5 von 5
Theodoro
10. Februar 2017
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Authentisch und nah
Die inzwischen dritte Einspielung der 14. Sinfonie erscheint mir die am besten den Intentionen Petterssons folgende. Sie ist in vielen Passagen langsamer als unter den Dirigaten von Comissiona und Arnell und so deutlich näher an der Partitur, Pettersson selbst schreibt eine Aufführungsdauer von 52 Minuten vor, die bei Comissiona und Arnell um 5 Minuten unterboten wurden, was bei Werken Petterssons sonst eher umgekehrt der Fall ist. Diese 14. Sinfonie nimmt eine gewisse Sonderstellung in Petterssons Oeuvre ein, sie erscheint in vielen Passagen weitaus weniger subjektiv und bohrend sondern strahlt eine gewisse Absolutheit und Objektivität ab. Lindberg spürt alle Facetten des Werkes sehr gut auf sodaß der Hörer am Ende wie so oft eine merkwürdige Faszination durchlebt haben wird. Ein so ungewöhnliches C-Dur hat man wohl selten gehört.
Die beiliegende DVD enthält 2 Stunden Film aus der Werkstatt Peter Berggrens, der in den Jahren 1973 - 1980 immer wieder Filmaufnahmen gemacht und Interviews mit Pettersson geführt hat. Sein Film "Vox Humana" über Allan Pettersson lief in den letzten 30 Jahren gelegentlich auf Arte und die hier vorliegende Fassung komplettiert anscheinend die von BIS schon auf den Aufnahmen der 9. sowie der CD mit den Sinfonien 4 & 16 hinzugefügten Filmeditionen. Wer noch nichts über Allan Petterssons Persönlichkeit weiß wird eventuell zunächst erschrecken, aber so kantig wie seine Musik erscheint er auch in den Filmen, zumal von Krankheit gezeichnet.
Jedem an der Musik des 20. Jahrhunderts Interessierten kann ich diese CD mit DVD nur empfehlen. Die Werke Petterssons stehen in ihrer Unbeugsamkeit und Fülle (16 Sinfonien und ein einstündiges Violinkonzert Nr. 2) als großer zu erklimmender Berg vor dem Hörer. Keine Musik aus der Zeit ist vergleichbar mit Petterssons symphonischem Stil, einzig Schostakowitsch und Karl Amadeus Hartmann finden sich derart auf Augenhöhe und sind doch völlig anders. Von mir gibt es 5 Sterne für diese Aufnahme.
Markus Brylka