Gunnar Geisse: The Wannsee Recordings auf 2 CDs
The Wannsee Recordings
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
- Künstler:
- Gunnar Geisse (Laptop-Gitarre)
- Label:
- Neos
- Aufnahmejahr ca.:
- 2016/2017
- Artikelnummer:
- 8216752
- UPC/EAN:
- 4260063117206
- Erscheinungstermin:
- 18.5.2018
THE WANNSEE RECORDINGS
‹Life is complex, it's not just black-or-white, it's colored, beautiful and ugly and everything in between and something beyond. Colors we don't understand, colors we agree to and colors we deny exist. Because art may reflect and express that complexity of our human existence and condition, art is ambiguous by its nature, as is life.» (Gunnar Geisse)
Gunnar Geisses Faszination gilt in den vorliegenden Aufnahmen zum einen der Akzeptanz des flüchtigen Ist-Zustandes und seiner sich oftmals widersprechenden musikgestalterischen Anteile sowie der Wahrnehmung seiner Veränderung, die ja untrennbar mit der Zeit verbunden ist, sozusagen per se Form bildet, zum anderen aber auch der künstlerischen Möglichkeit, Kondition und Komplexität unserer ambiguen menschlichen Existenz auszudrücken und zu reflektieren, hier insbesondere Transformationsprozessen klanglicher, struktureller und formaler Natur, also der Ästhetik zeitbedingter Veränderungen, denen alles Lebendige unterliegt – geradezu die Domäne der Musik.
Geisse entwickelte ein Instrument, das er laptop guitar nennt, eine Erweiterung seines ehemaligen Hauptinstruments, der E-Gitarre um den Computer, die es ihm ermöglicht, das analoge Spiel auf digitaler Ebene fortzusetzen. Neben dem »signal processing« nutzt er hier vor allem, basierend auf den spektralen Eigenschaften des Ausgangssignals, die Software gestützte Realtime-Konvertierung von Audio- in MIDI-Daten zur Steuerung von virtuellen Instrumenten und Sampler. Dabei ist es unerheblich, welche Art von Audiosignal als Quelle dient: Das kann die E-Gitarre, kann Sprache, können Geräusche sein, ja selbst Musik in andere Musik zu »übersetzen«, ist auf diese Weise realisierbar.
Nach einer schweren Handverletzung durch einen Kletterunfall Anfang der 1990er-Jahre widmete Geisse sich verstärkt dem Komponieren und wandte sich infolge der Elektronik zu. Es reifte in ihm der Wunsch, den Laptop als Meta-Instrument zu begreifen, mit dem die unterschiedlichsten virtuellen Instrumente gedacht, gebaut und tatsächlich gespielt werden können. Mit der erneuten Integration der E-Gitarre in dieses Setup schloss sich nun für ihn der Kreis.
Als maßgebliche Einflüsse auf diese langjährige Entwicklung benennt Geisse drei beispielhafte Quellen aus der Kunst: die Date Paintings aus der Today Serie von On Kawara, die inszenierte Fotografie von Jeff Wall (in Anlehnung nennt Geisse Samples auch gerne »akustische Fotografien«) und die von Robert Rauschenberg oft selbst erzählte hochsymbolische Geschichte der Begegnung mit Willem de Kooning, die zur Entstehung seines Bildes Erased de Kooning Drawing führte.
‹So I thought the only way to do it is like with an erasure. When I just erased my own drawings, it wasn't art yet. And so I thought ›Aha, it has to be art‹. And Bill de Kooning was the best known acceptable American artist that could be indisputably considered art … And so, I bought a bottle of Jack Daniels, and hoped that he wouldn't be home when I knocked on his door. And he was home. And we sat down with the Jack Daniels, and I told him what my project was; he understood it. And he said, ›OK. I don't like it, but I'm going to go along with it because I understand the idea.‹ He went through one portfolio, and he said, ›No. It'll have to be something that I'll miss.‹ … And then he went through a second portfolio … and then he said, ›I'm gonna make it so hard for you to erase this.‹ And he had a third portfolio that had crayon, pencil, charcoal and – and it took me about a month, and I don't know how many erasers to do it … It's not a negation, it's a celebration. It's just the idea!« / ‹Vandalism is the other alternative» / ‹And for you?« / ‹It's poetry.» (Robert Rauschenberg)
Heute nutzt Gunnar Geisse den Rechner sowohl als Improvisations-Instrument als auch als Produktionswerkzeug in mittlerweile weit über 20 Hörspielen für den BR, WDR, SWR, NDR, ORF und für DLR Kultur, in Auftragswerken für die musica viva, die Münchner Opernfestspiele, die Münchener Biennale und die Donaueschinger Musiktage, bei der er die Realtime-Übersetzungen von Sprache in Musik für das Stück Hotel zur Ewigen Lampe von Michael Lentz entwickelte und komponierte. Eine Echtzeit-Manipulation des Klangs von Chor und Orchester (Württembergischer Kammerchor und Philharmonie) verwendete Geisse bei Gregor Hübners De profundis, einem Auftragswerk der Internationalen Bachakademie Stuttgart, angelehnt an die Missa sacra von Robert Schumann. Als Interpretations-Instrument setzte er den Rechner zuletzt am Theater in Erfurt in elektronischen Versionen von Auszügen aus der h-Moll Messe und der Johannespassion von Bach ein. Aktuell arbeitet er an einer elektronischen Transformation des Streichquartetts von Debussy mit Musikern der Münchner Philharmoniker.
