Dur Hob. XV: 38 ist in den unter Haydns Namen überlieferten Abschriften mit >Divertimento<, >Concerto< oder auch >Trio< bezeichnet, im Katalog der vom Verlag Breitkopf vertriebenen handschriftlichen Musikalien (Supplement 1769) hingegen als >Terzetto<. An seiner Zuschreibung an Haydn dürfte allein aus stilistischen Gründen kein Zweifel bestehen, selbst wenn Haydn das Trio im Alter nicht als eigene Komposition bestätigt hätte. Wenngleich das Werk in mehreren Quellen auch ohne eine Stimme für tiefes Streichinstrument überliefert ist, steht die Besetzung mit Violoncello zuzüglich zu Cembalo und Violine nicht in Frage. Mit seinem sorgfältig gearbeiteten ersten Satz und dem spritzigen Menuett, das ein prägnantes Trio in g-Moll umschließt, gehört das B-Dur-Trio sicherlich zu den eingängigsten der frühen Werke Haydns. Bemerkenswert spielerisch geht Haydn mit der Sonatenform im Presto- Finale um: Er arbeitet hier auf engstem Raum mit kleinen Motiven, Wiederholungen und Varianten, und eine >Reprise< lässt sich kaum lokalisieren.
Rudimentär ist freilich auch die Sonatenform des etwas behäbig wirkenden ersten Satzes aus dem Trio F-Dur Hob. XV: 40 ausgebildet, wie am Fehlen eines eindeutig definierten Seitenthemas ebenso ablesbar ist wie an der Vermischung von Durchführungs-- und Reprisenelementen im zweiten Satzteil. An der Stelle, wo man eigentlich die Wiederkehr des Hauptthemas in der Grundtonort erwarten würde, erscheint es für einen kurzen melancholischen Moment in die gleichnamige Molltonart, also nach f-Moll, versetzt. Auf ein gemütliches Menuett mit einem Trio in d-Moll folgt ein Allegro- Finale, in dem das Werk endlich Fahrt aufnimmt. Überliefert ist dieses Trio auch in einer Bearbeitung als Konzert für Klavier (oder Orgel) und Streicher (Hob. XVlll: Z), wobei es fraglich ist, ob Haydn selbst der Bearbeiter war. Das Menuett ist in dieser Fassung durch einen Adagio-Satz ersetzt.
Andreas Friesenhagen
Product Information
Early Trios by Joseph Haydn
Joseph Haydn’s piano trios rank together with his string quartets as the most important and characteristic genre within his chamber music. We have now reached Vol. 6 of our critically acclaimed complete recording featuring the Trio 1790 on historical instruments. Haydn probably composed the early Pianos Trios Hob. XV: 34, 35, 38, 40, and 41 recorded here at the end of the 1750s. It is assumed that he penned his early trios while serving as >>music director<< to Count Ferdinand Maximilian Franz Morizin. While the later trios in principle represent the type of the accompanied piano sonata, the early works are to be understood more as late offshoots of the baroque trio sonata. The theme is usually initially presented by the harpsichord alone in the first movements before being repeated by the violin. >>Entertaining, exciting chamber performances on the highest level<< are in store for you! (klassik. com 11 / 04 of Vol. 4)
Rezensionen
Ensemble 06/07: "In dem vorliegenden 7.Volumen der Gesamteinspielung von Haydns Streichtrios überzeugt Trio 1790 mit feinsinnigem Esprit und einer gediegenen Klangfärbung. Klavier, Cello und Cembalo treten in einen ebenso zarten wie humorvollen Dialog. Leichtfüßig und doch erhaben - dieses Kunststück gelingt bei Haydn nicht jedem." Wetterauer Zeitung 09/07: "Perfekte Aufnahmetechnik vom Deutschlandfunk. Das Gesamteinspielergebnis der Haydnschen Klaviertrios hat Vorbildcharakter und überschreitet in historischer Musizierweise nahezu die Grenzen des machbar Erscheinenden."- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Trio für Violine, Violoncello und Hammerklavier E-Dur Hob. XV:34
- 1 1. Allegro moderato
- 2 2. Minuet
- 3 3. Finale: Presto
Trio für Violine, Violoncello und Hammerklavier f-moll Hob. XV:f1
- 4 1. Allegro moderato
- 5 2. Minuet
- 6 3. Finale: Allegro
Trio für Violine, Violoncello und Hammerklavier A-Dur Hob. XV:35
- 7 1. Capriccio: Allegretto
- 8 2. Menuet
- 9 3. Finale: Allegro
Trio für Violine, Violoncello und Hammerklavier B-Dur Hob. XV:38
- 10 1. Allegro moderato
- 11 2. Menuet
- 12 3. Finale: Presto
Trio für Violine, Violoncello und Hammerklavier F-Dur Hob. XV:40
- 13 1. Moderato
- 14 2. Menuet
- 15 3. Finale: Allegro molto
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