5 von 5
montesacro
29. Juni 2020
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Noch ein Orchestererzieher aus der alten Welt
Die Veröffentlichung des Steinbergschen Beethoven-Zyklus auf DG ist für mich eine der erfreulichen Überraschungen des Beethoven Jubiläumsjahres. Zwar weniger bekannt, weil wohl seinerzeit weniger gut vermarketet, gehört William Steinberg zu den wichtigen Orchestererziehern aus der alten Welt, die in Amerika ein exzellentes Ensemble geformt haben.
Fritz Reiner, der Steinbergs Vorgänger in Pittsburgh war, Toscanini und George Szell seien in dieser Reihe hier exemplarisch genannt.
Die Qualität dieser Einspielung liegt in der ausgezeichneten Durchhörbarkeit der Instrumentengruppen. In zahlreichen Sätzen der Beethoven-Symphonien kommt gerade den Holzbläsern die Rolle zu, besonders lyrische Passagen herauszustellen (als Beispiel seien der langsame Satz der zweiten Symphonie genannt, oder die Introduktion der siebten). Es wird einem schnell klar,
dass dies einerseits vom Dirigenten so gewollt war, dann aber auch vom Aufnahmeteam gut umgesetzt wurde.
Steinberg wählt fast durchweg straffe Tempi und vermeidet jegliche Romantisierung in Beethovens Symphonik.
Der Orchesterklang des Pittsburgh Symphony Orchestra ist reicher und nicht so gewollt "trocken" wie in den Aufnahmen Toscaninis (NBC Symphony) und Szells (Cleveland). Selbst wenn Steinberg beiden sicherlich in der Werkauffassung nahe stand, sucht er eine stärkere individuelle Aufschlüsselung der Orchesterstimmen, worin er wiederum Klemperer nahe steht, bei dem er im Vorkriegs-Deutschland Assistent war.
Insgesamt halte ich diese Aufnahmen anderen Einspielungen, die um die selbe Zeit erschienen, klangtechnisch überlegen.
Selbst wenn mir die Aufnahmen durchweg gefallen, möchte ich die der Zweiten, der Eroica, der Achten, and dann auch der Pastorale besonders herausstellen. Bei der Neunten muss ich vor allem Abstriche wegen des wenig idiomatischen Solistenquartetts machen.