Neben seiner Tätigkeit als E-Gitarrist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, im Radio-Sinfonieorchester des SWR, im Orchester der Bayerischen Staatsoper, im Staatsorchester Stuttgart, im Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz sowie bei der Broadway Musical Company New York, in denen er – neben Opern, Operetten und Musicals – Werke der Neuen Musik, von Helmut Lachenmann und Hans Werner Henze über Dieter Schnebel und Friedrich Cerha bis Gérard Grisey und James Tenney spielte, brachte ihn seine Liebe zur improvisierten und experimentellen Musik zu Kooperationen mit Eivind Aarset, Richard Barrett, Jaap Blonk, Peter Brötzmann, Marc Ducret, eRikm, Vinko Globokar, Barry Guy, Joëlle Léandre, George Lewis, Phil Minton, David Moss, Olga Neuwirth, Lauren Newton, Phill Niblock, Evan Parker, William Parker, John Russell, Giancarlo Schiaffini, Elliott Sharp, Mike Svoboda, Gary Thomas und Michael Wertmüller.
Disk 1 von 2 (CD)
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1 VII.4 [10100111_A7_*167] (für elektrische Gitarre, Bläser, Perkussion, Pauke und Celesta)
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2 V.1 [1011000_58_*88] (für elektrische Gitarre und verzerrte Gitarre)
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3 I.1 [11_3_*3] (für elektrische Gitarre und elektronisches Schlagzeug)
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4 I.2 [101!_B_*11] (für elektrische Gitarre und Klavier)
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5 III.2 [11001!_33_*51] (für elektrische Gitarre und Klavier)
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6 V.3 [1100110_66_*102] (für verzerrte Gitarre, Chor, Orchester, Perkussion, Pauke, Vibraphon, Celesta und Klavier)
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7 VI.1-3 [1110001-1110010-1110011_71-72-73_*113-114-115] (für Klavier, Streicher und Orchester)
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8 II.4+V.4 [100100+1100111_24+67_*36+*103] (für elektrische Gitarre, Saxophon, Schlagzeug, Posaune, Holzbläser, ...)
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9 VII.3 [10100101_A5_*165] (für Posaune, elektrische Gitarre, Geräusche und Chor)
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10 VII.6 [10101011_AB_*171] (für Feldaufnahmen, elektrische Gitarre und Geräusche)
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11 II.3 [10000!_21_*33] (für verzerrte Gitarre, elektrische Gitarre, elektronischen Bass und elektronisches Schlagzeug)
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12 V.2 [1011111_5F_*95] (für elektrische Gitarre)
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13 I.4 [111!_F_*15] (für elektrische Gitarre, präparierte Gitarre und verzerrte Gitarre)
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14 VII.9 [10101111_AF_*175] (für Orgel)
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15 IV.4 [1010110_56_*86] (für Charango und Streicher)
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16 VII.1 [10011111_9F_*159] (für Stahlsaitengitarre, Klavier, Streicher, Schlagzeug, Vibraphon und Holzbläser)
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17 I.3 [1101_D_*13] (für elektrisches Klavier, Chor, elektronisches Schlagzeug, Klavier, Streicher, Perkussion und Celesta)
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18 IV.1 [1001101_4D_*77] (für Blechbläser, Holzbläser und Vibraphon)
Disk 2 von 2 (CD)
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1 II.2 [100000_20_*32] (für verzerrte Gitarre, Vibraphon, Klavier, Blechbläser, Holzbläser, elektronischen Bass, ...)
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2 VI.5 [11111100_7C_*124] (für elektron. Gitarre, elektr. Klavier, elektron. Bass, elektron. Schlagzeug und verz. Gitarre)
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3 II.5 [1010!!_2B_*43] (für Klavier, elektronisches Schlagzeug und elektrisches Klavier)
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4 VII.8 [10101101_AD_*173] (für Dombra und Synthesizer)
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5 VII.2 [10100100_A4_*164] (für Stahlsaitengitarre, präpariertes Klavier, Schlagzeug und elektrisches Klavier)
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6 VII.5 [10101000_A8_*168] (für Cembalo, Gitarre, Marimba, Xylophon, Vibraphon, Glockenspiel, Klavier, Perkussion, ...)
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7 III.3 [1000101_45_*69] (für Streicher, Kontrabass, Tabla, Klavier, Vibraphon, Holzbläser, Blechbläser, Perkussion, ...)
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8 VI.4 [1111011_7B_*123] (für Schlagzeug, Kontrabass, Saxophon und Vibraphon)
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9 VII.10 [10110001_B1_*177] (für Oud, Ney, Shakuhachi, gedämpfte Trompeten, Mandoline, Kontrabass, elektrische Orgel, ...)
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10 VII.7 [10101100_AC_*172] (für Shamisen, Stahlsaitengitarre, Cembalo, Gitarre und Glockenspiel)
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11 VII.12 [10110011_B3_*179] (für Gitarre, Flöte, Oboe, Klarinette, Altsaxophon, Holzbläser, Vibraphon, Streicher, ...)
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12 II.1 [11010_1A_*26] (für elektrische Gitarre, präparierte Gitarre, Holzbläser, Blechbläser, Perkussion, Pauke, ...)
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13 IV.2 [1001111_4F_*79] (für elektrisches Klavier, Klavier und elektronisches Schlagzeug)
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14 III.2a [110011_33_*51] (für elektrische Gitarre und Klavier)
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15 III.1 [101111_2F_*47] (für Holzbläser, Vibraphon, Schlagzeug, Kontrabass, verzerrte Gitarre, Saxophon, Posaune, ...)
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16 IV.3 [1010101_55_*85] (für Charango und präparierte Gitarre)