Elsa Barraine: Symphonien Nr. 1 & 2 auf CD

Engagierte Kämpferin für Politik und Musik

Prix-de-Rome-Preisträgerin, Konservatoriumsprofessorin, politische Aktivistin: Das Leben der Komponistin Elsa Barraine (1910-1999) ist so spannend und vielfältig wie ihre Musik. Dieser engagierten Stimme der französischen Musikgeschichte den Raum zu geben, den sie verdient, haben sich das Orchestre National de France und sein Musikdirektor Cristian Măcelaru zur Aufgabe gemacht. Ihr neues Album präsentiert sinfonische Meisterwerke von Elsa Barraine: eine Kämpferin nicht nur für die Kunst, die ihre Ausbildung an der Seite Olivier Messiaens absolvierte und als Mitbegründerin der „Front national des musiciens“ aktiven Widerstand gegen die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs leistete. Barraines politisches Engagement spiegelt sich auch in den eingespielten Werken wider. Auf die frühe, noch während ihres Stipendien-Aufenthalts in Italien komponierte 1. Sinfonie folgte 1938 mit der 2. Sinfonie ein Stück von beeindruckender Energie, dessen Beiname Voïna (russisch für „Krieg“) einer Kampfansage gleicht. Als Hommage an die 1945 erlangte Unabhängigkeit Vietnams enthält der Zyklus Song-Koï (Le Fleuve rouge) ein sinfonisches Porträt des Roten Flusses und erzählt von den geografischen und kulturellen Stationen, die er auf seinem Weg durch das zuvor französisch kolonialisierte Land passiert. Dass sich Elsa Barraine, die als Tochter eines jüdischen Vaters während der Nazi-Zeit selbst einer verfolgten Minderheit angehörte, mit ihrer Musik auch für die Kultur der Sinti und Roma einsetzte, zeigt am Schluss dieses entdeckungsreichen Albums das 1959 entstandene Tongemälde Les Tziganes.